KLOBALISIERTE WELT - Ein entwicklungspolitisches Bildungsprogramm -

KLOBALISIERTE WELT - Ein entwicklungspolitisches Bildungsprogramm - Gefördert von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des Mit freundlicher Unterstützung ...
Author: Dagmar Peters
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KLOBALISIERTE WELT - Ein entwicklungspolitisches Bildungsprogramm -

Gefördert von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des

Mit freundlicher Unterstützung

Inhaltsverzeichnis Modul 1: Entwicklungszusammenarbeit (EZ) - Was ist das? ...................................................................................2 Aufgabenfelder der EZ .......................................................................................................................................2 Akteure der EZ.................................................................................................................................................. 4 Ausgaben für die EZ ......................................................................................................................................... 4 Geschichte und Entstehung der EZ ................................................................................................................... 5 Millennium Development Goals – MDGs ........................................................................................................... 6 Modul 2: Partizipatives Arbeiten in der EZ ............................................................................................................. 7 Ansätze und Methoden in der EZ ....................................................................................................................... 7 Modul 3: Sanitärversorgung weltweit ................................................................................................................... 9 Die weltweite Toilettenlage – wohin gehen wenn nichts geht? ......................................................................... 9 Sanitärversorgung und Gesundheit ................................................................................................................. 10 Sanitärversorgung und Umwelt ....................................................................................................................... 13 Toiletten der Welt ............................................................................................................................................ 15 Sanitärversorgung und soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklung .................................................... 18 Kleine Geschichte der Sanitärversorgung und Hygiene – Entwicklung in Europa ............................................ 22 Übungen: Modul 1 -3 ........................................................................................................................................... 23 Modul 1: Brainstorming zu Entwicklungszusammenarbeit ............................................................................... 23 Modul 2: Zollstock-Kooperationsübung ........................................................................................................... 24 Modul 2 und 3: Toilet Walk – Toilet Talk: Die Schulklobegehung ..................................................................... 26 Modul 3: „Da siehst du was, was Du nicht siehst“ ...........................................................................................30 Handouts Klobalisierte Welt ................................................................................................................................ 31 Literaturliste ........................................................................................................................................................54

„Klobalisierte Welt“… ist ein entwicklungspolitisches Bildungsangebot der German Toilet Organization e.V. (GTO) für SchülerInnen und LehrerInnen ab der siebten Jahrgangsstufe zum Thema Sanitärversorgung, nachhaltige Entwicklung und Entwicklungszusammenarbeit.

themenrelevanten Welttag. Dabei werden die SchülerInnen befähigt, ihr neu erworbenes Wissen gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit wirkungsvoll zu kommunizieren.

Ein Alltag ohne Toilette ist für uns kaum vorstellbar. Dabei leben über 40% der Weltbevölkerung ohne angemessene sanitäre Einrichtungen – eine menschenunwürdige Situation mit gravierenden Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt.

 Ein Projekttag an der Schule – durchgeführt mit GTO-ReferentInnen

Kaum jemand weiß, dass Toiletten die beste Präventivmedizin im Kampf gegen gefährliche Durchfallerkrankungen wie Typhus oder Cholera sind. Auch die Tatsache, dass Sanitärversorgung Potenzial hat, Dünger und Kompost herzustellen oder Biogas zu erzeugen, ist weitestgehend unbekannt. Denn über Toiletten und ihre Bedeutung wird ungern gesprochen. Um dieses Tabu zu brechen, engagiert sich die German Toilet Organization e.V. (GTO) mit ihrer Bildungsarbeit seit 2005 für eine weltweite Verbesserung der Sanitärversorgung.

 ein Aktionstag – gemeinsamer öffentlicher Event an einem themenrelevanten Welttag (z.B. Welttoilettentag, Weltwassertag) mit allen teilnehmenden Schulklassen

Die Schultoilette als Ort des Globalen Lernens Nicht nur der weltweite sanitäre Missstand ist besorgniserregend, sondern auch der Zustand bzw. der Umgang mit vielen Schultoiletten in Deutschland. Der Ansatz der gemeinsamen Schulklo-Begehung schlägt hier die entscheidende Brücke. Die Reflektion der eigenen Probleme (z.B. Vandalismus, fehlende Hygieneartikel) hilft den SchülerInnen sich der Thematik anzunähern. Zugleich werden die Jugendlichen in die Lage der Menschen versetzt, die keinen Zugang zu sanitärer Grundversorgung haben. Dieser Perspektivwechsel schafft ein Bewusstsein für den Eine-Welt-Gedanken und erhöht zugleich die Wertschätzung für die eigenen Schultoiletten. Gleichwohl möchten wir die SchülerInnen begeistern, sich für eine nachhaltige und gerechte Entwicklung einzusetzen. Hierfür gestalten wir gemeinsam eine öffentliche Veranstaltung zu einem

Kernstücke des Projekts sind

 Präsentationsausarbeitung durch die SchülerInnen - Vorbereitung auf den Aktionstag (Welttag)

Als Grundlage für die Bildungsarbeit dient das vorliegende Informationspaket. Um einen besseren Überblick über die behandelten Themen zu erhalten, ist das Lehrmaterial in drei Module unterteilt: Entwicklungszusammenarbeit, Partizipation und Sanitärversorgung. Zu jedem Modul gibt es Übungen, die als Anregungen dienen, sich gemeinsam mit den SchülerInnen der Thematik zu nähern. Zudem beinhaltet das Lehrmaterial eine Reihe von Übersichtsblättern (Handouts) zu den verschiedenen Themenschwerpunkten. „Klobalisierte Welt“ wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des BMZ und der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit Berlin. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf unserer Homepage www.germantoilet.org

Schülerkundgebung am Welttoilettentag – Alexanderplatz, Berlin

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Modul 1: Entwicklungszusammenarbeit (EZ) - Was ist das? Im Allgemeinen dient die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) dazu, Länder in ihren Bemühungen um soziale und wirtschaftliche Fortschritte zu unterstützen. Weltweite Unterschiede in der sozioökonomischen Entwicklung und in den allgemeinen Lebensbedingungen sollen dadurch dauerhaft und nachhaltig abgebaut werden. Das politische Handeln der Staaten bzw. internationaler Organisationen um globale Ziele der Entwicklung umzusetzen, fasst man unter dem Begriff der Entwicklungspolitik zusammen. Westliche Entwicklungspolitik basiert auf den ethisch-moralischen Vorstellungen der verantwortlichen Staaten sowie auf deren Eigeninteresse an Sicherheit und Wohlstand. Veränderungen werden dabei auf drei Ebenen angestrebt, die sich wechselseitig beeinflussen: 1.

Strukturreformen in Regionen weltweit, die mit wirtschaftlichen, politischen und sozialen Defiziten zu kämpfen haben. Hierzu zählt der Aufbau eines funktionierenden Wirtschaftssystems (Hilfe zur Selbsthilfe), Bekämpfung von Armut und Korruption sowie soziale Gerechtigkeit. Auch der Aufbau eines stabilen politischen Systems unter Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure und die Verwirklichung demokratischer Strukturen sowie das Achten der Menschenrechte zählt zu diesen Strukturreformen. 2. Veränderung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit dem Ziel, die systematische Benachteiligung bestimmter Regionen der Erde zu überwinden und ihre Chancengleichheit auf dem Weltmarkt herzustellen. 3. Veränderung der Interessens-, Bewusstseins- und Konsumstrukturen in den Industrienationen. Einen hohen Stellenwert nimmt hierbei die entwicklungspolitische Bildungsarbeit ein. Der Begriff Entwicklungszusammenarbeit löst den älteren, nicht mehr offiziell verwendeten Begriff Entwicklungshilfe ab. Der Leitgedanke der partnerschaftlichen Zusammenarbeit steht

maßgeblich im Vordergrund. Die Hilfe zur Selbsthilfe ist entscheidend und es sollen auf „gleicher Augenhöhe“ gemeinsam mit dem Partnerland, mit beidseitiger Verantwortung, Konzepte und Maßnahmen entwickelt werden. Entwicklungszusammenarbeit ist der Oberbegriff für alle Maßnahmen und Aktivitäten, die von unterschiedlichen Akteuren und Trägern mit dem Ziel einer umfassenden / mehrdimensionalen Verbesserung der Lebenssituation in Entwicklungsländern durchgeführt werden.

Aufgabenfelder der EZ Generell zielt die Entwicklungszusammenarbeit auf langfristige und nachhaltige Entwicklungen („sustainable development“) ab. Sie fungiert aber auch als Katastrophen- und Nahrungsmittelhilfe. So ist die EZ in unterschiedliche Aufgabenbereiche unterteilt: Humanitäre Hilfe Als humanitäre Hilfe bezeichnet man eine Überlebenshilfe durch die materielle und logistische Bereitstellung und Verteilung von Hilfsmitteln zum Schutz von Menschen in einer humanitären Notlage (z.B. nach einer Naturkatastrophe, Kriegsausbruch). Hierzu gehören die Sicherstellung von Trinkwasser, Notversorgung mit Nahrungsmitteln, Zelten und Decken sowie die medizinische Notversorgung. In Deutschland ist grundsätzlich das Auswärtige Amt (AA) für die Humanitäre Hilfe zuständig. Nothilfe Als Nothilfe bezeichnet man die Übergangshilfe in Form einer Mindestversorgung an sozialen Dienstleistungen und der Herstellung einer elementaren Infrastruktur. Ziel ist die vorübergehende Aufrechterhaltung der Versorgung mit Wasser, Nahrung, Bekleidung und Notunterkünften, bis die landeseigene Infrastruktur wieder hergestellt ist. Notlagen können entstehen durch medizinische Katastrophen (z.B. Pandemie), Naturkatastrophen oder bewaffnete Konflikte. Grundregel der meisten humanitären Hilfsorganisationen ist die Unparteilichkeit und

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Neutralität. In Deutschland ist grundsätzlich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für die Nothilfe zuständig. Technische Zusammenarbeit (TZ) Die deutsche Technische Zusammenarbeit (TZ) hat die Aufgabe, die Fähigkeiten von Menschen, Organisationen und Gesellschaften in den Partnerländern zu erhöhen (Capacity Development). Menschen vor Ort sollen befähigt werden, ihre Lebensbedingungen durch effizienten und nachhaltigen Einsatz von Ressourcen aus eigener Kraft zu verbessern und eigene Ziele zu verwirklichen. Die TZ berücksichtigt dabei besonders die Beteiligung der Zivilgesellschaft und die Verbesserung der gesellschaftlichen Stellung von Frauen in den Partnerländern. Technische Zusammenarbeit wird für die Partnerländer Deutschlands unentgeltlich geleistet, sie besteht hauptsächlich aus Beratungs- und Sachleistungen.

Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) Die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) ist eines der wichtigsten Instrumente der deutschen Entwicklungspolitik. Ihre Hauptaufgabe ist, die Partnerländer bei der Finanzierung von Maßnahmen zu unterstützen, die für ihre Entwicklung wichtig sind – zum Beispiel Investitionen in das Bildungsund Gesundheitssystem, in die Infrastruktur, in den Umweltschutz oder in die Landwirtschaft. Damit solche Investitionen zu dauerhaften Verbesserungen führen, müssen sie von Reformprozessen begleitet werden. Finanzielle Zusammenarbeit findet darum immer in enger Abstimmung mit anderen deutschen oder internationalen Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit statt. Im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit werden den Partnerländern Finanzierungsmittel zur Verfügung gestellt. Die Zuständigkeit liegt beim BMZ.

Deutschland arbeitet heute mit 50 Kooperationsländern zusammen (BMZ)

Afrika

Asien

Lateinamerika und Karibik

Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Burundi, Ghana, Kamerun, Kenia, Dem. Republik Kongo, Madagaskar, Mali, Malawi, Marokko, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Südafrika, Südsudan, Tansania, Togo, Tunesien, Uganda, Senegal, Sierra Leone, Liberia, Guinea, Côte d'Ivoire

Bangladesch, Indien, Indonesien, Kambodscha, Kirgisistan, Laos, Mongolei, Nepal, Tadschikistan, Usbekistan, Vietnam, Philippinen, Sri Lanka, TimorLeste, Myanmar

Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua, Peru, Paraguay, Dominikanische Rep., Haiti, Kuba

Südost Europa / Naher Osten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Serbien, Ukraine, Afghanistan, Ägypten, Jemen, Jordanien Palästinensische Gebiete, Pakistan, Syrien, Moldau

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Akteure der EZ Staatliche Akteure International wird die EZ von unterschiedlichen Gebern angeboten, welche in drei Gebergruppen unterschieden werden können: 1) 70 bis 90% der weltweiten EZ-Mittel werden vom Development Co-operation Directorate (DAC) – welcher sich im Rahmen des Entwicklungshilfeausschusses der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) zusammengeschlossen hat – zur Verfügung gestellt. Der DAC hat 23 Staaten als Mitglieder (z.B. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, USA), sowie die Europäische Kommission, Weltbank, Internationaler Währungsfond (IWF) und das United Nations Development Programme (UNDP). 2) Arabische Geber leisten seit den 1970er Jahren EZ. Zu dieser Gruppe gehören u.a. Kuwait, Saudi Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die rund 90% der arabischen EZ aufbringen. Arabische Staaten sind traditionell die Hauptnutznießer. 3) Der Gruppe der sogenannten „neuen Geber“ gehören u.a. China, Indien, Brasilien, Chile, Venezuela, Mexiko und Südafrika an. Diese Kooperation wird als Süd-Süd-Zusammenarbeit bezeichnet. Dies verkörpert wahrlich ein neues Konzept innerhalb der EZ: statt der traditionell vertikalen Nord-Süd-Zusammenarbeit wird hier die horizontale Kooperationsbeziehung zum Ausdruck gebracht und spiegelt so eine Verschiebung der Machtverhältnisse auf globaler Ebene wieder. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu traditionellen Gebern ist das Prinzip der Nicht-Einmischung. Dies bedeutet, dass sich seitens der Geber in politischen Fragen bewusst zurückgehalten wird. Ressourcenreiche Länder wie Angola, Nigeria und Sudan spielen als Kooperationspartner eine große Rolle. Mit der Durchführung der Vorhaben der von Staat zu Staat vereinbarten Zusammenarbeit in Deutschland wird die bundeseigene Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) von der deutschen Regierung beauftragt. In Einzelfällen werden die Leistungen auch direkt von der

Bundesregierung oder ihren Dienststellen erbracht, zum Beispiel von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) oder der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). Nicht-staatliche Akteure Neben den staatlichen EZ-Gebern gibt es eine große Anzahl nichtstaatlicher und überkonfessioneller bzw. privater Geber, welche in der EZ und der Humanitären Nothilfe tätig sind. Die Deutsche Welthungerhilfe zum Beispiel zählt zu den großen international agierenden Nichtregierungsorganisationen (NROs). Auch konfessionelle NROs leisten einen Beitrag zur EZ. Hierzu gehört z.B. Brot für die Welt, Misereor oder Islamic Relief. Finanziert werden NROs aus öffentlichen Zuwendungen, privaten Spenden, Mitgliedsbeiträgen und kirchlichen Mitteln. Darüber hinaus treten zunehmend private Stiftungen (philanthropische Geber) in Erscheinung. Ihre Arbeit wird aus dem Stiftungsvermögen finanziert. Die derzeit größte Stiftung ist die Bill and Melinda Gates Foundation (BMGF), welche mit 2,3 Mrd. US$ kleinere öffentliche Geber wie z.B. Finnland deutlich überrundet.

Ausgaben für die EZ Die Entwicklungsleistungen Deutschlands und anderer Geber werden an der sogenannten OdaQuote (Official Development Assistance), das heißt am Anteil der öffentlichen Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit am Bruttonationaleinkommmen – BNE – gemessen (BMZ, 2013). In der Tabelle sind die Ausgaben für die EZ in Mio. US-Dollar angegeben (2012): Länder

Netto-ODA

Anteil am BNE in % 0,19 %

USA

30.460

Deutschland

13.108

Frankreich

12.106

0,38 % (Ziel 0,7%) 0,46 %

Großbritannien

13.659

0,56 %

Japan

10.494

0,17 %

EU-Mitgliedsstaaten

63.813

0,42%

DAC Insgesamt

125.693

0,29

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Geschichte und Entstehung der EZ Als vergleichsweise neues Konzept in den internationalen Beziehungen erlangte die EZ erst nach dem 2. Weltkrieg an Bedeutung. Zwei Jahre nach Ende des Krieges rangen die beiden „Supermächte“ Sowjetunion und USA im Kalten Krieg um die Aufteilung der Welt in Einflusszonen. Im Gegensatz zur Sowjetunion wandte sich die Politik der USA gegen den von ihnen benannten sowjetischen Totalitarismus und setzte auf demokratische Regierungen, nationale Selbstbestimmung und freies Unternehmertum. Im April 1948 unterzeichneten die USA und die Europäischen Länder die Konvention zur Gründung der Organization of European Economic Cooperation (OEEC), welche die Mittel aus dem Marshallplan verwalten sollte. In der Antrittsrede zu seiner zweiten Amtszeit in 1949 stellte Harry Truman die amerikanische Außenpolitik auf vier Säulen. Truman verkündete die weltweite Verantwortung der USA, der Vereinten Nationen (UNO), des Marshallplans, der NATO sowie des Plans für technische Hilfe gegenüber der von ihm bezeichneten „unterentwickelten Erdteile“. Was generell als Point Four dieser vier Säulen bezeichnet wird, sollte die Vorteile des wissenschaftlichen und industriellen Fortschritts der USA für die Verbesserung der Lebensbedingungen und das Wirtschaftswachstum in diesen „unterentwickelten Erdteilen“ nutzbar machen. Am 30. September 1961 wurde schließlich die OEEC in die heutige Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), mit Sitz in Paris, umgewandelt. Ihre Aufgabe war die damalige so genannte Entwicklungshilfe international zu koordinieren und untereinander besser abzustimmen. Bis dahin bestand die einzige Hilfe in Form von Krediten für die in die Unabhängigkeit entlassenen Kolonien. Diese Kredite waren mit der Hoffnung verbunden, dass sie eine ähnliche wirtschaftliche Dynamik entfalten würden, wie der Marshallplan nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa. Ziele und Motive der EZ haben sich langfristig betrachtet aber sehr stark gewandelt. Der dominante technokratische Charakter, welcher fast 50 Jahre Entwicklungspolitik, -hilfe und -zusammenarbeit prägte, wird mehr und mehr kritisch betrachtet. Auch veränderte sich die entwicklungspolitische Perspektive auf eine vergleichsweise einfache Unterscheidung zwischen einem industrialisierten reichen Norden und einem „armen Süden“, im Zuge des heutigen Globalisierungsstandards, in eine etwas vielfältigere, globale Sichtweise der Dinge. So signalisierte der Begriff „Schwellenländer“ bereits in den 1980er Jahren, dass es eine Gruppe von „weiter fortgeschrittenen“ Ländern im „Süden“ gab. Die „am wenigsten entwickelten Länder“, in denen ein hoher Anteil der Bevölkerung in absoluter Armut lebte, befand sich am anderen Ende des Spektrums. In den 1990er und 2000er Jahren hat sich dieser Prozess stark fortgesetzt und somit ist das Bild eines homogenen „Südens“ immer unzutreffender. Darüber hinaus ist das Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung in vielen sogenannten Entwicklungsländern höher als das vieler OECD-Länder. Ein gutes Beispiel hierfür ist China.

OECD-Mitgliedsstaaten

Steckbrief OECD Gegründet: 1961 (Konvention) Hauptsitz: Paris, Frankreich Mitgliedschaft: 34 Mitgliedsländer Budget: 347 Mio € Generalsekretär: Angel Gurría Sekretariat: 2500 Mitarbeiter 20 Gründerstaaten 14 weitere Mitgliedsstaaten

Quelle: www.oecd.org

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Millennium Development Goals – MDGs Für die EZ haben sich Ziele und Motive langfristig betrachtet stark gewandelt. Neben den kurz- und längerfristigen Zielsetzungen im Eigeninteresse, wie zum Beispiel wirtschaftliche oder außenpolitische Belange, ist bei den Gebern gleichwohl ein echtes Interesse erkennbar, verschiedenste Länder in ihren Entwicklungsprozessen zu unterschützen. So kamen im September 2000 hochrangige Vertreter von 189 Ländern – die meisten von ihnen Staats- und Regierungschefs – zu dem bis dahin größten Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York zusammen. Als Ergebnis des Treffens verabschiedeten sie die Millenniumserklärung (United Nations Millennium Declaration). Sie beschreibt die Agenda für die internationale Politik im 21. Jahrhundert und definiert vier programmatische, sich wechselseitig beeinflussende und bedingende Handlungsfelder für die internationale Politik: 1. 2. 3. 4.

