Jesus Christus der Erste, der Letzte und der Lebendige

Allianzgottesdienst-Predigt in der Luthergemeinde Raunheim, 08.01.2006 Jesus Christus − der Erste, der Letzte und der Lebendige Offb. 1, 17b − 18 Li...
Author: Rolf Schräder
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Allianzgottesdienst-Predigt in der Luthergemeinde Raunheim, 08.01.2006

Jesus Christus − der Erste, der Letzte und der Lebendige Offb. 1, 17b − 18

Liebe Gottesdienstbesucher, wenn Jesus Christus auf Bildern dargestellt wird, dann meist mit langen Haaren und Vollbart und in einem wallenden Gewand. Aber kein Mensch weiß, ob Er wirklich so ausgesehen hat. Das Neue Testament berichtet uns von jemanden, der Ihn gesehen hat, sogar noch nach seiner Auferstehung - es ist der Apostel Johannes. Der war aber bei diesem Anblick so erschrocken, daß er wie tot zu Boden fiel. Im Buch der Offenbarung, K. 1, V. 17 - 18, schildert er uns diese Begegnung so: Offb. 1, 17 - 18 Und als ich Ihn sah, fiel ich zu Seinen Füßen wie tot. Und Er legte Seine rechte Hand auf mich und sagte: "Hab keine Angst - ich bin der Erste und der Letzte 18 und der Lebendige, und ich bin tot gewesen, und sieh mal: lebendig bin ich in alle Ewigkeit (wtl.: in die Ewigkeiten der Ewigkeiten), und ich habe die Schlüssel des Todes und des Totenreichs." Bei dieser letzten Begegnung, die der Herr Jesus hier mit seinem Jünger Johannes hatte, wollte Er ihm eins noch einmal ganz deutlich machen: die Tatsache, daß Er durch Seinen Tod am Kreuz und Seine Auferstehung den Tod besiegt hatte. Und das ist es auch, was ich uns in diesem Gottesdienst heute deutlich machen möchte:

Jesus Christus ist der Erste, der Letzte und der Lebendige. 1) Das WESEN Jesu: ewig (V. 17b - 18a) a) der ERSTE b) der LETZTE c) der LEBENDIGE 2) Das WERK Jesu: Sieg (V. 18 b - c) a) Der Tod am Kreuz b) Die Auferstehung c) Das Ergebnis

Wie gesagt: Als Johannes hier den auferstandenen Jesus sah, fiel er wie tot zu Boden. Das wäre wohl jedem anderen Menschen auch so gegangen. Wir unvollkommenen und sündhaften Menschen können den Anblick des heiligen Gottes oder Seines Sohnes Jesus Christus, der Ihm gleich ist, nicht ertragen. Aber der Herr Jesus Christus richtet Johannes wieder auf. Er stärkt und ermutigt ihn, indem Er Seine rechte Hand auf ihn legt und zu ihm sagt: Offb. 1, 17b - 18 "Hab keine Angst - ich bin der Erste und der Letzte 18 und der Lebendige, und ich bin tot gewesen, und sieh mal: lebendig bin ich in die Ewigkeiten der Ewigkeiten, und ich habe die Schlüssel des Todes und des Totenreichs."

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Allianzgottesdienst-Predigt in der Luthergemeinde Raunheim, 08.01.2006

1) Das WESEN Jesu: ewig (V. 17b - 18a) a) Er ist der ERSTE ich bin der Erste Das Pronomen (Fürwort) "ich" wird im Grundtext betont, denn es wird hier genannt, obwohl es im Griechischen nicht unbedingt erwähnt zu werden braucht. Jesus Christus ist die zweite Person der göttlichen Dreieinigkeit; Er ist Gott, der Sohn, und damit Gott selbst. Und als solcher ist Er ewig. Das bedeutet, daß Er weder Ende noch Anfang hat. Nichts und niemand war vor Ihm da. Das Alte Testament macht diese Aussage über Gott: Ps. 90, 2 Ehe die Berge geboren waren und du die Erde und die Welt erschaffen hattest, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, Gott. Das ist schlechtes Deutsch, aber richtig übersetzt. Der Psalmist spricht von Gott in der Gegenwartsform, weil Er ewig ist. Im Neuen Testament sagt der Herr Jesus dasselbe auch von sich. Er sagt zu den Juden, die stolz sind auf ihre Abstammung von Abraham: Joh. 8, 58 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich. Er lebte schon lange, bevor Er als Mensch geboren wurde. Er ist der Schöpfer der Erde und von allem, was auf ihr ist, sowie des ganzen Universums. Der Beginn des Johannesevangeliums spricht in poetischer Sprache davon: Joh. 1, 1 - 3 1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. "Das Wort" ist hier eine Bezeichnung für Jesus Christus. Daß Gott ewig ist, war eins der Themen der Allianz-Bibelwoche im letzten Herbst. Bei dieser und anderen Eigenschaften Gottes haben wir immer wieder festgestellt, daß Gott viel zu groß ist, als daß wir vergleichsweise winzigen und sehr begrenzten Menschen Ihn mit unserem Verstand begreifen könnten. Das ist aber völlig in Ordnung, denn ich kann nur einen Gott anbeten, der wirklich größer ist als ich.

