Das Magazin der Deutschen Rentenversicherung Denn teilen macht Sinn Neben der Rente arbeiten Mit Ehrenamt Steuern sparen

AUSGABE 2.2017 www.deutsche-rentenversicherung.de Das Magazin der Deutschen Rentenversicherung Solidarität Denn teilen macht Sinn Neben der Rente ...
Author: Karsten Weiß
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AUSGABE 2.2017

www.deutsche-rentenversicherung.de

Das Magazin der Deutschen Rentenversicherung

Solidarität Denn teilen macht Sinn

Neben der Rente arbeiten Ab Juli 2017 wird die Teilrente attraktiver

Mit Ehrenamt Steuern sparen Einsatz für die Gesellschaft wird vom Fiskus belohnt

Inhalt

Titelfoto: Getty Images/iStockphoto/Yobro10; Foto Barta, Augsburg; Fotos: Getty Images/First Light, Carlos Sanchez Pereyra / Design Pics

Solidarität – Kitt der Gesellschaft Manchen Zeitgenossen erscheint der Begriff „Solidarität“ schon angestaubt. Dabei drückt er nicht nur das Zusammenstehen von Menschen aus, die für gemeinsame Interessen kämpfen. Solidarität zeigt sich auch überall dort, wo starke sich für schwächere Menschen einsetzen und diesen damit eine Existenzgrundlage sichern – zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe, in Vereinen oder in der Pflege von kranken Menschen. Damit ist Solidarität wichtiger Kitt unserer Gesellschaft. Solidarität ist auch ein Grundprinzip der Sozialversicherung in Deutschland. Hier sorgen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam dafür, dass der Einzelne gegen existenzbedrohende Risiken abgesichert ist.

LEBEN 4 Panorama: Die fünf Zweige der Sozialversicherung 6 Umlageverfahren: Wie die gesetzliche Rente bezahlt wird 8 Stammzellen: Warum Jens Reinemer gespendet hat 10 Gemeinsam spitze: Menschliche Türme in Katalonien 12 Teilrente: Leichter neben der Rente Geld verdienen 16 Solidarität: Schule des Zusammenlebens

VOR ORT

In diesem Heft zeigen wir verschiedene Beispiele für Solidarität heute: teilweise spektakulär, meist aber ganz alltäglich. Bernd Schön, Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Schwaben

20 Sozialwahl 2017: Ein Team sorgt für den Ablauf 22 Partnerschaft: Firmenservice hilft Arbeitgebern

VORSORGE 24 Ehrenamt: Engagement wird steuerlich gefördert

GESUNDHEIT 28 Reha nach Herzinfarkt: In der Gruppe Gelassenheit lernen 32 Ehrenamt: Einsatz für andere hilft auch der Gesundheit 34 zukunft NETZ 34 Impressum

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Versicherungen – ein Ziel: soziale Sicherheit.

Die fünf Zweige der gesetzlichen Sozialversicherung und eine Auswahl ihrer wesentlichen Leistungen für die Versicherten im Überblick.

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Rentenversicherung • zahlt Alters-, Erwerbsminderungsund Hinterbliebenenrenten • sorgt für medizinische Reha-Leistungen nach Krankheit, Unfall oder Operation • übernimmt Kosten für Umschulung und Qualifizierung sowie Heil- und Hilfsmittel • bietet Präventionsleistungen bei Gesundheitsproblemen, die die Erwerbsfähigkeit beeinträchtigen können Beiträge: Arbeitnehmer: 9,35 Prozent vom Verdienst Arbeitgeber: 9,35 Prozent vom Verdienst www.deutsche-rentenversicherung.de

Krankenversicherung • übernimmt Arzt-, Therapieund Krankenhauskosten • zahlt eine Haushaltshilfe für Kranke • leistet Krankengeld • zahlt Medikamente Beiträge: Arbeitnehmer: 7,3 Prozent vom Verdienst plus Zusatzbeitrag Arbeitgeber: 7,3 Prozent vom Verdienst www.gkv-spitzenverband.de

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Pflegeversicherung • zahlt Pflegegeld • übernimmt einen Teil der Kosten für Pflege durch Pflegedienste oder Pflegeeinrichtungen • zahlt Rentenbeiträge für Pflegende Beiträge: Arbeitnehmer: 1,275 Prozent vom Verdienst (Kinderlose ab 23 zahlen einen Zuschlag von 0,25 Prozent) Arbeitgeber: 1,275 Prozent vom Verdienst www.gkv-spitzenverband.de

Unfallversicherung • sorgt für Behandlung nach einem Unfall auf dem Weg zur oder von der Arbeit beziehungsweise auf dem Schulweg • übernimmt Behandlungskosten infolge einer Berufskrankheit oder nach einem Arbeitsunfall • Reintegration in die Arbeitswelt • zahlt eine Rente infolge von Erwerbsunfähigkeit wegen eines Arbeitsunfalls oder einer Berufskrankheit Beiträge: zahlen nur die Arbeitgeber www.dguv.de

• berät bei der Jobwahl • vermittelt Ausbildungsund Arbeitsstellen • fördert berufliche Aus- und Weiterbildung • zahlt Arbeitslosengeld Beiträge: Arbeitnehmer: 1,5 Prozent vom Verdienst Arbeitgeber: 1,5 Prozent vom Verdienst www.arbeitsagentur.de Ausgabe 2.2017

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Illustration: Peter Menne

Arbeitslosenversicherung

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Fakten zum Umlageverfahren Die gesetzlichen Renten werden nach dem Umlageverfahren finanziert. Das heißt: Wer heute in die Rentenversicherung einzahlt, finanziert die aktuellen Rentenzahlungen und Rehabilitationsleistungen. Zugleich erwerben die Beitragszahler selbst einen Anspruch darauf, dass heutige Kinder einmal ihre Rente bezahlen werden.

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Gleicher Beitrag: Versicherte und ihre Arbeitgeber zahlen ein.

Je mehr Beiträge, desto höher die Rente Ein Spiegelbild des Berufslebens soll die gesetzliche Rente sein. Je höher der persönliche Verdienst und die dafür gezahlten Beiträge waren, desto höher fällt die eigene Rente aus. Damit Frauen (und Männer), die Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt haben, durch dieses System keine Nachteile erleiden, bekommen sie vom Bund oder von der Pflegekasse des Pfle-

gebedürftigen die Rentenbeiträge gezahlt. Auch für Arbeitslose (aber nicht ALG-IIBezieher) fließen Beiträge, die die spätere Rente erhöhen. Alle während des Berufslebens gezahlten Beiträge wirken sich auf die Rente aus. Da das Umlageverfahren auf der Entwicklung des Arbeitsmarkts beruht und kein Kapital angelegt wird, haben Turbulenzen an den Finanzmärkten geringe Bedeutung.

Auf die Gemeinschaft aller Beitragszahler ist Verlass – auch in Zukunft.

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Je mehr Menschen in Arbeit, umso sicherer sind die Renten Wenn die Konjunktur gut läuft und die Versicherten mit ihren Arbeitgebern höhere Beiträge an die Rentenversicherung zahlen als die Rentenkassen für die monatlichen Rentenzahlungen ausgeben müssen, entsteht bei der Rentenversicherung ein – gesetzlich begrenztes – Finanzpolster. Dieses Polster heißt offiziell „Nachhaltigkeitsrücklage“. Sie sorgt dafür, dass die während des Jahres schwankenden monatlichen Einnahmen der Rentenversicherung nicht unerwartet zu einem Loch führen.

Die Rücklage soll immer mindestens 20 Prozent einer Monatsausgabe umfassen, aber auch nicht über 1,5 Monatsausgaben hinaus anwachsen. Ende 2016 lagen wegen der anhaltend guten Konjunktur in Deutschland 32,4 Milliarden Euro auf den Konten der Rentenversicherung – das sind 1,62 Monatsausgaben. Zeichnet sich eine dauerhaft höhere Rücklage als 1,5 Monatsausgaben ab, senkt die Rentenversicherung den Beitragssatz und entlastet damit die Beitragszahler. Übrigens: Die Nachhaltigkeitsrücklage wird garantiert sicher und immer nur kurzfristig angelegt.

Die Rente ist flexibel – auch in schwierigen Zeiten

Fotos: WAYHOME studio; goodluz; wdv/J. Lauer; Illustrationen: C. Benz

Die gesetzliche Rentenversicherung ist nicht nur sicher, sie ist auch flexibel. Das hat sie in den mehr als 125 Jahren ihres Bestehens immer wieder bewiesen – vor allem in schwierigen Zeiten wie während und nach den beiden Weltkriegen, aber auch im Zuge der deutschen Einheit. So konnte die Rentenversicherung nach dem Ende der DDR nicht nur den 15 Millionen Rentnerinnen und Rentnern in Westdeutschland ihre Rente zahlen, sondern auch den vier Millionen Ruheständlern in den neuen Ländern. Zudem wurden fast neun Millionen Versicherte in die Rentenversicherung integriert.

