Bachelorstudiengang Chemie Modul Organische Chemie 1 Teil OC1a Grundlagen der Organischen Chemie
Grundlagen der Organischen Chemie Prof. Dr. Thomas Ziegler Institut für Organische Chemie Universität Tübingen Erstmals gehalten im Sommersemester 2010
Kapitel 1
Besonderheiten der chemischen Bindung in organischen Molekülen
Kapitel 2
Alkane (Nomenklatur, Eigenschaften, Synthese, Reaktionen)
Kapitel 3
Alkene (Nomenklatur, Eigenschaften, Synthese, Reaktionen)
Kapitel 4
Alkine (Nomenklatur, Eigenschaften, Synthese, Reaktionen)
Kapitel 5
Benzol und andere aromatische Kohlenwasserstofe (Eigenschaften, Reaktionen)
Kapitel 6
Chiralität
Kapitel 7
Halogenalkane (Nomenklatur, Eigenschaften, Synthese, Reaktionen)
Kapitel 8
Alkohole, Ether, Amine
Kapitel 9
Carbonylverbindungen (Carbonsäuren, Aldehyde)
Kapitel 10
Heterocyclen
Kapitel 11
Naturstoffe
1
Die Vorlesung beruht auf dem Lehrbuch „Organische Chemie“ (Breitmaier, Jung)
Organische Chemie: Grundlagen, Stoffklassen, Reaktionen, Konzepte, Molekülstruktur von Eberhard Breitmaier und Günther Jung von Thieme, Stuttgart (Broschiert - 27. Mai 2009); Eur 49,95; ISBN-13: 978-3135415062
Weitere Lehrbücher
Organische Chemie: K. P. C. Vollhardt, Neil E. Schore, und K. Peter von Wiley-VCH; Eur 89,00
Organische Chemie: Ein weiterführendes Lehrbuch von Francis A. Carey, Richard J. Sundberg, Hans J. Schäfer, und Dieter Hoppe von Wiley-VCH; Eur 99,00
Lehrbuch der Organischen Chemie von Hans Beyer, Wolfgang Walter, und Wittko Francke von Hirzel, S; Eur 49,90
2
ACHTUNG Dieses Skript ersetzt kein Lehrbuch! Es dient lediglich als Stoffkatalog und Stichwortverzeichnis für die Themen dieser Vorlesung.
Kapitel 1 Besonderheiten der chemischen Bindung in organischen Molekülen Quantenzahlen 1. Hauptquantenzahl (Energieniveaus der Orbitale): n = 1,2,3,... 2. Nebenquantenzahl (Bahndrehimpuls): l = 0,1,2,...(n-1) oder s,p,d,... 3. Magnetische Quantenzahl (z-Komponente): m = - l,...0, ...+ l 4. Spinquantenzahl (Eigendrehimpuls): -1/2 oder +1/2 Beispiele: n=1
l=0
m=0
s=+1/2 oder –1/2
→ ein 1s Orbital mit max. 2 Elektronen
n=2 l=1
l=0 m=-1 m=0 m0+1
m=0 s=+1/2 oder –1/2 → ein 2s Orbital mit max. 2 Elektronen s=+1/2 oder –1/2 s=+1/2 oder –1/2 → drei2p Orbitale mit max. 6 Elektronen s=+1/2 oder –1/2
}
Energieniveaus Die SCHRÖDINGER-GLEICHUNG beschreibt das Verhalten von Elektronen im Feld von Atomkernen: Schrödinger-Gleichung
H=
H
Hamiltonoperator Wellenfunktion Energieniveaus
Die Lösung der Schrödinger-Gleichung für ein Wasserstoffatom ergibt die möglichen ATOMORBITALE und deren geometrische Form als räumliche Bereiche, in denen das Elektron „vorzugsweise“ aufgefunden werden kann. Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons in einem bestimmten Raumabschnitt wird dabei als Quadrat der Wellenfunktion ausgedrückt. Atomorbitale (s-, p-Orbitale) ATOMORBITALE gleicher Energie (gleiche Haupt- und Nebenquantenzahl) heißen ENTARTET! 3
1s Atomorbital
2s Atomorbital
2p Atomorbital (es gibt 3 2p AO, ausgerichtet in den 3 Achsen des kartesischen Achsenkreuzes: 2px, 2py, 2pz) 4
Pauli-Prinzip Höchstens 2 Elektronen mit antiparallelem Spin können ein Orbital besetzten Valenzelektronen VALENZELEKTRONEN sind diejenigen Elektronen eines Atoms, die mit der höchsten Hauptquantenzahl charakterisiert sind (Elektronen der „äußeren Schale“). Elektronenkonfigurationen Konfiguration des Kohlenstoff im Grundzustand: 6C12,01 6 Elektronen n=1, l=0, m=0, s=±1/2 n=2, l=0, m=0, s=±1/2 n=2, l=1, m=-1,0,+1, s=+1/2
1s-Orbital mit 2 Elektronen 2s-Orbital mit 2 Elektronen 2p-Orbitale mit 2 Elektronen
Energie
2p
2s
1s Elektronenkonfiguration des Kohlenstoffsatoms: 1s2 2s2 2p2
Hybridisierung Unter HYBRIDISIERUNG versteht man die mathematische Kombination von x Atomorbitalen mit gleicher Hauptquantenzahl zu x entarteten Hybridorbotalen (L. Pauling 1931). Mit der Hybridisierung ist meist ein Energiegewinn verbunden. Die Hybridisierung ist notwendig, da die „Formen“ der berechneten AO meist nicht mit den aus den chemischen Eigenschaften abgeleiteten „Formen“ übereinstimmen. BEISPIEL: Methan CH4 müßte zwei unterschiedliche CH-Bindungen haben. Jedoch sind alle CH-Bindungen im Methan gleich.
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Molekülorbitale Eine chemische Bindung zwischen zwei Atomen wird als Austausch zweier Elektronen zwischen den Atomen aufgefasst. Ein Bindungsstrich in einer chemischen Formel bedeutet immer ein Elektronenpaar! Aus den Atomorbitalen werden durch Überlappung neue Molekülorbitale gebildet. Mathematisch bedeutet dies, dass Molekülorbitale (MO) als Linearkombination von Atomorbitalen (AO) aufgefasst werden können. Die Wellenfunktion für ein MO setzt sich damit aus der Summe der gewichteten AO zusammen. Beispiel: Wasserstoff-Molekül H2 In-Phase Überlappung H
+
1s
H
1s
H
H
1s
Außer-Phase Überlappung H
bindendes MO
+
H 1s
antibindendes MO H
H Knotenebene
6
Energie
* 1s
1s
Energiegewinn
MO im H2 Molekül: = bindendes, * = antibindendes MO kovalente Bindung Die KOVALENTE BINDUNG oder ATOMBINDUNG wird durch ein Elektronenpaar vermittelt. Das Bindungselektronenpaar besetzt dabei ein Molekülorbital, das durch Überlappung entsprechender AO gebildet wird. andere Arten der chemischen Bindung (nicht-kovalente Bindungen) WASSERSTOFFBRÜCKENBINDUNG entsteht durch „Vermittlung“ der Bindung durch ein PROTON (Wasserstoffkern). Sie spielt v.a. bei biochemischen Molekülen eine wichtige Rolle. Eine H-Brückenbindung bildet sich, wenn eine OH, NH, oder SHGruppe nahe genug zu einem anderen Heteroatom, normalerweise O oder N zu liegen kommt. Dadurch ergibt sich eine Anziehung zwischen dem Elektronenpaar am Heteroatom und dem Kern des H-Atoms. Optimal ist eine lineare Anordnung der 3 Atome.
