JUGENDBIBLIOTHEK GERA. LL-Demonstration

J U G E N D B I B L I OT H E K G E R A BibomaG NUMMER 18 IN DIESER AUSGABE: Das System Putin 2 Die DDR war anders 2 M A G A Z I N J A N U A R ...
Author: Meta Pohl
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J U G E N D B I B L I OT H E K G E R A

BibomaG NUMMER 18 IN DIESER AUSGABE:

Das System Putin

2

Die DDR war anders

2

M A G A Z I N

J A N U A R

2 0 1 2

LL-Demonstration

Prost Neujahr

Am 15.01.2012 zieht es wieder viele Menschen nach Berlin zur großen Luxemburg/ Liebknecht Demonstration. UNS AUCH!

…hieß es in der Jugendbibliothek Gera, in der wieder ausgelassen Silvester gefeiert wurde. Zur Party fanden sich viele Mitglieder und Gäste der „Bibo“ ein um sich gemeinsam zum Jahreswechsel zuzuprosten. Es wurde viel gelacht, geschlemmt, gespielt und ordentlich zum Feuerwerk beigetragen.

Von einem der auszog, Napo3 leon zu schlagen Peter Abraham - Piephei- 3 ni Die Rekonstruktion des Menschen

N E U E S A U S D E R

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Vortrag „Aktuelle Lage in Griechenland“

Kurzgeschichte

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Veranstaltungskalender

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Aus dem Shop 7 Aus der Chronik

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Rätsel

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Über uns

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Am 21.01.2012 wollen wir uns in der Jugendbibliothek über die aktuelle Situation in Griechenland informieren. Los geht’s 15 Uhr.

B I B O

SEITE

2

Das System Putin Wladimir Putin ist mit dem Versprechen angetreten, in Russland die Demokratie zu festigen. Bis heute glauben westliche Politiker daran. Tatsächlich beherrscht jedoch eine Clique von Oligarchen das Land. Die Justiz ist zum Büttel des Kreml geworden, das Parlament existiert nur noch zum Schein. Die Meinungsfreiheit wird immer weiter eingeschränkt und die politische Opposition fast nach Belieben gesteuert - oder ausgeschaltet. Sind die Menschrechte Strandgut des neuen politischen Kurses? Legal oder illegal? Diese Frage scheint im System Putin keine Rolle mehr zu spielen. Die

Autorinnen beschreiben anschaulich, wie im heutigen Russland regiert wird - und vor allem: wer an welchen Stellen die Fäden in der Hand hat. Sie decken die Intrigenspiele mächtiger Gruppen im Kampf um Macht und Reichtum auf und zeigen, wie sich das System Putin die lange obrigkeitsstaatliche Tradition Russlands zunutze macht. Am Schluss steht die Frage, welche Ansätze und Kräfte einen Ausweg aus der "gelenkten Demokratie" weisen.

geschrieben. ABER trotz dieser Mängel ist es eine Zusammenfassung der Zustände der damaligen Putin Regierung und bildet damit ein Dokument aus dem man Verbindungen und Gedanken der damaligen Zeit lesen kann.

Zugegeben das Buch ist von 2007 und von der Zentrale für politische Bildung veröffentlicht also weder brandaktuell noch mit unbestechlicher Objektivität