∏ INFO Ein 90-Sekunden-Video zum Umlageverfahren finden Sie auf der Webseite des „Rentenblicker“: www.rentenblicker.de/interaktiv/das_umlageverfahren.html

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Leben

Ein genetischer Zwilling Jens Reinemer hat Stammzellen für einen Blutkrebs-Patienten gespendet

Jens Reinemer (28) würde jederzeit wieder helfen.

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Hormonspritzen, die die Stammzellenproduktion im Blut anregen. Diese Zellen werden dann in einer Art Dialyse-Verfahren aus dem Blut herausgefiltert. Der heute 28-Jährige hatte sich die Spritzen zweimal täglich selbst gegeben – und die Nebenwirkungen ertragen: Er hatte starke Kopf- und Rückenschmerzen, konnte kaum laufen, musste sich krankschreiben lassen. „Die Nebenwirkungen waren mir damals egal“, erinnert sich Reinemer. „Ich würde mir wünschen, dass jemand sowas auch für mich macht.“ Dann, nach einer Woche, wurden die Stammzellen entnommen. Vier Stunden lang saß er an einer Dialyse-Maschine. Bald nach der Spende kam die erleichternde Nachricht von der DKMS: Die Stammzellspende sei gut gelaufen, sein genetischer Zwilling ist ein Mann um die 60, kommt aus Deutschland – und er sei auf dem Weg der Besserung. Reinemer hatte die Hoffnung, dass sich sein genetischer Zwilling einmal

bei ihm melden würde, aber die Spenden erfolgen anonym. Zwei Jahre später erfuhr er dann allerdings, dass der Mann einen Rückfall nicht überlebt hatte. Dennoch sagt Jens Reinemer: „Keine Frage, ich würde jederzeit wieder spenden. Zu helfen ist einfach ein tolles Gefühl.“

∏ SPENDER WERDEN Die Registrierung erfolgt über eine Speichelprobe. Ein Registrierungsset kann man kostenlos bei der DKMS anfordern. Voraussetzung: Als Spender muss man zwischen 17 und 55 Jahre alt sein und darf keine chronischen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes oder HIV haben. Auch starkes Überund Untergewicht sind Ausschlusskriterien. Weitere Informationen: www.dkms.de oder unter Telefon 07071/9430

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Foto: wdv/J. Lauer

rass, ich habe irgendwo einen genetischen Zwilling.“ Jens Reinemer kann sich noch genau erinnern, was er gedacht hat, als er Anfang 2013 Post von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS bekam: Ein Blutkrebs-Patient irgendwo auf der Welt hat die gleichen Gewebemerkmale wie Reinemer und eine Stammzellspende könnte dessen Leben retten. „Ich kann wirklich jemandem helfen“, hat sich Reinemer damals sofort gefreut. Das war ein Jahr, nachdem er sich bei der DKMS registriert hatte. 23 Jahre war der Wiesbadener damals alt und in der Ausbildung zum Bürokaufmann. Es folgten Untersuchungen bei der DKMS in Köln und die Vorbereitungen für die periphere Stammzellspende. Denn die klassische Knochenmarkspende, bei der mit einer Nadel ein KnochenmarkBlut-Gemisch aus dem Beckenknochen entnommen wird, ist mittlerweile weitgehend abgelöst. Bei der peripheren Stammzellspende bekommt der Spender eine Woche lang

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Solidarität auf die „Spitze“ getrieben Die menschlichen Türme in Katalonien sind ein Symbol für gesellschaftlichen Zusammenhalt Sie gehören zu den kulturellen Höhepunkten und touristischen Magneten in und um die katalonische Hauptstadt Barcelona: die menschlichen Türme (spanisch: „Castellers“). Vor allem bei den größeren Festen der Region im Sommer und Herbst eines Jahres werden die Castellers von einer oder mehreren Gruppen („Colles“) gebildet und sind bis zu neun Ebenen hoch. Ein „Castell“, katalanischer Begriff für Burg, besteht in der Regel aus drei Teilen: unten der „Pinya“ (deutsch: Zapfen), einem relativ breiten Ring, auf dem sich die Last verteilt und der die Struktur des Turms stabilisiert; er ist zugleich das Sicherheitsnetz, wenn einmal ein Castell während des Aufbaus zusammenbricht. Anschließend werden teilweise noch eine oder zwei zusätzliche, ringförmige Etagen („Manilles“) auf die Pinya gesetzt; darüber der „Tronc“ (deutsch: Stamm), der aus mehreren Etagen mit jeweils einer bestimmten Personenzahl besteht; ganz oben die „Pom de Dalt“ (deutsch: Kuppel), die wegen ihres geringen Gewichts von Kindern gebildet wird.







Jedes Mitglied eines Castells hat seine feste Position und Funktion. Nach dem Aufbau der Pinya folgen die Mitglieder der Manilles in einer bestimmten Reihenfolge. Als Letztes ersteigt die oder der „Anxenta“ die Spitze und hebt kurz den Arm zum Zeichen der Turmvollendung und des Grußes an die Zuschauer. Auch der Abbau des Castells innerhalb weniger Sekunden ist ein Kunststück. Denn würde eine menschliche „Säule“ zu früh ihre Arbeit einstellen, könnten sich schnell Dutzende verletzen. 10 zukunft jetzt

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Fotos: Getty Images/Jordi Angrill; Getty Images/David Ramos; Getty Images/First Light, Carlos Sanchez Pereyra/Design Pics

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Genau gerechnet Ab dem 1. Juli 2017 wird die Teilrente attraktiver iele Arbeitnehmer wollen – oft trotz Ab- Neu ab 1. Juli Neues für Frühschlägen – vor der regulären Altersgrenze Mit diesem komplizierten Verfahren ist ab 1. Juli rentner: Wer vor in Rente gehen. Allein im Jahr 2015 nah- 2017 Schluss. Künftig darf jede Rentnerin und der Regelalters- men rund 477 000 Frauen und Männer ihre Al- jeder Rentner im vorzeitigen Ruhestand pro grenze mehr als tersrente vorzeitig – in der Regel irgendwann Jahr bis zu 6 300 Euro (brutto) verdienen, ohne 6 300 Euro im Jahr nach dem 63. Geburtstag – in Anspruch. dass die Altersrente deshalb gekürzt wird. So verdient, behält führt etwa ein Nebenjob, der nur wenige Monate pro Jahr dauert, aber einen Verdienst von Bis 30. Juni 2017 künftig in der Regel über 450 Euro monatlich einbringt, nicht mehr Wer diese Möglichkeit nutzt, hält sich bisher bei 60 Cent von jedem Euro Mehrverdienst. Zusatzeinkünften neben der Rente meist zu- zu einer Rentenkürzung, wenn der Verdienst im

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rück. Denn mehr als 450 Euro im Monat – zweimal im Jahr bis zu 900 Euro – sind bisher bei Bezug der vollen Rente nicht drin. Wer mehr verdient, erhält bis zum 30. Juni dieses Jahres je nach Verdiensthöhe nur ein Drittel, die Hälfte oder zwei Drittel der vollen Altersrente.

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Jahr insgesamt nicht über 6 300 Euro liegt. Und wenn der Jahresverdienst 6 300 Euro überschreitet? Dann bekommt man künftig – aufs Jahr gerechnet – 40 Prozent des Mehrverdiensts von der Rente abgezogen, pro Monat jeweils ein Zwölftel. Ausgabe 2.2017

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Fotos: stocksy/Ondine Goldswain; stocksy/Mosuno; stocksy/Denni van Huis

Beispiel:

Einkommensprognose und Abrechnung Bei Ruheständlern, die vor der Regelaltersgrenze noch arbeiten, prognostiziert die Rentenversicherung auf Basis von Angaben des Versicherten zum Rentenbeginn und dann zum 1. Juli jedes weiteren Jahres, wie hoch der persönliche Hinzuverdienst im laufenden Kalenderjahr ausfallen wird. Liegt der prognostizierte Verdienst über 6 300 Euro, wird die Rente wie beschrieben gekürzt. Zum 1. Juli des Folgejahres, wenn der tatsächliche Verdienst bekannt ist, wird das betreffende Kalenderjahr dann Ausgabe 2.2017

nochmals genau abgerechnet (siehe Beispiel in der rechten Spalte). Wichtig: Ändert sich der erwartete Jahreshinzuverdienst um mindestens zehn Prozent – zum Beispiel, weil der Job überraschend aufgegeben wird – passt die Rentenversicherung die Rente auf Antrag für die nächsten Monate an die neue Jahresprognose an.

