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I N HA LT In Rheinland-Pfalz ist der Weinbau eine dominierende Branche. Das wird schon an den scheinbar endlosen Weinbergen deutlich, die das Bundesland zur größten Erzeugerregion Deutschlands machen. Zusammen mit dem Saarland sind hier aber auch eine Reihe von Betrieben heimisch, die weit über die Landesgrenzen hinaus eine wichtige Rolle im deutschen Einzelhandel spielen.

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FLEISCHWAREN UND MOLKEREIPRODUKTE

Arla Hochwald Simon Fleisch

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AGRARPRODUKTE UND SÜSSWAREN Pfalzmarkt Wasgau Wawi

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F O T O : C P N / F O T O L I A ; K A R T E : A R TA L I S / S H U T T E R S T O C K , L E B E N S M I T T E L Z E I T U N G G R A F I K

WEIN Deutsches Weintor Gebrüder Andres Herres

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GETRÄNKE C-House Karlsberg Rabenhorst

Trump verunsichert die Branche Trier. Exportorientierte Hersteller in Rheinland-Pfalz sind durch die Präsidentschaft von Donald Trump verunsichert. Das zeigt eine Befragung der Industrie- und Handelskammern. Danach rechnet knapp jedes vierte Unternehmen, das Geschäftsbeziehungen mit den USA unterhält, mittelfristig mit einem Rückgang der Exporte in die USA. Auch bei den Investitionsausgaben rheinland-pfälzischer Unternehmen sind Verschiebungen nicht ausgeschlossen, sollte Trump die von ihm angekündigte Wirtschaftspolitik in die Praxis umsetzen. „Natürlich gilt es zunächst weiter abzuwarten, ob und wie die neue US-Administration ihre wirt-

Ausblick: Angetrieben von einer neuen Winzergeneration haben die Weinbaubetriebe an Rhein und Nahe, Aar und Mosel auch internationale Anerkennung erlangt.

Der Handel – ein guter Freund Beide Seiten sollen profitieren - Klassiker behalten ihren Reiz – Hersteller stellen Weichen für die Zukunft | Heike Balzer

FOTO: SHUTTERSTOCK

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Containerhafen: Fertig für die Verschiffung.

schaftspolitischen Ankündigungen in den kommenden Wochen und Monaten wahr macht“, so Arne Rössel, Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. „Dementsprechend gehen aktuell drei Viertel der Unternehmen davon aus, dass ihre bestehenden Geschäftsbeziehungen in die USA durch die neue Administration nicht belastet werden.“ Während die Exporterwartungen der Hersteller für das laufende Jahr insgesamt positiv ausfallen, tragen die Erwartungen an den mittelfristigen Export in die USA ein negatives Vorzeichen. Von Januar bis November 2016 wurden Waren im Wert von rund 4,16 Mrd. Euro von Rheinland-Pfalz in die USA ausgeführt, die damit der zweitwichtigste Exportmarkt für die rheinland-pfälzische Wirtschaft sind. lz 20-17

heinland-Pfalz ist das siebt- schäft jenseits Europas. Die Winzergegrößte Bundesland. Rund vier nossenschaft Deutsches Weintor etwa Millionen Menschen bewoh- ist in USA, Kanada, Asien und Osteunen eine Fläche von 19 854 Quadrat- ropa präsent, mit wachsendem Absatz. kilometern. Im Süden grenzt Rhein- Das gilt auch für den Anbieter von land-Pfalz an das Saarland, das laut klassischen und innovativen Getränken einer Studie der Bertelsmann Stiftung in den Segmenten Sekt, Perlwein, aus dem Jahr 2015 bis zum Jahr 2030 Cocktails, Premixes und alkoholfreie um 78 000 Einwohner schrumpfen Getränke, die Herres Gruppe Internasoll, bei 995 597 Bürgern, laut Statis- tional Peter Herres Wein- und Sektkeltik 2016. Es ist mit 2 570 Quadratki- lerei GmbH, Trier. lometern auch das kleinste FlächenAlle Kategorien sind von einer land. Nur die Stadtstaaten Hamburg, starken Internationalisierung geprägt: Bremen und Berlin sind kleiner als Bei dem Milchveredler Hochwald das Mini-Land. Beide Bundesländer Foods liegt die Exportquote bei etwa profitieren nicht nur vom Tourismus 46 Prozent, der Safthersteller Haus – die saarländische Tourismusbran- Rabenhorst führt seine anhaltend guche beispielsweise hat im Jahr 2016 te Entwicklung in 2016 auch auf intererstmalig die Millionen-Marke bei nationale Konsumenten zurück: Neden Besuchern geknackt, das waren ben den Zuwächsen in Europa war es 3,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. besonders das Geschäft in Asien, dort In Rheinlandspeziell in Südkorea, Pfalz und dem „Entscheidend für den Handel das zum GesamterSaarland sind folg beigetragen hat. ist, dass er eine hohe zahlreiche UnterDer Pirmasenser SüßWertschöpfung hat.“ nehmen der Lewarenhersteller Wawi bensmittelindushat im Ergebnis beFrank Jentzer, Kaufmännischer Vorstand Deutsches Weintor trie ansässig, mit sonders von seinen internationalem Auslandstöchtern Gewicht. Beispielsweise Arla Foods. profitiert, die etwa 40 Prozent zum Für das Unternehmen ist das Exportge- Umsatz beitragen. schäft von strategischer Bedeutung. „Mit unserer klar auf Ertrag ausgeNeben den europäischen Kernmärkten richteten Unternehmensstrategie werden China, Südostasien, die Region werden wir weiteren nachhaltigen ErMENA und Lateinamerika mit haltba- folg auf regionaler, nationaler und inren Milchprodukten aus Rheinland- ternationaler Ebene haben“, fasst Pfalz beliefert. Am Standort Pronsfeld, Christian Weber, Chef der Karlsberg weltweit größter Arla-Produktions- Brauerei zusammen. Den Fokus legt standort, wurden 2016 insgesamt 1,55 auch die Brauerei weiter auf das marMrd. Kilogramm Milch verarbeitet. genstarke Markengeschäft im In- und Auch bei den Wein- und Sektprodu- Ausland. Das Discountgeschäft wurde zenten – Rheinland-Pfalz ist bekannt drastisch reduziert. Was die Hersteller eint, ist ein neuer für seinen Weinanbau in den sechs Weinregionen – prosperiert das Ge- Umgang mit dem Handel: Verständnis

Eng verbunden: Die Unternehmen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland bilden eine starke Wirtschaftsunion.

