D 8512 53. Jahrgang

Nr. 2

Montag, 23. Januar 2017

IM AUFTRAG

Die Media-App der Bundeswehr

EINSATZ

ZOOM

SOZIALES/PERSONAL

On Air

Terror aus der Luft

Kameraden bestärken

Deutsche Soldaten vom Zentrum Operative Kommunikation unterstützen Mitarbeiter eines afghanischen Radiosenders. Seite 3

Dschihadistische Gruppierungen bauen bewaffnete Drohnen – in Ramadi wurde eine Werkstatt entdeckt. Seite 6

Workshop in Berlin zum Thema Chancengerechtigkeit für sexuelle Minderheiten in der Bundeswehr. Seite 7

[email protected]

Foto: Bundeswehr/Lars Koch

Die Bundeswehr beteiligt sich mit rund 2900 Soldaten an 15 Missionen. Die große aktuell-Übersicht. Seiten 4/5

aktuell

MINISTERIUM / HINTERGRUND

23. Januar 2017

Foto: Bundeswehr/Detmar Modes

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Mehr Selbstständigkeit und Effizienz Die EU-Kommission möchte mit ihrem Verteidigungs-Aktionsplan die verteidigungspolitische Zusammenarbeit fördern. Von Markus Theis Brüssel. Europa soll bei seiner Verteidigung eigenständiger und effizienter werden – das ist die Absicht der Europäischen Kommission. Erklärtes Ziel ist laut Kommissionspräsident JeanClaude Juncker die strategische Selbstständigkeit der EU: „Wenn wir in Europa uns nicht um unsere Sicherheit kümmern, wird es auch sonst niemand tun.“ Im Mittelpunkt des Verteidigungs-Aktionsplans steht der Aufbau eines Europäischen Verteidigungsfonds zur Finanzierung gemeinsamer Projekte. Europa soll die Sicherheit seiner Bürger selbst garantieren können, ohne dass die Kosten dafür die Staatshaushalte unnötig mehr belasten. Ronja Kempin von der Stiftung

Wissenschaft und Politik hat sich mit dem Verteidigungs-Aktionsplan ausgiebig beschäftigt. „Dass dieser Vorstoß von der EU-Kommission kommt, ist sehr bemerkenswert“, sagt die Politologin. „Denn im Gegensatz zu anderen Politikbereichen, wie etwa der Währungspolitik, ist die Verteidigungspolitik nach wie vor Sache der Staaten.“

Anreize zur Zusammenarbeit „Die Kooperationen, die es bislang gab, beruhten auf freiwilliger zwischenstaatlicher Basis.“ Die EU-Kommission schaffe nun Anreize für die EU-Staaten, im Rüstungsbereich künftig mehr auf gemeinsame Projekte zu setzen, so Kempin.

Der Europäische Rat der Staatsund Regierungschef hat den Verteidigungs-Aktionsplan bereits auf seinem Gipfel Mitte Dezember offiziell gut geheißen. Juncker verdeutlichte den Handlungsbedarf mit harten Fakten: „Die USA geben 500 Milliarden Euro für Verteidigung aus, wir Europäer rund 200 Milliarden, erzielen damit aber nur eine Effizienz von 12 bis 15 Prozent“, so der Präsident der EU-Kommission. Auch die EU-Expertin Kempin kennt diese Zahlen. Die Gründe für Europas ausbaufähige Effizienz im Bereich der Verteidigungs- und Rüstungspolitik liegen ihr zufolge darin begründet, dass die EU im Gegensatz zu den USA kein Staat sei, sondern ein Verbund von Staaten. Verteidigung sei aber Aufgabe der Mitgliedsländer.

Europa muss mehr Lasten tragen Davos. Verteidigungsminis-

terin Ursula von der Leyen (Foto)hat in der vergangenen Woche beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos die gemeinsamen Werte der NATO und die Freundschaft mit den Vereinigten Staaten hervorgehoGemeinsame ben. „Es gibt eine langjährige Erfahrung der Freundschaft Waffensysteme und des Vertrauens – fast Darüber hinaus hat die Wahl 70 Jahre in dieser Allianz“, Donald Trumps zum erklärte sie. US-Präsidenten und Im Hinblick auf den Wechsel im dessen Forderung, die Europäer sollUS-Präsidententen selbst für ihre amt zu Donald Sicherheit sorgen, Trump stand in den zuvor längst einer Podiumserkannten Handdiskussion das lungsbedarf nur Verhältnis Eurobestätigt. pas zu den Vero sh oto Ph / e „In der EU gibt es einigten Staaten im an c Montage: picture alli 154 unterschiedliche Typen Fokus. von Waffensystemen – die USA Die gemeinsamen Werte hingegen kommen mit 27 aus“, stünden dafür, dass Europa sagt Kempin. Wenn Europas und die USA nicht gegen sonVerteidigungspolitik selbstständern für etwas kämpften, so von der Leyen. Das verbinde diger und effizienter werden solle, die transatlantische Partnerseien gemeinsame Rüstungsprojekte mit gemeinsamen Anforschaft. Europa habe einen derungen in manchen Bereichen angemessenen Anteil der Lassinnvoll. Das würde auch das ten zu tragen. „Wir müssen Zusammenwirken bei gemeinmehr in Verteidigung invessamen Operationen der EU-Staatieren“, sagte von der Leyen. t/X

