Konzeption des Naturkindergartens Wurzelkinder. Stand: Juni 2013

Konzeption des Naturkindergartens Wurzelkinder Stand: Juni 2013 1 Vorwort Wir sind eine Kita mit einem besonderen pädagogischen Schwerpunkt: Wir wo...
Author: Joseph Linden
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Konzeption des Naturkindergartens Wurzelkinder Stand: Juni 2013

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Vorwort Wir sind eine Kita mit einem besonderen pädagogischen Schwerpunkt: Wir wollen den Kindern die Natur in allen ihren Zusammenhängen näher bringen. Unsere umweltpädagogische Arbeit orientiert sich dabei am Situationsansatz, d.h. wir gehen spontan auf verschiedenste Situationen ein. Die Natur bietet jede Menge Möglichkeiten zum Experimentieren, Erkunden, Wiederholen, Beobachten, Bauen, Staunen, Stöbern, Sammeln, Ordnen, Anpflanzen, Säen, Ernten. Dadurch eröffnen sich den Kindern viele Gelegenheiten, die Umwelt wahrzunehmen und sich in ihrer Umgebung handelnd zu bilden. Durch Projektarbeit mit den Kindern vertiefen wir die Erfahrungen, die sie in der Umwelt sammeln konnten. Die Umweltbildung von Kindern fordert von uns Bezugspersonen eine der Umwelt gegenüber wertschätzende Grundhaltung. Unser Konzept schließt auch ein, dass wir uns gesund, ökologisch und vollwertig ernähren. Ihren Kindern und Ihnen wünschen wir eine aufregende und angenehme Zeit bei uns! Das Team der Wurzelkinder

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Inhalt 1. Die Einrichtung stellt sich vor .............................................................................. 4

1.1 Die Lage und das Umfeld .......................................................................................... 4 1.2 Die Räumlichkeiten.................................................................................................... 5 1.3 Der Träger................................................................................................................. 5 1.4 Die Geschichte der Wurzelkinder ............................................................................... 5 1.5 Das Team.................................................................................................................. 5 1.6 Die Betreuungszeiten ................................................................................................ 5 1.7 Der Tagesablauf und die Wochenplanung .................................................................. 6

2. Der Auftrag und die Ziele der pädagogischen Arbeit ........................................... 7

2.1 Die individuelle und gezielte Förderung in der Bildungsarbeit ...................................... 8 2.2 Vorschularbeit bei den Wurzelkindern ........................................................................ 8

3. Pädagogische Haltung ........................................................................................ 9

3.1 Unser Bild vom Kind .................................................................................................. 9 3.2 Mädchen und Jungen / Jungen und Mädchen ............................................................ 9 3.3 Wie werden die Ziele in die Praxis umgesetzt? ............................................................ 9 3.4 Die Rechte der Kinder .............................................................................................. 10 3.5 Die Rolle der Bezugspersonen .................................................................................. 11

4. Konzeptionelle Schwerpunkte ........................................................................... 11

4.1 Naturerfahrungen ................................................................................................... 11 4.2 Ganzheitliche Wahrnehmungen............................................................................... 12 4.3 Literalität / Literacy .................................................................................................. 12 4.4 Bewegung .............................................................................................................. 13 4.5 Spiel ....................................................................................................................... 13 4.6 Partizipation ........................................................................................................... 13 4.7 Ernährung .............................................................................................................. 13 4.8 Die Eingewöhnung.................................................................................................. 14 4.9 Kreativität ............................................................................................................... 15 4.10 Bildung ................................................................................................................. 16 4.11 Feste und Feiern .................................................................................................... 20

5. Umsetzung der pädagogischen Arbeit .............................................................. 22

5.1 Die Sauberkeitserziehung ........................................................................................ 22 5.2 Ausflüge ................................................................................................................. 22 5.3 Projekte .................................................................................................................. 23 5.4 Der Umgang mit Regeln .......................................................................................... 24 5.5 Die Mahlzeiten ........................................................................................................ 25 5.6 Die Ruhephase ........................................................................................................ 26 5.7 Umgang mit Konflikten ........................................................................................... 26 5.8 Die Naturwerkstatt .................................................................................................. 26

6. Zusammenarbeit mit Eltern ............................................................................... 28

6.1 Ziele der Zusammenarbeit ....................................................................................... 28 6.2 Formen der Zusammenarbeit ................................................................................... 28 6.3 Die Elternsprechertätigkeit ....................................................................................... 29

7. Die Arbeit im Team ........................................................................................... 29 8. Öffentlichkeit und Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ......................... 30 Impressum ............................................................................................................ 31

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1. Die Einrichtung stellt sich vor 1.1 Die Lage und das Umfeld Unsere Einrichtung befindet sich im Erdgeschoss einer Seniorenwohnanlage im Frankfurter Stadtteil Seckbach und bietet Platz für die Betreuung von 20 Kindern im Alter zwischen drei Jahren bis zum Schuleintritt. Das gemischte Wohngebiet ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Im angrenzenden Huthpark verfügen wir über zwei Gärten und haben dort auch verschiedene Anlaufpunkte, z.B. die Kalenderbäume in der Mitte des Parks, den Wurzelplatz, den Schnitzplatz, die verschiedenen Spielplätze, die nahe liegenden Streuobstwiesen oder den Sausee. Die Schule und die Stadtbücherei sind in unmittelbarer Nähe der Einrichtung.

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1.2 Die Räumlichkeiten Für die Kinder gibt es einen Gruppenraum sowie einen Nebenraum zum Zurückziehen, Toben und Schlafen. Weiterhin haben wir eine Küche, eine Erwachsenentoilette, das Kinderbad mit zwei Kindertoiletten, den Flur mit Garderoben und ein kleines Büro. Im Haus steht ein Vorschulraum und im Keller noch ein Abstellraum zur Verfügung. 1.3 Der Träger Träger unserer Kita ist der Verein zur Unterstützung berufstätiger Eltern e.V, der 1978 gegründet wurde. Nähere Informationen sind unter www.unterstuetzungsverein.de zu finden. 1.4 Die Geschichte der Wurzelkinder Im Frühjahr 2006 entstand die Idee, eine Kita mit und ohne Wände zu schaffen, ein Raum für Kinder in der Stadt, in der sie die Natur erleben, begreifen und mit der Stadt in Symbiose bringen können. Im März 2006 wurde eine Elterninitiative mit dem Ziel ins Leben gerufen, einen natur- und umweltpädagogischen Kindergarten zu gründen. Wir begannen mit einer Minigruppe, die sich zunächst einmal die Woche für drei Stunden und später zweimal die Woche traf. Da unser Konzept großes Interesse weckte, wurde unsere Kindertagesstätte genehmigt, wir schlossen uns dem Verein zur Unterstützung berufstätiger Eltern e.V. als unserem Trägerverein an und fanden unsere heutigen Räume in einer ehemaligen Frauenarztpraxis in der Atzelbergstraße 102. 2008 pachteten wir unseren Garten am Huthpark und konnten dank der Metzlerstiftung und durch Spenden eine Blockhütte für den Garten kaufen, die engagierte Eltern für uns aufbauten. 1.5 Das Team Das Team besteht zurzeit aus drei pädagogischen Fachkräften und einem Praktikanten. Die Bezugspersonen sind verantwortlich für alle pädagogischen und organisatorischen Angelegenheiten und haben ihre Aufgabengebiete in unterschiedliche Zuständigkeiten aufgeteilt. Außerdem gehören zum Team eine hauswirtschaftliche Kraft, eine Reinigungskraft und ein Hausmeister. 1.6 Die Betreuungszeiten Die Einrichtung öffnet um 7:30 Uhr und die Betreuungszeit endet um 17 Uhr. Alle 20 Kinder haben einen Ganztagesbetreuungsplatz. Die Schließzeiten in den Sommerferien, um die Weihnachtsfeiertage, an Brückentagen, am Konzepttag oder zu anderen Anlässen werden frühzeitig abgesprochen und bekannt gegeben. Insgesamt bleibt die Kindertagesstätte maximal 25 Tage im Jahr geschlossen.

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1.7 Der Tagesablauf und die Wochenplanung 7:30 Uhr

Beginn der Bringzeit. Die Kinder sollten zwischen 7:30 und 9 Uhr gebracht werden. Im Verhinderungsfall bitten wir darum, die Kinder unbedingt zwischen 7:30 und 8:30 Uhr per Telefon abzumelden. Dies gilt auch, wenn die Kinder in Ausnahmefällen später kommen sollten

8 bis ca. 9:30 Uhr

Offenes Frühstück. Bis 10 Uhr sind wir in den Räumlichkeiten

9:30 Uhr

Zähne putzen, Morgenkreis und Anziehen für den Vormittag in der Natur

10 bis 13 Uhr

Aufenthalt in der Natur, z.B. auf den Streuobstwiesen, im Huthpark oder in unseren Gärten am Huthpark

13 bis ca. 13:30 Uhr

Mittagessen

13:30 bis 14:30 Uhr

Ruhephase (keine Abholung der Kinder)

14:30 Uhr

Beginn der Abholzeit

15:30 Uhr

Brotzeit

Ab 15:30 Uhr

Aufenthalt in den Räumen oder draußen

17 Uhr

Die Kita wird geschlossen

Der Tagesablauf ist an den verschiedenen Wochentagen unterschiedlich, da wir vormittags verschiedene Aktivitäten anbieten. Dienstag: An diesem Tag können die Kinder ein Spielzeug aus Naturmaterialien mitbringen. Das Projekt Musik und Sprache findet zwischen 14 und 14:45 Uhr statt. Der erste Dienstag im Monat ist außerdem unser Fahrzeugtag. Die Kinder können ein Fahrzeug nach Wunsch mitbringen, das sie selbstständig beherrschen, und zwar gegebenenfalls mit der entsprechenden Schutzausrüstung. Ansonsten sind wir in der Natur unterwegs. Mittwoch: Bringsituation ist ab 7:30 Uhr in unserem Garten. An diesem Tag finden die Rucksack- und die Vorschule statt. Dazu benötigen die Kinder einen Rucksack mit Verpflegung, Sitzmatte, Mäppchen mit Buntstiften, Bleistift, Kleber, Schere, Spitzer und Lineal. Donnerstag: Vormittags besuchen wir alle 2 Wochen die Stadtbibliothek Seckbach. Am letzten Donnerstag im Monat ist außerdem unser Fahrzeugtag. Die Kinder können ein Fahrzeug nach Wunsch mitbringen, das sie selbstständig beherrschen, und zwar mit der entsprechenden Schutzausrüstung.

