Biogas Fluch oder Segen?

01.02.2012 13:21 Seite 1 1 | Februar/März 2012 bn_1_12.qxp Biogas – Fluch oder Segen? w w w.biokreis.de | w w w.bionachrichten.de ISSN 0 178 47...
Author: Walter Kappel
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Biogas – Fluch oder Segen?

w w w.biokreis.de | w w w.bionachrichten.de

ISSN 0 178 476507193 F P.b.b. GZ 06Z036931 M

Wie sich Biogaserzeugung ökologisch sinnvoll gestalten lässt

Melkroboter auf dem Vormarsch Nachlese zum Biokreis-Milchviehtag

Mehr Körnerleguminosen auf die Äcker! Projekte in NRW und Bayern

Wenn viele kleine Leute… Elisabeth Koch und ihr Einsatz für eine gentechnikfreie Landwirtschaft

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Inhalt AKTUELLES 4

Termine

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Notizen

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Gemeinsame Agrarpolitik sorgt für Diskussionen

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Biogas kann auch bio sein Kommentar von Sepp Brunnbauer

BIOKREIS 12

Biokreis zeigt Flagge Messeauftritte auf Grüner Woche und BioFach

14

Melkroboter auf dem Vormarsch Nachlese zum Biokreis-Milchviehtag

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Enthornung von Ziegen verboten

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Mehr Körnerleguminosen auf die Äcker!

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Tell trifft ins Schwarze – Fleischrinderauktion auf Haus Düsse

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Aktuelles aus NRW, Mitte und Bayern

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Ährlich bio! Der Mutterkuhbetrieb Heer

30

Ährlich bio! Der Milchviehbetrieb Mang

Projekte für heimische Eiweißversorgung in NRW und Bayern

TITEL 32

Biogas im Ökologischen Landbau – Fluch oder Segen? Chancen und Risiken

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Und es geht doch! Biogasler und Biobauern können voneinander profitieren

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Biogasgärung beeinflusst Bodenleben kaum Gut fürs Klima, aber Energieerträge nicht überschätzen

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Hirschgras – eine gute Alternative zu Mais

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„Beim Ochs dreht sich immer was“ Biokreis-Landwirt Franz-Josef Ochs ist energetisch gut aufgestellt

BIOWELT 42

Serie: „Kämpfer ohne Kompromisse“ Elisabeth Koch – Einsatz für eine gentechnikfreie Landwirtschaft

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Ein Beet für jeden Geschmack Frühbeet, Mistbeet & Co. – Worauf Hobbygärtner achten sollten

46

Gemeinschaftssinn und Demut vor Gott Vom einfachen Leben der Amish People

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Marktplatz

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Verlosung

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Bücher, Vorschau, Impressum

Liebe Leserinnen und Leser, Biogas – Fluch oder Segen? Die Meinungen von Biobauern gehen hier oft weit auseinander. Zwar muss die Energiewende mit regenerativen Energien vorangetrieben werden, doch nicht überall werden Biogasanlagen ökologisch nachhaltig und im Sinne einer bäuerlichen Landwirtschaft geführt. Unter welchen Bedingungen die Erzeugung von Biogas im ökologischen Landbau Sinn machen kann, klären wir in unserem Titelthema. Vieldiskutiert ist auch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union nach 2013. Über das Ziel einer ökologisch gestalteten Landwirtschaft ist man sich im Ökolanbau zwar einig, doch die Lösungsvorschläge, wie dies zu erreichen ist, sind vielfältig. Das spiegeln auch unsere Artikel in der Rubrik Agrarpolitik & Markt wider. In der Biokreis-Fachberatung lesen Sie Wissenswertes über Grünlanderneuerung, Güllemanagement und automatisiertes Melken. Weitere Themen sind die Enthornung von Ziegen sowie der Anbau von Körnerleguminosen und Leguminosen-Getreidegemenge. Außerdem stellen wir zwei weitere Kandidaten unseres Biokreis-Wettbewerbs Ährlich bio! vor. „Wenn viele kleine Leute…“ lautet der Titel des Interviews mit der Allgäuer Milchbäuerin Elisabeth Koch. Wir sprachen mit ihr über ihren Einsatz für eine gentechnikfreie Landwirtschaft, über Erfolge und Tiefschläge. Viel Spaß beim Lesen! Ihre

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Aktuelles Termine

Stammtische Biokreis Bayern Niederbayern Donnerstag, 23. Februar, 20 Uhr Aktuelles von Verband und Biomarkt. Bio-Wirtshaus „Zum Fliegerbauer“ Stelzhof 1, 94032 Passau Referent: Sepp Brunnbauer, Biokreis

Schwaben/Donau-Ries Dienstag, 7. Februar, 19.30 Uhr Thema: Vorbereitung zur Ökokontrolle. Gasthof Zur Sonne, Wittislinger Str. 9 89407 Dillingen a.d. Donau. Referenten: Florian Fischer, LaconPrüfinstitut, Marc Böhnke, Biokreis

Allgäu/Kimratshofen und Allgäu/Marktoberdorf Dienstag, 20. März, 20 Uhr Aktuelles von Verband und Biomarkt. Gasthaus Fäßle, Landstr.22 87452 Kimratshofen Referent: Marc Böhnke, Biokreis e.V.

Oberbayern Süd Donnerstag, 26. April, 20 Uhr Stallbesichtigung bei Familie Huber. Anton Huber, Reuth 1 83623 Dietramszell. Referentin: Christa Zeitlmann, Biokreis e.V.

Oberbayern Mitte Donnerstag, 19. April, 19 Uhr Betriebsbesichtigung bei Familie Singer. Benno Singer, Westerndorf 9, 85625 Glonn Referentin: Christa Zeitlmann, Biokreis e.V. Achtung: der Stammtisch beginnt wegen der Felderbegehung schon um 19 Uhr.

Oberbayern Ost Freitag, 20. April, 19 Uhr Betriebsbesichtigung bei Familie Obereisenbuchner. Kurzrasenweidebegehung und Besichtigung der Hofkäserei. Franz Obereisenbuchner, Hutlehen 44 84518 Garching/Alz Referentin: Christa Zeitlmann Biokreis e.V. Achtung: der Stammtisch beginnt wegen der Weidebegehung schon um 19 Uhr.

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Mittelfranken Mittwoch, 8. Februar, 20 Uhr Aktuelles von Verband und Biomarkt. Landgasthof Gotzenmühle, 91586 Lichtenau. Referent: Manfred Schmid, Biokreis e.V.

Oberfranken Mittwoch, 2. Mai, 20 Uhr Neuerungen aus der EU-Öko-Verordnung. Informationen und Tipps zur Betriebskontrolle. Cafe Pension Krems, Heroldsberg-Tal 17 91344 Waischenfeld. Referent: Manfred Schmid, Biokreis e.V.

Oberpfalz/Mitte und Nord Donnerstag, 22. März, 20 Uhr Neuerungen aus der EU-Öko-Verordnung. Informationen und Tipps zur Betriebskontrolle. Gasthaus zum Hahnenwirt, Untere Hauptstr. 2 92364 Deining Referenten: Dietmar Betz, LaconKontrollinstitut und Manfred Schmid

Unterfranken/Rhön Montag, 23. April, 20 Uhr Neuerungen aus der EU-Öko-Verordnung. Informationen und Tipps zur Betriebskontrolle. Gasthof zur Traube, St.-Ulrich-Str. 9, 97688 Poppenroth Referenten: Dietmar Betz, LaconKontrollinstitut und Manfred Schmid, Biokreis e.V.

Oberpfalz Ost Dienstag, 24. April, 20 Uhr Neuerungen aus der EU-Öko-Verordnung. Informationen und Tipps zur Betriebskontrolle. Hotel zur Post, Marktplatz 8, 93167 Falkenstein Referenten: Dietmar Betz, LaconKontrollinstitut und Manfred Schmid, Biokreis e.V.

Freitag, 10. Februar, 19.30 Uhr Stammtisch am Betrieb Ochs Hünsborner Str. 100, 57482 Wenden Samstag, 3. März Tagesseminar des Biokreis NRW mit Referenten zur Fleischrinderhaltung und Geflügel (besonders Legehennen), gemeinsam mit den übrigen Ökoverbänden in NRW sowie der LWK NRW im Gasthof Suerlänner Eck, Kirchveischede Freitag, 9. März Mitgliederversammlung des Fleischrinderherdbuch, Bonn e.V. (FHB) in Bonn Freitag, 16. März Mitgliederversammlung des Biokreis Erzeugerring NRW e.V. im Gasthof Suerlänner Eck, Kirchveischede Samstag, 24. bis Sonntag, 25. März Exkursion der Betriebe aus NRW zur Mitgliederverrsammlung des Biokreis e.V. (Landesverband) nach Bayern mit Betriebsbesichtigungen vor Ort. Freitag, 30. März Fleischrindernacht des FHB mit Schau und Auktion in der Zentralhalle Hamm

Biokreis Mitte Freitag, 16. März, 19.30 Uhr Mitgliederversammlung des Biokreis Mitte e.V. in der Gaststätte Zum grünen Baum, Lindenstraße 2, 36100 Petersberg/Margretenhaun

Veranstaltungen

Biokreis NRW

17. Februar Infoveranstaltung des Vereins Natur – und Lebensraum Rhön e.V. zum Thema: „Gentechnikfreie Futtermittel in der Rhön. Gentechnikfrei und trotzdem wirtschaftlich?“ Gaststätte Zum Grünen Baum 36100 Petersberg/Margretenhaun

Mittwoch, 8. Februar, 19.30 Uhr Stammtisch auf dem Biohof Schenuit Todesbruch 16, 57392 Schmallenberg – Oberhenneborn

15. – 18. Februar BioFach 2012, Nürnberg Biokreis e.V. Stand 241, Halle 7

Donnerstag, 9. Februar, 19.30 Uhr Stammtisch am Betrieb HoffmannSchäfer, Winterstr. 2 57339 Erndtebrück-Birkelbach

8. März 45. Fortbildungskurs Ökologischer Landbau Boden-Pflanze-Tier-Boden in Bad Düben, Sachsen.

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Termine Aktuelles

Information und Anmeldung: SIGÖL e.V., 04849 Kossa Tel./Fax: 034243/21491 24. März Mitgliederversammlung BiokreisErzeugerring e.V. 24. März Mitgliederversammlung Biokreis e.V.

29. März Öko-Landbautag 2012 der bayerischen LfL in Freising-Weihenstephan in Zusammenarbeit mit der TU München -Weihenstephan, den den Erzeugerringen im LKP, Bioland, Naturland, Biokreis und Demeter.Die Tagung wird sich in die Sektionen Tierhaltung, Tierzucht und Fischerei, Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung; Wasser, Klima und Biodiversität sowie Ökonomie und

Markt unterteilen. Es werden aktuelle Forschungsergebnisse zum ökologischen Landbau vorgestellt. Professor Alois Heißenhuber von der TU München geht auf Möglichkeiten und Grenzen der Energiegewinnung im landwirtschaftlichen Betrieb ein. Anmeldeformular und Programm unter der Rubrik „Aktuelles“auf Internetseite der LfL: http://www.lfl.bayern.de/ arbeitsschwerpunkte/oekolandbau/

Einladung zur Mitgliederversammlung des Biokreis Erzeugerring Bayern e.V.

Einladung zur Mitgliederversammlung des Biokreis e.V.

An alle Mitglieder des Biokreis Erzeugerring Bayern e.V.: Wir laden Sie herzlich ein zur ordentlichen Mitgliederversammlung des Biokreis Erzeugerring Bayern e.V. am Samstag, 24. März 2012

An alle Mitglieder des Biokreis e.V. Wir laden Sie herzlich ein zur ordentlichen Mitgliederversammlung des Biokreis e.V. am Samstag, 24. März 2012

Biohotel und Tafernwirtschaft Hörger, Hohenbercha 38, 85402 Kranzberg Tel: 08166/99 09 80, www.hoerger-biohotel.de

Biohotel und Tafernwirtschaft Hörger, Hohenbercha 38, 85402 Kranzberg Tel: 08166/99 09 80, www.hoerger-biohotel.de

10:00 Uhr

Beginn der Mitgliederversammlung des Biokreis Erzeugerring Bayern e.V

12:30 Uhr

Mittagessen

13:30 Uhr

Jörg Bergstedt: Vortrag "Deutsche Gentechnik-Seilschaften Monsanto auf Deutsch" (angefragt)

14:00 Uhr

Beginn der Mitgliederversammlung des Biokreis e.V.

Tagesordnung 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Genehmigung Tagesordnung Geschäftsbericht Haushalt 2011 Bericht Kassenprüfer Entlastung Vorstandschaft Anpassung Gebührenordnung Vorschlag der Vorstandschaft ist es den Mitgliedsbeitrag von bisher 60 Euro/Jahr auf 100 Euro/Jahr anzuheben. 7. Haushaltsvoranschlag 2012 8. Verschiedenes, Wünsche, Anträge Wir bitten, Wünsche und Anträge für die Mitgliederversammlung schriftlich an die Geschäftsstelle in Passau, Stelzlhof 1, 94034 Passau zu richten. Den Anreisenden wird die Bildung von Fahrgemeinschaften empfohlen.

