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Author: Birgit Hartmann
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Genderipsum Lorem und Chancengerechtigkeit dolor Sunt, officius nessunditium nullat rempore sit volupta in Horizont 2020 Theorie und Praxis im aktuellen Rahmenprogramm der EU für Forschung und Innovation



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Inhaltsverzeichnis Vorwort 2 Gender und Chancengerechtigkeit in der EU-Forschungspolitik

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Europäischer Forschungsraum (EFR)................................................................................................................................. 3 Gender und Chancengerechtigkeit in den EU-Verträgen............................................................................................... 4

Gender und Chancengerechtigkeit in Horizont 2020

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Rechtlicher Rahmen in Horizont 2020............................................................................................................................... 6 Gleichstellung und inhaltliche Geschlechterfragen im Antrag .................................................................................... 8 Gleichstellung und inhaltliche Geschlechterfragen in der Begutachtung.................................................................. 9 Anträge begutachten in Horizont 2020........................................................................................................................... 10

Die Kontaktstelle Frauen in die EU-Forschung

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Gelungen! Beispiele aus der Praxis

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Europäische Karrieren. Forscherinnen an der Spitze von Horizont 2020-Projekten. Tanja A. Börzel – EU-STRAT ............................................................................................................................................. 12 Kerstin Franzl – Euth .......................................................................................................................................................... 13 Karin Lochte – EU PolarNET............................................................................................................................................. 14 Bettina Schäfer – ELSA........................................................................................................................................................ 15 Ulrike Zschache – TransSOL.............................................................................................................................................. 16 Maria-Rosa Cioni – INTERCLOUDS................................................................................................................................ 17 Erfolgreich integriert. Genderaspekte in Horizont 2020-Projekten. EuroMix................................................................................................................................................................................... 18 SILNE-R.................................................................................................................................................................................. 19 Innovation in Horizont 2020. Forschungsinnovation im Fokus. Interview mit Dr. Saskia Biskup........................................................................................................................................ 20 Institutionen im Wandel. Projekte in Horizont 2020 zur Herstellung von Chancengerechtigkeit. GENERA.................................................................................................................................................................................. 21 GEDII....................................................................................................................................................................................... 22

Impressum 23

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Vorwort Mehr Frauen für die europäische Wissenschaft – als Mathematikerin, ehemalige Hochschulrektorin und Bundesforschungsministerin ist mir das ein Herzensanliegen. Dabei geht es nicht nur um Gerechtigkeit. Es geht ebenso um Exzellenz in der Forschung. Die Europäische Union setzt sich für Chancengerechtigkeit im europäischen Forschungsraum ein. Alle EU-Mitgliedstaaten und EU-Institutionen sind diesem Ziel gleichermaßen verpflichtet. Durch „Horizont 2020“ – dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der EU – wird Gender und Chancengerechtigkeit als Querschnittsthema vorangetrieben. In den ersten beiden Jahren arbeiteten 36 Prozent Frauen an Horizont-2020-Projekten mit. Es wurde also bereits vieles angestoßen, dennoch bleibt Frauenförderung in der Wissenschaft ein wichtiges Arbeitsfeld, auf nationaler wie europäischer Ebene. Die Kontaktstelle „Frauen in die EU-Forschung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung informiert und berät Wissenschaftlerinnen und andere Interessierte, Frauen wie Männer, zu den EUForschungsrahmenprogrammen. Sie berät Antragstellerinnen, unterstützt Mentoring-Programme und zeigt Karrierechancen für Wissenschaftlerinnen in Europa auf. Ich freue mich, wenn dadurch Talente ermutigt werden, sich in der deutschen und europäischen Forschung zu entfalten.

Prof. Dr. Johanna Wanka Bundesministerin für Bildung und Forschung

GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Gender und Chancengerechtigkeit in der EU-Forschungspolitik Damit Europa wettbewerbsfähig bleibt, wirtschaftlich wächst und die großen gesellschaftlichen Herausforderungen bewältigt, arbeiten die EU-Mitgliedstaaten eng in Forschung und Innovation zusammen. Der globale Wissens- und Innovationswettbewerb verschärft sich dabei zunehmend.

Europäischer Forschungsraum (EFR) Europa braucht einen leistungsfähigen, offenen und für die besten Talente aus aller Welt attraktiven gemeinsamen Forschungsraum. Wichtig ist es dabei, Europas Kräfte zu bündeln und nationale Forschungs- und Innovationsaktivitäten stärker miteinander zu vernetzen. Zu diesem Zweck arbeiten die EU-Mitgliedstaaten zusammen mit der Europäischen Kommission daran, den Europäischen Forschungsraum (EFR) von einer Vision zu gelebter Realität zu machen. Komplementär zum EU-Binnenmarkt mit

seinen Grundfreiheiten sichert der EFR die Freizügigkeit von Forscherinnen und Forschern und ermöglicht den freien Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse und Technologien. Um dieses hoch gesteckte Ziel zu erreichen, kooperieren die Mitgliedstaaten in wichtigen Handlungsfeldern eng miteinander. Die Mitgliedstaaten in der EU müssen unter anderem bei der Gestaltung von effektiveren nationalen Forschungssystemen tätig werden. Ein MonitoringMechanismus schafft Transparenz über Maßnahmen und Fortschritte bei der Umsetzung des Europäischen Forschungsraums in jedem teilnehmendem Land.

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GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Gender und Chancengerechtigkeit sind EFR-Priorität Seit 2012 sind die „Gleichstellung der Geschlechter und Berücksichtigung des Gleichstellungsaspektes in der Forschung“ eine Priorität im Europäischen Forschungsraum (EFR) (siehe Abbildung). Die EUKommission bemerkte damals dazu, „die ineffiziente Nutzung von kompetenten und hochqualifizierten Forscherinnen“ müsse beendet werden. Tatsächlich steigt die Zahl der Hochschulabsolventinnen stetig, dennoch bekleiden weiterhin nur wenige Frauen Führungspositionen oder sind an forschungspolitischen Entscheidungsprozessen beteiligt. Außerdem wird nach Ansicht der Kommission die Geschlechterdimension in die Gestaltung, Bewertung und Durchführung der Forschung bisher zu wenig einbezogen.

Gleichstellungsplänen, um institutionelle Veränderungen in Bezug auf Personalmanagement, Finanzierung, Entscheidungsfindung und den Inhalt von Forschungsprogrammen in forschenden und Forschungsfördereinrichtungen zu verwirklichen. Die Forschungsrahmenprogramme der EU sind das wichtigste Handlungsinstrument zur Verwirklichung der EFR-Prioritäten. Die EFR-Mitteilung von 2012 enthält daher auch eine Selbstverpflichtung an die EU-Kommission selbst, „die Gleichstellung der Geschlechter und die Einbeziehung der Geschlechterdimension in die Programme und Projekte von Horizont 2020 bei der Konzeption, Durchführung und Bewertung“ zu fördern.

Gender und Chancengerechtigkeit in den EU-Verträgen

EFR-Prioritäten seit 2012

Offener Arbeitsmarkt für Forscherinnen und Forscher Gleichstellung der Geschlechter und Berücksichtigung des Gleichstellungsaspektes

Monitoring

Optimale länderübergreifende Zusammenarbeit und entsprechender Wettbewerb

Internationale Dimension

Effektivere nationale Forschungssysteme

Optimaler Austausch von Zugang zu und Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen © EU-Büro des BMBF

Forderungen an die Mitgliedstaaten, die Forschungsakteure und die EU Um hier etwas zu verändern, sind seit 2012 die Mitgliedstaaten, Forschungseinrichtungen und Förderorganisationen wie auch die Europäische Kommission aufgefordert, tätig zu werden. Besonders in der Pflicht sind die Mitgliedstaaten mit ihrer weitreichenden Regelungskompetenz. Sie können Barrieren für die Einstellung und Beschäftigung von Forscherinnen aus dem Weg räumen und den kulturellen Wandel der Forschungs- und Wissenschaftsstandorte unterstützen. Dazu gehört es, den Frauenanteil in Entscheidungsprozessen zu erhöhen und die Geschlechterdimension in der nationalen Forschungsförderung zu stärken. All dies sind Themen, die im Monitoring für den EFR gemessen werden. Die EU unterstützt und fordert den Einsatz von

Eine Verpflichtung zur Herstellung und Wahrung gleicher Chancen zwischen Frauen und Männern ist im Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (Lissabon-Vertrag) seit 2009 verankert. Erstmals jedoch wurde die Gleichstellung von Männern und Frauen in dessen rechtlichem Vorgänger, dem Vertrag von Amsterdam (1999), spezifische Aufgabe der Gemeinschaft. Diese Aufgabe gilt seither für alle Maßnahmen und Politikbereiche. Der Vertrag von Amsterdam zielte nicht nur darauf ab, Ungleichheiten abzuschaffen, sondern auch Gerechtigkeit und Chancengleichheit aktiv herzustellen. Alle Politikfelder – also auch Forschung und Innovation – müssen seitdem aktiv zur Gleichstellung von Frauen und Männern beitragen. Die Europäische Kommission hat zur Erreichung dieses Ziels die Strategie des Gender Mainstreaming angenommen (siehe Kasten).

