Aber der Reihe nach: Kapitel 1 - Beauftragung

Angeblich ist ja die Umstellung von ISDN auf VoIP ein Kinderspiel - und da es gerade ein günstiges Angebot der Telekom gab für VDSL 100 habe ich mich ...
Author: Mareke Hase
39 downloads 1 Views 170KB Size
Angeblich ist ja die Umstellung von ISDN auf VoIP ein Kinderspiel - und da es gerade ein günstiges Angebot der Telekom gab für VDSL 100 habe ich mich mal auf dieses Kinderspiel eingelassen um dann festzustellen, daß es leider doch nicht so einfach ist wie man allgemein überall einen Glauben schenken lässt. Aber ich wollte ja auch nur zumindest das gleiche Ergebnis haben wie bisher - schön wenn da noch zusätzlicher Komfort hinzukommt, aber ein Rückschritt wollte ich auf keinen Fall. Hier meine Infrastruktur: • • • • • • •

ISDN Telefonanlage (T-Concept XI 320) im Keller eines Einfamilienhauses (welche seit 20 Jahren klaglos ihren Dienst verrichtet) Ein Doorline - Türstellenmodul mit dem es möglich ist die Haustür zu öffnen sowie über die Gegensprechanlage zu telefonieren. 8 ISDN Rufnummern die ich auch aktiv nutze (jedes Familienmitglied hat seine eigene Rufnummer) 4 Festnetztelefone im Haus und ein Gigaset DECT Telefon 1 Faxgerät von Brother im Büro 1 Fritzbox 7490 im Büro im 1. Stock, dort auch ein (VOIP fähiges) Gigaset DX800 welches ebenfalls an der ISDN Anlage hängt. Einer uralten T-Online Kennung (T-Online eco) aus der Zeit als es noch BTX gab - aber alle Familienmitglieder benutzen diesen T-Online Zugang als s.g. Mitbenutzer

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Nach 14 Tage intensivem Lesen in Foren, Suchen nach Dokumentation und die Familie nervendem Testen von Anschlüssen funktioniert inzwischen alles wie vorher. Was bei der Umstellung alles nicht ging: 1. Die Fritzbox hat zwar ein S0 Bus - aber die Telefonanlage muß man trotzdem umstellen - und zwar ganz anders als es beschrieben ist. Deshalb war die Telefonanlage zunächst tot. 2. VoIP über ein Gigaset funktioniert nicht nach Handbuch 3. Vergessen Sie alle Telefonbucheinträge in ihrem DECT Telefon! Wohl dem der diese vorher sichert 4. Ohne freie Kabel und am Besten noch einer Crimpzange geht garnichts! 5. Sie sehen auch nur noch am Computer wer angerufen hat wenn sie mal nicht zuhause waren 6. Der Anrufbeantworter des DECT Telefons ging garnicht - stattdessen wird dieser durch den Anrufbeantworter in der Fritzbox ersetzt (der natürlich keine Ahnung von den Rufnummern hat). 7. VIP Anrufe werden natürlich nicht mehr angezeigt - wie denn auch ohne Telefonbucheintrag 8. Die eingestellten Klingeltöne funktionieren nicht mehr 9. Und die Doorline sowieso nicht Aber der Reihe nach: Kapitel 1 - Beauftragung Es geht los mit der Beauftragung von VOIP. Wer 8 ISDN Rufnummern hat, der hat KEINE Standardbeauftragung!!! Und wer einen T-Online eco Zugang hat der hat erst recht keine Standardbeauftragung! Daher: Vermeiden Sie auf jeden Fall Onlinebestellung - rufen Sie an oder noch besser: Gehen Sie in den T-Shop, am Besten in einer sehr ruhigen Zeit wo sonst niemand dort

ist! Hier ein grosses Lob an die Telekom: Ich hatte das Glück eine Bearbeiterin zu haben die sich viel Zeit genommen hat und die die Beauftragung am Schluß auch noch richtig aufgenommen hat: •



Damit Ihre Mitbenutzerkennungen nicht verloren gehen (das hiesse nämlich, daß alle E-Mail Accounts der gesamten Familie automatisch gelöscht werden), der muß den T-Online ECO Tarif + den ISDN Tarif in einen neuen Magentarif wandeln. Lassen Sie sich nicht erzählen dies würde nicht gehen - es geht! Damit Sie Ihre Rufnummern behalten müssen Sie alle Rufnummern bei der Bestellung des Magenta Tarifs angeben.