Hans Meier 1. Vorstand Biokreis Erzeugerring Bayern e.V. Stelzlhof 1 94034 Passau Tel.: 0851 / 75 65 0 – 20 Fax: 0851 / 75 65 0 – 21 eMail: [email protected] www.biokreis.de

Tagesordnung 1. Genehmigung Tagesordnung 2. Genehmigung Protokoll Mitgliederversammlung 2011 3. Geschäftsbericht, Haushalt 2011 4. Bericht Kassenprüfer 5. Entlastung Vorstandschaft 6. Haushaltvoranschlag 2012 7. Bundespolitische Ausrichtung Biokreis/ BVÖL 8. Bestätigung Ehrenmitglieder 9. Verschiedenes, Wünsche, Anträge Wir bitten, Wünsche und Anträge für die Mitgliederversammlung schriftlich an die Geschäftsstelle in Passau, Stelzlhof 1, 94034 Passau zu richten. Den Anreisenden wird die Bildung von Fahrgemeinschaften empfohlen. Hans Meier Vorstandsvorsitzender Biokreis e.V. Stelzlhof 1 94034 Passau Tel.: 0851 / 75 65 0 – 0 Fax: 0851 / 75 65 0 – 25 eMail: [email protected] www.biokreis.de Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Aktuelles Notizen

Bild: pixelio.de

Bauernhöfe statt Agrarindustrie – AgrarBündnis nimmt Stellung

Massenitierhaltung macht den Einsatz von Antibiotika notwendig.

Auf der Internationalen Grünen Woche Ende Januar in Berlin hat das AgrarBündnis – ein Bündnis von 24 Verbänden aus Landwirtschaft, Umweltschutz, Tierschutz und Entwicklungsarbeit – zu aktuellen agrarpolitischen Themen Stellung genommen. Heidrun Betz vom Deutschen Tierschutzbund, Vorstandsmitglied des AgrarBündnisses, machte die Probleme der industrialisierten Tierhaltung deutlich: 97 Prozent aller Puten und bis zu 96 Prozent aller Masthühner werden mit Antibiotika behandelt. Bei einer Stichprobe des BUND wurden auf jeder zweiten Geflügel-Probe antibiotikaresistente Keime gefunden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stellte fest, dass die Verwendung von Antibiotika in der landwirt-

schaftlichen Tierhaltung die Verbreitung resistenter Keime fördert. Rund 88 Prozent aller Puten leben in Betrieben mit mehr als 10.000 Tieren. 72 Prozent der Masthühner werden in Betrieben mit 50.000 und mehr Tieren, die übrigen in Beständen ab 10.000 Tieren gehalten. Unter diesen Bedingungen sei es undenkbar, einzelne Tiere gezielt gegen Krankheiten zu behandeln, erklärte Heidrun Betz. Hochleistungszucht und nicht artgerechte Haltungsbedingungen würden die Tiere jedoch anfällig für Verletzungen, Krankheit und Stress machen. Mastgeflügel in hohen Besatzdichten auf engstem Raum zu halten, sei ohne hohen und prophylaktischen Medikamenteneinsatz nicht möglich. „Erforderlich ist deshalb ein System-

wechsel zu kleineren Beständen, geringerer Besatzdichte und einer tiergerechten Ausgestaltung der Haltungssysteme. Wenn die Politik den Mut nicht aufbringt, die Weichen umzustellen, riskiert sie weiteres Tierleid und erhebliche Gesundheitsgefahren für die Menschen“, sagte Heidrun Betz. Zur anstehenden Reform der EU-Agrarpolitik kündigte Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), an: „Der gesellschaftliche Druck für eine echte ökologische und soziale Reform der EU-Agrarpolitik wächst weiter und wir tun alles, damit das so ist“. Der breiten Gesellschaft sei längst klar, dass die agrarpolitischen Rahmenbedingungen geändert werden müssen. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ging auf die Energiepolitik ein: „Wir werden es nicht zulassen, dass die voranschreitende Energiewende gegen die überfällige Agrarwende ausgespielt wird. Klar ist, dass die Fleischproduktion in Deutschland sinken muss zugunsten einer Qualitätserzeugung zu auskömmlichen Preisen für die Bauern. Wir brauchen dezentrale Bioenergiestrukturen, basierend auf bäuerlichen Betrieben mit Flächenbindung, statt auf Megabiogasanlagen in Konzernhand.“

Sojaaufbereitung im Fokus der Forschung Das Jahr 2011 war in Deutschland ein gutes Jahr für den Sojaanbau. Die Anbaufläche nahm weiter zu und die besonderen Witterungsbedingungen führten auf vielen Standorten zu guten Erträgen. Auch aus der Sojaforschung gibt es gute Nachrichten: Das vom FibL koordinierte interdisziplinäre Sojaforschungsprojekt wurde finanziell aufgestockt und inhaltlich erweitert. Der neue Schwerpunkt ist die Aufbereitung von Soja zu Futterzwecken. Regional verfügbare Aufbereitungsmöglichkeiten seien wichtig, um den heimischen Sojaanbau weiter zu fördern, erklärt Projektkoordinator Dr. Klaus-Peter Wilbois vom FiBL Deutschland e.V. Es gelte, die Kapazitäten zur Sojaaufbe6

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reitung in der Fläche zu verbessern und damit den Engpass für den heimischen Futtersojaanbau zu beseitigen. Dazu werden neue Konzepte zur Sojaaufbereitung geprüft und Qualitätsanforderungen an Soja für die Tierfütterung definiert. Das Projekt wird vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft mit insgesamt rund 1,2 Millionen Euro gefördert. Schweine und Geflügel können Soja nur verdauen, wenn sie hitzebehandelt ist. Diese Behandlung inaktiviert verdauungshemmende Inhaltsstoffe und macht Soja somit zu einer wertvollen Eiweißquelle für landwirtschaftliche Nutztiere. Da Soja in Deutschland bis-

her nur in sehr geringem Umfang angebaut wird, findet die Aufbereitung importierter Sojaprodukte entweder bereits in Übersee oder in sehr wenigen spezialisierten Werken in Großhafennähe statt. Weitere Aufbereitungsanlagen sind in Deutschland regional nur sehr vereinzelt vorhanden, sodass weite Transportwege die heimische Futtersojaerzeugung hemmen. www.sojainfo.de.

Bild: Kuhnt

Sojabohnen müssen hitzebehandelt werden.

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Notizen Aktuelles

Der Fingerabdruck ökologischer Lebensmittel Wissenschaftler aus elf europäischen Ländern wollen Bio-Betrügern in der Nahrungsmittelbranche das Leben schwer machen – mit dem europaweiten Forschungsprojekt „Authentic Food“. Von deutscher Seite ist die Universität Kassel daran beteiligt. Die Forscher wollen eine Vielzahl von analytischen Methoden bewerten und klären, inwieweit zuverlässige Aussagen über die Produktionsweise der Lebensmittel getroffen werden können. In dem Projekt, das von den Ministerien der beteiligten Länder unterstützt wird, soll gewissermaßen der spezifische Fingerabdruck ökologischer Lebensmittel gesucht werden. In den vergangenen Jahrzehnten wurde eine große Zahl unterschiedlichster Analysemethoden entwickelt. Damit können Wissenschaftler nicht nur feinste Spuren von Pestizidrückständen ermitteln, sondern auch die geografische Herkunft mancher Leben-

Bild: Fron

Neue Analysemethoden sollen helfen, die Herkunft eines Bioproduktes nachzuvollziehen.

smittel erkennen. Ziel ist es nun, die sinnvollste Kombination aus diesen Analysemethoden zu finden, um rasch und zuverlässig echte Bioprodukte von Fälschungen unterscheiden zu können. „Der Anteil ökologischer Lebensmittel am Markt wächst seit Jahren stetig“, erklärt Privatdozent Dr. Johannes Kahl vom Fachgebiet Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur der Universität Kassel. Diese Lebensmittel werden oft zu einem höheren Preis angeboten als konventionelle Produkte. Eine Marktsituation, die immer wieder

auch Betrüger anlockt Die Kontrolle der Ökobranche findet bisher vor allem über Zertifizierungen statt, das heißt, Nahrungsmittel dürfen als Bioprodukte verkauft werden, wenn der landwirtschaftliche Betrieb als Ökobauernhof anerkannt und zertifiziert ist. Die Lebensmittel selbst werden nur in Verdachtsfällen kontrolliert. „Zusätzlich könnten validierte Methoden dazu beitragen, ökologische Lebensmittel schnell und sicher als solche erkennen zu können“, sagt Kahl. Betrügereien mit angeblich ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln machen immer wieder Schlagzeilen. Im vergangenen Dezember deckten die italienischen Ermittlungsbehörden einen groß angelegten Handel mit gefälschten Bioprodukten auf. Rund 17.000 Tonnen konventionell erzeugte Futter- und Lebensmittel sollen als Bioware deklariert und in halb Europa verkauft worden sein.

23.000 Menschen verlangen Neuausrichtung der Agrarpolitik 23.000 Menschen haben am 21. Januar in Berlin gegen Lebensmittelskandale, Gentechnik im Essen und Tierquälerei in Megaställen und für eine bäuerliche ökologische Zukunftslandwirtschaft de-

Bild: Jana Werner

als Hühner verkleidet waren diese Demonstrantinnen unterwegs.

monstriert. Verbraucher, Umwelt- und Tierschützer, Imker, Bäuerinnen und Bauern sowie entwicklungspolitische Gruppen zogen unter dem Motto "Wir haben es satt! - Bauernhöfe statt Agrarindustrie" zum Kanzleramt und verlangten von Bundeskanzlerin Merkel eine Neuausrichtung der Landwirtschaftspolitik. Die Veranstalter werfen der Bundesregierung vor, bei der Reform der EU-Agrarpolitik bislang Steigbügelhalter für die Agrarindustrie

zu sein, statt die Forderungen der Zivilgesellschaft durchzusetzen. Die Agrarzahlungen müssten an ökologische, soziale und Tierschutzkriterien gekoppelt und für Großbetriebe gedeckelt werden. Sämtliche Subventionen für den Agrarexport seien zu stoppen. Zu der Demonstration hatte ein Bündnis aus über 90 Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt-, Tier-, Verbraucherschutz und Entwicklungszusammenarbeit aufgerufen.

Biotüten aus nachwachsenden Rohstoffen Wenn es nach der EU-Kommission geht, stehen die herkömmlichen Einkaufsbeutel aus dem Kunststoff Polyethylen (PE) kurz vor dem Aus. Brüssel überlegt, die enorme Umweltbelastung durch die Plastiktüte per Gesetz einzudämmen. Die Grünen wiederum fordern eine Umweltabgabe beim Kauf einer Plastiktüte. Und auch diverse Umweltschutzorganisationen haben der PETragetasche den Kampf angesagt. Inzwischen gibt es allerdings mit der Biotüte eine Alternative. Sie bestehe zur Hälfte aus nachwachsenden Rohstoffen

und sei komplett kompostierbar, teilt der Hersteller Victor Group mit. Bei der Herstellung wird das Erdöl – ein zentraler Bestandteil der klassischen PE-Tüte – zur Hälfte durch einen Rohstoff ersetzt, der aus industrieller Maisstärke produziert wird. „Langfristig planen wir, eine Tüte zu produzieren, die zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht“, sagt Vertriebsleiter Jens Boggel. Die Biotüte wurde jüngst bei mehreren Handelsketten in Deutschland und Europa eingeführt. Zu bedenken ist aber, dass der verstärkte

Anbau von nachwachsenden Rohstoffen dazu führen kann, dass weniger Lebensmittel angebaut werden und die Artenvielfalt reduziert wird.

Bild: Victorgroup

Manche Handelsketten haben sie schon eingeführt: Tüten aus nachwachsenenden Rohstoffen. Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Aktuelles Agrarpolitik & Markt

Gemeinsame Agrarpolitik sorgt für Diskussionen Die anstehende Reform der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) und die künftige Verteilung von nahezu 60 Milliarden Euro werden derzeit breit diskutiert. Die Kritiker der Reform sind der Auffassung, dass man den Herausforderungen Klima-, Tier- und Umweltschutz nur mit einer grundlegenden Neuausrichtung Rechnung tragen kann. Sie wollen eine Abkehr vom derzeitigen Prinzip, das Geld pauschal zu verteilen. Die Befürworter des Prinzips mit seinem Zwei-Säulen-Modell befürchten, dass bei einer grundlegenden Änderung die Landwirtschaft insgesamt als

Verlierer dastehen könnte. Knappe Staatskassen und Begehrlichkeiten anderer Wirtschaftsbereiche könnten dazu führen, dass die Höhe der Zahlungen im Agrarbereich generell in Frage gestellt wird. Dabei haben Kritiker und Befürworter das gleiche Ziel: die Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten und den ökologischen Landbau weiter zu entwickeln. Nur gehen die Parteien von unterschiedlichen Voraussetzungen aus und schlagen deshalb auch andere Wege ein. Wir stellen in dieser Ausgabe zwei verschiedene Positionen vor.

