In Afrika neu entdeckte neurotrope Yirusarten

Zeitschr. f. Hygiene, Bd. 134, S. 212--218 (1952). Division of Medicine and Health of The Rockefeller Foundation New York, N. u In Afrika neu entdec...
Author: Jonas Heidrich
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Zeitschr. f. Hygiene, Bd. 134, S. 212--218 (1952).

Division of Medicine and Health of The Rockefeller Foundation New York, N. u

In Afrika neu entdeckte neurotrope Yirusarten. V0n K. C. SMITHBURNo

(Eingegangen am 8. Oktober 1951.)

Als die Untersuchungen yon SAWYERund WHITM~,N1 gezeigt hatten, dal3 Gelbfieber unter der BevSlkerung yon Ostafrika in Gegenden aufgetreten war, in denen man sein Vorkommen bisher nicht vermutet hatte, sahen es die verantwortlichen medizinisehen Stellea und GesundheitsbehSrden ffir wfinschenswert an, in jenen Gegenden weitere Kenntnisse fiber das Vorkommen der Krankheit zu sammeln sowie Bek/impfungsmai~nahmen zu finden und anzuwenden, um ihre Verbreitung in andere, bisher nieht betroffene Gebiete zu verhindern. Das Kolonialamt in London und die Regierung des Protektorats Uganda luden die ,,International Health Division" (jetzt ,,Division of Medicine and Health") der ,,Rockefeller Foundation" ein, in Uganda ein gemeinsam zu unterstfitzendes Forschungsprogramm fiber Gelbfieber durehzuffihren. Demgem~tl~ wurde im Oktober 1936 in Uganda unter der Leitung yon Dr. A. F. ]V[AI~AFFr, Mitglied der ,,International Health Division", das ,,Gelbfieber-Forsehungsinstitut" mit Hauptsitz, Biiros und Laboratorien in Entebbe er6ffnet. Ira April 1946 schied Dr. MAr~AFF:~aUS, um als Direktor in London die Leitung der medizinischen Forschung in den Kolonien zu fibernehmen. Von diesem Zeitpunkt bis Dezember 1948 wllrde das Institut yon Dr. K. C. SMITHBURIggeleitet. !m Jahre 1949 war Dr. S. F. KITCHEN als Direktor t~tig. Mit dem Ausscheiden der Rockefeller-Stiftung Ende des Jahres 1949 gingen die VermSgenswer~e und die Leitung des Instituts in britische H/~nde fiber, und zwar in die yon Dr. E. S. HORGAN.

In Anbetracht des erweiterten T~tigkeitsbereichs wurde das Institut in ,,Virusforschungsinstitut" umbenannt. Seit seiner Er6ffnung galt ein Teil der T/itigkeit einem umfassenden, im Freien durchgefiihrten Arbeitsprogramm. I m Jahre 1937 wurden im Toro-Distrikt des Bezirks Bwamba/West-Uganda Untersuehungen eingeleitet. Sparer wurde dort eine st/indige Feldstation gebaut und die im Freien erfolgenden Untersuchungen wurden haupts/ichlich in dieser Gegend ausgeffihrt, obgleieh aueh weiterhin in andere Gebiete von Uganda sowie in andere Liinder Expeditionen unternommen wurden. Die yon dem Mitarbeiterstab des Instituts im Freien und im Laboratorium koordiniert durqhgeffihrten Gelbfieberstudien haben maBgebend zur Kenntnis der Epidemiologie des Gelbfiebers in Afrika beigetragen.

In Afrik~ neu entdeckt.e neurotrope Virusarten.