Frieden, Sicherheit und Abrüstung Entwicklung und Armutsbekämpfung Schutz der gemeinsamen Umwelt Menschenrechte, Demokratie und gute Regierungsführung

schließen, um extreme Armut auf der Welt zu reduzieren. Mit der Millenniumserklärung wurden eine Reihe von zeitgebundenen Zielen - mit einer Frist bis 2015 – beschlossen. Mit den MillenniumsEntwicklungszielen (Millennium Development Goals - MDGs) verfügt die internationale Gemeinschaft über einen anerkannten Referenzrahmen für globale Ziele, welche nicht zuletzt in der EZ eine bedeutende Rolle spielen. Mit dem MDG7 hat sich die Weltgemeinschaft vorgenommen, den Anteil der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung bis 2015 zu halbieren. Während im Bereich Wasser bereits einige Fortschritte erzielt wurden, fehlt es 2,5 Milliarden Menschen – mehr als einem Drittel der Weltbevölkerung – immer noch an ausreichender sanitärer Grundversorgung.  Seit 2010 ist das Recht auf Wasser- und Sanitärversorgung offiziell ein Menschenrecht (www.un.org)  Der seit 2001 jährlich stattfindende Welttoilettentag (19.November) ist seit 2013 offizieller Welttag der Vereinten Nationen

Diese Agenda verpflichtet die Nationen, sich zu einer neuen globalen Partnerschaft zusammen zu Die MDGs im Überblick (www.un-kampagne.de) MDG 1: den Anteil der Weltbevölkerung der unter extremer Armut und Hunger leidet, zu halbieren MDG 2: allen Kindern eine Grundschulausbildung ermöglichen MDG 3: die Gleichstellung der Geschlechter fördern und die Rechte von Frauen stärken MDG 4: die Kindersterblichkeit verringern

MDG 5: die Gesundheit der Mütter verbessern

MDG 6: HIV/Aids, Malaria und andere übertragbare Krankheiten bekämpfen MDG 7: den nachhaltigen Umgang mit der Umwelt sichern

MDG 8: eine weltweite Entwicklungspartnerschaft aufbauen

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Modul 2: Partizipatives Arbeiten in der EZ Im Zentrum der Entwicklungszusammenarbeit steht die Befähigung der Zivilbevölkerung (Empowerment), ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse partizipativ, kompetent und fachlich umzusetzen. Eine der gängigen Strategien der EZ, um Situationsund Problemanalysen aufzustellen, Projekte zu planen und dabei die Zielbevölkerung mit einzubeziehen ist die Participatory Rural Appraisal (PRA) Methode oder auch Participatory Learning and Action (PLA) genannt. Im Vordergrund steht hier das Konzept „Ownership“ – Betroffene übernehmen selbst eine aktive Rolle bei der Analyse und Planung und sollen so die „Besitzer“ ihrer Ideen und ihres Projektes werden. Lokale Gruppen wie Dorfgemeinschaften oder Interessengruppen haben die Möglichkeit, ihre Lebensbedingungen in einem gemeinsamen Prozess zu analysieren. Ergebnisse der Analyse werden miteinander diskutiert. Aktivitäten werden mit und ohne Hilfestellung von außen geplant. Externe Kräfte (Facilitators) haben die Aufgabe, diese Prozesse anzustoßen und sie in dem Maße zu unterstützen, wie dies von den Gruppen gewünscht ist.

Ansätze und Methoden in der EZ PRA bedient sich zahlreicher Instrumente (Tools). Diese Tools unterstützen den Austausch über Wissen und Erfahrung innerhalb und zwischen Gruppen. Darüber hinaus ermöglichen die Funktionen der Tools eine respektvolle und interessierte Haltung gegenüber den Betroffenen. Drei solcher Tools werden hier vorgestellt: der Transect Walk, das Mapping und das anschließende Ranking. Transect Walk (Transectional walk) Hierbei handelt es sich um eine Querschnittswanderung, die gemeinsam mit allen Beteiligten (Stakeholdern) durch das Projektgebiet führt. Dadurch werden Erkenntnisse über unterschiedliche Lebensbereiche gewonnen, wie zum Beispiel die allgemeine örtliche Infrastruktur, Landnutzung, Siedlungsform, Probleme und

Handlungsmöglichkeiten vor Ort. Die hierbei gewonnenen Informationen werden anschließend in eine Karte eingezeichnet oder es wird ein Modell erstellt. Dieses Instrument ist dazu geeignet, sich einen ersten, gemeinsamen Eindruck von der Situation im Projektgebiet zu verschaffen. Beim anschließenden Visualisieren ist den TeilnehmerInnen dann die Möglichkeit gegeben die gewonnenen Informationen zu diskutieren und die wichtigsten Probleme gemeinsam zu erkennen.

7 Bewohner analysieren ihre dörflichen Strukturen bei einem Transect Walk

Mapping Häufig wird im Anschluss an einen Transect Walk die Methode des “Mappings” angewandt. Die TeilnehmerInnen erstellen selbstständig Land- oder Sozialkarten ihres Lebensraums (Dorf/Stadtviertel) oder eines Ausschnittes davon. Auf den Karten werden Ressourcen, Organisationen, Interessen, Akteure, Konflikte und/oder Probleme eingezeichnet und diskutiert. Ziel des “Mappings” ist es, eine gemeinsame Perspektive auf die Situation zu erlangen. Hier können unterschiedliche Sichtweisen aufgezeigt werden, welche im Idealfall zu einer fruchtbaren Diskussion anregen. Diese Karten werden entweder auf Papier gezeichnet oder auf dem Boden mit vorhandenen Ressourcen (Sand, Stöcke, Steine, etc.) erstellt. Sie bleiben bei den Betroffenen und sollten für alle über den ganzen Projektzeitraum zugänglich sein. Ranking

Das “Ranking” (Bewerten, Priorisieren) ist ein Planungsinstrument für Probleme und deren Lösungen. Es dient dazu mehrere Themen, Dinge oder Möglichkeiten miteinander zu vergleichen, sie nach Wichtigkeit zu unterschieden, zwischen mehreren Alternativen zu wählen, Vor- und Nachteile zu diskutieren und Kriterien abzuleiten, um sie nach Wichtigkeit (Priorität) in einer Matrix zu bewerten. Das Ranking kommt meist beim Beginn der Planungsphase zum Einsatz. Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein solches “Ranking” durchzuführen. Die einfachste Variante funktioniert wie folgt: Es wird eine Matrix mit drei Spalten erstellt. In die erste Spalte werden die identifizierten Probleme/Lösungsmöglichkeiten eingetragen. Die zweite Spalte bietet Platz für die Punkte, die die TeilnehmerInnen vergeben. In der dritten Spalte wird der daraus ermittelte Rang (Priorität) notiert.

Hindernisse und Gefahren Generell bietet PRA eine Vielzahl von Potentialen, da die Partizipation der Beteiligten im Vordergrund steht. Dennoch ist ganz klar zu beachten, dass eine Gruppe/Gemeinschaft selten homogen ist. So können vorherrschende Machtstrukturen, Interessenskonflikte und die Ungleichheit von Geschlechtern eine gemeinsame Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe erschweren. Der Facilitator soll im Idealfall die wichtige Rolle des neutralen und unabhängigen Betrachters einnehmen. Dies ist in der Realität jedoch schwer umzusetzen, da es leicht zu Beeinflussungen seitens einer stark vertretenden Interessengruppe kommen kann. Die genannten Punkte bergen auch die Gefahr, dass nicht jeder aus einer Gruppe/Gemeinschaft unbefangen und offen seine Wünsche, Kritik etc. äußern kann.

Mapping: Nach dem Transect Walk von den Teilnehmerinnen erstellte Karte ihres Dorfs

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Ranking: Die Gemeinde bewertet ihre Dorfsituation

Ausschnitt aus einer Ranking-Tabelle

Modul 3: Sanitärversorgung weltweit Ein Alltag ohne Toilette ist für uns kaum vorstellbar. Dabei leben knapp 40% der Weltbevölkerung ohne angemessene sanitäre Einrichtungen – eine menschenunwürdige Situation mit gravierenden Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt. Mit dem Millenniumsentwicklungsziel (MDG) 7 hat sich die Weltgemeinschaft vorgenommen, den Anteil der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung bis 2015 zu halbieren. Während im Bereich Wasser bereits einige Fortschritte erzielt wurden, hinkt die sanitäre Grundversorgung massiv hinterher und wird in diesem Jahr nicht erreicht werden.

Fakt ist, weltweit sterben mehr Kinder unter 5 Jahren an Durchfallerkrankungen als an Tuberkulose, Malaria und HIV/AIDS zusammen genommen. Zahlen wie diese verkörpern die Notwendigkeit des MDG 7, denn wo sauberes Trinkwasser und sanitäre Anlagen fehlen, verbreiten sich Krankheitserreger und Parasiten besonders schnell. Kaum jemanden ist dabei bewusst, dass gerade Toiletten einen enormen Beitrag zur Erreichung der MDGs leisten können. Denn eine adäquate Sanitärversorgung trägt zum Beispiel zu Armutsbekämpfung, Bildung, Umweltschutz, Gleichstellung, Hungerbekämpfung und zum Rückgang der Kindersterblichkeit bei.

Die weltweite Toilettenlage – wohin gehen wenn nichts geht? Die Grafik zeigt den Anteil der Weltbevölkerung mit und ohne Zugang zu sanitärer Grundversorgung. Die rot und gelb-grün gefärbten Länder zeigen die Regionen, die sehr stark von fehlender Sanitärversorgung betroffen sind: Von den 2,5 Mrd. Menschen ohne Zugang zu Sanitärversorgung leben rund 1,8 Mrd. Menschen in ländlichen Regionen. In Städten müssen 728 Millionen Menschen ohne adäquate sanitäre Anlagen auskommen (2011). So scheint die Landbevölkerung im Hinblick auf sanitäre Anlagen und Abwassersysteme schlechter gestellt zu sein als die Stadtbevölkerung. Jedoch ist das Gesundheitsrisiko, dass durch fehlende sanitäre Anlagen entsteht, in großen Städten und überall dort wo Menschen auf engem Raum zusammen leben

wesentlich höher. Toiletten sind häufig nur Löcher im Boden, was zu Insektenplagen, Gestank, Grundwasserverschmutzung und Krankheiten führt. Vielen Betroffenen bleibt oftmals keine andere Wahl, als ihre Notdurft im Freien zu verrichten (Open Defecation) und ihre Abwässer in Flüsse oder andere Gewässer zu leiten, die wiederum als Trinkwasserquellen dienen. Dies sind weltweit rund 1 Mrd. Menschen (2014)  Open Defecation: Die Verrichtung der Notdurft unter freiem Himmel, auf Feldern, in Wäldern, im Busch, in offenen Gewässern oder anderem offenen Gelände.

Anteil der Weltbevölkerung ohne Zugang zu sanitärer Grundversorgung: Lateinamerika und Karibik: 109.975.000 oder 18% der Menschen Nordafrika: 17.018.700 oder 10% der Menschen Subsahara-Afrika: 610.396.600 oder 70% der Menschen Ozeanien: 6.483.000 oder 64% der Menschen Ostasien: 478.329.200 oder 33% der Menschen Westasien: 25.370.900 oder 12% der Menschen Südostasien: 176.618.000 oder 29% der Menschen Südasien: 1.012.227.000 oder 59% der Menschen Quelle: WHO/UNICEF (JMP), 2011, 2014

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Sanitärversorgung und Gesundheit Fakt ist, dass Länder, in denen Open Defecation weitgehend praktiziert wird, die höchste Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 Jahren, hohe Raten von Unterernährung, monetäre Armut und große Ungleichheiten zwischen Arm und Reich haben. Durchfallerkrankungen sind weltweit die zweithäufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren. Toiletten, Händewaschen mit Seife und sauberes Trinkwasser können lebensgefährliche Erkrankungen wie Cholera, Typhus oder Wurminfektionen verhindern. Ohne diese Krankheiten ist der Körper resistenter gegenüber

anderen schweren Erkrankungen wie z.B. Tuberkulose oder Lungenentzündung. So schützt sanitäre Grundversorgung Menschen mit geschwächtem Immunsystem umso mehr vor weiteren Infektionen. Durch die Vermeidung zahlreicher Krankheiten und Todesfälle lindert sanitäre Grundversorgung die ständige Angst um das Leben von Angehörigen und Mitmenschen.  Sanitärversorgung und sauberes Trinkwasser können täglich 4.000 Kindern unter fünf Jahren das Leben retten.

Die Übertragungswege von Krankheitserregern – das F-DIAGRAMM

Das F-Diagramm zeigt uns die Übertragungswege von fäko-oralen (Erreger aus Fäkalien gelangen durch den Mund in den Organismus) Erkrankungen: Wenn ich keine Toilette besitze und mein „Geschäft“ im Freien verrichten muss und ich auch nicht die Möglichkeit habe, mir die Hände mit Seife zu waschen, können sich Krankheitserreger (z.B. Parasiten, Viren, Bakterien) ganz leicht ausbreiten. Sie gelangen über Fliegen, Felder, Flüsse/Seen (unser Trinkwasser) und unsere Finger (Hände) zu unserem Futter (Essen und Trinken). Dadurch nehmen wir die Krankheitserreger in uns auf, die einige der unten beschriebenen Krankheiten auslösen können.

Sanitärversorgung und Hände waschen mit Seife helfen dabei, die Übertragungswege von Krankheitserregern zu unterbrechen. Diese sind im Diagramm als graue senkrechte Balken markiert.

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Die Folgen von mangelnder Sanitär- und Trinkwasserversorgung Quelle: WHO (http://www.who.int/water_sanitation_health/diseases/diseasefact/en/index.html)

Erkrankung

Übertragung

Durchfallerkrankungen einschl. Cholera

Fäkö-Oral

Typhus

Cholera (Brechdurchfall)

Hepatitis A + E

Trachoma (leicht übertragbare Augeinfektion)

Bilharziose (Erkrankung durch Parasiten)

Erreger

Verbreitung

Vermeidung/Vorsorge

Weltweit 4 Mrd. Betroffene pro Jahr, 2 Millionen Todesfälle pro Jahr (vor allem Kinder)

Der Zugang zu sanitärer Grundversorgung und sauberem Trinkwasser würde die Anzahl der Erkrankungen um 26% und die der Todesfälle um 65% reduzieren

Konsum von verunreinigtem Wasser oder Lebensmitteln

Bakterium (Salmonella typhi)

Weltweit (besonders Südostasien, Afrika, Südamerika). Schätzungen zufolge 17 Mio. Erkrankungen/ Jahr insbesondere in Ländern ohne flächendeckende Trinkwasserversorgung

Sanitäreinrichtungen, sauberes Wasser und Hygiene verhindern die Ausbreitung von Typhus

Konsum von verunreinigtem Wasser oder Lebensmitteln

Bakterium (Vibrio cholerae)

Häufig in Ländern mit ungenügender Sanitärversorgung, Unterernährung und Armut; 3-5 Mio Fälle/Jahr; ca. 120.000 Todesfälle/Jahr

Um die Verbreitung von Cholera zu verhindern, ist die hygienische Entsorgung von menschlichen Exkrementen unabdingbar. Persönliche Hygiene, Hygiene im Umgang mit Nahrung sowie der Zugang zu sauberem Trinkwasser verhindern die Ausbreitung dieser Krankheit.

Fäkö-Oral (verunreinigtes Wasser/Lebensmittel)

Virus

Weltweit, Hep A: 1.4 Mio Fälle/Jahr; Hep E: 20 Mio Fälle und 70.000 Todesfälle / Jahr

Es gibt keine spezifischen Medikamente gegen Hepatitis A + E. Somit ist Prävention die beste Waffe um den Erreger zu kontrollieren. Gute Hygieneund Sanitärpromotion - besonders im Händewaschen - wirkt präventiv. Da der Erreger von Hepatitis A im Stuhl ausgeschieden wird, tragen Latrinen erheblich zur Eindämmung der Krankheit bei.

Fliegen, gemeinsame Nutzung von Tüchern/Waschlappen; Wassermangel

Bakterium (Clamydia trachomatis)

Weltweit sind etwa 21 Mio. Menschen betroffen; 2,2 Mio. mit Seheinschränkungen; 1,2 Mio. erblindet

Hygienepromotion und sauberes Trinkwasser kann die Anzahl der Erkrankungen um mindestens 25% reduzieren

Wasser-Haut

Wurm (Schistosoma)

Überwiegend in tropischen Ländern; endemisch in 76 Ländern. 200-300 Mio. Infizierte

Durch die Ausscheidungen von erkrankten Personen gelangen die Parasiten in den Wasserkreislauf. Durch sanitäre Einrichtungen ließe sich die Krankheit um 77% reduzieren.

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SEIFE – ein kleines Stück mit großer Wirkung können. In einigen Schulen in Kenia gab es sogar 57% weniger Abwesenheit von Mädchen, was sechs Schultage im Jahr ausmacht1. Eine weitere Studie von UNICEF an Schulen in Ägypten belegte, dass durch intensive Hygieneaufklärung in Verbindung mit richtigem Händewaschen Bindehautentzündungen um 67% sowie Grippeinfektionen um 50% gesenkt werden konnten (UNICEF 2011, Facts on handwashing).

Weltweite Beobachtungen zeigen, dass sich weniger als ein Drittel der Menschen nach dem Toilettengang oder vor der Essenszubereitung die Hände mit Seife waschen. Gerade in solchen Momenten ist das Händewaschen von besonderer Bedeutung, denn menschliche Fäzes beinhalten eine Vielzahl von Viren und Bakterien. Die meisten sind zwar unbedenklich, jedoch können Durchfall- und andere Krankheitserreger enthalten sein, die für die oben genannten Erkrankungen verantwortlich sind und die durch das fehlende Händewaschen an andere Personen weiter gegeben werden können. Zahlreiche Studien belegen, dass gerade durch das Händewaschen mit Seife das Risiko an Durchfall zu erkranken um 42-47% reduziert werden kann. Auch Atemwegserkrankungen können durch das Händewaschen mit Seife um bis zu 25% gesenkt werden. Sanitäre Grundversorgung und Hygiene hat weiterhin positive Auswirkungen auf den Bildungsbereich. An Schulen in Kenia untersuchten Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen dem Zugang zu Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene mit den Fehlzeiten von SchülerInnen die nicht zum Unterricht erschienen. Sie fanden heraus, dass Hygiene-Schulprogramme die Fehlzeiten aller Schülerinnen und Schüler um bis zu 26% senken

Freeman et al. (2011) Assessing the impact of a school-based water treatment, hygiene and sanitation programme on pupil absence in Nyanza Province, Kenya: a cluster-randomized trial, Tropical Medicine & International Health (17)3, 380-391 1

Was tun wenn Wasser und finanzielle Mittel sehr rar sind? Es gibt verschiedene sogenannte „low-cost“ Varianten, die es Menschen ermöglichen, sich die Hände mit Seife zu waschen. Eine davon ist das Tippy Tap (www.tippytap.org). Gerade in Regionen die von Wassermangel betroffen sind, sind diese selbst gebauten Konstruktionen ideal, denn sie verbrauchen nur geringe Mengen an Wasser. Für ein Tippytap benötigt man lediglich einen Kanister oder eine Flasche und ein paar Stöcke sowie ein Stück Schnur. Eine Seife darf natürlich auch nicht fehlen. Das gebrauchte Wasser kann anschließend zur Pflanzenwässerung genutzt werden. Eine Bauanleitung findet sich auf: www.tippytap.org

TippyTap an einer Schule in Darewadi/Indien

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Sanitärversorgung und Umwelt Über 80 % der weltweiten Abwässer aus Industrie und Haushalten werden ungereinigt in Flüsse, Seen oder Meere abgeleitet. Gewässer können sprichwörtlich sterben, wenn zu viele Nährstoffe in sie hinein gelangen. In Regionen, in denen Wassermangel zum Alltag gehört, ist durch die fehlende Sanitärversorgung und Abwasserentsorgung das knappe Wasser häufig mit Fäkalkeimen verschmutzt. Fäkalkeime sind eine Gefahr für den Menschen, da sie verantwortlich sind für eine Vielzahl von zum Teil lebensgefährlichen Erkrankungen. Sanitärversorgung birgt weitere Potentiale, wenn man menschliche Ausscheidungen als Ressource begreift: Eine entsprechende Behandlung verwandelt Urin in einen umweltfreundlichen

Dünger und durch Kompostierung wird aus Fäzes ein wertvoller Bodenverbesserer. Sanitärsysteme können so eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion ermöglichen, indem behandelte Exkremente den Feldern als Düngemittel zurückgeführt werden. Das schützt die limitierten Phosphorvorkommen und spart die Energie, die zur Herstellung von Kunstdünger erforderlich ist. Außerdem können Fäkalien als erneuerbare Energiequellen genutzt werden, denn ihre Vergärung erzeugt Biogas.  Adäquate Sanitärsysteme schützen Natur und Mensch und ermöglichen so ein nachhaltiges Siedlungswesen: sie verhindern, dass Gewässer mit Nährstoffen und unsere Trinkwasserressourcen mit Krankheitserregern verunreinigt werden.

