Das Ruge-Prinzip Signale der Gewalt erkennen, Konflikte meistern Zivilcourage zeigen!

Unverkäufliche Leseprobe Michael Ruge Das Ruge-Prinzip Signale der Gewalt erkennen, Konflikte meistern Zivilcourage zeigen! 192 Seiten ISBN: 978-3-...
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Unverkäufliche Leseprobe

Michael Ruge

Das Ruge-Prinzip Signale der Gewalt erkennen, Konflikte meistern Zivilcourage zeigen!

192 Seiten ISBN: 978-3-8025-3717-2 Mehr Informationen zu diesem Titel: www.vgs.de

© 2010 vgs verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.

Michel Ruge

DAS RUGE-PRINZIP Signale der Gewalt erkennen, Konflikte meistern Herausgegeben von Ulf Meyer zu Kueingdorf

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Originalausgabe © 2010 VGS verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH, Gertrudenstraße 30–36, 50667 Köln Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage Herausgegeben von: Ulf Meyer zu Kueingdorf Umschlaggestaltung: HildenDesign, München www.hildendesign.de Produktion: Simone Nauerth Satz: Achim Münster, Köln Druck & Verarbeitung: Bercker Graphischer Betrieb, Kevelaer ISBN 978-3-8025-3717-2 www.vgs.de

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VORWORT

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EINLEITUNG

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LEHRJAHRE – MEINE EIGENE GESCHICHTE

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Das Leben in St. Pauli

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Die Gangs von Hamburg

24

Der Kampfsportler

31

Der Schauspieler

34

Der Türsteher

38

Respekt, die komplizierte Forderung

48

Lektion: Wie man Menschen mit seinem Atem beruhigt TERRITORIUM UND DISTANZ

53 56

Der persönliche Raum

56

Die unsichtbaren Distanzzonen

58

KÖRPERSPRACHE UND DIE INNERE HALTUNG

63

RISIKEN UND SICHERHEIT

68

Wie man Risiken vermeidet

68

Exkurs: Wie das Gehirn bei Panik funktioniert

72

Die trügerische Sicherheit

74

Das Problem der Videoüberwachung

75

OPFER UND TÄTER

77

Opferhaltung und Wege aus der Opferrolle

79

Exkurs: Wie Angst funktioniert

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Das zweite Mal gibt Sicherheit

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Die Selbstsicherheit stärken

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Exkurs: Das Gehirn und Gefühle

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Strategien gegen Stress

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Wie Täter funktionieren

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Typische Opfer und Täter

101

Das Stanford-Prison-Experiment

104

DIE STUFEN DER ESKALATION – SIGNALE DER GEWALT ERKENNEN

107

Stufe 1: Der Auftritt

109

Stufe 2: Der Kontaktversuch

110

Stufe 3: Die Drohung

115

Stufe 4: Die körperliche Gewalt

123

Alkohol und Drogen

126

Notwehr, juristisch gesehen

128

Zusammenfassung: Das Drehbuch der Gewalt

130

HELFEN UND HILFE ORGANISIEREN – ZIVILCOURAGE IST MÖGLICH

133

Der Tod von Dominik Brunner

135

Verstärkung holen – Zuschauer aktivieren

142

ZUSAMMENFASSUNG: DAS RUGE-PRINZIP

151

ÜBUNGEN

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NACHWORT – Eine gewaltfreie Zukunft

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Danksagung

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VORWORT von Robert Griesbeck

Es ist ein Ärgernis mit den sogenannten Experten. Die Evolution hat sie wahrscheinlich gar nicht vorgesehen. Doch in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit fand nach und nach eine immer stärkere Spezialisierung statt. Der letzte der geistigen Generalisten war wohl unser Geheimrat Goethe. Danach war die Spezialisierung nicht mehr aufzuhalten. Im 20. Jahrhundert war die Wissensmenge so groß geworden, dass man seit den 1970er-Jahren despektierlich sogar von „Fachidioten“ spricht. Das soll nicht heißen, dass ein Professor für Quantenphysik ein Trottel sei, er hat meist nur außerhalb seiner sehr speziellen Welt wenig Ahnung – weder von Biologie noch von Literatur, geschweige denn von moderner Kunst. Das möglichst tiefe Eindringen in ein bestimmtes Thema sollte besonders große Erkenntnisse bringen – diese Idee ist inzwischen begraben worden. Man weiß heute, dass nur eine möglichst starke Vernetzung verschiedener Wissens- und Forschungsgebiete optimale Resultate bringt. Und dennoch sind Experten so beliebt wie noch nie, we­nigstens bei den Medien, die gerne über wissenschaftliche Großleistungen berichten.