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Freitag: Ernährungstag: Eine wöchentlich wechselnde Gruppe von 4 – 6 Kindern bereitet vormittags das Mittagessen für die ganze Gruppe zu, während die restliche Gruppe im Huthpark und Umgebung unterwegs ist. Im Frühjahr und Sommer treffen wir uns zwei Mal wöchentlich im Garten, im Winter an einem Tag in der Woche. An diesen Tagen benötigen die Kinder einen Rucksack mit Verpflegung und Sitzmatte. Das Elterncafé findet in regelmäßigen Abständen nach Absprache zwischen der Elternvertretung und dem Team statt. Die Kita stellt die Getränke und die Räumlichkeiten und übernimmt die Aufsichtspflicht über die Kinder, deren Eltern nicht anwesend sind. Der aktuelle Wochenplan hängt an unserer Pinnwand aus. Bei besonderen Unternehmungen, Projekten usw. informieren wir zeitnah durch Aushänge oder in der Elternpost an unserer Pinnwand.

2. Der Auftrag und die Ziele der pädagogischen Arbeit Alles, was ein Kind interessiert und neugierig macht, was es wissen und können will, kann es bei uns erlernen und erfahren. Bei uns wird Bildung, Erziehung und Betreuung durch den Dialog mit allen Personen gestaltet. In unserem Zusammenleben hat die Kommunikation, verbal und nonverbal, eine große Bedeutung. Bei Begegnungen und Auseinandersetzungen mit den Kindern, den Bezugspersonen und dem Natur- und Lebensraum werden vielfältige Erfahrungen gemacht und es finden Lernprozesse statt, durch welche die Kinder in ihrer Entwicklung gefördert und gestärkt werden. Mit dem Erleben und Erfahren von Natur und Gesellschaft, Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, Traditionen und Gegenwart werden Grundsteine für das weitere Leben und den Grundschulbesuch gelegt. Die Wurzelkinder nehmen die Kindertagesstätte/den Naturraum als beschützenden Lebensraum wahr. Wir erfahren hautnah die Elemente und lernen ihre Gesetzmäßigkeiten kennen. Durch vielfältige pädagogische Angebote wird das einzelne Kind in seiner Gesamtentwicklung begleitet, unterstützt und gefördert. Die Kinder erleben sich als Teil der Gruppe. Alltägliche Kontakte tragen dazu bei, dass ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht und sich Freundschaften entwickeln. Wir als pädagogische Fachkräfte, die sich als Bezugspersonen der Kinder verstehen, beobachten und begleiten gruppendynamische Prozesse. Wir haben das Ziel, die Kinder im Erwerb sozialer Kompetenzen zu unterstützen. Unsere Kinder begreifen sich als aktiven Teil ihres Lebensraumes. Die Bezugspersonen vermitteln Achtung und Fürsorge für sich selbst, für Andere, für die Natur und die Umwelt. Durch Ausprobieren und durch Erklären von Sach- und Sinnzusammenhängen wird es für die Kinder möglich, Aufgaben im alltäglichen Zusammenleben zu verstehen und zu übernehmen. Erwachsene und Kinder verhalten sich umsichtig und gehen respektvoll miteinander um. Unsere Kinder und ihre Familien erfahren Gleichbehandlung. Kulturellen, religiösen, sozialen oder wirtschaftlichen Unterschieden wird mit gegenseitiger Achtung begegnet. 7

Durch intensive Natur- und Umwelterlebnisse wird das Bewusstsein für Natur und Umwelt geweckt und die Sensibilisierung für ökologisch nachhaltiges Verhalten gestärkt. 2.1 Die individuelle und gezielte Förderung in der Bildungsarbeit Durch individuelle und gezielte Förderung in den Bildungsbereichen der Motorik, der Emotionalität, der Ästhetik, der Sensorik und der Sprachlichkeit werden die Kinder in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit begleitet und unterstützt. Auf die Besonderheiten der einzelnen Kinder wird individuell eingegangen. Individuelle Förderung findet insbesondere im letzten Kindergartenjahr, dem Vorschuljahr statt. Dabei stehen wir im regen Kontakt mit den Eltern der Vorschulgruppe. Sie werden regelmäßig über den Stand des Bildungs- und Entwicklungsprozesses ihres Kindes informiert. Die Vorschulordner (Jahresbücher), in denen die Entwicklung dokumentiert wird, können sie einsehen oder auch mit nach Hause nehmen. Dabei ist es wichtig, dass die Ordner zum nächsten Vorschultag wieder in die Einrichtung zurückgebracht werden. 2.2 Vorschularbeit bei den Wurzelkindern In unserer Vorschulgruppe steht unter anderem die soziale Bildung im Fokus. Gemeinsame Problemlösung, Kommunikation und von den Kindern getroffene Vereinbarungen stehen im Vordergrund. Zusammen sammeln wir auch Erfahrungen in Literalität und rund um das Buch. Die Kinder werden in die Erzähl- und Schrift-Kultur eingeführt und erste eigene Experimente können mit Unterstützung gewagt werden. Hierzu gehören auch Besuche in Bilderbuchausstellungen oder ähnliches. Auch die mathematischen Grundlagen kommen nicht zu kurz. Beim Sammeln von Naturmaterialien werden diese z.B. nach Zapfen, Steinen oder Ästen sortiert und gezählt. Wir lernen dabei verschiedene Formen, Größen, Gewichte etc. kennen. Beim Umgang mit natürlichen Rohstoffen und im direkten täglichen Kontakt zur Natur finden im Alltag und in speziellen Projekten wie dem regelmäßigen LandArt-Projekt aktive Umweltbildung sowie eine Heranführung an den Umweltschutz statt. Für das LandArt-Projekt durchstreifen die Vorschulkinder Wald, Wiese und Park und sammeln Naturmaterialien, mit denen sie Kunstwerke schaffen, die teilweise in der Natur verbleiben, ansonsten aber in der Seckbacher Bibliothek ausgestellt und so einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden. Eines der Ziele dieser Ausstellung ist es auch, die Besucher für Natur und Umweltbelange zu sensibilisieren. In diesen kreativen Projekten halten wir den Prozess, d.h. den Weg und das Erlebte für wichtiger als das Ergebnis. Übermäßige Fixierung auf die angestrebten Endprodukte wollen wir vermeiden. Die Kinder brauchen Zeit und Raum, um ihre Kreativität auszuleben und zu entwickeln. Mit kreativen Projekten und ähnlichen Aktionen sprechen wir alle Sinne der Kinder an, wecken Fantasie und helfen ihnen, das Schöne an der Natur wahrzunehmen und als etwas Schätzens- und Schützenswertes zu erkennen.

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3. Pädagogische Haltung 3.1 Unser Bild vom Kind Wir sehen das Kind als eigenständige, einzigartige Persönlichkeit, die entsprechend ihrem Alter und Entwicklungsstand über bestimmte Kompetenzen verfügt. Das Kind ist aktiv in der Gestaltung seiner Bildung und Entwicklung. Kinder sind wissbegierig, lernfähig, experimentierfreudig, interessiert, begeisterungsfähig, neugierig und abenteuerlustig. Die ersten sechs Lebensjahre des Kindes sind die wichtigsten Jahre für seine kognitive, soziale, emotionale und motorische Entwicklung und prägend für die Stärkung der Wahrnehmung. In dieser Zeit lernen die Kinder sich zu artikulieren, ihre Bedürfnisse mitzuteilen, Konflikten in Alltagssituationen zu begegnen und mit ihnen umzugehen. Das Kind gestaltet sein Leben aktiv mit. Es erfährt, erlebt und lebt seine Einzigartigkeit und die der anderen Kinder. Wir, die Bezugspersonen achten sehr auf einen guten Kontakt zu jedem einzelnen Kind, doch ebenso unterstützen wir die Beziehungen der Kinder untereinander. Durch das Erfahrene und Erlebte entwickeln und stärken die Kinder ihre Autonomie, Solidarität und ihr Selbstbewusstsein. 3.2 Mädchen und Jungen / Jungen und Mädchen Im Verlauf ihrer Entwicklung entdecken die Kinder, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt und dass sie einem davon angehören. Zudem fangen sie an, sich für die Unterschiede zwischen den Geschlechtern und für die Rollen von Frau und Mann zu interessieren. Dieser wichtige Entwicklungsprozess zeigt sich in Beobachtungen, Neugier, Rollenspielen usw. Ein wichtiger Bestandteil dieser Rollenfindung ist, sich in seinem Körper wohl zu fühlen, ihn zu erproben, zu kennen und ihm zu vertrauen. Hierfür benötigen Mädchen und Jungen Raum und Angebote, die zum einen Kraft, Spannung und Risiko, zum anderen Empfindsamkeit, Empathie, Entspannung und Geborgenheit ermöglichen. Dies umfasst Gebiete wie Teamarbeit und Konkurrenz, Leben in der Gruppe und Rückzugsmöglichkeiten, sich selbst behaupten und auf andere eingehen, eigene Stärken einbringen und die Individualität von anderen anerkennen. Ziele Wir wollen Mädchen und Jungen in ihren geschlechtstypischen Rollen wahrnehmen und akzeptieren, ohne sie auf diese festzulegen. Kinder sollen Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen, Männern und Frauen wahrnehmen und verstehen lernen, ohne damit eine Bewertung als „besser oder schlechter“ zu verbinden. 3.3 Wie werden die Ziele in die Praxis umgesetzt? 1. Vorbildfunktion Das Team hat Vorbildfunktion. Weibliche wie männliche Erzieher verrichten gleichwertige hauswirtschaftliche und pflegerische Tätigkeiten. Ebenso werden die technischen und handwerklichen Bereiche gemeinsam abgedeckt. 2. Bücher In Bilderbüchern wird auf ein ausgewogenes und gleichberechtigtes Rollenverhalten geachtet. Bücher, die sich mit der Thematik von Geschlechterrollen, dem anatomischen Blick auf den Körper und dem Begriff der eigenen Identität befassen, sind in der Kita