Gender Mainstreaming in der Forschung Den Startschuss für die Implementierung des Gender Mainstreaming in die Forschungspolitik bildete 1999 eine Kommissionsmitteilung. Wesentliche Ziele gelten bis heute. Auf der Ebene der Gleichstellung von Männern und Frauen wurde beispielsweise eine Zielmarke von 40% für die Beteiligung von Frauen am gesamten Evaluierungs-, Konsultations- und Implementierungsprozess der Rahmenprogramme genannt. Wie ehrgeizig die Kommission bei der Formulierung dieser Zielmarke war, zeigt die Tatsache, dass sie

GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

noch immer nicht erreicht ist. Weiteres Thema in der Mitteilung war das mangelnde Verständnis in der Wissenschafts-Community für das Themenfeld „Wissenschaft und Geschlecht“. Diesem wird mit Ausschreibungen im Förderbereich „Wissenschaft in der Gesellschaft“ begegnet.

Gender und Chancengerechtigkeit im 6. und 7. Forschungsrahmenprogramm Die Beteiligung und Förderung von Wissenschaftlerinnen war bereits im 6. Forschungsrahmenprogramm (2002-2006) ein untergeordnetes Evaluierungskriterium und Gender als Analysekategorie Querschnittsthema für alle Forschungsgebiete. Im 7. Forschungsrahmenprogramm wurde grundsätzlich eine stärkere Beteiligung von Wissenschaftlerinnen in Forschungsprojekten sowie nach Möglichkeit die Berücksichtigung genderspezifischer Aspekte in Forschungsvorhaben gefordert. Ein Schwachpunkt dieser Rahmenprogramme war die fehlende klare Unterscheidung von Chancengerechtigkeit im Sinne der Beteiligung und Gender im Forschungsinhalt. Daneben mangelte es an konkreten Handreichungen für die Antragstellung. Die 2009 erschienenen „Gender Toolkits“ für das 7. Rahmenprogramm stellten mit zugehörigen Trainings in ganz Europa eine wichtige Maßnahme dar. Diese konnte jedoch nichts daran ändern, dass die Anforderungen in den Antragsdokumenten recht vage und weich blieben.

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Gender Mainstreaming Gender Mainstreaming ist eine Strategie, die bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die systematische Berücksichtigung möglicher Unterschiede in den Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern vorsieht. Die Annahme ist, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt und deshalb stets die Möglichkeit besteht, dass eine Maßnahme unterschiedliche Auswirkungen auf Männer und Frauen haben kann (wenn auch nicht muss). Ziel des Gender Mainstreaming ist die Herstellung echter Chancengerechtigkeit.

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GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Gender und Chancengerechtigkeit in Horizont 2020 Rechtlicher Rahmen in Horizont 2020 Horizont 2020 ist das erste Rahmenprogramm mit einem eigenen Artikel zu Gender und Chancengerechtigkeit in der Verordnung, also einer zentralen rechtliche Grundlage: „Horizont 2020 zielt ab auf eine wirksame Förderung der Geschlechtergleichstellung und der Geschlechterdimension bei den Inhalten von Forschung und Innovation. Besonderes Augenmerk liegt auf Gewährleistung des Geschlechtergleichgewichts – abhängig von der Situation im Wissenschaftsbereich in jeweiligen Bewertungsgremien und Beratungs- und Expertengruppen. Die Geschlechterdimension wird angemessen in die Forschungs- und Innovationsinhalte in den Strategien, Programmen und Projekten integriert und in allen Phasen des Forschungszyklus beibehalten.“ (Artikel 16 der Verordnung zu Horizont 2020)

Gender Mit „Gender“ wird im Deutschen das „soziale Geschlecht“ beschrieben zur Unterscheidung vom biologischen. Gemeint ist damit, dass durch sozio-ökonomische und kulturelle Muster Frauen und Männern häufig unterschiedliche Rollen, Erwartungen, Möglichkeiten und Bedürfnisse zugeschrieben werden. Dies geschieht im Unterschied zur rein biologischen Verschiedenheit (im Englischen mit „sex“ bezeichnet).

Die EU hat sich drei konkrete Ziele gesetzt (siehe Abbildung). Alle Begutachtungsausschüsse sollen unter Berücksichtigung der Situation im Fachbereich mit 40% des jeweils unterrepräsentierten Geschlechts besetzt werden. In allen die Kommission beratenden Expertengremien wird ein ausgeglichenes Verhältnis (50:50) angestrebt. An diesem Ziel lässt sich die EU auch messen, denn es ist Teil des indikatorgestützten Monitorings (Art. 31 der Verordnung zu Horizont 2020).

Drei Ziele zur Gleichstellung der Geschlechter in Horizont 2020

Gleichgewicht der Geschlechter in Entscheidungsprozessen

Ausgewogenheit der Geschlechter & Chancengerechtigkeit in Projektteams auf allen Ebenen

Geschlechterdimension in der Forschung und Innovation (R&I)

© EU-Büro des BMBF

GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Gender in der Forschung Ob und wie Forschung zu neuen Erkenntnissen gelangt, Ergebnisse sich also unterscheiden, wenn „Geschlecht“ als Kategorie betrachtet wird, ist die Frage nach der Geschlechterdimension oder dem Genderaspekt der Forschung.

Auch in den Beteiligungsregeln zu Horizont 2020, die als eine Art übergeordnete Rechtsgrundlage verstanden werden, wird sowohl auf das Prinzip der uneingeschränkten Gleichstellung von Männern und Frauen verwiesen, als auch auf die Verpflichtung der Antragstellenden, geschlechtersensible Aspekte in Forschungsfrage und Forschungsdesign zu beschreiben. Mit der Unterzeichnung der Finanzhilfevereinbarung, also des Zuwendungsvertrags, verpflichtet sich das Konsortium zur Gleichstellung der Geschlechter (Art. 33). Das heißt, alle Einrichtungen streben ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen auf allen Projektebenen an. In der Praxis bedeutet das zum Beispiel die Einhaltung transparenter Verfahren bei Neueinstellungen, Beförderungen oder auch der Aufgabenverteilung im Projekt. Ebenfalls in diesen Bereich zählen Maßnahmen, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. In Fortschrittsberichten muss regelmäßig dokumentiert werden, dass die Maßnahmen auch umgesetzt werden.

Implementierung in Ausschüssen Die Umsetzung von Horizont 2020 wird begleitet von Programmausschüssen. Die Kommission hat es sich zum Ziel gesetzt, jeden dieser Ausschüsse paritätisch mit gleich vielen Männern und Frauen zu besetzen. Es ist vorgesehen, dass in jedem Ausschuss eine Person mit Genderkompetenz sitzen soll. Darüber hinaus wurde 2014 die „Horizon 2020 Advisory Group on Gender“ eingerichtet, in der sich die Gender-Expertinnen und -Experten treffen. Die Gruppe berät die Kommission in Hinblick auf die Verankerung von Genderaspekten in den zweijährigen Arbeitsprogrammen bezüglich möglicher Schnittstellen mit anderen Querschnittsaspekten und bei der Auswahl von Expertinnen und Experten mit Genderkompetenz (z.B. für die Entsendung in die Programmausschüsse).

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Monitoring Die Kommission hat sich für Horizont 2020 zu einem umfangreichen Monitoring verpflichtet. Dies betrifft unter anderem alle Querschnittsaspekte und damit auch Gender und Chancengerechtigkeit in der Forschung. Das Monitoring hierzu basiert auf den drei Zielen: ∙∙ Ausgewogene Beteiligung von Männern und Frauen in Forschungsprojekten; ∙∙ Ausgewogene Beteiligung von Männern und Frauen in Entscheidungsgremien (z.B. Beratungs- und Begutachtungsgremien); ∙∙ Berücksichtigung von Genderaspekten in der Forschung (gender dimension). Um die Fortschritte verfolgen zu können, wurden folgende Indikatoren festgelegt: 1. Anteil der an H2020-Projekten beteiligten Frauen, 2. Anteil an Projektkoordinatorinnen, 3. Ausgeglichener Frauenanteil (50:50) in beratenden Ausschüssen, Expertengruppen und unter den individuellen Expertinnen und Experten sowie Beteiligung des jeweils unterrepräsentierten Geschlechts in Begutachtungsgruppen mit einem Anteil von 40%, 4. Anteil der Forschungs- und Innovationsprojekte mit ausgewiesener Gender-Dimension.

