Coxevac -Impfreaktionen Fluch oder Segen?

Coxevac®-Impfreaktionen – Fluch oder Segen? Elisabeth Deckinger, Britta Janowetz, Benjamin Motsch, Michaela Alex, Sylvia Müller, Norbert Meier und Jen...
Author: Katharina Böhm
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Coxevac®-Impfreaktionen – Fluch oder Segen? Elisabeth Deckinger, Britta Janowetz, Benjamin Motsch, Michaela Alex, Sylvia Müller, Norbert Meier und Jens Böttcher Tiergesundheitsdienst Bayern e.V. Gefördert aus Mitteln des Freistaates Bayern durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie durch die Bayerische Tierseuchenkasse

Q-Fieber Impfstudie in einem bayerischen Milchviehbetrieb • Milchviehbetrieb mit Kälberaufzucht 84 Milchkühe, ca. 20 Färsen, ca. 20 Jungrinder, 15 Kälber Stalldurchschnitt: 8.700 kg Milch Liegeboxenlaufstall, ganzjährige Stallhaltung, Abkalbung angebunden in separatem Bereich

• Situation Sommer 2013: Seit ca. 1,5 Jahren Fruchtbarkeitsprobleme 8 Aborte im Jahr 2012 Häufiges Umrindern Bei ca. 40 % der Kalbungen Nachgeburtsverhalten; in der Folge häufig Gebärmutterentzündung Non-Return-Rate = 45 %, Zwischenkalbezeit: 390 Tage (früher 370 Tage) Eutergesundheit: S. aureus Problem bekannt, Zellzahl momentan bei ca. 200.000/ml Gute Kälbergesundheit, gelegentlich Durchfall Mäßige Klauengesundheit, Probleme mit Klauenrehe und Panaritium

April/Mai 2012: Juni 2012:

8 Kühe verwerfen (alle im 3./4. Trächtigkeitsmonat) von 4 Kühen werden Serumproben untersucht: 2x C. burnetii - AK 4+ 2x negativ

August 2013:

3 Kühe verwerfen (im 5./6. Trächtigkeitsmonat) Bestandsdiagnostik durch den TGD (Untersuchung von Stoffwechselproben, Serologie, Vaginaltupfer: kein Erregernachweis, aber im Serum C.b.-AK 4+; Futteruntersuchung: verdorbene Maissilage!)

März 2014:

Viertelgemelksproben von 32 Kühen werden auf C. burnetii untersucht (PCR): 4 Kühe scheiden Coxiellen aus „Q-Fieber-Impfprojekt“ beginnt: Untersuchung von Viertelgemelksproben aller lakt. Kühen auf C. burnetii: 11 von 72 Kühen scheiden Coxiellen aus 1 Kuh (C. b. positiv) verwirft im 7. Trächtigkeitsmonat; im Fetus keine Coxiellen nachweisbar; Beginn der Impfung mit Coxevac®

2014

2013

2012

2011

Historie des Betriebs

Juli 2014:

2015

Sept. 2014:

Empfehlungen für den Tierhalter • Kein Verzehr von Rohmilch → Abtötung des Erregers durch Erhitzen für 15 Sek. bei 72°C

• Schild an die Milchkammer: „Rohmilch vor Verzehr abkochen“ • Geburtshygiene: → Bei der Geburtshilfe immer lange Handschuhe tragen → Nachgeburt so schnell wie möglich in einen Plastiksack verpacken und entfernen → Nachgeburt und tote Feten müssen über die TKB beseitigt werden → Abkalbeplatz nach jeder Kalbung gut reinigen

• Bei Aborten: Fetus und Nachgeburt zur Untersuchung einschicken • Keine Restriktionen bei Schlachtung oder Marktbeschickung

 Coxevac

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Coxiella burnetii, Stamm Nine Mile, inaktiviert 72 QF-Einheiten Rinder ab einem Alter von 3 Monaten: 2x im Abstand von 3 Wochen 4 ml s.c. seitlich am Hals Wiederholungsimpfung: alle 9 Monate Nebenwirkungen: bei Rindern und Ziegen sehr häufig Schwellung (max. 10 cm) an der Injektionsstelle, bei Ziegen auch sehr häufig Erhöhung der Körpertemperatur über 4 Tage ohne weitere Symptome

7. Juli: 17. Juli:

Untersuchung von Viertelgemelksproben aller Kühe (C.b. PCR) Beantragung einer Ausnahmegenehmigung für das Impfen von trächtigen Rindern mit Coxevac® beim Bay. StmUGV