Am Schluß sollten Sie eine Auftragsbestätigung erhalten über das Datum der Bereitstellung + neuen Tarif (bei mir Magenta Zuhause L) + Hinweis auf die zusätzlichen Rufnummern + Ausweisung der Anzahl an Inklusivnutzer aus T-Online eco. Wenn auch nur irgendetwas davon fehlt sollten Sie sofort wieder den Berater Ihres Vertrauens kontaktieren und es ändern lassen!!!

Kapitel 2 - Vorbereitungen Mir war schon vorher klar, daß der Anschluß der Fritzbox nicht im Keller erfolgen konnte weil dort weder WLAN noch DECT Empfang möglich gewesen wäre angesichts von Stahlbetondecken die keinerlei Signal durchlassen. Und extra Geld für Repeater, Stromverteilersysteme etc. wollte ich auf keinen Fall ausgeben. ISDN benötigt 4 Drähte, der VDSL Anschluß kommt mit 2 Drähten daher. Soll die ISDN Anlage also im Keller verbleiben wo sie war, dann benötigen wir 4 Drähte für den S0 Bus und 2 Drähte für den DSL Anschluß. Da die ISDN ANlage im Keller steht und der Router (Fritzbox) im Büro, müssen 6 Drähte vorhanden sein. Normalerweise hat ein Einfamilienhaus älterer Bauart Telefonkabel verlegt die jeweils 4 Drähte haben. Zum Glück hatte ich zwei solcher Telefonkabel vom Keller zum Büro - wenn sie dieses Glück nicht haben können sie den Router nur im Keller neben der ISDN Anlage platzieren - dann brauchen Sie aber irgendeine Möglichkeit um den Internetzugang weiterzuleiten - das geht notfalls auch über Telefonkabel allerdings dann nur mit 100 Mb (Beschreibungen gibt es an anderer Stelle und da ich dies nie gemacht habe kann ich dazu auch keine Erfahrungen beisteuern) - oder mit Powerline Adaptern (die aber nicht in jedem Haus funktionieren und auch nicht immer mit der entsprechenden Geschwindigkeit). Falls Sie nur 1 Kabel haben, dieses aber in einem Rohr liegt können sie es auch über ein 8-poliges Kabel ersetzen (das sollte man aber tunlichst jemandem überlassen der sich damit auskennt sonst hat man am Ende 0 Kabel...). Wie aber nur aus einem Telefonkabel - bei mir war es J-2Y(ST)Y, das sind 4 rote Kabel die jeweils schwarze Ringe haben (Details siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Telefonkabel ) - ein ISDN Kabel machen? Nun ich muß gestehen: Ich habe eine Crimpzange und mittels Crimpzange konnte ich mir die Kabel selbst crimpen (wurde auch mal hier: https://telekomhilft.telekom.de/t5/TelefonieInternet/ISDN-Stecker-crimpen/td-p/1109704 diskutiert). EIn Tipp kam dann aber von einem befreundeten Telekomtechniker an diejenigen die keine Crimpzange ihr Eigen nennen (die Dinger sind auch nicht gerade billig....): Einfach eine ISDN Verteilerdose verwenden.

Diese Verteilerdose kam auch bei mir im Büro zum Einsatz, da ich ja auch den S0 Bus der Fritzbox später mal für ein zusätzliches Gerät im Büro verwenden wollte. Angeschlossen wurde die Dose mit normalen CAT5 Kabel (oder auch Netzwerkkabel für die PC Netzwerkverteilung - ein solches liegt übrigens der Fritzbox bei Auslieferung bei) an den Router im Büro. Im Keller kann man dann das Telefonkabel wiederum an eine ISDN Dose anschliessen (hier kam bei mir die Crimpzange zum Einsatz) um dann dort den alten Anschluß des NTBA zu ersetzen

