Der Traum vom Hotel

Der Traum vom Hotel

Dokumentarfilm, ab 16 Jahren Buch und Regie: Helle Toft Jensen Ko-Regie in Popenguine: Fatoumata Kandé Senghor Produktion: Spor Media, Dänemark 2005 Kamera, Ton: Helle Toft Jensen Schnitt: Niels Pagh Andersen Musik: Youssou N’Dour, Maal Sprachen: Deutsch, Französisch (teilweise untertitelt) Untertitel: Englisch Dauer: 35 Minuten (Kurzfassung) Arbeitshilfe: Peter Meier-Apolloni Themen: Tourismus, Nachhaltigkeit, Entwicklung, Remigration, Kommunikation

Inhalt

Nach 25 Jahren in Belgien kehrt der 45-jährige Jeannot (Jean-Marie da Silva) in sein Heimatland Senegal zurück. Er will dort seinen Jugendtraum verwirklichen, nämlich im Herzen des Dorfes Popenguine ein Hotel zu bauen. Dieses Dorf von Fischern, Bauern und Viehzüchtern wurde von langer Trockenheit heimgesucht, die Fischbestände wurden durch ausländische Firmen drastisch reduziert. Das Bedürfnis nach wirtschaftlicher Entwicklung ist gross und der Tourismus könnte eine Chance sein. Obwohl Jeannot sein Hotelprojekt als Beitrag zur Entwicklung des Dorfes sieht, stösst er damit auf Widerstand. Dies liegt daran, dass sich Jeannot nach 25 Jahren in Europa verändert hat und sich in der «neuen» Umgebung nicht willkommen fühlt. Das Hotel wird mit Verzögerung fertig gestellt und mit einer pompösen Einweihungsfeier eröffnet. Doch die Touristen bleiben aus. Jeannot hat es nicht geschafft, sich in der Dorfgemeinschaft zu integrieren. Dazu beigetragen hat unter anderem, dass er vor allem Verwandte im Hotel eingestellt hat und nicht die arbeitslosen Jugendlichen des Dorfes. In Popenguine gibt es ein Sprichwort: «Wenn du nicht zu uns kommst, kommen wir auch nicht zu dir; wenn du aber auf uns zukommst, werden wir alles für dich tun.» Karim, der Dorfschullehrer, steht dem Hotelprojekt kritisch gegenüber und fürchtet negative Auswirkungen durch den Tourismus. Der Taxichauffeur Birane hingegen sieht darin durchaus eine Chance und versucht, Jeannot als Hotelbesitzer und den Rat der Dorfältesten zusammenzubringen. Ein erstes Treffen mit dem Dorfrat scheint schliesslich eine neue Basis für eine künftige Zusammenarbeit zu schaffen.

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Zum Film

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Die Filmemacherin Helle Toft Jensen lässt uns hautnah teilhaben an der beschwerlichen Rückkehr von Jeannot in sein Heimatland. Wer glaubt, als Senegalese falle es ihm leichter, wieder Wurzeln zu schlagen, sieht sich getäuscht. Die langen Jahre in Belgien haben ihn geprägt und zu einem Fremden im eigenen Land gemacht. Entscheidend ist offenbar nicht die Herkunft allein – der weisse Barbetreiber Christian ist in Popenguine besser integriert. Nebst Jeannots Schwierigkeiten weist der Film auch auf die Probleme hin, die durch den (Massen-)Tourismus in der zwar funktionierenden, aber wirtschaftlich gebeutelten Dorfgemeinschaft entstehen. Stimmungsvolle Bilder des Ferienparadieses mit Strand, Sonne, Freizeitaktivitäten werden mit dem überfallartigen Einfallen von Touristen konterkariert. Im Film haben aber auch Humor und Witz ihren Platz. Dadurch gewinnt der Film eine gewisse Leichtigkeit, welche den schwierigen Wieder-Annäherungsprozess und das Fremdsein im eigenen Land etwas abmildert. Popenguine erscheint uns als Ort, wo man gerne hinfliegen möchte. Aber zu welchem Preis? Das Streben nach einer für alle tragbaren Lösung beschäftigt die Dorfbevölkerung, die sich vermehrt auf ihre Geschichte und kulturellen Werte besinnt. Das Traumhotel lässt uns deshalb mit gemischten Gefühlen zurück und lässt die Frage offen, ob die Gratwanderung zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und Schaffen von Arbeitsplätzen und dem Erhalt der kulturellen Identität und der dörflichen Struktur gelingt. Immerhin endet der Film versöhnlich, indem mindestens ansatzweise ein gangbarer Weg aufgezeigt wird. Doch wir als Betrachter/-innen diese Films bzw. als potentielle Reisende sind hier gefragt. Unser Verhalten und unsere Einstellung werden die Zukunft eines Dorfes wie Popenguine massgeblich mit beeinflussen. Insofern ist «Der Traum vom Hotel» ein aktuelles Zeitdokument, aus dem, so ist zu hoffen, kein Albtraum wird. In der schulischen Auswertung muss man sich entscheiden, wo das Schwergewicht gesetzt werden soll; ob beim Porträt des Rückkehrers Jeannot, der seinen Traum verwirklichen will, oder bei der Entwicklung eines afrikanischen Dorfes durch den Tourismus. Im Zeitalter des unbegrenzten Reisens sind Schüler/-innen wie Lehrpersonen gleichermassen angesprochen. Alle haben sie einen Bezug zum Thema, können aus eigenen Erfahrungen schöpfen. Der Film ist eine Chance, ein neues Verständnis zum Reisen zu entwickeln, indem man versucht, die Mechanismen am Beispiel eines kleinen Dorfes an der Küste Senegals zu verstehen.

