Reisebericht Australien Teil 26

Reisebericht Australien 9. März bis 3. April 2009 Teil 26 Melbourne – Adelaide Montag 9. März 14° / 28° sonnig Nachdem wir Simon am Sonntag Abend...
Author: Helmuth Holst
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Reisebericht Australien 9. März bis 3. April 2009

Teil 26

Melbourne – Adelaide

Montag 9. März

14° / 28° sonnig

Nachdem wir Simon am Sonntag Abend bei bedecktem Himmel und kaltem Wind (17°) auf dem Flughafen abholen konnten, scheint heute früh die Sonne und wärmt herrlich, es ist auch fast windstill geworden. Nach einem späten Frühstück mit Rogers selbst gebackenem Zopf gehen wir zuerst einkaufen. Dies dauert heute etwas länger, da wir Simon die verschiedensten Produkte zeigen und ihm dazu den Geschmack erklären wollen. Nach einem Schwatz mit Barbara und Roger fahren wir am Nachmittag mit der Bahn ins Zentrum von Melbourne. Wir spazieren mit Tausenden anderen dem Yarra River entlang, wo an diesem verlängerten Wochenende das Moomba Water Fest stattfindet. Nach einem Abstecher zum Rod Laver Tennis Stadion, das leider geschlossen ist, gibt es eine richtig feine italienische Pizza in der Pizzeria Napoli. Die Zeit vergeht so schnell dass wir uns beeilen müssen, wenn wir den Sonnenuntergang vom Rialto Tower aus beobachten wollen. Wir schaffen es gerade noch, die Sonne steht nur noch wenig über dem Horizont, als wir aus dem Lift im 52ten Stock aussteigen. Für uns ist auch das zweite Einnachten von hier oben eindrücklich. Langsam verblassen die Farben, immer mehr Lichter gehen an und die Farben des Himmels ändern sich laufend. Zum Abschluss spazieren auch wir noch der Flaniermeile entlang und können kurz vor dem Bahnhof noch das Feuerwerk des Wasserfestes miterleben. Dienstag, 10. März

sonnig

Nach einem weiteren ausgiebigen Frühstück, diesmal mit frischgebackenem Brot, verabschieden wir uns von Barbara und Roger und machen wir uns auf den Weg. Via Geelong fahren wir nach Torquay, einem Surfer Strand. Hier bekommt Simon zum ersten Mal den südlichen Ozean mit seinen Wellen und dem schön blauen Wasser zu sehen. Wir spazieren zum Lookout und über den Strand, es ist gerade Ebbe, zurück zum Auto zurück. Wir fahren der Küste entlang, erst gegen Abend biegen wir landeinwärts in den Angahook Lorne NP ab, um abseits einen Übernachtungsplatz zu suchen. Nicht ganz einfach. Schlussendlich begnügen wir uns mit einem Platz nahe der Waldstrasse. Nun heisst es erstmals das Zelt für Simon aufzubauen, es wird für die nächsten 4 Wochen sein Schlafgemach

sein. Dann machen wir ein kleines Feuerchen, um die Steaks zu braten. Wir sind noch nicht fertig, wollen gerade mit dem Nachtessen anfangen, da hält ein Auto mit einem Feuerwehrmann an. Er erkundigt sich nach unserem Ergehen und macht uns darauf aufmerksam, dass Feuern im Park generell verboten ist. Wir haben Glück, an einen verständigen und an unserer Reise interessierten Mann gelangt zu sein. Er erlaubt uns, das Fleisch fertig zu braten und dann das Feuer zu löschen. Zudem erklärt er uns, wo wir in der Nähe ganz sicher Koalas sehen können. Auch macht er uns darauf aufmerksam, dass einige Kilometer weiter eine Camp area mit Toiletten wäre. Da wir Simons Zelt aber bereits aufgebaut haben, bleiben wir hier.

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Mittwoch, 11. März

16.5° / 24° bedeckt - sonnig

Heute früh liegt der Nebel nur knapp über den Bäumen. Auf Waldstrassen, wo wir oft Mühe haben, den richtigen Weg zu finden, geht es südwärts an die Küste, der Great Ocean Road zu. Auf dem Weg zu den Erstine Falls kommen wir an einer Hecke mit reifen Brombeeren vorbei. Jeder bekommt ein Schüsselchen in die Hand gedrückt und los geht es, frohes Brombeeren pflücken. Susi möchte daraus Konfitüre machen. Schnell sind genügend Beeren zusammen. Nun ist es wohl an mir, dazu wieder einmal nach langer Zeit einen Zopf zu backen. Der Wasserfall ist zu Fuss auf einem etwa 200 Meter langen Weg gut erreichbar. Viel Wasser führt er leider nicht. Einen zweiten Abstecher machen wir dann an der Küste zum Point Grey Lookout. Leider scheint die Sonne noch nicht richtig, sodass die Farben des Meeres nicht zur Geltung kommen. Wir hoffen weiter auf besseres Wetter, die Great Ocean Road ist ja noch lang. Auf dem Campingplatz in Kenneth River erkundigen wir uns nach Esther und Walti. Sie

wollten eigentlich heute hier eintreffen. Leider sind sie nicht oder noch nicht hier. Wir wissen nur, dass sie aus der Richtung von Apollo Bay nach Kenneth River unterwegs sein sollten. Bevor wir aber weiterfahren, schlendern wir zu den nächsten Eukalypten, wo schon viele andere Touristen hinaufgucken. Wir finden Koalas nur wenige Meter über dem Boden, in Astgabeln vor sich hin dösend, nur einer kratzt sich ab und zu. So fahren wir weiter, in der Hoffnung ihnen auf dem Weg zu begegnen. Aber auch in Apollo Bay keine Spur von Esther und Walti. Wir haben zwar Mails hin und her geschickt, aber irgendwie verpassen wir uns. Per Telefon wäre es einfacher, aber Esther kann mit ihrem Handy wohl SMS und Telefone empfangen aber keine senden. Zudem haben wir fast nirgends Handyempfang. Schade. Ich hätte Esther nach vielen Jahren gerne wieder einmal getroffen. Es wäre zudem speziell gewesen, sie in Australien zu sehen, zuhause wäre es aber wohl einfacher gewesen… Wir fahren Richtung Lighthouse am Cape Otway, dort soll es laut Angaben des Feuerwehrmannes ein Bushcamp am Strand geben. Leider hat es schon 5 km vor dem Camp ein Schild „Camp full“, aber wir finden einen kleinen Weg an eine andere Bucht, wo wir unser Nachtlager aufschlagen.