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Der Verteidigungs-Aktionsplan

Zudem hätten die Kürzungen der Verteidigungsbudgets in der Vergangenheit und die bisherigen Erfahrungen dazu geführt, dass es heute sogar weniger gemeinsame Rüstungsprojekte gibt als noch vor 20 Jahren, sagt Kempin. Nach der durch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eingeleiteten Trendwende steigt der deutsche Verteidigungsetat inzwischen wieder.

Der Verteidigungs-Aktionsplan gliedert sich in drei Bereiche: 1. Die Europäische Investitionsbank soll den Zulieder gemeinsamen Entwicklung neuer Verteiferfirmen der Verteidigungsindustrie bei der digungstechnologien dienen. Im EU-Haushalt Finanzierung von Investitionen helfen. sind für 2017 25 Millionen Euro vorgesehen. 2. Der EU-Binnenmarkt soll für Rüstungsgüter Bis 2020 könnte das Budget auf 90 Millionen ausgebaut werden. Ziel ist, ein besseres PreisEuro steigen. Danach soll es ein spezielles Forleistungsverhältnis durch mehr Wettbewerb schungsprogramm für Verteidigung mit schätund gemeinsame Standards zu erreichen. Die zungsweise 500 Millionen Euro pro Jahr geben. dazu bereits beschlossenen Richtlinien sollen Über den „Fähigkeiten-Topf“ mit zunächst jährdurch die Staaten konsequent angewandt werlich fünf Milliarden Euro sollen die Mitgliedstaaden. ten gemeinsame Ausrüstungen beschaffen kön3. Aufbau eines Europäischen Verteidigungsfonds nen. Voraussetzung ist die vorherige Einigung auf gemeinsame technische Anforderungen. mit zwei Töpfen: Der „Forschungs-Topf“ soll

ten erleichtern.

EDITORIAL

IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:

Was ist eine Nachricht? Welche Informationen sind für den Nutzer wichtig? Und: Wie platzieren Redakteure ihre Nachrichten? Die Antworten sind für uns klar: Nichts geht ohne Vernetzung. Doch wie kann eine Medienanstalt in einem Land aufgebaut werden, das sich selbst noch im Aufbau befindet? Wie können Informationen verbreitet werden, wenn das Gros der Bevölkerung keinen Zugriff auf das Internet hat und die Analphabetenquote auf dem Land bei fast 90 Prozent liegt? Ein Team von deutschen Soldaten in Afghanistan beschäftigt sich mit genau diesen Fragen. Als Teil eines Beraterteams von Resolute Support unterstützen sie das Bayan-e Shamal Media Center, eine kleine Redaktion im afghanischen Masar-i Scharif.

Als Redakteur der Redaktion der Bundeswehr hatte ich Gelegenheit, ihre Arbeit zu begleiten und sowohl die Erfolge des deutschen Ausbildungsteams, als auch die Motivation der afghanischen Redakteure und Redakteurinnen zu erleben (Seite 3). Der Standard der Arbeit ist hoch. Für mich war der Besuch vor Ort sehr beeindruckend. Der Einsatz in Afghanistan ist nur einer von 15 Einsätzen, an denen sich die Bundeswehr derzeit beteiligt (Seiten 4/5). Genau wie bei Resolute Support unterstützen deutsche Soldaten weltweit mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung – um damit für mehr Sicherheit zu sorgen. Katharina Zollondz, Ressort Einsatz

Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Bundeswehr aktuell ist ein Produkt der Redaktion der Bundeswehr: Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Chefredakteurin Redaktion der Bundeswehr: Andrea Zückert Leitende Redakteurin Bundeswehr aktuell: Vivien-Marie Bettex (vmd), (-2420) Vertreter: Hauptmann Patricia Franke (pfr), (-2421) Produktionsunterstützung: Hauptgefreiter Daniel Wieland (-2423) Ressortleiter der Redaktion der Bundeswehr: Politik: Jörg Fleischer (jf), (-2830) Streitkräfte Major Anika Wenzel (akw), (-2861) Einsatz: Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm), (-2820) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble), (-2840)

aktuell als gibt es auch als E-Paper auf: www.bundeswehr.de und über die Media-App der Bundeswehr. Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: SKA GrpRegMgmtBw/ Mediendisposition Kommerner Straße 188 53879 EUSKIRCHEN DEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeich-

Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann

nungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben

(tie), (-2850)

die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt

Mediendesign: Daniela Hebbel (-2650)

der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit

Bildredaktion: Andrea Bienert (-2660)

Genehmigung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzung vor.