und mehr Partnerschaft sind angesagt. Etwa bei Deutsches Weintor, die größte Pfälzer Winzergenossenschaft, die zum sechsten Mal in Folge den Weißwein des Jahres im LEH produziert, gilt: „Entscheidend für den Handel ist, dass er eine hohe Wertschöpfung hat – die hat er bei uns.“ Herres kreiert maßgeschneiderte Vermarktungskonzepte und entwickelt neue Produkte nach Kundenwunsch. Ergebnis sei eine nachhaltige Wertschöpfung für beide Seiten. „Ziel ist es, unseren Handelskunden einen Innovations- und Wettbewerbsvorsprung zu bieten, sowie dem Endverbraucher stets neue Genusswelten“, so Geschäftsführer Marc Herres. Auch wenn man keine absoluten Klassiker im Sortiment hat, die ihren Reiz nicht verlieren, wie etwa Rotbäckchen aus dem Haus Rabenhorst oder Nappo und Moritz Eiskonfekt von Wawi – die Zeichen stehen auf Expansion. Dafür stehen Projekte wie „Kelterei 2020“ für Haus Rabenhorst, mit dem die Weichen für eine erfolgrei-

che Zukunft gestellt werden, sowie „Pfalzmarkt 2050“, „Hochland 2020“ sowie die Arla-Strategie „Good Growth 2020“, um weiteres Wachstum voranzutreiben. Pfalzmarkt beispielsweise verdoppelt seine Fläche, Prozesse sollen stärker gesteuert und Qualitätsstufen ausgebaut werden. Für die Zukunft prognostiziert Karlsberg-Chef Christian Weber, dass die Unternehmen hinter den Marken zunehmende Bedeutung gewinnen. Themen wie Nachhaltigkeit, Unternehmensphilosophien und Soziales würden interessanter als die Produklz/20-17 te selbst.

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Regional gemästet

Die Zeichen stehen auf Wachstum

SIMON-FLEISCH Export gewinnt zunehmende Bedeutung

ARLA FOODS Der weltweit größte Produktionsstandort wird für die Zukunft gerüstet

Die Rheinland-Pfälzer erzielen 15 Prozent ihres Umsatzes im Heimatbundesland. Neben einigen Fleischwarenfabriken werden nach wie vor viele Fleischereien in der Region Eifel-Mosel-Hunsrück beliefert. Was die Nachfrage betrifft, sieht Simon derzeit eine Stagnation der Bio-Bewegung und zugleich eine Verstärkung des Trends hin zu Regional-Produkten. Da sich Verbraucher verstärkt für die Herkunft der Lebensmittel interessieren und das Vertrauen in die eigene Region stärker ist als in die Bezeichnung „Bio“, beginnen die Wittlicher gerade mit dem Aufbau einer gesonderten Vermarktung von regional gemästeten Schweinen.

Der Standort Pronsfeld im Eifelkreis Bitburg-Prüm ist der größte Produktionsstandort der Genossenschaftsmolkerei Arla Foods, die im Besitz von rund 12 000 Landwirten aus sieben europäischen Ländern ist. Die ehemalige Betriebsstätte der Milch-Union Hocheifel, die 1967 nach dem Zusammenschluss der drei Molkereien Üttfeld, Bleialf und Schönecken in Betrieb genommen wurde, wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. „Seither hat sich enorm viel getan“, sagt Arla Standortleiter Jürgen Wolf, der davon überzeugt ist, dass der höchste technologische Standard der Produktionsanlagen auch in Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit für Arla garantiert. So ist der Standort Pronsfeld in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt zu Arlas Kompetenzzentrum für haltbare Milchprodukte ausgebaut worden und präsentiert sich heute als hochmodernes Milchverarbeitungswerk. 2016 wurden hier 1,55 Mrd. kg Milch verarbeitet. Aus der Eifelregion im Dreiländereck von Deutschland, Belgien und Luxemburg erschließt sich Arla Foods zunehmend den Export. Neben den Kernmärkten in Europa werden mittlerweile auch China, Südostasien, die Region MENA (Middle East & Northern Afrika) und Lateinamerika mit haltbaren Milchprodukten beliefert. „Unser Standort hat noch Wachstumspotenzial“, sagt Jürgen Wolf. Um das zu heben, wurde Anfang 2015 ei-

FOTO: ARL A

Mit einem Marktanteil von etwa 2 Prozent im deutschen Schweinefleischmarkt gehört Simon-Fleisch zu den TOP 10 der deutschen Schweinefleischproduzenten. Zur Gruppe gehören neben dem Schweineschlachtbetrieb Simon-Fleisch GmbH in Wittlich auch die Klaus-Dieter Fuchs GmbH in Prüm, ein Rinder- und Schweineschlachtbetrieb, sowie die Eifeler Fleischwaren GmbH in Lissendorf, die Fleischwaren und ConvenienceProdukte herstellt. Mit einem Schlachtvolumen von etwa 22 000 Schweinen pro Woche am Hauptsitz in Wittlich werden hier jährlich etwa 100 000 t Fleisch produziert. Bei der Tochtergesellschaft KlausDieter Fuchs werden wöchentlich etwa 600 bis Fokus Export: Feinzerlegung am Standort Wittlich. 700 Rinder geschlachtet. Die Eifeler Fleischwaren Die wesentlichen Vertriebskanäle stellt jährlich etwa 2 500 Tonnen in Deutschland sind die FleischwarenFleisch- und Wurstwaren sowie Con- industrie und der LEH. Stark sind die venience-Produkte her. Fleischproduzenten auch im Ausland: Mengenmäßig verzeichnet Simon- Der Export in Länder der EU und Fleisch in den vergangenen Jahren Drittländer macht etwa 27 Prozent konstant ein Plus von etwa 2 Prozent. des Umsatzes aus, bei ungefähr gleiDer Umsatz ist aufgrund des Preisver- chen Anteilen. falls im Schweinefleischsektor in den Der asiatische Kontinent erlangt Jahren 2014 und 2015 gesunken. 2016 im Export von Schweinefleisch eine verzeichnete das Unternehmen eine steigende Bedeutung. Die dortigen Trendwende – der Umsatz ist wieder Länder weisen ein hohes Wirtschaftsum über 6 Prozent auf etwa 180 Mio. wachstum und wachsenden WohlEuro gestiegen. „Wir streben ein stand auf, was den Hunger auf Fleisch leichtes Mengenwachstum an und ge- verstärkt. Dies trifft in den letzten hen in diesem Jahr von relativ hohen Jahren insbesondere auf die VolksreSchweinepreisen aus, insoweit erwar- publik China zu. Für die Rheinlandten wir wiederum ein deutliches Um- Pfälzer zählen derzeit Korea, Hongsatzwachstum“, so Geschäftsführer kong und die Philippinen zu den Bernhard Simon. wichtigen Zielländern. ba/lz 20-17

Pronsfeld. Arla Foods erschließt sich zunehmend Exportmärkte. Neben Kerneuropa werden heute auch China, Südostasien, die MENA-Region und Lateinamerika beliefert.

