INTERIOR-DESIGN SOMMERSEMESTER 2015

INTERIOR-DESIGN SOMMERSEMESTER 2015 1 Sehr geehrte Leser_in, Design unterrichte ich als Aufmerksamkeitslehre. Im Sommersemester 2015 richteten Stud...
Author: Harald Dresdner
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INTERIOR-DESIGN SOMMERSEMESTER 2015 1

Sehr geehrte Leser_in,

Design unterrichte ich als Aufmerksamkeitslehre. Im Sommersemester 2015 richteten Studierende der Abteilung Design, Architektur und Environment für Kunstpädagogik ihre Aufmerksamkeit auf ÖFFNUNGEN. ÖFFNUNGEN im Design, Interior Design, in der Architektur und im Environment. Als ÖFFNUNG bezeichnen Architekt_innen Durchbrüche, Durchblicke, Fenster und Türen. Wir untersuchten, experimentierten, diskutierten und entwarfen ÖFFNUNGEN als innen_architektonisches Element im Raum. Die beeindruckenden und kontinuierlichen Prozesse der 3- bzw. 5-stündigen Lehrveranstaltungen finden Sie in dieser Dokumentation zusammengefasst. Die Studierenden geben damit Einblicke in ihre Fragestellungen und Gestaltungsprojekte frei. Enjoy! AProf. Mag.a art. Michaela Martinek, www.mikimartinek.com, Wien, 30. September 2015 PS: Auch in der Abteilung Textil durfte ich mit 4 Studierenden zum Thema ÖFFNUNG arbeiten. Ihre Ergebnisse anhand von „ÖFFNUNGEN an der Angewandten“ finden Sie im Archiv der Abteilung Textil. 2

+ Benjamin Eichhorn S.4 Ein Entwurf für ein Stecksystem als, im Alltag nutzbare, freie räumliche Struktur.

+ Stefanie Salzburger Wo beginnt mein Interior Design ? Ein Versuch sich zu erinnern

S.112

+ Monika Haas S.15 Wie erzeuge ich eine Raumerweiterung mit Mehrperspektivität durch eine fiktive Öffnung?

+ Edwina Sasse Warteräume als Erlebnis?

S.120

+ Anna Scheer S.132 Welche Expertisen sind obligat im Herstellungsprozess von 3D Visualisierung?

+ Claudia Kraguji S.30 Wie können Öffnungen als meditative und ritualisierte Wege in neue Räume und Welten dienen?

+ Martina Schiller S.156 Was sind die sozialen, technischen und gestalterischen Bedingungen des Fenstertauschs ?

+ Renate Niederle S.66 Der Fensterspion- ein Vermittlungskonzept + Laura Nietsche S.88 Wie kann ich zugleich metaphorisch auf eine politische Situation hinweisen und ein nützliches, angewandtes Objekt damit schaffen?

+ Marina Windisch S.170 Wie inszeniere ich naturbelassene Räume mit knallfarbigen Objekten? + Martina Zodl S.186 Wie beeinflussen Öffnungen kristalliner Formen und Körper die Lichtsituation im Raum?

+ Linda Partaj S.94 Welche Tageslicht- u. Luftregulierung lässt sich durch das Spiel von Verdichtung mehrerer Schichten an Öffnungen im Interior anbringen?

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Ein Entwurf für ein Stecksystem als, im Alltag nutzbare, freie räumliche Struktur.

von Benjamin Eichhorn

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ÖFFNUNGEN / SCHICHTEN Zwei Stichworte bildeten den Ausgangspunkt meiner Recherche: Öffnungen und Schichten. Beide Begriffe tauchen als Attribute in meiner künstlerischen Arbeit immer wieder auf und bei meiner eigenen Tätigkeit zu starten, erschien mir vorerst der beste Weg, mich an den für mich neuen Bereich Interior Design anzunähern. Schichten und Öffnungen stehen einander oft gegenüber, kongruent. Die Schicht verdeckt, umhüllt, verbirgt, schließt ab. Die Öffnung legt Verborgenes frei, verbindet, gibt Einblick, sie öffnet. Genau so schnell lassen sich die Verhältnisse der beiden Begriffe wieder verkehren und Öffnungen verdecken und Schichten liegen frei, ich denke nur an Beispiele aus der Psychologie oder direkter, der Archäologie bzw. Geologie und der Technik der Schichtbohrung. Meine Recherche beginnt im Bereich der bildenden Kunst, mit einem verwandten Zugang zu den beiden vorerst genannten Gebieten. Gordon Matta Clark entnimmt Gebäuden Flächen und öffnet sie nach außen und innen für den Betrachter. Einschnitte lassen Einfamilienhäuser in zwei Hälften teilen. Die Entnahme großer Decken-, Wand- und Bodenbereiche öffnet Wohngebäude und macht sie einsehbar für die umliegende Stadt. Matta Clark öffnet Gebäude, legt Privates und Vergangenes frei. Die Geschichte eines Gebäudes wird zum Exponat seiner Arbeit und lenkt den Blick des Betrachters auf die privaten Schichten die seine Bewohner hinterließen wie auch auf die Geschichte und das Wachstum einer Stadt. Einen Zugang der den Blick auch auf die eigene Gefühlswelt und Biografie lenkt, bieten uns Arbeiten von Bruce Nauman oder Louise Bourgeois. Nauman erzeugt mit einfachsten Mitteln, zweier Wände und Licht in seiner Arbeit ‚Corridor‘ Situationen innerer Gefühlszustände wie Beklemmtheit oder Angst. Bourgeoise ermöglicht innerhalb diaphaner Gebilde aus Draht oder Stoff Einblicke in Kapitel der eigenen Biografie. 7

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Das Spiel mit der Bestimmung von Objekten findet sich in Richard Artschwagers Werk wieder. Mobiliar ist so gestaltet dass es nicht benutzbar zur freien Skulptur wird, scheinbare Öffnungen und Schichten werden durch Materialität simuliert und zum dreidimensionalen Abbild. Die Frage nach dem Signifikat und der Signifikanz wird in einem Objekt beantwortet. In der traditionellen japanischen Architektur bieten Shöji Wände ein zartes Gleichgewicht aus Schicht und Öffnung, „Sie können die Funktion einer Tür, Fenster oder Raumteiler übernehmen. In der Regel wurden Shöji entlang der Außenwände eingesetzt. Da sie lichtdurchlässig sind, konnte das Gebäudeinnere stets mit Tageslicht versorgt werden, war jedoch vor Einblicken geschützt.“(1-https:// de.m.wikipedia.org/wiki/Shöji, Stand: 24.06.2015). Eigenschaften, die von zeitgenössischen Architekten in die Gegenwart transportiert und neu interpretiert werden. Sou Fujimoto oder Kengo Kuma schaffen offene Strukturen, die als bewohnbare Architektur ebenso präsent sind, wie als gestalterische Elemente Innen- und Aussenräumen folgen, Grenzen aufziehen oder aufheben. Besonders in den Arbeiten von Kengo Kuma findet sich die Nähe zu den Shöji Elementen, formal aber auch in der Materialität. Die Strukturen bauen auf modularen Holzelementen auf und ermöglichen eine nahezu beliebige Ausdehnung im Raum. Erwan und Ronan Bouroullec schaffen in ihren Raumteilern, Clouds und Algue, erweiterbare und trennbare Steckelemente, die sich im Gegensatz zu den reglementierten räumlichen Gebilden Kenko Kumas als Flächen im Raum ausdehnen. Meine Stichworte haben sich bis dahin um die Attribute modular und dreidimensional erweitert. Erste Versuche startete ich mit geschnittenen und verklebten Tetraederflächen aus Papier und Karton. Vorgefalzte Flächen konnten gehängt oder verbunden zu dreidimensionale Objekten im Raum gelegt werden. Die Nutzbarkeit war jedoch durch die Belastbarkeit limitiert. Ein Aspekt der meinen Entwurf mit beschreiben sollte und mich an meine Fragestellung heranführte, ein Stecksystem als, im Alltag nutzbare, freie räumliche Struktur. 9

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ENTWURF Mein Modell besteht aus Holzstäben mit einem quadratischen Querschnitt. Alle Verbindungen sind als wiederverwendbare Steckverbindungen (Nut und Feder, Einschnitte und/ oder Bohrungen mit Rundhölzern als Verbindungselemente) realisiert. Das einfachste Element bildet in seinen Umrissen ein Trapezoid und lässt sich an allen Seiten um ein weiters Element erweitern. Die 4 äußeren und die innere Stütze des Objektes sind doppelt ausgeführt und ermöglichen den Einschub von Platten. Diese können als Rahmen mit Stoff bespannt, ähnlich den Shöji, als Sichtschutz oder als durchgehende Platten der Stabilität dienen. Dadurch lässt sich ein einzelnes Element, oder eine Reihe von Elementen, stark belasten und z.B. als Möbel oder Stütze verwenden. Ebenso kann es in einer anderen Zusammenstellung als freie raumgreifende Struktur verstanden werden. In einem vorangehenden Entwurf bin ich von einem Kubus ausgegangen, dabei wäre die Belastbarkeit des Grundgerüstes höher, das Trapezoid erzeugt in einer seriellen Anordnung jedoch einen stärkeren Rhythmus und ist als Einzelelement durch eine Breitere und schmälere Deckfläche oftmals praktischer einsetzbar(ich denke dabei z.B. an die Verwendung als Tischbein oder Hocker und den Fussraum für den Benutzer.)

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Bildnachweise (von links nach rechts und oben nach unten) http://www.nytimes.com/2007/02/23/arts/design/23matt.html?pagewanted=all&_r=0 http://www.macba.cat/uploads/20111108/4135_MG_8959_770x613.jpg http://kunstgeschiedenis.jouwweb.nl/21-eeuw/gordon-matta-clark http://www.sfmoma.org/explore/collection/artwork/106152 http://pietmondriaan.com/tag/bruce-nauman/ http://www.mcasd.org/artworks/green-light-corridor http://www.hausderkunst.de/ausstellungen/detail/louise-bourgeois-cells/ http://www.contemporaryarthunter.com/?p=720 http://www.tate.org.uk/art/artworks/artschwager-table-and-chair-t03793 https://de.wikipedia.org/wiki/Shöji#/media/File:Tajiri_historic_house08s3200.jpg http://archpaper.com/news/articles.asp?id=5870#.VYvV7CgfT5U http://arquitetural.tumblr.com/post/46316808332/gc-prostho-museum-research-center-kengo-kuma http://www.homedsgn.com/2012/02/25/starbucks-interior-by-kengo-kuma-and-associates/ http://www.dezeen.com/2014/05/16/bus-stop-project-fujimoto-shu-radic-austria/ http://www.designboom.com/architecture/sou-fujimotos-serpentine-gallery-pavilion-opens/ https://signalvnoise.com/posts/3291-if-yoursquore-in-chicago-go-see-the-ronan-and-erwan-bouroullec-show-at-the-mca http://www.wallpaper.com/design/ronan-erwan-bouroullec-bivouac-exhibition/5456 http://www.vertigohome.us/products/algue-light-green-by-ronan-and-erwan-bouroullec-for-vitra

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Spiegel der Möglichkeiten

design Nanda Vigo LLM Spiegel Glas Italia

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Wie erzeuge ich eine Raumerweiterung mit Mehrperspektivität durch eine fiktive Öffnung?

von Monika Haas

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Der Spiegel ist mit seiner symbolhaften Zweideutigkeit für manchereins fragwürdig – einerseits gilt er als Zeichen der Eitelkeit und der Wollust, anderseits symbolisiert er auch Selbsterkenntnis, Klugheit und Wahrheit und im Alten Ägypten waren die Worte „Spiegel“ und „Leben“ sogar identisch. de.wikipedia.org/spiegel

Der "Spiegel der Möglichkeiten" spiegelt ständig Wirkliches und Mögliches, spielt mit Illusion und Realität.

Mathias Kiss, Froisse Mirror, 2008 Robert & Trix Haussmann, Spiegelobjekt Faltung 1, 2013

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Ein Spiegel ist eine refektierende Fläche, so glatt, dass refektiertes Licht nach dem Refexionsgesetz seine Paralletität behält und somit ein Abbild entstehen kann. de.wikipedia.org/spiegel

Der Bezug zu Spiegeln gründet in der Gestaltung meines Raumes, wo ich versuchte einen Kleiderschrank mit verspiegelten Wänden so zu platzieren, um den Raum zu erweitern. Hier hat sich für mich auch das Thema des Einsatzes von Spiegeln zur Raumerweiterung als fiktive Öffnung aufgetan.

aliceguareschi.it deavita.com

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Die bekannteste Verwendung von Spiegeln im Interiorbereich ist wohl als Garderoben- oder Badezimmerspiegel.

Eine umfangreiche Recherche zeigt weitere Verwendungsmöglichkeiten!

Robert & Trix Haussmann, Lounge Seating, 1988

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Zu einer Neugestaltung des Raumes kommt es durch die Fragmentierung anhand von funktionalen Spiegelsäulen die nebeneinander angebracht werden können und im Inneren einen Aufbewahrungsraum vorweisen.

Photos: Monika Haas

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Photos: Monika Haas

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Um ein Multiplizieren der Perspektiven zu ermöglichen, benötigt es Knicke/Umbrüche, wobei das Licht ebenfalls zum Werkstoff wird.

Photo: Monika Haas Supermachine Studio, Wayne, 2010

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Der natürlichste aller Spiegel ist die unbewegte Wasseroberfläche. Somit ist eine klare Verbindung von Natur und Spiegel gegeben, der in mancherlei Verwendung zur illusionierten Erweiterung bzw. fiktiven Öffnung wird.

Tham & Videgard, The mirror cube, 2010 danish practice MLRP, mirror house, 2011

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Der Spiegel im Aussenraum wirkt irritierend und gleichzeitig spannend. Durch Künstlichkeit wird Natürlichkeit vervielfältigt und es ergeben sich neue Perspektiven. Jeppe Hein, 1-dimensional mirror mobile & Follow me, 2009 Photo: Monika Haas

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showhome.nl/inspiratie/spiegels-voor-buiten-3 Alyson Shotz, Mirror Fence, 2003 primrose.co.uk/garden-mirrors

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Der Spiegel wird zu einer fiktiven Öffnung, die es ermöglich den Raum zu erweitern und eine Illusion weitere "Räume" zu erzeugen. Durch den Spiegel werden auch Möglichkeiten geschaffen neue Perspektiven und Blickwinkel in einem Raum zu eröffnen. Gleichzeitig mit der Verdoppelung des Raumes.

Photos: Monika Haas

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s-media-cache.ak0.com Photos: Monika Haas

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Es kommt zu einer Raumerweiterung / Raumöffnung durch eine beliebiges Anbringen von Spiegelfächen-Modulen an Wänden im Innen- sowie Aussenraum. Die Dreiecksvolumen erzeugen durch ihre vielfältigen Reflexionsflächen eine Irritation und bewirken die Mehrperspektivität.

Photo: Monika Haas

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Photos: Monika Haas

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Bild: Modell 3, Claudia Kragulj

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Wie können Öffnungen als meditative und ritualisierte Wege in neue Räume und Welten dienen?

von Claudia Kragulj

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Annäherung ans Thema

"Öffnungen" im Designbereich Wie sehr uns unsere früheren Erfahrungen und Ausbildungswege prägen, merkt man immer wieder und speziell dann, wenn man sich mit einem neuen Thema beschäftigt. Ich schloss mein erstes Studium in Kultur- und Sozialanthropologie ab und dies beeinflusste sicher meine Perspektive auf das Thema und meinen Blick auf "Öffnungen". Meine ersten Assoziationen dazu waren Rituale, Übergänge von Innen nach Außen, von Hell nach Dunkel (bzw. vice-versa), Portale und Durchgänge. Ich machte mich auf die Suche nach Gestaltungselementen im speziellen in der Architektur, die diese Übertritte zwischen zwei Räumen widerspiegeln und thematisieren.

