Hin zur altersfreundlichen Stadt

Hin zur altersfreundlichen Stadt Referat von Rita Gisler anlässlich des Seminars für Entscheidungsträger von Gemeinden am SENE FORUM vom 22. Januar 20...
Author: Artur Bach
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Hin zur altersfreundlichen Stadt Referat von Rita Gisler anlässlich des Seminars für Entscheidungsträger von Gemeinden am SENE FORUM vom 22. Januar 2014

Sehr geehrte Damen und Herren Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger für alterspolitische Fragen in Ihrer Gemeinde Liebe Veranstaltende Herzlichen Dank für die Gelegenheit, heute meine Erfahrungen „hin zu einer altersfreundlichen Stadt“ mit Ihnen zu teilen. Ich habe mit Bedacht den Titel „Hin zu einer altersfreundlichen Stadt“ gewählt, denn rundum altersfreundlich kann ein Gemeinwesen vielleicht nie sein. Ich finde jedoch den Weg dazu, die einzelnen Massnahmen, von grosser Bedeutung, denn jeder kleine Schritt verbessert die Altersfreundlichkeit Ihres Gemeinwesens.

Was macht nun aber eine altersfreundliche Stadt / Gemeinde aus? Und hier möchte ich einen Exkurs machen zur Weltgesundheitsorganisation WHO und zu deren Konzept „Global Age-friendly Cities“

   

Im Jahr 2005 führte die Internationalen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie in Brasilien einen Weltkongress durch, den sie der demographischen Alterung und der Verstädterung widmete. Als Folge davon wurde eine Studie mit der Beteiligung von 33 Städten aus der ganzen Welt erstellt. Dies führte die WHO im Jahr 2007 dazu, die Richtlinien mit einer umfassenden Beschreibung eines altersfreundlichen Gemeinwesens zu erlassen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert eine altersfreundliche Stadt oder eine altersfreundliche Gemeinde wie folgt: Altersfreundliche Städte − schenken den Bedürfnissen älterer Menschen erhöhte Aufmerksamkeit. − schaffen Rahmenbedingungen, damit Menschen mit zunehmendem Alter die Gesundheit wahren und am sozialen Leben teilnehmen können. − gewährleisten die Sicherheit älterer Menschen. − anerkennen ihre Verschiedenartigkeit. − fördern den Einbezug und die Partizipation in sämtlichen Belangen des kommunalen Lebens. − respektieren die individuellen Entscheidungen und die Wahl des Lebensstils älterer Menschen.

Damit erhalten ältere Menschen eine höhere Lebensqualität. Konkret haben altersfreundliche Städte und Gemeinden folgendes vorzusehen: − Sie stellen altersgerecht ausgestaltete und finanzierbare Wohnangebote bereit. − Sie gestalten den öffentlichen Raum möglichst hindernisfrei. − Der öffentliche Verkehr berücksichtigt die Bedürfnisse der älteren Menschen und fördert ihre Mobilität. − Sie sorgen für Teilnahme-, Mitwirkungs- und Mitsprachemöglichkeiten am sozialen Leben. − Sie fördern die Beschäftigungsmöglichkeiten älterer Menschen. − Sie beziehen ältere Menschen in die Planung und Umsetzung von altersfreundlichen Massnahmen ein. − Sie sorgen dafür, dass älterer Menschen genügend über bestehende Angebote informiert sind. − Und sie gewährleisten qualitativ hochstehende und ausreichende kommunalen Gesundheits- und Unterstützungsleistungen.

Im Jahr 2011 lud die WHO zur 1. Internationalen Konferenz für altersfreundliche Städte und Gemeinden nach Dublin und im Jahr 2013 zur 2. Konferenz nach Québec. Heute bilden 145 Städte und Gemeinden aus 22 Ländern das globale Netzwerk altersfreundlicher Städte. Es ist multikulturell und sprachübergreifend. Eine Mitgliedschaft im globalen Netzwerk altersfreundlicher Städte und Gemeinden bedingt, dass konkrete Massnahmen „hin zu einer altersfreundlichen Stadt“ umgesetzt werden und somit die Altersfreundlichkeit laufend verbessert wird.    

