Interkulturelle Sensibilisierung

Interkulturelle Sensibilisierung 2014 Bausteine zum Interkulturellen Lernen für Fach- und Lehrkräfte im Bereich Ausbildung, Arbeitsförderung und Erw...
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Interkulturelle Sensibilisierung

2014

Bausteine zum Interkulturellen Lernen für Fach- und Lehrkräfte im Bereich Ausbildung, Arbeitsförderung und Erwachsenenbildung

Cordula Alfian Janne Königsberg

Das XENOS-Projekt „Vielfalt im Heilbronner Land“ der ARKUS gGmbH wird im Rahmen des Bundesprogramms „XENOS – Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Impressum Herausgeber ARKUS GgmbH Happelstraße 17 74074 Heilbronn Telefon: 07131-9912334 Internet: www.arkus-heilbronn.de E-Mail: [email protected] © ARKUS gGmbH Redaktionsteam Cordula Alfian, Janne Königsberg Fotos

Layout und Titelgestaltung

Janne Königsberg, Cordula Alfian

Cordula Alfian

Zu den Trainerinnen: Frau Cordula Alfian ist M.A. Erziehungswissenschaft, Psychologie und Ethnologie. Sie hat 6 Jahre als Trainerin im Bereich der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung und 5 Jahre in internationalen Kontexten als Consultant, Projektmanagerin und Koordinatorin gearbeitet. Im XENOS Projekt ist sie v.a. verantwortlich für die Konzeption, Planung, Implementierung, Monitoring und Evaluation von Trainings und Projekten im Bereich der Interkulturellen Sensibilisierung.

Frau Janne Königsberg ist M.A. Jüdische Studien und Islamwissenschaft; Im XENOSProjekt arbeitete sie hpts. im Bereich der Interkulturellen Sensibilisierung, wirkte an der Konzeption, Planung und Durchführung von Seminartagen mit; Projekt-Monitoring und Evaluation und führte Beratungsgespräche im Übergangsmanagement durch.

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Inhaltsverzeichnis Impressum .............................................................................................................................. 2 Einleitung................................................................................................................................. 5 Ausgangslage .......................................................................................................................... 5 Ziel des Trainings .................................................................................................................... 6 Zielgruppe............................................................................................................................... 6 Roter Faden ............................................................................................................................ 6

Trainingsphasen .................................................................................................................... 8 Trainingsmodule Interkulturelle Sensibilisierung ..................................................... 10 Orientierungsphase, Vorstellung & Begrüßung .................................................................. 10 XENOS-Vorstellung............................................................................................................ 10 Welcome Diversity ............................................................................................................ 11 Seminarablauf Interkulturelle Sensibilisierung ................................................................. 14 Erwartungsabfrage ............................................................................................................ 16 Gemeinsame Lernvereinbarungen ................................................................................... 18 Sensibilisierungsphase zu Kulturstandards, Sitten, Bräuchen ........................................... 20 Begrüßungsrituale International ....................................................................................... 20 Stadtplanspiel.................................................................................................................... 30 Wissensvermittlung ............................................................................................................. 40 Theoretischer Exkurs......................................................................................................... 40 Reflexionsphase ................................................................................................................... 44 Meine Mandarine ............................................................................................................. 44 Zeitreise: Kulturelle Prägung............................................................................................. 47 Handlungsebene .................................................................................................................. 51 Bei den Derdianen............................................................................................................. 51 Der persönliche Konfliktstil: Falke oder Taube? ............................................................... 57 Kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz .................................................................................... 59 Auflockerung ........................................................................................................................ 61 Ganzkörperknobeln........................................................................................................... 61

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Ergebnisintegration.............................................................................................................. 63 Gesamtzusammenfassung des Tages ............................................................................... 63 Koffer, Zwischenablage, Abfalleimer ................................................................................ 64

Anhang ................................................................................................................................... 67 Methodensammlung ........................................................................................................... 68 Arbeitsgruppen-Einteilung ................................................................................................ 68

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Einleitung Ausgangslage Fachkräfte der Arbeitsförderung, sozialpädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte in Schule, Ausbildung und Erwachsenenbildung sind in ihrer täglichen Arbeit mit der Unterschiedlichkeit von Menschen konfrontiert z.B. benachteiligte arbeitslose Menschen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit/ohne Migrationshintergrund, alte und junge Menschen. Im Vordergrund ihrer Arbeit steht die berufliche Integration benachteiligter Menschen in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt, die optimale Förderung in der Schule, die Verbesserung lebensbegleitenden Lernens, Identitätsentwicklung und die Schaffung neuer Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Im beruflichen Alltag erfahren die Fachkräfte, dass sie als Angehörige der Mehrheitsgesellschaft in Kommunikation und Interaktion mit Angehörigen von Zugewanderten / Menschen mit Migrationshintergrund stehen. Der unterschiedliche Zugang zu Ressourcen sowie ungleiche Machtverhältnisse erschweren oft eine gelungene Integration in die Schule, Berufs- und Arbeitswelt. Wichtig ist deshalb, die entsprechenden Zielgruppen optimal zu fördern, ihre Stärken und Potenziale zu erkennen und auszubauen sowie ihre Integration in die Schule und den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu unterstützen. Die vorliegenden Trainingsmodule finden Verwendung im Zusammenhang mit der Kommunikation und Interaktion zwischen Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft und Angehörigen von Zugewanderten bzw. Menschen mit Migrationshintergrund.

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Ziel des Trainings • • • • • • •

Steigerung der interkulturellen Kompetenz und Förderung des Verständnisses für die Verschiedenheit von Menschen Sensibilisierung für unterschiedliche Wahrnehmungen, kulturelle Werthaltungen und Prägungen Sensibilisierung für kulturelle Unterschiede von Menschen Bewusstwerden der eigenen kulturellen Prägung und Selbstreflexion Wissensvermittlung über verschiedene Kulturstandards Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit im Umgang mit Unterschieden Verbesserung des Miteinanders und Vermittlung interkultureller Kompetenzen

Zielgruppe • • •

Fachkräfte der Arbeitsförderung (z.B. ArbeitsvermittlerInnen, BeraterInnen etc.) Sozialpädagogische Fachkräfte Lehrkräfte in Schule, Ausbildung, Erwachsenenbildung

Roter Faden • •





Die TN nähern sich mit einem spielerischen Einstieg dem Thema „Verschiedenheit“. Zuschreibungen und Stereotypen von Menschen und Menschengruppen werden thematisiert und die Teilnehmenden werden somit für Kulturstandards und kulturelle Unterschiede sensibilisiert. Sie erfahren, wie unterschiedlich Kommunikation und Interaktion verlaufen kann, wenn Menschen mit unterschiedlichen Ressourcen ausgestattet sind. Durch die Wissensvermittlung erfahren die Teilnehmenden, dass es wichtig ist, nicht nur Unterschiede wahrzunehmen, sondern einander mit Wertschätzung, Anerkennung, Achtung und Empathie zu begegnen. Interkulturelle Kompetenz versteht sich hierbei als eine soziale Kompetenz neben vielen anderen. Die folgenden praktischen Übungen befördern gegenseitiges Verstehen und fördern den Umgang mit anderen Sicht-, Denk- und Handlungsweisen. Die Teilnehmenden setzen sich mit ihrer eigenen kulturellen Prägung und Lebenswirklichkeit auseinander. Interkulturelles Handeln soll durch die Konfrontation mit „dem Fremden“ ermöglicht und verbessert werden. Die Teilnehmenden lernen, sich

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• •

gegenseitig als Individuen wahrzunehmen, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und Widersprüche in der gemeinsamen Begegnung auszuhalten. Auf der Handlungsebene reflektieren die Teilnehmenden ihr eigenes Verhalten im beruflichen Alltag und entwickeln neue Handlungsperspektiven, um den Umgang mit Verschiedenheit zu verbessern. Die Methoden des Trainings sind partizipatorisch und handlungsorientiert. Diskussionen, Rollenspiele, gezielte Wissensvermittlung, Lernübungen, Simulationen von bestimmten Situationen und die kritische Reflexion des eigenen Verhaltens ermöglichen ein teilnehmerorientiertes Erfahrungslernen und Reflektieren auf allen Ebenen.

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Trainingsphasen Trainingsphase 1: Orientierungsphase, Vorstellung, Begrüßung • • • • • • •

Begrüßung Eigene Vorstellung Begrüßungsspiel: “Welcome Diversity” Organisatorisches Seminarablauf Erwartungsabfrage Lernvereinbarungen

Trainingsphase 2: Sensibilisierungsphase zu Kulturstandards, Sitten, Bräuchen • •

Übung „Begrüßungsrituale International“ Stadtplanspiel

Trainingsphase 3: Wissensvermittlungsphase • • •

Multikulturalität vs Interkulturalität Interkulturelle Kompetenz Kulturbegriff

Trainingsphase 4: Reflexionsphase • •

Übung “Meine Mandarine” Zeitreise “Kulturelle Prägung”

Trainingsphase 5: Handlungsebene / Transferphase • • •

Übung “Bei den Derdianen” Konfliktverhalten im Berufsalltag Kulturelle Vielfalt im beruflichen Alltag

Trainingsphase 6: Auflockerungsphase •

Ganzkörperknobeln

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Trainingsphase 7: Ergebnisintegration •

Gesamtzusammenfassung

Trainingsphase 8: Feedbackrunde und Verabschiedung • • •

Auswertung: Koffer, Zwischenablage, Abfalleimer Feedbackbögen Verabschiedung

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Trainingsmodule Interkulturelle Sensibilisierung

Orientierungsphase, Vorstellung & Begrüßung XENOS-Vorstellung

1. Durchführung Das XENOS Plakat hängt sichtbar im Raum, wenn die Projektvorstellung erfolgt. TrainerIn: •







„Wir sind … von der ARKUS gGmbH, das ist ein gemeinnütziges Unternehmen hier in Heilbronn und dort gibt es das bundesweite Projekt „XENOS Integration und Vielfalt“ welches vom ESF und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziell unterstützt wird. XENOS-Projekte gibt es viele unterschiedliche in Deutschland, unser Projekt „Vielfalt im Heilbronner Land“ beschäftigt sich zum einen mit dem Übergang Schule-Beruf und zum anderen mit der Interkulturellen Sensibilisierung. Für das Übergangsmanagement haben wir 9 Seminare zur Berufsorientierung und -Entscheidung für Schulklassen entwickelt. In der Interkulturellen Sensibilisierung haben wir ebenso zwei Projekttage für SchülerInnen entwickelt. Daneben bieten wir auch wie heute Seminare zur Interkulturellen Sensibilisierung für SozialpädagogInnen, Pädagogische Fachkräfte etc. an und freuen uns auf einen spannenden Tag mit Ihnen.“

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Welcome Diversity (Willkommen Vielfalt)

Dauer der Übung: Ziel:

• • • • •

Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien: Voraussetzungen:

• • • •

20 min Die TN erfahren die Vielfalt und Unterschiedlichkeit in der eigenen Gruppe. Unterschiede werden als Bereicherung wahrgenommen, willkommen geheißen und wertgeschätzt. Die TN bewegen sich, die Stimmung ist gut. Die TN sind auf inhaltliche Themen wie Zugehörigkeit, Herkunft, Minderheiten und Mehrheiten eingestimmt. Zurufabfrage mit Positionierung Mind. 10 TN / Ein großer Raum zum Positionieren

Beschreibung: In dieser Einheit lernen sich die TN in neuen Aspekten kennen. Die TrainerInnen begrüßen alle Teilnehmenden im Stuhlkreis und bitten diejenigen, die die im Anschluss genannten Kriterien erfüllen, in die Mitte zu treten. Die Begrüßten stehen in der Mitte des Kreises und alle anderen (dürfen) applaudieren. Die Kriterien werden weitgehend auf die Gruppe und das Seminarthema abgestimmt. Wichtig ist, dass jede/r TN mindestens einmal begrüßt wurde.