Was ist Horizont 2020? Horizont 2020 ist das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation. Zugleich ist es das wichtigste Instrument der EU zur Erreichung eines europäischen Forschungsraumes. Das Förderspektrum erstreckt sich von der Grundlagenforschung bis zu marktnahen Innovationsmaßnahmen. Das Programm setzt Schwerpunkte, die sich an den Bedürfnissen von Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft orientieren. Die Förderung erfolgt überwiegend in Form themengebundener Ausschreibungen, die in der Regel in einem Forschungsverbund (Konsortium) bearbeitet werden. In bestimmten Bereichen gibt es auch Einzelförderung. Ein von der Bundesregierung gefördertes Netzwerk Nationaler Kontaktstelle (NKS) steht Interessierten in Deutschland beratend zur Seite. Auf dem deutschen Portal www.horizont2020.de sind alle relevanten Informationen gebündelt.

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Belastbare Aussagen zu den Indikatoren 1, 2 und 4 werden erst nach Abschluss einer gewissen Anzahl von Projekten vorliegen. Anders sieht es bei Indikator 3 aus. Hier erhebt die Kommission selbst ihre Daten. Der erste Horizont-2020-Monitoringbericht für das Jahr 2014 belegte, dass Frauen in den Begutachtungspanels noch immer unterrepräsentiert sind. Ihr Anteil beträgt 36,27 % und liegt damit unter der Zielmarke. Die für beratende Gremien und Einzelexpertisen geltende Zielmarke von 50% wurde dagegen 2014 erreicht. Der Frauenanteil betrug 52%

Die Geschlechterdimension in den Arbeitsprogrammen von Horizont 2020 Horizont 2020 wird auf Basis mehrjähriger Arbeitsprogramme durchgeführt. Die themenspezifischen Arbeitsprogramme enthalten genaue Informationen zu den Zielsetzungen der geplanten Ausschreibungen (Calls), zum Budget und den Beteiligungsregeln. In Horizont 2020 werden vor allem transdisziplinäre Projekte gefördert. Rein fächerbezogene Ausschreibungen zur Genderforschung sind daher ebenso wenig zu finden wie Ausschreibungen in spezifischen Fachgebieten wie etwa Archäologie oder Physik.

„Geflaggte“ Projekte im Teilnahmeportal Wer nach Ausschreibungen sucht, in denen geschlechtersensibles Forschungsdesign explizit gefordert wird, wird auf dem offiziellen Teilnahmeportal zu Horizont 2020, dem „Participant Portal“ fündig. Darauf sind viele Ausschreibungen mit einem Hinweis versehen, dass „Gender“ als analytisches Kriterium zu berücksichtigen ist. Im Teilnahmeportal sind diese Ausschreibungen über die erweiterte Suche schnell zugänglich. Bei diesen Ausschreibungen kann davon ausgegangen werden, dass eine Genderdimension gegeben ist und zwingend im Forschungsdesign berücksichtigt werden sollte. Gutachterinnen und Gutachter werden für mögliche Gender- und Gleichstellungsaspekte im Begutachtungsverfahren sensibilisiert. Link zum Teilnahmeportal: „Topics with a Gender Dimension“ https://ec.europa.eu/research/participants/portal/ desktop/en/opportunities/h2020/ftags/gender. html#c,topics=flags/s/Gender/1/1&+callStatus/asc

GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Gleichstellung und inhaltliche Geschlechterfragen im Antrag Antragstellende müssen in den Antragsformularen (‚Standard Proposal Template for Research and Innovation Action‘) an zwei Stellen Fragen zu Chancengerechtigkeit und Gender beantworten. Hierbei wird klar unterschieden zwischen der Beteiligung (Chancengleichheit) und dem Inhalt der Forschung:

Chancengerechtigkeit im (Forschungs-)Projekt: Wer ist am Projekt beteiligt? Antragsteil 4 zielt auf die Chancengerechtigkeit im Projekt und fragt nach den Mitgliedern im Konsortium. Kurze Lebensläufe der zentralen Projektverantwortlichen müssen eingereicht werden.

Alle Konsortien sollten auf möglichst ausgewogene Forschungsteams achten. Dabei wird anerkannt, dass die Geschlechterverteilung in verschiedenen Wissenschaftsbereichen variiert. Konsortien können auch anführen, dass im Projekt Maßnahmen geplant sind oder an den Einrichtungen bereits Initiativen bestehen, um einem Geschlechterungleichgewicht entgegen zu wirken.

Die Genderdimension in der Forschung: Was wird untersucht? Für die vollständige Bearbeitung eines Projektantrags in Horizont 2020 ist eine Auseinandersetzung mit der Genderdimension nötig. Ebenfalls als Weiterentwicklung und aus der Erkenntnis, dass es hier großen Bedarf gibt, setzt die EU-Kommission hierzu mittlerweile auf die wachsende Sammlung von Fallbeispielen als Handreichungen für Antragstellende. So zielt das Online Portal GenPORT (www.genderportal.eu) auf eine Bündelung einschlägiger bereits geförderter Maßnahmen ab. Das Projekt „Gendered Innovations“ (EU und Stanford University / USA) sammelt und beschreibt Beispiele für den Gewinn neuer Erkenntnisse durch die Berücksichtigung von Genderaspekten in verschiedensten Forschungsfeldern (genderedinnovations.stanford.edu).

GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Ausschreibungen mit Genderdimension Beispiele aus dem Arbeitsprogramm 2016-2017 Topic: “Engaging private consumers towards sustainable energy” “Where relevant for the proposed action, gender issues should be taken into account, in particular the role gender characteristics may play in influencing consumer behaviour.” Topic: “Personalised coaching for well-being and care of people as they age” “Proposals should address relevant ethics and gender aspects and should also assess related legal and regulatory questions such as ownership of data, data protection/privacy, liability and consumer protection.” Topic: “Sweeteners and sweetness enhancers” “Where relevant, proposals should address genderspecific aspects and the gender dimension in the research content shall be taken into account.”

Gender und Chancengerechtigkeit als Querschnittsthema „Gender und Chancengerechtigkeit“ ist zusätzlich zu der bisher beschriebenen Verankerung einer von mehreren Querschnittsaspekten, die sich wie rote Fäden durch Horizont 2020 ziehen. Auch dort wo die Berücksichtigung von Genderaspekten nicht explizit gefordert ist, sollten diese Themen mitgedacht und aufgegriffen werden. Das heißt, auch Ausschreibungen, die nicht explizit die Berücksichtigung von Geschlecht bei der Formulierung von Forschungsfrage und Methode fordern, sollten die Relevanz von geschlechtsbezogenen Aspekten prüfen und gegebenenfalls aufgreifen. Weitere Querschnittsaspekte sind u.a. Sozial- und Geisteswissenschaften, kleine und mittlere Unternehmen und internationale Kooperationen über Europa hinaus.

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Gleichstellung und inhaltliche Geschlechterfragen bei der Begutachtung Ob und inwieweit im Projekt Geschlechteraspekte thematisiert werden, ist im Antrag Bestandteil des Abschnitts „Exzellenz“. Die EU-Kommission legt Wert darauf, dass die ausgewählten Gutachterinnen und Gutachter für diesen Punkt sensibilisiert sind. Dementsprechend fließen die Ausführungen der Antragstellenden mit in die Projektbewertung ein – das ist auch für solche Konsortien wichtig, die zum dem Entschluss kommen, dass Genderaspekte nicht relevant sind. Eine Begründung für die Einschätzung ist empfehlenswert. Eine umfangreiche Ausarbeitung des Punkts ist umso wichtiger für Anträge, in deren Ausschreibungstext eine Geschlechteranalyse explizit gefordert war. Zur Frage der Zusammenstellung des Konsortiums ist außerdem wichtig zu wissen: Nach erfolgter Begutachtung gibt es ein festgelegtes Verfahren bei Punktegleichstand (siehe unten). Die personelle Zusammensetzung eines Konsortiums ist ein Rankingfaktor, der unter Umständen über den Erfolg eines Antrags entscheidet. Informationen zum Vorgehen bei Punktgleichstand enthält Anhang H zum jeweils geltenden Arbeitsprogramm.

Umgang bei Anträgen mit gleicher Punktzahl Bei der Erstellung eines Förderrankings werden alle Projekte noch einmal angeschaut. Die punktgleichen Projekte werden hinsichtlich folgender Aspekte neu geordnet: ∙∙ Anträge, die Lücken im Arbeitsprogramm schließen ∙∙ Anträge, die unter „Excellence“ und dann unter „Impact“ den höheren Wert haben ∙∙ Umgekehrt beim KMU-Instrument und Innovation Actions ∙∙ Budget von KMU ∙∙ Geschlechterverhältnis unter den zentralen Projektpersonen ∙∙ Andere Faktoren z.B. EU-Ziele

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GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Anträge begutachten in Horizont 2020

Gender und Chancengerechtigkeit im Antrag – Habe ich an alles gedacht?

