Ethik im Alltag der Medizin

Ethik im Alltag der Medizin Spektrum der medizinischen Disziplinen Herausgeber: Dietrich von Engelhardt Mit einem Geleitwort von Peter C. Scriba Sp...
Author: Leon Holtzer
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Ethik im Alltag der Medizin Spektrum der medizinischen Disziplinen Herausgeber: Dietrich von Engelhardt

Mit einem Geleitwort von Peter C. Scriba

Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH

Professor Dr. Dietrich von Engelhardt Institut fUr Medizin- und Wissenschaftsgeschichte Medizinische UniversiHit zu Lubeck Ratzeburger Allee 160,2400 Lubeck

ISBN 978-3-540-51560-9

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Etbik im Alltag der Medizin: Spektrum der medizinischen Disziplinen 1 Hrsg. Dietrich von Engelhardt. Mit e. Geleitw. von Peter C. Scriba. ISBN 978-3-662-02597-0 (eBook) ISBN 978-3-540-51560-9 DOI 10.1007/978-3-662-02597-0

NE: Engelhardt, Dietrich von [Hrsg.J

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2127/3145-543210

Gedruckt auf sliurefreiem Papier

Geleitwort

Die Medizinische Universitat zu Lubeck ist als wissenschaftliche Einrichtung mit auf Medizin und Naturwissenschaft begrenztem Forschungsgebiet besonders darauf angewiesen, ihren Mitgliedern immer wieder Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit geisteswissenschaftlichen Themen zu geben. Dieses Buch faGt die Beitrage zu einer beachtenswerten Ringvorlesung der Medizinischen Universitat zu Lubeck zusammen. Uberlegungen rur Ethik in der Medizin sind sowohl fur das Verstandnis zwischen Arzten und gesunden oder kranken Nichtarzten als auch fUr das Selbstverstandnis der Mediziner wichtig. Kaum ein Bereich der Medizin kann seine Praxis heute ausuben, ohne die Folgen fUr Sitte, Moral, Recht, Fragen nach dem Sinn des Lebens, Religion, aber auch Okonomie, Okologie etc. zu bedenken und zu diskutieren. Nicht zuletzt verlangt der Umgang der Arzte miteinander eine ethische Struktur, die immer wieder angepaGt werden muG. Namens der Universitat wunsche ich, daG dieses Buch dem Leser helfen moge, seinen eigenen Standpunkt zu finden. Lubeck, Oktober 1989

Prof. Dr. med. PETER C. SCRIBA Rektor der Medizinischen Universitat zu Lubeck

Vorwort

Wissenschaftlicher Fortschritt und kultureller Wandel haben der Ethik in der Gegenwart eine neue Bedeutung verliehen. Dem ,Prinzip Hoffnung' (Bloch) wird das ,Prinzip Verantwortung' (Jonas) gegenubergestellt. Auch in der Medizin ist Ethik zu einem vieldiskutierten Thema geworden. Zahlreiche Monographien und Aufsatze sind bereits erschienen, mehrere Zeitschriften wurden gegrundet, viele Kongresse und Symposien wurden abgehalten, medizinische Institute und Lehrstuhle wurden eingerichtet, Arztekammern, medizinische Fakultaten und Kliniken besitzen spezifische Ethikkommissionen, seit 1988 gibt es in der Bundesrepublik eine ,Akademie fur Ethik in der Medizin'. Das ausgehende 20. Jahrhundert hat einsehen mussen, daB Naturwissenschaften und Technik fUr die medizinische Therapie uberaus notwendig, daB der Umgang mit dem kranken und sterbenden Menschen substantiell aber auch auf die Geisteswissenschaften angewiesen ist. Konzepte und Positionen vergangener Epochen der Medizin tauchen wieder auf, zugleich verlangt die moderne Situation moderne LOsungen. Medizinische Forschung bedarf der Normen, die sie selbst nicht schaffen kann. Kuration, Pravention und Rehabilitation gehen insgesamt uber Biologie und auch Psychologie und Soziologie noch hinaus; Ethik ist Philosophie; medizinische Ethik ist keine Sonderethik, sondern eine Ethik besonderer Situationen. Falsche Alternativen stellen keinen Ausweg dar. Auf Naturwissenschaften und Technik kann in der Medizin nicht verzichtet werden; ebenso notwendig sind Psychologie und Soziologie. Medizin hat es mit der Krankheit als objektiver Erscheinung und mit dem Kranken als Subjekt zu tun. Krankheit ist grundsatzlich eine korperliche, soziale, psychische und geistige Erscheinung. Die Beachtung des Kranken als Person mit BewuBtsein, Sprache und sozialen Beziehungen darf nicht Verzicht auf Rationalitat heiBen; uber ethische Prinzipien und ihre Umsetzung in die Praxis konnen nur Vernunft und vernunftige Argumentation entscheiden. Medizin besitzt schlieBlich gewiB ihre eigene Wirklichkeit und eigene Dynamik, ist aber zugleich ein Teil der Gesellschaft und Kultur; Medizin hangt von etablierten Werten und okonomischen Mitteln ab, die von der Gesellschaft zur Verfugung gestellt werden, ihr Fortschritt weckt aber auch neue Bediirfnisse und Hoffnungen, beeinfluBt die Kultur. Die Ringvorlesung der Medizinischen Universitat zu Lubeck hat sich in den Semestern 1986-1988 unter dem Leitthema ,Ethik in der Medizin' dies en ebenso existentiellen wie komplexen Fragen gewidmet. Die Vortrage fanden insgesamt bei den Studenten, den Wissenschaftlern und der Offentlichkeit

