GEWEIHTES LEBEN Das Jahr der Orden

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Das Ordensleben in seiner ganzen Vielfalt Papst Franziskus stellte das „geweihte Leben“ für das Jahr 2015 in den Mittelpunkt und rief es somit als JAHR DER ORDEN aus. Von Friedrich Schipper

Für die römisch-katholische Kirche und ihre Diözesen mit ihren vielen Pfarren und diözesanen Einrichtungen, vor allem aber für die rund 200 Ordensgemeinschaften und Säkularinstitute in Österreich, war diese persönliche Schwerpunktsetzung des Papstes, der selbst dem Orden der Jesuiten angehört, ein ausgezeichneter Anlass, das heutige Ordensleben in seiner ganzen thematischen Vielfalt der Öffentlichkeit intensiver zu präsentieren und ins Gespräch zu bringen. In den beiden niederösterreichischen Diözesen, der Diözese St. Pölten und der Erzdiözese Wien, gibt es historisch bedingt besonders viele klösterliche Niederlassungen verschiedener Ordensgemeinschaften. Viele reichen in ihrer Geschichte einige Jahrhunderte zurück, manche sogar rund ein Jahrtausend. Nicht wenige sind aber auch sehr jung, nur einige Jahre oder Jahrzehnte – ein Umstand, den man leicht übersieht, ein Zei-

Prof. Dr. Friedrich Schipper, Projektleiter Rektorat, Philosophisch-Theologische Hochschule St. Pölten. Foto: zVg chen der Lebendigkeit des katholischen Ordenslebens und der Kirche insgesamt.

Niederösterreich – ein wahres Klösterreich! Doch was sind Orden- bzw. Ordensgemeinschaften? Was ist Ordensleben? Wie sieht das Leben „hinter den Klostermauern“ heute aus? Das „geweihte Leben“ nach den drei evangelischen Räten, die Jesus Christus denen gab, die, wie in Mt 19,16 beschrieben, „vollkommen sein“ wollen? Hier in unserem Land wie überall auf der Welt? Geweihtes Leben meint die ungeteilte Hingabe an eine Aufgabe in der Verbundenheit mit einer Gemeinschaft nach den evangelischen Räten der Ehelosigkeit, der Armut und Einfachheit und dem Gehorsam im Dialog. Es geht immer um die Lebenshingabe an Gott. In den heimischen Ordensgemeinschaften und ihren vielfältigen Wirkbereichen wie Pfarren, Ordensschulen, Ordensspitälern, Sozial- und Kultureinrichtungen sowie in internationalen Werken ist diese Lebenshingabe Re-

alität. Die Ordensgemeinschaften erheben öffentlich die Stimme für die und mit denen, die sie nicht erheben können. Sie nehmen die Anliegen der Menschen ins Gebet und unterbrechen dafür die Zeit. So schaffen sie Freiraum für Gott, die Welt und die Menschen. Das Jahr der Orden gab und gibt weiterhin Anlass und Möglichkeit, über Kernfragen nachzudenken und zu sprechen: m Wo liegt heute der Auftrag der Orden? m Wie leben und wie arbeiten Ordensleute heute? m Welchen Nutzen stiften Orden für die Menschen und Gesellschaft? Doch wie können interessierte Menschen „jenseits der Klostermauern“, Menschen wie du und ich, diese Fragen beantwortet finden? Den Menschen in unserem Land Niederösterreich eine Möglichkeit zu geben, diese Fragen direkt an Ordensleute zu stellen und sich mit dem Ordensleben intensiv und systematisch auseinanderzusetzen, ist Ziel eines zum Jahr der Orden begonnenen und längerfristig angesetzten Projektes der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten – mit ihren Mitgliedern von verschiedenen Ordensgemeinschaften in ihrem Professorenkollegium und in ihrer Hochschülerschaft – in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk, also einer einzigartigen Kooperation zwischen katholischer Hochschul- und Erwachsenenbildung.

Exkursionen zu Ordensgemeinschaften Kern des Projekts ist eine Reihe jeweils eintägiger Exkursionen zu den verschiedenen Ordensgemeinschaften Niederösterreichs. Einen Tag lang können die Teilnehmer mit den Or-

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densleuten mitleben, mitbeten, mitsingen, mitessen und viele Fragen stellen: zu Liturgie und Spiritualität, Seelsorge und Werken. Letztlich kann es auch ein ambitioniertes, langfristiges Ziel des Projekts sein, die Spiritualität der Orden und der Ordensleute in Niederösterreich für uns heute – in unserer hektischen und für viele Menschen auch prekär erlebten Welt – tiefer und breiter zu erschließen und nachhaltig fruchtbar zu machen. Medial begleitet wird das Projekt von der St. Pöltner Kirchenzeitung „Kirchebunt“, die zu jeder Exkursion eine spannende Reportage liefert. Diese Reportagen bilden den Grundstock der vorliegenden NÖNSondernummer – eine zweite neuartige Kooperation dieses Projekts: zwischen Kirchenzeitung und NÖN. Die erste Reihe von Exkursionen, die nun im September 2015 zu Ende ging, führte in die historischen Stifte unseres Landes, im Bereich der Diözese St. Pölten, da sie die Wurzeln des Ordenslebens in Niederösterreich darstellen: Geras, Altenburg, Lilienfeld, Herzogenburg, Seitenstetten, Zwettl, Melk, Göttweig. Die Reportagen bilden, ergänzt mit jenen über Klosterneuburg und Heiligenkreuz, ein aktuelles Kaleidoskop der zehn Stifte Niederösterreichs. Erfasst sind damit auch die vier alten Orden in Niederösterreich: die Benediktiner und die Zisterzienser sowie die Augustiner und die Prämonstratenser Chorherren. Die aktuellen Exkursionen der Hochschule und des Bildungswerkes führen in die Klöster der Frauengemeinschaften Niederösterreichs. Die künftigen Reisen werden in die Klöster der jüngeren Männerorden sowie der Säkularinstitute führen und damit auch den zeitlichen Rahmen des Jahrs der Orden sprengen. Gerne können sich NÖN-

Geweihtes Leben

Foto: Tusumaru / Shutterstock.com

Die Ordensgemeinschaften öffnen für Exkursionen ihre Türen. Leser diesen Exkursionen anschließen. Ich bedanke mich bei den Niederösterreichischen Nachrichten – der NÖN – für die Bereitschaft, diese Initiative zu unterstützen und gemeinsam mit der kirchlichen Hochschule eine Sonderausgabe herauszubringen. Durch die innovative Form des e-Papers ist eine enorme Reichweite für ein „NÖN-

Mehr Infos Informationen zu den Partnern des Projektes rund um eintägige Exkursionen zu den verschiedenen Ordensgemeinschaften Niederösterreichs (anlässlich des Jahres der Orden), gibt es auch im Internet auf: m Philosophisch-Theologische Hochschule St. Pölten www.pth-stpoelten.at m Katholisches Bildungswerk St. Pölten www.kbw-bildung.at

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Sonderprodukt“ sowohl in räumlicher als auch in zeitlicher Sicht gegeben. Diese Sonderausgabe wird dadurch auch jenseits der beiden niederösterreichischen Diözesen bzw. unseres Bundeslandes in ganz Österreich und weit über die übliche Lebensdauer einer Zeitungsausgabe hinaus zu lesen sein. Gleichzeitig erleichtert diese

Exkursionen Am Programm stehen unter anderem (die An- und Abreise erfolgt jeweils eigenständig): 12. Dezember: Exkursion zur Gemeinschaft Familie Mariens Hürm 16. Januar: Exkursion zur Congregatio Jesu 13. Februar: Exkursion zu den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul 5. März: Exkursion zur Gemeinschaft Ancillae Domini in Neustadl www.pth-stpoelten.at/ veranstaltungen

elektronische Form der Zeitung, das e-Paper, eventuelle Neuauflagen, erweitert um die Frauenorden sowie die anderen Gemeinschaften in Niederösterreich. Und das ist die dritte Neuerung, die dieses Kooperationsprojekt hervorbringt: das erste „NÖN-Sonderprodukt“ als reines e-Paper, zu lesen auf allen entsprechenden und heutzutage weit verbreiteten Endgeräten

wie PC und Laptop, Tablet und Smartphone. Wir hoffen, mit dieser Technik auch neue und junge Lesergruppen zu erreichen und dabei für die Ordensgemeinschaften in den Klöstern in Niederösterreich zu faszinieren, die mit ihren Lebensweisen und ihrer Spiritualität für jeden Mann und jede Frau heute wesentliche Impulse für das eigene Leben setzen können.

Jahr der Orden

Impressum

Die Ordensgemeinschaften Österreich bieten gemeinsam mit den Österreichischen Säkularinstituten eine Homepage zum „Jahr der Orden 2015“. Auf dieser Internetseite zu finden sind verschiedene Informationen und Neuigkeiten zum Thema „Jahr der Orden 2015“. Diese reichen von Gedanken über das Thema über Nachberichte zu Veranstaltungen und unterschiedlichen Aktivitäten bis hin zu Rezepten und vielem mehr. www.jahrderorden.at

Sonderprodukt der NÖN – unabhängige Wochenzeitung für Niederösterreich – in Kooperation mit der Diözese St. Pölten. Medieninhaber und Hersteller: Niederösterreichisches Pressehaus Druck- und Verlags-Ges.m.b.H., Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten. Mitglied des VÖZ. Art Copyright © Bildrecht, Wien. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter www.noen.at/impressum ständig aufrufbar.

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Stift Altenburg. Die Altenburger Sängerknaben beim Passionskonzert in der Foto: Picasa

Stiftskirche.

Stift Geras. Das Waldviertler Prämonstratenserstift Geras öffnet seine Türen auch für Besucher. Foto: Waldviertel Tourismus / Robert Herbst

Die „Alten Orden“ in der Diözese St. Pölten Von P. Gottfried Glaßner OSB

Auf Altabt Joachim Angerer OPraem. von Stift Geras geht der Begriff „Klösterreich“ zurück, der inzwischen zur Marke geworden ist und einer Plattform und einem gemeinsamen Internet-Auftritt von 22 Klöstern in Mittel- und Osteuropa den Namen gegeben hat. Abgesehen vom Marketingwert, der diesem Begriff zugewachsen ist, bringt er die einzigartige Symbiose zwischen der Kulturlandschaft Österreich und den ihr eingeschriebenen Klöstern und Stiften auf den Punkt. Andernorts, etwa im bayerischen Raum, bestand einmal eine ähnliche Symbiose zwischen der Landschaft und den Klöstern, dort aber fegte der Klostersturm der Aufklärung mit der Säkularisation von 1803 eine teils blühende, von geistig hochstehenden klösterlichen Zentren geprägte Kultur von der Landkarte.

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Von den bayerischen Augustiner-Chorherrenstiften etwa überlebte einzig Reichersberg am Inn, weil es zuvor (1779) mit dem Innviertel an Österreich gekommen war, wo die Kirchen- und Klosterreform Kaiser Josephs II. (1780–1790) zwar auch tiefe Spuren hinterließ, aber nicht zu jenem Kahlschlag führte, wie ihn andere Länder erlitten haben. Die unübersehbar in der Landschaft thronenden, zumeist vom triumphalen Lebensgefühl des Barock geprägten Klosterpaläste allein machen noch nicht den Unterschied aus. Denen begegnet man auch außerhalb Österreichs in Mitteleuropa (und darüber hinaus). Was es in Bayern nicht gibt, in der Schweiz nur mit Vorbehalt, ist die Bezeichnung „Stift“. Ettal, Ottobeuren, Scheyern, Weltenburg, Metten usw. sind „Abteien“, aber keine „Stifte“ und wollen es auch nicht sein, obwohl sie sich als eindrucks-

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volle Klosterbauten präsentieren, die jenen der österreichischen „Stifte“ nicht nachstehen. Tatsächlich führt der Begriff „Stift“ auf eine Besonderheit in der österreichischen Klosterlandschaft, nämlich dass man hier Klöstern begegnet, die sich in einer ungebrochenen Tradition bis auf den Stiftungstag zurückführen und über alle Epochen der Blüte und des Niedergangs, durch Kriege und Feuersbrunst hindurch Kulturgut in unsere Tage gerettet haben. Dass Klöster durch fromme Stiftungen mit Grundbesitz ausgestattet werden, schafft eine enge Beziehung zum Landstrich, der ihnen übereignet ist, und zu den Menschen, die auf ihm leben. Stiftungen in Form von Grundbesitz definieren den Aktionsradius, über den das Kloster die Verwaltungs- und Steuerhoheit ausübt. Als Grundbesitzer und Grundherr erhält das Kloster politisches Gewicht und sein Abt Sitz und Stimme in

der Prälatenkurie der Landstände. Die Grundherrschaft wurde 1848 aufgehoben und die Klöster üben längst keine Gerichts-, Verwaltungs- und Steuerhoheit mehr aus. Geblieben ist aber die Stellung des Klosters als Wirtschaftskörper, Kulturträger und geistliches Zentrum für die Region, wovon die prachtvollen Klosteranlagen und eben die nach wie vor geläufigen Bezeichnungen „Stift“ (für das Kloster) und „Prälat“ (für den Vorsteher und Abt) zeugen. Die Bedeutung, die die öffentlich-rechtliche Funktion der allesamt in der Zeit der Urbar-Machung, der Kolonisierung und des Landausbaus fallenden Klosterstiftungen als gemeinsames Merkmal durch die Jahrhunderte erlangt hat, schlägt sich bis heute in der Sprache nieder: Es heißt „das Stift“ Göttweig, „das Stift“ Lilienfeld, „das Stift“ Geras, „das Stift“ Herzogenburg usw., die Bezeichnung der Or-

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Vielfältige Klösterlandschaft in der Vergangenheit In früheren Zeiten gab es viele Klöster in der Diözese St. Pölten, von denen aber viele verschwunden sind.

Klöster der Alten Orden Zu den Klöstern der Alten Orden, die mit der josephinischen Klosterreform untergingen, waren:

Stift Göttweig. Blick auf das „österreichische Montecassino“. Foto: Arcomonte26 denszugehörigkeit (Benediktiner, Zisterzienser, AugustinerChorherren, Prämonstratenser) tritt in den Hintergrund.

