Historisches Museum SchlossThun Jahresbericht 1946 Von

Konservator Gustav Keller '

r

.

und

Dr. Hans Gustav Keller

Thun

. Historisches Museum

.

1947

Inhaltsverzeichnis Seite

Verwaltung des Museums

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Zuwachsverzeichnis

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Franz L u d w i g von Erlach und seine Wappenscheibe i n der Kirche von Einigen. V o n D r . Hans Gustav Keller . . .

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Thun vom

Brändiisberg

Kolorierte

AqiiatintH

Zeichnuntjt v o n D a v i d A l o i s S c h m i d Stich v o n R u d o l f ß o d m e r Um

1830

V e r w a l t u n g des M u s e u m s

1. E i n l e i t u n g M i t einem leisen Gefühl der W e h m u t legt der Konservator des Historischen Museums i m Schloss T h u n den Bericht über das Jahr 1946 vor; denn es dürfte wohl der letzte Jahresbericht sein, den er vor seinem Rücktritt erstatten w i r d . Seit 1921 hat er die weitere Oeffentlichkeit über seine Amtsführung unterrichtet. Seine ersten Berichte über die Jahre 1920—1922 sind i m «Oberländer Tagblatt» erschienen. Von 1923 an konnten die jährlichen Berichterstattungen ausser i n dieser Tageszeitung auch als selbständige Broschüren herausgegeben werden. Zunächst beschränkte sich ihr Inhalt auf die Verwaltungstätigkeit und auf das Z u wachsverzeichnis; sie enthielten weder Abbildungen, noch wurden sie durch Beiträge von wissenschaftlichem Gewicht bereichert. Erst der vermehrte Museumsbesuch und die damit verbundenen Mehreinnahmen erlaubten uns, die Hefte auf besserem Papier drucken zu lassen, ihr Format und ihren U m f a n g zu vergrössern und sie m i t Abbildungen zu schmücken. Der Bericht über das Jahr 1926 enthielt die erste A b b i l d u n g , derjenige über 1927 die erste Wiedergabe einer Federzeichnung des Konservators und der Bericht über 1930 den ersten wissenschaftlichen Aufsatz. Für den Jahresbericht von 1933 lieferte der Sohn des Konservators seinen ersten Beitrag. Weder der Konservator noch einer der verschiedenen Mitarbeiter haben für diese Arbeiten je eine Entschädigung entgegengenommen; die Klischees für die Abbildungen sind sogar stets vom Konservator und seinem Sohn bezahlt worden.

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Erreichten die Museumsberichte zuerst nur die Gönner und Förderer der Heimatsammlung und die Bevölkerung von T h u n , so wurden sie allmähHch auch nach auswärts versandt, an Museen, Zeitungen, Behörden, Bibliotheken und Kenner i n der Schweiz und i m Ausland. Die Sendungen wurden vom Konservator und seinem Sohn nach einem bestimmten Plan besorgt. Den Berichten legten sie als Werbegaben für die Stadt T h u n und seine Sammlung regelmässig weitere Veröffentlichungen aus eigener Feder bei, die sie zu diesem Zwecke geschenkweise abtraten. I n den verflossenen Jahren konnten die stets m i t Abbildungen geschmückten Jahresberichte i n einer Auflage von 600 Exemplaren den Freunden unseres Thuner Museums und seinen Besuchern überreicht und den zuständigen Stellen des I n - und Auslandes zugeschickt werden. Der Konservator freut sich, dass es i h m möglich ist, den vorliegenden Jahresbericht i n einer besonders hübschen Ausstattung und m i t zahlreichen schönen Abbildungen versehen an seinem 83. Geburtstage herausgeben zu dürfen. D a er hofft, demnächst sein Ehrenamt niederlegen und das Museum, dem seit so vielen Jahrzehnten seine Liebe und Pflege gilt, einer jüngeren K r a f t anvertrauen zu können, ist der Bericht über das Jahr 1946 w a h r scheinlich auch sein Abschied von allen, denen er sich weiterhin herzlich verbunden fühlt. Sein Dank gilt den vielen treuen und guten Freunden, m i t denen er sich einer edlen Aufgabe widmen durfte, er gilt den Dahingeschiedenen, die vor ihm und gemeinsam m i t i h m die Sammlung betreut haben, er g i l t den Lebenden, die i h n unentwegt und uneigennützig i n seiner A r b e i t unterstützten, und er gilt den Behörden und der Oeffentlichkeit, ohne deren Förderung und W o h l w o l l e n sein W e r k nicht durchführbar gewesen wäre und deren Obhut es i n alle Z u k u n f t empfohlen sei.

2. S a m m l u n g Das 1946 vom 15. März bis 5. November geöffnete Historische Museum ist von insgesamt 6487 Personen (1945: 7168, 1944: 5038) besucht worden. Die Verminderung der Besucherzahl ist vor allem auf das Ausbleiben der Urlauber der amerikanischen Besatzungsarmeen i n Europa zurückzuführen. Die Gesamtzahl der

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6487 Besucher setzt sich zusammen aus 4250 Einzelbesuchern, die den vollen Eintrittspreis bezahlten, und 2237 Personen, die i n Gruppen unsere Sammlung besichtigten und einen ermässigten Eintrittspreis oder freien E i n t r i t t genossen. Bezeichnend für die Rückkehr friedlicherer Zustände ist die Zunahme des Besuches von Vereinen (490 Personen) und Schulen (949), denen sich f r a n zösische und holländische Pfadfinder (80), österreichische Kinder (97) und Flüchtlinge (33) anschlössen, sowie der Rückgang des Besuchs von amerikanischen Urlaubern (390) und von Angehörigen der schweizerischen Armee (150). Unliebsame Vorkommnisse früherer Jahre zwangen die Museumskommission, i n Z u k u n f t während des Ausschiesset i n T h u n den Kindern nur noch i n Begleitung Erwachsener Z u t r i t t i n das Museum zu gewähren. Das Museumsinventar erhöhte sich durch Geschenke um 17 N u m m e r n auf die Gesamtzahl von 3147 N u m m e r n (1945: 3130). Leider war es infolge des allgemeinen Mangels an Arbeitskräften wiederum unmöglich, m i t der von Zeit zu Zeit notwendigen und längst vorgesehenen neuen Reinigung der Bestände, besonders der W a f f e n , zu beginnen. Gesuchen um Ausleihe von Museumsgegenständen nach auswärts durfte der Konservator, gestützt auf den Beschluss der Museumskommission aus dem Jahr 1945, nicht mehr entsprechen. Der damalige Entscheid war die Folge einer Reihe ungünstiger Erfahrungen, die es als wünschenswert erscheinen Hessen, fortan von einer Abgabe von Gegenständen der Sammlung für auswärtige Ausstellungen usw. abzusehen. Der Konservator bedauert, dass diese, vor allem zur Schonung der Bestände erfolgte und von der Oeffentlichkeit durchweg richtig aufgefasste Stellungnahme einmal auch missverstanden worden ist. I n T h u n selbst sind wie bisher i n gewissen Fällen einzelne Stücke des Historischen Museums ausgeliehen worden. Für den A u s schiesset wurden die «Fulehung»-Maske, das «Geschell» dazu, eine Armbrust und ein Zweihänder abgegeben. Für den festlichen Anlass einer Offiziersschule stellte der Konservator verschiedene W a f f e n und Fahnen (Kopien) zur Verfügung. V o n den Bearbeitern des vaterländischen Werks der «Kunstdenkmäler des K a n tons Bern» sind m i t Bewilligung der Museumskommission eine Anzahl photographischer Aufnahmen von besonders wertvollen Gegenständen gemacht worden.

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Tliuns Belagerung durch die Berner 1340

Diübold Berner

Schillings Chronik 1474-1483

(Sladtbibliothek Bern)

3. Propaganda Die Werbetätigkeit des Berichtsjahres ist gekennzeichnet durch die Wiederaufnahme der Beziehungen zum Ausland. Der Jahresbericht über das Jahr 1945 wurde i n einer Auflage von 600 Exemplaren veröffentlicht. Z u m erstenmal seit Beendigung des zweiten Weltkrieges ist er nicht nur den Schenkern und Förderern des Museums sowie den Behörden, Vereinen, Schulen, Zeitungen, Museen, Bibliotheken der Stadt T h u n , des Kantons Bern und der Schweiz zugestellt worden, sondern konnte er wiederum an verschiedene ausländische Museen und Bibliotheken versandt werden. Dank der V e r m i t t l u n g der Eidg. Zentralbibliothek i n Bern gelang es jedoch nicht nur, den letztjährigen Bericht i n das Ausland zu versenden, sondern auch alle jene Berichte und V e r öffentlichungen der vergangenen Jahre, deren Versendung während der Kriegsjahre hatte zurückgestellt werden müssen, nach Massgabe der wieder aufgenommenen zwischenstaatlichen Beziehungen abzufertigen. D u r c h den internationalen Schriftenaustausch fanden i m Sommer 1946 insgesamt 1150 Veröffentlichungen unseres Thuner Museums und seiner Konservatoren den W e g i n 28 europäische und aussereuropäische Staaten. Z u r Verwendung als Werbegabe schenkte der 2. Konservator 280 Exemplare seines Buches über die Kirche von Einigen am Thunersee, aus dem ein T e i l i m Jahresbericht über das Jahr 1945 und ein Ausschnitt i m vorliegenden Jahresbericht abgedruckt sind. V o n den 280 Exemplaren wurden 240 Exemplare i m Inland, besonders i n T h u n und Umgebung, und 40 i n das Ausland verschickt. Der Konservator freut sich, dass er dank dem Entgegenkommen seines Sohnes auch diesem Jahresbericht wieder eine Anzahl Exemplare des Werks über Einigen als Werbemittel für T h u n und Umgebung beilegen kann. Er hegt überdies die H o f f nung, dass es i h m noch vergönnt sein werde, das seit Jahren gemeinsam m i t seinem Sohn i n Vorbereitung befindliche B i l d e r buch «Thun i m W a n d e l der Jahrhunderte» herauszugeben. Bereits liegt eine grössere Anzahl von Klischees und Photographien prächtiger alter Ansichten vor. Vielleicht w i r d es trotz der U n gunst der Zeit möglich sein, M i t t e l und Wege zu finden, um diesen schönen Plan zu verwirklichen. Eine sorgfältig zusammen-

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gestellte Auswahl bekannter und unbekannter, künstlerisch oder topographisch wertvoller Ansichten der schönen alten Stadt am Eingang zum Berner Oberland würde ohne Zweifel bei E i n h e i m i schen und Fremden helles Entzücken erregen.