23. Januar 2017

EINSATZ

aktuell

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On Air

Von Katharina Zollondz 3 1

2 3.

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Das BMC liegt in einer eher wohlhabenden Gegend am Stadtrand. Das Grundstück ist von einer hohen Mauer umzogen, im Innenhof befindet sich ein kleiner Rosengarten. Die Anlage wird von afghanischen Polizisten bewacht, um die Sicherheit der Angestellten zu gewährleisten. Die deutschen Soldaten werden zusätzlich durch eigene Sicherungskräfte beschützt.

Internationele Musik steht auf der Playlist Das Beraterteam gehört zum deutschen Einsatzkontingent Resolute Support. Wenn die Soldaten das Lager verlassen, werden sie von Soldaten der Force Protection mit gepanzerten Fahrzeugen zum BMC gefahren. „Die Fahrzeit ist immer unterschiedlich, mal sind es zwanzig Minu-

Regional Media Information Center

ten, mal dauert es länger“, erklärt Hauptmann S. „Die Strecken sollen nicht nachvollziehbar sein, um uns vor möglichen Anschlägen zu schützen.“ „On Air“ leuchtet in großen roten Buchstaben über der Sprechkabine. Wenige Minuten zuvor hat sich Chris S. in den Tagesablauf und in die aktuellen Themen des Radiosenders „Bayan-e Shamal 88,5“ einweisen lassen. In der Kabine stehen die zwei jungen Frauen und informieren ihre Zuhörer über die neusten Veranstaltungen in der Stadt. Das Telefon klingelt und die Radiomoderatorinnen nehmen die ersten Musikwünsche entgegen. Auf der Wunschliste stehen einheimische Titel, aber auch internationale Songs. Gesendet wird täglich von 8 bis 22 Uhr. In der Eingangshalle sind die Bereiche in einer Übersicht dargestellt. Das BMC unterteilt sich in Analyse und Auswertung, Print, Video, Radio und Web. Jeder Abteilung stehen deutsche Berater zur Seite. Sie unterstützen bei der Gestaltung der Produkte und der Führung der Mitarbeiter.

Kinder vor Sprengfallen schützen Die Redaktionskonferenz findet im Untergeschoss statt. Gebäck und Tee stehen schon bereit. „Das gehört zu jedem Meeting und ist ein Zeichen der Gastfreundschaft“, sagt Hauptmann S. Die Abteilungen treffen sich an diesem Tag aus einem ganz konkreten Anlass: In Kundus wurden mehrere Menschen durch versteckte Sprengladungen zum Teil schwer verletzt. Die afghanischen Sicherheitskräfte haben den Vorfall unverzüglich gemeldet. Das BMC reagiert

prompt. In der Radiosendung soll der Vorfall aufgegriffen werden, gleichzeitig erscheinen aktuelle Bilder bei Facebook. Doch in Afghanistan lassen sich lange nicht alle Menschen mit geschriebenen Worten erreichen – die Analphabetenrate ist besonders in den ländlichen Regionen hoch. Um auch diese Teile der Bevölkerung vor den Sprengfallen zu warnen, greifen die Mitarbeiter der Grafikabteilung des BMC zum Stift. Handzettel mit erklärenden Bildern sollen über die Gefahren und den richtigen Umgang mit Sprengfallen aufklären. Besonders Kinder werden damit vor den Gefahren gewarnt. MEHR AUF

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Bayan-e Shamal („Stimme des Nordens“)

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wei junge Frauen stehen lachend an einem runden Tisch. Bunte Kopftücher bedecken ihre Haare. Vor ihnen stehen zwei Mikrophone. Gleich beginnt die einstündige Livesendung im afghanischen Radio. Durch zwei große Glasscheiben verfolgt Hauptmann Chris S. das Geschehen. Er ist einer von sieben deutschen Soldaten im Regional Media Information Center Advisory Team (RMIC AT) im afghanischen Masar-i Scharif. Die Soldaten vom Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr unterstützen und beraten die lokalen Mitarbeiter des Bayan-e Shamal Media Centers (BMC) mit ihrem Wissen in unterschiedlichen Bereichen der Medienarbeit.

Außergewöhnlich: Bei Bayan-e Shamal moderieren zwei Frauen die Livesendung. Bis ins Detail: Deutsche Soldaten beraten bei der Textrecherche. Auf Stand: Über Facebook werden die Nutzer zu Gefahren informiert.

