Kapitel 1 Leben nach dem Tod

LEBEN NACHDEM TOD Kapitel 1 Leben nach dem Tod Jeder Mensch, der in diese Welt hineingeboren wird, hat seine Zeit zum Leben und seine Zeit zum Ste...
Author: Margarethe Blau
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LEBEN NACHDEM TOD

Kapitel 1

Leben nach dem Tod

Jeder Mensch, der in diese Welt hineingeboren wird, hat seine Zeit zum Leben und seine Zeit zum Sterben. Vom ersten Moment unseres Lebens an beginnen wir auch zu sterben. Was passiert, wenn diese unausweichliche Stunde näherrückt – und das wird sie bei uns allen einmal – und unsere Seele sich in die Ränge der unzähligen Toten einreiht? Wird das Bewusstsein diesen Moment überleben? – „Wenn ein Mensch stirbt, wird er dann noch einmal leben?“ Hiob stellte diese Frage einmal, so wie fast jeder Mensch seither. Der Mensch unterscheidet sich deutlich von den anderen Geschöpfen der Erde, denn er hat die angeborene Fähigkeit, zunkunftsmäßig zu denken. Während ein Tier in der Gegenwart lebt, wurde der Mensch mit seiner überlegenen Intelligenz so geschaffen, dass er intuitiv über die Zukunft nachdenkt. Er weiß, dass jede Entscheidung, die er trifft, auf irgendeine Weise einen Einfluss auf sein Wohlergehen in diesem Leben hat. Deswegen gibt es, wenn das Bewusstsein den Tod überlebt, eine weitere und weitaus wichtigere Zukunft zu bedenken. Wir nennen diese Zukunft das Leben im Jenseits. Wie wird es in 100 Jahren aussehen; in tausend oder Millionen Jahren? Dies ist die wichtigste Frage von allen. Von jeher fragten sich die Menschen: Überlebt das Bewusstsein den Tod? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Oder ist die Ewigkeit bloß ein traumloser Schlaf ohne Erwachen? Wenn Letzteres wahr ist und das Ende für die Gerechten wie für die Ungerechten gleich aussieht, dann macht es Sinn, dass die Menschen aus dieser gegenwärtigen Zeit so viel Vergnügen wie möglich ziehen und die Zukunft einfach vergessen. Es gibt keinen Grund, für etwas zu arbeiten, wofür es keine Belohnung gibt. Es ist zwecklos, auf etwas zu hoffen, das niemals in Erfüllung

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gehen wird. Sogar der Apostel Paulus sagte: „Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen. ... lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir“ (1.Kor 15,19+32). Doch die meisten Menschen – ob gut oder schlecht – sind nicht davon überzeugt, dass der Tod das Ende ist. Ganz tief im Innersten wissen sie, dass es etwas nach dem Grab gibt. Egal, ob man in christlichen oder heidnischen Ländern wohnt, der Glaube, dass das Bewusstsein den Tod überlebt, ist beinahe universal. Die Moslems haben das islamische Paradies; die Indianer ihre ewigen Jagdgründe; der Hindu sein Nirwana, usw. Nur die Starrsinnigsten oder solche, die unter dem Einfluss von grausamen materialistischen Lehren stehen, bestehen darauf, dass das Grab das Ende bedeutet. Nur diejenigen, deren Sensibilität durch Sünde verhärtet wurde, lehnen die Möglichkeit des Lebens nach dem Tod ab. Für ein Kind ist es ganz natürlich, an ein Leben nach dem Tod zu glauben. Erst nachdem es sich zutiefst in Sünde verstrickt oder sich in den Dingen dieser Welt verfangen hat, versucht es, die Gedanken des Lebens nach dem Tod zu überspielen. Doch selbst dann flüstert ihm eine innere Stimme zu, dass es noch etwas danach gibt; und in den meisten Fällen kann das Kind der Stimme des Bewusstseins nicht entfliehen, die vor dem zukünftigen Tag der Abrechnung warnt. Ist es möglich, dass dieser mächtige und universale Instinkt der menschlichen Seele hinsichtlich der Unsterblichkeit falsch ist? Kann es sein, dass dieser innere Ruf nach einem Leben nach dem Tod nur eine Illusion ist, um den Menschen zu verspotten? Gott bewahre! Die Bibel sagt: „Urflut ruft der Urflut zu ...“ (Ps 42,8). Die Natur selbst lehrt, dass sogar die Instinkte im Königreich der Tiere einen echten Bezug zur Wirklichkeit haben. Wenn eine Brieftaube von ihrem Heimatort fortgenommen wird, bringt sie ihr innerer Instinkt immer zu ihrem Ursprungsort zurück. Selbst wenn es Mitternacht ist und die Entfernung weit, so führt sie der Instinkt in ihrer kleinen Brust doch nicht auf Abwege. Er bringt sie tatsächlich nach Hause. Wie viel wertvoller ist ein Mensch als ein Vogel? Der Lachs, der sein Leben im Meer verbringt, wird kurz vor seinem Tod durch einen seltsamen inneren Instinkt zurück zu den Gewässern geführt, aus denen er entsprang. Er kämpft sich seinen Weg gegen den Strom, springt über die Wasserfälle, schwimmt durch die Stromschnellen und denkt nicht einmal an Essen oder Rast, bis er seinen Geburtsort erreicht hat. An diesem Ort erfüllt er seinen Kreislauf und reproduziert seinesgleichen. Wie viel besser ist der Mensch als ein Lachs! Kann es denn möglich sein, dass ein Mensch, der mit all seinen höheren Talenten und Fähigkeiten des Lebens wie Liebe, Glaube, Hoffnung, einem instinktiven Glauben an ein Leben nach dem Tod und einem Bewusstsein von Gott in diese Welt hineingeboren wird und all dies erhält, nur um am Ende vom Wege abzukommen? Gott bewahre!

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Die Natur selbst lehrt, dass das Leben durch deutlich verschiedene Formen gehen, ja dass Leben sogar aus dem Tod entspringen kann. Der gewöhnliche Schmetterling verbringt den ersten Teil seiner Existenz als hässliche, kriechende Raupe. Nachdem er diesen Teil erfüllt hat, rollt sich die Raupe ein und stirbt – scheinbar. Einem Unwissenden würde es so vorkommen, als wäre dieses Leben für immer vorbei. Das Überbleibsel sieht aus wie eine Leiche und liegt viele Tage in einem starren, totenähnlichen Zustand da. Trotzdem wartet die Natur auf ein Wunder, das bald geschehen soll: Aus dem hässlichen toten Körper heraus entspringt ein wunderschöner Schmetterling! Nicht länger dazu gezwungen, auf der Erde zu kriechen, breitet er seine Flügel aus und fliegt davon. Wie viel wertvoller ist ein Mensch als ein Schmetterling? Der Apostel Paulus beruft sich auf die Natur, um zu veranschaulichen, wie Leben aus dem Tod entspringen kann. Er bezieht sich auf das Weizenkorn, das in den Boden gesät wird, nur damit es stirbt. Doch die Natur hat ein weiteres Wunder vorbereitet und aus dem sterbenden Korn entspringt neues Leben, das nicht nur Leben aufrechterhält, sondern seinesgleichen sogar noch vermehrt. Wie viel wertvoller ist ein Mensch als ein Weizenkorn? Was Gott aus etwas Kleinem wie einem Korn machen kann, das kann er natürlich auch aus dem Menschen machen – dem Meisterstück seiner Schöpfung! Der Materialist behauptet, dass das Bewusstsein des Menschen sich nur im Gehirn befindet. Stirbt das Gehirn, vergeht die Persönlichkeit des Menschen für immer. Neue Entdeckungen der Forschung konnten diese Theorie nicht bestätigen. Das Gehirn ist nicht der wahre Mensch. Es ist bloß ein Instrument, welches der Mensch nutzt. Wenn das Kleinkind zum Erwachsenen heranreift, entwickelt sich das Gehirn zu einem verwinkelten, komplexen Labyrinth von Windungen, das vom Menschen erlerntes Wissen speichert. Das Lernen ist nicht der Mensch selbst; es ist etwas, das dem Menschen hinzugetan wird. In seltenen Fällen ist es bei Operationen gelungen, den Menschen ein Teil des Gehirns ohne tödliche Folgen zu entfernen. Doch selbst in solchen Beispielen bleibt die Persönlichkeit erhalten. Ein Teil des Körpers mag gelähmt, die Sprachfähigkeit verloren oder eine anderweitige Unfähigkeit vorhanden sein, doch der Mensch ist immer noch da. Da ist eine Person mit einer individuellen Persönlichkeit, die „hinter dem Gehirn“ wohnt. Es ist nur normal, dass die Menschen danach streben sollten zu erkennen, was sie hinter dem Schleier des Todes erwartet. Hiob konnte am Ende die universelle Frage beantworten: „Wenn ein Mensch stirbt, wird er noch einmal leben?“. In Hiob 19,25-26 sagt er: „Doch ich weiß: Mein Erlöser lebt; und als der Letzte wird er über dem Staub stehen. Und nachdem man meine Haut so zerschunden hat, werde ich doch aus meinem Fleisch Gott schauen.“ Ja, Gott hat in einer direkten Offenbarung gezeigt, dass es Leben nach diesem Leben gibt. Auch wenn Gott nicht das offenbarte, was die menschliche