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In diesem Artikel befassen wir uns jedoch mit der Besprechung verschiedener Virusarten, die bei diesen Gelbfieber-Untersuchungen ganz zuf~llig entdeckt wurden. Die in der Gelbfieberforsehung am hiiufigsten verwendeten Versuehstiere sind weiSe (Schweizer) ~i~use. Das Gelbfiebervirus fib~ in ihnen seine Hauptwirkung auf das Nervensystem aus und verursacht Encephalitis; das Virus mul~ jedoeh, um wirksam zu sein, intracerebral eingeffihrt werden. Die epidemiologischen Untersuehungen galten der Suche nach infizierten ~enschen und wilden Tieren sowie der Fahndung nach Virus-l~bertri~gern im Waldzyklus der Infektion. Oft wurden die Sara yon Menschen, bei denen K~'ankheitsverdaeht bestand, in MiSuse eingeimpft, und hiiufig wurden auf der Suche nach Ubertriigern Suspensionen yon Insekten routinemi~l~ig auf Virus gepriift. Es ist daher nieht weiter fiberraschend, da8 im Verlauf dieser Untersuehungen auch andere, fiir weiBe ~li~use (jedoch nicht zwangsls auch fiir den Mensehen) neurotrope Erreger gefunden wurden. Die folgenden Virusarten wurdeu wahrend dieser Studien auger dem Gelbfiebervirus aus den angegebenen Quellen isoliert: Virus

J a h r der Isolierung

Bwamba-Fieber ~ . . . . . . . West-Nil 8 . . . . . . . . . . Semliki-Wald* . . . . . . . . Bunyamwera ~ . . . . . . . . Ntaya ~ . . . . . . . . . . . Rift-Tal-Fieber 7 . . . . . . . Mengo_Encephalomyelitiss, 9 . .

1937/38 1937 1942 1943 1943 1944 1946/47

Z i k a 10 . . . . . . . . . . . . Uganda-Sn . . . . . . . . .

1947/48 1947

Atmahl der S~imme

Quelle

Menschen-Blut Menschen-Blut Moskitos Moskitos Moskitos Moskitos Rhesusaffen: Riickenmark, Blur Moskitos Menschen-Blut Mungo-Blur K6deraffe, Moskitos Moskitos

Das Rift-Tal-Fiebervirus war natfirlich bereits bekannt. Sp~ter wurde en~deekb, dab das Mengo-Virus mit 3 Virus-Sti~mmen identiseh ist, die in den Vereinigten Staaten isoliert wurden, namlich mit dem M~-, Columbia SK- und Encephalomyocarditis-Virus~2, la. Die restlichen oben genann~en 7 Virusarten sind sowohl untereinander als auch yon allen bisher bekannten Virusarten, mit denen sie verglichen wurden, versehieden. Es is~ anzunehmen, dad sie alle unbekaunt waren. Es s nun ein kurzes Resumg fiber die Tatsachen, die yon jeder dieser 7 Virusarten bis heute bekannt sind. Das Bwamba-Fieber und seiu Erreger. Gegen Ende des Jahres 1937 wurde in Uganda eine in den Bezirk Bwamba hinein verlaufende

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K.C. SMITHBURlg:

StraBe gebaut. Viele der daran beteiligten Arbeiter stammten nicht yon dort, sondern yon auBerhalb. Da in Bwamba Gelbfieber verbreitet ist, wurde erwartet, dab sich manche der Arbeiter w~hrend des StraBenbaus im Wald die Krankheit zuziehen wiirden, zumal schon friiher in Siidamerika das Eindringen in Waldgebiete mit Dschungel-Gelbfieber in Zusammenhang gebracht worden war. Dr. MA~AFrY richtete deshalb ffir die Arbeiter eine Kra~fl~enabteilung ein und alle Personen, die sieh meldeten, wurden untersucht. Jedoch waren Leute mit fieberhaften Erkrankungen yon besonderem Interesse. I m Dezember braeh unter den Arbeitern eine Krankheit aus, die sich bis zum Mai 1938 hinzog. Die Krankheit begann meist plStzlich und m/s heftig mit Fieber und starken Stirnkopfschmerzen. Bei einigen Patienten traten mit Krankheitsbeginn, bei anderen naeh etwa 1 Tag, in den lumbalen und cervicalen Regionen Rfickensehmerzen mit m/~l~iger Schw~che auf. Die Temperaturen sehwankten bei Krankheitsbeginn zwischen 37,8 und 39,3 ~ C. Der Puls war auffallend niedrig und betrug durehschnittlich 84. Beachtenswerte, positive physische Kennzeichen wurden nicht festgestellt. Das Fieber dauerte 2 - - 5 Tage. Die Kopf- und die Riiekensehmerzen hielten jedoch in den meisten F/~llen naeh dem Abflauen des Fiebers noch weitere 2 - - 3 Tage lang an. Die Wiederherstellung erfolgte raseh und vollstKndig. TodesfKlle traten nieht ein und bei keinem der festgestellten F/~lle konnten irgendwelche Naehwirkungen beobaehtet werden. Das Virus wurde yon 9 Patienten aus Blur, das kurz naeh Kralrkheitsbeginn entnommen worden war, durch intracerebrale Verimpfung des Blutserums auf weil~e M~use isoliert. Die Beziehung des Virus zur Krankheit wurde dureh die Tatsaehe bewiesen, dab die Rekonvaleszentensera neutralisierende AntikSrper enthielten, nieht jedoeh die w/s der akuten Krankheitsphase entnommenen Patientensera. Das Bwamba-Fiebervirus ist durch B~RXEFELD-Filter jeglicher Gr6Be sowie durch SmTz-]~K-Filter filtrierbar. Die Partike]gr6Be betr~gt nach Filtration durch abgestufte Kollodiummembranen 113--150 m#. Das Virus wird bei 50~ in 30 rain inaktivierL Es is~ fiir ausgewachsene weille M/iuse nur nach in~racerebraler oder intranasaler Verimpfung pathogen. Je naeh der St/irke der verabreich~en ])osis tritt der Tod nach 4--6 Tagen ein. Wenn es extraneural inokuliert wird, vemlrsacht das Virus bei ausgewaehsenen M/~usen keine tSdliche Infektion. In den Gehirnen infizierter M/~use vermehrt sich das Virus rasch; der durchschnittliche ttfchstbi~er betr/~gt 10-s bis 10-% Der Erreger ist yon infizierten M~usen auf gesunde M~use dutch Kontakt nieht iibertragbar. Nach intracerebraler oder intranasaler Infektion ruft das Virus bei Rhesusaffen lediglieh Fieber ohne bcdeutsame andere Erscheinungen hervor. Es verraehrt sich in den Geweben der Affen und hinterl/~Bt, ebenso wie beim Menschen, eine langdauernde Immunit/~t. Das Virus ist fiir Kaninchen und Meerschweinchen apathogen, fiihrt jedoch bei diesen Tieren zur Bildung yon Antik6rpern. Immunit/itsstudien mit ttilfe des M/~usesehutzversuchs haben gezeigt, dab das Bwamba-Fieber in groBen Gebieten Afrikas vorkommt und weir verbreitet ist.

In Afrika neu entdeekte neurotrope Virusarten.