FOTO: SIMON-FLEISCH

Wittlich. Die Gewinnung neuer Kunden in Deutschland ist nicht einfach. Simon-Fleisch setzt daher auf Flexibilität, die Qualität der Produkte sowie persönlichen Kontakt zum Kunden.

Zukunftsorientiert: In ihren Standort in der Eifel will Arla weiter investieren.

ne neue Butterei in Betrieb genommen. Seither wird dort eines der erfolgreichsten Produkte der Molkereigenossenschaft, Arla Kærgården, hergestellt. Die Alternative zu Margarine und Butter hat vor zehn Jahren erfolgreich Einzug in Deutschlands Kühlschränken gehalten. Über 70 Millionen Einheiten sind 2016 in der Eifel hergestellt worden, Tendenz steigend. Neben Butterprodukten produziert Arla Foods in Pronsfeld auch Milchpulver für den Weltmarkt, im vergangenen Jahr waren es 34 000 Tonnen. Der weltweit größte Arla Produktionsstandort wird im Laufe des Jahres 2017 weiter modernisiert und für weiteres Wachstum im Rahmen der ArlaStrategie Good Growth 2020 vorbereitet. „Unser Ziel ist es, die Wertschöpfung für die Milch unserer Landwirte in den kommenden Jahren zu erhöhen, daher arbeiten wir gemeinsam mit unseren Kollegen der globalen Organisation daran, unseren

Molkereiprodukte Mit einem Jahresumsatz von über 20 Mrd. Euro stellt die Milchund Molkereiwirtschaft den größten Bereich der deutschen Ernährungsindustrie dar. Gegenüber dem Vorjahr zeigt sich der Milchmarkt 2017 in einer deutlich besseren Verfassung. Erwartet werden stabile Märkte für Butter, bei einer zum Teil schwächeren internationalen Notierung im Bereich Pulver.

Standort für die Zukunft optimal aufzustellen“, sagt Wolf. So wird im Laufe des Jahres die Infrastruktur für eine neue Abfüllanlage geschaffen, zudem wird eine bestehende Abfüllanlage ersetzt. Auch im Bereich der Arbeitssicherheit und des Arbeitsumfeldes sind größere Investitionen vorgesehen. „Wir wollen unseren Mitarbeitern ein optimales, sicheres und nachhaltiges Arbeitsumfeld bieten und sind froh, dass Arla uns auch in diesem Jahr ein entsprechendes Budget dafür zur Verfügung stellt“, so Wolf weiter. Da in Pronsfeld mittlerweile fünf unterschiedliche Milchtypen angeliefert und verarbeitet werden, sind zusätzliche Investitionen in die Technik der Milchverarbeitung erforderlich. Ein Teil des vom Aufsichtsrat genehmigten Budgets fließt in die Modernisierung der Abwasseranlage. „Arla Foods hat sich zum Ziel gesetzt, im Bereich seiner Nachhaltigkeitsbemühungen zu einem der global führenden Unternehmen zu werden und begleitet das mit den entsprechenden Investitionen“, sagt Wolf. Das beginnt beim Energiemanagement und endet bei Themen wie Müllvermeidung und Abwassermanagement. So werden im Nachgang der Abwasserreinigung zwei sogenannte Flotationsanlagen errichtet, die das Abwasser, welches anschließend in den Fluss Prüm eingeleitet wird, in einem speziellen Reinigungsverfahren nochmals ba/lz 20-17 säubern.

Einstieg bei Baby- und Kinderprodukten HOCHWALD Export und neue Geschäftsfelder im Fokus – Angebot wird komplett gentechnikfrei

Thalfang. Viele Verbraucher kennen Bärenmarke bis heute vor allem als Kondensmilch. Dass das Label inzwischen nationaler Marktführer bei Marken-Frischmilch ist und über eine breite Produktpalette verfügt, ist weit weniger bekannt. Wie in der gesamten Milchbranche war 2016 umsatzmäßig kein erfolgreiches Jahr für Hochwald Foods. Niedrige Milchmengen und ein besseres Auslandsgeschäft versprechen allerdings sehr viel bessere Zahlen für das laufende Jahr, betont Geschäftsführer Detlef Latka. Die Genossenschaft verarbeitet 2,3 Mrd. Liter Milch zu Frischeprodukten wie Milch, Käse oder Quark und haltbaren Produkten wie Kondensmilch sowie Sprühsahne. Sie werden unter den nationalen und internationalen Marken Happy Day, Bärenmarke, Ramonte, Glücksklee, Lünebest, Elinas, Bonny, Hochwald, Milcow, Cacciottino, Mimi Lait, Golden Royal und Mana vermarktet. Hochwald Foods ist mit einer Exportquote von etwa 46 Prozent von einer starken Internationalisierung geprägt. 20 Prozent davon werden in Middle East, Nordafrika und Asien generiert. Während die Marke Hoch-

wald in Rheinland-Pfalz, Hessen und NRW vertreten ist, gehört Bärenmarke zu den national starken Marken der Genossenschaft. Mit 100 Mio. verkauften Litern ist die Bärenmarke der Marktführer für Marken-Frischmilch national. „Der Name steht für Qualität und Markenbekanntheit, bei Geschmackstests schneiden wir immer am besten ab“, so Latka. Über einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie Bärenmarke hierzulande verfügt die

„Bei Geschmackstests schneiden wir immer am besten ab“ Detlef Latka, Geschäftsführer Hochwald

Marke Bonny in Saudi-Arabien. Unter diesem Label wird in Middle East und Nordafrika Kondensmilch in großem Stil verkauft, dem stärksten Produkt im Exportgeschäft. Der Geschmack macht‘s: Auch mit der 2006 eingeführten Marke Elinas hat Hochwald die Marktführerschaft inne und das, obwohl der griechische Joghurt Latka zufolge nie beworben wurde. Für Elinas sowie das gesamte Sortiment gilt: Es wird das Siegel „gentechnikfrei“ tragen, der Roll out hat bereits im November begonnen. Handlungsbedarf sieht der Unternehmenschef im Bereich Käse: Der