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Donnerstag, 12. März

16.5° / 23° bewölkt- Regen - sonnig

Ich versuche wieder, Esther zu erreichen, aber leider haben wir weder Telefon- noch Internetempfang. Es hat wohl nicht sollen sein. Ruedi und Susi haben heute ein eigenes Programm: am PC arbeiten und dann am Gables Lookout auf uns warten. Wir fahren zuerst noch langsam zum Lighthouse am Cape Otway: im Reisebuch hat es geheissen: „Look out for Koalas and other Tourists doing the same“. Und schon nach wenigen hundert Metern kommen wir an der Stelle vorbei, wo Simon gestern einen Koala gesehen hat. Er sitzt immer noch in seiner Astgabel und ist recht wach. Er sieht uns an, als wir uns nähern und setzt sich so richtig in Pose, wie wenn er eine Show abziehen möchte. Er reckt und streckt sich und gibt ein lautes Geräusch von sich: eine Mischung von röhren, grunzen und gurgeln, sehr eindrucksvoll und einem so kleinen Tier gar nicht zuzutrauen. Obwohl ein grosser Teil der Küste hier National Park ist, gibt es doch noch viel Landwirtschaft. Der Eintritt zum Lighthouse mit 16$ pro Kopf ist uns zu teuer, nur um ein paar knapp 100 jährige Exponate und den Reflektor des Lichtes anzusehen. So begnügen wir uns mit einem Blick auf die Küste. Unser nächstes Ziel ist der Tree Top Walk in Wyelangta. Bevor wir in die Bäume steigen, möchte ich noch ein Mail an Esther machen und ihr mitteilen, dass wir weiter westlich gefahren sind und es nicht hat sein sollen, dass wir uns treffen. Wir haben wirklich alles versucht. Ich beschliesse, hier auf dem Parkplatz noch Tagebuch zu schreiben, auf einem Tree Top Walk war ich ja schon einmal. Dann sieht Peter auf dem Weg zum Eingang Esther und Waltis Camper-Büsli auf dem Parkplatz stehen. Es ist kaum zu glauben. Da versucht man krampfhaft ein Treffen zu Stande zu bringen, nichts klappt und sobald man aufgibt und loslässt gelingt es wie von selbst. Ich warte also bei unserem Auto und schreibe Tagebuch, irgendwann müssen Esther und Walti ja zu ihrem Auto zurückkommen. Schon nach einer halben Stunde sehe ich sie kommen. Wir freuen uns riesig, haben Esther und ich uns doch viele Jahre nicht mehr gesehen. Wir geniessen in der nahen Cafeteria einen feinen Capuccino und quasseln gut 2 Stunden. Dann wird es höchste Zeit uns zu verabschieden und weiterzufahren und uns wieder mit Susi und Ruedi zu treffen. Mit beinahe 2 stündiger Verspätung treffen wir am Gables Lookout wieder mit Ruedi und Susi zusammen. Nach nur sehr kurzer Besprechung sind wir uns einig, dass wir hier über Nacht bleiben wollen. Da es aber erst 16 Uhr ist,

machen wir alle zusammen noch einen Abstecher zum Moonlight Beach. Der kleine Ausflug wird länger als erwartet, es gibt so viel am Strand zu sehen. Ruedi und Simon klettern über Felsvorsprünge und versuchen zur nächsten Bucht zu gelangen und kommen mit nassen Socken und Schuhen zurück. Zurück auf dem Parkplatz, wo wir jetzt alleine sind, gibt es eine grosse Personenwäsche im letzten Sonnenlicht und kurz nach einem spektakulären Sonnenuntergang den Znacht.

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Freitag, 13. März

15.5° / 23° Nebel - sonnig Nach einer klaren Nacht werden wir heute Morgen von einem dichten Nebel überrascht, man sieht kaum 100 m weit. Wir hoffen, dass sich die Sicht bessert und die Sonne scheint, denn heute steht die schönste Strecke der Great Ocean Road vor uns. Kaum 30 km weiter kommen wir zu den 12 Aposteln. Durch den noch starken Dunst ist die Staffelung in der Distanz sehr gut sichtbar, die Farben sind leider sehr blass. Gegen Mittag sind wir bei den Arches und nach dem Mittagessen hat es so weit aufgeklart, dass die Sonne durchkommt und die Farben des blauen Meeres und der braun-beige-roten Klippen richtig kräftig werden.

Simon und Susi machen sich einen Sport draus, die höchsten Wellen beim Brechen an den Klippen zu filmen. Die Reste der London Bridge, einer 1997 eingestürzten Naturbrücke, und die Grotte sehen wir bei klarem blauem Himmel in den schönsten Farben, wirklich eindrücklich und die Reise wert. Da es schon nach 4 Uhr ist, entscheiden wir uns, in Peterborough zu übernachten. Der Campingplatz dort rühmt sich, einen „Safe Swimming Beach“ zu haben. Simon und ich nützen dies aus und gehen baden, trotz Lufttemperaturen von nur gut 20° und einem steifen Wind vom Meer her. Es ist nicht wirklich kalt, nur sehr erfrischend! Es kann aber nicht sein, dass wir den südlichen Ozean verlassen, ohne mindestens einmal darin geschwommen zu sein. Die Sonne scheint aber bis zum Untergang von einem wolkenlosen Himmel und wärmt schön, den Rest fürs aufwärmen besorgt dann eine lange heisse Dusche. Samstag, 14. März

16° / 22° Regen - sonnig - Regen

Schon um 6 Uhr beginnt es zu tropfen, um halb 8 Uhr regnet es richtig. Wir gönnen der Landschaft die ersten Niederschläge seit 3 Monaten und mehreren Wochen mit Temperaturen bis über 40°, aber es müsste ja nicht gerade heute sein. Wir trödeln mit dem Morgenessen und sind überrascht, dass gegen 9 Uhr der Regen ziemlich abrupt aufhört und schon eine Aufhellung sichtbar wird, wie bei uns (d.h. in der Schweiz) im April. Wir packen zusammen, vor allem Simons Zelt ist nass. Gott sei Dank ist Susi und Ruedis Fahrzeug gross, so dass wir die nassen Sachen dort zum Trocknen aufhängen können. Nach dem Bunkern von Wasser machen wir uns auf den Weg nach Warrnambool um dort die notwendigen Einkäufe für die nächsten Tage zu machen, die wir im Grampians Nationalpark verbringen werden. Während wir einkaufen hellt es auf und die Sonne scheint. Zmittag gibt es heute ein heisses Güggeli vom Grill mit frischem Brot, richtig fein. Auf dem Weg zu den Grampians werden wir nochmals gehörig abgeduscht, der nächste Schauer bringt einen Temperatursturz von 6° innerhalb von Minuten. Im Gr ampians Nationalpark suchen wir den im Süden gelegenen Bushcamp Strachans. Obwohl es nur ein Camp mit 4 Plätzen für Zelte ist, finden wir einen ebenen Platz für unsere Fahrzeuge, und wir sind allein auf weiter Flur! Gott sei Dank hört es auch auf zu regnen und Simon kann sein Zelt trocken aufstellen.