„Das bestehende System weiterentwickeln“ Von Hans Meier, Vorstand Biokreis e.V. Marktorientierter, nachhaltiger, innovativer und wettbewerbsfähiger soll sie künftig werden, die Gemeinsame Agrarpolitik der EU. Bis zum Jahr 2013 soll die GAP reformiert werden. Grundlage sind die Rechtsvorschläge der Europäischen Kommission vom 12. Oktober 2011, die EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos zuvor in zahlreichen Gesprächen mit den 27 EU-Mitgliedsstaaten erarbeitet hat. Die geplanten Neuregelungen sollen 2014 in Kraft treten, zuvor jedoch müssen Parlament und Mitgliedsstaaten zustimmen. Zahlungen an Greening gekoppelt Folgendes ist vorgesehen: Das 2-Säulen-Modell, zusammengesetzt aus Direktzahlungen an die Länder (1. Säule) und Ausgleichszulage, Agrarumweltprogrammen und Förderung des ländlichen Raums (2.Säule) bleibt bestehen. Neu ist, dass Begrünungsmaßnahmen (Greening) durchgeführt werden müssen. Das heißt, ab 2014 soll rund ein Drittel der Direktzahlungen nur dann fließen, wenn der Betrieb so genannte Begrünungsauflagen einhält. Wer diese Greening-Vorgaben ignoriert, muss zusätzlich mit Kürzungen bei der Grundprämie rechnen. Derzeit sieht die EU-Kommission drei verpflichtende Greening-Auflagen vor, die über Cross Compliance hinausgehen: 1. Jeder Betrieb soll auf 7 Prozent der Ackerfläche ökologische Vorrangflächen nachweisen. 2. Jedes Jahr müssen mindestens 3 Ackerfrüchte angebaut werden, 8

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deren Anteil zwischen 5 und 70 Prozent liegen muss. 3. Die Betriebe müssen ihr Dauergrünland erhalten. Wer umbrechen will, muss an anderer Stelle ansäen. Stichtag für Umbruchverbot zu spät Für die biologisch wirtschaftenden Betriebe gelten diese Anforderungen nicht. Sie erhalten automatisch die volle Prämie, da sie aufgrund ihrer Richtlinien sowieso nachhaltig wirtschaften. Kritik gibt es von Seiten des Ökolandbaus aber trotzdem: In der Fruchtfolge ist der Anteil von 70 Prozent für eine Hauptkultur viel zu hoch. Problematisch ist außerdem, dass das Umbruchverbot für Grünland erst ab 1. Januar 2014 gelten soll. Dieser Stichtag ist viel zu spät, da bis dahin unwiederbringliche Fakten geschaffen werden können. Ein Großteil der konventionell wirtschaftenden Betriebe interpretiert die Schaffung von 7 Prozent ökologischen Vorrangflächen als Flächenstilllegung, die bei der derzeitigen Flächenknappheit (Nahrungssicherung versus Energieerzeugung) zur Anhebung der Pachtpreise führen könnte. Als Erfolg ist jedoch zu werten, dass sich der Agrarministerrat, bestehend aus 16 Bundesministern, auf 7 Prozent Flächenstilllegung und nicht wie von drei Ländern geforderte 10 Prozent geeinigt hat. Nichts desto trotz werden sich Kommission, Parlament und Agrarministerrat mit detaillierten Änderungswünschen auseinander setzen müssen. Je vernünftiger und zielgerichteter sie eingebracht werden, desto größer ist

die Chance ihrer Berücksichtigung. Zweifelsohne fordern wir als Vertreter des ökologischen Landbaus, das Leitbild eines Europäischen Agrarmodells in unserem Sinne zu ändern. Aber: einen 20- oder 30prozentigen Anteil ökologischer Landbewirtschaftung einzufordern wird von den Parlamentariern nicht ernst genommen. Mit dieser Forderung hatte schon Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) keinen Erfolg, als sie von 2001 bis 2005 Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft war. In einer persönlichen Runde hat mich Bundesagrarministerin Ilse Aigner wissen lassen, dass sich am gesetzten Rahmen nicht mehr viel ändern werde. Es sei sehr schwierig, einen Kompromiss mit den anderen 26 Ländern zu erreichen. Aigner hat mittlerweile 24 Länder besucht und ist mit dem bis jetzt Erreichten zufrieden. Auswahlmöglichkeiten schaffen! Viele Lobbyisten – und das ist auch meine Meinung – fordern aber noch Änderungen bei den Greening-Auflagen, damit sich die Regionen und Betriebe in der EU wieder finden und die Auflagen gut umgesetzt werden können. So gibt es z.B. einen Vorschlag in Form einer Maßnahmenliste, Auswahlmöglichkeiten zu bieten. Darin sollten folgende Punkte zu finden sein: · freiwilliger Anbau von Eiweißpflanzen · freiwilliger Anbau von Leguminosen Winterbegrünung · Agrarumweltprogramme

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Agrarpolitik & Markt Aktuelles

Greening darf KULAP nicht aushöhlen Da wir als Ökobetriebe die GreeningAuflagen ohnehin erfüllen, bräuchten wir uns mit diesen Fragen eigentlich gar nicht beschäftigen. Das wäre jedoch zu kurz gedacht. Denn mit einer vernünftig angelegten GAP-Reform lassen sich ohne ein bürokratisches Monster Eiweißversorgung und Vielfalt auf europäischen Agrarflächen leichter bewerkstelligen. Eine Umstellungsprämie aus Geldern der ersten Säule muss über das EUParlament unbedingt noch eingefordert werden. Hierzu ist die Bereitschaft durchaus groß, weil die Gelder aus dem Topf der EU eine wirkungsvolle Förderung des ländlichen Raums, vor allem strukturschwacher Gebiete ist. Für Mitglieder der verschiedenen EUFraktionen ist dies ein entscheidendes

Kriterium. Wichtig für unsere biologisch wirtschaftenden Betriebe wird auch sein, dass die Greening-Maßnahmen nicht zur Aushöhlung der bestehenden Agrarumweltmaßnahmen wie KulaP, Meka usw. beitragen. Definition von „Aktiver Landwirt“ muss verbessert werden Für Großbetriebe sieht Ciolos Entwurf eine Kappung der Prämie vor. Ab einer Förderung von 150.000 Euro pro Jahr und Hof werden bisherige Zahlungen gekürzt. Kein Betrieb soll künftig mehr als 300.000 Euro bekommen. Allerdings können Höfe mit vielen Arbeitskräften ihre Lohnkosten geltend machen. Zusätzliche Fördermittel soll es für Kleinstbetriebe mit weniger als 3 Hektar Anbaufläche geben, für Junglandwirte sowie für Höfe auf geografisch ungünstigem Terrain wie Berglandschaften. Nach momentanem Stand muss die Definition „Aktiver Landwirt“ noch verbessert werden, damit Nebener-

LVÖ fordert Ende der Gießkannenpolitik Die Landesvereinigung Ökologischer Landbau in Bayern e.V. (LVÖ), in der sich die Verbände Bioland, Naturland, Biokreis und Demeter zusammengeschlossen haben, sieht im Greening lediglich eine „grüne Verpackung“. „Mit der Gießkanne werden weiterhin 80 Prozent Finanzmittel pauschal und ohne Akzente verteilt“, kritisiert LVÖVorsitzender Josef Wetzstein, „der Greening-Deckmantel schützt Rapsund Maismonokulturen vor unserem Blick.“ Während von der Bindung der Direktzahlungen an ökologische Komponenten wenig zu erwarten sei, würden sich bei den bisherigen Umweltprogrammen, verankert im Bereich der Ländlichen Entwicklung (Zweite Säule), harte Einschnitte abzeichnen, denn die EU hat entlang ihrer 2020-Ziele neue Aufgaben ins Programm genommen. Neben Schutz und Erhalt öffentlicher Güter sollen Beschäftigungschancen im ländlichen Raum verbessert, Ressourceneffizienz gesteigert, Sicherungssysteme für Risiken in der landwirtschaftlichen Produktion verankert sowie Transparenz und Wertschöpfung in der Lebensmittelkette verbessert werden. Diese Überfrach-

tung des Topfs für ländliche Entwicklung werde zu Verteilungskämpfen bei den sehr begrenzten Mitteln führen, heißt es in einer Mitteilung der Landesvereinigung. Die LVÖ fordert, den ökologischen Landbau als Leitbild eines Europäischen Agrarmodells anzuerkennen, seinen Anteil in Deutschland und Bayern bis 2020 auf 20 Prozent zu steigern und dem Ökolandbau für die optimale Umsetzung der Agrarpolitik höchste Honorierungen zu gewähren. Nur wenn das Prinzip „Leistung für Gegenleistung“ umgesetzt wird, komme man zu einer gerechten Verteilung, so die LVÖ. Dies erfordere eine Bindung aller Finanzmittel der EU an die 2020-Ziele Klima-, Umwelt- und Tierschutz, Erhalt der Biodiversität und Erhalt eines intakten ländlichen Raums. „Wenn die Agrarlobby und damit die wesentlichen Gestalter der GAP nicht endlich verstehen, dass eine akzeptierte Agrarpolitik nicht gegen, sondern für die gesellschaftlichen Wünsche umgesetzt werden muss, werden wir für die Landwirtschaft künftig nicht nur Kürzungen hinnehmen müssen, sondern alles verlieren“, so Wetzstein.

werbsbetriebe nicht alle Einkommensbescheide vorlegen müssen und die bürokratischen Anforderungen nicht ausufern. Ausgleichszulage weiterführen Bei den Plänen der 2. Säule ist eine unbürokratische Fortführung der Ausgleichszulage anhand der LVZ einzufordern. Die Themen Klimaschutz, Bildung, Beratung, Investitionsförderung und Dorferneuerung sollen hier weiter angesiedelt bleiben. Damit der Zeitrahmen bis zum Inkrafttreten der GAP am 1. Januar 2014 eingehalten werden kann, müsste die Beschlussfassung von EU-Kommisson, EU-Parlament und Agrarministerrat bis Ende 2012 vorliegen. Im Jahr 2013 würde dann die Umsetzung der Vorschläge in konkrete Rechtstexte und Durchführungsverordnungen gefasst. Die GAP-Reform und deren Haushalt werden in Konsens mit den einzelnen Regierungschefs getragen, sofern nicht die EU-Politik durch ein Schuldendilemma eingeholt wird.

Und welche M einung haben Gerne veröffen Sie? tli ch en wir Ihre Schicken Sie un s eine Email an n Leserbrief! kuhnt@biokre is.de.

Bild: LVÖ

· Einrichtung von Ackerrandstreifen · freiwillige Anlage von Blühstreifen · freiwillige Begrünung von Vorgewende usw.....

Will die Gießkannenpolitik stoppen: Die Arbeitsgruppe Agrarpolitik der LVÖ. Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Aktuelles Agrarpolitik & Markt

Biogas kann auch bio sein Kommentar von Sepp Brunnbauer

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pätestens mit dem Ausstieg aus der Kernkraft bis zum Jahr 2022 gewinnt die Biogaserzeugung neben der Nutzung von anderen erneuerbaren Energien an Bedeutung. Waren es vor 50 Jahren landwirtschaftliche Energiepioniere, die auf der Basis von Gülle, Mist und organischen Abfällen in kleinen überschaubaren Anlagen Strom und Wärme für den eigenen Betrieb erzeugten, stehen wir heute vor industriellen Großanlagen, deren Ausrichtung in der alleinigen Vergärung von nachwachsenden Rohstoffen liegt. Dieser Trend und die Nachfrage nach regenerativen Energien stellt die Gesellschaft vor eine neue Wertediskussion, denn: auf den Flächen, auf denen Landwirte nachwachsende Rohstoffe anbauen, können sie nicht gleichzeitig auch Lebensmittel anbauen. Die Verdrängung von Nahrungspflanzen durch Energiepflanzen schafft eine gefährliche Konkurrenz – die zwischen „Teller und Tank“. Wir müssen verhindern, dass dieser Konflikt eskaliert, sonst wird er uns zum Verhängnis.

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Durch die Konkurrenz von Energie und Lebensmitteln werden die Verbraucherpreise für Lebensmittel um bis zu zehn Prozent steigen, sagen Experten. Problematisch ist diese Verteuerung für Grundnahrungsmittel vor allem für die Menschen in Entwicklungsländern:

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Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

Steigt der Preis für Mahlweizen um das Doppelte, so verteuert sich der Verkaufspreis für Brot in Deutschland zwar gerade Mal um fünf Prozent. Der Rohstoffpreis hat hierzulande - verglichen mit den vielen anderen Betriebskosten wie Arbeitskosten, Energie, Abschreibungen etc. – relativ wenig Einfluss auf den Verkaufspreis. Muss jedoch der indische Bäcker, der geringe Betriebskosten hat, sein Mehl doppelt so teuer bezahlen, wird sein Brot fast doppelt so teuer. Die Folge ist, dass sich viele Menschen in Indien schlichtweg ihr täglich Brot nicht mehr leisten können. Doch auch bei uns sind die negativen Auswirkungen der energetischen Biomasseverwertung schon sichtbar: Die einseitige Ausgestaltung des Erneuerbare Energiengesetz (EEG), die die Verwertung von Mais besser honoriert als andere Kulturen, wird Anbau und Verwertung von Mais in Biogasanlagen weiter beflügeln. Durch diese „Vermaisung“ werden unsere Landschaften immer monotoner, einhergehend mit schädlichen Folgen für das Grundwasser, die Bodengesundheit und die Vielfalt der Arten. Doch die Stromerzeugung aus Biogas rechnet sich gut – oftmals besser als die Erzeugung von Lebensmitteln. Mittlerweile steht in fast allen Gemeinden eine Biogasanlage, und die Anzahl der Neuanträge steigt. Für den Anbau von Energiepflanzen erhält der Betreiber eine flächenbezogene Prämie, darüber hinaus bekommt er für jede aus Biogas erzeugte Kilowattstunde Strom einen auf Jahre hinaus

festgeschrieben Preis. Zum Schluss gibt es ein Bonussystem, das zum Beispiel jede verkaufte Kilowattstunde Wärmeenergie nochmals extra belohnt. Der Nachteil dieser guten wirtschaftlichen Voraussetzungen: Sie schlagen sich direkt auf die Pachtpreise und führen dazu, dass andere Formen der Landnutzung schlichtweg verdrängt werden. Doch es geht auch anders: Viele ökologisch wirtschaftende Betriebe zeigen, dass Biogaserzeugung durchaus nachhaltig sein kann. Hier sind es häufig Betriebskooperationen, die über eine zentrale Biogasanlage ihr Kleegras aus einer vielgliedrigen Fruchtfolge verwerten und die Gärreste als wertvollen Dünger zurücknehmen. Bei einer sinnvollen Nutzung der Abwärme werden hohe Wirkungsgrade erzielt, was Kohlendioxid einspart und nachhaltige Einkommensalternativen schafft. Eine Konkurrenz von „Teller und Tank“ ist bei ökologisch geführten Anlagen mit der Verwertung von Kleegras nicht zu befürchten. Die Biogaserzeugung trägt hier dem Kreislaufgedanken im ökologischen Landbau Rechnung, weil sie eine sinnvolle Verwertung von Kleegras außerhalb des Tiermagens ermöglicht. Nur dort, wo Fruchtfolgeglieder oder Reststoffe verwertet werden, die nicht als Lebensmittel bzw. Futtermittel verwendet werden, kann die Erzeugung erneuerbarer Energie aus Biomasse wirklich nachhaltig und sinnvoll sein. Voraussetzung ist, dass die Politik die Rahmenbedingungen dafür schafft.