Von Alten Orden und Neuen Orden Es ist hier anzumerken, dass die Stifte, die sich durch ihre Funktion als Grundherren im Lauf der Geschichte, vor allem aber seit der Zeit der katholischen Reform, zunehmend als Gruppe der „Alten Orden“ (in Unterscheidung zu den „besitzlosen“ Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner sowie zu den „neuen“ Orden) etabliert hatten, noch einmal verstärkt im Gefolge der josephinischen Klosterreform zusammenwuchsen, insofern ihre öffentliche Funktion im Dienst des Staates einseitig betont, die Abhängigkeit von Ordenszentralen im Ausland unterbunden und die Exemtion (die durch den päpstlichen Schutz erwirkte und garantierte Autonomie gegenüber der bischöflichen Jurisdiktion) generell außer Kraft gesetzt wurde. Die ordensspezifischen Traditionen wurden zugunsten „nützlicher“ Tätigkeiten wie der Pfarrseelsorge und der Jugenderziehung weitgehend eingeebnet und das Aufgabenfeld und damit auch das Erscheinungsbild der Stifte in der Öffentlichkeit

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zwangsläufig nivelliert. Es ist eine Nachwirkung des Josephinismus, wenn in Österreich heute Mönchsorden wie die Benediktiner und die Zisterzienser sich in gleicher Weise schwerpunktmäßig der Pfarrseelsorge widmen wie die Seelsorgeorden der Augustiner-Chorherren und der Prämonstratenser und ordensspezifische Unterschiede in der Außenwirksamkeit auf den ersten Blick oft nur schwer auszumachen sind. Was vom „Klösterreich“ im Sinne der historisch gewordenen Sonderrolle der österreichischen Klöster der Alten Orden gesagt ist, gilt speziell für das Gebiet der Diözese St. Pölten. Nirgends sonst prägen die Stifte die Landschaft so sehr wie im westlichen Niederösterreich, wobei man zu den auf dem Boden der Diözese St. Pölten bestehenden acht Stiften (Geras, Zwettl, Altenburg, Göttweig, Melk, Herzogenburg, Seitenstetten und Lilienfeld) noch die in unmittelbarer Nachbarschaft auf dem Boden der Erzdiözese Wien liegenden Stifte Klosterneuburg und Heiligenkreuz hinzunehmen kann. Nicht vergessen sollte man, dass es darüber hinaus in diesem Landstrich weitere Klöster der Alten Orden gab, die mit der josephinischen Klosterreform untergingen, wie auch viele andere (Infobox).

m die Benediktinerstifte Garsten und Gleink, knapp jenseits der Enns bei Steyr in Oberrösterreich, das Benediktinerstift Klein-Mariazell (bis 1782) m die Zisterzienserstifte Säusenstein (bis 1789) und Baumgartenberg jenseits der Donau im oberösterreichischen Machland (bis 1784, seit 1865 Kloster der Schwestern vom Guten Hirten) m die Augustiner-Chorherrenstifte Dürnstein (mit der Aufhebung 1788 dem Stift Herzogenburg übereignet), St. Andrä an der Traisen (bis 1787) und St. Pölten (Klostergründung im ausgehenden 8. Jahrhundert, Augustiner-Chorherrenstift 1081 bis 1784, 1785 zum Bistumsgebäude der neu gegründeten Diözese St. Pölten umgewidmet) m das Kollegiatsstift Ardagger (bis 1784) m das Prämonstratenserstift Pernegg (als zum Stift Geras gehöriges Chorfrauenstift gegründet, 1586-1783 Prämonstratenserstift)

Kartäuserklöster Auch drei Kartäuserklöster gab es in Österreich, von denen keines den Josephinismus überdauerte. Ihre teils eindrucksvollen Überreste sind alle in Niederösterreich zu finden: m die Kartause Gaming und m die Kartause Aggsbach in der Diözese St. Pölten sowie m die Kartause Mauerbach in der Erzdiözese Wien

Ordensniederlassungen, die nicht zu Alten Orden zählen Um eine Vorstellung von der einstigen Vielfalt und Dichte der Klosterlandschaft in der Diözese St.

Pölten zu geben, seien – ohne Gewähr auf Vollständigkeit – hier auch die Ordensniederlassungen aufgezählt, die nicht den Alten Orden zuzurechnen sind, und von denen der größere Teil im josephinischen Klostersturm unterging: m Dominikaner in Krems (bis 1784), Dominikanerinnen in Tulln und Imbach (bis 1782) m Franziskaner in St. Pölten (Klosteraufhebung nach der Übertragung des Bischofssitzes von Wiener Neustadt nach St. Pölten durch Bischof Johann Heinrich Kerens verhindert, indem er den Franziskanern 1785 das aufgehobene Karmeliterkloster mit der neu errichteten Pfarre am Rathausplatz überantwortete und im Klostergebäude in der Wienerstraße das diözesane Priesterseminar einrichtete), Eggenburg (bis 1786, seit 1833 Redemptoristenkloster), Langenlois (bis 1783), Neulengbach (bis 1786) und Ybbs (bis 1783) m Minoriten in Krems (bis 1790) m Kapuziner in Krems-Und (bis 1796), Tulln (bis 1788), Scheibbs (bis 1995), Waidhofen an der Thaya (bis 1783), Waidhofen an der Ybbs (bis 1786), m Jesuitenkolleg in Krems (1586 bis zur Aufhebung des Ordens 1773, 1776 von den aus St. Pölten nach Krems übersiedelten Piaristen übernommen, 1871 Verstaatlichung des Kremser, 1872 des Horner Piaristengymnasiums) m Institute der Congregatio Jesu / „Englische Fräulein“ in St. Pölten (seit 1706, Kloster 2011 von der Innenstadt nach St. Pölten - Stattersdorf in den Lilienhof verlegt) und Krems (Kloster 2014 aufgegeben) m Karmelitinnenkloster in St. Pölten (1708-1782), Kloster der Karmeliter-Barfüßer (kamen 1709 zur Betreuung der Karmelitinnen nach St. Pölten, 1783 aufgehoben, seit 1785 Franziskanerkloster) m Serviten in Schönbühel (bis 1980), Maria Langegg (bis 1974, seit 1993 Gemeinschaft der Seligpreisungen) und Jeutendorf (bis 1978, seit 1980 Karmel Mater Dolorosa) m Pauliner in Unterranna (bis 1783) m Hieronymitaner in Schönbach (bis 1828, Aufhebung des Ordens 1790) und Kirnberg (1776-1815)

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Stift Heiligenkreuz. Seine heutige bauliche Gestalt erhielt das Kloster im Foto: zVg

17. Jahrhundert. Die Aufmerksamkeit soll im Folgenden den „Alten Orden“ gelten: den Benediktinern, Zisterziensern, Augustiner-Chorherren und Prämonstratensern, deren Klöster durch die von ihnen betreuten Pfarren, durch Bildungsangebote, als kulturelle Zentren und Orte des Gebets unverzichtbarer Bestandteil des kirchlichen Lebens in Niederösterreich und speziell in der Diözese St. Pölten sind. Zu nennen wären – als Sonderfall – in dieser Reihe auch die Kartäuser, die durch eine über Jahrhunderte gleichbleibende Lebensweise in Abgeschiedenheit und Einfachheit das monastische Ideal schlechthin verkörperten, von deren Klöstern aber im gesamten deutschen Sprachraum kein einziges jenes Zeitalter überlebte, das im Zeichen der Vernunft nur materiell

messbare Werte gelten ließ. Die Bezeichnung „Alte Orden“ zieht eine Trennlinie zu den „neuen Orden“, die sich beginnend mit den Bettelorden (Franziskaner, Dominikaner) in immer neuen Nebenlinien und Zweigen den wechselnden Anforderungen und Nöten ihrer Zeit stellten und eine entsprechende Antwort suchten und suchen. Ohne die (vier) „Alten Orden“ wäre die nachmalige Entwicklung nicht denkbar. Sie sind das Fundament, auf dem die so bunte Ordenslandschaft der Katholischen Kirche ruht.

Die Regel Benedikts Ausgangspunkt für die mit der Wende zum 11. Jahrhundert einsetzenden Entwicklung, die im 12. Jahrhundert ihren Höhe-

Stift Herzogenburg. Propst Maximilian Fürnsinn (Mitte) im Gespräch mit seinen Mitbrüdern. punkt und Abschluss in der Herausbildung der Alten Orden fand, wie wir sie heute kennen, ist die Regel Benedikts (†547). Sie erlangte durch ihre weise und offene Konzeption und durch das Bild, das Papst Gregor der Große (†609) im Zweiten Buch der Dialoge von Benedikt zeichnet, weite Verbreitung. Zur Grundlage des abendländischen Mönchtums wurde sie allerdings erst, indem mit der Schaffung von Klosterverbänden ein entscheidender Schritt über Benedikt hinaus gesetzt wurde. Benedikt rechnet zwar mit der Möglichkeit, dass seine Regel auch in anderen Klöstern Eingang findet und die Bestimmungen den jeweiligen Verhältnissen angepasst werden, aber er belässt dem Abt, der gleichsam die lebendige Auslegung der Regel ist, einen weiten Er-

Foto: Weinfranz messensspielraum und kennt noch keinen Klosterverband. Nach einer längeren Phase, in der die Benediktusregel nur eine von vielen Regeln war, die in den verschiedenen Klostergründungen zur Anwendung kamen und Gebetsverbrüderungen zu einem ersten losen Zusammenschluss von Klöstern führten, verhalfen die von den Karolingern geförderte Rom-Orientierung und Vereinheitlichung des kirchlichen Lebens sowie die zentral gelenkten Bemühungen um Hebung der Disziplin der Benediktusregel zum Durchbruch. Bonifatius, der „Apostel Deutschlands“, setzte bereits wichtige Akzente in diese Richtung, vor allem aber ist Benedikt von Aniane (vor 750-821), Reformabt und später „Generalabt“ im Karolingerreich, zu nen-

Orden, Bezeichnungen und Gewänder – die Unterschiede Zum Begriff „Orden“: Orden im eigentlichen Sinn sind die Zisterzienser und die Prämonstratenser. Benediktiner und Augustiner-Chorherren schlossen sich erst in der jüngeren Vergangenheit zu einer Konföderation und damit zu einem Orden zusammen, die Benediktiner 1893, die Augustiner-Chorherren 1959.

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Weitere Unterscheidungsmerkmale: Benediktiner und Zisterzienser leben nach der gleichen Benediktusregel und verstehen sich als Angehörige eines Mönchsordens, die Priester werden als „Pater“ angesprochen. Augustiner-Chorherren und Prämonstratenser hingegen sind nach einer der Regeln des hl. Augustinus lebende „Chorherren“

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(Kleriker und Priester, die auf Ehe und Besitz verzichten) und werden als „Herr“ (italienisch „Don“, französisch „Dom“) angesprochen. Die Benediktiner tragen ein schwarzes Mönchsgewand, die Zisterzienser einen weißen Habit mit einem schwarzen Skapulier; die Kukulle ist bei den Benediktinern schwarz, bei

den Zisterziensern weiß. Die Chorherren tragen den Talar der Weltpriester, über Brust und Schultern einen schmalen weißen Streifen, der sich aus dem Chorrock (Rochett) ableitet, darüber in der kalten Jahreszeit einen kurzen Umhang aus Pelz. Die Prämonstratenser stechen durch ihren weißen Habit heraus.

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Stift Klosterneuburg sollte unter Karl VI. zu einer gewaltigen Residenz ausgebaut werden. Nur ein Fünftel wurde verwirklicht. Foto: Michael Zechany nen, der unter Rückgriff auf Benedikt und in der Festlegung auf eine uniformierte, in allen Klöstern zu beachtende Observanz (den „Lebensgewohnheiten“, lateinisch „consuetudines“) das geeignete Instrument der Bewahrung des mönchischen Ideals sah. Sein Reformwerk, das die Einführung der Benediktusregel verbindlich vorschreibt, wurde 817 von Ludwig dem Frommen verabschiedet.

Kanoniker und Benediktiner Nach dem Vorbild der Reform des Mönchtums wurde 816 auf dem Reichstag von Aachen auch die Reform der Kanoniker, der am Bischofssitz in den städtischen Zentren bestehenden Klerikergemeinschaften, proklamiert. Die Unterscheidung von Benediktinern und Kanonikern hat hier ihre Wurzeln, zugleich führten die Reformmaßnahmen und die Institutionalisierung des Mönchtums zur Angleichung der Lebensformen: Die Kanoniker unterschieden sich nur mehr durch den Eigenbesitz von den Benediktinern und bei den Benediktinern erhielt das Priesteramt und die Zugehörigkeit zum Klerikerstand einen zentralen Stellenwert. Ein durchschlagender Erfolg

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war der karolingischen Klosterreform nicht beschieden, was einerseits am Fehlen administrativer Einrichtungen zur Durchsetzung lag, andererseits an der herausragenden Rolle, die den Klöstern auf dem Gebiet des Schulwesens, der Verwaltung, der Bildung und des religiösen Lebens zugedacht war und die als Kehrseite die Instrumentalisierung für weltliche und staatliche Interessen und damit die Abkehr vom klösterlichen Ideal förderte. Ein Neubeginn aus der Krise des 9. und 10. Jahrhunderts gelang in Anknüpfung an Benedikt von Aniane erst im 910 gegründeten burgundischen Cluny. Neu ist die Bedeutung, die das Gebet für die Verstorbenen als einigendes Band für den Zusammenhalt der Klöster erhielt (1048 Einführung des Allerseelentages durch Abt Odilo von Cluny), und eine Überbetonung der Liturgie auf Kosten praktischer Handarbeit. Es entstand ein strikt nach Rom ausgerichteter, zentral von Cluny aus verwalteter, sich weltlicher Einflussnahme entziehender Klosterstaat mit einer Unzahl abhängiger Priorate und Zellen, die alsbald mit anderen Reformzentren wie Gorze in Lothringen über die Vermittlerklöster Hirsau, St. Blasien und Siegburg in den bayerisch-öster-

Stift Lilienfeld. Die Klosteranlage mit der spätromanisch-frühgotischen Stiftsbasilika. Foto: Bwag / Commons reichischen Raum ausstrahlten. Es bildeten sich unterschiedliche Observanzen und Abhängigkeiten zwischen Mutter- und Tochterklöstern aus, die letztlich auch an der Wiege der benediktinischen Neugründungen stehen, die das niederösterreichische „Klösterreich“ bis heute prägen: Melk (seit 1089), Göttweig (seit 1094), Seitenstetten (seit 1112) und Altenburg (seit 1144). Zweifellos gehören die über verschiedene Zwischenstationen von Cluny inspirierten Klostergründungen in Österreich zum breiten Strom der Reformbestrebungen, die im Investiturstreit auf der Seite des Papsttums um die Freiheit der Kirche rangen. Der einseitig uniformierende Impuls von Cluny im Kontrast zu den unterschiedlichen Observanzen war ein wichtiger Schritt zu einem Zusammenschluss der Benediktiner, schuf aber noch keinen „Orden“. Das Verdienst, den ersten „Orden“ gegründet zu haben, kommt Bernhard von Clairvaux zu. Er schloss sich der radikalen Rückbesinnung auf die Benediktusregel an, die Robert – im bewusster Distanzierung zum mächtigen Mönchsstaat von Cluny – im Kloster Molesmes und in weiterer Folge in der Tochtergründung Citeaux zu

verwirklichen suchte. 1113 trat Bernhard mit 30 Gefährten in Citeaux ein, bereits 1118 wurde er zum Abt des Gründungsklosters Clairvaux bestellt. Geradezu revolutionär war die Einstellung zu Besitz und Arbeit, was vor allem an der wichtigen Stellung deutlich wird, die im Kloster den Laienbrüdern („Konversen“) zugedacht war. Das völlig neuartige Konzept von Kloster förderte die rasche Ausbreitung des neuen Ordens entscheidend, denn als Mönchsgemeinschaft, die selbst bei der Urbarmachung und beim Bau des Klosters Hand anlegte, waren die Zisterzienser dafür prädestiniert, sich in entlegenen und unwirtlichen Gegenden niederzulassen. Begünstigt wurde die rasche Ausbreitung auch durch das „Filiationsprinzip“, d.h. dadurch, dass das Tochterkloster bis in die Details der Klosteranlage und der Gestaltung des klösterlichen Alltags dem Mutterkloster zugeordnet blieb und der Abt des Mutterklosters für die Tochterklöster verantwortlich war. Die bei der Neugründung befolgte strikte Orientierung an vorgegebenen Mustern förderte den Zusammenhalt genauso wie die jährlich in Citeaux abgehaltenen Generalkapitel und die regelmäßigen Visitationen. Die Zugehörigkeit zum Orden zeigt sich z.B.