Hintergrund

Die Filmemacherin Helle Toft Jensen über ihren Film Übersetzt und gekürzt aus: www.droemmeneshotel.dk «Seit Beginn der Dreharbeiten zu «Der Traum vom Hotel» legte ich grossen Wert auf die zwischenmenschlichen Kontakte meines Filmteams mit der Dorfbevölkerung von Popenguine. Es standen unzählige Drehtage an und wir konnten nicht einfach Löhne für alle Beteiligten zahlen. Gemeinsam mit der senegalesischen Produzentin Fatoumata Kandé Senghor beschlossen wir, Einzelpersonen oder Gruppen für einzelne Szenen mit Lebensmitteln, Teppichen oder Schmuck zu entschädigen. […] Auf diese Weise bauten wir eine Art «familiäre» Beziehung zum Dorf auf, denn alle wussten, dass wir nicht gekommen waren um zu nehmen, sondern um einen Austausch zu pflegen. Lediglich Karim, Lehrer und Konzeptentwickler des Films, und Birane, der Taxifahrer, erhielten ein Honorar, weil sie während den Dreharbeiten einen Lohnausfall hatten. Jeannot selber erhielt dänische Handwerkserzeugnisse und einen Beitrag an ein Firmenschild. Ich hatte dem Imam und allen am Film Beteiligten versprochen, den fertig gestellten Film im Dorf zu zeigen. Dieses Versprechen wollte ich unbedingt halten, zumal weisse Besucher/-innen