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Wissbegierde stillen würde, so hat er uns doch all das Wissen gegeben, welches wir weise nutzen können. Mehr als alles andere wird deutlich, was Gott sich für uns wünschte: zu verstehen, dass wir, wenn wir dieses Leben nach seinem Willen leben, keine Angst vor dem zukünftigen haben müssen. Einer der größten Zwecke göttlicher Offenbarung ist es, die Menschen wegen ihrer Lebensweise zu warnen, da diese eine bleibende Auswirkung auf das nächste Leben haben wird. Deswegen sollte das, was unser Schicksal in der nächsten Welt bestimmen wird, in dieser Welt die größte Aufmerksamkeit bekommen. Und nun wollen wir untersuchen, was Gott den Menschen hinsichtlich der Verstorbenen offenbart hat. Anhand seines heiligen Wortes wollen wir betrachten, wie er dieses Thema nach und nach durch die Propheten und über die Jahrhunderte hindurch entfaltet, bis schließlich Christus erscheint und den Schleier vollends lüftet. In den vor uns liegenden Kapiteln wollen wir uns die Bedeutung dieser göttlichen Entfaltung anschauen.

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Kapitel 2

Biblischer Beweis vom Leben nach dem Tod Auch wenn Forschung und Natur faszinierende Beweise für eine Art Leben nach dem Tod liefern, so können wir doch nur durch göttliche Offenbarung Gewissheit über das Leben nach dem Tod bekommen, da es die verstorbene menschliche Seele betrifft. In diesem Kapitel werden wir einige Passagen im Neuen Testament erläutern, die Ihnen einen kurzen Überblick über die wichtigsten Beweise dafür geben, dass die Seele des Christen auch nach dem Tod bei Bewusstsein ist. Wir werden besonders den gegenwärtigen Zustand und die Umstände des Todes der Gerechten erwähnen und Sie auf die späteren Kapitel für einen Vergleich mit dem Zustand der bösen Verstorbenen verweisen. Wir werden an dieser Stelle keine detaillierte Erklärung dieser Texte geben. Vielmehr wollen wir anhand ihrer unwiderlegbaren Lehre zeigen, dass die Seelen der Gerechten, die diese Welt verlassen haben, ein Bewusstsein haben und sich tatsächlich in der unmittelbaren Gegenwart Christi im Paradies befinden. Zunächst werden wir uns auf einige Äußerungen Jesu berufen, die einen wichtigen Einfluss auf dieses Thema haben. 1.Menschen können den Körper töten, doch nicht die Seele „Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als auch Leib zu verderben vermag in der Hölle!“ (Mt 10,28) In dieser Äußerung des Herrn Jesus sind Körper und Seele deutlich voneinander getrennt. Menschen können den Körper töten, doch die Seele nicht. Der wichtigste Teil des menschlichen Seins überlebt den körperlichen Tod. Jesus sah den Tod des Körpers nicht als etwas an, wovor man sich fürchten sollte, sondern eher sollten die Menschen sich davor fürchten, dass Gott es aufgrund ihrer Vernachlässigung oder ihres Ungehorsams für nötig halten würde, sowohl den Körper als auch die Seele durch sein Urteil in Gehenna (der Hölle) zu zerstören. 2. Die Geister der Gerechten gehen nach dem Tod ins Paradies „Und er sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,43) Als Christus diese Worte sprach, hingen er und der Dieb in ihrer letzten Lebensstunde am Kreuz. Ihre Lebenskräfte schwanden schnell. Trotz seines

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Leidens hatte der Dieb Christus genau beobachtet, während er den Schmerz der Kreuzigung ertrug. Er sah ihn, wie er für seine Peiniger betete; und während er dies beobachtete, kam er zu der Überzeugung, dass Jesus der Sohn Gottes war. Demütig bat er den Herrn, seiner zu gedenken, wenn er in sein Königreich kommen würde. Jesus hörte den reuevollen Ruf und versprach ihm, dass er noch vor Ende des Tages mit ihm zusammen im Paradies sein würde. Es ist einleuchtend, dass, wenn der Geist des Diebes am Kreuz und der Geist Jesu bei Eintritt des Todes aufgehört hätten zu existieren, das Versprechen Jesu, mit dem Bußfertigen am selben Tag im Paradies zu sein, eine Täuschung gewesen wäre. 3. Gott ist nicht der Gott der Toten, sondern der Lebenden „Er ist aber nicht der Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben alle.“ (Lk 20,38) Die Sadduzäer waren die Materialisten ihrer Zeit. Sie glaubten nicht an Engel, an Geister oder an eine Auferstehung. Bei einem Versuch, Christus mit seinem eigenen Wort eine Falle zu stellen, nutzten sie den hypothetischen Fall von sieben Brüdern, von denen der erste eine Frau heiratete und vor ihr starb. Nach dem mosaischen Gesetz heiratete der nächste Bruder die Witwe, um die Nachkommenschaft des Bruders aufrechtzuerhalten. In dieser Geschichte sagten sie, dass jeder der Brüder der Reihe nach starb, welches den nächsten jüngeren Bruder verpflichtete, die Witwe zu heiraten. „Wenn es eine Auferstehung geben wird“, fragten sie, „wessen Ehefrau würde die Frau dann sein?“ Jesus antwortete mit einem Verweis auf ihre Unwissenheit hinsichtlich geistlicher Dinge. Er sprach: „... die aber, die für würdig gehalten werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten, heiraten nicht, noch werden sie verheiratet; denn sie können auch nicht mehr sterben, denn sie sind Engeln gleich ...“. Um den Fehler ihrer Logik widerlegen zu können, verwies Jesus auf die Äußerung Gottes gegenüber Mose beim brennenden Busch. Hier offenbarte sich Jahwe als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Jesus fügte noch hinzu: „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden“. Was wollte er damit sagen? Nur eins konnte damit gemeint sein: Irgendwo im Universum waren Abraham, Isaak und Jakob bei Bewusstsein und lebend für Gott. 4. Den Körper zu verlassen bedeutet, mit dem Herrn zusammen zu sein „Ich werde aber von beidem bedrängt: Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser; das Bleiben im Fleisch aber ist nötiger um euretwillen.“ (Phil 1,23-24) Hier haben wir eine aufschlussreiche Äußerung des Apostels Paulus. Als