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IONENBINDUNG entsteht durch starke Coulomb-Kräfte zwischen geladenen Teikchen (Ionen).
DIPOL-DIPOL-WECHSELWIRKUNG entsteht zwischen Molekülen mit POLARISIERTEN KOVALENTEN BINDUNGEN
VAN-DER-WAALS-BINDUNG entsteht durch INDUZIERTE DIPOLE (Londonsche Kfäfte).
Überlappung von Orbitalen
AO können auf zwei unterschiedliche Art und Weise miteinander zu MO überlappen: -Bindungen und -Bindungen 8
Überlappung von zwei s-AO zu einem bindenden -MO (a) und einem antibindenden -MO (b)
Überlappung von zwei p-AO zu einem bindenden -MO (a) und einem antibindenden -MO (b) oder zu einem bindenden -MO (c) und einem antibindenden -MO (d)
CH-Bindungen CH-BINDUNGEN sind immer -Bindungen; der Kohlenstoff ist sp3 hybridisiert. z.B. Methan CH4
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CC-Einfachbindungen CC-EINFACHBINDUNGEN sind immer -Bindungen; der Kohlenstoff ist sp3 hybridisiert z.B. Ethan C2H6
CC-Doppelbindungen CC-DOPPELBINDUNGEN sind immer aus einer -Bindung und einer -Bindung aufgebaut; der Kohlenstoff ist sp2 hybridisiert z.B. Ethen C2H4 (auch: Ethylen) H2C=CH2
CC-Dreifachbindundungen CC-DREIFACHBINDUNGEN sind immer aus einer -Bindung und zwei Bindungen aufgebaut; der Kohlenstoff ist sp hybridisiert z.B. Ethin C2H2 (auch: Acetylen) H-C≡C-H
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Reaktive Zwischenstufen: Radikale RADIKALE sind Moleküle mit einem ungepaartem Elektron. Sie werden mit einem Punkt gekennzeichnet. Kohlenstoffradikale C· sind sp2-hybridisiert. z.B. Methylradikal H3C·
Reaktive Zwischenstufen: Carbokationen (Carbenium-, Carboniumionen) CARBENIUMIONEN (klassische Carbokationen) sind Kationen des Kohlenstoffs, die durch „Abspaltung“ eines Atoms oder Molekülteils entstehen. Carbeniumionen sind sp2-hybridisiert z.B. Methyl-Kation oder Methenium H3C+ (aus CH4 durch Abspaltung von Hydrid H-)
CARBONIUMIONEN (nicht-klassische Carbokationen; G. Olah 1972) sind Kationen des Kohlenstoffs, die durch „Anlagerung“ eines Atoms entstehen. Carboniumionen haben 3-Zentren-2-Elektronen-Bindungen (ein Elektronenpaar bindet 3 Atome zusammen). z.B. Methanium H5C+ (durch Anlagerung von H2 an Methenium; kommt im Weltall vor).
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Reaktive Zwischenstufen: Carbanionen CARBANIONEN sind meist sp3-hybridisiert. Sie entstehen durch Deprotonierung von CH-Bindungen. z.B. Methylanion H3C-
Reaktive Zwischenstufen: Carbene CARBENE sind Elekronenmangelverbindungen, die in zwei elektronischen Zuständen vorliegen können (Singulett-Carben und Triplett-Carben). z.B. Methylen CH2
Vielfältigkeit der Bindungen in Organischen Molekülen FUNKTIONELLE GRUPPEN sind Atomgruppen in organischen Molekülen, die die chemischen Eigenschaften und das Reaktionsverhalten maßgeblich bestimmen. Stoffe mit gleichen Funktionellen Gruppen werden zu STOFFKLASSEN zusammengefasst. Beispiel: Alle Stoffe mit der funktionellen Gruppe –COOH verhalten sich wie Säuren und werden in der Stoffklasse der Carbonsäuren zusammengefasst.
H C
O O H
H-COOH Ameisensäure
H3C C
O
O C
O H
O H
H3C-COOH Essigsäure
Ph-COOH Benzoesäure
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Tabelle: Funktionelle Gruppen Stoffklasse
Konstitutionsformel
Charakteristisches Strukturelement Der funktionellen Gruppe
A. Kohlenwasserstoffe H H R C C R H H
Alkane (Paraffine)
H
Alkene (Olefine)
R
Alkine (Acetylene)
C C
R
C C
Einfachbindung
C C
Doppelbindung
C C
Dreifachbindung
H
R C C R
H2 C
Cycloalkane
H2C
CH2
Ringstruktur n
Aromaten
aromatischer Ring
B. Sauerstoffhaltige Verbindungen Alkohole (Alkanole)
R CH2 O H O
H
Phenole
Ether
R C
Ketone (Alkanone)
R R
Acetale, Ketale
Carbonsäuren (Alkansäuren)
H
C
Hydroxygruppe
O H
Hydroxygruppe
C O C
R O R
Aldehyde (Alkanale)
O H
C
H
C
O H
O C
R
O R R
O O H
Formylgruppe
Keto- oder Carbonylgruppe
O R
Acetalgruppe
O R R O R Acetal Ketal
R C
Ethergruppe RO- wird als Alkoxygruppe bezeichnet
O
O C
anaromatischem Ring
C
O O H
Carboxygruppe
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Säureanhydride
O C
R
Ester
O
O C
R H R C
Lactone
H O
Ketocarbonsäuren
C
O C
O
O C
R
O C
O
R
Carbonylaxycarbonylgruppe Alkoxycarbonylgruppe
Estergruppe im Ring
n
O O C
H C
R
R
O
O C
R
CH2
O
Hydroxycarbonsäuren
O C
CH2 n O
O C
CH2 n O
Hydroxy- und Carboxygruppe im Molekül
H
Carbonyl- und Carboxygruppe im Molekül
H
C. Halogenverbindungen Halogenalkane (Alkylhalogenide)
X = -F, -Cl, -Br, -I