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in fremden Ländern den Bereisten oft sagen, sie würden ihnen Erinnerungsfotos schicken, es aber dann nie tun. Unsere Firma Spor Media ist sich der grossen Verantwortung bewusst, die ein Filmteam in Afrika trägt. Sein Verhalten in einem Dorf ist ausschlaggebend dafür, wie anschliessend Geschichten aus einer andern Kultur in westlichen Ländern wiedergegeben werden. Der Austausch zwischen Europäern und Afrikanern ist von Anfang an ungleich, die einen sind reich, die andern arm. Am besten für beide Seiten sind folglich ein zwischenmenschlicher Austausch und das Vorführen eins Films, den wir über ihr Leben gedreht haben. Der Film wurde auf dem Hauptplatz des Dorfes gezeigt, auf einer grossen Leinwand, die an der Hotelmauer befestigt war. Techniker aus der Hauptstadt Dakar kamen mit der besten Ausrüstung, die aufzutreiben war. Frauengruppen stellten Plastikstühle bereit und verkauften Kuchen und Mineralwasser. Eine Griot-Sängerin (Geschichtenerzählerin) ging von Tür zu Tür, um die bevorstehende Filmvorführung anzukünden. Bei Sonnenuntergang kamen dann die Leute, 600 waren es am ersten Abend und ebenso viele an der zweiten Vorführung im Hof einer Schule. Zuerst zeigten wir der Kurzfilm «Stimme von Popenguine»; darin äusserten sich alle, die im Film mitgewirkt hatten, zu ihrem Dorf, zum Tourismus, zum Hotel und zur Zukunft. «Der Traum vom Hotel» wurde im Verlauf der Dreharbeiten immer mehr zu einem Porträt eines Senegalesen, der in sein Land zurückkehrt und seinen Lebenstraum verwirklichen will: den Bau eines Hotels im Herzen des kleinen Fischerdorfes. Der Kurzfilm löste bei den Zuschauer/-innen grosses Gelächter aus, als sie sich selber auf der Leinwand sahen; sie waren beeindruckt von der Schönheit ihres Dorfes und wurden ganz still, als sie inzwischen verstorbene Greise reden hörten. «L’Hôtel de mes rêves» liess die Zuschauer/ -innen dann sehr aufmerksam werden; innerhalb von 59 Minuten (Langfassung) wird der Rückkehrer Jeannot integraler Bestandteil ihres Lebens und er sieht die Dorfgemeinschaft, der er angehören will, plötzlich viel klarer. Es war ein tolles Gefühl und eine wichtige Geste, diesen Film den «Schauspielern» zurückzugeben. Heute zirkulieren mehrerer Kopien der beiden Filme im Dorf. Herstellung und Vorführung des Films führten bei der Dorfbevölkerung zu angeregten Gesprächen. Daraus entwickelte sich eine ernsthafte und nötige Diskussion über den aufkommenden Tourismus im Dorf. Eine Diskussion, die darüber entscheidend wird, ob der globale Tourismus ihre zerbrechlichen Sozialstrukturen zerstören wird oder ob es der Dorfbevölkerung gelingen wird, rechtzeitig über die drohende Gefahr zu sprechen und somit ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen und mitzubestimmen. «Der Traum vom Hotel» sollte aber auch ein europäisches Publikum ansprechen und Diskussionen bei uns auslösen. Der Film wurde deshalb mit dem deutsch-französischen Sender ARTE co-produziert und bereits vor Fertigstellung den Fernsehstationen in Dänemark, Finnland, Belgien, der Schweiz und Estland verkauft.» Zitate zum Thema Fremdsein im eigenen Land/Rückkehrer «Ein längerer Aufenthalt im Ausland stellt eine grosse Herausforderung dar. Doch auch die Rückkehr ins Heimatland nach einem mehrjährigen Aufenthalt in einer anderen Kultur ist nicht einfach, da die private, soziokulturelle und berufliche Reintegration bewältigt werden muss. Alte soziale Netzwerke müssen wieder aufgenommen werden. Zudem hat sich durch die Normen des Gastlandes der Blickwinkel der Heimkehrer verändert und sich somit vielleicht sogar eine Entfremdung von der eigenen Kultur vollzogen.» «Fremdsein ist keine Eigenschaft, sondern ein Verhältnis zwischen Menschen.» (Franz Nuscheler)