Bild: Modell 1, Claudia Kragulj

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„rites de passage“ ritualisierte Übergänge Im Verlauf des gesellschaftlichen Lebens muss eine Person zahlreiche Übergänge zwischen zwei Lebensstadien oder sozialen Zuständen vollziehen, beispielsweise zwischen Kindheit und Erwachsensein, Ledigkeit und Ehe, Außenstehend-Sein und eingeweihtem Mitglied, Sommer-Winter uvm. Rituale geben Sicherheit und erleichtern den Umgang mit der Welt. Wenn sie zudem gemeinschaftlich vollzogen werden, stiften Rituale Einheit und fördern den Gruppenzusammenhalt. Es ist dies ein Konzept, das 1909 vom französischen Ethnologen Arnold van Gennep stammt.

Ein soziologisches Denkmodell im Raum bzw. der Raum als Denkmodell Van Gennep wählt räumliche Übergänge als Modell für alle anderen Übergänge wie etwa soziale oder zeitliche. Bild: Modell 4, Claudia Kragulj

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So können Landes- oder Provinzgrenzen durch natürliche Landschaftsmerkmale wie Flüsse, Seen oder heilige Felsen markiert sein oder auch durch einen Gegenstand wie einen Pfahl, ein Tor oder einen Grenzstein. Die Aufstellung wird von Einweihungsriten begleitet, etwa Durchschneiden des Bandes bei Eröffnungen wie etwa des Eisernen Vorhangs etc. Es gibt neutrale Zonen, die Schwellenräume. Diese Zonen können immer kleiner werden, bis sie nur noch durch einen einfachen Stein, einen Balken, ein Tor oder eine Schwelle repräsentiert werden, markiert durch Ein- und Ausgangsriten. Allerdings zeigte sich schon bei van Gennep, dass das Ordnen und Einteilen der verschiedensten Arten von Riten schwierig ist.

Die drei Phasen

Öffnen...

... überschreiten...

Van Gennep unterscheidet drei Phasen der Übergangsriten. 1. den alten Zustand verlassen (Trennungsphase) 2. zwischen Altem und Neuem (Schwellen-/Umwandlungsphase, Zwischenphase) 3. Neue Phase bzw. Reintegration (Angliederungsphase) ... und eintreten in einen neuen Raum... Bild: Modell 4, Claudia Kragulj

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Recherche & Vermittlung

Rituale zwischen zwei Welten & deren gestalterische Elemente Im Theater So betreffen Rituale im illusionistischen Theaterraum beispielsweise: • das Öffnen und Schließen durch den Vorhang, • die Gestaltung des Auftritt & Abgangs auf der Bühne, • den Einsatz von Licht, das Auf- und Abdrehen, das beispielsweise den Anfang und das Ende eines Stücks markiert, • die Trennung zwischen Bühnenraum und ZuschauerInnenraum bei klassischen Bühnen u.v.m.

Bild: Volkstheater Wien (oben), barocke Guckkastenbühne in Cesky Krumlov (unten)

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In der sakralen Architektur Ritualisierte Räume in der christlich-sakralen Architektur finden sich insbesondere im Eingangsbereich. Man betritt einen heiligen Ort. Hier am Portal findet der Übergang zwischen der weltlichen und der sakralen Welt statt. Die Ritualisierung des Eingangs ist daher eine wichtige dramaturgische Maßnahme in der sakralen Architektur. Der Eingang ist auch die Schnittstelle zwischen Design und Architektur. Rießige "Saugtrichter" mit unzähligen Figuren und Symbolen, die uns auf das Innere einstimmen und das Böse abhalten sollen, finden sich im Eingangsbereich. Bei großen Kirchen sind es drei Portale, wobei das mittlere das größte und bedeutungsvollste ist. In der islamisch-sakralen Architektur finden sich oft zahlreiche Tore und lange Wege, kleine Höfe und Gärten bis man zum Eingang einer Moschee kommt. Auf diese Art sollen Eintretende zur Ruhe kommen. Auch gibt es vor dem Eingang stets einen großen Platz mit Brunnen, an dem Betende ihre rituelle Waschung vornehmen müssen. 36

Bild (von li nach re): Kathedrale von Chartres, Nordportal, Sultan Hassan II Moschee, Casablanca; Sultan Ahmed Moschee,

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„Eine derartige Zeremonialachse bot vielfältige Nutzungsmöglichkeiten im Sinne einer Selbstdarstellung des Bauherrn. Zum einen konnte somit der Gast durch die Länge des Durchblicks ein großartiger Eindruck von der Weitläufigkeit eines Gebäudes vermittelt werden. Zum anderen wurde so eine zurückzulegende Distanz in einem Schloßgebäude schon vor derem physischen Erleben bei Abschreiten der Wegstrecke auch optisch erfahrbar. Schließlich bot die Enfilade auch die theoretische Möglichkeit einer ubiquitären Präsenz des im Schloß wohnenden Fürsten. Auf diese Weise wurde die Enfilade zum sichtbaren Zeichen einer allumfassenden Kontrollmöglichkeit des Fürsten, zu einer Art des gebauten Absolutismus.“ Text: Peter Bessin, Der Regent als Architekt Bild: Enfilade in Schloss Versailles

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In der höfischen Architektur Eine Ritualisierung der Räume in der höfischen Architektur findet man beispielsweise in der "Enfilade", eine gestaffelte Folge von Türen und Räumen. In der höfischen Architektur macht sie Rangdifferenzen sichtbar und reproduziert sie, was gleichzeitig auch eine soziale Disziplinierung der Menschen, die sich darin bewegen, bedeutet. Den Untertanen wird ein Blick durch das gesamtes Schloss gewährt bzw. aufgezwungen, an dessen Ende der Fürst zu finden ist. Sie müssen erst lange Wege zum Herrscher zurücklegen, um ihn zu treffen. Die räumliche Ordnung bildet die politischen Verhältnisse ab. Die Enfilade, wie sie hier eingesetzt ist, ist reines Machtritual.

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Portale Portale in der höfische Architektur sind prunkvoll geschmückt und aus den erlesensten Materialien. Sie sollen von Macht und Reichtum des Herrschers zeugen. Auch hier ist es die Funktion des Portals ein Innen und ein Außen zu markieren, jedoch geht es hier nicht um die profane und die sakrale Welt, sondern um ein weltliches Machtritual -jenen auserwählten Kreis von Menschen, die in den Palast des Herrschers eintreten dürfen und jene, denen dies verwehrt ist. Zumeist sind diese Eintritte bewacht. Mit goldenen Zäunen schirmen sich die Machthaber ab. Beim Durchwandern langer Wege und großer Entfernungen

bis zum Schlosseingang sollen Gäste einen beeindruckenden Überblick über das gesamte Schloss erhalten.

Bild: Kalifen/Königspalast Dar-El-Makhzen in Fest, im 17. Jhd. von Moulay Ismail, Marokko; Schloss SChönbrunn, Wien, Schloss Versailles; Königspalast Mischua in Rabat, 1957

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Bahnhöfe, Flughäfen, Einkaufszentren.... Das Reisen von Ort A nach B in früheren Zeiten war aufregend und ein Erlebnis, das Abfahren und das Ankommen wurde mit prächtigen Bahnhofshallen zelebriert, warten konnten die Reisende in schön ausgestatteten Wartehallen. Heute scheinen diese Markierungspunkte nicht mehr wichtig zu sein und sind vorrangig durch die Konsumwelt und ihre Shops geprägt. Das Reisen der westlichen Gesellschaft wird immer schneller und das Erscheinungsbild des Weges immer globalisierter und gleichförmiger. Ob man am Bahnhof oder Flughafen in Wien oder Moskau ankommt ist egal, es sieht überall ähnlich aus. Die Portale zur Konsumwelt hingegen werden pompöser und haben neben praktischen Funktionen wie Schmutzfänger und Temperaturausgleicher zu sein, eine neue Wichtigkeit bekommen. So verändern sich die Räume und ihre Bedeutung und es gibt neue Rituale an neuen Orten, Orte die Michel Foucault als Heterotopien bezeichnen würde: [...] wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hin-eingezeichnet sind, [...] tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie 41

Heterotopien & neue wirksame Orte

Gestalterische Elemente Licht Als wichtiges Gestaltungsmittel, um meditative Rituale im Architektur- und im Designbereich zu erzeugen, entdeckte ich das Licht. Das Spiel mit dem Licht, mit Durchbrüchen und mit der Transparenz bzw. Auflösung von Wänden findet sich in sakralen wie profanen Gebäuden. In gotischen Kirchen werden Räume in vielfärbiges Licht getaucht, BesucherInnen werden ebenfalls angeleuchtet und dadurch Teil der Ganzen. Schöne Beispiele für rituell anmutende und meditative Lichtspiele findet man auch in der maurischen Architektur und Design. Durch das ornamental gestaltete Holzgitter wird das eintretende Licht in kleine Teile zerlegt und produziert ein filigranes Schattenspiel an Boden und Wänden, in die Anwesende eintauchen. Den harmonischen Einsatz von Licht und Transparenz entdeckte ich auch in traditioneller und zeitgenössischer Architektur und im Designbereich in Japan.

Bild: Fenster der Kathedrale von Chartres; Fenster der Alhambra, maurische Stadtburg in Granada, Spanien, 13./14.Jhd.; Japanisches Rundfenster, Japanisches Teezimmer; Japanisches Rundfenster eines Teezimmers

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Bild: Pantheon, Rom, 126 n. Chr.; James Turrell, Roden Crater Light Project, Flagstaff, Arizona, Krater Auge und Ostportal, ca.1979

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Ein frühes Beispiel aus dem 2.Jhd. n. Chr. für den virtuosen Einsatz von Licht ist das Pantheon in Rom. Ein konzentrierter Lichtstrahl aus einer runden Öffnung im Zentrum der Kuppel bestrahlt BesucherInnen je nach Tages- und Jahreszeit wie ein Scheinwerfer. Tadeo Ando, ein Architekt aus Japan, der das Pantheon auf einer seiner ersten Reise zu den für ihn wichtigsten Baukunstwerken besuchte, meinte in einem Interview:

Ich konnte die Kraft spüren, die sich auf die Menschheit über einen Zeitraum von mehr als 2.000 Jahren durch das Betrachten dieses Lichtes in all seiner Fülle und Schärfe niederlegte. Ich habe hierdurch gelernt, wie ein klarer und heller Lichtstrahl das Herz der Menschen bewegen kann.

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James Turrell Auch der Licht- und Raumkünstler James Turrell (USA) gestaltet unerwartete und imposante Öffnungen zu anderen Räume und Welten. Die Öffnung gen blauen Himmel erscheint unmittelbar, die Masse der Wand wird negiert. Zwischenräume, Übergänge und Schwellen zwischen der einen und anderen Welt existieren keine mehr. Sie werden auf 0 reduziert. Seit den 1970er Jahren arbeitet Turrell an einem rießigen Wahrnehmunskunstprojekt, das einen Vulkan in Arizona durchzieht, dessen Öffnungen astronomisch berechnet und zum Himmel ausgerichtet sind.

"At Roden Crater I was interested in taking the cultural artifice of art out into the natural surround. I did not want the work to be a mark upon nature, but I wanted the work to be enfolded in nature in such a way that light from the sun, moon and stars empowered the spaces … I wanted an area where you had a sense of standing on the planet. I wanted an area of exposed geology like the Grand Canyon or the Painted Desert, where you could feel geologic time. Then in this stage set of geologic time, I wanted to make spaces that engaged celestial events in light so that the spaces performed a “music of the spheres” in light..."

Text: James Turrell, http://rodencrater.com/about

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Tadao Ando ... ist ein zeitgenössischer Architekt aus Japan, dessen Architektur etwas Sakral-Geistiges ausstrahlt. Während traditionelle japanische Architektur viel mit Holz und Naturmaterialien arbeitet, baut er mit feinstem Sichtbeton. Die Rödellöcher, deren Gußformen nach Tatami-Matten ausgerichtet sind, sind selbst gestalterisches Element. Bekannt ist er auch durch seinen konsequenten Minimalismus, die strenge Geometrie des Gebauten im Vergleich zur organischen Umgebung und der Natur. Er beschäftit sich mit der Verschmelzung von Architektur und Natur. Ziel der Gestaltung seiner Räume ist ein „Finden zu sich selbst“ und die Förderung seelischer Erholung. BesucherInnen findet bei Andōs Gebäuden nicht auf direktem Wege Eintritt, sondern erst durch längere Wegführungen, was der inneren Sammlung des Eintretenden dienen soll. Mit wenige großen „Bild-Fenstern“ schafft er Verbindungen zur Umwelt und Natur. Das Licht des Tages und der Jahreszeiten, Wind und Wasser und Raum. als eigene Einheit sind wichtige Themen in seinem Schaffen.

Bild: Pool des Naoshima Museum of Contemporary Art Annex, Naoshima, Kagawa, 1995 ; UNESCO Meditation Space, Paris, 1995; Vicariate of Rome, 1996; Church of Light, Osaka, 1989

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Es gibt Rituale in unserer Gesellschaft, die sich bewusst oder unbewusst an natürlichen Rhythmen wie die des Weges der Sonne oder der Erddrehung ausrichten. Eine Nord-Süd Ausrichtung von Fenstern und die langsame Bewegung des Licht- und Schatteneinfalles betont den Rhythmus eines Tages. Bei einer OstWest Ausrichtung empfinden wir die Jahreszeiten stärker. Diese Rhythmen, in denen sich Raum, Zeit und Licht- und Schattenspiel verbinden, beeinflussen unsere Raumwahrnehmung. Wie Ralph L. Knowles schreibt, waren im Mittelalter lithurgische Rituale stark an den Ort gebunden.

Monks divided each day into eight ceremonial periods corresponding to the liturgical phases of monastic life. From Matins, the darkness of early morning, to Compline, late evening twilight, appropriate actions were universally prescribed for each period. The exact meaning and hour varied according to place and season. The length of the same day was not equal in northern England and southern Italy. Summer days were different in each place as were those of winter. Changing place made time different; changing time made the qualities of a place different. Changing either changed meaning.

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Rituale & natürliche Rhythmen Interessant ist es auch die eigenen Gewohnheiten zu beobachten. Wo sitzt du am Morgen beim Frühstück am liebsten zu Hause? Wo beim Abendessen? Im Sommer? Hast du im Winter andere Lieblingsplätze?

Demokratisierung und Individualisierung im Designentwurf

Anstelle von Machtdemonstration meditative Wege

Wie können Wege und Räume individualisiert und demokratisiert werden? Wie kann der Eintritt in eine andere Welt gestaltet sein? Wie kann eine Öffnung als Übergang empfunden werden? Wie kann ich dabei eigene Rituale erstellen? Wie kann ich die Machtstrukturen, die oft den vorangegangenen Beispiele innewohnen, umkehren bzw. verändern?

Insbesonder in der japanischen und der sakral-islamischen Architektur ging es häufig um meditative Wege und rituelle Vorbereitungsräume, um in eine andere Welt einzutreten. Auf diesen Aspekt des Meditativen wollte ich mich konzentrieren.

Enfiladen anders einsetzen Im Gegensatz zu Enfiladen im höfischen Bereich sehen Enfiladen in privaten Räumen anders aus. Hier geht es nicht um Besitz- oder Machtdemonstrationen. Der Designer Nendo Oki Sato beispielsweise, entwickelte eine Serie von Mimicry Chairs Installationen für das Victory und Albert Museum. Hier verstärkt er die klassische Raumanordnung des Museums, der Enfilade, durch ein Metallgerüst, das die Enfilade imitiert. Daran montierte Sessel laden zur entspannten Betrachtung der Bilder ein.

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Gelenkter meditativer Blick in eine andere Welt In japanischen Gärten spiegelt sich die japanische Philosophie und ihr Blick auf die Welt wieder. Beim Betrachten des japanischen Gartens soll der Geist zur Ruhe kommen und in eine meditative Betrachtung der vielen Details in der Natur versinken. Befindet man sich im Innenraum ist durch die Wahl der Öffnung jeweils ein bestimmter Ausschnitt des Gartens, vergleichbar mit einem gemalten Bild oder dem Sucher einer Kamera, zusehen. Shoji-Schiebetüren eröffnen und ermöglichen den Blick in andere Räume und Welten, hier, in einen japanischen Moosgarten. Die Schiebe-türen (re. Bild) geben den Blick auf einen Zwischenraum, die engawa, frei. Diese öffnet sich auf die Außenveranda und den Garten.