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Stift Melk. Blick von der Basteiterrasse auf den Stiftspark mit dem barocken Gartenpavillon. Foto: zVg auch darin, dass alle Zisterzienserkirchen Marienkirchen sind.

Die Zisterzienser in der Babenbergermark Die Bedeutung der Zisterziensergründungen für den Aufstieg der Babenbergermark zum selbstständigen Herzogtum und insgesamt für die Frühgeschichte Österreichs ist kaum zu überschätzen. Otto, der spätere Bischof von Freising, Sohn des Markgrafen Leopold III., war von seinem Vater zur Vorbereitung auf eine ihm in Klosterneuburg zugedachte Aufgabe zum Studium nach Paris gesandt worden, wo er die Reformbewegung der Zisterzienser kennenlernte und schließlich selbst 1132 in Morimond das Ordenskleid nahm. Die Weichen für die von Ottos Schritt inspirierte Gründung eines Zisterzienserklosters in der Babenbergermark dürften bei einer 1133 von Leopold nach Klosterneuburg einberufenen Kirchenversammlung gefallen sein, an der höchste kirchliche Würdenträger, wie Erzbischof Konrad von Salzburg, Bischof Reginmar von Passau und Bischof Roman von Gurk, teilnahmen und auf der auch beschlossen wurde, Klosterneuburg im Sinne der damaligen kirchlichen Reformbewegung in ein

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Augustiner-Chorherrenstift umzuwandeln. So kamen noch im selben Jahr 1133 Zisterziensermönche aus Morimond nach Sattelbach in den Wienerwald und gründeten mit Heiligenkreuz das erste Zisterzienserkloster auf niederösterreichischem Boden. Bereits 1137 wurde von dort aus eine Gruppe von Mönchen in den rauen „Nordwald“ entsandt, um am Kamp ein neues Kloster zu errichten. Zwettl war das erste Tochterkloster von Heiligenkreuz. 1141 folgte Baumgartenberg, das von Mönchen aus Morimond besiedelt wurde, 1154 - 1188 aber Heiligenkreuz unterstellt war. Die Anfänge der Abtei Lilienfeld, einer weiteren Tochtergründung von Heiligenkreuz im Grenzgebiet der beiden babenbergischen Herzogtümer Österreich und Steiermark im oberen Traisental, fallen in das Jahr 1202. Bereits im Jahr 1129 waren Mönche aus Ebrach, der zweiten Gründung von Morimond auf deutschem Boden, nach Rein gekommen, das als das älteste ohne Unterbrechung bestehende Zisterzienserkloster weltweit gilt. Von Rein aus wurde 1146 das Chorherrenstift Wilhering besiedelt und in ein Zisterzienserstift umgewandelt.

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Stift Seitenstetten. Der mächtige barocke Vierkanter wurde ab 1718 von Baumeister Joseph Munggenast errichtet. Foto: zVg

Augustiner-Chorherren gegen Eigenbesitz Die Augustiner-Chorherren, die in Österreich mit den Stiften Klosterneuburg, Herzogenburg, St. Florian, Reichersberg, Vorau und Neustift (Südtirol) präsent sind und sich auf das Beispiel der vom großen Kirchenlehrer Augustinus initiierten und beschriebenen Klerikergemeinschaft als idealer Form christlicher Vita Communis berufen, sind das Ergebnis der Bemühungen um eine Reform der Kanoniker aus dem Geist der gregorianischen Kirchenreform des 11./12. Jahrhunderts. Beanstandet wurden vor allem der den Kanonikern in der Aachener Synode von 816 zugestandene Eigenbesitz, der dem Gemeinschaftsleben entgegenstünde, und die Tatsache, dass die Kanoniker nicht durch Gelübde zur Befolgung der zu einem Gemeinschaftsleben gehörenden Regeln gebunden waren. So wurde unter Rückgriff auf die sogenannte Regel des hl. Augustinus der Verzicht auf Eigenbesitz und ein Gelübde auf Einhaltung aller mit dem Gemeinschaftsleben verbundenen Verpflichtungen abverlangt. Die „regulierten“ Kanoniker nannten sich nun „AugustinerChorherren“. Sie wurden zu ei-

ner der Speerspitzen der gegen die Verweltlichung des Klerus gerichteten Kirchenreform. Für Österreich erlangte das 1067 vor den Toren Passaus gegründete Reformkloster St. Nikola unter Bischof Altmann von Passau besondere Bedeutung. Er gründete 1073 Göttweig, das nach seiner Vertreibung aus Passau auch sein Aufenthaltsort wurde. Und: Er reformierte die Passauer Eigenklöster St. Florian (1070/71) und St. Pölten (1081). 1084 wurde Reichersberg als Kloster für regulierte Chorherren gestiftet, dem von den Salzburger Erzbischöfen ein Seelsorgegebiet an der damaligen ungarischen Grenze im südöstlichen Niederösterreich übertragen wurde. Auch die später regulierten Kanonikerstifte Klosterneuburg (1133), Herrenchiemsee (1130) und das vom Klosterneuburger Propst Hartmann nach seiner Ernennung zum Bischof von Brixen 1140 in Neustift gegründete Augustiner-Chorherrenstift standen unter dem Einfluss von St. Nikola.

Die Prämonstratenser: Eng vernetzte Klöster Die Prämonstratenser sind regulierte Chorherren auf der Grundlage der Augustinusregel, unterscheiden sich aber von Au-

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Stift Zwettl. Das Stift von Süden gesehen. Der mächtige Turm stammt aus der Barockzeit. Foto: LIANEM gustiner-Chorherren durch einen engen Zusammenschluss der Klöster in einem analog zu den Zisterziensern verfassten, in Zirkarien gegliederten Orden mit einem Generalabt und regelmäßig abgehaltenen Generalkapiteln. Der Orden geht zurück auf Norbert, einen adeligen Kanoniker am Chorherrenstift St. Viktor in Xanten, der 1120 nach einem Bekehrungserlebnis mit 13 Gefährten in Prémontré bei Laon ein Gemeinschaftsleben in strenger Armut nach der Augustinusregel begann. Als Ordensgründer im eigentlichen Sinn ist Hugo von Fosses zu nennen, der, nachdem der als Wanderprediger tätige Norbert 1126 Erzbischof von Magdeburg wurde und seine dominierende Stellung aufgab, Abt von Prémontré wurde und die organisatorischen Grundlagen für den rasch wachsenden Orden schuf. Norberts neue Stellung trug entscheidend zur Ausbreitung des Ordens bei. Die Prämonstratenser kamen bei der Mission der Wenden und Slawen östlich von Oder und Elbe und auf dem Gebiet von Böhmen und Mähren zum Einsatz. Die starke Präsenz des Ordens im heutigen Tschechien mit dem Kloster Strahov in Prag als „Epizentrum“ zeugt noch heute

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von der einst tragenden Rolle der Prämonstratenser in der Mission und Christianisierung jenseits der östlichen Randzonen des Deutschen Reiches. Auch das einzige in der Diözese St. Pölten gelegene Prämonstratenserkloster Geras ist hier zu nennen. Es wurde 1153 – ein Spezifikum bei den Prämonstratensern – als Doppelkloster (Chorherren in Geras, Chorfrauen in Pernegg) von Seelau/Želiv, Tschechien, aus gegründet und gehörte bis zur Säkularisierungswelle zur böhmischen Zirkarie. Seit der nach Sprachgruppen vorgenommenen Neuordnung in den Konstitutionen von 1970 gehören die österreichischen Klöster Geras, Wilten (gegründet vor 1138) und Schlägl (gegründet 1218) zur deutschsprachigen Zirkarie.

Die herausragende Bedeutung, die Österreich in der Ordensfamilie der regulierten Chorherren einnimmt, zeigt sich unter anderem dadurch, dass Propst Bernhard Backovsky von Klosterneuburg nicht nur das Amt des Generalabtes der Österreichischen Kongregation bekleidet (seit 2002), sondern 2010 auch zum Abtprimas der weltweiten Konföderation der Augustiner-Chorherren gewählt wurde. Ein Prämonstratenser des flämischen Klosters Tongerlo, der auf originelle Weise an die von Norbert von Xanten dem Orden aufgegebene Ostmission anknüpfte und als „Speckpater“ Berühmtheit erlangte, war Pater Werenfried van Straaten (19132003). Er rief ab 1947 zur Unterstützung der 14 Millionen deutschen Heimatvertriebenen aus dem Osten auf und sammelte vor allem Nahrungsmittel für die oft unterernährten Kinder und Flüchtlinge. Ab 1950 galt seine Sorge der

Mehr Infos Aktuelles und Kontaktinfos zu den Klöstern in der Diözese St. Pölten gibt es auch im Internet auf: www.dsp.at/einrichtungen/kloster und auch auf: www.dsp.at/einrichtungen/stifte

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Prämonstratenserorden: Weltweit vertreten Anders als die AugustinerChorherren, bei denen Österreich, was den aktuellen Bestand betrifft, eine Sonderstellung einnimmt, ist der Prämonstratenserorden weltweit vertreten, wobei Tschechien, Belgien und Niederlande sowie der englischsprachige Raum (USA und Indien) als Schwerpunktländer hervorzuheben sind.

verfolgten Kirche im kommunistisch beherrschten Osten Europas. Er gründete 1952 das Hilfswerk „Kirche in Not“, das seinen Sitz in Königstein im Taunus hat und heute weltweit tätig ist. Mit der Einrichtung einer byzantinischen Kapelle ab 2005 und der Pflege intensiver Kontakte zu den orthodoxen wie katholischen Ostkirchen stellt sich auch das Prämonstratenserstift Geras von heute bewusst in die von Norbert den Prämonstratensern mitgegebene Tradition der Brückenfunktion zum Osten Europas.

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Stift Altenburg: Barockes Erbe, Die Geschichte des Benediktinerstiftes Altenburg in der Diözese St. Pölten reicht zurück bis ins Jahr 1144. Seit 1961 gibt es hier die Altenburger Sängerknaben. Und: Die Mönchsgemeinschaft kümmert sich um die Seelsorge von sechs Stiftspfarren. Als „Barockjuwel des Waldvier­ tels“ ist das Stift Altenburg weit­ um bekannt. Der heute so be­ eindruckende Bau wurde unter Abt Placidus Much, dessen Abt­ wahl sich heuer zum 300. Mal jährt, von Baumeister Joseph Munggenast und seinem Baulei­ ter Leopold Wißgrill errichtet, weithin berühmt sind die Fres­ ken, die Paul Troger und sein Schüler Johann Jakob Zeiller hier geschaffen haben.

Die ersten Mönche kamen aus St. Lambrecht Die Geschichte des Stiftes reicht aber viel weiter zurück als in die Barockzeit. Im Jahr 1144 übergab die Witwe Hildburg von Poigen die auf ihrem Gut Altenburg errichtete „Cella“ dem Passauer Bischof. Die ers­ ten Mönche kamen aus dem steirischen Stift St. Lambrecht, worauf das Lamberti­Patrozini­ um des Klosters hinweist. Die mittelalterliche Geschich­ te des Stiftes ist ein Auf und Ab von Zerstörung und Wiederauf­ bau, sowohl was die Gebäude betrifft als auch hinsichtlich der Mönchsgemeinschaft. Erwähnt seien nur die Hussiteneinfälle und die Türkensteuer, die das Kloster so schwer belasteten, dass es anlässlich einer Abtwahl 1552 als „Stainhauffen“ be­ zeichnet wurde. Als die Wirren der Reformati­ on und die Bedrängnisse des Dreißigjährigen Krieges über­ standen waren, begann im 16. und 17. Jahrhundert eine Blüte­ zeit. Das Gemeinschaftsleben der Mönche erstarkte und Mitte des 17. Jahrhunderts entschloss man sich, das alte Kloster aufzu­ geben und in neuer, der Zeit entsprechender Form wieder aufzubauen.

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Es entstand der heutige Ba­ rockbau, der sich nach einer grundlegenden Sanierung in den Jahren 2001 bis 2013 – üb­ rigens der ersten nach 250 Jah­ ren – heute wieder in seiner ganzen Schönheit präsentiert. Zu dieser Generalsanierung ge­ hörte auch die Attraktivierung der Altane mit der darunter lie­ genden mittelalterlichen Klos­ teranlage. Die gotischen Bautei­ le Kreuzgang, Kapitelsaal, Skrip­ torium und Veitskapelle ermög­ lichen einen Blick zurück bis in die Gründungszeit. Auch die Re­ vitalisierung der Stiftsgärten war Teil der umfassenden Sanie­ rung. Die schweren Zeiten wa­ ren aber mit der Blüte im Barock nicht überstanden. Der Josephi­ nismus brachte eine zusätzliche Übernahme von Pfarren mit gleichzeitigem Verbot der Auf­ nahme neuer Novizen. Rund um das Revolutionsjahr 1848 und während der Weltwirt­ schaftskrise gab es große finan­ zielle Schwierigkeiten, bedeu­ tende Besitzungen mussten ver­ äußert werden. 1940 beschlagnahmte das NS­Regime das Kloster, 1941 er­ folgte die Aufhebung. Die Klos­ tergebäude wurden Umsied­ lungslager, Reservelazarett und schließlich Unterkunft für 2000 russische Besatzungssoldaten, die sogar die Türstöcke als Heiz­ material verwendeten. Nur mühsam konnte das Gebäude ab 1946 wieder in ein Kloster zurückverwandelt werden. Der „Neustart“ gelang. Zwei Landes­ ausstellungen 1963 und 1975 brachten nicht nur zahlreiche Besucher ins Stift, sondern setz­ ten auch wichtige Restaurie­ rungsimpulse. 1961 wurden die Altenburger Sängerknaben zur Pflege der klösterlichen Kirchenmusik ge­

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gründet, und schon Ende der 1960er­Jahre erreichte der Chor ein Niveau, das ihn weit über die Grenzen der Diözese hinaus bekannt machte. Das Stift bietet auch Kultur­Initiativen wie dem „Teatro Barocco“ und dem Kammermusik­Festival „Allegro vivo“ Heimat. Zu den großen Herausforde­ rungen für die kleine Alten­ burger Mönchsgemeinschaft ge­ hört die Seelsorge in den sechs Stiftspfarren einschließlich der Wallfahrtsseelsorge in Maria Dreieichen. Zusätzlich hat das Stift im vergangenen Herbst auch die Seelsorge in zwei „Diö­ zesanpfarren“ übernommen. Dieses Engagement ist aber nicht nur Herausforderung, son­ dern auch Bereicherung durch die Verbundenheit der Men­ schen mit dem Stift, so Abt Tho­ mas Renner, der dem Kloster seit vergangenem Jahr vorsteht.