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Agrarpolitik & Markt Aktuelles Anzeigen

uns auf der Besuchen Sie BioFach 151 a Halle 6, Stand

t 02823-9 931522

Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Biokreis Aktuelles

Biokreis zeigt Flagge

Neue Richtlinien: Au

Infostände auf Grüner Woche und BioFach

Damit bei der Kontrolle alles stim

Von Sepp Brunnbauer und Heidi Kelbetz

Von Eva Schuster

Auch dieses Jahr war der Biokreis auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin vertreten. Eine große Fahne mit Biokreis-Emblem zeigte den vielen interessierten Landwirten und Verbrauchern den Weg zum Messestand in der Biohalle. Neben Informationen zum Einkauf von Biokreis-Produkten in und um Berlin und den Unterschieden zwischen EU-Bio und Biokreis-Standard waren es die Themen Gentechnik und Ausgestaltung der künftigen Agrarpolitik, die mit der Biokreismannschaft diskutiert wurden. Frei nach dem Motto „reden ist silber, probieren ist gold“ konnten sich die Besucher von der hervorragenden Qualität und dem Geschmack der Produkte der BiokreisVerarbeiter überzeugen. Winzer Gerhard Hoffmann war mit Infos zum ökologischen Weinbau und mit seinen Weinen und Spirituosen vertreten.

gischer wird. Aber auch in den Länderhallen spielt das Thema „bio“ eine immer größere Rolle.

Grüne Woche wird „biologischer“ Die Biokreis-Vorstände nutzten die Gelegenheit, mit Politikern über die anstehende EU-Agrarreform und die Möglichkeiten, die Situation der Biobauern zu verbessern, zu sprechen. Zum Abschluss der Grünen Woche diskutierte die Biobranche am Tag des Ökologischen Landbaus mit der Politik darüber, ob die Gemeinsame Agrarpolitik in der EU (GAP) ihren eigenen Ansprüchen genügt. Höhepunkt des Tages war die Verleihung des „Innovationspreises für ökologischen Landbau“ an die Herrmannsdorfer Landwerkstätten für ihre Pionierleistung in der ökologischen Geflügelhaltung (S. 26). Erstmals war am Gemeinschaftsstand des Bayerischen Staatsministeriums in der Bayernhalle auch die Landesvereinigung Ökologischer Landbau (LVÖ) vertreten. Bei der Preisverleihung durch Staatsminister Helmut Brunner für das beste Bioprodukt wurden gleich drei Biokreisbetriebe geehrt: die Andechser Molkerei Scheitz, die Chiemgauer Naturfleisch GmbH und die Landkäserei Herzog. Als Fazit ist festzustellen, dass die Grüne Woche natürlich in der Biohalle immer biolo-

Am Donnerstag, 16. Februar, 14 bis 15 Uhr, informieren Biokreis-Geschäftsführer Sepp Brunnbauer, Karl Schweisfurth von den Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Richard Müller von Chiemgauer Naturfleisch und H.-J. Kopp von LACON über das Siegel regional & fair. Dieses vergibt der Biokreis seit 2007 an Verarbeiterbetriebe und Direktvermarkter aller deutschen Bioverbände, die Produkte aus ökologisch und in der Region erzeugten Rohstoffen und zudem unter fairen sozialen Bedingungen herstellen. Um 18 Uhr findet die Verleihung des regional & fair-Preises 2012 statt. Im Anschluss feiert der Biokreis mit seinen Freunden, Gästen und Besuchern wieder eine bayerisch-karibische Messenacht mit Salsa-Party und Caipirinha-Bar.

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Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

Bild: Biokreis

Der Biokreis auf der Biofach Die nächste öffentliche Plattform, auf der der Biokreis Flagge zeigt, ist die Weltleitmesse BioFach von 15. bis 18. Februar in Nürnberg. Am Biokreisstand in Halle 7, Stand 241, können sich Besucher über den Verband, ökologischen Landbau und ökologische Verarbeitung informieren. Ein Bayerischer Biergarten lädt mit Bioschmankerln zum Verweilen ein. Von den BiokreisVerarbeitern sind vertreten: die Antersdorfer Mühle, die KULT GmbH, die Mostelleria Farthofer, Chiemgauer Naturfleisch, Freilandputen Fahrenzhausen, Innstolz Frischdienst und die BioLebensmittel GmbH. Ebenfalls dabei: das Kontrollinstitut LACON.

Biokreis-Mitglied Heinz Bley und BiokreisGeschäftsführerin Andrea Helmer aus Hessen.

Zusammen mit der Dezember-Ausgabe der Bionachrichten haben wir die aktualisierten Biokreis-Erzeugerrichtlinien an alle Landwirte und Verarbeiter verschickt. Mittlerweile haben sich einige wahrscheinlich schon eingelesen. Trotzdem möchten wir den Erzeugerbetrieben ein paar Tipps geben, damit die Öko-Kontrolle 2012 reibungslos abläuft. Zum Teil handelt sich bei den Richtlinien um Neuerungen, zum Teil um schon bestehende Bedingungen, auf die bei der Kontrolle und Anerkennung dieses Jahr ein besonderes Augenmerk gelegt wird. Zukauf von Futtermitteln Der Biokreis verfügt über keine Marktgesellschaft. Daher kaufen die landwirtschaftlichen Betriebe das Futter nicht direkt über den Biokreis, sondern anhand einer Prioritätenliste. Für die Futterbeschaffung gilt also Folgendes: Zuallererst soll das Futter des eigenen Betriebes verfüttert werden. Sollte das nicht reichen, soll von Biokreis- oder anderen anerkannten Verbandsbetrieben aus der Region zugekauft werden. Ist das nicht möglich, darf von Biokreis- bzw. anerkannten Verbandsbetrieben außerhalb der Region zugekauft werden. Falls das ebenfalls nicht möglich ist bzw. falls der Betrieb auf Futtermischungen angewiesen ist, darf nur von Landhändlern oder Futtermühlen zugekauft werden, die vom Biokreis anerkannt sind. Momentan sind das: Öko Landhandel Allmannsbeck Meika/Meitinger, Ökokorn OHG Wiesbauer Mühle Vermarktungszusammenschluss Ökofranken Kaisermühle Gähnheim Diese Mühlen verarbeiten nur biologische Futtermittel, daher ist eine versehentliche Vermischung mit konventionellen Futtermitteln ausgeschlossen. Biokreis-Landwirte liefern ihr Futtergetreide an diese Mühlen und beziehen wiederum von dort.

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Fachberatung Biokreis

nien: Aufgepasst!

So geht Ihre Rechnung auf

olle alles stimmt

Was beim Rechnung-Schreiben wichtig ist Von Hubert Dietrich und Jörn Bender

Immer wieder kommt es vor, dass in Landwirtschaft und Imkerei Rechnungen für landwirtschaftliche Produkte und Imkererzeugnisse nicht ordnungsgemäß gestellt werden. Damit das nicht mehr passiert, hier ein kleiner Spickzettel. Eine ordnungsgemäße inländische Bio-Imker/Landwirt-Rechnung hat folgende Bestandteile:

Die aktuellen Richtlinien des Biokreis.

Damit wird ein fast geschlossener Kreislauf geschaffen, der sowohl den Erzeugern als auch dem Biokreis zugute kommt. So konnte auch der Eintrag von genveränderten Organismen über konventionelles Soja vermieden werden. Also zusammengefasst: Futter erst beim Landwirt kaufen, dann vom Landhandel und schließlich von den Futtermühlen.

1. Name und Postanschrift der Imkerei/des landwirtschaftlichen Betriebs 2. EU-Biozeichen mit Öko-Kontrollstellen-Nummer (DE-Öko-003 oder andere dreistellige Kennziffer der Kontrollstelle),Text ‚Deutsche Landwirtschaft‘ 3. Umsatzsteuer-Nummer oder Steuer-Nummer 4. Name und Postanschrift des Empfängers 5. Datum der Rechnung 6. Rechnungsnummer (beliebig, aber eindeutig) 7. Tag(e) der Lieferung 8. Bezeichnung der Ware mit Einzel- und Gesamtpreis 9. Umsatzsteuer 10,7% (bei optierenden Landwirten 7%) und Steuerbetrag (zuzüglich 10,7 % / 7% USt ) 10. Zahlbetrag 11. Unterschrift

Zukauf von EU-Bio-Betriebsmitteln Das ist neu: Möchte ein BiokreisLandwirt z.B. Tiere eines Betriebes zukaufen, der ‚nur’ nach der EG-ÖkoVO Nr. 834/07 und Nr. 889/08 wirtschaftet, dann muss er sein Bemühen, an Biokreis- oder Verbandstiere zu kommen, formlos dokumentieren. Auch hier gilt, dass ein Zukauf ohne Dokumentation von anerkannten Verbänden möglich ist. Durch diese Regelung soll Verbandsbioware gestärkt werden. Anbau von gleichen Fruchtarten in ökologischer und nicht-ökologischer Qualität Manchmal kann es notwendig sein, die gleiche Fruchtart auf zwei Schlägen anzubauen. Der eine ist schon umgestellt, der andere ist noch in Umstellung. Dafür ist eine Genehmigung durch den Biokreis nötig. Es soll vermieden werden, dass eine Vermischung von anerkannt ökologischer Ware und Umstellungsware stattfindet. Falls es unvermeidbar ist, dann ist auch auf eine getrennte Ernte und Lagerung zu achten.

Wer sich darüber hinaus über das Steuerrecht in der Imkerei informieren möchte, kann sich an Werner Burkhart (Imker, Steuerberater und Unternehmensberater) wenden. www.steuerbuero-burkhart.de, Telefon 06231 9182 0. Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Biokreis Fachberatung

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Melkroboter auf dem Vormarsch Nachlese zum Biokreis-Milchviehtag: Grünlanderneuerung und Güllemanagement

Bild: Simone Kuhnt

Von Christa Zeitlmann

Ein Händchen für die Technik: Biokreis-Landwirt Wolfgang Weber aus Leipheim hat seinen Melkroboter gut im Griff.

700 automatische Melksysteme in Bayern Die Biokreis-Milchviehtage im November 2011 in Betzigau (Landkreis Oberallgäu) und Beyharting (Landkreis Rosenheim) standen ganz im Zeichen von Grünlanderneuerung, Güllemanagement und Automatischem Melken. Dr. Jan Harms vom Institut für Landtechnik und Tierhaltung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zeigte auf, dass auch der ÖkoLandbau verstärkt auf Automatische Melksysteme (AMS) setzt: In Bayern stünden inzwischen mehr als 700 Melkroboter. Die Gründe für den steilen Anstieg der Verkaufszahlen seien vielfältig und manchmal nicht ganz berechtigt, so Jan Harms. Richtig ist, - dass die körperliche Belastung mit einem Melkroboter abnimmt - dass die Arbeit flexibler gestaltet werden kann - dass die Lebensqualität dadurch steigt - dass Familienbetriebe die Entlastung deutlich spüren - dass neueste Technik im Stall ist. Falsche Annahmen sind, - dass sich AMS besser für beengte Umbausituationen eignen Man muss immer ausreichend Platz für Ausweichmöglichkeiten, Vorwarteräume, Krankenabteile etc. einrechnen. Drangsalieren macht den Kühen Spaß. 14

Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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dass sich der Arbeitszeitbedarf mit dem Einsatz des Roboters automatisch reduziert. Ob man wirklich weniger Zeit im Stall braucht, hängt vom Management ab, nicht von der Art der Melktechnik dass die Herde automatisch ruhiger ist. Bei falschen Stallmaßen und/oder falschem Management kann die Herde unruhiger werden als vorher dass die Tiergesundheit von alleine besser wird. Die Behandlung kranker Tiere muss komplett neu organisiert werden. Die Eutergesundheit wird nicht automatisch durch den Einsatz eines Roboters verbessert, da sie in erster Linie vom Management und nicht der Art der Melktechnik beeinflusst wird.

