Gemeinsam gestalten. Bei der Rente bestimmen alle mit. Das Magazin der Deutschen Rentenversicherung

∏ SONDERAUSGABE SELBSTVERWALTUNG www.deutsche-rentenversicherung.de Das Magazin der Deutschen Rentenversicherung Bei der Rente bestimmen alle mit ...
14 downloads 2 Views 1MB Size
∏ SONDERAUSGABE SELBSTVERWALTUNG

www.deutsche-rentenversicherung.de

Das Magazin der Deutschen Rentenversicherung

Bei der Rente bestimmen alle mit

Gemeinsam gestalten Die Vertreterversammlung So funktioniert Demokratie bei der Rentenversicherung

Ganz normale Leute Im ehrenamtlichen Einsatz für Versicherte und Rentner

2017 l h a w l a i z o S

SOZIALWAHL MACHT SCHULE Der freundlich lächelnde Umschlag ist das Erkennungszeichen der Sozialwahl 2017. Sie sorgt dafür, dass Auszubildende, Arbeitnehmer, Arbeitgeber sowie Rentnerinnen und Rentner Einfluss auf die Arbeit der Deutschen Rentenversicherung nehmen können. Doch wie weit geht die Macht der Gewählten und warum ist Mitbestimmung so wichtig? Antworten auf diese Fragen liefert ein neues Arbeitsblatt samt Lehrerhandreichung auf dem Jugendportal der Deutschen Rentenversicherung unter ...

www.rentenblicker.de/materialien

2 zukunft jetzt

Im Auftrag der Versicherten Soziale Sicherheit ist ein wichtiger Faktor für die Stabilität unserer Gesellschaft – und die gesetzliche Sozialversicherung bildet ihr Fundament. Sie schützt Menschen, wenn sie krank oder pflegebedürftig werden, ihre Arbeit verlieren oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr erwerbstätig sein können. Und natürlich leistet sie den größten Beitrag zum Lebensunterhalt im Alter. Die Deutsche Rentenversicherung ist ein wichtiger Baustein dieses sozialpolitischen Fundaments. In ihr bilden mehr als 50 Millionen Versicherte, drei Millionen Arbeitgeber und 20 Millionen Rentnerinnen und Rentner eine starke Solidargemeinschaft. Sie profitieren durch Renten im Alter und bei Erwerbsminderung, durch Leistungen zu Prävention und Rehabilitation sowie durch unabhängige und kompetente Beratung. Arbeitgebern garantiert eine stabile Rentenversicherung Planungssicherheit in sozialen Fragen und trägt dazu bei, Fachkräfte und damit Know-how im Betrieb zu halten. Arbeitgeber und Versicherte finanzieren diese starke Gemeinschaft mit ihren Beiträgen je zur Hälfte. Da ist es nur folgerichtig, dass sie auch den Kurs der Rentenversicherung bestimmen. Dieses Prinzip der Selbstverwaltung hat sich in 125 Jahren bewährt. Es garantiert die aktive demokratische Kontrolle der sozialen Sicherungssysteme und bringt die Sozialpartner dazu an einen Tisch.

Sonderausgabe Selbstverwaltung

Inhalt

Mehr als 6 800 Menschen engagieren sich ehrenamtlich in der Selbstverwaltung der Deutschen Rentenversicherung – in Vorständen und Vertreterversammlungen, in Finanz- und Rehabilitationsausschüssen oder als „Anwälte“ der Versicherten in Widerspruchsausschüssen. Teil der Selbstverwaltung sind auch die Versichertenberater und Versichertenältesten, die häufig in direkter Nachbarschaft unabhängige Beratung anbieten.

Titelfoto: wdv/O.Szekely; Fotos: D. Grossman; DRV Berlin Brandenburg

Diese Menschen prägen den Charakter der Deutschen Rentenversicherung als partnerschaftlichen Begleiter der Versicherten sowie der Rentnerinnen und Rentner in allen Fragen rund um die Alterssicherung. In dieser Sonderausgabe von zukunft jetzt lernen Sie einige von ihnen kennen.