Fokus soll stärker auf den Ausbau des Segmentes gelegt werden. Stark ist der Hersteller hier bislang auch im B2B-Geschäft. An die weiterverarbeitende Industrie werden hoch veredelte Produkte geliefert. Sehr erfolgreich sei man beispielsweise in Italien mit Mozzarella. Grundsätzlich will Latka nicht nur die Hochwald-Marken national und international breiter aufstellen. Auch das Portfolio solle ausgebaut werden. Dabei geht es etwa um die weitere Verwertung von Molke, die bei der Käseherstellung anfällt. So ist der Eintritt in den Markt der Baby- und Kinderprodukte beschlossen, der mit Molke-Proteinen und Milchtrockenprodukten ist ein weltweiter Wachstumstreiber. Als Hauptzulieferer der Danone-Gruppe mit Vorprodukten ist man schon lange im Geschäft. Die Hochwald-Gruppe lebt allerdings nicht nur von ihren Marken: 40 Prozent des Umsatzes werden mit Handelsmarken generiert. Mit größtem Interesse verfolgt Latka das Online-Geschäft. Bereits heute ist es in China ein bedeutender Vertriebskanal für das Unternehmen. Mit Blick auf Amazon und Rewe, könnten Produkte auch über deren Plattformen angeboten werden. Auch den Out-of-homeMarkt hat er im Visier. ba/lz 20-17

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Der Reiz der Klassiker

Mit Tempo in die Zukunft

WAWI Jahresartikel tragen zwei Drittel zum Umsatz bei

PFALZMARKT Größere Vielfalt im Sortiment – Standortfläche wird verdoppelt

Mutterstadt. Die Obst- und Gemüse-Genossenschaft hat große Wachstumspläne im Blick. Prozesse sollen stärker gesteuert und Qualitätsstufen ausgebaut werden.

Klassiker: Schokoladen-Weihnachtsmann.

Beim Pfalzmarkt, Deutschlands größter Genossenschaft im Bereich Obst und Gemüse, herrscht viel Bewegung: Die aktiven Erzeuger – davon gibt es derzeit 200 – verjüngen sich. Vorstand Johannes Eiken charakterisiert die jüngere Generation als „noch zielorientierter, offener, sie fordern Veränderungen“. 2016 wurden 230 000 t Gemüse abgesetzt, der Warenumsatz belief sich auf 147 Mio. Euro. Stärkste Produkte im Sortiment sind Bundzwiebeln und Radieschen. Die jüngere Generation verlangt nach mehr Vielfalt im Angebot, und das mit stärkerem regionalem Bezug. „Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen“, bekräftigt Eiken. Bislang umfasst das Angebot mehr als 100 Obst- und Gemüsesorten. Bedient werden alle Vertriebskanäle, allerdings sei eine Verschiebung zu beobachten, so Eiken: Die Geschäfte werden zunehmend direkt mit dem Handel getätigt. Bei allem gilt: „Ein regionales Angebot muss das Ziel sein“, so Eiken. Mit frischem Obst und Gemüse aus der Region trägt die Genossenschaft zum Angebot der Edeka „Unsere Heimat – echt & gut“

F O T O : P FA L Z M A R K T

Kaum ein Erwachsener, der nicht Nappo und Moritz Eiskonfekt kennt. Die Traditionsprodukte gehören seit 2007 zur Wawi-Gruppe, mit wachsendem Erfolg. Den größten Umsatz erzielt das Pirmasenser Unternehmen allerdings mit Puffreis-Produkten, wie etwa Schoko-Reis und SchokoWölkchen. Sie stehen für die Hälfte des Umsatzes, so Dr. Walter Müller, Vorstand und Inhaber der Wawi Schokolade AG. Die Süßwaren-Klassiker aus den Kindertagen der heutigen Eltern- und Großeltern-Generation sind auch heute noch begehrt: Nachdem der Gesamtumsatz im Geschäftsjahr 2015/2016 um 7 Prozent auf 100 Mio. Euro gesteigert wurde, kündigt Müller auch für das laufende Geschäftsjahr ein hohes einstelliges Plus an. Begonnen hatte Wawi mit der Produktion von Osterhasen und Weihnachtsmännern. Saisonartikel werden heute bei einer 100-prozentigen Auslastung das ganze Jahr über im Dreischichtbetrieb gefertigt. Ein maßgeblicher Grund dafür ist die Herstellung von Adventskalendern.

Mit der Fertigung von 25 Mio. Stück jährlich ist Wawi weltweit größter Produzent. Der Umsatz allein von in Deutschland produzierter Saisonware beläuft sich auf 20 Mio. Euro. Heute tragen Saisonartikel zu einem Drittel, Jahresartikel zu zwei Drittel zum Umsatz bei. Besonders erfolgreich waren im vergangenen Jahr die Auslandstöchter, berichtet Müller. So konnte in den Werken Rumänien, China, Kanada und Australien die Produktion erheblich gesteigert werden. Auch seien die Renditen dort weitaus besser als in Deutschland. Weltweit beschäftigt die Wawi-Gruppe, die in acht Fabriken auf drei Kontinenten Süßwaren produziert, über 500 Mitarbeiter. Etwa 40 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erwirtschaftet. ba/lz 20-17

FOTO: WAWI

Pirmasens. Der Süßwarenhersteller Wawi profitiert von seinen Auslandstöchtern, die hauptsächlich Saisonartikel produzieren. Auch im Inland stehen die Zeichen auf Wachstum.

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Ausbau: In den nächsten zwei Jahren soll der neue Pfalzmarkt entstehen.

beispielsweise bei. Doch allein ein regionales Angebot reicht nicht, resümiert Eiken. 60 Prozent der Waren gehen an den LEH, davon mindestens die Hälfte an den Discount. 40 Prozent werden über Großhändler abgesetzt. Die immer neuen Konzepte des Handels verlangen nach Veränderungen beim Pfalzmarkt: Es gilt Tempo aufzunehmen bei zukunftsgerechterem und nachfragegerechterem Anbau, so Eiken. Den Ausbau des bislang noch „stark entwicklungsfähi-

gen“ Bereichs Bio kündigt er für das kommende Jahr an, da der Genossenschaft mehr Bio-Flächen zur Verfügung stehen. Zudem sind hohe Investitionen geplant: Um sich für die Zukunft zu rüsten, wird der Standort in Mutterstadt von derzeit 20 ha verdoppelt. Für 30 Mio. Euro wurden 20 weitere Hektar im direkten Umfeld erworben, um die Logistikplattform auszubauen. Nach dem Ausbau soll der neue Pfalzmarkt bis mindestens 2050 Arbeitsgrundlage sein. ba/lz 20-17

„Wir wissen, wo alles herkommt“ schließlich aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland und bietet ein regionales Bio-Brot-Sortiment an. Auch das Obstund Gemüse-Angebot kommt aus der Region, von pfälzischen und saarländischen Anbauern, und ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Qualitätsstrategie. Zwiebeln, Karotten und Kartoffeln von Natur Bio kommen aus der Südpfalz und sind Bioland zertifiziert. Weitere Pfälzer BioProdukte sind unsere Schnittund Topfkräuter. Die konventionellen Gemüsesorten beziehen wir in der Saison aus der Pfalz. Wein gehört ebenfalls zu unseren Qualitätssäulen und wird durch geschmackvoll eingerichtete Weinabteilungen mit anspruchsvollen Sortimenten in den Fokus gesetzt. Teilweise liefern die Winzer Weine als Spezialabfüllungen exklusiv an Wasgau.