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vorhanden. Zudem halten wir die Kinder im Alltag dazu an, ihre Körperteile bei dem dafür korrekten Namen zu nennen. 3. Individuelle Fähigkeiten Mädchen und Jungen werden in ihren Möglichkeiten individuell gefördert und können sich ausprobieren. Im Kita-Alltag sowie im Naturraum möchten wir die Kinder dazu ermuntern, sich bei allen unterschiedlichen Beschäftigungen und Angeboten zu beteiligen. Des Weiteren versuchen wir sie auch für helfende Tätigkeiten in Haus und Garten zu motivieren. 4. Verhaltensweisen Kinder werden dabei unterstützt, individuelle Verhaltensweisen anzunehmen. Das bedeutet, Kinder dürfen einerseits ihre Stärken kennen lernen, sich durchsetzen lernen und andererseits ihre Hilfsbereitschaft und Empathie entwickeln sowie ihre Ängste und Befürchtungen äußern. Sie werden bestärkt, alle Gefühle zu zeigen, Konflikte gewaltfrei zu lösen und kooperativ miteinander in der Gruppe umzugehen. 3.4 Die Rechte der Kinder Ein grundsätzlicher Schwerpunkt in unserer Einrichtung ist es, die Rechte der Kinder zu wahren. Im Rahmen der Regeln in der Gruppe und draußen in der Natur haben die Kinder den Anspruch auf: o o o o o o o o o o o o o o o o o o

Das Recht „Nein“ zu sagen Eine eigene Persönlichkeit Freie Meinungsäußerung Sicherheit und Verlässlichkeit Anerkennung und Respekt Achtsamkeit Zuwendung Gerechtigkeit Eigene Erfahrungen Bildung Kultur Zeit und Freizeit Geheimnisse Rückzugsmöglichkeiten Gesunde Ernährung Lebensfreude Entspannung Freiheit

Unsere Kinder erfahren persönliches Angenommensein und (Be)Achtung ihrer eigenen Persönlichkeit und ihrer individuellen Bedürfnisse durch die Gruppe und durch die pädagogischen Fachkräfte. Wir ermutigen die Kinder im täglichen Umgang miteinander und gegenüber Erwachsenen - ihre Meinung zu äußern und zu vertreten. Das Recht unserer Kinder auf freie Meinungsäußerung und Mitsprache ist ein wesentlicher Bestandteil unserer pädagogischen Praxis.

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In der Kindertagesstätte erfahren alle eine Ausgewogenheit zwischen persönlicher Freiheit und Verantwortung für die Gemeinschaft. Getragen von einer Atmosphäre aus Rücksicht und Verständnis, gilt die Aufmerksamkeit sowohl dem einzelnen Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen als auch der Gesamtgruppe. Unsere Kinder nehmen die Kindertagesstätte und den Naturraum als beschützenden Lebensraum wahr. Sie begegnen Bezugspersonen, die ihnen Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken, sie unterstützen und ihnen Hilfe anbieten. In unserer täglichen Arbeit vermitteln wir den Kindern Sicherheit und Verlässlichkeit, in dem wir uns für das einzelne Kind und für die Gesamtgruppe Zeit nehmen und ihnen mit Anerkennung und Respekt begegnen. Unsere Kinder sammeln eigene Erfahrungen im Umgang miteinander und der Natur, wir lassen ihnen hierzu Zeit und ermöglichen ihnen ihren eigenen Raum, sich frei zu entfalten. Durch regelmäßige kulturelle Exkursionen setzten sich die Kinder aktiv mit Kultur und Bildung auseinander. In unseren Räumen und in der Natur können sich die Kinder frei entfalten und sich nach Bedarf zum Entspannen zurückziehen. 3.5 Die Rolle der Bezugspersonen Die Bezugsperson begleitet, unterstützt und stärkt die Kinder in ihrer ganzen Entwicklung. Sie hat dabei eine prägende, Werte vermittelnde Vorbildfunktion, die sie zuverlässig, verantwortungsvoll und vor allem authentisch umsetzt. Einerseits bietet sie den Kindern Zuwendung, Sicherheit und Geborgenheit, aber genauso wichtig ist das Vertrauen auf die Fertigkeiten der Kinder. Das heißt, sie lässt ihnen auch den Raum und die Autonomie, sich auf ihre eigene Art und Weise entwickeln zu können. Dafür ist eine wertschätzende und respektvolle Haltung den Kindern gegenüber Voraussetzung, worauf auch im Abschnitt „Das Bild vom Kind“ näher eingegangen wird. Für alle diese Aspekte ist es nötig, sehr aufmerksam und offen mit den Kindern umzugehen, um sie in ihrer Ganzheit wahrzunehmen. Deshalb sind uns auch Kinder mit Behinderungen und Entwicklungsverzögerungen, sofern dies im Bereich ihrer und unserer Möglichkeiten liegt, herzlich willkommen.

4. Konzeptionelle Schwerpunkte 4.1 Naturerfahrungen In einer Welt rasanter gesellschaftlicher Veränderungen und einer ständigen Reizüberflutung wollen wir den Kindern durch Naturerfahrungen Orientierungssicherheit vermitteln. Wald, Park und Wiesen bieten eine Fülle von Bildern, Gerüchen und Geräuschen, die alle Sinne ansprechen und so die Fantasie anregen. Unsere Kinder entdecken und erleben ihren Naturraum täglich neu und sind am liebsten im Freien, selbst bei Nässe und Kälte. Die Kinder lernen die Natur und ihre Umwelt zu schätzen und sie zu schützen. Sie reduzieren ihre Konsumwünsche, denn in der Natur gibt es genügend Material: Lehm, Stöcke, Steine, Blätter, Zapfen, Erde, Luft, Wasser, Sonne bieten unerschöpfliche Möglichkeiten zum Experimentieren.

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4.2 Ganzheitliche Wahrnehmungen Kinder nehmen ganzheitlich wahr, beispielsweise, wenn sie über einen Baumstamm balancieren . o

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Ihre Sinnessysteme steuern, wie stark ihre Muskeln angespannt sind und wie die Arme zur Seite gestreckt werden. (Quellennachweis: Handbuch der Sinneswahrnehmung von Prof. Renate Zimmer) Der Tastsinn erfühlt, ob die Baumrinde glatt oder rau ist Das Ohr nimmt die Geräusche in der Umgebung auf Die Nase erfasst die Gerüche der Umgebung und deren Veränderung Die Augen geben Hinweise, wenn der Baum uneben ist Die Kinder erfühlen, wie breit die Auflagefläche der Füße ist, wie sie schmaler wird und wo der Baumstamm zu Ende ist

Alle diese Wahrnehmungen sind wichtig für die gesamte Entwicklung der Kinder, denn sie stärken das Körperbewusstsein und damit auch die Selbsteinschätzung und das Selbstbewusstsein. Durch das Begreifen von Zusammenhängen wird die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder gefördert. 4.3 Literalität / Literacy Der alltägliche Umgang mit der Sprache in Wort und Bild Der pädagogische Schwerpunkt Sprache ist uns bei der Arbeit mit unseren Kindern wichtig. Durch die Sprache wird die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung unterstützt und gefördert. Die Kinder lernen ihre eigenen Bedürfnisse zu benennen und mitzuteilen, wie z.B. „Ich habe Durst und ich möchte etwas trinken.“ Durch Sprache treten die Kinder in Kontakt untereinander und mit den Bezugspersonen. Sie lernen ihre eigene Meinung zu bilden und zu äußern. Das Zusammenleben, Auskommen und Agieren in einer Gruppe wird gelernt. Dadurch wird das Selbstvertrauen gefördert und das Selbstbewusstsein gestärkt. Durch Sprache wird das Verständnis füreinander gefördert. Wir, die Bezugspersonen, nehmen eine Vorbildfunktion ein und passen unsere eigene Sprache entsprechend unserer Arbeit mit den Kindern an. Die Kinder erfahren (Be)Achtung durch Zuhören und Ausreden. Sie werden in ihren Bedürfnissen wahrgenommen und ermutigt, ihre Meinung und Anliegen zu äußern. Sprachförderung geschieht auch durch Vorlesen, Reime und Gespräche im Stuhl- bzw. Morgenkreis. Wir geben den Kindern Raum, um mit der Sprache und ihrer eigenen Stimme zu experimentieren, indem sie z.B. in einer Fantasiesprache miteinander reden oder mit lauten und leisen Tönen wie durch Schreien, Rufen und Flüstern ihre eigene Stimme zu erfahren. Dadurch wird der Spaß an der Sprache, der eigenen Stimme und der Kommunikation unterstützt und gefördert. Durch Lieder, Kreisspiele, wöchentliche Büchereibesuche, Vorlesen, Bücher anschauen und ausleihen wird die Fantasie und die Sprache angeregt.

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4.4 Bewegung Kinder haben ein natürliches Bewegungsbedürfnis. Bewegung ist entscheidend für ihre gesamte Entwicklung und wirkt sich positiv darauf aus. Die Bewegung dient der Kommunikation untereinander genauso wie dem Verarbeiten von Emotionen, z.B. dem Aggressionsabbau. Das Bewegen ist eine Ausdrucksform der Kinder. Durch Bewegung erleben und erfahren sie sich selber und ihren eigenen Körper. Dabei werden Grenzen erreicht, aber durch die körperliche Entwicklung und durch Ausprobieren immer mehr erweitert. Wichtig ist die Bewegung weiterhin für die Entwicklung der Fein- und Grobmotorik sowie für die räumliche Wahrnehmung der Kinder. 4.5 Spiel Das Spiel ist Voraussetzung für die kindliche Entwicklung. Aus diesem Grund gibt es in unserer Einrichtung fast keine Einschränkungen für das Spielen während des Freispiels. Das Kind kann frei wählen, was es wo, mit wem, womit und wie lange es spielen möchte. Durch Spiel lernen Kinder das Zusammenleben und Agieren in einer Gruppe. Im Spiel entwickelt sich das Sozialverhalten und wird durch die unterschiedlichsten Spiele gefördert: z.B. Ballspiele, Rollenspiele, Werken, Singspiele, Bewegungsspiele, Lernspiele, Versteckspiele, selbst erfundene Spiele, Schattenspiele, Seilspiele usw. Die Kinder haben Spaß und Freude, entwickeln Fantasie, werden gestalterisch und kreativ. Sie schärfen ihre Sinne im und durch das Spiel. Im Spiel schlüpfen die Kinder in unterschiedliche Rollen, können sich darin ausprobieren, verschiedene Erfahrungen sammeln, Perspektiven wechseln und Zusammenhänge verstehen. „Mit allen Sinnen spielen ist meistens auch sinnvolles spielen, es heißt, sich in die Welt zu begeben und sich mit ihr auseinander zu setzen.“ Zitat Renate Zimmer. 4.6 Partizipation Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist die Beteiligung der Kinder an Entscheidungsprozessen im Kita-Alltag. Sie können diesen Alltag nach ihren Wünschen und Bedürfnissen, ihren Interessen und Vorlieben mitgestalten. Diese Kinderbeteiligung bedeutet, dass entsprechend ihres Alters- und Entwicklungsstandes die Kinder in verschiedenste Prozesse mit einbezogen werden. Dieses gemeinsame und gemeinschaftliche Handeln fördert und unterstützt die emotionalen, sozialen und auch demokratischen Kompetenzen der Kinder. Dazu gehören unter anderem, Regeln für Gespräche und Meinungsverschiedenheiten untereinander zu erlernen und Verantwortung zu übernehmen. Diese Verantwortung für kleinere Projekte oder Tätigkeiten und auch für Personen stärkt das Selbstbewusstsein und fördert das eigenständige Handeln. 4.7 Ernährung Ein weiterer pädagogischer Schwerpunkt und Grundsatz unserer Einrichtung ist die gesunde Ernährung. Wir ernähren uns ökologisch, vollwertig, vegetarisch und sozial verträglich. Das fängt bei der Wahl der Lebensmittel an. Wir achten darauf, biologische Nahrungsmittel zu kaufen, die gesund sind und bevorzugter Weise aus der Region oder 13

