Frauen heute. Zwischen Job und Familie. Das Magazin der Deutschen Rentenversicherung. Generation Y Interview mit Zeit -Autorin Kerstin Bund

AUSGABE 2.2016 www.deutsche-rentenversicherung.de Das Magazin der Deutschen Rentenversicherung Frauen heute Zwischen Job und Familie Generation Y ...
Author: Linda Waltz
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AUSGABE 2.2016

www.deutsche-rentenversicherung.de

Das Magazin der Deutschen Rentenversicherung

Frauen heute Zwischen Job und Familie

Generation Y Interview mit „Zeit“-Autorin Kerstin Bund

Chronisch kranke Lunge Dank Reha endlich wieder durchatmen

Inhalt

Gleiche Chancen für

Männer und Frauen?

Viele Paare kennen das. Beide sind erfolgreich im Beruf, tragen Verantwortung. Doch sobald sich Nachwuchs ankündigt, stecken meist die Frauen zurück. Das hat Folgen für die Alterssicherung.

Titelfoto: J. Wagner; Fotos: F. Jaenicke; Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz

Gesetze, Tarifverträge und die Leistungen der Sozialversicherungsträger sollen hier auch einen Ausgleich schaffen. Kindererziehung zum Bei­ spiel steigert die spätere Rente – auch wenn in dieser Zeit keine eigenen Beiträge gezahlt wer­ den. Doch das allein reicht nicht. Für Männer und Frauen gilt: Wer im Alter finanziell unabhängig sein will, muss während des Berufslebens die Grundlagen dafür schaffen. Dazu gehören eine gute Ausbildung und ein Vollzeitjob. In partnerschaftlichen Beziehungen sollten sich die Partner die Familienarbeit teilen. In diesem Heft stellen wir Ihnen Frauen zwischen Job und Familie vor und zeigen Ihnen, wie die Rentenversicherung bei der Planung Ihrer Altersvorsorge helfen kann. Saskia Wollny, Geschäftsführerin der Deutschen Ren­ tenversicherung Rheinland-Pfalz

Ausgabe 2.2016

LEBEN 4 Panorama: Wie Frauen und Männer den Tag nutzen 6 Familien: Wofür es Pluspunkte in der Rente gibt 8 Frauen im Beruf: Zwischen Job, Familie und Ehrenamt 13 Meine Zukunft: Warum Pilotin Kira Weidlin ihren Beruf liebt 16 Dialog: Autorin Kerstin Bund über die Generation Y

VOR ORT 20 Unternehmenskultur: Beruf und Familie vereinbaren 22 Rentenberatung: Fragen zur Rente? Wir antworten!

VORSORGE 24 Altersvorsorge: Frauen wünschen Flexibilität

GESUNDHEIT 28 Rehabilitation: Endlich wieder durchatmen 32 Prävention: Perspektiven für Pflegekräfte 34 zukunft NETZ 34 Impressum

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Leben

Ein ganz normaler Tag Wie 30- bis 44-jährige Männer und Frauen mit Kindern ihre Zeit verbringen Durchschnittlicher Zeitaufwand (in Stunden) pro Tag von Paaren mit Kindern Schlafen 7:58 Mahlzeiten 1:33 Körperpflege und Persönliches 1:26 Erwerbsarbeit 5:29 Haushalt und Familienbetreuung

Männer verbringen mehr Zeit im Beruf und arbeiten weniger im Haushalt als Frauen. Was wie ein Klischee aus vergangenen Zeiten erscheint, ist noch immer Realität. Das bele­ gen jedenfalls Zahlen des Statistischen Bundes­ amts. Sie zeigen, wie sich das tägliche Zeitbudget von Paaren mit Kindern unterscheidet.

3:02 darunter Kinderbetreuung 0:52 Ehrenamt 0:16 Soziales Leben und Unterhaltung 1:31 Sport, Hobbys, Spiele 0:41 Mediennutzung 2:24

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Leben

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Illustration: E. Nohel

0:34 Quelle: Zeitverwendungserhebung 2012/2013, Statistisches Bundesamt Wiesbaden 2015

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Leben

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Pluspunkte

für Familien

Wer Kinder erzieht oder Angehörige pflegt, hat oft Nachteile beim Einkom­ men. Das wirkt sich auch auf die Rente aus. Es gibt aber Regelungen, die wenigstens teilweise für einen Ausgleich sorgen.

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Kindererziehungszeit

Zeit für seine Kinder zu haben, ist eine tolle

Sache – und steigert die Rente. Für jedes Kind

bekommt der Elternteil, der sich hauptsächlich

um die Erziehung des Nachwuchses geküm­

mert hat (meist die Mutter), „Entgeltpunkte“ auf seinem Rentenkonto gutgeschrieben: für

bis 1991 geborene Kinder jeweils zwei Punkte,

für ab 1992 geborene Kinder jeweils drei

Punkte. Jeder Punkt ist so viel wert wie der

Rentenanspruch eines Beschäftigten, der

durchschnittlich verdient (2016: circa

36 300 Euro Jahresverdienst).

Schon ein bis 1991 gebore­

nes Kind steigert die

Rente im Alter um mehr

als 58 Euro in den alten

und mehr als 54 Euro

in den neuen Ländern –

jeden Monat!

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Berücksichtigungszeit und Niedrigverdienste

Neben der Kindererziehungszeit wirkt sich die Kinderberücksichtigungs­ zeit positiv auf die Rente aus. Sie umfasst in der Regel die Zeit von der Geburt des ersten bis zum 10. Geburtstag des jüngsten Kindes. Meist steigert sie die Rente nicht unmittelbar. Diese Zeit hilft aber, zusammen mit anderen Zeiten die für eine Rente notwendige Mindestversiche­ rungszeit zu erreichen. Zudem werden geringe Arbeitseinkünfte von Müttern oder Vätern, die innerhalb der Kinderberücksichtigungszeit arbeiten, bei der Rentenberechnung höher bewertet.

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Leben

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Versorgungsausgleich

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Trotz bester Vorsätze: Nicht jede Ehe hält, bis einer der Partner stirbt. Das erfahren in Deutschland jedes Jahr mehr als 160 000 Paare. Dann werden die während der Ehe von beiden ExPartnern gesammelten Rentenansprüche vom Familiengericht ermittelt und je zur Hälfte auf die Geschiedenen aufgeteilt. Das gilt auch für die Ansprüche auf eine betriebliche Altersversorgung oder eine private Vorsorge (etwa Riester-Rente). Häufig profitieren Frauen von diesem Versorgungsausgleich. Bei der gesetzlichen Rente bekommen sie dann einen Zuschlag. Der macht sich bei Altersrenten im Schnitt mit rund 250 Euro monatlich bemerkbar.

Pflege von Angehörigen

Fotos: wdv/J. Lauer; Illustrationen: E. Nohel

Mehr als 1,9 Millionen Pflegebedürftige werden in häuslicher Umgebung gepflegt – nicht selten von der Tochter oder Schwiegertochter. Da diese Arbeit nicht nur körperlich und psychisch stark belastet, sondern viel Zeit kostet, zahlt die Pflegekasse des Pflegebedürftigen für die „Pflegeperson“ Rentenbeiträge – sofern diese nebenher nicht mehr als 30 Stunden pro Woche arbeitet. Je zeitaufwendiger und anstrengender die Pflege, desto höher die Beiträge. Ein Jahr nicht erwerbsmäßige Pflege (mindestens 14 Stunden pro Woche) eines Pflegebedürftigen, der in Pflegestufe I eingruppiert ist, steigert die spätere Rente – nach heutigen Werten – monatlich um knapp 7,50 Euro in den alten und 6,90 Euro in den neuen Ländern. In „zukunft jetzt“ 3/2016 berichten wir ausführlich über die Pflegereform und die neuen Pflegegrade ab 2017.

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Witwen-/Witwerrente

Auch wenn ihre Bedeutung langsam zurückgeht: Noch immer bekommen mehr als 4,7 Millionen Frauen nach dem Tod ihres Ehepartners oder der eingetragenen Lebenspartnerin eine Witwenrente – gegenüber etwa 625 000 Männern, die eine Witwerrente erhalten. Die Witwenrente ist vor allem wichtig, wenn die Frau eines Verstorbenen nur kurze Zeit in ihrem Leben erwerbstätig war und/oder wenig verdient hat. Sie umfasst 55 Prozent des Rentenanspruchs des Verstorbenen plus Zuschlag für jedes Kind (wenn beide Partner vor dem 2.1.1962 geboren wurden und die Ehe vor dem 1.1.2002 geschlossen wurde: 60 Prozent). Übrigens: Stirbt der geschiedene Partner einer Mutter oder eines Vaters minderjähriger Kinder, erhält der hinterbliebene Partner auf Antrag unter Umständen eine Erziehungsrente.