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Sanitärversorgung sichert sauberes Trinkwasser

Quelle: WHO, UNICEF 2012

Zirka 800 Millionen Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Besonders in Gebieten ohne ausreichende Sanitärversorgung gelangen menschliche Fäkalien in die Gewässer und kontaminieren somit das Trinkwasser. Die Karte zeigt den Anteil der Menschen, die Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. In den hellrot bis rot gekennzeichneten Ländern haben weniger als 40% der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) braucht der Mensch mindestens 50 Liter sauberes Wasser am Tag, um gesund leben zu können: 3 – 5 Liter zum Trinken und Kochen, den Rest für Hygiene-Maßnahmen. Für größere Familien kommen so Mindestwassermengen zusammen, die ohne einen Wasseranschluss in der Nähe unmöglich beschafft werden können. In vielen Ländern ist Wasserholen traditionell Frauensache. Oft müssen bis zu 6 km Fußmarsch bis zur nächsten Wasserstelle zurückgelegt werden, um sauberes Wasser für die Familien zu holen. Dieses Wasser ist häufig mit Fäkalkeimen verschmutzt, da viele Menschen keinen Zugang zu Sanitärversorgung haben und ihr Geschäft im Freien verrichten müssen.

Für Frauen bedeutet das Wasserholen körperliche Schwerstarbeit, denn zusätzlich zu dem Gewicht des Wassers tragen sie oftmals auch noch ein Baby auf dem Rücken. Auch nimmt das Wasserholen mehrere Stunden am Tag in Anspruch – wertvolle Zeit die den Frauen verloren geht, um sich um ihre Kinder zu kümmern oder um Einkommen zu generieren. Wo sauberes Wasser fehlt und die Menschen keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen haben, können sich Krankheitserreger und Parasiten besonders schnell ausbreiten. Schätzungen zufolge sterben jährlich mehr als 1,6 Millionen Kinder an Krankheiten, die mit verschmutztem Wasser zusammenhängen – etwa alle 20 Sekunden ein Kind. Das hat auch soziale Folgen: Kinder, die krank sind können nicht zur Schule gehen und Erwachsene können nicht arbeiten, was wiederum die Armutssituation verschärft.

 Eine verbesserte Trinkwasser- und Sanitärversorgung trägt dazu bei, Menschen vor lebensgefährlichen Erkrankungen zu schützen und ihnen ein gesünderes Leben zu ermöglichen.

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Toiletten der Welt Hierzulande sitzt man gerne auf der Schüssel, in vielen anderen Teilen der Erde hockt man. Während wir uns nach dem Geschäft mit Toilettenpapier reinigen, wird anderswo Wasser benutzt. Dass wir eine Spültoilette haben und diese bei jedem Toilettengang mit ca. 9 Liter Trinkwasser spülen, mag Vielen ein Symbol für den Erfolg der modernen westlichen Zivilisation sein. Dieses Toilettenmodell und die dazugehörige, konventionelle Form der Abwasserbeseitigung sind allerdings für wasserarme Regionen und Regionen, die nicht an ein zentrales Kanalisationssystem angeschlossen sind, absolut ungeeignet. Es gibt neben der uns bekannten Spültoilette eine Vielzahl weiterer Toilettenmodelle, die weltweit je nach Region, Kultur oder Tradition zum Einsatz kommen. Darüber hinaus variieren auch das Hygieneverhalten und der Umgang mit Fäkalien von Gesellschaft zu Gesellschaft, wobei sich zwei Grundhaltungen unterscheiden lassen. Es gibt zum einen

Japan High-Tech

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E. Peuser (2009): „Ecological Sanitation“- eine Konfrontation mit sozialen Hygienetabus am Beispiel von Nepal und Uganda, S.41 ff.

„faecophile“ Gesellschaften, bei denen das Thema „Fäkalien“ mit wenigen Tabus behaftet ist und in denen mit menschlichen Ausscheidungen offen und selbstverständlich umgegangen wird. Hier können zum Beispiel Sanitärkonzepte angedacht werden, die es ermöglichen die Exkremente wieder zu verwerten. Im Gegensatz dazu stehen als „faecophob“ bezeichnete Gesellschaften, in denen das Thema eher tabuisiert und öffentlich verschleiert wird2. Gerade bei der Planung von Sanitärprojekten innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit muss diesen sozio-kulturellen Faktoren eine besondere Bedeutung beigemessen werden, denn sie entscheiden häufig über Erfolg oder Misserfolg eines Projekts. Die folgenden Beispiele zeigen die Funktion nachhaltiger Sanitärsysteme und wie menschliche Fäkalien – werden sie als Ressource betrachtet – wiederverwertet werden können.

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Japanische Sitztoilette

Alternative Sanitärsysteme: TrockenTrennToiletten mit Urinseparation (engl. UDDT) Gerade in ländlichen Regionen kommen Spültoiletten oder kostspielige Kanalisationen und Klärwerke einfach nicht in Frage. Aufgrund von Wasserknappheit sowie einem hohen Wasserpreis können sie weder finanziert und gewartet, noch betrieben werden. Weiterhin kann die ländliche Bevölkerung, welche meist in der Landwirtschaft tätig ist, menschliche Ausscheidungen wiederverwenden. Denn Fäkalien enthalten wertvolle Nährstoffe, die als Düngemittel in der Landwirtschaft genutzt werden können. So kann der teure und künstliche Dünger, der meist zugekauft werden muss, teilweise ersetzt werden. Anwendungen von Urin als Dünger und Fäzes (=Kot) als Bodenverbesserer bieten sich für den privaten, nicht kommerziellen Gebrauch an. Urin beinhaltet den größten Anteil an relevanten Nährstoffen wie Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K). Er ist ein flüssiger, in der Regel steriler Abfallstoff des menschlichen Körpers der – separat gesammelt – eine wertvolle konzentrierte Nährstoffquelle darstellt. Fäzes ist im Gegensatz zum Urin nicht steril und kann mit Keimen belastet sein. Daher muß er mit zusätzlichem organischem Material kompostiert werden. Anschließend kann er zur Steigerung des Wasserspeichervermögens und zur Verbesserung der Eigenschaften von Böden in der Landwirtschaft und auch im Landbau eingesetzt werden.

Die auf dem unteren Bild zu sehende Toilette funktioniert als wasserlose Trenntoilette. Fäzes (Feststoffe) und Urin (Flüssigstoffe) werden separat gesammelt. Es wird kein Wasser zur Spülung verwendet. Die Toilette wird als Trockentrenntoilette bezeichnet. Die Nutzung wird hierbei nicht eingeschränkt. Urin wird direkt vom Urinal und von der Trenntoilette in Kanistern gesammelt und anschließend behandelt. Fäzes werden ebenfalls in einem Behälter, zusammen mit Toilettenpapier und zusätzlichem organischen Material, wie Sägespäne, Rindenmulch oder Asche, gesammelt. Das eingestreute, organische Material unterstützt den Trocknungsvorgang und verringert die Entwicklung von unangenehmen Gerüchen. Probleme, die bei dieser Art der Sanitärversorgung auftreten, betreffen in erster Linie die Akzeptanz im direkten Umgang mit menschlichen Fäkalien. Geruchsbelastungen können durch den stark riechenden Urin entstehen. Sie können jedoch durch Verdünnung oder technische Maßnahmen wie Belüftung und Abdichtung minimiert werden. Die Auswirkungen des Gehaltes an Spurenstoffen (z.B. Hormone, Medikamentenreste) in menschlichen Fäkalien werden derzeit wissenschaftlich untersucht.

Fliegengitter

Entlüftungsrohr Urinseparation

Behälter für Fäzes und organisches Material (Klopapier, Sägespäne, Asche etc.)

lette Tank

Grafik: Funktion einer Trockentrenntoilette

Toilette mit Urinseparation

Rückansicht einer Trockentrenntoilette

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Alternative Sanitärsysteme – Projektbeispiel Sambia 2010 implementierte die GTO in enger Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen an einer Schule in einem Armenviertel von Lusaka – der Hauptstadt von Sambia – ein nachhaltiges Sanitärprojekt. Ziel des Projekts ist es, für über 300 Schülerinnen und Schüler ein gesünderes Lernumfeld zu schaffen. Dies geschieht durch den Bau von Toiletten und der Konzipierung eines nachhaltigen Abwasserkonzepts, dass es ermöglicht Fäkalien und Abwässer als Ressource wieder zu verwenden. Hierfür werden in einer Biogasanlage (siehe Bilderreihe unten) die Abwässer und organischen

Biogasanlage

Abwasserkläranlage

Abfälle der Schule gesammelt, wo sie dann vergären. Das entstehende Biogas wird zum Kochen in der Schulküche verwendet. In einer Abwasserkläranlage werden die Abwässer geklärt und in einer nachgeschalteten Pflanzenkläranlage zur Bewässerung des Schulgartens eingesetzt. Gesammeltes Regenwasser wird zum Händewaschen oder für die Toilettenspülung verwendet. So wird die Behebung eines "Problems" wahrlich zu einer Ressource. Näheres zum Projekt findet sich auf www.germantoilet.org.

Pflanzenkläranlage

Kochen mit Biogas

Der PeePoo Bag – eine low-cost Sanitärtechnologie Der Peepoo Bag ist eine individuelle EinwegToilette in Form eines kleinen biologisch abbaubaren Beutels. Dieser ist mit Urea (Harnstoff) beschichtet. Urea ist ein Stickstoffdüngemittel, das eingesetzt wird, um einen enzymatischen Prozess zu starten. Dadurch zerfallen die Fäkalien in Ammoniak, Karbonat und Biomasse und werden hygienisiert. Der PeePooBag bleibt 24 Stunden geruchsfrei. Besonders in humanitären Notsituationen, nach Naturkatastrophen und in urbanen Slums wird dieser Beutel als Toilettenersatz eingesetzt. Weitere Informationen finden sich unter www.peepoople.com. Gebrauchsanleitung Peepoo Bag (www.peepoople.com)

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Sanitärversorgung und soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklung Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) sind Grundbedürfnisse des Menschen und für eine gesunde Entwicklung des Einzelnen sowie für die nachhaltige Entwicklung von Gesellschaften unverzichtbar. Eine grundlegende Sanitärversorgung ist für die Umsetzung vieler Menschenrechte sowie für die Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen essentiell. Sie zielt auf den Schutz und die Förderung individueller und öffentlicher Gesundheit ab. Damit sollen die Sicherstellung einer sauberen Umwelt und die Unterbrechung der Krankheitsübertragung durch Keime aus menschlichen und tierischen Ausscheidungen, häuslichen, gewerblichen sowie landwirtschaftlichen Abwässern gewährleistet werden. Sanitäre Grundversorgung schafft in allen Dimensionen der Armut eine verbesserte Situation für die Menschen. Der multidimensionale Armutsbegriff Hinter dem Begriff „Armut“ verbirgt sich ein multidimensionales Phänomen. Armut bedeutet oftmals nicht nur Mangel an Einkommen und damit kein Geld für das nötigste zu besitzen, sondern Armut ist Mangel an Chancen zur Lebensentfaltung. Die fünf wichtigsten Lebensbereiche, in denen

armen Menschen diese Chancen zur Selbstverwirklichung oft verwehrt werden, sind laut OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung): 1)

Politische Chancen zur Selbstverwirklichung: Rechte, Einfluss, Freiheit

2) Menschliche Chancen zur Selbstverwirklichung: Gesundheit, Bildung, Nahrung 3) Sozio-kulturelle Chancen zur Selbstverwirklichung: Status, Würde 4) Sicherheitsbezogene Chancen zur Selbstverwirklichung: Menschliche Sicherheit, Verwundbarkeit 5) Wirtschaftliche Chancen zur Selbstverwirklichung: Einkommen, Konsum, Vermögen Diese fünf Bereiche lassen sich zwar getrennt voneinander betrachten, bedingen sich aber gegenseitig. Im Folgenden gehen wir auf die Bedeutung von Sanitärversorgung und ihren Beitrag zur Armutsbekämpfung näher ein.

Die politische Dimension – Sanitärversorgung als Menschenrecht Seit 2010 ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung ein von der UNGeneralversammlung anerkanntes Menschenrecht. Dieses Menschenrecht legt fest, dass Wasser- und Sanitärversorgung für alle verfügbar, sicher, kulturell akzeptabel und allen zugänglich sein muss. Das „Allgemeine Kommentar Nr. 15“ hat folgende wesentliche Bestandteile des Rechts auf Wasser und Sanitärversorgung identifiziert (Right to Water, Fact Sheet No. 35. United Nations, OHCHR, UN-HABITAT, WHO, 2010, S. 7ff): A) Verfügbarkeit (availability) Wasser und sanitäre Anlagen müssen im Sinne der menschlichen Würde, Lebenserhaltung und Gesundheit in einem Mindestausmaß verfügbar

sein und der persönlichen und häuslichen Hygiene genügen. Laut WHO benötigt eine Person zwischen 50 und 100 Liter Wasser pro Tag, um die grundlegendsten Bedürfnisse wie Kochen, Trinken, Körperpflege, Wäsche waschen und Haushaltsreinigung sicherzustellen. B) Zugang (accessibility) Sicherer Zugang zu Wasserund Sanitärversorgung muss für alle möglich sein. Hierzu gehört zum einen der geografische Zugang sowie Sicherheit und Schutz der Privatsphäre – vor allem bei der Nutzung von sanitären Anlagen – und die Berücksichtigung von kulturellen und geschlechtsspezifischen Aspekten. Geografischer Zugang meint, dass

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Toiletten in oder in unmittelbarer Nachbarschaft von Haushalten, Bildungseinrichtungen oder am Arbeitsplatz vorhanden und zu jeder Uhrzeit benutzbar sein müssen. Trinkwasserstellen sollen laut WHO höchstens einen Kilometer vom Wohnort oder in einer Distanz von ca. 30 Gehminuten entfernt liegen. C) Qualität (quality/safety) Das verfügbare Trinkwasser muss von ausreichender Qualität sein bzw. den Qualitätskriterien der WHO entsprechen. Das heißt es muss frei von Mikro-Organismen, chemischen Substanzen und radiologischen Gefahren sein. Sanitäre Einrichtungen müssen Menschen, Tiere und Insekten vor dem Kontakt mit Exkrementen schützen. Toiletten müssen Privatsphäre bieten und eine sichere und würdige Umgebung schaffen. Des Weiteren muss Wasser für Hygienemaßnahmen zur Verfügung stehen und eine sichere Abwasserbeseitigung vorhanden sein. D) (kulturelle) Akzeptanz (acceptability) Trinkwasser soll in Farbe, Geruch und Geschmack für den Gebrauch akzeptabel sein. Jede Wasserund Sanitärversorgung muss kulturell angepasst und geschlechtsspezifische, altersbedingte und private Bedürfnisse berücksichtigen. Die Konstruktion und das Design von sanitären Anlagen müssen dem kulturellen Kontext entsprechen, spezielle Bedürfnisse von Kindern und Senioren berücksichtigen sowie einen barrierefreien Zugang gewährleisten. Öffentliche Toiletten und Schultoiletten sollen nach Geschlechtern getrennt sein, um Privatsphäre, Menschenwürde und Sicherheit zu gewährleisten. E) Erschwinglichkeit (affordability) Wasser- und Sanitärversorgung soll für jeden – insbesondere für arme, benachteiligte, gefährdete oder schutzbedürftige Gruppen – finanziell tragbar sein. Ausgaben für Wasser und sanitäre Einrichtungen dürfen nicht dazu führen, dass andere lebensnotwendige Güter (z.B. Nahrungsmittel) nicht mehr erworben werden können. Als Richtwert gilt, dass die Kosten für

Wasserversorgung 3% des verfügbaren Haushaltseinkommens nicht übersteigen sollte (UNDP). Des Weiteren sind bei der Planung und Umsetzung von WASH-Interventionen AntiDiskriminierungsgrundsätze und die Bedürfnisse von Risiko- und Randgruppen zu beachten. Dabei ist es wichtig, die Bevölkerung zu informieren und zu beteiligen sowie Transparenzund Rechenschaftsmechanismen zu berücksichtigen. WASH ist damit insbesondere auch für die Armutsbekämpfung ein zentrales Thema.  Seit 2010 ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung ein von der UN-Generalversammlung anerkanntes Menschenrecht

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Die menschliche Dimension – Sanitärversorgung und Gesundheit, Nahrung, Bildung Gesundheit und Ernährung In vielen Slums und ländlichen Regionen sind sauberes Trinkwasser und sanitäre Anlagen entweder gar nicht vorhanden, oder in einem sehr schlechten qualitativen Zustand. Eine Folge davon sind die bereits weiter oben erwähnten Erkrankungen. Diese Erkrankungen führen wiederrum dazu, dass der Körper aufgenommene Nährstoffe nicht mehr ausreichend verwerten kann. Nimmt ein Mensch nicht mehr genügend Nährstoffe auf, so spricht man von Unterernährung. In ihrer Folge reduziert der Körper seine Leistungsfähigkeit und wächst kaum noch. Körperliche Arbeit wird zur Qual und die geistige Leistungsfähigkeit verringert sich. Ein Umfeld ohne sanitäre Grundversorgung und ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser, begünstigt die Weitergabe von Durchfallerregern. Diese hindern, besonders bei Kindern, das gesunde Wachstum und die Entwicklung. Das Immunsystem leidet und der Körper wird anfälliger für weitere Krankheiten. Der gesundheitliche Zustand der Betroffenen verschlimmert sich immer mehr, wobei sich Hunger und Krankheit in einem immer wiederkehrenden Kreislauf verstärken. Menschen, die krank und geschwächt sind, sind häufig in einer Armutsspirale gefangen. Wer arm ist, leidet oftmals an Hunger und wer Hunger hat, kann die benötigte Energie und Kraft nicht aufbringen, um zu arbeiten. Kann man nicht arbeiten, fehlen die finanziellen Mittel, die wiederum benötigt werden, um Lebensmittel einzukaufen (FAO 2012). So entsteht ein Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist. Heute leiden weltweit rund 870 Millionen Menschen unter Hunger. Mehr als die Hälfte der Menschen, die das betrifft, leben im asiatisch-pazifischem Raum (ca. 563 Millionen), rund 30% der Hungernden leben in Sub-Sahara Afrika – beides Regionen, in denen auch eine adäquate Sanitärund

Trinkwasserversorgung fehlt (State Insecurity in the World, FAO 2012).

of

Food

 Der Zugang zu Sanitärversorgung, sauberem Trinkwasser und ausreichend Nahrung für alle Menschen könnte jährlich 3,4 Millionen Leben retten (UNICEF, 2011).