R X
Halogencarbonsäuren
H O R C CH2 C n O H X
Säurehalogenide (Alkanoylhalogenide, Acylhalogenide)
O C
R
X
Halogen und Carboxylgruppe im Molekül O C
X
Halogencarbonylgruppe
D. Stickstoffverbindungen primäre Amine
R NH2
sekundäre Amine
R N R H
tertiäre Amine quartäre Ammoniumsalze
Säureamide
Urethane
NH2
Aminogruppe
R N R R R R N R X R
R
O C
NH2
O R O C NH R
O C
NH2
Aminocarbonylgruppe (Carbamoylgruppe) Alkoxycarbamoylgruppe
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Aminosäuren
Nitroalkane Nitrosoalkane
H O R C CH2 C n O H NH2
Amino- und Carboxygruppe im Molekül
R NO2
NO2
R CH2 N O
N O
NH
Aldimine
Diazoniumsalze Azoverbindungen
R C
H
Ar N N X
Nitrogruppe Nitrosogruppe
NH C
H
N N
Iminogruppe
Diazoniumgruppe Ar = Arylgruppe Azogruppe
Ar N N Ar
N N
Nitrile, Cyanide
R C N
R C N
Isonitrile
R N C
N C
Isonitrilgruppe
R S H
S H
Mercaptogruppe
Nitril-, Cyanogruppe
E- Schwefelverbindungen Mercaptane (Thiole)
Disulfidgruppe
Disulfide
R S S R
Thioether
R S R
S R
Alkylthiogruppe
Sulfone
O R S R O
O S O
Sulfonylgruppe
Sulfensäuren
R S OH
R S OH
Sulfinsäuren
O R S OH
O S OH
Sulfingruppe
Sulfonsäuren
O R S OH O
O S OH O
Sulfogruppe
S S
Sulfengruppe
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Kapitel 2 Alkane (Nomenklatur, Eigenschaften, Synthese, Reaktionen) Homologe Reihe Eine HOMOLOGE REIHE ist eine Reihe von Stoffen mit einer allgemeinen Summenformel, bei der sich ein Stoff der Reihe (höheres Homolog) durch „Hinzufügen“ eines „Kettengliedes“ zum vorherigen Stoff (niederes Homolog) der Reihe ergibt. z.B.
Alkane: CnH2n+2 Phosphane: PnHn+2
Kettenglied: CH2 Kettenglied: PH
Kohlenwasserstoffe / Alkane KOHLENWASSERSTOFFE sind Stoffe, die nur C und H enthalten. ALKANE sind gesättigte Kohlenwasserstoffe, die nur CC-Einfachbindungen enthalten. Homologe Reihe der Alkane Die NOMENKLATUR chemischer Stoffe wird durch die IUPAC (International Union of Pure and Applied Chemistry) festgelegt (siehe auch: Seminarstunde). Merke: Alkan (D) Alkane (GB) Methan (D) Methane (GB) n Name _____________ 1 Methan 2 Ethan 3 Propan 4 Butan 5 Pentan 6 Hexan 7 Heptan 8 Octan 9 Nonan 10 Decan 11 Undecan 12 Dodecan 13 Tridecan 14 Tetradecan 15 Pentadecan 16 Hexadecan 17 Heptadecan 18 Octadecan 19 Nonadecan 20 Icosan 21 Henicosan
n Name ________________ 22 Docosan 23 Tricosan 24 Tetracosan 25 Pentacosan 26 Hexacosan 27 Heptacosan 28 Octacosan 29 Nonacosan 30 Triacontan 31 Hentriacontan 32 Dotriacontan 33 Tritriacontan 40 Tetracontan 50 Pentacontan 60 Hexacontan 70 Heptacontan 80 Octacontan 90 Nonacontan 100 Hectan 132 Dotriacontahectan
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Formelschreibweise Summenformel
komprimierte Schreibweise
Valenzstrich Schreibweise
Keilstrich
Schreibweise Propan
H2 C
H3C
C3H8
H
H H H H C C C H H H H
CH3
H
C
H C
C
H HH
H H
Isomere ISOMERE sind Stoffe mit gleicher Summenformel aber unterschiedlicher Struktur. Es gibt verschiedene Typen von Isomere. Konstitutionsisomere KONSTITUTIONSISOMERE sind Isomere, die sich in der Art und Abfolge der Atome (Atomverknüfung) unterscheiden. Bei Alkanen sind dies unverzweigte und verzeigte Alkane.
sekundär primär C5H12
H2 C
H3C
C H2
H2 C
quartär
tertiär
H2 CH3 C H3C CH CH3
CH3
H3C
Neopentan Dimethylpropan
Isopentan Methylbutan
n-Pentan
CH3 C CH3 CH3
Konformationsisomere KONFORMATIONSISOMERE sind Isomere, die durch Rotation um eine Bindung entstehen. gestaffelte Konformation
ekliptische Konformation CH3
CH3
C4H10 H3C
H2 C
C H2
H
H
CH3
H
CH3
H
H
H
H
H
H 3C
H
syn-periplanar
anti-clinal
H3CCH3
H3C H
CH3 H
CH3
H
H
H
H3C H
H
anti-periplanar
H H
H
H
H H
H 3C
H
H
CH3 H H CH3
CH3
syn-clinal
n-Butan H
SägebockProjektion
H
H H
H
H
CH3 CH3
NewmanProjektion
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Gewinnung / Darstellung GEWINNUNG der Alkane durch Raffinierung von Erdöl und CRACKEN und katalytische Hydrierung oder durch KOHLEVERFLÜSSIGUNG (Fischer-TropschVerfahren) DARSTELLUNG der Alkane durch verschiedene chemische Reaktionen. Katalytische Hydrierung von Alkenen Pd
R R
R
+ H2
R
Reduktion von Halogenalkanan R CH2 Cl + Zn + HCl
R CH3 + ZnCl2
4 R CH2 Cl + LiAlH4
4 R CH3 + LiCl + AlCl3
Hydrolyse von Grignardverbindungen R CH2 MgBr
R CH2 Br + Mg
H2O
R CH3 + MgBrOH
Wurtz-Synthese R CH2 CH2 R + 2 NaBr
2 R CH2 Br + 2 Na
Alkylierung von Grignardverbindungen R CH2 MgBr + R'
R CH2 CH2 R' + MgBr2
CH2 Br
Kolbe-Elektrolyse
2 R CH2 COO
anodische Oxidation
R CH2 CH2 R + 2 CO2