4. Museumskommission A m 23. März fand i m «Simmenthalerhof» die Hauptsitzung der Museumskommission statt. Den Vorsitz führte ihr Präsident D r . Carl Rubin. Der Berichterstatter legte i n seiner Eigenschaft als Konservator und Sekretär-Kassier den Bericht über das Jahr 1945 ab und unterrichtete über Einnahmen und Ausgaben während des genannten Jahres. Die Kommission genehmigte einstimmig Jahresbericht und Jahresrechnung. Die beiden Konservatoren durften den Dank der Kommission für ihre ehrenamtliche Amtsführung entgegennehmen. Des verstorbenen Kommissionsmitgliedes Zahnarzt Siegrist gedachte der Präsident m i t ehrenden W o r t e n . A n seiner Stelle wurde H e r r Oberst P. A r n o l d Durst, Instruktionsoffizier der A r t i l l e r i e und Waffenplatzkommandant, gewählt. Die Kommission freut sich, i n i h m ein neues M i t g l i e d gewonnen zu haben, dessen K u l t u r und Erfahrung bekannt sind. Als Rechnungsrevisor wurde H e r r Kreistierarzt Ochsenbein bestätigt und als zweiter Rechnungsrevisor für den verstorbenen H e r r n Zahnarzt Siegrist H e r r Oberst Durst ernannt. Z u einer regen Aussprache führte die schon öfters erörterte Frage, wie das grosse Panorama von T h u n , das zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Basler Maler M a r q u a r d Wocher (1760 bis 1830) i n jahrelanger A r b e i t geschaffen hat, wieder zu Ehren gezogen werden könnte. Es wurde festgestellt, dass der Verkehrsverein der Stadt seit 1899 Eigentümer des Panoramas ist, das auf dem städtischen Bauamt aufbewahrt w i r d . Leider kommt eine Aufstellung des Panoramas i m Schlossmuseum wegen der aussergewöhnlichen Grösse des Gemäldes nicht i n Betracht. Das w e r t volle Kunstwerk, das i n jeder Beziehung eine Seltenheit ist und Beachtung verdient, ist nach Angabe des Stadtbauamtes rund 8 Meter hoch und 30 Meter lang. Die Museumskommission erlaubt sich, den Wunsch zu äussern, die Aufmerksamkeit der

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Thun von

Süd-Westen

E h r e n s p i e g e l des H a u s e s

Habsburg U m 1554

(Staatsbibliothelt München}

Oeffentlichkeit möge sich i n vermehrtem Masse dem Wocherschen Meisterwerk widmen, das seinerzeit als eine der grössten Sehenswürdigkeiten Basels bestaunt und bewundert worden ist. I n seiner Hauptversammlung vom 12. Juni i m «Cafe Balmer» genehmigte auch der Verschönerungsverein T h u n unter dem V o r sitz seines Präsidenten, Oberförster Paul Billeter, den Jahresbericht und die Rechnungsführung des Konservators. Der V e r schönerungsverein bestätigte die W a h l von H e r r n Oberst Durst i n die Museumskommission und seine Ernennung zum Rechnungsrevisor an Stelle des verstorbenen H e r r n Zahnarzt Siegrist. Gleich der Museumskommission empfingen ebenfalls die anwesenden Mitglieder des Verschönerungsvereins als Jahresgabe des Konservators und seines Sohnes je ein Exemplar des Jahresberichtes über das Jahr 1945 und des Buches über die Kirche von Einigen. Ende 1946 gehören der Museumskommission des Verschönerungsvereins T h u n an: Präsident: D r . ehem. Carl Rubin, Sonneckweg 4, T h u n . Konservator und Sekretär-Kassier: Gustav Keller, Waisenhausstrasse 6, «Rankhof», T h u n . 2. Konservator: D r . p h i l . et i u r . Hans Gustav Keller, Leiter der Eidgenössischen Zentralbibliothek, Bundeshaus, Bern. Mitglieder: A l f r e d Keller, alt Pfarrer, Bern. D r . iur. A r m i n I m Obersteg, Advokat, Basel. Charles I m Obersteg, Kaufmann, Basel. Moritz Ochsenbein, Kreistierarzt, T h u n . Ernst F. Born, Postbeamter, T h u n . Paul Billeter, Stadtoberförster, T h u n . Oberst P. A r n o l d Durst, Waffenplatzkommandant, Thun.

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Thun vom

Schwäbis

Getuschte Federzeichnung 17. J a h r h u n d e r t ( Z e n t r a l b i b l i o t h e l c Zürich)

Zuwachsverzeichnis

1. Schenkungen H e r r A . Aerni, Architekt, T h u n : 1 roter Holzschlitten m i t Bär und schwarzen Flammen; 1 roter Holzschlitten m i t schwarzen Flammen; 1 altes Bajonett; 6 alte W e l t - , See- und Landkarten. H e r r D r . p h i l . Paul Beck, Sekundarlehrer, T h u n : 1 alter Zeigenplan von T h u n ; 1 Panorama vom R i g i - K u l m , 1822. H e r r Ernst Burkhalter, alt Postverwalter, T h u n : 1 farbige L i t h o graphie von G. Knüsli, Zürich: «Uebertritt der franz. Armee i n die Schweiz 1871». H e r r Robert Dietrich, Glockenthal, Steffisburg: 1 Offizierssäbel mit Messingbeschlägen, 19. Jahrhundert; 1 Steinschlossgewehr mit Bajonett, um 1820; 1 Steinschlossgewehr ohne Bajonett, um 1820; 1 Buch: Landsatzung der Herrschaft Interlaken 1734; 1 Testament, 1714; 1 Arztbuch, 1734; 1 Schreibkalender 1791 mit Regimentsbüchlein. H e r r K. Epprecht-Matter, H i l t e r f i n g e n : 1 Lichtschutzhalter mit Negativdruck; 5 Bilder auf Glas (Negativdrucke), um 1870. Fräulein Emma Henggeier, Sekundarlehrerin, T h u n : 1 Oellampe aus Eisenblech, um 1800. Herren Gebrüder Karlen, Hofstetten bei T h u n : 1 Thuner M a j o lika-Platte m i t Oelgemälde von P. Ritschard: «La Chartreuse au Lac de Thoune», um 1880. H e r r D r . p h i l . et iur. Hans Gustav Keller, Leiter der Eidgenössischen Zentralbibliothek, Bern: 500 Exemplare der Veröffentlichung «Minister Stapfer und die Künstlergesellschaft in

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Bern» (Thun, D r u c k - und Verlagsanstalt A d o l f Schaer, 1945. Verkaufspreis Fr. 1.20); 280 Exemplare des Buches «Einigen, Die Geschichte einer bernischen Dorfkirche i m Rahmen der allgemeinen geschichtlichen Entwicklung» (Thun, D r u c k - und Verlagsanstalt A d o l f Schaer, 1946. Verkaufspreis Fr. 15.—). Herr A l f r e d König, Gunten: 1 Erinnerungsblatt an das Militärfest i n Langenthal vom 18. Juni 1922 (Lithographie). H e r r D r . h. c. Robert Marti-W ehren, Lehrer, Bern: 1 Plan von T h u n und Umgebung, kolorierter Kupferstich von A . Lanz, Ing., und L . Benteli, 1785. Herr Ernst Schmocker, alt Lehrer, T h u n : 1 farbige Lithographie «General Dufour m i t seinem Stabe», um 1850.

2. Schenkung in bar «Ungenannte Herren i m Museum.»

7hun,

den 19. Dezember 1946.

Der Konservator: Gustav

Keller.

Der 2. Konservator: Dr. Hans Gustav

Keller.