b) Er ist der LETZTE ich bin der Erste und der Letzte "Der Letzte" - das klingt negativ, etwa wie "Das ist ja wohl das Letzte!" So ist das natürlich nicht gemeint, sondern eher im Sinn von "Wer zuletzt lacht, lacht am besten". ich bin der Erste und der Letzte Er wird das letzte Wort haben! Adolf Schlatter schreibt dazu: Er bezeugt sich ihm als den Ersten, der vor der Welt und Zeit in der Liebe des Vaters Seite 2

Allianzgottesdienst-Predigt in der Luthergemeinde Raunheim, 08.01.2006 war, der darum auch der Letzte ist und sich am Ende des Weltlaufs als Überwinder und König alles unterwirft. Das finden wir auch im Alten Testament: Dan. 2, 21 Er setzt Könige ab und setzt Könige ein ... In den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts hat Gott zugelassen, daß ein ehemaliger österreichischer Gefreiter weite Teile Europas unter seine Gewalt gebracht und große militärische Erfolge gehabt hat, so daß seine Feinde vor ihm gezittert haben. Gott hat aber auch dafür gesorgt, daß er schließlich besiegt wurde, daß der "Größte Feldherr aller Zeiten" (wie er sich gerne nennen ließ) auf der ganzen Linie gescheitert ist und seine Schreckensherrschaft beendet wurde. Ähnlich war es mit dem Aufstieg und Fall der kommunistischen Herrscher in der Sowjetunion und ihren Vasallenstaaten. Auch diese Zwangsherrschaft ist von Gott beendet worden. Beide Diktaturen wollten das Christentum überwinden und abschaffen. Beide haben dieses Ziel nicht erreicht. Vor allem in der UdSSR hat die Zahl der Christen trotz der massiven Verfolgung sogar stark zugenommen. ich bin der Erste und der Letzte Dagegen könnte man folgenden Einwand vorbringen: Die Religionsfreiheit in den GUS-Staaten ist bereits wieder erheblich eingeschränkt, und in der westlichen Welt nimmt die Gottlosigkeit immer mehr zu. Das Heidentum und der Okkultismus sind auf dem Vormarsch. Und weltweit werden in zunehmendem Maße Menschen unterdrückt und verfolgt, weil sie sich zu Jesus Christus bekennen. Warum läßt Gott das zu? Warum setzt Er dem nicht ein Ende? Er wird es eines Tages tun. Aber dann ist die Zeit der Gnade vorbei, in der die Menschen die Möglichkeit haben, umzukehren und das Angebot der Vergebung ihrer Schuld anzunehmen. 2. Pt. 3, 9 - 10 9 Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, daß irgendwelche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen. 10 Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb; an ihm werden die Himmel mit gewaltigem Geräusch vergehen, die Elemente aber werden im Brand aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr erfunden werden. Jesus Christus hat das letzte Wort! ich bin der Erste und der Letzte

b) Er ist der LEBENDIGE ich bin der Erste und der Letzte 18 und der Lebendige Er sagt in Joh. 14, 6 Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben ... Er bezeichnet sich selbst als das Leben. Das Leben ist also untrennbar mit der Person und dem Wesen Jesu verbunden. Es ist auch ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Gott und den Götzen: Apg. 14, 15 ... wir ... verkündigen euch, daß ihr euch von diesen nichtigen bekehren Seite 3