Immer abends füttern Einen großen Einfluss auf den Erfolg des AMS sieht Jan Harms in einer homogenen, leistungsfähigen Herde, die auch ausreichend Aufwertung des Grundfutters erhält. Ein paar Tipps hatte er für die Zuhörer in der Tasche, damit der Roboter genauso reibungslos läuft wie die Frauen im Melkstand: Um die geringe Auslastung des Roboters in der Nacht zu verbessern, sollte immer abends gefüttert werden und erst in der Früh nachgeschoben werden. So ist auch nachts genug Futter im Trog und

die rangniederen Kühe haben einen Anreiz, fressen zu gehen. Das FutterNachschieben sollte man auf strategisch wichtige Zeitpunkte reduzieren, um die Aktionsanreize gezielt setzen zu können. Selektionstore favorisiert Bei der Planung sollte man immer die Erweiterungsmöglichkeiten in die Überlegung mit einbeziehen, auch wenn man niemals an ihre Realisierung glaubt! Auch den Winterbetrieb sollte man immer im Blick behalten und Heizmöglichkeiten beachten. Rangniedere Kühe meiden Einwegtore, deshalb ist der freie Kuhverkehr dem gelenkten vorzuziehen. Jan Harms favorisiert Selektionstore, die spätlaktierende Kühe vor dem Fressen zum Melken schicken. Milchleistung entscheidend Ausdrücklich wies Jan Harms darauf hin, dass automatische Melksysteme bei höheren Milchleistungen leichter zu handhaben sind. Dabei verschiebt sich die Herausforderung für das Management vom Anfang der Laktation zu seinem Ende: Kühe, die am 200. Laktationstag noch 15 l geben, werden vom Roboter zu wenig stimuliert, er beginnt zu früh mit dem Melken und bricht zu früh wieder ab, weil keine Milch kommt. So wird die angerüstete Kuh zurück in den Laufstall geschickt. Wenn sie bald wiederkommt, hat sie kein Melkanrecht und wird wieder

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Fachberatung Biokreis

zurück geschickt. So kann man sich gerade im Ökolandbau gute Kühe mit langer Persistenz ungewollt früh trockenstellen. Wirtschaftlichkeit prüfen Abschließend betonte Harms, dass AMS im Ökolandbau sinnvoll sind, da sie der Stand der Technik seien, gut für Familienbetriebe geeignet seien und sich großer Zufriedenheit erfreuen. Das Aber kam auf dem Fuße: Die Betriebe dürften bei aller Liebe zur Technik die Wirtschaftlichkeit nicht übersehen, die Anlage müsse ausgelastet sein. Auch die Milchleistung, die Melkbarkeit der Herde und die Fütterung müssen zum AMS passen, damit die Investition Sinn macht. Der Weidegang muss auf zeitlich so eingestellt werden, dass beim Melken keine langen Wartezeiten entstehen. Eine besondere Freude waren die Praktikerberichte von Wolf-

gang Weber (in Beyharting) und Martin Wachter (in Betzigau) am Ende der Milchviehtage. Beide betonten, dass jemand, der den Roboter anschafft, um weniger im Stall sein zu müssen, besser die Kühe abschafft und den Stall zusperrt.

Das richtige Güllemanagement Über das richtige Güllemanagement referierten die Grünland-Berater Ernst Bauer und Jochen Obernöder vom LKP. Sie erläuterten, wie wichtig die möglichst verlustfreie Ausbringung der Gülle ist, da die in ihr enthaltenen Nährstoffe bei der im Voralpenraum üblichen Schnitthäufigkeit dringend ge-

braucht werden. Dabei ist der Großteil der Nährstoffe leicht löslich und kann schnell mit der Luft oder dem Wasser verloren gehen. Versuche am Allgäuer Spitalhof zeigten, dass die Erträge von rein organisch gedüngtem Grünland mit denen von mineralisch gedüngten Flächen mithalten können. Neuere

Die Kontrolle des Systems, die Beobachtung der Herde und der Kontakt zu den einzelnen Tieren sei unerlässlich für die Milchproduktion. Dass das bei beiden Betrieben funktioniert und sie hoch zufrieden mit ihrer Entscheidung sind, zeigten die beiden Vorträge.

Verfahren der bodennahen Gülleinjektion auf dem Grünland lehnten die Berater ab. Zum einen seien schwerere Maschinen und damit hohe Bodendrücke für die aufwändige Technik vonnöten, zum anderen wisse bisher keiner, wie die Grünlandnarbe sich verhält, wenn sie mehrmals pro Jahr aufgeschlitzt wird.

Wie man der Gemeinen Rispe Herr wird Schade, dass nicht mal das Wild sie gerne frisst: die Gemeine Rispe. Sie verfügt gegenüber anderen Gräserarten über Strategien, die ihr das Überleben leichter machen. Über Vorlieben und Bekämpfung der poa trivialis referierten auf den Milchviehtagen die Vertreter der Bayerischen Futtersaatbau GmbH (BSV). Wie die Gemeine Rispe sich gegenüber erwünschten Gräsern das Überleben sichert: z Die Gemeine Rispe kommt hervorragend mit verdichteten, sauerstoffarmen Böden zurecht, da sie keine tiefen Wurzeln bildet, sondern sich auf die Besiedlung der bodennahen Fläche konzentriert. z Die dicht am Boden anliegenden Kriechtriebe werden vom Mähwerk nicht erfasst, die Pflanze kann in Ruhe

weiter wachsen, während ihre Nachbarn einen Kopf kürzer gemacht werden z Häufiger Schnitt bei spärlicher Düngung kommt ihr gerade recht, während wertvolle Gräser verdrängt werden. z Der Filz der Gemeinen Rispe verhindert, dass Dünger oder Samen in Kontakt mit dem Boden kommen, so kann sie den Status quo erhalten. z Sie nutzt feuchte Jahre zur Ausbreitung, während Trockenheit ihr ernsthaft zusetzen kann. Auch lang anhaltende Winterkälte und hohe Schneebedeckung schaden ihr. Und wie wir ihr das Leben schwer machen können: z Um die Gemeine Rispe zurückzudrängen, muss laut BSV-Berater Arne Kupfer die Grasnarbe beschädigt werden. Man muss die Erde sehen, sonst

kommt der Samen nicht in Kontakt mit dem Boden. z Die Nachsaat bietet sich zu verschiedenen Zeitpunkten an: Gemeinsam mit dem Sommergetreide im zeitigen Frühjahr, um die Winterfeuchtigkeit noch auszunutzen. Nach dem ersten Schnitt, falls die Niederschläge passen. Im Spätsommer bis ungefähr zum 15. September. Zu diesem Zeitpunkt fallen auch die natürlichen Grassamen, und die Junggräser haben gute Entwicklungsmöglichkeiten, da der Aufwuchs langsamer ist.

Rund zehn Zentimeter misst die Gemeine Rispe. Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Biokreis Fachberatung

Enthornung von Ziegen verboten! Biokreis setzt sich für langfristige Übergangsregelung ein Von Christa Zeitlmann

Die Hörner der Ziegen sind manchen Praktikern ein Dorn im Auge. Ziegenhalter berichten von erhöhtem Stress- und Verletzungsrisiko.

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ür die Ziegenhalter hat das vergangene Jahr erschwerende Entwicklungen mit sich gebracht. Bei den Kontrollen stellte sich heraus, dass die Enthornung von Ziegen nicht zulässig ist. Im deutschen Tierschutzgesetz sind zwar Ausnahmen für die Enthornung von Rindern vorgesehen, nicht aber für Ziegen. Die Enthornung ist also nur noch bei Einzeltieren aus gesundheitlichen Gründen erlaubt, zum Beispiel, wenn sich eine Ziege am Horn verletzt hat. Viele Ziegenhalter stellt das vor enorme Herausforderungen, müssen sie doch ab sofort behornte Ziegen in ihre unbehornte Herde eingewöhnen. Wer schon einmal beobachten musste, wie 16

Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

Bid: Kuhnt

zwar gezeigt, dass es möglich ist, behornte Ziegen ohne erhöhtes Risiko von Verletzungen und erhöhtem Stress zu halten. Viele Praktiker berichten jedoch das Gegenteil.

ein behorntes Tier eine ganze Herde aufmischen kann, der weiß, wie sich manche Ziegenhalter momentan fühlen. Auf der anderen Seite ist die Enthornung von Ziegen viel problematischer als bei Rindern, da die anatomischen Schädelstrukturen sich stark unterscheiden. Die Schädeldecke der Kitze ist sehr dünn und leichter verletzbar als bei Kälbern. So kann es bei einer unsachgemäßen Enthornung schnell zu Schädel- und Hirnhautschädigungen kommen. Auch die Vollnarkose ist bei den handtaschengroßen, fünf Kilogramm schweren Ziegenkitzen gefährlicher. Am besten wäre natürlich die Zucht auf Hornlosigkeit, aber die ist bei den Ziegen nicht möglich, da die reinerbige Hornlosigkeit Zwitterausbildungen mit sich bringt. Einige aktuelle Untersuchungen haben

Der Biokreis setzt sich dafür ein, dass die Enthornung von Ziegen mit einer langfristigen Übergangsregelung weiter erlaubt ist. Das gibt den betroffenen Betrieben die Möglichkeit, ihre Haltungsbedingungen den unbestritten höheren Ansprüchen der behornten Ziegen (Stallmaße und -strukturierung, Ausweich- und Rückzugsmöglichkeiten, Fressplatzgestaltung, Herdenstabilität, Fütterungsmanagement) sinnvoll anzupassen. Außerdem können so die jüngsten Untersuchungen langfristig in der Praxis überprüft werden. Schließlich geht es im ökologischen Landbau darum, landwirtschaftliche Nutztiere artgerecht zu halten. Wir verstehen darunter weder gestresste, unproduktive Ziegenherden mit hohem Verletzungsdruck noch große Kitzverluste und unnötig verursachtes Leid bei der Enthornung. Wir bitten alle betroffenen Ziegenhalter, sich bei ihrem zuständigen Zuchtverband dafür einzusetzen, dass auch hier für die Enthornung gekämpft wird. Wenn alle Betroffenen an einem Strang ziehen, können wir vielleicht eine Lösung finden.

Wissenswertes für Ziegenhalter im Internet Auf der Ziegentagung in RaumbergGumpenstein am 4. November 2011 wurden viele interessante Themen besprochen. Unter anderem ging es um die Reduzierung von Verlusten in der Kitzaufzucht, die Strategien gegen Parasiten in der Milchziegenhaltung und Untersuchungen zur Scheinträchtigkeit (Hydrometra) bei Ziegen. Die Vorträge können auf der Homepage der Forschungsanstalt heruntergeladen oder über die Biokreis-Berater bezogen werden. http://www.raumberg-gumpenstein.at

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Fachberatung Biokreis

Von Melktechnik und MLP Nachlese zum Schaf- und Ziegentag – Es gibt viel zu lernen Von Christa Zeitlmann

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eim Biokreis- Schaf- und Ziegentag Ende 2011 auf dem Betrieb der Familie Deß in der Oberpfalz lag der Schwerpunkt im Bereich Melktechnik. Martin Kühberger von der Landesanstalt für Landwirtschaft referierte über die Entwicklungen der Melktechnik in der Ziegenhaltung, Dr. Duda vom LKV Bayern berichtete von der Milchleistungsprüfung für Schafe und Ziegen (MLP) in Bayern.

Bid: Deß

Viele Ziegenhalter noch in der „Lernphase“ Martin Kühberger zeigte zunächst die rasante Zunahme der Ziegenbetriebe auf: Um hier Fachwissen zur Verfügung zu stellen, hat die LfL 2011 eine Erhebung zum Stand der Melktechnik durchgeführt. 67 Betriebe nahmen an der Befragung teil, durchschnittlich werden in diesen Betrieben 140 Ziegen gehalten. Die Erhebung ist also nicht repräsentativ, da der Durchschnittsbestand in Deutschland bei 7,7 Ziegen pro Betrieb liegt. Dabei haben 44% der Betriebe in den letzten fünf Jahren mit der Milchziegenhaltung angefangen, sie sind also noch in der „Lernphase“, und gerade die größeren Betriebe wachsen weiter. Die meisten der befragten Ziegenhalter melken in einem Melkstand (56), 10 nutzen eine Eimermelkanlage und einer melkt mit

Maria Deß begrüßt ihre Gäste im Stall stets mit einem selbstgedichteten Ziegenlied.