Rat der Rentenversicherung Tipp: Wer seine Rente bekommen und daneben weiterarbeiten möchte, sollte sich bei der nächstgelegenen Auskunfts- und Beratungsstelle der Rentenversicherung beraten lassen!

Robert K. wird am 20. Dezember dieses Jahres 63 Jahre alt. Zum 1. Januar 2018 will er in Rente gehen. Mit seinem Arbeitgeber hat er vereinbart, dann in reduziertem zeitlichen Umfang weiterzuarbeiten. Er erwartet eine ungekürzte Bruttomonatsrente von 1 200 Euro und aus seiner Teilzeitarbeit einen Hinzuverdienst von monatlich 2 050 Euro (brutto). Der Versicherte teilt der Rentenversicherung deshalb einen erwarteten Jahreshinzuverdienst von 24 600 Euro (= 12 x 2 050 Euro) mit, der von der Rentenversicherung berücksichtigt wird. Wegen des zulässigen Hinzuverdiensts von 6 300 Euro pro Jahr werden davon 18 300 Euro (= 24 600 – 6 300 Euro) zu 40 Prozent auf die Rente angerechnet. Das sind 7 320 Euro im Jahr (610 Euro im Monat). Die monatliche Teilrente von Robert K. beläuft sich also im Jahr 2018 auf 590 Euro (= 1 200 Euro ungekürzte Rente – 610 Euro anzurechnender Hinzuverdienst). Die bei Rentenbeginn erstellte Einkommensprognose für 2018 wird zum 1. Juli 2019 mit dem tatsächlichen Verdienst des Jahres 2018 verglichen – und die Rente für 2018 wird auf dieser Grundlage genau abgerechnet. Eventuelle Rentenüberzahlungen im Jahr 2018 fordert die Rentenversicherung zurück, anfallende Nachzahlungen zahlt sie aus. Zudem erstellt sie ab dem 1. Juli 2019 eine neue Hinzuverdienstprognose für 2019.

∏ INFO Weitere Informationen zum Thema gibt es in der Broschüre „Flexirente: Das ist neu für Sie“ und im Netz: flexirente.drv.info. Die Broschüre kann dort heruntergeladen oder kostenlos unter der Rufnummer 0800 1000 4800 bestellt werden. Ein Video zur Flexirente gibt es im zukunft jetzt-ePaper.

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Leben

Schnell und geschickt – Rollstuhlbasketball ist eine rasante Sportart. Die 8. Klasse der Integrierten Gesamtschule Franzsches Feld in Braunschweig erhält Unterricht von Profi Eike Gössling (rechts). Ein Film zum Projekt gibt es auf der Jugendplattform www.rentenblicker.de

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Studentenbude mit Wow-Effekt

In Hannover leben Studierende in einem Seniorenstift. Die Generationen verstehen sich prächtig. Sauna, Schwimmbad, Balkon – wenn Helena Anke (22) berichtet, wo sie wohnt, könnte sie auftrumpfen. Doch stattdessen erntet sie oft zunächst einen Lacher. Der Grund: Sie lebt im

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Eilenriedstift in Hannover – einer Seniorenwohnanlage. Die Idee, Studenten einzuquartieren, kam von Leiterin Susanne Hartsuiker: „Wir finden es besser, wenn Senioren nicht nur unter sich sind, wir wollen die Generationen mischen.“ In 16 der 400 Appartements leben Studenten und sie fühlen sich wohl, wie Helena bestätigt. Sie hat ihr Bild vom Alter revidiert: „Manche Senioren hier haben einen volleren Terminkalender als ich. Viele sind sehr aktiv.“ Im Gegenzug für Wohnraum erwartet der Eilenriedstift, dass sich die Studenten im Alltag Ausgabe 2.2017

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Schule des Zusammenlebens Solidarität hat viele Gesichter. Und oft braucht es wenig, sie mit Leben zu füllen. Das zeigt ein Blick auf drei Projekte für junge Menschen.

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Vorurteilen einen Korb geben In Niedersachsen tourt das Projekt „Von Behindertensportlern lernen“ durch Schulen. Wenn Eike Gössling in seinem Rollstuhl und mit Basketball durch die Turnhalle jagt, wirkt es, als ob er für jede Situation eine Choreografie im Kopf hat: Blitzschnell ändert er die Richtung, um sich durch Gegner zu bugsieren, Verfolger schüttelt er mit einer Pirouette ab, Freiräume nutzt er für Sprints. Fließend und ungemein rasant – so sieht Profi-Rollstuhlbasketball aus. Eike spielt in der Bundesliga. Heute lehrt er seine Kunst Schülern. Der Tag ist Teil eines Projekts des Behindertensportverbandes Niedersachsen. Beeindruckt schauen die Schüler Eikes Spiel zu und es ist

einbringen: Senioren aus der Zeitung vorlesen oder mal einen kulturellen Abend ausrichten. Das Miteinander entsteht oft ganz natürlich: „Ältere lassen sich etwa von Studenten Laborwerte oder das neue Handy erklären“, berichtet Hartsuiker. Gab es nicht mal Beschwerden über laute Studenten? „Nein, nur umgekehrt“, lacht Hartsuiker: „Ein Student war in der Prüfungsphase und nebenan lief der Fernseher eines Schwerhörigen.“ Ein paar Kopfhörer waren die Lösung und schon funktionierte das Miteinander wieder ganz geräuschlos. Ausgabe 2.2017

nicht das einzige Mal an diesem Tag, dass sie überrascht werden. Ex-Leistungssportler und Biathlet Josef Giesen berichtet von seiner Laufbahn und dass im Behindertensport Punktabzüge berechnet werden, um verschiedenen Behinderungen gerecht zu werden. So können Contergangeschädigte ohne Arme wie er in derselben Klasse laufen wie Sportler mit Beinprothesen. Die Schüler interessieren sich auch für Privates: Wie macht er sich seine Hose zu? Darf er Auto fahren? Für den Knopf hat sich Giesen ein Hilfsmittel gebastelt, das Auto wurde aufwendig umgebaut. Giesen beantwortet Fragen geduldig. Er will was erreichen: Verständnis füreinander, Berührungsängste abbauen und Respekt für den Behindertensport. Der braucht ebenso viel Disziplin wie der gängige Leistungssport.

Im Praxisteil erklärt Eike, dass für ihn sein Rollstuhl kein Rollstuhl ist, sondern ein „Sportgerät“ und dass allein ein Rad 800 Euro kostet. Dann steht er plötzlich auf, stellt sich neben seinen Rollstuhl. In diesem Moment könnte man bei ein paar Schülern einen Korbball platzieren, so weit offen steht ihr Mund. „Wir sind eine inklusive Sportart – bei uns machen behinderte und nicht behinderte Menschen gemeinsam Sport“, klärt der 22-Jährige auf. Dann gibt es kein Halten mehr: Die Schüler dürfen in Rollstühlen Platz nehmen und geraten wieder ins Staunen: „Dass der Rollstuhl so wendig ist, hätte ich nie gedacht“, schwärmt Ellen (13). „Man setzt sich rein und kann es sofort“, pflichtet ihr Emily (13) bei. Für Béla (14) steht fest: „Cooler als normales Basketball, definitiv.“ Ziel erreicht – Funke übergesprungen.

Hildegard Riek (102) lässt sich von Helena Anke (22) vorlesen.

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Stellvertretend für die Klasse: Lea und Luisa überreichen einen Scheck an Stella Deetjen, der Gründerin von „Back to Life“.

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Unterm Regenbogen Schüler der Gesamtschule Wedemark sieden Seife, die sie gegen eine Spende abgeben. Das Projekt hilft Erdbebenopfern in Nepal.