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er diese Aussage machte, arbeitete er bereits viele Jahre für Christus. Nun war er „Paulus, der Betagte“. Seine abnehmende Stärke sowie seine fortwährenden Leiden und seine Gebrechlichkeit veranlassten ihn, sich nach seiner Heimat mit seinem Erlöser zu sehnen. Und doch fühlte er sich für die Bekehrten sowie für die in Philippi Lebenden verantwortlich. Im Brief an die Philipper schrieb er, dass er sich nicht entscheiden könne zwischen dem Heimgang, um mit Christus zusammen zu sein, oder dem Ausharren, um weiter für die da zu sein, die seine Hilfe brauchten. Die zweite Wahl war nach seiner eigenen Überzeugung wichtiger und so versicherte er den Philippern, dass er auf eine Fortsetzung mit ihnen – einer weiteren „Saison“ – hoffte. Es ist Fakt, dass Paulus daran glaubte, nach dem Verlassen seines Körpers bei Christus zu sein. Wenn das Bewusstsein vergehen und alles von ihm Übrigbleibende im Grab vergehen würde, dann gäbe es keinen Anreiz, diese Welt zu verlassen. Vielmehr wusste er, dass er nach Verlassen dieser Welt in die Gegenwart Christi geholt werden würde. Aus diesem Grund freute er sich auf die Stunde des Abschieds von dieser Welt. 5. Paulus Erfahrung des Aufstiegs in den Himmel „Ich weiß von einem Menschen in Christus, dass er vor vierzehn Jahren – ob im Leib, weiß ich nicht, oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es –, dass dieser bis in den dritten Himmel entrückt wurde. Und ich weiß von dem betreffenden Menschen – ob im Leib oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es –, dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die auszusprechen einem Menschen nicht zusteht.“ (2.Kor 12,2-4) Paulus machte eine wunderbare Erfahrung. Er wurde ins Paradies geholt und sah unglaubliche Dinge, die er sich nicht traute zu offenbaren. Jedoch eine Sache, die er sich traute zu sagen, ist im Hinblick auf das Thema, das vor uns liegt, von besonderem Interesse. Paulus sprach: „Als er diese Dinge bezeugte, war er sich nicht sicher, ob er im Körper oder außerhalb des Körpers war“. Paulus kann natürlich körperlich in den Himmel gebracht worden sein, so wie Elia, doch er war sich nicht sicher, ob dieses so stattgefunden hatte. Tatsächlich ist es zweifelhaft, ob dies so vorgefallen ist. (Einige glauben, Paulus hätte diese Vision während seiner Steinigung gehabt, als er zu den Toten gegangen war.) Er erwähnt diese Erfahrung im Kontext von 2. Korinther 11,25 sowie Apostelgeschichte 14,19-20. Es ist möglich, dass Paulus außerhalb des Körpers in den Himmel hinaufgeholt wurde, doch es macht keinen Unterschied, ob dies so war oder nicht. Paulus erwähnte in seiner Äußerung, dass, wenn er außerhalb des Körpers gewesen wäre, es für seinen Geist möglich gewesen wäre, Dinge im Himmel zu bezeugen. Daraus schloss er, dass, wenn der Geist den Körper verlässt, er sich immer noch bewusst und auch fähig ist, die Glückseligkeit des Paradieses zu genießen.

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Kapitel 3

Der reiche Mann und Lazarus – Was Jesus über das Leben nach dem Tod preisgab Wie wir gesehen haben, gibt uns das Alte Testament einige wichtige Informationen über die Art der menschlichen Existenz nach dem Tod. Genug Informationen, um zu beweisen, dass das Grab nicht das Ende ist. Aus seiner Lehre heraus wird deutlich, dass es eine Art Zwischenstatus der Seele gibt und die Art der Existenz während dieser Zeit von der Lebensweise der Person auf der Erde abhängig ist. Außerdem konnten wir dem Alten Testament entnehmen, dass es im Scheol (Hades) offensichtlich eine Trennung der Gerechten von den Bösen gibt. Nun werden wir sehen, wie Christus den Vorhang hebt und preisgibt, was tatsächlich mit der Seele nach Verlassen des Körpers geschehen wird. Dies tut er in der Erzählung vom reichen Mann und Lazarus. Die Geschichte vom reichen Mann und Lazarus ist keine gewöhnliche Parabel. Eine Parabel ist eine Analogie zwischen sichtbaren und unsichtbaren Dingen. Hier haben wir eine direkte Äußerung über die sichtbaren Dinge selbst. Als Jesus sprach: „Es war ein reicher Mann“, dann können wir es glauben – da war ein reicher Mann. Jesus wählte einen reichen Mann, um zu illustrieren, was mit den NichtBekehrten nach dem Tod geschehen wird, und dies ist sehr bedeutsam. Bemerkenswerterweise wird der reiche Mann nicht einer einzigen Sünde schuldig gesprochen. Ihm wird nicht nachgesagt, boshaft gewesen zu sein. In den Augen der Welt würde er ohne Zweifel als erfolgreicher Mann dastehen. Nichts wird darüber gesagt, dass er seine Reichtümer auf schlechte Weise erworben hatte, und sein übermäßiger Reichtum wurde höchstwahrscheinlich als Anzeichen von göttlicher Gunst angesehen. Dives (das lateinische Wort für reich oder wohlhabender Mann) hatte alles, was die Welt zu bieten hat. Er war in violetten und feinen Leinen gekleidet und konnte es sich mit allem körperlichen Komfort und aller Extravaganz gut gehen lassen. Er genoss, was Menschen „die guten Dinge des Lebens“ nennen. Das Fatale an seinem Charakter war, dass er nur für die Dinge dieser Welt lebte und kein Interesse an dem kommenden Leben zeigte. Er tat so, als würde das Leben auf der Erde niemals enden. In der Erzählung stellt uns Jesus eine zweite Person mit Namen Lazarus vor. Dieser Mann, ein Bettler, liegt krank, hungrig, in Fetzen gekleidet und sich nach den Krümeln sehnend, die vom Tische des Reichen fallen, an der Pforte des reichen Mannes. Er wurde nicht auf Anfrage des Reichen dorthin gebracht, sondern aufgrund seines großen Mangels lag er dort. Er liegt hier in Stofffetzen

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gekleidet, dem Wetter ausgesetzt, mit Wunden übersät und mit einem verfallenden Körper. Dives hat genügend Möglichkeiten, den schlechten Zustand des Bettlers zu erkennen, und zwar jedes Mal, wenn er durch die Pforte geht. Uns wird nicht erzählt, wie viel Lazarus von ihm erhält. Der Rückschluss lässt zu, dass er kaum mehr als die Krümel des Tisches des Reichen erhielt. Nur die Hunde aus der Nachbarschaft schienen Mitleid mit ihm zu haben, als sie ihm die Wunden leckten. Jedoch gibt es einen Hoffnungsschimmer in dieser Geschichte. Der Name des Mannes ist Lazarus, welcher bedeutet: „Gott ist meine Hilfe“. Der arme Bettler, von Menschen verstoßen und verlassen, um vor Hunger und Krankheit dahinzusiechen, setzt seine Hoffnung auf das Leben nach dem Tod. Er vertraut Gott. Er sieht etwas über das Grab hinaus. Letztendlich erreicht der Tod den Bettler und erlöst ihn gnadenvoll von den Leiden und dem Elend. Auch der reiche Mann stirbt und wird begraben. Es wird nicht erwähnt, dass Lazarus ein Begräbnis empfangen hatte. Es war höchstens ein Grab für die Armen. Jedoch weist der Herr besonders darauf hin, dass der reiche Mann ein Begräbnis empfängt. Zweifellos war das Begräbnis mit einer großen Zeremonie versehen und höchstwahrscheinlich ein vielerwähntes Ereignis in dem Ort, in dem er lebte. Nach und nach vergaßen ihn die Menschen, wie auch alle anderen vergessen werden, und sein Körper wurde langsam wieder zu Staub. Bis hierhin erzählt Jesus von einem Ereignis, das keine offensichtliche Bedeutung für unser Thema hat. Wir werden jedoch bald dessen Wichtigkeit erkennen, wenn Jesus mit der Geschichte fortfährt, und zwar über das hinaus, was menschliche Biografen schreiben können. Hier gibt er preis, was auf der anderen Seite der Zeit geschehen wird. Er hebt den Vorhang des Rätsels des Todes und zeigt, dass dieses Ereignis nicht das Ende bedeutet – weder für den Reichen, noch für Lazarus. Stattdessen gingen die Geister der beiden Männer sofort zu den angrenzenden Sphären in der Unterwelt. Weiter wird uns verdeutlicht – und dies ist wichtig –, dass diese Sphären in der Unterwelt durch eine „große Kluft“ getrennt sind.

Lazarus, von den Engeln getragen Indem Jesus die Ereignisse bei Lazarus‘ Weggang erzählt, zeigt er uns, was mit einer gerechten Person nach dem Tod geschieht. In dem Moment, in dem der Geist von Lazarus‘ Körper wich, empfingen ihn die Engel und trugen ihn sanft ins Paradies. (Jesus gebraucht den Namen „Abrahams Busen“, um das Paradies zum Ausdruck zu bringen.) Die Auskunft, dass die Engel die Geister ins Paradies befördern, ist nicht verwunderlich. Die Schriften des Alten Testaments machen deutlich, dass Engel das Lager nahe bei denen aufschlagen, die den Gott fürchten, der sie rettete (s. Ps 34,7). Außerdem sagt der Psalmist, dass die Engel des Herrn über diejenigen gesetzt wurden, die auf den Herrn vertrauen.