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Leben

» Ich hätte eine halbe Million Euro auf einer Messe im Koffer haben können. Es hat einfach keiner mit mir geredet.« Felicia Ullrich (50) lebt mit ihren Söhnen und ihrem zweiten Mann in Solingen. Sie ist Geschäftsführende Gesellschafterin einer Druckerei und eines Verlags, die sie vor knapp 20 Jahren zusammen mit ihrer Schwester von ihrem Vater übernahm. Sie legt viel Wert auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Zudem verdienen Frauen das Gleiche wie Männer. „Aber nur, weil ich darauf achte“, sagt Ullrich. Zunächst nahmen viele Männer der Branche sie nicht ernst. „Ich war zum Beispiel auf einer Fachmesse, um eine neue Druckmaschine zu kaufen, und die Mitarbeiter am Mes­ sestand haben mich ignoriert“, erzählt sie. Sie hat zwei Söhne, die elf und 16 Jahre alt sind. Bei bei­ den Kindern hat sie nach wenigen Wochen wieder voll gearbeitet. Am meisten ärgert es sie, dass in der Gesell­ schaft die klassische Rollenverteilung verankert sei. „Kindergärtnerinnen und Lehrer wenden sich immer an mich, wenn es was zu organisieren gilt, nie an meinen Mann. Umgekehrt sind alle begeistert, dass er die Kinder von der Schule abholt. Es ist offensichtlich überhaupt nicht selbstverständlich, dass beide ihren Teil zur Erzie­ hung beitragen.“

Alexandra Bernhardt (34) arbeitet in Erfurt als DesignIngenieurin und engagiert sich ehrenamtlich im Jugend­ hilfeausschuss der Stadt. „Nach dem ersten Kind habe ich für ein Jahr ganz ausgesetzt und dann in Teilzeit gearbei­ tet. Inzwischen hat mein Mann seine Arbeitszeit auf 30 Stunden reduziert, damit ich wieder voll einsteigen konn­ te.“ Kritisiert werde sie dafür nicht. Im Gegenteil. „Bei uns ist die Akzeptanz für arbeitende Mütter sehr hoch.“ Dennoch sind auch in den neuen Ländern die Rollen klar verteilt: „Von meinen männlichen Kollegen reduziert kaum einer seine Stunden, um mehr Zeit für seine Kinder zu haben“, sagt Bernhardt. Das Unternehmen, in dem sie arbeitet, sei sehr familienfreundlich eingestellt. Teilzeit sei kein Problem, sie könne auch von zu Hause arbeiten und es gäbe für Mitarbeiter Plätze in einem Kindergarten. „Trotz­ dem habe ich keine Chance auf eine Führungsposition, so lange ich wegen der Kinder nicht bereit bin, Überstunden und Dienstreisen zu machen.“

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Leben

Zeit für mehr

Frauen-Power Der Weg zur Gleichberechtigung ist immer noch lang –

aber erste Schritte zu mehr Chancengleichheit sind getan

Weil Frauen ihre Karriere eher für die Familie unter­ brechen oder in Teilzeit arbeiten, ist es für sie schwerer als für Männer, auch gut bezahlte Positionen zu erreichen.

leiche Bezahlung für gleiche Arbeit, gleiche Karrierechancen für Frauen und Männer, eine ausgewogene Aufgabenverteilung im Haushalt und bei der Kindererziehung: In der Arbeitswelt und in vielen Familien ist das noch immer nicht die Realität. Zwar hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in Sachen Gleichberechtigung bereits manches getan. So können beispielsweise Familie und Beruf besser vereinbart werden. Von gleichen Bedingungen kann jedoch weiterhin keine Rede sein.

G

Verteilung der Arbeitszeit

» Jeder muss herausfinden, mit welcher Rolle er sich in der Familie am wohlsten fühlt.« Ausgabe 2.2016

Frauen und Männer legen gleichermaßen

hohen Wert auf eine Berufstätigkeit. Dennoch

sind es häufiger Frauen, die nach der Geburt

des ersten Kindes für längere Zeit ihre Arbeitszeit reduzieren. „Vor allem bestimmen dann

Konstellationen mit einer Vollzeitbeschäftigung

des Vaters und einer Teilzeitbeschäftigung der

Mutter das Bild, wobei aber der zeitliche Umfang dieser Teilzeitarbeit stark variiert.“ Das

hat das Institut für Demoskopie Allensbach

2015 in einer Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) festgestellt.

Zwar wünschten sich viele Eltern kleiner Kin-

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Leben

» Auf das Potenzial von hoch qualifizierten Frauen können Unternehmen heute nicht mehr verzichten. «

der eine längere Teilzeitphase des Vaters, so das Ministerium. Auf seiner Webseite stellt das BMFSFJ fest: „60 Prozent aller Paare mit kleinen Kindern wünschen sich heute eine partnerschaftliche Arbeitsteilung, in der beide Eltern die Chance haben, sowohl für die Familie da zu sein als auch Aufstiegsmöglichkeiten im Be-

ruf zu haben. Doch nur 14 Prozent leben dieses Modell auch.“ Teilzeitarbeit hat laut einem Report des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) bei der Hans-Böckler-Stiftung seit Anfang der 1990er-Jahre stark zugenommen. Sie ist jedoch zwischen den Geschlechtern sehr unterschiedlich ver-

teilt: „Im Jahr 2012 ist in Deutschland rund jede zweite aktiv erwerbstätige Frau (47 Prozent) in Teilzeit beschäftigt, aber nur jeder zwölfte Mann (8 Prozent)“, heißt es in der Studie. 2014 waren es neun Prozent. Zudem seien insbesondere Mütter in Ostdeutschland „deutlich seltener teilzeitbeschäftigt“.

Lisa Bauer (24) lebt in Düsseldorf und hat ihre be­ rufliche Laufbahn gerade begonnen. Sie hat gerade die Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation abgeschlossen und wohnt mit ihrem Freund zusam­ men im Düsseldorfer Stadtteil Urdenbach. Eine eher ländliche Gegend, die aber ideal wäre, um dort Kin­ der großzuziehen. „Später möchte ich eine Familie“, sagt sie. „Ich würde mich auch hauptsächlich um die Kinder kümmern wollen, damit ich sie aufwachsen sehe.“ Ihr Partner solle sich aber schon an den Aufgaben beteiligen. Über ihre Karriere denkt sie derzeit wenig nach, weil sie gerade ihre erste feste Stelle angetreten hat. Trotzdem findet sie es unfair, dass ihr Kinderwunsch die beruflichen Chancen verschlechtern könnte.

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» In einer Familie würde ich mich hauptsächlich um die Kinder kümmern wollen. « Ausgabe 2.2016

Leben

Karin Schwartz (39) ist seit drei Jahren Vorstandsmitglied der Sparda-Bank Südwest und lebt mit ihrem Mann in Schornsheim. Sie hat ihre Karriere ohne Quote gemacht. Leicht hat sie es aber nicht. „Es gibt schon noch viele Männer, die mit Frauen in Füh­ rungspositionen nicht umgehen können“, sagt sie. Viele Frauen würden ihr auch vorwerfen, keine Kinder zu haben. Für diesen Druck von beiden Seiten braucht sie ein gesundes Selbstbewusstsein. Nach einer Ausbildung bei der Sparda und einem berufsbeglei­ tenden BWL-Studium bekam sie von Vorgesetzten den Hinweis, sie möge doch noch den diplomierten Bankbetriebswirt draufsatteln –

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die Voraussetzung für einen Vorstandsposten. Heute ist sie gemeinsam mit ihren Vorstands­ kollegen für 800 Mitarbeiter verantwortlich. Derzeit plant sie die Einführung von Heimarbeits­ plätzen, was im Bankenwesen eine mutige Entscheidung ist. „Ich denke, es wird höchste Zeit, dass Unternehmen mehr tun müs­ sen, wenn sie gute Kräfte binden wollen.“ Gleichzeitig glaubt sie, dass es auch Aufgabe der Frauen sei, sich stärker durchzusetzen. „Wenn ein Mann und eine Frau sich intern auf eine Stelle bewerben, für die beide noch Qualifikationen erwerben müssten, sagt die Frau: 'Ich lerne das.' Und der Mann sagt: 'Ich kann das.'“

Weil Frauen ihre Karriere eher für die Familie unterbrechen oder in Teilzeit arbeiten, ist es für sie schwerer, ähnlich gut bezahlte Positionen wie Männer zu erreichen.

Bezahlung von Frauen und Männern Frauen verdienten nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2014 über alle Berufe und Branchen hinweg rund 21 Prozent Bruttostundenlohn weniger als Männer – allerdings mit deutlichem West-Ost-Gefälle: In den alten Ländern waren es im Schnitt 23 Prozent, in Ostdeutschland acht Prozent. Bei vergleichbaren Tätigkeiten und Qualifikationen verdienten Frauen „7 Prozent weniger als Männer“, wobei der geschlechtsspezifische Verdienstabstand laut WSI umso mehr wächst, je verantwortungsvoller die Position ist.

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Leben

» Die jungen Frauen haben heute mehr Möglichkeiten, müssen aber auch mehr kämpfen. «

Um langfristig das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ durchzusetzen, plant die Bundesregierung ein Gesetz zur Lohngerechtigkeit. Zugleich will sie mit den Sozialpartnern eine Initiative starten, „um die Muster von struktureller Entgeltungleichheit in Tarifverträgen zu erkennen und zu überwinden“. Rückenwind erhofft sie sich dabei von vielen Frauen, die laut einer aktuellen Studie zu über 90 Prozent gleichen Lohn für gleiche Arbeit fordern.

Als Ulla Werth (64) ihre beiden Töchter bekam, stellte sich die Frage, ob ihr Mann einen Teil der Betreuung übernimmt, noch nicht. „Ich war acht Jahre lang überwiegend zu Hause“, sagt sie, „und habe mich dabei stundenweise in den kaufmännischen Bereich eingearbeitet.“ Die gelernte Lacklaborantin machte Stenokurse, lernte Schreibmaschine und Buchhaltung. Später arbeitete sie 23 Jahre Vollzeit im Bereich Ausbildung in der Firma, in der sie gelernt hatte.

Heute ist sie Rentnerin und vermittelt ehrenamtliche Tätigkeiten im Wupper­ taler Zentrum für gute Taten und betreut zusätzlich junge Menschen, die Pro­ bleme bei der Suche nach einem Aus­ bildungsplatz haben. „Ich bin zufrieden“, sagt sie. „Aber manchmal wünsche ich mir doch, dass ich früher einige der heu­ tigen Möglichkeiten gehabt hätte.“

Die wichtigsten Ursachen für die Gehaltsunterschiede sind laut BMFSFJ: unterschiedliche Branchen und Berufe, in denen Frauen und Männer tätig sind, hergebrachte Rollenbilder, längere familienbedingte Erwerbsunterbrechung, schlechtere Karrierechancen, unter anderem, weil Führungskräfte in Teilzeitjobs selten sind.