Wie sieht es mit Aktionen aus? Wir stellen die regionalen Produkte immer – wo möglich – in unserem wöchentlichen Angebotsblatt heraus und kennzeichnen diese für unsere Kunden. Mindestens zweimal im Jahr bewerben wir die Produkte aus der Region, unsere Eigenmarken, aber auch andere Marken, die in der Region von Bedeutung sind, in unserem Angebotsblatt als gesamtheitliche thematische Darstellung. Regelmäßig stellen wir die typischen Pfälzer Themen wie „Pfälzer Schlachtfest“ oder „Spargelzeit“ dar und zeigen dort die mögliche Verbindung von allen Produktgruppen wie Fleisch und Wurst, Brot- und Backwaren, Wein, Obst und Gemüse und weiteren Sortimenten. Welche Produktkategorien sind von besonderer Bedeutung?

Wie hoch ist der Umsatzanteil der regionalen Artikel im Gesamtsortiment? Der Umsatzanteil am Gesamtumsatz beträgt inklusive Metzgerei und Bäckerei circa 30 Prozent.

FOTO: FEDRA

Welchen Stellenwert haben regionale, insbesondere Pfälzer Produkte im Sortiment der Wasgau? In unserem Verbreitungsgebiet haben die pfälzischen und saarländischen Produkte einen sehr hohen Stellenwert. Insbesondere unsere Wasgau-Eigenmarken stehen für Regionalität: Wasgau Bräu wird in Pirmasens gebraut, unser Natur Biohonig kommt von einem Imker aus Heiligenmoschel, die Natur Eier kommen aus dem Westerwald und dem Saarland, die Natur Milch für die Bio-Milchprodukte und unser Eis aus dem schönen Bliesgau. Die Wasgau Metzgerei, mit Sitz im westpfälzischen Pirmasens, richtet ihre Rezepturen nach dem Geschmack der Region und produziert handwerklich nach überlieferten Rezepturen mit urtypischen Gewürzen täglich frisch 110 unterschiedliche Wurstsorten. Unsere Bäckerei in Pirmasens pflegt regionale Kooperationen mit den „Kornbauern“ für Bioland Mehle aus-

Peter Leis, Vertriebsleiter Wasgau Von besonderer Bedeutung sind die eigens hergestellten Produkte aus der Wasgau Metzgerei und Wasgau Bäckerei, aber auch das vielfältige regionale Obstund Gemüse-Angebot und die Wasgau Natur Sortimente Eier und Milch. Die Weinabteilungen haben Fachhandelscharakter und sind von essentieller Bedeutung für die Bildung eines positiven, regionalen Images von Wasgau.

Was zeichnet die Produkte des regionalen Sortiments aus? Die hohe Qualität – wir kennen die Lieferanten persönlich, wir stellen die Fleisch- und Wurstwaren und die Backwaren selbst her und sind damit verantwortlich für Geschmack und Qualitäten, Zutaten und Rezepturen – wir wissen, wo alles herkommt! Wir legen viel Wert auf eine kontinuierliche Partnerschaft mit unseren Lieferanten und das spiegelt sich auch in den Produktqualitäten wider. Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Regionalität und die Nähe zu den Erzeugern, unsere Devise ist – gerade auch für die Eigenmarke: so ba/lz 20-17 nah wie möglich.

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Maßgeschneiderte Produkte

Anker und Orientierung DEUTSCHES WEINTOR Exportgeschäft soll ausgebaut werden

Ilbesheim. 17 Mio. Abfüllungen pro Jahr sprechen für sich: Die Genossenschaft Deutsches Weintor ist ein bedeutender Marktteilnehmer. Nach zweistelligem Wachstum 2015 mit einem Umsatz von 45 Mio. Euro zeigt sich Frank Jentzer, Kaufmännischer Vorstand des Deutschen Weintor, auch über das Ergebnis 2016 sehr erfreut. 700 ha werden von den derzeit 500 Mitgliedern bewirtschaftet. Das vornehmlich über den LEH abgesetzte Angebot umfasst acht Linien mit insgesamt 30 Artikeln. Beim Verbraucher kommen sie an: So kann die Winzergenossenschaft bei der Wahl der 100 Weine des Jahres durch die Weinwirtschaft auf eine ansehnliche Erfolgsbilanz verweisen: Nachdem der Dornfelder 11 Mal Rotwein des Jahres war, ist das meistverkaufteste Produkt der Ilbesheimer, der Grau

Burgunder aus der Exklusiv-Serie, 2016 nunmehr zum sechsten Mal in Folge zum Weißwein des Jahres gekürt worden. Deutsches Weintor ist mit Grauer Burgunder und Dornfelder national aufgestellt, im Discount allerdings bislang nicht. „Dem versperren wir uns aber nicht“, so Jentzer. Entscheidend für den Handel sei, dass er eine hohe Wertschöpfung hat, „die hat er bei uns.“ Die Marke „Deutsches Weintor“ bezeichnet er als Anker für Verbraucher, die Vertrauen und Orientierung gebe. Ein Pluspunkt sei die garantierte Versorgungssicherheit. Von strategischer Bedeutung ist das Exportgeschäft. Die Pfälzer sind in USA, Kanada, Asien und Osteuropa präsent, mit wachsendem Absatz. Auf den Auslandsmärkten ist vor allem Riesling gefragt. Außerhalb Deutschlands werden die Weine unter den Marken „Deutsches Weintor“ und „Blue fish“ vertrieben. ba/lz 20-17

Wein Beim Weinbau hat Rheinland-Pfalz eine Sonderstellung: Fast zwei Drittel des deutschen Weines werden hier gekeltert. Mit der Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Pfalz und Rheinhessen liegen sechs der insgesamt 13 deutschen Weinbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein innerhalb der Landesgrenzen.

„Wir produzieren Gute-Laune-Produkte“, sagt Marc Herres. Die Herres Gruppe International Peter Herres Wein- und Sektkellerei GmbH, Trier, ist ein internationaler Anbieter von klassischen und innovativen Getränken in den Segmenten Sekt, Perlwein, Cocktails, Premixes und alkoholfreie Getränke. Der Erfolg des Unternehmens basiert auf drei strategischen Ausrichtungen, so Geschäftsführer Herres: „Die Besetzung aller wichtigen Kernsegmente mit Marken der Herres Gruppe, Dienstleistungen für den Handel, durch die Lieferung von Eigen- und Exklusivmarken in allen relevanten Warengruppen sowie die

Wir sind immer die Ersten. Marc Herres, Geschäftsführer der Peter Herres Wein- und Sektkellerei GmbH über die Fähigkeit, Trends frühzeitig zu erkennen.