Die Begutachtung von Forschungsanträgen ist eine Chance, Einblicke in das Begutachtungsverfahren zu gewinnen und sich international zu vernetzen. Die EUKommission ist bemüht, bei der Zusammensetzung der Begutachtungspanels für die Horizont-2020-Anträge auf eine gute Durchmischung zu achten. Ziel ist es, Personen aus unterschiedlichen Arbeitsgebieten (Forschung, Wirtschaft, etc.), Ländern (EU-Mitgliedsstaaten und Nicht-Mitgliedsstaaten) und unterschiedlichen Geschlechts zu finden, die gemeinsam möglichst viele Aspekte und Facetten einer Ausschreibung abdecken.

Die Chancen für Expertinnen stehen gut Die Zielmarke für die Beteiligung des im jeweiligen Forschungsgebiet unterrepräsentierten Geschlechts ist 40 %. Dies ist keine verbindliche Quote. Der Horizont 2020 Monitoring Report 2014 zeigt: lediglich 36 % aller Begutachtungsverträge wurden mit Gutachterinnen abgeschlossen. Da nur 35 % aller Profile von Frauen stammen, ist die Wahrscheinlichkeit als Gutachterin ausgewählt zu werden für Expertinnen etwas höher als für ihre männlichen Kollegen. Ausschlaggebend ist eine fachliche Expertise, die gut zu den ausgeschriebenen Themen passt. Wegen der vielen Ausschreibungen gibt es jedes Jahr großen Bedarf an Gutachterinnen und Gutachtern. Expertinnen und Experten können sich im Teilnahmeportal (Participant Portal) registrieren. Das Participant Portal ist die Hauptquelle, über die Expertinnen und Experten durch die EU-Kommission beziehungsweise ihre Exekutivagentur angefragt werden. Entscheidend ist die aussagekräftige Verschlagwortung der eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten, denn so wird in der Datenbank gesucht.

Welche Profile werden gesucht? Voraussetzung zur Begutachtung ist nachgewiesene fachliche Expertise, nicht aber beispielsweise eine Professur. Registrieren könne sich Forschende im privaten und öffentlichen Sektor oder auch Expertinnen und Experten, die nicht (mehr) forschen, zum Beispiel aus der Industrie oder der öffentlichen Verwaltung. Die Registrierung erfolgt durch die Person selbst.

∙∙ Wird im Topic die Berücksichtigung von Genderaspekten gefordert, dann nehmen Sie dies im Projekt auf. ∙∙ Denken Sie daran, dass Gender-Trainings abgerechnet werden können. In diesen Trainings können die Teammitglieder für das Thema sensibilisiert werden. ∙∙ Beantworten Sie die Frage zur Genderanalyse unter „Excellence“ im Antrag. ∙∙ Binden Sie Fachleute mit Genderexpertise ein. ∙∙ Nutzen Sie die Checklisten des „IGAR Tool“ von „Gendered Innovations“ und „Gender Toolkits“. ∙∙ Beziehen Sie sich wenn möglich auf bereits existierende Vorarbeiten, d.h. kennen Sie den „State of the art“ auch für diesen Aspekt Ihres Vorhabens. ∙∙ Sofern Erkenntnisse über die Genderdimension erst noch gewonnen werden müssen, können spezifische Studien als Aktivität eingeplant werden. Die Kosten sind förderfähig. ∙∙ Das ausgewogene Geschlechterverhältnis im Konsortium ist ein potentieller Rankingfaktor!

Die Registrierung allein ist kein Garant für die Einladung zur Begutachtung. Für welche Bereiche der Bedarf gerade hoch ist, hängt von den jeweiligen Ausschreibungen ab und schwankt daher sowohl zeitlich als auch fachlich. Der Bedarf an Fachleuten mit Genderexpertise ist nach wie vor hoch. Die Anfrage erfolgt über die gleiche Datenbank. Zusätzliche Fragen und Antworten rund um die Begutachtungstätigkeit bieten die Sammlung häufig gestellter Fragen (FAQ) der Europäischen Kommission und das „Horizon 2020 Online Manual“.

DIE KONTAKTSTELLE FRAUEN IN DIE EU-FORSCHUNG (FIF)

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Die Kontaktstelle Frauen in die EU-Forschung (FiF) Das BMBF hat 2001 die Kontaktstelle „Frauen in die EU-Forschung“ (FiF) als Reaktion auf die niedrigen Beteiligungsquoten deutscher Wissenschaftlerinnen eingerichtet. Die Kontaktstelle FiF versteht sich als zentrale Beratungsstelle in Deutschland für Gender und Chancengleichheit in Horizont 2020.

FiF informiert Wissenschaftlerinnen zu Fördermöglichkeiten in Horizont 2020 und zielt damit auf eine höhere Beteiligung von Wissenschaftlerinnen an Anträgen. Darüber hinaus finden Interessierte bei FiF Information und Beratung dazu, wie Chancengerechtigkeit und inhaltliche Genderaspekte in den EUForschungsrahmenprogrammen umgesetzt werden. FiF ist am Projektträger des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt angesiedelt. Als Teil des EU-Büro des BMBF kooperiert es eng mit den Nationalen Kontaktstellen für Horizont 2020.

Beratung für Wissenschaftlerinnen FiF ist Erstanlaufstelle für Wissenschaftlerinnen in Deutschland und liefert Antworten rund um Horizont 2020. Das können allgemeine Auskünfte zu Themen und Ausschreibungen sein. Ebenso vermittelt FiF die passenden Fachkontaktstellen, bietet Unterstützung bei

der konkreten Antragstellung oder der Registrierung als Gutachterin.

Information zu Gender und Chancengerechtigkeit in Horizont 2020 Wie genau setzt die Europäische Kommission die Themen Gender und Chancengerechtigkeit in Horizont 2020 um? Antragstellende und Personen in Beratungseinrichtungen erhalten hierzu vielfältige Informationen. FiF informiert über die Relevanz von Gender im Antragsverfahren, über die Evaluierung bis hin zur praktischen Projektdurchführung. Außerdem verfolgt FiF die Entwicklungen der EU Rahmenprogramme für Forschung und Innovation im Hinblick auf Chancengleichheit und Gender. Link zur Webseite: www.eubuero.de/fif.htm

Gelungen! Beispiele aus der Praxis Welchen Mehrwert haben EU-geförderte Projekte für Wissenschaftlerinnen außer der Finanzierung eines befristeten Forschungsauftrags? Was genau verbirgt sich hinter Projekten, die Genderaspekte inhaltlich berücksichtigen? Und wie schieben EU-geförderte Projekte den institutionellen Wandel zugunsten von Chancengleichheit an?

Im Folgenden finden Sie Kurzinterviews mit Wissenschaftlerinnen, die an der Spitze von Kooperationsprojekten in Horizont 2020 stehen und einer Wissenschaftlerin mit ERC Grant. Welche Tipps geben sie Wissenschaftlerinnen für eine Antragstellung und was bedeutet das Projekt für ihre wissenschaftliche Karriere?

Projektteams erforschen und zum anderen das Thema Gleichstellung in der Physik untersuchen.

Zwei Projekte zeigen, wie sich die inhaltliche Genderperspektive sinnvoll in Forschungsvorhaben integrieren lässt. Mit GEDII und GENERA sind Projekte abgebildet, die zum einen die Auswirkung von Vielfalt in

Die Beispiele zeigen einen Ausschnitt aus der Vielfalt an erfolgreichen Projekten und Forscherinnen, die mit Mitteln aus Horizont 2020 gefördert werden.

Die portraitierte Preisträgerin des EU Prize for Women Innovators Dr. Saskia Biskup ist zugleich Wissenschaftlerin und Unternehmerin.