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Thun v o n der Bernstrasse

Ausschnitt aus einer Lithographie Zeichnung von Daniel

Wegchn

Lithographie von Carl August Lebschee M i t t e d e s 19. J a h r h u n d e r t s

Berntor

Kolorierte Aquatinta Zeichnung von David Alois Schmid Stich v o n C a s p a r B u r k h a r d Um

1830

Schloss T h u n Schlosshof

Bleistiftzeichnung v o n Auguste

Quiquerez

T h u n , 6. O k t o b e r 1832 (UniversitätsbibUothek B a s e l )

Schloss T h u n »Die R o t o n d e a n d e r Kirchenstiege«

Kolorierte Aquatinta Zeiclmung von David Alois

Schmid

Stich v o n C a s p a r B u r k h a r d U m 183Ü

Hofstetten mit Niesen nnil Hliimlisalp

Scherzligen

Radierung Zeichnung von Jacques Henri Juillerat Radierung von Franz Hegi Um

1820

Franz L u d w i g von Erlach

O e i s e m ä i d e v o n 1635

Schiiltheiss der Stadt

(Stadtbibliothek Bern)

u n d Re]>ublik B e r n (1575-1651)

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Franz L u d w i g v o n Erlach und seine Wappenscheibe i n der Kirche v o n Einigen Von

Dr. Hans Gustav Keller Abdruck

a u s des V e r f a s s e r s W e r k :

»Einigen. D i e G e s d i i d u e einer '

b e r n i s d i e n Dorfkircfie« ("Druck-u. Verlagsanstalt Adolf Schaer, T h u n )

Das jüngste der vier Glasgemälde i n der Kirche von Einigen stifteten 1608 Franz L u d w i g von Erlach (157.5—1651)1) und seine Ehefrau Salome Steiger. Ihre Wappenscheibe hängt i m ersten südlichen Fenster des Kirchenschiffs ^). Franz L u d w i g von Erlach war einer jener weisen, tatkräftigen Staatsmänner, wie Bern i n seinen glänzenden Zeiten so manchen gezählt hat^). Er w i r d als «einer der angesehensten und einflussvollsten Männer i n den schweizerischen Staatsgeschäften seiner Zeit» gerühmt, der nicht weniger als 144 Gesandtschaften verrichtet haben soll. W i e sein ') Sein B i l d n i s aus dem J a h r 1635 hängt i m Lesesaal der Berner S t a d t bibliothek. (Franz T h o r m a n n . ) D i e Schultheissenbilder der Berner S t a d t b i b l i o thek. Herausgegeben v o n der Berner Stadtbibliothek. B e r n 1925. Porträt N r . 17 m i t Begleittext. — A m 30. J u n i 1943 behandelte i h n ein hübsches G e spräch aus dem Schloss Spiez zwischen Hans R y c h u n d A . H e u b a c h , das von R a d i o Beromünster übertragen w u r d e . — Reiche u n d w i c h t i g e Quellen zu einer wissenschaftlichen Lebensgeschichte unseres Franz L u d w i g v o n E r l a c h h a r r e n auf der Berner Stadtbibliothek eines Bearbeiters. K a t a l o g der H a n d schriften zur Schweizergeschichte der Stadtbibliothek B e r n . B e r n 1895. S. 640 f f . usw. (siehe die Register S. 755 u n d 786). ^) T h o r m a n n u n d v o n Mülinen, D i e Glasgemälde der S. 63. —• W . F. v o n Mülinen. Glasgemälde v o n E i n i g e n . A r c h i v für H e r a l d i k , J a h r g a n g 11, Neuchätel 1897, S. 40. ^) B e r c h t o l d v o n Mülinen-Gurowsky. E i n Besuch i m Rückblicke auf seine Geschichte. I n : Berner Taschenbuch herausgegeben v o n L u d w i g L a u t e r b u r g , 8. J a h r g a n g , B e r n

bernischen K i r c h e n , I n : Schweizerisches Schlosse Oberhofen. auf das J a h r 1859, 1859, S. 249.

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Vater Hans Rudolf (1547—1578)*) durch seine Feldherrenbegabung, so hat er den Ruhm des Namens von Erlach i m bernischen Rat, auf den eidgenössischen Tagsatzungen und an fremden Höfen durch seine Klugheit, W e l t e r f a h r u n g und Einsicht erhöht^). Der 1575 geborene Franz L u d w i g genoss eine sorgfältige Erziehung, besuchte ausländische Hochschulen und bildete sich durch Studien, deren Gründlichkeit w i r nicht überprüfen wollen und können, zum Staatsdienst aus^). I n jungen Jahren unternahm er eine Reise nach Padua, der altberühmten Universitätsstadt i n Oberitalien. Seine A u f zeichnungen darüber sind i n einem kleinen H e f t enthalten. Dieses Heft, das auch Rechnungsnotizen aus späterer Zeit enthält, trägt die A u f s c h r i f t : «Min, Franz L u d w i g von Erlachs, Rodell alles, was ich ußgäben 1592. Was ich zu Padua ußgäben hab» '^). A m 2. A p r i l 1592 ist der Berner Musensohn, wie das Rechnungsbüchlein berichtet, «uß minem lieben vatterlandt [Bern] verreysnet». Ueber W i l l i s a u , Luzern, A l t d o r f , den Sankt Gotthard, Bellinzona, M e n drisio, wo er sich «by minen lieben vettern, H e r r n Buchern», längere Zeit aufhielt*), und Como reiste er nach M a i l a n d . V o n hier ging am 7. J u l i die Reise weiter über Pavia, Piacenza, Cremona, Mantua, Este bis Padua, das er am 11. J u l i erreichte. I n Padua kauft der Jünger der Wissenschaft einige Bücher u n d «17 schrybfaderen», ein «gutterlyn v o l dinte», ein «schrybmässer» und ein «schrybzüg». V o n seinen Studien vernehmen w i r allerdings nicht das Geringste. Dafür trägt er i n seinen «Rodell» ein, er habe am 4. August «angfangen für das erst M a l zu dem Fechtmeister und Hans R u d o l f von E r l a c h w a r der Sohn des Schultheissen H a n s R u d o l f , des reichsten Berners seiner Z e i t . [ E m i l ] Blösch. Franz L u d w i g v o n E r l a c h , geb. 1575, gest. 1651. I n : A l l g e m e i n e deutsche B i o g r a p h i e , 6. B a n d , L e i p z i g 1877, S. 220. — H . M o r g e n t h a l e r . von E r l a c h . I n : Historisch-biographisches L e x i k o n der Schweiz, 3. B a n d , N e u e n b u r g 1926, S. 60. ^) K a r l L u d w i g Stettier. Genealogien der Berner Geschlechter. B a n d 5. 86. (Stadt- u n d Universitätsbibliothek B e r n . Mss. H i s t . H e l v . X I V . 63.)

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") v o n Fischer, V o de H c r r e vo Spiez, S. 58. — L . L a u t e r b u r g . B i o g r a phische L i t e r a t u r , enthaltend eine S a m m l u n g gedruckter, biographischer Q u e l len aus dem Zeiträume v o n 1785 bis 1840 über das Leben u n d W i r k e n h e r v o r ragender, verstorbener Berner u n d B e r n e r i n n e n des alten deutschen K a n t o n s theils. I n : Berner Taschenbuch auf das J a h r 1853, 2. J a h r g a n g , B e r n , S. 215. ') Veröffentlicht i m Berner Taschenbuch auf das J a h r 1885, 34. J a h r gang, Bern 1885, S. 251—268. 8) A n t o n v o n E r l a c h (1557—1617) w a r 1590—1592 V o g t i n M e n d r i s . M o r genthaler, von E r l a c h , S. 60.

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zu dem Spinnetenschlager gan». Z u seiner Ausstattung gehören ein Wams m i t Kragen und «spitzlinen, ein par weyß stiffel, läderig rytthosen, ein läderig. wambsell sampt schnür u. knöpfen» und «ein schwarz wambsell». V o m 2 1 . August an «handt w i r angefangen ryten». Später muss er noch «ein schwarz par hosen» und «ein par schwarz strümpf» anschaffen. Seinen U m g a n g bilden Landsleute, besonders sein «vetter Stoffel» und Franz T i l l i e r . D r e i m a l besuchte er m i t seinen Freunden von Padua aus die Seestadt Venedig. Nach überstandener Erkrankung macht er sich Ende des Jahres zur Heimreise bereit. E i n «par schuw», ein «par hentschen» und ein «par grün w u l l i n ryttstrümpf» sowie ein «Malettschlößlin» scheinen ihm noch gefehlt zu haben. Er bereinigt seine Rechnungen. Der Arzt, Spinettschlager, Apotheker, «Schärer, der m i r adergelassen», und sein «Patron», bei dem er seine «Kammer» gehabt hat, empfangen, was ihnen gebührt. A m 14. T a g des Wintermonats verlässt er die Musenstadt. Die Rückreise geht diesmal über Vicenza, Verona, Brescia, Bergamo, M a i l a n d nach Mendrisio. I n M a i l a n d ersteht er (wohl als Geschenk für die Seinigen i n der Heimat und für eigenen Bedarf) «Nadlen, ein hut, die faderen, so i n obgemelten hut steckt, ein sygell, 2 siden küssely, ettlich paar hentschen, gürtel und behenk, ein gfeß für tholchen und wehr, ein par stiffel, ein par schuw, klingen zu tholchen und wehr, 2 ring», usw.; vor allem lässt er sich ein K l e i d machen und kauft «ein rott wulhempt sampt weyß wulligs und Hosen und 3 paren wuUige finken». Lugano, Bellinzona, A i r o l o , Luzern und Lenzburg bilden die weiteren Durchgangsorte. Endlich ist er anfangs 1593^) «wiederumb gan Bern i n m i n vatterlandt frisch und gsundt khomen; Gott sye lob i n Ewigkeyt!» Italien war i m 16. Jahrhundert ein allgemein gesuchtes Reiseziel i " ) . Der Glanz des Südens, der Aufschwung des religiösen und kirchlichen Lebens i m Zeitalter der Gegenreformation und die A m 26. Februar 1593? W i l l i F l e m m i n g . Deutsche K u l t u r i m Z e i t a l t e r des Barocif. Potsdam (1937). S. 66. ( H a n d b u c h der Kulturgeschichte. Herausgegeben v o n H e i n z K i n d e r m a n n . 1. A b t e i l u n g . ) " ) E r i c h Mareks. D i e G e g e n r e f o r m a t i o n i n Westeuropa. I n : PropyläenWeltgeschichte, herausgegeben v o n W a l t e r Goetz, 5. B a n d , B e r l i n (1930), S. 236—237. — K a r l Borromeo, die Verkörperung der G e g e n r e f o r m a t i o n i n seinem Erzbistum M a i l a n d , ist 1584 gestorben.