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Das Bayan-e Shamal Media Center (BMC) liegt außerhalb des Camps Marmal am Stadtrand von Masar-i Scharif. 67 afghanische Mitarbeiter werden von sieben deutschen Soldaten aus dem Bereich Operative Kommunikation bei der Mission Resolute Support beraten und weitergebildet. Dieses Beraterteam, das Regional Media Information Center Advisory Team (RMIC AT), unterstützt die einzelnen Redaktionen des BMC bei der Recherche und der Erstellung unterschiedlicher Produkte. Die Themen drehen sich um die Aktivitäten der afghanischen Sicherheitskräfte, aber auch um Gesellschaft, Kultur und Unterhaltung. Die Informationen erhalten die Mitarbeiter in erster Linie von den afghanischen Sicherheitskräften. Zudem verfügen sie über ein eigenes Korrespondentennetzwerk im Norden Afghanistans. Parallel dazu werden innerhalb der afghanischen Armee Offiziere für die Kommunikation mit der Bevölkerung und der eigenen Truppe ausgebildet und eingesetzt. Sie stehen fast täglich im Austausch mit den Mitarbeitern des BMC.

Fotos: Bundeswehr/Torsten Kraatz (3); Grafik: Bundeswehr/Daniela Prochaska

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Das Bayan-e Shamal ist ein modernes Mediencenter in Masar-i Scharif. Beraten werden die Redakteure von deutschen Soldaten.

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aktuell

BUNDESWEHR

aktuell

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Die aktuell-Übersicht KFOR, Kosovo 12.06.1999 - 23.06.2017

Counter Daesh, Türkei, Syrien und Irak 284

04.12.2015 - 31.12.2017

Unterstützung der Anti-IS-Koalition

Beitrag durch Aufklärung, Luftbetankung, Sicherung des internationalen Marineverbandes, Luft- und Seeraumüberwachung sowie Verbindungs- und Beratungsaufgaben

UNAMA, Afghanistan

§

Aufbau und Erhaltung eines sicheren Umfelds, einschließlich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, Absicherung der Rechtsstaatlichkeitsmission der Europäischen Union (EULEX Kosovo)

§

§

EINSäTzE DER BUNDESWEhR

517

Kosovo Force

1

EUNAVFOR MED – Operation Sophia, Mittelmeer

§

115

Unbewaffnet, seit 03/2002

United Nations Assistance Mission in Afghanistan

Unterstützung der afghanischen Regierung beim Aufund Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen, Förderung der nationalen Versöhnung

23.06.2015 - 30.06.2017

European Union Naval Force Mediterranean

Aufklärung von Schleuser-Netzwerken, Vorgehen gegen Schleuser, Unterstützung des EU-Operationshauptquartiers in Rom, Ausbildung der libyschen Küstenwache und Marine, Überwachung Waffenembargo gegen Libyen

RS, Afghanistan

§

886

01.01.2015 - 31.12.2017

Resolute Support

Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte bei der Herstellung und Wahrung der inneren Sicherheit

sea guardian, Mittelmeer 29.09.2016 - 31.12.2017

Ausbildungsunterstützung Irak, Irak

Unterstützung/Kooperation mit anderen Mittelmeermissionen,-staaten und -akteuren

§

§

0

Seeraumüberwachung, Bekämpfung Terrorismus, Kapazitätsaufbau Mittelmeer

159

29.01.2015 - 31.01.2017

Ausbildungsunterstützung der Sicherheitskräfte der Regierung der Region Kurdistan-Irak und der irakischen Streitkräfte

Ausbildung, Unterstützung bei administrativen Aufgaben, bei der Durchführung des Einsatzes sowie der örtlichen Zusammenarbeit, Koordinierung sowie gegebenenfalls Durchführung strategischer Verwundetentransporte

MINURSO, Westsahara 16.10.2013 - unbefristet

UNIFIL, Libanon

Unterstützung von vertrauensbildenden Maßnahmen, Überwachung der Minen- und Munitionsräumung

§

§

3

United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara

130

20.09.2006 - 30.06.2017

United Nations Interim Force in Lebanon

Seeraumüberwachung im Operationsgebiet und Ausbildungsunterstützung der libanesischen Marine

Atalanta, Horn von Afrika

§

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19.12.2008 - 31.05.2017

European Naval Force Somalia – Operation Atalanta

Abschreckung und Bekämpfung der Piraterie, Schutz der Schiffe des Welternährungsprogramms sowie weiterer gefährdete Schiffe

MINUSMA, Mali 28.02.2013 - 31.01.2017

United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali

EUTM SOM, Somalia

Unterstützung beim Transport von Personen und Material, Wahrnehmung von Führungs-, Verbindungs-, Beratungs- und Unterstützungsaufgaben, Wahrnehmung von Schutzaufgaben, Lufttransport und -betankung, Aufklärung

§

10

03.04.2014 - 31.03.2017

European Union Training Mission for Somalia

Aufbau einer funktions­fähigen Sicherheitsstruktur, Ausbildung von somalischen Soldaten