1. Hinführung: TrainerIn: „Nach der ersten Vorstellung möchten wir uns nun ein wenig besser kennen lernen.“ Zeit: 2 min

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2. Durchführung: TrainerIn: “ Ich begrüße Sie zunächst ganz herzlich hier in unserem Kreis. Ich nenne Ihnen nun ein Merkmal oder eine Eigenschaft und alle, für die das zutrifft, bitte ich, in den Kreis zu treten. Die anderen bitte ich ganz laut zu applaudieren.“ Beispiele: • • • • • • • • • • • • • • • •

alle die im Frühling Geburtstag haben alle Männer alle, die Kinder haben alle RaucherInnen alle, die mit dem Fahrrad gekommen sind alle, die in einem Haus wohnen alle, die auf dem Land geboren sind alle, die nach Heilbronn zugezogen sind alle, die kein Fleisch essen alle, die Bekannte in Osteuropa haben alle, die neben Deutsch und Englisch eine andere Sprache sprechen alle, die sich schon einmal gewünscht haben, in einer anderen Zeit geboren zu sein alle, die zwei nicht-christliche Feiertage kennen alle, die Bekannte oder Freunde mit Migrationshintergrund haben alle, die schon mal gestreikt oder demonstriert haben alle, die sich ehrenamtlich engagieren

3. Auswertung: Unmittelbar nach der Übung sollte keine Auswertung stattfinden, um in der angenehmen Applaus-Stimmung zu verweilen. Bei der Tagesreflektion am Ende des Seminars kann evtl. nachgefragt werden, wie es war, für Eigenschaften, Präferenzen und Wünsche, die sonst selten wahrgenommen werden, in die Mitte zu treten und Applaus zu bekommen.

Tipps für die TrainerInnen: • •

Bei der Auswahl der Kriterien sollte darauf geachtet werden, dass mindesten zwei TN die genannten Kriterien erfüllen, damit kein/e TN alleine in den Kreis treten muss und evtl. unangenehme Gefühle entstehen. Die TrainerInnen sollten nicht zögerlich sein, sondern selbst kräftig applaudieren und somit die TN zum Nachahmen motivieren.

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• • •

Es bietet sich an, zunächst leichte und dann schwierigere Fragen zu stellen, die für die TN problematisch sein könnten. Es kann auch passieren, dass es unangenehm sein kann, bei einer Frage sitzen zu bleiben, sich zu verstecken und sich somit zu outen. Es sollten allgemein keine zu ernsten Fragen gestellt werden, damit alle applaudieren können.

Frei bearbeitet nach:

Faller, Kurt; Kernke, Wilfried; Wackmann, Maria (1996): Konflikte selber lösen. Ein Trainingshandbuch für Konfliktmanagement in Schule und Jugendarbeit, Mühlheim/ Ruhr, S. 29

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Seminarablauf Interkulturelle Sensibilisierung

Zeitrahmen: 08:30 Uhr – 16:30 Uhr

1. Orientierungsphase, Vorstellung, Begrüßung (55 min) • • • • • • •

Begrüßung Vorstellung Begrüßungsspiel „Welcome Diversity“ Organisatorisches Seminarablauf Erwartungsabfrage Zielvereinbarungen

2. Sensibilisierungsphase zu Kulturstandards, Sitten, Bräuchen (120 min) •

Übung „Begrüßungsrituale International“

→ Pause 10 min (ca. 10.00 Uhr – 10.10 Uhr) •

Stadtplanspiel

3. Wissensvermittlungsphase (15 min) • • •

Multikulturalität vs. Interkulturalität Interkulturelle Kompetenz Kulturbegriff

→ Mittagspause 30 min. (ca. 12:00 Uhr – 12.30 Uhr)

4. Reflexionsphase - Verknüpfung von Theorie und eigener Erfahrungswelt (60 min) • •

Übung „Meine Mandarine“ Zeitreise Kulturelle Prägung

5. Handlungsebene / Transfer (135 min) •

Übung „Bei den Derdianen“

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→ Pause 10min (ca. 15:00 Uhr – 15.10 Uhr) • •

Konfliktverhalten im Berufsalltag Praxistransfer: Kulturelle Vielfalt im beruflichen Alltag

6. Auflockerung ( 10 min) •

Ganzkörperknobeln „Ritter, Drache, Prinzessin“

7. Ergebnis-Integration (5 min) •

Gesamtzusammenfassung des Tages

8. Feedbackrunde und Verabschiedung (25 min) • • •

Auswertung: Koffer, Zwischenablage, Abfalleimer Feedbackbögen Verabschiedung

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Erwartungsabfrage

Dauer der Übung: Ziel:

• • • •

Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien: Voraussetzungen:

• • • •

Gesamt: 10 min Die TN sind auf den Tag eingestimmt. Sie sind sich über eigene Erwartungen und Befürchtungen bezüglich des Seminars bewusst. Die TrainerInnen kennen die Erwartungen und Befürchtungen der TN und können abgleichen, ob diese mit den Zielen und Inhalten des Seminars vereinbar sind. Kartenabfrage und Visualisierung Mind. 8 TN Karten, Stifte, Pinwand, Pins Keine

Beschreibung: • •

Die TN schreiben ihre Erwartungen zum Seminartag auf eine Karte. Die Karten werden im Anschluss eingesammelt, kurz vorgelesen, unkommentiert angepinnt und bleiben bis zum Seminarende hängen.

1. Hinführung zum Thema: TrainerIn: „Der vorgestellte Zeitplan ist ein Vorschlag von uns. Doch damit der heutige Tag für alle gewinnbringend und fruchtbar ist, möchten wir nun gern von Ihnen erfahren, was Ihre Erwartungen und Befürchtungen in Bezug auf den heutigen Seminartag sind.“

2. Aufgabe: • Karten und Stifte werden verteilt. TrainerIn: „Bitte nehmen Sie sich 5 min Zeit und schreiben Sie Ihre Erwartungen und Befürchtungen auf die Karten. Die Karten werden im Anschluss eingesammelt und unkommentiert angepinnt. Sie bleiben bis zum Seminarende hängen, damit wir später gemeinsam abgleichen können, inwieweit Ihre Erwartungen erfüllt werden konnten und welche Punkte evtl. noch offen sind.“

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Fragen: • •

„Was erwarte ich von diesem Seminar?“ „Was soll hier nicht passieren?“

TrainerIn 2 sammelt die Karten ein und pinnt sie an die Wand, liest kurz das Geschriebene vor und clustert die Ergebnisse. TN können nach Bedarf kurze Anmerkungen machen, falls eine Karte nicht verständlich ist. Die Antworten der TN können im Anschluss mit dem Seminarplan abgeglichen werden. Sie bleiben bis zum Seminarende hängen.

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Gemeinsame Lernvereinbarungen

Dauer der Übung: Ziel:

• • •

Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien: Voraussetzungen:

• • • •

Gesamt: 10 min Eine gemeinsame Arbeitsstruktur ist geschaffen. Die TN haben sich gemeinsam auf Verhaltensregeln geeinigt, welche den Seminarverlauf positiv beeinflussen sollen. Moderierte Diskussion, Visualisierung Mind. 6 TN Flipchart, Edding Keine

Beschreibung: Ausgehend von den Erwartungshaltungen der TN werden in dieser Einheit gemeinsame Vereinbarungen erarbeitet und aufgestellt. TN und TrainerInnen sollen herausarbeiten, wie das Kommunizieren und der Umgang miteinander gestaltet werden müssen, damit möglichst alle Erwartungen der TN erfüllt werden.

1. Hinführung: TrainerIn: „Nachdem wir Ihnen den Seminarablauf vorgestellt haben und Sie für sich überlegt haben, welche Erwartungen Sie an den heutigen Tag haben, möchten wir nun gemeinsam überlegen, welche gemeinsamen Verabredungen heute in unserer Gruppe gelten sollen, damit effektiv und in einem guten Klima gearbeitet werden kann.“

2. Ablauf: • • •

Trainerin 1 formuliert die Einstiegsfrage: „ Was müssen wir tun bzw. wie müssen wir uns verhalten, um die von Ihnen genannten Erwartungen zu erfüllen?“/ Was ist uns für den gemeinsamen Umgang an diesem Tag wichtig?“ Trainerin 2 notiert die Wünsche der TN auf dem Flipchart. Im Anschluss können auch die TrainerInnen ihre Wünsche formulieren und die Liste der Vereinbarungen somit ergänzen.

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Beispiele für Vereinbarungen: • • • • • • • • • • •

Wir wollen uns gegenseitig ausreden lassen. Alle sind aktiv beteiligt. Wir verwenden keine Totschlagargumente / Verabsolutierungen. Wir halten uns an die verabredeten Zeiten (Pause ist Pause und Stunde ist Stunde.). Fragen dürfen immer gestellt werden, es gibt keine dummen Fragen. Die Handys sind während des Seminars ausgeschaltet. Jeder achtet darauf, nicht zu lange zu reden, damit auch die anderen TN zu Wort kommen. Wir nehmen einander in unseren Äußerungen und Gefühlen ernst und begegnen einander wertschätzend. „Störungen haben Vorrang“. Jede/r entscheidet für sich, was und wieviel er an persönlichen Informationen an die Gruppe weitergeben möchte. Wir grenzen keine TN aus, stellen sie nicht bloß oder verletzen sie in irgendeiner Art und Weise.

Tipps für die TrainerInnen: • • •

Es ist wichtig, zuvor genannte Erwartungen in Absichten umzuformulieren. Anstatt: „Ich möchte nicht bloßgestellt werden.“ könnte die neue Formulierung heißen: „Wir wollen einander nicht bloßstellen.“ Die TrainerInnen sollen nicht darauf drängen, dass bestimmte Vereinbarungen genannt werden. Wenn die TrainerInnen an bestimmten Vereinbarungen interessiert sind, sollten sie diese genauso wie die TN einbringen. Bei allen genannten Vereinbarungen sollte sichergestellt werden, dass wirklich alle TN damit „leben“ können.