Entwicklung kundenspezifischer Produktkonzepte und Innovationen.“ Das Portfolio der Trierer umfasst weit mehr als 650 Produkte, mit wachsender Tendenz. Über 120 Mio. Flaschen auf alle Größen verteilt, laufen jährlich vom Band. In den vergangenen zehn Jahren wurde der Absatz verdoppelt. Profitiert hat die Kellerei vor allem vom Trend zu aromatisierten Produkten. „Quirlig, schnell und innovativ“ sei das Unternehmen. „Wir sind immer die Ersten.“ So war Herres nach eigenen Angaben auch der erste Anbieter, der „Hugo“ auf den Markt gebracht hat. Stärkste Marke im Portfolio ist Jive, ein Sekt mit Blüten und Fruchtextrakten, wie etwa Holunder- oder Kirschblüte. Die Jive-Range umfasst zudem einen Secco aus den deutschen Rebsorten Rivaner und Riesling, Jive mit Secco so-

FOTO: HERRES

Umstockung: In Rheinland-Pfalz werden immer mehr rote Sorten angebaut.

Trier. Mit Sekt, Secco, Trend-Cocktails, Wein, Wellness- und alkoholfreien Getränken ist Herres mit seinen Marken und Handelsmarken im LEH und Fachhandel gut aufgestellt. Auch der Export wächst.

Kundenorientiert: Entwicklung von Produkten nach individuellen Vorgaben.

wie alkoholfreie Varianten. Das Marken-Angebot der Trierer ist gewaltig: Aperito, Black Pirate Energy, Blizzard, Bouquet de Fleurs, Fürst Egmont, Graf Artos, Gracioso, Fiesta del Sol, Faszination Natural, Romeo Bellini, Fruta & Pasión, Schloß Trier, Römer, Ustinoff, Keller Geister, Leonardo da Vinci, Michelangelo und Herres Sekt sowie der alkoholfreie Wellness-Drink Chiang Mai Kombucha Classic. Die Basis der alkoholischen Produkte sind Weine aus Italien, Spanien und Frankreich, für den Riesling Sekt stammt der Riesling aus Deutschland. Insbesondere leichtere alkoholische Getränke und alkoholfreie werden stark nachgefragt. „Die alkoholfreie Kategorie ist eine der wenigen, die wächst“, so der Geschäftsführer. Herres exportiert in 40 Länder, mit alkoholfreien Konzepten auch in die arabische Welt. Der Auslandsumsatz trägt inzwischen zu 30 Prozent zum Ergebnis bei. Mit einem Handelsmarken-Umsatz von über 50 Prozent sieht sich Herres nicht als klassischen Markenartikler. „Als Systemlieferant bedienen wir unsere Handelspartner mit einer Vielzahl von Warengruppen und bieten „alles aus einer Hand“, so Herres. „Wir kreieren maßgeschneiderte Vermarktungskonzepte, entwickeln

neue Produkte nach Kundenwunsch und setzen diese in die Tat um.“ Ergebnis seien Produktkonzepte mit nachhaltiger Wertschöpfung. „Ziel ist es, unseren Handelskunden einen Innovationsund Wettbewerbsvorsprung zu bieten, sowie dem Endverbraucher stets neue Genusswelten“, betont Herres. Produktkonzepte werden auch gemeinsam mit Handelspartnern erarbeitet. Auf Wunsch wird das komplette Packagingkonzept wie Flaschenwahl, Etikett, Verschluss und Verpackung erstellt. Derzeit wird mit veganen Weinen experimentiert: „Wir wären handlungsfähig“, erklärt Herres. ba/lz 20-17

Rückbesinnung auf natürliche Weine GEBRÜDER ANDRES

Pfälzer Jungwinzer kreieren neue Linie

Deidesheim. Mit viel Elan schlägt die dritte Generation des Weinhauses Andres einen neuen Weg ein: Betont klassische Herstellung, Belieferung von Fachhandel und Gastronomie sowie Aufbau eines Exportgeschäftes. „Zwei junge Typen, die in dem weltbekannten Weinort Deidesheim Lust haben, „geilen“ Wein zu machen, der sich mit den großen Namen messen soll“, so beschreiben sich die Brüder Michael und Thomas Andres, 24 und 22 Jahre alt. Die beiden kennen das „Weinmachen“ von der Pike auf: Ihre Eltern führen das Weinhaus Gebrüder Andres in Deidesheim in nunmehr zweiter Generation und produzieren jährlich 200 000 Flaschen. Darunter auch prämierte wie etwa der Leinhöhle Riesling trocken 2014. Die Begeisterung für Wein in der Familie hat die Söhne nun selber zu Jungwinzern werden lassen. Mit einer neuen Linie wollen die beiden frischen Wind in das Sortiment bringen. Dabei geht es um Riesling in allen Qualitätsstufen und Spätburgunder vom Buntsandstein. 10 000 Flaschen wurden bereits produziert. „Tradition im Bereich Weinbau ist für uns wichtig. Neues wollen wir nicht ablehnen,

FOTO: ANDRES

FOTO: DEUTSCHES WEINTOR

HERRES GRUPPE Systemlieferant will alles aus einer Hand anbieten

Frischer Wind: Die Brüder Michael (l.) und Thomas Andres.

aber Bewährtes erhalten“, so die Jungwinzer. Das Leitthema der Brüder ist Rückbesinnung: Die Vergärung mit natürlichen Hefen und der vermehrte Ausbau in großen Holzfässern aus Pfälzer Eiche. Das spiegelt sich in den Etiketten wider: „Sie sind modern und klassisch, so wie wir auch gerne unsere Weine herstellen. Unsere Weine werden so naturnah wie möglich produziert, also klassisch, trotzdem probieren wir uns immer neu, um uns immer zu steigern“, betonen die Brüder. In diesem Jahr wird ein weißer Burgunder in das Programm aufgenommen. Die Anbauflächen liegen rund um Deidesheim: Reiterpfad, Paradiesgarten, Leinhöhle

und Spiess zählen zu den besten Lagen. „Natürlich lieben wir alte Stöcke, sie bringen die besten Weine hervor, aber wir wissen auch, dass man von Zeit zu Zeit Neupflanzungen vornehmen muss“, so die Brüder. Im Sortenspiel bildet Riesling mit 40 Prozent den stärksten Anteil. Den Rest decken Burgundersorten, Muskateller, Sauvignon blanc, Merlot und Cabernet Sauvignon ab. Während die Eltern klassisch nur Endverbraucher ansprechen – das machen Thomas und Michael Andres mit ihrer eigenen Linie selbstverständlich auch – haben die beiden zudem ein starkes Interesse an Fachhandel und Gastronomie. ba/lz 20-17

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Schlagkräftig am POS

KARLSBERG BRAUEREI Der Fokus liegt auf dem margenstarken Markengeschäft

C-HOUSE Mischbetreuungs-Systeme senken die Kosten im Vertrieb

Homburg/Saar. Mit der Absage an Handelsmarken und gleichzeitiger Konzentration und Ausbau der Marke sieht sich die Brauerei für die Zukunft gut gerüstet.