der Hand. Was den Arbeitszeitbedarf angeht, so benötigen die befragten Betriebe zwischen 0,2 und einer Minute pro Tier und Tag, mit zunehmender Bestandsgröße wird natürlich tendenziell weniger Zeit beansprucht. In der Tendenz wird gebrauchte Technik verwendet. dabei haben die Landwirte wenig Information zu Details der Melktechnik und auch die regelmäßige Überprüfung der Anlagen ist mangelhaft. Dafür sind die Betriebsleiter sehr zufrieden mit ihrer Melktechnik. Melktechnik optimieren Martin Kühberger wies darauf hin, dass die rechtlichen Anforderungen an die Milchproduzenten hoch sind und in Zukunft weiter steigen werden. In der neuen DIN ISO Norm, die seit 2010 bindend ist, werden auch die kleinen Wiederkäuer erfasst. Häufige Fehlerquellen bei der Melktechnik können ausgeschaltet werden, indem man 9 die Vakuumhöhe regelmäßig kontrolliert 9 das Regelventil regelmäßig säubert die Gummiteile regelmäßig auswechselt 9 darauf achtet, dass die Melkzeugaufnahme sauber und trocken ist und dass man die Lufteinlassöffnungen sauber und durchlässig hält 9 und bei Siliconzitzengummis darauf achtet, das keine Fettrückstände anhaften. Im Gegensatz zu Rindern speichern die Ziegen 70-80% der im Euter enthaltenen Milch in der Zisterne und nur 2030% in den Alveolen. Die Stimulation des Euters vor dem Melken hat also nicht den gleichen Einfluss auf den Milchfluss wie bei den Kühen. Wichtig ist aber die Wahl des richtigen Zitzengummis für die Herde. Die Zitzen der Ziege haben eine Zuckertütenform, zu große Zitzengummis

können schnell an der Zitze emporklettern und den Venenring verschließen. Dann kommt es zum Blindmelken.Die in den Alveolen gespeicherte Milch ist die fettreichste im Euter. Werden die Ziegen also ungenügend ausgemolken, kann man das unter anderem an der fettärmeren Milch erkennen. Schafsmilch wird je zur Hälfte in der Zisterne und in den Alveolen gesammelt. Fesselbänder zur Tiererkennung Dr. Duda vom LKV Bayern berichtete von der Milchleistungsprüfung (MLP), die in Bayern bei 65 Ziegen- und fünf Schafbetrieben durchgeführt wird. Dabei liefert die Milchleistungsprüfung essentielle Informationen zu Milchleistung, Milchinhaltsstoffen, Tiergesundheit und Fütterung, die für jeden Milch produzierenden Betrieb unerlässlich sind. Momentan wird die Herdbuchführung der Ziegen wie bei den Rindern in die MLP integriert, so dass auch die Ziegenzucht auf bessere Beine gestellt wird. In der Diskussion wurde der hohe Aufwand bei der Tiererkennung während der Milchmengenmessung besprochen und die Idee von Fesselbändern mit den Tiernummern für gut befunden. Nach den Vorträgen von Dr. Duda und Martin Kühberger führte die Familie Deß durch ihren Betrieb. Im 2006 gebauten Stall werden 165 Milchziegen, 5 Böcke und 35 Stück Nachzucht gehalten. Der Betrieb umfasst ca. 17 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon sind 10 ha Ackerfläche und 7 ha Grünland. Günther Deß geht halbtags außerbetrieblich arbeiten, seine Frau Maria hat sich eine eigene Betriebssparte aufgebaut: 2011 wurden auf dem Richthof 110 Veranstaltungen durchgeführt. Kindergruppen, Behindertenwerkstätten, Obst- und Gartenbauvereine, Landfrauen, Rentnergruppen, sie alle kommen zu den Deß`, lassen sich bewirten und besichtigen den Ziegenstall. Dabei wird viel Aufmerksamkeit auf die Kinder gelegt.

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Biokreis Fachberatung

Mehr Körnerleguminosen auf die Äcker! Geeignet als Eiweißträger in der Fütterung – Projekte in NRW und Bayern Von Regina Schenuit

Im November letzten Jahres luden LWK und AbL erstmals zu einem Körnerleguminosentag in das Landwirtschaftszentrum Haus Düsse in Bad Sassendorf ein. Die Themen der Veranstaltung reichten vom Anbau über die Einsatzmöglichkeiten innerhalb der Fütterung bis hin zur Wirtschaftlichkeit. Bei der abschließenden Diskussion im Haus Düsse wurde klar: Der Anbau von Körnerleguminosen stößt bei den Landwirten auf großes Interesse. Auch Bayern hat 2011 ein „Aktionsprogramm Heimische Eiweißfuttermittel“ gestartet. Die Forschung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sowie Beratung und Information zum verstärkten Anbau heimischer Eiweißpflanzen werden seit dem intensiviert. Ziel ist es, sich von Sojaimporten unabhängig zu machen, die teils gentechnisch manipuliert sind. Was macht die Leguminosen für die Fruchtfolge so interessant? Körnerleguminosen haben die Fähigkeit, Luftstickstoff mit Hilfe der Knöllchenbakterien in pflanzenverfügbaren Stickstoff umzuwandeln. Erbse, Lupine und Ackerbohne brauchen somit keinen zusätzlichen N-Dünger und liefern dem Boden sogar noch weiteren Stickstoff. Dadurch wird der Anbau von 18

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Ackerbohne, Erbse und Lupine besonders für den ökologischen Landbau interessant. Ein weiterer Vorteil ist es, dass Infektionsketten in getreidestarken Fruchtfolgen unterbrochen werden und dies zu Mehrerträgen beim Getreideanbau führt. Mit heimischen Leguminosen die Fütterung sicherstellen? Körnerleguminosen können innerhalb der Rinder- und Schweinefütterung sinnvoll eingesetzt werden. In der Milchviehfütterung ist darauf zu achten, dass eine wiederkäuergerechte Ration mit genügend Rohfaser und Struktur erhalten bleibt. Bei 2-4 kg Ackerbohnen je Tier und Tag sollte sich dies allerdings als unproblematisch erweisen. In der Bullenmast können lediglich 1-2 kg je Tier und Tag eingesetzt werden. In der Schweinehaltung kommen Körnerleguminosen ebenfalls zum Einsatz. Bei Sauen 5-15 % pro Tier und Tag, ebenso bei Mastschweinen in der Anfangsmast. In der Endmast kann der Anteil auf bis zu 25 % angehoben werden. Zu berücksichtigen sind

jedoch die geringen Gehalte an schwefelhaltigen Aminosäuren. Wie wirtschaftlich ist der Anbau? Der Anbau von Körnerleguminosen ist im ökologischen Landbau wesentlich rentabler als in konventionellen Betrieben, da der Preis für Soja im ökologischen Landbau wesentlich höher ist. Außerdem ist ein guter Markt für ökologisch erzeugte Leguminosen vorhanden. Die eigene Verwertung der Körnerleguminosen in der Fütterung erhöht die Wertschöpfung. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die zukünftige Preisentwicklung von Soja und dessen Verfügbarkeit. In konventionellen Betrieben ist der Leguminosenanbau gegenüber Getreide, Raps und Silomais bei aktuellen Preisen unrentabel – unter anderem, weil es keinen Markt für Körnerleguminosen in diesem Bereich gibt. Im Allgemeinen kann man sagen, dass sich der Körnerleguminosenanbau als einzelnes Fruchtfolgeglied für sich betrachtet eher nicht bezahlt macht, bei einer in der Praxis maßgeblichen Gesamtbetrachtung der Fruchtfolge dagegen durchaus.

Bid: Kuhnt

D

er Anbau von Körnerleguminosen spielt in der Landwirtschaft heute vielfach keine bedeutende Rolle mehr. Vor dem Hintergrund, dass sie enge Fruchtfolgen lockern und gute Eiweißträger innerhalb der Fütterung sind, sollte aber über den Anbau verstärkt nachgedacht werden. Um diesen wieder zu einem wichtigen Bestandteil der Fruchtfolge zu machen, haben die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und die Landwirtschaftskammer NordrheinWestfalen (LWK NRW) das Projekt „Vom Acker in den Futtertrog – zukunftsweisende Eiweißfutter-Versorgung für NRW“ initiiert.

Mehr Leguminosen würden der ökologischen Landwirtschaft gut tun, hier Ackerbohnen.

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Fachberatung Biokreis

er!

Die Ackerbohne, ein Multitalent

Bayern

Futtermittel, Dünger, Humusbildner: Diese Frucht kann eine Menge Eine Pflanze, die die Bodengare stark fördert und den Boden sehr gut belebt, ist die Ackerbohne. Sie hinterlässt nach der Ernte ca. 200 kg Reinstickstoff, und das gehäckselte Stroh ist ein hervorragender Humusbildner – einer der besten Bodenaufbereiter unter den Kulturpflanzen für die ökologische Landwirtschaft, aber auch für konventionelle Landwirte. In ihrer Nutzung ist die Pflanze vielfältig: Die trockene Bohne kann als Eiweißfuttermittel an Kühe, Schweine, Hühner (bis zu 20 % des Eiweißbedarfes) verfüttert werden. Doch auch als Düngemittel kann die Ackerbohne dienen: Nach dem zeitigen Anbau im Frühjahr (Aussaatmenge 1000 kg/ha) ist sie im Sprosszustand bei einer Länge von ca. 20 cm einzumulchen. Dann sollte eine starkzehrende Gemüseart, z.B. Kohlgemüse, nachgebaut werden. Im Sprosszustand der Sommer-Ackerbohne beträgt die gesamte Stickstoffbildung 300-400 Rein-Stickstoff/ha. [vgl. Kahnt, Leguminosen im konventionellen und ökologischen Landbau, 2008].

Bid: Saatzucht Ebnerhof

Von Simone Kuhnt

Bildet Stickstoff: die Ackerbohne, hier in der Blütezeit. Die trockenen Bohnen sind als Eiweißfuttermittel geeignet.

BIORO, eine besondere Bohne Eine besonders robuste und kälteunempfindliche Ackerbohne ist laut Saatgutzüchter Hans Gahleitner von der Saatzucht Ebnerhof die Sorte BIORO. Sie verträgt bis zu bis minus 3 Grad Celsius und sticht hervor durch einen wesentlich geringeren Blattlausbefall im trockenen Frühsommer als vergleichsweise andere Sorten. (Vergleichsversuch von Öko-Korn-Nord, D) Ihre Ertragstreue wird durch einen pH-Wert zwischen 6-7,5 begünstigt, sie erreicht in der biologischen Landwirtschaft Höchsterträge bis zu 8t/ha. Ihr reiches Wurzelsystem durchdringt den Unterboden. Die BIORO ist Hans Gahleitner zufolge eine frühreife Bohne. Ihr Erntezeitpunkt liegt zwischen 15. August und 10. September.

Anbau und Pflege: Früherer Anbau bringt bessere Erträge. (ab Ende Februar) Der späteste Anbauzeitpunkt ist der 20. April. Die BIORO ist ab 500 mm Jahresniederschlag anbaufähig. Saattiefe: mind. 8 cm auf leichten Böden, 6 cm auf schweren, wasserführenden Böden. Aussaatmenge: 40-50 Körner/ m2, Normalsaat: 160-220 kg/ha (auf sandigen, trockenen Böden). Reihenabstand: 24 oder 35 cm bei Einzelkornsaat. Striegeln im Vor- und Nachauflaufstadium bis zu einer Höhe von 5cm Höhe. Hacken in der Reihe bis zu 15 cm Höhe möglich. Bei einer Temperatur über 14 Grad, am besten nachmittags, da der osmotische Druck geringer ist. Die Pflanze ist dann unempfindlicher gegen das Überfahren.

Fruchtfolge: Ohne Leguminosen in der Fruchtfolge ist ein dreijähriger Abstand möglich. Zu anderen Leguminosen muss unbedingt ein zwei- bis dreijähriger Abstand eingehalten werden (z.B. zu Klee). Günstige Vorfrüchte: Mais, Weizen, Dinkel, HaferInhaltsanalyse: Prüfbericht lt. LVA, Wien, November 2011 und Prüfbericht Saatbau Linz beträgt der Rohproteingehalt der BIORO zwischen 28 und 35 %. Nähere Informationen unter: [email protected] (www.amEbnerhof.at) Saatgut zu beziehen u.a. bei: Öko-Korn Nord, +49(0)4138.5106-14, [email protected]

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Biokreis Fachberatung

Wenn auf´s Wet ter kein Verlass ist… Mit Leguminosen-Getreidegemenge auf Nummer Sicher gehen Von Andrea Helmer Das Frühjahr 2011 hat den Landwirten wieder einmal gezeigt, dass es keine verlässlichen Regeln für die Witterung gibt. Nach einem sehr trockenen Frühjahr hatten deutschlandweit die Landwirte starke Ertragseinbußen beim ersten Grünlandschnitt. Für die Meisten kam der Regen zum 2. und 3. Schnitt und brachte den erhofften Segen. Aber wer wusste das vorher? Die Hoffnung stirbt zuletzt, doch von Hoffnung können Landwirte ihre Tiere nicht ernähren – es muss gehandelt werden! Während in reinen Grünlandregionen die Alternativen zur eigenen Silage- oder Heubergung nur der Zukauf oder die Lagerhaltung ist, können Landwirte mit eigenem Ackerbau versuchen, sich alle Optionen offen zu halten. Eine Möglichkeit ist hier der Anbau eines Gemenges aus Leguminosen und Getreide, das gedroschen oder als Ganzpflanzensilage (GPS) genutzt werden kann.

Fruchtfolge und Aussaat Für Fruchtfolge und Aussaat sind einige Besonderheiten zu beachten. Das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Georg-August-Universität Göttingen empfiehlt, dass das Gemenge in der Fruchtfolge an Stelle eines Sommergetreides steht. Eine Zwischenfrucht im Vorjahr verbessert die Stickstoffverfügbarkeit nach Getreidevorfrucht und ist erstrebenswert. Die Aussaat sollte in ein abgetrocknetes, ausreichend tief bearbeitetes Saatbeet ab Mitte März erfolgen. Bei Erbsen ist auf die Frostempfindlichkeit zu achten. Standorte mit häufiger Vorsommertrockenheit können zu Ertragseinbußen führen. Frühjahrnasse Standorte sind nicht so gut geeignet. Die Ablagetiefe sollte im Mittel der Mischungspartner gewählt werden (ca. 5 cm). Anwalzen verbessert den Feldaufgang.