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Viele Frauen stehen also vor einem praktischen Problem, das die Studie „Biografiemuster und Alterseinkommensperspektiven von Frauen“ des 12 zukunft jetzt

Bundesfamilienministeriums so zusammenfasst: Frauen seien heute selbstbewusster, Entscheidungen in der Partnerschaft würden mehrheitlich gemeinsam getroffen. In der Praxis landeten die negativen Folgen jedoch hauptsächlich bei den Frauen, so das BMFSFJ: „Frauen bekommen Kinder, geben ihren Job auf, verlieren infolgedessen ihr eigenes Einkommen und berufliche Perspektiven. Wollen sie wieder in den Beruf einsteigen, dann oft auf einer niedrigen Stufe mit schlechterer Bezahlung und ungünstigen beruflichen Entwicklungschancen.“

Seit Mai 2015 soll ein Gesetz für die „gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ sorgen. Laut Statistischem Bundesamt stellen die Frauen in Deutschland aktuell zwar knapp 51 Prozent der Bevölkerung. In den Führungspositionen deutscher Unternehmen blieb der Anteil von Frauen in den vergangenen Jahren aber nahezu unverändert bei nur knapp 30 Prozent – und damit unter dem Durchschnitt der Europäischen Union (EU). Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Dennoch gelang es erst durch ein Gesetz, dass seit Beginn dieses Jahres 30 Prozent der neuen Aufsichtsratsposten in etwa 100 großen Unternehmen mit Frauen besetzt werden müssen. Derzeit sind es laut einer aktuellen Studie 22 Prozent. Allerdings lag der Frauenanteil in den Vorständen von DAXUnternehmen (inklusive MDAX, SDAX, TecDAX) Mitte 2015 gerade einmal bei fünf Prozent. Sogar nur eines der 160 gelisteten Unternehmen hatte eine Geschäftsführerin. Ausgabe 2.2016

Fotos: wdv-O. Szekely; J. Wagner

Besetzung von Führungspositionen

Leben

uf die Idee mit dem Fliegen kam Kira Weidlin schon als Kind: „Mein Vater ist Pilot – und meine Mutter Stewardess. Etwas klischeehaft, ich weiß“, sagt sie und lacht. Seit fünfeinhalb Jahren fliegt die 28-Jährige für Lufthansa, derzeit als Co-Pilotin. Bei der Frage, warum sie sich gegen das ursprünglich geplante BWLStudium entschieden hat, muss Weidlin nicht lange überlegen. „In welchem anderen Beruf könnte ich jeden Tag die Sonne sehen?“ Immer wieder neue Orte kennenzulernen, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten – das macht für sie die Faszination des Jobs aus. „Im letzten Monat bin ich nach Jordanien geflogen und konnte das erste Mal im Toten Meer schwimmen. So etwas vergisst man nicht so schnell.“ Pilotin zu sein heißt, mit wenig Routine

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» Im Cockpit macht es keinen Unter­ schied, ob man Frau oder Mann ist. « zu leben. „Die Schichtwechsel haben natürlich ihre Nachteile: Treffen muss ich manchmal sehr spontan ausmachen. Dafür wird es nie langweilig.“ Im Cockpit fällt Weidlin auf – einfach, weil sie eine Frau ist. Nur sechs Prozent der Piloten bei Lufthansa sind weiblich. „Da schauen die Fluggäste vor dem Start zweimal hin. Es kam auch schon der flotte Spruch: ,Gut gelandet für eine

Frau.‘“ Davon lässt sie sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Den Frauenmangel in ihrem Beruf kann sich Weidlin nicht wirklich erklären. „Vielleicht liegt es an den vielen technischen Fragen in den Einstellungstests, die Bewerberinnen abhalten?“ Im Umgang mit Kollegen ist das Geschlecht zumindest kein Thema. „Piloten haben bestimmte Charakterzüge. Wir sind weniger problem-, eher lösungsorientiert“, erzählt sie. „Beim Flug ist es unwichtig, ob Mann oder Frau neben dir sitzt, da muss es einfach zwischenmenschlich funktionieren.“ Kiras großer Traum ist ein ganz bestimmtes Flugzeug – der Airbus A380. „Derzeit fliege ich noch Kurzstrecke mit dem A320. Langfristig wäre es mein Traum, die Lizenz für den größeren A380 zu machen. Ich bin gespannt, wie das wird.“

Foto: wdv-O. Szekely

Jeden Tag Sonne Frauen im Cockpit? Noch immer eine Seltenheit. Kira Weidlin arbeitet als Pilotin. Ausgabe 2.2016

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Leben

Leben

geht auch anders

Wie die Generation Y Job und Privatleben vereinbaren will

ls „Generation Y“ werden die Geburtsjahrgänge von circa 1980 bis 1995 bezeichnet. Laut Studien rückt für diese Generation die Freude an der Arbeit und deren Sinn stärker ins Zentrum. Sie fordert eine bessere Balance zwischen Beruf, Familie und Freizeit und ist bereit, dafür auf Statussymbole zu verzichten. „Zeit“-Redakteurin Kerstin Bund hat diese Generation in ihrem Buch „Glück schlägt Geld – Generation Y: Was wir wirklich wollen“ unter die Lupe genommen.

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Was war der Grund für Ihr Buch? Angefangen hat es mit einer Recherche für eine Titel-Geschichte in der „Zeit“, die außergewöhnlich viel Resonanz gefunden hat – positiv und negativ. Die Jüngeren fanden sich darin wieder, die Älteren waren eher skeptisch. Danach hat sich bei mir ein Literaturagent gemeldet, der mich fragte, ob ich nicht daraus ein Buch entwickeln möchte. Zunächst 16 zukunft jetzt

war ich unsicher, aber nach internen Gesprächen wurde ich für zwei Monate von meiner Arbeit für dieses Buch freigestellt. Woher stammt der Begriff „Generation Y“? Zunächst ist es nichts anderes als der alphabetisch-logische Nachfolgebegriff für „Generation X“, der durch den 1991 erschienenen, gleichnamigen Roman von Douglas Coupland bekannt wurde. Der Nebeneffekt ist, dass der Buchstabe „Y“ im Englischen als „why“ – warum – ausgesprochen wird. Das passt ganz gut zu dieser Generation, die einiges hinterfragt und anders machen möchte.

Unter „bedingt leistungsbereit“ verstehe ich, dass sich die Generation Y nicht mehr alles bieten lassen will; sie ist nicht bereit, alles zu akzeptieren, was der Arbeitgeber verlangt. Sie hinterfragt einiges, stellt gewisse Bedingungen und hat Ansprüche. Ihre Mitglieder fordern zum Beispiel eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, einen Beruf, der nicht nur das Einkommen sichert, sondern auch eine gewisse Sinnhaftigkeit mitbringt. Sie hoffen, dass sie ihre Arbeit zu einem gewissen Grad selbstbestimmt machen können. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, dann ist auch die Generation Y sehr leistungsbereit.

Von der Generation Y heißt es, sie sei nur bedingt leistungsbereit. Kann sie tatsächlich ohne Fleiß ihre Ziele erreichen? Nein. Ich glaube auch nicht, dass diese Generation – im Gegensatz zu manchem Vorurteil – wirklich faul ist.

Leben und arbeiten in Einklang brin­ gen. Sehen Sie dafür schon Ansätze? Ich sehe Ansätze, aber wir sind noch längst nicht am Ziel. Es gibt immer mehr Unternehmen, die erkennen, dass Arbeitnehmer auf die genannten Bedingungen Wert legen – übriAusgabe 2.2016

Leben

gens nicht nur die jungen, sondern auch die älteren. Doch die jüngeren trauen sich, es etwas stärker einzufordern. Wir stehen aber erst am Beginn eines Wandels in der Arbeitswelt. Sie befürchten künftig Führungs­ losigkeit in Unternehmen, wenn diese Führungspositionen nicht in Teilzeit anbieten. Ist das realistisch? Fakt ist, dass sich auch viele Führungskräfte Teilzeitmodelle wünschen. Und es gibt auch schon Unternehmen, die solche Modelle anbieten. Daran sieht man: Auch bei den Führungskräften besteht ein Bedarf, mehr Teilzeit zu arbeiten. Viele denken aber im Moment noch, dass das mit ihrer Karriere nicht vereinbar sei. Derzeit sitzen noch die „Babyboomer“ in den Chefsesseln – und die sind in der Regel ganz anders sozialisiert. Aus ihrer Sicht ist Vollzeitarbeit von Führungskräften logisch, weil viele noch die Ochsentour machen und sich gegen viele Widerstände durchsetzen mussten. Ausgabe 2.2016

ZUR PERSON Kerstin Bund ist seit 2009 Redakteurin der Wochenzeitung „Die Zeit“und sorg­ te 2014 mit ihrem Buch „Glück schlägt Geld – Generation Y: Was wir wirklich wollen“ für Aufsehen. Die 1982 in Böb­ lingen geborene Wirtschaftsjournalistin studierte Kommunikationswissenschaft und Wirtschaft. Für ihre Arbeit wurde sie unter anderem mit dem Ernst-Schnei­ der-Preis für Wirtschaftsjournalismus ausgezeichnet. Seit 2015 arbeitet und lebt sie mit ihrer Familie in München.

zukunft jetzt 17

dann machen sie was anderes. Auch die Organisation des Engagements ist anders. Viel läuft über soziale Medien, statt auf die Straße zu gehen, Protestschilder zu basteln und durch die Gegend zu ziehen.