UNAMID, Sudan

EUTM MLI, Mali

7

28.02.2013 - 31.05.2017

European Training Mission in Mali

UNMISS, Südsudan 15

§

Ausbildung der malischen Sicherheitskräfte sowie von Sicherheitskräften der G-5 Sahel im Rahmen der Pionier-, Logistik- und Sanitätsausbildung, Beratung malisches Verteidigungsministerium und Führungsstäbe, Schutz- und Unterstützungsaufgaben

08.07.2011 - 31.12.2017

United Nations Mission in South Sudan

Schutz der Zivilbevölkerung, Beobachtung der Menschenrechtssituation, Sicherung des Zugangs von humanitärer Unterstützung, Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens

Stand: 19. Januar 2017

15.11.2007 - 31.12.2017

United Nations / African Union Mission in Dafur

Unterstützung des Dafur-Friedensabkommens vom 5. Mai 2006 sowie der aktuellen Friedensverhandlungen, Unterstützung in Stäben sowie medizinische Unterstützung und Hilfe bei technischer Ausrüstung

Infografik: Bundeswehr/Daniela Prochaska

§

129

§

§

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aktuell

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23. Januar 2017

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aus der Luft Dschihadistische Gruppen rüsten handelsübliche Kameradrohnen zu Waffen um. Von Simon Klingert

Kampf mit selbstgebauten Drohnen: Salafistische Rebellen der Gruppierung Ahrar al-Sham haben diese Bilder zu Propagandazwecken im Internet gestreut. Sie zeigen angeblich, wie eigene Kämpfer mithilfe einer ferngesteuerten Drohne eine Stellung von Regierungstruppen in Syrien in Echtzeit aufklären.

Eine tödliche Bedrohung Die Peschmerga können die Drohne nahezu unversehrt bergen. Doch das Fluggerät birgt eine tödliche Überraschung: Bei der Inspektion der Drohne detoniert eine Sprengladung, getarnt als Batterie. Durch die Explosion werden zwei PeschmergaKämpfer getötet. Zwei Spezialkräfte der französischen Ausbildungsmission Task Force Hydra werden schwer verletzt. Der Vorfall stellt eine Zäsur dar: Zum ersten Mal hat eine Terrorgruppe Menschen mit einer bewaffneten Drohne getötet. In den vergangenen Monaten ist es mehreren dschihadisti-

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Waffenbau im Wohnzimmer: Die Bilder zeigen die nahe Ramadi entdeckte Werkstatt. 2/3 Die Kämpfer des „Islamischen Staats“ nutzten für den Drohnenbau einfaches Sperrholz. 4 ziel war offenbar, die Drohne mit einem Sprengsatz auszustatten.

schen Gruppierungen gelungen, Drohnen zu bewaffnen und teilweise sogar eigene flugfähige Konstruktionen anzufertigen. Im August tauchte ein Video der libanesischen HisbollahMiliz auf, das zeigt, wie von einer Quadrocopter-Drohne zwei Streubomben über Stellungen syrischer Rebellengruppen abgeworfen werden. Experten zufolge soll es sich dabei um Streubomben vom Typ MZD-2 aus chinesischer Produktion gehandelt haben. Im September veröffentlichte die Dschihadistenmiliz Jund al-Aqsa ein Video, das zeigt, wie von einer Drohne aus Sprengkörper auf eine Basis syrischer Regierungstruppen in der Provinz Hama abgeworfen werden.

Fliegende Sprengfallen „Wir nehmen diese Bedrohung sehr ernst“, sagt ein Sprecher der Anti-IS-Operation Inherent Resolve. Bewaffnete Drohnen seien derzeit zwar noch die Ausnahme. Dennoch seien zum Schutz der eigenen Soldaten bereits zusätzliche Maßnah-

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men zur Drohnenabwehr ergrifDie Bedrohung durch solche Schwarm oder aus mehreren fen worden. Entwicklungen ist real – und Richtungen seien ein realistinicht nur auf Kriegsgebiete Die jüngsten Entwicklunsches Szenario. „Das US-Miligen im Irak bereiten auch den beschränkt. „Fliegende Angriffe tär und andere westliche NatioWaffen-Spezialisten der Orgadurch aufständische Gruppienen experimentieren bereits mit nisation Conflict Armament rungen und Terroristen werden solchen Taktiken“, so der TerroResearch (CAR) mit Sitz in Großin den kommenden Jahren rismusexperte. Es sei nur eine britannien Sorge. Frage der Zeit, bis sich auch Ihren Recherchen zufolge entnicht-staatliche eigenbau auch bei deckten irakische Akteure diese gepanzerten Gefechtsfahrzeugen Fähigkeiten Sicherheitskräfte Einfache Stahlplatten werden auf Fahrzeuge montiert, auf aneigneten. vor einem Jahr in der Ladefläche wird ein schweres Maschinengewehr insMit Abwehrder Stadt Ramadi talliert – fertig ist das improvisierte Gefechtsfahrzeug. So eine Werkstatt, in waffen kön machen insbesondere die Rebellengruppen in Krisengeder die Terrorminen zwar GPSliz IS offenbar mit gesteuerte bieten wie Libyen und Syrien, wo ihnen konventionelle Drohnen aus der Produktion Panzerfahrzeuge fehlen, aus der Not eine Tugend. Zwei eigener Drohnen einigen hundert Werkstätten betreiben die kurdischen Volksbegonnen hatte. Metern abgeverteidigungseinheiten in Syrien für Neben zurückgefangen werden. die Umrüstung. Dabei entlassenen FlügelAber gegen stehen Kampffahreinheiten mit einer Drohnen, die auf zeuge, deren KonsSpannweite von Sicht oder über truktionsweise häufig etwa 1,5 Metern ein Trägheitsnicht mehr nachzudokumentierten navigationssysvollziehen ist. (vie) die CAR-Experten tem gesteuert vor Ort auch Gyrosensoren, Kameras und Teile einer schultergestützten Flugabwehr-Lenkwaffe – ein Hinweis, dass der IS in Ramadi versucht hat, waffenfähige Drohnen zu konstruieren.