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Das West-Nil-Virus. I m m u n i t ~ t s s t u d i e n h a b e n ergeben, dab i m West-Nil-Distrikt y o n U g a n d a Gelbfieber v o r k o m m t . Infolgedessen fiihrte Dr. A. W. BURKE dort U n t e r s u c h u n g e n durch, u m zu versuchen, die K r a n k h e i t d u r c h Virus-Isolierung aus Menschenblut nachzuweisen. I n diesem Gebiet ist ein Schlafkrankheit-Untersuehungsdienst eingeriehtet, d u r c h den alle dort w o h n e n d e n Personen 4real j~ihrlieh a u f diese K r a n k h e i t u n t e r s u c h t werden. Dr. B[r~KE f/ihrte bei denjenigen, die zur S c h l a f k r a n k h e i t - U n t e r s u c h u n g kamen, T e m p e r a t u r m e s s u n g e n durch. Jedesmal, wenn Personen m i t Fieber u n k l a r e n U r s p r u n g s festgestellt wurden, wurde ihnen B l u t e n t n o m m e n . Die Blutsera wurden M~usen eingeimpft. Eine derartige I n o k u l a t i o n ffihrte zur Isolierung des West-Nil-Virus. Die Blutspenderin war eine Frau, die Fieber hatte, aber behauptete, sich nieht k r a n k zu fiihlen, u n d die auch keine anderen auff~lligen Befunde zeigte. Die Beziehung des Virus zu diesem Fieber wurde durch die Tatsache bewiesen, dab die Patientin in der Rekonvaleszenz neutralisierende AntikSrper bildete. Das West-Nil-Virus ist naeh intracerebraler oder intranasaler Inokulation stark, nach peripherer Einverleibung weniger stark pathogen fiir weiBe Mause. Je naeh Impfdosis, Inokulationsmodus und Zahl der Passagen f/ihrt es binnen 3--8 Tagen zum Tod der Tiere. Der Virus-HSchsttiter in den Gehirnen infizierter M~tuse betritgt l0 -~ bis 10-s. Bei Rhesusaffen, die intracerebral oder intranasal geimpft wurden, kann das Virus eine tSdliche Encephalitis hervorrufen. Bei peripherer Einverleibung ist es fiir diese Tiere apathogen, fiihrt jedoeh zur Bildung yon AntikSrpern. Fiir Meerschweinchen und Kaninchen ist das Virus apathogen, tuft jedoch ebenfalls die Bildung yon AntikSrpern hervor. Das West-2qil-Virus ist leieht filtrierbar, seine PartikelgrSl3e betr~gt nach Filtrationsversuchen durch abgestufte Kollodiummembranen 21--31 m/z. Es ist mit dem St.-Louis- und dem Japanischen B-Encephalitis-Virus antigenetisch verwandt, litBt sich aber yon jeder der beiden Virusarten leicht unterscheiden 1~. Aul3er d e m oben Angeffihrten ist fiber die W i r k u n g des Virus ira Mensehen nichts b e k a n n t . Immunit~itsstudien zeigen indessen, dal] das Virus in weiten Gebieten Afrikas a k t i v ist 15. JDas SemIiki-Wald-Virus. ]:)as Virus wurde im A u g u s t 1942 aus einer Gruppe y o n 130 Moskitos, die der Spezies A~des abnormalis EDW),~DS angehSrten u n d in B u n d i n y a m a (Bezirk B w a m b a ] W e s t - U g a n d a ) in einem fibriggebliebenen Auslii,ufer des Semliki-Waldes gefangen worden waren, isoliert. Es wurde mit Hilfe y o n M~usehirnpassagen ermittelt und in den Gehirnen k r a n k e r ~ u s e festgestellt. Die H e r k u n f t des Virus aus Moskitos wurde a n einem Rhesusaffen, der die gleiehe l~oskitosuspension einverleibt b e k o m m e n hatte, dureh die Bildung yon AntikSrpern gegen das Semliki-Wald-Virus besti~tigt. Das Virus ist durch BERKt:FELD-und SmTz-EK-Filter leieht filtrierbar; seine GrSl~e konnte jedoeh noch nieht ermittelt werden. Gegen Hitze ist es widerstandsfi~higer als die meisten anderen, S~ugetiere befallenden Virusarten. Zur vollstiiudigen Inaktivierung muB eine Temperatur yon 60~ C I Std lang oder eine Temperatur yon 62~ C 30 rain lang wirksam sein.

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K.C. SMIT~Ua~:

Das Semliki-Wald-Virus ist ffir ausgewachsene oder neugeborene weifle M~use gleichgiiltig, auf welche Art es eingeimpft wurde - - hochpathogen und verursacht je nach Impfdosis, Inokulationsmodus und Zahl der Passsgen in 2--9 Tagen den Tod der Tiere. Es vermehrt sich haupts~ichlich im Gehirn inilzierter M~use und erreicht einen Titer yon 10-8,5 his 10-9,5; es ist aber auch im Blur und in anderen Geweben vorhanden. Beim ]~hesusaffen kann es nach intracerebraler Inokulation den Tod herbeifiihren, es verursaeht aber keine nennenswerte Krankheit, wenn es periptler gegeben wird. Bei Tieren, die die Infektionen fiber]eben, kSnnen AntikSrper festgestellt werden. Kaninchen oder Meerschweinchen, die intraeerebrai infiziert werden, kSnnen mit einer ErhShung der Temperatur reagieren, ohne jedoch andere Krankheitszeiehen aufzuweisen. Periphere Impfungen dieser Tiere haben lediglich AntikSrperbildung zur Folge. In Hiihnerembryonen kann das Virus leieht gezfiehtet werden. Es verraehrt sigh sehr rasch in ihnen und tStet die Embryonen in weniger als 24 Std ab le. -