der näheren Umgebung kommen. Wir möchten den Kindern eine gesunde, vollwertige Ernährung bieten. Eine gesunde Ernährung wirkt sich positiv auf die Gesamtentwicklung der Kinder aus. Wir halten die Kinder zum bewussten Essen an, wobei sie entscheiden können, was und wie viel sie essen. Unsere Kinder können sich ihre Speisen selber nehmen: Sie lernen dabei einzuschätzen, wie viel sie essen können und lernen auf ihr Sättigungsgefühl zu hören. Die Kinder haben die Möglichkeit, unterschiedlichste Nahrungsmittel kennen zu lernen und zu probieren. Wir pflegen die Esskultur durch die Einnahme gemeinsamer Mahlzeiten. Frühstück, Mittagessen und Brotzeit am Nachmittag werden von der ganzen Gruppe gemeinsam eingenommen. Mit einem Tischspruch beginnen wir das Mittagessen. Durch die gemeinsamen Mahlzeiten werden die Gemeinschaft und die Kommunikation gefördert. Die Kinder unterhalten sich am Tisch und berichten von ihren Erlebnissen. Die Kinder üben sich dabei in Selbstverantwortung und lernen, gut für sich zu sorgen. Einmal wöchentlich findet bei uns regelmäßig das „Kochen mit Kindern“ statt. Dabei planen und kochen wir in einer Kleingruppe mit 5 bis 6 Kindern gemeinsam unser Mittagessen. Dadurch vermitteln wir den Kindern Wissen über gesunde und vollwertige Ernährung. Dafür planen wir mit den Kindern, was wir kochen wollen, was wir dafür brauchen und einkaufen müssen und wer daran teilnimmt. Gekocht wird einmal in der Woche an einem Freitag. Durch Buchbetrachtungen zum Thema Ernährung und durch Gespräche erwerben die Kinder Hintergrundwissen über unsere Nahrungsmittel,.Beim gemeinsamen Einkauf, z.B. auf dem Markt, lernen die Kinder unterschiedliche Lebensmittel und deren Aussehen kennen. Durch das gemeinsame Zubereiten der Speisen bringen wir den Kindern den verantwortlichen Umgang mit den Küchenwerkzeugen nah und die Feinmotorik wird unterstützt. Durch Riechen, Schmecken und Fühlen nehmen die Kinder die Beschaffenheit, den Geruch, die Form und den Geschmack der Nahrungsmittel wahr und lernen diese kennen. Beim „Naschen“ des geschnittenen Gemüses werden die Kinder ermutigt, Nahrungsmittel zu probieren, die sie noch nicht kennen oder bisher nicht gemocht haben. Anschließend wird das gemeinsam zubereitete Essen mit der ganzen Gruppe eingenommen. 4.8 Die Eingewöhnung Bevor wir mit der Eingewöhnung des Kindes beginnen, wird ein Informations- und Kennenlerngespräch geführt. Dabei werden Formalitäten besprochen und Fragen der interessierten Eltern beantwortet. Dem Informationsgespräch folgt ggf. ein Hospitationstag, bei dem das Kind und ein Elternteil für einen Vormittag die Einrichtung besuchen. Dabei lernt das Kind den Tagesablauf, die Kinder, die Räumlichkeiten, den Naturraum und die Bezugspersonen kennen. Die Eingewöhnung beginnt mit der selbstgestalteten Einladungskarte von der Bezugsperson, die die Eingewöhnung durchführt und der/die Ansprechpartner /in für das Kind und die Eltern ist. Im Morgenkreis wird den Kindern angekündigt, dass ein neues Kind den Kindergarten besuchen wird. Ein von Kindern gemalter Willkommensgruß wird an die Pinnwand geheftet. 14

Die Eltern sind der „sichere, bekannte Hafen“ für ihr Kind. Während des Aufenthaltes mit dem Kind im Kindergarten sollten sich die Eltern grundsätzlich passiv verhalten. Sie sollten dennoch immer auf das Kind, insbesondere auf seine Annäherung, auf Blickkontakt u.ä. positiv reagieren, jedoch keine Initiativen von sich aus ergreifen. Das Verhalten der Eltern sollte dem eines teilnehmenden Beobachters entsprechen. Die aktive Erkundung der neuen Umgebung durch das Kind und der Beziehungsaufbau zu neuen Bezugspersonen und Kindern sind die Grundlagen des Eingewöhnungsprozesses. Das passive Verhalten der Eltern unterstützt das Kind in seiner Eingewöhnung. Zu dem Vertrautwerden des Kindes mit dem Kindergartenalltag, den Kindern, den Räumen und dem Außenbereich gehört in erster Linie das Vertrautwerden mit der Bezugsperson. Unser Ziel ist es, eine tragfähige Bindung zu dem Kind aufzubauen, so dass das Kind die Bezugsperson als “sicheren Hafen“ innerhalb des Kitaalltags akzeptiert. Die Eingewöhnungszeit ist bei jedem Kind individuell unterschiedlich. Wir orientieren uns dabei an einem Zeitraum von ca. zwei Wochen. Jedes Kind hat und braucht seine eigene Zeit und auch seine eigene Art und Weise, mit der neuen Situation umzugehen. Die Eingewöhnungszeit zu Beginn umfasst zwei Phasen: Zunächst ist das begleitende Elternteil mit dem Kind in der Einrichtung. Die erste Phase ist individuell unterschiedlich, dauert aber in der Regel zwei bis vier Tage. Der begleitende Elternteil verlässt die Gruppe, das Kind bleibt bei der Bezugsperson und den Kindern. Die zweite Phase beginnt, wenn das Kind Vertrauen zu der Bezugsperson und dem Raum (drinnen und draußen), gefasst hat. Wichtig ist uns, dass die Eltern ihrem Kind durch Gespräche deutlich vermitteln, dass sie jetzt für einige Zeit gehen werden. Wichtig ist auch, dass die Eltern das Kind zu Hause auf den folgenden Kitatag vorbereiten und den Ablauf beschreiben. Die Dauer des Fortbleibens dauert zunächst 10 bis 30 Minuten und verlängert sich im Laufe der nächsten Tage. Dabei wird natürlich auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes geachtet. Die Rückkehr des Elternteils bzw. der Eltern gibt dem Kind Sicherheit, unabhängig von der Dauer der räumlichen Trennung. Zum Ende der Eingewöhnungszeit wird die Rückkehr des Elternteils bzw. der Eltern für das Kind ein Symbol dafür, dass es jetzt nach Hause abgeholt wird, was dann auch durchgeführt werden sollte. Diese Form der Eingewöhnung hat sich sehr bewährt und orientiert sich an dem Berliner Eingewöhnungsmodell. 4.9 Kreativität Die Schätze, die in der Natur zu finden sind, sind noch nicht für einen bestimmten Zweck festgelegt und bieten daher den Kindern nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, kreativ zu werden. Wir sind eine weitgehend spielzeugfreie Kindertagesstätte: Dies fördert die kindliche Fantasie und Kreativität und ihre Fähigkeit, aus Allem etwas zu machen. Kinder entwickeln erstaunliche Spielideen, wobei sie mit großer Kreativität, Aufmerksamkeit und Wachheit gemeinsame Problemlösung aushandeln und umsetzen. 15

Zu den kreativen Prozessen gehören auch die gezielte Gestaltung und Herstellung von zweckgebundenen Gegenständen, Objekten, Bildern, Kollagen, Spielen, das Erfinden von Spielen und Rollenspielen, Geschichten, Reimen, Theaterstücken, Liedern, das Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien, die nach Möglichkeit wieder verwertbar sein sollten. Beim Malen, Zeichnen, Schneiden, Kleben, Bauen, Matschen, Klettern, Entwerfen und Ausprobieren usw. machen die Kinder wichtige Erfahrungen und erwerben Kenntnisse und Einsichten. Sie entwickeln dabei kognitive Strukturen und Konzepte, mit denen sie neue Herausforderungen bewältigen können. Das Spielen in der Natur fördert die Kreativität der Kinder ganz besonders. 4.10 Bildung Vorschulerziehung Die Vorschulerziehung und Bildung in unserer Einrichtung richtet sich nach dem hessischen Bildungs- und Erziehungsplan. Die Grundsätze, die diesem Plan zugrunde liegen, bilden die gemeinsame Grundlage für Kindertageseinrichtungen und Grundschulen in ganz Hessen. Sie stellen somit den Orientierungs- und Bezugsrahmen für das pädagogische Handeln aller Beteiligten dar. Bildung als sozialer Prozess Bildung im Kindesalter ist ein sozialer Prozess, an dem Kinder und Erwachsene aktiv beteiligt sind. Nur im Dialog und in gemeinsamer Interaktion findet Bildung statt. Von entscheidender Bedeutung für diesen Prozess ist die Qualität der Interaktion, für den die Erwachsenen mitverantwortlich sind. Unser Bild vom Kind deckt sich mit den Vorgaben des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans und berücksichtigt, dass Kinder von Geburt an sozial eingebunden sind. Sie bringen Kompetenzen mit und sind aktive Konstrukteure ihrer Bildungsprozesse. In einer Lerngemeinschaft werden Dinge, Bedeutungen, Prozesse und Probleme gemeinsam erforscht, diskutiert und verhandelt. Stärkung von Kompetenzen als Leitziel von Bildung Basiskompetenzen oder Schlüsselqualifikationen sind grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten, Haltungen und Persönlichkeitscharakteristika, die jeder Mensch hat. Sie bilden die Grundlage für körperliche und seelische Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität des Kindes und sind die Vorbedingung für Erfolg und Zufriedenheit in Familie, Kindergarten, Schule sowie im späteren Beruf. Diese Basiskompetenzen sind Eigenschaften, die zur Lebensbewältigung des Kindes und zu einem lebenslangen Lernen befähigen. Diese Kompetenzen entwickeln sich und können gefördert werden, wenn Kinder o o o o o o o

sich als selbst bestimmt erleben Selbstwertgefühl und ein positives Selbstbild entwickeln Autonomie erleben in Selbstregulation eigenes Handeln bewusst und freiwillig steuern und Verantwortung für dieses übernehmen Problemlösungen selbst entwickeln Gefühle identifizieren und äußern und eine angemessene Reaktion darauf erfahren Eigenverantwortung für den eigenen Körper übernehmen 16