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zunehmen“, sagt Don Rassler vom Combating Terrorism Center (CTC) der Militärakademie Westpoint in den USA. Auch Drohnenangriffe in einem

werden, sind solche Waffen nutzlos. Militärexperte Rassler rät zu einer realistischen Einschätzung des Problems: „Eine vorgefertigte Lösung gibt es für diese Bedrohung nicht”.

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Fotos: Conflict Armament Research (4), Youtube, picture alliance/ZUMAPRESS.com; Grafik: Bundeswehr/Daniela Prochaska

A

ls kurdische Peschmerga-Kämpfer Anfang Oktober nahe der nordirakischen Stadt Dohuk eine kleine Drohne am Himmel ausmachen, eröffnen sie sofort das Feuer. Der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) schickt häufig handelsübliche Hobby-Kameradrohnen zur Aufklärung über die feindlichen Linien – nichts Neues für die kampferprobten Kurden.

23. Januar 2017

Kameraden bestärken Chancengerechtigkeit für sexuelle Minderheiten in der Bundeswehr ist Thema eines Workshops in Berlin. Von Timo Kather

Schätzungen* zufolge sind:

Verteidigungsministerin erwartet 200 Gäste Heute ist Marcus Otto Bundesvorsitzender des Arbeitskreises Homosexueller Angehöriger der Bundeswehr e.V., kurz AHsAB. Die meisten der 120 Mitglieder sind homosexuelle Männer, der Verein vertritt aber auch andere sexuelle Minderheiten. Am 31. Januar 2017 wird Otto als einer von mehr als 200 Teilnehmern am Workshop „Sexuelle Orientierung und Identität in der Bundeswehr“ in Berlin teilnehmen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat den Workshop initiiert, um mit Minderheitenvertretern und hochrangigen Politikern und Militärs über Chancengerechtigkeit und Inklusion zu sprechen. Es gebe nach wie vor Soldaten, die Homosexuellen gegenüber skeptisch eingestellt seien. „Bei

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%

der Bundesbürger homosexuell

manchen ist es eine Altersfrage, bei anderen eine der Herkunft“, sagt Otto. Leute vom Land etwa seien mitunter noch nie einem bekennenden Homosexuellen begegnet.

Truppenpsychologin half beim Coming-out Marcus Otto suchte Rat bei einer Truppenpsychologin. Die Fachfrau machte ihn auf den AHsAB e.V. aufmerksam. „Vorher habe ich gar nicht gewusst, dass es so etwas gibt.“ Die Kameraden bestärkten ihn in seinem Entschluss, sich zu outen. „Ich

habe erst meine Freunde informiert, dann die Familie. Am Ende kam der engere Kreis der Kameraden an die Reihe.“ Ein paar Kameraden seien am Anfang überfordert gewesen. Sie hätten sich aber rasch an die neue Situation gewöhnt. „In meinem Bataillon wissen die meisten über mich Bescheid. Ich denke, dass meine Homosexualität akzeptiert wird“, sagt Otto. Bis Ende der 1990er Jahre konnte ein Outing das Ende der Soldatenkarriere bedeuten. „Mein Eindruck ist, dass die Bundeswehr ein stückweit offener geworden ist“, sagt Otto.