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GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Europäische Karrieren. Forscherinnen in Horizont 2020-Projekten. EU-STRAT The EU and Eastern Partnership Countries An Inside-Out Analysis and Strategic Assessment Worum geht es in Ihrem Forschungsprojekt? In „EU-STRAT“ geht es um eine Neubewertung der europäischen Nachbarschaftspolitik vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und den Spannungen mit Russland. Wir fragen, warum die Europäische Union ihr erklärtes Ziel verfehlt hat, in der östlichen Nachbarschaft Frieden, Wohlstand und Stabilität zu schaffen und wie die EU politischen und wirtschaftlichen Wandel in Ländern der sogenannten Östlichen Partnerschaft unterstützen kann. Ziel des Projektes ist es zu erklären, unter welchen Bedingungen innerstaatliche Akteure in diesen Ländern bereit sind, für politischen und wirtschaftlichen Wandel einzutreten. Untersucht wird ebenfalls, wie bilaterale, regionale und globale Interdependenzen den Handlungsspielraum und die Präferenzen dieser Akteure prägen. Das Projekt will darüber hinaus untersuchen, ob die Assoziierungsabkommen mit der EU sowie andere Instrumente – beispielsweise wissenschaftliche Zusammenarbeit – wirklich effektive Unterstützung für die innerstaatlichen Reformprozesse in den östlichen Partnern leisten. Im Rahmen des Projektes sollen schließlich spezifische Szenarien für mögliche Entwicklungspfade der östlichen Partner entwickelt werden. Politikempfehlungen, die daraus abgeleitet werden, sollen die Kapazität der EU stärken, innerstaatlichen Wandel in diesen Ländern zu fördern.

Welchen Tipp geben Sie Wissenschaftlerinnen, die sich an einem Projekt in Horizont 2020 beteiligen möchten? Es gibt kein Erfolgsrezept. Aber ich habe die folgenden Punkte als sehr hilfreich empfunden: ∙∙ Ein Kern von für das Thema einschlägigen und wissenschaftlich herausragenden Kolleginnen und Kollegen, die eine Reputation für Kooperationsfähigkeit haben. ∙∙ Eine Person in der Projektadministration, die in Sachen EU-Antragsstellung (Management und Finanzen) erfahren ist.

>> Prof. Dr. Tanja A. Börzel

Was bringt Ihnen das Projekt als Wissenschaftlerin? Ich habe mir neue Forschungsfelder erschlossen, internationale Leitungserfahrung gesammelt, meine interkulturelle Kompetenz gestärkt und vor allem wundervolle neue Kolleginnen, Kollegen und Freundschaften in Osteuropa gewonnen.

Daten zu EU-STRAT

Koordinierende Einrichtung:

Freie Universität Berlin

Kontaktperson:

Prof. Dr. Tanja A. Börzel

Projektlaufzeit:

5/2016 – 4/2019

Programmbereich: Gesellschaftliche Herausforderungen: Europa in einer sich verändernden Welt: integrative, innovative und reflektierende Gesellschaften Projektwebseite:

http://eu-strat.eu/

E-Mail-Kontakt:

[email protected]

GELUNGEN! BEISPIELE AUS DER PRAXIS

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EUth – Tools and Tips for Digital and Mobile Youth Participation in and across Europe Wie lässt sich die digitale Jugendpartizipation in Europa ausbauen? Das Ziel von EUth ist es dazu beitragen, dass in Europa mehr digitale Jugendpartizipationsprojekte durchgeführt werden. Dazu entwickeln wir die OnlinePlattform OPIN (www.opin.me), die Verwaltungen, Jugendorganisationen oder sonstige Aktive für ihre Beteiligungsprojekte nutzen können. Die Plattform bietet verschiedene Beteiligungsfunktionen, kollaborative Textarbeit und eine mobile Polling-Applikation. Zudem versuchen wir diejenigen zu unterstützen, die ein Beteiligungsprojekt starten möchten: Ein Tool hilft bei der Methodenauswahl, Guidelines geben praktische Tipps, wie man die Planung am besten umsetzt und spezielle Herausforderungen löst. Nach Projektende im März 2018 wird die Plattform zur Verfügung stehen.

Was bringt Ihnen das Projekt als Wissenschaftlerin? Um eine nutzerorientierte Plattform zu entwickeln, die über den aktuellen Stand der Technik hinausgeht, untersuchen wir die gegenwärtige Partizipationslandschaft und testen die Software in mehreren integrierten Pilotprojekten. Die Ergebnisse aus diesen Untersuchungen sind sehr wertvoll. Zudem ist es spannend, in einem europäischen, interdisziplinären Projekt zu arbeiten. Softwareentwicklerinnen und -entwickler, Expertinnen und Experten für Partizipation und Endnutzer aus 7 europäischen Ländern arbeiten in EUth zusammen. Um eine gemeinsame Sprache und Strategie zu entwickeln, muss man die eigene Perspektive sehr genau formulieren und offen sein für Anstöße aus einer ganz anderen Richtung.

>> Kerstin Franzl

Welchen Tipp geben Sie Wissenschaftlerinnen, die sich an einem Projekt in Horizont 2020 beteiligen möchten? Nur zu, es macht Spaß! Und wenn das Projekt läuft, sollte man sich nicht zurückhalten mit eigenen Beiträgen. Ein Projekt lebt von der aktiven Beteiligung der Partnerinnen und Partner. Gerade in interdisziplinären Projekten ist es wichtig, dass man seiner Intuition vertraut und auf Lücken oder Inkohärenzen aufmerksam macht – wenn einem etwas unverständlich ist, liegt das selten an der eigenen Unfähigkeit, sondern es besteht Nachbesserungsbedarf.

Daten zu EUth

Koordinierende Einrichtung:

NEXUS Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung GmbH , Berlin

Kontaktperson:

Kerstin Franzl

Projektlaufzeit:

3/2015 – 2/2018

Programmbereich: Gesellschaftliche Herausforderungen: Europa in einer sich verändernden Welt: integrative, innovative und reflektierende Gesellschaften Projektwebseite:

www.euthproject.eu

E-Mail-Kontakt:

[email protected]

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GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

EU PolarNet Wie kann Polarforschung Europa verbinden? EU PolarNet ist eine Coordination und Support Action, um die Forschungsagenda der Europäischen Kommission zu strukturieren. Der Titel „EU PolarNet – Connecting Science with Society“ zeigt, dass gesellschaftliche Herausforderungen in den Polarregionen im Fokus stehen. Im Dialog mit Politik, Industrie, indigener Bevölkerung und Wissenschaft sollen die wichtigsten Forschungsfragen erarbeitet werden. Das Projekt läuft über 5 Jahre und hat Mitglieder aus 17 Ländern; 22 große europäische Forschungsinstitutionen sind beteiligt. Ziel ist es, eine europäische Polarforschungsagenda aufzustellen.

Welchen Tipp geben Sie Wissenschaftlerinnen, die sich an einem Projekt in Horizont 2020 beteiligen möchten? Horizont 2020-Projekte sind administrativ sehr anstrengend. Wichtigster Hinweis ist, dass man sich von versierten Kollegeninnen und Kollegen gut beraten lassen sollte und dass man Hilfe beim administrativen Teil des Projektes braucht. In vielen Institutionen gibt es EU-Projektunterstützung, die man nutzen sollte. Da man sich auf neue und nicht immer leichte Projektpartnerinnen und -partner einstellen muss, braucht man Geduld und Durchhaltevermögen. Oft stellt man am Ende fest, dass man gerade durch die schwierigsten Kooperationen am meisten gelernt hat. Man sollte sich nur bei solchen Projekten engagieren, die für die eigene Arbeit von Vorteil sind. Es hat keinen Zweck sich auf Projekte einzulassen, die nur am Rande zur eigenen Arbeit passen. Meist kostet es mehr Zeit und Mittel als man zunächst erwartet hat.

>> Prof. Dr. Karin Lochte

Was bringt Ihnen das Projekt als Wissenschaftlerin? Durch die Einbeziehung der wichtigsten Polarforschungsinstitutionen Europas bildet sich ein enges Netzwerk und man lernt alle relevanten Personen kennen. Ich bin fasziniert, wie effektiv dieses Netzwerk auf kurzfristige Anfragen reagieren kann. Durch die Zusammenarbeit mit Forschenden verschiedener Fächer und die Diskussionen mit den Stakeholdern erweitert sich das Themenspektrum. Die komplexen Themen können nicht durch Einzeluntersuchungen gelöst werden, sondern man braucht die gesamte Breite der Expertisen.

Daten zu EU PolarNet

Koordinierende Einrichtung:

Alfred Wegener Institut Helmholtz Zentrum für Polar und Meeresforschung, Bremerhaven

Kontaktperson:

Prof. Dr. Karin Lochte

Projektlaufzeit:

3/2015 – 2/2020

Programmbereich: Gesellschaftliche Herausforderungen: Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, marine, maritime und limnologische Forschung und Biowirtschaft Projektwebseite:

www.eu-polarnet.eu/en

E-Mail-Kontakt:

[email protected]

GELUNGEN! BEISPIELE AUS DER PRAXIS

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ELSA – Energy Local Storage Advanced System Wie lässt sich Energie intelligent managen? Energiespeicherung nimmt eine bedeutende Rolle im Smart Grid („intelligentes“ Stromnetz) ein und kann sowohl Gebäude als auch das elektrische Netz mit benötigter Flexibilität unterstützen. Das Projekt ELSA (Energy Local Storage Advanced system) adressiert wachsenden Bedarf nach intelligenter Energiespeicherung, indem die Integration von elektrischen Speichern in Form von „second-life“-Batterien aus elektrischen Fahrzeugen entwickelt und getestet wird. Dadurch sollen Lösungen gefunden werden, intelligentes Energiemanagement durch optimierten Einsatz der Speicher zu erweitern und so für das Gebäude, Quartier oder Verteilnetz Unterstützung zu bieten.