Bild: Enfilade in privater Wohnung; Nendo Oki Sato, Mimicry Chairs Installation, VA museum, London; Foto: Daici Ano

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Bild: Japanischer traditioneller Wohnraum und Moosgarten; Wohnraum der Residenz Yoshida Sanso (für Schwager d. Kaisers Hiroshito) im Stil einer kaiserl.Villa, nahe Kyoto, 1930er Jahre Tatamis, Tetsuro Yoshida: Das Japanische Wohnhaus; Teeraum eines traditionellen japanischen Teehauses

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Rituale durch gestalterische Strukturen die Tatami-Matten

Rituale durch gestalterische Strukturen Shoji- und Holzgitter-Schiebetüren

Tatamis sind japanische Bodenmatten zum Auslegen in Wohnräumen. Sie sind ein zentrales Element der japanischen Wohnarchitektur. Sie stammen aus der Frühzeit, als man nackte Erde mit Strohmatten bedeckte, um darauf zu schlafen oder zu sitzen. Die Größe entspricht dem menschlichen Körper, heute ist die häufigste Größe in Japan 170 x 85 cm. Zimmer und andere Innenraumstrukturen werden in Japan oft heute noch nach Tatamis ausgerichtet und sind die Maßeinheit für die Wohnraumgröße. Tatamis gleichen einer ästhetischen Grammatik, die den derart aufgebauten Räumen innewohnt, einem Muster am Boden, das beim Durchschreiten des Raumes zum Ritual werden kann.

Horizontale und vertikale Linien durchkreuzen die Räume und gliedern sie. Die mit Shojipapier bespannten und mit Holzleisten gerasterten Schiebetüren oder Türen aus Holz staffeln die verschiedensten Räume und ihre Funktionen. Die Türen, die auch als Wände dienen, sind je nach Jahreszeit und Wetterlage auch herausnehmbar. Auffallend ist die besondere graphische Qualität, die traditionelle japanische Wohnräume mit Schiebewänden aufweisen. Diese graphische Qualität ist für mich ein weiteres Element einer ästhetischen Grammatik, die dem Raum beim Durchwandern eine rituell-meditative Wirkung gibt.

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Bild: Samurai-Residenz bei Kyoto, 17. Jhd.; Wohnzimmer mit Blick ins Vorzimmer des Shokintei des Kaiserlichen Katsuro-Palastes, Vorort von Kyoto, 2.H. 17 Jhd. (Edo-Periode); Pavillon Rin-untei im Garten des kaiserlichen Shugakuin-Palastes, 1653

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Individualisierung und Demokratisierung des Weges Der Weg erfolgt nun nicht mehr zielgerichtet von A nach B, wie es mein erstes Test- und Denkmodell hier noch zeigt, sondern wird demokratisiert und individualisiert. Der Weg ist das Ziel d.h. dass das Ziel nicht mehr vorgegeben oder fixiert ist, man entscheidet sich von Raum zu Raum stets aufs Neue, in welche Richtung es weitergehen soll. Der Weg soll durch eine bestimmte „Grammatik in der Architektur“ rituell gestaltet sein.

Bild: Modell 1, Claudia Kragulj

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Ein modulartiges System Um dem Weg einen bestimmten meditativen Rhythmus zu geben und ihn gleichzeitig individuell und demokratisch gestaltbar zu machen, scheint mir ein modulartiges System, mit standardisierten und sich wiederholenden Elementen passend zu sein. Auf Basis von Tatamis und inspiriert von Nendo Oki Sato entstehen erste Skizzen und ein kleines quaderförmiges Holzmodell. Es folgen Überlegungen wie ich diese Module aneinanderreihen und mit Schiebetüren gestalten kann. Auch die Idee eines Stecksystems zum selber Bauen von Räumen taucht auf.

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Bild: Modell 2, Claudia Kragulj

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Kengo Kuma Auf der Suche nach Modulsystemen stieß ich auf Kengo Kuma. Er ist ein japanischer Architekt, der viel mit Holz arbeitet und sich mit Stecksystemen beschäftigt. Das hier dargestellte Design stammt von einem System namens Cidori, einem alten japanischen Spiel. Es ist ein erweiterbares Stecksystem aus Holzstäben, ohne Nägel oder Schrauben. Die Tradition des Spiels wird in Hida Takayama einer kleinen Stadt in den Bergen gepflegt, wo noch viele Handwerker leben. Das Museum baute er mit 6000 Stäben aus Zypressenholz auf.

Bild: GC Prostho Museum Research Center, Aichi, 2010; Foto: Daici Ano

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"Our aim was to create a forest in the busy city centre," said Kengo Kuma. We studied how lighting states would change in a day in the woods, and came up with a shape like a basket."

Sunny hills Japan ist ein Dessert-Shop in Tokyo. Aus Holzbalken baut Kengo Kuma luftige lichtdurchlässige Masse auf. Es erinnert an einen geflochtenen Bambus-Korb und basiert ebenfalls auf einer alten japanischen Stecktechnik ohne Nägel, Kleber oder Schrauben namens jiigokugumi. Inspiriert von den Raumeindrücken durch Shoji-Schiebetüren, Tatamis und von Kengo Kumas Systemen aus Holz entwickelte ich die Idee eines moldulartigen Systems weiter. Der Boden selbst soll durch Tatamis, ausgerichtet im Verhältnis 1:2, rhythmisiert werden und bespannte Schiebetüren bzw. Schiebewände werden als gestalterisches Element eingesetzt.

Text: Kengo Kuma, Dezeen Magazin, Februar 2014 Bild: Sunny hills Japan, Dessert Shop, Kengo Kuma, Tokyo, Foto: Daici Ano

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Mein Konzept „Der Weg ist das Ziel.“ „Öffnung“ sind in meinem Konzept meditative Wege in neue Räume und Welten. Der Weg erfolgt in verschiedenen Etappen und besteht aus aneinandergereihten flexiblen Zwischenräumen, der durch das Verschieben von Wänden rituell gestaltet wird. Eine Anzahl verschiebbarer Wände, bestehend aus Holzrahmen mit Papierflächen, deren Gewicht am Boden ruht, werden in einem Raum aufgestellt. Die Wände laufen auf Schienen, die im Boden versenkt sind. Die Schienen verlaufen schachbrettförmig im Boden und haben ihre Entsprechung an der Decke. Jede/r kann sich seinen/ihren eigenen Weg bahnen und sich selbst durch das Verschieben der Wände neue Räume öffnen und diese variieren.

Bild: Modell 3, Claudia Kragulj; Versuche mit individualisiertem Weg und Schiebewänden; Nachtaufnahme

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Der zurückgelegte Weg ist durch eine bestimmte Anordnung von Wänden, die man hinterlässt, markiert. Er wird im Raum als Gebilde mit graphischer Qualität sichtbar. Das Spiel mit Licht, Schattenwürfen und der Transparenz des Papiers sind weitere Qualitäten. Manche Schiebetüren sind nicht mit Papier bespannt. Sie stellen direkte Durchbrüche dar, die wie Bilderrahmen, auf einen neuen Ausschnitt einer Aussicht aufmerksam machen.

Bild: Modell 3, Claudia Kragulj, Tagaufnahme

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Bild: Modell 4, Claudia Kragulj

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Bild: Modell 4, Claudia Kragulj

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Materialrecherche

Führungsschienen am Boden Bei Führungsschienen am Boden liegt das Gewicht der Schiebetüre unten, die Laufschiene ist in dem Fall oben. Diese Form der Handhabung, das Aufschieben, um sich einen Weg zu bahnen, hat etwas Rituelles an sich. In Mitteleuropa kennt man Schiebetüren von Kleiderschränken, deren Führungsschiene allerdings oben (Gewicht oben) verlaufen. In Japan ist das bodengeführte Gleittürsystem gängig. Shoji-Schiebetüren laufen oben nur in einer Nut im Holz oder in einem einfachen Führungsprofil aus Aluminium. Die Gleittüren können einfach und ohne Werkzeug ein- und ausgehängt werden. Hier sieht man: Konvexe oder konkave Schiene, zum Aufschrauben oder Aufkleben: 3 mm hohe Flachschiene, 1-3 spurig, wird auf den fertigem Fußboden wie Dielen, Parkett oder Laminat aufgeschraubt oder auch aufgeklebt, wenn der Fußboden nicht beschädigt werden soll. Zum Einlassen in Holz: In die Schwelle oder den Parkett-/ Laminatboden wird eine Nut eingefräst. In diese Nut wird die Laufschiene eingeklebt oder eingepreßt. Für den Einbau in Parkett, Estrich oder Fliesen für eine schwellenfreien und präzisen Übergang.

Bild: http://www.takumi.de

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Shoji-Papier Shojipapier ist großformatiges, transluzentes Japanpapier. Es werden damit seit Jahrhunderten japanische Schieberahmen bespannt. Man kann damit Lampen bauen, einfache Vorhänge, es als Untergrund für Tuschmalerei und Kalligraphie verwendet und zum Bedrucken. Shojipapier besitzt eine hohe Reißfestigkeit, auch im feuchten Zustand und formstabil bei Klimawechsel. Es kann nach folgenden Kriterien unterschieden werden: • •

• •

Papiere aus 100% Naturfaser (Maulbeerbaum oder Hanf), sehr hochwertig Papiere aus 70-100% Pulp (Holzzellstoff), mit Zusätzen von Kunstfasern (Viskose, Polyester), preiswert Papiere aus 50-60% Pulp, mit hohem Kunstfaseranteil, sehr reißfest Papiere aus 80-100% Kunstfaser, sehr reißfest, sehr geringe Papierdicke möglich

Schiebetürgriffe

Bild: http://www.takumi.de

Japanische Schiebetürgriffe können flächenbündig in das Rahmenholz oder in die Türflächen eingelassen. 64

Literatur Bessin, Peter, Der Regent als Architekt: Schloss Richmond und die Lustschlossbauten Braunschweig-Wolfenbüttels zwischen 1680 und 1780 als Paradigma fürstlicher Selbstdarstellung, 2001 Foucault, Michel: Andere Räume (1967), in: Barck, Karlheinz (Hg.): Aisthesis: Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik; Essais. 5., durchgesehene Auflage. Leipzig: Reclam, 1993 Van Gennep, Arnold, Übergangsriten (Les rites de Passage), 3. erweiterte Auflage 2005, Camous Verlag, Frankfurt/New York) Knowles, Ralph L.; 1998, http://www-bcf.usc.edu/~rknowles/rhythm_ritual/rhy_rit. html Sulzenbacher, Carmen, Ungeschliffene Diamanten, Arnold van Genneps „Übergangsriten“ – Rezeption und aktuelle Anschlussmöglichkeiten; http://innsbruck. asus.sh/wp/auilodn/2009/10/ubergangsriten-abschlussarbeit.pdf Anatxu Zabalbeascoa und Javier Rodriguez Marcos: Tadao Ando: Architecture and Spirit/ arquitectura y espíritu, paperback, Editorial Gustavo Gili, SA, Barcelona 1998 Alexandra Black: Japanische Häuser - Architektur und Interieurs, Dumont Buchverlag, 2001 Köln Tetsuro Yoshida: Das Japanische Wohnhaus, Verlag Ernst Wasmuth G.m.b.H., Berlin 1935 Takumi-Shop: http://www.takumi-berlin.de/ (Zugriff: 8.6.2015) http://www.betonprisma.de/ausgaben/natur/essays0092/betonprisma/tadao_ando. html (Zugriff: 4.6.2015) 65

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Der Fensterspion

Ein Vermittlungskonzept von Renate Niederle

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„Öffnungen“ Idee: Öffnungen von Innen nach Außen Konzept: Ein Vermittlungskonzept zum Thema Fensterspione, das beginnt die Thematik aufzuarbeiten und zum Wissensaustausch anregt. Fragestellung: Wie kann ich das Design Thema “Fensterspione” vermitteln?

Bei meiner Recherche konnte ich sehr schnell feststellen, dass dieses Thema in der Literatur noch kaum behandelt wurde. Je mehr ich recherchiert habe, desto mehr wurde mir bewusst, dass es noch viele offene Fragen gibt.

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? Was ist eigentlich ein FensterSpion? Was meinst Du? 69

Definition „Als Spion wird ein kleines Fenster in der Außenwand eines Gebäudes bezeichnet, das den Blick auf einen Eingangsbereich, eine Straße oder einen Platz ermöglicht. Der Spion dient vornehmlich dazu, das öffentliche Geschehen beobachten zu können. Die Zugangshöhe auf der Gebäudeinnenseite ist daher in Augenhöhe einer stehenden oder sitzenden Person. Ein Spion ist wesentlich kleiner als ein normales Fenster.“ Foto: 1010 Wien, Singerstrasse, Renate Niederle

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Die Jagd nach Fensterspionen beginnt! Plötzlich sind sie überall! Fotos: Klosterneuburg, Pia Preisel

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Gleich zu Beginn meiner Recherche bin ich auf das Heft „Nö Gestalten“ gestoßen. Dort fand ich viele Fotos zu diesem Thema, jedoch nur sehr wenig zusätzliche Informationen. 72

Regionale Ausdrücke Eine Frau berichtet in einer Ausgabe von NÖ Gestalten von Ihrer Großmutter: „Meine Großmutter geb. 1878 in Obritz, gest. 1951 nannte die Hausspione „BELAFENSTER“ (=Bettlerfenster) oder „VIRAGUCKER“ (=Vorgucker).“ 2 Weitere Bezeichnungen: „Lie“- im Weinviertel „Spione“ „Spionfenster“ „Spähfenster“ „Guckloch“ „Guckfenster“ „Fensterluke“ Foto: Gumpoldskirchen, Renate Niederle

Kennt Ihr noch andere Ausdrücke? 73

Arten:

Schlitzspione - in die Fassade integriert

Foto: Gumpoldskirchen, Renate Niederle

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Kleine rechteckige Fensterspione - bei Erkern (meist auf beiden Seiten)

Foto: Klosterneuburg, Renate Niederle

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Kleine rechteckige Fensterspione - In Mauervorsprüngen

Kennt Ihr noch andere Arten? Foto: Klosterneuburg, Renate Niederle

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Sonderformen:

Spiegelspion „Das Leben der Frauen beschränkte sich um 1900 weitgehend auf den häuslichen Bereich. Um trotzdem am Leben auf der Straße teilzuhaben, waren kleine Außenspiegel am Fensterrahmen, sogenannte Spione, beliebt – hier im Bild ein besonders schön verziertes Exemplar. Bequem am Fenster sitzend und selbst ungesehen, verfolgte man so über den Spiegel das Leben vor der eigenen Tür.“ 3

Doberaner Straße in Rostock um 1896

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Auch alte Erkerfenster wurden als Spione bezeichnet. 4

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Literatur

Auch in der Literatur kommt der Fensterspion vor: „In diesen Tagen saß mein Vater oft stundenlang an seinem „Spion-Fenster“. Wir nannten dieses Fenster so, weil er von dort aus die ganze Straße beobachten konnte.(.....) Er wollte sehen und feststellen, welcher Nation die Soldaten waren, die mit Panzer-Spähwagen und schweren Panzern bei uns in der Straße vor rollten.“ „Aus meinem Leben: Jugendjahre 1939-1961“, Adelheid-Eva Esslinger, Seite 107 Im Roman von Thomas Mann „Buddenbrooks“ Verfall einer Familie 1901 kommt ein Spiegelspion vor.

Foto: Klosterneuburg, Renate Niederle

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Geschichte

In Niederösterreich sind Spionfenster seit dem Mittelalter üblich. Bis in den Beginn des 20 Jhd. sind sie noch in der ländlichen Architektur zu finden.