Ein Regenbogen verbindet die 9. Klasse der Schule bei Hannover mit einer der ärmsten Regionen der Welt: Nepal. Dort standen nach mehreren Erdbeben im April und Mai 2015 Tausende Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz. Die Bilder gehen um die Welt. „Das Leid, die Zerstörung – was wir sahen, hat uns bewegt“, schildert Klassenlehrerin Karen Leyrer. Nur wenig später stellt sie ihrer Klasse die Projekte der Hilfsorganisation „Back to Life“ vor. Die Idee: Wir sieden Seife und sammeln Geld für die Menschen in Nepal. Die Herstellung ist nicht ganz ungefährlich „Man hantiert mit Laugen, um in den Verseifungsprozess zu kommen. Man braucht Schutzhandschuhe und -brillen“, erklärt Leyrer. Aber gerade das Anspruchsvolle macht den Schülern Spaß „und weil es ein altes Handwerk ist“, schwärmt Luisa: „Das kann nicht jeder.“ Stolz schwingt mit, wenn die Schüler von ihren Seifen berichten: „Es gibt Männer-, Peeling-, Rosen-, Weihnachts- und Sommerseifen – alle in unterschiedlichsten Designs“, so Lea. Und eine Variante glänzt in der Form und in 18 zukunft jetzt

den Farben eines Regenbogens. Sie ist aufgrund der Farbschichten besonders schwer herzustellen und so was wie die Premiumseife im Sortiment. „Ein Regenbogen erscheint, wenn es geregnet hat – er steht für einen Neuanfang“, erklärt Luisa. „Back to Life“ unterstützen die Schüler nunmehr seit zwei Jahren. Rund 2.000 Euro konnten sie für Hilfsprojekte überweisen. Klassenlehrerin Leyrer ist stolz: „Für mich hat das viel mit Solidarität mit Armen zu tun – die Schüler hätten die Erlöse ja auch für Klassenfahrten nutzen können.“ Längst zeigt sich auch, dass nicht nur die Erdbebenopfer profitieren: „Das gemeinsame Projekt hat den Klassenzusammenhalt gestärkt, helfen macht Spaß, motiviert und wir haben viel gelernt“, erzählen die Schüler. Stella Deetjen, die Gründerin von „Back to Life“, hat sie letztes Jahr besucht und sich persönlich bedankt. Und Ende des Jahres kam noch ein Dankesbrief von ihr. Das zeigt Stella Deetjen mit dem Papst. Ob sie ihm ein Stück Regenbogenseife geschenkt hat? Eine Klasse in Wedemark wäre super stolz.

kompakt Freiwillig die Rente steigern Wer vorzeitig – z. B. mit 63 Jahren – in Rente gehen will, kann jetzt auch als Rentner noch seine Bezüge steigern. Das ist seit Anfang 2017 aufgrund einer gesetzlichen Neuregelung möglich. Bis zum Erreichen der persönlichen Regelaltersgrenze können Ruheständler jetzt freiwillige Beiträge an die Rentenversicherung zahlen. Ihre Höhe ist derzeit zwischen mindestens 84,15 Euro und höchstens 1 187,45 Euro pro Monat frei wählbar.

Plus für Waisen Kinder und Jugendliche, die eine gesetzliche Waisenrente bekommen, müssen dafür seit Anfang 2017 keine Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung mehr bezahlen. Auch für junge erwachsene Waisen, die sich in der Schul- oder Studienausbildung befinden, gilt diese Neuregelung – aber höchstens bis zum 25. Geburtstag. Waisen, die bereits wegen ihrer Berufsausbildung oder als Arbeitnehmer versicherungspflichtig sind, müssen auch künftig Beiträge zahlen.

Leichter Rente für Pflege Wer einen pflegebedürftigen Angehörigen in häuslicher Umgebung pflegt, bekommt seit Jahresbeginn leichter einen Zuschlag zur späteren Rente. Bereits ab Pflegegrad 2 zahlt die Pflegekasse des Gepflegten jetzt Rentenbeiträge – wenn die Pflege mindestens zehn Stunden pro Woche dauert, die auf wenigstens zwei Wochentage verteilt sind. Die Höhe der Beiträge richtet sich nach Pflegegrad und Leistungen für den Gepflegten. Ausgabe 2.2017

Fotos: Felix Schmitt; Heinrich Holtgreve; Back to Life; Privat

Die Regenbogenseife ist aufwendig in der Produktion, aber von hohem Symbolwert.

Vor Ort

Sie zeigen Einsatz: das Team aus dem Sozialwahlbüro der Deutschen Rentenversicherung Bund.

Ein fünfköpfiges Team sorgt im Sozialwahlbüro der Deutschen Rentenversicherung Bund dafür, dass die Sozialwahl 2017 reibungslos verläuft enn ab Ende April die Wähler ihr Kreuz auf dem Stimmzettel setzen, haben die Mitarbeiter des Wahlbüros bereits zwei Jahre Arbeit hinter sich. Der erste große Schritt für das neuformierte Team Ende 2015 war die Ausschreibung für Druckerei- und Briefdienstleister. „Damals hätte ich nicht gedacht, dass unsere Arbeit so vielschichtig und intensiv sein würde“, sagt Dirk Eckert.

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In alle Abläufe einbezogen Neben dem technischen Aspekt war das Wahlbüro zuständig für die Vorprüfung der eingereichten Vorschlagslisten. Die Listen, die noch nicht in der Vertreterversammlung vertreten sind, mussten Unterstützerunterschriften sammeln. „Wir 20 zukunft jetzt

haben Unterschriftenlisten bekommen und die Berechtigung geprüft“, erzählt Sabine Thiemann. Insgesamt waren es über 10 000. „Nicht zu vergessen die Kandidatenlisten, die geprüft werden mussten“, ergänzt Boris Pantzke. Das Thema Sozialwahl war Neuland für den größten Teil der Fünf, als sie sich innerhalb des Hauses der Deutschen Rentenversicherung Bund für das Projekt bewarben. „Aber wir hatten große Lust auf neue Herausforderungen“, erklärt Teamassistentin Regine Bargfrede. Herausforderungen gab es auf unterschiedlichen Ebenen: Wahlbüroleiterin Simone Herfert und Sabine Thiemann führten Infoveranstaltungen zur Sozialwahl für die Mitarbeiter der Deutschen Renten-

Die Telefone laufen heiß Ein weiterer Schwerpunkt des Wahlbüros ist die Telefonhotline, die speziell für die Sozialwahl eingerichtet wurde. Bereits ein Jahr vorher begann das Team mit den Planungen. Räume mussten eingerichtet und technisch ausgestattet werden. Zudem wurden die Mitarbeiter thematisch geschult. Nach einem Telefontraining galt es, die „Hotties“ in zwei Schichten zu organisieren. „Ende Februar wurden 30 Millionen Wahlvorankündigungen verschickt, seitdem laufen hier die Leitungen heiß. Von acht bis zwanzig Uhr“, erzählt Sabine Thiemann, die die Hotline koordiniert. „Die Versicherten haben Fragen zu ihrer Wahlberechtigung, zur Sozialwahl und wann sie den Stimmzettel erhalten. Oft fragen sie dann auch noch nach Rententhemen. Für diese Ausgabe 2.2017

Fotos: Terbach/Deutsche Rentenversicherung Bund

Vielschichtig und intensiv

versicherung Bund in mehreren Berliner Dienststellen durch. Vor Ort in der Berliner Ruhrstraße wurde die Zusammenarbeit von allen beteiligten Bereichen eng verzahnt. „Bis zum Ende des Wahlprozesses stehen wir dabei in einem engen Kontakt mit der IT-Abteilung und dem Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“, sagt Dirk Eckert.

Fälle haben wir extra eine FachHotline in Stralsund eingerichtet.“ Täglich erreichen die Sozialwahlhotline durchschnittlich 1 200 Anrufe und unzählige E-Mails, die kurzfristig beantwortet werden. Das wird bis in den Juni hinein so gehen.

Einsatz bis zur letzten Minute „Wenn am 31. Mai die letzten Stimmzettel eingetroffen sind, hört die Arbeit für uns noch lange nicht auf“, sagt Boris Pantzke. Dann wird das Team für die Wahlauswertung umziehen nach Berlin-Haselhorst, wo die Stimmen ausgezählt werden. „Wir sichten die Stimmzettel, die maschinell nicht lesbar sind.“ In dieser Zeit wird das Team rund um die Uhr im Schichtsystem vor Ort sein. „Persönlicher Einsatz bis zur letzten Minute“, fassen die Kolleginnen und Kollegen ihre Tätigkeit zusammen. Die Fünf sind sich einig: „Sozialwahlarbeit ist etwas ganz Besonderes, und wir sind mit vollem Einsatz dabei.“

Sozialwahl in TV und Radio Der markante Wahlbriefumschlag der Sozialwahl 2017 ist in Origami-Varianten momentan nicht nur auf großen Plakaten zu sehen. Er zeigt sich auch in einem aktuell ausgestrahlten Fernsehspot. Darin wird das rote Papier in verschiedene Gegenstände gefaltet. Am Ende entfaltet sich der rote Briefumschlag. Es wird betont, wie wichtig es ist, alle sechs Jahre bei der Sozialwahl seine Stimme abzugeben und sich für Mitsprache bei Rente und Gesundheit zu entscheiden. In einem Radiospot macht schräger Gesang unter der Dusche auf die Sozialwahl 2017 aufmerksam. Denn, so die Botschaft der Gesangseinlage, die Stimme kann jeder Wahlberechtigte besser nutzen – mit einem Kreuz bei der Sozialwahl.

Wählen auch Sie mit!