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Sensibilisierungsphase zu Kulturstandards, Sitten, Bräuchen Begrüßungsrituale International

Dauer der Übung:

Ziel:

• • • • • •

• • Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien:

• • •

Voraussetzungen:



Gesamt: ca. 30 min Hinführung: 3 min Durchführung: 17 min Auswertung: 10 min Die TN sind für Verhaltensweisen der eigenen „Kultur“ sensibilisiert. Die TN haben erkannt, dass in der Begrüßung viele verschiedene Elemente zum Tragen kommen- religiöse, weltanschauliche, Verhaltensnormen in Bezug auf Nähe und Distanz, soziale Hierarchien, Modeerscheinungen etc. Den TN wird deutlich, dass es selbst in der sog. eigenen Kultur unbekannte und ungewohnte Verhaltensweisen gibt und dass wir oft dazu geneigt sind, diese negativ zu empfinden. Die TN haben erkannt, dass in diesem Zusammenhang Zuschreibungen gemacht und gewertet werden. Rollenspiel Mindestens 6-8 TN, je mehr, desto interessanter Anweisungskarten für die jeweiligen Länder (doppelt für Gastgeber & Gast) Keine

Beschreibung: Gerade auf dem Flughafen angekommen und das Gepäck in Empfang genommen versucht nun jeder Gast, seine/n GastgeberIn zu finden. Da es sich um eine multikulturelle Gesellschaft handelt, sind die Begrüßungsrituale sehr unterschiedlich (s. Anweisungskärtchen). Jetzt gilt es, sich zu finden.

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1. Hinführung: TrainerIn: „Bei unserem Begrüßungsspiel ‚Welcome Diversity‘ konnten wir bereits die erste Vielfalt hier in unserer Gruppe erspüren und mit unserem Applaus haben wir den anderen TN gezeigt, dass wir diese Vielfalt begrüßen und wert schätzen. Nun wollen wir uns ein Stück entfernen von unseren eigenen Hintergründen und stellen uns vor, dass wir gerade eine längere Flugreise hinter uns haben und auf dem Flughafen in einem fernen fremden Land eingetroffen sind…“ Zeit: 3 min

2. Durchführung: • •

Die Gruppe wir in zwei Gruppen als GastgeberIn und Gast aufgeteilt, es können auch mehrere Gäste auf eine/n GastgeberIn treffen. Die Anweisungskärtchen werden mehrfach kopiert und den TN ausgeteilt.

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TrainerIn: • • • • •

„Sie sind gerade auf einem fremden Flughafen angekommen und suchen Ihren GastgeberIn, der / die Sie in Empfang nehmen und zum Hotel begleiten soll. Als ReiseteilnehmerIn haben Sie jedoch rechtzeitig von Ihrer Reiseagentur die entsprechende Begrüßungszeremonie (auf einem Anweisungskärtchen) mitgeteilt bekommen. Bitte machen Sie die gezogenen Begrüßungsformen zu ihrer eigenen selbstverständlichen Begrüßungsform. Bewegen Sie sich anschließend frei im Raum und begrüßen Sie jede /n, der oder die ihnen begegnet entsprechend Ihrem Begrüßungszeremoniell um herauszufinden, wer ihr Gast bzw. GastgeberIn ist. Es darf nicht gesprochen werden.“

Haben alle Gäste ihre/n Gastgeber/in gefunden, werden die TN gebeten, sich wieder zu setzen. Im Anschluss werden die TN nach ihren Empfindungen, Irritationen und Gefühlen bei den verschiedenen Begegnungssituationen befragt. Zeit: 17 min •

3. Auswertungsfragen: Welche Begrüßungsformen waren angenehm / unangenehm? Welche Gefühle kamen bei ungewohnten Begrüßungsformen auf? Wie hätten Sie gern spontan reagiert? Gab es Rituale, die anders, z.B. als feindselig oder als Annäherungsversuch verstanden wurden? • Welche Strategien haben Sie entwickelt, um möglichst unbeschadet durch die Übung zu gehen? • Was sollte man bei unterschiedlichen Bräuchen tun? Welche Regel sollte Ihrer Meinung nach gelten? • Wer hat sich in welchem Maße wem anzupassen? Am Ende der Auswertung kann der/ die TrainerIn Informationen über spezifische Grußverhalten geben und darauf verweisen, dass in allen Gesellschaften die Grundbotschaft transportiert werden soll: „Ich will in Frieden mit dir auskommen.“ • • • •

Zeit: 10 min

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Tipps für die TrainerInnen: Wenn sich die TN nicht so gut kennen, sollten Begrüßungsformen mit Körperkontakt vermieden und aussortiert werden.

Frei bearbeitet nach:

Losche, Helga (2003): Interkulturelle Kommunikation. Sammlung praktischer Spiele und Übungen. Augsburg (3. Aufl.)

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Sie gehören zu den Surfern. Sie begrüßen sich, indem sie die Hand zu einer Faust schließen und den Daumen und kleinen Finger ausstrecken (wie ein Telefonhörer).

Sie gehören zu den Japanern. Sie verbeugen sich voreinander. Die Tiefe der Verbeugung kann mehr oder weniger stark ausfallen. Frauen legen die Hände aufeinander oder formen mit Zeigefinger und Daumen beider Hände ein Dreieck vor dem Schoß. Männer legen die Hände dagegen locker auf die Oberschenkel oder die Hosennaht, rechts und links vom Körper. Der Rangniedrigere verbeugt sich tiefer und der Ranghöhere richtet sich zuerst wieder auf.

Sie gehören zu den Indern.

Sie legen die Handflächen vor der Brust aneinander, wobei die Finger nach oben zeigen, und neigen den Kopf leicht.

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Sie gehören zu den Maori auf Neuseeland.

Sie reichen einander die rechte Hand und fassen mit der linken den Unterarm des Gegenübers. Dann lehnen Sie den Kopf leicht nach vorn, um sich erst mit der Stirn zu berühren und dann die Nasen ganz sanft aneinander zu drücken (nicht reiben!). Sie atmen dabei hörbar aus. Im Anschluss daran strecken Sie einander die Zunge raus.

Sie gehören zu den Indonesiern. Sie geben einander die rechte Hand. Die Hand wird allerdings nicht kräftig geschüttelt, sondern eher vorsichtig gehalten. Vor höhergestellten Personen verneigen Sie sich.

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Sie gehören zu den Russen.

Sie schütteln einander kräftig die Hände. Frauen entscheiden selbst, auf welche Weise sie begrüßt werden wollen. Streckt Ihre Gesprächspartnerin Ihnen von sich aus die Hand entgegen, erwidern Sie das Händeschütteln. Ergreift sie von sich aus nicht die Gelegenheit, bleibt es zur Begrüßung bei bloßem Zunicken.

Sie gehören zu den Thai.

Sie legen die Hände entweder vor der Brust oder dem Gesicht zusammen und verbeugen sich. Die Höhe der zusammengelegten Hände und die Tiefe der Verbeugung zeigen, wieviel Sie Ihrem gegenüber Respekt zeigen.

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Hintergrundinformationen zu den Begrüßungsformen

Surfer: Der auch als „hang loose“ bezeichnete Surfergruß „Shaka“ war zunächst auf Hawai als Grußgeste gebräuchlich. Durch die Surfer wurde diese Begrüßung in die Weltgetragen und ist heute unter Wellenreitern nahezu lückenlos verbreitet. Auch Nicht-Surfer nutzen die Geste, da sie universell verständlich ist. Das Handzeichen bedeutet in etwa „locker“ und ist auch ein Ausdruck der hawaianischen Lebenskultur. Begleitet wird der Surfergruß von dem Ausruf „Shaka, brah“

Japan: Die Tiefe der Verbeugung ist entscheidend vom Respekt abhängig, der dem Gegenüber gebührt. Handelt es sich um eine Person mit hohem sozialen Status, dann ist die Verbeugung tiefer als gegenüber Personen, die den gleichen gesellschaftlichen Rang oder berufliche Position inne haben. Der Winkel beträgt üblicherweise 45°. Der Blick geht bei der Verbeugung stets zum Boden, nie zum Gesprächspartner. Anders als in Deutschland ist die japanische Begrüßung traditionell nicht mit Körperkontakt und mit Blickkontakt zwischen den Personen verbunden. Dem Japaner zur Begrüßung die Hand zu geben, gilt nicht als freundlich, sondern wird als Eingriff in die Privatsphäre gesehen. Ebenso gilt der Blickkontakt, der in Europa als Zeichen des Respektes und der Vertrauensbildung betrachtet wird, im asiatischen Raum schnell als aufdringliches Starren und wird als unangenehm empfunden.

Indien: Wenn man in Indien als Europäer Urlaub macht, kann es gerade in traditionellen oder ländlichen Gegenden passieren, dass sich eine Menschentraube um einen herum bildet und man angestarrt wird, was wir selbst als aufdringlich und unangenehm empfinden. Für die Inder selbst ist es eher eine Art Neugierde und Faszination, weil sie noch nicht oft Europäer mit heller Hautfarbe gesehen haben. Es kann auch passieren, dass sie einem an der Körperbehaarung an den Armen berühren oder ziehen oder davon fasziniert sind, dass sich unsere Haut rot färbt bei Sonneneinfluss und bei Berührung wieder heller wird.

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Im geschäftlichen Umfeld, besonders im Umgang mit Leuten aus dem Westen, ist inzwischen der Handschlag gang und gäbe. Insbesondere jüngere Leute begrüßen sich immer häufiger mit einem einfachen „hi“ oder „hello“.

Neuseeland / Maori: Der Hongi (māori: riechen, schnüffeln) ist der traditionelle Gruß der Maori, der in ihrem Alltag auch heute weit verbreitet ist. Das Ritual stellt einen geschlossenen Kreislauf dar, der Lebensatem der beiden Menschen verbindet sich symbolisch. Das Zunge-Rausstrecken ist respekteinflößend und repräsentiert das männliche Geschlechtsteil. In anderen Ländern kann es ein Zeichen von Scham sein.

Indonesien: Traditionell begrüßt man sich im muslimischen Teil von Indonesien damit, dass die Jüngeren gegenüber den Älteren Respekt zeigen, indem Sie die Hand der älteren Person küssen und dann zur eigenen Stirn führen. Die ältere Person bedankt sich anschließend verbal.

Russland Die typische Geste des Küssens zur Begrüßung ist in Russland auf den Freundeskreis beschränkt. Im geschäftlichen Bereich kommt es eher selten vor, dass sich Geschäftspartner auf diese Weise begrüßen. Sollten Sie doch einmal in den Genuss des informellen Grußes kommen, werden Sie zunächst mit einem „Привет!“ [priwjét] begrüßt. Anschließend gibt man sich üblicherweise drei Küsse auf die Wangen: Links, Rechts, Links.

Thailand: Das typische Begrüßungsritual ist das Wai. Diese Form der Begrüßung zeugt von Respekt. Man bedankt sich in Thailand auch so oder sagt Entschuldigung. Die Größe des Respekts

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wird damit von der Höhe der zusammengelegten Hände und der Tiefe der Verbeugung ausgedrückt. Es gilt nicht als gute Umgangsform, wenn man als Ausländer das Wai nutzt. Und man wird nicht sehr oft so begrüßt werden. Das liegt daran, dass man als Ausländer praktisch ohne sozialen Status in Thailand ist. Man kann einem Wai immer mit einem Lächeln antworten. Oft kennen die Thailänder auch unsere Begrüßungsform des Händeschüttelns und kommen gut damit klar.