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Kommunikation und Konfliktlösung praktizieren Verantwortung für Umwelt und Natur übernehmen

Soziale Bildung Ich – du – wir - und die anderen Die Entwicklung von persönlicher Autonomie und von Beziehungsfähigkeit bedeutet eigene Interessen zu vertreten, Grenzen zu setzen und diese auch bei anderen anzuerkennen: Fähigkeiten, die täglich von den Kindern und den Erwachsenen weiterentwickelt und geübt werden. Freudig erregte Verhandlungen wie auch heftige Streitigkeiten sind im Kindergarten ein deutliches Zeichen für ein aktives Sozialleben der Kinder. Zudem fordern die sozialen Interaktionen und Aushandlungen mit Gleichaltrigen andere kommunikative Strategien als die mit erwachsenen Bezugspersonen. Wie beim Sachlernen geht es um selbsttätiges Forschen und darum, sich mit anderen Menschen in Beziehung zu setzen. In diesem Prozess ist die Vermittlung von sozialem Wissen, das Lernen von Regeln, Normen und Werten hilfreich. Naturwissenschaftliche Bildung und Erziehung In der freien Natur bieten sich unzählige Möglichkeiten des Beobachtens und viele Anlässe, zu denen Fragen von den Kindern gestellt werden. Dies nutzen wir, um mit den Kindern z.B. folgende Fragen zu erörtern: o o o o o o

Woher kommt der Regen? Welche Farbe hat Wasser und wie fühlt es sich an? Wo ist die Sonne in der Nacht? Was kann die Luft, ist sie schwer oder leicht? Wie sieht Erde aus, wie riecht sie? Wie trinkt ein Baum?

Mathematische Bildung Rechnen, zählen, experimentieren: Grundlegende mathematische Bildung im Naturkindergarten gestaltet sich nicht anders als in anderen Einrichtungen. Hierfür gibt es sogar ideale Möglichkeiten. Vorrangiges Ziel ist nicht, dass die Kinder lesen und schreiben können oder sogar Aufgaben wie 10+6=16 schriftlich lösen. Um ein Verständnis für Mengen und Zahlen zu bekommen, werden im Vorfeld viele unterschiedliche Erfahrungen benötigt: o o o o o o

Mengen, Formen vergleichen und ordnen (Farbe, Form, Material, Gewicht) Zahlen bis 10 aufsagen und Dingen zuordnen Zahlen Ziffern zuordnen (3 heißt drei ) Zahlen verknüpfen (vier, das sind zwei und noch zwei oder drei und noch eins) Einfache geometrische Formen erkennen (Quadrat, Rechteck, Würfel, Kugel) Einfache Sachaufgaben lösen (Wir haben fünf Kinder und drei Nüsse. Wie viele Nüsse brauchen wir noch, damit jedes Kind eine Nuss bekommt?)

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Mathematische Kompetenzen werden vor allem durch das Handeln mit greifbaren Gegenständen erworben (sortieren, ordnen, vergleichen). Hat man hier hinreichende Fähigkeiten erworben, fällt der Umgang mit symbolischen Darstellungen (z.B. auf Arbeitsblättern) leichter. Neben den Materialien, die den Kindern in der Gruppe oder bei Aktionen zur Verfügung gestellt werden, bieten die Natur, die Außenwelt und das tägliche Miteinander zahlreiche Möglichkeiten, oben erwähnte Punkte umzusetzen. Im Morgenkreis zählen die Kinder, wie viele Erzieher und Kinder anwesend sind. Pflanzen, Tiere, Früchte und Autos werden gezählt, geordnet und benannt.

Ziffern werden auf Laternen, Autos und T-Shirts gefunden, verglichen und genannt. Viele unterschiedliche Materialien wollen bearbeitet, getragen und geprüft werden. Unzählige Blätter, Steine und Früchte werden gezählt, gesammelt, gerollt, geworfen oder versenkt. Stocksammlungen werden zersägt, sortiert, verbunden, verglichen oder zum Spielen benutzt. Das Kennen und Benennen von räumlichen Körpern (Kugeln, Würfel, Säulen) und ebenen Figuren (Kreis, Quadrat, Rechteck, Dreieck) kann im Sand, auf Papier und vielen anderen Orten mit unterschiedlichsten Materialien spielerisch geübt werden. Auch für den Gebrauch von Zahlwörtern und das Ab- und Auszählen von Objekten bieten sich draußen wie drinnen viele Möglichkeiten. Bildungsort Kita Das Kind lernt lernen, es lernt neugierig zu bleiben und sich selbst Fähigkeiten und Wissen anzueignen. Zugleich versuchen wir, ein reichhaltiges und ausgewogenes Bildungsangebot, das die Kinder mit Natur in Berührung bringt, anzubieten. Teil dieses Angebotes sind Erfahrungen in den Bereichen: o o

Natur und Gesellschaft Wissenschaft, Technik 18

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Kunst, Kultur Geschichte, Tradition Arbeitswelt der Erwachsenen Ferne Länder, fremde Menschen Gezielte Förderung für den Übergang zur Grundschule

Der Übergang vom Naturkindergarten in die Schule Der Naturkindergarten ist eine Bildungsinstitution mit einem eigenen Profil, zu dem die aktive Einbindung der Eltern, Pädagogen und aller Beteiligten gehört. Eltern, Lehrer und pädagogische Fachkräfte kooperieren mit dem Ziel der Anschlussfähigkeit, mit der im Naturkindergarten erworbenen Erziehungs- und Bildungsinhalte sowie durch Basiskompetenzen einen positiven Übergang zur Grundschule zu ermöglichen. Die Kinder werden von ihrem ersten Kindergartentag an durch vielfältige pädagogische Angebote individuell in ihrer Gesamtentwicklung begleitet, unterstützt und gefördert. Zur ständigen Weiterentwicklung werden Lehrkräfte eingeladen, damit sie sich ein Bild vom Kind im Naturraum machen und ihre Sicht der Dinge einbringen können. Zweimal die Woche treffen sich die Vorschulkinder in ihrer Gruppe, in der speziell auf sie abgestimmte Förderungen für die Vorschule durch eine Fachkraft stattfinden (siehe Projekte und „Naturwerkstatt“). Das Abschiedsfest im Naturkindergarten Um den Abschied vom Naturkindergarten und den Eintritt in die Schule positiv für die Kinder zu gestalten, wird ein Fest gefeiert, bei dem die Kinder aktiv an Planung, Entwicklung und Gestaltung beteiligt sind. Der Kontakt zu den Schulkindern wird weiter gepflegt, indem sie z.B. zu Festen eingeladen werden. Musik, Sprache und Tanz Im Rahmen von Projekten nehmen bei uns auch die Musik und die Sprache einen großen Stellenwert ein. Miteinander zu singen und spielerisch zu musizieren ist für Kinder ein in vieler Hinsicht wichtiger Bereich des Kindergartenalltags. Bei uns wird innerhalb des Tagesablaufes regelmäßig gesungen. Die Einheit von Musik, Sprache und Bewegung fördert die Weiterentwicklung der Motorik, die sprachliche Kompetenz, das Sozialverhalten und verbessert die Sinneswahrnehmung. Musik und die Bewegungen dazu machen den Kindern nicht nur viel Spaß, sondern helfen auch, starke Emotionen auszugleichen und auszuleben. In der einmal wöchentlich stattfindenden Musikstunde in den Räumen des Kindergartens oder draußen versammeln sich die Kinder zusammen mit einer pädagogischen Fachkraft, um z.B. o o o o o o

verschiedene Instrumente auszuprobieren, Sing-, Kreis- oder Bewegungsspiele zu machen, zu tanzen oder sich zu bewegen. Musik zu hören und zu erzeugen die Klangmöglichkeiten des eigenen Körper wahrzunehmen durch Klatschen, Patschen, Stampfen usw. die Ausdrucksmöglichkeiten der Stimme zu erleben durch Summen, Brummen, Singen, Tönen usw. Klang auslösende Bewegungen wie Schleichen, Laufen, Hüpfen usw. auszuprobieren Klang der Emotionen wie Jubeln, Jammern, Schreien, Flüstern usw. zu erleben 19

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Sich mit der englischen Sprache vertraut zu machen