Allianzgottesdienst-Predigt in der Luthergemeinde Raunheim, 08.01.2006 sollt zu dem lebendigen Gott ... Vgl. den Spott des Alten Testaments über die toten Götzen, z.B. in Ps. 115 Ps. 115, 4 - 7 4 Ihre Götzen sind Silber und Gold, ein Werk von Menschenhänden. 5 Einen Mund haben sie, reden aber nicht. Augen haben sie, sehen aber nicht. 6 Ohren haben sie, hören aber nicht. Eine Nase haben sie, riechen aber nicht. 7 Sie haben Hände, tasten aber nicht; Füße, gehen aber nicht. Keinen Laut geben sie mit ihrer Kehle. Das Leben ist aber auch ein wichtiger Unterschied zwischen Jesus und den Religionsstiftern: Mohammed, Buddha, Lao-Tse, Konfuzius und wie sie alle heißen, sind längst tot; aber Jesus Christus lebt! Wir verehren keinen Toten, sondern den auferstandenen, lebendigen Sohn des wahren Gottes. Darum gibt es keinen Grund für christliche Minderwertigkeitkomplexe, wie sie z.B. in dem Titel eines Buches von C.S. Lewis zum Ausdruck kommen: "Pardon, ich bin Christ". Im Gegenteil. Jemand saß in einem Eisenbahnabteil und beschäftigte sich mit Gottes Wort. Das bemerkte jemand und fragte ganz erstaunt: "Was, Sie lesen die Bibel?" Der Christ gab schlagfertig zurück: "Natürlich - Sie etwa nicht?"

2) Das WERK Jesu: Sieg

(V. 18 b - c)

" ... und ich bin tot gewesen, und sieh mal: lebendig bin ich in alle Ewigkeit (wtl.: in die Ewigkeiten der Ewigkeiten), und ich habe die Schlüssel des Todes und des Totenreichs."

a) Der Tod am Kreuz ich bin tot gewesen Wörtlich müßte man eigentlich übersetzen: "Ich bin tot geworden". Warum sagt Er eigentlich nicht: "Ich bin gestorben"? Ein Ausleger übersetzt1: "Ich habe den Tod erlitten". Das ist der Ausdruck des Gegensatzes zwischen dem Leben, das zum Wesen Jesu gehört (V. 17b: "Ich bin der Lebendige") und dem Sterben, das Teil Seines Dienstes für uns war. Das Sterben stand eigentlich im Widerspruch zum Wesen Jesu; aber es war nötig für unser Heil. Er ist Mensch geworden, um durch Seinen Tod am Kreuz unsere Schuld zu sühnen und an unserer Stelle die Strafe dafür zu tragen. Sein Tod war eine scheinbare Niederlage, in Wirklichkeit aber der größte Sieg der Weltgeschichte. Es war der Sieg u.a. über den Tod: 2. Tim. 1, 10 ... der den Tod zunichte gemacht hat ... Wodurch hat Er das getan? Hebr. 2, 14 ... um durch den Tod den zunichte zu machen, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel ... Der Tod Jesu am Kreuz war kein tragisches Scheitern Jesu, sondern die Erfüllung des Zwecks Seines Kommens in diese Welt. Weihnachten und Karfreitag, Krippe und Kreuz gehören deshalb zusammen. Der Tod Jesu war der Sieg über den Tod. Das Kreuz ist eigentlich ein Hinrichtungsinstrument wie ein Galgen oder eine Guillotine. Es ist ein Symbol der Schande und der Niederlage. Und doch ist es auch ein Symbol des Sieges. Das wird veranschaulicht durch den Berliner Fernsehturm. Er steht im ehemaligen Ost-Berlin. Das SED-Regime war ja 1

Adolf Pohl in der Wuppertaler Studienbibel z.St.

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Allianzgottesdienst-Predigt in der Luthergemeinde Raunheim, 08.01.2006 antichristlich eingestellt und wollte das Christentum überwinden. Deshalb war es umso ärgerlicher, daß sich bei Sonnenschein auf Kuppel ein großes Kreuz spiegelt. Zumal ein hochrangiger Kommunist gesagt haben soll: "Auf den Kathedralen des Sozialismus wird kein Kreuz zu sehen sein". 2 Man hat nichts unversucht gelassen, um diesen Effekt zu unterbinden, aber es nutzte nichts. Im Volksmund wird das angeblich die "Rache des Papstes" genannt. Inzwischen mußten Honecker und seine Genossen abtreten, aber das Kreuz auf der Kuppel des Fernsehturms ist immer noch da. 3 Es ist ein Symbol des Sieges des Kreuzes über seine Feinde. Nicht nur Jesus Christus ist an diesem Kreuz gestorben, sondern auch der Tod, unsere sündhafte Natur sowie das Leid und die Vergänglichkeit. Man sollte nicht zu schnell mit Superlativen bei der Hand sein, aber es ist durchaus keine Übertreibung, zu sagen, daß der Tod Jesu am Kreuz das wichtigste Ereignis der Weltgeschichte ist.