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%

der Bundesbürger bisexuell

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der Bundesbürger transsexuell

Gärtner auf dem Bock

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kommando abgibt und alles funktioniert, dann ist das ein richtig gutes Gefühl“, sagt Hauptfeldwebel Thomas Eilhard. Er ist Geschützführer einer Panzerhaubitze 2000. Der 30-Jährige hat die Verantwortung für ein fahrendes Artilleriegeschütz und vier Mann Besatzung. Das Team funktioniere, sagt er: „Ich komme mit Menschen zurecht, egal wie verschieden sie sind.“ Eilhard ist gelernter Gärtner, 2008 ging er zur Bundeswehr. „Ich wollte mal von zu Hause weg.“ Eilhard dient in der 5. Batterie des Artillerielehrbataillons 325 in Munster. Er fühlt sich wohl – er hatte in der Einheit schon ein Jahr als Mannschaftssoldat gedient, bevor er seine Feldwebellehrgänge besuchte. „Das würde ich jedem empfehlen. So bekommt man schon vorher einen guten Einblick in die Truppe und kann Erfahrungen sammeln“, sagt der Artillerist.

Die Panzerhaubitze 2000 ist ein modernes Waffensystem voll komplexer Technik. Als Geschützführer ist Eilhard für die Kommunikation mit seinem Kommandeur, die Befehlsausgabe an das Team und die Überwachung der Systeme verantwortlich. Und das alles gleichzeitig. Eine anspruchsh volle Tätigkeit – vor allem, wenn r/C eh esw d n die Haubitze mal nicht so läuft, wie u Foto: B soll. „Man muss immer auf Störungen vorbereitet sein. Darin besteht die Herausforderung.“ Der Hauptfeldwebel interessiert sich aber nicht nur für seine Haubitze. Zuletzt war er in der Flüchtlingshilfe aktiv, auch beim Elbhochwasser wurde er eingesetzt. Für die Zukunft hofft Eilhard auf eine Ernennung zum Berufssoldaten. In seiner Freizeit kehrt der Geschützführer gern zu seinen Wurzeln zurück: „Um zu entspannen, gehe ich zu Hause in meinen Garten. Dort habe ich immer etwas zu tun.“ (roe)

aktuell

7

Viele Homosexuelle würden sich mittlerweile problemlos zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen. Er habe in seinen 13 Jahren bei der Bundeswehr keine Diskriminierungen erlebt, sagt Otto. Allerdings würden andere Homosexuelle von beruflichen Nachteilen berichten. „In den Beratungen hatten wir einige Kameraden, deren Karriere nach dem Outing auf der Strecke geblieben ist.“ Otto meint, dass Diskriminierungen nicht ignoriert werden sollten: „Wenn es ein Problem gibt, muss dem nachgegangen werden – notfalls auch auf dem Beschwerdeweg.“

Minderheiten wollen feste Anlaufstelle Problematisch sei, dass es bei der Bundeswehr keine feste Anlaufstelle bei Mobbing oder Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung gebe. „Das wollen wir ändern. Außerdem sollte man sich ab der Grundausbildung mit den Themen Diversity und sexuelle Vielfalt auseinandersetzen.“ Marcus Otto wird oft gefragt, ob er die Bundeswehr als Arbeitgeber empfehlen könne. „Wenn ein Homosexueller bei uns anfangen will, sage ich immer: Mach’ es einfach. Rechne aber damit, dass es mitunter schwierig werden könnte.“ Otto empfiehlt anderen homosexuellen Soldaten, locker mit ihrer sexuellen Orientierung umzugehen. „Wo ist das Problem zu sagen: Mein Mann kommt mich abholen, wir gehen noch ins Kino. Die anderen erzählen ja auch von ihren Frauen oder Freundinnen.“

Neue BundesamtPräsidentin in Bonn

PERSONALBOGEN

Munster. „Wenn man 16 Schuss im Feuer-

*Quelle Daten: Aktionsplan für Akzeptanz & gleiche Rechte, Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg, 2015; Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt;

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arcus Otto ist Artilleriehauptmann – und offen homosexuell. Allerdings brauchte der 33-Jährige rund sechs Jahre, bevor er sein Leben so leben konnte. „Als ich 2003 zur Bundeswehr kam, habe ich mich erst einmal voll auf die Karriere konzentriert. Erst Anfang 2009, als ich die Universität in München besuchte, habe ich dazu gestanden, dass ich schwul bin.“ Er habe sich lange selbst im Weg gestanden, darüber gegrübelt, wie sein Comingout aufgenommen werden würde. „Bei meiner Familie war klar, dass sie mich akzeptieren würde. Bei den Kameraden war ich mir weniger sicher“, sagt der Ingenieur aus der Klotzberg-Kaserne in Idar-Oberstein.

SOZIALES / PERSONAL

Was wäre Ihre berufliche Alternative? Ich bin gelernter Gärtner, das wäre eine Alternative. Auch den Beruf des Bierbrauers finde ich sehr interessant.

Was ist Ihre größte Leistung? Die Sanierung meines Hauses in fast vollständiger Eigenleistung.

Wen bewundern Sie am meisten? Ich bewundere Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.

Welche Eigenschaft schätzen Sie an anderen Menschen? Ehrlichkeit.

Was können Sie an anderen Menschen überhaupt nicht leiden? Unpünktlichkeit.