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stolzen Ueberlieferungen und Denkmäler einer reichen K u l t u r und grossartigen Geschichte Hessen Katholiken und Reformierte aus ganz Europa und der Schweiz") über die A l p e n i n das W u n derland Italien ziehen. Solche Auslandsreisen galten bei jungen Studenten oft weniger der Wissenschaft und ihrer Aneignung als der allgemeinen B i l d u n g . E i n junger M a n n von Stand sollte auf der «Kavalierstour», die ein bis zwei Jahre dauerte, die Nachbarländer und ihre Einrichtungen kennen lernen und vor allem den feinen Schliff, die guten Umgangsformen, die weltmännische B i l dung i n Benehmen und Gehaben erwerben i * ) . I m 16. Jahrhundert besuchten die protestantischen Schweizer Studenten von i t a l i e n i schen Universitäten besonders diejenigen von Padua, Siena, Perugia und Bologna. D o r t herrschte i n diesem Zeitalter der Glaubenskämpfe eine grosszügige, auf humanistischen Ueberlieferungen fussende Geistesfreiheit. I n Padua werden bis zum Ende des JahrE i n e r der grossen I t a l i e n f a h r e r des 16. J a h r h u n d e r t s ist der f r a n zösische Denker u n d Schriftsteller M i c h e l de M o n t a i g n e gewesen. Dieser freie Geist, den Sainte-Beuve «le F r a n j a i s le plus sage qui ait j a m a i s existe» nannte, hat nach der Veröffentlichung der zwei ersten Bücher seiner «Essays», die seinen W e l t r u h m begründeten, i m J a h r 1580 seine Reise d u r c h F r a n k r e i c h , die Schweiz, Deutschland u n d I t a l i e n angetreten. D i e Reise dauerte 17 M o n a t e u n d 8 Tage. E i n Reisetagebuch ist das Zeugnis dieses ausserordentlichen Kopfes u n d überlegenen Geistes, der feine Beobachtung m i t scharfem Denken, Kühnheit m i t V o r s i c h t , A n m u t m i t Gediegenheit verband. F r i e d r i c h U e b e r wegs Grundriss der Geschichte der Philosophie. 3. T e i l . 12. A u f l a g e . N e u bearbeitet v o n M a x Frischeisen-Köhler u n d W i l l y M o o g . B e r l i n 1924. S. 163. — R i c h a r d Falckenberg. Geschichte der neueren Philosophie v o n N i k o l a u s von Kues bis zur Gegenwart. 9. A u f l a g e . Verbessert u n d ergänzt v o n E. v. Aster. B e r l i n u n d L e i p z i g 1927. S. 45. — M o n t a i g n e . J o u r n a l de voyage publie . . . par Louis L a u t r e y . Paris 1906. P. 4 9 — 5 1 . — M i c h e l de Montaignes Gesammelte Schriften. H i s t o r i s c h - k r i t i s c h e Ausgabe . . . herausgegeben v o n O t t o Flake u n d W i l h e l m W e i g a n d . (7. Band:) Reisetagebuch. Uebersetzt u n d eingeleitet v o n O t t o Flake. München u n d L e i p z i g 1908. S. 13—14, 27 u n d 412. '^) D i e Reiseschilderungen eines katholischen Schweizers v o n 1581, des Stadtpfarrers Sebastian W e r r o v o n F r e i b u r g i . U e . , veröffentlichte E d u a r d W y m a n n . E d u a r d W y m a n n . Z e h n B r i e f e des Stadtpfarrers Sebastian W e r r o von F r e i b u r g über seine P i l g e r f a h r t nach R o m und Jerusalem i m Jahre 1581. Separatabdruck a. d. Z e i t s c h r i f t für Schweiz. Kirchengeschichte, 1916. S. 119 bis 132. [Stans.] — ( E d u a r d W y m a n n . ) D i e deutschen A u f z e i c h n u n g e n des Stadtpfarrers Sebastian W e r r o v o n F r e i b u r g i . U e . über seinen A u f e n t h a l t i n i n R o m v o m 10.—27. M a i 1581. Sonderdruck aus: Festschrift Gustav Schnürer, «Studien aus dem Gebiete v o n K i r c h e u n d Kultur». S. 54—86. (Paderborn [1930].) " ) F l e m m i n g , S. 78—79.

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hunderts 116, i n Siena 32, M a i l a n d 25, Bologna 23, Pavia 10 und Rom 4 studierende Schweizer aufgeführte^). Unser Erlach staunt über die Schönheit der Städte und Kirchen, über die heitere und frohmütige Lebensführung des Italieners und seine Kunst, das D a sein zu geniessen. A u f dem Wege von M a i l a n d nach Pavia bewundert er die herrliche Kirche des Kartäuserklosters, die berühmte Certosa d i Pavia, ein Prachtwerk der italienischen Gotik und Renaissance i^). Er schreibt, er habe «die Carthus» gesehen, «welches ein Kloster ist und die schönste kilchen hatt, die i n der weit mag gfunden werden; ist alles m i t lutter marmelsteinen gemacht, die schönste historien und bilder uß marmelsteynen gehauwen, das kum müglich ist, das ein goldschmidt schöner und subtiler machen könne. Die selbig München i m kloster essendt niemals fleisch». Padua, die Universitätsstadt, ist, wie er i n seinem H e f t einträgt, «ein alte veste Stadt»; sie liegt an dem Wasser, «uff welichem man gan Venedig fart, hatt ein schöne kilchen daselbst, die heißt Sanct Anthoniyen. H a t t ouch ein gwaltig S t u d i u m daselbst, von allerlei nationen volck ist da, gehört den Venedigern. Ist auch daselbst ein vest schloß» " ) . A u c h Venedig hinterliess d e m jungen Eidgenossen einen nachhaltigen Eindruck. Die «gwaltig lustige Stadt», die «im W a s s e r , n i t w y t vom adriatischen meer» liegt, besitzt «wunder schöne paläst und hüser». «Man mag i n der ganzen Stadt von S. S t e l l i n g - M i c h a u d . L a Suisse et les universites europeennes du igeme au le^me siecle. Essai d'une statistique de frequentation. E x t r a i t de la «Revue universitaire suisse», septembre 1938. [Zürich.] P. 156 et 159. K a r l W o e r m a n n . Geschichte der Kunst aller Z e i t e n u n d Völker. 2. A u f lage. 3. B a n d , L e i p z i g (1918), S. 490; 4. B a n d , L e i p z i g 1924, S. 250—251. " ) M o n t a i g n e f a n d Padua weitläufig angelegt, die Gassen hässlich u n d eng u n d a r m an schönen Häusern; die Lage der Stadt «ist hübsch, i n einer ganz offenen, nach allen Seiten freien Ebene». E r besuchte die Fecht-, T a n z u n d Reitschule u n d begegnete daselbst mehr als 100 französischen Edelleuten. D i e K i r c h e des H e i l i g e n A n t o n i u s gefiel i h m , desgleichen der Palazzo della Ragione. M i c h e l de M o n t a i g n e s Gesammelte Schriften, (7. Band,) S. 150 bis 151. — A m 26. September 1786 überschaute Goethes W e l t a u g e «die herrliche Lage der Stadt» Padua. Eine Fächerpalme ihres Botanischen Gartens bestätigte i h m glücklich die Idee der U r p f l a n z e : «dass m a n sich alle P f l a n z e n gestalten vielleicht aus einer e n t w i c k e l n könne». Goethes Sämtliche W e r k e . 13. B a n d : Italiänische Reise. (Herausgeber: Franz Deibel.) L e i p z i g o. J . S. 57 u n d 59. (Tempel-Klassiker.) — Goethes B r i e f e an C h a r l o t t e v o n Stein. H e r ausgegeben v o n Jonas F r a n k e l . K r i t i s c h e Gesamtausgabe. 3. B a n d (1786 bis 1789). Jena 1908. S. 71—77. — G e o r g W i t k o w s k i . Das Leben Goethes. B e r l i n 1932. S. 270.

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einem hus zum andern faren i m schiff und ouch trochens fuß gan; hat ein gwaltigen großen lustigen platz und ein gar köstliche Kirche daselbst, die heißt Sant Marc. Ich hab ouch», berichtet der waffenfreudige Sohn des alten Bern, «den Arsenal gesächen, w e l ches ein wunder gros züghuß ist, des glichen k u m mag gfunden werden; m i t allerley waren, stücken, galeren u n d nauwen, sampt allerley zugehörige rüstung, desglichen n i t schöner mag gfunden werden» ^^). 1594 vermählte sich Franz L u d w i g von Erlach i n Bern m i t Salome Steiger i^). Was sein Onkel und V o r m u n d Beat L u d w i g von Mülinen i n diesem Jahr und i m Zusammenhang m i t dieser Hochzeit für i h n ausgelegt hat, ist i n dessen «Vogts-Rechnung» aufgezeichnet 2 1 ) . Für «zwen G u l d i n Ring, ein Spitzen Diamant und ein Safir», die Junker Franz L u d w i g von «Amman T i l l m a n i m R a t h u s » 2 2 ) gekauft hatte, bezahlt Onkel Beat L u d w i g 16 G o l d kronen. Als sein Neffe «anfang umb sin Hußfrow geworben, hat Er von T i l l m a n , dem A m m a n i m Rathuß, ein Schön Kleinot samt einem Ketteli khoufft und I r dasselbig verehrt, umb welches ich Ime T i l l m a n 22 Sonnen Kronen bezahlt». Sodann «hat Jkr. Frantz Franz L u d w i g v o n Erlachs Studienreise. I n : Berner Taschenbuch auf das J a h r 1885, gegründet v o n L u d w i g L a u t e r b u r g , i n V e r b i n d u n g m i t Freunden fortgesetzt v o n E m i l Blösch, 34. J a h r g a n g , Bern 1885, S. 251—268. " ) K a r l L u d w i g Stettier. Genealogien der Berner Geschlechter. B a n d 2. S. 88. •—• Beat L u d w i g v o n Mülinens V o g t r e c h n u n g beweist, dass die Hochzeit 1594, nicht 1595 (wie Stettier meint) stattgefunden hat. 2°) Franz L u d w i g s M u t t e r w a r U r s u l a v o n Mülinen. N a c h dem frühen T o d e seines Vaters (gestorben 1578) w a r der treffliche u n d vielerfahrene Beat L u d w i g v o n Mülinen (1521—1597), Schultheiss der Stadt u n d R e p u b l i k Bern, H e r r zu W i t t i g k o f e n , sein V o r m u n d . V o n Mülinens B i l d n i s ist ebenfalls i m Lesesaal der Berner S t a d t b i b l i o t h e k zu besichtigen. T h o r m a n n , D i e Schultheissenbilder der Berner Stadtbibliothek, Begleittext zu Porträt 17 sowie Porträt 11 u n d Begleittext dazu. 2') Vogts-Rechnung. I n : Der Schweizerische Geschichtforscher, 5. B a n d , B e r n 1825.' S. 74—83. — « V o g t » bedeutet hier: V o r m u n d . D e r A u s d r u c k ist auch die Bezeichnung für G e r i c h t s - u n d Verwaltungsbeamte usw. Schweizerisches I d i o t i k o n . Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. 1. B a n d . F r a u e n f e l d 1881. Spalte 703—704. 22) D e r Goldschmied Peter T i l l m a n n (1564—1603) w a r 1592—1595 Ratsa m m a n n . 1590 verfertigte er ein schönes neues Staatssiegel. A d . F l u r i . D i e Siegel der Stadt B e r n 1470—1798, m i t besonderer Berücksichtigung der Stempelschneider. I n : Anzeiger für schweizerische A l t e r t u m s k u n d e , Neue Folge, B a n d 17. 1915, Zürich 1916, S. 122—123.