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„Denn er hat seine Engel für dich aufgeboten, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“ (Ps 91,11). Jesus gibt zu verstehen, dass jeder Gläubige – Kinder inbegriffen – einen Schutzengel hat, der über ihm wacht. „Sehet zu, dass ihr keinen dieser Kleinen verachtet! Denn ich sage euch, ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel“ (Mt 18,10). Ob die Engel in jedem Moment des Gläubigen anwesend sind oder nicht, ist nicht sicher; doch es ist sicher, dass Engel im Moment des Todes anwesend sind. Es ist wohlbekannt, dass Menschen beim Sterben Engel gesehen haben. In der Tat ist es ein beruhigender Gedanke, dass im Moment des Todes der Gerechten die Engel gegenwärtig sind, um den Geist zu nehmen und ihn sicher an den richtigen Ort zu bringen. Gemäß der Gesellschaft war Lazarus der Geringste auf der Skala. Er war bloß ein armer, verachteter Bettler. Und doch waren nicht nur ein Engel, sondern viele an seinem Tod anwesend, um seinen Geist zum Trost und Frieden von Abrahams Busen zu bringen. Über die Begleitung von Engeln beim Versterben des reichen Mannes wird nichts erwähnt. Er lebte ausschließlich für diese Welt und interessierte sich nicht für die, die kommen würde. Da er kein Interesse daran zeigte, für das unvermeidlich Kommende vorzusorgen, konnte er wohl kaum von jemand anderem erwarten, für ihn Vorsorge zu treffen. Den armen Bettler an seiner Tür hatte er ignoriert. Nun war er ein Bettler und niemand kümmerte sich um ihn. Wer Gott ablehnt, lädt die Gegenwart und Gesellschaft der Dämonen ein. Bevor Judas seinen verräterischen Akt des Betrugs Christi und Selbstmord beging, fuhr Satan in ihn (s. Joh 13,27). Deswegen war bei Judas‘ Tod der Teufel anwesend. Ob er weiterhin mit ihm war, als er in die Unterwelt ging, ist nicht bekannt. Scheinbar besaß Satan die Schlüssel zur Hölle, bis Christus sie von ihm nahm, als er in die Unterwelt hinabstieg (s. Offb 1,18). Ob Dämonen den Geist auf dem Weg in die Unterwelt begleiten, kann nicht bestätigt werden. Es macht keinen Unterschied. Die verlorene Seele fühlt sich von den bösen Elementen der Schatten der Dunkelheit angezogen. Die Erdanziehungskraft des Geistes würde ihn hinunter in die Unterwelt ziehen. Nichts, was der körperlose Geist tut, kann das Gesetz aufheben oder umkehren. So ist es wichtig, „Gott Ihre Hilfe“ sein zu lassen, so wie Lazarus es tat. Damit sind wir vorbereitet, wenn der unumgängliche Moment des Verlassens von der Erde kommt. Es ist wichtig, dass Engel und nicht Dämonen anwesend sind, die Sie ins Paradies – in das Land des Friedens und der Hoffnung – bringen.

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Die zwei Teile der Unterwelt Im Alten Testament werden uns einige indirekte Hinweise darauf gegeben, dass die Unterwelt – die Wohnstätte der Toten – nicht nur ein Teil war, sondern dass die Gerechten und die Ungerechten getrennt werden würden. Wir werden lernen, dass tatsächlich eine unpassierbare Kluft die zwei Teile trennt. Jesus offenbart in seiner Erzählung, dass Lazarus und der Reiche nicht an den gleichen Ort gingen, obwohl die zwei Sphären benachbart waren. Der Reiche ging nicht zu „Abrahams Busen“, sondern in einen anderen Teil der Unterwelt. Warum wurde der Reiche nicht ins Paradies gebracht, an den Ort, an den auch Lazarus ging? – Dafür gibt es verschiedene Gründe: 1. Der Reiche lebte nur für diese Welt und sorgte nicht für die kommende vor. Es konnte von ihm nicht gesagt werden: „Gott war meine Hilfe“. Gott hilft denen, die um seine Hilfe bitten. 2. Der Reiche wies außerdem den Ruf seines Gewissens ab. Obwohl ein armer Bettler an seiner Tür stand, verspürte er kein Mitleid für ihn. Selbst in den teuersten Kleidern gekleidet, aß er täglich die besten und schmackhaftesten Gerichte, ohne dem armen Menschen Beachtung zu schenken, der vor seiner Tür vor Not und Hunger starb. 3. Wir mögen daraus schließen, dass Dives Zugang zu der Schrift hatte, so wie seine Brüder sie hatten, die noch am Leben waren. Doch entweder glaubte er ihnen nicht oder er war einfach zu beschäftigt, um sich darum Gedanken zu machen (s. Lk 16,31). 4. Jedoch ist ersichtlich, dass Dives Kenntnisse der Schrift besaß. Er wusste, was Buße war (s. Lk 16,30), doch glaubte er scheinbar, dass Gott besondere Wunder tun könne, um die Leute zur Buße zu bewegen. In Lukas 13,3 sprach Jesus: „... sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen“. Der Reiche kehrte nicht um, und in diesem Zustand starb er und ging zur Heimat der ungerechten Toten – nicht weil er ein reicher Mann war, sondern weil er nicht umgekehrt war. Als Dives aufwachte und angstvoll feststellte, auf der falschen Seite der Unterwelt zu sein, versuchte er verzweifelt, Hilfe von außerhalb zu erhalten. Nach Abraham schreiend, der weit entfernt mit Lazarus zusammen war, bat er darum, dass Lazarus die Spitze seines Fingers in Wasser tauchen und seine Zunge damit kühlen solle. Er bat nicht darum, aus der Unterwelt herauszukommen! Er bat nicht darum, ebenfalls ins Paradies eintreten zu können! Er wusste um diese Unmöglichkeit. Er bat lediglich um das Kleinstmögliche. Doch auch diese Bitte wurde ihm abgeschlagen. Abraham antwortete:

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„Und zu diesem allen ist zwischen uns und euch eine große Kluft festgelegt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen“ (Lk 16,26). Jesus machte deutlich, dass die Grenzen der Heimat der Toten festgelegt sind. In der Unterwelt vermischen sich die Seelen der Gerechten und Ungerechten nicht. Sünde ist eine ansteckende Krankheit. Millionen werden in dieser traurigen Welt täglich von anderen in die Bosheit gezogen. Darum musste der Herr die Kanaaniter zerstören. Sie hätten die Kinder Israels dazu verleiten können, diese schlechten Taten nachzuahmen. In der kommenden Welt dürfen die Schlechten nicht weiter in der Freiheit leben, die anderen mit der Krankheit „Sünde“ anzustecken. Sie müssen in eine drastische Quarantäne gebracht werden, damit die Gerechten diese Krankheit nicht übernehmen und damit auch ihre Gesundheit gefährdet ist. Zwischen der Heimat der gerechten und der ungerechten Toten ist eine große Kluft. Am Todestag geht jeder seinen Weg. Die Gerechten gehen in die Heimatstätte der Gerechten und die Ungerechten gehen in die der Ungerechten. Es steht geschrieben, dass Judas „an seinen eigenen Ort“ (Apg 1,25) ging. Gleichartige werden immer von Ihresgleichen angezogen. Böse Geister sind nicht in Harmonie mit den erlösten Geistern. Würden sie ins Paradies gehen, würden sie Qualen erleiden. Es ist besser für sie, mit denen zu sein, die so sind wie sie selbst. Im Tod gibt es ein Bewusstsein – Der Geist hat wie der Körper Wahrnehmungen Jesus offenbarte uns, dass die Toten ein Bewusstsein haben. Viele Male wurde versucht, die Geschichte vom Reichen und von Lazarus als eine Fabel hinzustellen – gerade so, als ob Jesu Worte kein tatsächliches Fundament hätten. Selbst wenn wir die Geschichte für eine Parabel halten (obwohl es mehr als das ist) – könnte wirklich gesagt werden, dass es Unbewusstheit nach dem Tod lehrt? Genau das Gegenteil wird uns beigebracht, und da dies nicht die Wahrheit ist, warum sollte man es überhaupt lehren? Der Mensch ist nicht nur ein Körper; er ist auch Geist. So wie der Körper fünf Sinne hat, so hat auch der Geist entsprechende Sinne. Dives war in der Unterwelt bei Bewusstsein:



1. Er war in der Lage zu sagen: „Und als er im Hades seine Augen aufschlug und in Qualen war, sieht er Abraham von weitem und Lazarus in seinem Schoß“ (Lk 16,23). 2. Er konnte hören: Er hörte, was Abraham zu ihm sprach (V. 25-31). 3. Er konnte sprechen: Er bettelte Abraham an, dass Lazarus zu ihm kommen sollte. 4. Er konnte schmecken: Er wollte Wasser auf seiner Zunge haben. 5. Er konnte fühlen: Er erlitt Qualen. 6. Er hatte ein Gedächtnis: „Abraham aber sprach: Kind, gedenke, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben ...“. 7. Er hatte ein schlechtes Gewissen: Er wollte, dass Lazarus hingehen und seinen fünf Brüdern Buße predigen würde.