„Barock war gestern“ Die Sonderausstellung „MUCH. Barock war gestern“, die 2015 lief, führte zurück in

die Welt des Barock, sie öffnet aber zugleich einen Blick weit darüber hinaus. Denn das unter Abt Placidus Much errichtete Bauwerk weist mit seiner faszi­ nierenden Bilderwelt bereits über das Barock hinaus in die Zeit der Aufklärung. Damals wurde die bis heute spannungsreiche Frage des Ver­ hältnisses von Glaube und Ver­ nunft durch das Erstarken der Naturwissenschaften aktuell. Ei­ ne Antwort gibt das Deckenfres­ ko über der Kaiserstiege, in dem sich Religion und Weisheit die Hände reichen. Darunter schreibt ein Genius auf eine Ta­ fel: „Quam bene conveniunt“ – „Wie gut passen sie zusam­ men!“ Beide, Religion und Weisheit, führen zur Wahrheit, die im Zentrum der Kuppel die strahlende Sonne in ihren Hän­ den hält.

Die Altenburger Gartenwelt Das Stift Altenburg ist auch ein „Gartenstift“. Einer verbau­ ten Fläche von 7,27 Hektar ste­ hen 10,65 Hektar an Garten­

Geweihtes Leben

herausfordernde Gegenwart

Blick vom Johannishof auf den Eingangsbereich des Stiftes mit der Fassade des Marmorsaales. Foto: Picasa und Parkflächen gegenüber. Ers­ te Initiativen zur Neugestaltung der Gärten reichen ins Jahr 1994 zurück, als man das 850­ Jahr­Jubiläum des Klosters feier­ te. Im Zuge der Aktion „Natur im Garten“ und des „Festivals der Kamptalgärten“ im Jahr 2006 bekam die Revitalisierung kräftige neue Impulse. Heute sind fünf Gartenanlagen für Be­ sucher zugänglich. Der Apothekergarten liegt an der Ostseite der Klosteranlage

vor den Räumen der Sala terre­ na. An dieser Stelle befand sich wahrscheinlich schon früher ein Kräutergarten für die Versor­ gung der Krankenstation des Klosters. Nun wurde hier eine Neuinterpretation des „Hortu­ lus“ des Abtes Walahfrid Strabo vom Kloster Reichenau aus dem 9. Jahrhundert umgesetzt. Im Kreuzganggarten in der Mitte des Kreuzganges im „Klos­ ter unter dem Kloster“ finden sich mittelalterliche Symbol­

pflanzen. Der Schöpfungsgarten liegt südlich der Stiftskirche und entstand 2003 anlässlich des „Jahres der Bibel“. Hier wird ein theologisches Thema – die Schöpfungsgeschichte – mit Hil­ fe von gartengestalterischen Ele­ menten umgesetzt. Der Garten der Stille ist der jüngste der Stiftsgärten. Vor der Ostfassade des Stiftes bildet er den Über­ gang zum ehemaligen Tiergar­ ten (Wildgatter). Streuobstwie­ se, Weingarten, Schmetterlings­

weide, Nützlingshotel und Hol­ lergarten sind die Gestaltungs­ elemente, die von einem Skulpturenweg ergänzt werden. Der Garten der Religionen ist die größte Gartenanlage. Er be­ findet sich an der Stelle des ehe­ maligen Stiftsparks, der früher unter anderem für Christbaum­ und Obstkulturen genutzt wor­ den war. Der „Garten der Religionen“ besteht aus fünf gestalteten Fel­ dern, in denen die Beziehungen der fünf großen Weltreligionen – Christentum, Judentum, Is­ lam, Buddhismus und Hinduis­ mus – zueinander thematisiert werden. Im Blick auf die Erklä­ rung des 2. Vatikanischen Kon­ zils über das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen („Nostra Aetate“) sind Gemein­ samkeiten, aber auch Trennen­ des dargestellt. Symbol des Christentums ist ein Kalvarienberg – ein Kreuz mit den barocken Statuen der Gottesmutter und des Lieblings­ jüngers. Unter dem Kreuz ent­ springt eine Quelle, die über Stufen hinab strömt zum zen­ tralen Brunnen des Gartens.

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Stift Geras: Gemeinschaftsleben und Pfarrseelsorge

Das Waldviertler Prämonstratenserstift Geras hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Mittlerweile betreuen die Geraser Chorherren 23 Pfarren. Und in der byzantinischen, reich mit Ikonen ausgestatteten Kapelle finden regelmäßig Gottesdienste statt. Im Jahr 1120 gründete der heili­ ge Norbert von Xanten in Pré­ montré, einem Waldtal nahe Laon ungefähr 130 Kilometer nord­östlich von Paris, eine klösterliche Gemeinschaft, die monastisches Leben, Predigt und Pfarrseelsorge miteinander verband. Norbert, der schon als Jüng­ ling ein Kanonikat in Xanten er­ halten hatte und sein wohlver­ sorgtes Leben zu genießen ver­ stand, hatte ein Bekehrungser­ lebnis, das an die Wandlung des Saulus zum Paulus erinnert: Bei einem heimlichen Ritt in das reiche Chorfrauenstift Vreden warf ihn ein Blitz vom Pferd. In Todesgefahr entsagte er seinem ausschweifenden Leben und be­ gab sich in das Benediktiner­ kloster Siegburg, wo er seine geistliche Formung erhielt. Er begann ein Leben als Wander­ prediger. Nach der Klostergrün­ dung in Prémontré blieb Nor­ bert seinem Leben als Prediger treu, bis er 1126 auf kaiserlichen Wunsch das Amt des Erzbi­ schofs von Magdeburg über­ nahm.

Die Regel des heiligen Augustinus als Basis

Die Geraser Stiftskirche wurde 1953 zur Basilika minor erhoben.

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Foto: zVg

Norbert hat keine eigene Or­ densregel verfasst, die Grundla­ ge für seine Klöster bildet die Regel des heiligen Augustinus. Der Prämonstratenserorden breitete sich rasch aus, Ende des 12. Jahrhunderts gab es bereits mehr als 500 solcher Klöster in Europa, die aber vielfach in der Reformationszeit aufgegeben wurden.

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Im Jahr 1153 gründeten Graf Ulrich von Pernegg und seine Frau Euphemia die Stifte Geras und Pernegg als Doppelkloster. Geras wurde von Prämonstratensern aus dem böhmischen Kloster Selau besiedelt, die Prämonstratenserinnen für Pernegg kamen ebenfalls aus Böhmen. Das Stift Geras erlebte bald schwere Schicksalsschläge. So wurde es 1427 von den Hussiten niedergebrannt. Aus dem Jahr 1620 wird berichtet, dass böhmische Truppen im Zuge des 30-jährigen Krieges die Chorherren verschleppten, das Stift vollständig plünderten und „Kloster und Ort zu Pulver und Aschen verprennt worden“ sind. 1625 kehrten fünf Chorherren zurück, die im Brandschutt der Stiftskirche eine Marienstatue fanden, die heute über dem Tabernakel des Hochaltars steht. Nachdem 1585 die letzte Chorfrau gestorben war, wurde Pernegg ebenfalls ein Chorherrenkloster. Es bestand bis zur Aufhebung durch Kaiser Joseph II. 1783. Die Zahl der Chorherren in Geras wurde auf 18 begrenzt, das Stift musste weitere Pfarren übernehmen, neue Kirchen, Pfarrhöfe und Schulen bauen. Heute betreuen Geraser Chorherren 23 Pfarren, davon sind 14 dem Stift inkorporiert, neun sind Diözesanpfarren. So ist die Pfarrseelsorge auch heute der Hauptaufgabenbereich der Ordensmänner, was ganz dem Charisma des heiligen Norbert entspricht, wie Abt Michael Proházka unterstreicht:

Leben nach dem Vorbild der Urkirche „Das Charisma unseres Gründers besteht ja darin, dass er einen dritten Weg beschritten hat. Sein spiritueller Lebensweg hat ihn vom sorglosen und versorgten Kanoniker im St. Viktor-Stift in Xanten durch ein einschneidendes Erlebnis zu den Benediktinern, also zu den Mönchen geführt, er war eine Zeit lang auch Eremit. Dann hat er aber für sich eine Verbindung gefunden zwischen dem Gemeinschaftsleben und der ‚vita apostolica‘, ein Leben nach dem Vorbild der Apostel und der Ur-

Geweihtes Leben

kirche, wo Gemeinschaftsleben mit Seelsorge, mit Verkündigung verbunden wird. Norbert war ein großer Prediger, der heilige Bernhard nennt ihn eine ‚tuba dei‘, eine ‚Posaune Gottes‘, er war offenkundig in der Lage, die Menschen durch sein Wort zu begeistern und zu führen. Norbert hat auch erkannt, dass Seelsorge bedeutet, sich auf ganz konkrete Situationen einzulassen. Das zeigt sich darin, dass er in Prémontré mit einem sehr strengen Klosterleben begann, dass er aber später als Erzbischof von Magdeburg ein ganz anderes Ideal lebt, indem er die Domkapitel zu klösterlichen Gemeinschaften macht, das alles aber in die Seelsorge, in den ganz konkreten Dienst an und in der Kirche einfließen lässt. Das halte ich für einen ganz wichtigen Impuls für unsere Zeit, wobei auch an Norberts Leben ablesbar ist, dass es ihm immer um einen Mehrwert geht, nicht um den Rückzug auf reine Pflichterfüllung, sondern dass von ihm immer ein Impuls ausgeht: Er will prägen, er will fordern, er will formen, um so die Menschen auf seinen Weg mitzunehmen.“

malkursen im Stift die selten benutzte Norberti-Kapelle oberhalb des Kreuzschiffes der Stiftsbasilika als ostkirchliche Kapelle einzurichten. Seit 2005 wurde das lange geplante Projekt Zug um Zug umgesetzt. Heute zeigt sich die byzantinische Kapelle als reich mit Ikonen ausgestattetes Juwel, sie ist gleichsam ein kleines „Fenster zum Himmel“. Regelmäßig finden in der Kapelle Gottesdienste statt. Die aktuellen Termine finden sich auf der Homepage des Stiftes Geras (www.stiftgeras.at). Die katholischen Ostkirchen gehören vom Ritus her zur Ostkirche (orthodoxe Kirche), von der Kirchenzugehörigkeit aber zur katholischen Kirche als Universalkirche. Sie stehen also in Einheit mit dem Papst, haben aber in der Liturgie und auch im Kirchenrecht weitgehend die Disziplin des Ostens beibehalten. Das Zweite Vatikanische Konzil hat die katholischen Ostkir-

chen als Teilkirchen bezeichnet, die „sich in gewissem Grade durch die so genannten Riten, das heißt durch ihre Liturgie, durch ihr kirchliches Recht und ihr geistiges Erbgut“ unterscheiden, die aber alle die gleiche Würde einnehmen. Am 28. August 2014 – dem Augustinusfest – wurde in Geras Frater Siluan Gall eingekleidet, der der griechisch-katholischen Kirche angehört, da sein Vater aus der Ukraine stammt. Der Name Siluan leitet sich vom Paulusschüler Silvanus ab und verweist auch auf den hl. Starez Siluan vom Berg Athos.

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Die byzantinische Kapelle Stift Geras sieht sich durch seine Nähe zu den von den Slawenaposteln Cyrill und Method missionierten Ländern schon immer in einer gewissen Brückenfunktion zwischen Westund Ostkirche. „Geras hat zur böhmisch-ungarischen Zirkarie gehört. Unser Kulturraum war immer in den slawischen Raum offen. Im 19. Jahrhundert hat es in Geras eine Mehrheit von Mitbrüdern gegeben, die aus Mähren gekommen sind. Geras hat ja das ‚böhmische Klösterl‘ geheißen. So glaube ich, dass wir hier in Geras gerade durch das Zusammenwachsen in Europa eine ganz spezielle Berufung haben“, erläutert Abt Michael Proházka im „Kirche bunt“-Gespräch. Schon vor bald 30 Jahren hatte der heutige Abt die Idee, für die Teilnehmer an den Ikonen-

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Blick auf die Kaiserstiege mit dem Deckenfresko von Paul Troger. Foto: Stift Göttweig

Stift Göttweig: Das „österreichische Montecassino“ Wo das enge Donautal der Wachau sich nach Osten weitet, liegt hoch auf dem Berg gegenüber der Stadt Krems das Weltkulturerbe-Stift Göttweig. Wegen seiner beeindruckenden Lage wird es auch als das „österreichische Montecassino“ bezeichnet. 1083 gründete Bischof Altmann von Passau Stift Göttweig als Doppelkloster, das die ersten elf Jahre nach der Regel des heiligen Augustinus lebte und 1094 die Regel des heiligen Benedikt übernahm. Die Kirche des Mönchsklosters auf dem Berg weihte er der Gottesmutter, die Frauenklosterkirche am Fuß des Göttweiger Berges im Fladnitztal dem heiligen Blasius. Da Altmann im Investiturstreit, der Auseinandersetzung zwischen dem Papst und den weltlichen Herrschern um das Recht der Einsetzung von kirchlichen Amtsträgern, entschieden auf der Seite des Papstes

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Im Jahr 1083 gründete der heilige Bischof Altmann auf dem Göttweiger Berg ein Kloster, in dem seit 900 Jahren Mönche nach der Regel des heiligen Benedikt leben. stand, war er bereits 1078 vom König aus Passau vertrieben worden und konnte nur mehr im Ostteil seiner Diözese wirken, zu der damals unser Diözesangebiet gehörte. Am 8. August 1091 starb Altmann im Passauer Hof von Zeiselmauer. Er wurde in Göttweig bestattet, sein Grab zog Hilfesuchende an und bald wurde er als Heiliger verehrt. Seine Reliquien befinden sich in einem barocken Schrein in der Krypta der Stiftskirche. Aus der Zeit Bischof Altmanns stammen noch das Kirchenschiff der Stiftskirche und die vor einigen Jahren freigelegten Grundmauern der Kirche St. Blasien in Klein-Wien, das zur Pfarre Paudorf-Göttweig gehört. Göttweig gewann rasch an Be-

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deutung, schon 1107 konnte es Mönche nach Garsten und 1116 nach Seitenstetten entsenden. Um 1250 wurde das Frauenkloster, in dessen Umfeld Ava († 1127), die erste Dichterin in deutscher Sprache, gelebt hat, auf den Göttweiger Berg verlegt. Dort bestand es bis 1557. Im 15. Jahrhundert gab es eine rege Bautätigkeit, von der heute noch Krypta und Chor der Stiftskirche, ein Teil des Kreuzgangs und die „Burg“ sowie der Chor der Kirche St. Blasien bestehen. Ebenso kam es zu einer inneren Erneuerung des Klosterlebens durch Übernahme der Melker Reform. Reformation und Türkenkriege brachten schwierige Zeiten, die Zahl der Konventmitglieder

nahm immer mehr ab. 1556 lebte nur noch ein Mönch im Haus, das Kloster wurde dem Propst von Herzogenburg unterstellt. 1564 wurde der Melker Benediktiner Michael Herrlich als neuer Abt eingesetzt, der als zweiter Gründer des Stiftes gilt, da er in seiner fast 40-jährigen Amtszeit die Kontinuität des Klosters retten konnte.