Welchen Tipp geben Sie Wissenschaftlerinnen, die sich an einem Projekt in Horizont 2020 beteiligen möchten? Unsere Erfahrungen aus zahlreichen FP7- und Horizont 2020-Projekten sind durchweg positiv. Insbesondere die Interaktion mit der Industrie ist sehr gewinnbringend für alle beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die neutrale Position, die man als universitäre Partnereinrichtung in den Forschungsprojekten einnimmt, wird auch von der Industrie sehr gut angenommen, weswegen diese sich trotz ihrer eigenen durch geschäftliche Ziele bedingten Interessen immer gerne mit den akademischen Partnern beraten und unsere Entwicklungen und Ideen wertschätzen. Der administrative Aufwand mit EU-Projekten sollte für niemanden ein Hindernisgrund sein, solch ein Projekt durchzuführen. Wie jeder Fördergeber hat auch die EU ihre eigenen Regeln zum Mittelabruf, die man kennen lernen und befolgen muss. Die EU-Projekterfahrungen des Instituts resultieren aus Verbundprojekten. Hierbei ist es wichtig, auf ein ausgewogenes Konsortium zu achten, bevorzugt mit Partnerinnen und Partnern, welche einem aus Vorarbeiten bekannt sind.

>> Bettina Schäfer

Was bringt Ihnen das Projekt als Wissenschaftlerin? In diesem Projekt wird eine enge Zusammenarbeit zwischen den universitären Partnern und der Industrie zur Entwicklung einer neuartigen Anwendung vorangetrieben. Dies bringt einerseits Einblicke in die Prozesse zur Erstellung von Prototypen bis hin zur Markteinführung sowie einen intensiven Austausch mit den industriellen Projektpartnern. Andererseits unterstützen wir als universitäre Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen diese anwendungsnahe Forschung mit theoretischen Ansätzen und Neuentwicklungen.

Daten zu ELSA

Koordinierende Einrichtung:

Bouygues Energies & Services (FR), Saint-Quentin-en-Yvelines Cedex (FR)

Teilnehmende Einrichtung aus Deutschland:

Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Kontaktperson:

Bettina Schäfer

Projektlaufzeit:

4/2015 – 3/2018

Programmbereich: Gesellschaftliche Herausforderungen: Sichere, saubere und effiziente Energie Projektwebseite:

www.elsa-h2020.eu

E-Mail-Kontakt:

BSchaefer@eonerc. rwth-aachen.de

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GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

TransSOL – European paths to transnational solidarity at times of crisis: Conditions, forms, role models and policy responses Worum geht es in Ihrem Forschungsprojekt? Das Projekt TransSOL „Europäische Solidarität in Zeiten der Krise“ untersucht, wie stark europäische Solidarität gegenwärtig ausgeprägt ist, von welchen Faktoren sie beeinflusst wird und welche Rahmenbedingungen förderlich sind. Dabei geht es insbesondere darum, Solidarität zwischen den Bürgerinnen und Bürgern als Handlungsfeld zivilgesellschaftlicher Organisationen und als Gegenstand medialer Öffentlichkeit länderübergreifend zu untersuchen. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und neuen Migrationsbewegungen wollen wir besser verstehen, wie es um europäische Solidarität gerade in schwierigen Zeiten gestellt ist. Welche Voraussetzungen braucht es in Krisenzeiten für den solidarischen Zusammenhalt in Europa? Wie drückt sich europäische Solidarität heute aus und was können wir daraus lernen?

Welchen Tipp geben Sie Wissenschaftlerinnen, die sich an einem Projekt in Horizont 2020 beteiligen möchten? In jedem Fall ist es wichtig, sich frühzeitig vorzubereiten. Dazu kann es hilfreich sein, sich das EUArbeitsprogramm bereits in der Entwurfsfassung anzuschauen, da die Einreichungsfristen nach der Veröffentlichung mitunter knapp sind. Zudem erlaubt eine frühe Planung und Ausarbeitung des Antrags, sich hierzu von den EU-Büros der Hochschule oder den Nationalen Kontaktstellen beraten zu lassen. Diese können wertvolle Hinweise zur Verbesserung geben, da sie bisherige Anträge und Gutachten kennen und somit wissen, worauf es ankommt.

>> Dr. Ulrike Zschache

Was bringt Ihnen das Projekt als Wissenschaftlerin? TransSOL ermöglicht mir, in einem europäischen Verbund mit renommierten Partnerinnen und Partnern aus der Soziologie, Politik-, Rechts- und Medienwissenschaft zu forschen. Gemeinsam untersuchen wir ein zentrales gesellschaftliches Thema ländervergleichend, multidisziplinär und mit unterschiedlichen und innovativen Methoden. Durch diese Perspektivenvielfalt können wir zeigen, wie voraussetzungsreich und vielgestaltig der Umgang mit Krisensituationen in Europa ist.

Daten zu TransSOL

Koordinierende Einrichtung:

Universität Siegen

Kontaktperson:

Dr. Ulrike Zschache

Projektlaufzeit:

6/2015 – 5/2018

Programmbereich: Programmbereich: Gesellschaftliche Herausforderungen: Europa in einer sich verändernden Welt: integrative, innovative und reflektierende Gesellschaften Projektwebseite:

transsol.eu

E-Mail-Kontakt:

[email protected]

GELUNGEN! BEISPIELE AUS DER PRAXIS

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INTERCLOUDS – Using the Magellanic Clouds to Understand the Interaction of Galaxies Wie erforschen Sie die Interaktion von Galaxien? Mein ERC-Projekt INTERCLOUDS erforscht die Interaktion von Galaxien. Dafür untersuche ich die Sterne in den Magellanischen Wolken, zwei hell strahlenden Nachbargalaxien der Milchstraße. Dank des Satelliten Gaia und VISTA, dem größten Durchmusterungsteleskop der Welt, stehen mir neue Beobachtungsdaten zur Verfügung, mit denen ich die Bewegungen und die Entstehungsgeschichte von Sternen verfolgen kann.

Welchen Tipp geben Sie Wissenschaftlerinnen, die sich an einem Projekt in Horizont 2020 beteiligen möchten? Der ERC honoriert wissenschaftliche Exzellenz, ohne Berücksichtigung des Geschlechts, deshalb kann ich keinen Rat allein für Wissenschaftlerinnen formulieren. Allen, die einen Antrag beim ERC einreichen wollen, rate ich, kritisch zu sein. Jeder Satz muss sitzen. Zufrieden sollte man erst sein, wenn alles perfekt ist. Deshalb sollte man entweder früh anfangen, oder präzise unter Druck arbeiten können. Ein Antrag sollte zeigen, dass man oder frau für das Projekt brennt und dass daran gearbeitet würde, ob die Förderung gewährt wird oder nicht.

>> Dr. Maria-Rosa Cioni

Wie hat der ERC-Grant Ihre Karriere beeinflusst? Der Einfluss war enorm. Schon vor dem Beginn des Projekts konnte ich mir eine gute Position in meinem Wunschinstitut sichern. Hier schätze ich besonders die fruchtbare Nähe zu Projekten mit benachbarten Fragestellungen. Ich konnte mir außerdem ein eigenes Team aufbauen, mit dem ich die verschiedenen Facetten meines Projekts bearbeiten kann. Das wird mir helfen meine wissenschaftliche Produktivität zu erhöhen.