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Der reiche Mann in der Unterwelt war bei Bewusstsein und seine fünf Sinne waren scheinbar stark. Wie konnte der Mann sehen, obwohl seine Augen in der glühenden Hitze waren? Wie konnte er spüren, fühlen oder hören, obwohl sein Körper im Sarg lag? –Dafür gibt es eine einfache Antwort: So wie der Körper physische Sinne hat, so hat der Geist spirituelle Sinne. Wenn ein Mensch in seinem Schlaf träumt, können seine Augen geschlossen sein, seine Ohren sind taub und trotzdem hört und sieht er. Ein Traum kann gedanklich so unglaublich real erscheinen wie alles im wachen Zustand Erlebte. Während ein Mensch schläft, erscheint das ihm Ersichtliche real. Was der Geist des Menschen sieht, ist genauso wahrhaftig wie das, was der physische Körper sieht.

Die Gewissensbisse des reichen Mannes Die Niederlage in der Ewigkeit ist erschreckend. Ohne die Hoffnung in Gott ist die Situation der Seele beim Verlassen dieser Welt wirklich verzweifelt. Keine Botschafter der himmlischen Welt sind dort, um den Geist an einen Platz der Ruhe und des Friedens zu bringen. Die unerlöste Seele wird wie von der Schwerkraft von dem entsprechenden Teil der Unterwelt angezogen, in welchem andere unerlöste Seelen wohnen. Es gibt kein Essen, kein Wasser, nichts, um der Seele Ruhe oder Trost zu geben. Doch das Schlimmste ist, dass es keine Hoffnung gibt. Dives machte keinen Versuch, diesen Ort zu verlassen. Seine Erkenntnis über die Reinheit des Paradieses erstickte jede Hoffnung, dort eintreten zu können. Er wurde außerdem an die große Kluft erinnert, die die zwei Hälften trennte. Es gab keinen Weg von der Wohnstätte der Ungerechten in die der Gerechten. Er erkannte seinen Unglauben, seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Gott, der ihn erschuf; seine Herzlosigkeit gegen andere, die in ihrer Lebenszeit weniger glücklich waren, und seine starke Gewohnheit des Egoismus, die ihn an diesen schrecklichen Ort gebracht hatten. Was für ein Elend! O, diese Hoffnungslosigkeit! Der Reiche hatte Geld. Er erinnerte sich an seine fünf noch lebenden Brüder. Sie hatten zweifellos sein Hab und Gut untereinander aufgeteilt und lebten ihre Bewährungszeit auf der Erde auf die gleiche Weise wie er. Sie aßen und tranken, der grenzenlosen Lust nachgebend, allesamt unbewusst, dass sie mit jedem Tag diesem hoffnungslosen Ort näher kamen. Viele andere böse Geister waren natürlich bereits dort, doch sie gaben keinen Trost oder Kameradschaft. Einige Leute haben gesagt, dass sie in der Unterwelt viel „Gesellschaft“ hätten. Doch in der Hölle existiert keine „Gesellschaft“. Dives schaute mit Besorgnis und Grauen auf den Tag, an dem der erste Bruder durch die Tore der Nacht eintreten und sein Schicksal teilen würde. O, wenn sie doch nur davor bewahrt werden könnten! Er schlug Abraham vor, dass Lazarus in das Haus seiner Väter gehen und seine Brüder warnen könnte. Es war eine unnütze Anfrage; eine hoffnungslose Bitte eines verzweifelten Mannes und aussichtslos. Abraham setzte ihn in Kenntnis

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darüber, dass, wenn sie den Schriften nicht glaubten, sie auch dem nicht glauben würden, der von den Toten aufersteht. „Er sprach aber zu ihm: Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand aus den Toten aufersteht“ (Lk 16,31). Damit ist die Unterhaltung zwischen Abraham und Dives beendet. Doch eines muss noch hinzugefügt werden: Dives, der nun eine verlorene Seele ist, ist nun vom schlechten Gewissen überwältigt. Er bittet Abraham, Lazarus zu seinen fünf Brüdern zu senden. Doch das Wunder, Lazarus von den Toten aufzuerwecken, wurde nicht gewährt (Jesus erweckte einen anderen Lazarus von den Toten auf und die Heiden taten keine Buße – s. Joh 11,43.). Der Dienst der Wunder ist nur für die Lebenden erhältlich. Gott gab der Kirche die Weisheit, um in den Dienst des Übernatürlichen zu gehen, damit die Verlorenen zur Buße gebracht werden mögen und die Menschen nicht in dieses Land der Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit gehen müssen!

Abrahams Busen Was für ein Gegensatz ist das Los des einstigen Bettlers! Der Zeitpunkt der Erzählung Jesu spielt noch vor Lazarus‘ Zeit im Himmel. Er war in einem anderen Teil der Unterwelt. Wir sollten nicht bei Lazarus verweilen, denn wir sollen mehr darüber lernen, was mit den Heiligen seit der Auferstehung Jesu von den Toten geschah. Soviel können wir sagen: Lazarus wurde getröstet. Seine Tage der Probleme und des Leidens waren vorbei. Er hatte Frieden. Er erlitt keinen Hunger oder Durst mehr. Er war in Gesellschaft von Abraham und all den Heiligen. Er wohnte im Land der Hoffnung.

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Kapitel 4

Visionen von der Unterwelt und vom Paradies Die Bibel ist in ihrer Offenbarung und Etablierung der Lehre vollständig. Grundlegende Fakten hinsichtlich des Sterbens der Gerechten und der Ungerechten wurden vollends offenbart. Die so oft als „geistlich“ geltende „Kommunikation mit den Toten“ können wir getrost als Lüge bzw. Fälschung verwerfen; so etwas ist nicht spirituell. Diese Manifestationen sind in Wirklichkeit ein betrügerisches Auftreten von bösen Geistern, die vorgeben, verstorbene Freunde oder Verwandte derer zu sein, die gegen das Gebot der Schrift, nämlich gegen die Kommunikation mit Verstorbenen, verstoßen (s. Jes 8,19-20). Jedoch gibt es beglaubigte Fälle in der Kirchengeschichte, in denen Menschen, die gestorben waren, auf die Erde zurückkehren durften, um ihre Geschichte zu erzählen. Auf den Befehl von Christus hin wurde Lazarus, nachdem er schon vier Tage tot war, zum Leben auferweckt. Wäre seine Geschichte aufgeschrieben worden, hätte er eine interessante Geschichte gehabt. Jesus erklärte seinen Jüngern, dass sie Tote auferwecken würden (s. Mt 10,8). Im Dienst von Petrus und Paulus geschahen solche Dinge (s. Apg 9,40). Seitdem haben ähnliche Begebenheiten in der Kirchengeschichte stattgefunden. Einige Fälle sind von Menschen verzeichnet worden, deren Geist kurzzeitig diese Welt verließ, doch wieder in seinen Körper zurückging. Diese verschiedenen Berichte darüber, was in der Zeit zwischen dem Verlassen und der Rückkehr des Geistes in den Körper vorgefallen ist, sind in Übereinstimmung mit der Offenbarung der Bibel. Zudem gab es bemerkenswerte Vorfälle von Leuten, die ins Paradies oder den dritten Himmel hinaufgehoben wurden – ob im Körper oder außerhalb des Körpers befindlich, darüber waren sie sich wie der Apostel Paulus nicht immer sicher (s. 2.Kor 12). Doch der zweifellos bemerkenswerteste Vorfall in der modernen Zeit ist der von Marietta Davis, die neun Tage in Trance lag, von der sie nicht erwachen konnte und während der sie Visionen von Himmel und Hölle hatte. Nichts spricht deutlicher von der Wahrhaftigkeit ihres Berichtes als ihre Sprache und ihre Ausdrucksweise, die einen besonderen spirituellen Charakter haben. Die nach ihrer Rückkehr erzählte Geschichte liegt im Einklang mit der biblischen Offenbarung über den Zustand der menschlichen Existenz nach dem Tod. Die Erzählung beinhaltet viele beiläufig erwähnten interessanten Details über das, was nach dem Verlassen des Geistes aus dem Körper geschieht. Diese Geschichte ist ein ernst zu nehmendes Musterbeispiel, dem jeder sterbliche Mensch Beachtung schenken sollte. In diesem Kapitel werden wir eine kurze Zusammenfassung über das geben,

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was Marietta während ihrer neun Tage außerhalb ihres Körpers sah. Vor der Zeit ihrer Vision war sie von ihrer Sünde tief überzeugt, doch sie hatte scheinbar noch keine feste Überzeugung in ihrer Seele. Wie in der Erzählung geschildert, war sie folglich sowohl für das Paradies als auch für die Welt der verlorenen Geister empfänglich, als sie den Körper verließ. Wahrscheinlich war sie aufgrund dessen dazu auserwählt, beide Welten zu erleben. Neben dem Besuch im Paradies war es ihr ebenfalls gestattet, für einen kurzen Augenblick in die Unterwelt einzutreten und einige der dunklen Geheimnisse zu erfahren. Ihre Erzählungen stimmen mit dem überein, was Christus uns im Hinblick auf den Zustand des reichen Mannes in Lukas 16 offenbarte. Ihre Geschichte ist eine ernsthafte Warnung an alle, die nicht auf ihre Schritte achten und dem Weg folgen, der zum Tod führt, oder die den falschen Freuden dieser sündhaften Welt folgen. Verlassen diese Menschen ihren Körper, können sie von dem Gesetz des Schlechten angezogen werden und in den Hades gestürzt werden – der Unterwelt, dem Land der verlorenen Hoffnung.