Reaktionen (allgemein) CHEMISCHE REAKTIONEN bedingen einen Bruch einer Bindung. Es sind zwei Arten eines Bindungsbruchs einer kovalenten Bindung möglich. Homolyse
C-X → C· + X·
Heterolyse
C-X → C+ + X- oder C- + X+
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Reaktionen (Alkane) Vollständige Oxidation (Verbrennung) CO2 + 2 H2O
H = - 883 kJ/mol
C2H6 + 7 O2 → 4 CO2 + 6 H2O
H = -1542 kJ/mol
CH4 + 2 O2 →
Partielle Oxidation CH4 + O2 → H-C≡C-H + 10 H2 + 2 CO CH4 + H2O → 3 H2 + CO
(bei 1500°C)
(bei 850°C an Ni-Katalysator)
Autoxidation CH3 H3C C H CH3
CH3 H3C C O OH CH3
O2 140°C
Photohalogenierung H H C H H
Br2 h
H H C Br H
+ HBr
Photosulfochlorierung H H C H + SO2 + Cl2 H
h
H O H C S Cl H O
+ HCl
Nitrierung H H C H + HNO3 H
400°C
H H C NO2 + H2O H
Radikalische Substitution (Photohalogenierung) Die RADIKALISCHE SUBSTITUTION SR ist eine KETTENREAKTION Startreaktion: Propargierung 1: Propargierung 2: Abbruchreaktionen:
Cl-Cl → 2 Cl· Cl· + CH4 → H-Cl + H3C· H3C· + Cl-Cl → H3C-Cl + Cl· H3C· + H3C· → H3C-CH3 H3C· + Cl· → H3C-Cl Cl· + Cl· → Cl-Cl H3C· + O2 → H3C-OO·
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Struktur von Radikalen RADIKALE sind sp2 hybridisiert Stabilität von Radikalen Radikale werden durch HYPERKONJUGATION, HYBRIDISIERUNGSWECHSEL, INDUKTIVE und MESOMERE EFFEKTE stabilisiert. Merke: je höher stabilisiert desto stabiler ist ein Radikal Stabilität: H3C· < R-H2C· < H-R2C· < R3C· < H2C=CH-CH2· ≈ C6H5- CH2· Methyl
Primär
Sekundär
Tertiär
Allyl
Benzyl
Cycloalkane Klassifizierung Man unterscheidet CYCLOALIPHATEN und AROMATEN (siehe Kap. 5). Cycloaliphaten werden weiter unterteilt in CYCLOALKANE, CYCLOALKENE und CYCALOALKINE. Die einzelnen Vertreter werden dann nach RINGGRÖSSE unterteilt. Darüber hinaus gibt es noch POLYCYCLISCHE KOHLENWASSERSTOFFE. Nomenklatur Name = Cyclo-KW-Stammname
Cyclopropan
Cyclobutan
Cycloheptan
Cycloocan
annelierte Ringe Bicyclo[4.3.0]nonan
Cyclopentan
Cycloocten
verbrückte Ringe Bicyclo[2.2.2]octan
Cyclohexan
Cyclooctin
Spiro-annelierte Ringe Spiro[4.5]decan
Struktur und Konformation Wegen der Ringstruktur der Cycloalkane können Ringspannungen bei kleinen und großen Ringen auftreten. Man unterscheidet: 20
BAYER-SPANNUNG (Winkelspannung) / Abweichung vom Tetraederwinkel 109.5° PITZER-SPANNUNG (Torsionsspannung) / Abweichung von der gestaffelten Konf. TRANSANULARE SPANNUNG / van-der-Waals Abstoßung „über den Raum“ DIPOL-DIPOL-WECHSELWIRKUNGEN Cyclopropan Entweder sp3 hybridisiert (Bananenbindungen) oder sp2 hybridisiert (Walsh-Modell) sp2 (Walsh)
sp3
Cyclobutan / Cyclopentan
26° 107° 104.5°
88°
Cyclobutan
Cyclopentan
Cyclohexan H 1
183 pm
4
H 1
114° H 107°
4
H
153.6 pm Sessel (chair) 1
Boot (boat) HH
4
Twist
1
4
21
CH3 CH3 equatorial
CH3
CH3 axial
stabil
CH3
CH3
CH3 CH3 diequatorial
CH3
CH3
trans
CH3
diaxial
CH3 cis
eq/ax
Norbornan
cis-Decalin
trans-Decalin
instabil
ax/eq
Adamantan
Twistan
Synthesen Cyclopropansynthesen H2C N N
CH2
- N2
[2+1]
HO
OH PBr3 Br
Br
HO
OH
Br
Br
Zn
Cyclobutansynthesen h
+
[2+2]
Cyclopentansynthesen COOCH3
NaOCH3 DieckmannCyclisierung
COOCH3
COOCH3 O
Cyclohexansynthesen NaOCH3
COOCH3
DieckmannCyclisierung
COOCH3
O O
O O
O +
COOCH3
Diels-AlderReaktion
O O
H2, Pt
22
Große Ringe CH2 CN
CN CH
Base
CH2 n CH2 CN
CH2 n CH2
Thorpe-ZieglerCyclisierung
CH2 COOCH3 CH2 n CH2 COOCH3
Na Acyloin-Kond. Prelog-Stoll-Rkt.
O Verdünnungsprinzip
CH2
OH
CH2 n CH2
OH
Grubbs-Kat.
Metathese
- C2H4
Kapitel 3 Alkene (Nomenklatur, Eigenschaften, Synthese, Reaktionen) Merke: cis-trans-Isomere sind weder Konstitutions- noch Konformationsisomere. Sie sind Diastereomere. Nomenklatur Name = [Position Doppelbindung]-KW-Stamm + „en“
Ethen
Propen
CH2 Metylen-
1-Buten
2-Buten
H2C CH
H2C CH CH2
Vinyl-
Allyl-
Allgemeines H
H
154 pm
H 109.5°
109 pm
C
C
H
H
H
CC-Einfachbindung H = 335 kJ/mol
H
134 pm
C
122°
H
122°
C
H 108 pm
H
CC-Doppelbindung H = 595 kJ/mol
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Cis-Trans-Isomerie (Diastereomerie) H H
CH3
CH3
H
CH3
H
H
H
H3C
CH3
H
H
H
CH3 H
H3C
H C
C
C CH3
H
H
H
H
H3C
CH3 C
CH3
Ea = 150 kJ/mol
Ea = 14 kJ/mol
H3C
H
cis-2-Buten (Z)-2-Buten Fp.: -139°C Kp.: 3.7°C : 0.6213 g/L nD: 1.3931 >0
trans-2-Buten (E)-2-Buten Fp.: -106°C Kp.: 1.0°C : 0.6042 g/L nD: 1.3848 =0
Darstellung / Gewinnung DARSTELLUNG der Alkene durch verschiedene chemische Reaktionen. Cracking H3C
C H2
CH3
450-500°C Al2O3/SiO2/Cr2O3 H C 3
C H
CH2
+ H2C CH2 + CH4+ H2
Hydrierung von Alkinen R
R
R
R
+ H2
Lindlar-Kat.