Die DDR war anders "Die Lage ist ernst... Nicht nur dem Osten geht es schlecht. Der Sozialstaat dankt ab. Nun melden sich einige Wissenschaftler, zum Teil auch noch aus dem Westen, und sagen frech: So hätte das nicht kommen müssen. Man hätte mit dem Einigungsvertrag einige soziokulturelle Einrichtungen der DDR übernehmen sollen. Fortschrittlicher, sozialer und humanistischer seien sie gewesen. Aber die neue Geschichtsschreibung reduziert die DDR auf einen Schurkenstaat. Ist das der Anfang eines neuen Diskurses um die deutsche Geschichte?" (Kulturmagazin "Artour") West- und ostdeutsche Wissenschaftler haben in der Tat etwas getan, was das bislang vorherrschende Geschichtsbild infrage stellt. Die Autoren wollen zum Bewusstsein bringen: Dieses Sozialsystem ist mit dem Etikett "SED-Diktatur" nicht ausreichend beschrieben; denn es gab darin trotz der Diktatur eine beachtliche Anzahl humaner sozialkultureller Einrichtungen und Leistungen, die diese Gesellschaft mitgeprägt haben, oft sogar gegen die Absichten der SEDFührung. In diese Einrichtungen haben Millionen aktiver Bürger der DDR ihre Lebenskraft und Hoffnung investiert. Die Autoren ermutigen die Ostdeutschen, sich selbstbewusster als bisher ihrer eigenen Geschichte zu versichern und einen Beitrag für gesellschaftliche Alternativen in der Bundesrepublik zu leisten. Und sie treten auf gegen die schrecklichen Vereinfacher in der Zeitgeschichtsschreibung: Gegen die Reduzierung der DDR auf ein repressives Regime wird eine komplexere Sichtweise gesetzt. Gleichzeitig zeigt sich, dass nicht wenige sozialkulturelle Einrichtungen der DDR Anregung und Vorbild auch für gesellschaftliche Alternativen zum westdeutschen Status quo sind. Ob das polytechnische Prinzip als Beitrag gegen die in der PISA-Studie beklagten Bildungsdefizite, die Polikliniken als möglicher Ausweg aus der Kostenfalle im Gesundheitswesen oder die Genossenschaften als Form leistungsfähiger, produzentenorientierter und demokratischer Wirtschaftsformen. All dies sind Belege für die These, dass die DDR anders war und nicht zu Pauschalurteilen taugt.

BIBOMAG

MAGAZIN

SEITE

Von einem der auszog, Napoleon zu schlagen 1813. Der Befreiungskrieg gegen Napoleon bricht aus. Die Russen und die Preußen formieren sich gegen die anstürmende Franzosen die weite Teile Deutschland besetzt halten. Willem Beggerow, ein pommerscher Bauernjunge, will seinen Vater rächen, der von streifenden "Musjes" erschossen wurde. Der sterbende Vater gibt ihm eine Tabakdose, mit dem Auftrag sie General Scharnhorst zu überbringen und seinen Tod zu rächen. Der General würde Willem eine Uniform und ein Gewehr geben. Doch der Gutsherr, Herr von Kerckow, macht diesem Plan einen Strich durch die Rechnung und will Willem nicht ziehen lassen. Willem flieht, schlägt einen Franzosen nieder, wird gefangen genommen und soll erschossen werden. Das Mädchen Tine, dem Willem immer wieder begegnen wird, hilft ihm weiter. Mit etwas Glück und einem Kosakentrupp erreicht er die preußischen Truppen die allerdings

in einer schweren Schlacht stehen. Scharnhorst kann Willem nicht helfen, übergibt ihn aber dem Generalmajor Gneisenau. Dem gefällt der kesse Junge und versucht ihn mit allen Mitteln zu unterstützen. Doch statt, wie von Willem erträumt, ihm eine Uniform zu geben gibt ihm Gneisenau Lehrstunden in Ordnung, Fleiß, Demut und Soldatentum. Doch da kommt der Herr von Kerckow, der nun wieder seine alte Offiziersuniform trägt, ins Hauptquartier und will Willem, den Sohn seines Leibeigenen, als sein Eigentum zurückhaben. Doch der will seinen Vater mit der Waffe in der Hand rächen...Der Roman ist ein kurzweiliger Einblick in die wirren und Verfehlungen der damaligen Zeit. Er bringt in leichten Sätzen ein stimmungsvolles Bild zutage welches das Leben und Kämpfen der Menschen beschreibt welche sich dem Joch Naboleon‘s nicht beugen wollten.

Peter Abraham - Piepheini Berlin im letzten Kriegswinter. Weil Heinrich, genannt 'Piepheini', in der Schule eine unvorsichtige Bemerkung über das Abhören von Feindsendern gemacht hat, muss die ganze Familie untertauchen. Lehrer, Direktion, Freunde und Bekannte stellen sich gegen ihn und seine Familie. Das grausame System des Faschismus kommt ins Rollen und Piepheini wird unbewusst mitgerissen. Mit seiner Tante Kläre und deren Sohn Leo flieht Heini auf einen Bauernhof in Pommern. Aber vieles ist ihm rätselhaft: Warum wird sein Vater von der Polizei gesucht? Warum soll Leo plötzlich sein Bruder sein? Und warum benimmt er sich so merkwürdig?