22. Sept.:

Beginn der Impfung von nichtträchtigen Kühen und von Kalbinnen vor dem Belegen mit Coxevac®, 1. Impfung von 55 Tieren + Heparinblut und Serum (Ph I/II – AK, IFN-y-Test)

20. Okt.: 21. Okt.:

Ausnahmegenehmigung vom StmUGV erteilt 2. Impfung und Blutentnahme von 55 Tieren

10. Nov.:

15. Dez.: 29. Dez.:

1. Impfung und Blutentnahme von allen trächtigen Kühen (außer letzter Tr.monat) und von weiteren Kalbinnen (insg. 44 Tiere) 2. Impfung und Blutent. von trächtigen Kühen und Kalbinnen (44 Tiere) 1. Impfung und Blutent. von 12 Kühen (vormals im letzten Tr.monat) Untersuchung von Viertelgemelksproben der „Ausscheider“ 2. Impfung und Blutent. von 12 Kühen; 3. Impfung von 6 Ausscheidertieren

26. Jan.:

4. Impfung von 6 Ausscheidertieren

Nov.

Okt.

Sept.

AAug.

Juli 14

Q-Fieber Impfprojekt

2015

Dez.

1. Dez.:

Coxiellenausscheidung in der Milch Untersuchung von Viertelgemelksproben mittels PCR Name der Kuh

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Postvakzinale Kontrolle • 1 - 3 Tage nach jeder Impfung: – Kontrolle der Körpertemperatur – Messung des Durchmessers der Schwellung am Hals (falls vorhanden) – Dokumentation klinischer Erkrankungen

Nebenwirkungen der Impfung Schwellung an der Injektionsstelle n = 115 Rinder geimpft

Keine Schwellung

≤ 5 cm

> 5 cm

Schwellung insg.

Nach 1. Impfung

54,8 %

30,4 %

14,8 %

45,2 %

Nach 2. Impfung

51,3 %

32,2 %

16,5 %

48,7 %

Alle Schwellungen heilten ohne Behandlung innerhalb von 10 Tagen ab

Nebenwirkungen der Impfung Fieber n = 115 Rinder geimpft

T > 39,5°C Nach 1. Impfung

T > 39,5°C insg.

8,7 % 6,1 %

Nach 2. Impfung

3,5 %

- bei Tieren mit Fieber konnte kein besonderer Grund für die erhöhte Temperatur gefunden werden - bei allen Tieren mit Fieber war die Körpertemperatur am folgenden Tag ohne Behandlung wieder im Normalbereich

Ausscheidung von Coxiellen in der Milch

Phasentiter t0 und Milch-PCR

PhI-Titer und PCR+

Umfangsvermehrung und Phasentiter

Dargestellt sind AK-Titer zum Zeitpunkt der 1. Impfung und Umfangsvermehrungen nach der 1. Impfung. Ergebnis: Geringere Titer bei Kühen mit Umfangsvermehrung

Umfangsvermehrung und IFN-γ-Reaktion

Dargestellt sind IFN-γ-Reaktionen zum Zeitpunkt der 1. (t0) und 2. Impfung (t1). Die Gruppen wurden anhand der Umfangsvermehrung nach der 1. Impfung gebildet. t0: stärkere IFN-γ-Reaktionen bei Tieren mit Umfangsvermehrung t1: Tiere mit Umfangsvermehrung nach 1. Impfung zeigten einen stärkeren Anstieg der IFN-γReaktion.

Fazit Kühe mit schwachen Antikörpertitern und starken IFNγ-Reaktionen (= vorteilhaftes Immunprofil) neigten zu Umfangsvermehrungen! Umfangsvermehrungen bildeten sich vollständig zurück. Vergleiche Australien: Impfung von Personen, die im Hauttest und im Antikörpertest negativ reagierten.

Wie geht es weiter? • Zweimalige Impfung aller Tiere ab 8 Monaten ist abgeschlossen • Viertelgemelksprobenuntersuchung aller laktierenden Kühe im März 2015: – Vor der Impfung waren 15 Kühe PCR-positiv – Von diesen Tieren schieden nach der Impfung noch 3 Kühe Coxiellen aus Diese chronischen Ausscheider sollten aus der Herde entfernt werden!



bei einer bislang negativen Kuh wurden Coxiellen in geringer Menge in einem Viertel nachgewiesen

• Auswertung der Fruchtbarkeitsdaten des Bestands → Vergleich der Jahre 2013, 2014 und 2015 → Verbesserung?

• Zellzahlen haben sich seit Ende 2014 stark verbessert (jetzt bei ca. 80.000/ml) → Zusammenhang mit der Impfung?

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Foto: Rinderzuchtverband Traunstein

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