» Die neuen Statussymbole sind Selbstbestim­ mung, Autonomie, Mitsprache, Eigenverant­ wortung und Sinn in der Arbeit. « Kerstin Bund Babyboomer legen Wert auf Statussymbole wie Dienstwagen oder Handy. Spielt das für die Generation Y keine Rolle mehr? Das würde ich so deutlich nicht sagen. Die Generation Y ist durchaus eine materialistische Generation. Aber die klassischen Statussymbole reichen nicht mehr aus, um junge Leute dauerhaft zu motivieren und zu Höchstleistungen anzuspornen. Ein angemessenes, leistungsgerechtes Gehalt ist zwar wichtig, aber nicht mehr alles. Die neuen Statussymbole sind zunehmende Flexibilität, die Art und Weise, wo, wie und wann man arbeitet, Selbstbestimmung, aber auch Autonomie, Mitsprache, Eigenverantwortung, ein gewisser Einfluss der eigenen Arbeit und Sinn in der Arbeit. Hat die Generation Y keine Ideale? Die Generation Y ist eine pragmatische, realitätsnahe Generation, wenn man sie etwa mit den „68ern“ vergleicht. Sie ist auch eine Generation von Individualisten. Das heißt aber nicht, dass alle Egoisten sind. Die Welt, unsere Gesellschaft wird indivi18 zukunft jetzt

dualistischer. Deswegen gibt es bei ihr auch nicht das, was man nach außen als gemeinsame Bewegung wahrnehmen könnte. Die „68er“ sind auf die Straße gegangen und haben Hörsäle besetzt – das war eine Masse, die man von außen wahrnehmen konnte. In meiner Generation kämpft jeder ein bisschen für sich und versucht, sich möglichst gut einzurichten. Das ist nicht immer positiv, ich kritisiere das auch. Diesen großen Wurf in meiner Generation gibt es nicht. Der Sozialforscher Klaus Hurrelmann hat uns deshalb auch als „Egotaktiker“ bezeichnet, das trifft es ganz gut. Die Generation Y gehört also nicht zu denen, die sich zum Beispiel für Flüchtlinge einsetzen? Doch, aber auf eine andere Art und Weise. In meinem Freundeskreis engagieren sich viele in dieser Frage, nur treten sie nicht als eine große Bewegung auf. Sie engagieren sich mehr lokal und projektbezogen, aber auch nicht jahrelang in einem einzigen Projekt, sondern vielleicht für ein paar Monate richtig intensiv –

Viele Paare der Generation Y nähern sich ab der Geburt des ersten Kindes dem Rollenverhalten der 1950er­ und 1960er-Jahrgänge an. Warum? Es gibt den schönen Satz: „Ein Paar geht als modernes Paar in den Kreißsaal hinein und kommt als 1950erJahre-Paar wieder raus.“ Ich bin selbst erst vor Kurzem Mutter geworden und kann das leider ein Stück weit bestätigen. In meinem Freundeskreis ist es wirklich so, dass es zu einer Retraditionalisierung der Rollen kommt. Viele Frauen bleiben erst einmal zu Hause – und wenn sie wieder arbeiten, dann allenfalls in Teilzeit. Auch wenn die Frau die bessere Ausbildung hat? Da gibt es dann doch einen Unterschied. Ich habe einige Freundinnen, die mehr verdienen und bessere Jobs haben als ihre Partner. Die stehen jetzt auch vor der Entscheidung für Kinder und sagen schon: „Die Elternzeit müssen wir mindestens zur Hälfte aufteilen.“ Zum Beispiel so, dass jeder sechs Monate zu Hause bleibt. Ich genieße durchaus mein jetziges Jahr Elternzeit, ich hoffe aber, dass ich danach sowohl Mutter als auch Journalistin sein kann. Das ist mein Anspruch. Ich habe Kollegen mit Kindern, bei denen beide Elternteile jeweils zu 80 Prozent arbeiten. Ich finde, das ist ein recht charmantes Modell. Sie sprechen auch die Rentenpolitik an. Einerseits betonen Sie, der Gene­ rationenvertrag sei eine gute Sache. Ausgabe 2.2016

Leben

Auf der anderen Seite beklagen Sie das Rentenpaket, das 2014 beschlos­ sen wurde. Warum? Generationenvertrag heißt ja, dass die Generation, die heute arbeitet, für die Generation sorgt, die gestern gearbeitet hat. Das halte ich für ein sehr gutes, solidarisches Modell. Und damit ist meine Generation total einverstanden. Aber die Rente mit 63 und „Mütterrente“ sind Beschlüsse, die hauptsächlich zu Lasten der Jüngeren und generell zu Lasten der arbeitenden Generation gehen. Das ist Klientelpolitik. Aber es gibt kaum eine Stimme in der Politik, die die Interessen der jüngeren Generation vertritt. Dabei sagt jeder Rentenexperte, das Rentenpaket sei nicht zu finanzieren.

Fotos: F. Jänicke

Aber auch Ihre Mutter profitiert von der Mütterrente? Ich gönne jeder Frau ihre Mütterrente und jedem Arbeitnehmer, der mit 63 in Rente gehen kann, diese zusätzlichen Euros. Ich weiß auch, dass viele sehr hart gearbeitet haben und sich die Rente mehr als verdient haben. Trotzdem muss man das gesamte System im Blick behalten. Es gibt zum Beispiel sehr viele Menschen, die gern länger arbeiten würden. In Deutschland gilt Arbeit immer noch als „Schreckgespenst“. Man sollte also Altersgrenzen aufbrechen? Ich finde, man sollte sie zumindest flexibilisieren. Wer länger arbeiten will, den sollte man auch länger arbeiten lassen. Was spricht dagegen? Zumal es zahlreiche Studien darüber gibt, dass Menschen, die in den Ruhestand gehen, häufig ein sinnstiftendes Element verlieren und zum Teil gar nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen oder gar krank werden. Ausgabe 2.2016

Mit „Generationentandems“ wollen sie das Verhältnis zwischen der Generation Y und der älteren Generation im Betrieb verbessern. Haben Sie da Beispiele im Blick? Ich bin ein großer Fan von gemischten Teams. Denn es wäre der falsche Weg, wenn man Generationenkonflikte schüren würde. Bei der „Zeit“ haben wir zum Glück eine sehr große Altersspanne – vom Praktikanten, der Anfang 20 ist, bis hin zum verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt, der weit über 90 Jahre alt war. Wir hatten manchmal vier Generationen an einem Redaktionstisch sitzen – und man profitiert total voneinander. Die Jungen profitieren von der Erfahrung und auch der Gelassenheit der Älteren, die Älteren vom etwas frischeren und unbedarften Blick der Jüngeren. Das ist der schönste Weg, auch Vorurteile auszuräumen, die es in beiden Richtungen gibt. „Die Babyboomer sind viele, aber uns gehört die Zukunft.“ Was verstehen Sie darunter? Das meinte ich in Bezug auf die Arbeitswelt und die Familien. Im Moment ist die Arbeitswelt noch geprägt durch die Babyboomer, die in den Chefetagen sitzen. Die prägen die Arbeitskultur und setzen die Rollenvorbilder. Ich bin überzeugt: Wenn meine Generation mehr Verantwortung in Unternehmen hat – das dauert aber noch ein paar Jahre, weil wir noch ziemlich jung sind – wird sich einiges verändern, zum Beispiel beim Väter-Verhalten. Gerade junge Väter heute sind viel aktiver, als das noch unsere Väter waren. Heute ist es total normal, dass Väter Windeln wechseln, Elternzeit nehmen, beim Geburtsvorbereitungskurs dabei sind oder mit dem Kind zum Babyschwimmen gehen.

kompakt

Renten steigen kräftig Über die kräftigste Rentenanpassung seit mehr als 20 Jahren dürfen sich die rund 20,8 Millionen Rentnerinnen und Rentner freuen. Zum 1. Juli 2016 steigen ihre Bezüge um 4,25 Prozent in den alten und 5,95 Prozent in den neuen Ländern. Wichtigste Ursachen der Rentensteigerung sind der starke Anstieg der Verdienste und die weiter gestiegene Zahl der Beschäftigten.

Mütterrente ist rechtens Die Beschränkung des Rentenan­ spruchs für die Erziehung vor 1992 geborener Kinder („Mütterrente“) auf zwei Entgeltpunkte pro Kind ist verfas­ sungsgemäß. Das hat das Landesso­ zialgericht Nordrhein-Westfalen ent­ schieden (Az.: L 21 R 374/14). Für nach 1991 geborene Kinder werden drei Entgeltpunkte gutgeschrieben.

Behinderte Menschen malen Im Juni und Juli präsentiert die Deut­ sche Rentenversicherung RheinlandPfalz in ihren Räumen in Speyer, Trier und Koblenz eine Ausstellung mit Bil­ dern von behinderten Menschen. Zum Thema „Auf Wiedersehen“ werden über 120 Bilder gezeigt. Alle Bilder können auch gekauft werden. Die Ausstellung ist zu den üblichen Öff­ nungszeiten zu sehen in Speyer, Hauptverwaltung, Eichendorff­ straße 4-6, vom 9. bis 23. Juni, Trier, Auskunfts-und Beratungsstelle, Herzogenbuscher Straße 54, vom 27. Juni bis 7. Juli, Koblenz, Auskunfts-und Beratungs­ stelle, Hohenfelder Straße 7-9, vom 11. bis 22. Juli. zukunft jetzt 19

Vor Ort

Alexander Braun und Tochter Nellie: „Ich finde es toll, dass Papa mich aus dem Hort abholen kann.“

Beruf und Familie vereinbaren Die familienbewusste Unternehmenskultur und Personalpolitik der Deutschen Rentenversicherung Bund ellie hüpft an der Hand ihres Vaters über den Flur: „Ich finde es toll, dass Papa mich am Nachmittag aus dem Hort abholen kann.“ Alexander Braun arbeitet Teilzeit und nutzt damit eine der familienfreundlichen Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Bund.

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Prämierte Familienpolitik Familie und Beruf zu vereinbaren, hat bei der Deutschen Rentenversicherung Bund Tradition. Das Unternehmen wurde schon 1999 als erster Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes mit dem anerkannten Qualitätssiegel „audit berufundfamilie“ 20 zukunft jetzt

für ein familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet und erhielt dieses Zertifikat seitdem mehrfach. „Die familienbewusste Personalpolitik gehört zu unserer Unternehmenskultur“, betont auch Armin Walter. Mit seinem Team entwickelt er familienfreundliche Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Bund. „Seit 2011 wird die Familienpolitik unseres Unternehmens vom Netzwerk ‚Erfolgsfaktor Familie‘ unterstützt“, sagt Armin Walter. Das Netzwerk ist eine zentrale Plattform des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Informationen rund um das

Thema Familienfreundlichkeit in Unternehmen bündelt.