Allmählich bekommt Heini die Antworten - Antworten, die sein Weltbild verändern. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs lebte Abrahams Vater in der Illegalität, Abraham selbst unter falschem Namen bei Pflegeeltern. Nach Kriegsende wuchs er in Berlin auf, wo er auch die Volksschule besuchte danach verschrieb er sich der Literatur und spezialisierte sich auf das Kinderbuchgenre. Er war einer der bekanntesten Kinderbuchautoren in der DDR und wurde unteranderem mit dem Nationalpreis 3. Klasse der DDR ausgezeichnet.

Die Rekonstruktion des Menschen Was geschieht, wenn es möglich wird, die Eigenschaften und Talente von Kindern schon vor der Geburt festzulegen? Wenn Körper und Gedächtnis des Menschen beliebig oft regeneriert werden können? Wenn das Altern abgeschafft werden wird? Wenn es die Wissenschaft vermag, den menschlichen Organismus einer zielgerichteten Rekonstruktion zu unterziehen, die von der Natur vorgegebene Physis zu rationalisieren, sie den Erfordernissen einer technischen Umwelt anzupassen? Wenn durch gelenkte Mutationen Tiere gleichsam vermenschlicht werden? Wenn also der Mensch im vollen Maße sein eigener Schöpfer wird, wenn er sich perfekt einordnet in eine von ihm selbst gemachte künstliche Welt? Noch geschieht all das nur in phantastischen Geschichten,

wie sie in diesem Band versammelt sind - noch, denn schon schaffen Genetiker und Biokybernetiker die Grundlagen für die Rekonstruktion des Menschen, wägen ernsthaft das Für und Wider und bereits vor Jahrne erörterten Stanislaw Lem in seinem Buch „Summa technologiae“ die Konsequenzen der Autoevolution. Ein Auszug daraus ist unserem Band als Einführung vorangestellt; ihm folgen zwölf Erzählungen von Kyborgs, Mutanten, Unsterblichen, synthetischen Menschen und vernunftbegabten Tieren, von einem Wald schließlich, in den ein Wissenschaftler aus unserer Gegenwart verschlagen wird, konfrontiert mit fremden Ureinwohnern und mit einer rätselhaften AmazonenZivilisation.