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Sonntag, 15. März

9° / 17° Regen - sonnig

Nach einer klaren Nacht ist die Temperatur heute Morgen nur noch bei 8°. Der Wind hat sich gelegt und der Himmel ist wolkenlos. Aber schon nach 9 Uhr hat sich der Himmel wieder überzogen. Wir wählen den Victoria Range Track, der uns bis auf 800 m ü M bringt: bis in die Wolken. Kurz nach dem höchsten Punkt sehen wir aber eine Möglichkeit, über ein paar Felsen einen ungehinderten Ausblick auf das unter uns liegende Tal zu erhaschen. Es wird eine ziemlich mühsame Kraxlerei und ein „sich durch die Büsche schlagen“, aber es lohnt sich. Wir haben einen wunderbaren Ausblick, knapp unter den Wolken, fast 360° in die

Ferne. Danach geht es wieder hinunter bis ins Tal, wo wir eine Aboriginal Art Site besuchen wollen. Kaum sind wir auf dem Parkplatz angelangt, beginnt es zu regnen. Also gibt es zuerst Zmittag und dann die Wanderung. Der Regen hört auch wie erwartet nach kurzer Zeit auf und wir können aufbrechen. Die Art Site ist hinter Gittern gesichert und wir beurteilen sie als ziemlich dürftig, wir haben schon schönere gesehen. Zudem werden wir auch noch verregnet. Über den Goat Track, der aber beinahe Strassenqualität hat, fahren wir bis Paddy Castle, einem etwa 50 m hohen Felsen in der Ebene. Der Himmel ist nur noch bewölkt, aber die blauen Löcher sind doch etwas zu klein für schöne Fotografien. Unser nächstes Ziel ist der Tower Lookout. Die kürzeste Verbindung dorthin ist aber geschlossen, da in dieser Gegend die bedrohten Brush-tailed Rock Wallabies wieder angesiedelt wurden und die sollen vorerst nicht durch Verkehr oder Wanderer gestört werden. So müssen wir einen kleinen Umweg machen, erreichen den Parkplatz zum Tower Lookout Walk um halb 4. Die Wanderung ist wiederum kurz, kaum ein Kilometer hin und zurück, benötigt aber dennoch erstaunlich viel Zeit, da der Weg sehr uneben ist und am Schluss noch geklettert werden muss. Wir geniessen die Aussicht wegen des starken, kalten Windes aber nur kurz und kehren bald zu den Autos zurück. Wenigstens ist der Himmel in der Zwischenzeit mehr blau als grau, aber die Temperaturen steigen trotzdem nicht über 17 Grad. Kaum einen Kilometer weiter finden wir ein kleines Bushcamp, wo wir uns für die Nacht niederlassen. Um sieben Uhr ist der Himmel schon wieder komplett bedeckt. Wir haben so richtiges Aprilwetter. Montag 16. März

6° / 17° Aprilwetter

Schon wieder regnet es. Wir fahren am Lake Belfield vorbei zum Visitor Center. Hier kann man sich verweilen, auch wenn es draussen immer wieder regnet. Wir informieren uns über Wanderungen und Bushcamps und besuchen das angeschlossene und von Aboriginals geführte Cultural Center. Es ist sehr informativ und gibt Einsicht in die schwierige Zeit zwischen der Einwanderung der ersten Europäer bis zur Anerkennung der Aboriginal People als vollwertige australische Bürger. Eine eher traurige, beschämende Zeit für die Weissen. Zmittag essen wir im kleinen Cafe des Infozenters. Wir versuchen einen Bush Food Platter, einen gemischten Teller mit Känguru-, Wildenten-, Krokodil- und Emufleisch. Es schmeckt uns eigentlich alles gut. Reisebericht Australien

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Am Nachmittag wird das Wetter doch noch etwas besser und wir machen uns auf zur Wanderung durch den Grand Canyon zu den Pinnacles. Es ist eine äusserst vielseitige und schöne Wanderung von 3 Stunden. Leider ist die Aussicht bei diesem Wetter nicht so grandios, auch der Mt. Rosea, den Simon unbedingt besteigen will, liegt im Nebel. Dann kommt zwischendurch doch etwas Sonne zum Vorschein und Simon bemerkt, dass er seine (teure) Sonnenbrille unterwegs verloren hat. Auf dem Rückweg richten wir unsere Augen mehrheitlich auf den Boden, immer in der Hoffnung diese zu finden. Dazu werden wir auch noch verregnet. Aber anscheinend hat die Brille auch jemand anderem gut gefallen, jedenfalls ist sie nirgends zu finden, obwohl wir, anhand der gemachten Fotos, auf einige Meter genau wissen, wo sie eigentlich liegen müsste. Dienstag, 17. März

7.5° / 22.5° bewölkt - sonnig

Heute Morgen dürfen wir wieder einmal länger schlafen. Um sieben Uhr nieselt es noch immer, also können wir uns nochmals umdrehen und noch eine Stunde schlafen. Heute steht der kurze 2 km return Spaziergang zu den Balconies an. Die Balconies sind nur auf gut 600 Metern und so wie es aussieht sollten sie noch unter der Wolkengrenze liegen. Wir kommen nicht weit, da versperrt ein in der Nacht umgefallener Baum die Strasse. Wir werden den Weg frei räumen. Mit der Kettensäge trennt Peter den Stamm von der Wurzel und dann kommt wieder einmal der OKA in Aktion um den Stamm von der Strasse an den Rand der Nebenstrasse zu ziehen. Nach dieser halben Stunde Räumarbeit, sehen wir am Himmel bereits einige blaue Löcher. Wir spazieren zu den Balconies, die weit weniger spektakulär sind als erwartet. Die Aussicht ist aber sehr schön. Dann bessert sich das Wetter schnell. Kurz entschlossen machen wir uns nach einem schnellen Zmittag auf den Weg zum Mt. Rosea, eine 9 km lange Wanderung, für die wir 5 Stunden rechnen müssen. Nichts wie los, wer weiss, wie das Wetter morgen ist. Simon ist schon ganz nervös, endlich kann er eine seiner geliebten Wanderungen machen. Der Weg führt zuerst durch lichten Wald auf ebenen schmalen Wegen. Doch schon bald geht es steil bergan, über Sandsteinfelsen und unter grossen Felsbrocken durch. Oft müssen wir genau schauen, um den Weiterweg zu finden. Die gelben Pfeile sind selten und oft sind sie so verbleicht, dass sie die Farbe der Flechten auf den Steinen haben und fast nicht mehr von diesen zu unterscheiden sind. Nach zwei Stunden Kletterei über unebenen, felsigen Weg, erreichen wir den Gipfel. Wir sind doch fitter als wir gedacht haben. Vielleicht spornt uns auch unser junger Guide an, denn heute übt Simon die Handhabung des GPS. Der Himmel ist inzwischen wolkenlos, zum ersten Mal seit Montag letzter Woche schönes Wetter. Die Aussicht ist grandios. Auch den Rückweg schaffen wir ohne Mühe. Um sechs Uhr sind wir wieder zurück und fahren zur gleichen Camp Area wie gestern, die ganz in der Nähe ist.