-

Bei einer A n z a h l afrikanischer Affen, die aufs Geratewohl un~ersucht w u r d c n , u n d bei e i n e m b e a c h t e n s w e r t h o h e n P r o z e n t s a t z y o n Personen, die i n v e r s c h i e d e n e n O r t e n y o n U g a n d a w o h n t e n , k o n n t e n i m Blut .zirkulierende A n t i k 6 r p e r gegen das S e m l i k i - W a l d - V i r u s naehgewiesen werden. E s b e s t e h t die 5[Sglichkeit, d a b die Affen im W a l d z y k l u s der I n f e k t i o n natiirliche V i r u s - W i r t e darstellen. ~?ber die W i r k u n g e n des Virus i m Mensehen ist noch n i c h t s b e k a n n t , a b e r die bisherigen U n t e r s u c h u n g e n lassen v e r m u t e n , dab es oft Menschen bef~llt. Das 1Vtaya-Virus. ]:)as Virus wurde aus eincr g e m i s c h t e n Gruppe y o n Moskitos, die i n einem a m N t a , y a - S u m p f i m Bezirk B w a m b a , U g a n d a , gelegenen W a l d in] F e b r u a r 1943 gefangen w u r d e n , isoliert. Die 1318 Stechmiicken, aus d e n e n das Virus g c w o n n e n wurdc, geh6rten 12 b e s t i m m b a r e n I n s e k t e n a r t e n oder - g r u p p e n sowie 12 weiteren, n i c h t b e s t i m r n b a r e n A r t e n der G a t t u n g Culex an. Es war u n m S g l i c h festzustellen, welche A r t e n das Virus beherbergten. ]:)as Ntaya-Virus ist bei intraeerebraler Verimpfung ffir ausgewaehsene weifle M~use pathogen; die G3hirne infizierter M~tuse geben Titer vor~ I0 -a bis 10-~,5. Bei Anwendung anderer Inokulationsarten ist das Agens wesentlich weniger pathogen oder sogar harmlos. Bei intracerebraler Infektion verursacht das Virus, je nach tier angewendeten Dosis, bei M~usen binnen 3--7 Tagen eine Erkrankung. Viele M~tuse zeigen, zun~chst an den ttinterbeinen und dann an den Vorderbeinen, schlaffe L/ihmungen. Wenn keine Ltihmungserseheinungen auftreten, so bestehen die Symptome aus Verhiirtung des Felles, leichtem Tremor und gelegent[ieh aus Konvulsionen. Der Tod tritt in der Regel innerhalb yon 48 Std nach Krankheitsbeginn ein. ]3ei kleinen Dosen kann der Tod auf Grund der Virus-Infektion noch bis zum 15. Tag eintreten. Das Virus ist apathogen f/Jr Kaninchen, Meerschweinchen, syrisehe Hamster und Rhesusaffen. Seine antigenetisehe ~Virkung ist bei Affen so gering, dab 3--4 Injektionen yon konzentriertem M~usehirnvirus erforderlich sind, um eine Antik6rperbildung hervorzurufen. ])as Virus ist dutch BERKEFELD- oder SEITZ-EK-Filter leicht filtrierbar. Es kann durch Gefriertrocknung konserviert werden. Mit Hiffe der i n t r a c e r e b r a l e n T e c h n i k k 5 n n e n mi~ diesem Virus a n weil]en 1V[iiusen N e u t r a l i s a t i o n s t e s t e durchgeffihrt werden. I)ieses

In Afrika neu entdeckte neurotrope Virusarten.