Welche Lieder singen Sie gern?

hören

oder

Die Rockband AC/DC finde ich sehr gut. Zum Mitsingen reicht meine Stimme aber nicht.

Bonn. Ulrike Hauröder-Strüning ist neue Präsidentin des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr mit Sitz in Bonn. Sie ist die erste Frau, die eine Oberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung leitet. Mit der Übergabe der Ernennungsurkunde durch Staatssekretär Gerd Hoofe trat Hauröder-Strüning im Januar 2017 offiziell die Nachfolge von Matthias Leckel an. Dieser wurde in den Ruhestand verabschiedet. Die neue Präsidentin führt neben dem Bundesamt auch 60 nachgeordnete Dienststellen mit mehr als 22 000 Beschäftigten. Hauröder-Strüning wurde 1956 geboren und ist seit 1984 bei der Bundeswehr. Sie wechselte 1990 vom Amt für Wehrgeophysik in Traben-Trarbach ins Verteidigungsministerium. Dort war sie zuletzt als Unterabteilungsleiterin für Infrastruktur tätig. (jj)

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aktuell

VERMISCHTES

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In der Offensive Montage: Staatsschauspiel Dresden/David Balzer

Ein Sprecher der Bundeswehr steht für das Staatsschauspiel Dresden auf der Bühne – und tritt gegen den Vorwurf der „Lügenpresse“ an. Von Cornelia Riedel und Vivien-Marie Bettex

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er Vorwurf wiegt schwer und er hat Oberstleutnant Christoph v. Löwenstern, Sprecher der Bundeswehr in Sachsen, zum Handeln veranlasst. Immer wieder hat er in den vergangenen Monaten mitbekommen, wie Medienmacher von Teilen der Bevölkerung als „Lügenpresse“ bezichtigt wurden. Eine Entwicklung, die dem Sprecher der Bundeswehr Sorge bereitet. Um das Bild in der Öffentlichkeit „geradezurücken“, entschloss sich der Offizier zu einem ungewöhnlichen Schritt. Er willigte ein, an einem Theaterstück der Bürgerbühne am Staatsschauspiel Dresden mitzuwirken, das den Vertrauens-

verlust von Teilen der Öffentlichkeit gegenüber den freien Medien thematisiert – und zwar ganz offensiv. „Zuerst die gute Nachricht – Eine Krisenschau mit Vertretern aus Presse, Online, Funk und Fernsehen“ heißt das Stück, das Regisseurin Jessica Glause auf die Bühne gebracht hat.

Kritische Fragen zulassen Alle neun Darsteller haben im echten Leben einen beruflichen Bezug zur Medienwelt und sind keine professionellen Schauspieler. Im November war Uraufführung, kurz darauf berichtete

auch die „Süddeutsche Zeitung“ über das Theater-Experiment in Dresden. Auf der Bühne erinnert v. Löwenstern (Foto oben, 3. v. l.) in der paillettenbesetzten, flecktarnfarbenen Phantasieuniform und den Kampfstiefeln mit den riesigen Plateausohlen kaum noch an den Oberstleutnant aus dem Landeskommando Sachsen. Die Fragen aber, denen er sich stellen muss, sind ganz nah an der Realität. Beispiel: Wenn eine Organisation Journalisten eine Berichterstattung erst ermöglicht, können die Medienmacher dann am Ende überhaupt noch kritisch über dieselbe Organisation berichten?

„Ein Thema, das auch die Bundeswehr betrifft“, sagt v. Löwenstern. Seine Auftritte im Theater will er nutzen, um zu zeigen, dass sich gute Pressebegleitung und eine unabhängige Berichterstattung keinesfalls gegenseitig ausschließen.

Emotional statt ganz nüchtern Die Bundeswehr sei ein sehr wichtiger gesellschaftlicher Akteur, sagt Regisseurin Jessica Glause. „Mir ist es wichtig, dem Publikum auf der Bühne die Vielfalt der Gesellschaft zu zeigen. Deshalb fand ich es sehr spannend, mit Christoph v. Löwen-

stern die Sichtweise eines Offiziers in das Stück einfließen zu lassen.“ Für den Oberstleutnant eröffnete sich im Theater eine ungewohnte Welt. Seit 1984 ist er Soldat, war unter anderem im Hauptquartier der NATO und als Leitender Presseoffizier in Nordafghanistan im Einsatz. „Theater hat eine eigene Sprache, alle Meinungen werden berücksichtigt und die Hierarchien sind flacher als in der sehr strukturierten Soldatenwelt“, sagt v. Löwenstern. Und: Während für ihn beruflich die Weitergabe nüchterner Informationen im Vordergrund stehe, sei auf der Bühne Emotionalität gefragt.

RÄTSEL

SUDOKU

02 2017

Senden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 02/2017” und Ihrer Postanschrift an:

Viel Glück

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Lösung 01/2017: 7 8 5 9 Gewonnen hat: Marcus Fiene

Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.