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«Das schlimmste ist die Rückkehr: nach Hause zurückzukommen ohne einen Centime in der Tasche.» (junger Senegalese; aus «Rückkehr wider Willen» von Rüdiger Maack) Der Begriff «Der Fremde» hat heute distanzierenden Charakter. Der antiken Literatur ist jedoch zu entnehmen, dass der Fremde auch Gastfreund ist, einer, der daherkommt und Neugierde weckt, der aufgenommen wird und dem Schutz gewährt wird. (aus Anmerkungen zu einer europäischen Identität von Erhard Busek, Wien) 400’000 Türken kehren jährlich Deutschland den Rücken und ziehen in die Türkei. In der Türkei gibt es deshalb eine stetig wachsende Gemeinde von Rückkehrern. Vor allem für die jungen «Deutschtürken», die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, gestaltet sich die «Rückkehr» in die Türkei oft als schwierig. So haben sie Probleme bei der Jobsuche oder müssen feststellen, dass ihr türkisch mangelhaft ist. (aus Joachim Weber: «Deutsche» – Fremdsein im Heimatland) Senegal auf dem Weg zu einem nachhaltigen Tourismus Auch wenn Westafrikas touristische Präsenz noch nicht mit jener Ostafrikas vergleichbar ist, scheint sich diese Region mehr und mehr zu einer Destination für Menschen zu entwickeln, die einerseits unverfälschte Naturlandschaften und Kontakt zu Menschen in intakten sozialen Strukturen suchen (z.B. Mali und Niger), andererseits aber auch entspannende Ferien mit Sonne, Sand, Meer und Sightseeing wünschen (wie an den Küsten Senegals). In dieser Bedürfnislage der Kunden liegt die besondere Chance, um auf lokaler Ebene die Armut zu bekämpfen, indem die örtlichen Gemeinwesen jene Ressourcen mobilisieren, die von der Kundschaft zunehmend gesucht werden. Der konventionelle Tourismus ist in seiner gegenwärtigen Form auch in Senegal unter starker Kritik, insbesondere weil er ohne Bezug zu den lokalen Gegebenheiten oder sogar im Widerspruch zu ihnen ist. Mehrere Initiativen in Senegal reagieren auf diese Situation, um einen alternativen und nachhaltigen Tourismus auf der Grundlage der lokalen Ressourcen zu fördern. Man stellt indessen fest, dass solche Bemühungen leider nicht lokal verankert sind und – in einem seit der Kolonialzeit stark zentralistischen Land wie Senegal – keine Strategien vorliegen, die auch auf lokaler Ebene nutzbar gemacht werden können. Lokale Behörden und Organisationen wissen nicht, wie sie mit dieser Perspektive eines nachhaltigen und auch ethisch vertretbaren Tourismus konkret umgehen können. Es bedarf einer Politik, die den lokalen Akteuren konkrete Werkzeuge in die Hände gibt – so etwa zum Aufbau eines sozial und ökologisch verträglichen Angebots, zur Planung von Investitionen und zum sinnvollen Einsatz der Erträge für die weitere Entwicklung. Aus: www.mampuya.org Das Centre Mampuya in Senegal – ein Zentrum für nachhaltige Entwicklung Das Mampuya-Center ist eine kulturell-ökologische Privatinitiative der «Schule für afrikanischen Ausdruckstanz» von Jacqueline Moesch Mampuya. Ziele sind zum einen die Förderung von afrikanischer Kunst und afrikanischem Kunsthandwerk sowie der kulturelle Austausch zwischen Senegal und der Schweiz, zum anderen Schutz, Erhaltung und Wiederaufbau der natürlichen Umwelt bei Noungouma/Ndiass (Senegal) und der Kampf gegen die verschiedenen Formen der Erosion und des Zerfalls der Hügellandschaft. Es findet eine Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen statt, z.B. mit Sahel DEFIS.

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So ist im Westen Senegals eine Art Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung mit Modellcharakter entstanden. Grossen Wert wird dabei auf den Einbezug der lokalen Bevölkerung gelegt. Initiantin und Trägerin des Projekts ist Jacqueline Moesch Mampuya, die erst kürzlich mit dem Umweltpreis «Trophée de femmes» 2008/09 der Fondation Yves Rocher ausgezeichnet worden ist. Das Projekt initiiert einen Forschungs- und Entwicklungsprozess, um • eine Strategie zur Förderung des nachhaltigen und alternativen Tourismus unter dezentraler Beteiligung der lokalen Bevölkerung aufzubauen, • die lokalen Strukturen bereitzustellen und Netzwerke aufzubauen, • den lokalen Akteuren das nötige Know-how zu vermitteln, • Arbeitsplätze sowie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die einheimische Bevölkerung zu schaffen, • einen Treffpunkt für kulturelle und ökologische Projekte zu schaffen. Mehr unter: www.mampuya.org Rio +10: Zehn Leitsätze zum Tourismus 1 Armut/ Entwicklung Tourismus muss einen Beitrag zur Überwindung der Armut leisten – soziale Gerechtigkeit, Umweltgerechtigkeit und die Beteiligung der Menschen in touristischen Zielgebieten sind die Voraussetzungen dafür. 2 Klima: Verkehr/ Energie Raus aus dem Stau, weg vom Jetlag, hin zur sanften Mobilität für alle. 3 Land: Boden/ Ernährung Unser Urlaubsort – Ihr Zuhause 4 Biodiversität Tourismus lebt von der Vielfalt der Natur und der Kulturlandschaften der Welt – er muss zu ihrer Erhaltung beitragen. 5 Wasser Das kühle Nass ist unterwegs noch kostbarer als zu Hause. 6 Menschenwürde – Geschlechtergerechtigkeit Frauen und Kinder benötigen Schutz und «Empowerment»*, damit sie im Tourismus nicht das Nachsehen haben. 7 Partizipation der Zivilgesellschaft Alle gesellschaftlichen Akteure, gerade auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen und Minderheiten, müssen über Tourismus entscheiden können und am Ertrag teilhaben. 8 Konsum und Lebensstil Reise- und Freizeitverhalten umwelt- und menschengerecht gestalten. 9 Internationale Wirtschafts- und Handelspolitik Fairer Handel – auch im Tourismus. 10 Kohärente Politik Politischer Wille zur Einhaltung der Menschenrechte und zu einem kohärenten Interessenausgleich zwischen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft ist auf allen Ebenen unabdingbar, damit künftige Generationen überall in Würde leben, Freizeit geniessen und reisen können. Aus: www.tourism-watch.de