Neubau des Klosters in der Barockzeit Die barocke Blütezeit in Göttweig ist mit Gottfried Bessel (1714-1749) verbunden, dem 50. Abt von Göttweig. Unter ihm wurde der Neubau des Stiftes errichtet, der nach der Brandkatastrophe 1718 notwendig geworden war. Lucas von Hildebrandt erstellte die Pläne für den grandiosen Klosterbau. Den Intentionen der frühen Aufklärung zufolge sollte das Kloster auch Zentrum für Kunst

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und Wissenschaft werden. Auf Bessel geht auch die Graphische Sammlung zurück, die heute mit über 30.000 Blättern die größte österreichische Privatsammlung historischer Druckgraphiken darstellt. Die Zeit des Josephinismus und die Franzosenkriege sowie die Auflösung der Grundherrschaft 1848 brachten bedeutende Belastungen für das Stift, ebenso der Erste Weltkrieg. Im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte das NS-Regime das Stift und vertrieb die Mönche. Das Gebäude wurde als „Nationalpolitische Erziehungsanstalt“ und als Umsiedlerlager verwendet. Zu Kriegsende quartierten sich 3.000 russische Soldaten hier ein, doch am 15. August 1945 konnten die vertriebenen Patres wieder nach Göttweig zurückkehren. Allerdings gestaltete sich der Neubeginn derart schwierig, dass viele nicht an ein Weiterbestehen des Klosters glaubten. Doch den Äbten ab 1947 gelang es mit ihren Mit-

brüdern unter schwierigsten Bedingungen, die selbstständige wirtschaftliche Lebensfähigkeit wieder herzustellen und auch die Eintritte nahmen wieder zu. Unter Abt Clemens Lashofer (1973-2009) verdoppelte sich der Personalstand, 1991 konnte an der Wallfahrtskirche Maria Roggendorf im Weinviertel ein Priorat gegründet werden, das seit 2005 selbstständiges Kloster ist. Im Jahr 1978 begann eine Gesamtrestaurierung, die zu einem großen Teil mit der Renovierung der Erentrudiskapelle 2003/04 ihren Abschluss fand. Derzeitiges Großprojekt ist die Generalsanierung der 18.000 Quadratmeter großen Dachfläche. Die Arbeiten sollen 2018 abgeschlossen sein.

Mönchsgemeinschaft mit vielen Aufgaben Zum 900-jährigen Stifts-Jubiläum 1983 wurde das Exerzitienhaus St. Altmann eingeweiht, an der Stelle des ehemaligen

Sängerknabenkonvikts wurde 1999 ein Jugendhaus eröffnet. Nach dem plötzlichen Tod von Abt Clemens Lashofer wählten die Göttweiger Benediktiner am 14. August 2009 den bisherigen Prior P. Columban Luser zum 65. Abt des Stiftes. Gemäß seinem Leitwort „Communio“ („Gemeinschaft“) bemüht er sich zusammen mit seinen 39 Mitbrüdern um Gemeinschaft im Geiste Benedikts im Haus und um die Erfüllung der vielfältigen Aufgaben. Bei diesen Aufgaben hat die Pfarrseelsorge einen ganz besonderen Stellenwert. 28 Pfarren sind dem Stift inkorporiert, 31 werden seelsorglich betreut, 29 davon liegen in der Diözese St. Pölten. Darüber hinaus laden Göttweiger Benediktiner zu Exerzitien und Besinnungstagen ein, engagieren sich in der Jugend-, Studenten-, Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge sowie in den Bereichen Kunst und Kultur, Schule und Hochschule. Die

wirtschaftlichen Standbeine des Stiftes sind die Forstwirtschaft, der Weinbau, die Nutzung von Räumlichkeiten für lokale, nationale und internationale Veranstaltungen und die Beherbergung von Gästen sowie der Tourismus. Gefragt nach dem besonderen Kennzeichen – oder Charisma – der Göttweiger Mönchsgemeinschaft nennt Prior P. Maximilian Krenn die „offen gelebte benediktinische Gastfreundschaft. Die Lage des Klosters auf dem Göttweiger Berg vermittelt klösterliche Präsenz in der Welt und lädt ein zu Rückzug, Erholung und Orientierung“.

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Stift Heiligenkreuz: Zentrum Das Zisterzienserstift Heiligenkreuz im südlichen Wienerwald ist eine Gründung des heiligen Markgrafen Leopold. Es ist heute eines der größten und lebendigsten Klöster. Stift Heiligenkreuz besteht seit seiner Gründung durch Markgraf Leopold III. im Jahr 1133 ohne Unterbrechung. Und nicht nur heute kann es sich über zahlreiche Eintritte junger Männer freuen. Gleich nach seiner Gründung erlebte es eine erste Blütezeit. Innerhalb von 200 Jahren konnten von Heiligenkreuz aus sieben weitere Klöster besiedelt werden: Zwettl (1138), Baumgartenberg (1142), Czikador (1142), Marienberg (1197), Lilienfeld (1202), Goldenkron (1263) und Neuberg an der Mürz (1327). Auch der klösterliche Besitzstand wuchs dank der babenbergischen Herrscherfamilie rasch an. Die ungarischen Könige und zahlreiche Adelige und Bürger taten sich ebenfalls als Gönner hervor.

Eine Wende trat erst unter Abt Konrad Schmid (1547-1558) ein. Er konnte das Kloster personell und wirtschaftlich konsolidieren. Seine Nachfolger konnten auf diesem neu gelegten Fundament aufbauen und neue Aufgaben, vor allem in der Pfarrseelsorge, in Angriff nehmen. Sie wurde ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einem zentralen Aufgabenbereich der Mönche. Das 17. und 18. Jahrhundert brachten eine Blütezeit des Klosters. Unter Abt Robert Leeb konnte die Zisterzienserabtei Sankt Gotthard in Ungarn erworben und 1734 von Heiligenkreuz aus wiederbesie-

delt werden. Durch eine rege Bautätigkeit erhielt die Heiligenkreuzer Klosteranlage auch ihr heutiges Aussehen. In arge Bedrängnis brachten das Stift die Reformen unter Kaiser Joseph II. Durch die vielfältigen Aufgaben in der Seelsorge entging das Kloster aber der Aufhebung. Doch die Mitgliederzahl sank in dieser Zeit von 80 auf 48 Mönche, das Chorgebet wurde eingeschränkt und später sogar abgeschafft, die Beziehungen zum Mutterkloster Cîteaux verboten und das Kloster dem Erzbischof von Wien unterstellt. 1802 konnte die theologische Hauslehranstalt gegründet wer-

den, in der nun der Ordensnachwuchs ausgebildet wurde. 1881 kamen durch die Vereinigung mit der in Not geratenen Zisterzienserabtei Neukloster in Wiener Neustadt weitere acht Stiftspfarren hinzu. Das 20. Jahrhundert brachte auch für das Stift Heiligenkreuz neue Schwierigkeiten. Wie viele andere Klöster hatte es nach dem Ersten Weltkrieg große finanzielle Probleme, die Notverkäufe auch aus den Sammlungen des Stiftes notwendig machten. Auch in der Zeit des NS-Regimes hatte das Kloster schlimm zu leiden. Doch nach Kriegsende brachen wieder bessere Zei-

Herausforderungen im Mittelalter Das spätere Mittelalter stellte aber dann auch Heiligenkreuz vor vielfältige Herausforderungen. Wie in vielen Klöstern nahm auch hier die Zahl der Mönche stark ab, während sich die jungen Bettelorden in den Städten großen Zulaufs erfreuten. Eine Pestepidemie dezimierte um 1340 zusätzlich den Konvent. Dazu kamen die wechselhaften Zeiten mit Kriegen und den Auseinandersetzungen im Haus Habsburg. Das alles brachte das Stift mehrmals an den Rand des Ruins. Auch die Türkenkriege von 1529 und 1532 beeinträchtigten das Stift und in der Reformationszeit verließ so mancher Mönch das Kloster.

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Blick in den „goldenen Saal“ der barock ausgestatteten Bibliothek.

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theologischer Bildung ten an. Heute ist das Zisterzienserstift Heiligenkreuz eines der bedeutendsten und lebendigsten Klöster Österreichs. Zu Heiligenkreuz gehören die Priorate Neukloster (Wiener Neustadt) und Stiepel (in Deutschland). Während das Neukloster – wie schon erwähnt – im 19. Jahrhundert mit Heiligenkreuz vereint worden war, ist Stiepel ein 1988 gegründetes Tochterkloster. Einen hohen Stellenwert für Heiligenkreuz hat nach wie vor die Pfarrseelsorge: Die Angehörigen von 18 Pfarrgemeinden werden von den Mönchen seelsorglich betreut.

Bildungszentrum mit 270 Studenten Heiligenkreuz ist auch ein Bildungszentrum: Aus der 1802 gegründeten Hauslehranstalt ist die Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. hervorgegangen mit derzeit über 270 Studenten. Viele von ihnen bereiten sich auf das Priestertum vor. Einen Höhepunkt in der jüngsten Vergangenheit stellte 2007 der Besuch von Papst Benedikt XVI. dar. In Erinnerung an diesen Besuch wurde eine überlebensgroße BronzeStatue des emeritierten Papstes

enthüllt. Die Plastik wurde vom Heiligenkreuzer Künstlermönch P. Raphael Statt geschaffen und zeigt einen auf einem Schemel sitzenden Papst – eine Szene des Papstbesuchs im Stift Heiligenkreuz. Die Enthüllung durch den eigens angereisten Privatsekretär von Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, stellte zugleich den Schlussstein zum dreijährigen Ausbau der Hochschule dar. Der Ausbau war wegen der hohen Studentenzahl notwendig geworden. Abt Maximilian Heim erinnerte bei seiner Begrüßung am Beginn der Feier im Innenhof der Hochschule, wo die Statue vor dem Hauptportal platziert ist, an den Besuch von Benedikt XVI. im Stift 2007. Damals hatte er der Hochschule den Auftrag mit auf den Weg gegeben, in einer „knieenden Theologie“ eine

„Verbindung von wissenschaftlicher Theologie und gelebter Spiritualität“ zu schaffen. Diesem Auftrag wisse man sich bis heute verpflichtet, so der Abt. Verbunden mit der technischen und räumlichen Modernisierung und einer Aufstockung der Zahl der Lehrenden auf inzwischen 67 – davon 12 Ordinarien – sei Stift Heiligenkreuz „nun wirklich im 21. Jahrhundert angekommen“.

Kontakt Stift Heiligenkreuz 2532 Heiligenkreuz im Wienerwald Tel.: 02258 / 8703 [email protected] www.stift-heiligenkreuz.org

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Foto: Stift Heiligenkreuz

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Foto: Helmut Ruthner

Blick von Norden auf die vor 300 Jahren errichtete barocke Klosteranlage.

Stift Herzogenburg: Dienst und Gemeinschaft Als Priestergemeinschaft im Dienst am Volk Gottes verstehen sich die AugustinerChorherren des Stiftes Herzogenburg. Im Jahr 2012 konnte das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg auf sein 900-jähriges Bestehen zurückblicken. Allerdings stand es nicht von Anfang an an der heutigen Stelle, sondern wurde am 18. August 1112 von Bischof Ulrich von Passau bei seiner Kirche St. Georgen am linken Traisenufer gegründet und lag im damaligen Mündungsgebiet der Traisen in die Donau. Wegen häufiger Überschwemmungen und des ungesunden Sumpfklimas wurde das Stift 1244 nach Herzogenburg verlegt. An den alten Standort erin-

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nert nur mehr der Name der Ortschaft St. Georgen bei Traismauer. Im Lauf seiner Geschichte hatte das Stift viele schwere Zeiten zu überstehen. So wurde das Kloster im 15. Jahrhundert durch die Hussiten und die Truppen des Ungarnkönigs Matthias Corvinus zerstört. 1512 zog ein Großbrand im Markt auch das Stiftsgebäude schwer in Mitleidenschaft. Die Reformationszeit brachte einen drastischen Rückgang der Zahl der Konventmitglieder. Erst nach der Abwehr der Türkeneinfälle 1683 kam es wieder zu einer personellen und materiellen Konsolidierung des Chorherrenstiftes. 1714 wurde mit dem barocken Neubau des Stiftes begonnen, der 71 Jahre später mit der Weihe der Stiftskirche abgeschlossen werden konnte. An dieser Neuerrichtung waren die Baumeister Jakob Prandtauer,

Ein Sonderprodukt der

Joseph Munggenast und sein Sohn Franz Munggenast sowie der kaiserliche Hofarchitekt Johann Bernhard Fischer von Erlach beteiligt. Allerdings konnten nicht alle geplanten Bauten ausgeführt werden, da die hohen finanziellen Belastungen durch die Kriege Maria Theresias schwer auf dem Stift lasteten. Die Reformen von Kaiser Joseph II. bedrohten zwar nicht den Bestand des Stiftes, da es ja stark in der Pfarrseelsorge engagiert war, aber gerade das führte auch zu neuen finanziellen Belastungen. Für neu errichtete Pfarren mussten Pfarrkirchen und Pfarrhöfe gebaut werden. Durch die Klosteraufhebungen gelangte Herzogenburg in den Besitz der Stifte St. Andrä an der Traisen und Dürnstein an der Donau, allerdings war damit die Verpflichtung verbunden, in den Pfarren dieser Stifte die Seelsorge zu übernehmen.