Familienfreundliche Maßnahmen Als eine der vielen familienfreundlichen Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Bund sind nach wie vor die Teilzeitangebote gefragt. Mehr als ein Drittel der Gesamtbelegschaft, davon 90 Prozent Frauen, arbeitet in einem der zahlreichen Teilzeitmodelle. Dabei ist Alexander Braun als teilzeitarbeitender Vater bei Weitem kein Einzelfall. „Der Anteil der Männer in Teilzeitarbeit in unserem Unternehmen wächst Ausgabe 2.2016

Vor Ort

stetig“, betont Armin Walter. „Denn Männer möchten zunehmend mehr Zeit für die Familie haben und die Teilzeitmodelle werden für verschiedene Lebensmodelle und Lebensphasen genutzt. Neben der Kinderbetreuung spielt auch die Vereinbarkeit von Beruf und Pflegeverantwortung eine große Rolle.“ Wichtig ist, dass die Teilzeitangebote für die verschiedenen Lebensphasen befristet werden können. Dadurch ist eine problemlose Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung möglich.

Fotos: Deutsche Rentenversicherung Bund/Terbach

Gelungener Neustart Doch das Teilzeitmodell ist nur eine der Maßnahmen zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung. Neben Telearbeit und Homeoffice haben die Beschäftigten ebenfalls die Möglichkeit, ein Sabbatical zu beantragen und die freie Zeit für die Familie, ein Studium oder einen Auslandsaufenthalt zu nutzen. Auch die Arbeitsorte können flexibel gestaltet werden. So erledigen beispielsweise Betriebsprüfer im Außendienst einen Teil ihrer Arbeit in einem zu Hause eingerichteten Büro. Wichtig ist es ebenfalls, für einen guten Start nach Elternzeit, Sabbatical oder Pflegezeit zu sorgen. So werden die Beschäftigten der Deutschen Rentenversicherung Bund auf Wunsch bereits vor dem ersten Arbeitstag in den beruflichen Wiedereinstiegsprozess eingebunden. Im Angebot sind neben Informationsveranstaltungen, die in der Freistellungsphase genutzt werden können, unter anderem persönliche Informationsgespräche sowie Ausbildungsteams oder Lerninseln.

Im Notfall „Viele kennen diesen Fall: Die übliche Betreuung für ein Kind fällt aus Ausgabe 2.2016

Das Team um Armin Walter koordiniert die familienfreundlichen Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Bund. und eine Notfallbetreuung muss ganz schnell organisiert werden“, sagt Armin Walter. Für kurzfristige Notfälle stehen Eltern-Kind-Arbeitszimmer zur Verfügung, die auf Anregung der Gleichstellungsbeauftragten in vielen Gebäuden vorhanden sind. „Und auch ein bundesweites, kostenfreies Beratungs- und Vermittlungsangebot zur Kinderbetreuung und zur Pflegenotfallbetreu-

ung für Angehörige kann von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genutzt werden“, so Walter. Ein solcher Notfall ist bei Alexander Braun noch nicht eingetreten. Durch die Teilzeitarbeit kann er die Betreuung seiner Tochter sicherstellen. Lächelnd greift er nun die Hand von Nellie. Nach seiner Arbeit im Büro haben beide jetzt Zeit für einen gemeinsamen Spielplatzbesuch.

∏ ERFOLGSFAKTOR FAMILIE „Erfolgsfaktor Familie“ ist ein Unternehmensnetz­ werk des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die bundesweite Plattform bün­ delt das Wissen und die Erfahrungen kleiner, mittle­ rer und großer Unternehmen zu familienbewusster Personalpolitik und ermöglicht den Austausch zu diesem Thema. Mit ihrer Mitgliedschaft setzt die Deutsche Rentenver­ sicherung Bund ein sichtbares Zeichen, dass sie sich für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflegeverantwortung engagiert. www.erfolgsfaktor-familie.de Informationen über die familienbewusste Unternehmenskultur und Personalpolitik bei der Deutschen Rentenversicherung Bund erhalten Sie unter www.deutsche-rentenversicherung-bund.de (Suchtipp „Vereinbar­ keit von Beruf und Familie“).

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Vor Ort

Viele Fragen zur Rente SWR-Zuschauer und –Hörer kennen den Rentenexperten Wilhelm Schild. Er ist Berater bei der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz.

Wilhelm Schild bringt kompliziertes Rentenrecht verständlich auf den Punkt.

Seit vielen Jahren hilft er Versicherten und Medien bei allen Themen rund um Reha,

Rente und Altersvorsorge.

W

ilhelm Schild arbeitet in der Auskunfts- und Beratungsstelle in Mainz-Bad Kreuznach und weiß, wo Versicherte und Rentner der Schuh drückt. Hier die derzeit häufigsten Fragen:

Anspruch auf eine lebenslange Altersrente zu sichern.

¿Nach jetzigem Stand komme ich nur auf vier Jahre Wartezeit. Für eine Rente brauche ich aber fünf Jahre. Bekomme ich meine Renten­ beiträge nun zurück? Sie können eine Beitragserstattung bei der Rentenversicherung beantragen. Aber das lohnt sich nicht immer. Es kann sich für Sie auch auszahlen, ein Jahr lang freiwillige Beiträge an die Rentenkasse zu zahlen, um sich doch noch den

¿Ich dachte immer ein Minijob neben der Rente ist erlaubt. Jetzt hab ich gehört, dass es Kürzungen geben kann? Neben einer Altersrente ist ein Minijob kein Problem: Der Verdienst ändert nichts an der Rentenhöhe. Bei einer Witwenrente kann das anders sein. Wenn Sie neben dem Minijob weiteres Einkommen haben, zum Beispiel eine eigene Altersrente, wird das zusammengerechnet. Und wenn Sie über den Freibetrag kommen, wird die Witwenrente gekürzt.

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¿Meine Witwenrente ist gering. Gibt es noch eine andere Möglichkeit für mich? Ja, in bestimmten Fällen können Sie sich für das Rentensplitting entscheiden. Dann wird Ihrem Rentenkonto die Hälfte der Rentenansprüche gutgeschrieben, die Ihr Mann während der Ehe erarbeitet hat. Im Gegenzug verzichten Sie auf die Witwenrente. Sie sollten sich aber vorher beraten lassen, was für Sie günstiger ist. ¿Zählt meine Lehrzeit auch schon mit für die Rente? Ja, denn Auszubildende sind wie andere Arbeitnehmer auch pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung. Bei einem Verdienst bis 325 Euro im Monat, zahlt der Chef sämtliche Sozialabgaben alleine. Und da die Beiträge wegen der meist geringen Ausbildungsvergütung ziemlich niedrig sind, werden die Pflichtbeiträge während der Berufsausbildung (bis zu 36 Monate) sogar auf bis zu 75 Prozent des Durchschnittsverdienstes angehoben. ¿Mein befristeter Arbeitsvertrag läuft in Kürze aus – dann bin ich arbeitslos. Muss ich dann mit Ab­ strichen bei der Rente rechnen? Wenn Sie bald wieder eine Stelle finden, dann nicht. Denn solange Sie Arbeitslosengeld I beziehen, überweist die Arbeitsagentur für Sie Rentenbeiträge. Deren Höhe wird so berechnet, als würden Sie 80 Prozent Ihres bisherigen Gehalts verdienen. ¿Wir wollen im Alter nach Lanzaro­ te auswandern. Was passiert mit un­ serer deutschen Rente? Keine Sorge, Ihre Rente wird auch ins Ausland gezahlt. Sie sollten sich aber vorab wegen Ihres KrankenverAusgabe 2.2016

sicherungsschutzes und Ihrer finanziellen Absicherung im Pflegefall erkundigen. ¿Trotz der neuen Mütterente fehlt mir mit zwei Kindern ein Jahr für eine Altersrente. Habe ich jetzt das Nachsehen? Nein, gerade in dieser Situation dürfte es sich für Sie lohnen, für ein Jahr freiwillige Beiträge an die Rentenkasse zu bezahlen. Sie müssen zwar erst einmal eigenes Geld in die Hand nehmen, doch diese Investition haben sie schnell wieder heraus.

Fotos: Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz

¿Ich werde in diesem Jahr 65 und kann wegen der Mütterrente jetzt auch Rente bekommen. Was muss ich tun? Sie müssen einfach einen Rentenantrag bei der Rentenversicherung stellen, wenn Sie alt genug für die Regelaltersrente sind und nun dank der Neuregelungen erstmals einen Rentenanspruch haben. Dazu brauchen Sie mindestens fünf Jahre in der Rentenversicherung. Schon wenn sie drei Kinder erzogen haben, die vor 1992 geboren sind, kommen sie auf insgesamt sechs Jahre, auch wenn Sie nie eigene Beiträge gezahlt haben. Und Sie kämen immerhin schon auf eine Rente von rund 170 Euro.

Nicht die Krawatte zählt, sondern die Einstellung.

Komm doch zur Rente! Ob duales Studium oder klassische Ausbildung – die Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz ist ein starker Ausbilder. Jährlich starten hier rund 30 junge Menschen in den Beruf.