* Strategien und Massnahmen, die geeignet sind, den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben der Menschen zu erhöhen

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Lernziele

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• Probleme von Rückkehrern am Beispiel eines senegalesischen Auswanderers kennenlernen. • Einblick in die Strukturen einer Dorfgemeinschaft und deren wirtschaftliche Probleme im westafrikanischen Senegal erhalten. • Möglichkeiten und Grenzen des Tourismus im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung erkennen.

Filmkapitel

1 Das andere Hotelprojekt 2 Erwartungen im Dorf Popenguine 3 Eröffnung des Hotels 4 Enttäuschte Erwartungen 5 Zusammenarbeit mit der Bevölkerung

Didaktische Impulse Vorbemerkungen

• Als Reisende und Urlauber/-innen sind wir alle Experten im Thema Tourismus. Ein Thema also, das uns alle betrifft. Neu daran ist die immer lauter werdende Forderung, dass Reisen mit all seinen positiven und negativen Auswirkungen auf die Bereisten nachhaltiger werden müsste; der CO2-Ausstoss der Flugzeuge ist nur ein Beispiel dafür. Umso wichtiger wird deshalb die Handlungsebene im Impuls 3, die Schüler/-innen und Lehrpersonen zu einem neuen Verantwortungsbewusstsein im Tourismus motivieren könnte. • Die Hauptfigur Jeannot erlebt mit seinem Hotelprojekt den Perspektivenwechsel in doppelter Hinsicht; als Senegalese mit langem Europaufenthalt mit einem Hotelprojekt in einem kleinen Fischerdorf in Afrika. Ein Beispiel für globales Lernen im wahrsten Sinne also. • Manche Links setzen minimale Französisch- oder Englischkenntnisse voraus. • Schüler/-innen wie Lehrpersonen sind vom Thema des Films gleichermassen angesprochen; eigentlich eine gute Voraussetzung, gemeinsam zu lernen. • Die Auswertung kann in drei Schritten erfolgen: Begegnen/Fragen stellen (Impuls 1), recherchieren/vertiefen (Impuls 2), Handeln (Impuls 3).

Impuls 1

Rückkehr in die Heimat – zwischen Traum und Realität Methode: Porträt schreiben Material: Filmkapitel 1; Hintergrund • Eindrücke von der Person von Jeannot (Senegalese, 45-jährig) austauschen. Wie empfinden wir seine Person? Wie schätzen wir seinen Traum ein, sich und seiner Familie mit dem Hotel ein Denkmal zu setzen? Nimmt er sich zu wichtig? • Ein A4-Blatt mit zwei Spalten vorbereiten: Auf der einen Seite ein kleines Porträt von Jeannot schriftlich festhalten (Angaben zu seiner Person, seine Jugend, sein Aufenthalt in Belgien, seine beruflichen und familiären Ziele, seine Vorstellungen für die Zukunft, seine Träume); auf der andern Seite seine eigenen Ziele und Träume festhalten. • Sich Gedanken zum Thema Rückkehrer machen. Was bedeutet Rückkehr nach Jahren in der Fremde für jemanden wie Jeannot? Was lässt er zurück und was gewinnt er in der neuen «alten» Heimat? Rückkehrer stehen unter einem grossen Erwartungsdruck der Familien zuhause, zum Beispiel was ihren in Europa erworbenen «Reichtum» wie Geld, Autos, Haus etc.) betrifft. • Was bedeutet für uns Heimat? Könnten wir uns vorzustellen, auszuwandern und einen Teil unseres Lebens im Ausland zu verbringen? • Jeannot hat sich in den 25 Jahren in Belgien an das leben in Europa gewöhnt, nun steht ihm ein Perspektivenwechsel bevor, von Europa nach Afrika, von der Stadt in Dorf, von einem Freundeskreis in eine Dorfgemeinschaft. Wie geht er mit der neuen Situation im Dorf um? Wie würden wir uns verhalten? Was würden wir anders machen?