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Die Verliebten Die Kühle des März kniff empfindlich. Sie setzten sich trotzdem auf eine Bank am Rande des Parks und bliesen sich den warmen Atem in die hohlen Hände. Nur wenige Menschen kamen vorbei. Ihr Husten drang wie verloren durch den feuchten Dunst. Diese Einsamkeit war beiden recht, aber ein Gespräch wollte nicht zustande kommen. Margrit hatte Mathias nach dem Streit mit dem Vater eine ganze Woche lang in seinen Ängsten allein und seine bittenden Briefe unerwidert gelassen. Die sonst sehr energische Margrit Forstmann fürchtete sich heute. Daran war die Mutter schuld. Die Ma sprach von rotem Gesindel, das durch die Straßen streunt. Wie angenehm wäre doch in dieser Stunde der stille Winkel des Stadtcafes. Sie warf einen verstohlenen Blick auf Mathias, der sie vorhin scheu begrüßt hatte. Der arme Junge besitzt wieder kein Taschengeld, dachte sie. Sie bewegte ihre Zehen; die in einem Paar niedlicher Lackschuhe steckenden Füße begannen zu frieren. Aus dem Pompadour einer Lyzeumsschülerin wollte er ja nichts nehmen. Dabei würden auch ihm die Sahne und der Kaffee gut munden. Dummer Standpunkt der Männer. Sie lächelte. Er will mich doch einmal heiraten. Mann und Frau. Wie das wohl sein mag? Dann hob sie auf einmal ihr Stupsnäschen. Vor allen Dingen muß man ihm die Farbe seines Arbeiterdaseins gehörig abschrubben. Pa wird tüchtig mithelfen müssen, denn so was läßt sich nur mit viel Geld machen. Sie kicherte in sich hinein und sah, wie sie ein Blick Mathias' argwöhnisch streifte. Aus der grauen Asche wird dann wie ein Phönix ein Dr. Ing. aufsteigen. „Doktor Ingenieur Mathias Rumpf“, wie das klingt. Leise hatten ihre Lippen es gesagt. Sie vergaß, ihre Zehen in ein und derselben Richtung zu drehen. So sehr bewegte sie der Titel ihres Pas, den einmal ihr Mathias tragen sollte. Sie runzelte die Stirn. Wenn Mathias so viel büffeln muß wie ich als Lyzeumsschülerin im letzten Jahr, dann tut er mir jetzt schon leid. Apropos! Pa kommt sich wie ein Sozialdemokrat vor. Aber von den Arbeiterräten will er nichts wissen. Zu Hause schimpft er ganz wild herum. Sie müßten weg, weil sie die Produktion kontrollieren wollen. Und Panzerplatten seien nun mal keine Windeln, hat er gesagt. In der Siedlung spricht man nicht gut von Pa. Er ist aber doch der allerbeste Mensch. Ob ich Mathias so lieb haben kann wie Pa? Man sagt, Pa sei ein ... - sie suchte nach dem Wort, das sie ganz abscheulich fand - ja, er sei ein Scharfmacher. Auf Margrits Gesicht widerspiegelten sich stets ihre Gedanken. Jetzt war ihre Miene ganz entrüstet. Schließlich denkt man noch, Pa sei ein Scherenschleifer. Wenn Mathias Ingenieur sein wird, ob sie in der Siedlung dann auch noch so reden werden? Auf einmal erinnerte sie sich, daß Pa ihr aufgetragen hatte, Mathias etwas zu fragen. Gestern tagte der Arbeiterrat. Mathias' Vater wäre auch dabeigewesen. „Frag ihn, ob er darüber zu Hause gesprochen hat. Mach es klug und nicht zu plump“, hatte Pa sie noch gemahnt. Ja, das mußte sie erledigen. Warum soll ich das machen, und warum will er das wissen? Er kann sich doch den Arbeiterrat einfach ins Büro bestellen. Pa ist doch der Chef. Komische Zeiten. Früher hat Pa alles selbst entschieden. Die achtzehnjährige Margrit wußte wirklich nicht, warum ihr Vater den Hallenobmann Rumpf über Mathias aushorchen wollte. Aber sie liebte ihren Pa, und für ihn tat sie alles. Sie gab deswegen ihr Schmollen auf. Sie wollte auch nicht mehr daran denken, wie der alte Rumpf das Fenster zugeschlagen hatte, so heftig, daß sie fast glaubte, den Windzug zu spüren. Der Feigling Mathias ließ es dann geschlossen, und sie stand wie eine dumme Pute allein am Fenster. Ein bißchen Sehnsucht nach ihm war aber doch dabei, als sie ihren Entschluß auf den Hinweis ihres Vaters änderte. Es war ihr recht, als ihr aus Mathias' Haus ein kleiner Bengel über den Weg lief. Schnell hatte sie aus ihrem Pompadour ein nach französischem Parfüm duftendes Kärtchen herausgenommen - ihr Vater brachte damals aus Frankreich recht viele dieser zierlichen Flakons mit - und eilig etwas daraufgekritzelt. Erst waren es scheltende Worte, doch dann überkam sie ein zärtliches Gefühl, und am Schluß hieß es: Sonne, die im Westen steht, läßt dich Süßes ahnen, abends, wenn sie untergeht hinter den Platanen. Sie wußte nicht, von wem dieser Vers stammte. Sie fand ihn ein­mal im Poesiealbum ihrer Freundin und hatte ihn sich abgeschrieben.