Die beiden Weltkriege und die Geldentwertung in der Zwischenkriegszeit brachten das Stift erneut in schwere wirtschaftliche Bedrängnis. Erst in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Ende der russischen Besatzung besserte sich die Situation nachhaltig. Die wirtschaftliche Basis des Stiftes bilden drei Forste, einer bei Kleinzell, einer bei Herzogenburg und einer bei Zwentendorf. In Letzterem läuft derzeit das größte „Life+“-Projekt“ Europas mit einem naturnahen Ausbau des Traisenflusses. Dadurch soll 30 Jahre nach dem Kraftwerksbau in Altenwörth der urspüngliche Zustand der Donau-Traisen-Auen wieder hergestellt werden. Das Weingut des Stiftes und die Landwirtschaft sind verpachtet. Eine umfassende Renovierung aller Stiftsgebäude mit Ausnahme der Stiftskirche konnte zum

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900-Jahr-Jubiläum abgeschlossen werden. Personell ist die Kommunität mit 15 Mitgliedern, von denen sich drei in Ausbildung befinden, gut aufgestellt. Seit 1979 steht Maximilian Fürnsinn der Gemeinschaft als Propst vor. Die Augustiner-Chorherren verstehen sich als Priestergemeinschaft zum Dienst am Volk Gottes. So üben sie die Seelsorge in 14 Pfarren aus und sind auch in der kategorialen Seelsorge engagiert und laden zu kulturellen Veranstaltungen ein. Ein besonderer Höhepunkt sind seit über 40 Jahren die NÖKISS, die Niederösterreichischen Kindersommerspiele an den beiden letzten Ferien-Wochenenden, zu denen 15.000 bis 18.000 Kinder ins Stift kommen.

Im Geist des heiligen Augustinus Die Augustiner Chorherren sind keine Mönche wie etwa die Benediktiner oder Zisterzienser,

sie sind aber auch nicht Weltpriester, sondern sie leben nach einer Regel in Gemeinschaft zusammen. Man bezeichnet sie daher als Regularkanoniker. Da ein großer Teil der Herzogenburger Pfarren im Nahbereich des Stiftes liegt, ist es bei den heutigen Verkehrsbedingungen möglich, dass fast alle Chorherren, auch wenn sie Pfarrseelsorger sind, im Kloster wohnen und hier Gemeinschaft leben können. Die Grundlage dieses Gemeinschaftslebens bildet die Regel, die auf den heiligen Aurelius Augustinus († 430) zurückgeht. Augustinus errichtete mit seinen Freunden auf dem Landgut seines Vaters in Thagaste das erste Kloster im römischen Afrika. In seiner Bischofsstadt Hippo Regius gründete er später ein Gartenkloster für Mönche und errichtete an seinem Bischofshaus eine Klerikergemeinschaft. Für diese Kommunitäten und auch für Klosterfrauen entwi-

ckelte er eine Regel für das Gemeinschaftsleben, die älteste Ordensregel des Abendlandes, die im Lauf der Geschichte von mehreren hundert Ordensgemeinschaften als Grundlage für ihr Zusammenleben genommen wurde, nicht zuletzt deshalb, weil sich nach ihr Gemeinschaftsleben und Seelsorge in einer guten Weise miteinander verbinden lassen. Als eine „Regel der Freundschaft und der Ideale, die jeder in der Gemeinschaft leben soll“, bezeichnet der Herzogenburger Propst Maximilian Fürnsinn die Augustinusregel. Einmütig zusammenzuleben und ein Herz und eine Seele auf Gott hin zu sein, dazu ermutigt Augustinus gleich zu Beginn seiner Regel. „Nennt nichts euer Eigentum, sondern alles gehöre euch gemeinsam“, so empfiehlt er die persönliche Armut gemäß der Apostelgeschichte, wo es von der Urgemeinde heißt: „Sie hatten alles gemeinsam, und jedem

wurde zugeteilt, was er nötig hatte.“ Weitere Angelpunkte der Regel sind das gemeinsame Gebet zu festen Zeiten, Dienstbereitschaft an und in der Gemeinschaft, das Gemeinsame über das Eigene zu stellen, die Übernahme von Verantwortung füreinander, was den offenen Umgang mit Verfehlungen und Konflikten einschließt. Alles, was Augustinus in seiner Regel sagt, möchte er in voller Freiheit angenommen wissen, wenn er am Ende schreibt: „Lebt nicht als Sklaven, niedergebeugt unter dem Gesetz, sondern als freie Menschen unter der Gnade.“

Kontakt Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg Prandtauerring 2 3130 Herzogenburg Tel.: 02782 / 831 12 www.stift-herzogenburg.at

Mayr Bau Gesellschaft m.b.H 4400 Steyr, Seitenstettnerstraße 28 Tel.: +43 7252 715 18 Fax: +43 7252 715 50 Mobil: +43 664 8351518 [email protected] www.mayr-bau.at

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Ein Sonderprodukt der

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Stift Klosterneuburg: Der Als Leopold III., der Heilige, 1095 mit der bayrischen Mark Ostarrichi belehnt wurde, war er erst 20 Jahre alt. Er verlegte seinen Herrschaftssitz nach Klosterneuburg, wo er eine neue Burg errichten ließ. Als im Jahr 1105 Heinrich IV. – bekannt durch seinen Gang nach Canossa – im Konflikt mit Aufständischen war, an deren Spitze sich sein eigener Sohn Heinrich V. gestellt hatte, verließen Leopold und Herzog Boiwoy von Böhmen mit ihren Truppen das Heer des Kaisers. Dadurch wurde dessen Lage so aussichtslos, dass er flüchten musste. Damit konnte zwar ein Bürgerkrieg verhindert werden, ein Ruhmesblatt ist dieser „Frontwechsel“ in Leopolds Biografie dennoch nicht. Zum Dank gab Heinrich V. Leopold seine verwitwete

Vor 900 Jahren gründete Leopold zusammen mit seiner Gattin Agnes das Chorherrenstift Klosterneuburg. Kaiser Karl VI. wollte es 1730 zu einer Klosterresidenz gleich dem spanischen Escorial ausbauen. Schwester Agnes zur Frau. Die Heirat brachte dem Markgrafen nicht nur Ansehen im Reich, sondern bescherte ihm auch ein beträchtliches Vermögen. Mit Agnes hatte Leopold 17 Kinder, von denen allerdings sieben schon früh starben. Zwei dieser Kinder wurden Bischöfe: Otto von Freising und Konrad von Salzburg. Wenige Jahre nach der Verlegung der Residenz nach Klosterneuburg gründeten Leopold und Agnes 1114 in unmittelbarer Nähe ihrer Burg ein Kloster als religiöses, soziales und kultu-

Blick in die barocke Stiftskirche.

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Ein Sonderprodukt der

relles Zentrum ihres Landes. Die Grundsteinlegung für die Stiftskirche am 12. Juni wird als Gründungsdatum des Stiftes betrachtet. Die Dimensionen des Kirchenbaus lassen vermuten, dass er an die Errichtung eines Landesbistums dachte. Durch seinen Sohn Bischof Otto, den späteren Bischof von Freising, der in Frankreich dem Reformorden der Zisterzienser beigetreten war, änderten sich aber seine kirchenpolitischen Pläne. Standen sie vorher im Dienst seiner Landes- und Machtpolitik, so stellte er sie

nun in den Dienst der Kirche und ihrer Reform. Dazu gründete er 1133 das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz, rief Augustiner Chorherren nach Klosterneuburg und gründete auch das Benediktinerkloster Kleinmariazell. Wenige Wochen nach der Weihe der Klosterneuburger Stiftskirche starb Leopold am 15. November 1136. Seine Regierungszeit war die längste Friedensepoche in der österreichischen Geschichte bis zur Zeit nach 1945.

Stift Klosterneuburg im Wandel der Zeit 1181 entstand in Klosterneuburg eines der bedeutendsten Kunstwerke des Mittelalters. Der Goldschmied Nikolaus aus der Stadt Verdun schuf eine Kanzel-

Foto: Jürgen Skarwan

Geweihtes Leben

österreichische Escorial verkleidung aus Emailtafeln, die an Hand von Ereignissen des Alten und Neuen Testaments die Heilsgeschichte erzählen. Nach einem verheerenden Stiftsbrand im Jahr 1330 wurden diese Emailtafeln zum „Verduner Altar“ umgestaltet. In der Reformationszeit lebten nur mehr wenige Chorherren im Stift. Mit der Gegenreformation kehrte aber bald die alte Bedeutung zurück. Durch die Stiftung des österreichischen Erzherzogshutes als „heilige Krone des Landes“ im Jahr 1616 wurde das Stift zum Hüter einer Insignie, die nur zur „Erbhuldigung“ vom Grab des heiligen Leopold entfernt werden durfte. 1730 entschloss sich Karl VI., nach dem Vorbild des spanischen Escorial in Klosterneuburg eine Klosterresidenz zu errichten. Der Plan sah eine riesi-

Geweihtes Leben

ge Anlage mit neun Kuppeln und vier Höfen vor. Als der Kaiser 1740 plötzlich starb, wurden die Bauarbeiten sofort eingestellt. Maria Theresia wünschte – dem Zeitgeist entsprechend – den Ausbau des Schlosses Schönbrunn. Im Stift war man froh, die gewaltigen Kosten nicht weiter tragen zu müssen. Nur ein Achtel der Planung war realisiert worden. Erst 100 Jahre später wurde zumindest ein Hof und damit ein Fünftel des Projekts vollendet. Unter Josef II. kam es zu einer wesentlichen Ausweitung der Pfarr-Seelsorge und des sozialen Engagements. In den 1920er-Jahren ging von Klosterneuburg durch die Ideen des Chorherrn Pius Parsch eine liturgische Reformbewegung aus. 1941 wurde das Stift aufgehoben. Seine Wiedererrichtung im April 1945 war eine der ers-

ten Handlungen der neuen Regierung. Heute gehören rund 50 Chorherren zum Stift, die aus Österreich, Deutschland, den USA, Polen, Rumänien, Norwegen, Island und Vietnam kommen. Sie betreuen 27 Pfarren. Der Chorherr Markus Eidsvig ist Bischof von Oslo. Der Propst des Stiftes, Bernhard Backovsky, ist seit 2010 Abtprimas und damit Ordensoberster der Chorherren weltweit. Seit dem Jahr 2000 legt ein Sozialstatut des Stiftes fest, dass mindestens 10 Prozent der Gewinne der Wirtschaftsbetriebe für soziale Zwecke aufgewendet werden müssen. Gefördert werden die Concordia-Projekte von Pater Georg Sporschill für Kinder, Alte und Kranke in Rumänien und Moldawien, aber auch Projekte in Indien, Afghanistan, im Südsudan und in

Honduras. An der Spitze der Wirtschaftsbetriebe steht das älteste Weingut Österreichs. Es wird seit der Stiftsgründung 1114 betrieben. Außerdem betreibt das Stift einen Forst, eine Biolandwirtschaft und ein Biomasse-Heizwerk. Rund 100.000 Besucher kommen pro Jahr nach Klosterneuburg. Bibliothek, Stiftsmuseum, Schatzkammer sowie Gärten und Orangerie sind besondere Anziehungspunkte.

Kontakt Stift Klosterneuburg Stiftsplatz 1 3400 Klosterneuburg Tel.: 02243 / 411-0 [email protected] www.stift-klosterneuburg.at

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Stift Lilienfeld: Mönchsleben im Traisental Im Zisterzienserkloster gibt es vieles zu entdecken, wie zum Beispiel die lange Stiftskirche oder den großen Kreuzgang. Beides übrigens gewöhnlich auch bei den Führungen zu erleben. Das Stift Lilienfeld liegt in der waldreichsten Region Österreichs. Die spätromanisch-frühgotische Stiftskirche zählt mit einer Länge von über 82 Metern zu den größten Kirchenbauten des Landes. Ihr Chor ist der früheste gotische Hallenchor in Österreich. Und: Der Kreuzgang ist der größte Österreichs. Es gibt also viele Superlative, die auf das Stift zutreffen. 1202 wurde es als drittes Zisterzienserkloster im heutigen Niederösterreich – nach Heiligenkreuz und Zwettl – von Herzog Leopold VI. gegründet. 1206 wurde es von Mönchen aus Heiligenkreuz besiedelt. 1219 schenkte der Stifter nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug ins Heilige Land dem Kloster eine große Kreuzreliquie, die von den Pilgern auf der Via Sacra nach Mariazell verehrt wurde. Fast 30 Jahre arbeiteten die Gründungsmönche mit den vom Stifter beschäftigten Bauleuten zusammen, bis 1230 endlich der Ostteil der Kirche geweiht werden konnte. 1263 fand mit der Weihe der drei letzten Altäre die Ausstattung der Stiftskirche ihren Abschluss. Von den mittelalterlichen Klosterbauten sind außer der Kirche

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noch der Kreuzgang, der Kapitelsaal, der große Vorratskeller (Cellarium) und der Schlafsaal (Dormitorium) der Laienbrüder erhalten. Als größter Grundherr der Gegend prägte das Stift die Entwicklung des Traisentales und es war zugleich ein kulturelles Zentrum im Spätmittelalter. Abt Ulrich (1435-1451) schuf die „Concordantiae caritatis“, eine reich illustrierte Handschrift vom Typus der „Armenbibeln“, die zu den größten Schätzen des Klosters gehört. Im Zuge der Reformation ging die Zahl der Mönche auf sechs zurück. Im 17. Jahrhundert kam es aber zu einer neuen Blütezeit, eine theologische Hauslehranstalt wurde errichtet, die bis ins 19. Jahrhundert bestand.

Kaiserzimmer für Pilger 1630 bis 1665 entstanden die Kaiserzimmer für die nach Mariazell pilgernde Kaiserfamilie. Unter Abt Matthäus Kolweiß (1650-1695) wurde ein neues Konventgebäude errichtet. Um 1700 entstand die barocke Bibliothek mit 34.000 Bänden, darunter 226 Handschriften und 119 Inkunabeln. 1730 bis 1745 erhielt die Stiftskirche ihre barocke Inneneinrichtung mit dem Hochaltarbild der Aufnahme Mariens in den Himmel von Daniel Gran. Im Zuge der kurzzeitigen Klosteraufhebung unter Joseph II. gingen viele Kunstschätze verloren und 1810 zerstörte ein Brand Refektorium und Dormitorium der Mönche sowie die Sebastianskapelle. Den Wiederaufbau leitete Abt Ladislaus Pyr-

Ein Sonderprodukt der

ker, der 1820 Patriarch von Venedig und 1827 Erzbischof von Erlau in Ungarn wurde. Zu Kriegsende 1945 erlitt das Stift große Schäden. Die russischen Soldaten allerdings schützten das Kloster vor Plünderungen, nachdem dem Kommandanten in der Stiftsbibliothek eine russische Bibel gezeigt worden war. Unter Abt Matthäus Nimmervoll, der seit 1993 an der Spitze des Lilienfelder Konvents steht, wurde die Stiftsbasilika erstmals seit der Gründung des Stiftes außen vollständig restauriert.