Wisst Ihr noch etwas über die Geschichte von Spionen? Foto: Klosterneuburg, Renate Niederle

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„Spion lässt sich auf das italienische Wort für ausspähen –spiarezurückführen. Sein Vorkommen nahm ab, je weiter man nach Süden kam. Er war eine Domäne der nördlichen Regionen (bis hin nach Skandinavien). Die Erklärung dafür findet sich im Klima und dem daraus folgenden gesellschaftlichen Verhalten. Wo das Leben sich vorzugsweise außerhalb der eigenen vier Wände entfaltet und entfalten kann, weil es draußen warm ist, kann der spähende Blick in die Nachbarschaft auf den Fensterspion verzichten.“ 5

Foto: Klosterneuburg, Renate Niederle

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Funktion/Gebrauch •Neugierde Ur-Instinkt „Der Spion war eine von der Langeweile hervorgebrachte Vorrichtung zur Befriedigung der Neugier, daher vor allem in den Städten der Provinz zu Hause und bevorzugt genutzt von Bürgerfrauen. Die waren natürlich nicht neugieriger als andere, aber sie hatten, wollten sie etwas erspähen, Rücksicht zu nehmen auf den Komment: Sich beim Ausschauen selber zur Schau zu stellen galt als unschicklich.“ 6 •Im Weinviertel oft geschlossene Bauweise/Dorfzeile - bei Bauernhäusern gab es keine Eingangstür nur ein großes Tor und deshalb bot der Fensterspion, die Möglichkeit auf die Straße zu blicken. 7

Foto: Gumpoldskirchen, Renate Niederle

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FRÜHER Der Blick geht von INNEN nach AUSSEN und ermöglicht selbst nicht gesehen zu werden. Man überblickt einen ganz bestimmten „Straßenausschnitt“.

Foto: Renate Niederle

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HEUTE Heute werden modernere Technologien verwendet, um die Neugierde und das Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen. Dabei hat sich die Richtung des Blicks gewandelt. Früher ging der Blick von INNEN nach AUSSEN, heute wird er eher von AUSSEN auf den einzelnen Menschen gerichtet. Es beginnt bei einfachen Überwachungskameras und geht über die Aufzeichnung unseres digitalen Lebens bis zur geheimen Überwachung mittels hochtechnologischer Drohnen.

Foto: Renate Niederle

Fällt Euch dazu noch etwas ein?

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Wer kann mithelfen, den Spion mit Wissen zu befüllen.....??

Geschichten rund um den Fensterspion, regionale Ausdrücke, Geschichte,... ....................... ...................... .............

Sendet Euren Beitrag an: [email protected] 85



Literaturverzeichnis

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Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Spion_%28Bautechnik%29 NÖ Gestalten/Heft August 2009/Nr.125 Bildband “Auf offener Straße – Rostocker Stadtbildfotografie des 19. und 20. Jahrhunderts” http://www.rappelsnut.de/2013/09/23/der-spion-am- fensterkreuz/ 4 „Wiener Fenster“ Werkstattberichte, Stadtentwicklung: „Wiener Fenster“ Gestaltung und Erhaltung, Nr.140 https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/b008382.html 5 Die Zeit Nr. 22 - 28. Mai 1993 - Seite 75 Aus dem Archiv bei Zeit Online: http://www.zeit.de/1993/22/spion-am-fensterkreuz 6 Die Zeit Nr. 22 - 28. Mai 1993 - Seite 7 7 Quelle: Dipl.Kalch-Architekt

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Wie kann ich zugleich metaphorisch auf eine politische Situation hinweisen und ein nützliches, angewandtes Objekt damit schaffen?

von Laura Nitsche

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Ode an die Zensur

Ideenfindung Meine Fragestellung lautete ursprünglich, wie ich für einen bestimmten Raum (mein Wohnzimmer) eine Beschattung kreieren könnte, die vor Licht und Wärme schützt. Eine Idee war, mit mehreren Schichten zu arbeiten; als Beispiel diente mir ein auffaltbares Buch aus Japan. Ich machte einige Versuche mit Papierschichten übereinander, mein Anspruch war, eine Narration einzubauen, eine Art Märchen zu erzählen und je nach Verdunkelungswunsch in dieser Geschichte die Seiten zu überlagern. Eine andere Idee gründete auf einer Arbeit, die wir in der Metallwerkstatt bei Jakob fabriziert hatten: eine Irisblende, die sich mechanisch auf und zu machen ließ. Ich hatte eine Version mit (bunten) Folien vor meinem geistigen Auge. 90

Letztendlich führten zwei Impulse zu einer Änderung des Konzeptes: Das Hören der Nachrichten um den Hypo-Alpe-Adria Skandal und die nach sich ziehenden Schwärzungen*, die das Finanzministerium auf parlamentarische Anfragen bei den sensiblen Akten vornahm. Der Umstand des Ausmistens meiner persönlichen sensiblen Akten beim Umzug in eine neue Wohnung und die Frage nach dem Umgang damit. Assoziationen waren Schwärzungen, Aktenvernichter und die Streifen, die damit kreiert werden, Transparenz vs. Intransparenz, Filter, Verheimlichen, Schützen, Öffnen, Schließen, etc. Bei der Internetrecherche stellte heraus, dass es gar nicht so leicht ist, Schwärzungen durchzuführen – online werden Tipps und Tricks ausgetauscht. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Methode, mit einem dicken Filzstift betreffende Stellen auszustreichen und das Ganze dann nochmal zu kopieren die beliebteste manuelle Art des Schwärzen ist. (Bemerkenswert fand ich die parlamentarische Anfrage der FPÖ vom 16. Mai 2015 (Standard), die sich um den 91

Gesundheitszustand der professionellen Schwärzer sorgt, und Sonderzulagen für eben jene einfordert, da sie von den Dämpfen der Stifte und die erhöhte Schwärzungsauftragslage gefährdet wären. Nicht zuletzt kam der HypoAlpe Adria Skandal aufgrund von Schwarzblau erst zustande.) Obwohl es für Schwärzungen auch digitale Tools gibt, entschied ich mich aufgrund des Bestehens der physischen Akten für die manuelle Version und probierte die Varianten aus.

Der Erfolg - wenn das Ziel die Unlesbarkeit sein soll - war mäßig, sowohl die Variante des Filzstiftes als ach das anschließende Kopieren ließ ein Erkennen der Schrift darunter zu. Das Projekt wandelte sich von einem rein praktischen Zweck mehr zu einer künstlerischen Arbeit, wo es um die Metaphorik der Transparenz ging. 92

Ich machte Webproben mit geschwärzten Akten, die ich in Streifen geschnitten und zu langen Bändern geklebt hatte. Das Verwenden eines Aktenvernichters erwies sich für den Webprozeß als nicht ideal, weil die Streifen zu fein sind. Bei einer Feedbackrunde kam der Vorschlag auf, die „Schwärzungen“ durch Ausschneiden mit dem Stanleymesser zu machen – eine weitere Annäherung an das Thema „Öffnungen“. Proben ergaben, dass der Webprozeß nicht mehr möglich sein würde, weil die Löcher zu groß waren. Dennoch entschied ich mich mit einer Abwandlung – nämlich die Stellen mit der Lupe mittels Sonnenlicht heraus zu brennen (Christoph Kaltenbrunners Vorschlag) – gegen die Webvariante.

Mit Überlagerungen von „geöffneten“ Blättern erschien mir der gestalterische Spielraum größer, das Thema „Öffnungen“ wurde konkreter gezeigt und die Idee, dass etwas ans „Tageslicht“ kommt und verbrennt finde ich konzeptuell schön.

Fotos: Laura Nitsche 93

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Welche Tageslicht- u. Luftregulierung lässt sich durch das Spiel von Verdichtung mehrerer Schichten an Öffnungen im Interior anbringen?

ein Entwurf und ein Interiorkonzept von Linda Partaj

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Schritt für Schritt -Schicht für Schicht

Von einem Entwurf, bei dem ich mich mit Verdichtung von Schichten auseinander setzte, entstand eine Fragestellung bezogen auf Öffnungen im Interior. Das Fenster, welches das Tageslicht in den Innenraum lässt, ist der auserwählte Rahmen für meinen Entwurf und die daraus folgenden Ideen für ein gestalterisches Raumelement. Die Verdichtung einer Fläche mit Hilfe mehrerer Ebenen ermöglicht ein spannendes Spiel mit Licht und Schatten. Abhängig von dem Material und der Oberflächengestaltung, ergeben sich unterschiedliche Effekte, welche den Versuch starten, das Licht zu brechen, zu regulieren.

Foto: Uwe Essert, Fotocommunity.de

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Eines meiner Anliegen war es, Schichten zu gestalten, welche einen grafischen oder malerischen Charakter haben. Mit der Entwurfsidee- mit mehreren sich überlagernden Ebenen zu arbeiten, entwickelte sich ein konkretes Ziel. Raumöffnungen ( Fenster) durch Schichten verdichten und somit die Möglichkeit, individuell das Licht zu regulieren. Der grafische Aspekt ist in den ersten Versuchen auf Folien auf den erwünschten Effekt untersucht worden. alle weiteren Fotos: Linda Partaj (außer: siehe Verweis)

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Der Wunsch war es, dass sich die lineare Gestaltung der Folien durch die Lichteinstrahlung auf den Raum projeziert, im Raum weiterläuft und sich schließlich darin verliert. Die Gestaltung der Folien war gezeichnet von längs laufenden Linien, welche sich nach oben hin verdichten. Die Absicht dahinter ist das mögliche Inneinanderschieben der Schichten ( von Oben nach Unten), sodass sich ein ´nahtloser´ Übergang ergibt und die Schichten zusammen ein immer dichter werdendes Geflecht ergeben. Der grafische Charakter soll sich durch den Schatten der Linien in den Raum übertragen und sich dort durch einen Schärfeverlauf immer mehr verflüchtigen. 98

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Um mit meinem Entwurf voran zu kommen, war parallel eine lange Recherchephase notwendig. Ich suchte vorerst Inspiration und Beispiele in der Architektur. Wo ergibt sich ein spannendes Spiel aus Licht und Schatten? Wie wird das Tageslicht in den Innenraum geleitet? Was für ein Effekt ergibt sich Innen sowie Außen? Was für Möglichkeiten der Anbringung gewisser gestalterischer Elemente gibt es ? Was für Vor und Nachteile gibt es?

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Lassen sich die unterschiedlichen Systeme regulieren? Was sind Vor- u. Nachteile an statischen Elementen? Welche Wirkung hat die Gestaltung der Öffnungen auf den Raum? Wie ändern sich die Schattenbilder bei verändertem Sonnenstand? Welche Auswirkung haben solch gestalterische Elemente durch das gezielte Lichtspiel auf die Stimmung und das Gemüt? Wie wird effizient das Licht reguliert? Wie lässt es sich auch individuell verändern? 6.

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Bildmaterial: 1. Anagram Architects, South Asian Human Rights Documentation Centre, New Delhi, India 2. Anagram Architects, Vasudeva Residence, New Delhi , India 3. Zoboki-Demeter Architects, Shenzhen Performing Arts Facility, Shenzhen, China 4. Adjaye Associates, Stephan Lawrence Centre, London, England 5. Mecanoo Architects, Library of Birmingham, England 6. ´Lichtraum- Raumlicht´ Foto von Fotocommunity´dasdritteAuge´, Marrakesch, Marokko 7. Zoboki-Demeter Architects, Nanshan Cultural- and Sportcentre and Art Museum, Shezhen, China 8. Metaraum Architekten, Raum für Museumspädagogik, Stuttgart, Deutschland,

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Die weitere Recherche brachte mich von Innen nach Außen. Es war mir wichtig, zu analysieren, was für Raumsysteme es bereits gibt und welche Vor- und Nachteile jene haben. Der Markt ist voll von den unterschiedlichsten Gardinen, Vorhänge bis zu Rollosystemen, welche teils optisch, teils funktional punkten. Welche Umsetzung bietet eine individuelle Lichtregulierung? Welches System ermöglicht ein spannendes Schattenspiel? Was für eine Montagevariante ist zielführend und welche würde auch meinem Material, dem Moskitonetz entsprechen und zusätzlich auch den Zweck erfüllen? Wie ermögliche ich eine Abdunkelung mit dennoch einer möglichen Luftzirkulation? Kann ich das Fenster geöffnet halten, den Raum abdunkeln und gleichzeitig den Raum auch lüften?

Bildmaterial: 1. http://www.sonnenschutzfolien-fenster.de 2. Duo Rollo Mini + Klemmfix-Klemmhalter / Kettenzugrollo Doppelrollo f. Fenster, www.ebay.at 3. http://www.holz-studio.at/sonnenschutz/ 4. Doppelrollo, Duorollo,grau 5. http://www.poetz-raumgestaltung.de/sonnenschutzinnenliegender-sonnenschutz.php 6. http://designers-home.com/sichtschutz_sonnenschutz/flaechensystem-flow-shades-fields-wood-washi. php

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Nach einer Vielzahl an Materialexperimenten und unterschiedlichen gestalterischen Mustern, blieb ich schlussendlich bei einem klassischen Mosquitonetz hängen.

Die Beschaffenheit dieses Stoffes, dieses feinen Netzes, war für meine Zwecke ideal und ließ mich weitere Versuche starten. Aufgespannt auf zusammengebauten Keilrahmen in der Größe von 47x35cm schaffte ich mir einen Rahmen, der als Experimentierfeld und als Modell einer Fensteröffnung funktionieren kann. 104

Es entstanden 6 Schichten, welche ich mit schwarzer Acrylfarbe bearbeitet habe. Von den anfangs angedachten Linien wurden längsgezogene Flächen, welche durch die Netzstruktur ein spannendes und unregelmäßiges Muster bekamen. Die Farbauftrag bestimmte, ob das Netz geschlossen wird oder ob die Musterung vom Netz sichtbar blieb. Diese gemalten Flächen haben bei der genaueren Betrachtung einen pixeligen Charakter und ergeben aus der Entfernung ein lebendiges Muster.

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Assoziativ war für mich ab einem gewissen Moment die Ästetik eines Birkenwaldes. Diesen Aspekt, den ich in meinen gemalten Acrylflächen, welche so abstrakt und frei von jeglicher gegenständlichen Assoziation entstanden sind, gesehen hab, war für mich sehr interessant. Es war fast einbisschen zufälligerweise poetisch, da es um den Blick nach Außen geht, welcher leider nicht immer ins Grüne geht. Jedoch in diesem Fall, wo es meine Absicht ist, die Öffnung zwischen dem Innen und dem Außen zu gestalten, kann man es in gewisserweise sehen als ein Stück Natur, minimalistisch oder plakativ.

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Der Effekt der sich durch die Überlagerung der Schichten ergab, war vorallem auch spannend, weil sich durch die Bewegung auf der Netzoberfläche ein Morrémuster bildete. Dieses dynamische Bild ist ein guter Gegensatz zu den strengen linearen Elementen, welche ich mit Acrylfarbe auf das Netz brachte. Die lineare Strenge wollte ich auch durch die Struktur auflösen. Durch die Beschaffenheit des Netzes und den dadurch ungleichmäßigen Farbauftrag ergibt sich ein Gesamtbild, welches sich teilweise auflöst und den Hintergrund wieder stärker zum Vorschein kommen lässt. Dadurch bleibt der Blick nach Außen teilweise gewährt. 107

Das Spiel mit den Rahmen war spannend und hat die Frage nach dem Abstand aufgeworfen. Wie dicht reihe ich die Schichten aneinander und was ist der Effekt?