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• Bilder im Kopf: Jeannot ist Schwarzer, hat aber europäische Denkmuster und Verhaltensweisen angenommen, unter anderem auch gewisse Vorurteile gegenüber Afrikanern. Was ist typisch afrikanisch? Der Nachtwächter im Hotel lässt alles fallen, sobald er seinen Lohn hat. Spielt die Hautfarbe dabei eine Rolle? Christian, der französische Barbesitzer, ist in Popenguine als Weisser besser integriert als der Senegalese Jeannot; wie kommt das? Die Aussage von Jeannot «Afrika improvisiert, Europa organisiert» hinterfragen und diskutieren. • Fragen zum Film und zum Diskutierten formulieren und an der Tafel sammeln; ebenso Dinge, die die Teilnehmenden noch interessieren würden. Impuls 2

Dorfstrukturen und Entwicklung Methode: Recherche Material: Filmkapitel 2, 3, 4; Links; Hintergrund • Die Fragen an der Tafel aufnehmen und in Kleingruppen Antworten darauf suchen (Hintergrund, Links etc.). • Sich anhand einer Karte (Links) einen Überblick über die geografische Lage und das Land Senegal verschaffen (Geschichte, Wirtschaft etc.) • Den Text der Filmemacherin (Hintergrund) lesen und die wichtigen Stichworte betreffend die Strukturen des Dorfes Popenguine herausschreiben. In Kleingruppen diskutieren und im Plenum austauschen. Was ist im Umgang mit den Dorfbewohner/-innen entscheidend? Hat der Lehrer Recht, wenn er sagt, der Hotelbesitzer Jeannot nehme sich viel zu wichtig? • Das Filmkapitel 4 nochmals anschauen und dabei auf folgende Fragen achten: Was könnte zur Entwicklung des Dorfes beitragen? Wie ist das Dorf strukturiert, wer hat welche Funktion und wie viel Einfluss (Imam, Rat der Ältesten, Hotelbesitzer, Lehrer, Taxifahrer, Fischer, Frauen, Jugendliche, Tourismusverantwortliche …)? Dazu an der Tafel eine Liste erstellen und im Anschluss an das Visionieren gemeinsam ausfüllen. • Die Erwartungen und Hoffnungen, die junge Dorfbewohner/-innen in diesem Filmkapitel äussern an der Tafel ergänzen (zum Beispiel Arbeitsplätze, Sextourismus etc.). • Zuletzt die Hindernisse aufzählen und ergänzen, die einer gesunden Dorfentwicklung im Wege stehen (eigenes Ansehen, Egoismus, Religion, Einflüsse von aussen …). Worauf haben die Dorfbewohner/-innen Einfluss und was ist sozusagen höhere Gewalt?

Impuls 3

Nachhaltiger Tourismus durch Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung Methode: Phantasieren/ Präsentation Material: Filmkapitel 5; Arbeitsblatt «Eine virtuelle Reise»; Hintergrund • Überlegen, inwiefern sich Jeannots Vorstellungen eines Hotelbetriebs (anderes Hotel mit afrikanischer Seele) mit dem aufkommenden Massentourismus mit Vierrad-Töffs vertragen (Widersprüche, Gegensätze, Wünsche der Touristen und der Veranstalter …). • Die möglichen Gefahren aufzählen, die der Massentourismus mit sich bringen kann (wie zum Beispiel Zerstörung der gewachsenen Dorfstrukturen, Einzug westlicher Konsumgüter, Wecken von neuen Bedürfnissen, ansteckende Krankheiten etc.). • Im Filmkapitel 5 trifft sich der Dorfrat auf Initiative des Taxifahrers mit dem Hotelbesitzer Jeannot. Die wichtigen Punkte an der Tafel auflisten, welche Voraussetzung für eine künftige Zusammenarbeit und eine nachhaltige Lösung für das Dorf wären (wie zum Beispiel Dorfrat in wichtige Entscheidungen einbeziehen, Arbeitsplätze für Einheimische schaffen, Zusammenarbeit festlegen, regelmässige Treffen und Aussprachen …). • Die 10 Kriterien für nachhaltiges Reisen (s. Hintergrund) Reisen studieren und Fragen dazu stellen. Inwiefern erfüllt das Traumhotel von Jeannot diese Kriterien?