R
R R
Na in fl. NH3 R
Dehydratisierung von Alkoholen H2SO4 170°C H3C CH2 OH
- H2O
H2C CH2
Dehydrohalogenierung von Halogenalkanen erhitzen über KOH H3C CH2 Cl
H2C CH2
- H2O
24
Dehalogenierung von 1,2-Dihalogenalkanen Cl H R C C R H Cl
Zn in EtOH
R C C R H H
McMurry-Reaktion R R
O
+
TiCl4/LiAlH4
R
O
R
R
R
R
R
R
E
R
E
Knoevenagel-Reaktion R R
O
E
+
Base, - H2O
E
E = -COOR, -CN
Wittig-Reaktion R R
O
+ Ph3P
R'
Base
R
R'
R'
- Ph3PO
R
R'
Reaktionen Katalytische Hydrierung (siehe auch Darstellung von Alkanen) Katalysatoren: Cu, Fe, Co, Pt, Pd, Ni (Raney-Ni), Rh-, Ru-Komplexe Hydrierwärme pro Doppelbindung: H = -125 kJ/mol cis-2-Buten: H = -120 kJ/mol; trans-2-Buten: H = -116 kJ/mol Hydroborierung 9 R-CH=CH2 + 3 NaBH4 + AlCl3 → 3 (R-CH2-CH2)3B 6 R-CH=CH2 + B2H6 → 2 (R-CH2-CH2)3B Halogenaddition Br2
Br Br
Br Br
Halogenwasserstoffaddition / Hydratisierung R-CH=CH2 + HX → R-CHX-CH3 X=Hal, OH
Markovinkov-Regel
Prins-Reaktion R-CH=CH2 + H2C=O + H3O+ → R-CH(OH)-CH2-CH2-OH + H+ 25
Epoxidierung O
O
+ R
H
O O
O
+ R
O H
Dihydroxylierung O
OsO4
H
O Os HO O
H2O
HO OH H
H
H
RCO3H H
H
OH
O
H2O
H
O O O H
O3
H
HO
O O
H
H
trans-Dihydroxylierung
H OH
H
H
Ozonolyse
cis-Dihydroxylierung
H
Zn H
2
H
O
Radikalische Addition
H3C
H C
h oder CH2
+ HCl
H3C
Radikalstarter
H2 C
C H2
Cl
anti-Markovnikov
Radikalische Substitution (Allylposition) tiefe Temp
H3C
H C
H3C CH2
Br CH
+ Br2 Br h oder
C H2
C H2
H C
Br
CH2
Addition
Substitution
Heck-Reaktion H
Base + R-X kat. (Ph3P)2Pd
R
R= Alkyl ohne ß-H, Alkenyl, Aryl X= Br, I
26
En-Reaktion H
H
Photodimerisierung h
+
Metathese-Reaktion
PR3 Ru Kat. Cl PR3 R Grubbs-Katalysator Cl
Kat.
+
Polymerisation Kat.
n H2C CH2
C C H2 H2 n
Eliminierung Die ELIMINIERUNG kann über verschiedene REAKTIONSMECHANISMEN ablaufen und zu verschiedenen Produkten (Alkene) führen. Die E1-ELIMINIERUNG erfolgt MONOMOLEKULAR mit der Reaktionsordnung 1 Die E2-ELIMINIERUNG erfolgt BIMOLEKULAR mit der Reaktionsordnung 2 Die E1CB-ELIMINIERUNG erfolgt über die KONJUGIERTE BASE Regioselektivität + H+ - H2O
OH
H
H
+
- H+
H Hofmann-
H Saytzeff-Produkt
Wagner-Meerwein-Umlagerung
OH
+ H+ - H2O
- H+
+
-H
Hauptprodukt
27
Diene Konstitutionsisomere KUMULIERTE DIENE sind z.B. 1,2-Diene; KONJUGIERTE DIENE sind z.B. 1,3-Diene; ISOLIERTE DIENE sind z.B. 1,4.Diene H2C CH CH CH CH3
H2C C CH CH2 CH3
1,3-Pentadien
1,2-Pentadien
H2C CH CH2 CH CH2
1,4-Pentadien
Struktur
H
H H
H
154 pm
H
C
109.5°
H
109 pm
C
H
H
CC-Einfachbindung
H
134 pm
C
122°
H
C
122°
H
H 108 pm
C C
H
H
C
C 148 pm
137 pm
H
H
1,2-Dien
CC-Doppelbindung
Molekülorbitale HOMO = highest occupied molecular Orbital; LUMO = lowest unoccupied molecular orbital. RESONANZ-, MESOMERIE-STABILISIERUNG Energie
H2C
CH
CH
CH2
H2C
CH
CH
CH2
LUMO
H2C
CH
CH
CH2
HOMO
H2C
CH
CH
CH2
28
Mesomerie Die -Elektronen sind über das gesamte Molekül „verteilt“. Es können mehrere MESOMERE GRENZFORMELN gezeichnet werden. Merke: Bei mesomeren Grenzformeln werden nur Elektronen „verschoben“; die Atome bleiben auf ihrem Platz, und die Abfolge ihrer Bindung bleibt unverändert. H2C
CH
CH
H2C
CH2
CH
CH
CH2
H2C
CH
CH
CH2
Die RESONANZSTABILISIERUNG des Butadiens beträgt ca. 15 kJ/mol SCHMIDT-STAUDINGER REGEL: -Bindungen neben -Bindungen sind durch -Kopplung stabilisiert. H2C
CH
CH2
CH3
stabil labil
Konformation
s-cis
s-trans
Synthese Dehydrierung von Alkanen 2
H2C
CH
CH2
H2C
CH3
CH
CH
CH2 + H2C
CH
CH3 + CH4
stabil labil
Dehydratisierung von Diolen
OH
OH Reaktionen Elektrophile 1,2 und 1,4-Addition Br2
HBr
Br Br
+
H
+
Br
Br H
Br
Br
29
Radikalische Addition Cl
Cl2
Cl
+
Cl
Cl
h
Diels-Alder-Reaktion [4+2] +
Chelotrope Reaktion [4+1]
+ SO2
S
O O
Kapitel 4 Alkine (Nomenklatur, Eigenschaften, Synthese, Reaktionen) Nomenklatur Name = [Position Dreifachbindung]-KW-Stamm + „in“
HC
HC C
C CH
HC CH Ethin Acetylen
Propin
1-Butin
HC
C
C C
C
2-Butin
CH2
Propargyl-
Ethinyl-
Allgemeines H
H
154 pm
H 109.5°
H
109 pm
C
C
H
H
sp
3
H
H
CC-Einfachbindung H = 335 kJ/mol
C sp
C
122°
H
134 pm
2
121 pm sp
H
C
108 pm
122°
H
CC-Doppelbindung H = 595 kJ/mol
180°
C
H 106 pm
CC-Doppelbindung H = 1257 kJ/mol
Acidität sp3 H3C CH2 H
sp2 H2C CH H
pKa = 51
pKa = 44
niederer s-Anteil
HC
sp C H
pKa = 25 hoher s-Anteil
30
Darstellung Technisch 1500°C
6 CH4 + O2 CaO + 3 C
2 HC CH + 10 H2 + 2 CO
20003000°C
H2O
CO + CaC2
HC CH + Ca(OH)2
Dehydrohalogenierung NaNH2
Br CH CH2 R H2C CH R oder Br Br Br
HC CH R NaNH2 Br
HC
C
R
Alkinylierung R
C
CH
NaNH2
R
C
C
Br CH2 CH2 R'
Na
R
C
C CH2 CH2 R'
Reaktionen Salzbildung R C C H
[Ag(NH3)2]NO3
R C C Ag Acetylide explosiv!