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Verfahren wurde zum Studium der immunbiologischen Beziehungen angewendet und es stellte sich heraus, dab sich das Ntaya-Virus von allen anderen ostafrikanischen Virusarten, yon den in den letzten Jahren in Sfidamerika isolierten 4 Virusarten und yon den bisher bekannten 10 neurotropen Virusarten unterscheidet. M~useschutzversuche mit den Sera yon Einwohnern Ostafrikas deuten darauf bin, dab das Virus in Uganda und Tanganjika Menschen bef/illt. Krankmachende Wirkungen des Virus wurden beim Menschen noch nicht entdeekt. Das Bunya~nwera-Virus. Das Agens wurde im September 1943 aus einer Gruppe yon 4114 Moskitos, die in einem unbewohnten Teil des Semliki-Waldes in der N/~he des Zusammenflusses des Lamia- und des Semliki-Flusses in West-Uganda eingefangen wurden, isoliert. Die Stechmiicken gehSrten alle der Gattung Agdes an, und zwar 14 verschiedenen Arten,von denen keine als infiziert identifiziert werden konnte. M/iuse, denen die filtrierte Stechmiicken-Suspension direkt verimpft wurde, blieben gesund. Ein Affe, dem die Moskito-Suspension verabreicht wurde, ging ein. Sein Blur und eine Suspension seiner Leber wurden auf M/iuse und Affen weiterverimpft. Die infizierten Affen blieben am Leben und bildeten AntikSrper. Jedoch starben die M/iuse, die beide Inokula erhielten, und auf diese Weise wurde das Virus in Passagen erhalten. Das Bunyamwera-Virus ist bei intracerebraler Verimpfung f/ir Miiuse hochpathogen. Es tSte~ sie birmen 3--9 Tagen. Bei intranasaler oder peripherer Inokulation ist es etwas weniger pathogen. Das Virus vermehrt sich hauptsSchlieh in den Gehirnen infizierter M/iuse und erreicht Titer yon etwa 10-7,5 bis 10-8,5. Nach subcutaner Verabreichung kann es bei Rhesusaffen Fieber und manchmal den Ted verursaehen; zuweilen f/ihrt es abet zu keinerlei Symptomen. Die Rekonvaleszenz ist mit der Bildung yon Antik6rpern verbunden. Das Agens ist bei peripherer Verimpfung fiir Kaninchen nicht pathogen. Bei Meerschweinehen verursacht es eine tgdlich verlaufende Encephalitis naeh intracerebraler, intranasaler oder subeutaner Inokulation. Das Agens ist durch B]~RXEF~LD-oder SEITz-Filter leicht filtrierbar. Seine PartikelgrSl]e wurde noch nicht ermittelt. Durch 30 min langes Erhitzen auf 56~ C wird das Virus inaktiviert. Das Zika-Virus. Das Agens wurde im April 1947 erstmalig von Dr. G. W. A. D I c x TM aus Blut eines Rhesusaffen, der als Gelbfieberktider im obersten Teil eines Waldes in Zika bei Entebbe/Uganda stationiert war, w/~hrend eines Temperaturanstiegs isoliert. Wenige N[onate spEter wurde von Dr. S. F. KITCHEN aus A~des afrieanus-Stechmiicken, die yon Dr. A. J. HXDDOW1~ im gleichen Wald gefangen wurden, in dem der Rhesusaffe infiziert wurde, ein identischer Virusstamm isoliert. Das Agens wird im Laboratorium in Entebbe und in den New Yorker Laboratorien der ,,Division of Medicine and Health" studiert. Es wurde bereits festgestellt, dab sich das Virus von allen anderen ostafrikanischen Virusarten und yon d n bisher bekannten 10 neurot, ropen Virusarten, mit denen es verglichen wurde, unterscheidet.

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K.C. SMITUBURI~:I n Afrika neu entdeckte neurotrope Virusarten.