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Mittwoch, 18. März

6° / 24° sonnig

Nun scheint uns das Wetter aber gut gesinnt. Es verspricht ein schöner, warmer Tag zu werden, obwohl die Temperatur nachts auf 6 Grad gesunken ist. Wir lassen Simons Zelt trocknen und machen uns dann auf den Weg zu den Mc Kenzie Falls. Der Wasserfall hat erstaunlich viel Wasser. Das Wetter bessert sich stündlich und am Nachmittag scheint die Sonne bereits von einem wolkenlosen Himmel. Ruedi und Simon haben beim gestrigen Abendessen geblödelt und eifrigst besprochen, dass sie heute auf dem Mt. Difficult übernachten werden um den Sonnenuntergang und den Sonnenaufgang von morgen Donnerstag zu sehen. Na dann los, ihr Jungs… Die grossen Rücksäcke werden gepackt, Zelt, Schlafsäcke, Schlafmatten, Futter und das Satellitentelefon für alle Fälle, werden eingepackt. Da es unterwegs kein Wasser gibt, muss auch genügend Trinkwasser mitgenommen werden. Mit guten Ratschlägen der faulen Zurückbleibenden machen sich die beiden am Nachmittag schwer beladen auf den Weg. Hoffentlich hält das Wetter, damit sie auch etwas von der untergehenden Sonne zu sehen bekommen. Susi, Peter und ich arbeiten am PC, schauen bei Sonnenuntergang zum Gipfel hinauf und werden die beiden morgen Vormittag wieder in Empfang nehmen. Donnerstag, 19. März

7.5° / 33° sonnig

Happy Birthday, lieber Peter (Christen), alles Liebe und gute Gesundheit zu deinem Geburtstag. Wir hoffen, dass der Frühling bald kommt und du wieder mit dem Bike unterwegs sein kannst, damit du weiterhin fit bleibst. Bis dann, geniess den Schnee, resp. die Schlittelbahnen und schau, dass du die Kurven mit deiner „Rennmaschine“ gut ansteuerst. Bereits um 10 Uhr kommen die beiden Wanderer von ihrem Ausflug auf den Mt. Difficult zurück. Sie sind zufrieden, Sonnenuntergang und Sonnenaufgang haben sie genossen und auch das Futter war genügend. Selbst auf einer Höhe von 810 Metern über Meer haben sie nachts nicht gefroren, obwohl sie nur den Schlafsack bei sich hatten. Nach einer Dusche

neben dem Camper wir die Wanderausrüstung wieder verstaut. Wir verlassen nun die Berge des Grampians NP Richtung Norden. Damit lassen wir auch den Regen und die Feuchtigkeit zurück. Die Temperatur wird wüstenmässig, 33 Grad. In Horseham, einer recht grossen Ortschaft im Landwirtschaftland, stocken wir nochmals unsere Lebensmittelvorräte auf und füllen die Dieseltanks unserer Fahrzeuge. In einer Bäckerei kaufen wir sogar richtiges Brot, leider nur weisses, aber es hat eine Kruste und ist recht schwer, ein richtiges Pfünderli. Seit wir zu dritt im Kokopelli hausen, ist es doch ziemlich eng und Ordnung halten nicht mehr so einfach…...

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Freitag, 20. März

10.5° / 32° sonnig

Wir machen einen kurzen Walk zum Pomponderoo Hill, von wo wir eine schöne Aussicht auf das Outback des Little Desert NP haben. Auf weichen Sandpisten, vorbei an Salzseen, bekommt Simon endlich das von uns so geliebte Outback zu sehen. Inzwischen hat er auch erfolgreich meinen Copilotenposten übernommen, navigiert und unterstützt den Fahrer und lernt die Koordinaten anhand der Längen- und Breitengrade richtig zu interpretieren und deuten. Wie war das eigentlich mit den wohlverdienten Ferien? Ich kann derweil im Fond des Kokopelli das Nichtstun geniessen. Über die unebenen Pisten werde ich aber

tüchtig durchgeschüttelt und muss mich festhalten, damit es mich nicht von Bänklein haut. Zwischen dem Little Desert NP und dem Wyperfeld NP beherrscht die

Farbe gelb die Landschaft. Wir fahren zwischen abgeernteten, riesigen Getreidefeldern hindurch. Im Roadhouse in Nhill spendiert uns Simon eine Runde Glacé. Seit langem die erste, die wir geniessen. Sie schmeckt ausgezeichnet. Neben den Temperaturen sind auch die Fliegen outbackmässig. Keine Ahnung wie sie uns in der weiten Einsamkeit finden, sobald wir das Auto verlassen. Samstag, 21. März

10° / 38° sonnig

Wir kommen am Chinaman's Well vorbei. Der mit Holzbalken verkleidete 4 Meter tiefe Schacht ist noch erstaunlich gut erhalten. Um an Wasser zu gelangen müsste man aber noch etwas tiefer graben. Simon bekommt heute die erste Fahrstunde im OKA und kann dabei die Aussicht aus einer etwas höheren Perspektive geniessen. Auch heute ist es richtig heiss, und die Fliegen nerven gewaltig. Je heiss um so Fliegen… Aber wie war das schon wieder mit dem Paradies?? Dafür ist die Landschaft mit den überwachsenen hohen Dünen wunderschön, fordert aber von den Fahrern viel Konzentration und Gefühl beim Fahren auf den weichen Sandpisten. Oft muss bei der Überquerung einer Düne ein zweiter Versuch gemacht werden, oft ist der Sand zu tief und zu weich. Gross angeschrieben ist dann der Miled Rock. Der einzige und als aussergewöhnliche Attraktion beschriebene Fels. Ganze 5 Meter lang und 2 Meter hoch ist er. Um 16 Uhr beenden wir die heutige Fahrt beim Pigeon Swamp. Von Sumpf ist zwar weit und breit nichts mehr zu sehen und der Boden ist pickelhart. Ruedi und Simon müssen ihre überschüssigen Kräfte loswerden und versuchen mit Pickel und Schaufel zu graben um auf Wasser zu stossen. Ein kräfteraubendes und erfolgloses Unternehmen. Der Grundwasserspiegel ist zu tief gesunken.