Reduktion R C C R
R C C R
Oxidation R C C H R C C H
R
R
Lindlar-Kat., H2
cis-Alken
C C H
H H
R
Na in NH3 fl.
C C H
O3 KMnO4
+ NH4NO3 + NH3
trans-Alken R
R COOH + H COOH R COOH + CO2
Elektrophile Addition R C C H
R C C R
Cl2, FeCl3
HCl,
R
Cl
Cl
H
R
Cl
H
R
keine Reaktion ohne Lewissäure! HCl,
Cl Cl R
R
H H
31
Reppe-Synthesen H C C H
Hydratisierung
Vinylether
H C C H
Vinylester
H C C H
Acrylester
H C C H
Acrylnitril
H C C H
Propargylalcohole H C C H
O
H2O
H3C
HgSO4 H2SO4 ROH
H
RO
HgSO4 O
RCOOH HgSO4
R
O O
EtOH
OEt
Ni(CO)4 HCN
CN
CuCl R-CHO Base
OH R
Cyclooligomerisierung Ni oder Co Komplexe
Ni(CN)2
Pauson-Khand-Reaktion R
R +
O
Co(CO)3 via R
+ Co2(CO)8 R
R
Co(CO)3 R
Kupplungen Heck
R C C H + Br
Sonogashira
R C C H + Br
Glaser
2 R C C H
CuI, O2
Pd, CuI
Pd, CuI
R C C
R C C
R C C C C R
32
Kapitel 5 Benzol und andere aromatische Kohlenwasserstofe (Eigenschaften, Reaktionen) Aromatische Kohlenwasserstoffe wie das Benzol sind Stoffe mit außergewöhnlichen Eigenschaften, die sich von denen der Alkene unterscheiden. Die Summe diese Eigenschaften wird AROMATIZITÄT genannt. Besondere Eigenschaften Ebene Molekülstruktur Cyclisch konjugierte Doppelbindungen Alle C sind sp2 hybridisiert Alle CC-Abstände sind im Benzol identisch Wenig reaktiv (keine spontane Addition von Halogenen) Kleinere Hydrierwärme als erwartet (RESONANZSTABILISIERUNG 151 kJ/mol) Substitutionsreaktionen nach einem Additions-Eliminierungsmechanismus Charakteristische Tieffeldverschiebung im Protonen-NMR Struktur / Molekülorbitale HÜCKEL-REGEL (4n+2) -Elektronen in ebenem, cyclisch konjugierten System H 109 pm
139 pm
H
H
H
H
120°
120°
139 pm Kekule-Mesomerie-Strukturen
Dewar-Mesomerie-Strukturen
33
Nomenklatur NAME = [Substituenten]-Stammname
Stammname ist meist Trivialname
Als SUBSTITUTENT: Phenyl-; Benzo
OH
Benzol
Toluol
Phenol
OCH3
Anisol
NH2
COOH
CHO
Anilin Benzoesäure Benzaldehyd Styrol COOH COOH
o-Xylol
CN
m-Xylol
CH2OH
p-Xylol
Mesitylen
O
Benzonitril Benzylalkohol Acetophenon
Phthalsäure
Cumol NH2
OH COOH
Salicylsäure
COOH
Anthranilsäure
O
Benzophenon
Naphthalin
Anthracen
34
Gewinnung Aus Steinkohleteer und Erdöl oder aus n-Hexan durch PLATFORMING Cr2O3/Al2O3 500°C
Reaktionen Elektrophile Substitution H
H
H
H
E + +H
E
+
+E
-Komplex
Nucleophile Substitution H
H
H
X
X + Nu-
Nu + X-
Nu Meisenheimer-Komplex
Radikalische Substitution (Seitenkette) H2C X
CH3
+H
+X
SSS = Sonne, Siedehitze, Seitenkette (radikalisch) KKK= Kälte, Katalysator, Kern (electrophil)
Merke: Elektrophile Substitution
Friedel-Crafts-Alkylierung AlCl3
+ R Cl
+ HCl
kat. Menge
Friedel-Crafts-Acylierung + R C
R
O
AlCl3
Cl
mol. Menge
O R
+ HCl
Nitrierung HNO3 konz H2SO4 konz 25°C
NO2
HNO3 konz H2SO4 konz 100°C
NO2
NO2
35
Halogenierung +
Cl2
FeCl3 kat. Menge
Cl + HCl
Substitutenteneinflüsse Bereits am Benzol vorhandene Substituenten beeinflussen die Reaktivität und die REGIOSELEKTIVITÄT der Substitution. Man unterscheidet 3 Arten von Substitutenten: SUBSTITUENTEN ERSTER ORDNUNG:
-OH, -OMe, -NH2, Alkyl +M-Effekt +I-Effekt Erhöhen die Reaktivität Dirigieren SE nach ortho, para
SUBSTITUTENTEN ZWEITER ORDNUNG: -NO2, -CN, -CHO, -COOR, -CF3 -M-Effekt -I-Effekt Erniedrigen die Reaktivität Dirigieren SE nach meta SUBSTITUTENTEN DRITTER ORDNUNG: Halogene +M-Effekt und starker –I-Effekt Erniedrigen leicht die Reaktivität Dirigieren SE nach ortho, para
36
Beispiele für Aromatenreaktionen Reduktion H2, Ni
H2, Ni
20°C, 3 bar
100°C, 120 bar
Seitenkettenhalogenierung (SSS), Kernhalogenierung (KKK) Cl2, h
Cl2, AlCl3
+ Cl
Cl
Cl
Bromierung/Nitrierung Br
NO2
Br
Br
HNO3 H2SO4
Br2 FeBr3
NO2 +
NO2
Br
NO2 60%
40%
Diazoniumsalze NH2
NaNO2 HCl
Darstellung:
N N
HSO3
N N Cl
HN NH2
Reduktion:
N N
O +
Azokupplung:
N
N N
OH
I CuI
Sandmaier:
I
N N BalzSchiemann:
N
F BF4
37
Nucleophile Reaktion HN
F
COOH
O2N
O2N +
H2N
COOH
- NaF
NO2
NO2
Sangers Reagenz
Polycyclische Aromaten HNO3 H2SO4
NH2
NO2 Fe/HCl
SO3H H2SO4
H2SO4
< 80°C
160°C
SO3H
Kapitel 6 Chiralität CHRIRALITÄT: Verbindungen deren Bild und Spiegelbild nicht deckungsgleich sind heißen CHIRAL Ein Stoff mit einem sp3-hybridisierten Kohlenstoffatom, das 4 unterschiedliche Substituenten trägt ist chiral. Dieses C-Atom heißt CHRIRALITÄTSZENTRUM ENANTIOMERE heißen die beiden Isomere, die sich wie Bild und Spiegelbild verhalten Ein RACEMAT ist eine 1:1 Mischung der beiden Enantiomeren OPTISCHE AKTIVITÄT: Enantiomere unterscheiden sich nur in ihrer Fähigkeit, die Polarisationsebene von polarisiertem Licht zu drehen (Cotton Effekt). Alle anderen physikalischen Eigenschaften sind identisch. DIASTEREOMERE sind Stoffe mit zwei Chriralitätszentren, die sich nicht mehr wie Bild und Spiegelbild verhalten. Auch cis/trans-Isomere sind Diastereomere. Diastereomere sind „echte“ Isomere, die sich in allen physikalischen Eigenschaften unterscheiden.