Daten zu INTERCLOUDS

Koordinierende Einrichtung:

Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam

Kontaktperson:

Prof. Dr. Maria-Rosa Cioni

Projektlaufzeit:

10/2016– 9/2021

Programmbereich: Europäischer Forschungsrat / European Research Council (ERC), Consolidator Grant E-Mail-Kontakt:

[email protected]

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GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Erfolgreich integriert. Projekte in Horizont 2020, die Genderaspekte berücksichtigen. EuroMix A tiered strategy for risk assessment of mixtures of multiple chemicals Gesundheitliches Risiko von Stoffgemischen besser bewerten. Jeden Tag nehmen wir eine Vielzahl an Stoffen über unterschiedliche Wege auf: über Lebensmittel, die Atemluft oder über die Haut durch Cremes, Deos oder unsere Kleidung. Wie aber wirken diese Stoff-Cocktails im Menschen? Im diesem Forschungsprojekt sollen Strategien und Prüfrichtlinien entwickelt werden, die unter Berücksichtigung der Lebenssituation und Genderaspekte eine toxikologische Gesundheitsbewertung des Stoff-Cocktails, den wir täglich aufnehmen, ermöglichen. Verstärkt sich die Wirkung der Stoffe gegenseitig oder schwächt sie sich ab? Welchen Einfluss haben unterschiedliche Lebensgewohnheiten von Frauen, Männern, Kindern, Schwangeren, Kranken oder Senioren? Sind Verbraucherinnen und Verbraucher, die häufiger Obst und Gemüse essen oder mehr Hautpflegeprodukte oder Putzmittel nutzen stärker bestimmten Stoffgemischen ausgesetzt als andere? Bislang ist die Bewertung des gesundheitlichen Risikos durch Stoffgemische generell schwierig, denn in der Regel gibt es nur toxikologische Daten für die Einzelsubstanzen. Hier will das Projekt EuroMix (European Test and Risk Assessment Strategies for Mixtures) Abhilfe schaffen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung ist an der Entwicklung einer experimentellen TestStrategie beteiligt, um die Toxizität (Giftigkeit) von Gemischen verschiedener toxikologisch relevanter Stoffe unter besonderer Berücksichtigung alternativer Prüfmethoden besser zu bestimmen. Die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchungen dieser Stoffgemische werden in neue computergestützte Modelle für die Berechnung der Risiken einfließen, die verschiedene sogenannte Expositionsszenarien, Lebensumstände und Geschlechterunterschiede berücksichtigen.

Daten zu Euromix

Koordinierende Einrichtung:

National Institute for Public Health and the Environment, MBilthoven (NL)

Teilnehmende Einrichtung aus Deutschland:

Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin

Kontaktperson:

Dr. Karin Schlesier

Projektlaufzeit:

6/2015 – 5/2018

Programmbereich: Gesellschaftliche Herausforderungen: Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, marine, maritime und limnologische Forschung und Biowirtschaft Projektwebseite:

www.euromixproject.eu

E-Mail-Kontakt:

[email protected]

Im EuroMix-Konsortium engagieren sich insgesamt 26 wissenschaftliche Einrichtungen aus 15 EULändern. Das Projekt ist besonders relevant für den Verbraucherschutz, da die Toxizität von Gemischen bei der gesundheitlichen Risikobewertung bisher noch nicht angemessen berücksichtigt wurde. Die GenderAspekte im Projekt werden von dem niederländischen Projektkoordinator RIVM (National Institute for Public Health and the Environment) bearbeitet.

GELUNGEN! BEISPIELE AUS DER PRAXIS

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SILNE-R — Enhancing the effectiveness of programs and strategies to prevent youth smoking Wie verhält es sich mit der Chancengleichhgeit in der Physik? SILNE-R analysiert unterschiedliche Tabakkontrollpolitiken in sieben europäischen Ländern auf nationaler, lokaler und schulischer Ebene. Tabakkontrollpolitiken beinhalten eine breite Palette an Maßnahmen, wie etwa öffentliche Rauchverbote, Tabaksteuern, Tabakwerbeverbote am Verkaufsort oder Warnhinweise und Schockbilder auf Tabakprodukten. Prof. Dr. Matthias Richter, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie (IMS) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, leitet den Projektteil zur Implementierung und Wirkung von Tabakkontrollpolitiken auf lokaler Ebene. Das IMS ist zudem für die Erhebung der deutschen Daten für die nationale und schulische Ebene verantwortlich. Die Einführungen von Tabakkontrollpolitiken an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeitpunkten werden in diesen sieben europäischen Ländern verglichen: Finnland, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Irland, Italien und Portugal. Es werden unter anderem eine Umfrage unter etwa 20.000 Schülerinnen und Schülern und qualitative Fokusgruppen mit 15-jährigen Jungen und Mädchen an Schulen aus einer für das jeweilige Land repräsentativen Stadt durchgeführt. Für Deutschland wurde Hannover ausgewählt, da die niedersächsische Landeshauptstadt als „durchschnittliche deutsche Stadt“ bezüglich des Einkommens, des Migrantenanteils und der Arbeitslosenquote gilt. Unter Leitung von Prof. Amanda Amos (University of Edinburgh) werden zudem 56 Fokusgruppen von 15-Jährigen in den sieben Städten durchgeführt. Die Gruppen werden einheitlich nach Geschlecht, d.h. homogene Jungen- und Mädchengruppen, aufgeteilt, da verschiedene Studien gezeigt haben, dass das Geschlecht einen entscheidenden Einfluss auf das Rauchverhalten von Jugendlichen hat. Es werden Erfahrungen und Einstellungen zum Rauchen in der Gruppe diskutiert, um ein tiefgründiges Verständnis über Faktoren zu erlangen, die das Rauchverhalten von 15-jährigen Jungen und Mädchen beeinflussen. Vor allem für Mädchen mit geringem sozioökonomischem Status sollen für die Zukunft gezieltere Maßnahmen entwickelt werden.

>> Prof. Dr. rer. soc. Matthias Richter

SILNE-R stellt Hinweise zur Verfügung, wie und warum Tabakkontrollpolitiken wirken und das Rauchverhalten von Kindern und Jugendlichen beeinflussen. Hierbei sind im Besonderen das Geschlecht, das soziale Netzwerk, der familiäre Hintergrund und der sozioökonomische Status von Interesse.

Daten zu SILNE-R

Koordinierende Einrichtung:

Universität Amsterdam

Teilnehmende Einrichtung aus Deutschland:

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Kontaktperson:

Prof. Dr. rer. soc. Matthias Richter

Projektlaufzeit:

10/2015 – 9/2018

Programmbereich: Gesellschaftliche Herausforderungen: Gesundheit, demografischer Wandel und Wohlergehen Projektwebseite:

silne-r.ensp.org/

E-Mail-Kontakt:

m.richter@ medizin.uni-halle.de

Diese Daten werden SILNE-R mit einem grundlegenden Verständnis über den sozialen Kontext und geschlechterspezifische Rauchgewohnheiten versorgen.

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GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Innovation in Horizont 2020. Forschungsinnovation im Fokus. Horizont 2020 schreibt nicht einfach nur das 7. Forschungsrahmenprogramm fort. Seine starke Innovationsorientierung mit einem forschungspolitischen Fokus auf dem gesamten Innovationsprozess von der Grundlagenforschung über die Erprobung bis zur Markteinführung zeugt von einem neuen Geist in der Forschungsförderung.

Anwendungs- beziehungsweise Marktnähe wird größer geschrieben als zuvor. Das bedeutet allerdings nicht den Ausschluss von traditionell weniger marktnahen Forschungsgebieten. Innovation nach aktuellem EU-Verständnis meint auch soziale Innovation und Erneuerung in einem weiteren Sinn. Auf den Internetseiten der EU-Kommission gibt es hierfür vielfältige Erklärungen und Beispiele. Auch bei der verstärkten Förderung von Innovation unter Horizont 2020 will die EU-Kommission die Beteiligung von Frauen stärken und sichtbarer machen. Eine Maßnahme ist der jährliche EU Prize for Women Innovators, der sich an Gründerinnen von forschungsstarken Unternehmen richtet. Die deutsche Wissenschaftlerin und Unternehmerin Saskia Biskup erhielt 2014 diese mit 100.000 Euro dotierte Auszeichnung.

„Der Women Innovator Prize hat uns enorm geholfen, weiter bekannt zu werden vor allem in der EU. Auch die große Aufmerksamkeit innerhalb Deutschlands und bei den Kollegen ist ungeheuer motivierend. Es war außerdem ein schöner Anlass für eine Party, um mich einmal auch bei allen, die den Gewinn des Preises erst ermöglicht haben, zu bedanken.“ Dr. Saskia Biskup

die Diagnostik den neuesten Stand der Technologie, um alle Gene, die mit einer Erkrankung assoziiert sind, parallel zu analysieren.

Seit wann kennen Sie die EU als Förderer von Forschung und Innovation? 2010 bin ich erstmals in ein EU-Förderprogramm mit aufgenommen worden. Ich habe innerhalb des Konsortiums als Co-Investigator zusammen mit meinem ehemaligen Chef ein Projekt zu erblichen Formen der Parkinson-Erkrankung betreut und verantwortet.