Die Wahlbüroarbeit wird von der Telefonhotline unterstützt. Ausgabe 2.2017

Weil es unsere Wahl ist

Vor Ort

Ein Partner für Arbeitgeber Der Firmenservice der Deutschen Rentenversicherung Schwaben

∏ INFO Ihr Kontakt zum Firmenservice Kostenfreie Servicenummer: 0800 1000 453 firmenservice.drv.info [email protected] Arbeitgeber-Infoveranstaltung zum Firmenservice Wann: 3. Mai 2017 ab 16.00 Uhr Wo: Deutsche Rentenversicherung Schwaben, Dieselstraße 9, 86154 Augsburg Anmeldung erbeten unter Telefon: 0821 500 1492

telunterstützung helfen, diese zu bewältigen. Arbeitgeber, Personalleiter, Werks-und Betriebsärzte, Betriebsräte und Schwerbehindertenvertreter sind regelmäßig positiv überrascht über die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten.“

Kathrin Kelichhaus organisiert den Firmenservice der Deutschen Rentenversicherung Schwaben. n den vergangenen zwei Jahren sei sie für den Firmenservice in ganz Schwaben unterwegs gewesen, erzählt Kathrin Kelichhaus. Sie betreut dieses Angebot der gesetzlichen Rentenversicherung seit dessen bundesweiter Einführung im Zuständigkeitsbereich des schwäbischen Rentenversicherungsträgers. Kleine und mittelständische Unternehmen nutzen das Angebot genauso wie Großkonzerne – und zwar in steigendem Maß.

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„Im Zentrum steht das Thema ,Gesunde Mitarbeiter’“, so Kelichhaus. „Das höhere Renteneintrittsalter, der demografische Wandel und der Fachkräftemangel stellen die Betriebe vor immer größere Herausforderungen. Unser breites Leistungsspektrum im Bereich Rehabilitation, wie orthopädische und psychosomatische Präventionskonzepte, berufliche Rehabilitation während des betrieblichen Eingliederungsmanagement und Hilfsmit-

Reha vor Rente Nach dem Motto „Reha vor Rente“ könnten Arbeitnehmer so länger und gesünder im Betrieb gehalten werden, erklärt die FirmenserviceExpertin. „Viele Arbeitgeber sehen inzwischen auch das betriebliche Gesundheits- und Eingliederungsmanagement als echte Chance, ihre Mitarbeiter zu unterstützen. Auch in diesen Bereichen berate ich gerne. Für Fragen zu Rente und Altersvorsorge, Beiträge und Meldungen zur Sozialversicherung vermittle ich kompetente Kollegen aus dem Haus – zumeist am Telefon.“ Ausgabe 2.2017

Vor Ort

Wichtige Termine in Schwaben! Bei der Deutschen Rentenversicherung Schwaben werden in der Dieselstraße 9, 86154 Augsburg, spezielle Vorträge angeboten:

Kontenklärung online ist für die Versicherten bequemer.

Online-Service bei Kontenklärung Antwort zum Versicherungsverlauf im Netz möglich er sein Versicherungskonto in der gesetzlichen Rentenversicherung erstmals klären möchte, muss dafür entsprechende Anträge stellen. Hierbei ist oft der Weg zum Versicherungsamt, zur Gemeinde oder zu einer Auskunfts- und Beratungsstelle der Deutschen Rentenversicherung notwendig. Sind danach keine Fragen mehr offen, gibt es für zukünftige FolgeKontenklärungen jetzt ein komfortableres Angebot. Mit dem weiteren Versicherungsverlauf wird gleichzeitig ein Zugangscode übermittelt. Dieser eröffnet zusammen mit der Versicherungsnummer die Möglichkeit, sich auf der Webseite www. deutsche-rentenversicherung.de über den im Anschreiben genannten Pfad anzumelden.

Fotos: Deutsche Rentenversicherung Schwaben; DRV-Bildserie

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Webformular nutzen Damit kann die Rückmeldung zum Versicherungsverlauf schneller als Ausgabe 2.2017

bisher, nämlich online von zu Hause, erfolgen. Das Webformular muss dazu vollständig ausgefüllt abgesandt werden. Für Ihre Unterlagen erhalten Sie eine Sendebestätigung und können das Formular auch als PDF-Dokument ausdrucken. Haben Sie die Daten, die im Versicherungsverlauf aufgelistet sind, online bestätigt, übersendet Ihnen Ihr Rentenversicherungsträger per Post einen Feststellungsbescheid.

26.04.2017 Altersrenten – Wer? Wann? Wie(viel)? 17.05.2017 Arbeitslos? Auswirkungen auf die Rente 31.05.2017 Erwerbsgemindert oder berufsunfähig – was wäre wenn? 21.06. 2017 Todesfall: Versorgt über den Partner? Die Vorträge sind kostenlos und finden jeweils um 16.30 Uhr statt. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl wird um vorherige Anmeldung gebeten unter Tel.: 0821 500 - 6015 Fax: 0821 500 - 6050 E-Mail: service.in.schwaben@ drv-schwaben.de

Geschützter Zugang Der im Versicherungsverlauf genannte Zugangscode kann nur einmal über die Online-Dienste der Deutschen Rentenversicherung genutzt werden. Spätestens nach sechs Monaten ist er zum genannten Verfallsdatum ungültig. Auf diese Weise wird die „Tür“ zur Rentenversicherung besonders geschützt.

Vom 12. bis 20. August 2017 beantwortet die Deutsche Rentenversicherung Schwaben Ihre Fragen zu Reha, Rente oder Altersvorsorge auf der Allgäuer Festwoche in Kempten.

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Vorsorge

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Gutes tun und Geld sparen Wer sich ehrenamtlich engagiert, kann bei der Steuererklärung Vorteile geltend machen ehr als 30 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich. Das sind 40 Prozent der Bevölkerung ab zehn Jahren. Sie trainieren Jugendmannschaften, helfen im Elternverein der Schule, betreuen Flüchtlinge, pflegen Angehörige oder sind bei der freiwilligen Feuerwehr. Andere unterstützen Vereine und Organisationen durch Spenden.

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Männer und Frauen engagieren sich dabei gleichermaßen. Männer mehr im Sport oder bei den Rettungsdiensten, Frauen eher in Kirche und Schule. Das geht aus einer Erhebung des Statistischen Bundesamts hervor. Diese Ehrenamtlichen bilden den Kitt im gesellschaftlichen Zusammenleben. Für sie hat die Politik deshalb einige Steuervorteile geschaffen.

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Ehrenamtspauschale Als Entschädigung für freiwillig geleistete Arbeit dürfen Ehrenamtler pro Jahr 720 Euro steuerfrei einnehmen. Auch Sozialversicherungsbeiträge müssen darauf nicht gezahlt werden. Natürlich dürfen sie auch mehr verdienen, aber für alles über 720 Euro werden Steuern und Sozialabgaben fällig. Voraussetzung für die Ehrenamtspauschale: Das Ehrenamt ist eine Nebentätigkeit, Ehrenamtliche wenden dafür im Jahr nicht mehr als ein Drittel der Zeit auf, die sie für ihren Hauptberuf verwenden. Der Hauptberuf muss dabei keine bezahlte Arbeit im steuerrechtlichen Sinn sein; die Pauschale gilt auch für Studenten, Arbeitslose, Rentner oder Hausfrauen. Die Tätigkeit muss gemeinnützig oder mildtätig sein und für eine öffentlich-rechtliche oder gemeinnützige Organisation erfolgen: also zum Beispiel im Verein, in einem Pflegeheim, in Einrichtungen für Jugendliche oder Behinderte oder im Tierschutz, für die Kirche, in Schule, Volkshochschule oder Uni. INFO: Welche Tätigkeiten in welchen Einrichtungen steuerbegünstigt sind, ist in den Paragrafen 51 bis 68 der Abgabenordnung im deutschen Steuerrecht geregelt.

Übungsleiterpauschale Wer Trainer im Sportverein, Chorleiter im Gesangsverein, Ausbilder bei der Feuerwehr oder Kursleiter in einer Volkshochschule ist, kann bis zu 2 400 Euro im Jahr verdienen, ohne dass dafür Steuern oder Sozialabgaben fällig werden. Bedingung: Die Tätigkeit muss einen pädagogischen Zweck erfüllen, gemeinnützig sein und nicht mehr als ein Drittel der Vollzeittätigkeit ausmachen. Das gilt auch hier für

Hausfrauen, Rentner, Studenten und Arbeitslose. Die Pauschale gilt nicht für die Ausbildung von Tieren. Wenn Übungsleitern durch ihre Tätigkeit Kosten entstehen, können sie diese außerdem als Werbungskosten von der Steuer absetzen. Der Übungsleiterfreibetrag und die Ehrenamtspauschale sind bei derselben Tätigkeit nicht miteinander kombinierbar.