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L u d w i g siner Hochzeiterin eine guldine Ketti machen lassen, so 126 Sonnen Kronen gewogen, Item ein Ketteli umb das Paret 18 Kronen». Die nun folgenden Auslagen, die alt Schultheiss von Mülinen aufschreibt, werden wohl insgesamt m i t der Verheiratung zusammengehangen haben. «Buwherr Salchli» verkauft i h m «ein Spältenbygen». Beträge richtet man dem Kannengiesser, dem Tischmacher und dem Sattler aus, ferner zweien Goldschmieden, dem Schneider, dem Schuhmacher, dem «Sekler», dem «Isen Krämer», «Meister Simeon dem Apotheker» sowie «der Capunen Mesteren». Gross sind die Kosten für «welsch Hauen, welsch Hennen, Weltschhüener, Hauen, Hüener, Rebhüener, Wachteln, Capunen, Gäns, Tuben, Hasen, Vögel, ein Riedschnepf, drey H u t t e n Alböck, khüneli, drü große Färlin, acht V i e r l i n g Krebs, ein Rehbock, 2 Gemschen, ein Pfauwen, Indianische Hüener, 7 Schaff, Zitronen, Pomeranzen, Rindfleisch, Zungen, Ueterli, Schluchbraten», für «vier Körb, Kellen und Löffel» und «acht Säk m i t Kohlen». Dienstbare Geister empfangen ihren L o h n . M a n bezahlt «Bärbel, Meister Veltins Frauwen, umb daß sie helfen kochen und zurüsten», «der Ougenweydinen von dem Meyenmuß, der Küechleren von den Küchlenen zu machen, den Pastetenmachern umb alle Pasteten, so sie am Etag ouch zur Morgensuppen und Nach-Hochzeit gemacht» sowie «Galli, dem Pfister, u m b B r o d , so man u f f dem N a c h Hochzeit by I m genommen» und gibt den «Bacherlohn, als ich I m das M a l darzu geben». «Uff das Hochzeit und darnach» halfen «sechs Werchweiber» den Boden und die «Tilenen ob sich» wischen und fegen; zwei «Werchmannen» haben «fünf T a g i m Huß graumt und Holtz geschitet». V o n «Hans von Gryers», dem «Isenkrämer», bezieht man «Strübli und Negeli, die Umheng uffzumachen». Der «Etag» wurde feierlich und festlich, wie jenes Zeitalter es forderte und erwartete 2 3 ) , begangen. I m Zunfthaus «zu Mören» 2*) verUeber die p r u n k h a f t e H o c h z e i t des A n t o n T i l l i e r m i t der ältesten T o c h t e r des Schultheissen H a n s Franz Nägeli 1555 sowie über diejenige des Schultheissen Hans Steiger m i t M a g d a l e n a Nägeli 1567 vergleiche: E d u a r d v o n Rodt. B e r n i m sechzehnten J a h r h u n d e r t . B e r n 1904. S. 85—86. 1692 ist unter der L e i t u n g v o n J o h a n n Dünz das vordere Gesellschaftshaus «zum Möhren» neu gebaut w o r d e n . D e r Gesellschaft zum Möhren gehörten zum Beispiel an die Geschlechter v o n Steiger, T i l l m a n n u n d Dünz (darunter der Glasmaler J o h a n n Jakob Dünz!). G o t t h o l d A p p e n z e l l e r . D i e Gesellschaft zum Möhren. Bern 1916. S. 100, 119 u n d 122—123. — E d . v o n Rodt. Bernische Stadtgeschichte. B e r n 1886. S. 294.

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sammelten sich 35 Personen. «Uff der Hochzit Z'morgen» waren «136 Manns-Personen und u f f das Nachtessen 66» anwesend. «An Weibspersonen» sind, wie Beat L u d w i g von Mülinen i n der Vogtsrechnung einträgt, «zum Morgen Brodt g'sin 58 Personen, u f f das Nachtmal 43»; «an Töchteren waren zum Morgenbrot 18 u n d zum Nachtmal 10». «Dem Hußwirth» entrichtete man «für die Hosen und siner Frauwen für die Ermel» 4 Kronen. Die Gesellschaft zum Möhren empfing 2 Pfund. Dazu kam die Auslage für 52 Mass W e i n und «ein Faß m i t R y f f w e i n haltet 4 Saum» ^s). Franz L u d w i g von Erlachs E i n t r i t t i n das öffentliche Leben erfolgte 1596 m i t der Aufnahme i n den Grossen Rat der Stadt Bern^a). Nachdem er von 1604 bis 1610 das A m t eines Schultheissen i n Burgdorf versehen hatte, wurde er 1611 M i t g l i e d des Kleinen Rats^*) und 1628 Venner zu Schmieden. A m Ostermontag 1629^9) geschah seine ehrenvolle W a h l zum bernischen Schultheissen*"). M i t und neben den Schultheissen Albrecht Manuel, Glado Weyermann und Nikiaus Dachselhofer stand er von da an bis zu 2") Vogts-Rechnung. H r . Beat L u d w i g s v o n Mülinen, a l t Schultheiß, des Raths zu Bern, Rechnung u n d Bescheid umb alles das, so er i m N a m e n u n d v o n wegen deß _ edlen vesten J k r . Frantz L u d w i g v o n E r l a c h , M i t h e r r zu Spietz, seines T o c h t e r Sohns, v o n dem ersten T a g Jenners 1594 bis w i e d e r u m b auf ersten T a g Jenner 1595sten Jahrs v e r h a n d e l t u n d außgeben hat. I n : Der Schweizerische Geschichtforscher, 5. B a n d , B e r n 1825, S. 74—83. 2«) T h o r m a n n , D i e Schultheissenbilder, Begleittext zu Porträt 17. — M o r genthaler, v o n E r l a c h , S. 60. R u d o l f Ochsenbein. A u s dem alten B u r g d o r f . Beiträge zur Ortskunde. B u r g d o r f 1914. S. 40. T h o r m a n n u n d M o r g e n t h a l e r nennen das J a h r 1611, andere, zum B e i spiel Blösch, T i l l i e r u n d L e u , das J a h r 1610. T h o r m a n n , Schultheissenbilder, T e x t zu Porträt N r . 17. — H . M o r g e n t h a l e r . v o n E r l a c h . I n : H i s t o r i s c h - b i o graphisches L e x i k o n der Schweiz, 3. B a n d , N e u e n b u r g 1926, S. 60. — [ E m i l ] Blösch. Franz L u d w i g v o n E r l a c h , geb. 1575, gest. 1651. I n : A l l g e m e i n e deutsche B i o g r a p h i e , 6. B a n d , L e i p z i g 1877, S- 220. — A n t o n v o n T i l l i e r . Geschichte des eidgenössischen Freistaates Bern v o n seinem Ursprünge bis zu seinem U n t e r g a n g e i m J a h r e 1798. 4. B a n d . Bern 1838. S. 74. — Hans Jacob L e u . Allgemeines helvetisches, evdgenößisches oder schweitzerisches L e x i c o n . 6. T h e i l . Zürich 1752. S. 399. Blösch g i b t (S. 220) irrtümlich das J a h r 1619 an ( D r u c k f e h l e r ? ) . Z u Erlachs Schultheissenwahl vergleiche das Glückwunschgedicht: «Congratulation en f o r m e de sonnet sur l'heureuse election et c o n f i r m a t i o n de Monseigneur l A d v o y e r d ' E r l a c h , B a r o n de Spietz. Faite le l u n d y apres Pasques 6. A p v r i l 1629. Bernae, A n n o 1629.» (Stadt- u n d Hochschulbibliothek Bern. H . X X I V . 248, N r . 1.)

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Wappenscheibe des F r a n z L u d w i g v o n E r l a c h 1608

Kirche von Einigen ( P h o t o g r a p h i e des

Schweizer.