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Sonntag, 22. März

10° / 28° sonnig

Heute Vormittag fährt Simon den Kokopelli über die Dünen und über sandige Pisten. Er ist somit vom Trapper Simon zum Driver Simon aufgestiegen. Anscheinend macht es Spass. Auch heute geht es weich zu und her, über bewachsene Dünen und sandige Pisten. Wir kommen an einigen alten Wasser Bohrstellen vorbei, die aber alle nicht mehr funktionstüchtig sind. Gebaut, resp. gebohrt wurden sie um 1925. Am Nachmittag entdeckt Simon seinen Lieblingsplatz im OKA: auf dem Dach des Fahrerhauses auf den Reservepneus lässt es sich hervorragend fahren und die Landschaft überblicken. Wir übernachten beim Cactus Bore, wo wirklich Aloevera Agaven wachsen. Nach dem Nachtessen besteigen wir die nahe gelegene Düne um den Sonnenuntergang zu geniessen. Ruedi bleibt im Camp und spielt wieder einmal auf seiner Gitarre. Montag, 23 März

6° / 26° sonnig

Wir verlassen den Wyperfeld NP und durchfahren einmal mehr Agrarland. Die Strassen sind schachbrettartig angelegt, alle 3 – 4 Kilometer eine Kreuzung. Emus fliehen durchs Gebüsch entlang der Gravelroad und überspringen ohne Mühe die Stacheldrahtzäune, die die riesigen Getreidefelder begrenzen. In Murrayville, einem kleinen Ort, tanken wir Frischwasser und Diesel. Wir fahren zum Murray Sunset NP weiter nördlich. Hier gibt es die Pink Lakes, viele rosafarbene Salzseen. Die Farbe kommt von den hier vorkommenden roten Algen, die man andernorts für die Chemische Industrie züchtet. Von 1916 bis 1979 wurde in den Seen des Murray Sunset Salz gewonnen. Einige Überbleibsel sind heute noch zu sehen: Berge von Salz und rostige Teile von alten Maschinen und Autos, ein Stück des Bahntrasses und rostige kleine Bahnwagen, die dem Abtransport des Salzes dienten. Auf der Fahrt zum Mount Crozier durchfahren wir wieder einmal ein Gebiet mit rotem Sand und Salmon Gums (eine Eukalyptusart) mit ihrer samtigen lachsfarbenen Rinde. Die äussere, graue Rinde löst sich in langen Streifen ab und darunter wird dann die lachsfarbene Rinde sichtbar. Reisebericht Australien

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Dienstag, 24. März

11° / 39° bedeckt

Simon ist heute früh auf. Er will den Sonnenaufgang von der nahen Düne aus sehen. Kaum ist die Sonne über dem Horizont ziehen Wolken auf. Gemäss lokaler Wettervorhersage soll es heute in Mildura regnen. Glauben tut keiner daran. Wir treffen auf eine Gruppe Ranger, die mit Unterhaltsarbeiten beschäftigt sind. Von ihnen hören wir, dass seit 7 Jahren kein nennenswerter Regen mehr gefallen ist. Temperaturen über 40 Grad und viel Wind haben die Erde ausgedorrt. Die Tiere sind verdurstet oder sind an den Murray River geflüchtet. Über 100 Känguruhs und Wallabies sind umgekommen. So folgen wir ihrem Rat und fahren ostwärts an den Murray River, denn eigentlich möchten wir, dass Simon noch Tiere zu sehen bekommt und hier finden wir sie jedenfalls nicht. Wir fahren durch Dry Lakes, die schon lange kein Wasser mehr gesehen haben. Überall liegen tote Känguruhs, sie sterben reihenweise weg, da kein Wasser mehr zu finden ist. Die langjährige Trockenheit und die 3 Wochen im Februar mit Temperaturen zwischen 40 und 50 Grad haben auch der Vegetation stark zugesetzt. So fehlt den Kängis neben dem Wasser auch das Futter. Heute kommen wir wieder einmal nicht voran. Überall müssen wir anhalten, es gibt immer wieder etwas zu sehen und zu untersuchen. Ein alter, nicht mehr funktionstüchtiger Grader steht am Wegrand und muss begutachtet werden. Was wohl noch funktioniert daran? Eine verlassene Alabaster-Mine aus den Fünfzigerjahren müssen wir auch näher ansehen. Ausser Bergen von Abraummaterial finden wir auch alte, rostige Büchsen und Flaschen, Wellblech und Draht. Auch Old Hattah Township ist heute verlassen. Was nicht mitgenommen wurde rostet vor sich hin: Autos, Maschinen, Wassertanks etc. Auch die Hattah Lakes sind trocken. Der Murray River fliesst wenigstens noch. Wir lassen uns an dessen Ufer nieder und richten uns für die Nacht ein. Hier gibt es endlich wieder einmal Vögel zu sehen und vor allem zu hören: weisse Kakadus, Kookaburras, Papageien. Ein Pelikan dreht seine Runden und Enten und Reiher sind auf Futtersuche. Anscheinend leben hier zu viele Känguruhs, denn der vorbeikommende Ranger informiert uns, dass heute Nacht Jäger auf der Pirsch sind, um überzählige Tiere zu schiessen und wir uns keine Sorgen zu machen brauchen, sollten wir Schüsse hören... Mittwoch, 25. März

20.5° / 31° bedeckt

Wir fahren dem Murray River entlang, der sich in grossen Schlaufen durch die Ebene windet. Mächtige, alte und verkrüppelte Eukalypten säumen das Ufer. Immer wieder halten wir an um die Natur zu geniessen. Dies geht Susi und Ruedi eindeutig zu langsam. Sie verabschieden sich und fahren schon mal zügig voraus nach Mildura auf den Campingplatz, wir werden uns dort wieder treffen. Je näher wir Mildura und somit der Zivilisation kommen umso grüner ist es, dank Bewässerung. Mildura ist eine grosse, wohlhabende und moderne Ortschaft. Dank dem Wasser des ganzjährig fliessenden Murray River kann hier Obst, vor allem Zitrusfrüchte und Wein im grossen Stil angebaut werden. Wir schreiben uns auf dem Campingplatz ein, um wieder einmal Wäsche zu waschen und in der Stadt einzukaufen. Es ist heiss und wir geniessen zwischendurch immer wieder ein Bad im Swimmingpool. Reisebericht Australien

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Donnerstag, 26. März

17.5 ° / 31° bewölkt / sonnig

Wir benutzen die Gelegenheit der Zivilisation und gönnen Kokopelli einen kleinen Service. Da wir sowieso warten müssen, lädt uns Simon zu einem zweiten Frühstück ein: Rührei, Spiegelei mit gebratenem Speck und Toast und dazu einen guten italienischen Kaffee. Wir könnten uns glatt daran gewöhnen… Danach schlendern wir durch Mildura auf der Suche nach knusprigem, dunklem Brot. Auch Susi und Ruedi sind in der Stadt, am OKA muss das Differenzialöl gewechselt werden und auch sonst ist noch Kleinkram zu erledigen. Bereits um 10 Uhr können wir Kokopelli wieder abholen und wir nehmen die 100 km lange Fahrt zum nordöstlich gelegenen Mungo Nationalpark unter die Räder. Schon nach 20 Kilometern hört die Teerstrasse auf und wir haben die Zivilisation hinter uns. Wir sind wieder im Outback, und fahren durch rote Erde mit Spinifex Gras und Eukalyptusbäumen. Unterwegs sieht es oft nach Regen aus, es bleibt aber trocken. Kurz nach der Einfahrt in den Nationalpark beginnt es dann doch noch zu regnen und sofort weicht die Naturstrasse auf und wird schmierig und rutschig. Der Regenschauer dauert aber nur kurze Zeit und ist lokal sehr beschränkt und schon bald scheint wieder die Sonne. Wir besuchen das Visitor Center, das uns die gewünschten Informationen zum Park liefert. Wir schauen den alten Wool-shed an, in dem bis in die siebziger Jahre jährlich bis zu 50‘000 Schafe geschoren wurden. Am Strassenrand sehen wir wieder einmal einen Tannzapfen-Skink. Auch Emus sind unterwegs. Der