INHALT 4 7 auf einen Streich: Begriffe rund um Selbstverwaltung 6 Die Vertreterversammlung: So funktioniert Demokratie bei der Rentenversicherung 8 Dialog: Annelie Buntenbach und Alexander Gunkel über die Arbeit als Selbstverwalter 10 Ganz normale Leute: Einsatz für Versicherte und Rentner 12 Von Menschen und Akten: So arbeiten Ehrenamtliche 14 Porträt: Heinz-Dieter Schmidt empfängt Ratsuchende 15 Beratung: So erreichen Sie die Rentenversicherung 15 Impressum

Dr. Stefan Fasshauer, Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg

Sonderausgabe Selbstverwaltung

zukunft jetzt 3

Leben

7

auf einen Streich Selbstverwaltung – da wird gemeinsam gestaltet. Hier die wichtigsten Begriffe im Überblick.

INFO: www.selbstverwaltung.de

1

Selbstverwaltung Selbstverwaltung bei der Rentenversicherung heißt, dass die Beitragszahler wichtige Entscheidungen treffen. Da die Beiträge gleichermaßen von Arbeitgebern und Versicherten gezahlt werden, sitzen beide Gruppen in der Vertreterversammlung. Das Prinzip der Selbstverwaltung gibt es nicht nur bei Sozialversicherungsträgern. Auch in Städten und Gemeinden, Universitäten, Kirchen oder Rundfunkanstalten gibt es Selbstverwaltung.

4 zukunft jetzt

2

Sozialwahl Die Mitglieder von Vertreterversammlungen und Verwaltungsräten bei Rentenversicherung, Krankenkassen und Berufsgenossenschaft werden alle sechs Jahre bei den Sozialwahlen gewählt – das nächste Mal am 31. Mai 2017. Wenn die vorschlagsberechtigten Listen so viele Kandidaten aufstellen wie Sitze zu vergeben sind, gibt es keine aktive Wahlhandlung. Bei einigen Sozialversicherungsträgern gibt es mehr Kandidaten als Plätze. In diesem Fall wählen die Versicherten per Brief, beispielsweise bei der Deutschen Rentenversicherung Bund.

Sonderausgabe Selbstverwaltung

Leben

4

Öffentlichkeit Selbstverwaltung ist demokratisch und transparent. Die Sitzungen der Vertreterversammlung sind öffentlich. Jeder Interessierte kann daran teilnehmen. Die Mitglieder der Selbstverwaltung sind demokratisch gewählt. Das garantiert, dass die Sozialversicherung vor staatlichem Zugriff geschützt ist. Der direkte Draht der Ehrenamtlichen zu Bürgerinnen und Bürgern sorgt auch dafür, dass die Lebenswirklichkeit der Menschen berücksichtigt wird.

5

Haushaltsrecht Die Mitglieder der Selbstverwaltung können nicht bestimmen, wie hoch die Rente ausfällt. Das bleibt Aufgabe der Politik. Aber sie entscheiden über die Haushalte der 16 Rentenversicherungsträger – zusammen also mehr als 280 Milliarden Euro pro Jahr. Sie beschließen, für welche Aufgaben Beiträge verwendet werden und welche Vorschläge im Interesse der Rentenversicherten verwirklicht werden sollen. Zudem bestimmen sie darüber, wie die Finanzreserven der Rentenversicherung angelegt werden.



6

Versichertenberater und -älteste

3

Fotos: wdv/O. Szekely; Illustrationen: The Noun Project

Ehrenamt In der Selbstverwaltung der Rentenversicherung engagieren sich Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Sie bringen ihre Erfahrungen aus unterschiedlichen Berufen und Lebenssituationen in ihre Arbeit ein und treffen von der Politik unabhängige Entscheidungen. Sie engagieren sich ehrenamtlich – nicht als Repräsentant einer bestimmten politischen Partei. Für sie zählt die Nähe zu den Beitragszahlerinnen und Beitragszahlern und deren Interessen und Bedürfnisse.

Sonderausgabe Selbstverwaltung

Die Versichertenberater und -ältesten sind ehrenamtliche Berater der Deutschen Rentenversicherung. Sie helfen kostenlos dabei, Leistungen der Rentenversicherung zu beantragen und das Versicherungskonto auf den neuesten Stand zu bringen – und das ganz praktisch auch durch Unterstützung beim Ausfüllen der Anträge. (Lesen Sie auch S. 14).

7

Widerspruchsausschuss Widerspruchsausschüsse setzen sich aus ehrenamtlichen Vertretern der Versicherten und Arbeitgeber zusammen. Sie haben eine wichtige Kontrollfunktion. Ist jemand mit einem Rentenoder Reha-Bescheid nicht einverstanden, kann er innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen. Er kann dann darauf vertrauen, dass der Bescheid von einem Widerspruchsausschuss noch einmal überprüft wird.

zukunft jetzt 5

Leben

Die Vertreterversammlung So funktioniert Demokratie bei der Rentenversicherung Stefan Moschko, Vorsitzender Vorstand (Arbeitgeber) Seit 2010 verantwortet Stefan Moschko die operative Personalarbeit der Siemens AG für die Beschäftigten in Deutschland. Der Berliner mit Südpfälzer Wurzeln ist unter anderem Vorsitzender des Mitgliederrats beim Verband der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg sowie ehrenamtlicher Arbeitsrichter am Bundesarbeitsgericht.