38
Glycerinaldehyd, Fischer-Projektion, D,L-Nomenklatur O
C C
HOH2C
H
H
C
OH
HO
[] 25 = -8.7°
[]
D
CHO
CHO HO
C
H
H
O
H
H
CH2OH
OH
CH2OH
CH2OH
CHO
CHO
Tetraederansicht
25 = +8.7° D
Glycerinaldehyd C
HO
HO
H
H
C
OH
CH2OH
CH2OH
CHO
CHO H
H
C
C
OH
KeilstrichProjektion
FISCHERPROJEKTION
CH2OH
CH2OH
D-Glycerinaldehyd
L-Glycerinaldehyd
Cahn-Ingold-Prelog-System (CIP), R,S-Nomenklatur Priorität der Substituenten 1) Ordungszahl oder Atomgewicht bei Isotopen der direkt am Chiralitätszentrum gebundenen Atome (1. Sphäre). z.B. 1H < 2H < F < Cl < Br < I 2) Anzahl und Ordungszahl der benachbarten Atome (2. Sphäre). z.B. -CH3 < -CH2CH3 < -CH2OH < -CH2Cl 3) Doppelt und dreifach gebundene Zeitatome zählen doppelt bzw. dreifach z.B. –CH2-NH2 < -CH=NH < -C≡N Beispiel D-Glycerinaldehyd H 4
C C
H
1
2
HO
O
2
C
O
O
C 1.Sphäre 2.Sphäre
4
CHO H
H
3 CH2OH
OH
CH2OH D-Glycerinaldehyd
H
C
O
H
1
C H
H
O
3
39
Bestimmung der Drehrichtung folgend der Priorität In Richtung des Substituenten niedrigster Priorität blicken und Drehsinn der übrigen Substituenten ihrer Priorität folgend bestimmen. Im Uhrzeigersinn = (R); entgegen Uhrzeigersinn = (S) O
2
C
H
C HOH2C
H H
C
O
C
H
OH
3
2
CH2OH
HO
1
3
1
entgegen UZ
im UZ
(S)-Glycerinaldehyd
(R)-Glycerinaldehyd
Kapitel 7 Halogenalkane (Nomenklatur, Eigenschaften, Synthese, Reaktionen) Nomenklatur Name = [Position Halogen]-Halogen + KW-Stamm Beispiele Br
Br
H3C I Methyliodid Iodmethan
1-Brompropran
2-Brompropran
Br COOH 2-Brombuttersäure
Cl Allylchlorid
Cl
I
Iodcyclohexan
F
F F Tetrafluorethen
2-Chlorethanol
F Cl
2-Chlor-4,4-difluorpentan
F
OH
Cl
F
F
F
3-Chlorcyclopenten m-Difluorbenzol
Br Benzylbromid
Allgemeines Bindungslängen [pm] -C-F -C-Cl -C-Br -C-I
136 179 195 214
=C-F =C-Cl =C-Br =C-I
133 172 188 209
≡C-F ≡C-Cl ≡C-Br ≡C-I
130 164 180 199
40
ELEKTRONEGATIVITÄT ist die Fähigkeit von Atomen, Bindungselektronen anzuziehen oder abzustoßen (INDUKTIVER EFFEKT, +I oder -I). Eine kovalente Bindung zwischen zwei unterschiedlichen Atomen ist deshalb polariesiert und wird POLARE KOVALENTE BINDUNG genannt. Je größer die Elektronegativität, desto stärker der induktive Effekt. Halogene haben große Elektronegativitäten und „ziehen“ Bindungselektronen besonders stark an. Die C-Hal-Bindung ist deshalb stark polarisiert und es entsteht ein DIPOL mit eine PARTIELLEN POSITIVEN LADUNG (+) am C-Atom und eine PARTIELLEN NEGATIVEN LADUNG (-) am Halogenatom. X
C
C
H
unpolare -Bindung
C
X
polare -Bindung
Tabelle: Elektronegativitäten nach Pauling Hauptgruppen
I
II
III
IV
V
VI
VII
H 2.2
VIII
He -
Li 1.0
Be 1.5
B 2.0
C 2.5
N 3.0
O 3.5
F 4.0
Ne -
Na 0.5
Mg 1.2
Al 1.5
Si 1.8
P 2.1
S 2.5
Cl 3.0
Ar -
Darstellung Radikalische Halogenierung von Alkanen (H3C)3CH (H3C)4C H2C CH CH3
Br2, h, 120°C Cl2, 300°C Cl2, 400°C
(H3C)3C-Br (H3C)3C-CH2-Cl H2C CH CH2 Cl
Br2, h, 80°C
N-Bromsuccinimid
Br
Br
80°C
41
Addition an Alkene Br2
H2C CH CH3
Br Br
HBr, elektrophil
H2C CH CH3
Br HBr, radikalisch
H2C CH CH3
Br
Addition an Alkine
HC CH
Br
Br2, FeBr3 Br
HC CH
HCl
HC
C Cl
Durch Halogenaustausch 2 H3C Br + HgF2
2 H3C F + HgBr2 in Aceton
R X + NaI
R I + NaX
FinkelsteinReaktion
Aus Alkoholen (H3C)3C OH
HX oder PX3
(H3C)3C-X
R OH + CX4 + PPh3 SOCl2
R OH R COOAg
R X + CHX3 + POPh3 R Cl
Br2
R Br
- AgBr, -CO2 Hundsdiecker-Abbau
Haloformreaktion O
O
3 NaOH, 3 Cl2
Cl
R
R
Cl
NaOH
R-COONa + HCCl3
Cl
Reaktionen Nucleophile Substitution und Eliminierung (siehe unten)
-
H-B + X
harte Base B- (Nucleophil) C C
E
H C C X
weiche Base B- (Nucleophil) SN
H C C B
+ X-
42
Grignard-Reaktion 2 R X + 2 Mg
Diethylether
Schlenk-GG
2 R Mg X
R Mg R + MgX2
Grignard-Kupplung Diethylether R X + R' Mg X
R R' + MgX2
mit Ni(II)-Komplex als Katalysator: Kumada-Kupplung
Übergangsmetall-katalysierte Kupplungen Pd(0)-Komplex R X + R'
B(OH)2
R X + R'
SnBu3
Pd(0)-Komplex
Br +
R R'
Suzuki-Kupplung
R R'
Stille-Kupplung COOEt
Pd(OAc)2
Heck-Kupplung
COOEt R
Br +
R
PdCl2
Sonogashira-Kupplung