Beispiel: Martin M., 46, angestellter Anlagenmechaniker, trainiert zweimal die Woche die Jugendmannschaft seines Sportvereins. Gleichzeitig engagiert er sich als Jugendleiter im Vorstand. Für beides bekommt er vom Verein einen kleinen Obolus. Das Honorar als Trainer liegt unter 2 400 Euro und ist damit dank Übungsleiterpauschale steuerfrei. Und für die Arbeit im Vorstand kann er die Ehrenamtspauschale geltend machen.

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Betreuerfreibetrag

Ehrenamt und Minijob

Wer vom Amtsgericht für Minderjährige, Menschen mit Behinderung oder Menschen mit Krankheit als ehrenamtlicher Betreuer eingesetzt wird, kann ebenfalls bis zu 2 400 Euro im Jahr steuer- und sozialabgabenfrei dazuverdienen. Davon profitieren ehrenamtliche rechtliche Betreuer und ehrenamtliche Pfleger.

Auch Minijobber profitieren von der Ehrenamtspauschale und dem Übungsleiterfreibetrag: Minijobber können sich den jeweiligen Betrag entweder blockweise auszahlen lassen oder sie stocken damit monatlich das Minijobgehalt um 200 Euro (Übungsleiterfreibetrag) oder 60 Euro (Ehrenamtspauschale) auf.

Aufwendungsersatz und Aufwandsspende Wer fürs Ehrenamt viel unterwegs ist, oft telefoniert oder den Schriftverkehr per Post abwickelt, kann sich den Aufwand von der Organisation erstatten lassen – oder sich das Geld vom Fiskus zurückholen. Man verzichtet gegenüber der Organisation schriftlich auf eine Bezahlung und bekommt dafür eine Spendenbescheinigung. Diese Aufwands-

Ehrenamt, Rente und Pflege Rentner können durch Einkünfte aus einem Ehrenamt ihre Rente aufbessern. Wer die Regelaltersgrenze erreicht hat, kann grenzenlos hinzuverdienen; vor Erreichen der Regelaltersgrenze gelten verschiedene Hinzuverdienstgrenzen. Ehrenamtliche Arbeit kann sich auch positiv auf die spätere Rente auswirken: Berufstätige, die nicht mehr als 30 Stunden arbeiten und nebenbei andere ehrenamtlich in häuslicher Umgebung pflegen, können dafür Rentenpunkte sammeln. Die Rentenversicherung wertet die Pflegezeit als Beitragszeit; die Pflegekasse des Pflegebedürftigen zahlt Rentenbeiträge für Pflegende. Voraussetzung: Der Pflegebedürftige hat mindestens Pflegegrad 2, die Pflege umfasst mindestens zehn Stunden pro Woche an wenigstens zwei Tagen und für mindestens zwei Monate im Jahr. Informationen gibt es bei der Deutschen Rentenversicherung.

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spende macht man dann als Sonderausgabe in der Steuererklärung geltend. Dazu sollten Ehrenamtler unbedingt alle Quittungen und Belege aufheben und ein Fahrtenbuch führen. Wer seinem Verein etwas Gutes tun will, kann auch die ausgezahlte Vergütung zurückspenden – und auch diese Rückspende von der Steuer absetzen.

Geld- und Sachspende Dingen ist das einfach, weil die Rechnung den Wert belegt. Bei gebrauchten Sachspenden muss man den Marktwert schätzen. Für Spenden bis 200 Euro reicht in allen Fällen ein „vereinfachter Nachweis“ wie ein Kontoauszug.

Egal, ob Geld für die Kirchenorgel, einen Satz Fußbälle für den Verein des Sohnes oder Kleider für eine Hilfsorganisation – Spenden können als Sonderausgaben bei der Steuererklärung geltend gemacht werden. Spenden von bis zu 20 Prozent des Gesamteinkommens sind absetzbar. Aber nur, wenn es auch eine Spendenbescheinigung gibt. Bei Geldspenden oder Spenden von neuen

Weitere Informationen gibt es beim Bundeszentralamt für Steuern auf www.bzst.de oder beim Lohnsteuerhilfeverein auf www.vlh.de

∏ TIPP Bernd Jaquemoth: Vereinsrecht und Ehrenamt – das Handbuch für alle Ehrenamtler Verbraucherzentrale NRW 2014, 12,90 Euro.

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1 Die Medizinische Trainingstherapie kombiniert Ausdauer- und Krafttraining, um körperliche Leistungsfähigkeit, Muskelfunktion und die Lebensqualität zu steigern. 2 Die Knappschafts-Klinik Bad Driburg. 3 Stationsarzt Alexander Klein sieht seinen Patienten Michael Dammers auf dem richtigen Weg.

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Drei Stationen, ein Ziel Von der Klinik über die Reha in die Herzsportgruppe – Michael Dammers lernt aus seinem Herzinfarkt

Seit seinem Infarkt weiß Michael Dammers, dass er sein Leben ändern muss. Jetzt entdeckt er den Spaß am Sport neu.

eine Kondition ist nicht so toll“, meint Michael Dammers im Rückblick. „Bis zum Alter von 26 habe ich viel Fußball gespielt.“ Nach einem Moped-Unfall ging das nicht mehr, er stieg um aufs Rennrad. Auch beruflich änderte sich vieles: Der junge Bergmann wurde nach Schließung des Bergwerks Elektroniker, nach vier Jahren Abendschule Informatiker. Dazu kam die Familie mit drei Kindern. „Von da an war ich, was das körperliche Training angeht, ziemlich faul.“

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Bitte rufen Sie einen Notarzt!

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„Mein Infarkt kam plötzlich. Ich hatte nie Bluthochdruck oder Diabetes, keine Atemnot.“ Morgens, auf dem Weg zur Arbeit, spürte er ein Brennen in der Brust, fühlte sich unwohl. „Eine Viertelstunde war ich noch im Büro, dann entschloss ich mich, zum Arzt zu fahren.“ Aber er fuhr schon nicht mehr über die Autobahn, sondern durch die Stadt. „Dann merkte ich, es geht nicht mehr, habe bei einem Blumengeschäft angehalten und den Besitzer gebeten, einen Notarzt zu rufen.“ Der war in fünf Minuten da, versorgte ihn und lies ihn ins Krankenhaus bringen. Dort wurde er untersucht und dann ins Aachener Klinikum verlegt. Die Ärzte setzten über die Arm-Arterie an der Engstelle seines Herzkranzgefäßes einen Stent – „und es ging mir schlagartig besser. Es ist toll, dass das geht. Es war kein Komplettverschluss“. Im Nachhinein weiß Michael Dammers, dass er viel Glück im

Unglück hatte. Und er weiß, was er hätte besser machen können. „Sport, das ist ausschlaggebend.“ Und 30 Jahre lang 15 Zigaretten am Tag hätte er auch lassen sollen. Am Tag nach dem Infarkt hört er mit dem Rauchen auf.

Nahtlos in die Reha Fast nahtlos geht es vom Akutkrankenhaus zur Reha in die Knappschafts-Klinik Bad Driburg. Dort ist Dammers Eindruck sofort positiv: „Das ist hier alles sehr gut organisiert.“ Täglich arbeitet er an seiner Ausdauer auf dem Fahrrad-Ergometer, bei dem vom Arzt ein Trainingsprogramm vorgegeben wird – die konkrete Belastung in Watt sowie die entsprechende Trainingsherzfrequenz. Täglich trainiert er in der Sporthalle gemeinsam mit anderen Rehabilitanden eine halbe Stunde Koordination und Ausdauer, lernt dabei seinen Puls zu messen und wird so für die körperlichen Reaktionen auf die konditionellen Anforderungen sensibilisiert. In der Medizinischen Trainingstherapie arbeitet er an Kraftgeräten oder Hanteln, im Schwimmbad mit Bällen oder Schwimmbrettern – Auftrieb und Wasserwiderstand erlauben ein optimales Ganzkörpertraining unter gelenkschonenden Bedingungen. „Die Sport- und Bewegungstherapie gehört zu den Grundpfeilern der kardiologischen Rehabilitation“, erklärt der Physiotherapeut Michael Hagen. „Die Patienten werden zu einer Verhaltensänderung motiviert. Sie sollen ihre indivi-