Hier ist ihre Erzählung:Visionen von Himmel und Hölle Als der Geist von Marietta Davis ihren Körper verließ, sah sie ein Licht vor sich aufgehen, das die Erscheinung eines strahlenden Sterns hatte. Als das Licht näher kam, fand sie heraus, dass es ein sich nahender Engel war. Der himmlische Botschafter grüßte sie und sagte: „Marietta, du wolltest mich kennenlernen. In meinem Botengang zu dir werde ich der Engel des Friedens genannt. Ich komme, um dich dorthin zu leiten, wo sich diejenigen der Erde befinden, von der auch du kommst.“ Bevor der Engel sie hochhob, hatte sie einen Ausblick auf die Erde, über die der Engel folgenden Kommentar gab: „Die Zeit misst die flüchtigen Momente der menschlichen Existenz schnell und Generationen folgen den Generationen in schneller Abfolge.“ Um die Wirkung des Todes auf ein menschliches Wesen zu erklären, sagte der Engel: „Der Auszug des menschlichen Geistes aus seiner instabilen und zerstörten Wohnung unten ändert nichts an seinem Wesen. Diejenigen mit einem unversöhnten und bösen Wesen fühlen sich von den gleichen Elementen angezogen und treten in Regionen ein, die von der Nacht bewölkt sind; während solche, die wegen der Liebe zum Guten reine Gesellschaft suchen, von den himmlischen Botschaftern in die Welt der Herrlichkeit gebracht werden, die oberhalb der Zwischenregion liegt.“ Als Marietta und der Engel hinaufstiegen, kamen sie nach einiger Zeit an einem Ort an, der ihr als Außenbereich des Paradieses vorgestellt wurde. Dort traten sie auf eine Wiese mit fruchttragenden Bäumen. Vögel sangen und die süßlich riechenden Blumen blühten. Marietta wäre länger dort geblieben, doch ihr Führer riet ihr, dort nicht zu verweilen, denn „die jetzige Mission ist es, etwas über das Ergehen der verstorbenen Kinder Gottes zu lernen.“

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Sie trifft den Erlöser Als sie und ihr Führer fortschritten, kamen sie schließlich zum Eingangstor der Stadt des Friedens. Beim Eintreten sah sie Heilige und Engel mit Harfen aus Gold. Sie fuhren fort, bis der Engel Marietta in die Gegenwart des Herrn brachte. Der anwesende Engel sprach: „Dies ist der Erlöser. Durch das Fleischwerden litt er für dich. Denn ohne die Weinpresse zu treten, starb er.“ Hochachtungsvoll und zitternd kniete Marietta vor ihm nieder. Der Herr jedoch erhob sie und hieß sie in der Stadt des Erlösers willkommen. Hiernach lauschte sie dem himmlischen Chor. Sie durfte auch einige ihrer Geliebten treffen, die schon vor ihr von der Welt gegangen waren. Sie sprachen ganz frei mit ihr und es war keine Schwierigkeit, sie zu verstehen, denn „Gedanken bewegten Gedanken“. Sie erkannte, dass es im Himmel keine Verheimlichung gibt. Sie beobachtete, dass ihre früheren Bekannten fröhlich waren, verglichen mit ihrer sorgenvollen Erscheinung vor dem Verlassen der Erde. Sie sah kein hohes Alter im Paradies. Marietta kam schnell zu der Ansicht, dass die Schönheit und Herrlichkeit des Himmels, wie sie es vermutet hatte, nicht falsch waren. „Sei gewiss“, sprach der Engel „die besten Gedanken der Menschen kommen der Realität und der Freude des Himmels nicht einmal nahe.“ Marietta konnte mit anderen Bewohnern des Paradieses sprechen, und jedes Mal waren sie voll des Lobes über den Erlöser. Besonders einer sang: „O Tod, wo ist dein Stachel? Und wo ist jetzt dein Sieg, Grab?“. Es gibt keinen Stachel des Todes für den Gläubigen, noch hat das Grab den Sieg über die Menschen im Paradies. Dann wurde ihr in der Mitte eines wunderbaren Panoramas ein aufsteigendes Kreuz gezeigt. Ein Engel sprach zu ihr und sagte: „Als erstes lerne, dass alle Himmel das Kreuz schätzen. Vor dem Kreuz beugen sich die Massen und die Erlösten halten sich gerne in dessen Nähe auf.“ Sie wurde über die Beziehung zwischen Engeln und den Menschen auf der Erde informiert. Scharen von Schutzengeln dienten ihnen und „kein Tag, keine Stunde oder Moment vergeht, in dem der Sterbliche nicht von dem Geist bewacht wird, der für ihn verantwortlich ist“. Ebenfalls wurde Marietta nahegelegt, dass die Wiederkehr Christi nahe ist. Hier würde die Erlösung der Menschheit stattfinden. „Die Erlösung der Menschen kommt näher. Lasst die Engel den Refrain erheben; denn schon bald wird der Erretter mit heiligen Engeln aufsteigen.“ Ihr wurde ein kleiner Vorwurf für ihren vorherigen Mangel an Glauben und Würdigung gemacht und sie wurde ermahnt: „Es gibt keinen anderen Weg als Jesus, den Erlöser, durch den wir das Erbe in dieser gesegneten Wohnung erhalten“. Außerdem wurde sie von den Engeln ermutigt, die sprachen: „Sei

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deshalb treu dem gegebenen Licht, und schlussendlich sollst du das Glück des Himmels genießen dürfen“. Der Engel sprach ein weiteres Mal über die Wiederkehr Christi und über diejenigen, die an dieser teilhaben würden: „Die Wiederkehr des Menschensohnes wird an dem vorherbestimmten Tag stattfinden und er wird die Auserwählten aus den vier Himmelsrichtungen sammeln, vom letzten Teil der Erde bis zum letzten Teil des Himmels“.

Kinder im Paradies Marietta stellte fest, dass sich viele Kinder im Paradies befanden. Natürlich ist auch dies im Einklang mit der Bibel. Als Jesus auf der Erde war, nahm er die kleinen Kinder und segnete sie, als er sprach: „Denn solchen gehört das Reich Gottes“. Die Schrift erwähnt nicht näher, was mit Kindern passiert, die sterben; doch wir vermuten, dass ihr Geist sicher ins Paradies gebracht wird und sie von den Schutzengeln trainiert und liebevoll beschützt werden. Der Engel bemerkte: „Wären die Menschen nicht von der Reinheit und Harmonie gewichen, wäre die Erde ein geeigneter Kindergarten für neugeborene Seelen gewesen“. Mit dem Eintreten der Sünde in diese Welt trat auch der Tod ein und die Kinder waren häufiger seine Opfer als die Älteren. Marietta erfuhr, dass die Kinder auf der Erde einen Schutzengel haben. Dabei wurde die Stelle aus der Bibel erwähnt: „... dass ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist“ (Mt 18,10). Gott hält sogar den Spatz in seiner Hand, der zu Boden fällt, wie viel mehr die, die in seinem Bild geschaffen wurden! Sobald der Geist das Kind verlässt, bringt es sein Schutzengel sicher ins Paradies. Des Weiteren wurde sie darüber informiert, dass es im Paradies eine Stadt gibt namens Kleinkinderparadies. Die Stadt befand sich auf einer Wiese mit Blumen und Vögeln, vergleichbar mit denen in der sterblichen Welt, obwohl sie weitaus schöner waren. Außerhalb der Stadt des Friedens hatte das Paradies im Allgemeinen das Erscheinungsbild, wie man es vom Garten Eden vermuten würde, bevor Sünde in die Welt eintrat. Außerdem wurde Marietta darüber in Kenntnis gesetzt, dass, wenn ein Engel ein Kleinkind ins Paradies bringt, er es gemäß seines Wesens und seiner speziellen Begabung einstuft und es der Heimat zuweist, in der es am besten aufgehoben ist. Im Paradies gibt es Schulen, und den Kleinkindern werden die Dinge beigebracht, die sie auf der Erde hätten lernen sollen, doch im Paradies sind sie frei von der Schändung und dem Laster der gefallenen Menschheit. Würden trauernde Eltern das Glück und die Fröhlichkeit ihrer verlorenen Kinder erkennen, wären sie nicht mehr vom Kummer überwältigt. Nachdem die Kinder mit dem Anweisungsunterricht fertig sind, so wurde es Marietta geschildert, würden sie auf das nächste Level des Lernens gebracht werden.