Die Stadt Genf ist seit mehreren Jahren Mitglied des globalen WHO-Netzwerks. Die Stadt Bern hat sich im Jahr 2013 beworben.

Welche Handlungsmöglichkeiten haben nun Städte und Gemeinden, um ihr Gemeinwesen altersfreundlichen auszugestalten? Ich möchte Ihnen dazu von meinen Erfahrungen als Leiterin des Alters- und Versicherungsamts der Stadt Bern berichten:

Die Stadt Bern verschreibt sich der Vision, dass ihre älteren Einwohnerinnen und Einwohner ihr Leben nach ihren individuellen Möglichkeiten und Bedürfnissen gestalten und ihre Selbstständigkeit bewahren können und somit über eine hohe Lebensqualität verfügen.

Die Stadt Bern hat in ihrem Alterskonzept 2020, welches Ende 2011 vom Gemeinderat verabschiedet wurde, zwei zentrale Themenfelder herausgearbeitet, und zwar − −

die altersfreundliche Ausgestaltung der Stadt als Lebensraum sowie die zielgruppengerechte Information und Integration der älteren Bevölkerung.

Zur altersfreundlichen Ausgestaltung des Lebensraums gehören verschiedene Elemente. Grundlegende ist sicher die Grundversorgung durch ein genügendes Angebot an Pflege und Betreuung, und zwar zuhause wie auch stationär. Mit der Neuordnung der Pflegefinanzierung, welche per 2011 in Kraft getreten ist, wurde eine Grundlage geschaffen, nach welcher jede in der Schweiz lebende Person Zugang zu einem finanzierten Pflegeangebot hat. Im Kanton Bern werden seither die Leistungsverträge mit den Leistungserbringern direkt durch den Kanton abgeschlossen. Die Gemeinden nehmen keine aktive Rolle mehr wahr. Auch wenn es daraus Nachteile ergibt, hat die Stadt Bern die Gelegenheit gepackt, sich umso mehr mit den weiteren alterspolitisch relevanten Themen zu befassen.

Eines davon ist das Wohnen. Ältere Menschen möchten gerne so lange wie möglich zuhause bleiben. Deshalb braucht es neben dem institutionellen Wohnen genügend hindernisfreien und finanzierbaren Wohnraum. Nicht zuletzt werden wir damit auch dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ gerecht. Das Gemeinwesen soll mindestens in seinen eigenen Bauplanungen hindernisfreies Wohnen für ältere Menschen umsetzen und das gemeinnützige Wohnen durch günstige Mieten und günstige Baurechtszinsen fördern. Die schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen informiert umfassend über das hindernisfreie Wohnen. Sie hat das „Konzept des anpassbaren Wohnungsbaus“ entwickelt. Mit dem anpassbaren Wohnungsbau wird sichergestellt, dass nachträgliche Anpassungen für weniger mobile Menschen mit wenig Aufwand möglich sind. Für Menschen mit grösseren Einschränkungen können individuelle Anpassungen realisiert werden. Der ermittelte Mehraufwand für den anpassbaren Wohnungsbau bei Neubauten beträgt 1,8 % der Gesamtkosten. Nachträgliche Anpassungen, z.B. Verbreitern von Türen oder Einbau eines

   

Lifts, kommen sehr viel teurer zu stehen. Jedoch ist das hindernisfreie Bauen von Anfang an die bessere Lösung. Eine weitere Möglichkeit seitens des Gemeinwesens ist die Sensibilisierung von Architekten und Liegenschaftsverwaltungen über die Möglichkeiten und Vorteile des hindernisfreien Wohnungsbaus mit dem Ziel, das Angebot an hindernisfreiem Wohnen für alle Bevölkerungsgruppen ankurbeln.