VIII

Vorwort

groBe Resonanz, jedesmal kam es zu intensiven Diskussionen. Vier Studien wurden erganzend fUr den vorliegenden Band verfaBt, sie konnten dem Auditorium jener Vorlesungsreihe nicht mehr vorgestellt werden. Die Vortrage von Hartmann und v. Engelhardt sind in der Hochschulzeitschrift ,FOCUS' 1987/88 bereits abgedruckt, sie wurden fUr diesen Band aber emeut uberarbeitet. Die 15 Beitrage umspannen das weite Spektrum der naturwissenschaftlichmedizinischen Forschung und Therapie. Der systematische wie historische Rahmen der Ethik in der Medizin wird entfaltet, die Beziehung zum Recht wird thematisiert, das Verhaltnis zur Philosophie und Theologie wird erortert. Vor allem werden aber die ethischen Probleme in den verschiedenen medizinischen Disziplinen, in den konkreten Situationen und Aufgaben der einzelnen Facher und nicht allein in den Grundlagen oder ubergreifend fur die Medizin insgesamt behandelt; in der Detailliertheit und Praxisbezogenheit liegt vielleicht der besondere Wert dieses Sammelbandes. Ohne Zweifel verdienen weitere Themen ebenfalls besondere Aufmerksamkeit. Intemationale und transkulturelle Vergleiche sollten angestellt werden auch im Blick auf die Pluralitat der Standpunkte und religiosen Bindungen, die in unserem Land bereits Wirklichkeit ist und sich entsprechend auch unter den Studenten und Arzten wie Patienten wiederfindet. Als notwendig erweist sich die Darstellung medizinethischer Probleme aus der Sicht der Patienten und ihrer Umwelt; medizinische Ethik geht uber arztliche Ethik hinaus, besteht im Prinzip aus der Ethik des Patienten, der Umwelt und des Arztes. Die Verwirklichung der normativen Vorstellungen verlangt noch weitaus starkere Beachtung. Ethik setzt zwar das Auseinanderfallen von Realitat und Norm voraus, bedeutet aber ebenso den stets von neuem zu leistenden Versuch, diese Kluft zu vermindem: im schulischen Unterricht, in der universitaren Ausbildung der Mediziner, in der Aufklarung der Offentlichkeit, in den Reformen der medizinischen Praxis, in den juristischen Folgerungen fUr die medizinische Forschung und Therapie. Der Band ,Ethik in der Medizin' moge seine Leser in den verschiedensten Bereichen finden. Die Beitrage wollen ein Bild der Realitat der Medizin entwerfen und zugleich Vorschlage entwickeln, diese Realitat in den Bereichen des Denkens, Wissens und Handelns mit Humanitat zu erfUllen - im Blick auf das Wohl und den Willen des einzelnen Kranken und zugleich die Bedurfnisse der Gesellschaft, in der Kranker und Arzt gemeinsam leben. Lubeck, Herbst 1989

DIETRICH

v.

ENGELHARDT

Inhaltsverzeichnis

Geleitwort

v

Vorwort .