So also die Theorie! Denn natürlich kann man das jetzt nicht ausprobieren solange noch kein VDSL Anschluß geschaltet ist. Man lässt also den alten NTBA noch angeschaltet (sonst ginge ja kein Telefon bis zum Umstellungstag), und meine 2-Drahtleitung geht wie bisher zum IP Anschluß im Keller (ich hatte natürlich schon vorher Internet - aber halt über einen extra Anschluß und auch nur mit mageren DSL 3000...). Den ISDN Anschluß kann man natürlich schon testen - man muss dazu nur den Anschluß als zusätzliches ISDN Telefon einrichten - Kabelbruch gibts immer mal und vielleicht hat man ja auch beim Anschliessen der Dosen einen Fehler gemacht. So hatte ich zumindest den Weg bis vor die Fritzbox ausprobiert (wie ich die Telefonanlage programmiert habe - davon später mehr...). Kapitel 3 - Der Tag der Umstellung Kaum zu glauben, aber man bekommt eine SMS das heute der Tag der Umstellung naht - und man bekommt auch eine SMS das der Anschluß fertig verschaltet ist. Was fehlt, ist die Nachricht, das die letzte SMS nicht der Wahrheit entspricht sondern das es nach dieser SMS noch ca. 2.5h dauert bis die Verbindung wirklich zustande kommt! Und Internet ging wirklich ab mit 100 Mb - naja, zumindest 92 Mb laut AVM! Und wenn man vorher DSL 3000 hatte (das sind 3 Mb) dann war das schon wie Weihnachten und Geburtstag zugleich! In der Fritzbox gibt man die Telekom als Dienstanbieter an und wählt :

• •

Anschlußkennung die eigene Rufnummer mit Ortsnetzvorwahl (z.B. 0302000811) 0001 als Mitbenutzerkennung

Und die Zugangsnummer des T-Online eco Tarifs sollte man tunlichst noch irgendwo gespeichert haben. Angeblich geht auch die E-Mailadresse - habe ich aber selbst nie ausprobiert.... Damit man endlich überhaupt mal telefonieren kann habe ich das DECT Telefon an der Fritzbox via DECT VErbindung bekanntgegeben und voila - schon war ich unter meiner alten Telefonnummer erreichbar, die Fritzbox hat auch netterweise gleich das Telefonbuch des DECT Telefons ersetzt durch das eigene Telefonbuch und meine Frau war ganz begeistert weil man nur den PC hochfahren musste und sich auf die Fritzbox einloggen musste um zu sehen wer denn da angerufen hat. Auch der Anrufbeantworter war natürlich klasse - wo man vorher eine Taste gedrückt hat, da muß man jetzt erst durch eine Menüsteuerung a la Hotline um zum Ziel zu gelangen . Die Möglichkeit mal einfach Leute auf die Box reden zu lassen um dann wenn's wichtig war doch noch abzuheben gibt's natürlich so nicht und von der Doorline ganz zu schweigen. Die Menge an "Kolateralschäden" kann sich wahrscheinlich jeder selbst gut ausmalen. Aber ich hatte ja schon alles vorbereitet um meine ISDN Anlage wieder in Betrieb zu nehmen - dachte ich..... Kapitel 4 ISDN Anlage am VoIP Anschluß In der Fritzbox muß die Telefonanlage natürlich bekannt gemacht werden - sinnvollerweise sollte diese dann auf alle vorhandenen Rufnummern reagieren (es sei denn man hat Nummern die man nicht verwendet). Den Anrufbeantworter der Fritzbox sollte man ausschalten und natürlich die rausgehende MSIN festlegen. Die Verkabelung wie oben konnte ja schnell durchgeführt werden - Kabel an die Fritzbox - NTBA abgeklemmt und durch das neu verlegte ISDN Kabel ersetzt. Und dann eines der Telefone ausprobiert die an der XI 320 hängen und: NICHTS - Null - Nothing.... Nach diversen Tests (ich musste dazu abwarten bis das Haus leer war - das Klingelspiel macht nicht wirklich Spass) und diversen Resets der Telefone kam ich dem Rätsel näher: Die Fritzbox schickt jede Rufnummer (MSIN im Fachgebrauch) zur XI 320. Aber das Format scheint anders zu sein. Auch wenn es immer heisst: Sie brauchen nur umzustecken! Falsch! Sie müssen Ihre ISDN Telefone neu programmieren! Bis ich zu diesem Punkt allerdings kam dauerte es eine ganze Weile... Vor allem hatte ich zunächst die XI320 in Verdacht - musste dazu aber erstmal in die Konfiguration der ISDN Anlage. Wer jetzt wie ich - eine 20 Jahre alte Anlage besitzt versucht sich sodann in Erinnerung zu rufen wie diese Anlage programmiert wurde - und hier ist das Internet dann wirklich Dein Freund: Ich habe die alte Systemdokumentation gefunden. Und richtig: Man benötigt dazu ein Programm welches natürlich nur unter Windows XP läuft und welches mit der XI320 über eine RS232 Schnittstelle verbunden wird. Ich gebe allerdings zu das ich auch das halbe Haus auf den Kopf stellen musste um ein solches altes Schätzchen an PC aufzutreiben als auch das RS232 Kabel zur Programmierung. Und dann natürlich nicht daran gedacht das man erst alles verkabeln muß bevor man den PC hochfährt (was dieser dann