Nun gab es zwar in dieser Stadtgegend keine Platanen, die Sonne schien auch nicht, aber diesen Vers fand sie wirklich süß. Außerdem dachte sie, daß sich Mathias nach dieser kargen Woche schon die Hacken nach ihr ablaufen würde. Die Bank kannte er ja. Etwas wie Wollust empfand sie bei der Vorstellung, Mathias hätte sich ihretwegen sehr gegrämt. Allzugern hätte sie ihn heimlich in seinem Gram belauscht. Sie dachte daran, wie sie einmal bei ihm die Nagelprobe gemacht, ihn heftig gekniffen und gesagt hatte, wenn du mich toll lieb hast, darfst du jetzt dein Gesicht nicht verziehen. Er blieb standhaft und verbiß den Schmerz. Schließlich taten ihr selber die Finger weh, so sehr hatten sich ihre Nägel in seinem Arm vergraben. Brummbär! Nun saß er da und sagte nichts. Sie blinzelte zu Mathias und verspürte wie damals die Lust, ihn zu kneifen. Doch sie saßen ja in einer öffentlichen Parkanlage, und Passanten kamen hin und wieder auch vorbei. Mathias merkte von all dem nichts. Er blickte zu Boden und machte mit seinen Schuhsohlen schon seit geraumer Zeit tellerförmige Kreise. Sein dunkles ge­locktes Haar hing ihm über die Stirn. Es gab ihm mehr das Aussehen eines jungen Künstlers als das eines Drehers, der erst vor wenigen Wochen ausgelernt hatte. Margrit wurde ärgerlich. Ich quäle mich mit so vielen Gedanken herum, und er macht Tellerchen. Wieder stieß ihr niedliches Naschen in die Höhe. Dann kniff sie Mathias doch in den Arm. „Nun sag schon was“, maulte sie, „denkst wohl, ich bin zum Eiszapfen geworden?“ Mathias schrak aus seinem Sinnen auf. So, wie sein Fuß sich im Kreis bewegt hatte -, so waren auch seine Gedanken immer um die heikle Frage gekreist, wie er ihr das Verhalten des Vaters erklären konnte. Eine Woche Ruhelosigkeit hatte ihn die Geschichte gekostet, einer. Tadel des Vorarbeiters Krumpholz wegen eines schlechten Werkstücks brachte sie ihm außerdem ein und dazu noch die boshafte Bemerkung des Vaters, der Pfuscharbeit nicht leiden konnte: Man muß bei der Arbeit ans Werkstück denken und nicht an Mädchenröcke. Nicht an das Mädchen denken? Aber wenn einen ein solch liebes Gesicht anschaut, auch wenn es gerade einen Flunsch zieht, soll man da nicht ... Mathias umfaßte ihre Gestalt. Seine Hand ruhte nun dort, wo das Herz des Mädels schlug. Mathias fühlte ihre Körperwärme, und alle Unbill der vergangenen Woche verrann wie ein Rinnsal im Sande. „Margrit, ich bin furchtbar in dich vernarrt“, stam­melte er und schmiegte sein Gesicht an ihr duftendes Haar, das sich, zum Zopf geflochten, aus einer bunten Tellermütze stahl. „Du mußt schon entschuldigen, der Vater...“ Margrit drückte sich fest an ihn. Ihr Herz schlug um einige Takte schneller. Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck, der ihr wieder etwas von ihrem hübschen Aussehen nahm, unterbrach sie Mathias' Geständnis und erwiderte: „Laß doch deinen Vater, ich kenne ihn besser als du!“ Sie sah ihn mit ihren dunklen Kirschaugen an, in denen es lüstern aufzukeimen schien, faßte seine Hand, und während sie errötete, verlagerte sie die Hand um einige Zentimeter höher, wo sich die straffe Brust unter dem eng anliegenden Wollsweater abzeichnete. „Ich weiß zum Beispiel, daß dein Vater gestern in der Sitzung des Arbeiterrates war.“ Sie reckte jetzt den Hals, ihr Pfirsichkinn ruckte nach vorn, und die gefärbten Lippen spitzten sich. „Siehst du, das weiß ich, und was weißt du?“ Mathias hielt ihren gespitzten Mund für eine Einladung. Er küßte sie unerwartet. „Ich weiß nur, daß ich dich lieb habe, Margrit." Margrit lehnte schnell ihren Kopf zurück. Sie war nunmehr tief errötet, weil ja hinter ihrer Frage die ihr unbekannte Absicht ihres Vaters stand. Ein erneuter Versuch Mathias', sie zu küssen, wurde von ihr abgewehrt. Margrit hätte gern wieder geküßt, aber sie war von dem Ehrgeiz besessen, ihrem Brummbär die richtige Anwort zu entlocken. Mit echt weiblicher List sagte sie: „Und dann kam dein Vater nach Hause und erzählte ...“ Margrit stockte, senkte die Lider, drehte ihm ihren Kopf zu, und aus den jetzt schmalen Schlitzen ihrer Augen sah sie Mathias begierig an. Mathias, nun angesteckt von ihrer Neugier, fragte: „Und dann?“ „Soll ich's dir sagen?“ Margrit Forstmann war wirklich böse geworden. Mathias aber wollte nicht die Süße ihrer Gegenwart durch die scharfe Essenz des Streites verderben. Er strengte sich ernsthaft an, sich zu erinnern, was der Vater wohl gesagt hatte. Da fiel es ihm ein. Er legte zur Bekräftigung -seines eifrigen Nachdenkens den Zeigefinger an die Stirn und erwiderte langsam, wie sich besinnend: „Vater sagte, da scheinen sich wieder die alten Freikorpshengste mausig machen zu wollen ...“ Er schwieg, weil er sich nun ganz deutlich an ein sehr kräftiges Wort seines Vaters erinnerte.