V O R S

Selbstverwaltung

AR BE

TG

I

Bei der Deutschen Rentenversicherung haben die Beitragszahler – also Versicherte und Arbeitgeber – das Sagen. Gemeinsam treffen sie wichtige Entscheidungen, von der Wahl der hauptamtlichen Geschäftsführung bis zur Verabschiedung des Haushalts. Das ist das Prinzip der Selbstverwaltung. Vertreterversammlung und Vorstand sind jeweils zur Hälfte mit ehrenamtlichen Vertretern der Versicherten und der Arbeitgeber besetzt. Beim Vorsitz wechseln sich beide Gruppen jährlich ab. Gewählt werden sie alle sechs Jahre bei der Sozialwahl. Der nächste Wahltermin ist am 31. Mai 2017. Jeder Rentenversicherungsträger hat seine eigene Vertreterversammlung. Daneben gibt es noch eine übergeordnete Ebene: die Bundesvertreterversammlung. In ihr sind alle Rentenversicherungsträger repräsentiert. Dort treffen sie gemeinsam Entscheidungen für die ganze Deutsche Rentenversicherung.

EB

ER

VERTR zukunft jetzt online Ein Video zur Arbeit der Selbstverwaltung finden Sie im „zukunft jetzt“-E-Paper: www.deutscherentenversicherung.de

6 zukunft jetzt

ETER

Elmar Stollenwerk, Vorsitzender Vertreterversammlung (Arbeitgeber) Als Geschäftsführer der Bezirksgeschäftsstelle Potsdam der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB) vertritt Elmar Stollenwerk seit der Sozialwahl 2005 die Arbeitgeberseite in der Vertreterversammlung. Seit 2011 ist er im jährlichen Wechsel deren Vorsitzender.

Sonderausgabe Selbstverwaltung

Leben

Christian Hoßbach, Vorsitzender Vorstand (Versicherte) Der Diplom-Volkswirt engagierte sich früh in der Jugendbildungsarbeit der IG Metall. 1990 war er Sprecher des Magistrats von OstBerlin. Ab 1997 war er für den IG Metall Vorstand tätig. Seit 2010 verantwortet er als stv. Vorsitzender des DGB Bezirks Berlin-Brandenburg wirtschafts-, arbeitsmarkt- und sozialpolitische Themen.

T A N D

Vertreterversammlung Die Vertreterversammlung ist das höchste Gremium der Rentenversicherung. In der Regel tagt sie zweimal im Jahr. Sie beschließt den Haushalt, entscheidet über wichtige Investitionen, wählt die hauptamtliche Geschäftsführung und den Vorstand.

R E V

LU M M A S R E V

C I S

NG

Dirk Kuske, Vorsitzender Vertreterversammlung (Versicherte) Dirk Kuske ist seit der Sozialwahl 2011 Mitglied in der Selbstverwaltung der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg. Hauptberuflich ist er stellvertretender Regionalleiter der IG Bauen-Agrar-Umwelt der Region Berlin-Brandenburg.

Sonderausgabe Selbstverwaltung

Der Vorstand vertritt die Rentenversicherung nach außen und innen. Zu seinen Aufgaben gehört es zum Beispiel, den Haushaltsplan aufzustellen und die Jahresrechnung zu prüfen. Er bereitet die Entscheidungen der Vertreterversammlung vor.