Mungo NP ist aber vor allem wegen seiner erodierten Sandsteinfelsen, der Walls of China, bekannt. Umgeben von Sandwüsten stehen die verwitterten Felsen wie eine Mauer in der Ebene. Wir haben wunderschöne Bilder aufgenommen, sind aber etwas enttäuscht, denn vergebens warten wir auf die farbliche Veränderung bei untergehender Sonne. Kein Vergleich mit dem Ayers Rock oder den Olgas im Zentrum von Australien. Schnell ist es danach dunkel und wir fahren langsam, um keine Tiere, die nachts unterwegs sind zu überfahren, zurück ins Camp. Freitag, 27. März

11.5° / 29° sonnig

Durch den Mungo NP führt ein 70 km langer Loop. Trotz der allgegenwärtigen Dürre sehen wir erstaunlich viele Känguruhs, die anscheinend genügend Wasser finden in den verstreut liegenden Wasserlöchern. In einem solchen Wasserloch entdecken wir eigenartige kleine Krebstierchen, die wir noch nie gesehen haben. Wir fangen eines ein um es in unserer „Blumenvase“, einem Reagenzglas, das wir mit einem Saugnapf an der Frontscheibe angeklebt haben, genauer anzusehen. Sind dies Krebstierchen, die die Trockenheit „überwintert“ haben und jetzt im frisch gefüllten Wasserloch wieder aufleben?

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Wir kommen vorbei an erodierten Felsen, die wunderschöne Strukturen aufweisen und beobachten einen jungen Goanna, der sich in der Sonne aufwärmt. Nach einem gemütlichen Mittagessen unter einem wenig Schatten spendenden Baum besteigen wir die weisse Düne, obwohl es heiss ist und die Sonne von einem wolkenlosen Himmel brennt. Simon übt Weitsprung in den weichen, tiefen Sand, was filmisch und photografisch festgehalten wird, damit niemand zu Hause behaupten kann, er habe in seinen Ferien nicht trainiert. Die Überreste der letzten Schaffarm Janci auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks besuchen wir ebenfalls und staunen wie gut die Holzbauten noch erhalten sind. Samstag, 28. März

11° / 31° sonnig

2 Tage nach dem kurzen Regen liegt bereits ein grüner Hauch über der roten Erde. Das Gras spriesst wieder. Heute heisst es Abschied zu nehmen von Ruedi und Susi. Sie werden weiter nordwärts fahren. Peter, Simon und ich haben beschlossen südwärts zu fahren und vor Simons Heimflug die südlich von Adelaide gelegene Kangaroo Island zu besuchen. Über staubige Naturstrassen fahren wir Richtung Mildura zurück und steuern den Murray River an. Bei Wentworth fliesst der Darling River in den Murray River. Es gibt viel Wasser und wir haben Glück und können bei einem der vielen Wehre zusehen, wie ein Schiff durch die Schleuse Nr. 10 fährt. Es ist grün am Ufer des Murray, ein grosser Unterschied zu den letzten Tagen im trockenen Mungo NP. Im Reiseführer hat Simon noch etwas von einer roten Düne in der Nähe von Mildura gelesen, die wollen wir uns noch ansehen. Wie immer sind wir natürlich während der heissesten Tageszeit an solchen Orten, können es aber trotzdem nicht lassen, die Düne zu besteigen. Mich faszinieren immer wieder die Tierspuren im sonst unberührten Sand. Auf dem Stuart HWY fahren wir danach zügig westwärts. Unser Ziel ist heute der nördliche Teil des Murray Sunset NP, der Lindsay Island NP, etwa 120 km weit entfernt. Auch hier ist es

extrem trocken, breite Risse ziehen sich durch die Erde, kein Busch ist noch grün. Für die Übernachtung finden wir ein einsames Plätzchen direkt am Ufer des Mullaroo Creeks. Zu unserer Freude gibt es hier weder lästige Fliegen noch stechende Mücken. Wir geniessen es und sitzen bis weit in die Nacht unter einem grandiosen Sternenhimmel. Reisebericht Australien

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Sonntag, 29. März

10.5° / 33° sonnig Am Morgen fahren wir noch an den Murray River zur Schleuse Nr. 7, wo wir den Schleusenwart treffen. Er hat einen einsamen Job und ist froh mit jemandem zu plaudern. Er hofft, dass sich doch noch das eine oder andere Boot bis zu seiner Schleuse „verirrt“. Weiter geht es durch den völlig ausgetrockneten Lindsay Island NP, über kleine Flüsschen mit mehr oder weniger Vertrauen erweckenden Brücken. Gross ist der Berribee State Forest angeschrieben, mehr als eine staubige Ebene ist aber nicht zu sehen, kein Baum weit und breit. Simon hat gestern wieder bis spät Reiseführer studiert und hat entsprechend viele Ideen,

was noch interessantes anzusehen wäre. Da wir aber auch möglichst viel Zeit für Kangaroo Island haben möchten, müssen wir uns auf einige Highlights beschränken. Von Renmark folgt die Strasse mehr oder weniger dem breiten Murray River. Immer wieder staunen wir, dass über die ganze Länge des Flusses

fast jeden Kilometer eine Pumpe installiert ist, die Flusswasser für die Farmen abpumpt. Der Murray River windet sich in grossen Schleifen durch die Landschaft. Bei Waikerie ist er durch das Wehr mit der Schleuse 2 gestaut und bildet einen riesigen See. Grosse Hausboote schippern gemütlich auf dem Fluss. Hier verlassen wir vorläufig den Murray River. Wir befinden uns nun wieder in dichter besiedeltem Gebiet. Ca. 200 km vor Adelaide gibt es riesige Weingüter und Zitrusplantagen: wir fahren durch das Barossa Valley! Als wir zufällig die weltbekannte Penfolds Vinery sehen, müssen wir natürlich für eine kurze Visite stoppen. Wir sind etwas enttäuscht, sieht es doch eher aus wie eine chemische Industrie. Riesige Tanks stehen dicht gedrängt, von Holzfässern keine Spur. Diese Zeit ist wohl auch hier endgültig vorbei. Wir fragen uns jedoch, woher der viele Wein kommt, es gibt schon grosse Wein“berge“ (eher Felder), aber dass die soooo viel Wein ergeben? Obwohl der Murray River viel Wasser führt und auch viel davon für die Bewässerung in die Kulturen gepumpt wird, ist der Boden extrem ausgetrocknet. Auch hier haben die ungewohnt hohen Temperaturen zwischen 40 und 50 Grad im Februar ihre Spuren hinterlassen. Dann müssen wir uns sputen. Wir haben noch viele Kilometer vor uns. Zügig geht es durch Landwirtschaftsland mit grünen Wiesen mit grasenden Kühen wie bei uns in den Voralpen. In Hahndorf, einer von deutschen Auswanderern 1839 gegründeten Stadt mit vielen deutsch angeschriebenen Geschäften, übernachten wir auf dem Campingplatz. Morgen früh möchten wir mit der 10 Uhr Fähre nach Kangaroo Island übersetzen.