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Stadtplanspiel

Dauer der Übung:

Ziel:

• • • • • • • •

• Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien:

• • •

Voraussetzungen:



Gesamt: ca. 90 min Einleitung: 5 min 3 Versuchsanordnungen mit Feed back: a 25 min Auswertung: 10 min Innere Kultur- “Landschaften“ werden aufgezeigt. Das Spiel verdeutlicht die Kommunikation zwischen Menschen mit unterschiedlichen „Plänen“ im Kopf. Die TN erkennen, dass Kommunikation und Wissen einander bedingen. Die TN erkennen, dass Menschen mit unterschiedlichen Ressourcen ausgestattet sind, welche ihnen das Leben innerhalb in der Gesellschaft erleichtern oder erschweren können. Die TN erfahren wie es ist, nicht verstanden zu werden und z.T. negative Gefühle auszuhalten. Paar-Übung, Diskussion Min 10 TN, möglichst durch 2 teilbar 2 Overheadprojektoren, Trennwände, 6x Bunt-Druck der Stadtpläne auf Folien, Zettel, Stifte Keine

Beschreibung: • • • • •

Zwei Overheadprojektoren werden, optisch durch zwei Stellwände getrennt, in den Raum gestellt. Beide TN haben einen Plan der gleichen Stadt, aber– was sie eben nicht wissenkeinen identischen Plan vor sich liegen. A hat einen Start- und Zielpunkt auf seinen Stadtplan angegeben, B nicht. Eine Gruppe (6 TN bei drei Runden) wird nach draußen geschickt. Ihnen wird mitgeteilt, dass die ersten zwei SpielerInnen sehr bald, die anderen nach einiger Zeit wieder hineingerufen werden. Die restlichen TN werden als BeobachterInnen eingeteilt und sollen notieren, wie die Kommunikation zwischen den beiden SpielerInnen abläuft. Anweisung an die BeobachterInnen: „Sie dürfen den SpielerInnen nicht helfen und nicht mit ihnen kommunizieren!“

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1. Hinführung zum Thema: TrainerIn: „ In der vorangegangenen Übung haben wir unterschiedliche Verhaltensweisen bei Begrüßungen in verschiedenen Ländern kennengelernt und dabei festgestellt, dass die Art der Begrüßung, die wir als ganz selbstverständlich erachten, bei anderen Menschen zu Verwirrung führen oder gar auf Ablehnung stoßen kann. Nun wollen wir uns mit dem Thema Kommunikation auseinandersetzen.“ Zeit: 2 min

2. Durchführung: Die BeobachterInnen setzen sich in etwas Abstand gegenüber von den zwei Overheadprojektoren und erhalten folgende Anweisung: „Beobachten Sie die SpielerInnen und machen Sie sich Notizen zu deren Verhalten. Sie dürfen den SpielerInnen nicht helfen und nicht mit ihnen kommunizieren!“ Das erste Paar wird hereingerufen. Es erhält folgende Aufgabe: Setzen Sie sich zu einem Overheadprojektor. TN A: Stellen Sie sich vor, sie befinden sich in einer Taxizentrale. Ihr/e FahrerIn fragt nach dem besten Weg von X nach Y. • Führen Sie sie zu dem Standort, den er / sie nicht kennt, und dann zum Zielpunkt. Sie haben beide den gleichen Plan von einer Stadt vor sich liegen. Sie dürfen nur sprachlich miteinander kommunizieren und nicht aufstehen oder auf etwas zeigen. • Sie dürfen ab jetzt nicht mehr mit dem restlichen Team im Raum reden.“ Zeit: 3 min • •

1. Nun beschreibt Person A der Person B den Weg. =Startpunkt =Zielpunkt

2. Nach dem Ende der Runde dürfen die beiden SpielerInnen die Stadtpläne gemeinsam betrachten. Nun erfolgt ein kurzes feed back der BeobachterInnen. 3. Dann setzen sich die SpielerInnen zu den anderen BeobachterInnen und das zweite Paar wird hineingerufen. 4. Alle Stadtpläne zeigen Ausschnitte der Stadt Regensburg. Die Versuchsanordnung wird in jeder Runde verschärft.

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Erste Versuchsanordnung: • •

Stadtplan A mit Straßennamen, Start- und Zielpunkt sind eingetragen - TN A erklärt den Weg. Stadtplan B ohne Straßennamen und Bezeichnungen, mehr Straßen als in Stadtplan A- TN B bekommt die Wegbeschreibung.

Zweite Versuchsanordnung: • • •

Maßstabsunterschied der Karten Stadtplan A mit Großaufnahme eines kleinen Ausschnittes der Stadt Regensburg, Straßennamen, Start- und Zielpunkt sind eingetragen- TN A erklärt den Weg Stadtplan B zeigt fast ganz Nord-Regensburg, Straßennamen sind eingetragen- TN B bekommt die Wegbeschreibung

Dritte Versuchsanordnung: Stadtplan A mit Straßennamen, Start- und Zielpunkt sind eingetragen- TN A erklärt den Weg • Stadtplan B ohne Straßennamen, Plan um 180° gedreht- TN B bekommt die Wegbeschreibung Zeit: 75 min, pro Versuchsreihe und Feed back: a 25 min •

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3. Auswertungsfragen: Wie hat die Kommunikation funktioniert? Was gab es für Missverständnisse? Welche Versuche zur Verständigung wurden unternommen? Wie ging es Ihnen bei der Übung? Fühlten Sie sich gestresst, unverstanden, nichtwissend? Zeit: 10 min • • •

Tipps für die TrainerInnen: • •

Das Spiel braucht eine sehr gute Einführung und Auswertung, da es sonst zu Verwirrung bei den TN kommen kann. Trainerin 1 führt die Diskussion in der Auswertung, TrainerIn 2 kann auf dem Flipchart Antworten der TN notieren.

Frei bearbeitet nach:

Diakonisches Werk Baden-Württemberg, Arbeitskreis Interkulturelles Lernen (Hrsg.) „Trainings- und Methodenhandbuch. Bausteine zur interkulturellen Öffnung“. Stuttgart. 2001.

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Wissensvermittlung Theoretischer Exkurs

Hinführung: Nachdem wir in den vorangegangenen 90 min am eigenen Leibe erfahren konnten, wie Kommunikation verlaufen kann, wenn Menschen mit unterschiedlichen Plänen, oder symbolisch ausgedrückt: unterschiedlichen kulturellen Landschaften im Kopf, ausgestattet sind, möchte ich Ihnen nun einen kurzen Überblick über Begriffe und Wörter geben, die im Zusammenhang mit dem Thema „Interkulturelle Sensibilisierung“ immer wieder auftauchen.

Schlagwörter wie „Interkulturelle Kommunikation, Interkulturelle Kompetenz, Multikulti, Kultur“ sind „in“, jeder gebraucht sie. Aber was beschreiben diese Begriffe eigentlich? Multikulti-Gesellschaft • • •

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Menschen verschiedener kultureller Hintergründe, nationaler, ethnischer Herkunft und Religion zusammenleben. Durch die Tatsache, dass Deutschland eine Einwanderungsgesellschaft ist, befindet sich unsere Gesellschaft im stetigen Wandel. In Heilbronn 40,7% Migrationshintergrund. Bezug auf Heilbronner Stadteile: Nach dem Sozialdatenatlas 2012: Heilbronn Kernstadt hat im Vergleich aller Planungsbezirke den 4. größten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund mit 62,4%. In Heilbronn Kernstadt-Süd beträgt die Bevölkerungsgruppe mit Zuwanderungsgeschichte 57,9%. In der Bahnhofsvorstadt leben 62,5% Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Der Planungsbezirk Pfühlpark (HN Ost) hat mit 33% den geringsten Anteil der Bevölkerung mit Zuwanderungsgeschichte in Heilbronn, aber mehr 65-Jährige leben als junge Menschen (0-20). In Heilbronn Kernstadt-Nord leben 63,8% Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und der Stadtteil steht damit an zweithöchster Stelle im Vergleich der Planungsbezirke. Heilbronn Industriegebiet hat mit 87,5% den höchsten Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, hat aber auch doppelt so viele junge Menschen im Vergleich zu den über 65-Jährigen (gerade mal 9,7%).

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• • •

Das, was von Multikulturalität, Verschiedenheit, Anderssein wahrgenommen wird, ist oft nur an der Oberfläche, spiegelt negative Aspekte des Zusammenlebens wider, Probleme, Konflikte, die mit anderen assoziiert werden. Es bilden sich schnell vorgefasste Urteile, Stereotypen, der jeweils Andere wird (negativ) stigmatisiert. Multikulturalität sagt nur aus, dass es Unterschiede gibt, aber nichts darüber, wie wir Vorurteile überwinden und Unterschiede als Bereicherung betrachten können.

Interkulturalität • •

beinhaltet Beziehungen, Interaktion zwischen Menschen, Austausch und gegenseitige Anerkennung, Respekt für den anderen, für verschiedene Werte und Normen ist nicht das Ziel, sondern Prozess des gemeinsamen Dialogs

Umgang mit Verschiedenheit •

• •

Neben den bereits genannten Unterschieden ist jeder Mensch anders und einzigartig, wir sind anders erzogen, haben andere Werte und Normen mitbekommen in der Familie und Erziehung, andere Möglichkeiten und Fertigkeiten, sind Mann oder Frau, dick oder dünn, arm oder reich… Die Unterschiede sind also größer als zunächst angenommen. Im interkulturellen Kontext ist es wichtig, Menschen in ihrer Gesamtheit zu sehen, als biologisches, soziales, rationales, emotionales und persönliches Phänomen/Individuum.

Umgehen mit Verschiedenheit am Arbeitsplatz • • • •

Auch hier an der Arbeit können wir Unterschiede zwischen PM schätzen lernen und von ihnen profitieren. Wahrnehmen-verstehen-wert schätzen Es geht darum, Verschiedenheit als Gewinn zu sehen, offen zu sein für neues Verhalten, dass außerhalb unserer eigenen Normen und Werte liegt. Fehler dürfen gemacht werden, denn wo keine Fehler gemacht werden, dürfen Menschen nichts ausprobieren.