Lasse ich mehr Raum zwischen den Ebenen, ergibt sich ein weiteres schönes Schattenspiel, da die Schichten jeweils auf die weiteren Schichten den Schatten werfen, welcher sich auch in den Raum zieht. Durch größere Distanz zwischen den Ebenen ergab sich sozusagen ein Zwischenraum, welcher noch mehr Bewegung ins Spiel brachte. Ein anderer Blickwinkel der Betrachtung ergibt ein anderes Bild, eine andere Überlagerung der Elemente. 108

Die Suche nach einem passenden System, welches für mich das Spiel zwischen den Ebenen ermöglicht und durch Verdichtung das Licht variieren lässt, hat mich einer möglichen Umsetzung immer näher gebracht. Es war lange Zeit nicht der Fokus schon gar nicht der konkrete Wunsch, ein ´Endprodukt´zu erstellen, aber es ging nun stärker in diese Richtung. Mit Photoshop hab ich zwei Photomontagen erstellt, um mir eine großformatigere Umsetzung besser vorstellen zu können und auch um meinen KollegInnen besser vor Augen führen zu können, welche optischen Effekte auf den Raum damit erzielt werden könnten. 109

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Die größeren Dimensionen konnten nicht mehr länger auf sich warten lassen. Ähnliches Prozedere wie mit den kleinern Keilrahmen- fing ich an, mehrere Netzschichten auf größere Keilrahmen aufzuspannen. Insgesamt sind 3 Ebenen entstanden, mit der Größe 200 x 100cm. Bespannt, abgeklebt, bemalt, bearbeitet, getrocknet und zugeschnitten. Die Netzrollen waren nun großgenug, um sie an meinem Altbau-Fenster zu testen und den Effekt zu untersuchen. Wie schon erwähnt, ging es nicht um ein Endprodukt, sondern viel mehr um den Prozess, im Interior Versuche anzustellen mit einem konkreten Ziel im Kopf, ein Entwurfskonzept, welches immer konkreter wurde und dennoch ein großes Experimentierfeld absteckte. Ein relevantes und alltagspraktisches System kann dadurch noch entwickelt werden, welches funktionale und ästetische Aspekte für mich abdeckt und meiner anfänglich gestellten Frage nachgeht. Dieses Entwurfskonzept sehe ich als Interiorrecherche, Experimentierfeld an Stofflichkeiten, Analyse räumlicher Wirkung durch Licht und Schatten und zu einem großen Anteil als gesammelte Erfahrung, Feedback und entwickelter Freude am Interior. 111

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Wo beginnt mein Interior Design ? Ein Versuch sich zu erinnern

von Mag.art Stefanie Salzburger

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Die Suche Dieses Projekt dokumentiert die Suche nach meinem Zugang zum Interior Design. Ziel ist nicht, dass erarbeiten eines Produktes in Form von einem Objekt oder Konzept. Sondern eine inhaltliche Basis zu finden, auf die ich aufbauen will. Dafür werde ich zwischen mir bekannten und unbekannten Medien sowie Entwurfsprozessen wechseln.

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Der Moment Meine Suche beginnt mit dem Thema "Schwarz" und meiner Interpretation: Dem Schatten. Ich wähle die Zeichnung, um das Verhältnis von Licht und Schatten zu erfassen und zu begreifen. Ich baue Häuser aus Karton, Eisenplatten und Aluminiumdraht. Diese beleuchte ich aus unterschiedlichen Richtungen und dokumentiere für mich relevante Veränderungen. Über diese Dokumentationsform gelange ich in den Innenraum der Objekte. Der Blick in das Innere wird für mich wesentlich. Ich beginne die Wände und Dächer der Häuser zu beschädigen und verändere damit den Innenraum. Das Licht formt den Schatten neu. Die Zeichnung hält diesen Moment fest. 115

Der Prozess Die Zeit wird jetzt wichtig für mich. Nicht das Ergebnis sondern der Ablauf des Verformens rückt in den Vordergrund. Das Haus wird auf eine Acrylglasscheibe gestellt, beleuchtet und die Kamera unter der Scheibe positioniert. Ich drücke eine weitere Platte von Oben auf das Objekt. Sobald sich beide Scheiben berühren ist der Film zu Ende. Die Verformung wurde gefilmt.

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Die Erinnerungen Durch das Verformen entstehen Objekte welche mich vom Thema "Schatten" weg führen und mein Interesse am Konstruieren und De-konstruieren verstärken. Ich hinterfrage meine Faszination und beginne zu recherchieren. Ich stoße auf meine Kinderzeichnungen, mit dem Haus als Motiv. Gespräche mit Familie und Freunden führen dazu, dass ich mich erinnerte: ….an mein erstes Kartenhaus das zusammen viel….. an zerrissene Kartonhäuser….ein Betthaus aus Kleidung..mein erstes Baumhaus…. die Legostadt in meinem Kinderzimmer… Sandburgen….seltsame Puppenhäuser...an unser Holzhaus das abbrannte

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Das Ziel Ich habe mir vertraute Lösungswege durch fremde ersetzt. Meinen Entwurfsprozess neu strukturiert und einer assoziativen Formensuche mit intuitiven Analysen gefolgt . Diese Veränderungen führten dazu, dass ich mich an Vergangenes erinnerte.

Meinen Zugang zum Interior Design... ist ein persönlicher geworden. Ich fand ihn in Hausdarstellungen und Konstruktionsprozessen aus meiner Vergangenheit.

In diesen Erinnerungen geht es um das Bauen, Verformen und Zerstören bewohnbarer Häuser und Miniaturstädte. In meiner Kindheit entstand stets das selbe Haus. Ich habe diese Form wiederholt. Sie konstruiert und de-konstruiert. Den Prozess nachvollzogen und die Ergebnisse konserviert.

Fotos: Stefanie Salzburger

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Warteräume als Erlebnis?

von Edwina Sasse

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Warteräume

Wartesituationen sind Teil unseres Alltags: Wir stehen im Supermarkt an der Kasse, sitzen im Warteraum eines Arztes oder stehen am Bahnsteig. Dass eine Wartesituation überhaupt entstehen kann ist u.a. von einer Art Flaschenhalssituation abhängig. Eine Funktion oder Position dient als „Gatekeeper“ für eine zu erfolgende Leistung und zeigt zugleich eine Hierarchie zwischen dem Wartenden und dem zu Erwartenden auf. Doch diese Hierarchie kann sich auch auf die Wartenden selbst erstrecken: als historisches Beispiel dient hierfür der Bahnhof Nordstemmen. In ihm gibt es einen Saal für die 3. Klasse, sowie einen Raum für die 2. und 1. Klasse und separate Räumlichkeiten für die königliche Familie. So kön123

nen schon in der Planung der Warteräume gesellschaftliche Situationen abgelesen werden. Wie aber sind Warteräume geschaffen? Am Beispiel der JVA Wuppertal sehen wir einige steril gehaltene Sitzplätze aus Metall, eine adventliche Dekoration, ein Fenster und Neonrleuchten. Die Umgebung wirkt nicht einladend und wenig gemütlich.

Warteraum der Justizvollzugsanstalt Wuppertal links: Grundriss des Bahnhofs Nordstemmen, 1961

Småland, Ikea-Einrichtunghaus, Design: Toddler Room Daycare

Warteraum Microsoft, Foto: David Chen

Im Vergleich dazu sind Warteräume wie das Småland in Ikea oder der Wartebereich von Microsoft ganz anderer Natur: in ihnen wird das Warten zum Erlebnis transformiert. Zum einen dient dies zur Repräsentation des jeweiligen Unternehmens nach außen, zum anderen zum indirekten Konsumanreiz. Es scheint, dass umso weniger eine Institution mit Konkurrenz konfrontiert ist, desto weniger Anreize gibt es für sie Warteräume angenehm zu gestalten. Mit einer ganz anderen Art von Warteräumen hat sich Robert Gander beschäftigt. Er dokumentierte zwischen 2012 und 2014 Flüchtlingsunterkünfte in Tirol. Asylsuchende, die in Österreich einen Antrag stellen, leben oft 124

jahrelang mit der Ungewissheit, ob sie im Land bleiben dürfen oder abgelehnt werden. War zu Beginn noch vom einfachen Warten für mehrere Stunden die Rede, verstreichen bis zur Entscheidung über den Antrag viele Jahre. Asylsuchende leben somit für lange Zeit in provisorischen Räumen und einer lang anhaltenden Wartesituation. In seiner Arbeit zeigt Robert Gander diese Unterkünfte und lässt die Menschen in Interviews zu Wort kommen, wie es sich für sie anfühlt, an diesen Orten zu leben. Es erweitert den Warteraum: Wir reden nicht mehr von 4 Wänden, sondern einem Environment, das durch das wartende Subjekt als Warteraum markiert wird. rechts: Robert Gander, Warteräume, 2014

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Warten auf Godot

Der Zusammenhang zwischen Interior Design und einem WarteBegriff lässt sich auch im Set Design des Stücks „Warten auf Godot“ ablesen. Das absurde Drama Becketts dreht sich um zwei Personen, die sich miteinander unterhalten und zusammen auf Godot warten - jemand, der nie erscheinen wird. So klar und reduziert sich das Geschehen gestaltet, so sind auch die Bühnenbild-Informationen von Beckett selbst. Als einzige Beschreibung des Settings notiert er: „A country road. A tree. Evening.“ Haben sich frühere Interpretationen dieser Vorgabe noch eng an die Beschreibungen gehalten, haben vor allem die Set Designer der letzten 5 Jahre eigene Formen für den Ausdruck des Wartens und der Leere ge126

funden: Sei es ein Seil, das ohne ersichtlichen Grund vom Himmel hängt oder ein Loch im Boden.

Warten auf Godot, Regie: Jason Nodler, Set Design: Greg Dean, Credits: Anthony Rathbun

Beckett's Warten auf Godot, 2010 Regie: Csaba Horváth, Set Design: Milorad Krstic rechts: Godot, 2014, Regie: Ivan Panteleev

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Performance

Ich habe für meine Arbeit eine möglichst einfach, klare und persönliche Wartesituation herausgegriffen. In meiner Familie ist es Sitte, wenn mehrere Menschen zusammen essen, erst mit dem Essen zu beginnen, sobald alle am Tisch sitzen. Dies kann manchmal zu absurden Situationen führen, wenn die Wartezeit sich besonders lang dehnt. Ich habe experimentiert, wie diese spezielle Wartesituation zu lösen wäre, wenn niemand am Tisch erscheint. Wie das Machtgefälle zwischen Wartendem und dem zu Erwartenden verschoben werden könnte. Ich saß zur Probe eine Stunde an einem Tisch wartete. Während dieser Stunde schob ich allmählich fast alle Teller in Zeitlupen-Tempo vom Tisch. Der Tisch war mit Kohle 129

bedeckt und mit einem Kontaktmikrophon versehen. Mein Kollege Rafael Beznos bearbeitet live mit Delay und Feedback den Sound des langsamen Verschiebens der Teller und das Kratzen der Kohle auf dem Tisch. Nach der Performance entdeckte ich im Gespräch mit den Zuschauern einen interessanten Aspekt: Durch das Mittel der Performance führte mein zur Schau gestelltes warten dazu, meine Zuschauer ebenfalls warten zu lassen. Für sie war dieses Warten jedoch nicht leer, sondern von einer ständigen Anspannung begleitet. So drehte sich etwas: Das beobachtete Warten wurde zum erwartungsvollen Schauspiel. Performance, Edwina Sasse & Rafael Beznos, 2015, Credits: Nina Oberleitner

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Welche Expertisen sind obligat im Herstellungsprozess von 3D Visualisierung?

von Anna Scheer

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Interdisziplinäre künstlerische Strategien

Eine Reise in die Welt und Sprache der Architekten über Formate, Volumen & dreidimensionale Modelle.

Liebe*r Leser*innen, Ich bitte sie die folgenden Seiten als Leitfaden zu benützen. Es ist eine Aufzeichnung meiner Erfahrungswerte im Bereich Fotografie, Computer Anwendungen und In-kompatibilität von CAD – Programmen wie auch 3D Druck. Ich würde mich freuen wenn Sie für Ihre Projekte meine Informationen und Tipps zu nutze machen können. Meine Herangehensweise für das Erschliessen dieses für mich neuen Wissengebiet war: auf Kompetenzen zurückzugreifen, die sich schon auskennen, anzugehen und zwar mit ein bisschen Chuzpe (jiddisch für frech - charmante Penetranz). Ich wünsche Ihnen viel Freude am Erforschen neuer, noch unbekannter Materie. 134

Die Stiege, 3D Druck –Warum das alles?

Die Idee für die folgende Arbeit entstand im Winter 2014, da besuchte ich das Seminar Interior Design bei Miki Martinek. Unsere Aufgabe war es am Campus der Wirtschaftsuniversität Wien ein Gebäude und das dazugehörende Architektenbüro unter die Lupe zu nehmen. Das Gebäude D2 des Architekturbüros Atelier Hitoshi Abe (AHA) beeindruckte mich durch den Schwung der schlanken Baukörper, der Räume die abwechselnd schwarz und weiß sind, wie auch die Dachkonstruktion aus Metal und Glas, durch die Tageslicht in den Kern des Gebäude fällt. Die Büros sind durch eine Stiege vom ersten in den dritten Stock verbunden. Die Stiege ist durch einen Bogen leicht nach rechts geschwungen. Der Verlauf der Stiege führt den Blick auf die Dachkonstruktion. Die Stiege brachte mich zum Staunen. In meinen Augen ist die Stiege eine künstlerische Installation.

http://www.blog.wu.ac.at

http://www.wu.ac.at

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Mein Vorhaben war es mir, den Prozess von 3D Druck zu erschliessen, was dann wirklich geschah, war, dass ich eine Einführung in die Sprache der Architekten bekam. Das Projekt entpuppte sich als interdisziplinärer Prozess, in dem ich an Expert*innen herantrat, und mit Ihrer Hilfe in die Problematiken und Anforderungen von 3D-Visualisierungen eingeführt wurde. Aus diesem ersten Eindruck entstand ein Jahresprojekt vollkommen neuer Einblicke in Sprache der Architektur spezialisiert auf 3D Visualisierungen. www.a-slash.net

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Mag.art MA Margarete Hottenroth

Fotografin und Lehrtätigkeit an der Universität für Angewandte Kunst Der erste Arbeitsansatz war, mit Hilfe der Fotografie ein 3D Modell der Stiege anzufertigen. Margarete machte mich auf die IPad Applikation 123D Catch aufmerksam auf die IPad Applikation 123D Catch. Die Anwendung ist erst seit April 2014 auf dem Markt und ein Produkt von Autodesk. 123D Catch ist ein kostenloses Programm für Windows 7, OS X 10.7 und IOS. Diese Applikation kann mit mehreren Fotos eines Objektes ermöglichen, das Objekt in ein dreidimensionales Modell zu überführen. Dabei ist zu beachten, dass die Bilder aus unterschiedlichen Blickwinkeln geschossen werden müssen, nur so kann ein möglichst detailgetreues Modell erstellt werden. Mithilfe der Cloud kann Autodesk 123D Catch die Fotos einfach zwischen mehreren Geräten tauschen und zu einem 3D-Objekt umwandeln. Dieses Modell kann anschließend noch weiter bearbeitet werden in SketchUp und MeshUp.

Das sind kostenfreie Anwendungen, um eventuelle Ungenauigkeiten anzupassen oder Modifikationen vorzunehmen.

http://autodesk.blogs.com/between_the_lines/2012/03/ diy-camera-rig-for-123d-catch.html Objekt wird aus unterschiedlichen Blickwinkel abfotografiert.

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Fotoexkursion ins D2 Gebäude

Campus der Wirtschaftsuniversität Wien Margarete und ich hatten das gemeinsame Vorhaben ein Objekt mit der Fotokamera flächendeckend zu erfassen um dieses dann mit 123D Catch in ein 3D Modell zu verwandeln. Die Stiege ist ein räumlich verortetes Objekt das man nicht einfach von 360 Grad abfotografieren kann. Margarete, Conny und ich vereinbarte einen Foto-termin im D2, mit einer im Vorraus eingeholten Fotoerlaubnis für das D2 Gebäude. Unsere technische Ausrüstung beinhaltete eine Canon D5 Mark III, ein Weitwinkelobjektiv, zwei IPads und ein Lasermessgerät. Jeder von uns hatte den Auftrag möglichst flächendeckend die Stiege abzufotografieren. Diese Fotos ladeten wir in 123D Catch hoch und erstellten ein dreidimensionales Objekt.

Mag.art MA Margarete Hottenroth

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Das „Gebirge“ Modell von 123D Catch

Anna Scheer

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123D Catch verwandelte die Fotos in ein 3D Modell, dass auf den ersten Blick keine Ähnlichkeiten mit der Stiege aufweist. Der Versuch aus dem Modell einen 3D Druck im 3Dee Shop (Landstrasse Hauptstrasse 90) anzufertigen, scheiterte, da das Modell kein Volumen war. Das „Gebirge“- ähnliche Modell bestand nicht aus einem Volumen, sondern aus einer Fläche.

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Use what you got. See where you get.

Email an Atelier Hitoshi Abe, San Francisco

Da ich bereits mittendrin in einem Denkprozess war gab es kein zurück mehr. Es war eine ziemliche Herausforderung meine komplete Unkenntniss über die Inhalte und Fertigkeiten, die das Projekt erforderte, anzuerkennen. Der jedoch Bestärkende Anteil lag darin meine Kompentenzen auszuspielen um neue Wissensbereiche zu erschliessen. Das Vermittlungsprojekt war die Chance mal mit Architekten inhaltlich über Ihre Wahrnehmung und Expertise im Bezug auf das Objekt und die 3D Visualisierungen zu reden.