Bildung Jedes Jahr fallen in Entwicklungsländern Millionen Schultage aufgrund von Erkrankungen aus, die mit mangelhafter Sanitär- und Wasserversorgung in Zusammenhang stehen. Millionen Mädchen sind für die Wasserversorgung ihrer Familien verantwortlich und sind täglich viele Stunden damit beschäftigt, große Mengen Wasser von weit entfernten Zapfstellen oder Gewässern zu holen. Da bleibt ihnen kaum noch Zeit für den regelmäßigen Schulbesuch. Fehlen zudem sanitäre Anlagen in Schulen, so kommt es besonders unter Mädchen im Menstruationsalter zu hohen Schulabbruchraten. Wenn es keine sanitären Einrichtungen in Schulen gibt, in denen die Privatsphäre geschützt ist, werden Mädchen während ihrer Menstruation dem Unterricht fernbleiben oder ihren Schulbesuch ganz abbrechen. Eine Studie in Bangladesch hat gezeigt, dass nach der Einführung von Schultoiletten 11% mehr Mädchen im Menstruationsalter weiterhin die Schule besuchten (DPHE-DPE-UNICEF, 1994). Angemessene Toiletten und ein direkter Trinkwasserzugang sorgen dafür, dass Kinder – besonders Mädchen – weiterhin zur Schule gehen können.  Durch einen verbesserten Zugang zu sanitärer Grundversorgung können jährlich 443 Millionen Schultage gewonnen werden (UNDP, 2006)

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Die soziokulturelle Dimension und mehr Sicherheit

Die wirtschaftliche Dimension

Wir können uns hierzulande kaum vorstellen nach dem Aufstehen nicht die Toilette, sondern einen abgelegenen Busch oder ein Versteck aufsuchen zu müssen, um unser Geschäft zu verrichten. Weltweit müssen dies aber 2,5 Milliarden Menschen tun. Während sich Männer zumindest beim Urinieren schnell Erleichterung verschaffen können, ist dies bei Frauen allein aus anatomischen Gründen nicht so leicht zu bewerkstelligen. In vielen Ländern ist es für Frauen gesellschaftlich inakzeptabel ihrem Bedürfnis tagsüber und öffentlich nachzugehen. So müssen sie bereits vor Sonnenaufgang aufstehen oder stundenlang warten bis es dunkel wird, um sich ungestört entleeren zu können.

Sanitärversorgung trägt zur Reduktion finanzieller Armut bei. Menschen, die an Durchfallerkrankungen oder anderen von Wasser und Fäzes übertragenen Krankheiten leiden, können nicht arbeiten. Somit fehlt ihnen wertvolles Einkommen, um ihre Familien zu ernähren. Außerdem spart der Zugang zu Toiletten viel Zeit, die sonst mit der Suche nach einem abgelegenen Versteck verloren geht. Mehr effektive Arbeitszeit bedeutet ein höheres Einkommen. Gesunde Kinder verbringen mehr Zeit in der Schule und erhöhen so das Bildungsniveau einer Gesellschaft. Der Schutz von Wasser- und Bodenressourcen vor Verschmutzungen durch Sanitärversorgung, erhöht das regionale Wirtschaftspotential.

Dies beeinträchtigt enorm ihre Gesundheit und macht sie verwundbar für sexuelle Übergriffe. In einem Bericht von Amnesty International über die Situation von Frauen in kenianischen Slums, berichteten eine Vielzahl von Frauen über Vergewaltigungen, die ihnen bei der Suche nach ein wenig Privatsphäre wiederfahren waren, weil sie keine eigenen Toiletten zu Hause besaßen (AI 2010: Insecurity and Indignity: Women’s Experiences in the Slums of Nairobi, Kenya, S.21).  Sanitärversorgung schützt Frauen und Mädchen vor sexuellen Übergriffen und trägt zur Menschenwürde bei.

Studien der WHO zeigen, dass jeder in Sanitär- und Trinkwasserversorgung investierte Dollar für eine Gesellschaft je nach Region einen drei- bis vierfachen Nutzen erbringt. Allein in den Ländern Afrikas gehen durch unzureichende Wasser- und Sanitärversorgung jährlich etwa fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes verloren – mehr Geld, als durch die gesamte Entwicklungszusammenarbeit in diese Region fließt (UNDP, Human Development Report 2006). Zudem können aufbereiteter Urin und Fäzes als wertvoller Dünger und Bodenverbesserer zum Einsatz kommen und so einen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten. Insbesondere für ärmere Bevölkerungsschichten, die sich synthetische Düngemittel nicht leisten können, stellen sie eine Alternative dar.  Durch den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung können weltweit täglich ca. 200 Millionen Arbeitsstunden gewonnen werden.

Bilder oben: Verzweifelte Versuche von Menschen, ihre Würde mit einem Sichtschutz zu verteidigen. Bild links: „Where would you hide“? – Wanderaussttellung der GTO

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Kleine Geschichte der Sanitärversorgung und Hygiene – Entwicklung in Europa Die Lebenserwartung eines Menschen in Deutschland, der um 1900 geboren wurde, lag bei etwa 45 Jahren (Stat. Bundesamt). Dies entspricht annähernd der Lebenserwartung der Römer vor ca. 2000 Jahren. Die heutige Lebenserwartung liegt bei rund 80 Jahren, wobei fünf Jahre davon den Fortschritten der klinischen Medizin zu verdanken sind und ganze dreißig Jahre den Verbesserungen in Sanitärversorgung, Gesundheitserziehung, Impfungen und weiteren Fortschritten im Gesundheitswesen.

Nach dieser Epidemie wurden die sanitären Verhältnisse in Deutschland massiv verbessert, so dass Typhus und Cholera nahezu vollständig verschwanden. Die Seuchen begannen ihren Schrecken zu verlieren und die Kindersterblichkeit sank in Hamburg unmittelbar nach Einführung der Trinkwasserfiltration um die Hälfte. Heute gilt die sanitäre Revolution als der wichtigste medizinische Erfolg noch vor der Entdeckung von Antibiotika, Impfstoffen, Narkose und DNA.

Im 19. Jahrhundert wurde mit der Verelendung der Industriearbeiter die Gesundheit der armen Bevölkerung ein drängendes Thema. 1842 wies der britische Gesundheitsbeamte Sir Edwin Chadwick in einem epochemachenden Bericht auf die katastrophalen sanitären Verhältnisse in den Arbeitervierteln hin (Report on the sanitary condition of the labouring population and the means of its improvement). Er vermutete bereits einen Zusammenhang mit der hohen Säuglingssterblichkeit und der geringen Lebenserwartung. Durch den „Public Health Act“ von 1848 wurden schließlich in England sichere Trinkwasser- und Abwassersysteme vorgeschrieben. Dass die Cholera durch verschmutztes Wasser übertragen wird, fand der britische Arzt John Snow heraus, noch bevor der Cholera-Erreger überhaupt entdeckt wurde. Bei der Londoner Cholera-Epidemie 1854 stellte Snow fest, dass fast alle Erkrankten ihr Wasser aus einer bestimmten Pumpe in der Broad Street bezogen hatten. Dieser Brunnen war durch Abwässer mit Krankheitskeimen kontaminiert. Snow montierte einfach den Pumpenschwengel ab und die Epidemie kam zum Stillstand. Die Stadtentwicklung in Europa schritt zügig voran und beinhaltete auch den Ausbau von Klärgruben. Darüber hinaus wurde für jeden Neubau ein Abflusssystem für Abwässer vorgesehen, das bis zur Kanalisation führte.

Die am Ende des 19. Jahrhunderts stattfindenden internationalen Konferenzen führten zur Gründung eines internationalen Büros für öffentliche Hygiene, dass 1907 in Paris eröffnete und 1946 in die WHO (World Health Organisation) umgewandelt wurde. Der gemeinsame Kampf gegen Infektionskrankheiten hatte begonnen. Allmählich setzte sich der Begriff der Hygiene in den Köpfen fest, vor allem dank seiner Einführung in den Schulen. Dadurch wurde es möglich, alle sozialen Schichten zu erreichen. Die Geschichte zeigt, dass Sanitärversorgung die Grundvoraussetzung für Gesundheit, soziale Verbesserungen und für Wohlstand ist. Öffentliche Gesundheit führt zu gesellschaftlichem Wohlstand. Viele Länder stehen im Bereich der Sanitärversorgung heute dort, wo Europa am Beginn des 19. Jahrhunderts gestanden hat. Ohne bessere Sanitärund Wasserversorgung ist eine nachhaltige Entwicklung schwer möglich.

Aufgrund der Erfahrungen aus England und neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse über Hygiene, begann man Mitte des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland mit der Zentralisierung der Wasserversorgung und baute Abwasserkanäle. 1892 brach noch einmal eine große Cholera-Epidemie in Hamburg aus. Dort gab es zwar eine zentrale Wasserversorgung, man hatte aber darauf verzichtet, das Trinkwasser aus der Elbe zu filtrieren. 16.000 Menschen erkrankten, über 8.000 starben. Als der Mediziner Robert Koch die Lebensbedingungen in den Hamburger Armenvierteln sah, sagte er fassungslos: „Meine Herren, ich vergesse, dass ich in Europa bin!“

Seit 2010 ist der Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung ein von der UN-Generalversammlung anerkanntes Menschenrecht. Im Juli 2013 wurde der Welttoilettentag am 19. November als offizieller Welttag der Vereinten Nationen ausgerufen. Gleichzeitig wurde die UN-Resolution „Sanitation for All“ verabschiedet. Hygiene: Hygiene definiert die vorbeugende Medizin, d.h. die Gesamtheit aller Bestrebungen und Maßnahmen zur Verhütung von Krankheiten und Gesundheitsschäden beim Einzelnen und bei der Allgemeinheit, besonders hinsichtlich der durch das Zusammenleben der Menschen (Infektionskrankheiten und Epidemien) und durch den Beruf (Arbeitshygiene) entstehenden bzw. bedrohenden Krankheiten (Gesundheitsberichterstattung des Bundes). Abwasserbeseitigung: Die Sammlung, der Transport, die Aufbereitung und die Entsorgung oder Wiederverwendung menschlicher Ausscheidungen oder häuslichen Abwassers entweder durch kollektive Systeme oder durch Anlagen, die einen Einzelhaushalt oder ein Einzelunternehmen versorgen (GTO).

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Übungen: Modul 1 -3 Modul 1: Brainstorming zu Entwicklungszusammenarbeit Ziel der Übung

Die SchülerInnen erhalten einen ersten Einblick in das Feld der Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Hierzu gehören nationale und internationale politische, soziale, ökonomische und ökologische Rahmenbedingungen sowie die unterschiedlichen Einsatzfelder und Akteure der EZ. In Gruppenarbeiten, die je nach Altersstufe variieren, wird das bestehende Wissen der SchülerInnen zu EZ zusammengetragen, ergänzt und anschließend im Plenum vorgetragen. Fotos aus Ländern des globalen Südens, die im Internet recherchiert werden können, regen eine Diskussion über globale Problemdimensionen an und ermöglichen so die Verknüpfung zu den Millenniumsentwicklungszielen (MDGs).

Dauer Teilnehmer Material

30 – 40 Minuten 3 Gruppen a 5-8 Personen

Aufgabe

Was fällt Euch zu folgenden Themengebieten im Zusammenhang mit Entwicklungszusammenarbeit bzw. humanitärer Hilfe ein?

Zeitlicher Ablauf

Die Zeiten sind als Orientierung gemeint und variieren von Klasse zu Klasse und Gruppe zu Gruppe: Erklärung des Übungsablaufs und Gruppeneinteilung : 5 min Diskussion in der Gruppe und notieren der Ergebnisse : 15 min Vorstellung der Ergebnisse im Plenum : 10 min Auswertung und Reflexion: 5 min

Durchführung der Übung

Als Einstieg zur Übung können mittels Fotos aus Ländern des globalen Südens gemeinsam mit den SchülerInnen globale Problemdimensionen gesammelt werden.

Verschiedenfarbige Karteikarten (Eine Farbe/Gruppe) Je eine beschriftete Karte mit Schwerpunktthema: Länder der EZ, Akteure der EZ, Themengebiete/Arbeitsfelder der EZ Weltkarte Fotos aus Ländern des globalen Südens (Recherche im Internet) Flipchartmarker Metawand Stecknadeln/Kreppband

Jeder Gruppe wird ein Themengebiet zugeteilt. Untereinander sollen die SchülerInnen diskutieren, was ihnen zum jeweiligen Schwerpunktthema einfällt. Jede/r bekommt eine Karte, auf die er ein Stichwort/Vorschlag zu der gestellten Aufgabe aufschreibt. Anschließend gibt er/sie die Karte an den Nachbarn im Uhrzeigersinn weiter. Jede/r Schüler/in hat 30 Sek. pro Stichwort Zeit. Fällt ihm in dieser Zeit nichts ein, gibt er die Karte unbearbeitet weiter. Wichtig ist zu erwähnen, dass die SchülerInnen alles aufschreiben, was ihnen annähernd dazu einfällt, falsche Beiträge gibt es nicht! Anschließend werden die gesammelten Ergebnisse im Plenum den anderen SchülerInnen vorgestellt und an der Metawand unter die Karte des jeweiligen Schwerpunktthemas geheftet. Die ReferentInnen/LehrerInnen erläutern die visualisierten Beiträge und ergänzen diese bei Bedarf.

Auswertung und Reflexion

Nach der Übung soll ein Überblick über die heutige EZ gegeben werden. Hierzu gehören u.a. die MDGs und die wichtigen globalen Akteure. Dabei sollte auf die Visualisierung der vorangegangenen Gruppenarbeit verwiesen werden.

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Modul 2: Zollstock-Kooperationsübung Ziel der Übung

 Aufeinander achten, miteinander/ zusammen arbeiten, kooperieren  Vertrauen zu den Gruppenmitgliedern, dass sie ihr "Bestes" geben  Erkenntnis: Das eigene Handeln hat auf das Ergebnis der Gruppe Auswirkungen  Erkenntnis: Nur, wenn alle an die Erreichbarkeit des Zieles glauben, kann es erreicht werden.

Dauer Teilnehmer Material

 15 Minuten  15-25 SchülerInnen, 1-2 bis Gruppen à max. 10 SchülerInnen, Verhältnis Mädchen / Jungen etwa gleichmäßig  2 bis 3 Zollstöcke, je nach Klassengröße

Aufgabe

Die TeilnehmerInnen sollen einen ausgeklappten Zollstock auf den Boden ablegen, ohne dass einer den Kontakt zwischen Finger und Zollstock verliert.

Zeitlicher Ablauf

Die Zeiten sind als Orientierung gemeint und variieren von Klasse zu Klasse und Gruppe zu Gruppe. Erklärung des Übungsablaufs · 5 Minuten Durchführung der Übung · 5 Minuten insgesamt Auswertung und Reflexion · 5 Minuten

Durchführung der Übung

Didaktischer Hinweis

Je 8 SchülerInnen stellen sich in zwei Viererreihen gegenüber auf. Die Hände werden in Halshöhe nach vorne ausgestreckt, so dass die Hände der einen Reihe wie ein Reißverschluss mit den Händen der anderen Reihe abwechselnd nebeneinander in der Luft stehen. Zwischen den beiden Händen eines Teilnehmers befindet sich jeweils die Hand des gegenüber stehenden Teilnehmers. Dann strecken alle den Zeigefinger aus. Auf die Zeigefingerreihe wird der ausgeklappte Zollstock gelegt. Aufgabe ist es, den Zollstock auf den Boden abzulegen. Der Zollstock darf nur von unten auf dem Zeigefinger getragen werden, der Zeigefinger muss ständig den Kontakt zum Zollstock halten. Es darf nicht von oben gedrückt werden. Die Übung wird zweimal durchgeführt: Im ersten Durchgang ist Kommunikation nur durch Blickkontakt erlaubt, nicht durch Gestik oder Mimik. Es darf auch nicht gesprochen werden. Im zweiten Durchgang dürfen die SchülerInnen laut sprechen und sich so verständigen. Die Gruppen können die Übung nebeneinander gleichzeitig ausführen, oder nacheinander. Gleichzeitiges ausprobieren bringt den Vorteil, dass alle mit den gleichen Vorkenntnissen beginnen und erst mal kein Vorbild haben können, bei dem es vielleicht geklappt hat. Gruppenprozesse beobachten und zulassen: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Gruppen zu dem Punkt kommen, wo sie aufgeben wollen und den Glauben an die Erreichbarkeit des Ziels verlieren (Grund hierfür ist, dass der Zollstock erst einmal nach oben wandert, anstatt sich Richtung Boden zu bewegen). Dieser Prozess darf und soll durchlebt werden. Ist dieser Punkt erreicht, sollte der Moderator eingreifen und die Gruppe ermutigen es noch einmal zu versuchen, diesmal dürfen/sollen die TeilnehmerInnen miteinander sprechen. Wenn es eine Gruppe geschafft hat, dauert es nicht lange und die anderen schaffen es auch.

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Auswertung und Reflexion

Die einzelnen Gruppen beischreiben im Plenum, wie sie die Übung wahrgenommen haben:  Was habt ihr gefühlt?  Was konntet ihr bei euch und den anderen Gruppenmitgliedern beobachten?  Was löst es beim Einzelnen innerlich aus, wenn die Gruppe es erst mal nicht schafft?  Gibt es Momente, in denen sich eure Einstellung zur Übung geändert hat, und wie?  Was hat sich verändert, nachdem ihr euch unterhalten durften? In der Auswertung verdeutlichen und reflektieren (siehe auch "Lernziele"):  Gegenseitiges Vertrauen, dass jeder sein "Bestes" gibt  Erkenntnis, dass das eigene Handeln auf das Ergebnis der Gruppe Auswirkungen hat Die Übung kann als Einstieg zum Toilet Walk genutzt werden, um den SchülerInnen die Wichtigkeit von Partizipation zu verdeutlichen.

Brücke zur EZ

Voraussetzung für die Erreichung des gesetzten Zieles ist, dass alle Beteiligten an dessen Erreichbarkeit glauben und überzeugt sind, dass das Team die Fähigkeiten dazu hat. Wenn das Ziel zu hoch gesteckt ist, glauben die Beteiligten nicht daran und können es auch nicht erreichen. Besonders in der Entwicklungszusammenarbeit ist es deswegen wichtig, die Ziele mit den Beteiligten zu entwickeln, und nicht von außen zu bestimmen. Wenn ein Gruppenmitglied die Vorhaben boykottieren will, kann er mit seinem Verhalten das gesamte Projekt zum Scheitern bringen. In der Entwicklungszusammenarbeit ist es deswegen wichtig, darauf zu achten, dass die Projektbeteiligten alle "an einem Strang" ziehen, und das ist nur möglich, wenn alle Beteiligten selber Interesse am Erreichen des Zieles haben. Das haben sie nur, wenn sie einen Nutzen darin sehen, das Projekt sich nach dem Bedarf der Beteiligten richtet und ihrer Kultur entspricht.

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Modul 2 und 3: Toilet Walk – Toilet Talk: Die Schulklobegehung Ziel der Übung

Praktische Übung zur Vorgehensweise bei Projekten der Entwicklungszusammenarbeit und zu Partizipation 

Ermöglichung eines Perspektivwechsels zur Toilettensituation in der Schule durch gemeinsame Analyse möglichst vieler InteressensvertreterInnen



Sensibilisierung für das Thema Toilette ausgehend von der eigenen Situation und den eigenen Bedürfnissen

Eine strukturierte Begehung der Schultoiletten eröffnet den TeilnehmerInnen einen differenzierten Blick auf deren Bedeutung, Zustand und Nutzungsgewohnheiten. Durch das Befassen mit der Thematik wird das Tabu aufgeweicht und es kann offen über die Toilettensituation gesprochen werden. An der Begehung nehmen auch weitere Personengruppen (LehrerInnen, Schulleitung, HausmeisterInnen und wenn möglich noch weitere InteressenvertreterInnen) teil. Dadurch sollen unterschiedliche Sichtweisen auf die Toilettensituation gesammelt und aufgezeigt und eine anschließende Diskussion in Form eines runden Tischs ermöglicht werden. Durch diese Vorgehensweise findet eine Auseinandersetzung auf gleicher Augenhöhe zwischen allen Beteiligten statt. Es wird die Grundlage geschaffen, in den nachfolgenden Modulen auf die Ergebnisse der Begehung immer wieder Bezug zu nehmen und außerdem Analogien zu den Ländern mit sanitärem Notstand aufzuzeigen. Dauer Teilnehmer

Material

110 Gemischte Kleingruppen mit jeweils 5 – 10 Personen (abhängig von der Größe der sanitären Anlagen); Teilnahme von verschiedenen Personengruppen (Stakeholdern) wie z.B. Schulleitung, HausmeisterIn, LehrerInnen etc. erforderlich Klebepunkte, verschiedene Farben je Personengruppe 2 x Flipchartpapier mit „Rankingstrahl“ und Fragen: 1. 2.