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Interkulturelle Kompetenz Qualifikation, eine persönliche Haltung, die es uns ermöglicht, mit Menschen andrer Hintergründe in Beziehung zu treten • Fähigkeit, sich auf andere Denk- und Sichtweisen einzustellen, diese vorübergehend einzunehmen und als Realität anzuerkennen • Fokus liegt dabei auf den vielen unausgesprochenen Dingen, Mustern, Werten, Einstellungen, die zwar nicht ausgesprochen sind, aber von großer Bedeutung sind, weil sie unser Handeln bestimmen Erwerb interkultureller Kompetenz meint: •

• • • • • • •

Verständnis und Bewusstmachung von Vielfalt Auseinandersetzung und Bewusstmachung (eigener) kultureller Befangenheit und Fremdbildern in interaktiven Simulationsspielen. Bewusster Umgang mit Fremdheit Vorbereitung auf heterogene Lebenssituationen und Wirklichkeiten Auseinandersetzung mit der eigenen vielschichtigen Identität, die sich lebenslang weiterentwickelt (kann Brüche aufweisen z.B. bei Flucht in anderes Land muss man neue Identität aufbauen, auch bei der Wende in Deutschland) interkulturelle Kommunikation findet nicht zwischen Kulturen, sondern Individuen statt, die an verschiedenen Bedeutungssystemen teilnehmen genau wie Identitätsentwicklung ein lebenslanger Prozess ist, gibt es auch keine „festen“ Kulturen

Kulturbegriff • Vielzahl von Definitionen • Inflationärer Gebrauch, z.B. „Esskultur“ • Bedeutungspluralismus • Bsp. von kulturübergreifenden Zugehörigkeiten: Jugendszenen, Hipster, Veganer, Esoteriker, Hang zu Yoga, Buddhismus, Freikirchen Kultur als • Wertesystem und geteiltes Wissen über menschliches Miteinander • gibt Orientierung, geteilte Codes, Problemlösungssystem • Interpretationssystem FAZIT: • Kulturen werden erlernt und sind nicht angeboren. • Kulturen unterliegen Veränderungen und entwickeln sich dynamisch. • Kulturen sind nicht homogen, sondern innerhalb einer Kulturgruppe existieren unterschiedliche, vielfältige Bedeutungen und Vorstellungen.

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• • • •

„Kulturen“ sind gleichwertig. Jeder Mensch gehört mehreren kulturellen Gruppen zugleich an. Kulturelle Unterschiedlichkeit realisiert sich erst in der Begegnung und Wahrnehmung von Fremdem. Die Selbstdefinition erfolgt meist über Kontrastierung / Abgrenzung zum anderen.

Bei interkulturellen Trainings geht es um den Aufbau und die Weiterentwicklung einer Kommunikationsbeziehung zwischen Menschen verschiedenster Hintergründe, um ein unabhängiges, kultursensibles und wirkungsvolles Handeln zu ermöglichen. Zeit: 15 min.

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Reflexionsphase Meine Mandarine

Dauer der Übung: Ziel:

• • • • • •

Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien: Voraussetzungen:

• • • •

Gesamt: 15-30 min TN erkennen, dass Dinge die auf den ersten Blick gleich zu sein scheinen, beim genauen Hinsehen aber Unterschiede aufweisen. Auch die Beschreibung der scheinbar gleichen Gegenstände kann unterschiedlich sein. Die Vielfalt wird wahrgenommen und es wird eine „Beziehung“ zum beobachteten und beschriebenen Gegenstand aufgebaut. Den TN wird anhand eines praktischen Beispiels bewusst, dass es nicht nur zwischen den „Kulturen“ unterschiedliche Ausformungen gibt, sondern auch innerhalb einer „Kultur“. So wie keine Mandarine der anderen gleicht, so gleicht auch kein Mensch dem anderen. Einzel- bzw. Gruppenarbeit, Diskussion Mind. 5 TN Korb, Mandarinen > TN-Anzahl, Papier, Stifte Keine

Beschreibung: • • • •

Mandarinen werden in einen Korb gelegt TN wählen sich eine Mandarine aus und beschreiben sie möglichst genau TN stellen „ihre“ Mandarine der Klasse vor. Die Mandarinen werden wieder in den Korb eingesammelt und die TN müssen nun „ihre“ Mandarine finden.

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1. Hinführung zum Thema: TrainerIn: „In der vorangegangenen theoretischen Einheit haben wir uns mit verschiedenen Begrifflichkeiten im Kontext interkultureller Sensibilisierung beschäftigt und u.a. erfahren, dass „Kulturen“ keine statischen Gebilde sind, sich ständig weiter entwickeln und dass es eben auch innerhalb sog. Kulturen unterschiedliche Ausformungen gibt. Aber wir haben auch erfahren, dass gerade der bewusste Umgang mit Verschiedenheit und eben nicht das Gleichmachen bzw. Verallgemeinern ein gutes Miteinander ausmachen.“ Vor uns steht ein Korb voll mit Mandarinen. Zeit: 2 min

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2. Aufgabe an die TN: Wählen Sie sich aus dem Korb eine Mandarine aus, die Sie dann möglichst genau beschreiben: Größe, Gewicht, Farbe, Geruch, Form, Herkunft/Alter, Wie fühlt sich die Schale an? Wie sieht die Schale aus? Besondere Kennzeichen? • Notieren Sie sich die Eigenschaften Ihrer Mandarine auf einem Zettel. Zeit: 5 min •

• Im Anschluss stellen die TN ihre Mandarine im Plenum vor. • Danach werden alle Mandarinen eingesammelt, in einen Korb gelegt und gemischt. • Jetzt sollen die TN ihre Mandarine aus dem Korb wiederfinden. Zeit: 10 min

3. Auswertungsfragen: • Was hat Sie in dieser Übung überrascht? • Welche Beziehung haben Sie zu „Ihrer“ Mandarine aufgebaut? • Was haben Sie über Wahrnehmung erfahren? • Was haben Sie zum Thema Gleichheit/Differenz gelernt? Zeit: 10 min

Tipps für die TrainerInnen: Die Anzahl der Mandarinen sollte größer als die TN Zahl sein, damit die TN mehr Wahlmöglichkeiten haben. Quelle:

Diakonisches Werk Baden-Württemberg, Arbeitskreis Interkulturelles Lernen (Hgb.) „Trainings- und Methodenhandbuch. Bausteine zur interkulturellen Öffnung“. Stuttgart. 2001.

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Zeitreise: Kulturelle Prägung

Dauer der Übung: Ziel:

• • • • • • •

Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien: Voraussetzungen:

• • • •

Gesamt: ca. 45 min Einführung : 10 min Partnerarbeit: 20 min Diskussion: 15 min Die TN tauschen sich über persönliche Erfahrungen und Erlebtes in einem geschützten Raum aus. Die TN haben sich mit anderen Sichtweisen und Perspektiven auseinandergesetzt und Empathie entwickelt. Die TN erfahren, dass ihre persönlichen Erfahrungen wichtig sind, ernst genommen und wertgeschätzt werden. Erlebnisreise, Aktives Zuhören Mind. 8 TN Zettel, Stifte, Karten mit Schlagworten, evtl. Musik Offenheit der TN, über Persönliches zu erzählen

Beschreibung: • •

• • •

Alle Teilnehmenden sitzen im Kreis und nehmen eine entspannte und bequeme Sitzhaltung ein. Der / die Trainerin lädt alle TN zu einer Erinnerungs- und Erlebnisreise in ihre persönliche Vergangenheit ein. Die TN werden motiviert, sich für ein paar Minuten daran zu erinnern, welchen wichtigen kulturell prägenden Einflüssen sie in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter ausgesetzt waren. Sie können sich hierzu Stichpunkte auf einem Zettel machen. Als Untermalung kann Entspannungsmusik im Hintergrund laufen. Der Austausch dieser Erinnerungen und Erfahrungen erfolgt durch „Aktives Zuhören“ im Paar. Im Anschluss an die Interviews diskutieren die TN im Plenum über kulturelle Prägungen.

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1. Hinführung zum Thema: TrainerIn: „Eben haben wir erfahren, wie aus einer Mandarine „meine“ Mandarine werden kann. Wir haben gemerkt, dass das, was auf den ersten Blick gleich erscheint, sehr differenziert beschrieben werden kann. Wenn wir dies nun mal auf uns übertragen, können wir auch sagen, dass es auch innerhalb unserer sog. Kultur viele kleine Unterschiede gibt.“ Zeit: 2 min •

2. Aufgabe an die TN: Einzelübung: Zeitreise •

• • •

In der nächsten Übung wollen wir uns mit den wichtigen kulturell geprägten Einflüssen aus unserer Kindheit, Jugend bis hin ins Erwachsenenalter auseinandersetzen und überlegen, inwieweit diese Prägungen unser jetziges persönliches und berufliches Handeln beeinflussen. Lehnen Sie sich zurück und schließen Sie für einen Moment Ihre Augen. Stellen Sie sich das Haus Ihrer Kindheit vor und alle / alles, was Sie in dieser Zeit geprägt hat. Gehen Sie in Ihrer Reise weiter in die Jugendphase bis hin zum heutigen Zeitpunkt. Notieren Sie sich alles, was Ihnen spontan dazu einfällt und Sie zu dem gemacht hat, was und wer Sie jetzt sind.

Folgende Leitfragen können Sie bei Ihrer Erinnerungsreise unterstützen: • Was waren prägende Sozialisationsinstanzen? • Was sind bedeutsame kulturell geprägte Traditionen? • Welche davon wirken heute noch unverändert? • Welche haben sich wie und wodurch verändert? Zeit: 10 min

Paarübung: Aktives Zuhören • • • •

Suchen Sie sich eine/n Partner/in. (freie Einteilung wg. Vertrauensbonus) Setzen Sie sich gegenüber und hören Sie sich im Wechsel aufmerksam zu. Partner /in 1 beginnt und erhält die volle Aufmerksamkeit, indem er / sie über prägende kulturelle Einflüsse erzählt, Partner /in zwei hört aufmerksam zu. Nach 10 min. erfolgt der Wechsel.

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• • •

Als einziges Mittel stehen dem Zuhörenden aktives Zuhören bzw. unterstützendes Nachfragen zu. Bewertungen, Urteile, Diskussionen oder Interpretationen sind ausgeschlossen. Die ausgetauschten Erfahrungen bleiben vertraulich zwischen den beiden PartnerInnen bestehen.

Zeit: 20 min

3. Diskussion im Plenum (bzw. TN anbieten Fragen zu stellen…) •

Die TN diskutieren gemeinsam über kulturelle Prägungen. Jede/r entscheidet, für sich, was und wieviel er / sie den anderen mitteilen möchte.

Auswertungsfragen/ Diskussionshilfe: • Was sind prägende Sozialisationsinstanzen? • Was sind bedeutsame kulturell geprägte Traditionen? • Welche davon wirken heute noch unverändert? • Welche haben sich wie und wodurch verändert? Zeit: 15 min

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Tipps für die TrainerInnen: • •

Erinnerungsübungen können dabei mit einer kleinen vorherigen Entspannungsübung unterstützt werden bzw. Entspannungsmusik läuft im Hintergrund. Die Übung ist nicht geeignet für Gruppen, die sich noch nicht gut kennen.