Ich komme zum hindernisfreien öffentlichen Raum. Die hindernisfreie Ausgestaltung des öffentlichen Raums kann viel dazu beitragen, dass sich ältere Menschen eigenständig und sicher bewegen können. Es verleiht ihnen z.B. die Möglichkeit, Besorgungen selber zu verrichten. Auch ist der öffentliche Raum ein willkommener Ort, um soziale Kontakt zu schmieden und so der Vereinsamung vorzubeugen. Die Gestaltung des öffentlichen Raums trägt viel zur Eigenständigkeit und Selbstbestimmung älterer Menschen bei. Immer wichtiger wird in den Städten und grösseren Gemeinden auch bezogen auf ältere Menschen das Quartier als Lebensraum. Zu einem altersfreundlichen Quartier gehören neben der altersfreundlichen Gestaltung und den Möglichkeiten zur sozialen Interaktion ein genügendes Dienstleistungsangebot vor Ort und eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr

Ich komme zum Einbezug und zur Mitsprache: Ältere Menschen wünschen Mitsprache wenn es um die Planung und Umsetzung von Massnahmen zugunsten der älteren Bevölkerung geht. So sind denn auch regelmässig Befragungen bei der Zielgruppe „ältere Bevölkerung“ eine der Voraussetzung der WHO für die Aufnahme ins globale Netzwerk altersfreundlicher Städte. Die WHO hat eine Checkliste herausgegeben, nach welcher Menschen hinsichtlich Altersfreundlichkeit ihrer Stadt oder Gemeinde befragt werden sollen. Dazu gehören – wie Sie nun wissen – der öffentliche Raum und der öffentliche Verkehr, das Wohnen, die Teilnahme am öffentlichen Leben, Dienstleistungen sowie Information. Die Stadt Bern fordert in der Zwischenzeit ältere Menschen auf, sich zu melden, falls sie an Befragungen zu konkreten, altersrelevanten Themen teilnehmen wollen. Seit einigen Jahren berät in der Stadt Bern der Rat für Seniorinnen und Senioren den Gemeinderat in alterspolitischen Fragestellungen und unterstützt das Alters- und Versicherungsamt in der Umsetzung des Alterskonzepts 2020. Ein weiteres beliebtes Gefäss für die Mitwirkung ist das alle zwei Jahre stattfindende Altersforum Bern. Die Themensetzung am Forum erfolgt unter Mitwirkung der wichtigsten Altersorganisationen der Stadt sowie der Seniorinnen und Senioren selber. Befragungen bei der älteren Bevölkerung und ihren Angehörigen bringen immer wieder zu Tage, dass diese zu wenig über die vielfältigen und in der Regel genügend vorhandenen Angebote informiert sind. Eine Aufgabe der Gemeinde ist es, die Informationen zielgruppengerecht zur Verfügung zu stellen. Dabei bleibt die Herausforderung gross, Menschen, die zurückgezogen leben, zu erreichen.    

Ressourcen älterer Menschen gewinnen an Bedeutung Ältere Menschen verfügen über mannigfaltige Ressourcen. Diese zu nutzen gehört aus meiner Sicht zu einer grössen Herausforderungen und auch Chance der Zukunft. Einerseits leben immer mehr ältere und auch zunehmend hochaltrige Menschen alleine, oft auch weit entfernt von ihren Angehörigen. Andererseits kommen mit der Babyboom-Generation ältere Frauen und Männer in die nachberufliche Phase, die oft gut ausgebildet und bei guter Gesundheit sind und mitwirken wollen. Für die Gesellschaft gewinnt diese Ressource in Zukunft an Bedeutung. Es ist eine Aufgabe des Gemeinwesens, Mitwirkungsmöglichkeiten zu fördern. Dabei kann sie aber aus meiner Sicht nur die Rahmenbedingungen schaffen mit dem Fokus auf die Hilfe zur Selbsthilfe. Für nachbarschaftliches Engagement eigenen sich am besten Quartiere, mit denen sich ältere Menschen aufgrund einer ansprechenden und altersgerechten Gestaltung und sozialer Interaktionsmöglichkeiten bereits gut identifizieren. Wenn Ressourcen älterer Menschen für das Gemeinwohl genutzt werden sollen, so darf nicht vergessen gehen, dass durch Weiterbildungsangebote aktivierend wirken und das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt wird. Lebenslanges Lernen soll auch für unsere ältere Bevölkerung zur Verfügung stehen. Ressourcen älterer Menschen sind aber auch für jüngere Generationen von unbezahlbarem Wert. So übernimmt ein grosser Teil der heutigen Seniorinnen und Senioren Betreuungspflichten gegenüber Enkelkindern. Weil dies nicht überall möglich ist, unterstützt die Stadt Bern als Beispiel mit „Patengrosseltern – Begegnung zwischen den Generationen“ Caritas Bern in einem dreijährigen Pilotprojekt beim Aufbau einer Vermittlungsstelle für Menschen ab 50 Jahren und Familien mit Kindern. Nach einer ersten Evaluation Ende 2013 zeigt sich, dass die Nachfrage seitens der Familien grösser ist als das Angebot seitens potentieller Grosseltern.