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Teil 26

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Montag, 30. März

7.5° / 25° sonnig

Wir sind froh, dass gestern von Sommer- auf Winterzeit umgestellt wurde. So ist es schon früh hell und wir haben eine Stunde mehr um die Fähre am Cape Jervis 80 km südlich von Adelaide zu erreichen. Im Eiltempo fahren wir durch die Gegend, halten in Myponga um zu tanken und Brot und Milch einzukaufen. Gerade noch rechtzeitig, eine halbe Stunde vor Abfahrt, erreichen wir den Fährhafen. Von Fähre ist nichts zu sehen und zu unserem Erstaunen ist auch der Andrang von Fahrzeugen eigentlich keiner, wir stehen an erster Stelle. Merkwürdig. Im Office erfahren wir dann auch den Grund. Die Fähre ist längst weg, in Südaustralien wird im Gegensatz zu Victoria erst nächsten Sonntag die Zeit umgestellt... Chasch nöd nur günne! So vertreiben wir uns die Zeit bis zur Abfahrt der nächsten Fähre um 13 Uhr mit spazieren, fotografieren und dem erneuten Umstellen der Uhren. Um 14.00 Uhr sind wir dann schon in Penneshaw auf Kangaroo Island, nach einer eher unruhigen Überfahrt. Es schaukelt gewaltig und wir sind froh, dass wir keine empfindlichen Mägen haben… Zmittag essen wir am herrlich weissen Sandstrand am Ufer des wunderschönen, blauen Meeres. Da man auf die Insel keine Früchte und Gemüse mitnehmen darf (eine weitere Quarantäne) müssen wir noch einkaufen. In Kingscote, an der Nordostküste, schreiben wir uns auf dem Campingplatz ein und machen uns auf den Weg zur Pelikanfütterung. Die grossen Vögel warten bereits auf ihr Futter, das ihnen von einem Tierfreund täglich an dieser Stelle verabreicht wird, begleitet von vielen Informationen. Er muss gut aufpassen, sonst fressen ihm die Pelikane und Möwen die Fische aus dem Kübel, bevor er sie gerecht verteilen kann. Hier erfahren wir auch, dass der australische Pelikan der grösste seiner Art ist. Sobald keine Fische mehr da sind, fliegen sie weg und kreisen noch lange über der Stadt, bevor sie sich aufs offene Meer zurückziehen. Nach dem Nachtessen fahren wir nochmals in die Stadt an die Jetty. Wir nehmen an einer Führung zu den Little Penguins teil, die hier in grosser Zahl leben und brüten. Auch hier darf nicht mit Blitzlicht fotografiert werden, wir geniessen es trotzdem und haben Glück, wir sehen wirklich viele dieser eigenartigen Vögel. Auch die Informationen, die wir erhalten, sind vielfältig und wir hören viel Neues, obwohl wir bereits auf Tasmanien an einer Führung teilgenommen haben. Simon jedoch sieht und hört alles zum ersten Mal. Später machen wir uns noch allein auf die Suche nach den Pinguinen, die wir nun schon gut selber finden, da wir mittlerweile die Rufe der Jungen nach den Eltern kennen und wissen, wo wir suchen müssen.

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Dienstag, 31 März

12.5° / 31.5° sonnig

Wir folgen der Nordküste der Insel. Peter und Simon wollen an einer Führung im Cape Borda Lighthouse an der äussersten Nordwestspitze der Insel teilnehmen. Die Fahrt auf den letzten 15 km ist mühsam, die Strasse ist in sehr schlechtem Zustand, d.h. sie weisst schreckliche Korrugation auf. Trotzdem kommen wir noch rechtzeitig beim Leuchtturm an. Nach der

Führung wissen die beiden, dass hier das einzige „Real Lighthouse“ von Südaustralien steht, alle anderen Leuchttürme sind nur Beacons (Beacons blinken, Lighthouses haben ein dauernd brennendes Licht mit Drehspiegel). Danach befreien wir noch eine Autofahrerin von ihrem blinden Passagier, einem Huntsman, der partout mit ihr mitfahren will. Wir entdecken am Strassenrand einen Goanna und machen immer wieder einen Abstecher an die unbeschreiblich schöne Felsküste. Am liebsten würden wir ein Bad im blauen Meer nehmen, es gibt jedoch kein Durchkommen bis zum Wasser, zu steil und überwachsen ist das Ufer. Am Nachmittag fahren wir

Richtung Süden in den Flinders Chase NP. Dort wollen wir auf dem Bushcamp an der West Bay am Vennachar Point übernachten. Leider sagt man uns im Visitor Center, dass für diese Nacht alle Plätze ausgebucht sind. Kein Wunder, sind doch bis auf zwei Areas alle weiteren Camps noch geschlossen, da sie noch nicht wieder aufgebaut sind seit dem verheerenden Brand, der Ende 2007 auf der Insel wütete. Wir sind etwas enttäuscht, da wir von anderen Besuchern gehört haben, dass es an der Westküste der Insel wunderschön sein soll. So beschliessen wir noch heute an die Südküste zu fahren und die am Cape Du Couedic lebenden Seehund Kolonie zu besuchen. Die an Land unbeholfen wirkenden Fur Seals sonnen sich auf einem vom Meer umspülten Felsband oder schwimmen vergnügt in der stillen Bucht dahinter. Danach fahren wir noch einige Kilometer ostwärts zu den Remarkable Rocks, einer Steinformation mit riesigen Granitfelsen, die durch Wind und Wetter verwittert sind. Im Abendlicht sehen sie besonders schön aus. Erst bei Dunkelheit erreichen wir dann den Campingplatz, wo wir noch lange den Possums und den Wallabies zusehen, die uns neugierig beschnuppern.