Bid: oekolandbau.de

Eine perfekte Symbiose Leguminosen und Getreide ergänzen sich in verschiedenen Punkten ausgezeichnet. Das Getreide nutzt den von den Leguminosen produzierten Stickstoff und entzieht dem Unkraut damit die Wachstumsgrundlage. Durch die gute Beschattung zum Zeitpunkt der steigenden Sonneneinstrahlung werden die Wasserverluste reduziert. Gleichzeitig bleiben die Bodentemperaturen für die Bodenbakterien im „Wohl-

fühlbereich“. Zusätzlich unterstützt das Getreide die Körnerleguminose in ihrer Standfestigkeit. Gemenge bieten außerdem höhere Ertragssicherheit. Ein Nachteil der Gemenge ist die geringe Marktfähigkeit der gedroschenen Frucht. Eine Trennung der Mischungspartner ist technisch zwar möglich, aber zu teuer. Nutzt man die Ernte nicht auf dem eigenen Betrieb, so sollte vorher ein Handelspartner wie z.B. ein nahe gelegener Biobetrieb gesucht werden. Oft entwickeln sich solche Partner zu langjährigen, sicheren Abnehmern.

Ein gutes Team:Triticale und Wintererbsen in einem gemeinsamen Bestand.

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Mögliche Mischungen

Bewährt haben sich laut Angaben der Universität Göttingen vor allem Gemische aus Sommergerste und Erbsen; Hafer-Gerste-Erbsen; Sommerweizen -Sommertriticale-Erbsen; Hafer-Ackerbohnen-Erbsen/Sommerwicken. Die Mischungsverhältnisse sind sehr variabel und je nach EiweißEnergie-Verhältnis gestaltbar. Der Getreideanteil sollte zwischen 80 und 120 kg/ha liegen, die Gesamtaussaatmenge zwischen 180 und 200 kg. Beim Drusch ist der Anteil der Leguminosen wertbestimmend, so dass hier der Leguminosenanteil etwas höher gewählt wird. Für die verschiedenen Nutzungsarten sind unterschiedliche Mischverhältnisse geeignet: - zur Körnernutzung: 80 kg Erbsen und 100kg Sommergerste - Drusch -und GPS geeignet: 80 kg Erbsen, 40 kg Hafer und 40 kg Sommergerste - Energiereiche GPS: 30-40 kg Erbsen, 80 kg Sommerweizen, 60 kg Sommertriticale - Eiweißreiche GPS: 120-140 kg Ackerbohnen, 70-90 kg Hafer. Bereits vor der Aussaat sollte abgeschätzt werden, welche Nutzung wahrscheinlicher ist- daran sollte sich das Mischungsverhältnis orientieren. Die Körnerleguminosen sind beim Drusch wertbestimmend, können aber durch die höheren Eiweißgehalte den Silierprozess erschweren. Insgesamt kommt es darauf an, ob die GPS gehäckselt und im Fahrsilo (evtl. mit Grassilage gemeinsam) siliert wird oder ob Rundballen-GPS gemacht werden soll. Ist Letzteres der Fall, muss darauf geachtet werden, dass der Anteil an Grannengetreidearten im Gemisch nicht zu hoch ist um die Akzeptanz an der Futterkrippe zu halten. Fazit: Wenn auf’s Wetter kein Verlass ist, sind Getreide/ Leguminosengemenge eine gute Möglichkeit, sich in einem unsicheren Jahr alle Optionen offen zu halten.

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Biokreis Aktuelles

Tell trif f t ins Schwarze Fleischrinderauktion auf Haus Düsse erfüllt die Erwartungen Text und Bilder: Jörn Bender Biokreis-Landwirt und Limousinzüchter Clemens Middel sicherte sich diesen Vererber mit der Bemuskelungsnote „9“.

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s war die 13. Bullenauktion für stationsgeprüfte Fleischrinder am Standort Haus Düsse. Wenngleich dies für den Fortbestand der Veranstaltung ein ungünstiges Vorzeichen sein könnte, so gingen die beteiligten Biokreis-Betriebe aus der Veranstaltung am 7. Januar größtenteils zufrieden hervor. Einen sprichwörtlichen Treffer ins Schwarze landete Biokreis-Landwirt Hartmut Scholl mit seinem dreimal 8 gekörten (RZF 112) Fleckviehbullen „Tell“. Mit einem Zuschlagspreis von 3.300 € war das Tier neben dem teuersten Biokreis-Bullen auch das beste der Rasse Fleckvieh und wohl überhaupt einer der teuersten Fleckviehbullen einer FHB Auktion der letzten Jahre. Ebenfalls erfolgreich waren die Mitgliedsbetriebe Ochs und Winter, die jeweils einen Limousinbullen für 3.000 € platzieren konnten. Dabei wies der hornlose Bulle „Silvio“ von FranzJosef Ochs mit 115 den zweihöchsten RZF und mit 120 den höchsten Zuchtwert für tägliche Zunahmen aller 34 Limousinbullen auf. Dietmar Winter, der zwei Bullen im Angebot hatte, erzielte mit „Star“ (8/8/8 g) den zweithöchsten Zuschlagspreis bei den klassisch behornten Limousin und fand für den mit hohen Zuchtwerten in täglicher Zunahme und Bemuskelung eingestuften Vererber – Sohn einer RenoirTochter – einen Abnehmer in Österreich. Weitere erfolgreiche Verkäufe gelangen den Biokreis-Betrieben Meier, Hoffmann-Schäfer und Hengst (2). Während Routinier Hengst zum wiederholten Male Topgenetik anbot,

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war es für Hubert Meier die erste erfolgreiche Teilnahme als Herdbuchzüchter. Der Betrieb Hoffmann-Schäfer bot einen hornlosen Pinzgauer-Vererber (Körindex 131) an. Klare Signale ließen sich abermals für die Hornlos-Zucht ableiten: mit 46 von 69 aufgetriebenen Bullen waren exakt 2/3 genetisch hornlos. Dieser Wert hatte nur zwei Jahre zurück erst bei 45 % gelegen. In allen Rassen waren die Hornlos-Vererber einige hundert Euro teurer als die klassische Genetik. Etwas enttäuschend fiel die Bilanz der Rasse Blonde d´Aquitaine aus. Die in den Vorjahren oft teuerste Rasse fiel auf einen der hinteren Plätze der großen Rasseblöcke zurück und präsentierte entgegen dem Trend nur einen genetisch hornlosen Bullen. Die beiden tatsächlich horntragend aufgetriebenen BA-Bullen konnten sich nicht durchsetzen und wurden nicht bzw. in einem Falle für eher unterdurchschnittliche 2.200 € verkauft. Die beiden Spitzenpreise der Auktion erzielten mit 5.100

€ bzw. 5.000 € hornlose LimousinBullen der Betriebe Niemeier und Buchmüller. Teuerste Rasse waren in diesem Jahr die Limousin mit 2.910 € (34 Bullen). Daneben erbrachten Charolais erfreuliche 2.690 € (10), Blonde d´Aquitaine 2.430 € (7), Fleckvieh 2.440 € (7), Angus 2.500 € (5), Aberdeen Angus 2.000 € (1), Gelbvieh 1.800 € (2), Pinzgauer 1.800 € (1) und Salers (hornlos!) 1.700 € (1). Düster stehen dagegen die Wolken am Zukunftshimmel der etablierten Auktion und der Eigenleistungsprüfung für Fleischrinder. Da die Landwirtschaftskammer NRW entsprechende Aktivitäten nach Änderungen im Tierzuchtgesetz einstellen wird obliegt dem FHB die schwierige Aufgabe, eine kostendeckende Lösung für die Frage einer wie auch immer gearteten Weiterführung der Arbeit am Standort Eickelborn/Düsse zu finden. Hierbei sind alle Züchter und Fleischrinderhalter zur konstruktiven Mitarbeit aufgerufen!

Herausragend unter den Fleckviehbullen: „Tell“ aus dem Biokreisbetrieb Hartmut Scholl.

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Aktuelles Biokreis

Biokreis-Bauern besuchten Landtag NRW Diskussion mit Norwich Rüße – Wenig Geld für regionale Strukuren Von Eva Lisges Zu einem Landtagsbesuch und einer Diskussion mit dem GrünenAbgeordneten Norwich Rüße sind am 25. Januar rund 20 Biobauern aus den Verbänden Biokreis und Bioland nach Düsseldorf gefahren. Eine Einführung in die Arbeit des Landtags und die Verfolgung eines Teils einer Plenarsitzung von der Zuschauertribüne aus bildeten den ersten Teil des Besuchs. Im Anschluss nahm sich Norwich Rüße, selbst BiolandLandwirt aus dem Kreis Steinfurt, eineinhalb Stunden Zeit, Fragen zu beantworten und über von den Teilnehmern angeregte Themen zu diskutieren. Breiten Raum nahmen Fragen rund um den Erhalt kleiner und mittlerer Betriebe und die regionale Vermarktung ein. Aufgrund der vergleichsweise höheren (Neben-)Kosten und Gebühren für kleine Betriebe sah ein Teilnehmer die Gefahr des weiteren Rückgangs dieser Betriebe, wohingegen gerade die kleineren Strukturen vom Verbraucher geschätzt werden. Rüße unterstützt das Anliegen, kleine Betriebe zu erhalten, verwies hier aber auf die EU-AgrarPolitik, die hier mehr Einfluss hat als die Landespolitik. Er kritisierte gleichzeitig die niedrigen Löhne in deutschen

Großschlachtbetrieben, die die billigen Schlachtungen großer Tierzahlen erst möglich machten. Das Fehlen kleiner, regionaler Strukturen wie kleine Schlachtbetriebe und Metzgereien wird auch von Rüße als Problem gesehen. Diese wieder zu installieren ist in seinem Sinne, jedoch stehe für die Realisierung wenig Geld zur Verfügung. Gefragt nach den Verbündeten der (kleineren) Biobetriebe nannte Rüße die Naturschutzverbände, unter den landwirtschaftlichen Verbänden den BDM (Bund deutscher Milchviehhalter) und natürlich die Ökoverbände,

und, zumindest in manchen Regionen, z. B. dem Münsterland, auch die Jäger. Jörn Bender, Geschäftsführer des Biokreis NRW, brachte Norwich Rüße gegenüber seine Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass nach einer Verminderung der Förderung der Ökoverbände unter Agrarminister Uhlenberg (CDU) diese unter dem grünen Minister Remmel nicht zumindest ein Stück weit wieder angehoben wurde. Der Wunsch, die Zusammenarbeit der Ökoverbände zu intensivieren, bestand sowohl vonseiten der Teilnehmer als auch von Norwich Rüße und Minister Remmel.

Bild: Biokreis NRW

Gemeinsam in der Sache aktiv: Biokreis- und Biolandbauern aus Südwestfalen besuchten auf Einladung von MdL Norwich Rüße den Landtag in NRW

Pilotprojekt für Regionalvermarktung Der Trend zu mehr „Bio“ ist bei Verbrauchern ungebrochen, gleichzeitig wächst der Wunsch nach regionalen Produkten. Doch diese Wünsche lassen sich nicht immer gleichzeitig erfüllen: bis zu 50 Prozent der Bioware stammt aus anderen Bundesländern oder dem Ausland. Um den heimischen Bedarf zu decken, müssten zahlreiche Landwirte auf „Bio“ umstellen sowie Verarbeitungs- und Handelsstränge geschaffen werden. Die Landesregierung NRW hat deshalb in der Region Ostwestfalen-Lippe ein Pilotprojekt gestartet mit dem Ziel, herauszufinden, wie die Situation auf dem regionalen Biomarkt zwischen Erzeu-

gern, Verarbeitungsunternehmen, Handel und allen anderen an der Biowertschöpfungskette beteiligten Unternehmen im Sinne regionaler Wirtschaftskreisläufe verbessert werden kann. Ziel ist es weiterhin, die interessierten Marktpartner und Initiativen stärker zu vernetzen, Kooperationsmodelle zu entwickeln, Synergiepotenziale zu realisieren, Betriebe zu beraten, gemeinsame Vermarktungskonzepte zu entwikkeln und durch intelligente Logistikkonzepte auch umzusetzen. Mit der Durchführung des auf zwei Jahre ausgelegten Projekts wurde eine Arbeitsgemeinschaft unter der Federführung

des Bornheimer Forschungsinstituts AgroMilagro research beauftragt. Die Ökoanbauverbände und die Landwirtschaftskammer begleiten das Projekt als aktive Partner. Biokreis-Erzeugerbetriebe in Ostwestfalen und angrenzenden Kommunen, aber auch Verarbeitungs- und Handelsunternehmen, die an einer regionalen Vermarktung interessiert sind, können sich gerne an unsere Geschäftsstelle oder auch direkt an die Projektträger wenden. el Ansprechpartner für Bio-Betriebe ist Markus Rippin, Geschäftsführer von Agro Milagro, Tel.: 02222/97 85 24. Projekt-Arbeitsgemeinschaft Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Biokreis Aktuelles