Als letztes möchte ich auf die Versorgung und den Einbezug von besonders verletzlichen Menschen eingehen. Unter besonders verletzliche Menschen verstehe ich Menschen mit körperlichen Behinderungen, mit demenziellen Erkrankungen, mit Suchterkrankung oder mit psychischer Beeinträchtigung. Besonders verletzlich sind auch Menschen, die an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden, unheilbar Schwerkranke und auch Sterbende sowie sozial vereinsamte und desintegrierte Menschen. Auch diese Menschen haben heute eine höhere Lebenserwartung. Eine Stadt kann insbesondere sensibilisieren, indem sie z.B. niederschwellig über die Krankheit Demenz informiert oder zur Aufmerksamkeit gegenüber einsamen Menschen aufruft. Sie kann mit der Förderung von Entlastungsangeboten, mit entsprechendem Wohnraum und Pflege- und Betreuungsangeboten sowie durch Information und Beratung der Betroffenen und Dritter besonders verletzliche Menschen unterstützen.

   

Ältere Menschen mit Migrationshintergrund können je nach Situation auch zu den besonders verletzlichen Menschen gezählt werden, denn für sie gestaltet sich der Zugang zu Angeboten aufgrund kultureller Unterschiede oft als schwieriger. Es gilt, sich mit den Bedürfnissen der verschiedenen Migrationsgruppen auseinander zu setzen und diese bei der Planung von Massnahmen mitzuberücksichtigen.

Aber welches sind nun Hürden für eine altersfreundliche Gemeinde? Aus meiner Sicht gibt es zwei wesentliche Hürden: Die erste ist der Spardruck auf die öffentliche Hand: Im Rahmen der Sparpakete geraten alterspolitische Massnahmen unter die Räder. Im Kanton Bern ist mit der Einführung der Neuordnung der Pflegefinanzierung die Verantwortung für die Pflege, ambulant und stationär, vollumfänglich in die Kantonsobhut übergegangen ist. Als Gemeinde hat die Stadt Bern nur noch im Rahmen von selbst betriebenen Pflegeinstitutionen Einfluss. Im Sparpakete „Aufgaben- und Strukturüberprüfung 2014“ werden bei der Spitex die Versorgungspflicht für die Hauswirtschaft um 25 % gekürzt sowie die Subventionierung für Leistungen der Hauswirtschaft gestrichen. Damit zeichnet sich ab, dass wenig begüterte Menschen, unter ihnen die Beziehenden von Ergänzungsleistungen, sich in Zukunft Hauswirtschaftsleistungen immer weniger werden leisten können. Dass unter diesen Umständen der Grundsatz „ambulant vor stationär“ ins Wanken gerät, ist selbsterklärend. Bereits per 2012 wurde im Kanton Bern das ehemalige „Wohnheimmodell“, nach welchem das Wohnen mit Dienstleistungen subventioniert wurde, mit Besitzstandwahrung für die bestehenden Verträge, gestrichen. Viele Institutionen der Langzeitpflege führen keine Angebote mehr, die für Beziehende von Ergänzungsleistungen bezahlbar sind, und dies spätestens, wenn Sanierungen anstehen. Eine verhältnismässig tiefere Entschädigung für die Pflege in den tiefen Pflegestufen – zumindest im Kanton Bern so umgesetzt – führt dazu, dass Heime Bewohnende mit grösserem Pflegebedarf bevorzugen. Für Menschen mit tiefem Einkommen und wenig Vermögen, also insbesondere ELBeziehenden, aber auch Selbstzahlern, entstehen Versorgungslücken, insbesondere in der Übergangsphase zwischen dem Leben zuhause und dem Übertritt in eine Institution. Gemeinden können ein Gleich tun, indem sie Land zu günstigen Baurechtszinsen abgeben, oder selber Wohnen mit Dienstleistungen zu erschwinglichen Preisen anbieten. Oftmals stehen solche Massnahmen jedoch im Widerspruch zu finanzpolitischen Zielen. Weitere Altersprojekte wie im Vorfeld beschrieben riskieren, den Sparmassnahmen zum Opfer zu fallen, denn z.B. Information, Integration, Schaffen von Begegnungsmöglichkeiten, Beteiligung am kulturellen Leben, etc. haben keine gesetzliche Grundlage.

