In Stereo F R A N K F U R T A N D E R O D E R I M J A H R

In Stereo FRANKFURT AN DER ODER IM JAHR 1876 E I N S T E R E O S K O P I E - K A L E N D E R F Ü R DA S J A H R 2 0 1 3 I N S T E R E O – F R A N ...
Author: Martina Kohler
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In Stereo

FRANKFURT AN DER ODER IM JAHR 1876

E I N S T E R E O S K O P I E - K A L E N D E R F Ü R DA S J A H R 2 0 1 3

I N S T E R E O – F R A N K F U R T A N D E R O D E R I M J A H R 18 76

„Monument des Helden und Dichters von Kleist“ im Park. Im Auftrag der Frankfurter Loge „Zum aufrichtigen Herzen“ zum Gedenken des Dichters Ewald Christian von Kleist vom Potsdamer Bildhauer Melchior Kambly geschaffenes Denkmal in Form einer dreiseitigen Pyramide aus Sandstein. Das im Juli 1779 auf seinem Grabhügel auf dem Friedhof vor dem Gubener Tor (heute Park) eingeweihte Denkmal wurde zum 102. Todestag Kleists am 24. August 1861 umfassend restauriert. Die Familie von Kleist stiftete das neue Gitter zur Einschließung des Denkmals.

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Die Große Oderstraße. Als eine der vornehmsten Hauptstraßen der Stadt durchzog die Oderstraße die gesamte, einst ummauerte Stadt vom Gefängnis am Untermarkt im Norden (heute Musikschule) über den Markt beim Rathaus bis zur Regierungsstraße im Süden. Im Bild die westliche Straßenseite mit den Nummern 8 bis 25, darunter das große Haus der Kgl. Hofbuchdruckerei Trowitzsch & Sohn (Nr. 21), sowie die östliche Seite Nr. 40 bis zum Appellationsgericht Nr. 53/54. Von diesen Gebäuden ist einzig das Haus Nr. 42 (im Bild rechts 3. Haus), die Löwen-Apotheke, erhalten geblieben.

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Das Kommandanturgebäude, Wilhelmsplatz 11 (heute teilweise überbaut vom Hochhaus Gubener Str. 1 und nördlicher Grün- und Straßenfläche). 1838 kaufte die Kgl. Intendantur des III. Armeekorps das einst dem Kgl. Oberlandesgerichtspräsidenten von der Reck gehörende Haus an und ließ es größer aufführen. Bis zur Verlegung nach Berlin lebte hier der Kommandierende General des III. Armeekorps, danach der Kommandeur der 5. Division. Zur Zeit der fotografischen Aufnahme wohnte im Haus der General-Leutnant und General-Adjutant des Kaisers Bernhard von Kessel.

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FR Karfreitag

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Blick vom Wilhelmsplatz in die Fürstenwalder Straße (heute Heilbronner Straße). Mit der Verlegung der Straßenführung nach Westen von einst oberhalb der Halben Stadt zur Ziegeleistraße – wie dieser erste Teil der Fürstenwalder Straße vordem hieß – veränderte sich das Bild der Stadt. Aus ehemaligem Ziegeleigelände wurde eine bevorzugte Wohngegend. Rechts im Bild die noch jungen Bäume des Wilhelmsplatzes. Dahinter das Haus Fürstenwalder Straße 1, das sich der Maurermeister Höpfener 1846/47 errichtete. Im Haus befand sich später der Theater-Keller, im Bezug auf das unmittelbar benachbarte, 1842 eröffnete Theater.

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Lindenstraße von Norden. Der einstige Weg längs des Angers zum Carthaus, den der Professor Beckmann 1679 mit Linden bepflanzen ließ, wurde nach 1705 zum bevorzugten Sommersitz begüterter Frankfurter. Durch die seit etwa 1840 entstehenden mehrgeschossigen Mietshäuser änderte sich der Charakter der Straße. Im Bild links das letzte Haus der Lindenstraße (Nr. 31 – Wohnhaus – Fabrik Mattschas, 1904 überbaut). Die folgenden vier Häuser bis zum einstöckigen Haus Nr. 26 (heute Nr. 37) existieren heute infolge der Neubebauung und des Durchgangs zur Gubener Straße nicht mehr.

