Impulse aus der Praxis: Erfahrungen der Handwerker bei der praktischen Umsetzung der EnEV

dena-Workshop Umsetzung der EnEV in den Bundesländern Impulse aus der Praxis: Erfahrungen der Handwerker bei der praktischen Umsetzung der EnEV Dipl....
Author: Helge Hofmann
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dena-Workshop Umsetzung der EnEV in den Bundesländern

Impulse aus der Praxis: Erfahrungen der Handwerker bei der praktischen Umsetzung der EnEV Dipl.-Ing. Michael Heide ZDB-Geschäftsführer Geschäftsbereich Unternehmensentwicklung

Gliederung 1. Investitionshemmnis EnEV 2. Energieausweise: Bedarfs- oder Verbrauchsausweis 3. Unternehmererklärung (EnEV §26a)

Investitionshemmnis EnEV Erfahrungen von ZDB-Unternehmen mit der EnEV 2009: • Umfassende Modernisierung überfordert viele Bauherren • Haustechnik amortisiert sich z. T. im Lebenszyklus nicht • Entgegen den Anforderungen der EnEV wünschen Bauherren häufig geringere Dämmstärken • Bei Beharren des Fachunternehmers auf Einhaltung der EnEV werden die Modernisierungsmaßnahmen häufig zurückgestellt (oder anderweitig vergeben)

 Starre Anforderungen an den Bestand stellen Investitionshemmnis dar!

Investitionshemmnis EnEV Was kann der Unternehmer tun? • Ignorieren der EnEV-Anforderungen verbietet sich  häufig Auftragsverlust an andere Unternehmen • Hinweis auf Beantragung einer Ausnahme oder Befreiung, Unterstützung bei Antrag an die Bauaufsichtsbehörde • Evtl. teurere Lösung mit Hochleistungsdämmstoff anbieten  i. d. R. unwirtschaftlich, mitunter auch mit erhöhtem Mängelrisiko verbunden (extreme Feuchteempfindlichkeit, Verlust des Vakuums etc.)

Investitionshemmnis EnEV Praxiserfahrungen: • Bauherr scheut oftmals den bürokratischen Aufwand der Antragstellung • Baubehörden erteilen Ausnahmen und Befreiungen sehr großzügig z. B. bei unzureichenden Dachüberständen • Zu bedenken ist: Geld für Gutachten, Sachverständige und Befreiungsanträge sollte besser in Maßnahmen der Energieeffizienz investiert werden. Fazit: Eine weitere Verschärfung der EnEV würde zu mehr Ausweichreaktionen führen und Investitionshemmnisse verstärken!

Energieausweise: Bedarfs- oder Verbrauchsausweis • Energiebedarfsausweise weisen häufig große Unterschiede sowohl zur Realität als auch untereinander auf • Berechnungsverfahren nach EnEV ist unpräzise, bis zu 30 % Differenz des fiktiven Primärenergiebedarf je nach Rechenweg möglich • Problem: Betrieben wird Mangel in der Bauausführung unterstellt Fazit: Mehr Rechtssicherheit durch vereinfachte, reproduzierbare Berechnungsverfahren zur Ermittlung von Energiekennwerten

Unternehmererklärung - Verpflichtungen Ausgangssituation: • Erstmals in der EnEV 2009 • Gefordert bei: • Bauteilmodernisierungen (Anlage 3) • Nachrüstungen (Dämmen der obersten Geschossdecke) • erstmaligen Einbau oder Ersatz anlagentechnischer Einrichtungen Fragen: • Kann die Richtigkeit nach EnEV bescheinigt werden? • Stellt die Unternehmererklärung ein wirksames Instrument zum Vollzug der EnEV dar?