Da~ Uganda S-Virus w u r d e i m J a h r e 1947 y o n Dr. G. W . A. DIcK aus einer Gmippe y o n B a u m - S t e c h m t i c k e n , die Dr. A. J . HADDOWn i m Bezir k B w a m b a / U g a n d a gefangen h a t t e , isoliert. Es h a n d e l t e sich u m Stechmiicken folgender A r t u n d A n z a h l : A~des (Finlaya) longipalpis GRff~B. 47, A~des (Finlaya) i n g r a m i EDW. 17, A~des (A~dimorphus) n a t r o n i u s EDW. 1. Dieses Agens wird ebenfalls i n E n t e b b e u n d New Y o r k studiert. Es w u r d e bereits festgestellt, dag es sieh y o n d e n a n d e r e n ostafrikanischen V i r u s a r t e n u n d y o n jeder der 10 bisher b e k a n n t e n V i r u s a r t e n , m i t denen es vergliehen wurde, u n t e r s e h e i d e t . Die Bedeutung der osta]rikanischen Virusarten ist noeh n i c h t vollk o m m e n k]ar. Es wurde nachgewiesen, dab das B w a m b a f i e b e r - V i r u s der Erreger einer epidemisehen E r k r a n k u n g ist, die i m westliehen U g a n d a angetroffen wurde. A u e h das W e s t - N i l - V i r u s w u r d e aus dem B l u r einer k r a n k e n F r a u isoliert~ u n d als Ursache ihrer K r a n k h e i t festgestellt. Die a n d e r e n 5 V i r u s a r t e n w u r d e n jedoch aus S t e c h m f i e k e n isoliert u n d k o n n t e n noch n i c h t m i t K r a n k h e i t e n des Mensehen i n Z u s a m m e n h a n g g e b r a e h t werden. E i n e u m f a s s e n d e i m m u n i t ~ t s s t u d i e m i t d e m WestNil-Virus h a t gezeigt, d a b dieses Agens i n ganz Z e n t r a l a f r i k a is a k t i v ist; dagegen ist die A r t der V i r u s w i r k u n g a u f den Mensehen noch u n b e k a n n t . I m m u n b i o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g e n h a b e n weiterhin gezeigt, d a b die Infektion m i t Bwambafieber- 17, Semliki-Wald- is, B u n y a m w e r a - u n d N t a y a Virus 19 in U g a n d a keinesfalls ungewShnlieh ist. Es seheint daher, d a b diese V i r u s a r t e n die Erreger verschiedener obskurer K r a n k h e i t e n sein k 6 n n e n . Die F e s t s t e l l u n g der K r a n k h e i t e n , die sie verursachen, u n d die Identifizier u n g ihrer W i r t e u n d U b e r t r ~ g e r sind j edoch noeh P r o b l e m e der Z u k u n f t . Literatur. 1 SAWYER, W. A., and L. WHITmAn: Trans. roy. Soc. trop. Med. Lond. 29, 397 (1936). - - 2 S~aITHBU~, K. C., A. F. ~A~A~FY and J. H. PxuL: Amer. J. trop. Med. 21, 75 (1941). - - a S~I~t~BU~, K. C., T. P. I~UGHES,A. W. BUl~K~ and J. H. PAUL: Amer. J. trop. Med. 20, 471 (1940). - - 4 S~IT~UR~, K. C., and A. J. HADDOW:J. of Immun. 49, 141 (1944). - - ~ 8mlTItBUR~,K. C., A. J. HADI)OW and A. F. ~ m r Amer. J. trop. Med. 26, 189 (1946). - - e SI~IITItBURS,K. C., and A. J. HAm)OW: Proc. Soc. exper, Biol. a. Med. 77, 130 (1951). - - ~ S~IITHBUR~, K. C., A. J. ttADI)OWand J. D. GILL~TT:Brit. J. exper. Path. 29, 107 (1948). - r s DICK, G. W. A., A. M. BEST, A. J. HADDOWand K. C. SMI~"~BVRN:Lancet 2~5, 286 (1948). - - o DmK, G. W. A., K. C. SMITHBURNand A. J. HADDOW: Brit. J. exper. Path. 29, 547 (1948). - - ~0DIc~, G. W. A., S. F. K ~ T C ~ and A. J. HADDOW: I n Vorhereitung. - - ~ DICK, G. W. A., and A. J. HADDOW:Im Druck. - - ~ DICK, G. W. A.: J. of Immun. 62, 375 (1949). - - ~a WARREN, J., J. E. S~ADELand S. B. Russ: J. of Immun. 62, 387 (1949). - - li S~I~BUR~, K. C.: J. of Immun. 44, 25 (1942). - - ~ S~T~BUR~, K. C., and H. R. JACOBS: J. of Immun. 44, 9 (1942). - ~ S~IT~BURS, K. C.: J. of Immun. 52, 309 (1946). - - ~ S~IITHBURN', K. C., and A. F. M ~ A F F r : In Vorbereitung. - - ~s S~ITHBUR~,K. C., A. F. MA~AF~r and A. J. HADDOW: J. of hnmun. 49, 159 (1944). - - ~ S~I~T~BURS,K. C.: In Vorbereitung.