Ausschüsse Ähnlich wie in der Politik bereiten die ehrenamtlichen Mitglieder der Selbstverwaltung viele ihrer Entscheidungen in Ausschüssen vor. Das ermöglicht es ihnen, sich in bestimmte Themen intensiv einzuarbeiten. Es gibt Ausschüsse der Vertreterversammlung und des Vorstands, zum Beispiel für Finanzen, Personal, Rehabilitation oder auch Öffentlichkeitsarbeit. Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellen sie im Plenum zur Diskussion.

zukunft jetzt 7

Illustration: Karen Strempel; Fotos: Deutsche Rentenversicherung Berlin-Brandenburg

H

ER

TE

Vorstand

Leben

Mitmachen, mitreden, mitbestimmen Annelie Buntenbach und Alexander Gunkel über die Bedeutung der Selbstverwaltung in der Rentenversicherung

Welche Idee ist mit der Selbstverwaltung in der Rentenversicherung verbunden? Buntenbach: In der Rentenversicherung zahlen die Versicherten die eine Hälfte des Beitrages, die Arbeitgeber die andere Hälfte. Die Idee der Selbstverwaltung ist: Wer die Rentenversicherung gemeinsam finanziert, soll sie auch gemeinsam verwalten. So ist sichergestellt, dass nicht der Staat, sondern die Betroffenen selbst, also Versicherte, Rentnerinnen und Rentner sowie Arbeitgeber, die Geschicke der Rentenversicherung lenken. Sie bringen dabei die Sicht und die Erfahrung der Menschen vor Ort in den Betrieben oder die der Rentnerinnen und Rentner in die Rentenversicherung ein. Das ist für mich eine große Errungenschaft, die es zu erhalten gilt. Annelie Buntenbach ist Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung Bund

8 zukunft jetzt

Welche Idee ist mit der Selbstverwaltung in der Rentenversicherung verbunden? Gunkel: Der Bundestag schafft den gesetzlichen Rahmen für die Rentenversicherung, die Selbstverwaltung füllt diesen Rahmen aus. Die Selbstverwaltung entscheidet, wie die Gesetze umgesetzt werden. Sie verabschiedet den Haushalt der Rentenversicherung, übrigens den größten nach dem Haushalt des Bundes. Sie legt darüber hinaus fest, wie die Rentenversicherung sich organisatorisch und personell aufstellt. Einen weiten Entscheidungsspielraum hat die Selbstverwaltung etwa auch im Bereich der Rehabilitation. Sonderausgabe Selbstverwaltung

Leben

Fotos: Simone M. Neumann; BDA

Welche Bedeutung hat die Rehabilitation für die Selbstverwaltung? Buntenbach: In den letzten Jahren haben wir bewusst die Rehabilitation gestärkt – damit Beschäftigte möglichst lange im Beruf bleiben können. Davon profitieren die Betroffenen selber, weil sie nicht wegen gesundheitlicher Einschränkungen aus dem Arbeitsleben vorzeitig ausscheiden müssen, aber auch die Betriebe, denen wichtige Fachkräfte erhalten bleiben. Hat die Selbstverwaltung denn auch Kontrollfunktionen? Gunkel: Ja. Die Selbstverwaltung kontrolliert die Verwaltung, etwa ob die Mittel der Rentenversicherung ordnungsgemäß ausgegeben wurden. Die Beitragszahler und Rentner können sicher sein, dass mit ihren Beiträgen in der Rentenversicherung sparsam umgegangen wird. So sind zum Beispiel die Verwaltungskosten der Deutschen Rentenversicherung mit rund 1,3 Prozent der Ausgaben sehr niedrig. Darüber hinaus entscheiden Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten bei einem Widerspruch gegen eine Entscheidung der Verwaltung, ob diese zutreffend ist oder nicht und korrigieren sie gegebenenfalls. Sonderausgabe Selbstverwaltung

Alexander Gunkel ist alternierender Vorsitzender des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung Bund

Kann sich die Selbstverwaltung in politische Diskussionen einmischen und die Interessen der Versicherten und der Arbeitgeber vertreten? Buntenbach: Selbstverwaltung bedeutet – und darauf lege ich besonderen Wert – in einem hohen Maße Unabhängigkeit vor staatlichen Einflüssen. Ohne Selbstverwaltung wäre die Rentenversicherung eine nachgeordnete staatliche Behörde. Erst die Selbstverwaltung gibt der Rentenversicherung eine eigenständige und starke Stimme, die es ihr möglich macht, sich dafür einzusetzen, dass die Belange der Betragszahler und Rentner bei staatlichen Entscheidungen berücksichtigt werden.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wo die Selbstverwaltung sich einmischt? Gunkel: Die Selbstverwaltung gibt beispielsweise Impulse für die Weiterentwicklung der Alterssicherung. Die Rentenversicherung muss immer wieder auf die gesellschaftlichen Entwicklungen reagieren, etwa auf die demografischen Herausforderungen oder die Veränderung der Arbeitswelt. Die Selbstverwaltung begleitet die Diskussion und bringt dabei die Sicht der Arbeitgeber, der Versicherten sowie der Rentnerinnen und Rentner ein. Denn es ist uns ein gemeinsames Anliegen, dass die Rentenversicherung auch in Zukunft stabil und leistungsfähig bleibt. zukunft jetzt 9

Leben

Ganz normale Leute Im Einsatz für Versicherte und Rentner Sie kommen aus allen Ecken der Republik und arbeiten in den unterschiedlichsten Berufen. Sie engagieren sich ehrenamtlich als Vertreter von Versicherten oder Arbeitgebern und bringen dabei ihre persönlichen Erfahrungen mit ein.