Frei bearbeitet nach:

RAA Brandenburg; Kanis, Steffen; Module für Interkulturelle Trainings aus: Interkulturelle Kompetenz- Kommunale Verwaltung für Bildung, Integration und Chancengleichheit, Bausteine zum Interkulturellen Lernen im ländlichen Raum

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Handlungsebene Bei den Derdianen

Dauer der Übung:

Ziel:

• • • • • • • •

Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien:

• • • •

Voraussetzungen:



Gesamt: ca. 90 min Einleitung zur Übung: 10 min Einlesen und Studieren der Rollen: 30 min. Bauphase: 30 min Auswertung: 20 min Die TN erfahren, dass unterschiedliche Regeln, Verhaltensweisen und Erwartungen die Zusammenarbeit zwischen Gruppen erschweren. Kommunikationsarten werden auf die Probe gestellt. Die TN erfahren, dass Druck auch dazu führen kann, Differenzen durch Ignorieren oder Unterdrücken zu umgehen. Perspektivenwechsel erfolgt. Simulationsspiel, Gruppenarbeit, Diskussion am besten: 12 TN, max. 15 TN Papier, 1 Schere, 1 Lineal, Klebstoff, Bleistift, 2 verschiedene Rollenanweisungen- Kopie nach TN Zahl Keine

1. Hinführung zum Thema: TrainerIn: „ In der vorangegangenen Einheit haben wir uns mit unserer eigenen kulturellen Prägung auseinandergesetzt, persönliche Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht und uns mit anderen Sichtweisen und Perspektiven auseinandergesetzt. Dabei konnten wir auch die Erfahrung machen, dass es wichtig ist, dem anderen Empathie und Wertschätzung entgegen zu bringen. In der folgenden Übung wollen wir ganz praktisch erfahren, wie es ist, mit einer Gruppe von Menschen anderer kultureller Prägung an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten.“

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2. Durchführung: • • • 1.

2.

3. 4.

Das Spiel wird kurz vorgestellt: Eine Gruppe von IngenieurInnen wird nach Derdia entsandt. Ihre Aufgabe: Innerhalb eines knappen Zeitrahmens unter Einbeziehung der „Ureinwohner“ eine Brücke erstellen. Einteilung der Gruppe in je eine Kleingruppe ExpertInnen und Derdianen (Hierbei sollten die ExpertInnen ein Drittel der Gesamtgruppe sein. Bei einer großen Gruppe können noch Beobachter gewählt werden.) Beide Gruppen erhalten nun ausführliche Verhaltensanweisungen und gehen in unterschiedliche Räume. (Die Beobachter ziehen sich mit der Leitung zurück, besprechen das Spiel und geben sich selbst Beobachtungsaufgaben.) Schritt: Die Gruppe der Derdianen hat nun 15 Minuten Zeit, sich in die Rollen einzulesen und einzudenken. Die TN werden ermutigt, die Anweisungen möglichst unspektakulär und natürlich zu spielen. So, als hätten sie es noch nie anders gemacht. Währenddessen lesen auch die ExpertInnen ihre Vorgaben und besprechen ihr Vorgehen. Schritt: Die Derdianen haben weitere 15 Minuten Zeit, ihr Verhalten einzuüben. Währenddessen werden sie zwei Minuten lang von den zwei MitgliederInnen der ExpertInnengruppe besucht, die ihr Verhalten studieren. Es findet kein verbaler Austausch statt. Während die Derdianer weiterüben, wertet die ExpertInnengruppe das Geschehene aus. Schritt: Die eigentliche Bauphase beginnt. Die ExpertInnen reisen an und versuchen ihren Auftrag auszuführen. 30 Minuten sind für die Bauzeit veranschlagt. Die Zeit kann ab und zu durchgegeben werden, um den Druck etwas zu erhöhen. Schritt: Nach Ablauf der Zeit ziehen sich die Gruppen jeweils in eine Raumhälfte zurück, um die Erfahrungen auszuwerten.

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3. Auswertungsfragen: • • • •

Wie fühlte sich jede/r in der jeweiligen Rolle? Wie gingen die IngenieurInnen mit dem Zeitdruck um? Wie wurden Konflikte gelöst? Wer fühlte sich über- / unterlegen?

Abschließend sollte der / die TrainerIn Bezug nehmen auf die Arbeitswelt der TN, auch hier wollen wir mit den Kurs- TN an einem gemeinsamen Ziel arbeiten, z.B. Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, Verbesserung beruflicher Chancen, Erweiterung sozialer Kompetenzen etc. Wichtig ist auch hierbei zu erkennen, dass wir alle unterschiedliche Denkweisen haben und dass es wichtig ist, sich in den jeweils anderen hineinzuversetzen, für einen Moment durch seine / ihre Brille zu schauen, Stärken und Kompetenzen zu erkennen, um den / die andere/n bestmöglich zu unterstützen und zu fördern.

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Tipps für die TrainerInnen: • • • • • • • •

Diese Übung ist eher schwierig, deshalb sollte das Niveau der TN relativ hoch sein. Sie ist geeignet für TrainerInnen und MultiplikatorInnen, nicht für Klienten! Die max. Anzahl der TN sollte 15 Personen nicht übersteigen, da die Übung sonst zu chaotisch verläuft und der Lerneffekt gesenkt wird. Ein/e TrainerIn sollte die Uhr/Zeit im Blick haben! Den TN sollte bewusst sein, dass dies eine Rolle ist und sie danach wieder sie selbst sind. Es bietet sich an, die TN nach der Übung aus der Rolle zu entlassen; in etwa: TN einmal um sich selbst drehen lassen und sagen: „Sie sind jetzt wieder Herr…/ Frau….“ Während der Übung können Emotionen entstehen, die am Ende besprochen werden sollten. Der Abschluss/Auswertung der Übung ist sehr wichtig, auch sollten die TN bei Bedarf zur Ruhe kommen können.

Quelle:

EQUAL IN.OWL (Hgb.) „Interkulturelles Sensibilisierungstraining. Ein Weiterbildungsmodul für Fachkräfte der Arbeitsförderung“ , Bielefeld, 2004. Ursprünglich gefunden In: Diakonisches Werk Baden-Württemberg, Arbeitskreis Interkulturelles Lernen (Hgb.) „Trainings- und Methodenhandbuch. Bausteine zur interkulturellen Öffnung“. Stuttgart. 2001.

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Handlungsanweisungen ExpertInnen: Situation: Sie sind alle Mitglieder eines internationalen Expertenteams, das in einem Entwicklungsland eine Brücke bauen soll. Diese Brücke ist für beide Seiten wichtig: einmal für die Initiatoren und zum anderen für die Derdianen, die bisher weite Umwege laufen mussten. Sie selbst stehen unter Druck durch Ihren Arbeitgeber, der Ihre Weiterbeschäftigung von der termingerechten Fertigstellung der Brücke abhängig macht. Dieses Entwicklungshilfeprojekt soll den Einwohnern nicht eine fertige Brücke hinstellen, sondern sie lehren, weitere Brücken selbst zu bauen, da es in Derdia noch weitere reißende Flüsse zu überbrücken gibt. Mit der Landesregierung ist vereinbart worden, dass die Derdianen während des Baus an der Brücke mit Nahrung versorgt werden. Konstruktionsanleitung: Für die Errichtung der Brücke dürfen nur die zur Verfügung gestellten Materialien verwendet werden. Die Brücke muss eine möglichst große Spannweite (ca. 60 cm) mit einer möglichst großen Stabilität (mind. 1 Lineal) verbinden. Die Brücke muss aus Papierstreifen bestehen, deren Breite vier Zentimeter beträgt, und die in beliebiger Art gefaltet, geklebt, geschnitten etc. werden. Jeder Streifen muss mit Lineal und Bleistift vorgezeichnet und anschließend ausgeschnitten werden. Die Gesamtdauer des Brückenbaus darf 30 Minuten nicht überschreiten. Der Ablauf: • • • • •

Sie haben 20 Minuten Zeit, um die Instruktionen zu lesen und sich Ihr Vorgehen zu überlegen. Dann entsenden Sie zwei Ihrer Mitglieder, die zwei Minuten lang die Derdianen beobachten bzw. mit Ihnen Kontakt aufnehmen. Anschließend bleiben Ihnen acht Minuten, um deren Erfahrungen in der Gruppe auszuwerten. Jetzt beginnt die 30-minütige Bauphase. Im Anschluss daran sollte sich jede/r von Ihnen Gedanken machen, wie es ihm/ihr ergangen ist und wie Sie die Derdianen sowie die anderen Mitspieler in Bezug auf Leistungsfähigkeit, Sozialgefüge und Motivation erlebt haben.

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Die Derdianen: Situation: Sie sind Bewohner des Dorfes Derdia. In Kürze wird ein ausländisches ExpertInnenteam eintreffen, das Ihnen zeigen wird, wie man eine Brücke baut. Diese Brücke ist sehr wichtig für Ihr Dorf, denn sie wird Ihnen künftig lange Umwege ins nächste Dorf ersparen. Der Gebrauch der notwendigen Werkzeuge (Schere, Papier, Lineal, Klebstoff, Bleistift) ist Ihnen vertraut. Die Konstruktionstechnik ist Ihnen jedoch nicht bekannt. Außerdem haben Sie das entsprechende Material nicht. Auch hier sind Sie auf die ExpertInnen angewiesen. Der Brückenbau ist Ihnen sehr wichtig. Außerdem werden Sie während der Bauphase mit Lebensmitteln versorgt, was jedoch eher nebensächlich für Sie ist. Das Sozialverhalten: Körperkontakt: Derdianen berühren sich gern und häufig. Wenn sie miteinander sprechen, berühren sie sich immer. Auch wenn sie aneinander vorbeigehen, berühren sie sich kurz. Ein leichter Klaps beendet meist die Berührung. Keine Berührung bedeutet: ich mag dich nicht. • Begrüßung: Der traditionelle Gruß ist ein Kuss auf die Schulter, wobei daraus eine richtige Zeremonie wird: Wer damit beginnt, küsst den anderen auf die rechte Schulter und wird von diesem wiederum auf die linke geküsst. Dies geschieht jedoch nicht zeitgleich, sondern hintereinander. Jede andere Form wäre eine Beleidigung. Auf eine derartige Beleidigung reagieren die Derdianen mit einer Flut von Beschimpfungen, die zum Ausdruck bringen, dass es für ein derartiges Verhalten weder Grund noch Entschuldigung gibt. Einen Derdianen mit Handschlag begrüßen zu wollen, gilt ebenfalls als Beleidigung. • Sprache: Das Wort „nein“ kennt ein Derdiane nicht. Selbst wenn „nein“ gemeint ist, wird immer „ja“ gesagt. Wenn Derdianen „ja“ sagen und dabei nachdrücklich den Kopf schütteln, meinen sie „nein“. (Dies muss besonders geübt werden; Varianten sind möglich!) • Arbeitsverhalten: Derdianen berühren sich auch während der Arbeit wie in Kommunikationssituationen. Sie bemühen sich jedoch, einander dadurch nicht bei der Arbeit zu stören. Alle Derdianen wissen Papier, Bleistift, Schere und Klebstoff richtig zu handhaben. Allerdings werden Scheren als männliches Werkzeug angesehen und Bleistifte und Lineale als weibliches. Der Klebstoff ist dieser Aufteilung nicht zuzuordnen und wird von beiden Geschlechtern verwendet. Die entsprechenden Werkzeuge sind für das jeweils andere Geschlecht tabu, d.h. in deren Anwesenheit würde das männliche oder weibliche Werkzeug nie angerührt. • Kontakt zu Fremden: Derdianen sind immer freundlich zu Fremden. Sie sind stolz auf sich und ihre Kultur, wissen aber, dass sie ohne fremde Hilfe die Brücke niemals erstellen können. Trotzdem betrachten sie die andere Kultur nicht als überlegen. Sie erwarten von Fremden, dass diese sich den Landessitten entsprechend verhalten. Da ihnen ihr eigenes Verhalten so selbstverständlich ist, können sie es den Fremden nicht erklären. • Außerdem gilt, dass ein Mann aus Derdia niemals mit einem fremden Mann Kontakt aufnehmen wird, solange ihm dieser nicht von einer Frau (Derdianin oder Expertin) vorgestellt wurde. Der Ablauf: •

• •



Sie haben zunächst 15 Minuten Zeit, um die Instruktionen zu lesen und zu proben. Dann sollten Sie sich weiter 15 Minuten Zeit nehmen, um das gesamte Verhalten der Derdianen zu üben. Fünf Minuten nach Beginn werden Sie zwei Minuten lang von zwei Mitgliedern der ExpertInnengruppe besucht. Dabei sollten Sie Ihr Verhalten praktizieren, ohne sich darüber zu unterhalten. Nach diesen 30 Minuten beginnt die 30-minütige Bauphase.