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Mittwoch, 1. April

14.5° / 35° sonnig

Heute beginnen wir den Tag mit einem Spaziergang. Beim Campingplatz beginnt der Koala Track. Ein kurzer Spaziergang ist es nur, aber wir bekommen doch einige der knuddeligen Tiere zu sehen. Sie sitzen fast unbeweglich auf den Bäumen, schauen aber interessiert auf uns herunter. Ein kleines Bettong ist auch unterwegs. Wir fahren westwärts. Bei den Kelly Hills Caves informieren wir uns über die geführte Tour in die Höhle. Leider ist keine etwas abenteuerliche oder sportliche Tour dabei, wo man auch etwas klettern oder durch enge Gänge kriechen könnte. Eine konventionelle Tour gelüstet uns aber nicht, wir haben schon andere, schöne Tropfsteinhöhlen

gesehen. Also fahren wir weiter und steuern Point Ellen an. Beim alten Leuchtturm schauen wir wieder einmal den hohen Wellen zu, die an die felsige Küste donnern. Auf dem Rückweg machen wir Halt an der Vivonne Bay mit ihrem langen weissen Sandstrand. Hier essen wir Zmittag und können heute dem schön blauen Wasser nicht widerstehen und nehmen ein Bad im 18 Grad kalten Wasser. Ist man einmal im Wasser, scheint es gar nicht mehr so kalt. Jedenfalls halten wir

es länger aus als wir gedacht haben. Eine Stunde später sind wir in der Little Sahara, einer Sandwüste mit hohen schneeweissen Wanderdünen. Auch diese weisse Pracht müssen wir besteigen und wieder einmal ist es mächtig heiss. Wie in den Schweizer Bergen den Schnee, bläst der Wind den Sand über die Krete. Der Blick reicht von den Dünen über die grün überwachsene Sandwüste bis ans blaue Meer.

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Gerade noch zur zweit letzten Führung des Tages reicht es uns heute an der Seal Bay. Hier gibt es eine grosse Kolonie Seelöwen. Mit unserer Führerin dürfen wir auf den Strand, bis auf 10 Meter können wir uns den Tiere nähern, die uns gar nicht beachten. Unglaublich wie elegant diese Seelöwen sich im Wasser bewegen. Pfeilschnell surfen sie mit den Wellen wie Wellenreiter und lassen sich an den Strand tragen. Im Gegensatz zu den Robben haben die Seelöwen keine wärmende, wasserdichte „Wolle“ unter dem Fell. Nach dem Bad im kalten Meer geniessen sie die wärmenden Sonnenstrahlen und lassen sich im

Sand liegend von der Sonne das Fell trocknen. Bis um fünf Uhr die Tore des Infocenters schliessen bleiben wir am Strand und beobachten die Tiere. Dann machen wir uns auf zum Bushcamp am Brown Beach in der Nähe von Kingscote. Auch hier hören wir am Abend die jungen Little Penguins nach ihren Eltern rufen. Zum Abschluss des Aufenthaltes auf dieser wunderschönen, tierreichen Insel macht sich Simon nochmals auf die Suche nach diesen kleinen Kerlen. Morgen früh um 8.30 Uhr legt bereits die Fähre von Kingscote ab, die uns wieder auf das Festland bringt. Somit haben wir dann vor Simons Rückreise noch fast den ganzen Tag und den Abend Zeit Adelaide anzusehen. Donnerstag, 2. April

16.5° / 32° sonnig

Früh müssen wir heute aus dem Schlafsack kriechen, das Zelt abbauen und uns auf den Weg zur Fähre machen. Das Wetter ist wieder grandios und das Meer diesmal bedeutend ruhiger als auf der Hinfahrt. Möglichst nahe der Küste fahren wir Richtung Adelaide. Auch hier ist alles ausgetrocknet und die Felder und Wiesen braun und vertrocknet. Wir durchqueren die lärmige und mit Autos verstopfte Stadt und fahren direkt zum Campingplatz BIG4 nördlich der Stadt, ganz in der Nähe des Flugplatzes. Der Campingplatz liegt direkt am weissen Sandstrand und wir können natürlich nicht widerstehen und gehen vor der Fahrt in die Stadt noch schwimmen. Mit dem Bus geht es dann ab in die City, wo wir uns die Füsse rund laufen. Durch die Flaniermeile, durch Parks mit kreischenden Papageien, über Brücken und durch stille Quartiere mit alten, schön renovierten Villen. Dann gönnen wir uns einen Apéro in einer In-Bar und zum Znacht reservieren wir uns einen Tisch im Ned Kelly Restaurant im Nordteil der Stadt. Ned Kelly ist der australische Robin Hood. Das Restaurant ist dekoriert mit entsprechenden Utensilien und alten Fotos und auch die Speisekarte ist mit Namen aus Ned Kellys Umgebung gestaltet. Simon bestellt sich ein letztes Mal ein riesiges australisches Stück Beef. Das Essen schmeckt vorzüglich und erst spät machen wir uns auf den Rückweg zur Busstation im südlichen Teil der Stadt, um noch den letzten Bus zum Campingplatz zu erreichen. Reisebericht Australien

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Freitag, 3. April Auch heute ist wieder früh Tagwache. Zum letzten Mal heisst es für Simon das Zelt abbauen. Dann kommt doch noch Hektik auf, duschen, ein letztes Glami (Glas Milch), alle im ganzen Kokopelli verstreuten persönlichen Utensilien zusammensuchen, die Reisetasche packen und zum Flughafen fahren. Nach dem Einchecken haben wir dann noch etwas Zeit, um an der Sonne ein zweites Frühstück zu geniessen. Dann ist es bereits Zeit für Simon durch die Sicherheits- und Passkontrolle zu gehen und Richtung Heimat zu fliegen. Es war eine tolle Zeit, wir haben sie genossen, auch wenn die Platzverhältnisse oft ein wenig eng waren. Dank dem grossen OKA von Ruedi und Susi gab es jedoch immer genug Stauraum. Auch mit dem Wetter hatten wir, im Nachhinein gesehen mehr als Glück. Nur zu Beginn in den Grampians hat es uns ab und zu verregnet und wir konnten nicht alle Wanderpläne verwirklichen. Auch für uns heisst es bald nach Hause zu fliegen. In den nächsten Tagen werden wir noch einen sicheren Standplatz für unseren Kokopelli finden müssen, damit wir beruhigt einige Wochen Ferien in der Schweiz machen können. Zudem hat unser treues und zuverlässiges Auto wieder einmal eine gründliche Wäsche innen und aussen nötig und ein paar neue Finkli bekommt es auch noch. Und dann heisst es abheben von Adelaide. Wir freuen uns auf die den Frühling in der Schweiz und darauf unsere Familien und Freunde wieder zu sehen. Ende Mai möchten wir dann wieder zurück in Australien sein und uns auf den letzten Teil unserer grossen Reise durch diesen Kontinent zu machen.

Einige Daten zu dieser Reise (Melbourne – Adelaide): Total Reisetage

25

Total gefahrene Kilometer Gefahrene Kilometer pro Tag (Durchschnitt)

3‘155 126

Unsere Reiseroute

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