In der Musikstunde wird den Kindern der Umgang mit Musik und Sprache ermöglicht. Sie singen, bewegen sich und tanzen zur Musik. Die Kinder spielen mit elementaren Instrumenten und lernen klassische Musikinstrumente und verschiedene Arten von Musik wie z.B. klassische Stücke kennen. Musik und Englisch Im Rahmen der Musikstunde ermöglichen wir auf musikalische und spielerische Weise den Kindern eine erste, elementare Begegnung mit Englisch. Im Fokus steht der musikalische und spielerische Umgang mit der Sprache in Form von Liedern, Kreis-, Bewegungs- und Fingerspielen. Die Musikstunde dauert 30 bis 45 Minuten. Um die Erfahrungen der Stunde zu vertiefen, bieten wir den Kindern die Möglichkeit, diese gestalterisch zu bearbeiten. 4.11 Feste und Feiern Feste und Feiern sind ein wichtiger Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit. Wenn möglich, finden sie im Freien statt. Sie dienen auch der Kontaktpflege zwischen Eltern und Fachkräften. Zu wichtigen Feiern gehören die Geburtstagsfeiern der Kinder. Es ist der große Tag der Kinder und sie stehen an diesem Tag im Mittelpunkt. Geburtstage, die in die Schließzeiten oder auf ein Wochenende o.ä. fallen, werden aus diesem Grund auch nachgefeiert. In der Regel wird nach dem Mittagessen der Geburtstagtisch mit Kerzen und der Schatzkiste hergerichtet. Alle Kinder setzen sich an den Tisch und singen ein Geburtstagslied. Danach werden die Kerzen ausgeblasen und die Kinder können sich zwei Sachen aus der Schatzkiste aussuchen. Anschließend werden die mitgebrachten gesunden Leckereien verspeist. Das Sommerfest steht immer unter einem Motto, das uns und unsere Arbeit widerspiegelt. Beispielsweise wurde das Motto eines Sommerfestes durch unser „Vogelprojekt“ im Herbst / Winter 2010/2011 inspiriert. Dafür planten und organisierten die Kinder zusammen mit den Bezugspersonen die Aufführung der „Vogelhochzeit“. Das „Schuli-Abschiedsfest“ beinhaltet: o Übernachtung o Aufführungen der kommenden Schulanfänger o Abendessen, von den Eltern der Schülis gespendet und kredenzt o Nachtwanderung mit Schatzsuche

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Das Herbstfest findet in einem unserer Gärten am Huthpark statt. Nachmittags laufen die Kinder mit den Bezugspersonen zum Treffpunkt. Im Garten wird dann in einem großen Kessel eine heiße Suppe gekocht. Die Eltern kommen dazu und bringen leckere Kleinigkeiten mit, die zusammen mit der Suppe verzehrt werden. Es folgt ein gemütliches Beisammensein mit einem kleinen Programm. Dazu werden auch ehemalige Wurzelkinder eingeladen. Das Lichterfest beginnt mit einem Treffen bei uns an der Einrichtung. Eltern, Kinder und Bezugspersonen laufen gemeinsam los in Richtung unseres Gartens. Dort wird ein Buffet aufgebaut und ein Feuer angezündet. Während des Umzugs und danach bei gegrillten vegetarischen Würstchen, Stockbrot und heißen Getränken singen wir zusammen Laternenlieder. Die Laternen werden zuvor von Kinder und Eltern aus wieder verwertbaren und umweltfreundlichen Materialien gebastelt. Dazu werden bei uns ca. drei Nachmittage in der Einrichtung zur Verfügung gestellt. Bei dem Winterfest treffen sich Eltern, Bezugspersonen und Kinder an einem verabredeten Ort. Wir singen gemeinsam und verteilen die Geschenke für die Eltern, die von den Kindern angefertigt wurden.

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5. Umsetzung der pädagogischen Arbeit 5.1 Die Sauberkeitserziehung Die Sauberkeitserziehung ist bei uns in den Alltag integriert. Wir wickeln die Kinder im Stehen oder auch auf Wunsch der Kinder in Liegen. Dabei werden die individuellen Bedürfnisse und Gewohnheiten der Kinder berücksichtigt. Beim Wickeln der Kinder nehmen wir uns die nötige Zeit und reden mit den Kindern, dabei erklären wir auch, was wir machen. Andere Kinder werden in den pflegerischen Prozess, beim Wickeln oder Umziehen miteinbezogen, wenn das betroffene Kind dem zustimmt. Die Kinder gehen gemeinsam auf die Toilette und erhalten Unterstützung beim An- und Ausziehen sowie beim Abwischen, wenn sie es brauchen und wünschen. Ansonsten gehen die Kinder eigenständig zur Toilette und zum Händewaschen. Der Übergang zum Trockenwerden basiert auf der Freiwilligkeit der Kinder. Entsprechend dem Wunsch der Kinder handeln wir. In dieser Zeit sind die Aufklärung und der Austausch mit den Eltern sehr wichtig. Die Kinder tragen die Windeln, solange sie sie brauchen. Wir unterstützen die Kinder in dieser Zeit. In der Einrichtung ist immer ausreichend Wechselwäsche vorhanden und jedes Kind hat an seinem Garderobenhaken eine Tasche mit Wechselwäsche hängen. Die Kinder ziehen sich im Bad oder an der Garderobe um. Dabei wird darauf geachtet, dass sich die Kinder möglichst selbständig umziehen. Wenn sie Hilfe brauchen, helfen wir. Für draußen haben wir immer ausreichend Wechselwäsche im Rucksack. Draußen gehen die Kinder, die auf Toilette müssen, auf die Wiese oder an einen Baum. Unterwegs entsorgen wir Kot und mitgenommenes Toilettenpapier in Hygienebeuteln. Die Kinder, die noch eine Windel tragen, werden bei Bedarf auch draußen gewickelt. Besonders sensibel wird in der Eingewöhnungszeit mit der Sauberkeitserziehung umgegangen. Während dieser Zeit werden Kinder, die eine Windel tragen, nur von der Bezugsperson gewickelt, von der das Kind gewickelt werden möchte. Möchte das Kind nicht gewickelt werden, so entsprechen wir diesem Wunsch. Wir benennen die Körperteile mit den richtigen Begriffen und vermitteln den Kindern damit ein positives Körpergefühl. Zur Sauberkeitserziehung gehört auch das Händewaschen. Nachdem wir draußen waren, vor dem Essen und vor dem Kochen am Freitag waschen wir uns die Hände. Ebenso nach dem Toilettengang. 5.2 Ausflüge In regelmäßigen Abständen machen wir mit allen Kindern der Einrichtung Ausflüge. Es geht beispielsweise in den Palmengarten, in Museen, ins Kindertheater, in die Leseeule, zum Einkaufen oder zum Erdbeeren pflücken auf ein nahe gelegenes Feld. Die Kinder erleben sich dabei in der Gruppe in anderem, ungewohntem Umfeld. Sie erlernen das Verhalten im öffentlichen Nahverkehr und gewöhnen sich daran, sich in der städtischen Umgebung zu bewegen. Die Ausflüge bringen eine Menge neuer Eindrücke und Erfahrungen.

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5.3 Projekte Wir führen Projekte in der Gesamtgruppe wie auch in Kleingruppen durch. Dabei intensivieren sich die Erfahrungen und das Erleben. Dazu gehört der regelmäßige Besuch der Stadtbücherei Seckbach. Den Kindern werden die selbst ausgesuchten Bücher vorgelesen und sie können nach Absprache Bücher für den Kindergarten ausleihen. Die Kinder übernehmen die Verantwortung für die ausgeliehenen Bücher, die sie mit nach Hause nehmen können. Dabei müssen sie darauf achten, dass sie verantwortungsvoll mit diesen Büchern umgehen. Neben dem Spaß beim Entdecken immer wieder neuer Bücher werden die Sprachentwicklung und die Literalität gefördert. Weiterhin besteht schon seit einiger Zeit das Koch-Projekt, bei dem einmal wöchentlich das Mittagessen nicht für uns zubereitet wird, sondern mit einer regelmäßig wechselnden Kleingruppe von Kindern zusammen gekocht wird. Im Rahmen dieses Projektes wird bei Gelegenheit mit den Kindern zusammen in Bioläden wie auch auf dem Erzeugermarkt eingekauft. Jeden letzten Donnerstag im Monat findet bei uns der Fahrzeugtag im Park statt. Die Wurzelkinder bringen ihre eigenen Fahrzeuge, wie Fahrrad, Laufrad, Bobbycar usw. mit. Es soll ein Fahrzeug sein, mit dem sie schon gut und sicher umgehen können. Dabei lernen sie die Verkehrsregeln, Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer zu nehmen und sich sicher auf ihren Fahrzeugen zu bewegen. Projekt „Heimische Vogelarten“ Im Herbst werden die Tage kürzer und kälter und morgens ist es schon dunkel, wenn die Kinder in die Einrichtung kommen. Der Gesang der Vögel wird weniger. Es kommt die Frage auf:“ Was machen die Vögel die Vögel im Winter?“ So wurde das im Herbst 2010 Gesamtgruppenprojekt „Heimische Vögel“ geboren. Zuerst wurde der Frage nachgegangen, welchen Vögeln wir im nahen Huthpark begegnen. Genannt wurden: Die Amsel Der Zaunkönig Der Eichelhäher Die Meise Der Rabe Die Elster Das Rotkehlchen usw. Im nächsten Schritt überlegten die Wurzelkinder, für welche Vögel sie eine Patenschaft übernehmen wollten. Das waren der Eichelhäher, der Zaunkönig, das Rotkehlchen, der Spatz und die Meise. Anschließend wurde in Erfahrung gebracht, was denn diese Vögel im Herbst/Winter an Nahrung benötigen: Haferfocken, Eicheln, Nüsse, Samen und Saaten. Aus Tetrapack-Getränkepackungen wurden Futterspender gebaut und mit Fingerfarben bemalt. Nachdem die Farbe getrocknet war, machten wir uns mit Vogelfutter, 23