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Pfingsten

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DO Fronleichnam

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Im Carthausbad (heute überbaut mit dem Stadion). Auf dem Gelände des 1821 eingerichteten Carthausbades befand sich einst das 1396 gestiftete und 1540 der Universität übereignete Carthauskloster. Nach der Verlegung der Universität wurde das Gelände verkauft. Es entstand ein Gast- und Badehaus, das der Brauereibesitzer Muth schnell zu einem beliebten Ausflugsort der Frankfurter machte. Als die Fotografie entstand, wurde gerade die Mauer zur Gubener Vorstadt abgerissen und unter Verwendung eines Teiles des Grundstückes entstand vor dem Carthausbad der „Platz am Carthaus“.

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I N S T E R E O – F R A N K F U R T A N D E R O D E R I M J A H R 18 76

Die Große Scharrnstraße. Frankfurts zweite große Straße – hier befanden sich einst die Fleischscharren - reichte von der Regierungsstraße bis zum Untermarkt. 1900/03 wurde sie bis zur Logenstraße verlängert (heute neu bebaut, reicht nur noch von der Logen- bis zur Slubicer Straße). Im Bild rechts die der Marienkirche vorgelagerten Häuser, dann ein zur Bischofstraße zählendes Haus (heute hier Cine Star) und anschließend, zurückgesetzt, die Häuserzeile „Sieben Raben“ am Markt. Im Hintergrund die reformierte Kirche mit ihrem barocken Turm (ab 1880 umfassend umgebaut, heute Friedenskirche).

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In den Anlagen I (heute Lennépark). Auf Anregung des Weingroßhändlers Michael Lienau konnte 1835 Gartendirektor Peter Joseph Lenné für die Gestaltungs- und Bepflanzungsplanung der entstehenden Anlagen gewonnen werden. Der neue Park wurde mit über 250 teils seltenen Baum- und Straucharten und -sorten bepflanzt. Bis 1845 entstand aus der die Stadt beengenden westlichen Wall- und Grabenanlage eine schöne Promenade. Im März 1868 wurde im Wasserlauf ein Schwanenhäuschen aufgestellt, welches schon Anfang April von den eingetroffenen Schwänen in Besitz genommen wurde.

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DO Mariä Himmelfahrt

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In den Anlagen II (heute Lennépark). Das erste Monument, das in den Anlagen aufgestellt wurde und dem noch weitere Denkmale folgen sollten, war die von der Stadt angekaufte Bronzebüste des 1840 verstorbenen Königs Friedrich Wilhelm III. Die von Christian Daniel Rauch gefertigte und von Fischer gegossene Büste wurde am 6. Juni 1862 feierlich enthüllt. Um dem Publikum den Zugang zu dem auf einer Dorischen Säule stehenden Standbild zu ermöglichen, wurden zusätzlich neue Wege angelegt. Wie lange das Denkmal dort stand ist unbekannt. 1879 wird es nicht mehr genannt.

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Denkmal für den Prinzen Leopold von Braunschweig in der Dammvorstadt (heute Słubice). Für den beim Frühjahrshochwasser 1785, beim Versuch zu helfen, in der Oder ertrunkenen Regimentskommandeur wurde 1787 ein nach den Plänen von Bernhard Rode geschaffenes Denkmal eingeweiht. 1873 ließ der damalige Herzog von Braunschweig das Denkmal für seinen Vorfahren restaurieren. Dabei folgte er jedoch nicht der Anregung, die Umgebung des Denkmals zu kaufen und so zeigt die Fotografie das neben dem Grundstück Holzhofstraße 16 sehr eingeengt stehende Denkmal. Das änderte erst 1882 der Verschönerungsverein.

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DO Reformationstag

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Blick vom Turm der Marienkirche. Von der Kirche sah man nach Norden bis zur reformierten Kirche und darüber hinaus. Der Fotograf blickte von hier auf das Rathaus und den von der Junkerstraße (heute Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Straße) begrenzten Markt. Bei seiner Aufnahme war es noch nicht lange her, dass die Scharren mit den Renaissancegiebelchen und die anderen Verkaufsstände an der westlichen und südlichen Rathausseite abgerissen und eine Freitreppe als Zugang entstanden war. Die an der Ostseite angebauten Häuser mit dem „Kleinen Rathaus“ bestanden noch und wurden erst 1911 abgebrochen.