Ich brauchte eine architektonische Zeichnung der Stiege. In einem Semester war es mir Unmöglich selbst eine solche Stiege zu vermessen und eine Zeichenprogramm wie AutoCAD zu lernen. Ich schrieb ein Mail an das Architektenbüro von Hitoshi Abe mit der Anfrage dass sie mir 2D und 3D Pläne von der Stiege zukommen lassen.

Auszug aus dem Email an AHA

Wie reden Architekten über Objekte? Welche Attribute hat die Stiege von einem architektonischen Standpunkt aus? Und was daran erweitert meine räumliche Wahrnehmung und meinen Sinn für Architektur?

“I was mesmerized when I saw the staircase first and felt it was an artistic expression such as an art installation that stands for it self as an object. My inquiry is to understand why the staircase works as an object in its aestethical appearance and with its fluid form. To get a better insight in the form of the staircase I would kindly ask you to forward a plan of the staircase and its 142

surrounding so that we can make a 3D modelling in CAD. “ Kurz darauf bekam ich von Pierre De Angelis, Mitarbeiter im AHA, 2D AutoCAD Dateien und 3D Rhinocerus Dateien die alle drei Stiegen beinhalteten.

AutoCAD

AutoCAD ist grundsätzlich ein vektororientiertes Zeichenprogramm, das auf einfachen Objekten wie Linien, Polylinien, Kreisen, Bögen und Texten aufgebaut ist, die wiederum die Grundlage für kompliziertere 3D-Objekte darstellen. Die zu AutoCAD entwickelten Dateiformate .dwg sowie .dxf bilden einen Industriestandard zum Austausch von CAD-Daten.

AutoCAD wurde als grafischer Zeichnungseditor von der Firma AutoDesk entwickelt. Hauptsächlich wurde AutoCAD als einfache Programmierschnittstellen zum Erstellen von technischen Zeichnungen verwendet. Heute umfasst die Produktpalette eine eine umfangreiche 3DFunktion zum Modellieren von Objekten sowie spezielle Erweiterungen, insbesondere für Ingenieure, Maschinenbauingenieure, Architekten, Innenarchitekten und Designfachleute sowie Geoinformatiker und Gebäudetechniker. 143

Arch. DI Michael Schwaiger Architekt bei msch-architects

Michael Schwaiger erläutert die folgenden architektonischen Sichtweisen

Michael Schwaiger ist Architekt und Vater von einem Klassenkollegen meiner Tochter. Er ist versiert im Umgang mit AutoCAD. Da ich im Umgang mit dem Programm keine Erfahrung hatte, bat ich Michael um Hilfe. Er öffnete die .dwg Dateien mit Hilfe seines Architekten - Kollegen Sebastien Scuiller der in 3D spezialisiert ist. Und verweiste mich für alles weitere an seinen Kollegen.

* Die Brüstung ist wie eine Schleife die um die ganze Stiege verläuft * Die Brüstung hat einen starken Überhang * Die Umrandungen der Stiege (Brüstung) hat NUR vier schmale Verbindungen mit der Stiege * Die Stiege hat keine Verkleidung auf der unteren Seite * Die Deckenstärke ist eingezeichnet ABER die Zwischendecken fehlen * Der Sockel sieht man als Polylinien nicht als Fläche * Der Handlauf ist nicht eingezeichnet * Die Brüstungen die leer im Raum hängen müssen gelöscht werden damit es ein Objekt ist.

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Arch. DI Sebastien Scuiller

Architekt spezialisiert in 3D Visualisierungen Sebastien Scuiller arbeitet ebenfalls mit AutoCAD. Die Anfrage von Michael die .3dm Datei zu öffnen erweckte seine Neugier eine neue Applikation anzuschauen. Er ladet die Testversion von Rhinoceros auf seinen Rechner und öffnete das .3dm File. Er exportierte es als .dwg, das er wiederum in AutoCAD importierte. Es war nun möglich das Modell der dreidimensionalen Stiege von allen Seiten anzusehen. Die Maße der Stiege waren 1:1 vorhanden. Jedoch war das Modell eine tote Fläche, an der man keine weiteren Veränderungen vornehmen konnte. Beim Versuch das Modell als .stl zu exportieren kam die Fehlermeldung, dass es sich bei dem Objekt um 156 einzelne Flächen handelte.

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3Dee Store

Landstrasse Hauptstrasse 90, 1030 Wien Der 3Dee Store arbeitet mit .stl und .sla Dateien. Der Preis des 3D Drucks ergibt sich aus der Druckzeit, dem Materialaufwand und einer Pauschale von 8 Euro für die Bearbeitungskosten. Der 3Dee Shop hat PLA Drucker in Verwendung, ein kostengünstiges Material.

http://www.h2o-clock.didi80.ch/stereo.htm

Vorhandene 3D-CAD-Daten werden in das STLFormat konvertiert. Diese Daten werden an die Stereolithografie-Dienstleister geschickt, die dann die eventuell notwendigen Stützkonstruktionen zufügen. Nach der Festlegung der Baulage erfolgt die Generierung der für die Anlage erforderlichen geometrischen Steuerdaten, das sogenannte „Slicen“. Diese Daten werden an das Fertigungssystem gesendet und bilden die Basis für die Steuerung des Laserstrahls auf der Badoberfläche. Innerhalb weniger Stunden bekommt man ein reales Modell der virtuell im CAD vorhandenen Teile. 147

In einem Programm namens Witbox wird überprüft ob das Modell druckbar ist, die Kriterien sind Volumen, Überhang, Füllmaterial, Größe. Der Versuch aus dem Modell einen 3D Druck im 3Dee Shop (Landstrasse Hauptstrasse 90) anzufertigen scheiterte, da das Modell kein Volumen war. Das „Gebirge“- ähnliche Modell bestand nicht aus einem Volumen, sondern aus einer Fläche. dell nicht druckbar ist kann es im 3Dee Shop nicht verändert oder angepasst werden.

WIXBOX zeigte folgende Fehler * zuviel Überhang * Polygone fehlten * die Brüstungen ist zu schmal * Das Modell ist kein geschlossener Volumenkörper

Was ist ein geschlossener Volumenkörper? Das Modell muss für den 3D Druck ein geschlossener Volumenkörper sein. Eine prägnante Definition wäre, dass ein Volumenkörper keine offenen Kanten hat. Eine andere Art, es zu verstehen, wäre, ihn sich als eine Art Ballon vorzustellen. Wenn sich darin auch nur ein winzig kleines Loch befindet, verliert er Luft, da er nicht luft-/wasserdicht und somit auch nicht volumetrisch ist. Ein Volumenkörper besteht aus seinen äußeren Flächen, wenn diese komplett verbunden sind.

WITBOX Screenshot, 3Dee Store

DI Clemens Grünberger

IT Consulter, Softwareentwickler Clemens Grünberger baut das Modell um, indem er die Stockwerke dazufügt und die Stiege als .stl Datei exportiert. Die Stiege schaut verändert aus und verfügt über keinen Sockel und wirkt nicht mehr filigran. Er ladet von seinem gefertigten Modell das .stl file bei www.netfabb.com rauf. Wir hoffen, dass es diesmal druckbar ist. Er bekommt die Antwort, dass das Modell nicht druckbar ist, da es kein Volumen hat. Das Modell muss für den Druck neu gezeichnet werden. 148

Screenshots, Clemens Grünberger

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Inkompatibilität von Anwendungen Eine tote Fläche ist ein unveränderbares Objekt. Die tote Fläche entsteht beim importieren von Modellen in unterschiedlichen Anwendungnen. Der Grund ist, dass Zeichenprogramme auf Polylinien, Flächen oder Volumen basieren. Sobald man ein flächenbasierendes Objekt in eine polygonbasierende Applikation importiert wird dieses zur toten Fläche. Man kann dann meist nur Objekte zusammenfügen oder Teile ausschneiden.Die Applikationen sind untereinander bisweit meist inkompatibel. Falls man das selbe Objekt in einer anderen Applikation benötigt muss man das Objekt in der gewünschten Applikation neu zeichnen.

Der Wunsch des 3D Drucks Sebastien riet mir, die Stiege neu zu zu zeichnen oder ein Modell aus Karton anzufertigen. Er selbst konnte kleine Veränderungen an der Stiege im Rhino machen, er zog eine Deckenwand ein. Weiters erstellte er eine Animation der 3D Ansicht mit 500 Jpegs. Er exportierte das Modell als .stl (=Stereolithographie) aus AutoCAD. Gleichzeitig wussten wir dass die Brüstung zu dünn für den Druck war. 150

Welche Optionen hatte ich noch im Ärmel um diesen Prozess zu vervollständigen und ein Endprodukt hervorzubringen?

Stereolithographie Stereolithografie (STL oder SLA) ist ein technisches Prinzip des Rapid Prototyping oder des Rapid-Manufacturing, bei dem ein Werkstück durch frei im Raum materialisierende Punkte schichtenweise aufgebaut wird. Die Fertigung eines Teils oder mehrerer Teile gleichzeitig erfolgt üblicherweise vollautomatisch aus am Computer erstellten CAD-Daten.

Dipl. Ing (FH) Peter Kalsberger Produktdesigner

Peter Kalsberger ist Lehrbeauftragter an der Universität für Angewandte Kunst und unterrichtet Darstellungstechniken. Er ist ein schneller und guter Zeichner, arbeitet in der Automobilindustrie als Industrie- designer.

erte das DWG und verwandelte es in ein OBJ, ein offenes Dateiformat zum Speichern von dreidimensionalen geometrischen Formen. Diese Datei enthielt die Angaben der Stiege und war kompatibel mit Alias.

Ganz am Anfang des Projekts fragte ich Peter ob er eine Computerzeichung von der Stiege anfertigen kann. Peter hatte das dafür notwendige Handwerk und Know-how und arbeite mit der Anwendung Alias. Alias wurde 2006 von der Marke Autodesk übernommen, was leider nicht heißt daß das Programm kompatibel mit anderen Produkten von Autodesk ist wie zum Beispiel AutoCAD. Peter benötigte IGES (Initial Graphics Exchange Specification) oder STEP (STandard for the Exchange of Product model data) Files für seinen Entwurf der Stiege. Beide Formate sind neutrale, herstellerunabhängiges Datenformate, die dem digitalen Austausch von Informationen zwischen computer-aided design-Programmen (CAD) dienen. Peter exporti151

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Screenshots: Peter Karlsberger

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Die Stiege, dargestellt in Form eines Volumenkörpers

The good things come to those who wait Ein weiter Weg wurde zurückgelegt im Suchen und Finden neuer Begrifflichkeiten, Anwendungen, Menschen und Dateien. Peter ist am arbeiten und zeichnet einen Volumenkörper der Stiege. Sein Zeitinvestment beläuft sich auf ca. fünf Stunden um das Modell im Alias aufzubauen. Leider kann ich ihm dabei nicht über die Schultern schauen um Euch einen kurzen Bericht über weitere Einblicke in die Konstruktion von 3D Visualisierungen zu schreiben. Mit den computertechnischen Daten wird das Modell aufgebautund eine eine vollständige "Reproduktion" der Stiege hergestellt. Das Modell wird dann aus Alias als STL Datei exportiert. Die Masse der Stiege werden im Alias bestimmt und dann geht das File direkt zum Druck!

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Die 3D Web Community und kostenfreie Applikationen

Clemens informiert mich über vorhandene 3D Web Communities für Tipps & Tricks, wie auch die Möglichkeiten im Web verschiedene Angebote für 3D Druck in Erfahrung zu bringen.

Links * www.3dhubs.com * www.netfabb.com

Tipps & Tricks * Hilfestellungen von Architektur - Studenten an der eigenen Universität * PDF lesen : 3D - Modellierungssoftware - Ein Marktüberblick, J. Olbricht und M. Wirth * Strategie: Use what you got. See where you get! * Ohne Navigationssystem neue Wege ab fahren oder aktives Interesse für ein Spektrum an Erfahrungswerten * Foren und Netzwerke anschreiben und befragen 155

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Was sind die sozialen, technischen und gestalterischen Bedingungen des Fenstertauschs ?

von Martina Schiller

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Windauge

The window used to make space, it asserted placeness. Window seats, sills, bay windows, verandas, shutters, blinds, curtains all marked the position of the window on the facade and in the room. Since the twentieth century, technological advances in window profiles and glass production have allowed many of these nuanced local components to be internalized in the window’s structures, magically invisible. Glass, which initially seemed the perfect partner for the window, took over entirely, culminating in the invention of the curtain wall – a Western invention, which allowed other regions to stake a claim in architecture, liberated from its historic discourses...

Koolhaas, Rem IN: Fundamentals Catalogue 14.Mostra Internazionale di Architettura. Venezia: Marsilio 2014. S211

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Funktionen des Fensters

Das Fenster erlaubt die Versorgung eines Raumes mit Licht und Luft und stellt eine visuelle Verbindung zur Umgebung her. Als Element am Übergang von Innen und Außen markiert es das Ende eines Raumes und den Beginn eines anderen. Durch das Fenster werden Tages- und Jahreszeitrhythmen auch im Innenraum spürbar. Die Durchlässigkeit des Fensters kann meist durch seine Elemente graduell verändert werden. Früher stand die Größe eines Fensters oft in direktem Verhältnis zum sozialen Status seiner BesitzerInnen oder BenutzerInnen. Das Fenster eröffnet sowohl einen Blick von Außen nach Innen, als auch einen Ausblick von Innen nach Außen. Diese Ein- und Ausblicke werden in Abhängigkeit von kulturellen Prägungen ganz unterschiedlich bewertet.

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Vermittler zwischen Innen und Außen

Ausblicke können wie Abbildungen inszeniert werden. Durch eine Serie von inszenierten Ausblicken aus einem Raum oder einer Raumfolge kann ein Kontext re-konstruiert werden. Der Blick wird durch den Wechsel von Öffnung und Schließung auf bestimmte ausgewählte Elemente gelenkt. Inszenierte Ausblicke und Räume als Bildgeneratoren prägen unsere Sehgewohnheiten.

Auch Fenster und Türen können im Anschluss an Michel Foucault als «Dispositive», als Formen der Ermöglichung von Praktiken der Sichtbarkeit, verstanden werden. Auf Ausblicke orientiert und kunstvoll gerahmt, wurden sie zu anspruchsvollen Bildmedien der neuzeitlichen Architektur. Der architektonisch gerahmte Ausblick ist − als «gebautes Bild» − eine spezifisch baukünstlerische Interpretation von Natur. [http://www.nzz.ch/das-fenster-als-motiv-1.18258224

(Letzter

Zugriff

26.05.2015)]

[http://www.sueddeutsche.de/reise/schlechte-aussichten-tolle-leserfotos-hotel-tristesse-1.2105523-20 (Letzter Zugriff 26.05.2015)]

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Fenster Typen

Einfachfenster

Flügel sind bei diesem Typ an der Innenseite der Wand angebracht. Bis ins 19.Jahrhundert waren sie weit verbreitet. Doppelfenster gab es nur in Ausnahmefällen. Um die thermischen Eigenschaften zu verbessern wurde das Einfachfenster im Winter manchmal um eine zweite Fensterebene ergänzt, welche einen wärmedämmenden Luftraum vor dem eigentlichen Fenster schuf (sogenanntes „Winterfenster“). [http://www.historische-bauelemente.com/catalogue/detail/einfachfenster-grunderzeit/4039 (Letzter Zugriff 26.05.2015)]

Isolierglasfenster

Ab dem Ende des 20.Jahrhunderts werden Verbundfenster immer mehr von Isolierglasfenstern abgelöst. Isolierglasfenster sind Fenster mit (Mehrscheiben)-Isoliergläsern aus Holz Aluminium Holz-Aluminium Kunststoff Kunststoff-Aluminium

Kastenfenster

Bei diesem Typus sind an einer Zarge zwei Fenster hintereinander befestigt. Wie oben beim „Winterfenster“ beschrieben, bildet sich zwischen den beiden Fensterebenen ein dämmender Luftraum.

Verbundfenster

als Weiterentwicklung des Kastenfensters. Die zwei Flügel sind nun miteinander verbunden und haben einen gemeinsamen Drehpunkt.