Was würden Sie anderen Frauen raten, die Interesse an einer Unternehmensgründung haben? Den Mut und dann auch das Durchhaltevermögen zu haben, an eine eigene Idee zu glauben und sie auch umzusetzen. Steine, die einem in den Weg gelegt werden, sollte man eher als Motivation sehen. Für uns war es in den ersten beiden Geschäftsjahren sehr schwer. Keiner kannte uns, und unsere Idee technisch umzusetzen war alles andere als einfach. Existenzängste waren täglich vorhanden, aber wir haben nicht aufgegeben. Was Unternehmer generell auszeichnet, ist eine ungeheure Leidenschaft und die Begeisterung für die eigene Idee auch gegen große Widerstände.

Wie wurden Sie auf den EU Prize for Women Innovators aufmerksam?

Interview mit Dr. Saskia Biskup Was macht Ihr Unternehmen CeGaT? Veränderungen im Erbgut können schwerwiegende Erkrankungen auslösen. Um diese zu identifizieren, bieten wir mit der CeGaT medizinische Analyse- und Sequenzierdienstleistungen für Patienten und deren Familien an. Neben der Diagnosesicherung können dadurch Therapieentscheidungen unterstützt und der Krankheitsverlauf beeinflusst werden. CeGaT nutzt für

Ich wurde über verschiedene Kanäle informiert. Zum einen habe ich selbst über entsprechende Newsletter von dem Preis erfahren; zum anderen, und das war dann ausschlaggebend für mich, haben mich Kollegen und auch meine Mitarbeiter darauf aufmerksam gemacht, dass ich eine ideale Kandidatin für diesen Preis sein könnte.

GELUNGEN! BEISPIELE AUS DER PRAXIS

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Institutionen im Wandel. Projekte in Horizont 2020 zur Herstellung von Chancengerechtigkeit. Genera — Gender Equality Network in Physics in the European Research Area Physik und Chancengleichheit. GENERA ist aus der Idee heraus entstanden, dass maßgebliche Institutionen einer Wissenschaftsgemeinschaft (hier Physik) mit Expertinnen und Experten für den strukturellen und institutionellen Wandel das Thema Gleichstellung in der Wissenschaft gemeinsam adressieren. Aus der Fachdisziplin/-kultur kommend, will GENERA den beteiligten Institutionen bei der Umsetzung von modernen Gleichstellungsmaßnahmen und -plänen Unterstützung bieten; traditionell ist das Thema eher von Verwaltungen besetzt. Mit einem best-practiceAnsatz wollen wir voneinander lernen und u.a. kulturelle Unterschiede in Europa herausarbeiten, um gemeinsam die Gleichstellung in der Physik zu verbessern. Die Physik erschien uns naheliegend, da dort Frauen traditionell unterrepräsentiert und Führungspositionen überwiegend von Männern besetzt sind. Außerdem ist der Grad der internationalen Vernetzung sehr hoch, sodass wir das Thema Gleichstellung als festen Bestandteil der internationalen Zusammenarbeit in der Physik etablieren wollen.

Wie entstand die Projektidee? Meine Arbeitsgruppe hat sich in den letzten 10 Jahren in der europäischen Vernetzung in der Wissenschaft einen Namen gemacht. Über Workshops, die im Rahmen des ebenfalls EU-geförderten VERA (Forward Visions on the European Research Area) -Projekts veranstaltet wurden, sind wir in Kontakt gekommen mit Expertinnen zu Gleichstellungsfragen. Wir haben dann festgestellt, dass Frauen nicht gleichförmig über die einzelnen Bereiche der Physik verteilt sind, es sogar Felder gibt, die von Frauen dominiert sind, so z.B. die Suche nach Dunkler Materie im Universum. Außerdem gibt es Beispiele, die belegen, dass gemischte Teams wissenschaftlich performanter sind. Das hat uns sehr motiviert, das GENERA Projekt anzugehen.

>> Dr. Thomas Berghöfer

Worin zeigt sich der viel zitierte Europäische Mehrwert in Ihrem Projekt? In der Wissenschaft gibt es europaweit den Wettbewerb um die klügsten Köpfe. Der Blick über die nationalen Grenzen hilft uns, kulturelle Unterschiede zu erkennen und voneinander zu lernen. Ein abgestimmtes Vorgehen bei der Gleichstellung soll zu einem Angleichen der Verhältnisse führen um die wissenschaftliche Zusammenarbeit zu verbessern.

Daten zu GENERA

Koordinierende Einrichtung:

Deutsches Elektronen-Synchrotron Ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft, Hamburg

Kontaktperson:

Dr. Thomas Berghöfer

Projektlaufzeit:

9/2015 – 8/2018

Programmbereich: Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft Projektwebseite:

www.genera-project.com

E-Mail-Kontakt:

[email protected]

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GEDII — Gender Diversity Impact – Improving research and innovation through gender diversity Gender und (Forschungs-)Qualität. Welche Auswirkungen hat Gender Diversity auf Produktivität, Qualität und Innovation in Forschung und Entwicklung (F&E)? Können Forschung und Innovation dadurch verbessert werden? Diese Fragen stehen im Fokus des Projekts „GEDII – Gender Diversity Impact – Improving research and innovation through gender diversity“ (https://www. gedii.eu/). Durch Nutzung innovativer Methoden zur Analyse der Beziehung von Gender Diversity und Forschungsproduktivität wird im Projekt GEDII erstmals ein zuverlässiges Messinstrument entwickelt.

GENDER UND CHANCENGERECHTIGKEIT IN HORIZONT 2020

Worin sehen Sie Chancen und Herausforderungen bei einem Projekt in Horizont 2020? Das Arbeiten in internationalen Teams ist eine Bereicherung, sowohl für die Arbeitsweise, als auch inhaltlich – besonders für interdisziplinäre Themen. Nationale Besonderheiten und Kenntnis der Gepflogenheiten von F&E-Teams werden in einer internationalen und interdisziplinären Gruppe eher erkannt. Positiv fällt auch die administrative Unterstützung durch die Nationalen Kontaktstellen und den Project Officer auf. Hier trifft man immer auf kompetente Hilfe. Herausfordernd ist die meist virtuelle Zusammenarbeit. Umso wichtiger sind regelmäßige und gut vorbereitete Treffen des Projektteams.

Was sind die Projektziele und wie sollen sie erreicht werden? 1. Entwicklung von Konzepten und Instrumenten zur Beurteilung von Team-Prozessen und ihren Auswirkungen auf Forschungsleistungen in Teams und Organisationen. Unter Verwendung von Sociometric Badges werden vier Fallstudien zur Methodenentwicklung durchgeführt. 2. Bewertung der Vorteile von Gender Diversity auf Team- und Organisationsebene. Empirische Basis hierfür wird eine online-basierte Umfrage sein. 3. Mittels Data Mining werden Datenbanken wie ISI Web of Science (Publikationen) und Patstat (Patente) hinsichtlich der innovativen Produktivität von F&ETeams analysiert. 4. Kommunikation der Ergebnisse in Wissenschaft, Industrie, Politik und Gesellschaft um den gesellschaftlichen Dialog über Gender Diversity voranzubringen. Ein Self-Assessment-Tool wird F&E-Teams eine Analyse ihrer Diversität und ihrer innovativen Produktivität ermöglichen.

Daten zu GEDII

Koordinierende Einrichtung:

Universität Oberta de Catalunya, Barcelona (ES)

Teilnehmende Einrichtung aus Deutschland:

Hochschule Furtwangen

Kontaktperson:

Prof. Dr. Ulrike Busolt

Projektlaufzeit:

10/2015 – 9/2018

Programmbereich: Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft Projektwebseite:

www.gedii.eu

E-Mail-Kontakt:

[email protected]

Impressum Herausgeber Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Chancengerechtigkeit in Bildung und Forschung 53170 Bonn Bestellungen schriftlich an Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 18132 Rostock E-Mail: [email protected] Internet: http://www.bmbf.de oder per Tel.: 030 18 272 272 1 Fax: 030 18 10 272 272 1 Stand April 2017 Druck BMBF Bildnachweis Thinkstock/Jochen Stands: Titel; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung/Steffen Kugler: Vorwort (Porträt Prof. Dr. Johanna Wanka) S. 2; Thinkstock/Stockbyte S.3; Thinkstock/dmbaker S. 5; Thinkstock/Jacob Wackerhausen S.6; Freie Universität Berlin/Jan Pauls Fotografie: S. 12; nexus Institut: S. 13; Alfred Wegener Institut/Martina Buchholz: S. 14; Bettina Schäfer: S. 15; Foto Hahn/Peggy Häntzschel: S. 16; Maria-Rosa Cioni: S. 17; Matthias Richter: S. 19; Thomas Berghöfer: S. 21; Text und Gestaltung DLR Projektträger Europäische und internationale Zusammenarbeit, Abteilung Europa

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen und Wahlwerbern oder Wahlhelferinnen/Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen zum Europäischen Parlament. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfängerin/dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.

www.bmbf.de

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