Seelsorge in 19 Pfarren Zum Konvent des Stiftes gehören 20 Mönche, davon leben zehn im Haus, zehn sind Seelsorger auf Stiftspfarren. Mit Unterstützung durch fünf Seelsorgspriester aus anderen Ordensgemeinschaften und Diözesen kann das Stift die Seelsorge in allen 19 inkorporierten Pfarren sicherstellen, berichtet Abt Matthäus Nimmervoll im „Kirche bunt“-Gespräch. Die Erhaltung des großen Stiftsgebäudes und der Pfarrhöfe ist eine ständige Herausforderung. So müssen aufgrund der exponierten Lage die zwei Hektar Dachfläche des Stiftes ständig überprüft und repariert werden. Wirtschaftliche Basis für die Erhaltung der Gebäude ist der Forstbesitz. Während der Wald selbst bewirtschaftet wird, sind die Jagd, die Fischerei, die Gärtnerei und das Weingut in Pfaffstätten verpachtet. Im Stift stehen 30 Gästebetten für Wallfahrer zur Verfügung, in stiftseigenen Wohnungen sind

mehr als 20 Asylanten untergebracht. Gemäß der Benedikt-Regel sind Gebet, Schriftlesung und Arbeit auch die Angelpunkte des Mönchslebens der Zisterzienser. Für Lilienfeld formuliert Abt Matthäus darüber hinaus das Motto: „Die Stille erleben“. Man müsse zuerst das Schweigen lernen, um zur Stille zu finden, zu einer Stille, die nicht Leere ist, sondern erfülltes Schweigen. Erst dann könne man zur inneren Ruhe kommen. In sich ruhend finde man zur Ordnung, zum geordneten Leben und zur Standfestigkeit und könne so selbst wieder Orientierung geben. Heuer war das Stift Lilienfeld auch eine von 15 ÖTSCHER:REICH-Stationen der NÖ Landesausstellung. Wer übrigens im Stift Station macht, kann an einer Führung teilnehmen. Bei den Stiftsführungen sind gewöhnlich der mittelalterliche Kreuzgang, die Kirche, der mittelalterliche Kapitelsaal, das neugotische Brunnenhaus, die Bibliothek, das mittelalterliche Laienbrüderdormitorium, die alte Pforte und das mittelalterliche Cellarium zu sehen.

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Blick in die Stiftskirche beim Chorgebet der Mönche. Foto: zVg

Neu gibt es den Audioguide, der die Besucher 45 Minuten lang auf Deutsch oder Englisch in 17 Stationen durch das Kloster führt. Drei so genannte „Vertiefungsebenen“ informieren über den Bauplan des Stiftes, den Tagesablauf der Mönche und die im Stift Lilienfeld 1653 unter Abt Matthäus Kolweiß gegründete Josefsbruderschaft. Die Musik, die bei dieser Führung zu hören ist, wurde ebenfalls im

Stift Lilienfeld aufgenommen und kann auf CD erworben werden.

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Buchtipp Ein umfassendes Werk zu Geschichte, Kunst und Kultur des Stiftes Lilienfeld. Der lateinische Titel „Campililiensia“ lässt sich etwa mit „Lilienfelderisches“ oder „zu Lilienfeld Gehörendes“ übersetzen. Der Band enthält 19 wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte des Stiftes, den Altären der Stiftsbasilika, der Bibliothek, der Kreuzreliquie, den mittelalterlichen Glasgemälden und historischen Ansichten sowie der Wallfahrt auf der Via Sacra und anderem mehr.

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„Campililiensia. Geschichte, Kunst und Kultur des Zisterzienserstiftes Lilienfeld“, herausgegeben von Pius Maurer, Irene Rabl und Harald Schmid, 322 Seiten, über 360 Abbildungen, Verlag des Stiftes Lilienfeld, 29,90 Euro. Erhältlich ist das Buch an der Stiftspforte oder zu bestellen unter 02762 / 52420 oder per Mail: [email protected].

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Stift Melk: „Damit Gott in Melk ist altes Siedlungsgebiet und eng mit den Anfängen Ös­ terreichs verbunden. Eine hier bestehende Burg gelangte in den Besitz der Babenberger, die sie zu ihrer Residenz machten, ehe sie Leopold III. nach Klos­ terneuburg verlegte. 1014 fand der heilige Koloman, der erste Hausheilige der Babenberger, hier seine irdische Ruhestätte, an der er bis heute verehrt wird. Und 1040 kam eine bedeutende Kreuzesreliquie an die Burg nach Melk, die heute im Kloster in dem mit Perlen und Edelstei­ nen reich besetzten „Melker Kreuz“ aufbewahrt wird. Leopold II. rief Benediktiner aus dem Kloster Lambach in das zuvor hier an der Melker Burg bestehende Kanonikerstift. Mit der Vesper am 21. März 1089, dem Festtag des heiligen Bene­ dikt, begannen sie das klösterli­ che Leben, das trotz vieler Hö­ hen und Tiefen in den vergan­ genen 926 Jahren nie ganz erlo­ schen ist. Rasch entfaltete die Gemein­ schaft ein reges geistliches und kulturelles Leben, schon 1160 wird eine Klosterschule er­ wähnt, eine frühe Vorläuferin des heutigen Stiftsgymnasiums. Doch gut 200 Jahre nach der Gründung erlebte das Kloster ei­ ne erste verheerende Katastro­

Die Gründung des Stiftes Melk ist eng mit dem Werden Österreichs verbunden. Seit genau 926 Jahren leben hier in diesem Kloster auf dem Felsen hoch über der Donau in ununterbrochener Tradition Mönche nach der Regel des heiligen Benedikt. phe. Am Vorabend des Festes Mariä Himmelfahrt im Jahr 1297 zerstörte ein Brand Kirche, Klos­ter, Bibliothek und alle Ne­ bengebäude. Von diesem schweren Schlag erholte sich das Kloster nur langsam. Pest, Missernten und andere Plagen erschwerten nicht nur eine wirt­ schaftliche Gesundung, sondern schadeten auch der Disziplin des Klosters, führten zu Streit und Parteiungen unter den Mönchen, ein Spiegel der ge­ samtkirchlichen Situation mit dem großen abendländischen Schisma. Das Konzil von Konstanz, das das Schisma beendete, hatte auch auf das Stift Melk eine di­ rekte Auswirkung. Es wurde für Österreich und Süddeutschland zum Ausgangspunkt der auf die­ sem Konzil beschlossenen Klos­ terreform. Nach einem Jahrhundert der Blüte folgte durch Türkenkriege und Reformation jedoch der größte Tiefstand in der Ge­

Blick von Süden auf das imposante Barockgebäude.

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Ein Sonderprodukt der

schichte. Nur direkte Eingriffe der Landesfürsten bewahrten Melk vor der völligen Auflö­ sung. Eine Wende brachte erst eine Gruppe von jungen Männern aus Süddeutschland, die in Jesu­ itenschulen erzogen worden wa­ ren und in Melk eintraten. Es kam zu einer Konsolidierung des klösterlichen Lebens und der wirtschaftlichen Basis, die es dem 1700 gewählten jungen Abt Berthold Dietmayr erlaubte, an den barocken Umbau des Klosters zu schreiten, der eigent­ lich ein vollständiger Neubau war. Im St. Pöltner Baumeister Ja­ kob Prandtauer fand der Abt ei­ nen kongenialen Partner für sei­ ne Pläne. In 40 Jahren entstand das imposante Klostergebäude, das zum Weltkulturerbe zählt, an der Spitze der bekanntesten Gebäude Österreichs liegt, vom US­amerikanischen Magazin „National Geographic“ auf Platz eins der besten historischen Rei­

seziele gereiht wurde und das jährlich von einer halben Milli­ on Menschen besucht wird. In der Zeit des Josephinismus entging Melk zwar der Aufhe­ bung, es musste aber zu den zum Großteil weit vom Stift ent­ fernt gelegenen Pfarren weitere dazunehmen, sodass beim Tod des Kaisers 1790 nur mehr 15 Mönche im Kloster, 45 aber au­ ßer Haus lebten. Diese Span­ nung zwischen dem notwendi­ gen und im Kontakt zu den Menschen auch gerne wahrge­ nommenen Engagement in der Pfarrseelsorge und dem monas­ tischen Gemeinschaftsideal prägt – wie in den meisten ös­ terreichischen Stiften – auch in Melk bis heute das Klosterleben. 30 Patres gehören derzeit zum Konvent, ein Kandidat wird im September eingekleidet und be­ ginnt das Novitiatsjahr. Abt ist seit 2001 Georg Wilfinger, der auch nach seiner Wahl Pfarrer von Großriedenthal geblieben ist. 23 Pfarren sind dem Stift in­ korporiert, 15 Pfarren werden von Patres des Stiftes betreut. Von den 23 Pfarren liegen aber nur die Pfarren Melk, Rohren­ dorf (das nicht von Melk aus be­ treut wird) und die Pfarrgemein­ schaft St. Koloman (Matzleins­ dorf­Zelking) in der Diözese St.

Foto: Robert Zehetmayer

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allem verherrlicht werde“ Pölten. Am Stiftsgymnasium un­ terrichten 90 Professoren und Professorinnen in 38 Klassen rund 900 Schülerinnen und Schüler. Wichtigster Wirt­ schaftsfaktor ist noch vor Land­ und Forstwirtschaft sowie Ver­ mietung und Verpachtung der Tourismus.

Touristenattraktion mit spiritueller Botschaft Dass die Tausenden Besucher, die täglich zwischen 1. April und 31. Oktober hier aus­ und eingehen, nicht nur ein histori­ sches Gebäude besuchen, son­ dern ein Haus, das lebte und ei­ ne Botschaft hinausträgt, ist P. Martin Rotheneder, dem Touris­ musverantwortlichen, ein be­ sonderes Anliegen. „Dass hier ein Ort ist, an dem

seit Jahrhunderten nach der Re­ gel des heiligen Benedikt gebe­ tet, gearbeitet und gelernt wird, bekommen die Besucher mit. Die sakrale Architektur führt die Menschen in eine andere Di­ mension. Eine Szene, die ich unzählige Male beobachten durfte, spielt sich ab, wenn die Menschen von der Bibliothek kommend den Kirchenraum be­ treten. Man sieht und spürt die Großzügigkeit des Raumes und der Kopf geht in die Höhe. Allei­ ne diese Bewegung ist bereits ei­ ne spirituelle Erfahrung. Wie oft hängt der Kopf mutlos nach un­ ten und man sieht nur Schmutz und alles Negative.“ Unter dem Titel: „In der Mitte des Tages“ laden die Melker Pat­ res die Besucher und Besuche­ rinnen ein, inne zu halten und mit Gott in Dialog zu treten.

„Wo immer die Menschen her­ kommen, welcher Religion sie auch angehören, ob sie über­ haupt einer Religion angehören, alle sind willkommen. Tausende Besucher kommen so zufällig für einige Minuten zu einer Ge­ betsgemeinschaft zusammen, die sie in den Tag mitnehmen. Sie gehen dann weiter mit dem Segen und der Bitte an Gott, dass sie alle ihr Ziel gut errei­ chen mögen. Viele dankbare Re­ aktionen auf dieses Mittagsge­ bet sind bei uns eingetroffen“, so P. Martin. „An der Westfassade der Stifts­ kirche steht eine große Skulp­ tur, die Christus, den Auferstan­ denen mit dem Kreuz zeigt. Das ist die Botschaft des Ortes, die in die ganze Welt hinaus getragen werden soll: Es bleibt nicht beim Schmerz, es bleibt nicht

beim Leid, es bleibt nicht beim Tod, sondern es gibt ein Darü­ berhinaus.“ Über all ihr Wirken, über ihr ganzes Klostergebäude und all ihre Kunstschätze haben die Melker Benediktiner einen Satz aus dem 57. Kapitel der Bene­ diktusregel gestellt, den man beim Betreten und Verlassen des Kloster lesen kann: „Ut in omnibus glorificetur deus“ – „… damit Gott in allem verherrlicht werde.“

Kontakt Stift Melk Abt-Berthold-Dietmayr-Str. 1 3390 Melk Tel.: 02752 / 555-0 www.stiftmelk.at

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Foto: zVg

Chorgebet in der Ritterkapelle, die auf das 12. Jahrhundert zurückgeht.

Stift Seitenstetten: Gebet und Arbeit im „Vierkanter Gottes“ „Vierkanter Gottes“ wird er genannt, der mächtige Klosterbau im Mostviertel nahe der Grenze zu Oberösterreich. Seit 900 Jahren beten und arbeiten hier Benediktinermönche. Wie bei der Gründung manch anderer Benediktinerklöster gab es auch in Seitenstetten als Vorläufer ein Chorherrenstift. Es bestand bei der heutigen Friedhofskirche St. Veit. Da die Chorherren offensichtlich die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllten, wurde die Stiftung aufgehoben und der Edelmann Udalschalk stiftete 1112 an der heutigen Stelle ein Mönchskloster, dem er seinen ganzen Erbbesitz vermachte. 1114 zogen Mönche aus Göttweig ein. 1116 weihte Bischof Ulrich von Passau, ein Verwandter des Stifters, die Stiftskirche. Das 900-Jahr-Jubiläum der Weihe wird man im kommenden Jahr festlich begehen. Der Bischof verlieh dem Stift die große Pfarre Aschbach, 1142 erhielt es auch die Pfarre Wolfsbach. Aus diesen beiden Mutter-

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pfarren gingen alle heutigen 14 Stiftspfarren hervor. Um 1180 schenkte Erzbischof Wichmann von Magdeburg, der als zweiter Stifter verehrt wird, dem Stift Seitenstetten ausgedehnte Wälder an der Ybbs mit der Auflage, dort eine Zelle zu errichten und regelmäßig Gottesdienst zu feiern. Aus dieser Zelle entwickelte sich der Markt Ybbsitz. 1440 ließ Abt Benedikt I., der aus dem Wiener Schottenstift kam, auf dem Sonntagberg eine Kapelle erbauen und begründete so die Wallfahrt. Die Errichtung der heutigen barocken Wallfahrtskirche durch Jakob Prandtauer begann 1706. Joseph Munggenast, der am Sonntagberg als Polier tätig war, wurde 1718 zum Baumeister der barocken Stiftsanlage in Seitenstetten. Die Mittel für die Errichtung des 1747 vollendeten Bauwerks konnte das Stift aus den Erträgen des Kupferbergwerks in der Radmer (Steiermark) und des Messinghuttenwerks Reichraming (Oberösterreich) aufbringen. Unter Abt Berthold Heigl, der dem Kloster von 1984 bis 2013 vorstand, wurde das Stiftsgebäude in den Jahren 1985 bis 1991 vollständig renoviert. In mehreren Etappen konnte auch der Meierhof revitalisiert werden.