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Fensterelemente

Unbewegliche Teile

Einstemmband mit Aufsätzen

Fenstersturz als obere, waagerechte Begrenzung einer Tür- oder Fensteröffnung Fenstersohlbank als unterer Abschluss außen Laibung als senkrechte Schnittfläche der Öffnung im Mauerwerk innen Zarge, Blend- oder Stockrahmen verbindet Fenstereinfassung und Fensterflügel weitere Stockteilungen sind mit der Zarge fest verbunden

Flügelrahmen senkrechter Schenkel

Bewegliche Teile

Putz Wetterschutzblech Wetterschenkel

Glaslichte

Kämpfer

Fensterflügel wird über den festen Rahmen über ein Fensterband eingesetzt bestehend aus Flügelrahmen, Fenstersprossen und der Scheibe

Sprosse

Rahmen / Stock

Flügelrahmen waagrechter Schenkel [http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/b008382.pdf (Letzter Zugriff 26.05.2015)]

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Etwa 60% des Fensterbestandes in Wien sind laut einem Werkstattbericht der Stadt Wien nicht mehr im Originalzustand erhalten. Nur selten werden neue Kastenfenster eingebaut. Am häufigsten werden PVC Fenster als Ersatz ausgewählt. Die Anschaffungskosten sind bei PVC Fenstern zwar am niedrigsten, allerdings hat das Material eine begrenzte Lebenszeit. Rechnet man die Kosten über die Zeit, so ist ein Holz- oder Holzalufenster kaum teurer.

Fenstertausch

Alle Änderungen des äußeren Erscheinungsbildes werden von der Abteilung für Architektur und Stadtgestaltung (MA 19) hinsichtlich der gestalterischen Einfügung in das örtliche Stadtbild überprüft. Fenster außerhalb von Schutzzonen: Das Fenster muss dem Fassadentypus entsprechend gestaltet bzw. erhalten werden. Kastenfenster innerhalb von Schutzzonen: Bei historischen Fassaden in der Schutzzone, die ursprünglich mit Kastenfenstern errichtet wurden, müssen die Wiener Kastenfenster erhalten oder nachgebaut werden. Ausnahmen sind im Innenhof möglich.

[http://www.wien.gv.at/amtshelfer/bauen-wohnen/stadtentwicklung/baulicheanlagen/fensterauswechslung.html (Letzter Zugriff 26.05.2015)]

Durch die - im Vergleich zum Kastenfenster massiveren Profilstärken wird auch die Qualität des Innenraums verändert. Die mögliche Lichteinfallsfläche wird reduziert. [http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/b008382.pdf (Letzter Zugriff 26.05.2015)]

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Fenster Rüdigergasse

Welche unterschiedlichen Fenstertypen sind vertreten? Welche Materialien und Farbigkeit gibt es? Wo gibt es noch Originalfenster, welche zeitgleich mit dem Gebäude entstanden? Wo wurde getauscht? Ist bei den getauschten Fenstern, die ursprüngliche Teilung übernommen worden?

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Fenster Rüdigergasse

Welche unterschiedlichen Fenstertypen sind vertreten? Welche Materialien und Farbigkeit gibt es? Wo gibt es noch Originalfenster, welche zeitgleich mit dem Gebäude entstanden? Wo wurde getauscht? Ist bei den getauschten Fenstern, die ursprüngliche Teilung übernommen worden?

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Fenster Rüdigergasse

Welche unterschiedlichen Fenstertypen sind vertreten? Welche Materialien und Farbigkeit gibt es? Wo gibt es noch Originalfenster, welche zeitgleich mit dem Gebäude entstanden? Wo wurde getauscht? Ist bei den getauschten Fenstern, die ursprüngliche Teilung übernommen worden?

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Fenster Rüdigergasse

Welche unterschiedlichen Fenstertypen sind vertreten? Welche Materialien und Farbigkeit gibt es? Wo gibt es noch Originalfenster, welche zeitgleich mit dem Gebäude entstanden? Wo wurde getauscht? Ist bei den getauschten Fenstern, die ursprüngliche Teilung übernommen worden?

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Fenster Rüdigergasse

Welche unterschiedlichen Fenstertypen sind vertreten? Welche Materialien und Farbigkeit gibt es? Wo gibt es noch Originalfenster, welche zeitgleich mit dem Gebäude entstanden? Wo wurde getauscht? Ist bei den getauschten Fenstern, die ursprüngliche Teilung übernommen worden?

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Kunststoff

Holz

Isolierglasfenster

Isolierglasfenster

Aluminium Isolierglastür

Holz

Kastenfenster

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Abb.1

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Wie inszeniere ich naturbelassene Räume mit knallfarbigen Objekten?

Spielräume von Marina Windisch

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Im Dezember 2014 skizzierte ich eine Raum auf ein Blatt Papier (Abb. 1). Die Intention dahinter war, eine Werkstatt für meine künstlerischen Prozesse darzustellen. Ich habe einen großen Raum skizziert und schrieb darunter:

„Raum für MICH“. Mit diesem Impulssatz und den ausgewählten Interessensfeldern: „Farbe im Raum“ sowie „Entwurf VS Realisierung“ näherte ich mich dem Gebiet des Interior Designs.

Inspirationen Meine ersten Schritte, um mich mit „Raum“ zu beschäftigen, begann ich bewusst auf meine Umgebung und speziell auf die Architektur zu achten. Besonders in der Burggasse in Wien, ließ ich alle visuellen Eindrücke auf mich wirken: kleine Geschäfte, die von KunsthandwerkerInnen sowie DesignerInnen, geführt werden, Antiquitätenläden mit den skurrilsten Objekten, riesige Graffitis, chinesische Läden mit lustigen bunten Papiertierchen. Ich spähte in die Auslagen und blickte in deren Inneneinrichtungen (Abb.2).

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Abb.2

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Um meine visuelle Herangehensweise weiter zu knüpfen, blätterte ich in zahlreichen Zeitschriften und Büchern. Nach meiner intensiven Recherche stieß ich auf den Künstler „Carsten Höller“. Seine Installationen haben mich imponiert, weil er es schafft, mittels seiner Objekte, die Kunst mit der Naturwissenschaft zu verbinden. Seine Werke lösen eine Irritation aus, wie beispielsweise ein sonnengelbes Nashorn, das mitten in einen Raum liegt oder die riesigen Fliegenpilze, die von der Decke ragen. (Upside- Down Mush Room, 2000; Abb. 3). Besonders spannend finde ich dabei diese Grenze zwischen Realität und Phantasie. Tiere und Pflanzen werden durch unnatürliche Farben oder Größenverhältnis verändern. Was kommt den BetrachterInnen in den Sinn, wenn sie Höllers Installationen zum ersten Mal sehen?

Abb. 3

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Spaß am Experimentieren Die „Bilderflut“ schien mir noch zu wenig und ich brauchte zusätzlich einen haptischen Zugang. Daher kam mir der Gedanke: „Ich spiele mit Farben!“ Ich versuchte mich in diese Momente hineinzuversetzen, wie ich noch klein war und in meiner Sandkiste spielte. Da wurde Sand mit Blätter, Gras, und Steine miteinander vermischt. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Diese spielerische Geste übertrug ich auf meine Praxis und ich begann mit Naturmaterialien zu hantieren. Eine besondere Mischung ergab sich aus Calcium Carbonat, Wasser, Sand und weißem Acryllack. Diesen „Brei“ strich auf Holzstücke. Es kamen dabei beruhigende, naturgetreue Oberflächen zum Vorschein. Als weiteren Schritt fügte ich Löwenzahnblüten zu und es kam wiederum eine interessante Beschichtung heraus. Um das natürliche Spektakel etwas aufzumischen, brachte ich kräftigere Farben ins Spiel. Ich mengte zu der „Naturmischung“ gelbe, blaue, rote, und grüne Acryllacke hinzu. Zusätzlich kam mir die Idee Playdoh zu besorgen. Daraus kreierte ich Objekte, die mit ihren knalligen Farben einen Kontrast zu meinen Naturexperimenten lieferten.

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2D ins 3D In Laufe der Zeit produzierte ich einen kleinen Gegenstand nach dem anderen, sowie druckte Fotos aus und sammelte bei einer kleinen Radtour durch einen Park verschieden geformte Blätter ein. Dann ordnete ich meine Errungenschaften und blickte auf mein farbenfrohes „Mood board“.

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Es war Zeit vom Zweidimensionalen ins Dreidimensionale zu gehen. Ich hatte mir ein experimentelles Setting zusammengestellt und konnte nun alle Teile zusammenbauen. Spielerisch entstanden Räumlichkeiten. Ohne viel darüber nachzudenken, baute ich die Holzstämme, Holzstücke zusammen, fügte die Fotos hinzu. Die Fotos können großflächige Gemälde darstellen, als Decke oder Boden fungieren. Meine bunten Playdoh- Kügelchen streute ich darüber. Dann baute ich das ganze wieder um und kreierte ein neues Modell. Ein Buch, das mich während meines kreativen Phase unterstützt hat, war von Elke Krasny: Architektur beginnt im Kopf. The Making of Architecture, 2008. Darin werden 20 verschiedene ArchitektInnen und Architekturbüros vorgestellt und wie sie ihre kreativen Prozesse mit unterschiedlichsten Materialien und Werkzeugen anheizen. Zum Beispiel gibt es bei „Edge Design Institute“ einen Arbeitstisch mit Legosteinen. Mit Lego werden die ersten Vorstellungen und Ideen kreiert. Diese Dokumentationen haben mich fasziniert und zugleich in meiner ideenreichen Arbeitsweise bestärkt.

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Spielräume Warum eigentlich Spielräume? Ich habe spielerisch Räume inszeniert und davor habe ich Materialien gesammelt, selbst gefärbt und gestaltet. Wie bei einem Puppenhaus, baute ich mir meine kleine Welt zusammen. Die bunten Playdoh Kügelchen erinnern mich an zuckersüße Streuseln auf einem Donut. Bei dieser phantasievollen Vorstellung, überlegte ich mir, was andere Personen in meiner Welt sehen? Daher entschloss ich mich meine Modelle nicht zu dokumentieren. Ich will, dass jeder seine eigene Phantasie anregt und sich selbst ausdenkt, was den diese Spielräume sein können. Ein öffentlicher Raum, eine Bar, ein Museum oder doch lieber ein Spielplatz für kreative Ideen?

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Wie beeinflussen Öffnungen kristalliner Formen und Körper die Lichtsituation im Raum?

ein Entwurf und ein Interiorkonzept von Martina Zodl

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Ich werde + einige ausgewählte Beispiele für kristalline Öffnungen in der Architektur und im Design vorgestellt + Öffnungen kristalliner Körper thematisiert. + exemplarische Darstellungen von Projektionen kristalliner Öffnungen sowie deren experimentelle erkunden. + und den daraus resultierende Designentwurf beschreiben.

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Kristalline Öffnungen in Architektur und Design

…in der arabischen Architektur Die arabische Maschrabiyya stellt eine Vereinigung kultureller, visueller und technischer Aspekte dar. Es handelt sich hierbei um Holzgitter in der Gebäudefassade, welche als traditionelle Elemente der islamischen Architektur zur Beschattung und Belüftung in trockenen und sonnigen Gegenden Einsatz finden. Die Gitter ermöglichen den Blick nach Außen als Rahmen in die Welt, ohne selbst im Inneren erkannt zu werden – dieser Effekt wird aufgrund der hohen Lichtintensität im Außenraum und des dunkleren Innenraumes begünstigt. Die licht- und luftdurchlässigen Öffnungen der traditionellen Maschrabiyya im arabischen Raum folgen zumeist geometrischen Grundzügen, die an die aperiodischen Strukturen der Aneinanderreihungen von Girih-Kacheln erinnern.

Text: vgl. http://www.archdaily.com/510226/light-matters-mashrabiyas-translating-tradition-into-dynamic-facades/, vgl. http:// www.baunetzwissen.de/glossarbegriffe/Sonnenschutz-Maschrabiyya_3255153.html?bid=1557287&index=M, vgl. http:// de.wikipedia.org/wiki/Maschrabiyya Bild:https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/736x/f4/cc/62/f4cc6298d201f9a534026cd326edb58c.jpg

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…als Neuinterpretationen der Maschrabiyya Für einige neuere Gebäude, vor allem im Mittleren Osten, wurde die traditionelle arabische Maschrabiyya einer Transformation unterzogen: bei den folgenden architektonischen Anschauungsbeispielen kommt die zentrale Rolle nicht dem Sichtschutz zu, sondern eher dem Anziehen von Blicken der außenstehenden BetrachterInnen. Die orientalischen Fassadengestaltungen, die sich besonders durch Licht-Schatten-Spiele im Innenraum, sowie räumliche Tiefe und feine Details auszeichnen, verorten die Gebäude in ihrer lokalen Geschichte. Moderne Sensortechnologien und Datenverarbeitung bieten die Gelegenheit, die Maschrabiyya als futuristisches Gestaltungselement in der Architektur zu etablieren, da sie Wege zur dynamischen Kontrolle der Beschattung bahnen.

Text: vgl. http://www.archdaily.com/510226/light-matters-mashrabiyas-translating-tradition-into-dynamic-facades/

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Jean Nouvel Institute du monde arabe

Um 1987 realisierte der französische Architekt Jean Nouvel mit dem Institute du monde arabe eine europäische Neuinterpretation arabischer Architektur mit diversen Anspielungen auf deren zentrale Elemente. Unter anderem zitiert die Südfassade des Gebäudes die Maschrabiyya. Zunächst erscheint die metallische Struktur wie ein dekoratives Element, doch durch 27.000 lichtempfindliche Irisblenden kommt es auch zur Regulation der Menge des einfallenden Sonnenlichts. Sowohl die großen Glasflächen, die sich über das gesamte Gebäude ziehen, als auch die Verwendung von Metall und Beton eröffnen einen Dialog zwischen der arabischen und der europäischen Kultur.

Text: vgl. http://www.archdaily.com/510226/light-matters-mashrabiyas-translating-tradition-into-dynamic-facades/ Bilder: http://ad009cdnb.archdaily.net/wp-content/uploads/2014/05/5383c372c07a80f89f000040_light-matters-mashrabiyastranslating-tradition-into-dynamic-facades_jn_gl_ps_as_paris_institut_monde_arabe_georgesfessy_ext.jpg, http://ad009cdnb. archdaily.net/wp-content/uploads/2014/05/5383c39ec07a8044af00004a_light-matters-mashrabiyas-translating-tradition-intodynamic-facades_jn_gl_ps_as_paris_institut_monde_arabe_georgesfessy_int02.jpg

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Doha Tower

Ein weiteres von Jean Nouvel geplantes Gebäude ist der 200m hohe Doha Tower in Katar (2012). Hier machte sich Nouvel ebenfalls die schattengenerierende Wirkung der Maschrabiyya zunutze. Der Doha Tower gliedert sich in die lokale Identität ein, hebt sich aber doch von den konventionellen Wolkenkratzern und deren neutralen Glasfassaden ab. Die mehrschichtige Ornamentation setzt sich aus vier AluminiumElementen zusammen, die das Gebäude durch variierenden Perforationsanteil in Nord-, Süd-, Ost- und Westseite einteilen.

Text: vgl. http://www.archdaily.com/510226/light-mattersmashrabiyas-translating-tradition-into-dynamic-facades/ Bilder: http://www.ctbuh.org/Portals/0/Feature%20Archive/ Tall%20Building/2012/Doha/DohaTower6.jpg, http://ad009cdnb.archdaily.net/wp-content/uploads/2014/05/5383c4 93c07a80f89f000042_light-matters-mashrabiyas-translatingtradition-into-dynamic-facades

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Louvre Abu Dhabi

Beim Louvre Abu Dhabi, das zurzeit gebaut wird, übersetzt Jean Nouvel die vertikalen Flächen in eine horizontale Dachkonstruktion. Diese erscheint in der Form einer gestauchten Kuppel, die aus einigen Schichten einer metallischen Maschrabiyya besteht und somit die thermischen Gegebenheiten des Innenraumes optimieren soll. Nouvel betonte in einem Interview mit „The National“ die Bedeutung der dynamischen Veränderung der Lichtsituation: „Sunlight passes through two holes, then it is blocked by the third. But this soon changes as the rays move and we get spots of light that appear and disappear, enlarge and shrink … it’s a kinetic effect that is visible to the naked eye because in 30 to 40 seconds you’ll see that one spot is getting bigger and another is disappearing.”