Wie wichtig ist mir das Schulklo? Ranking: gar nicht wichtig – sehr wichtig Wie beurteile ich die Qualität der Schulklos? Ranking: sehr schlechte Qualität – sehr gute Qualität

Karteikarten, unterschiedliche Farben je Stakeholder Flipchartmarker Aufgabe

Die SchülerInnen begehen gemeinsam mit LehrerInnen, Schulleitung, HausmeisterIn etc. die Schultoiletten und reflektieren sie anhand der Vier-Sinne-Inspektion (Sehen, Hören, Riechen, Fühlen) nach Dr. Tom Keating (Project CLEAN, USA). Im Anschluss finden ein Ranking („Jede Stimme zählt“Bewertung) und eine Plenumsdiskussion statt.

Zeitlicher Ablauf

Die Zeiten sind als Orientierung gemeint und variieren von Klasse zu Klasse und Gruppe zu Gruppe: Erklärung des Übungsablaufs und Gruppeneinteilung 5 min Toilet Walk: 50 min Auswertung und Reflexion 55 min

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Durchführung „Toilet Walk“ 55 Min.

Angeleitet durch einen/eine ModeratorIn (Person aus dem Kreise der SchülerInnen, Eltern oder LehrerInnen) führt die Kleingruppe den Toilet Walk durch. Es sollte darauf geachtet werden, dass repräsentativ sowohl Mädchen- wie Jungentoiletten begangen werden. Anleitung: Moderation der „Vier-Sinne-Inspektion“ Der/Die ModeratorIn führt die TeilnehmerInnen durch die Gedankengänge, welche im folgenden Text in eckigen Klammern [ … ] geschrieben stehen. Um eine aktive Mitarbeit sicherzustellen, kann der/die LeiterIn des Rundgangs der Gruppe Fragen stellen, die mit Anführungszeichen „ … “ gekennzeichnet sind. Außerhalb der Toiletten- und Waschräume Wir beginnen den Rundgang außerhalb der Räume. Zuerst machen wir uns bewusst, wo wir uns befinden. [Es macht für den Umgang mit den Sanitärräumen einen Unterschied, ob sich diese neben der Mensa, in der Turnhalle, unter einer Treppe oder neben dem Büro der Schulleitung befinden]. Wir nehmen aktiv wahr, wie das Umfeld auf uns wirkt und warum. [Hierfür spielt es eine Rolle, ob der Bereich gut einsehbar und ausgeleuchtet ist, bzw. ob hier bereits Vandalismus oder Graffitis vorzufinden sind]. Wir betrachten die Beschilderung. „Wie erkennt man, dass es sich um Toilettenräume handelt?“ [Mit welchen Begrifflichkeiten oder Bildern werden die SchülerInnen angesprochen? Gibt es eine Raumnummer, mit der man Verschmutzungen oder Schäden schnell und präzise melden kann?] Innerhalb der Toiletten- und Waschräume Wir treten ein und bleiben – falls vorhanden – im Vorraum stehen. Nun wollen wir vier unserer fünf Sinne einsetzen (hören, riechen, tasten, sehen). Hören: Wir verschließen alle die Augen. „Was hören wir?“ Was könnte man hören? [Tropfender Wasserhahn, laufende Toilettenspülung, Surren eines Lüfters, Geräusche von draußen, etc.]. Wir öffnen die Augen und überprüfen, woher Geräusche kamen, bzw. ob wir etwas hätten hören sollen, das wir aber nicht gehört haben (z.B. ein nicht funktionierender Lüfter). Riechen: Wir verschließen wieder die Augen. „Wonach riecht es?“, „Ist der Geruch angenehm oder nicht?“ [TeilnehmerInnen werden sich hier oftmals nicht einig. Wir sollten uns für die späteren Diskussionen bewusst werden, dass Menschen Eindrücke unterschiedlich wahrnehmen oder beschreiben]. Tasten: Wir öffnen wieder die Augen und berühren alle zwei oder drei Gegenstände im Raum. „Aus welchen Materialien sind diese Gegenstände?“ [Wir machen uns bewusst, dass Objekte je nach Material oder Oberflächenbeschaffenheit schnell oder weniger schnell kaputt gehen bzw. leichter oder schwerer zu reinigen sind]. Sehen: Als nächstes betrachten wir den Raum mit unseren Augen. Wir beginnen mit der Decke. [Funktionieren alle Leuchten? Hängen Stalaktiten aus Klopapier an der Decke? Gibt es Verschmutzungen oder Defekte?]. Wir betrachten die senkrechten Flächen, wie Wände, Spiegel und Türen. [Erkennt man Überbleibsel vergangener Ausrüstungselemente? Liegen Graffitis, Tags oder Scratchitis vor?]. Wir betrachten den Fußboden, inkl. Ecken. [Liegt hier Müll? Wächst hier Schimmel? Ist der Boden nass oder verschmutzt?] Vorhandensein und Funktionsfähigkeit von Objekten Als nächstes benennen und zählen wir alle Objekte und überprüfen deren Funktion. Wir beginnen mit der Zugangstür und der Beleuchtung. [Ist die Tür von innen verschließbar? Wo und wie kann das Licht betätigt werden?]. Das Durchzählen aller Objekte stärkt das Bewusstsein dafür, was vorhanden ist und macht uns darauf aufmerksam, was fehlt. (Spiegel , Waschbecken, Wasserhähne, Seifenspender,

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Handtuchhalter, Toilettenpapierhalter, Hygienebehälter, Toilettenpapierhalter, Mülleimer, Heizung, etc.). Wir wiederholen den Vorgang in jedem der Räume und nehmen uns wirklich die Zeit, jedes Objekt zu testen. „Wer in der Runde wusste schon vor der Begehung von spezifischen Defekten oder Vandalismus, wie spritzenden Wasserhähnen, Texte der Schmierereien in den Kabinen oder defekte Türschlösser?“ Wie stellen fest, dass die Schülerinnen und Schüler den Ort am besten kennen! Der Vorgang wird in den Toilettenräumen des anderen Geschlechts wiederholt. Hierbei sollten geschlechtsspezifische Unterschiede der Räume aktiv angesprochen werden (Mülleimer für Hygieneartikel bei den Mädchen, Urinale mit oder ohne Sichtschutzwände bei den Jungs, etc.).In diesem Zusammenhang sollte mit den SchülerInnen auch reflektiert werden, wie ihr Leben ohne Toilette, Trennwände, fließendes Wasser etc. wäre. So kann immer wieder Bezug genommen werden auf die Situation von Menschen, die keinen Zugang zu einer sanitären Grundversorgung haben. Auswertung und Reflexion

1. Ranking – „Jede Stimme zählt“-Bewertung Im Anschluss an die Begehung werden die TeilnehmerInnen aufgefordert durch eine subjektive Einschätzung zum einen die Wichtigkeit, zum anderen die Qualität der Schultoiletten anzugeben. Hierfür werden zwei Poster mit jeweils einem horizontalen Strahl angefertigt und mit Fragen versehen:

Poster 1 Wie wichtig ist mir das Schulklo? (Ranking von „gar nicht wichtig“ bis „sehr wichtig“)

Poster 2 Wie beurteile ich die Qualität der Schulklos? (Ranking von „sehr schlechte Qualität“ bis „sehr gute Qualität“)

Beide Poster werden gut sichtbar im Raum aufgehängt. Jedem Teilnehmer steht pro Frage ein Klebepunkt zur Verfügung. Jeder Personengruppe (Jungs, Mädchen, HausmeisterIn, Schulleitung, Lehrkräfte, SozialarbeiterIn, Eltern) wird eine andere Farbe zugewiesen. Nun werden die Beteiligten aufgefordert, jeweils einen Punkt pro Poster entlang des Strahls zu kleben. 2. Erläuterung Als nächsten Schritt werden alle TeilnehmerInnen gebeten, jeweils auf ein Kärtchen aufzuschreiben, warum Sie ihren Klebepunkt an der jeweiligen Stelle platziert haben. Hierbei soll der Aspekt herausgegriffen werden, der für sie am wichtigsten für die Beurteilung war. Wiederum können die verschiedenen Personengruppen durch unterschiedliche Farben der Kärtchen kenntlich gemacht werden. Die Kärtchen werden über oder unter den Klebepunkt geheftet. So entsteht eine erste Liste der derzeitigen Probleme, bzw. eine Wunschliste für Verbesserungen. Hierbei sollten auch die verschiedenen Sichtweisen der Geschlechter und der Personengruppen thematisiert werden. Mädchen empfinden zum Beispiel Toiletten oftmals als wichtiger oder bewerten

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den Zustand kritischer als Jungs. Erwachsene haben – je nach Ihrer Rolle – eine andere Sichtweise als SchülerInnen. Das Kleben von „geringer Wichtigkeit“ wird fast immer damit begründet, dass der- oder diejenige sich bemüht, die Schultoiletten zu meiden und gar nicht in der Schule zur Toilette geht. Es sollte danach gefragt werden, wie viele der SchülerInnen die Toiletten nie benutzen oder die Toilette normalerweise meiden. Fragt bei Einzelnen nach: „Würdest Du die Toiletten häufiger nutzen, wenn der Zustand besser wäre?“. Stellt nun die Frage in die ganze Runde: „Wer wünscht sich bessere Toiletten- und Waschräume an der Schule?“. Betont dabei, dass es sich um (fast) alle Beteiligten handelt.

3. Diskussion (partizipativ mit allen „Stakeholdern“, d.h. Beteiligten) Als letzten Schritt findet eine Diskussion unter allen Interessenvertreterinnen zu den Ergebnissen des Toilet Walks und des Rankings statt. Hier soll vom Moderator/der Moderatorin darauf geachtet werden, dass die Diskussion möglichst auf Augenhöhe stattfindet. (30 min) Je nach Situation und Bereitschaft der Verantwortlichen seitens der Schule bzw. nach Wunsch der TeilnehmerInnen wird am Ende von allen InteressenvertreterInnen eine Absichtserklärung unterschrieben, die ein weiteres gemeinsames Vorgehen im Hinblick auf eine Verbesserung der Schultoiletten vereinbart. Am Ende des Moduls wird den Teilnehmerinnen Raum gegeben, Fragen zu stellen, ihre Erfahrungen der Gruppenarbeit mitzuteilen und dem/der ModeratorIn ein Feedback zu geben.

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Modul 3: „Da siehst du was, was Du nicht siehst“ Ziel der Übung

Geeignet im Themenblock Sanitäre Grundversorgung zum Thema Hygiene und Schutz gegen Krankheiten.

Dauer Teilnehmer Material

35 Minuten inkl. thematischer Vorbereitung kleinere und größere Gruppen

Aufgabe

Die SchülerInnen tragen sich auf einer Liste ein (beispielsweise Teilnehmerliste), die unsichtbar mit GlitterBug Puder bestreut ist. Der Puder bleibt unsichtbar an den Händen kleben, kann aber durch die Schwarzlichtlampe sichtbar gemacht werden. Durch Händewaschen ohne Seife kann er nicht entfernt werden. Erst nach gründlichem Händewaschen mit Seife sind auch unter dem Schwarzlicht keine Puderrückstände mehr sichtbar. Hinweis: Der Puder ist gesundheitlich unbedenklich. Trotzdem sollte der Kontakt mit Schleimhäuten vermieden werden. Für genauere Informationen Sicherheitshinweise des Herstellers beachten.

Zeitlicher Ablauf

Die Zeiten sind als Orientierung gemeint und variieren von Klasse zu Klasse und Gruppe zu Gruppe. Thematische Vorbereitung · 10 Minuten Ausfüllen der Teilnehmerlisten · nebenher Durchführung der Übung · 15 Minuten Auswertung und Reflexion · 10 Minuten

Durchführung der Übung

GlitterBug Powder oder Gel (Put Hand Hygiene in a Whole New Light, gefunden bei: www.handhygieneeurope.com) Puderpinsel zum verstreichen des Puders Schwarzlichttaschenlampe 1-2 Blatt Papier, vorher eingepudert

Eingepuderte Listen zum Ausfüllen in die Klasse geben. SchülerInnen dürfen vorher nicht wissen, dass sie eingepudert ist. Die Listen können zu Beginn der inhaltlichen Vorbereitung verteilt werden, so dass sie, wenn das Thema abgeschlossen ist, komplett ausgefüllt sind. Zur inhaltlichen Vorbereitung finden sich Hintergrundinformationen in Modul 3, Sanitärversorgung und Gesundheit. Wir sind überall von Keimen umgeben und haben einige Millionen davon auch in unserem Körper, sogar im Mund. Die meisten davon sind harmlos und sogar wichtig für den Organismus. Es gibt aber auch Keime, die Krankheiten hervorrufen, und vor denen wir uns deswegen schützen müssen. Besonders Fäkalien können Krankheitserreger beinhalten, die, gelangen sie wieder in den menschlichen Körper, Krankheiten hervorrufen können. Gemeinsam kann mit den SchülerInnen zusammengetragen werden was diese Krankheitserreger auslösen können. Anschließend kann mit den SchülerInnen gesammelt werden, welche Möglichkeiten wir im Alltag haben, um uns davor zu schützen. Hierfür kann das F-Diagramm genutzt werden. Nach der inhaltlichen Vorbereitung können die Hände der SchülerInnen mit dem Schwarzlicht näher beleuchtet werden. Anschließend kann getestet werden, sich mit Hände waschen mit Seife im Gegensatz zum Händewaschen nur mit Wasser auswirkt. Gemeinsam mit den SchülerInnen reflektieren und Schlüsse ziehen.

Auswertung und Reflexion

Brücke zur EZ

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Keime können leicht übertragen werden. Seife ist entscheidend, um die Hände sauber zu waschen. Dreckpartikel und Keime werden durch die Seife gebunden und mit ihr weggespült. Normale Seife tötet die Erreger nicht ab, sie bindet sie nur, so dass man sie mit Wasser wegspülen kann.  Händewaschen mit Seife schützt vor Krankheiten. Selbst unter einfachen Verhältnissen kann man sich durch aufmerksames Verhalten und mit wenigen Mitteln vor Krankheiten schützen. Siehe auch: www.tippytap.org

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Handouts Klobalisierte Welt

Inhaltsverzeichnis

Handout 1: Entwicklungszusammenarbeit – Ein Überblick Handout 2: Partizipation - Was heißt das? Handout 3: Sanitärversorgung Weltweit Handout 4: Sanitärversorgung und Umwelt Handout 5: Sanitärversorgung und Hygiene Handout 6: Wasser, Aqua, de l’eau, 水, вода́

Handout 7: Sanitärversorgung und Ernährung Handout 8: Sanitärversorgung und kulturelle Vielfalt Handout 9: Sanitärversorgung und Menschenrechte Handout 10: Toiletten auf der Flucht – Sanitärversorgung in Kriegen und Krisen Handout 10: Öffentlichkeits- und Pressearbeit Literaturliste

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Entwicklungszusammenarbeit - Ein Überblick Definition: Entwicklungszusammenarbeit ist das gemeinsame Bemühen von Industrie- und Entwicklungsländern weltweite Unterschiede in der sozioökonomischen Entwicklung und in den allgemeinen Lebensbedingungen der Bevölkerung dauerhaft und nachhaltig abzubauen. Der Begriff der Entwicklungszusammenarbeit hat den Begriff der Entwicklungshilfe abgelöst, da viele Jahre mühevoller Anstrengungen gezeigt haben, dass man Entwicklungsländern nicht wie einen kranken Patienten einfach durch die Gabe einer „passenden Pille“ helfen kann. Die Erfahrung der Geber- und der Nehmerländer zeigen, dass nur partnerschaftliche und gleichberechtigte Zusammenarbeit (Partizipation) positive Entwicklungen anstoßen kann. Die internationale Gemeinschaft hat deshalb in verschiedenen Abkommen und Verträgen internationale Entwicklungsziele festgelegt.(EZ) Siebedeutet: bilden den Rahmen für die weltweite Entwicklungszusammenarbeit . Entwicklungszusammenarbeit     

Partnerschaftliche Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe Hilfe zur Selbsthilfe beidseitige Verantwortung Langfristige und nachhaltige Entwicklung (sustainable development) Katastrophen- und Nahrungsmittelhilfe

Schwerpunkte der deutschen EZ:     

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Armutsbekämpfung Bildung fördern Gesundheit fördern Ernährung sichern Frieden sichern

Soziale Sicherung Menschenrechte wahren Gute Regierungsführung fördern Klimaschutz Umwelt- und Ressourcenschutz

Ausgaben für EZ (2010): (in Mio. US-Dollar): Länder

Netto ODA

Anteil am BNE

USA

30.353

0,21 %

Deutschland

12.985

0,39 %

Frankreich

12.915

0,50 %

Großbritannien

13.053

0,57 %

Japan

11.054

0,20 %

EU-Mitglieder

69.661

0,46 %

Die Entwicklungsleistungen Deutschlands und anderer Geber werden an der so genannten ODA (Official Development Assistance) -Quote (= Anteil der öffentlichen Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit am Bruttonationaleinkommen, BNE) gemessen. Bis zum Jahr 2015 haben sich die Industriestaaten dazu verpflichtet ihren Anteil auf 0,7% zu erhöhen.

Akteure der EZ: Staatliche Organisationen:

z.B. Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Technisches Hilfswerk (THW), Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM)

Nicht-Staatliche Organisationen:

z.B. German Toilet Organization, Terre des Hommes, Kindernothilfe, Diakonisches Werk (Brot für die Welt), Caritas international, Deutsche Welthungerhilfe, Deutsches Rotes Kreuz, Plan International

Entwicklungszusammenarbeit

Deutschland arbeitet heute mit 50 Kooperationsländern zusammen Südost Europa / Naher Osten Asien

Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Serbien, Ukraine, Afghanistan, Ägypten, Jemen, Jordanien Palästinensische Gebiete, Pakistan, Syrien

Bangladesch, Indien, Indonesien, Kambodscha, Kirgisistan, Laos, Mongolei, Nepal, Tadschikistan, Usbekistan, Vietnam, Philippinen, Sri Lanka, TimorLeste

Lateinamerika und Karibik Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua, Peru

Afrika

Quelle: www.bmz.de

Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Burundi, Ghana, Kamerun, Kenia, Dem. Republik Kongo, Madagaskar, Mali, Malawi, Marokko, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Südafrika, Südsudan, Tansania, Togo, Tunesien, Uganda

Die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) der Vereinten Nationen Im Jahr 2000 haben sich 189 RegierungsvertreterInnen in der Millenniumserklärung verpflichtet, bis 2015: MDG 1: den Anteil der Weltbevölkerung, der unter extremer Armut und Hunger leidet, zu halbieren

MDG 2: allen Kindern eine Grundschulausbildung zu ermöglichen

MDG 3: die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und die Rechte von Frauen zu stärken

MDG 4: die Kindersterblichkeit zu verringern

MDG 5: die Gesundheit der Mütter zu verbessern

MDG 6: HIV/AIDS, Malaria und andere übertragbare Krankheiten zu bekämpfen

MDG 7: den Schutz der Umwelt zu verbessern

MDG 8: eine weltweite Entwicklungspartnerschaft aufzubauen

Im Rahmen der MDGs hat sich die Weltgemeinschaft unter dem Ziel 7 vorgenommen, den Anteil der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung bis 2015 zu halbieren. Während im Bereich Wasser bereits einige Fortschritte erzielt wurden, fehlt es 2,5 Milliarden Menschen – mehr als einem Drittel der Weltbevölkerung – an ausreichender Sanitärversorgung.

Entwicklungszusammenarbeit

Partizipation – Was heißt das? Partizipation bedeutet, dass Menschen die Möglichkeit haben: → sich eine eigene Meinung zu bilden → diese, zum Beispiel in Form von Entwicklungszielen, zu artikulieren → gehört zu werden → mit entscheiden zu können → Veränderungen aktiv zu steuern → Ihre eigenen Projekte zu verwirklichen („ownership“ wird hergestellt) Dadurch werden Menschen Handlungsmöglichkeiten gegeben an wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen teilzuhaben. Partizipation ist ein zentrales Prinzip in der EZ und der Schlüssel für nachhaltige Entwicklung.