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• Mit Hilfe des Arbeitsblattes in 2-er Gruppen eine virtuelle Reise (Urlaub), die den nachhaltigen Kriterien entspricht, entwerfen. Die Reise kann 2–3 Wochen dauern und einem durchschnittlichen Budget einer Familie entsprechen. Dazu gehört auch eine Berechnung der Energiebilanz (siehe Links). • Die virtuelle Reise als Reisebericht der Gruppe präsentieren. Rückmeldungen betreffend Erfüllen der nachhaltigen Kriterien. Die virtuelle Reise sollte möglichst viele dieser Kriterien erfüllen. In der Auswertung die Präsentationen kritisch kommentieren.

Weiterführende Anregungen

Entstehung und Première des Films • Den Artikel zur Filmvorführung in Popenguine (Hintergrund) lesen und kommentieren. Mit einer Kinovorführung bei uns vergleichen. Worauf achtete das Team beim Filmen? Was löste der Film bei der Dorfbevölkerung aus? Inwiefern waren die Senegalesen einbezogen? • Überlegen, was es bedeutet, in Afrika einen Film zu drehen (zum Beispiel im Umgang mit der Dorfbevölkerung, dem eigenen Filmteam …). • Die Reaktionen der Dorfbevölkerung auf die Filmvorführung kommentieren. Wie würden wir auf Bilde reagieren, die von uns gedreht und bei uns vorgeführt worden wären. Senegal als Reiseland • Unsere Erwartungen an ein Land wie Senegal austauschen. • Zusammentragen, was Senegal den Touristen bieten kann: Landschaft, Musik, Kultur, Begegnungen, Abenteuer … • Versuchen, den andern Teilnehmer/-innen das Land Senegal als Reisedestination kritisch vorzustellen. Was würden wir besonders hervor streichen? Wo würden wir auch Vorbehalte anbringen? • Das Wort «Gast» im senegalesischen Sprachgebrauch (siehe Hintergrund) nachlesen und unseren viel verwendeten Begriff «Ausländer» hinterfragen. Eigene Reiseerlebnisse • Eigene Ferienerlebnisse austauschen und kritisch hinterfragen. • Überlegen, wie nachhaltig diese Reisen oder Ferien waren. • Austauschen, was wir beim Reisen/im Urlaub suchen (abschalten, begegnen, lernen, amüsieren …). • Überlegen, ob für uns Ferien in der Schweiz eine Alternative zu einem Auslandurlaub sind?

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Literatur

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• Basismodule Geografie – Barbara Vettiger u.a. Lehrmittelverlag Zürich, 2007. 104 Seiten, mit CDROM ab 7. Schuljahr, Die sechs Basismodule – u.a. «Fair reisen» und «Handel Nord-Süd» • Freizeit, Reisen, Tourismus – Michael Andres, Marianne Gujer, Verlag an der Ruhr, 1998 100 Seiten 4. bis 9. Schuljahr, vielfältige Arbeitsblätter für Schüler/-innen • Tourismus-Koffer – Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke, Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung, 2000 Themenkoffer ab 7. Schuljahr, nur Ausleihe • Fair unterwegs in Südafrika und Namibia – Ein Reiseleitfaden von Marianne Frei, arbeitskreis tourismus & entwicklung 2002, 104 Seiten • Der neue Tourismus – Rücksicht auf Land und Leute – Klemens Ludwig, Michael Has, Martina Neuer, u.a. mit einem Beitrag von Lilo Roost Vischer über Dorftourismus im Senegal, Beck Verlag 1998 • Rio+10: Rote Karte für den Tourismus? – 10 Leitsätze und Forderungen für eine zukunftsfähige Entwicklung des Tourismus im 21. Jahrhundert, Hrsg von AG Rio+10/DANTE: arbeitskreis tourismus & entwicklung (Basel); FernWeh – Forum Tourismus & Kritik (Freiburg i. Br.); nfi – Naturfreunde Internationale (Wien); respect – Zentrum für Tourismus und Entwicklung (Wien); TOURISM WATCH – Fachstelle des EED (Bonn) • SympathieMagazine – Hrsg. vom Studienkreis für Tourismus und Entwicklung in Ammerland, Informationen und Hintergründe zu Image und Wirklichkeit von über 45 Ländern, zu Themen und zu den verschiedenen Weltreligionen