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Marietta wurden mehrere Sphären des Lebens im Paradies gezeigt. Offenbar sind einige Gesellschaften geistlich und intellektuell weiter entwickelt als andere. Dies steht im genauen Einklang mit Paulus‘ Offenbarung gemäß dem Leben nach der Auferstehung. Erlöste Wesen unterscheiden sich voneinander so, wie sich die Sterne in ihrer Herrlichkeit unterscheiden. Und doch besteht eine wunderbare Harmonie zwischen allen Einwohnern des Paradieses unabhängig von ihrer intellektuellen Entwicklung. Ihr wurde beigebracht, dass böse Geister eine gegensätzliche Natur haben, die außerhalb der Harmonie mit den herrschenden Gesetzen des Paradieses stehen. Wollten sie in die heilige Region eintreten, würden sie intensive Qualen erleiden. Deswegen erlaubt Gott in seiner Güte solchen Geistern nicht, sich mit der Sphäre der Gerechten zu vermischen. Deswegen befindet sich eine große Kluft zwischen den jeweiligen Wohnorten. Christus und das Kreuz stehen im Mittelpunkt der Attraktion im Himmel Wenn Jesus im Paradies erscheint, halten alle anderen Aktivitäten und Beschäftigungen an und die himmlischen Heerscharen versammeln sich in Anbetung und Hingabe. In diesen Zeiten versammeln sich die neu angekommenen Kleinkinder, die zum Bewusstsein gekommen sind, um den Erretter zu sehen und den anzubeten, der sie erlöst hat. Als sich Marietta danach erkundigte, ob es keinen Himmel ohne Kreuz gäbe, erhielt sie von ihrem himmlischen Führer die Antwort: „Das Kreuz existierte vor der Vision der erlösten Geister. Jede Anordnung basiert auf dem gesegneten Symbol dieser erlösenden Liebe und es ist die Pflicht der Schutzengel, die verantwortlichen Engel über die wunderbare Wahrheit der Erlösung durch Jesu Leiden am Kreuz zu belehren – das Kreuz und das Opfer sind in ihrem inneren Sinn abgebildet. Alle Engel sehen auf das Kreuz, während sie aus den Seelen hervorstrahlen, die dieses Bild erhalten haben. Deswegen können die bösen Geister oder Wesen ihre wahre Natur nicht vor den Engeln oder den Geistern der gerechten Menschen verstecken. Marietta wurden viele andere Dinge bezüglich der Reihenfolge und Konditionen im Kinderparadies gezeigt. Sie beobachtete die vollendete architektonische Bauweise der Hauptstadt und beschrieb ihre unübertreffliche Schönheit. Die Stadt selbst ist durch einen Fluss mit lebendigem Wasser in zwölf Hauptteile unterteilt, welches spiralförmig fließt. Auf diese Weise ist die Stadt in 144 große Stadtviertel oder -teile unterteilt. Bei der Beschreibung sagte Marietta: „Die ganze Stadt erscheint wie ein Blumengarten; ein Schattenwald; eine Galerie von bildhauerischer Symbolik; ein wellenförmiges Meer aus Fontänen; eine weiträumige Fläche von kostspieliger Architektur, alle in eine naheliegende Landschaft mit entsprechender Schönheit gesetzt, mit einem Himmel von Schattierungen unsterblichen Lichtes überspannt“. Im Gegensatz zur Erde gibt es keine Rivalitäten im Himmel. Die Bewohner

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leben dort in Frieden und vollkommener Liebe. „Ich sah keine Rivalitäten oder Nachahmungen. Es existierte kein Wunsch nach egoistischer Verherrlichung in der Gruppe von lieblichen Kleinkindern, sondern jede Gruppe und die Bewohner jedes Kindergartens oder Palastes waren mit heiliger Liebe mit dem höheren Genossen und reiferen Gesellschaften vereint. Jedes kleine Kind war mit heiliger Liebe erfüllt und wünschte sich, in der heiligen Weisheit zu reifen, damit es als ein Engel des Lichtes und der Schönheit gebraucht werden könnte.“

Marietta steigt in das Königreich der Dunkelheit hinab An diesem Punkt angekommen wurde Marietta gesagt, dass ihr ein ernstes Musterbeispiel gezeigt werden würde. Plötzlich wich all die Helligkeit von ihr und sie stieg in die dunkle Region hinab. Mit großer Furcht fiel sie in die tiefen Abgründe hinunter. Durch den Schwefel entstanden Lichtblitze und im Halbdunkel sah sie „starrende Geister, die in Feuer der unheiligen Gelüste eingehüllt waren“, über sich schweben. Sie drehte sich um, um Zuflucht in den Armen ihres Führers zu finden, doch plötzlich war sie allein! Sie versuchte zu beten, doch sie konnte sich nicht selbst ausdrücken. Als sie sich an ihr ungeheiligtes Leben vor dem Verlassen der Erde erinnerte, schrie sie: „O, für eine kurze Stunde auf der Erde! Wenn ich doch nur mehr Zeit oder Raum hätte, egal wie kurz, um meine Seele vorzubereiten und sicherzustellen, dass ich für die Welt der Geister tauglich bin.“ In ihrer Verzweiflung stürzte sie tiefer in die Dunkelheit. Bald schon erkannte sie, dass sie am Wohnort der ungerechten Toten war. Hier hörte Marietta Töne verschiedenster Art. Es gab Gelächter, Ausrufe von Betrunkenen, Gespött, Sarkasmus, obszöne Anspielungen und schlimme Flüche. Es gab kein Wasser, „um heftigen und unerträglichen Durst zu stillen“. Die Fontänen und Bächlein, die erschienen, waren nur Illusionen. Früchte am Baum, die sie pflücken wollte, verbrannten die Hand. Die ganze Atmosphäre trug Elemente des Elends und der Enttäuschung. Während Marietta diese grausame Szene betrachtete, näherte sich ein Geist, den sie von der Erde her kannte. Anpöbelnd sprach der Geist: „Marietta, wir sehen uns wieder. Du siehst mich als einen körperlosen Geist in der Heimat derer, die den Erlöser verleugnen. Hier kommen sie nach Beendigung ihres sterblichen Lebens her. Mein Leben war plötzlich vorbei und als ich von der Welt ging, bewegte ich mich schnell in die Richtung, in die ich durch meine Wünsche geleitet wurde. Ich wollte gerichtet werden, geehrt, angebetet – um frei zu sein und den perversen Neigungen meines stolzen, rebellierenden und lustvollen Herzens zu folgen, ein Zustand der Existenz, in dem sich niemand beherrschen würde, in dem aller

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Genuss der Seele gestattet sein und in dem religiöse Anweisungen keinen Platz haben würden. Mit diesen Wünschen trat ich in die Geisterwelt ein, kam an den Ort, der meinem inneren Zustand angepasst wurde, raste in Eile dem Genuss und der Glanzszene entgegen, die Sie nun sehen werden. Ich wurde mehr als Sie willkommen geheißen, denn plötzlich wurde ich als geeigneter Partner derer angesehen, die hier wohnen. Sie heißen Sie nicht willkommen, wenn sie in Ihnen einen Wunsch erkennen, der die hier herrschenden Passionen ablehnt. Ich verfügte über eine Kraft von wundersamer und ruheloser Bewegung. Mir wurde eine seltsame Perversion meines Gehirns bewusst, und meine Gehirnorgane wurden einer fremden Macht ausgesetzt, welche absoluten Besitz auszuüben schien. Ich verließ die attraktiven Einflüsse, die um mich herum waren und suchte danach, mein Verlangen nach Vergnügen zu stillen. Ich ging zu Partys, Banketten und mischte mich in die wilden und wollüstigen Tänze. Ich pflückte die glänzenden Früchte, ich gab meiner Natur nach für das, was äußerlich schmackhaft und anziehend für die Augen und die Sinne erschien. Doch wenn man es probierte, war es abscheulich und erhöhte den Schmerz. Die Wünsche hier sind so unnatürlich und immer weiter steigend, also verabscheue ich, was ich verlange, und das, was Freude bringt, ist eine Qual. Alles an mir scheint eine kontrollierende Macht zu haben und herrscht mit grausamem Zauber über meinem verwirrten Verstand.“