Der partizipative Ansatz in der EZ In der EZ wird Partizipation angewendet, um die betroffene Bevölkerung oder lokale Gruppen in die Planung und Durchführung von Projekten aktiv mit einzubeziehen. In der Fachsprache heißt das Participatory Rural Appraisal (PRA) oder auch Participatory Learning and Action (PLA).

Das ermöglicht den Menschen:  Ihre Lebensbedingungen gemeinsam zu erforschen  Die Ergebnisse miteinander zu diskutieren  Aktivitäten mit und ohne Hilfestellung von außen zu planen  Verantwortung zu übernehmen für ihr eigenes Projekt

Am Projekttag simulieren wir solch einen partizipativen Ansatz, in dem wir gemeinsam mit allen relevanten Personengruppen wie z.B. SchülerInnen, LehrerInnen, Schulleitung und HausmeisterIn eine Schulklobegehung durchführen. Die beteiligten machen dabei die Erfahrung, dass die Lösung eines Problems (z.B. der Zustand der Schultoiletten) nur unter Mitwirkung aller und durch ein gegenseitiges Verständnis für die unterschiedlichen Interessen gelingen kann.

Partizipation

Sanitärversorgung weltweit Seit 2010 ist der Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung ein von der UN-Generalversammlung anerkanntes Menschenrecht. Im Rahmen der MDGs hat sich die Weltgemeinschaft vorgenommen, den Anteil der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung bis 2015 zu halbieren. Während im Bereich Wasser schon große Fortschritte erzielt wurden, haben immer noch 2,5 Mrd. Menschen (ca. 40% der Weltbevölkerung) keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen! Die Karte zeigt den Anteil der Weltbevölkerung mit und ohne Zugang zu sanitärer Grundversorgung (in %): Die rot und gelb-grün gefärbten Länder zeigen die Regionen, die sehr stark von einer fehlenden Sanitärversorgung betroffen sind: Anteil der Weltbevölkerung ohne Zugang zu sanitärer Grundversorgung: Lateinamerika und Karibik 109.975.000 oder 18% der Menschen Nordafrika 17.018.700 oder 10% der Menschen Subsahara-Afrika 610.396.600 oder 70% der Menschen Ozeanien 6.483.000 oder 64% der Menschen Ostasien 478.329.200 oder 33% der Menschen Westasien 25.370.900 oder 12% der Menschen Südostasien 176.618.000 oder 29% der Menschen Südasien 1.012.227.000 oder 59% der Menschen

Quelle: WHO/UNICEF (JMP), 2011

Warum Toiletten Leben retten: Gesundheit

Umwelt

In Fäkalien leben diverse Bakterien, Parasiten und Viren die unterschiedlichste Krankheiten auslösen können, wie z.B. Durchfall, Typhus oder Cholera. Die Wahrscheinlichkeit mit diesen Krankheitserregern in Kontakt zu kommen erhöht sich drastisch, wenn man keine Toilette besitzt oder sich nur selten die Hände mit Seife waschen kann. Eine Verbesserung der sanitären Grundversorgung und der Hygienesituation reduziert die Anzahl von tödlich verlaufenden Durchfallerkrankungen um zwei Drittel!

80% der weltweiten Abwässer aus Industrie und Haushalten werden nicht behandelt und gelangen ungeklärt oder nicht ausreichend gereinigt zurück in Flüsse und Gewässer, die wiederum als Trinkwasserquellen dienen. Die dauerhafte Verschmutzung von Grundwasser und Gewässern gefährdet die Gesundheit von Menschen und Umwelt. Weltweite sanitäre Grundversorgung kann verhindern, dass täglich über 375 000 Tonnen unbehandelte Fäkalien in die Natur geleitet werden.

Soziale Entwicklung

Wirtschaftliche Investition

Sanitäre Anlagen tragen zur Armutsbekämpfung bei, indem sie die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit schützen. Angemessene Toiletten sorgen dafür, dass Kinder weiterhin zur Schule gehen können – besonders Mädchen während der Menstruation. Bildung ist die Grundvoraussetzung für eine positive Entwicklung. 194 000 000 Schultage können jährlich durch eine verbesserte sanitäre Grundversorgung gewonnen werden.

Der Zugang zu Toiletten spart viel Zeit, die sonst mit der Suche nach einem Versteck verloren geht. Mehr effektive Arbeitszeit, bedeutet ein höheres Einkommen. Gesunde Kinder verbringen mehr Zeit in der Schule und erhöhen das Bildungsniveau der Gesellschaft. Die Nutzung von menschlichen Ausscheidungen als Rohstoff (z.B. als Düngemittel) fördert das Wirtschaftswachstum. Jeder Dollar, der in sanitäre Grundversorgung investiert wird, erwirtschaftet das 9fache an Wert.

Sanitärversorgung

Was bedeutet das, keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen zu haben?  Fäkalien enthalten viele Viren, Bakterien und Parasiten, die unterschiedlichste Krankheiten auslösen können, wie z.B. Durchfallerkrankungen, Typhus oder Wurminfektionen.  Allein an den Folgen von Durchfallerkrankungen sterben täglich über 4000 Kinder unter 5 Jahren, das sind unter Kindern mehr Sterbefälle als an Tuberkulose, Malaria und HIV/AIDS zusammen genommen.  80% der Krankheiten und 25% der Sterbefälle in Entwicklungsländern werden durch mangelhafte Hygiene, verschmutztes Wasser und verunreinigte Nahrung verursacht.  Durch mangelhafte Sanitärversorgung an Schulen gehen jährlich fast 200 Millionen Schultage verloren. Vor allem Mädchen sind davon betroffen wenn sie ins Menstruationsalter kommen und es keine Toiletten oder einen „privaten Ort“ in der Nähe gibt.  Frauen setzen sich der Gefahr von sexuellen Übergriffen aus, wenn sie zum Beispiel nachts ins Freie müssen, um einen geschützten Ort für ihr „Geschäft“ zu suchen.  Keine Toilette zu haben, ist nicht nur schädlich für die Gesundheit des Menschen, sondern auch für die Umwelt. 90% der weltweiten Abwässer werden nicht behandelt und gelangen so ungeklärt oder nicht ausreichend gereinigt zurück in Flüsse und Gewässer. Dabei können behandelte menschliche Fäkalien und häusliches Abwasser eine wichtige Ressource darstellen, denn aufbereiteter Urin und Fäzes sind wertvolle Dünger und Bodenverbesserer. Einfache Lösungen sind ein Anfang Schon eine simple Grubenlatrine mit Abluftrohr wie auf der Abbildung zu sehen, kann die Lebenssituation und Gesundheit der Menschen deutlich verbessern.

Fliegengitter

Luftzug

Durch ein Abluftrohr wird gewährleistet, dass der Geruch nicht in das Klohäuschen gelangt und der Trocknungsprozess wird beschleunigt.

Belüftungsrohr

Wichtig für die Hygiene ist auch, dass Fenster und auch das Abluftrohr mit Fliegengittern geschlossen werden, denn Fliegen sind ein Hauptüberträger von Fäkalkeimen. Fliegen

Sanitärversorgung

Sanitärversorgung und Umwelt

Über 90% der weltweiten Abwässer aus Industrie und Haushalten werden ungereinigt in Flüsse, Seen oder Meere abgeleitet. Gewässer können sprichwörtlich sterben, wenn zu viele Nährstoffe in sie hinein gelangen. Fäkalkeime sind darüber hinaus eine Gefahr für den Menschen. Sie sind verantwortlich für lebensgefährliche Erkrankungen (z.B. schwere Durchfallerkrankungen wie Typhus oder Cholera). Sanitärsysteme helfen dabei, die Natur und uns Menschen zu schützen: sie verhindern, dass Gewässer mit Nährstoffen und unsere Trinkwasserressourcen mit Krankheitserregern verunreinigt werden. Abwassersysteme Gängige Abwassersysteme (z.B. Berlin)

Industrie

Aufbereitung

Haushalte

Landwirtschaft

In gängigen Abwassersystemen wird das Wasser unter viel energieaufwand geklärt. Dabei werden wertvolle Nährstoffe, die in unseren Fäkalien vorhanden sind, zerstört. Im Gegenzug wird für Landwirte unter hohem energieaufwand künstlicher Dünger hergestellt, der die gleichen Nährstoffe beinhaltet wie unsere Fäkalien. Das heißt, dass unser gängiges Abwassersystem nicht nachhaltig und kein geschlossener Kreislauf ist.

Kunstdünger

Kläranlage

Nachhaltige Abwasserund Sanitärsysteme

Wasserkreislauf Nährstoffkreislauf

Nachhaltige Abwasserund Sanitärsysteme Sammlung von funktionieren als Kreislauf. Wasser, das wir der Natur Abwasser entnehmen, gelangt nur wiederaufbereitet zurück in unsere Gewässer. Die Bauern nutzen neben der Gülle von Tieren auch menschliche Fäkalien als Dünger. Sie enthalten viele Nährstoffe, die die Pflanzen zum Wachsen brauchen. Glossar der englischen Wörter: Agricultural Use: landwirtschaftliche Nutzung Collection: Sammlung von Abwasser Domestic Use: Nutzung im Haushalt Industrial Use: Nutzung in der Industrie Purification: filterung/Reinigung Recharge/Reuse: Wiederverwendung Treatment: Aufbereitung des Abwassers Water sources: Wasserressourcen Water Distribution: Wasserverteilung

Bildquellen: http://www.sswm.info

Nachhaltige Sanitärversorgung – was heißt das? Damit ein Sanitärversorgungssystem nachhaltig ist, muss es:  Für die Menschen wirtschaftlich tragbar sein (wichtige Frage: Ist es finanzierbar, auch für ärmere Bevölkerungsschichten?)  sozial akzeptiert sein (wichtige Fragen: Wird es von der Bevölkerung adäquat genutzt? Wurden z.B. kulturelle Unterschiede beim Bau der Sanitäranlagen und bei der Toilettennutzung bedacht?)

Sanitärversorgung und Umwelt

 technisch angepasst und organisatorisch geregelt sein (wichtige Fragen: Welche Ressourcen gibt es vor Ort? Ist Klopapier vorhanden? Wer kümmert sich, wenn etwas kaputt geht?)  die Umwelt und natürliche Ressourcen schonen (wichtige Fragen: Gibt es Landwirtschaft? Kann der Urin als Dünger weiter verwendet werden?) Sanitärversorgung birgt weitere Potentiale wenn man menschliche Ausscheidungen (Fäzes und Urin) als Ressource begreift: eine einfache Behandlung verwandelt Urin in einen umweltfreundlichen Dünger und durch Kompostierung wird aus Fäkalien ein wertvoller Bodenverbesserer. Gerade für ärmere Bevölkerungsschichten, die häufig in der Landwirtschaft tätig sind, kann das eine echte Alternative zu teuren, synthetischen Düngemitteln sein. Das schützt die limitierten Phosphorvorkommen und spart die Energie, die zur Herstellung von Kunstdünger erforderlich sind. Außerdem können Fäkalien als erneuerbare Energiequelle genutzt werden, denn ihre Vergärung erzeugt Biogas. Mittels Trenntoiletten können Urin und Fäzes separiert werden. Anschließend können die Produkte als Düngemittel und Bodenverbesserer in der Landwirtschaft eingesetzt werden:

Trenntoiletten können bei richtiger Benutzung Urin und Fäkalien trennen

Der Urin wird in Kanistern, die getrockneten Fäzes mit Eimern entnommen. Getrocknet riechen sie nicht.

Nachhaltige oder ökologische Sanitärversorgung (engl.: sustainable sanitation)

Die Fäzes können kompostiert werden und anschließend als frischer Humus in der Landwirtschaft eingesetzt werden

Urin kann anschließend als Flüssig-Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden Bildquelle: www.flickr.com/photos/gtzecosan (Abb. verändert durch GTO)

Sanitärversorgung bedeutet Umweltschutz

Fäkalien als erneuerbare Energiequelle: durch die Vergärung von Fäzes und Urin einer einzigen Peron können ca. 22 Liter Biogas pro Tag erzeugt werden.

2.200 kg Holz braucht eine Familie ohne Zugang zu sauberem Wasser jährlich, um verschmutztes Wasser zum Trinken abzukochen. Das sind ca. 17 Bäume

Sanitärversorgung und Umwelt

Einige Toiletten benötigen nur wenig oder gar kein Wasser. Die Wahl des Sanitärsystems sollte dir vor Ort verfügbaren Wasserressourcen berücksichtigen.

Händewaschen und sanitäre Anlagen sind die beste Präventivmedizin!

Sanitärversorgung und Gesundheit/Hygiene

Menschliche Fäkalien sind gefährlich. In den Fäkalien leben diverse Bakterien, Parasiten und Viren die unterschiedlichste Krankheiten auslösen können, wie zum Beispiel Durchfall, Typhus oder Cholera. Die Wahrscheinlichkeit mit diesen Krankheitsauslösern in Kontakt zu kommen erhöht sich drastisch, wenn man keine Toilette besitzt oder nur selten die Möglichkeit hat sich die Hände mit Seife zu waschen. Ohne angemessene Toiletten und häufiges Händewaschen können diese Krankheitsauslöser leicht auf Menschen übertragen werden, z. B. über Fliegen, dreckige Hände oder Essen:

Das F-Diagramm zeigt uns die Übertragungswege von Keimen: Wenn ich keine Toilette besitze und mein „Geschäft“ im Freien verrichten muss und ich auch nicht die Möglichkeit habe, mir die Hände mit Seife zu waschen, so können sich Keime ganz leicht ausbreiten. Sie gelangen über Fliegen, über unsere Felder, Flüsse/Seen (unser Trinkwasser) und unsere Finger (Hände) zu unserem Futter (Essen und Trinken). Dadurch nehmen wir die Keime in uns auf, die die oben genannten Krankheiten bei uns auslösen können.

Sanitärversorgung und Hände waschen mit Seife helfen dabei, die Übertragungswege der Keime zu unterbrechen.

Sanitärversorgung und Gesundheit

Durchfallerkrankungen im weltweiten Vergleich:

Quelle: www.worldmapper.org

 Je aufgeblähter das Land, umso mehr Durchfallerkrankungen kommen unter der Bevölkerung vor. 88% der tödlichen Verläufe von Durchfallerkrankungen werden auf eine mangelhafte sanitäre Grundversorgung und fehlenden Zugang zu sauberem Trinkwasser zurückgeführt. Durchfallerkrankungen sind die zweithäufigste Todesursache bei Kindern unter 5 Jahren. Täglich sterben weltweit bis zu 4000 Kinder an den Folgen mangelnder Sanitäreinrichtungen. Wusstest Du,  dass sich zwischen unserer Fingerspitze und unserem Ellbogen zwischen 2 und 10 Millionen Bakterien tummeln?  dass sich in Deutschland nur 64 % der Frauen und nur 32% der Männer nach dem Toilettengang die Hände mit Seife waschen?  dass Keime bis zu drei Stunden auf unseren Händen überleben können? Darum sind Toiletten und Händewaschen mit Seife die beste Präventivmedizin:  Eine Studie hat gezeigt, dass durch richtiges Händewaschen das Risiko an Durchfall zu erkranken um 43-48% gemindert werden kann  Eine Verbesserung der sanitären Grundversorgung und der Hygienesituation reduziert die Anzahl von tödlich verlaufenden Durchfallerkrankungen um zwei Drittel!  Die Benutzung einer einfachen Toilette reduziert die Häufigkeit von Durchfallerkrankungen um 32 Prozent!  194 000 000 Schultage können jährlich durch eine verbesserte sanitäre Grundversorgung in Schulen gewonnen werden, denn gerade Mädchen bleiben der Schule fern wenn sie ihre Periode bekommen und keine Toiletten in der Nähe sind. Bauanleitung für ein Tippy Tap: Ein Tippy Tap ist eine einfache Konstruktion, die wir selbst bauen können, um uns die Hände mit Seife zu waschen. Da wir dafür sehr wenig Wasser benötigen, eignet sich das Tippy Tap hervorragend für Regionen, in denen es kein fließendes Wasser gibt oder Wassermangel herrscht. Die Materialien für ein Tippy Tap sind kostengünstig und können so auch von ärmeren Familien erworben werden. Eine Bauanleitung in Englisch findet ihr auf www.tippytap.org.

Sanitärversorgung und Gesundheit

Agua, Wasser, de l’eau, 水, вода́ Wasser begegnet uns Menschen vielerorts und ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens: Der Mensch besteht zu 60% aus Wasser und benötigt täglich 1,5l zum Trinken. Die Erdoberfläche ist zu 71% mit Wasser bedeckt, wovon 97,5% Salzwasser ist und 2,5% Süßwasser. Jedoch ist Wasser auch kulturell von großer Bedeutung, zum Beispiel im Ski- und Wassersport oder bei religiösen Riten wie z.B. der Taufe. Quelle: Arte 2011

Die Nutzung von Trinkwasser Der tägliche Trinkwasserverbrauch des deutschen Durchschnittsbürgers liegt bei ca. 129 Litern. Er setzt sich zusammen aus den Teilbereichen Baden, Duschen und Körperpflege (64l), Toilettenspülung (34l), Wäsche waschen (15l), Geschirrspülen (8l), Raum-, Auto-, Gartenreinigung (8l) sowie Trinken & Kochen (5l). Zum Vergleich: ein US-Bürger verbraucht um die 300l pro Tag während in Indien täglich ca. 25l pro Person genutzt werden. Wasserverbrauch summiert sich schnell, wie einige Beispiele hervorheben:

2-3 l

Jedoch haben nicht alle Menschen dieser Erde Zugang zu diesen Wassermengen, geschweige denn überhaupt Zugang zu sauberem Trinkwasser. Letzteres trifft auf 800 Millionen Menschen zu. Die problematischsten Gebiete in dieser Hinsicht sind Länder südlich der Sahara und einige Länder in Asien und Ozeanien wie die Mongolei, Papua Neuguinea und Afghanistan (WHO&UNICEF 2006). Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) braucht der Mensch mindestens 20 Liter sauberes Wasser am Tag, um gesund leben zu können: 3 – 5 Liter zum Trinken und Kochen, den Rest für die Hygiene. Für größere Familien kommen so Mindestwassermengen zusammen, die ohne einen Wasseranschluss in der Nähe unmöglich beschafft werden können. In vielen Ländern ist Wasserholen traditionell Frauensache. Oft muss das kostbare Nass lange Wege ( 6 km) zum Wohnort getragen werden, was mehrere Stunden in Anspruch nimmt und Schwerstarbeit bedeutet. Manchmal tragen Frauen und Mädchen bis zu 20 l auf einmal, zuzüglich zum Gewicht des Behälters und ggf. eines Kindes auf dem Rücken.

Trinkwasserbrunnen, Indien

Wo sauberes Wasser fehlt und die Menschen keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen haben, können sich Krankheitserreger und Parasiten besonders schnell verbreiten. Schätzungen zufolge sterben jährlich mehr als 1,6 Millionen Kinder an Krankheiten, die mit verschmutztem Wasser zusammenhängen – etwa alle 20 Sekunden ein Kind. Das hat auch soziale Folgen: Kinder, die krank sind können nicht zur Schule gehen und Erwachsene können nicht arbeiten, was wiederum die Armutssituation verschärft.

Sanitärversorgung und Wasser

Virtuelles Wasser Aber wir verbrauchen auch virtuelles Wasser: es benennt die gesamte Menge an Wasser die zur Herstellung eines Produkts, eines Lebensmittels oder einer Dienstleistung verbraucht oder verschmutzt wird. Dieser Verbrauch ist wesentlich höher und beträgt 5300l pro Bundesbürger/Tag. Beispielsweise benötigt die Produktion von 1kg Rindfleisch um die 15.000l Wasser. Insgesamt hat ein Rind 200 kg knochenloses Fleisch, weswegen die dreijährige Lebenszeit 3 Millionen Liter virtuelles Wasser verbraucht. Problematisch hierbei ist, dass das meiste virtuelle Wasser aus Regionen stammt, die ohnehin schon wenig Wasser zur Verfügung haben. Deswegen verschlechtert sich die Wassersituation in diesen Ländern um ein weiteres (Quelle: Arche noVa 2012). Der Hauptteil des verbrauchten virtuellen Wassers (70%) konzentriert sich auf die weltweite Landwirtschaft (Block, 2012, in Vernetzte Erde).