Links

www.droemmeneshotel.dk/Franske%20side/1f.htm (F) Website des Hotels www.spormedia.dk/E_DH.htm (F) Filmproduktionsfirma www.afrika-auf-einen-blick.de/senegal/index.php (D) Afrika auf einen Blick www.senegal-info.de/tourism.htm (D) Touristische Informationen www.willgoto.com/3/054857/liens.aspx (D) Hotels und Hotelketten www.mampuya.org (D/F) Projekt nachhaltiger Tourismus Senegal www.akte.ch (D) Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung www.fairunterwegs.org (D) Reiseportal alle Länder, u.a. Senegal und Gambia www.tourism-watch.de (D) Informationsdienst Dritte Welt-Tourismus www.asset-gambia.com (E) Association of Small Scale Enterprises in Tourism (ASSET)

Adressen

Fachstelle «Filme für eine Welt» Monbijoustrasse 31, Postfach 6074, 3001 Bern Tel. 031 398 20 88, Fax 031 398 20 87 www.filmeeinewelt.ch, [email protected] Stiftung Bildung und Entwicklung Monbijoustrasse 31, Postfach 8366, 3001 Bern Tel. 031 389 20 21, Fax 031 389 20 29 www.globaleducation.ch, [email protected] Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung AKTE Missionsstrasse 21, 4003 Basel Tel. 061 261 47 42, Fax 061 261 47 21 www.akte.ch, [email protected]

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Arbeitsblatt (Sek. I/II)

Eine virtuelle Reise 11

Nachhaltig reisen oder Ferien machen heisst für mich … Liste die Kriterien, die du für dich erfüllen möchtest und kannst nochmals auf:

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Füge eine Karte deiner Reise- oder Feriendestination ein und zeichne die ungefähren Route oder den Ferienort ein:

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Wähle ein möglichst nachhaltiges Reisemittel aus:

■ Zu Fuss ■ Bus ■ Flugzeug

■ Fahrrad ■ Motorrad ■ andere

■ Bahn ■ Auto

Du kannst auch verschiedene Transportmittel kombinieren, z.B. Flug und Bahn, oder Bahn und Velo, oder Bahn und Auto etc.

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Was möchtest du in deinen Ferien erleben?

■ ■ ■ ■ ■

■ Sehenswürdigkeiten ansehen ■ herumreisen ■ faulenzen ■ Menschen kennen lernen

dich erholen Sprachen lernen Spass haben sonnenbaden

weitere …

Reiseplanung: Wie lange willst du dich wo aufhalten?

Mehrfachnennungen möglich

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Was musst du praktisch für die Reise vorkehren? (Buchungen, Dokumente, Geld, Impfungen…)

77

Wie könntest du dich für die Reise sonst noch vorbereiten? (Sprache, Informationen…)

88

Wie sähe deine Energiebilanz für die geplante Reise in etwa aus?

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Nachhaltigkeits-Check Gehe alle Punkte nochmals durch und markiere mit grün, was du vom ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen her als problemlos erachtest, mit rot, was noch problematisch ist. Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten…

1010 Ferienauswertung Was kannst du nach deiner Rückkehr tun, um deine Ferien noch möglichst lange auszukosten … Fotoalbum, Powerpoint, Briefe/Mail-Kontakt zu Ferienbekanntschaften, Alltagsrhythmus …

1111 Präsentation Notiere ein paar Stichworte für das Vorstellen deiner Reise in der Gruppe … (Rückseite)