Studieren und verdienen – mit einem dualen Studium ∏ Bachelor of Arts - Studiengang Verwaltung ∏ Bachelor of Arts – Studiengang Verwaltungsbetriebswirtschaft ∏ Bachelor of Science in Wirtschaftsinformatik

∏ ein betriebliches Gesundheitsmanagement, ∏ betriebliche Altersvorsorge, ∏ Teilzeitarbeit, Telearbeit und Eltern-Kind Arbeitszimmer, um Beruf und Familie gut zu vereinbaren. www.komm-doch-zur-rente.de

Guter Start mit SpitzenAusbildung ∏ Sozialversicherungsfachangestellte/r

∏ INFO Weitere Informationen rund um Reha, Rente, Altersvorsorge, Auskunft und Beratung und vie­ les mehr, finden Sie im Internet unter: www.deutsche-renten­ versicherung-rlp.de

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Ein starker Arbeitgeber Dazu gehört ∏ eine faire Bezahlung, ∏ ein moderner, krisensicherer Arbeitsplatz mit allen Vorteilen des öffentlichen Dienstes und guten Aufstiegschancen, ∏ mindestens 27 Tage Urlaub und gleitende Arbeitszeit,

Lernen Sie uns kennen! ‡ Sprungbrett in Ludwigshafen, 23. und 24. September ‡ Horizon in Mainz, 29. und 30. Oktober ‡ Tag der Wirtschaft in Landau, 8. November ‡ Tag der Wirtschaft in Frankenthal, 29. November

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Vorsorge

Ein ungleiches

Spiel Frauen haben im Alter oft weniger Rente als Männer. Das liegt an vielen Faktoren.

»Gemessen am Ziel einer eigenständigen Alterssicherung haben westdeutsche Frauen vielfach noch Nachholbedarf.« Brigitte L. Loose, Deutsche Rentenversicherung Bund

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Vorsorge

Die Gehaltsfrage Keine Frage, immer mehr Frauen arbeiten. Ihre Erwerbstätigkeit ist hoch: Deutsche Frauen hatten 2014 mit 73 Prozent die zweithöchste Erwerbstätigenquote aller Frauen in der EU nach Schweden (78 Prozent). Zum Vergleich: 2005 arbeiteten nur rund 60 Prozent der Frauen. Auch beim Einkommen holen Frauen auf, aber verdienen immer noch weniger als Männer. Der Bruttostundenlohn von Frauen war laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2015 um 21 Prozent niedriger als der ihrer männlichen Kollegen. Dass Frauen in anderen Branchen arbeiten als Männer, ist nur ein Grund. Vergleicht man Männer und Frauen mit ähnlicher Tätigkeit und Qualifikation, beträgt der Gehaltsunterschied immer noch rund sieben Prozent. Je qualifizierter Frauen sind, desto mehr verdienen sie. Denn Bildung lohnt sich: Jedes Jahr mehr Schule, Berufsausbildung oder Studium bringt laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) durchschnittlich fünf Prozent mehr Einkommen. Und bei der Bildung fahren Frauen auf der Überholspur: 2014 hatten von den 25bis 29-jährigen Frauen bereits 30 Prozent einen hohen Bildungsabschluss, von den gleichaltrigen Männern waren es lediglich 25 Prozent. Gut möglich also, dass sich die Einkommenskluft zwischen Männern und Frauen weiter schließt. Doch trotz Aufholjagd sind die Hauptfaktoren für eine geringere Rente und Altersvorsorge immer noch die Beschäfti-

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gung und das Einkommen. Eine solide Beschäftigung mit einem langjährigen Einkommen ist der Sockel jeder Altersvorsorge. Sie sorgt für eine auskömmliche gesetzliche Rente und dafür, dass Frauen sich das Sparen für das Alter leisten können.

Gesetzliche Rente Egal, ob Mann oder Frau: „Für die weitaus meisten Arbeitnehmer ist die gesetzliche Rente die Haupteinnahmequelle im Alter. Sie ist damit für viele Menschen die wichtigste Säule der Altersvorsorge“, sagt Sabine Heyer. Sie ist Beraterin bei der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern und hält Vorträge über Altersvorsorge speziell für Frauen. Sie weiß: „Viele machen sich Gedanken, wie sich die Kindererziehung, Teilzeit, ein Minijob oder eine Scheidung auf die Rente auswirken.“

Kindererziehung „Müttern werden in der gesetzlichen Rentenversicherung für die Geburt von Kindern bis 1991 zwei Jahre Kindererziehungszeit, für Geburten ab 1992 drei Jahre anerkannt. Das bedeutet: Ihre Rente steigt in dieser Zeit genauso stark wie die eines Durchschnittsverdieners“, so Sabine Heyer. „Die Herausforderungen beginnen oft erst nach den ersten Kinderjahren“, sagt Brigitte L. Loose von der Deutschen Rentenversicherung Bund: „42 Prozent der zwischen 1942 und 1961 geborenen Mütter in den alten Ländern sind ,Langzeiterziehende‘. In den neuen Ländern ist das anders: Dort steigen

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Vorsorge

»Für die weitaus meisten Arbeitnehmer ist die gesetzliche Rente die Haupteinnahmequelle im Alter.« Sabine Heyer, Deutsche Rentenversicherung Nordbayern

Teilzeit Und das am besten in Vollzeit. Doch davon sind Frauen noch weit entfernt: 2014 war fast jede zweite erwerbstätige Frau von 20 bis 64 Jahren in Teilzeit tätig (47 Prozent). Unter den Männern betrug dieser Anteil nur neun Prozent. Als Hauptgrund nennen Frauen die Betreuung von Kindern sowie Pflegebedürftigen (29 Prozent). Die ungleiche Verteilung der Erziehung spiegelt sich schon in den ersten Monaten wider: 26 zukunft jetzt

Männer beziehen rund drei Monate Elterngeld, Frauen zwölf.

Minijob Auch bei den Minijobs führen Frauen: Rund vier Millionen Frauen üben eine geringfügige Beschäftigung aus – aber nur rund 2,6 Millionen Männer. Ein Minijob ist auf 450 Euro pro Monat gedeckelt – klar, dass da nur geringe Rentenansprüche gedeihen. Richtig kritisch ist ein Minijob ohne Rentenbeiträge: Seit 2013 sind alle neuen Minijobs rentenversicherungspflichtig. Doch dieser Beitrag in die Rentenkasse lässt sich abwählen, was oft keine gute Idee ist. Denn die Rentenbeiträge gelten als Pflichtbeitragszeiten. Diese brauchen viele Frauen, um Ansprüche auf eine Rente zu sammeln. Nicht selten begründen Minijob-Rentenbeiträge überhaupt erst einen Anspruch auf eine Rente. Eine Abwahl der Rentenversicherungspflicht kann später zu einem Eigentor werden.

Scheidung „Bei einer Scheidung werden die Altersvorsorge-Ansprüche im Rahmen des Versorgungsausgleichs ge-

teilt“, erklärt Sabine Heyer. Alles, was im Laufe der Ehejahre zusammen an gesetzlicher Rente, Betriebs- oder Riester-Rente erwirtschaftet wurde, wird fair verteilt (siehe Seite 7). Dennoch: Getrennte Haushalte sind teurer als gemeinsame. Deswegen bleibt von der Rente später weniger übrig als in einem Zweier-Haushalt. Scheidungen mit allen ihren Begleiterscheinungen sind oft eine finanzielle und emotionale Katastrophe.

Fazit Finanzielle Unabhängigkeit im Alter beginnt mit finanzieller Unabhängigkeit im Berufsleben. Eine gute Ausbildung und ein Vollzeitjob sind die besten Voraussetzungen – flankiert von einer partnerschaftlichen Beziehung, in der auch der Mann die Kindererziehung übernimmt.

∏ INFO Die Deutsche Rentenversiche­ rung informiert unabhängig zur Altersvorsorge. Termine unter der kostenfreien Servicerufnummer 0800 1000 4800.

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Fotos: wdv-B. Rüttger; Deutsche Rentenversicherung Nordbayern

rund 53 Prozent der Frauen sehr schnell wieder in Vollzeit ins Berufsleben ein.“ Das hat Konsequenzen für die gesetzliche Rente: Ostdeutsche Frauen verfügen in der gesetzlichen Rentenversicherung aufgrund ihrer langfristigen Erwerbstätigkeit in der Regel über eine ausreichende Absicherung. Auch bei westdeutschen Frauen ist Altersarmut aktuell kein Massenphänomen, aber „gemessen am Ziel einer eigenständigen Alterssicherung haben westdeutsche Frauen vielfach noch Nachholbedarf“, warnt Loose. Um mehr Rentenansprüche aufzubauen, müssten sie früher ins Berufsleben zurückkehren.

Ihre Krankheit ist lebens­ gefährlich, ihr Ehrgeiz groß: Die Reha stärkt Cornelia Hubers Durchhaltewillen und sorgt für eine neue Balance im Leben.

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Gesundheit

Endlich wieder

durchatmen

Cornelia Huber leidet unter einer chronischobstruktiven Bronchitis mit Lungenemphysem – unterkriegen lässt sie sich davon aber nicht. o schnell bringt Cornelia Huber eigentlich nichts aus der Puste: Anpacken ist sie gewohnt, arbeitet sie doch in einer Papierfabrik. Die harte Arbeit macht sie schon seit 10 Jahren. Doch bei ihr wurde COPD mit Lungenemphysem diagnostiziert. Hinter dem Kürzel steht das Krankheitsbild „chronisch-obstruktive Bronchitis“: also eine dauerhafte Einengung und Entzündung der Atemwege in der Lunge. Ein Emphysem ist eine irreversible Schädigung der Lungenbläschen. Patienten wie sie leiden im Alltag an Atemnot. Dass sie nicht mehr so kann, wie sie will, belastet die 53-Jährige vom Tegernsee privat wie beruflich. Ihre körperlich schwere Tätigkeit wird sie dauerhaft nicht mehr schaffen. Erst recht nicht nach den beiden leichten Schlaganfällen im letzten Jahr. „Solche Begleiterkrankungen sind nicht selten bei COPD-Patienten“, erklärt Dr. Konrad Schultz, Chefarzt der Klinik Bad Reichenhall der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd. Dort absolviert Cornelia Huber eine Reha. Trotz ihrer Probleme ist Huber weder niedergeschlagen noch würde sie lamentieren: Auf ihre Gesundheit angesprochen, sagt sie Sätze wie

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„In Selbstmitleid zerfließen hilft ja nix“, „I bin keine, die den Kopf in den Sand steckt“ oder „Da muss i halt durch“. Gesunder Pragmatismus gepaart mit bayerischer Sturheit – gute Voraussetzungen für eine Reha.