1kg Rindfleisch: 15.455 l

Futterherstellung 15.300l

Trinken 120l

Soviel virtuelles Wasser steckt in…

Eine Tomate: 13l

Ein Hamburger: 2.400l

Anlagenpflege & Schlachten 35l

Ein Auto: 380.000l

Virtuelles Wasser verringern:

 Gemüse und Obst aus deiner Region und zur entsprechenden Saison verzehren  Niedriger Fleischverbrauch (Futter wird oft in ärmeren Ländern hergestellt)  Bei Kleidung und technischen Produkten auf Qualität und Langlebigkeit achten  Recyclingpapier benutzen Der Weltwassertag wird seit 1993 jährlich am 22. März begangen. In diesem Jahr (2015), der Verabschiedung der neuen globalen Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals - SDGs), wird der Weltwassertag unter dem Motto „Wasser und nachhaltige Entwicklung“ stehen. Der Weltwassertag wirbt in der breiten Öffentlichkeit und der Politik für die Bedeutung des Wassers als Lebensgrundlage der Menschheit. Es gibt zwei Hauptziele des Themenjahres: einerseits soll die Bedeutung von Wasserversorgung für eine nachhaltige Entwicklung unterstrichen werden, andererseits sollen Schwachpunkte bezüglich des heutigen Zugangs zu Wasser kommuniziert werden.

Sanitärversorgung und Wasser

Sanitärversorgung und Ernährung, nutrition, alimentación, пита́ние Weltweit leiden rund 870 Millionen Menschen unter Hunger. Das bedeutet, dass jeder achte Mensch nicht genügend zu Essen hat, um ein gesundes und aktives Leben zu führen. 98% der Menschen, die das betrifft leben in sogenannten Entwicklungsländern (FAO 2012). Der Kartenausschnitt zeigt die Regionen der Erde, die besonders stark von Hunger betroffen sind. Mehr als die Hälfte der Menschen, die weltweit hungern, leben im asiatisch-pazifischem Raum – ca. 563 Millionen. Rund 30% der Hungernden leben in Sub-Sahara Afrika. Hier leiden 239 Millionen Menschen an Hunger (State of Food Insecurity in the World, FAO 2012). Der Großteil des Welthungers (65%) verteilt sich auf sieben Länder: Indien, China, Demokratische Republik Kongo, Bangladesch, Indonesien, Pakistan und Äthiopien (FAO 2012).

Warum müssen Menschen hungern? Die Gründe für Hunger sind vielschichtig und reichen von Kriegen, Klimaveränderungen, Umwelt-zerstörung, stark anwachsenden Bevölkerungs-zahlen und Staatsverschuldung bis hin zu ungerechter Landverteilung. Auch Krankheiten wie HIV/AIDS oder Malaria tragen zur weltweiten Hungersituation bei. An den Folgen von Hunger und Unterernährung sterben jedes Jahr mehr Menschen als an HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen genommen (WFP 2013). Ein weiterer Grund für Hunger sind steigende Lebensmittelpreise. Allein von 2005 bis 2008 stiegen die

Nahrungsmittelpreise laut einer Studie der Weltbank (WB) um 83 %. Durch gestiegene Preise für Nahrungsmittel sind seit 2010 ca. 44 Millionen Menschen – davon allein 30 Millionen Kinder – in extreme Armut verfallen (WB). Wer arm ist, leidet oftmals an Hunger und wer Hunger hat, kann die benötigte Energie und Kraft nicht aufbringen, um zu arbeiten. Kann man nicht arbeiten, fehlen die finanziellen Mittel, die wiederum benötigt werden, um Lebensmittel einzukaufen (FAO 2012). So entsteht ein Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist.

Hunger – was heißt das? Von Hunger spricht man, 1) 2)

wenn ein Mensch seinen Energiebedarf nicht decken kann, weil er eine zu geringe Menge an Nahrung zu sich genommen hat und/oder der Körper die aufgenommen Vitamine oder Mineralien nicht mehr ausreichend verwerten kann.

Nimmt ein Mensch nicht genügend Nährstoffe auf, so spricht man von Unterernährung. Hunger bzw. Unterernährung stellen eines der größten Gesundheitsprobleme in Entwicklungsländern dar. In ihrer Folge reduziert der Körper seine Leistungsfähigkeit und wächst kaum noch. Körperliche Arbeit wird zur Qual und die geistige Leistungsfähigkeit verringert sich.

Trinkwasser, werden Durchfallerkrankungen begünstigt. Diese hindern, besonders bei Kindern, das gesunde Wachstum und die Entwicklung. Das Immunsystem leidet und der Körper wird anfälliger für weitere Krankheiten. Der vom Durchfall geschwächte Körper ist dann oftmals nicht mehr in der Lage, lebenswichtige Nährstoffe in ausreichendem Maße aufzunehmen. Der gesundheitliche Zustand der Betroffenen verschlimmert sich immer mehr, wobei sich Hunger und Krankheit in einem immer wiederkehrenden Kreislauf verstärken.  Die Bekämpfung von Unterernährung trägt dazu bei, jährlich 2,6 Millionen Kindern unter fünf Jahren das Leben zu retten (UNICEF, 2011)

Leben Betroffene in einem Umfeld ohne sanitäre Grundversorgung und ohne Zugang zu sauberem

Sanitärversorgung und Ernährung

Sanitärversorgung als Schlüsselfaktor gegen Unterernährung und Hunger In vielen Regionen der Erde, die von Hunger betroffen sind, gehört auch Wassermangel zum Alltag. Heute haben rund 780 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die wenigen Wasserstellen und verfügbaren Nahrungsmittel sind häufig mit Fäkalkeimen verschmutzt. Denn viele Menschen, die in diesen Regionen leben, haben keinen Zugang zu einer Abwasserentsorgung und zu Toiletten. Sie müssen ihr Geschäft im Freien verrichten. Wo sauberes Wasser zum Kochen, Trinken und Waschen und sanitäre Anlagen fehlen, können sich Krankheitserreger und Parasiten besonders schnell ausbreiten. Über das verschmutzte Wasser werden

Durchfallerkrankungen wie zum Beispiel Cholera oder Typhus übertragen. Gerade für Menschen, die durch Hunger geschwächt sind und deren Körper, auf Grund dieser Durchfallerkrankungen nicht mehr genügend Nährstoffe aufnehmen kann, stellt das eine große Gefahr dar. Denn kontaminierte Lebensmittel und verunreinigtes Trinkwasser schwächen den Körper zusätzlich und machen ihn anfälliger für weitere Infektionen. 

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitärversorgung und ausreichend Nahrung für alle Menschen könnte jährlich 3,4 Millionen Leben retten (UNICEF, 2011)

Wie jetzt? Aus den Kloabfällen wird Dünger und Kompost? Sanitäre Anlagen tragen nicht nur zur Ernährungssicherheit bei, indem sie viele Menschen vor Infektions- und Durchfall-erkrankungen bewahren, sondern sie helfen auch, aus den ‚Kloabfällen‘ Kompost und Dünger herzustellen. Beides macht die Erde fruchtbarer und sichert dadurch Ernteerträge. Ein gutes Beispiel stellt die Baumtoilette „Arborloo“ dar, bei welcher die Fäzes (=Kot) in einer Grube unter der Toilette gesammelt und dann mit Rindenmulch oder Asche zugedeckt wird. Dadurch wird der Kot getrocknet und keimfrei gemacht. Sobald die Grube voll ist, wird das Klohäuschen versetzt. Auf die mit dem entstandenen Kompost gefüllte Grube wird ein Nutzbaum gepflanzt. Auch der Urin kann wiederverwendet werden: er ist keimfrei und kann nach einer einfachen Behandlung als umweltfreundlicher Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden.

WORLD FOOD DAY - Welternährungstag Alle fünf Sekunden stirbt ein Mensch an den Folgen der Unterernährung. Aus diesem Anlass haben die Vereinten Nationen den 16. Oktober zum jährlichen Welternährungs- bzw. Welthungertag erklärt. Er soll darauf aufmerksam machen, dass weltweit viele Millionen Menschen an Hunger leiden. Dieser Tag wurde ausgewählt, weil am 16. Oktober 1945 die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO (Food and Agriculture Organization) als Sonderorganisation der UNO gegründet wurde. Ihre Aufgabe ist es, die weltweite Ernährung sicherzustellen. Der Welternährungstag steht jedes Jahr unter einem anderen Motto.

Sanitärversorgung und Ernährung

Kulturelle Vielfalt – Wie geht die Welt aufs Klo? Der Gang zur Toilette überschreitet alle Grenzen von Nationalität, sozialer Klasse, Religion und Alter. Jeder Mensch muss mal und die Benutzung der Toilette macht uns alle gleich. Pro Jahr suchen wir das stille Örtchen im Schnitt 2500-mal auf. Wir verbringen gut und gerne 3 Jahre unseres Lebens auf einer Toilette. Wie wir uns erleichtern und auch, wie wir uns danach reinigen kann dabei von Land zu Land, je nach Kulturkreis und Religion unterschiedlich sein. Woher kommt die Toilette? Die Entwicklung der Toilette geht einher mit dem Übergang der Menschheit vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit. Funde aus Schottland belegen, dass auf der britischen Insel schon vor 5.000 Jahren Gebäude errichtet wurden, in denen man sich erleichtern konnte (vermutlich mit Wasserspülung). Die Sumerer im heutigen Irak sollen sogar schon über Toilettenräume mit Wasserspülung verfügt haben. Und auch bei den alten Indern, Ägyptern und Kretern soll es sehr sauber zugegangen sein. Vorreiter waren auf dem Gebiet der Toilette die Griechen und Römer. Sie bauten in ihren Städten vor knapp 2.500 Jahren Gemeinschaftslatrinen und Abwassersysteme. Mit dem Untergang des römischen Reichs gerieten diese Errungenschaften allerdings Antike öffentliche Toilette in Vergessenheit und so verrichteten die Europäer des Mittelalters ihre Notdurft wieder im Freien. Erst im 19. Jahrhundert veränderte sich die Situation. Nachdem die Bevölkerungszahlen in Städten wie London und Paris stark stiegen, der Gestank durch die anfallende Menge an Fäkalien unerträglich wurde und Krankheiten wie die Cholera sich ausbreiteten, mussten Maßnahmen ergriffen werden. Deshalb baute man 1858 in London ein Abwassersystem, welches die Fäkalien aus der Stadt transportieren sollte und nicht mehr direkt in die Themse leitete. Hundert Jahre zuvor ließ sich der Engländer Alexander Cummings die Toilette mit Wasserspülung und Siphon gegen eine zu starke Geruchsentwicklung patentieren. Deutschlands erste Toilette mit Wasserspülung wurde 1860 aus England importiert und auf Schloss Ehrenburg in Coburg für Queen Victoria installiert. Bis diese Erfindung in allen deutschen Haushalten zu finden war, dauerte es allerdings. Noch in den 1950er Jahren besaß bei weitem nicht jeder Haushalt seine eigene Toilette, sondern man teilte sie sich mit seinen Nachbarn. Wasserklosett von A. Cummings, Toilette Anfang 20. Jhdt.

Die Welt der Toiletten Auch Toilettenmodelle können vollkommen unterschiedlich sein. Es gibt sie aus Holz, Keramik oder Plastik, mit und ohne Wasserspülung, zum Sitzen oder Hocken, mit einem, zwei oder drei Löchern – je nachdem ob man Fäzes und Urin trennt, um die Stoffe anschließend wieder zu verwenden. Das auffallendste Merkmal ist die Unterscheidung zwischen Sitz- und Hocktoilette. Hocktoiletten sind in zahlreichen Ländern Asiens, Nordafrikas, Südeuropas, aber auch in Frankreich und Russland verbreitet. Sie haben den Vorteil, dass sich der Darm in der Hockposition besser entleeren kann und nicht gequetscht wird, wie bei der Sitztoilette. Das Sitzen wiederum bietet mehr Komfort bei der Erledigung seines Geschäfts.

Sitztoilette

Hocktoilette

Toilette aus Holz

Trenntoilette für Fäzes und Urin

Sanitärversorgung und kulturelle Vielfalt

Trenntoilette für Fäzes, Urin und Waschwasser

Die Reinigung nach dem Geschäft – Wischer vs. Wascher So unterschiedlich Toilettenmodelle sein können, so verschieden sind auch die anschließenden Reinigungsmethoden. Die Hauptunterscheidung liegt dabei auf „Wischer“ und „Wascher“. Während „Wischer“ für die Reinigung alle möglichen Feststoffe wie z.B. Blätter, Papier, Maiskolben oder Steine verwenden, benutzen „Wascher“ einfach Wasser. Vor allem im asiatischen Raum sowie in muslimisch geprägten Ländern reinigt man sich mit der linken Hand unter laufendem Wasser, meist aus einem Becher oder Schlauch. Wegen dieser Aufgabe gilt die linke Hand als unrein. Dies ist auch der Grund, warum man sich mit der rechten Hand begrüßt und beim Essen ohne Besteck (von der Hand in den Mund) ausschließlich auf die rechte Hand zurückgreift. Auch die Art und Weise, wie Toilettenpapier benutzt wird, ist kulturell unterschiedlich. Während es in Europa üblich ist das Toilettenpapier zu falten, wird es im anglo-amerikanischen Raum zu einem Bausch geknüllt. Je nachdem welche Technik verwendet wird und welche Festigkeit das Papier aufweist, unterschiedet sich der durchschnittliche Verbrauch an Papier: in Belgien werden pro Jahr und Person ca. 10 kg Klopapier benötigt, in Großbritannien beinahe 18 kg und in den USA und Kanada bis zu 25 kg. Deutschland liegt im Mittelfeld mit 15 kg. Egal welche Methode für die Reinigung verwendet wird, es gilt: Nach dem Gang zur Toilette die Hände mit Seife waschen!

Wascher vs. Wischer – unterschiedliche Reinigungsmethoden

Kleine Geschichte des Toilettenpapiers Bevor das Toilettenpapier erfunden wurde, benutzte man Hilfsmittel aller Art und was gerade zur Hand war: Alte Lumpen, Heu, Moos, Gräser, Stöcke, Schwämme, Schafswolle bis hin zum lebenden Huhn. Seeleute benutzten auf hoher See öfters mal ein Tau um sich zu säubern. Das erste Toilettenpapier wurde im 14. Jahrhundert für den chinesischen Kaiser produziert. Diese Erfindung wurde im 19 Jahrhundert vom Amerikaner Joseph Gayetty weiter entwickelt. Er verkaufte das erste industriell hergestellte Klopapier in Schachteln. Das perforierte Toilettenpapier auf Rollen, wie wir es heute Toilettenpapier im 19. Jhrdt. kennen, stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. In Deutschland gründete Hans Klenk 1928 die erste Toilettenpapierfabrik. Eine Rolle bestand aus 1000 Blatt rauen Krepppapiers. Erst ab 1958 verbreitete sich das weichere Tissue-Papier, das auf der Haut viel angenehmer ist und Patentzeichnung der das wir heute noch benutzen. 1.Toilettenpapierrolle

Welttag der kulturellen Vielfalt, 21. Mai Der Welttag der kulturellen Vielfalt wurde im Jahr 2002 durch die UNESCO eingeführt. Er findet seitdem am 21. Mai statt. Er dient dazu, das Bewusstsein für kulturelle Vielfalt zu schaffen und den Dialog zwischen den unterschiedlichen Kulturen zu verstärken. Er geht zurück auf die im November 2001 verabschiedete Erklärung der UNESCO Generalversammlung zur kulturellen Vielfalt, in der es heißt: „Kulturelle Vielfalt spiegelt sich wider in der Einzigartigkeit und Vielfalt der Identitäten, die die Gruppen und Gesellschaften kennzeichnen, aus denen die Menschheit besteht. (…). Aus dieser Sicht stellt sie das gemeinsame Erbe der Menschheit dar und sollte zum Nutzen gegenwärtiger und künftiger Generationen anerkannt und bekräftigt werden.“ Literaturhinweise o Planet Wissen: Klo-Kultur – heimlich oder ungeniert: http://www.planet-wissen.de/natur_technik/anatomie_mensch/verdauen/klo_kultur.jsp o Toilette: Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Toilette o Deutsche UNESCO Kommission e.V.: Allgemeine Erklärung zur kulturellen Vielfalt: http://www.unesco.de/443.html

Sanitärversorgung und kulturelle Vielfalt

Wasser und Sanitärversorgung als Menschenrecht Im Juli 2010 haben die Vereinten Nationen das Recht auf Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung als Menschenrecht anerkannt. Dieser Status ist völkerrechtlich nicht verbindlich. Das heißt, das Recht ist weder einklagbar, noch sind damit konkrete Verpflichtungen für die Staaten verbunden. Dennoch lenkt es die Aufmerksamkeit auf eine zentrale globale Herausforderung: die gerechte Verteilung der Wasser- und Sanitärversorgung.

Quelle: www.unhcr.org

Was sind Menschenrechte? Menschenrechte sind Rechte, die jedem Menschen allein aufgrund seines Menschseins zustehen. Sie sind darauf ausgerichtet, die Würde jedes Menschen zu wahren, und weisen grundlegende Merkmale auf:  Menschenrechte sind angeboren und unveräußerlich: Sie stehen jedem Mensch »von Geburt an« zu und können weder erworben, verdient oder verliehen noch aberkannt oder verwirkt werden.  Menschenrechte sind egalitär: Sie stehen allen Menschen gleichermaßen zu, ohne Ansehen »der Rasse, der Hautfarbe, des Geschlechts, der Sprache, der Religion, der politischen oder der sozialen Anschauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, des Vermögens, der Geburt oder des sonstigen Status«. Ihrer Natur nach lassen Menschenrechte keinerlei Diskriminierung zu.  Menschenrechte sind unteilbar: Sie bedingen sich wechselseitig und schützen in ihrer Gesamtheit die Würde des Menschen. Bürgerliche, politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte bilden daher eine Einheit.  Menschenrechte sind universell: Ihrem Anspruch nach gelten Menschenrechte weltweit. Über Traditionen und kulturelle Eigenheiten hinweg beschreiben sie einen Grundbestand an Rechten, der für alle Menschen gelten soll. Die Tatsache, dass die Menschenrechte in aller Welt täglich gebrochen werden, zeigt, dass die Rechte nicht ein für alle Mal gegeben, sondern immer wieder eingefordert werden müssen. Das Menschenrecht auf Wasser- und Sanitärversorgung Sauberes Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (kurz WASH) gehören zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen und sind für eine gesunde Entwicklung des Einzelnen sowie für die nachhaltige Entwicklung von Gesellschaften unverzichtbar. Seit 2010 ist der Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung ein von der Vollversammlung der Vereinten Nationen anerkanntes Menschenrecht. Es legt fest, dass Wasser- und Sanitärversorgung für alle verfügbar, sicher, kulturell akzeptabel und allen zugänglich sein muss. Bei der der Planung und Umsetzung von WASHEinrichtungen sollten die Bedürfnisse von Risiko- und Randgruppen beachten werden. Dabei ist es wichtig, die Bevölkerung zu informieren und zu beteiligen. Ein fehlender WASH-Zugang führt zu hohen Kindersterblichkeitsraten, verminderten Bildungschancen und einer Gefährdung der Ernährungssicherheit.

Quelle: www.welthungerhilfe.de

Wasser- und Sanitäreinrichtungen müssen folgende Kriterien erfüllen:  Verfügbarkeit: Jeder Mensch braucht genügend Wasser für den persönlichen und häuslichen Gebrauch. Dies schließt etwa Wasser zum Trinken, zur Essenszubereitung, zum Putzen und Waschen sowie die persönliche Hygiene ein. Laut der Weltgesundheitsorganisation sind zwischen 50 und 100 Liter Wasser pro Tag pro Person nötig, um diese Grundrechte zu gewährleisten.  Qualität: Das Wasser muss sauber sein und darf keine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. Sanitäre Anlagen müssen in hygienischer und technischer Hinsicht sicher sein.  Annehmbarkeit: Wasser und Sanitärversorgung müssen von den Nutzern akzeptiert werden. Für Sanitäranlagen bedeutet das, dass kulturelle Anforderungen in Bezug auf die technische Beschaffenheit, den Ort und die Bedingungen für die Errichtung und Benutzung von sanitären Einrichtungen berücksichtigt werden– beispielsweise der Schutz der Privatsphäre. Beim Wasser müssen akzeptable Farbe, Geruch und Geschmack sichergestellt sein.