Text: vgl. http://www.archdaily.com/510226/light-matters-mashrabiyas-translating-tradition-into-dynamic-facades/ Bilder: http://ad009cdnb.archdaily.net/wp-content/uploads/2014/05/5383c50fc07a80317a00004a_light-matters-mashrabiyas-translating-tradition-into-dynamic-facades

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Aedas UK Al Bahr Towers

Die aktuelle Renaissance der Maschrabiyya manifestiert sich auch in den Al Bahr Towers in Abu Dhabi von Aedas, dem größten Architekturbüro der Welt. Die etwa 2.000 schirmartigen Module der Fassade werden über eine Photovoltaikanlage betrieben und regulieren je nach Wetterlage mittels eines Schließmechanismus das einfallende Sonnenlicht. Auch die leicht getönten Glasflächen reduzieren den Lichteinfall.

Text: vgl. http://www.archdaily.com/510226/light-mattersmashrabiyas-translating-tradition-into-dynamic-facades/ Bilder: http://ad009cdnb.archdaily.net/wp-content/uploads/ 2014/05/5384afb2c07a8044af0000bd_light-matters-mashrabiyas-translating-tradition-into-dynamic-facades

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…durch quasikristalline Formen im Design Die Mitarbeiter des Architekturbüros Aranda\Lasch gehen in ihrer Konzeption von Installationen, Objekten und Gebäuden sehr experimentell vor. So widmen sie sich unter anderem den Quasikristallen, welche 1982 entdeckt wurden. Diese repräsentieren eine Substanzgruppe, in welcher die molekulare Struktur aperiodisch, also sich nicht wiederholend, angeordnet ist. So entwickelten Designer von Aranda\Lasch die „Quasi-series“, eine Serie von Objekten, die das modulare, aber ‚ungeordnete‘ Arrangement der Quasikristalle thematisieren. Anders als bei den zuvor angeführten Beispielen für die Maschrabiyya zeichnet sich die „Öffnung“ hier nicht durch luft- und lichtdurchlässige, immaterielle Eigenschaften aus – viel mehr ist sie in diesem Zusammenhang als eine Art Ausnehmung zu sehen, die die Form des Objekts vom Quader oder die Form einer Fläche vom Rechteck abhebt.

Text: vgl. http://arandalasch.com/works/quasitable/

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Quasitable

Der Quasitable erfährt die Aperiodizität der Quasikristalle durch seine Ausführung aus Walnussholz. Er wurde aus hunderten kleinen Holzblöcken konstruiert, welche in unendlichen Kombinationen arrangiert werden könnten, obwohl nur zwei Varianten dieser Rhomboid-Blöcke verwendet wurden.

Quasicabinet

Die Öffnungen des Quasicabinets gestalten sich als aperiodische Einkerbungen in die Oberfläche eines Quaders. Ein Schnitt verläuft durch das Relief und markiert das Zusammentreffen der beiden Türen.

Text: vgl. http://arandalasch.com/works/quasitable/, vgl. http://arandalasch.com/works/quasicabinet/ Bilder: ebd.

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1774

Als weiteres Design-Beispiel von Aranda\Lasch, wenn auch nicht im Zusammenhang mit der quasikristallinen Serie zu nennen, ist der Stuhl 1774. Diese besteht aus zahlreichen abgestumpften Tetraedern – hier findet eine Verbindung von Design und ‚regulär‘-kristallinen Strukturen statt. Im Jahr 1774 starb Ludwig XV., im selben Jahr wurde das Metall Mangan entdeckt. Der Aluminium-Stuhl stellt eine Fusion dieser beiden historischen Momente dar.

Text: vgl. http://arandalasch.com/works/fauteuil-chair/ Bild: ebd.

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Öffnungen kristalliner Körper in der Architektur

Richard Buckminster Fuller: Geodesic Domes

Buckminster Fuller arbeitete sein Leben lang in den Feldern der Architektur, des Design, der Geometrie, der Technik, der Wissenschaft, der Kartografie und der Bildung. Unter anderem suchte er nach Möglichkeiten, für Menschen konstruierte Gebäude zu verbessern – durch das Anwenden moderner Technologien in der Konstruktion, sowie durch die Steigerung von Komfort, Effizienz und ökonomischer Zugänglichkeit für eine höhere Anzahl von Menschen. Die aus Dreiecken zusammengesetzte Kugel als Grundform für die Geodesic Domes folgt Buckminster Fullers Prinzip „doing more with less“ – sie schließt das größte Volumen bei kleinster Oberfläche ein und soll somit Material und Kosten sparen. Desweiteren erfolgt die Regulation von Kühlung und Erwärmung durch natürliche Zirkulation.

Text: vgl. http://bfi.org/about-fuller/big-ideas/geodesic-domes Bilder: http://assets.inhabitat.com/wp-content/blogs.dir/1/files/2012/02/Biosphere15.jpg, http://bfi.org/about-fuller/big-ideas/ geodesic-domes

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Grimshaw Architects: The Eden Project

Die Biome des in Cornwall angesiedelten Eden Projects stellen eine Sequenz von acht miteinander verbundenen Kuppeln dar, in welchen eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzen Platz finden. Die Grimshaw Architects legten dabei besonderen Wert auf Effizienz, sowohl in Raum als auch in Material. Die Kuppeln bestehen aus Stahlröhren, welche als Hexagone arrangiert und mit dreischichtigen Folienpolstern überzogen wurden.

Text: vgl. http://grimshaw-architects.com/project/the-edenproject-the-biomes/ Bilder: ebd.

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Projektionen kristalliner Öffnungen im Raum

Tom Dixon: Etch Web

Die kugelartige Lampe „Etch Web“ von Tom Dixon setzt sich aus unregelmäßigen pentagonalen Flächen zusammen. Die Gleichmäßigkeit der Schein-Kugel wird von linearen Ornamenten, ausgehend vom gemeinsamen Ursprung fünf diamantartiger Elemente, unterbrochen. Von der Lampe generierte Schatten erscheinen kristallin. Text: vgl. http://www.designboom.com/design/tom-dixon-etch-web-light-at-luminosity-milan-design-week-2012/ Bild: ebd.

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Olafur Eliasson: Your Sound Galaxy

Wie in den Arbeiten von Tom Dixon und Olafur Eliasson kommt auch im Bereich der orientalischen Lampen Öffnungen in ornamentartiger, oft kristalliner Form eine zentrale Rolle zu. Um die Wirkungen dieses Spiels mit Licht und Schatten untersuchen zu können, baute ich Modelle von sechs der oben angeführten Architektur- und Designbeispiele und fügte diese in einen Referenzraum ein.



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Your Sound Galaxy ist eine Gruppe von 27 Polyedern, die von der Decke in Form zweier konzentrischer Kreise abgehängt wurden. Jeder Polyeder wurde aus einem EdelstahlGerüst und nach Innen ausgerichteten Spiegeln gefertigt. Die Positionierung der Polyeder folgt einem bestimmten System: duale Körper hängen nebeneinander im äußeren Kreis, die Körper, die bei deren Überlagerung entstehen sind im inneren Kreis arrangiert. Bei der Veränderung der Perspektive während des Betrachtens der Installation strahlen die Lichter in den Körpern durch die offenen Kanten nach Außen und produzieren einen Effekt visueller Rhythmen. Text: vgl. http://olafureliasson.net/archive/artwork/ WEK107427/your-sound-galaxy Bild: http://www.frameweb.com/media/files/your-soundgalaxy-mg-0546-108979_slide.jpg

Experimente im White Cube

Facts

Der Referenzraum (White Cube) wurde aus weißem Schaumkarton gebaut (Innenmaße etwa 18*22*18cm), die Modelle wurden aus schwarzem Karton ausgeschnitten (Kantenlänge je 2cm). Außerdem wurde ein Stromkreis, bestehend aus LED, 4,5V-Batterie, Widerstand und Schalter konstruiert. Als Ausgangsmodul für die Modelle wählte ich gleichseitige Dreiecke, da diese sowohl in die Ebene, als auch in den Raum durch Addition von weiteren Dreiecken erweiterbar sind. Somit werden Flächen durch ebendiese dargestellt, als Körper dient das aus zwanzig Dreiecksflächen bestehende Ikosaeder als Annäherung an eine Kugel.

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Versuche Architektur

Anders als bei den später folgenden Design-Beispielen sind bei den Architektur-Beispielen die Einflüsse des Sonnenlichts und der Erdrotation als wichtige Aspekte zu berücksichtigen. Traditionelle Maschrabiyya Die arabische Maschrabiyya stelle ich durch ein Gitter, das aus gleichseitigen Dreiecken in ornamentaler Anordnung besteht, dar. Richard Buckminster Fuller: Geodesic Domes Die Konstruktion von Buckminster Fullers Kuppeln setzt sich aus einem regelmäßigen Gerüst gleichseitiger Dreiecke zusammen, also wurde für dieses Experiment das Gitter diesem Gerüst nachempfunden. Jean Nouvel: Doha Tower Neben einer Mehrschichtigkeit an Ornamentgittern kommt hier auch die Dimension der Bewegung dieser Gitter hinzu.

Text und Bilder: Martina Zodl

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Design Orientalische Lampen Die Öffnungen orientalischer Lampen werden üblicherweise als feingliedrige, geometrische Ornamentgruppen gestaltet, welche in die metallische Oberfläche gestanzt oder geschnitten werden.

Tom Dixon: Etch Web Da es mir nicht möglich war, die kristallinen Ornamente in Tom Dixons Lampe in diesem kleinen Maßstab nachzustellen, stilisierte ich die Form, indem ich die Flächen des Ikosaeders entfernte.

Olafur Eliasson: Your Sound Galaxy Invertiert man meine stilisierte Version der Etch Web von Tom Dixon, erhält man das Ikosaeder-Modell aus Olafur Eliassons Your Sound Galaxy – hier bleiben die Flächen bestehen, die Kanten werden zu Öffnungen.

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Conclusio der Experimente Bei allen Experimenten mit Öffnungen kristalliner Formen und Körper rücken durch das Spiel von Licht und Schatten die strengen Raumkanten des Referenzraumes in den Hintergrund. Die harten Kanten der Modellgitter werden durch die Lichtdiffusion aufgebrochen und viel weicher im Schattenbild dargestellt. Durch unterschiedliche Distanzen zwischen Lichtquelle, Öffnungen und Raumflächen erfahren die Schatten eine perspektivische Verzerrung, die den Raum optisch erweitert – die Regelmäßigkeit der schattenwerfenden Flächen und Objekte bleibt jedoch erhalten. Die zeitliche Dimension, die bei den Beispielen der Fassadengestaltungen hinzukommt, liegt in der Erdrotation und der damit einhergehenden Veränderung der Sonneneinstrahlung begründet – diese Variable eröffnet ein neues Raumgefühl, das durch den Tagesrhythmus definiert wird. Während des Experimentierens mit Licht und Schatten erkannte ich die Grenzen der Modelle im kleinen Maßstab – besonders die feingliedrigen Öffnungen können in dieser geringen Größe nicht nachempfunden werden. An diesem Punkt setzt mein Designentwurf an.

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Designentwurf

Um die zuvor angeführten Lampen ihren Originalen getreuer nachstellen zu können, entwickelte ich ein Konzept, das es mir ermöglichen sollte, mit einem Grundgerüst (inkl. Glühbirnenfassung) die Wirkungen aller drei Lampen zu interpretieren. Im Folgenden werden der aktuelle Stand meiner Entwicklungen, sowie weitere Ideen angeführt. Für meinen Designentwurf behielt ich, wie schon bei meinen Experimenten im kleinen Maßstab, das Ikosaeder als Grundkörper. Dieses wurde aus zwanzig gleichseitigen Acrylglas-Dreiecken mit einer Kantenlänge von etwa 15cm (0,5cm Plattenstärke, Gehrung ca. 70°) konstruiert. Ein Dreieck wurde mit einer passenden Bohrung für die Glühbirnenfassung versehen, ein weiteres wurde an einer Ecke abgeschnitten, um die Luftzirkulation der Bodenlampe zu ermöglichen. Um mit diesem Grundkörper drei Leuchtobjekte darstellen zu können, entwarf ich drei verschiedene, wechselbare Hüllen. Diese fertigte ich aus Graukarton an, da dieser – in jeder der Formen – einen unfertigen Entwurfscharakter mit besonderem Charme generiert. Ähnlich wie bereits meine Experimente im White Cube zeigen, verhält es sich auch im größeren Maßstab mit Licht und Schatten der kristallinen Formen.

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Tom Dixon: Etch Web Die feineren, kristallinen Öffnungen im Gefüge des Ikosaeders öffnen den Raum in alle Richtungen durch perspektivische Verzerrungen von Licht und Schatten – anders als beim kleinen Experiment verliert sich die Regelmäßigkeit der Strukturen im Raum, da das Leuchtobjekt direkt mit einer Raumfläche in Kontakt kommt. Die Schattenkanten sind am Standort der Leuchte, sowie deren naher Umgebung klar definiert, mit steigender Entfernung der Flächen geht diese Klarheit verloren und geht über in weiche Verläufe von Licht und Schatten. Die entstehenden Schattenstrukturen muten an gotisch-sakrale Bauten an.

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Olafur Eliasson: Your Sound Galaxy

Diese Variante des Leuchtobjekts verhält sich wie sein kleineres Vorgängerexperiment: die Schattenkanten wirken relativ hart und scheinen den Raum zu teilen – natürlich steigt auch hier mit der Entfernung der Flächen vom Leuchtobjekt die Unschärfe der Schatten. Die Kubatur des Raumes wird aufgehoben, dieser scheint durch die Lichtflächen zum Polyeder (mit mehr als sechs Flächen) zu verwandeln.

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Maschrabiyya_Leuchte Hier zitiere ich die Maschrabiyya – die feingliedrig-kristallinen Strukturen der Schatten unterziehen den Raum einer kugelartigen Transformation. Auch hier wird die Regelmäßigkeit durch die Verzerrung als Resultat der Distanz zu den schattenauftreffenden Ebenen aufgehoben.

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Weitere Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten

Da ich meinen Entwurf als sich noch in der Anfangsphase befindlich ansehe, werde ich daran weiterarbeiten. Ich möchte mir für meine nächsten Schritte die Technik des Lasercuttens zunutze machen, vor allem um präziser, aber auch um schneller arbeiten zu können. Desweiteren überlege ich die Form der Grundkörper und deren Öffnungen zu variieren und ob die Verwendung eines AcrylglasPolyeders für meinen zukünftigen Prozess tatsächlich notwendig ist. Außerdem möchte ich computergestützt auch eigene ornamentalkristalline Öffnungen generieren und die Auswirkungen der Überlagerung mehrerer solcher Strukturen erforschen.

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Öffnungen

Gestaltungsprojekt S 2015 von AProf. Mag.a art. Michaela Martinek Beträge von: Benjamin Eichhorn, Monika Haas, Claudia Kraguji, Renate Niederle, Linda Partaj, Stefanie Salzburger, Edwina Sasse, Anna Scheer, Martina Schiller, Marina Windisch, Martina Zodl, © 2015 Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung DAE – Design, Architektur und Environment für Kunstpädagogik, Univ.Prof. Mag. Christoph Kaltenbrunner, BSc. Kontakt DAE Sekretariat Doris Müllner +43-1-71133-2737, [email protected] Universität für angewandte Kunst Wien, Oskar-Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien, www.dieangewandte.at, www. facebook.com /dieangewandte 212

Impressum

Autor: Universität für angewandte Kunst Wien Herausgeber: Dr. Gerald Bast, Michaela Martinek Grafische Gestaltung: Linda Partaj Fotos und Texte: © Soweit nicht anders angegeben bei den Studierenden Alle Rechte vorbehalten: Universität für angewandte Kunst Wien Das Werk und alle in ihm enthaltene Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege oder der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Jede Verwendung ist ohne schriftliche Zustimmung der Universität für angewandte Kunst Wien unzulässig und strafbar. 213

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