Er konnte es unmöglich in gleicher Ausdrucksweise seiner Margrit vermitteln. Sie jedoch rief heftig: „Weiter, Mathias!“ „Soll ich's dir wirklich sagen, wie es mein Vater tat?“ Mathias wackelte verneinend mit dem Kopf. Margrit nickte heftig. Der Pa wollte es ja wissen. Nun ging über Mathias' Gesicht ein fröhliches Grinsen. „Vater sagte weiter: ,Aber wir Arbeiter werden ihnen tüchtig eine auf den Arsch klopfen.‘“ „Aber Mathias!“ Margrits Augenlider klappten entsetzt. Mathias versuchte, die allerdings durch ihre Mitwirkung entstandene Situation zu retten. Er faßte sie schnell um und wollte sie gerade auf den Mund küssen, da machte es vor ihnen auf einmal ganz laut „Huuh!“. Erschreckt schauten Mathias und Margrit in das lachende Gesicht eines jungen Arbeiters, der sich einen harmlosen Scherz mit ihnen erlaubt hatte. Margrit sprang hastig auf, zerrte ihren verdutzten Mathias mit fort und sagte nun wirklich sehr ängstlich: „Komm, es streunt zuviel rotes Gesindel herum.“

Ende

Aus: „Auch die Liebe muss gerade Wege gehen“ von Otto Wiesner Deutscher Militärverlag Berlin 1961

JANUAR Öffnungszeit:

2012

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Mittwoch 16 Uhr - 20 Uhr

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Samstag 14 Uhr - 18 Uhr

Unsere Veranstaltungen im Januar 2012

21.01.2012 um 15 Uhr - Vortrag Situation Griechenland

Aus dem Jugendbibliothek-Shop Der sozialistische Kalender 2012 Sozialistischer Kalender in A4-Format. Mit Aufhängevorrichtung sowie Draht gebunden - sehr stabil. Kalender enthält für jeden Monat besondere sozialistische Bilder. Zusätzlich sind wichtige Ereignisse, Daten und Geburtsdaten rund um den Sozialismus vorgetragen.

Aus der Chronik Vom 29. bis 31.01.10 fand in der Jugendbibliothek das fünfte Theorieseminar der DKP in Thüringen statt. Thema war der Dt. Imperialismus.

Preis 10 Euro

Bestellen auf www.jugendbibliothek-gera.7to.de

Unsere Heimatstadt Gera hat für Jugendliche scheinbar nicht viel zu bieten. Wer aber genau hinschaut, kann in der tristen ostthüringer Metropole so manchen „Geheimtipp“ erkennen. Dazu gehört die Jugendbibliothek Gera e.V., ein ehrenamtlich betriebener, kostenloser Jugendclub mit vielen Freizeitmöglichkeiten. Beispielsweise Fussball-, Schachund Kartenspiele sowie Filmabende oder LanParty´s. Wenn ihr gerne lest, hat vielleicht

Jugendbibliothek-Gera e.V. Werner-Petzold-Straße 17 07549 Gera Telefon: 0365 / 20 58 375 E-Mail: [email protected] V.i.S.d.P. Vorstand der Jugendbibliothek Gera e.V.

unsere 10.000 Bücher umfassende Sammlung etwas Interessantes für euch zu bieten. Die Ausleihe ist selbstverständlich kostenlos. Jeden dritten Samstag im Monat finden bei uns Veranstaltungen statt. Das kann ein Vortrag, ein Filmabend oder auch mal ein Badetag sein. Trefft alte und neue Freunde oder verbringt einen gemütlichen Nachmittag mit

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