Sanitärversorgung und Menschenrechte

 Erreichbarkeit: Wasserquellen und Sanitäranlagen müssen gut erreichbar sein und im Haushalt oder seiner unmittelbaren Nähe liegen. Spezielle Bedürfnisse beispielsweise von Menschen mit Behinderungen sind zu berücksichtigen. Nach Definition von UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation darf die Wasserquelle nicht mehr als 1.000 Meter vom Haus entfernt liegen, das Wasserholen darf maximal 30 Minuten dauern.  Bezahlbarkeit: Die Menschen müssen auch finanziell in der Lage sein, die Einrichtungen zu nutzen. Staaten müssen dafür Sorge tragen, dass Wasser und Sanitärversorgung erschwinglich sind, so dass alle Menschen tatsächlich Zugang dazu haben – im Extremfall müssen sie kostenlos gewährleistet werden. Das UN-Entwicklungsprogramm gibt an, dass die Kosten für Wasser nicht mehr als drei Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen sollen. In einigen wenigen Ländern ist das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung auch in den nationalen Verfassungen enthalten. Ein Beispiel hierfür ist Kenia, welches als „wasserarmes Land“ gilt. Der Zugang zu Wasser und Sanitärversorgung ist nicht selbstverständlich Wir können uns in Deutschland nur schwer vorstellen, was es bedeutet, keinen Zugang zu Wasser und Sanitärversorgung zu haben. Für viele Menschen ist jedoch genau das die Realität. Sie müssen ihre Notdurft im Freien verrichten. Hinter einem Busch, einem großen Stein oder gar bis abends warten, um Schutz vor den Augen der anderen zu suchen. Wir haben keine Vorstellung davon, wie es sich anfühlt dabei der Gefahr von wilden Tieren ausgesetzt zu sein oder einer Vergewaltigung zum Opfer zu fallen. Auch nicht, wie es ist, täglich mehrere Stunden laufen zu müssen, um schwere Wasserkanister nach Hause zu tragen, anstatt zur Schule zu gehen, zu arbeiten oder am sozialen und kulturellen Leben teilzunehmen. Viele andere Menschenrechte können ohne Sanitärversorgung nicht verwirklicht werden. So ist diese beispielsweise Voraussetzung für die Verwirklichung des Rechts auf Gesundheit und auch die Rechte auf angemessene Unterkunft und auf Bildung können ohne dieses Element nicht vollständig verwirklicht werden. Quelle: www.wsp.org

Tag der Menschenrechte Am 10. Dezember ist der Internationale Tag der Menschenrechte. Die UN erinnert damit jährlich an die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte einigten sich am 10. Dezember 1948 die damals 56 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen erstmals auf einen gemeinsamen Katalog von Grundrechten basierend auf Gleichheit, Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit. Sie schufen damit ein Wertesystem, das für alle Menschen gelten sollte – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion, Alter, sozialem Status oder politischer Überzeugung.

Literaturhinweise o

Amnesty International e.V.: http://www.amnesty.ch/de/aktiv/briefe-schreiben/briefmarathon/bin-before-2010/vorinformationen-fuerschulen/downloads/mr_kurz_erklaert_08.pdf

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Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: http://www.politikundunterricht.de/2_05/menschenrecht.pdf

o

UNICEF e.V.: http://www.younicef.de/wasser-menschenrecht.html

o

Water and Sanitation Program (WSP):https://www.wsp.org

Sanitärversorgung und Menschenrechte

Toiletten auf der Flucht – Sanitärversorgung in Kriegen und Krisen Laut UNO- Flüchtlingshilfe befinden sich derzeit weltweit fast 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht. Neun von zehn Flüchtlingen (86 Prozent) leben in sogenannten Entwicklungsländern. Die meisten Flüchtlinge weltweit fliehen lediglich in ein angrenzendes Nachbarland. Den größten Teil, rund 33,3 Millionen Menschen, bilden jedoch sogenannte Binnenvertriebene (Internally Displaced People – IDP). Diese Menschen fliehen innerhalb ihres eigenen Landes, ohne dabei internationale Landesgrenzen zu überschreiten. Zum Schutz aller Flüchtlinge, Binnenflüchtlinge, AsylbewerberInnen, RückkehrerInnen und Staatenlose auf der ganzen Welt ist das Hohe Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) verantwortlich. Pakistan, 2005

Humanitäre Hilfe/ Nothilfe: Leben retten → Leid lindern → Erhalt und Schutz der Menschenwürde

© Reuters/Adrees Latif

Als Humanitäre Hilfe/ Nothilfe bezeichnet man Maßnahmen zum Schutz und zur Versorgung von Menschen in einer humanitären Notlage, die über eine Erstversorgung hinausgehen. Sie ist geleitet von den Grundsätzen: Humanität, Neutralität, Unbefangenheit und Unabhängigkeit. Nothilfe ist immer befristet und beinhaltet Aktivitäten unmittelbar nach der Katastrophe. Unterscheidet wird grundsätzlich zwischen Naturkatastrophen, wie beispielsweise Überschwemmungen, Erdbeben oder Stürme und sogenannten menschenverursachten Katastrophen, wie beispielsweise Kriege und Unruhen, Terrorismus oder Ölkatastrophen. In Deutschland ist das Auswärtige Amt / Außenministerium für die Humanitäre Nothilfe verantwortlich. Die Zielgruppe, welche Hilfe benötigt, ist meist sehr groß. Arten von humanitären Katastrophen: → Plötzlich auftretende, lokale Notsituation: Überschwemmungen, Erdbeben, schwerwiegender industrieller Unfall → Weit ausgedehnte Notsituationen: Kriege, Bürgerkriege, saisonale Überschwemmungen

Quelle: Kath. Kirche, UNHCR, Taz

→ Langsam entstehende Notsituationen: Dürre, Hungersnöte, wirtschaftlicher Zusammenbruch

Warum Sanitärversorgung? Sauberes Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (kurz: WASH) gehören zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen und sind gerade in Notsituationen von lebensrettender Dringlichkeit und Bedeutung. Zu Sanitärversorgung gehört die Fäkalienentsorgung, Bekämpfung von Krankheitsüberträgern und deren Kontrolle, Entsorgung fester Abfälle und die Entwässerung. Ansteckende Krankheiten und Erreger in Fäkalien können ein großes Risiko für Menschen darstellen denn sie bieten den optimalen Nährboden für Krankheitsüberträger. Wenn sehr viele Menschen in einem beengten Gebiet, wie etwa in einem Camp zusammenleben, gibt es ein sofortiges Sanitärproblem, welches sich sehr schnell immer mehr verschlimmert, wird dem nicht umgehend entgegen gewirkt. Im Flüchtlingslager Goma beispielsweise, während des RuandaGenozids, wurden 85 Prozent aller Todesfälle in der frühen Notphase durch fäkal-orale Übertragungen von Durchfallerkrankungen verursacht. Eine adäquate Sanitärversorgung kann die Häufigkeit von Durchfallerkrankungen um 39 Prozent, und angemessene Wasserversorgung um 15-20 Prozent senken. Quelle Fotos: Georg Ecker, ÖRK Sanitärversorgung in Kriegen und Krisen

Sanitärversorgung in Notsituationen Im Flüchtlingslager Dadaab in Kenia (siehe Bild), leben seit Mitte der 90er Jahre ca. 500.000 Menschen. Am Tag werden hier ca. 137.000 Liter Fäzes und ca. 685.000 Liter Urin produziert. Eine sehr große Gefahr ist hier zum Beispiel der Ausbruch von Krankheiten wie Cholera, hervorgerufen durch fäkal-verschmutztes Wasser und mangelnde Hygiene. Eine solche Situation erfordert, die Umwelt der Menschen frei zumachen von Ansteckung oder Verseuchung, durch menschliche Exkremente. Krankheitsübertragungen können vermieden werden durch eine adäquate sanitäre Grundversorgung, wenn Menschen von Fäkalien getrennt werden.

Quelle: ARD

Frauen und Mädchen: 80 Prozent der Flüchtlinge weltweit sind Frauen, Mädchen und Kinder. Frauen sind in Notsituationen oft allein verantwortlich für Kinder, ältere Menschen und Verletzte, trotz Chaos und Flucht. Obwohl Ressourcen knapp und Nöte viel höher sind, hängen Familien in Notsituationen sehr stark ab von der Fähigkeit der Frauen zu kochen, zu waschen, Wasser zu holen und die Kinder zu versorgen. Doch wenn Frauen und Mädchen dazu gezwungen sind ihre Notdurft im Freien zu verrichten, sind sie oft schutzlos Vergewaltigungen und sexuellen Belästigungen ausgesetzt. Adäquate Sanitärversorgung bietet Frauen und Mädchen Privatsphäre, Schutz und Würde und ist so von enormer, weitreichender Bedeutung. Quelle Foto: Georg Ecker, ÖRK

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Beispiel: Sanitärlösungen für den akuten Katastrophenfall – die Peepoo Bag Einsatz bei dem Taifun Haiyan, Philippinen, 2013 Was ist Peepoo?  Einweg-Toilette aus biologisch abbaubarem Beutel mit Urea-Beschichtung. (Urea (Harnstoff) ist ein Stickstoffdüngemittel, der eingesetzt wird, um einen enzymatischen Prozess zu starten, wodurch die Fäkalien in Ammoniak und Karbonat zerfallen und hygienisiert werden)

Warum Peepoo?  um die Zeit zu überbrücken zwischen Latrinenbau und deren Funktion  als Ergänzung zu Latrinen während der Nacht und starkem Regen  in Schulen, bis Latrinen gebaut sind und funktionieren

Internationaler Welttag des Flüchtlings, 20. Juni Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es auf der Welt über 50 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene. Die UN-Vollversammlung hat den 20. Juni zum zentralen internationalen Gedenktag für Flüchtlinge ausgerufen, welcher seit 2001 stattfindet. Dieser Tag wird in vielen Ländern von Aktivitäten und Aktionen begleitet, um auf die besondere Situation und die Not von 51,2 Millionen Flüchtlingen aufmerksam zu machen. Der Weltflüchtlingstag ist den Flüchtlingen, Asylsuchenden, Binnenvertriebenen, Staatenlosen und RückkehrerInnen auf der ganzen Welt gewidmet, um Hoffnungen und Sehnsüchte nach einem besseren Leben zu würdigen. Sanitärversorgung in Kriegen und Krisen

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Literaturhinweise o

UNO-Flüchtlingshilfe: http://www.uno-fluechtlingshilfe.de/fluechtlinge/zahlen-fakten.html

o

UNHCR – The UN Refugee Agency: http://www.unhcr.de/unhcr/events/weltfluechtlingstag.html

o

WHO – World Health Organization: http://www.who.int/water_sanitation_health/diseases/diseasefact/en/

o

Peepoople:http://www.peepoople.com/how-we-work/humanitarian-response/

Sanitärversorgung in Kriegen und Krisen

Öffentlichkeits- und Pressearbeit Öffentlichkeitsarbeit ist die Kunst, durch das gesprochene oder gedruckte Wort, durch Handlungen/Aktionen oder durch sichtbare Symbole für eine Sache (z.B. für die eigene Organisation, für ein wichtiges Thema etc.) Schlagzeilen zu machen. Dabei ist es wichtig sich vorher zu überlegen, wen man mit seiner Botschaft erreichen will, wie man dabei vorgeht und was beim Empfänger der Botschaft ankommen soll. Merke: Wer sagt was zu wem durch was (oder wie) und mit welcher Wirkung?

WER

„Kommunikator“: Wir (SchülerInnen, LehrerInnen, GTO, etc.)

WAS

Inhalt der Botschaft / Ereignis / Nachricht / Information  Was will ich sagen?  Wie wichtig ist die Nachricht/Botschaft?

ZU WEM

Zielgruppe: Öffentlichkeit/Gesellschaft, Passanten, Journalisten, MitschülerInnen, Familie, Freunde, Bekannte, Politiker, Interessierte  Wie erreiche ich die Zielgruppe?  Kann die Zielgruppe die Botschaft verstehen?

WIE oder DURCH WAS

Medien: Artikel in Zeitungen/Magazinen, TV-Auftritt, Radiobeitrag, Interviews, Demonstration, Kampagne, Flyer, Plakate, Nachrichten, Versammlungen, Pressemitteilung  Wie muss ich eine Botschaft kommunizieren, damit Medien darüber berichten?  Aktive Pressearbeit

Mit WELCHER WIRKUNG

Wirkung: Interesse hervorrufen, informieren, Aufmerksamkeit erregen, Mitstreiter finden  Erreiche ich meine Ziele?  Vorsicht: Trete ich mit meiner Botschaft jemandem auf die Füße?

Warum bekommt ein Ereignis die Aufmerksamkeit der Medien? A) Durch einen hohen Wert der Botschaft / Nachricht: 1. Neuigkeit

Ist das Ereignis etwas Neues?

2. Nähe 3. Tragweite

Betrifft das Ereignis mich selbst oder Menschen in meiner Nähe (Nachbar, Berlin, Deutschland, Europa, Welt…)? Wie viele Menschen betrifft das Ereignis?

4. Prominenz

Kenne ich beteiligte Personen oder den Ort des Ereignisses?

5. Dramatik

“Bad news are good news!” (dt.: „schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten”)

6. Kuriosität

Ist das Ereignis seltsam und ungewöhnlich?

7. Konflikt

Müssen wir uns vor einem solchen Ereignis fürchten und schützen?

8. Gefühle

Liebe, Schmerz, Angst, Hass, Leidenschaft

9. Fortschritt

Schneller, höher, weiter!

Öffentlichkeits- und Pressearbeit

B) Durch aktive Pressearbeit:  Ein Ereignis muss angekündigt werden, damit die Journalisten auch davon erfahren.  Man muss den Journalisten in einer Pressekonferenz oder in Interviews Rede und Antwort stehen.  Man sollte eine Pressemitteilung verfassen und verbreiten.  Die Medien sollten die Möglichkeit bekommen schöne und aussagekräftige Bilder (Presse) oder Filmbeiträge (Fernsehen) zu machen.

C) Stellt euch vor ihr seid Fotograf. Was ist ein aussagekräftiges Foto?  Es enthält die Botschaft,  etwas Prominentes (Promi, bekannter Ort etc.),  das Foto ist lebendig (Menschen),  und zeigt etwas Besonderes, Neues oder Kurioses

D) Für das Verfassen von Pressemitteilungen und Medienbeiträgen sind folgende Fragen wichtig / zu beantworten:  Was geschah?  Wer ist beteiligt?  Wo geschah es?  Wann geschah es?  Wie geschah es?  Warum geschah es?

E) Die Botschaften, die vermittelt werden sollen, sollten dabei verständlich für Andere sein:  Klare Sprache,  einfache Wortwahl,  kurzer und einfacher Satzbau,  übersichtliche Satzfolge,  aktiv und lebendig sprechen / schreiben (die handelnden Personen in den Mittelpunkt stellen!)

F) Welche Wirkung soll unsere Botschaft haben:  wir möchten den Menschen in positiver Erinnerung bleiben  wir möchten so viele Menschen wie möglich erreichen  wir möchten Interesse und Engagement für die Themen Sanitärversorgung und Entwicklungszusammenarbeit wecken

Öffentlichkeits- und Pressearbeit

Literaturliste Wichtige Weblinks zur Entwicklungszusammenarbeit  Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) mit ihren Unterzielen: www.unric.org/html/german/mdg/index.html  BMZ, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: www.bmz.de  Weltwärts (Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung): www.weltwaerts.de  Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): www.giz.de  Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag e.V. (Landesnetzwerk der Berliner entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen: Auflistung der meisten in Berlin ansässigen NGOs): www.ber-ev.de  Die Vereinten Nationen, übersichtliche Infoseite auf Deutsch: www.unric.org/de Wichtige Weblinks zur Sanitärversorgung  UN-Water: Mechanismus innerhalb der Vereinten Nationen, der zur Unterstützung der Staaten bei der Erreichung der Millennium Entwicklungsziele (MDGs) im Wasserbereich eingerichtet wurde: www.unwater.org  German Toilet Organization (GTO): gemeinnütziger Verein, der im Oktober 2005 in Berlin gegründet wurde. Die GTO ist ein Netzwerk von Menschen, die Erfahrungen und Ideen aus unterschiedlichen Fachrichtungen einbringen, um an gemeinsamen Zielen zu arbeiten: www.germantoilet.org  UNICEF und Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellen Statistiken und Infos rund um das Thema Wasser- und Sanitärversorgung zur Verfügung: www.wssinfo.org Wichtige Weblinks zu Wasser, Hygiene, Ernährung, kulturelle Vielfalt, Menschenrechte  UNICEF: Kinderhilfswerk der Vereinten www.unicef.de/download/I_0086.pdf

Nationen,

Infoblatt

zu

Wasser

und

Sanitär

weltweit:

 Tippytap Organisation, Informationen rund um die Wichtigkeit von Händewaschen. Hier gibt es auch die Bauanleitung zu TippyTaps (eine einfache Konstruktion, mit der man sich die Hände waschen kann und gleichzeitig Wasser spart): www.tippytap.org/  Food and Agriculture Organization http://www.fao.org/home/en/

(FAO),

Welternährungsorganisation

der

Vereinten

Nationen:

 Aktion Grundwasserschutz, Infos zum Thema Wasser und Handlungsmöglichkeiten für den Einzelnen: www.aktiongrundwasserschutz.de  Planet Wissen: Klo-Kultur – heimlich oder ungeniert: http://www.planetwissen.de/natur_technik/anatomie_mensch/verdauen/klo_kultur.jsp  Weltgesundheitsorganisation (WHO), Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen: www.who.int  Weltwassertag der Vereinten Nationen, Infos unter: www.unesco.de/wassertag.html  Welternährungstag der Vereinten Nationen, Infos unter: http://www.fao.org/world-food-day/contest/en/  Welttag der kulturellen Vielfalt: Deutsche UNESCO Kommission e.V.: Allgemeine Erklärung zur kulturellen Vielfalt: http://www.unesco.de/443.html Literaturliste

 Tag der Menschenrechte, Infos unter: http://www.unesco.de/5182.html  Internationaler Welttag des Flüchtlings, Infos unter: http://www.unhcr.de/unhcr/events/weltfluechtlingstag.html

Literaturliste

IMPRESSUM Herausgeber: Die German Toilet Organization e.V. (GTO) ist ein gemeinnütziger Verein, der 2005 in Berlin gegründet wurde und sich weltweit für eine Verbesserung der Sanitärversorgung zum Schutz von Umwelt, Gesundheit und Menschenwürde einsetzt. Die GTO trägt sich über ehrenamtliches Engagement sowie Spenden und beantragte Förderungen durch öffentliche Stellen, Stiftungen oder Sponsoring. Das Projekt „Klobalisierte Welt“ wurde als offizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ 2013/2014 ausgezeichnet.

German Toilet Organization e.V. Paulsenstraße 23, D-12163 Berlin Fon: + 49 (0)30. 41 94 43 -44 / -45 Email: [email protected] Internet: www.germantoilet.org AutorInnen: Lisa Horkel, Claudia Wiefel, Svenja Ksoll, Udo Köhl, Karl Steigel, Maria Döll, Johannes Rück, Thilo Panzerbieter Fotos: German Toilet Organization e.V. (S.1, 7, 8, 12, 13, 15, 16, 17, 21, 23, 24, 26, 28), Charity Water (S.14), eawag (S.16), Georg Ecker (ÖRK), UNHRC, TAZ Layout: Lisa Horkel

„Klobalisierte Welt“ wird finanziell unterstützt von: Gefördert von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des

Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit Berlin

Der Herausgeber ist für den Inhalt allein verantwortlich. Berlin, 2015