b) Die Auferstehung ... und sieh mal: lebendig bin ich in alle Ewigkeit (wtl.: in die Ewigkeiten der Ewigkeiten) ... Der Sieg Jesu wäre ohne Seine Auferstehung nicht vollständig. Die Auferstehung ist ein zentrales Thema der Verkündigung der Apostel (sie wird neunzehnmal erwähnt) und das Fundament des christlichen Glaubens (1. Kor. 15). Viele Theologen leugnen aber die leibliche Auferstehung Jesu. Sie sprechen statt dessen von einer "Auferstehung ins Kerygma" (Verkündigung der Urgemeinde) und von einer Einbildung der Jünger, weil sie sich nicht mit Seinem Tod abfinden konnten. Aber nach den Berichten der Evangelien waren die Jünger äußerst überrascht von der Auferstehung Jesu. Sie konnten die Berichte kaum glauben, obwohl sie selbst das leere Grab gesehen hatten. Sie zweifelten daran sogar noch bei Begegnungen mit dem Auferstandenen.4 Wenn der Herr Jesus also nicht wirklich auferstanden ist, dann sind die Berichte der Bibel Fälschungen, Lügen und Irreführung. Das würde die ganze Bibel unglaubwürdig machen. Aber es gibt kaum eine andere historische Tatsache, die ähnlich weit zurückliegt und ähnlich gut bezeugt ist.

Jesus Christus ist der Erste, der Letzte und der Lebendige. c) Das Ergebnis ... und ich habe die Schlüssel des Todes und des Totenreichs." Das Wort "Schlüssel" wird im Neuen Testament nur im übertragenen Sinn gebraucht 5 als Symbol der Macht und Autorität. Tod und Totenreich werden hier bildlich als Personen gesehen. Jesus Christus hat den Schlüssel des Todes und des Totenreiches - das bedeutet, daß Er Macht über den Tod hat. Wie ich bereits sagte, ist die Grundlage dieser Macht Sein Tod und Seine Auferstehung. Weil der Tod entmachtet ist, wird das Sterben einmal aufhören: Offb. 21, 4 (NEÜ) Jede Träne wird Er (Gott) von ihren Augen wischen. Es wird keinen Tod mehr geben ... Und weil das Totenreich entmachtet ist, werden die Toten auferstehen: Joh. 5, 28 - 29a 2

http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Berliner_Fernsehturm

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http://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Fernsehturm#.22Rache_des_Papstes.22

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cf. z.B. Mt. 28, 17/ Lk. 24, 36 - 43

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Mt. 16, 19/ Lk. 11, 52/ Offb. 1, 18/ 3, 7/ 9, 1/ 20, 1