Futterspendern und unserem Bollerwagen auf den Weg in den Huthpark. Begleitet durch die Bezugspersonen wurden passende Plätze gesucht und gefunden, die Futterspender befüllt und entsprechend des Patenvogels in für die Vögel erreichbarer Höhe aufgehängt. Alle zwei Tage wurde überprüft, ob die Futterspender wieder aufgefüllt werden mussten. Kaputte Spender wurden nach und nach repariert und ersetzt. Nach nur ein paar Tagen wurden wir beim Auffüllen der Spender schon mit lautem Gezwitscher von Meise und Co. empfangen, die auf ihr Essen warteten. Leise näherten sich die Kinder den Spendern und konnten dabei die Vögel beobachten, die auf den Futterspendern saßen. Während unserer Schließungszeit waren die Kinder mit ihren Eltern unterwegs, um die Futterstellen wieder aufzufüllen. Zum Frühjahr, als es wieder wärmer wurde und die Tage länger wurden, wurden die Futterspender abgehängt, da die Vögel sich nun wieder selbst versorgen konnten. Den Abschluss des Projektes bildete die „Vogelhochzeit“ beim alljährlichen Sommerfest der Wurzelkinder. Zunächst wurden die Rollen verteilt. Da gab es das Brautpaar, Drossel und Amsel, den Star, den Seidenschwanz, die Lerche, den Auerhahn, die Meise, die Musikanten, die Gänse und die Enten, den Wiedehopf, den Rotschwanz, das Rotkehlchen, den Uhu, die Eule, den Hahn und das Huhn. Die Kinder übten danach das bekannte Kinderlied, entwickelten daraus ihre Rollen, gestalteten ihre Masken und einen Hochzeitskranz und ein Kind brachte sogar für den Bräutigam einen echten Zylinder mit. Zum Schluss ging es an die Bühnengestaltung. Gemeinsam wurden auf großen Tüchern Bäume gemalt. mit Fenstern und einer Tür, damit der Uhu die Fensterläden zumachen konnte. Die Aufführung wurde trotz großer Aufregung ein großer Erfolg: nachdem der Hahn die Lampen ausgemacht hatte, verließen die Vögel unter dem heftigen Applaus der Zuschauer die Bühne. 5.4 Der Umgang mit Regeln Bei uns gibt es wenige, aber sinnvolle Regeln, die den Umgang miteinander und das Agieren in der Gruppe möglich machen. Zur Aushandlung der Regeln ist die Kommunikation untereinander sehr wichtig. Wir sagen, was wir nicht möchten und was wir möchten. Die Regeln werden mit den Kindern gemeinsam entwickelt, den Kindern gegenüber begründet und ständig auf ihre Aktualität und Sinnhaftigkeit überprüft. So kann es passieren, dass Regeln, die noch vor zwei Wochen aktuell waren, dann plötzlich nicht mehr angebracht sind. Es gibt natürlich auch feste Regeln, die unumstößlich sind, da sie der Sicherheit der Kinder dienen. Zum Beispiel die Regeln für den Aufenthalt draußen. Die Kinder achten aufeinander, entfernen sich nur in Sichtweite von der Gruppe oder fragen eine Bezugsperson, wenn sie weiter weg wollen. Außerdem gilt: o wir reißen und verknicken keine Blätter, Äste, Früchte o.ä. von lebenden Pflanzen o wir verletzen oder töten keine Tiere absichtlich und vermeiden es, sie aufzuscheuchen und zu erschrecken o wir versuchen den Naturraum so zu hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, vor allem keinen Müll zu hinterlassen o wir essen nur nach Absprache aus dem Naturraum. 24

Auch bei den Regeln für drinnen gibt es feste Regeln, wie zum Beispiel: o wir räumen gemeinsam auf o wir klettern nicht auf Schränke und Heizungsrohre. 5.5 Die Mahlzeiten Bei uns in der Einrichtung nehmen wir 2 Mahlzeiten gemeinsam ein. Alle Mahlzeiten sind biologisch, vollwertig, vegetarisch und sozial verträglich. Das Frühstück Am Morgen wird das Frühstück von einer der Bezugspersonen vorbereitet. Unser Frühstück besteht aus wechselnden Angeboten, wie z.B. Brot mit Käse, verschiedenen vegetarischen Aufstrichen und Honig oder Marmelade, Müsli, Cornflakes oder Joghurt. Rohkost aus wechselnden Obst oder Gemüsesorten ist ein fester Bestandteil des Frühstückes. Zum Trinken gibt es meistens Wasser, im Winter wird das Angebot oft durch Tee erweitert. Wir bieten den Kindern ein offenes Frühstück in der Zeit zwischen 8 und 9:30 Uhr an. Die Kinder können in Kleingruppen frühstücken und sich am Buffet das nehmen, was sie möchten. Zwei Bezugspersonen betreuen die Zeit zwischen 7:30 und 9:30 Uhr. Während eine Bezugsperson das Frühstück betreut, steht die andere Bezugsperson in der Bringzeit den Eltern und Kindern für Fragen zur Verfügung und begrüßt die ankommenden Kinder. Die Zwischenmahlzeit draußen Gegen 11 Uhr wird der Imbiss gemeinsam draußen im Sitzen eingenommen. Es kommen dabei nur die Kinder zusammen, die Hunger haben. Tee oder Wasser wird den Kindern die ganze Zeit zur Verfügung gestellt. Das Mittagessen Vor dem Mittagessen waschen sich alle die Hände. Montags bis donnerstags wird das Essen für uns zubereitet und freitags kochen wir selbst. Kinder und Bezugspersonen setzen sich mit an die Tische. Je nach Situation werden noch einige Lieder gesungen. Wie auch beim Frühstück decken Kinder und Erwachsene gemeinsam den Tisch. Vor dem Essen wird ein Tischspruch gesagt, den die Kinder aus verschiedenen Tischsprüchen wählen, oder es findet eine stille Minute statt. Die Kinder können sich ihr Essen selbst nehmen. Dabei essen sie das, was sie möchten. Probieren können sie alles, was zur Verfügung steht. Wie schon zuvor beim Frühstück bringen die Kinder ihr Geschirr selbst zum Teewagen, wenn sie fertig sind. Der Imbiss Der Imbiss wird entweder draußen oder in unseren Räumen eingenommen. Wenn wir ihn draußen einnehmen, bereiten wir Rohkost vor und belegen gegebenenfalls Brote, die dann mitgenommen werden. Wenn wir mit den Kindern den Imbiss in unseren Räumen einnehmen, dann ist der Ablauf wie beim Frühstück, nur dass die Rohkost zuerst gegessen wird.

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5.6 Die Ruhephase Zwischen 13:30 und 14:30 Uhr nutzen die Kinder die Ruhephase auf ganz unterschiedliche Weise. In dieser Zeit werden unter anderem auch die Eindrücke vom Vormittag verarbeitet. Wir bieten den Kindern, die schlafen wollen, an, sich in einem extra abgedunkelten Raum mit ihrer eigenen Bettwäsche hinzulegen. Diesen Raum können die Kinder jederzeit verlassen. Manche Kinder lassen sich ein Buch vorlesen, andere malen, hören Musik oder spielen Rollenspiele. Wir bieten Kreisspiele an. Oder die Kinder legen sich einfach auf die Couch oder auf die Matratzen im Gruppenraum und beobachten, was um sie herum geschieht. 5.7 Umgang mit Konflikten Jedes Kind sollte sich bei uns in der Kita, in unseren Räumen und im Naturraum wohl fühlen und sich frei entfalten können. Dazu legen wir den Grundstein, in dem wir eine Atmosphäre aus Vertrauen, Akzeptanz und Toleranz schaffen. Bei Konflikten unterstützen wir beide Seiten darin, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu äußern und ihren Ärger zu verbalisieren, indem wir die Konfliktsituationen wahrnehmen, einschätzen, verstehen, begleiten und wenn nötig, helfend eingreifen. Durch Fragen, die dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes entsprechen, möchten wir die Kinder dazu anregen, motivieren und unterstützen, ihre Befindlichkeit zu benennen und auszudrücken. Wir halten die Kinder dazu an, einander zuzuhören und fördern dadurch, dass die Kinder lernen, sich in die Situation des Anderen hinein zu versetzen und diese zu verstehen. Nach und nach erfahren die Kinder, dass ihr eigenes Wohlbefinden auch davon abhängt, wie die Atmosphäre in der Einrichtung ist: Angstfrei, ohne Zeit- und Erfolgsdruck, ohne Zwang, dem Alters- und dem Entwicklungsstand angemessen. Dabei werden von uns auch die individuellen Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt. Konflikte gehören zum Miteinander, durch konstruktiven Umgang entstehen Entwicklungen. Kinder verfügen über sehr viele Lösungsmöglichkeiten, um Konflikte selbstständig aushandeln zu können. In den meisten Konfliktprozessen lassen sie sich gegenseitig Handlungsspielraum, indem sie unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten aushandeln. Kinder sind impulsiv und spontan. Wir geben den Kindern den Raum und die Zeit dafür, dies auszuleben. Bei Konflikten stehen wir den Kindern bei Bedarf unterstützend und mit Hilfestellungen zur Seite. Uns ist es wichtig, dass die Kinder lernen, ihre Konflikte untereinander selbstständig und eigenständig auszutragen. Sie lernen dabei, Lösungswege zu finden und Kompromisse einzugehen. Dabei haben der Eigensinn und der Gemeinschaftssinn eine große Bedeutung, ebenso wie das Aushalten der Konflikte. Durch das Leben und Zusammenspiel in der Gemeinschaft erfahren und lernen die Kinder, wie man hilfsbereit, rücksichtsvoll, tolerant und solidarisch miteinander umgeht. Diese Prozesse werden von uns, den Bezugspersonen begleitet und unterstützt. 5.8 Die Naturwerkstatt Die Naturwerkstatt ist ein altersübergreifendes, langfristiges Kleingruppenprojekt als Einstieg zur Vorschulerziehung, in dem vielfältige Lernprozesse von Kindern und durch Kinder in Bewegung gesetzt werden. Dieses Projekt findet vierzehntägig im Wechsel statt.