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In der Marienkirche. Nach dem Einsturz des südlichen Turmes am 15. Mai 1826 wurde Karl Friedrich Schinkel mit der Sicherung und Wiederherstellung der Kirche beauftragt. Dabei wurde auch im Innern manches verändert. Die abgebildete Aufnahme zeigt den Blick nach Osten zum Chor mit dem Hochaltar von 1489. Davor der 4,70 m hohe siebenflammige vergoldete Bronzeleuchter aus dem 14. Jahrhundert. Die heute nicht mehr vorhandene zweite Stereoskopaufnahme vom Kircheninneren führte den Blick über die neue Kanzel auf die 1834 geweihte, vom Berliner Orgelbauer Buchholz hergestellte Orgel.

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Blick auf die Häuser am Markt. Als Robert Ochs 1876 diese Aufnahme machte, war Frankfurt an der Oder eine bedeutende Provinzstadt, Zentrum eines der größten preußischen Regierungs- und Gerichtsbezirke sowie immer noch eine gut besuchte Messestadt. Hier lebten fast 47.000 Einwohner. Es gab in der Stadt und den Vorstädten 2.025 bewohnte Gebäude. Die Unterschiede zwischen der eigentlichen Stadt und den Vorstädten verschwanden. Als neues Zentrum entwickelte sich der Wilhelmsplatz. Das alte Zentrum war der Markt beim Rathaus mit seinen Häusern aus der Zeit der Gotik, Renaissance und des Barocks. Zu den schönsten Häusern der alten Stadt zählten das Eccius- und das Bolfrashaus, die sich an der Großen Oderstraße links und rechts der Bischofstraße befanden. Vom letzteren ist erstmals 1583 zu lesen, als es noch im Besitz des Bürgermeisters Albrecht Wins war. Von ihm übernahm es Bürgermeister Adam Bolfras. Sein Sohn Michael ließ es 1597 vollständig umbauen. Der besondere Schmuck des Hauses mit seinem hohen mittelalterlichen Dach war der Renaissanceerker aus Sandstein, der gleichsam die südöstliche Marktecke markierte. 1889 zerstörte ein Brand das alte Dach. Es wurde durch ein niedrigeres Schieferdach ersetzt.

Titelbild:

FRANKFURT AN DER ODER IM JAHR 1876 – IN STEREO Ab Mitte der 1850er Jahre wurden sie in Deutschland populär – die Stereoskopbilder. Nachdem 1856 in Frankfurt (Oder) im Haus des Bildhauers Schulz, Große Oderstraße 9, eine Berliner Dame in einer Ausstellung die neuesten Stereoskope aus Paris zeigte und der Besucher gegen fünf Silbergroschen die Stadt an der Seine und natürlich auch Notre Dame in räumlich erscheinenden Fotografien sehen konnte, nahmen auch die hiesigen Fotografen wie Schreiber, Wilde und Albert Clément (Clément & Cordes) Stereoskope in ihr Angebot auf. Mittels einer Aufnahmekamera mit zwei nebeneinander angebrachten und sich gleichzeitig öffnenden Objektiven gelang den Fotografen ein versetzt aufgenommenes Bilderpaar. Sah man sich die auf einem querformatigen Fotografenkarton nebeneinander montierten Bilder mit einem Linsen- Stereobetrachter an, erblickte man auf einmal ein räumliches Bild. Das menschliche Gehirn machte es möglich – zuerst Paris, dann London und nun auch Frankfurt an der Oder in 3-D. Trotz der nun auch in Frankfurt ausgebrochenen „Stereoscopmanie“, sind aus der frühen Zeit keine Stereoskope im Frankfurter Stadtarchiv überliefert. Die frühesten stammen aus dem Jahr 1876 und wurden von der hiesigen fotografischen Anstalt Schreiber und Ochs aufgenommen. Für den Fotografen, der die Aufnahmen mit seinen in England hergestellten Dallmeyer-Patent-Objektiven machte, war die Anfertigung der Aufnahmen recht mühselig. Noch wurde die Gelantine-Trockenplatte nicht fabrikmäßig hergestellt. Man arbeitete mit dem nassen Kollodiumverfahren. Die Glasplatte musste unmittelbar vor der Belichtung mit der lichtempfindlichen Schicht begossen werden, erst dann konnte die 10 Sekunden dauernde Aufnahme erfolgen. Anschließend musste gleich die Platte entwickelt werden. Es galt also die Aufnahmesituation gut zu organisieren, das Publikum zu verteilen und sie zum ruhigen Ausharren während der Belichtungszeit zu animieren. Wer sich bewegte, verschwand aus dem Bild.

Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 1876 erschien die aus 15 Teilen bestehende Serie. Sie wurden als Einzelkarten, aber auch als Serie wahrscheinlich in einer beschrifteten Hülle angeboten. Noch gab es kaum mit Bildern versehene Postkarten – die damals noch „Correspondenzkarte“ hieß - und so wurden die Stereoaufnahmen mit Frankfurts öffentlichen Gebäuden, Denkmalen und den Straßenansichten sicher nicht nur von den Frankfurtern zu Weihnachten, sondern auch von den zahlreichen Besuchern der jährlich stattfindenden drei Messen gekauft. Im vorliegenden Kalender werden die 13 im Frankfurter Stadtarchiv überlieferten Stereoskope veröffentlicht. Leider nicht mehr vorhanden ist die Nr. 9, „Post und Prinz von Preußen“ (Ecke Regierungs- / Gr. Oderstraße, das alte Kommandantenhaus und das Geburtshaus Heinrich von Kleists) sowie die Nr. 15, die zweite Innenaufnahme von St. Marien. Die „Photographische Anstalt von Schreiber & Ochs“, die Herstellerin der Stereoskope, ist Frankfurts ältestes Foto-Atelier. Zogen seit 1844 immer wieder Fotografen, die sich nach Louis Daguerre, dem Erfinder des ersten praktisch verwendbaren fotografischen Verfahrens Daguerreotypisten nannten, durch die Stadt, so begann mit dem 1815 bei Schmiedeberg in Schlesien geborenen Carl Louis Alexander Schreiber Frankfurts „feste“ Fotografiegeschichte. Der Ökonom war 1847 nach Frankfurt gekommen, um hier Seidenbau zu betreiben. Neben der Anpflanzung von Maulbeerbäumen auf den sog. Judenbergen betätigte er sich in seiner gleichfalls in der Dammvorstadt gelegenen Wohnung (Crossener Str. 11 b, später Nr. 20, heute Słubice ul. 1-go Maja 13, unbebaut) als Daguerreotypist. Um 1851 verlegte er sein Atelier zum Grundstück Wilhelmsplatz 5 (unmittelbar nördlich des Hospitals St. Spiritus, heute dort das Hauptpostgebäude). Nach einer vorübergehenden Verbindung zum zweitältesten Atelier des Ferdinand Wilde

(„Schreiber & Wilde“, Lohhof 1) kehrte er 1860 zum Wilhelmsplatz zurück. Die Wahl des Standortes am neuen Wilhelmsplatz erwies sich als recht glücklich. Inzwischen hatte Ziegelleibesitzer Friedrich Poll das Grundstück als neuer Eigentümer übernommen, es wurde gebaut und für das Publikum attraktiver gemacht. Hier befand sich eines der beliebtestes Gartenlokale der Stadt, der Victoria-Garten, wo später „bei feenhafter Beleuchtung und Decoration der arabischen Halle, der Orangerie und des ganzen Gartens“ abwechselnd die Kapellen des Leib-Grenadier-Regiments unter Leitung des Kgl. Musik-Direktors Gottfried Piefke und des 18. Feld-Artillerie-Regiments unter Musikmeister Richter Konzerte gaben. Carl Schreiber ließ sich hier 1860 an einem neu entstehenden Hintergebäude ein fotografisches „Glashaus“ errichten. Fortan konnte er auch im Atelier fotografische Aufträge realisieren. Doch gerade seine aufwändigen Außenaufnahmen hielten den flüchtigen Augenblick im Bild fest und so verwundert es nicht, dass der Fotograf, der auch Stadtverordneter und Mitglied des Historischen Vereins war, dem Verein Abzüge von besonderen historischen Ereignissen überreichte. Nach seiner Scheidung verliert sich im Jahr 1865 seine Spur, um 1870 ist er wahrscheinlich verstorben. Das Atelier führte seine geschiedene Ehefrau Louise Schreiber fort. 1869 als Mitarbeiter erstmals erwähnt, wurde der junge Maler und Fotograf Robert Ochs 1871 Mitinhaber des Geschäfts, das sich fortan „Schreiber & Ochs“ nannte. Durch Investition in neue Technik und die Vergrößerung des Ateliers durch einen Anbau 1875 gelang es der Firma weiter eines der ersten Ateliers in Frankfurt (Oder) zu bleiben. Wie einst Carl Schreiber fotografierte Robert Ochs die Stadt. Unter anderem entstanden im Jahr 1876 die hier veröffentlichten Stereoskopaufnahmen und die in gleicher Zeit angefertigte Serie von 25 Ansichten der Stadt im Cabinetformat. Als Robert Ochs am 6. August 1882 das gleichfalls heute noch überlieferte Bild von der Einweihung des Denkmals für die Gefallenen der drei