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Jede Radio-, Fernseh- und Zeitungsredaktion hat eine Kartei, in der Nahost-, Islam-, Terror-, Renten-, Gesundheitsreform-, Bergsteiger- und Diätexperten aufgelistet sind – und es ist nicht unwahrscheinlich, dass Sie die meisten von ihnen kennen. Es sind nämlich jedes Mal dieselben, die zu Wort kommen. Damit schließt sich der Kreis: Weil wir immer dieselben Experten vorgesetzt bekommen, glauben wir, dass es tatsächlich Spezialisten sein müssen. Wieso würden sie sonst in jeder Talkshow auftreten? Gewalt im öffentlichen Raum ist ein Dauerthema in den Medien, schon lange vor dem Angriff auf Dominik Brunner im September 2009. Er war ein beherzter Mann, der mit Mut und Zivilcourage ein paar Kinder vor zwei aggressiven Jugendlichen schützen wollte. Diese schlugen Brunner nieder und traten, als er wehrlos am Boden lag, so lange auf ihn ein, bis er schließlich starb. Schrecklich. Die Volksseele kochte, die Botschaft war klar: Wer sich einmischt, kommt dabei um, Zivilcourage ist tödlich. Es gab jede Menge Talkshows, jede Menge Experten – Polizeikommissare, Soziologen, Professoren für Psychologie und Pädagogik. Am Ende blieben die wichtigsten Fragen offen: Wie kommt es zu dieser Gewalt, und wie reagiert man richtig? Ein paar Wochen nach dem tragischen Tod von Dominik Brunner traf ich einen jungen Mann in Berlin und unterhielt mich mit ihm in einem Straßencafé. Schon nach einer Stunde war ich mir sicher, hier einem wirklichen Experten gegenüberzusitzen, einem Mann, der diese Fragen beantworten kann. Er hat weder Psychologie noch Soziologie studiert, er

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war nie bei der Polizei, hat nie als Sozialpädagoge oder Streetworker gearbeitet – aber er kannte alle Antworten. Denn sein Expertentum basiert auf Erfahrung. Michel Ruge hat – obwohl er erst vierzig Jahre alt ist – ein spannendes und vielschichtiges Leben hinter sich. Er ist im Hamburger Rotlichtviertel St. Pauli aufgewachsen, hat sich mit Jugendgangs herumgetrieben, früh die böse Seite der Gewalt kennengelernt, aufmerksam die Rituale der Gewalttäter und die Verlaufsformen von Konflikten beobachtet, sich schließlich für die „gute“ Seite entschieden, lange Jahre die verschiedensten Kampfsportarten trainiert, in Hamburg an der Schauspielschule studiert, in Berlin als anerkannt coolster Türsteher der Stadt gearbeitet und schließlich eine Kampfsportschule gegründet, die unter anderem Sicherheitspersonal physisch und mental ausbildet. Was dieser Mann über die Signale der Gewalt zu sagen hat, sollte jeder lesen, um sich und andere schützen zu können. Das Wissen dieses Experten kann uns etwas schenken, was ein großes Stück Lebensqualität bedeutet: Sicherheit. Robert Griesbeck, Publizist und Politologe

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EINLEITUNG Dies ist kein Selbstverteidigungsbuch, in dem Sie „99 Tricks gegen alle Angriffe“ lernen können. Das ist die erste Erkenntnis, der Sie sich stellen sollten: Es gibt keine Tricks! Optimale Selbstverteidigung bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als möglichst schadensfrei aus gefährlichen Situationen herauszukommen. Egal, ob Verkäuferin, Kampfsportler, Managerin oder Busfahrer, jeder Mensch möchte in der Lage sein, ein selbstbestimmtes Leben ohne Angst zu führen. Souverän handeln zu können, das ist ein Grundbedürfnis. In meinen Jahren als Personenschützer, Türsteher und Selbst­verteidigungslehrer bin ich immer wieder gefragt wor­ den, ob es Tricks und Kniffe gibt, mit denen man Gefahrensituationen am besten meistern kann. Das zeigt, wie präsent dieses Thema in den Köpfen der Menschen ist. Es zeigt aber auch, dass sie grundsätzlich falsch an dieses Problem herangehen. Denn wie gesagt, es gibt keine Tricks, und schon gar keine, die man so nebenbei in ein paar Wochen lernen könnte. Und schließlich zeigen diese Fragen, dass völlig harmlose Menschen offensichtlich immer wieder in unangenehme, teils sogar gefährliche Situationen geraten.