Bad Dürkheim. Ständige ProduktVerfügbarkeit, gepflegte Platzierungen, effiziente Aktions-Umsetzung und die Erfolgskontrolle kann C-House mit einem Heer von Mitarbeitern garantieren.

Ausgebaut: Karlsberg erweitert sein Bier-Sortiment mit Partnermarken.

waren die Saarländer 1996 in Deutschland Pionier – weiterhin unangefochtene Marktführer. Zudem haben die Vertriebskooperationen mit internationalen Partnern die Erwartungen weit übertroffen. So weist die Brauerei für das vergangene Geschäftsjahr einen Jahresüberschuss von 4,8 Mio. Euro und ein operatives Ergebnis (EBIT) in Höhe von 8,1 Mio. Euro aus. Die Umsatzerlöse lagen mit 159,2 Mio. Euro rund 4,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Wesentlicher Grund dafür ist der konsequente Verzicht auf margenschwache Geschäfte, insbesondere im Discountsektor. Für die Zukunft sieht Weber

das Unternehmen gut gerüstet: „Mit unserer klar auf Ertrag ausgerichteten Unternehmensstrategie werden wir weiteren nachhaltigen Erfolg auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene haben.“ Für das laufende Geschäftsjahr erwartet er aufgrund der Mengenreduktion im Discountgeschäft zwar einen rückläufigen Umsatz, allerdings eine deutliche Verbesserung der EBIT- und EBITDA-Marge. Den Fokus legt die Brauerei auf das margenstarke Markengeschäft im In- und Ausland. Produktvielfalt, Innovation und die Stärkung der Vertriebsstruktur sollen das Ergebnis ankurbeln. ba/lz 20-17

Südkoreaner lieben Rotbäckchen HAUS RABENHORST Rotbäckchen und Rabenhorst wachsen im In- und Ausland

quenz und die optimierte POS-Betreuung. So würden Umsätze etwa durch die Vermeidung von teuren Bestandslücken (Out of stocks), die kontinuierliche Pflege der erreichten Distribution sowie abverkaufs-optimierten Platzierungen erreicht. Die Dienstleistungen sind erfolgreich im Markt etabliert: Im vergangenen Jahr hat C-House auch die bundesweite Handelsbetreuung der Schloss Wachenheim AG übernommen. Damit betreut das Pfälzer Unternehmen mit 27 Bezirksleitern etwa 4 000 Verbrauchermärkte in der Kategorie Sekt und Schaumweine. Ergänzt werden die Verkaufsbesuche durch vielfache Ausschank-Verkostungen insbesondere im letzten Quartal des Jahres. Außerdem stellt C-House seit vergangenem Oktober exklusiv den Außendienst für Symantec/Norton in etwa 400 Elektronik-Fachmärkten, wie etwa Media Markt, Saturn sowie Expert.

„Auch perfekte Dinge verkaufen sich nicht von selbst“, weiß Rigo Müller: „Der Krieg ist gewonnen, wenn der Kunde das Produkt verzehrt.“ Der Geschäftsführer der C-House Marketing GmbH sowie Andrea Amrein und Maren Wilhelm, die die Geschäftsleitung komplettieren, wissen, wovon sie reden – alle drei verfügen durch langjährige Erfahrungen in der Industrie über das notwendige Know-how. C-House ist einer der bedeutendsten Vertriebs-Dienstleister für externe Außendienst-Organisationen in Deutschland. Rigo Müller und sein Team betreuen seit mehr als 15 Jahren den deutschen LEH für Markenartikler wie beispielsweise Iglo, Nestlé oder Beiersdorf – in 5 000 Verbrauchermärkten. Dazu kommen 700 Elektrofachmärkte. Das Unternehmen hat sich auf Mischbetreuungs-Systeme spezialisiert, die zur Kostensenkung im Vertrieb beitragen. So werden hochqualifizierte und in der Regel teure Gebietsleiter von Präsenz: C-House zeigt Stärke auf der Fläche. POS-Managern von C-House unterstützt und bilden Um Umsatzpotenziale der Kunden im Markt ein Team mit klar definier- noch besser auszuschöpfen, bedient ten Aufgaben. Zeitintensive Routine- sich C-House immer neuer InstruTätigkeiten wie Order-Prozess, Pla- mente: Derzeit werden verschiedene zierungsoptimierung, Warenverräu- digitale Verkaufsförderungs-Elemente mung, Preisauszeichnung oder auch getestet, die verstärkt im LEH eingealle Auf- und Umbauten übernehmen setzt werden sollen. Hologramm-Disdie Bad Dürkheiplays beispielsweise mer – genauso wie sollen die Attraktivi„Der Krieg ist gewonnen, das Bestands-Matät insbesondere wenn der Kunde das Produkt nagement, die von Neuproduktverzehrt.“ Nachdisposition Platzierungen stärverkaufter Artikel, ken. Durch eine Rigo Müller, Geschäftsführer der C-House Marketing GmbH die Umsetzung Spiegel-Technologie von Zentralaktioschweben 3D-Aninen mit POS-Materialien und das mationen in einem 3D-Raum um reaTraining von Verkaufspersonal. le Körper und inszenieren die ProDer Gebietsleiter der Industrie be- dukte am POS. „Dreistellige Steigehält die Hoheit für den Kunden, für rungen der Verkaufszahlen konnten in die Umsatzplanung- und Verantwor- Testläufen erzielt werden“, so Müller. tung. Er führt strategische VerkaufsJüngste Entwicklung ist der Virtugespräche, während die Routine-Jobs elle Promoter. Dabei wird eine levon C-House erledigt werden. Vorteil: bensgroße Plexiglas-Figur mit ProDer POS-Manager verursacht deut- jektionsfolie über einen Beamer angelich weniger Kosten als der eigene strahlt. Sobald sich ein potentieller festangestellte Außendienstmitarbei- Konsument nähert, erwacht die Figur ter, da er nach Bedarf eingesetzt und zum Leben und vermittelt die Prodamit variabel abgerechnet wird. dukt-Botschaft. Die ersten Tests wurDieses Mischbetreuungs-Modell den von Microsoft bereits in mehreführt Müller zufolge zur deutlichen ren Ländern umgesetzt. Im deutschen Kostensenkung in der Kundenbetreu- LEH ist diese Technologie noch wenig ung und gleichzeitig zu Umsatzsteige- im Einsatz, C-House will sie jetzt als rungen durch die höhere Kontaktfre- erste Agentur anbieten. ba/lz 20-17 FOTO: C-HOUSE