Der Sprengmeister Christoph Halter ist der Mann für das kunstvoll Grobe. Es bedarf viel Fach- und Materialkenntnis, um einen Schornstein ohne Schaden für die Umgebung zu sprengen. Oder den Bellevue-Tower am Potsdamer Platz und die Deutschlandhalle, Halters renommierteste Projekte. In dritter Generation führt der 61-jährige Bauingenieur das Familienunternehmen, sein Sohn wird bald das Steuer übernehmen. Sprengen, Abbruch, Bodensanierung sind Kernkompetenz des mittelständischen Betriebs. Das Ehrenamt in der Rentenversicherung hat Christoph Halter 1999 angenommen, weil er „hinter die Kulissen blicken wollte“. Als Vertreter der Arbeitgeber hat er seitdem den Mittelstand im Fokus. „Ehrenämter muss man annehmen, ganz Deutschland lebt davon“, ist er überzeugt. Also ist er auch im Vorstand des Lions-Club Spandau. Trotzdem bleibt noch Zeit für „Entspannung und Abtauchen“ – beim Angeln, in der Schützengilde oder bei Skat und Doppelkopf.

Christoph Halter, Geschäftsführer der Halter Spreng-und Umwelttechnik GmbH in Berlin, Mitglied des Vorstands

10 zukunft jetzt

Sonderausgabe Selbstverwaltung

Leben

Firma und Familie Brigitte Laubes Herz schlägt für ihre Familie und für die Firma, für die sie viele Jahrzehnte gearbeitet hat. Vor der Wende schon war die Chemiefacharbeiterin und spätere Meisterin bei der Berlin-Chemie AG tätig. Als die Treuhand das Unternehmen 1992 verkaufte, blieb sie dabei. Heute führt die 64-jährige Rentnerin Schüler und andere Besucher durch ihren Betrieb in Adlershof. Die Liebe hatte die junge Brigitte Laube einst nach Berlin gebracht. Als die Liebe ging, kamen neue Aufgaben: Betriebsratsarbeit und das Engagement bei der DRV Berlin-Brandenburg. „Ich bin ins kalte Wasser gesprungen. Es war neu, aber es ist interessant und spannend.“ Seit 2011 ist sie Mitglied im Vorstand. Besonders wichtig ist ihr der Kontakt zu den Beschäftigten im eigenen Haus. Heute ist sie zum zweiten Mal mit demselben Mann verheiratet. Beide Töchter und zwei Enkelsöhne leben wie sie in Bestensee. Brigitte Laube, Rentnerin mit Nebenjob, Mitglied des Vorstands

Fotos: D. Grossman

Immer an der Basis Die „klassische Karriere“ hat sie gemacht. Als „DaimlerKind“ kaufmännische Ausbildung im Werk Berlin, danach Wechsel zur IG Metall. Jugendvertreterin, Vertrauensfrau, nach der Rückkehr zu Daimler Betriebsrätin, dann die Schwerbehindertenvertretung. „Das passt, ist alles rund“, findet Manuela Enslen, die quer durch die Republik reist, um „ihre Leute“ und deren Interessen in allen Gremien zu vertreten. Rund 9 000 sind das im Unternehmen. Sozialpolitik und Rententhemen sind ihr Geschäft. Folglich „hat sich der Kreis für sie geschlossen“, als die IG Metall sie für die Rentenversicherung vorschlug. Auch dort sieht es die 55-Jährige als ihre wichtigste Aufgabe, das Wohl der Beschäftigten zu fördern. „Die Arbeit kostet viel Zeit, man muss es mögen“, sagt die leidenschaftlich gern Reisende. Dafür ist das Privatleben genauso geplant wie die Zeit im Job. Damit Raum bleibt „für die schönen Dinge“, etwa Touren mit dem Lebensgefährten bei Oldtimer-Rallyes. Manuela Enslen, Schwerbehindertenvertreterin bei Daimler-Benz, Mitglied des Vorstands