Nucleophile Substitution und Eliminierung HSAB-PRINZIP (hard soft acid base). Basen (Nucleophile, Lewis-Basen) und Säuren (Elektrophile, Lewis-Säuren) können hart (klein, kompakt, schlecht polarisierbar) oder weich (voluminös, gut polarisierbar) sein. Weiche Basen sind gute NUCLEOPHILE. Das HSAB-Prinzip besagt, dass bevorzugt harte Säuren mit harten Basen und weiche Säuren mit weichen Basen reagieren. Merke:
Nucleophile (HSAB-Prinzip) hat nichts mit pKa-Werten zu tun! Nucleophilie ist eine kinetische Größe pKa-Wert ist eine thermodynamische Größe
Tabelle. Harte und weiche Basen und Säuren Nucleophile (Lewis-Basen)
Elektrophile (Lewis-Säuren)
H2O, HO-, ROH, RO-, AcO-, NH3, RNH2, N2H4, NO3-, F-, Cl-
hart
H+, Li+, Na+, K+, Ca2+, Mg2+, Al3+, Fe3+, BF3, B(OR)3, AlCl3, SO3, RCO+, CO2
H-, R-, CN-, RNC, CO, C2H4, Ph-, R2S, RSH. RS-, R3P, I-
weich
Cu+, Ag+, Pd2+, Pt2+, Hg2+, R in RX, BH3, Br2, I2, ICN, CR2, R·
ArNH2, Pyridin, N3-, NO2-, Br-
Grenzfälle
Fe2+, Zn2+, Sn2+, Pb2+, NO+, R3C+, SO2
43
hart
H C C X -
B
weich
harte Base
H C C X
+ H-B + X-
C C
weiche Base
H C C B
Eliminierung
+ X-
Substitution
Tabelle: Nucleophile Substitution (SN) von Halogenalkanen (R-X) Nucleophil -
Reaktionsprodukt
Sauerstoff
HO H2O ROR-COO-
Hydroxid Wasser Alkoholat (Alkoxid) Carboxylat
R-OH ROH R-O-R R-COOR
Alkohol Alkohol Ether Ester
Schwefel
HSRSNCS-
Hydrogensulfid Thiolat Thiocyanat
R-SH R-S-R R-SCN
Mercaptan (Thiol) Thioether Thiocyanat
Stickstoff
H2NNH3 N3NO2-
Amid Ammoniak Azid Nitrit
R-NH2 R-NH2 R-N3 R-NO2
Amin Amin Alkylazid Nitroalkan
Kohlenstoff
N≡CHC≡CRCH(COOEt)2 Ar-H (AlCl3)
Cyanid Acetylid Carbanion Malonatanion Aren
R-C≡N R-C≡CH R-R R-CH(COOEt)2 Ar-R
Nitril Alkin Alkan Alkylmalonat Alkylaren
Halogen
I-
Iodid
R-I
Iodalkan
Phosphor
PR3
Phosphin
R-PR3+
Phosphoniumsalz
Mechanismus Substitution GESCHWINDIGKEITSGESETZE Bimolekular: H3C-Br + NaI → H3C-I + NaBr
v = k [H3CBr] [NaI] mol l-1 s-1
SN2
Monomolecular: (H3C)3C-Br + H2O → (H3C)3C-OH + HBr v = k [(H3C)3CBr] mol l-1 s-1 SN1
44
SN2-Reaktionen verlaufen stereospezifisch Reaktion von (S)-2-Brombutan mit Iodid ergibt praktisch ausschließlich (R)-2-Iodbutan. Das heißt, die SN2Reaktion verläuft unter Inversion der Konfiguration (=Waldensche Umkehr). Ein Prozess, bei dem ein Stereoisomer spezifisch in ein Stereosiomer des Produktes transformiert wird, nennt man stereospezifisch. ÜBERGANGSZUSTAND ÜZ (≠) ist der Punkt höchster Energie im Reaktionsverlauf. ÜZ ist keine ZWISCHENSTUFE!
ABGANGSGRUPPE (NUCLEOFUG) Die Abgangsgruppe muß das Elektronenpaar der C-X-Bindung mitnehmen. Man findet in der Tat, dass die Leichtigkeit des Austritts einer Gruppe X mit der Eigenschaft, eine negative Ladung zu stabilisieren, korreliert. Die Spaltung der C-X-Bindung erfolgt umso leichter, je stabiler das austretende Ion oder je stärker die korrespondierende Säure H-X ist.
NUCLEOPHILIE Die Geschwindigkeit einer SN2-Reaktion wird mit zunehmender Nucleophilie der eintretenden Gruppe erhöht. Für die nucleophile Kraft verschiedener Teilchen in einem protischen Lösungsmittel (z.B. Methanol) gilt etwa:
45
SN1-Reaktionen verlaufen in drei Schritten über ein Carbeniumion als ZWISCHENSTUFE und sind nicht stereospezifisch. Der geschwindigkeitsbestimmende Schritt ist die Bildung des Carbeniumions. Schritt 1:
Schritt 2:
Schritt 3:
Um die Abstoßung zu minimieren (Bindungswinkel 120° und nicht 109°), nimmt das Carbokation eine planare sp2-Hybridisierung ein. Das Carbokation ist achiral. Beginnt man mit einem optisch aktiven Halogenalkan, geht die stereochemische Information verloren und man erhält racemische SN1Produkte. Dies kann auch als starker Hinweis auf den Mechanismus dienen.
46
Mechanismus Eliminierung GESCHWINDIGKEITSGESETZE Bimolekular: (H3C)3C-Cl + NaOH → (H3C)2C=CH2 + NaCl + H2O v = k [(H3C)3CCl] [NaOH] mol l-1 s-1
E2
Monomolecular: (H3C)3C-Br + H2O → (H3C)2C=CH2+ HBr + H2O v = k [(H3C)3CBr] mol l-1 s-1
E1
E2-Eliminierung verläuft “synchron” wie SN2-Reaktion
E1-Eliminierung verläuft über Carbeniumion wie SN1-Reaktion
47