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Der persönliche Konfliktstil: Falke oder Taube? Dauer der Übung:

Ziel: Verwendete Methoden:

TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien: Voraussetzungen:

• • • • • • • • • •

Gesamt: ca. 20 min Einzelarbeit: 10 min Kleingruppenarbeit: 10 min TN sind sich ihres eigenen Verhaltens in Konfliktsituationen bewusst und wissen, wie sie auf andere wirken. Input-Referat Einzelarbeit Kleingruppenarbeit Mind. 9 TN Stifte, Papier Offenheit der TN, über eigene Erfahrungen zu berichten

Beschreibung: • •

Die TN finden zunächst in Einzelarbeit heraus, welcher Konflikttyp sie sind: Falke oder Taube. Danach tauschen sie sich in 3-er Gruppen aus.

1. Hinführung zum Thema: •

• • • •

„Wenn wir mit Menschen zusammenarbeiten, kann es immer wieder passieren, dass wir in Situationen geraten, wo wir das Gegenüber nicht verstehen, genervt oder gereizt sind, weil wir nicht verstanden werden, wo zwei Meinungen / Vorstellungen aufeinanderprallen und kein Ausweg in Sicht ist. Jeder Mensch hat seine ganz persönliche Art, in Konfliktsituationen zu reagieren. Das hängt stark mit dem eigenen Selbstbild zusammen, mit dem Selbstbewusstsein und mit der Einschätzung der Situation. Aber dennoch kann man feststellen, dass jeder Mensch eine grundlegende Haltung hat, entweder kämpferisch oder eher harmoniebedürftig, entweder Falke oder Taube. Augenstellung des Falken: gerade nach vorn, visiert Beute an, will mit allen Mitteln zum Ziel kommen, ohne Rücksicht auf Verluste Augenstellung der Taube: seitlich, Rundumblick, nimmt nicht nur sich selbst wahr, sondern Gesamtsituation

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Mit der nachfolgenden Übung wollen wir den eigenen Konfliktstil besser kennen lernen. Klar gibt es immer wieder Situationen, wo wir anders reagieren, deshalb wollen wir nun einigen Bereichen nachgehen, um unsere tiefer liegende Grundeinstellung herauszufinden.“ Zeit: 3 min •

2. Einzelarbeit: Beantworten Sie folgende Fragen zunächst für sich selbst und finden Sie zu jeder Frage ein konkretes Beispiel aus ihrer Arbeit: Fragen: • Wie reagiere ich, wenn ich angegriffen werde? • Wie verhalte ich mich, wenn ich genervt und wütend bin? • Wann ordne ich mich unter, wann harmoniere ich mit wem? • Bin ich im Team eher dominant oder nachgiebig? • Welche Rolle nehme ich in Gruppen ein? Hier in dieser Gruppe? Zeit: 10 min

3. Austausch in dreier-Gruppen: • Evtl. Gruppeneinteilung: Meyer-Spiel Trainer/ in: „Tauschen Sie sich in 3-er Gruppen über Ihre Erlebnisse aus!“ Trainer/ in: „Es gelten folgende Regeln: Die beiden ZuhörerInnen sollen intervenieren, wenn der Erzählende nicht mehr konkret schildert, sondern allgemein über Haltungen und Einstellungen spricht. • Die beiden Zuhörenden können durch einfühlsame Fragen helfen, sodass die Schilderung und das Nacherleben der Situation deutlicher und lebendiger sind. • Bei der 5. Frage erzählt der / die Berichtende eine konkrete Situation, die er / sie in dieser konkreten Gruppe erlebt hat und die ihm typisch erscheinen für das eigene Verhalten in Gruppen generell. • Anschließend sagen die beiden Zuhörenden, wie sie den / die TN in der Gruppe erlebt haben. • Die Zuhörenden schätzen abschließend den /die Erzählende/ n ein (Falke oder Taube)“ Zeit: 10 min •

Frei bearbeitet nach:

Bach, G.R. / Wyden, P: Streiten verbindet, Frankfurt (1989)

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Kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz

Dauer der Übung:

Ziel:

• • • • •

Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien: Voraussetzungen:

• • • •

Gesamt: 25 min Einleitung: 3 min Kleingruppenarbeit: 12 min Vorstellung Plenum: 10 min Die TN haben Handlungsmöglichkeiten entwickelt, wie kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz Berücksichtigung finden und umgesetzt werden kann. Kleingruppenarbeit, Plenum Mind. 8 TN Pinwände / Plakate nach Projektgruppen (ca. 8) Größerer Raum

Beschreibung: • • • •

Die TN werden dazu eingeladen, sich mit kultureller Vielfalt am Arbeitsplatz auseinanderzusetzen. Dazu werden entsprechend der realen Projekte Pinwände/ Plakate im Raum verteilt. Alle TN sind aufgefordert, diese Pinwände/ Plakate mittels Brainstorming zu beschreiben. Die kulturelle Vielfalt bezieht sich hierbei auf den beruflichen Kontext. Im Anschluss an die Kleingruppenarbeit erfolgt die Vorstellung der Ergebnisse im Plenum.

1. Hinführung zum Thema: •



TrainerIn: „In der vorangegangenen Übung haben wir uns mit unserem persönlichen Konfliktstil beschäftigt. Nun wollen wir in Kleingruppen überlegen, wie kulturelle Vielfalt an unserem Arbeitsplatz Berücksichtigung finden kann. Dazu haben wir Plakate vorbereitet mit der Frage, wie kulturelle Vielfalt in Ihrem Projekt aussehen kann. Sie haben nun 10 min. Zeit um in Form eines Brainstormings zu überlegen, wie sie kulturelle Vielfalt in den einzelnen Bereichen Ihrer Arbeit umsetzen möchten. Danach treffen wir uns im Plenum, um die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit vorzustellen.

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Da einige TN in mehreren Projekten mitarbeiten, können Sie somit an verschiedenen Plakaten arbeiten oder auch anderen Projekten Vorschläge machen.“ Zeit: 3 min •

2. Kleingruppenarbeit Familienzentrum: • Wie kann kulturelle Vielfalt in der Arbeit im Familienzentrum umgesetzt werden? Fabé Wie kann kulturelle Vielfalt in der „Fabé -Beratungsstelle Frau und Beruf“ umgesetzt werden? Durante •

• TAFF

Wie kann kulturelle Vielfalt in der Arbeit von „DURANTE – Assistierte Beschäftigung in Baden-Württemberg“ umgesetzt werden?

Wie kann kulturelle Vielfalt im Projekt „TAFF- Teilzeitarbeit für Frauen“ umgesetzt werden? 60 Orte Integration •

• Xenos

Wie kann kulturelle Vielfalt im Projekt „Vielfalt gefällt! 60 Orte der Integration“ umgesetzt werden?

• Wie kann kulturelle Vielfalt in der Arbeit von „XENOS- Vielfalt im Heilbronner Land“ • umgesetzt werden? Zeit: 12 min

3. Präsentation der Ergebnisse im Plenum: Im Anschluss an die Kleingruppenarbeit werden die Ergebnisse im Plenum vorgestellt. Zeit: 10 min

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Auflockerung Ganzkörperknobeln

Dauer der Übung: Ziel: Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien: Voraussetzungen:

• • • • • •

Gesamt: 5-10 min Auflockerung, Spaß Spiel Mind. 8 TN Keine Keine

Beschreibung: • • •

Wir befinden uns im Märchenland. Es gibt eine Prinzessin, einen Drachen und einen Ritter. Die Mitspielenden werden in 2 Gruppen aufgeteilt. Das Spiel verläuft im Prinzip wie „Stein-Papier-Schere“ oder „Schnick-SchnackSchnuck“, nur mit dem ganzen Körper.

Hier heißt es: „Ritter-Prinzessin-Drache“ • • •

Die Prinzessin verführt den Ritter. (Siegpunkt für die Prinzessin) Der Ritter tötet den Drachen. (Siegpunkt für den Ritter) Der Drache verspeist die Prinzessin (Siegpunkt für den Drachen)

Bewegungen: Ritter:

zückt das imaginäre Schwert, tritt mit einem Kampfesschrei „Uha“ nach vorn (Ausfallschritt)…

Prinzessin:

sing sang wie „na, na, na, na, na, na“, die Hände zierend, das Röckchen schwingend, unschuldig dreinschauend, leicht schlendernd nach vorn gehen

Drache:

Hände nach oben reißend zum Zupacken, tritt/stampft mit einem Schritt nach vorn, lässt ein drachenartiges Urgeheul los, droht mit beiden (Fang-) Armen…

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• • •

Die Gruppen entscheiden sich voneinander abgeschottet für eine der drei Figuren. Dann nehmen sie von Angesicht zu Angesicht voreinander Aufstellung, stehen sich also gegenüber. Auf ein Signal der Spielleitung hin spielt jede Gruppe ihre gewählte Figur. Wichtig hierbei ist, dass alle aus der Gruppe die gleiche Figur spielen zwecks Eindeutigkeit. Der Siegpunkt wird wie oben beschrieben vergeben und dann geht’s in die nächste Runde (entscheiden, ausspielen, punkten). Die Gruppe, die als erste drei Siegpunkte hat, ist Gewinner/ in.