Das Gesetz der bösen Anziehungskraft „Ich erfuhr das Gesetz der bösen Anziehungskraft. Ich bin Sklave der irreführenden und widersprüchlichen Elemente und ihrer vorherrschenden Laster. Ein Objekt nach dem anderen zieht mich an. Der Gedanke an mentale Freiheit stirbt mit dem sterbenden Willen, während die Vorstellung, dass ich ein Teil und ein Element der rotierenden Fantasie bin, meinen Geist gefangen nimmt. Ich bin gebunden von der Stärke des Bösen, und in ihm existiere ich.“

Die Folge des übertretenen Gesetzes „Marietta, Ich habe das Gefühl, es ist vergeblich, unseren bedauerlichen Zustand auszudrücken. Oft erfrage ich: ‚Gibt es keine Hoffnung?‘ Und mein Sinn antwortet: ‚Wie kann inmitten dieser Zwietracht Harmonie herrschen?‘ Während unserer Zeit im Körper wurden wir natürlich über die Konsequenzen in Kenntnis gesetzt, doch wir liebten unseren eigenen Weg mehr als den, der die Seele erhebt. Wir sind in diesen fürchterlichen Ort gefallen. Wir haben unser Leid selbst

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hervorgebracht. Gott ist gerecht. Gott ist gut. Wir wissen, dass es nicht durch das rachsüchtige Gesetz des Schöpfers ist, dass wir leiden müssen. Marietta, es ist unser Zustand, durch den wir das Elend erhalten, das wir aushalten müssen. Das Brechen des moralischen Gesetzes, durch welches unsere moralische Natur in Harmonie und Gesundheit gehalten werden sollte, ist der hauptsächliche Grund unseres Zustands.“ „Erschreckt Sie diese Szene? Seien Sie sich dessen bewusst, dass alle Bewegungen um Sie herum lediglich ein hohes Ausmaß an tiefem Leid sind. Marietta, keine guten oder fröhlichen Wesen wohnen hier unter uns. Alles hier ist dunkel. Manchmal trauen wir uns, auf Erlösung zu hoffen. Wir erinnern uns an die Geschichte der erlösenden Liebe und wir fragen, ob diese Liebe diese Bleibe von Dunkelheit und Tod durchbrechen kann. Können wir jemals darauf hoffen, von diesen Wünschen und Neigungen freigesetzt zu werden, die uns mit Ketten binden, und von den Leidenschaften, die wie verzehrende Feuer brennen, in diesen unheiligen Elementen dieser Welt des Elends?“ Marietta war von dieser Szene ziemlich überwältigt, vor allem davon, dass sie Menschen im Hades wiedererkannte. Hierüber schrieb sie: „Eine scheußliche Äußerung vollendete die Szene; und da ich überwältigt war – in dem Wissen, dass das Zeugnis real war – wurde ich sofort weggenommen. Diese Geister hatte ich auf der Erde kennengelernt, und als ich sie dort sah, kannte ich sie noch immer. O, wie sie sich verändert hatten! Sie waren die Verkörperung des Leidens und der Reue.“ Ihr sie begleitender Engel, der sich wieder zu ihr gesellte, erklärte einige Dinge, die Marietta erlebt hatte. Wer Frieden auf einem anderen Weg als durch das Kreuz sucht, wird letztendlich eine beachtliche Enttäuschung erleben. Der Engel erzählte ihr außerdem, dass der, der mit Christus ist, niemals ein Gefangener dieses Kummers wird. „Denn jedes gewillte Herz hat im Himmel eine Wohnung vorbereitet. Und wer sucht, der soll den Herrn finden, eine gegenwärtige Hilfe in der Zeit der Not. Die du gesehen hast, sind in dem Element, dem sie während der Zeit im Körper nachgaben. So wie einer, der von einer schwindelerregenden Höhe hinunterfiel, die Schmerzen und Wunden ertragen muss, die der Fall mit sich brachte, so muss auch der in der Sünde Lebende die Folgen erleiden.“ Der Engel erklärte, dass Gott die Menschen nicht freiwillig in die Unterwelt schickt. Marietta solle nicht weinen, weil sie herausgefunden hatte, dass ihr Wesen nicht im Einklang mit dem Himmel war. „Denn ein Lösegeld ist in einer heilenden Quelle vorbereitet, in welcher du dich waschen kannst und durch die all deine Unreinheiten in deinem Sein weggewaschen werden. Und erfreue dich darüber, denn durch die große Gnade wird Erlösung angeboten und die, die woanders keine vollkommene Freude finden konnten, werden von den Gefängnisgewölben befreit und im Königreich des Vaters in Villen gebracht werden. Die Heiligen preisen Gott für diese Gnade; es vergeht kein Tag und keine Nacht, ohne dass sie ihrem Erlöser Hymnen des Danks singen.

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Mein Freund, wenn Sie Christus noch nicht akzeptiert haben, nehmen Sie ihn nun als Ihren Erlöser an. „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh 3,16).

Notwendige Schritte zur Erlösung 1. BESTÄTIGUNG: „Denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren“ (Röm 3,23). „Gott, sei mir gnädig. Ich bin ein Sünder“ (Lk 18,13). Im Licht von Gottes Wort müssen Sie bekennen, dass Sie ein Sünder sind. 2. BUSSE: „... und wenn ihr eure Einstellung nicht ändert, werdet ihr alle ebenso umkommen!“ (Lk 13,3). So ändert nun eure Einstellung und kehrt zu ihm um, damit der Herr eure Schuld auslöscht ...“ (Apg 3,19). Sie müssen die Schrecklichkeit der Sünde sehen und anschließend von ihr umkehren. 3. BEKENNTNIS: „... wenn wir unsere Sünden bekennen, zeigt Gott sich treu und gerecht: Er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht“ (1.Jo 1,9). „... man wird gerettet, wenn man seinen Glauben mit dem Mund bekennt“ (Röm 10,10). Bekennen Sie Gott Ihre Sünden. 4. UNTERLASSEN: „Der Gottlose verlasse seinen Weg, der Schurke seine schlimmen Gedanken! Er kehre um zu Jahwe, ... denn er ist im Verzeihen groß!“ (Jes 55,7). Bedauern der Sünde ist nicht genug. Wir müssen bereit sein, diese zu unterlassen – ein für allemal. 5. GLAUBEN: „Denn so hat Gott der Welt seine Liebe gezeigt: Er gab seinen einzigen Sohn dafür, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh 3,16). „Wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden“ (Röm 10,9). Glaube an das vollendete Werk Christi am Kreuz. 6. EMPFANGEN: „Er kam in sein Eigentum, aber sein Volk wollte nichts von ihm wissen. Doch allen, die ihn aufnahmen, die an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1,11-12). Sie müssen Christus persönlich durch Glauben in Ihrem Herzen empfangen, wenn Sie die Neugeburt erfahren wollen. (Full Gospel Business Men’s Fellowship, International)

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Wenn Sie Jesus Christus in Ihre Seele und Ihr Leben aufnehmen möchten, wird es Ihnen helfen, folgendes Gebet zu sprechen: Vater im Himmel, danke, dass du mich liebst. Ich bitte deinen Sohn, Jesus Christus, in mein Leben zu kommen. Ich weiß, dass ich gesündigt und Dinge getan habe, die dir missfallen. Ich bitte dich darum, dass du mir diese Sünden vergibst und mein Leben reinigst. Hilf mir, dir und deiner Lehre zu folgen. Beschütze mich vor Satan und dem Bösen. Lehre mich, dich in all meinen Gedanken und Taten an die erste Stelle zu setzen. Hilf mir, meinen Nächsten

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so zu lieben, wie du mich geliebt hast. Und Herr, zeige mir Schritt für Schritt den Plan, den du für mein Leben hast. Ich gebe mich und mein Leben dir hin. Ich lobe und preise dich, mein Schöpfer und Herr. Ich werde dir für das Opfer deines Sohnes am Kreuz, damit ich ewiges Leben mit dir haben kann, immer danken. Hilf mir, andere für Christus zu gewinnen. Ich erwarte Christi Wiederkehr, um mich in den Himmel zu holen. Komme bald, Herr Jesus. Amen.

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LEBEN NACH DEM TOD