Unternehmererklärung - Prozedere • Nach Abschluss der Arbeiten auszuhändigen • Bestätigung der Einhaltung der EnEV-Anforderungen nur bezogen auf EnEV-(Fremd)Nachweis und eigene Leistung • ZDB-Empfehlung zur Unternehmererklärung: entweder auf der Rechnung oder als Beiblatt zur Rechnung

Unternehmererklärung - Ausnahmen Nicht erforderlich bei: • Änderung eines Gebäudes bei Nachweisführung über Referenzgebäude • Ausnahmen und Befreiungen Ausnahmen gemäß § 24 EnEV: • Baudenkmale • Antrag an die zuständige Behörde, wenn die Ziele der EnEV durch andere Maßnahmen im gleichen Umfang erreicht werden. Befreiungen nach § 25 EnEV: • Auf Antrag an die zuständige Baubehörde bei • Unangemessenem Aufwand • Unbilliger Härte

Unternehmererklärung – Ein Beitrag zur Qualität? • Die Unternehmererklärung bestätigt lediglich formal die Übereinstimmung der Ausführung mit dem EnEV-Nachweis • Bzgl. Wärmeleitfähigkeit und • Dicke der Bauteilschichten • Nicht bestätigen kann der Unternehmer z. B.: • Die Richtigkeit des (von Dritten erstellten) EnEV-Nachweises • Die tatsächlichen technischen Eigenschaften der Dämmstoffe • Die Größe der Transmissionswärmeverluste im Bereich von Wärmebrücken

Unternehmererklärung – Ein Beitrag zur Qualität? • Einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienz und Nachhaltigkeit leistet die korrekte Ausführung der Leistungen! Nicht bestätigen kann der Unternehmer z. B.: • Die Richtigkeit des (von Dritten erstellten) EnEV-Nachweises • Die tatsächlichen technischen Eigenschaften der Dämmstoffe • Die Größe der Transmissionswärmeverluste im Bereich von Wärmebrücken • Die Qualität der Arbeiten anderer Gewerke

Unternehmererklärung – Ein Beitrag zur Qualität? Die Unternehmererklärung gibt keine Auskunft über: • Die Fachkunde und formale Qualifikation des Unternehmens • Die handwerkliche Qualifikation der ausführenden Mitarbeiter • Die fachgerechte Ausführung der Leistungen

Unternehmererklärung – Praxiserfahrungen Erfahrungen der ZDB-Unternehmen: • Wird häufig vom Bauherren nicht nachgefragt • Bauherr erwartet häufig rechtswidriges Verhalten bzw. Unterschreitung der EnEV-Anforderungen • Rechtsunsicherheit durch Einflüsse anderer Gewerke Eigenleistungen des Bauherren auf die Energieeffizienz Laut dena-Studie zur EnEV-Umsetzung (Teil 3) wird die Unternehmererklärung bei ca. 45 – 60 % aller Maßnahmen nicht ausgestellt!

Unternehmererklärung - Fazit Zusammenfassung: • Unsere Bedenken gegen die Unternehmererklärung haben sich bestätigt • Die Unternehmererklärung kann die Einhaltung der EnEVAnforderungen in Gänze nicht gewährleisten • Die Unternehmererklärung stellt ein Beispiel für Bürokratieaufbau dar ohne dass dem ein entsprechender Nutzen gegenübersteht Fazit: • die Unternehmererklärung ist kein wirksames Instrument zum Vollzug der EnEV und sollte wieder aufgegeben werden!

Thesen zur EnEV • Mehr Flexibilität bei den Anforderungen an den Bestand erhöht die Investitionsbereitschaft • Ein vereinfachtes Berechnungsverfahren anstelle einer pseudo-genauen Ermittlung des Primärenergieverbrauchs würde das Vertrauen in die Energieausweise stärken • Die ordnungspolitische Keule EnEV schafft Verdruss und führt zu Ausweichreaktionen • Steuerliche Anreize und Zuschüsse für sozial Schwächere würden der energetischen Sanierung einen Schub verleihen • Aktuell wieder steigende Energiepreise tun ein Übriges:  Brauchen wir eine EnEV im Gebäudebestand oder Genügt eine verpflichtende Energieberatung?

Vielen Dank