L a n d e s m u s e u m s i n Zürich)

seinem Tode an der Spitze des bernischen Staatswesens. Die schwierigen Zeitläufe verlangten von einem Staatsmann umfassende Kenntnisse, Festigkeit und Weisheit. Drei Jahrzehnte lang umraste die Kriegsfurie die Eidgenossenschaft, die i m Innern durch Parteiungen zerrissen war und nach aussen ihre Selbständigkeit und Unabhängigkeit behaupten und ihre Grenzen verteidigen musste * i ) . Von seinem Amtsvorgänger, Schultheiss A n t o n von Graffenried, erbte Erlach ausser der Schultheissenwürde die Stelle eines Generalobersten der bernischen Truppen. I n dieser Eigenschaft leitete er i n den stürmischen Jahren des Dreissigjährigen Krieges die A n stalten zum Schütze des Landes. A u f wichtigen Sendungen i n der Schweiz und i m Ausland, zum Markgrafen von Baden-Durlach, nach Ensisheim, zum Herzog von Savoyen nach T u r i n , zu König L u d w i g X I I I . von Frankreich, entfaltete er seine Kunst u n d Gewandtheit i n der Behandlung von Menschen und Dingen. Erlach war Freiherr zu Spiez ^ 2 ) , H e r r zu Oberhofen 3 ^ ) , zu Schadau**) und Bümpliz*^). 1651 verschied der treffliche M a n n i m A l t e r von 76 Jahren, betrauert von seinen Angehörigen, der Stadt Bern, i n der Eidgenossenschaft und von den Besten nah und fern^^). Was man i h m i n der Jugend gewünscht hatte, war i n Erfüllung geganA . Zesiger. D i e bernischen Schultheissen. I n : Blätter für bernische Geschichte, Kunst u n d A l t e r t u m s k u n d e , 4. J a h r g a n g , B e r n 1908, S. 246—247. — Blösch, Franz L u d w i g v o n E r l a c h , S. 220—221. — D i e Bildnisse der Schultheissen A l b r e c h t M a n u e l , A n t o n v o n G r a f f e n r i e d , G l a d o W e y e r m a n n , N i k i a u s D a x e l h o f e r sowie dasjenige Erlachs hängen i m Lesesaal der Berner S t a d t bibliothek. T h o r m a n n , N r . 15—19 ( m i t Begleittext). Franz L u d w i g v o n E r l a c h erbaute i m Schloss Spiez die Trüelzimmer. V o n seiner Tätigkeit als Bauherr zeugen die W a p p e n über der Eingangstüre. (Erlach-Steiger 1601), a m grossen E r k e r (Erlach-Steiger) u n d a m E i n g a n g zu den Trüelzimmern (Erlach-Steiger 1598). Kasser, Z u r Wiedereröffnung des Schlosses Spiez, S. 190 (Der kleine B u n d 19,37). — Türler, Das Schloss Spiez, 5. 18—19. ^') v o n Mülinen-Gurowsky, E i n Besuch i m Schlosse Oberhofen, S. 249 (Berner Taschenbuch auf das J a h r 1859). '*) P a u l F. H o f e r . D i e Schadau u n d ihre Besitzer. T h u n [1938]. S. 17. 35) Blösch, Franz L u d w i g v o n E r l a c h , S. 220. — T h o r m a n n , T e x t zu P o r trät N r . 17. 38) M o r g e n t h a l e r , S. 60. — T i l l i e r , 4. B a n d , S. 74 u n d 142. — L e u , 6. T h e i l , S. 399. — E r liegt begraben i n der alten K i r c h e v o n Spiez ( i m südlichen Seitenchörlein). — I n lateinischer, griechischer u n d niederländischer Sprache verfasste Gedichte gedachten des Dahingeschiedenen. «Johannes Jacobus H u l d r i c u s , Ecclesiae T i g u r i n a e Minister», feierte sein A n d e n k e n zum Beispiel m i t den W o r t e n :

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gen: sein Leben und W i r k e n ist segensreich und nützlich gewesen. In der gereimten «Vorred i n der S a t z u n g v n d landtrecht der freyherrschafft Spietz» hatte der unbekannte Verfasser erwähnt, es habe «der edel vest, from, fürnem v n d weiß junckher Frantz L u d w i g von Erlach» am 28. Oktober 1597 die H u l d i g u n g i n Spiez entgegen genommen, und daran die H o f f n u n g geknüpft:

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«Der H e r r Gott w o l l I m gäben Glück, weißheit, gnad und langes Laben, daß er sein gliebten Herrschafftleüthen Für stehen mög i n Rüw und Friden, daß under seinem Schirm und Schutz, befürdret ward Ehr, From und nutz, für nemblich aber Gottes Ehr, Erhalten wärdt die Reinj Lehr, Er weitret ward i n seinem gbiet Jetz mahlen v n d zu aller Zeit.»

Bekannt ist Erlach besonders wegen des reichen Kindersegens, der i h m aus seinen beiden Ehen erwachsen ist. A l s Ehemann und Familienvater vollbrachte er i n bernischen Landen eine Höchstleistung, die das ehrliche Staunen der schwächlichen Nachwelt erregt. Die Z a h l seiner Kinder w i r d allerdings verschieden angegeben. Sie ist aber auf jeden Fall hoch genug: er hatte sicher 29, wahrscheinlich 35 oder 36 Kinder. A u f der aus dem Schloss Spiez stammenden runden Wappentafel i m Berner Historischen M u «Occidit Erlachius Consul, clarißimus Heros, U r b i s honos, Patriae g l o r i a magnae suae. H e l v e t i a e columen, cui c o r d i Juris et aequi, A t q u e illibatae r e l l i g i o n i s amor.»

,

Justa exequialia i n o b i t u m luctuosum Generosi, Magnificentißimi, antiquo n o b i l i t a t i s splendore et d i g n i t a t e eminentißimi D o m i n i , D n . Francisci L u d o v i c i ab E r l a c h . . . . Bernae 1652. Pag. 5. (Stadt- u n d H o c h s c h u l b i b l i o t h e k Bern. H . X X I . 28, N r . 27.) 3') Könnte Hans R u d o l f Rebmann i h r Verfasser sein? R e b m a n n ist der Verfasser des «Poetisch G a s t m a l u n d Gespräch zweyer Bergen» (des Niesen u n d des Stockhorn), das 1606 i n erster A u f l a g e erschienen ist. E r w a r 1592 bis 1604 zweiter P f a r r e r i n T h u n . L o h n e r , S. 352. 3*) Staatsarchiv des Kantons Bern, Bern. Spiezer A r c h i v . N r . 55. S. 1 a—3 a. — R e n n e f a h r t , Das Statutarrecht der L a n d s c h a f t F r u t i g e n (bis 1798), S. 151—154. — Hans Fehr. Kunst u n d Recht. 3. B a n d : D i e D i c h t u n g i m Recht. Bern (1936). S. 315—318. 1

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seum, die Schultheiss Franz L u d w i g von Erlach i n das Spiezer Gotteshaus gestiftet hat — sie muss «um 1636»*®) oder jedenfalls «vor 1650 entstanden»*") sein —, ist i n der M i t t e das Wappen des Stifters m i t Schriftband und der Jahreszahl 1 6 2 9 " ) gemalt. Es w i r d begleitet von den Schilden der zwei Gemahlinnen Salome Steiger und Johanna von Graffenried; die Jahrzahlen 1594 und 1613 auf Schriftbändern geben an, wann Franz L u d w i g sie geheiratet hat. Rings um die Wappen der Eltern sind die 29 E r l a c h Schilde der Söhne und Töchter und die 8 kleinen Wappen der Enkelkinder des Schultheissen angebracht " 2 ) . Es sind aber w a h r scheinlich einige Kinder tot geboren oder ungetauft gestorben, weshalb sie nicht auf der Wappentafel erscheinen**). Dieser U m stand erklärt die Angabe i n K a r l L u d w i g Stettiers «Genealogien der Berner Geschlechter», wo von 35 K i n d e r n gesprochen w i r d * * ) . 3^) Mündliche M i t t e i l u n g v o n H e r r n D r . R. W e g e l i , D i r e k t o r des B e r n i schen Historischen Museums i n B e r n (22. J u l i 1943), u n d Angabe unter der W a p p e n t a f e l i m Museum. ••"l M i t t e i l u n g v o n H e r r n A r c h i t e k t A . Schaetzle i n E i n i g e n ( B r i e f v o m 4. J u l i 1943). — Eine genaue N a c h b i l d u n g der W a p p e n t a f e l k a n n i m Schloss Spiez betrachtet werden. D e n H e r r e n D i r e k t o r W e g e l i u n d A r c h i t e k t Schaetzle b i n ich für viele w e r t v o l l e M i t t e i l u n g e n u n d H i n w e i s e zu D a n k v e r p f l i c h t e t . '") 1629 ist Franz L u d w i g v o n E r l a c h , wie der Leser weiss, zum bernischen Schultheissen gewählt w o r d e n . R. W e g e l i . Beschreibung der Erlachschen W a p p e n t a f e l . I n : Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums i n B e r n , 8. J a h r g a n g 1928, B e r n 1929, 5. 140—141. — A r c h i t e k t Schaetzle f e r t i g t e m i r auf G r u n d des v o n i h m a u f gestellten Stammbaums der F a m i l i e v o n E r l a c h ein Verzeichnis der 29 K i n d e r aus, das ihre N a m e n sowie ihre G e b u r t s - u n d Todesdaten enthält. H o f e r i r r t sich, w e n n er schreibt, der «Familienschild» i m Berner Historischen Museum besitze 24 (statt 29) grössere u n d 8 kleinere Schilde u n d v o n diesen meint, sie gehörten wahrscheinlich frühverstorbenen K i n d e r n . H o f e r , D i e Schadau u n d i h r e Besitzer, S. 17, A n m . 30. *3) W e g e l i , Beschreibung der Erlachschen W a p p e n t a f e l , S. 141, u n d mündliche M i t t e i l u n g . — Schaetzle ( B r i e f v o m 4. J u l i 1943) ist derselben Auffassung. " ) Stettier spricht (S. 88) v o n 11 + 24 = 3.5 K i n d e r n . Dieselbe Angabe f i n d e t sich bei L e u (S. 399), Blösch (S. 221), T h o r m a n n ( T e x t zu Porträt 17) u n d M o r g e n t h a l e r (S. 60). Türler (Schloss Spiez, S. 20) sagt, E r l a c h habe 12 + 24 = 36 K i n d e r gehabt. B e i L a u t e r b u r g (S. 215) steht. E r l a c h sei V a t e r v o n 32 K i n d e r n gewesen. G r u n e r nennt 36 K i n d e r . [Johann R u d o l f Gruner.] Fragmens historiques de l a V i l l e et Republique de Berne. 2^ p a r t i e . Neufchätel 1737. P. 245. — A u f der G r a b t a f e l des Franz L u d w i g v o n E r l a c h i m südlichen Seitenchor der alten Kirche, v o n Spiez ist die Z a h l der K i n d e r nicht angegeben. I c h danke H e r r n Prof. D r . H . Hahnloser i n B e r n für die Z u s t e l l u n g der Photographie der G r a b t a f e l .