Sonderausgabe Selbstverwaltung

zukunft jetzt 11

Leben

Dietmar Langenfeld

Dr. Claudia Picker

Nevzat Bagli

Christa Hämmerle

Reinhardt Brett

Von Menschen und Akten Selbstverwaltung bedeutet viel Arbeit – doch das lohnt sich ietmar Langenfeld ackert am Wochenende schon mal 30 bis 40 Seiten Akten durch. Dr. Claudia Picker bereitet sich akribisch auf jede Vorstandssitzung vor. Und Reinhardt Brett vergräbt sich nach dem Sonntagsspaziergang häufig in seinen Unterlagen. Die drei engagieren sich ehrenamtlich bei der Deutschen Rentenversicherung – wie fast 6 800 Menschen bundesweit. Die sind in vielen Funktionen tätig: Sie sind Mitglieder der Vertreterversammlung und damit Abgeordnete für Versicherte und Arbeitgeber. Im Vorstand treffen sie Entscheidungen, die

D

sie zuvor in Ausschüssen vorbereitet haben. Sie prüfen die Widersprüche von Versicherten gegen Bescheide der Verwaltung. Und sie helfen als Versichertenberater und Versichertenälteste vor Ort beim Ausfüllen von Anträgen.

Vielfältige Aufgaben Die gesetzliche Rentenversicherung ist keine unmittelbare staatliche Behörde, die Weisungen der Regierung einfach umsetzt. In der Rentenversicherung bestimmen die Beitragszahler und Rentner über viele wichtige Fragen. Und weil die Beiträge zur Hälfte von den Versicherten selbst und zur anderen Hälfte

von den Arbeitgebern gezahlt werden, stellen beide Gruppen auch jeweils die Hälfte der Vertreterinnen und Vertreter in den verschiedenen Gremien. Die Mitglieder der Selbstverwaltung arbeiten ehrenamtlich. Und mit Arbeit hat ihr Engagement wirklich etwas zu tun: Je nach Versicherungsträger trifft sich der Vorstand mehrmals im Jahr zu seinen Sitzungen. Und jedes Mal müssen die Mitglieder im Vorfeld einiges an Akten studieren. Dazu kommen die verschiedenen Ausschüsse, in denen Fragen rund um Organisation, Finanzen, Rehabilitation oder auch Personalien geklärt werden.

∏ THEMEN DER SELBSTVERWALTUNG Jeder Rentenversicherungsträger hat einen Vorstand und eine Vertreterversammlung. Dazu gibt es einen Bundesvorstand und eine Bundesvertreterversammlung. Deren Mitglieder entscheiden über Fragen, die die gesamte Rentenversicherung angehen. Dabei geht es vor allem um folgende Themen: Finanzen: Die Mitglieder der Vertreterversammlung beschließen den Haushalt. Allein bei der Deutschen Rentenversicherung Bund handelt es sich um rund 140 Milliarden Euro im Jahr. In der gesamten Rentenversicherung sind es über 280 Milliarden Euro.

12 zukunft jetzt

Organisation: Hier geht es darum, wie zum Beispiel Serviceangebote für Versicherte verbessert werden können, das können der Ausbau der Online-Services rund um das Versicherungskonto sein oder auch die Verteilung des Auskunfts- und Beratungsstellennetzes.

Personal: Die Mitglieder der Selbstverwaltung entscheiden unter anderem über die Führungsebene in der Rentenversicherung. Sie treffen auch Entscheidungen über die Anzahl der Nachwuchskräfte und darüber, wie viele von ihnen nach Studium oder Ausbildung übernommen werden.

Rehabilitation: Die Selbstverwaltung bestimmt über Leistungsumfang sowie Zielrichtung einer Rehabilitation. Sie kümmert sich um Fragen des Ausbaus und Unterhalts von Rehabilitationskliniken sowie um deren wirtschaftliche Situation.