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Den Lebensstil ändern Interview mit Dr. Gabriele Augsten, Chefärztin der Knappschafts-Klinik Bad Driburg ¿Was kann die Reha in drei Wochen erreichen? Wir arbeiten daran, Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und die gesundheitliche Prognose unserer Patienten zu verbessern, dass sie möglichst in den Beruf zurückkehren können. Drei oder vier Wochen sind knapp dafür, deshalb legen wir Wert darauf, den Patienten dafür die wichtigsten Anregungen zu geben und sie zu einer Lebensstiländerung zu motivieren. Das geht nur in Teamarbeit von Ärzten, Schwestern, Therapeuten, Sportlehrern, Psychologen, Diätassistenten und bei uns auch Diabetesberaterinnen. ¿Welche Rolle spielt die Herzsportgruppe? Sie kann Patienten dabei unterstützen, weiterhin sportlich aktiv zu bleiben. Die Herzsportgruppe allein reicht jedoch nicht aus. Aber sie gibt ihnen die Möglichkeit, die Kommunikation mit anderen Patienten zu pflegen, sich gegenseitig zu motivieren. Der regelmäßige Termin der Herzsportgruppe hilft dabei, nicht in „den alten Trott“ zurückzufallen. ¿Was empfehlen Sie Herrn Dammers für sein weiteres Leben? Dass es ihm gelingt, den Reha-Erfolg lange aufrechtzuerhalten, dass er sportlich aktiv bleibt, dass er es schafft, weiterhin Nichtraucher zu bleiben. Er sollte sich regelmäßig kardiologisch kontrollieren lassen. Wir wünschen ihm, dass er das bei uns Gelernte zu Hause gut umsetzen kann, seine positive Lebenseinstellung behält, Freude am Leben und bei der Arbeit hat und gelernt hat, mit seiner Erkrankung umzugehen.

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duellen Möglichkeiten erkennen, wie sie durch körperliches Training und Freizeitsport ihre Erkrankung positiv beeinflussen können.“

Guter Mittelweg zwischen Arbeit und Freizeit „Dass Michael Dammers am Tag nach seinem Infarkt mit dem Rauchen aufhörte, zeigt, dass es bei ihm ‚Klick‘ gemacht hat“, ergänzt Stationsarzt Alexander Klein. Aber zur Veränderung des eigenen Lebensstils gehöre auch, sich gesund zu ernähren. Und man müsse einen guten Mittelweg finden zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Erholung und Stress. Michael Dammers lässt sich StressTipps geben und nimmt an Seminaren zum Thema gesunde Ernährung teil. Bei den Vorträgen beeindruckt ihn die Information, dass er durch regelmäßiges Training seine Medikamentendosis reduzieren kann. „Das ist mein Ziel: Durch Sport erreichen, dass ich nur noch eine Tablette nehmen muss. Alle anderen hätte ich am liebsten weg.“ Der Stationsarzt sieht Michael Dammers auf dem richtigen Weg: „Reha ist Arbeit an sich selbst, kein Urlaub, und sie bringt was fürs Leben. Die Patienten sollen ihre Batterien aufladen, damit sie im Alltag davon zehren können. Diesen nachhaltigen Effekt, den wollen wir vermitteln, aber dafür muss jeder auch selbst was tun.“ Der Patient solle bemerken: Ich habe die Chance, das Ruder rumzureißen und der Körper kann sich noch regenerieren.

In der Herzsportgruppe Im Januar fängt Michael Dammers wieder an zu arbeiten. Drei Wochen später fährt er zum ersten Mal zur Herzsportgruppe im St. AntoniusHospital in Eschweiler. Den Verein

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für Reha-Sport gibt es seit 25 Jahren. 20 Herzsportgruppen trainieren dort. Nach dem Vorstellungsgespräch wird er der Gruppe der Fitteren am Mittwochabend zugeteilt. Jede Herzsportgruppe trifft sich einmal in der Woche. Eineinhalb Stunden wärmen sich die Männer und Frauen auf, machen Gymnastik und Ausdauertraining. „Damit wollen wir unseren Teilnehmern die Lust und die Notwendigkeit von Bewegung vermitteln. Eigentlich sollte sich jeder viermal die Woche etwa eine Stunde lang bewegen, um Ausdauer, Kraft und Koordination zu trainieren“, sagt der Vorsitzende des Reha-Sportvereins, Oberarzt Norbert Ausgabe 2.2017

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»In den Herzsport-

gruppen werden Herzleistung, Lungenfunktion und Muskulatur gefordert.« Oberarzt Norbert Schallenberg

1 5 Volleyball- und Hanteltraining sorgen für Abwechslung. 2 Übungsleiterin Elke Frings stellt das Ergometer ein. 3 Blutdruckmessen gehört beim Herzsport dazu. 4 „Etwas Schweiß soll schon fließen“, fordert Oberarzt Schallenberg.

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Schallenberg. „Herzleistung, Lungenfunktion und Muskulatur sind gefordert. Wir geben deshalb auch Tipps für den Alltag und unterstützen die Gründung von Gruppen. Die treffen sich regelmäßig zum Nordic Walking, Wandern oder Radfahren.“

Fotos: D. Asbach; Christina Lux

Kraft, Koordination und Ausdauer Alle haben ihren Blutdruck gemessen und Übungsleiterin Elke Frings ruft zum Aufwärmtraining. Bei Lockerungs- und Dehnungsübungen werden alle Gelenke und Muskeln angesprochen und moderat auf Trab gebracht. Mit Hanteln, Bällen oder Thera-Bändern trainiert die Gruppe Ausgabe 2.2017

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Kraft und Koordination. Zum Ausdauertraining geht es auf die Ergometer, die Wattzahl ist für jeden entsprechend der Leistungsstärke eingestellt. Dann wird wieder der Puls gemessen. Zum Abschluss gibt es ein lockeres Volleyballspiel. „Die meisten, die eher skeptisch beginnen, sind anschließend unheimlich froh, dass sie bei der Herzsportgruppe mitgemacht haben“, ergänzt Anne Piepel, die Leiterin der Herzgruppen. „Am Belastungs-EKG vorher und nachher können wir sehen, dass sie sich gesteigert und Sicherheit im Alltag gewonnen haben.“ Und sie zitiert den Sportmediziner Prof. Wildor Hollmann: „Gäbe es ein

Medikament, das unser Herz stärkt, den Blutdruck senkt, den Blutfettspiegel günstig beeinflusst, die geistige Wachheit fördert, peripher entspannend wirkt, die Belastbarkeit der Knochen und Sehnen verbessert, unsere Muskeln wachsen lässt und die Durchblutung fördert und, nicht zu vergessen, unser Leben verlängert, dabei ohne Nebenwirkungen ist – was würden wir dafür bezahlen? Es gibt dieses Medikament: Bewegung!“ Auch Michael Dammers ist überzeugt. Sport ist für ihn keine bittere Pille mehr. Im Gegenteil: Wenn es ein Medikament gibt, zu dem er gerne greift, dann das. Die Dosierung will er nun sogar langsam steigern. zukunft jetzt 31

Gesundheit

Ein schmaler Grat Ehrenamt macht glücklich und gesund – doch es gilt, das richtige Maß zu finden

er anderen hilft, fühlt sich gut, geht zufriedener und optimistischer durchs Leben, ist gesünder und lebt oft sogar länger. Forscher der britischen Universität Exeter haben Studien verglichen und herausgefunden, dass Ehrenamtler nicht nur anderen, sondern in den meisten Fällen auch sich selbst etwas Gutes tun. Die Ursachen sind vielseitig: Durch ihr Engagement verbringen Menschen mehr Zeit außerhalb der eigenen vier Wände, sie sind aktiver und haben in der Regel stärkere soziale Bindungen. „Der Mensch ist ja von Natur aus ein soziales Wesen. Ein Ehrenamt befriedigt unser natürliches Bedürfnis, anderen zu helfen“, erklärt Diplom-Psychologin Julia Scharnhorst. Wichtig ist der Kontakt zum Mitmenschen: Wer zum Beispiel Geld für eine Organisation spendet, tut auch etwas Gutes, aber der Effekt auf die eigene Gesundheit ist danach nicht so groß wie bei jemandem, der Senioren im Pflegeheim besucht oder eine Jugendmannschaft trainiert. Warum? „Durch den menschlichen Kontakt wird im Körper das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das sich positiv auf das Wohlbefinden

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auswirkt.“ Ehrenamtliches Engagement kann deshalb nach schwerer Krankheit auch zur schnelleren Genesung beitragen oder Depressive aus ihrem Grübelzirkel reißen.