Das Produktportfolio der Karlsberg Brauerei, einer der größten deutschen Brauereigruppen in Familienbesitz, ist facettenreich und wächst beständig: Jüngste Neuzuwächse im Markenportfolio sind Magners Irish Cider und das irische Craft-Bier O’Hara’s in drei Sorten. Das klingt zunächst nicht unbedingt saarländisch: Die Produkte entspringen der Zusammenarbeit mit internationalen Brauereien, deren Getränke Karlsberg vertreibt. „Mit großem Erfolg“, bilanziert Christian Weber, Generalbevollmächtigter der Homburger Brauerei. So erfolgreich, dass die Kooperationen weiter ausgebaut werden sollen. Zu dem Partnermarkensortiment zählen Menabrea, Moritz und Bundaberg. Karlsberg will verstärkt so genannte Craft-Biere anbieten, ohne das Hauptgeschäft zu vernachlässigen. Für das Hauptgeschäft sieht Weber die Karlsberg Brauerei neben dem klassischen Biersegment auch in den Kategorien alkoholfreie Biere und Biermischgetränke gut aufgestellt. Demzufolge sind die strategischen Marken Karlsberg, Gründel's alkoholfrei und Mixery – in diesem Segment

FOTO: KARL SBERG

Facettenreiches Sortiment

ben den Zuwächsen in Europa war es besonders das Geschäft in Asien, dort speziell in Südkorea, das zum Gesamterfolg beigetragen hat“, so Philipp. Der Export trägt heute zu mehr als 10 Prozent zum Umsatz bei, 40 Länder werden beliefert. Insbesondere Südkorea boomt und zwar hauptsächlich über den Home Shopping Kanal. Dort starten die RheinlandPfälzer jetzt auch mit Smoothies.

„Unsere Marke hat dort wie hier eine hohe Glaubwürdigkeit, Tradition und vor allem steht sie für eine sehr hohe Zufriedenheit der Verbraucher“, erklärt Philipp den Erfolg. Das Unternehmen, „der Methusalem der Branche“, sei sehr agil. Zweitgrößter Absatzmarkt in Fernost ist Hongkong. Unter der Marke „Dr. Steinberger“ ist die Kelterei auch in Ungarn und in Slowenien präsent. Insgesamt 30 Mio. Abfüllungen, das sind etwa 13 Mio. Liter Saft, werden über Drogeriemärkte, im LEH bei Globus, Edeka und Rewe, Reformhäuser, Naturkostläden und Apotheken vertrieben. Für jeden Vertriebskanal hat die Kelterei passgenaue Angebote. Die Produkte sind hochpreisig, zwischen 2,50 Euro (Apfelsaft) bis hin zu 10 Euro (Heidelbeersaft) bezahlen die Konsumenten für die 0,7 l-Flasche. Der Nachfrage tut das keinen Abbruch, der Konsument honoriere die Qualität. Mit dem Projekt „Kelterei 2020“ stellt Philipp die Weichen für die Zukunft. Über drei Jahre hinweg wird die hauseigene Kelterei umfassend modernisiert und auf den aktuellsten technischen Stand gebracht. „Das Ergebnis wird eine erhöhte Leistungsfähigkeit bei gleichzeitiger schonender Verarbeitung der Früchte sein“, so der Firmenlenker. ba/lz 20-17

Mecklenburg-Vorpommern ET 10. 02. 2017 AS 23. 12. 2016

Niederlande ET 21. 04. 2017, AS 10. 03. 2017

Schleswig-Holstein/Hamburg ET 23. 06. 2017, AS 12. 05. 2017

Bayern ET 15. 09. 2017, AS 04. 08. 2017

Spanien ET 10. 11. 2017, AS 29. 09. 2017

Berlin-Brandenburg ET 03. 03. 2017, AS 20. 01. 2017

Nordrhein-Westfalen ET 28. 04 .2017, AS 17. 03. 2017

Asien ET 07. 07. 2017, AS 26. 05. 2017

Baden-Württemberg ET 22. 09. 2017, AS 11. 08. 2017

Griechenland ET 17. 11. 2017, AS 13. 10. 2017

Irland ET 10. 03. 2017, AS 27. 01. 2017

Schweiz ET 05. 05. 2017, AS 24. 03. 2017

Frankreich ET 18. 08. 2017, AS 07. 07. 2017

Sachsen ET 29. 09. 2017, AS 04. 08. 2017

Sachsen-Anhalt ET 24. 11. 2017, AS 13. 10. 2017

USA ET 17. 03. 2017, AS 03. 02. 2017

Rheinland-Pfalz/Saarland ET 19. 05. 2017, AS 07. 04. 2017

Thüringen ET 25. 08. 2017, AS 14. 07. 2017

Belgien ET 06. 10. 2017, AS 25. 08. 2017

Italien ET 08. 09. 2017, AS 28. 07. 2017

Österreich ET 13. 10. 2017, AS 01. 09. 2017

Aus den Kindertagen ist Rotbäckchen nicht wegzudenken: Eine „Medizin“, die auch noch schmeckt. Dem Hersteller Haus Rabenhorst ist es gelungen, dieses Gefühl bis in die heutige Zeit zu transportieren. Die bekannte Saftmarke, neben Rabenhorst und 3 Pauly eine von drei Marken des Hauses, feiert in diesem Jahr das 65. Jubiläum. Es sind nicht nur die Qualität und Kompetenz – Haus Rabenhorst will mit seinen Marken für das Traditionshandwerk der Saftkelterei und für das Thema gesunde, naturbelassene Ernährung stehen, sagt Geschäftsführer Klaus-Jürgen Philipp, der gleichzeitig Präsident des Fruchtsaftverbandes ist. So zieht Philipp für das zurückliegende Geschäftsjahr eine positive Bilanz: Um 5 Prozent ist der Umsatz im vergangenen Jahr auf mehr als 40 Mio. Euro gewachsen. Eine kontinuierliche Entwicklung – so hat sich seit 2008 das Ergebnis verzehnfacht. Die anhaltend gute Entwicklung 2016 liegt insbesondere am Ausbau des Geschäfts der Marken Rotbäckchen und Rabenhorst im In- und Ausland. „Ne-

FOTO: RABENHORST

Unkel. Tradition und Moderne: Die Agilität des „Methusalems der Branche“ beschert dem Safthersteller kontinuierliche Zuwächse.

Investition: In den nächsten drei Jahren soll die Kelterei auf den technisch neuesten Stand gebracht werden.

L Z L ÄNDERREP ORT S 2017

Nordische Länder ET 13. 04. 2017, AS 03. 03. 2017

Niedersachsen ET 09. 06. 2017, AS 28. 04. 2017

ET= Erscheinungstag AS=Anzeigenschluss