Sonderausgabe Selbstverwaltung

Leben

Fotos: F. Schmitt; N. Bothur; Matthias Schmiedel; J.R.Rotter; Joanna Nottebrock; M. GARBAS/KBS;stocksy / Sean Locke

Monika Linsmeier

Gabriele Saidole

Die Vertreterversammlung eines Rentenversicherungsträgers – quasi das Parlament – besteht aus 15 Vertretern der Arbeitgeber und 15 Vertretern der Versicherten. Sie tagen zweimal im Jahr öffentlich. Häufig der wichtigste Punkt: die Verabschiedung des Haushalts. Ein durchschnittlicher Haushaltsplan kann 250 Seiten Umfang haben, die Abnahme einer Jahresrechnung kommt auf 100 bis 150 Seiten. Vorbereitet werden die Unterlagen in den Büros der Selbstverwaltung bei den jeweiligen Rentenversicherungsträgern. Dort kümmert man sich auch darum, dass die Ehrenamtlichen rechtzeitig vor ihren Sitzungen die notwendigen Unterlagen bekommen. Und das scheint sich zu lohnen. Dank

Sonderausgabe Selbstverwaltung

Robert Prill

ihrer Sachkenntnis und der Erfahrung aus dem Berufsleben außerhalb der Rentenversicherung erarbeiten die Ehrenamtlichen häufig konkrete Vorschläge für die Verwaltung.

Anwalt der Versicherten Darüber hinaus werden die ehrenamtlichen Mitglieder der Selbstverwaltung auch direkt für die Versicherten tätig. In Widerspruchsausschüssen überprüfen sie Entscheidungen der Verwaltung, mit denen Versicherte nicht einverstanden sind. Und als Versichertenberater beziehungsweise Versichertenälteste sind sie in vielen Städten und Gemeinden vor Ort ansprechbar, helfen

beim Ausfüllen von Anträgen und beantworten Fragen zur Rentenversicherung. Trotz der Belastung durch Beruf und Ehrenamt beklagen sich „Selbstverwalter“ nur selten. Für Monika Linsmeier etwa steht fest, dass „jeder etwas dazu beitragen muss, damit die Solidargemeinschaft funktioniert“. Für Nevzat Bagli ist sein Engagement “ein guter Weg, mitzugestalten und mitzuentscheiden“. Versichertenberaterin Christa Hämmerle bringt es auf den Punkt: „Es ist schön, wenn man für die Menschen was tun kann.“ Und ihre Kollegin Gabriele Saidole ergänzt: „Die Arbeit begeistert mich.“

zukunft jetzt 13

Vor Ort

Beratung mit Kaffee Heinz-Dieter Schmidt empfängt Ratsuchende im Wohnzimmer

H

14 zukunft jetzt

ein. Normale Rentenanträge sind einfacher. Beim Vorgespräch wird geklärt, was alles mitzubringen ist, die Leute sind vorbereitet. Zwei bis drei Klienten pro Tag empfängt er in seinem „kuscheligen Wohnzimmer“ in Bernau, immer montags bis donnerstags. Der Freitag ist Einkaufstag bei Heinz-Dieter Schmidt. Der Hobbykoch bereitet dann sich auf ein intensives Wochenende vor. Mit Frau und Tochter, beide sind Betriebsräte bei der Telekom. „Die werden mich nicht los“, flachst der gelernte Fernmeldehandwerker gern. Den Berliner hört man aus jedem Satz von Heinz-Dieter Schmidt. Geboren 1948 im Wedding, aufge-

wachsen in Reinickendorf, eine prägende Sozialisation. Geld war nie da in der Nachkriegszeit, kein einfaches Leben. Aber Schmidt kann sich genau an eine Maxime seiner Erziehung erinnern: „Wer noch weniger hat, dem soll man helfen.“ Er sieht sich heute nicht in der Pflicht, das ehrenamtlich zu tun, er hat es einfach immer so getan. „Es ist mein Leben, dass ich sozial bin.“ Nach vielen Jahren im Betriebsrat und bei der Gewerkschaft im Lohnsteuer-Service für Kollegen, die Schwierigkeiten beim Ausfüllen der Formulare hatten. Jetzt halt draußen im ruhigeren Bernau. Im Wohnzimmer, nicht weit von der Endstation der Linie 2 aus Berlin-City.

» Es ist mein Leben, dass ich sozial bin. « Heinz-Dieter Schmidt

Sonderausgabe Selbstverwaltung

Fotos: D. Grossman

err Schmidt muss sich entscheiden.“ Als er das von einem Vorgesetzten zu hören bekam, war Heinz-Dieter Schmidt Betriebsrat bei der Telekom. Sein Rollenverständnis war klar: „51 Prozent für die Mitarbeiter, 49 Prozent für den Betrieb.“ Damit mussten alle leben, die mit ihm am Verhandlungstisch saßen. Das wissen auch die Menschen, die heute zu ihm zur Beratung kommen. Den Kaffee gibt es dazu beim Gespräch auf dem Sofa. Schmidt ist einer von ihnen, der ihre Interessen vertritt. Schnell entsteht eine vertraute Atmosphäre. Klare Worte lassen sich so einfacher aussprechen. Wenn es etwa um das schwierige Thema Erwerbsminderungsrente geht, dann „muss sich der Antragsteller blank machen“, wie es Heinz-Dieter Schmidt ausdrückt. Muss ärztliche Befunde vorlegen, muss „Butter bei die Fische“ geben. Da plant der 68-Jährige auch mal eine doppelte Beratungsstunde