Dieser Kalender entstand in Zusammenarbeit der kalender manufaktur verden mit dem Stadtarchiv Frankfurt (Oder) Idee und Texte: Ralf-Rüdiger Targiel, Stadtarchiv Frankfurt (Oder) Reproduktionen nach den Originalen des Stadtarchivs: Petra Schaft, Stadtarchiv Frankfurt (Oder) Alle Rechte an den Abbildungen verbleiben beim Stadtarchiv. Nachdruck wie auch Übernahme auf elektronische Datenträger sowie Einspeicherung in das Internet und andere elektronische Medien bedürfen der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Stadtarchivs Frankfurt (Oder)

Kriege 1864, 1866 und 1870/71 auf dem Wilhelmsplatz (dieser Teil heute Zehmeplatz) machte, führte er zusammen mit Elisabeth Margarethe Schreiber und deren Schwester Valesca Johanna das Atelier. Die beiden Töchter von Louise Schreiber hatten nach dem Tod der Mutter am 9. Juni 1879 deren Anteile übernommen. Doch schon bald schied er aus dem Geschäft aus und gründete gegenüber, im Haus Wilhelmsplatz 14 (heute Zehmeplatz 12) sein eigenes Atelier. Zwar erweiterte Elisabeth Schreiber nach seinem Ausscheiden 1885 abermals das zweistöckige Atelier, die Geschäfte schienen jedoch nicht mehr zufriedenstellend gelaufen zu sein. Um 1889 folgte ein neuer Partner („Schreiber & Schmidt“) und im Juli 1890 verkaufte sie schließlich das Unternehmen an den Maler und Photographen Carl Rumpff aus Dresden. Hatte er dabei zu hohe Erwartungen? Erfüllte sich bei inzwischen 12 weiteren Ateliers in der Stadt, darunter auch die aus Berlin hierher übergesiedelte bekannte Fotografen-Firma „L. Haase & Co“, seine Geschäftserwartung nicht? Wahrscheinlich verkaufte er bereits 1891 die Firma weiter an den Fotografen Kindermann. Johann Kindermann berichtete später, dass er als erster Fotograf in Frankfurt Autochrom-Aufnahmen fertigte und sich gleichfalls als erster Fotograf eine elektrische Lichtanlage für Aufnahmen und Vergrößerungen legen ließ und damit Aufnahmen unabhängig vom Tageslicht machen konnte. Er führte sein Atelier über mehrere Jahrzehnte fort. Dies aber nicht mehr auf dem Grundstück Wilhelmsplatz 5, denn die Häuser wurden bald nach 1900 für den Neubau der Gebäude für die Kaiserliche Ober-Postdirektion abgerissen. Mit der dem Kalender beiliegenden Lorgnette können Sie die Bilder betrachten. Bitte haben Sie Geduld, schauen Sie die beiden Aufnahmen an, variieren Sie den Abstand des Blattes zur Lorgnette so lange, bis Sie in der Mitte eine räumliche Aufnahme sehen.

Satz und Druck:

kalender manufaktur verden

Stadtarchiv Frankfurt (Oder) Collegienstraße 8-9 15230 Frankfurt (Oder) Telefon: 0335 6803004 Telefax: 0335 6802773 E-Mail: [email protected] www.stadtarchiv-ffo.de

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