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Die Rolle der Bezugsperson besteht lediglich darin, den Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass sie Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten der Umsetzung haben können, um ihre Anforderungen so zu staffeln, dass die Kinder ein schnell spürbares Erfolgserlebnis erfahren. Durch: Eigene Ideen, spielen, rennen, klettern, Museums- und Workshopbesuche [Spiegelbilder (Peter Doig)], erzählen, zuhören, Fragen stellen (ist drei mehr als vier?) und Antworten suchen. Ordnen, zählen, schneiden, kleben, zeichnen, malen, sammeln, sortieren, sich selbstständig an- und ausziehen, Proviant nach eigenem Geschmack vor- und zubereiten und vieles mehr. Das Ziel dabei ist es, dass die Kinder ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten weiterentwickeln und vertiefen können. Dies geschieht in einer Atmosphäre von Vertrauen, Ausgeglichenheit und Ruhe. Mit diesem Projekt wird intensiviert, was die Kinder jeden Tag erfahren. Ein Tag in der Naturwerkstatt bei den Wurzelkindern: Es ist Frühling, 9.30 Uhr und wir sind mit allen Kindern in unserem Garten im Huthpark. Wie jeden Mittwoch trennt sich um diese Uhrzeit die Rucksack- und Vorschule, um ihre jeweiligen Kleingruppen zu beginnen. Die Rucksackschule geht heute Morgen in unseren zweiten Garten, in dem vor kurzem zusammen mit den Kindern ein Hochbeet befüllt worden ist. Im zweiten Garten angekommen, haben die Kinder die Möglichkeit eine Brotpause einzulegen und sich vor Beginn der angeleiteten Aktivitäten noch einmal in eine Freispielzeit zu begeben. Gegen 10 Uhr versammeln sich die Kinder im Halbkreis um das neue Beet und es wird besprochen, was letztes Mal gemacht worden ist und wie man die heutigen Aufgaben umsetzen will. Heute wollen wir unsere Beete bepflanzen. Hierzu haben wir in der letzten Woche mit den Kindern zusammen überlegt, welche Sachen wir pflanzen wollen und die entsprechenden Samen diese Woche mitgebracht. In unser Hochbeet sollen Radieschen und Kohlrabi kommen. Stangenbohnen, Sonnenblumen, Tomaten und Kresse bekommen eigene neue Beete, die zum Teil noch angelegt werden müssen. Um alle Aufgaben an diesem Tag zu bewältigen, teilen die Kinder sich in Zweierteams und Gruppen auf. Eine Gruppe besorgt Sand und Walderde, um die neue Blumenerde des Hochbeetes aufzulockern. Hierzu machen sie sich mit einem Kollegen auf den Weg in das angrenzende Wäldchen und den nahe gelegen Huthpark. In der Zwischenzeit wird von den anderen Kindern schon einmal nachgeschaut, wo im Garten gute Plätze für neue Beete sind. Die Kinder tauschen sich angeregt aus über geeignete Standorte, für diese Arbeit nützliche Werkzeuge und eine Reihenfolge, in der die Gruppen an den verschiedenen Beeten arbeiten wollen. Die neuen Standorte der Beete werden umgegraben, gejätet und mit im Garten vorhandenen Steinen abgegrenzt. Die Kinder mit dem Sand und der Walderde treffen ein und es kommt die Frage auf, wozu wir diese brauchen. In der Gruppe lassen wir die Kinder alle einmal mit den Händen durch die feuchte und klebrige frische Blumenerde gehen. So können sie begreifen, dass das Untermischen von Walderde und ein wenig Sand die vorhandene Erde auflockert und den kleinen Pflanzen bessere Startbedingungen zum Wachsen gibt. 27

In ihren Zweierteams suchen sich die Kinder geeignete Stöcke, um Löcher für die Samen zu bohren. Während der Gruppe die Samen zum Einpflanzen überreicht werden, besprechen wir, was Pflanze brauchen: Erde, Sonne - fehlt nun nur noch Wasser. Mit dem Gartenschlauch und Gießkannen geben die Kinder den Pflanzen ihr erstes Wasser. Nach Begutachtung und Wertschätzung unserer geleisteten Arbeit ist es auch schon 12.30 Uhr und wir machen uns nach dem Aufräumen auf den Rückweg in die Kita zum Mittagessen.

6. Zusammenarbeit mit Eltern 6.1 Ziele der Zusammenarbeit Unser oberstes Ziel in der Zusammenarbeit mit den Eltern ist ein respektvoller und auf Vertrauen basierender Umgang miteinander. Dazu gehören das Wahren der unterschiedlichen Interessen von Seiten der Eltern und der pädagogischen Bezugspersonen, das Aufnehmen der Interessen der Eltern und die Einbeziehung der Erziehungsberechtigten in relevante Angelegenheiten der Einrichtung. Demokratie, Respekt, Kooperation, Toleranz und Akzeptanz von Seiten der Bezugspersonen und den Eltern ist der Grundstein für eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohle der Kinder. Weiterhin ist Zuverlässigkeit unverzichtbar: Vereinbarungen und gemeinsam getroffene Entscheidungen werden unbedingt von allen eingehalten. 6.2 Formen der Zusammenarbeit Um ein Gruppenbewusstsein zu schaffen, ist die Transparenz unserer Arbeit wichtig. Durch Beschreibungen von Tagesabläufen und z.B. von Projekten bekommen die Eltern einen Einblick in unsere Arbeit. In Elternabenden werden für alle Beteiligten wichtige Themen besprochen, ebenso in Tür und Angelgesprächen und in Elterngesprächen. Dazu muss es einen direkten Kontakt zwischen Eltern und dem Team geben, bei dem alle Probleme und Wünsche offen und zeitnah besprochen werden. Dabei geht es darum, auf einer professionellen und sachlichen Ebene miteinander zu reden und konstruktive Diskussionen zu führen. Des Weiteren veröffentlichen wir Informationen für die Eltern in der Elternpost sowie in Aushängen an unserer Pinnwand.

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6.3 Die Elternsprechertätigkeit Bis zum 30. September wird bei uns in der Einrichtung der Elternbeirat im Rahmen eines Elternabends gewählt. Aus dem Kreis der Eltern wird ein Wahlkomitee gebildet. Anschließend werden aus der Elternschaft die Kandidaten für den Elternbeirat vorgeschlagen und in einer Abstimmung mit mehreren Wahlgängen gewählt. Der Elternbeirat setzt sich aus zwei bis drei Mitgliedern zusammen. Vor der Wahl werden den Eltern von uns die Rechte und Pflichten des Elternbeirates in schriftlicher Form ausgehändigt. Ebenso gibt es Informationen zum Wahlablauf. Der Beirat hat, ähnlich wie der Elternbeirat an Schulen, die Aufgabe, auf der einen Seite die verständnisvolle und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern und Team zu fördern. Der Beirat ist beratend tätig. Er kann initiativ tätig werden und mit eigenen Anregungen an das Team und auch den Träger herantreten. Zu bestimmten Angelegenheiten muss der Beirat gehört werden. Er hat aber kein eigenständiges Entscheidungsrecht. Der rechtliche Rahmen für die Elternbeteiligung in der Einrichtung bewegt sich zum einen in den bundesgesetzlichen Bestimmungen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG, SGB VIII) und zum anderen in den entsprechenden Landesgesetzen, dem Kindertagesstättengesetz (HKiJHG), dem Ausführungsgesetz zum Kinder- und Jugendhilfegesetz und den einschlägigen Rechtsverordnungen und den Satzungen der Jugendämter und Stadtschulamtes. In regelmäßigen Abständen wird der Elternbeirat zu unserer Teambesprechung eingeladen, um aktuelle Informationen und Belange der Elternschaft zu besprechen. In die Organisation von großen Festen, wie das Sommerfest und die Weihnachtsfeier, wird der Elternbeirat mit einbezogen. Eine respektvolle, vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat und der Elternschaft ist die Basis zum Wohl der Kinder.

7. Die Arbeit im Team Für eine gute Arbeit des Teams ist uns, neben der Naturverbundenheit und dem Umweltbewusstsein jedes Teammitgliedes, das Engagement und die Verantwortung, der Spaß an dieser Arbeit und der Wille, die Theorie entsprechend in die Praxis umzusetzen, von großer Bedeutung. Teamarbeit bedeutet ein ständiges Weiterentwickeln, Planen und Organisieren. Dazu gehören neben der wöchentlichen Teamsitzung auch die Supervision, die Fortbildungen, Lesen von Fachliteratur, die Arbeit an der Konzeption, die Planung der Aufgabenverteilung, der Projekte und Feste und der Teamausflüge. Um auch langfristig stabil und zuverlässig zusammen zu arbeiten, braucht es ein ehrliches, offenes und respektvolles Miteinander, bei dem jede / jeder Einzelne authentisch bleibt, aber auch Kritikfähigkeit und Selbstreflexion zeigt. Das ist die Basis, um vertrauensvoll arbeiten zu können und sich auch gegenseitig zu motivieren und wertzuschätzen.

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8. Öffentlichkeit und Zusammenarbeit mit anderen Institutionen Unsere Arbeit umfasst auch den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. Dabei steht die Zusammenarbeit mit den Eltern immer im Vordergrund. Zu einem gibt es die direkte Zusammenarbeit mit anderen Institutionen im Zusammenhang mit der pädagogischen Arbeit, z.B. die Zusammenarbeit mit Träger, Gemeinde, Elternschaft, Grundschulen, weiterführende Schulen, Therapeuten, Frühförderstelle, Gesundheitsamt, Jugendamt, Stadtschulamt, Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, anderen Kindertagesstätten usw. Des Weiteren arbeiten wir mit Institutionen zusammen, die indirekt mit der pädagogischen Arbeit zu tun haben, etwa Familienberatung, Museen, Theater, Zahnarzt, Förster, Grünflächenamt, Musikschule, Stadtbücherei, Feuerwehr, Polizei, dem Lohrberghaus usw. Auch die Zusammenarbeit mit dem Liegenschaftsamt ist wichtig, denn ohne diese hätten wir jetzt nicht unsere beiden Gärten. In den Bereich Öffentlichkeitsarbeit fällt unter anderem unsere Pinnwand, an der wir unsere Eltern über Aktuelles informieren. Wir arbeiten mit verschiedenen Zeitungen zusammen, z.B. der Frankfurter Rundschau, der Frankfurter Neuen Presse, dem Elsterblättchen, wo wir z.B. über diverse Projekte informieren. Ebenso berichten wir regelmäßig über unsere Aktivitäten auf unserer Homepage www.wurzelkinderfrankfurt.de und auf der Homepage unseres Trägervereins unter: www.bvz-frankfurt.de.

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Impressum Naturkindergarten Wurzelkinder Atzelbergstraße 102 60389 Frankfurt Telefon 069 47883779 Telefax 069 47883886 [email protected] www.wurzelkinder-frankfurt.de Träger

Verein zur Unterstützung berufstätiger Eltern e.V. Humboldtstraße 12, 60318 Frankfurt Telefon 069 915010715, Telefax 069 915010729 www.bvz-frankfurt.de Konzepterarbeitung und -verantwortung Das gesamte Team der Einrichtung Konzeptfertigstellung: Mai 2009. Aktualisierung: Juni 2013 Grundlagen zur Erstellung dieser Konzeption Die Frankfurter Leitlinie für Kindertagesstätten, der Hessische Bildungs- und Erziehungsplan, das Rahmenkonzept unseres Trägervereins. Copyright Das Copyright für diese Konzeption liegt bei der Kindertagesstätte Wurzelkinder.

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