Service

Wir sind für Sie da! Beratung und Information rund um die Uhr Sie haben Fragen zu Rente und Altersvorsorge? Da sind Sie bei uns richtig. In unseren Beratungsstellen beantworten erfahrene Beraterinnen und Berater persönlich alle Ihre Fragen. Selbst nach Feierabend sind wir für Sie da. Ehrenamtliche Versichertenberater und Versichertenälteste gibt es auch in Ihrer Nähe. Sie geben Auskunft und helfen gern beim Ausfüllen von Anträgen. Egal, ob Sie in eine Beratungsstelle kommen, einen Versichertenältesten kontaktieren oder unser Servicetelefon nutzen: die Beratung bei der Deutschen Rentenversicherung kostet Sie keinen Cent. Das gilt auch für unser umfangreiches Broschürenangebot zu vielen Themen rund um Rente, Vorsorge und Rehabilitation. Sprechen Sie uns an. Wir sind für Sie da!

0800 1000 4800 Kostenloses Servicetelefon – bundesweit

www.rentenblicker.de

montags bis donnerstags von 7:30 bis 19:30 Uhr, freitags bis 15:30 Uhr.

Das Informationsangebot der Deutschen Rentenversicherung im Internet.

Broschüren www.deutsche-rentenversicherung.de Das Informationsangebot der Deutschen Rentenversicherung im Internet.

Zahlreiche Themen rund um Rente, Altersvorsorge und Rehabilitation. Kostenlose Bestellung über das Internet und das Servicetelefon.

Foto: wdv/J. Lauer

IMPRESSUM Herausgeber: Deutsche Renten versicherung Bund. Chefredakteur: Dr. Dirk von der Heide (Deutsche Rentenversicherung Bund, Ruhrstraße 2, 10709 Berlin). Redaktion: Dr. Heiko Fiedler-Rauer, Christine Rütters (Deutsche Rentenversicherung Bund), Dr. Michael Krause (wdv OHG). Denis McGee, Deutsche Renten-versicherung Berlin-Brandenburg, Knobelsdorffstraße 92, 14059 Berlin. Verlag: wdv OHG, Dieselstraße 36, 63071 Offenbach, Telefon: 069 981 904-0, Fax: 069 981 904-896, E-Mail: [email protected]. Bildredaktion: Sonja Streit; Gestaltung: Jochen Merget, Susanne Weser; Abo-Service: Nurgül Kalkandelen. Kostenfreies Abo: zukunft jetzt, Postfach 2551, 61295 Bad Homburg, Telefon: 069 981 904-821, Fax: 069 981 904-896, E-Mail: [email protected]. Druck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Carl-Bertelsmann-Straße 161M, 33311 Gütersloh.

Sonderausgabe Selbstverwaltung

zukunft jetzt 15

Die Zukunft

beginnt jetzt ... und kann sogar kostenlos abonniert werden. „zukunft jetzt“ informiert 4 x jährlich über die Rente, gibt kompetent und neutral Tipps für die private Altersvorsorge und zeigt Möglichkeiten und Wege zur Reha auf. Und so bestellen Sie Ihr kostenloses Abo – entweder als Online-Version (E-paper) oder als gedrucktes Heft: • Über die Internet-Seite: ∏ www.zukunft-jetzt-magazin.de



und • Per Fax: Coupon ausfullen ̈ die ganze Seite senden an: ∏ 06172 2790-090 • Per Brief: Den Coupon ausfullen, ̈ abtrennen und per Brief mit 70-Cent-Marke senden an: ∏ zukunft jetzt Postfach 2551 61295 Bad Homburg

∏ Bestellung des kostenlosen Abonnements Zutreffendes bitte ankreuzen:

· Nachname

Straße und Hausnummer

Postleitzahl und Ort

E-Mail-Adresse (nur bei Online-Version)

Geburtsjahr

·

Als Online-Version per Newsletter mit zusätzlichen interaktiven Funktionen Als gedrucktes Heft per Post

Foto: wdv/J. Lauer

Vorname

Suggest Documents