VII

Sittliche Spannungslagen arztlichen Handelns

1

FRITZ HARTMANN

Der Tierversuch in der medizinischen Forschung

15

CHRISTOPH WEISS

Gedanken zur Ethik in der Pathologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

25

UDO LOHRS

Spezielle ethische Fragen in der Humangenetik

. . . . . . . . . . . . . . 39

EBERHARD SCHWINGER

Sprechen und Schreiben im arztlichen Alltag: Ein Beitrag zum Umgang mit der Wahrheit in der Inneren Medizin und Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

49

HUBERT FEIEREIS

Gedanken und Nachgedanken zur Intensivmedizin in der Kinderheilkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

81

AxEL FENNER

Von der Verantwortung des Kinder- und Jugendpsychiaters . . . . . . . 93 ULRICH KNOLKER

Ethische Uberlegungen in der Psychiatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 HORST DILLING

Verantwortliches arztliches Handeln in der Frauenheilkunde. Haben sich unsere Moralvorstellungen und ihre ethische Begrilndung gewandelt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 INGEBORG RETZLAFF

X

Inhalt

Ethische Aspekte in der Chirurgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 FRIEDRICH W. SCHILDBERG Ethische Probleme in der Neurochirurgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 HANS ARNOLD

Systematik und Ethik der Plastischen Chirurgie

. . . . . . . . . . . . . . 163

GUNTER M. LOSCH

Der alte Mensch in Gesundheit und Krankheit - Ethische Probleme?

. 185

RUDOLF-M. SCHUTZ

Der Arzt zwischen Recht und Ethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 OTTO PRIBILLA

Zur Systematik und Geschichte der Medizinischen Ethik . . . . . . . . . 221 DIETRICH VON ENGELHARDT

Autorenverzeichnis

Prof. Dr. med. HANS ARNOLD

Prof. Dr. med. HORST DILLING

Klinik fUr Neurochirurgie Medizinische Universitat zu Lubeck Ratzeburger Allee 160, 2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-2075 Klinik fUr Psychiatrie Medizinische Universitat zu Lubeck Ratzeburger Allee 160, 2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-2440

Prof. Dr. phil. DIETRICH v. ENGELHARDT

Institut fUr Medizin- und Wissenschaftsgeschichte Medizinische Universitat zu Lubeck Ratzeburger Allee 160, 2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-3054

Prof. Dr. med.

Klinik fUr Psychosomatik und Psychotherapie Medizinische Universitat zu Lubeck Ratzeburger Allee 160, 2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-2380

HUBERT FEIEREIS

Prof. Dr. med. AXEL FENNER

Prof. Dr. med. FRITZ HARTMANN

Prof. Dr. med. ULRICH KNOLKER

Klinik fUr Neonatologie Medizinische Universitat zu Lubeck KahlhorststraBe 31-35, 2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-2595 Geschichte der Medizin im Zentrum fur Offentliche Gesundheitspflege Medizinische Hochschule Hannover Konstanty-Gutschow-Str. 8, 3000 Hannover 61 Tel. (0511) 532-3506 Klinik fUr Kinder- und Jugendpsychiatrie Medizinische Universitat zu Lubeck TriftstraBe 139, 2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 4002-401

XII

Autorenverzeichnis

Prof. Dr. med. UDO LOHRS

Prof. Dr. med. GUNTER M. LOSCH

Prof. Dr. med. OTTO PRIBILLA

Dr. med. INGEBORG RETZLAFF

Prof. Dr. med. FRIEDRICH W. SCHILDBERG

Prof. Dr. med. RUDOLF-M. SCHOTZ

Prof. Dr. med. EBERHARD SCHWINGER

Prof. Dr. med. CHRISTOPH WEISS

Institut fUr Pathologie Medizinische UniversiHit zu Lubeck Ratzeburger Allee 160,2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-2705 Klinik fUr Plastische Chirurgie Medizinische UniversiUit zu Lubeck Ratzeburger Allee 160,2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-2060 Institut fUr Rechtsmedizin Medizinische Universitat zu Lubeck KahlhorststraBe 31-35, 2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-2750 Prasidentin der Landes-Arztekammer Schleswig-Holstein Bismarckallee 8-12, 2360 Bad Segeberg Tel. (04551) 803-24 Chirurgische Klinik Ludwig-Maximilians-Universitat Munchen, Klinikum GroB-Hadern MarchioninistraBe 15,8000 Munchen 70 Tel. (089) 7095-2790 Klinik fUr Angiologie und Geriatrie Medizinische Universitat zu Lubeck Ratzeburger Allee 160,2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-2400 Institut fUr Humangenetik Medizinische Universitat zu Lubeck Ratzeburger Allee 160,2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-2620 Institut fUr Physiologie Medizinische Universitat zu Lubeck Ratzeburger Allee 160,2400 Lubeck 1 Tel. (0451) 500-4150