Sport mit ABS Denn die Therapiepläne von COPDPatienten haben es in sich: Patientenschulungen, Atemphysiotherapie, Entwöhnungskurs für Raucher und ganz viel Sport. Sport? Manche Patienten reagieren ängstlich: Wenn man schon beim normalen Gehen aus der Puste kommt, wie wird es erst bei intensiver Belastung? „Atemnot fühlt sich im Brustkorb an, als ob man auf der Autobahn die Handbremse voll zieht“, erklärt ein Patient. Doch die Angst wird den Patienten genommen. Sie lernen eine Art AntiBlockier-System (ABS) für die Lunge: die „Lippenbremse“. Dabei soll die Luft durch die locker aufeinandergelegten Lippen gegen einen leichten Widerstand langsam ausströmen. Durch die Lippenbremse erzeugen Patienten einen Gegendruck in der Lunge, das Zusammenpressen der Atemwege wird verhindert. Dadurch verringert sich die Atemnot spürbar. „Sie werden ruhiger und weniger

» Ich werde einiges in meinem Leben ändern müssen. Vor allem mit dem Rauchen will ich aufhören. « Cornelia Huber, COPD-Patientin

zukunft jetzt online Einen Film über Reha für COPDPatienten finden Sie im E-Paper von „zukunft jetzt“ unter www.deutscherentenversicherung.de zukunft jetzt 29

Gesundheit

Hilfe auf hohem Niveau Der Chefarzt der Klinik Bad Reichenhall der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd, Dr. Konrad Schultz, ist sich sicher: Eine Reha kann den meisten COPD-Kranken nachhaltig helfen. ¿Ist die chronisch-obstruktive Bronchitis eine Volkskrankheit? Ja. COPD ist weltweit die dritthäufigste zum Tode führende Krankheit. In Deutschland ist jeder Achte über 40 Jahren und jeder Vierte über 70 Jahren von COPD betroffen. Eine vollständige Heilung ist leider nicht möglich. ¿Aber wie kann dann eine Reha helfen? Eine Reha kann den Krankheitsverlauf deutlich positiv beeinflussen. Das ist wissenschaftlich eindeutig bewiesen: 67 randomisierte Studien zeigen, dass Reha die Zahl der Krankenhausaufenthalte senkt, Atemnot lindert, die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit erhöht und die Krankheitskosten senkt. ¿Sind Frauen von COPD genauso oft betroffen wie Männer? Ja. Noch vor 30 Jahren war COPD eine Männerkrankheit. Inzwischen haben die Frauen leider aufgeholt – allerdings nicht bei der Beanspruchung einer Reha. Wir stellen erstaunt fest, dass in unserer Klinik wesentlich mehr Männer eine Reha antreten als Frauen. Das ist umso trauriger, weil Daten zeigen, dass Frauen mitunter sogar noch besser von der Reha profitieren als Männer. Woran das liegt, wird derzeit erforscht. Ich würde mich sehr freuen, wenn Frauen häufiger und früher in Reha kämen. Info: Mehr Informationen über die Klinik unter www.klinik-bad-reichenhall.de

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Psychologe Albert Hirschbichler hilft, die Mechanismen hinter der Nikotinsucht zu entlarven.

verkrampft atmen“, erklärt Physiotherapeut Georg Dumberger Cornelia Huber: „Üben Sie die Lippenbremse häufig, damit sie bei Bedarf automatisch abläuft.“ Neben der Lippenbremse gibt es ein zweites Hilfsmittel: die „Borg-Skala“. Anhand einer zehnstufigen Skala sollen Patienten ihr Belastungsempfinden wiedergeben. „Der Wert sollte zwischen vier und sechs liegen“, erklärt Therapeutin Silke Wingart, die das ErgometerTraining leitet: „Der Sport soll schon etwas anstrengend sein, um die Ausdauer auszubauen.“ Dass das Training bereits in der zweiten Woche anschlägt, merkt Huber an Kleinigkeiten: „Beim Treppensteigen komme ich die Stufen leichter und schneller hoch.“ Cornelia Huber liebt Sport. Egal, ob er der Ausdauer, dem Muskelaufbau oder ihrem Gleichgewichtssinn dient. Inzwischen kann sie selbst unter erschwerten Bedingungen minutenlang die Balance halten. Eine wie sie lässt sich eben

nicht so schnell aus dem Gleichgewicht werfen. Sie trainiert ehrgeizig und scheut sich nicht vor Mühen: Gefragt, ob sie noch eine weitere Übung beim Zirkeltraining, im Kraftraum oder eine Stufe mehr auf dem Ergometer treten kann, antwortet sie stets „Ja“ oder wenigstens „Schaun’ wir mal“. Zumindest probiert will sie es haben. Da ist sie wieder, die Portion Sturheit.

Keine Vorwürfe Nur in einem Punkt fehlte in der Vergangenheit Beharrlichkeit: Bei der Zigaretten-Abstinenz. Ob sie das Rauchen wirklich überwindet, werden erst die nächsten Monate zeigen. Wie schwierig das Aufhören ist, lässt sich beim Besuch eines Kurses zur Raucherentwöhnung erahnen. Dort wird viel diskutiert – aber kein Vorwurf gemacht. Jeder der COPD-Patienten weiß, dass das Rauchen den Krankheitsverlauf drastisch verschlechtert. Doch Psychologe Dr. Albert Hirschbichler ist sich sicher: „Man kann nur mit und Ausgabe 2.2016

Gesundheit

Fotos: wdv-B. Rüttger

nicht gegen den Patienten ein Umdenken erreichen.“ Im Kurs lernen Patienten Handlungsstrategien für den Weg aus der Abhängigkeit. Zusätzlich stellt die Klinik kostenlos medikamentöse Entwöhnungshilfen, wie etwa Nikotinpflaster. Bei manchen Patienten hat man das Gefühl, dass einfach nur der letzte „Klick“ fehlt – wie etwa bei Mitpatientin Wallburga Ittlinger: „Die Geburt meiner Enkelin war für mich der Auslöser, mit dem Rauchen aufzuhören – ich will sie doch aufwachsen sehen.“ Ein Lächeln geht durch die Runde, auch Cornelia Huber berührt die Vorstellung sichtlich. Ihre Kinder sind Mitte 20. Hat es bei ihr „Klick“ gemacht? Am Nachmittag hat Chefarzt Dr. Schultz eine gute Nachricht für sie. Gerade musste sie einen Lungenfunktionstest absolvieren. „Die Werte sind gut: Sie werden keine Sauerstofftherapie benötigen.“ Huber kann wortwörtlich aufatmen: Sie wird weiterhin arbeiten können und muss nicht vorzeitig in Rente. Aber sie wird sich eine weniger anstrengende Tätigkeit in der Fabrik suchen. Zudem hätte die Sauerstofftherapie bedeutet, dass sie ein Atemgerät samt Schlauch an der Nase mit sich tragen müsste. Dann lieber Sportschuhe. Die trägt sie am Nachmittag auch wieder beim Vibrationstraining. Sie steht auf einer vibrierenden Bodenplatte wie eine Skiabfahrtsläuferin. Vor allem ihre Oberschenkelmuskulatur wird kräftig „durchgerüttelt“ und so effektiv gestärkt. Gefragt, ob sie eine Stufe härter testen will, antwortet Cornelia Huber: „Na klar!“ Eine andere Antwort hätte man nicht erwartet.

Beim Ergometertraining erhält Cornelia Huber zusätzlich Sauerstoff durch die Nase. Dauerhaft wird sie aber ohne Sauerstofftherapie auskommen.

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Gesundheit



Das kleine Mädchen

und der Laubhaufen

Ein spezielles Präventionsprogramm eröffnet KrankenhausAngestellten eine neue Perspektive für ihre Arbeit ielsicher wählt Christina Held aus den vor ihr ausgebreiteten Fotos das Bild eines Mädchens neben einem großen Laubhaufen aus. „Das Foto hat mich am meisten berührt“, sagt die 55-jährige Krankenschwester. Warum sie das Foto so anspricht, erfährt sie erst später. Und auch die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen sich noch ein wenig gedulden. Sie alle sind Beschäftigte von Kliniken im Umkreis und Teilnehmer des Präventionsprogramms BETSI, das die Deutsche Rentenversicherung anbietet (www.deutsche­ rentenversicherung.de/prävention)

Z

� � ZRM-Trainerin Sandra Hauser und Christina Held � Held mit Sporttherapeut Hartmut Grudno � BETSILeiterin Dr. Christa Hoerner

BETSI steht für „Beschäftigungsfähigkeit teilhabeorientiert sichern“. Der Titel klingt sperrig, die Ziele lassen sich aber schnell erklären: Die Gesundheit, Arbeitskraft und Lebensqualität der Teilnehmer soll gesteigert und langfristig gesichert werden. Es baut auf dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®) der Verhaltens- und Psychotherapeuten Maja Storch

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und Frank Krause auf. Im Rahmen dieses Präventionsprogramms lernen Teilnehmer, sich ihrer Bedürfnisse bewusst zu werden, sich auf ihre Ressourcen zu besinnen, diese zu erweitern und die Lust am Sport (wieder) zu entdecken. Vor rund fünf Jahren wurde das Programm eigens für Mitarbeiter in Krankenhäusern entwickelt. Zunächst verbringen die Teilnehmer eine Woche ganztätig ambulant in der Klinik Hüttenbühl der Deutschen Rentenversicherung Bund in Bad Dürrheim.