   

Die zweite grosse Hürde ist aus meiner Sicht das noch immer oft fehlende Bewusstsein über die zukünftige Bedeutung des Themas Alters bei den Verantwortungsträgern.

Und damit komme ich nun gleich zu den Erfolgsfaktoren.

Welches sind die Erfolgsfaktoren hin zu einer altersfreundlichen Gemeinde?

Empfehlung Nr. 1: Das Thema Alter muss auf der politischen Agenda eines Gemeinwesens eine hohe Priorität geniessen. Die demographische Alterung ist weltweit ein Fakt. Gezielte alterspolitische Massnahmen müssen frühzeitig eingeleitet werden, um der gesellschaftlichen Veränderung gerecht zu werden. Langfristig können Kosten gespart werden, wenn alterspolitischen Massnahmen frühzeitig in den Planungen berücksichtigt werden.

Empfehlung Nr. 2: Das Thema Alter ist transversal und muss in der Politik und in der Verwaltung direktionsübergreifend angegangen werden. Wem gehört das Thema Alter? Das Silodenken in der Verwaltung ist bis anhin einer der grössten Stolpersteine für eine erfolgreiche und umfassende Alterspolitik. Alter betrifft nicht nur die Gesundheit oder das Soziale, sondern das Bauen, den öffentlichen Verkehr, die Kultur. Die alternde Gesellschaft betrifft jedes Alter und muss entsprechen übergreifend in der Politik und in der Verwaltung angegangen werden.

Empfehlung Nr. 3: Es braucht ein Alterskonzept oder Altersleitbild und entsprechende Ressourcen. Um gezielt an der Altersfreundlichkeit eines Gemeinwesens arbeiten zu können, braucht es als Grundlage ein von den politischen Gremien abgesegnetes, verbindliches Konzept. Schon wenige personelle Ressourcen, welche in der Lage sind, die richtigen Massnahmen richtig umzusetzen, können sehr viel erreichen. Ohne personelle Ressourcen geht es jedoch nicht. In den Zeiten von knapper finanzieller Mittel empfiehlt es sich, alterspolitische Massnahmen über mehrere Jahre hinweg aufzuschlüsseln und jährliche Schwerpunkte zu setzen.    

Empfehlung Nr. 4: Die Zusammenarbeit unter den Städten und Gemeinden ist gewinnbringend. Das WHO-Konzept für altersfreundliche Städte liefert eine umfassende Grundlage für eine erfolgreiche Alterspolitik und kann auf die Bedürfnisse einer Stadt oder einer Gemeinde angepasst werden. Das Schweizer Netzwerk altersfreundlicher Städte, welches im Jahr 2012 gegründet wurde, stützt sich auf die Richtlinien der WHO als gemeinsame Grundlage.

Empfehlung Nr. 5 Es empfiehlt sich, alle Akteure einzubinden. Dazu gehören neben der älteren Bevölkerung Leistungserbringende, Gönner und Sponsoren, die Wirtschaft sowie die Wissenschaft. Die Wirtschaft zeigt allgemein ein steigendes Interesse an der älteren Bevölkerung, da sie eine sich entwickelnde Zielgruppe darstellen. Gemeinsame Projekte im Sinne von PublicPrivate-Partnership sind für alle Beteiligten erfolgsversprechend. Insbesondere meine Erfahrungen an der 1. und der 2. Internationalen Konferenz für altersfreundliche Städte der WHO hat gezeigt, dass Städte und Gebiete betreffend Altersfreundlichkeit weit fortgeschritten sind, wo sich die Wissenschaft mit der Politik zusammen tut. Oft beruhen erfolgreiche Projekte der Initiative und der Begeisterung einzelner Personen.

Es gilt, solche Begeisterung aufzuspüren, zu unterstützen und zu nutzen.

22.01.2014 /© RITA GISLER . STRATEGIEN für Alter und Gesundheit