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Salome Steiger, Franz Ludwigs erste Frau, schenkte (nach Stettier) ihrem Gatten 11 Kinder * 5 ) . Nach achtzehnjähriger Ehe entriss sie 1612 der T o d ihrem M a n n und der Familie. I m folgenden Jahr heiratete der W i t w e r Johanna von Graffenried. Diesem zweiten Ehebund entsprossen 24 Kinder *a). Geburt und T o d seiner Knaben und Mädchen schrieb der Vater eigenhändig auf, m i t A n gabe der Stunde, des Himmelszeichens, unter dem sie zur W e l t gekommen waren, und ihrer Taufpaten*^). Viele Kinder sind schon in zartem A l t e r gestorben. I m Pestjahr 1628 sind den betrübten Eltern neun Kinder geraubt worden**). Die Pest raffte damals nahezu die Hälfte der Bevölkerung von Bern dahin, darunter den Schultheissen A n t o n von Graffenried und 42 Grossräte *"). Die zweite Gattin überlebte ihren M a n n um zwanzig Jahre. Als Schultheissen-Witwe führte sie als kluge, tatkräftige H e r r i n bis zu ihrem Tode i m Jahr 1671 die Herrschaft i n Spiez ^''). V o n dem reinen Vertrauen und der aufrichtigen Zuneigung, die beide Ehegatten verbunden hat, zeugen die schönen Worte, m i t denen Franz L u d w i g i n seinem Testament Johanna, seine zweite Frau, geehrt hat: «So soll Ich auch m i t warheit bekennen, wie das hiemit beschicht, das m i r mein ehrende und vilgeliebte Fr. Ehegmahlin, Fr. Johanna von Graffenriedt, bey meinem gesunden und krancknen L y b auch die gantze Zeit, So w i r beisammen I n Staudt der Ehe gelebt, So v i l ehr, Liebe und Güthaten erzeigt, das Ich die selben niemahlen gnugsam weiß anzurümmen, noch zu Dancken, vilweniger zu verdienen, wie dan neben diseren I n meinen v i l f a l t i g e n von mghrn. ''°) Schaetzle Salome Steiger.

zählt

ebenfalls

11 K i n d e r

aus

Franz

Ludwigs

Ehe

mit

Schaetzle führt ( i m Gegensatz zu Stettier) aus dieser Ehe n u r 18 K i n der auf. "") K a r l L u d w i g Stettier. Genealogien der Berner Geschlechter. B a n d 2. S. 88—89. (Stadt- u n d Universitätsbibliothek B e r n . Mss. H i s t . H e l v . X I V . 63.) — D i e Berner Stadtbibliothek besitzt z. B. ein Verzeichnis der K i n d e r aus erster Ehe: Mss. H i s t . H e l v . X V . 70 (89). • ^*) Schaetzle, Verzeichnis der K i n d e r . *') A d . Zesiger. D i e Pest i n Bern. I n : Blätter für bernische Geschichte, Kunst u n d A l t e r t u m s k u n d e , 14. J a h r g a n g , Bern 1918, S. 247. — A . Zesiger. D i e bernischen Schultheissen. I n : Blätter für bernische Geschichte, Kunst u n d A l t e r t u m s k u n d e , 4. J a h r g a n g , B e r n 1908, S. 246. 5») Türler, S. 20.

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wegen gethanen Reyßenn unvertroßnen Schwären und mhüsammen m i r aber, und den meinen ein gantz nützliche und ersprießliche Hußhaltung geführt, deßen I c h und unsere Erben I r a billich großenn Danck sagen sollend.» Die barocke Scheibe, die den Besucher der Kirche von Einigen an den wackeren und kinderreichen Berner Schultheissen und Besitzer von Spiez erinnert, zeigt das Allianzwappen Erlach-Steiger. Beide Wappenschilde tragen einen H e l m m i t entsprechendem Helmkleinod und Helmdecke. Das W a p p e n des Mannes enthält i n Rot einen silbernen Pfahl, der m i t einem schwarzen Sparren belegt ist, dasjenige der Frau auf rotem G r u n d und goldenem Dreiberg einen weissen Steinbock. Die Kleinodien stehen auf blauem G r u n d , den ein Früchtegehäng belebt. I n den beiden oberen Z w i c k e l n sind zwei sinnbildliche Gestalten sichtbar. Ueber dem Erlach-Wappen erkennt man i n der linken Ecke des Glasgemäldes eine männliche Gestalt m i t Lorbeerkranz i n der einen H a n d und Speerschaft i n der andern. Eine Frauengestalt m i t goldenem Buch und P a l m zweig füllt das Flächenstück i n der rechten Ecke. Die unteren Zwickel beleben zwei Kindergestalten (Putten). Zwischen ihnen und unter den W a p p e n ist i n einer Rollwerkkartusche folgende Inschrift angebracht: «Jr- Frantz L u d w i g von Erlach. Fryherr zu / Spietz. Der Z y t Schultheiß zu Burgdorff / v n d Frouw Salome Steiger sin Ehlicher gema / hell. 1608» ^ii wenig beachtete A r b e i t ist ein treffliches, kräftig und sauber gestaltetes W e r k , das dem Meister, der es geschaffen hat, zur Ehre gereicht. Diese Wappenscheibe «darf», wie Hans Lehmann erklärt, «mit Sicherheit Hans Jakob Dünz i n Bern zugeschrieben werden»^*). Staatsarchiv des Kantons B e r n , B e r n . Testamenten-Buch der Stadt B e r n . N r . 11 (1640—1671). S. 130 a. — D i e Stelle w i r d auch v o n R u d o l f von Fischer angeführt, v o n Fischer, V o de H e r r e vo Spiez, S. 58 (Berner Z e i t schrift 1939, N» 1). ^2) Beschreibung m i t meinem V a t e r , Konservator Gustav K e l l e r i n T h u n , an O r t u n d Stelle a m 5. A u g u s t 1934. Neue Ueberprüfung i n E i n i g e n am 8. A u g u s t 1943. "3) B r i e f v o n H e r r n Zürich an den Verfasser oder Hans Jakob Dünz bernischen Glasgemälde möglichkeiten zur H a n d einzuholen.

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P r o f . D r . H . L e h m a n n , alt Landesmuseumsdirektor, i n v o m 13. M a i 1943. —• I c h vermutete Thüring W a l t h e r als Künstler. D a ich aber den Gesamtbestand der n i c h t überblicke u n d keine ausreichenden V e r g l e i c h s habe, erlaubte i c h m i r , die A n s i c h t berufener Kenner

Auch A l f r e d Scheidegger-Matti vertritt, unabhängig von Hans Lehmann, dieselbe Ansicht. «Die beiden allegorischen Figuren i n den obern Zwickeln, die Puttenfiguren rechts und links neben der Rollwerkkartusche sowie die Kartusche selbst, scheinen», schreibt Scheidegger, «nach Vergleichen m i t Scheiben derselben Zeit, auf Hans Jakob Düntz zu deuten. Der Riss ist wahrscheinlich nach Motiven des Schaffhauser Glasmalers Lindtmeier komponiert w o r den.» Dass Franz L u d w i g von Erlach, von dem verschiedene, seinen Namen tragende Glasscheiben bekannt sind ^"), i n diesen Jahren Meister Dünz beschäftigt hat, steht fest. I n der Kirche von Jegenstorf prangt neben den prächtigen Glasgemälden aus der Blütezeit der bernischen Glasmalerei eine von Hans Jakob Dünz geschaffene Scheibe des Franz L u d w i g von Erlach von Spiez aus dem Jahr 1 6 0 5 " ) . Ob der Umstand, dass 1600—1611 Johannes

mich über mir, 1608

H e r r D i r e k t o r D r . R. W e g e l i v o m Berner Historischen M u s e u m hat an H e r r n cand. p h i l . Scheidegger i n Bern gewiesen, der eine Dissertation die bernische Glasmalerei zwischen 1540—1580 ausarbeitet. I c h gestattete i h m die Frage nach dem Künstler der E i n i g e r Erlach-Steiger-Scheibe von ebenfalls zu unterbreiten.