nach gefühlten 2 h auch tat - war und ist übrigens ein Dell PC aus den frühen Jahren der Firma...). Das Programm konnte ich nach umfangreichem Suchen auf der 10 GB grossen Festplatte endlich dann ausfindig machen. Ich vermute aber mal, daß man an den meisten Anlagen nichts machen muss - und letztlich war es auch nicht die XI320 welche das Problem darstellte, sondern die Telefone: Sie müssen alle MSIN im Telefon löschen! Damit reagieren alle Telefone ausschliesslich auf die in der ISDN Anlage hinterlegten Rufnummern - eine Programmierung ist also nur erforderlich, wenn man in der Anlage keine Rufnummern hinterlegt hat und diese Funktion ausschliesslich dem Endgerät zugeordnet hat. Warum man alle MSIN löschen muß weiss ich nicht - jedenfalls tat es damit das Siemens SX 455 und auch die anderen ISDN Telefone (zum Gigaset DX800 später mehr). Vor allem aber funktionierte jetzt wieder der Anrufbeantworter des Telefons und auch das Telefonbuch des SX455 war wieder vorhanden! Die DECT Funktion habe ich auf der Fritzbox danach ausgeschaltet. Kapitel 5 Nacharbeiten Das Gigaset DX800 kann man mittels VOIP verbinden. Dabei folgendes beachten: • •

Als Benutzername und Anmeldename "620" verwenden Über die Menüoberfläche des Gigaset anmelden (unter Heimnetz in der Fritzbox findet man die IP Adresse die dem Gigaset gegeben wurde).

Das Faxgerät ist bei mir direkt als analoges Gerät an der Fritzbox angeschlossen (die Fritzbox hat seitlich auch Anschlüsse für analoge Geräte) - funktioniert ohne irgendwelche Probleme oder besonderen Einstellungen. Verbindungsabbrüche: Es empfiehlt sich in der Anfangszeit genauer auf die Meldungsfenster System -> Ereignisse -> Internetverbindung zu schauen. Bei mir kam es dort fast alle 2 Stunden zu Verbindungsabbrüchen mit der VDSL Gegenstelle! Dazu unter Internet - > DSL Informationen -> Störsicherheit die Einstellungen zu ändern (in meinem Falle half es die Einstellung nur einen Tick nach links zu schieben). Seitdem sind Verbindungsabbrüche selten geworden (immerhin steht ja dann auch kein Telefon zur Verfügung!) Kapitel 6 Die Früchte der Arbeit geniessen.... Wer jetzt denkt es sei alles identisch zu vorher, der hat allerdings die Vorteile von VoIP noch nicht genutzt. So kann ich mittels meines Handys jetzt auch den Festnetzanschluß nutzen mittels der entsprechenden AP von AVM - und das funktioniert via VPN weltweit - vorausgesetzt man hat ein WLAN oder günstige GSM Rate. Im Endeffekt telefoniert man damit kostenlos von weltweit nach Hause. Oder aber die Möglichkeit mittels der Fritzbox ISDN + DECT + VoIP in einen Verbund zu schalten und so intern ohne Aufwände frei zu telefonieren. Und die Sprachqualität ist in meinem Falle auch nicht zu verachten - besser jedenfalls als bei ISDN. Alles in Allem muß man sagen, dass der Wechsel von ISDN nach VoIP nicht ganz so einfach ist wie es immer beschrieben wird. Wer 1 Telefon an der ISDN Dose hat und dort jetzt einfach nur einen Router anstöpselt, für den mag es noch mit einfachen Mitteln funktionieren - aber wer auch nur ein wenig mehr Komplexität hat sollte den Wechsel sehr genau planen!

Suggest Documents