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Hier befindet sich heute unter anderem die Stiftsgastronomie. Ebenfalls revitalisiert wurde der historische Hofgarten, der heute frei zugänglich ist und sich zu einem Besuchermagneten entwickelt hat. Er gliedert sich in fünf Teilräume: den Kräutergarten, der an die mittelalterliche Tradition der Klostergärten erinnert, es folgen der Barockgarten und der Landschaftsgarten. Den Rosengarten zieren 110 großteils historische Strauch- und Kletterrosen und der Wirtschaftsgarten versorgt das Stift mit frischem Obst und Gemüse. Seit Jahrhunderten ist das Kloster auch eine Heimstätte für Kunst und Kultur. In der Stiftsgalerie sind auf über 3.000 Quadratmetern Kunstwerke von der Antike bis zur Gegenwart zu betrachten. Die wirtschaftliche Grundlage des Klosters bilden heute der selbst bewirtschaftete Forst, die verpachtete Landwirtschaft sowie Erträge aus Immobilienbesitz, hier besonders aus dem Seitenstettnerhof in Wien, sowie die Gehälter der in der Seelsorge und in der Schule tätigen Mönche. Patres des Stiftes üben die Seelsorge in den 14 Stiftspfarren sowie in zwei Diözesanpfarren aus. Dabei setzt man auf sieben

„Pfarrpatenschaften“. In jeder „Patenschaft“ wirkt ein Pfarrer, der von einem seelsorglichen Helfer, zum Beispiel einem Priester-Pensionisten oder einem Pater, der im Gymnasium tätig ist, unterstützt wird. „Zugute kommt uns, dass die Pfarren rund um das Stift liegen, auch die am weitesten entfernte – Ybbsitz – ist in einer halben Autostunde zu erreichen“, so Petrus Pilsinger seit zwei Jahren Abt des Stiftes. Die Wallfahrtsseelsorge auf dem Sonntagberg wird ergänzt durch die Förderung des Pilgerwesens. So wird jeden zweiten Samstag ein „begleitetes Pilgern“ von Seitenstetten auf den Sonntagberg angeboten. Die Stiftspfarre Krenstetten war eine der ersten in der Diözese, die zu Fatimafeiern eingeladen hat, und die Seitenstettner Benediktiner betreuen auch die Wallfahrt in Maria Seesal.

Engagement in Bildung und Jugendseelsorge Seit der Gründung vor 900 Jahren gehört Bildung zu den Aufgaben des Stiftes, schon aus dem ersten Jahrhundert des Bestehens gibt es Hinweise auf eine Klosterschule. Neben dem Stiftsgymnasium (mehr dazu im

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Kasten rechts) ist das Stift gemeinsam mit der Diözese St. Pölten mit dem Bildungszentrum St. Benedikt, dem Jugendhaus Schacherhof und dem Haus Gennesaret für Berufungspastoral in der Bildung engagiert. Den großen Vorteil einer solchen Bündelung von Angeboten sieht Abt Petrus in der Nutzung von Synergien. So haben die Schüler des Gymnasiums die Möglichkeit, religiöse Freizeitangebote im Schacherhof zu nutzen, Referenten des Bildungszentrums kommen auch ins Gymnasium und umgekehrt. So wird in Seitenstetten Bildung im umfassenden Sinn gesehen, als Einheit von Wissensvermittlung, dem Erwerben sozialer Kompetenz und religiöser Bildung. Beim Benediktus-Fest im Stift Seitenstetten am 21. März 2014 wurde das 200-jährige Bestehen des Gymnasiums als öffentliche Schule gefeiert. Auf Gesuch des Abtes Kolumban Zehetner wur-

de 1814 die bisherige Privatlehranstalt zu Seitenstetten von Kaiser Franz I. zu einem öffentlichen Gymnasium erhoben. Gleichzeitig erfolgte auch die Errichtung eines Konvikts. Die Begründung von Abt Zehetner für diese Schulgründung: „Die Klöster sind ein Spiegel moralischer und geistiger Kultur der Menschen. Ihre fortschreitende christliche Veredelung nebst der Pflege der Wissenschaften ist eine ihrer vorzüglichsten Aufgaben. Dieses erhabene Ziel kann ohne Erziehung und Bildung der Jugend, auf der die Hoffnung der Zukunft ruht, nie vollständig erreicht werden.“ 1908 lernten am Gymnasium bereits über 200 Schüler. Unter dem NS-Regime wurde dem Gymnasium 1938 das Öffentlichkeitsrecht entzogen, aber bereits am 2. Oktober 1945 konnte das erste Schuljahr nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnet werden. 1972 wurde die Schule auch für Mädchen geöffnet. Derzeit lernen rund 400 Schüle-

rinnen und Schüler am Stiftsgymnasium. Das hohe Niveau der Schule zeigt sich immer wieder am hervorragenden Maturaergebnis. Auch heuer, im ersten Jahr der Zentralmatura, bestanden wieder alle 25 Maturantinnen und Maturanten die Reifeprüfung. Für Abt Petrus Pilsinger, vor seiner Wahl zum Abt neun Jahre Direktor des Gymnasiums, soll das Stiftsgymnasium durch eine Pädagogik „mit Maß und Ziel“ gekennzeichnet sein. Es geht ihm und seinem Nachfolger Direktor Josef Wagner um einen wertschätzenden Umgang miteinander. „Maßstab für eine christliche Schule und Pädagogik muss es sein, jedem Menschen mit Würde und Respekt zu begegnen“, so der Abt. Auch wenn das bei mancher jugendlichen Widerborstigkeit nicht immer ganz leicht sei, gelte es, das Liebenswürdige in jedem jungen Menschen zu entdecken. Das Ziel, das sich Eltern und Lehrer setzten, seien „wunder-

bar gewachsene, Geist erfüllte und reife Persönlichkeiten“. Die gute Kooperation der Mönchsgemeinschaft von Seitenstetten mit dem Gymnasium wird dadurch unterstrichen, dass stets Patres als Professoren an der Schule wirkten und wirken. Zu den prominenten Absolventen des Seitenstettner Stiftsgymnasiums gehören die St. Pöltner Diözesanbischöfe Michael Memelauer und Franz Zak, Bundespräsident Wilhelm Miklas, Bundeskanzler Julius Raab, Außenminister Alois Mock und der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried.

Kontakt Benediktinerstift Seitenstetten Am Klosterberg 1 3353 Seitenstetten Tel.: 07477 / 42 300-0 Fax: 07477 / 42 300-250 [email protected] www.stift-seitenstetten.at

Mittlerer Markt 26, 3361 - Aschbach-Markt Telefon: 07476/77265 Fax: 07476/77265-6 E-mail: [email protected]

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Stift Zwettl:

Blick zur Westempore der Stiftskirche mit der von Ignaz Egedacher 1731 gebauten Orgel. Foto: schewig fotodesign

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Nur 25 Jahre nachdem der heilige Bernhard von Clairvaux mit 30 Gefährten an die Pforten des Kloster in Citeaux geklopft hatte und mit seinem Eintritt einen Aufstieg des jungen Ordens der Zisterzienser einleitete, der seinesgleichen in der Geschichte des Mönchtums sucht, wurde das Stift Zwettl gegründet. Der Name Zwettl kommt vom slawischen „svetla“ und bedeutet „Lichtung“. Auf Latein wurde er mit „claravallis“ übersetzt, genau der Name, den auch die Gründung des heiligen Bernhard im burgundischen Clairvaux, dem „hellen Tal“, trug. Wie kamen die Mönche des jungen Ordens nun so rasch in den rauen Nordwald? Markgraf Leopold III., der Heilige, der Gründer der Stifte Klosterneuburg, Heiligenkreuz und Kleinmariazell, hatte seinen Sohn Otto, den späteren Bischof von Freising, zum Studium nach Frankreich geschickt, wo er den Orden der Zisterzienser in der Abtei Morimond kennen lernte, wo er auch eintrat und Abt wurde. Von ihm kam wohl die Anregung, der Vater solle den Reformorden der Zisterzienser auch in seine Mark holen. 1133 kamen Mönche aus Morimond nach Heiligenkreuz und schon im Advent 1137 brachen zwölf Heiligenkreuzer Mönche in den „Nortwald“ auf, um hier ein Kloster zu errichten. Am Neujahrstag 1138 begann in Zwettl das klösterliche Leben. Hadmar I. von Kuenring schenkte den Zwettler Mönchen waldreiches Land an einer nach Böhmen führenden Straße. An einer Schlinge des Kamp errichteten sie in abgeschiedener Lage ihr Kloster. 1159 wurde die erste Kirche geweiht. Weitere Stiftungen der Kuenringer und anderer Adeliger führten bald zu einer Blüte der Gründung. Mitte des 14. Jahrhunderts zählte man in Zwettl 72 Mönche und 27 Laienbrüder. In dieser Zeit begann man auch mit dem Bau der mächtigen gotischen Kirche, heute das zweitgrößte Gotteshaus in der Diözese St. Pölten mit beeindrucken-

Seit 875 Jahren wirken Zisterzienser im Waldviertel. den 70 Metern Länge, 20 Metern Breite und einer Höhe von 22 Metern. Dieser erste Höhepunkt in der Stiftsgeschichte markiert aber zugleich den Beginn einer Periode des Niedergangs, eingeleitet durch Pest und andere Seuchen und durch einen Rückgang des Ordensnachwuchses, da für viele junge Männer nun die neuen Bettelorden in den Städten attraktiv geworden waren. 1427 schließlich legten die Hussiten bei ihren Einfällen Teile von Kirche und Kloster in Schutt und Asche. Die nachfolgenden Äbte versuchten, trotz aller Rückschläge, das Erbe zu erhalten, den Kirchenbau weiterzuführen und die Schäden auszubessern. Einen weiteren Tiefpunkt brachte die Reformationszeit, in der nur mehr drei Mönche im Kloster lebten. Doch mit der Gegenreformation gelang ein neuer Aufbruch. Baulich kam es zu einer Umgestaltung der Klosteranlage und der quadratische Abteihof wurde errichtet. Abt Melchior von Zaunagg († 1747) konnte den Kirchenbau vollenden und die Bibliothek errichten. Er ließ auch den mächtigen spätbarocken Turm durch Joseph Munggenast erbauen, an dessen Spitze weithin sichtbar die vergoldete Figur des auferstandenen Erlösers in der Sonne leuchtet. In der Zeit des Josephinismus kam es zu einer Verflachung des monastischen Lebens, gleichzeitig mussten neue Aufgaben in der Pfarrseelsorge übernommen werden. Im 20. Jahrhundert brachten die beiden Weltkriege schwere wirtschaftliche Belastungen, eine besondere Bürde stellte die Errichtung des Truppenübungsplatzes dar, dessen Grenzen bis knapp vor die Tore des Stiftes reichen. Seit 1996 steht Abt Wolfgang Wiedermann an der Spitze der Mönchsgemeinschaft von Stift

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Das Clairvaux des Waldviertels Zwettl, 2007 wurde er auch zum Abtpräses der österreichischen Zisterzienserkongregation gewählt. Er und seine Mitbrüder standen vor zehn Jahren nach dem Offenbarwerden gravierender Schäden in der Stiftskirche vor der unaufschiebbaren Aufgabe einer Generalrenovierung von Kirche und Kloster, die in den Jahren 2007 bis 2013 unter Mithilfe von Diözese, Land, Bund, Stadtgemeinde und nicht zuletzt eines Fördervereins bewältigt werden konnte. Rechtzeitig zur Feier des 875-Jahr-Jubiläums am 15. September 2013 konnte der Abschluss der größten Renovierungsaktion seit der Barockzeit begangen werden. Die wichtigste wirtschaftliche Grundlage des Stiftes stellt heute die Forstwirtschaft dar. Die Wälder liegen in einem Umkreis von rund 15 Kilometern um das

Stift. Dazu kommt die Fischzucht auf 90 Hektar Teichfläche, deren Tradition bis in die Gründungszeit des Klosters zurückreicht. Verpachtet sind die Landwirtschaft und das Weingut Gobelsburg. Durch den Ausbau von Wohnungen für Zweitwohnsitzer in Nebengebäuden des Stiftes und die Einmietung von zwei Arztpraxen gibt es neuerdings auch Einnahmen aus der Immobilienverwaltung. 19 Mitglieder zählt derzeit der Zwettler Konvent. 14 Pfarren sind dem Stift inkorporiert, zwei davon liegen in der Erzdiözese Wien. Die Seelsorge in diesen Pfarren sowie in drei weiteren mitbetreuten Pfarrgemeinden und die Mitarbeit in der Krankenhausseelsorge in Zwettl gehören zu Hauptaufgaben der Patres. Dazu kommt das Engagement im Exerzitien- und Bil-

dungsbereich. Stift Zwettl ist Träger des ältesten Bildungshauses in der Diözese, das im vergangenen Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiern konnte. Rund 6.000 Besucher bei 219 Veranstaltungen zählte man im vergangen Jahr. Seit 1989 ist das Stift auch Träger einer katholischen Privatschule, der Höheren Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft in Altenmarkt im Yspertal mit über 400 Schülerinnen und Schülern. Vom Stift gehen auch zahlreiche kulturelle Aktivitäten und Initiativen aus. Die lange Tradition der Sängerknaben wird von einem Knabenchor weitergeführt. Daneben wurden im vergangenen Jahr zwei weitere Chöre gegründet: der „StiftsKirchenchor“ und der Mädchenchor „Puellae Clara Vallis“. Einen musikalischen

Höhepunkt bilden die jedes Jahr Ende Juni/Anfang Juli stattfindenden „Internationalen Konzerttage Stift Zwettl“. „Star“ dieser Konzerttage ist die von Johann Ignaz Egedacher 1731 vollendete Orgel auf der Westempore der Stiftskirche. Sie zählt drei Manuale und 35 Register und wurde bei einer Restaurierung in den 1980er-Jahren in ihren Originalzustand rückgeführt.

Kontakt Zisterzienserstift Zwettl Stift Zwettl 1 3910 Zwettl Tel.: 02822 / 20202 0 Fax: 02822 / 20202 40 [email protected] www.stift-zwettl.at

Leyrer + Graf 3950 Gmünd, Conrathstraße 6

• Tel.: 02852 / 501-0



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Stift Geras

Stift Altenburg Stift Zwettl

Stift Klosterneuburg

Stift Göttweig

Stift Herzogenburg Stift Melk

Stift Seitenstetten Stift Heiligenkreuz Stift Lilienfeld

Stift Altenburg Abt-Placidus-Much-Straße 1, 3591 Altenburg www.stift-altenburg.at

Stift Geras Hauptstraße 1, 2093 Geras www.stiftgeras.at

Stift Göttweig

Stift Lilienfeld

3511 Stift Göttweig www.stiftgoettweig.at

Klosterrotte 1, 3180 Lilienfeld www.cisto.at/stift

Stift Heiligenkreuz

Stift Melk

2532 Heiligenkreuz im Wienerwald www.stift-heiligenkreuz.org

Abt-Berthold-Dietmayr-Straße 1, 3390 Melk www.stiftmelk.at

Stift Herzogenburg

Stift Seitenstetten

Prandtauerring 2, 3130 Herzogenburg www.stift-herzogenburg.at

Am Klosterberg 1, 3353 Seitenstetten www.stift-seitenstetten.at

Stift Klosterneuburg

Stift Zwettl

Stiftsplatz 1, 3400 Klosterneuburg www.stift-klosterneuburg.at

Zwettl Stift 1, 3910 Zwettl www.stift-zwettl.at