B r i e f v o n H e r r n A l f r e d S c h e i d e g g e r - M a t t i i n Bern an den Verfasser v o m 27. M a i 194,3. — Ueber D a n i e l L i n d t m a y e r (1552—um 1606), M a l e r , Glasmaler, Holzschneider: Paul Ganz. D a n i e l L i n d t m a y e r , der jüngere. I n : Schweizerisches Künstler-Lexikon, r e d i g i e r t v o n C a r l B r u n , 2. B a n d , F r a u e n f e l d 1908, S. 260—262. — Allgemeines L e x i k o n der bildenden Künstler von der A n t i k e bis zur Gegenwart, herausgegeben von Hans V o l l m e r , 23. B a n d , L e i p z i g 1929, S. 250—251. — V i e r Scheibenrisse von L i n d t m a y e r sind abgebildet i n : L e h m a n n , Z u r Geschichte der Glasmalerei i n der Schweiz, A b b . 46, 47, 49 u n d 50. — I c h möchte auch an dieser Stelle H e r r n Prof. L e h m a n n u n d H e r r n Scheidegger für ihre w e r t v o l l e u n d sachkundige A u s k u n f t danken. 5') Franz T h o r m a n n . D i e Glasgemälde i m H i s t o r i s c h e n M u s e u m Bern. I n : Blätter für bernische Geschichte, Kunst u n d A l t e r t u m s k u n d e , 5. J a h r g a n g , B e r n 1909, S. 119: «1626, Franz L u d w . v o n E r l a c h , F r e i h e r r zu Spiez u n d des Raths der Stadt Bern». — C. v. M a n d a c h . Schweizerische Glasscheiben i m Auslande. I n : Anzeiger für schweizerische A l t e r t u m s k u n d e , Neue Folge, B a n d 9, 1907, Zürich 1908, S. 335—336: I m Besitz von M m e G e r a r d de W a t t e v i l l e i n L y o n b e f a n d sich 1907 seine Scheibe (.Abbildung 87) m i t f o l gender I n s c h r i f t : «Herr Frantz L u d w i g von E h r l a c h , Schultheiß der löblichen Stadt B e r n u n d H e r r zu Spietz, anno 1631». A u f der Scheibe ist oben eine idealisierte L a n d s c h a f t m i t Schloss u n d Städtchen Spiez am Thunersee d a r gestellt. *') T h o r m a n n u n d v o n Mülinen, D i e Glasgemälde der bernischen K i r c h e n , S. 69. — Hans L e h m a n n . D i e K i r c h e zu Jegenstorf u n d ihre Glasgemälde. Festschrift zur Jubiläumsfeier des vierhundertjährigen Bestandes i m A u f t r a g e der K i r c h g e m e i n d e verfasst. B e r n 1915. S. 39—40. (Die Angabe auf S. 39, Franz L u d w i g v o n E r l a c h habe den Schultheissenstuhl «schon 1632 wieder für G l a d o Weyermann» geräumt, beruht auf einem I r r t u m ) .

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Leonhard Dünz aus Brugg i n Einigen Pfarrer gewesen ist^**), die Stiftung der Scheibe von 1608 und ihre A n f e r t i g u n g durch den ebenfalls aus Brugg stammenden Glasmaler Dünz beeinflusst hat, ist nicht mehr zu ermitteln. Der um 1580 i n dem damals b e r n i schen Brugg geborene Glasmaler Hans Jakob Dünz kam offenbar sehr j u n g nach Bern. 1599 ist er zum Hintersassen der Stadt Bern aufgenommen worden. I n erster Ehe heiratete er Johanna Metzler, in zweiter M a r g a r i t a Seebach. Vermutlich arbeitete er zuerst i n der Werkstatt eines anderen Glasmalers. 1609 erwarb er das bernische Burgerrecht. Seit 1611 w i r d der inzwischen selbständig gewordene Dünz vom Staat als Maler m i t kunsthandwerklichen Arbeiten und Glasmalereien betraut""). Es gibt von ihm noch einige Glasmalereien und wenigstens 30 Handzeichnungen, m e i stens Scheibenrisse. Für Münzmandate hat er Münzdarstellungen gestochen. W i r begegnen Meister Dünz seit 1611 i n den bernischen Staatsrechnungen. 1611 w i r d er wegen «ettlicher gemaleten vennlinen» bezahlt. 1615 empfängt er 2 Pfund für eine gemalte «Rundelen i n n das Fenster i m gang des Rhathuses». I n demselben Jahr werden i h m 20 Pfund für zwei gemalte Wappen der Stadt vergütet. Das eine Glasgemälde kam nach Burgdorf, das andere nach Därstetten. Andere Scheiben von Dünz stiftete die Regierung 1616 «ins würzhus gan Attiswyl» (ein Berner Wappen) und 1617 «dem würt zu Belp» (ein Bern-Rych). Aus den Rechnungen erfahren w i r auch, dass der vielseitige Meister 300 Feuereimer und eine «Schüt••8) Staatsarchiv B e r n . Kirchenwesen I 19: Predicanten-Rodel I 1546 bis 1607, N r . 1067; Bernische P f a r r e r 1 6 . — A n f a n g des 19. Jahrhunderts, H a n d schriftliches alphabetisches Verzeichnis, S. 53. — L o h n e r , S. 206. '•') W a h r s c h e i n l i c h sind der P f a r r e r u n d der Glasmaler Dünz m i t e i n a n der v e r w a n d t . N a c h den m i r i n B e r n zugänglichen Quellen konnte ich ihre V e r w a n d t s c h a f t u n d den G r a d derselben nicht herausfinden. A u c h B e r n h a r d Schmid meint, beide könnten v i e l l e i c h t Brüder oder V e t t e r n sein. I c h danke H e r r n D r . B e r n h a r d Schmid, B i b l i o t h e k a r an der S t a d t b i b l i o t h e k B e r n , für seine Bemühungen u m die Lösung der Frage u n d seine A u s k u n f t { B r i e f vom 3. J u l i 1943 an den Verfasser). "") Ueber die W ü r d e u n d den tieferen Sinn des H a n d w e r k s hat Goethe i n «Wilhelm Meisters Wanderjahren» ein weises W o r t gesprochen: «Allem Leben, allem T u n , aller Kunst muss das H a n d w e r k vorausgehen, welches n u r i n der Beschränkung erworben w i r d . Eines recht wissen u n d ausüben gibt höhere B i l d u n g als H a l b h e i t i m Hundertfältigen.» Goethes Sämtliche W e r k e . 9. B a n d : W i l h e l m Meisters W a n d e r j a h r e . (Herausgeber: W i l h e l m Printz.) B e r l i n u n d L e i p z i g o. J . S. 157. (Tempel-Klassiker.)

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zen fleschen» zeichnete sowie «7 Gleitsschiltlinen I r . G n . Löuferen» emaillierte"!). Köstliche Stücke sind drei getuschte Federzeichnungen von seiner H a n d , die vermutlich als Scheibenrisse gedient haben: Männergesellschaften bei T r u n k und Schmaus. Die satte Lebenslust eines kriegerischen Jahrhunderts und eines W e i n , W e i b und Gesang liebenden, daseinsfrohen Künstlers spricht aus diesen prächtigen Blättern " 2 ) . J617 erhielt unser Dünz das bescheidene A m t eines Chorweibels. Er versah i n dieser Eigenschaft bis 1649 die Obliegenheiten des Gerichtsdieners und Gefangenwärters des Chorgerichts von Bern, ohne seiner Kunst völlig untreu zu werden. Die von i h m geführten acht Bände Lochrödel (das heisst der Listen über Eingang, Austritt und Kosten der Gefangenen) schmückte er m i t launigen Feder- und Bleistiftzeichnungen und begleitete seine Eintragungen m i t fröhlichen Bemerkungen und Keimereien, die von dem frischen H u m o r und der derben Urwüchsigkeit ihres V e r fassers zeugen. U m 1649 muss Dünz gestorben sein. Er lebt i m Andenken der Nachwelt fort als eine lebendige, bewegliche, leichtlebige Künstlernatur, die sich m i t W i t z und Scherz über die Mühsale und Beschwerden des Lebens hinwegsetzte. Mehrmals fügt er i n den Lochbüchern seiner Unterschrift den folgenden Spruch hinzu: «Hans Jakob Düntz H a t weder grobs noch müntz.» "*) G. Trächsel. Hans Jakob Dünz, der ältere, Glasmaler, R a d i r e r u n d Chorweibel. I n : Beiträge zur Geschichte der Kunst u n d des Kunsthandwerks i n Bern i m 15., 16. u n d 17. J a h r h u n d e r t , Bern 1S79, S. 95, A n m . 2. "2) Trächsel, S. 96. — D i e drei Handzeichnungen sind wiedergegeben in der: Festschrift zur 7. Säkularfeier der Gründung Berns, 1191 — 1891. Bern 1891. T e i l 2: E d . v o n Rodt, Berns Burgerschaft u n d Gesellschaften, T a f e l n nach S. 66, 90 u n d 96. — I c h besitze als Geschenk meines Vaters eine G l a s scheibe nach dem «Fröhlichen Abend-Schmauß der H e r r e n Vorgesetzten einer Hochehrenden Gesellschaft zu Kaufleuten i n Bern» (16,B0). M e i n V a t e r hat dieses Glasgemälde 1923 v o m Besitzer des Schlosses Spiez erworben. — W e i tere A b b i l d u n g e n nach Dünz f i n d e n w i r bei Trächsel, T a f e l nach S. 104, u n d bei L e h m a n n , A b b i l d u n g N r . 55. Trächsel, Hans Jakob Dünz, der ältere, S. 91—106. — J . G. Schaffroth. Hans Jakob Dünz, der C h o r w e i b e l u n d I l l u s t r a t o r der Lochrödel, 1617—1649. I n : Neues Berner Taschenbuch auf das Jahr 1899, herausgegeben von H e i n r i c h Türler, Bern 1898, S. 6 7 — 9 1 , — H . Türler. Hans Jakob Dünz I . I n : Schweizerisches Künstler-Lexikon, redigiert von C a r l B r u n , 1. Band, Frauenfeld 1905, S. 391.

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Wappenstein vom Scherzligtor in Tliini 1537

Ilistorisdies Museum Scliloss Thun