Bedürfnisse erkennen „Das Besondere am Programm ist, dass wir uns nicht in erster Linie auf Probleme fokussieren, sondern die Teilnehmer in Kontakt mit guten Gefühlen bringen. Es wird danach gesucht, was Menschen gerne wollen, nicht was ihnen Sorgen bereitet. Das erzeugt Motivation“, erklärt Programmleiterin Dr. Christa Hoerner. Im Mittelpunkt steht ein persönliches Ziel – eines, von dem jeder Teilnehmer aus sagen kann: „Da will ich hin.“ Ausgabe 2.2016

Gesundheit

Doch oft sind die eigenen Bedürfnisse unter einer Schicht aus Stress, Alltag und Frustrationen verdeckt. „Gerade Menschen in Pflegeberufen stellen das Wohl anderer über ihr eigenes. Bei uns lernen sie, hinzuspüren, was sie brauchen und ihnen Freude bereitet“, so Hoerner. Um den eigenen Bedürfnissen auf die Schliche zu kommen, helfen die Bilder. Sie sind ein Türöffner ins Unbewusste. Christina Held erkennt im Foto: Auch sie will mit Stolz auf ihre Arbeit schauen können – so wie das Mädchen neben dem Laubhaufen: „Es stimmt schon, ich habe oft nur das gesehen, was ich nicht geschafft habe.“ „Im Seminar geht es darum, das Ziel im Kopf zu verankern. Dann werden Alltagssituationen vorbereitet, in denen das Ziel wirksam werden soll“, erläutert Christa Hoerner. Das könne ein Gespräch mit einem Vorgesetzten sein oder der Umgang mit Stress. Dabei wird der Blick dafür geschärft, welche Veränderungen in der eigenen Kontrolle liegen und wo Gelassenheit im Umgang mit Realitäten angesagt ist.

Fotos: wdv-B. Rüttger

Sport macht stark Das Präventionsprogramm beinhaltet neben Schulungen zum Selbstmanagement auch Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung, zu gesunder Ernährung und viel Sport. „Wir bieten Wirbelsäulengymnastik, Aquafitness und Walking an“, erzählt Hartmut Grudno, leitender Bewegungstherapeut der Klinik Hüttenbühl. Vor allem das Walking sei beliebt: „Man muss nicht trainiert sein – man braucht nur guten Willen. Gleichzeitig gibt es keine Körperzelle, die nicht von diesem Ausdauersport profitiert.“ Wichtig sei nur, dass die während der Woche begonnene sportliche Betätigung nicht verebbe. Ausgabe 2.2016

Mit Ausdauer zum Ziel Ohnehin: Die eine Woche in der Klinik Hüttenbühl ist erst der Anfang. Wieder zurück am Arbeitsplatz sorgen die Arbeitgeber für den sportlichen Anschluss – das ist Teil des Programms: Christina Held und ihre Kollegen vom Schwarzwald-Baar-Klinikum etwa treffen sich einmal in der Woche zum Training – was nicht nur einen sportlichen Grund hat. „Es ist sowohl Teil des Präventionsprogramms als auch der Wunsch der Mitarbeiter, eine Betriebssportgruppe zu gründen, damit der Zusammenhalt bestehen bleibt“, freut sich Isabelle Farca, Projektleiterin in der Personalabteilung des Klinikums. Auch andere Arbeitgeber wie das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart loben das Angebot: „Wir haben das Programm evaluiert: Viele Teilnehmer haben uns gesagt, dass sie sich nun mehr Zeit für sich nehmen, Sport treiben und in Stresssituationen entspannter reagieren“, so Pflegedirektorin Ursula Matzke. Zusätzlich gibt es drei Nachbereitungstermine in der Klinik und einen Refresher-Tag. Treffen in Kleingruppen fördern die Motivation. Erfolge sollen gefestigt werden – ganz im Sinne der „Salutogenese“: „Hinter diesem Ansatz steckt, dass man sich Faktoren widmet, die Menschen gesund halten“, erklärt Christa Hoerner. Bei Krankenschwester Christina Held hat die Prävention gewirkt: „Ich sehe Veränderungen im Job jetzt positiver, weiß meine Leistungen besser zu würdigen und bin mir jetzt noch sicherer: ich liebe meinen Job.“

zukunft jetzt online Einen Film über ein weiteres Präventionsprogramm finden Sie im E-Journal auf www.deutscherentenversicherung.de

kompakt

Herzinfarkt von Frauen Entgegen landläufiger Meinung zäh­ len Herzinfarkte auch bei Frauen zu den häufigsten Todesursachen. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung kündigt sich ein Herzinfarkt bei Frau­ en aber häufig durch sogenannte un­ spezifische Symptome an – zum Bei­ spiel durch starke Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder Beschwer­ den im Oberbauch.

Keine gesunde Alternative Hersteller von E-Zigaretten behaupten oft, diese seien gesünder als normale Glimmstängel und könnten zur Tabak­ entwöhnung beitragen. Laut Krebsfor­ schungszentrum Heidelberg ist das Gegenteil der Fall: Das Nikotin mache abhängig und fördere das Wachstum bestehender Tumore. Zudem steht Ni­ kotin im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Weitere Inhaltsstoffe von E-Zigaretten reizen die Atemwege und können Al­ lergien hervorrufen. Seit dem Frühjahr 2016 dürfen E-Zigaretten nicht mehr an unter 18-Jährige verkauft werden.

Alles erlaubt Mit der Diagnose Diabetes Typ 2 ändert sich einiges. Die Ernährung ist davon aber nicht unbedingt betroffen. Ausgewogen sollte sie zwar sein, strenge Vorschriften oder Verbote sind laut dem Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) aber nicht nötig. Wer sich unsicher ist, was auf den täglichen Speiseplan gehört, sollte seinen Arzt ansprechen und gegebenenfalls über eine Ernäh­ rungsumstellung nachdenken.

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zukunft NETZ

Perspektiven ausloten

Keine Zeit zu verlieren

Wer noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, dem kann das Lehrstellenradar der Handwerkskammern unter die Arme greifen. Die Datenbank bietet Informationen zu freien Lehrstellen in über 130 Handwerksberufen – und zwar deutschlandweit. Einfach bevorzugte Region und Ausbildungsberuf angeben und Möglichkeiten erkunden. Auch wenn man über ein Praktikum ins Handwerk hineinschnuppern möchte, lassen sich über die Suchfunktion freie Plätze finden. Das Lehrstellenradar funktioniert online und mobil per App – mit Android und iOS. www.lehrstellen-radar.de

Den Mindestlohn gibt es schon weit über ein Jahr. Damit Beschäftigte auch davon profi­ tieren können, müssen sie ihre Arbeitszeiten genau erfassen. Komfortabler geht das mit der App „einfach erfasst“ des Bundes­ ministeriums für Arbeit und Soziales. Per Start- und Stopp-Funktion lassen sich Beginn und Ende des Arbeitstages sekundengenau registrieren – ganz bequem per Fingertipp. Und um Pausenzeiten fest­ zuhalten, genügt ein Druck auf die Pausentaste. Vergisst man das, zieht die App automatisch die gesetzliche Pausenzeit ab. Die gesammelten Arbeits­ zeiten gehen auf Wunsch per E-Mail auch direkt an den Arbeitgeber. Die kostenlose App gibt es für iOS, Android und Windows. www.der-mindestlohn-wirkt.de > Service > App zur Zeiterfassung

Schritt für Schritt

IMPRESSUM Herausgeber: Deutsche Rentenversicherung Bund. Chefredakteur: Dr. Dirk von der Heide (Deutsche Rentenversicherung Bund, Ruhrstraße 2, 10709 Berlin). Redaktion: Dr. Heiko Fiedler-Rauer, Christine Rütters (DRV Bund), Michael John, Natascha Krämer, Dr. Michael Krause, Sabina Ptacnik, Stefan Thissen (wdv OHG). Redaktion der Seiten 22 und 23 „Vor Ort“: Hans-Georg Arnold, Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, Eichendorffstraße 4-6, 67346 Speyer. Verlag: wdv Gesellschaft für Medien & Kom­ munikation mbH & Co. OHG, HRA 3087 AG Bad Homburg, Dieselstraße 36, 63071 Offenbach, Telefon: 069 981 904-0, Fax: 069 981 904­ 896, E-Mail: [email protected]. Bildredaktion: Achim Hubener; Gestaltung: Jochen Merget, Susanne Weser; Anzeigen: Walter Piezonka. Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 10/2016. Vertrieb: Bernd Kremer. Abo-Service: Nurgül Kalkandelen. Kostenfreies Abo: zukunft jetzt, Dieselstraße 36, 63071 Offenbach, Telefon: 069 981 904-821, Fax: 069 981 904-896, E-Mail: [email protected]. Druck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Carl-Bertelsmann-Straße 161M, 33311 Gütersloh. zukunft jetzt erscheint quartalsweise im 11. Jahrgang. Nach­ druck – auch auszugsweise – mit Genehmigung des Verlags.

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∏ Beilagenhinweis: Die in zukunft jetzt veröffentlichten Anzeigen und Beilagen stellen weder ein Leistungsangebot noch die Meinung oder eine Empfehlung der Deutschen Rentenversicherung dar.

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Fotos: Getty Images/George Manga; stocksy/Alberto Bogo; stocksy/Curtis Kim

10 000 Schritte am Tag, das empfehlen Gesundheitsexperten. Darüber freut sich besonders der Rücken, aber auch der restliche Körper. Denn zum langen Sitzen ist er nicht geschaffen. Allerdings verlangt die moderne Arbeits­ welt oft enormes Sitzfleisch. Die Schrittzähler-App der BG Verkehr hilft dabei, für Ausgleich zu sorgen. Sie bietet nicht nur einen Überblick darüber, wie viele Schritte man täglich zurücklegt. Mit einer Erinne­ rungsfunktion spornt sie außerdem dazu an, regel­ mäßig in Bewegung zu bleiben. Tagesziele lassen sich individuell setzen – je nach persönlicher Fitness, die mit jedem Schritt gesteigert wird. Wohlbefinden inklusive!

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