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Die Antwort auf all diese Fragen liegt im Wesen einer Auseinandersetzung, die bereits vor der körperlichen Auseinandersetzung beginnt, und im Wissen um die Schlüssel­ faktoren, die eine Auseinandersetzung ausmachen. Genau darüber reden die wenigsten Selbstverteidigungsexperten, obwohl hierin die Antwort liegt. Hier fängt Selbstverteidigung an. Wenn man weiß, nach welchem Drehbuch Angriffe im öffentlichen Raum ablaufen, hat man die Möglichkeit, Gewalttäter zu verstehen und sich in bedrohlichen Situationen richtig zu verhalten. Man kann Zivilcourage zeigen, ohne sich und andere mit seinem Eingreifen zu gefährden. Um souverän reagieren zu können, muss man etwas über die Täter wissen, über die immer wieder – und teilweise geradezu fahrlässig falsch – in den Medien berichtet wird. Weder sind sie Monster noch Opfer der schlimmen Umstände ihrer sozialen Herkunft, noch geschehen ihre Taten planlos und aus heiterem Himmel. Wenn Sie wissen, wie Täter denken und agieren, sind Sie schon einen großen Schritt weiter als die meisten Ihrer Mitmenschen. Und wenn Sie darüber hinaus lernen, wie man Situationen richtig einschätzt und Bedrohungen meistern kann, werden Ihr Selbstbewusstsein und Ihr Sicherheitsgefühl deutlich steigen. Ich biete Ihnen keine Tricks an und keine falschen Versprechungen, sondern ich will Ihre Instinkte schärfen, Ihnen zeigen, wie man seine Umwelt bewusst wahrnimmt und kein Opfer unkontrollierter Gefühle mehr ist. Sie sollen in der Lage sein, intelligent und selbstbewusst eine Auseinander-

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setzung zu beenden, bevor ein körperlicher Kampf beginnt. Sie sollen also Selbstbewusstsein entwickeln, das sich in Stimme, Haltung und Mimik ausdrückt. Zivilcourage braucht Köpfchen. Unsere innere Einstellung ist wie unsere äußere Erscheinung eine Frage der Haltung – und eine solche Haltung kann man verändern. Die Körpersprache unserer Mitmenschen zu verstehen und die eigene Gestik, Atemtechnik und Präsenz bewusst einzusetzen, das habe ich während meiner Schauspielausbildung, durch meinen Mentor Bernd Schubert und die jahrelange Erfahrung auf der Straße gelernt. Ich möchte Ihnen vermitteln, welche Bedeutung Sprache hat und was sie mit uns machen kann, wie Stimmen auf uns wirken, wie man andere Menschen auffordern kann zu helfen, wie Anziehungskraft und Abstoßungskraft entstehen, wie Körper, Haltung und Gedanken sich gegenseitig beeinflussen. Die Übungen am Ende dieses Buches werden Ihnen klarmachen, dass wir – und nur wir – die Interaktion und Konflikt­ situationen mit anderen Menschen gestalten. Wir rufen ­Programme ab. Gewalttäter machen nichts anderes. Die Programme für Selbstverteidigung und ein couragiertes Auftreten sind für einen Menschen, der in seinem Alltag niemals physische Gewalt erlebt, jedoch nicht abrufbar, weil sie für ihn unbekannt und unverständlich sind. Durch ein physisches und psychisches Training können wir aber lernen, über unsere Grenzen zu gehen, neue Pro-

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gramme zu entwickeln, neue Verhaltensmuster abzurufen und alte Angstmuster zu durchbrechen. Sie werden Erfahrungen machen, die Ihnen neue Erkenntnisse über sich und Ihre Umwelt liefern, die Ihr Leben positiv beeinflussen. Sie werden frei und selbstsicher handeln können. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, aber ein lohnendes Ziel: Sie lassen sich von Ihrer Angst nicht mehr bestimmen und führen ein selbstbestimmtes Leben. In einer bedrohlichen Situation können Sie richtig und souverän handeln. Dieses Buch ist die Essenz meiner jahrelangen Erfahrungen, beeinflusst von verschiedenen Lehren, die immer wieder die wesentliche Frage beleuchten: „Wie verhalte ich mich richtig in einer bedrohlichen Situation?“ Deshalb nenne ich dieses Buch „Das Ruge-Prinzip“.

Michel Ruge  Berlin, Sommer 2010

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