Hauptsache freiwillig Der Grat zwischen Glücksgefühl und erdrückender Belastung kann allerdings schmal sein. Wer Angehörige pflegt, weiß das nur zu gut. „Wenn man das Gefühl hat, dass andere Menschen existenziell auf einen angewiesen sind oder im Verein ohne den eigenen Einsatz nichts mehr läuft, dann kann das auf Dauer krank machen“, betont Julia Scharnhorst. Ein Ehrenamt muss auf Freiwilligkeit

basieren. „Sobald man sich unter Zwang gesetzt fühlt, ist der positive Effekt weg.“ Wer plötzlich so viel Zeit für Verein, Gruppe oder Organisation aufbringen muss, dass Beruf, Familie und Hobbys leiden, kann sich schnell gefangen fühlen. Die Folgen können Symptome sein, die man auch vom Burn-out kennt: Das Mitgefühl schwindet, Zynismus macht sich breit, man fühlt sich erschöpft, schläft schlecht. Und das wiederum kann negative Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit haben. Deshalb sollte, so rät Psychologin Scharnhorst, das Ehrenamt gut in den Alltag einzubauen sein. Der ZeitAusgabe 2.2017

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4 Tipps für die richtige Balance beim Einsatz für andere

1.

Angehörige fragen. Wer das Gefühl hat,

dass das Ehrenamt überhandnimmt, kann Nahestehende fragen, wie sie die Situation beurteilen. Oft können andere besser einschätzen, ob man selbst auf einen Burn-out zusteuert. Wichtig: Auch auf die Einschätzung der anderen hören!

2.

Abstand gewinnen. Eine Auszeit kann hel-

3.

Aufgaben teilen. Wachsen Druck und

fen: Mal für zwei Monate aus dem Ehrenamt zurückziehen – auch wenn es anfangs schwerfällt – und sehen, wie es einem danach geht.

Anforderungen, kann es helfen, die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Pflegende Angehörige können sich Hilfe in Netzwerken oder bei Organisationen holen. Gerade bei emotional belastenden Aufgaben wie im Rettungsdienst oder der Begleitung Sterbender kann eine Supervision oder die Möglichkeit zum Austausch mit anderen helfen.

4. Nein sagen.

Fotos: stocksy/Nox Photography, Leander Nardin; Privat

Gesunder Egoismus: Wenn es nicht anders geht, muss man die eigene Einstellung überprüfen und lernen Nein zu sagen.

aufwand sollte moderat sein, um alle Verpflichtungen unter einen Hut zu bekommen. Eine Faustregel gibt es nicht; jeder Mensch ist anderes belastbar. Aber die eigene Einstellung zählt: „Man darf weder übertrieben positive noch negative Erwartungen

an die Aufgaben und an die eigenen Fähigkeiten haben.“ Ganz gleich, ob man Sterbende begleitet, Flüchtlinge unterstützt oder Schülern bei den Hausaufgaben hilft – man sollte vorher realistisch einschätzen, was aus eigenem Kraftaufwand machbar ist.

» Ich könnte es auch lassen. « Wer diese Aussage für sich mit gutem Gefühl treffen kann, bei dem steht das Ehrenamt im gesunden Verhältnis zu anderen Verpflichtungen und Hobbys, sagt Julia Scharnhorst, Vizepräsidentin des Deutschen Psychologenverbandes. Ausgabe 2.2017

kompakt Dicke Deutsche In Deutschland gibt es immer mehr Übergewichtige. Das teilt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit. Mit dem Alter nimmt auch das Gewicht zu: Am Ende ihres Berufslebens sind 74,2 Prozent der Männer und 56,3 Prozent der Frauen übergewichtig. Kaum Veränderung hat die DGE bei Kindern bei der Schuleingangsuntersuchung festgestellt: Hier ist die Zahl der Übergewichtigen seit ein paar Jahren gleich geblieben.

Hilfe für Kinder Asthma, Allergien oder Übergewicht – damit Krankheiten im Kindes- und Jugendalter nicht chronisch werden und ihre Folgen nicht bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben, müssen sie rechtzeitig und angemessen behandelt werden. Dabei kann eine Kinder- und Jugendreha der Deutschen Rentenversicherung helfen. Viele Infos über Voraussetzungen, Krankheitsbilder und die nötigen Formulare gibt es im Internet auf kinderreha.drv.info.

Reha nach Krebs Mit der onkologischen Rehabilitation bietet die Deutsche Rentenversicherung eine besondere Reha-Leistung an, die die körperlichen und seelischen Folgen der Tumorerkrankung mildert beziehungsweise beseitigen hilft. In der Regel dauert der RehaAufenthalt drei Wochen. Ausführliche Informationen gibt es in der Broschüre „Rehabilitation nach Tumorerkrankungen“ auf www.deutsche-rentenversicherung.de.

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Im Land der Siegel

Einblicke in die Berufswelt

Sie prangen auf Verpackungen oder verzieren Internetseiten: Eine Vielzahl von Siegeln oder Labeln wollen Verbraucher in der realen und der virtuellen Welt von der Qualität der Produkte oder der Seriosität von Online-Shops überzeugen. Doch stehen sie wirklich immer für das, was sie vorgeben? Der Verein VERBRAUCHER INITIATIVE weiß um ihre Tücken. Auf seinem Portal Label-online hilft er Konsumenten mit Bewertungen samt Hintergrundinformationen, die mehr als 1 000 Gütezeichen richtig einzuordnen. Dabei nimmt der Verein regionale und internationale Label unter die Lupe. Das Ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz fördert das Angebot, das es auch als App für unterwegs gibt. www.label-online.de

Wenn die Schulzeit sich dem Ende zuneigt, stellt sich die wichtige Frage nach der Berufswahl. Die eine oder der andere hat sicher schon feste Vorstellungen, in welche Richtung es gehen soll. Doch für viele öffnet sich ein riesiges Feld an Möglichkeiten, in dem man sich schnell verirren kann. Für Orientierung sorgt die App AzubiWelt der Bundesagentur für Arbeit. Sie informiert über die möglichen Ausbildungen in den verschiedenen Berufsfeldern. Über ein eigenes Profil lassen sich gewünschte Informationen speichern. Zudem bietet die App Zugriff auf passende Lehrstellenangebote – auch mit Mitteilungsfunktion. Sie ist kostenlos erhältlich für Android (ab Version 4.3) und iOS (ab Version 9.0). play.google.com > Suchbegriff: AzubiWelt itunes.apple.com/de/store > Suchbegriff: AzubiWelt

Gewusst, wie viel

IMPRESSUM Herausgeber: Deutsche Rentenversicherung Bund. Chefredakteur: Dr. Dirk von der Heide (Deutsche Rentenversicherung Bund, Ruhrstraße 2, 10709 Berlin). Redaktion: Dr. Heiko Fiedler-Rauer, Christine Rütters (DRV Bund), Michael John, Dr. Michael Krause, Katja Mathes, Sabina Ptacnik, Stefan Thissen (wdv OHG). Redaktion der Seiten 22 und 23 „Vor Ort“: Ingrid Högel, Deutsche Rentenversicherung Schwaben, Dieselstraße 9, 86154 Augsburg. Verlag: wdv Gesellschaft für Medien & Kommunikation mbH & Co. OHG, HRA 3087 AG Bad Homburg, Dieselstraße 36, 63071 Offenbach, Telefon: 069 981 904-0, Fax: 069 981 904-896, E-Mail: [email protected]. Bildredaktion: Sonja Streit; Gestaltung: Jochen Merget, Susanne Weser; Anzeigen: Walter Piezonka. Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 11/2017. Vertrieb: Bernd Kremer. Abo-Service: Nurgül Kalkandelen. Kostenfreies Abo: zukunft jetzt, Dieselstraße 36, 63071 Offenbach, Telefon: 069 981 904-821, Fax: 069 981 904-896, E-Mail: [email protected]. Druck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Carl-Bertelsmann-Straße 161M, 33311 Gütersloh. zukunft jetzt erscheint quartalsweise im 12. Jahrgang. Nachdruck – auch auszugsweise – mit Genehmigung des Verlags.

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∏ Beilagenhinweis: Die in zukunft jetzt veröffentlichten Anzeigen und Beilagen stellen weder ein Leistungsangebot noch die Meinung oder eine Empfehlung der Deutschen Rentenversicherung dar.

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Fotos: janehlers.net; wdv/B. Rüttger; Privat

Die schönste Zeit des Jahres rückt näher: Damit in Sachen Finanzen am Urlaubsort alles rund läuft, sollten Reisende stets gut Bescheid wissen über Wechselkurse und landestypische Preise. Dabei hilft die kostenlose App Reise+Geld des Bankenverbandes. Ein Währungsrechner informiert mobil über ständig aktualisierte Kurse von rund 160 Währungen. Und was ein Warenkorb unter Palmen kostet, lässt sich am Smartphone oder Tablet auch schnell herausfinden. Für die Sicherheit liefert die App alle Kartensperr-Notrufnummern, die beim Antippen einen Anruf auslösen. Um Roaming-Gebühren im Ausland zu sparen, können angehende Urlauber bereits zu Hause die App und die Kurse der gewünschten Währungen laden. play.google.com > Suchbegriff: Bankenverband Reise+Geld itunes.apple.com/de/store > Suchbegriff: Reise+Geld

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