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Allianzgottesdienst-Predigt in der Luthergemeinde Raunheim, 08.01.2006 28 Ihr braucht euch darüber nicht zu wundern, denn es wird die Stunde kommen, in der alle Toten in den Gräbern seine Stimme hören 29 und herauskommen werden. Das ist für Christen ein wunderbarer Triumph! Ich werde auch morgen wieder an einem offenen Grab stehen und meine Worte dort, wie immer, abschließen mit 1. Kor. 15, 55 Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Das ist die trotzige Siegesgewißheit, obwohl der Tod noch über uns herrscht. Denn der Tod ist kein Punkt, sondern ein Doppelpunkt. Wer das Geschenk der Vergebung seiner Schuld und des ewigen Leben auf der Grundlage des stellvertretenden Sterbens und der Auferstehung Jesu für sich im Glauben in Anspruch genommen hat, der weiß, daß der Tod für ihn nicht das Ende des Lebens ist, sondern der Übergang in das eigentliche, das ewige Leben bei Gott. In einem kleinen Tümpel schwamm die Larve einer Libelle. Sie war ganz für das Leben im Wasser eingerichtet und mußte doch ersticken, wenn sie länger unter Wasser blieb, ohne Atem in freier Luft zu holen. War die aufgenommene Himmelsluft verbraucht, so fühlte sie jedesmal den unwiderstehlichen Drang nach oben, um neue Luft zu schöpfen. "Du bist nicht gescheit", sagte zu ihr der Pferdeblutegel. "Habe ich vielleicht jemals das Bedürfnis nach dem, was du Himmelsluft nennst?" "Ach, ich habe nun einmal die Sehnsucht nach oben. Ich habe auch schon einmal versucht, an der Wasseroberfläche nach dem zu schauen, was darüber ist. Da sah ich einen hellen Schein, und merkwürdige Schattengestalten huschten über mich weg. Aber meine Augen müssen wohl nicht geeignet sein für das, was über unserem Teich ist. Aber wissen möchte ich's doch. Es muss etwas Wunderbares sein." Der Pferdeegel krümmte sich vor Lachen. "O du phantasievolle Seele, die da meint, über dem Tümpel gibt es noch etwas. Laß doch diese Illusionen. Glaube mir als einem erfahrenen Tier, ich habe den ganzen Tümpel durchschwommen. Dieser Tümpel ist die Welt, und die Welt ist ein Tümpel, und außerhalb dessen ist nichts." "Aber ich habe doch Lichtschein gesehen und Schatten", sagte die Libellenlarve bescheiden. "Hirngespinste", dekretierte der Blutegel, der keine Augen für Lichtempfindungen besaß: "Was ich fühlen und betasten und ansaugen kann, das ist das Wirkliche. Ich bin ein Freidenker." Eines Tages klagte ihm die Libellenlarve: "Ach, ich bin gewiß krank. Es ist mir, als müßte ich sterben. Aber es ist mir doch auch so, als ob mir nicht der Tod bevorsteht, sondern eine Verwandlung. Ich fühle den Drang, an einem Riedhalm emporzukriechen und aus dem Wasser heraus und sogar aus mir selbst herauszukommen und in einem viel freieren Element, als das Wasser ist, zu schweben. Es ist mir, als müßte ich als Larve sterben und etwas ganz Neues aus mir auferstehen für eine ganz andere Welt." Der Egel hörte ihr bedenklich zu. "Es scheint wirklich mit dir zuende zu gehen; du hast Fieber. Sonst würdest du nicht so sprechen. Andere Welt, auferstehen, Verwandlung, das ist wissenschaftlich ganz unmöglich, das gibt es nicht." Aber die Libellenlarve konnte nicht anders. Sie kroch sterbensweh an dem Riedhalm empor. Alles in ihr bebte. Da wagte sie es. Sie stieg aus dem Wasser. Ihr Leib, ihr Bewußtsein verwandelten sich. Flügel wuchsen ihr. Goldener Sonnenschein umspielte sie. Sie breitete buntglänzend die Flügel aus. Sie hob sich. Und schließlich schwebte sie als schimmernde Libelle hoch über dem Tümpel. 6

Jesus Christus ist der Erste, der Letzte und der Lebendige. 6

nach: Lic. J. Jüngst in "Pflugschar und Meißel", zit. aus CMV-Predigtbeispielsammlung, leicht bearbeitet und gekürzt von mir

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Allianzgottesdienst-Predigt in der Luthergemeinde Raunheim, 08.01.2006 Er sagt: "Hab keine Angst - ich bin der Erste und der Letzte 18 und der Lebendige, und ich bin tot gewesen, und sieh mal: lebendig bin ich in alle Ewigkeit (wtl.: in die Ewigkeiten der Ewigkeiten), und ich habe die Schlüssel des Todes und des Totenreichs." Wenn wir in dieser Allianzgebetswoche uns weiterhin mit der Betrachtung unseres wunderbaren Herrn Jesus Christus beschäftigen, dann wünsche ich uns, daß dadurch unsere Begeisterung für Ihn und unsere Liebe zu Ihm wächst, daß wir dadurch aber auch ermutigt werden zum Gebet an den vor uns liegenden Abenden. Ich schließe mit zwei Liedstrophen von Friedrich von Bodelschwingh: Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha, der in bittren Todesschmerzen das Geheimnis Gottes sah: das Geheimnis des Gerichtes über aller Menschen Schuld; das Geheimnis neuen Lichtes aus des Vaters ewger Huld. Doch ob tausend Todesnächte liegen über Golgatha, ob der Hölle Lügenmächte triumphieren fern und nah dennoch dringt als Überwinder Christus durch des Sterbens Tor, und die sonst des Todes Kinder, führt zum Lichte Er empor.

AMEN

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