Quelle: unbekannt

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Ergebnisintegration Gesamtzusammenfassung des Tages

Dauer der Übung: Ziel:

• • •

Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien: Voraussetzungen:

• • • •

Gesamt: 5 min Der Tag ist in einen Gesamtzusammenhang gebracht. Der Verlauf, der Prozess und die Ergebnisse des Seminars sind beschrieben. Kurzreferat Mind. 8 TN Keine Keine

Beschreibung: In dieser Einheit liegt der Schwerpunkt auf der Gesamtzusammenfassung des Seminartages durch den / die TrainerIn. Ausgehend von den Erwartungen zu Beginn über die Beschreibung des vollzogenen Prozesses bis hin zur Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf die Realisierbarkeit im Berufsalltag gibt der / die TrainerIn einen kurzen Rückblick auf das Tagesgeschehen.

Tipps für die TrainerInnen: •

Bei der Tagesreflektion am Ende des Seminars kann evtl. nachgefragt werden, wie es war, in der Anfangsübung „Welcome Diversity“ für Eigenschaften, Präferenzen und Wünsche, die sonst selten wahrgenommen werden, in die Mitte zu treten und Applaus zu bekommen.

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Koffer, Zwischenablage, Abfalleimer

Dauer der Übung:

Ziel:

• • • •

Verwendete Methoden: TeilnehmerInnen: Benötigte Materialien: Voraussetzungen:

• • • •

Gesamt: 10 min Aufschreiben: 5 min Karten den Symbolen zuordnen: 5 min Die TN haben ihre Meinung zum Seminartag geäußert und mit ihren Erwartungen vom Morgen abgeglichen. Blitzlicht Mind. 8 TN Koffer, Zwischenablage, Abfalleimer, Karten, Stifte Keine

Beschreibung: • • • •

Zur Auswertung des Seminartages werden 3 Symbole in die Mitte des Kreises auf den Boden gelegt, der Koffer, die Zwischenablage und der Abfalleimer. (Beschreibung der Symbole s. Aufgabe) Die TN nehmen 3 verschieden farbige Karten, auf die sie jeweils einen Kommentar/ Punkt schreiben können. Wenn alle fertig sind, fängt ein/e TN an, seine / ihre Karten den drei Symbolen zuzuordnen und formuliert die Punkte dabei aus. Die Karten werden nicht von den anderen TN oder TrainerInnen kommentiert. Dies geschieht reihum, bis alle TN fertig sind.

1. Durchführung: TrainerIn: „Unser Seminartag ist nun fast zu Ende, rückblickend auf die Erwartungen zu Beginn des Tages möchte ich Sie nun noch einmal einladen, Ihre Meinung zum Seminartag wiederzugeben. Dazu haben wir symbolisch etwas vorbereitet. In die Mitte des Raumes habe ich drei Gegenstände gelegt, den Koffer, die Ablage und den Abfalleimer. • •

Der Koffer (grüne Karten): steht für die Dinge, die Ihnen gut gefallen oder die etwas gebracht haben. Die Zwischenablage (gelbe Karten): sind Punkte, wo Sie noch im Unklaren sind, die Sie nicht klar zuordnen können, für die Sie noch Zeit zum Nachdenken brauchen, mit denen sie sich noch intensiver beschäftigen möchten.

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG



Der Abfalleimer (rote Karten): steht für Dinge, die Sie nicht gut fanden, die ihnen nichts gebracht haben.

Bitte nehmen Sie sich mind. eine Karte pro Farbe. Schreiben Sie auf die Karten ihre Meinung zum heutigen Seminartag auch in Bezug auf die Erwartungen, die Sie heute Morgen formuliert haben.“ Zeit: 5 min

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

2. Auswertung Wenn alle TN die Karten beschrieben haben bitte ich den / die erste TN in die Mitte zu kommen und die Karten laut vorzulesen und den entsprechenden Symbolen zuzuordnen. Ich bitte die anderen TN keine Fragen zu stellen oder die Karten zu kommentieren. Dies soll ein Stimmungsbild sein und das Ergebnis soll so wie es ist in der Gruppe stehen bleiben.“ Danach kann der / die nächste seine Karten zuordnen, bis die Runde rum ist. Zeit: 5 min

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Anhang

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Methodensammlung

Arbeitsgruppen-Einteilung

Variante 1: Substantive, die thematisch zusammen passen • • •

Für max. 5 Gruppen Zettel mit Wörtern werden ausgeteilt TN laufen im Raum umher und sollen sich anhand der Wörter, die thematisch zusammengehören, finden

Einreise

Vorurteil

Kultur

Zivilcourage

Jugend

Abschiebung

Hautfarbe

Herkunft

Nicht wegschauen

Skater

Asyl

Brille

Sitten

Handeln

Raver

Flucht

Dialekt

Bräuche

Täter

Rapper

Grenze

Kleidung

Codes

Opfer

Surfer

Integration

Zahnspange

Geteiltes Wissen

Polizei

Hip-Hop-er

Gesetze

Behinderung

Essen

Angst

Punks

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Variante 2: Gefühle • • • •

Für 6 Arbeitsgruppen Zettel mit Wörtern verteilen (Wut, Freude, stolz, Angst, Gleichgültigkeit, Verliebtheit) Die TN laufen (durcheinander) im Raum herum und stellen „ihre“ Emotion durch Gesichts- und Körperausdruck pantomimisch dar. Sie müssen diejenigen mit der gleichen Emotion finden.

Wut Wut Wut Wut Wut Wut Wut Wut

Freude

Stolz

Angst

Gleichgültigkeit Verliebtheit

Freude

Stolz

Angst

Gleichgültigkeit Verliebtheit

Freude

Stolz

Angst

Gleichgültigkeit Verliebtheit

Freude

Stolz

Angst

Gleichgültigkeit Verliebtheit

Freude

Stolz

Angst

Gleichgültigkeit Verliebtheit

Freude

Stolz

Angst

Gleichgültigkeit Verliebtheit

Freude

Stolz

Angst

Gleichgültigkeit Verliebtheit

Freude

Stolz

Angst

Gleichgültigkeit Verliebtheit

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Variante 3: Gleicher Anfangsbuchstabe • • •

Für 5 Arbeitsgruppen Zettel mit >Wörtern verteilen Wörter, die mit dem gleichen Buchstaben anfangen, bilden eine Kleingruppe (Der/die TrainerIn kann dies vorher erwähnen oder die TN müssen selbst herausfinden, wie die Gruppen gebildet werden.

Arbeit Angst Armut Auge Ausgang Abbezahlen Ausgewandert Ausgegrenzt

Glück

Markt

Frieden

Zukunft

Gleichheit

Macht

Freude

Zweifel

Gerechtigkeit

Möglichkeit

Geld

Mahnmal

Feier

Zeit

Glanz

Mahnung

Feind

Zimt

Glas

Marienkäfer

Freund

Zement

Gitarre

Makel

Fenster

Zirkus

Mainstreaming Fäulnis

Zinsen

Grenze

Freiheit Zuverlässigkeit

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Variante 4: Gleiche Macken • • • •

Für max. 6 Kleingruppen Zettel werden an die TN verteilt TN bewegen sich im Raum und führen die Bewegung / Macke aus, die auf ihrem Zettel beschrieben ist. Alle TN müssen ihre Kleingruppe = gleiche Macke finden

Die Nase Am Kopf reiben wie kratzen „Wicky“ (Zeigefinger unter Nase, dann an der Seite reiben) Die Nase Am Kopf reiben wie kratzen „Wicky“ (Zeigefinger unter Nase, dann an der Seite reiben) Die Nase Am Kopf reiben wie kratzen „Wicky“ (Zeigefinger unter Nase, dann an der Seite reiben)

Auf dem linken Bein hüpfen

An der rechten Schulter kratzen

Auf dem linken Bein hüpfen

An der rechten Schulter kratzen

Auf dem linken Bein hüpfen

An der rechten Schulter kratzen

Deinen Arm wie zum Sobald Du Händeschütteln an jemanden ausstrecken, so vorbeigehst, bleiben, und eine tiefe wenn jemand Verbeugung Deine Hand machen ergreift, übers ganze Gesicht lächeln Deinen Arm wie zum Sobald Du Händeschütteln an jemanden ausstrecken, so vorbeigehst, bleiben, und eine tiefe wenn jemand Verbeugung Deine Hand machen ergreift, übers ganze Gesicht lächeln Deinen Arm wie zum Sobald Du Händeschütteln an jemanden ausstrecken, so vorbeigehst, bleiben, und eine tiefe wenn jemand Verbeugung Deine Hand machen ergreift, übers ganze Gesicht lächeln 71

INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Am Kopf kratzen

Am Kopf kratzen

Am Kopf kratzen

Die Nase reiben wie „Wicky“ (Zeigefinger unter Nase, dann an der Seite reiben)

Die Nase reiben wie „Wicky“ (Zeigefinger unter Nase, dann an der Seite reiben)

Die Nase reiben wie „Wicky“ (Zeigefinger unter Nase, dann an der Seite reiben)

Auf dem linken Bein hüpfen

Auf dem linken Bein hüpfen

Auf dem linken Bein hüpfen

An der rechten Schulter kratzen

An der rechten Schulter kratzen

An der rechten Schulter kratzen

Sobald Du an jemanden vorbeigehst, eine tiefe Verbeugung machen

Sobald Du an jemanden vorbeigehst, eine tiefe Verbeugung machen

Sobald Du an jemanden vorbeigehst, eine tiefe Verbeugung machen

Deinen Arm wie zum Händeschütteln ausstrecken, so bleiben, und wenn jemand Deine Hand ergreift, übers ganze Gesicht lächeln Deinen Arm wie zum Händeschütteln ausstrecken, so bleiben, und wenn jemand Deine Hand ergreift, übers ganze Gesicht lächeln Deinen Arm wie zum Händeschütteln ausstrecken, so bleiben, und wenn jemand Deine Hand ergreift, übers ganze Gesicht lächeln

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Variante 5: Mayer-Spiel • • •

Für 4 Arbeitsgruppen Zettel mit Familiennamen verteilen (nicht verraten, dass es unterschiedliche Schreibweisen gibt (Mayer, Maier, Meyer, Meier) Alle rufen laut und gleichzeitig ihren Namen und müssen ihre Kleingruppe finden

MAYER

MAIER

MEYER

MEIER

MAYER

MAIER

MEYER

MEIER

MAYER

MAIER

MEYER

MEIER

MAYER

MAIER

MEYER

MEIER

MAYER

MAIER

MEYER

MEIER

MAYER

MAIER

MEYER

MEIER

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INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG

Variante 6: Comic-Puzzle • •

Thematische Comics werden je nach gewünschter Kleingruppenanzahl zerschnitten und ausgeteilt. Die TN müssen ihre Kleingruppen finden, indem sie die fehlenden Puzzleteile suchen und dann das Comic zusammen puzzeln.

Variante 7: Verschiedenfarbige Bonbons • •

Verschiedenfarbige Bonbons werden je nach gewünschter Kleingruppenzahl und Größe in ein kleines Säckchen getan. TN ziehen ein Bonbon und müssen ihre Kleingruppe -gleiche Bonbonfarbe- finden

Variante 8: Abzählen • •

Die TN stehen / sitzen im Kreis und zählen je nach gewünschter Kleingruppenanzahl durch, z.B. bei 6 Gruppen bis 6. TN mit gleicher Zahl bilden eine Kleingruppe.

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