Aktuelles aus NRW Erste regional&fair-Partnerschaft in NRW Von Peter Schmidt In aller Ruhe und ohne viel Aufsehen ist Metzgermeister Gert Rönnecke aus Kreuztal-Littfeld in die Bio-Regionalvermarktung eingestiegen. Und er ist überzeugt, den richtigen Entwicklungsschritt getan zu haben: „Solch herausragendes Fleisch habe ich früher nicht beziehen können“, freut sich der Metzgermeister. Darum steigt er jetzt als offizieller Partner in die Bio-Regionalvermarktung „regional & fair“ des Biokreis ein. Sein landwirtschaftlicher Partner ist Matthias Beerwerth, Biokreis-Landwirt im benachbarten Kreuztal-Krombach. Beerwerth hat 1994 mit der Milchviehhaltung aufgehört und sich auf Mutterkuhhaltung mit der Rasse Limousin spezialisiert. Die Tiere leben von Frühjahr bis Herbst auf den Weiden, im Winter werden sie mit hofeigenem Grünfutter gefüttert. Geschlachtet wird im Schlachthof Olpe – gerade mal 15 Minuten vom Hof entfernt. Das erspart den Tieren Transportstress. „Die Vermarktung direkt in die Nachbarschaft ist auch für uns wertvoll“, betonen Kristina und Matthias Beerwerth. Sie haben einfach ein gutes Gefühl, wenn sie wissen, dass das Fleisch der Tiere, die sie großgezogen haben, auch geschätzt wird. Außerdem stimmt der Preis. „Damit trägt Metzgermeister Gert Rönnecke dazu bei, dass die regionale Landwirtschaft Zukunftsperspektiven erhält“, erklärt Eva Lisges, stellvertretende Geschäftsführerin des Biokreis-Erzeugerringes NRW e.V. „Wir sind froh, diesen Schritt gegangen zu sein“, so Metzger Rönnecke. Um langfristig zu bestehen, müssten sich Metzgereien vom Lebensmittel-Einzelhandel deutlich

absetzen. „Dies können wir nur durch besondere Produkte und eine hohe Qualität, die wir auch belegen können. Mit dem Biokreis-Projekt regional & fair gelingt mir dies.“ Rönneckes Tipp für Genießer: Es muss nicht immer Filet sein, auch aus Hüfte und anderen Teilstücken lassen sich hervorragende Bratenstücke zaubern. Ein kurz gebratenes Rumpsteak, nur mit Salz und Pfeffer, „ist immer ein Genuss. So schmeckt man die besondere Qualität.“

Bild: Biokreis NRW

Mit der Auszeichnung „regional & fair“ belegt Gert Rönnecke (2. v. l.) die hohe Qualität und die regionale Herkunft seiner Rindfleischprodukte. (Rechts im Bild Eva Lisges, links Kristina und Matthias Beerwerth).

Enthornungsgebühren stoßen auf Widerstand Auf Unverständnis bei vielen Ökolandwirten stoßen die Gebühren bei Stellung eines Antrages auf Enthornung von Rindern. Seit Ende 2011 werden unabhängig vom tatsächlichen Bearbeitungsaufwand hierfür mindestens 50 € bzw. 10 € je beantragtem Tier in Rechnung gestellt. Insbesondere die Festsetzung von 10 € je Einzeltier stößt auf Unverständnis bei mittleren und größeren Betrieben. Trotz des vermehrten Einsatzes von Hornlosgenetik (oft heterozygot) ist die Enthornung in den nächsten Jahren vielfach noch unentbehrlich. Der Versuch, durch Gebührenerhebungen den Prozess zu beschleunigen, ignoriert die sehr intensiven Bemühungen gerade der Fleischrinderhalter um eine züchterische Eta24

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blierung der genetischen Hornlosigkeit. Dieser Meinung ist auch die BiokreisGeschäftsstelleNRW. jb

Bild: Simone Kuhnt

Trotz großer züchterischer Fortschritte bei der genetischen Hornlosigkeit wird auf die Enthornung kurz- und mittelfristig nicht vollständig verzichtet werden können.

Ein Traumochse Wären sie nur immer so, dann gäbe es sicher mehr Rindermäster: Mit gut 450 kg Gewicht und einem Bruttoerlös (Vermarktung an kff) von über 2.000 € gelang Biokreis-Landwirt Eberhard Kämpfer die Mast eines wahren Traumochsens. Der hervorragende Absetzer aus dem Betrieb von Günter Böhl entwickelte sich dank guter Pflege ohne jede Kraftfuttergabe in nur zwei Jahren zu einem besonderen Geschenk in der Vorweihnachtszeit. Für den Biokreis ein Beleg für die Sinnhaftigkeit einer engen und fairen Zusammenarbeit zwischen Mutterkuhhalter und Mäster wie die Betriebe Kämpfer und Böhl dies seit Jahren mit Kreuzungsgenetik (D.-Angus x Fleckvieh) erfolgreich umsetzen. jb

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Aktuelles Biokreis

Aktuelles aus der Mit te Schmallenberg-Virus gefährdet Wiederkäuer von Nord bis Süd Die Schafhalter in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen traf es zuerst. Im Januar mit beginnender Lammzeit kam es bei den Schafen auf Grund des Schmallenberg-Virus vermehrt zu Aborten oder zur Geburt lebensunfähiger Lämmer. Die Tiere sind missgebildet, die Knochen versteift. Im schlimmsten Falle stecken die Tiere fest, mit Hilfe des Tierarztes muss zumindest das Muttertier gerettet werden. Bekannt sind Betriebe, bei denen rund ein Drittel der Lämmer betroffen sind. Ende Januar verzeichnete allein NRW über 200 Verdachtsfälle. Kurz vor

Monatsende wurde in Rheinland-Pfalz der erste infizierte Bison gemeldet. Unklar bleibt, wie weit südlich es weitere Schmallenberg-Fälle geben wird. Die Krankheit ist noch nicht meldepflichtig, es gibt keine Entschädigung durch die Tierseuchenkasse. Derweil rufen die Veterinärämter auf, alle Fälle zu melden und untersuchen zu lassen. Rinderhalter müssen in den kommenden Monaten ebenfalls mit Komplikationen rechnen. Wichtig: Vor dem Geburtstermin genau hinschauen. Es kann sein, dass die Geburtsvorgänge nicht so deutlich ausgeprägt sind. Durch die

versteiften Gliedmaßen und Schieflagen können die Kälber festliegen. Dabei sollten die Bayern ebenso wachsam sein wie die Rinderhalter im Norden und Westen. psch

Bild: Peter Schmidt

Fälle von kranken Tieren sind sofort zu melden.

Wieder grünes Licht für die Ökolandbau-Förderung in Thüringen Die Zeichen für den Ökolandbau stehen in Thüringen wieder auf grün. Durch das intensive Engagement des Thüringer Ökoherz e.V., dem Förderverein für ökologischen Landbau, Landschaftspflege, Naturschutz und naturgemäße Lebensführung in Thüringen e.V. , wurde eine Wiedereinführung der Umstellungsprämie ab 2012 erreicht. Nachdem Minister Reinholz auf der BioFach im Februar 2011 angekündigt hatte, dass die KULAP-Mittel bis 2013 komplett gebunden wären und eine Umstellungsförderung nicht mehr möglich sei, stan-

den viele der umstellungswilligen Landwirte vor der Frage, ob sie weiter konventionell wirtschaften oder ohne Förderung auf Ökolandbau umstellen sollen. Ohne die Umstellungsförderung trägt allein der Landwirt die Kosten, die ihm während der dreijährigen Umstellungszeit durch Ertragseinbußen und noch konventionelle Verkaufserlöse entstehen. Das ist jetzt vorbei: Seit diesem Jahr unterstützt Thüringen den Ökolandbau wieder. Möglich wurde dieser Umschwung – wie im vergangenen Jahr bereits in Hessen gehandhabt – durch die Einführung einer

Revisionsklausel. Diese besagt, dass die 2012 oder 2013 abgeschlossenen Verträge in 2014 an die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen angepasst werden. Begünstigte können dann ohne Rückzahlungsverpflichtung von ihren Verträgen zurücktreten. Damit ist klar, dass neben der Umstellungsförderung auch die Beibehaltungsförderung lückenlos bis 2013 weitergezahlt wird. Die Anträge sind im Mai abzugeben. Für Fragen steht Ihnen Alexander Seyboth (Thüringer Ökoherz e.V.)Kuhnt unBild: Simone ter der Telefonnummer 0170 / 46 18 / 620 gerne zur Verfügung. Ökoherz

Aktuelles aus Bayern Menschen mit Handicap als „Helfer auf dem Bauernhof“ Man hätte sie fallen gehört – die berühmte Stecknadel. Das Passauer Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hatte zu einer außergewöhnlichen Veranstaltung eingeladen: „Helfer auf dem Bauernhof – Chance und Gewinn für die Landwirtschaft und für Menschen mit Handicap“. Kuno Eichner stellte sein vor sieben Jahren begonnenes „Bamberger Modell“ vor. Dort arbeiten Menschen mit Behinderung in kleineren und größeren Betrieben. 10 bis15 Tätigkeitsfelder könnte eine herkömmliche Werkstatt für Behinderte

bieten, ca. 300 stünden auf dem freien Arbeitsmarkt zur Wahl, erklärte Eichner. Auf dem Arbeitsmarkt hätten Menschen mit Handicap sowohl größere Auswahlmöglichkeiten als auch eine erhöhte Motivation. Um Arbeitsstellen für sie zu schaffen, sei es wichtig, die einzelnen Menschen mit Behinderung mit einflussreichen Personen aus der Region bekannt zu machen, erklärte Kuno Eichner. „Jeder hat Kontakte und die muss er nutzen! So schafften wir alle drei Wochen einen neuen Außenarbeitsplatz. Mittlerweile bieten

mehr Betriebe Stellen an, als wir besetzen können.“ Die Idee, Menschen mit Behinderung auch in die Landwirtschaft einzubinden, stieß in Passau auf großes Interesse. Erste Schritte versprachen die beiden Kreisbäuerinnen, Kommunalpolitikerinnen bzw. VlFVorsitzenden Centa Stadler und Anni Regner. Sie wollen in ihren Gremien das Modell „Bamberg bewegt“ vorstellen und die Idee weiterbringen. Info: Kerstin Rose, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten PassauRotthalmünster, Tel: 0851/9593 435. kr Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Biokreis Aktuelles

Gut Herrmannsdorf mit Förderpreis ausgezeichnet

Bild: Gut Herrmannsdorf

Freuten sich über den bedeutenden Preis: Karl Schweisfurth und Angelika Gsellmann (Mitte) mit Sepp Brunnbauer und Bundesministerin Ilse Aigner.

Der Biokreis-Betrieb Gut Herrmannsdorf KG in Glonn bei München ist von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner auf der Internationalen Grünen Woche in mit dem Förderpreis Ökologischer Landbau ausgezeichnet worden. Der Preis wird seit zwölf Jahren jährlich von der Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz an drei herausragende ökologische Betriebe verliehen und ist der bedeutendste Preis für den Ökologischen Landbau in Deutschland. „Es freut uns sehr, dass mit dem Gut Herrmannsdorf erstmals ein BiokreisBetrieb mit dem Innovationspreis ausgezeichnet wird“, erklärte BiokreisGeschäftsführer Sepp Brunnbauer. Der Betrieb habe die Auszeichnung aufgrund seiner Pionierleistungen in der artgerechten Tierhaltung und in der Regionalvermarktung schon lange ver-

dient. Ausgezeichnet wurden nun das „Herrmannsdorfer Landhuhn“ und das „Landhuhndarlehen“. Die Gut Herrmannsdorf KG setzt bewusst auf eine Kreuzung der Rassen Les Bleues und der Sulmtaler, die als Zwei-Nutzungshühner weniger Eier produzieren. Dafür verzichtet der Betrieb auf wirtschaftlichere, hochspezialisierte Hybridrassen mit hohen Legeoder Mastleistungen. Um dieses Projekt finanzieren zu können, entwickelten die Betriebsleiter die Idee eines LandhuhnDarlehens: Verbraucher gewähren dem Betrieb ein Darlehen und erhalten dafür Warengutscheine, die sie im Hofladen des Guts oder in Geschäften in der Umgebung einlösen. Der Betrieb finanzierte so in kürzester Zeit ein tierfreundliches Haltungssystem. Auf der Internetseite des Betriebs können

sich die Darlehensgeber über Entwicklungen rund um die neue Hühnerhaltung informieren und sich in einem Blog einbringen. Ausgangspunkt der Überlegungen für dieses Projekt war die derzeit auch in der biologischen Landwirtschaft unbefriedigende Situation in der Geflügelzucht: Bei Legehennen und Mastgeflügel kommen nahezu ausschließlich hochspezialisierte Hybridrassen zum Einsatz, deren Zuchtlinien von weltweit nur noch vier Zuchtkonzernen kontrolliert werden. Die hohen Lege- und Mastleistungen der Tiere werden mit der Tötung „unnützer“ männlicher Küken und körperlichen Beschwerden beim Mastgeflügel „erkauft“. Als Alternative entschloss sich das Gut Herrmannsdorf zum Aufbau einer Haltung von Zwei-Nutzungshühnern. „Damit ist es gelungen, Kunden und Darlehensgebe intensiv mit der Geflügelproblematik vertraut zu machen und an der Entwicklung des Landhuhn – Projektes teilhaben zu lassen“, urteilte die Jury. Den Preis nahmen Projektleiterin Angelika Gsellmann und Karl Schweisfurth, Leiter des Gutes Herrmannsdorf, entgegen. Die zwei weiteren Preisträger sind die Gärtnerei Obergrashof in Dachau bei München (Demeter) und die Bio-Karpfenzucht „De Fischer ut Grambek“ (Bioland). sk

Bayern in Öko-Ranking Spitze Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) hat die aktuelle Debatte um die EU-Agrarpolitik nach 2013 zum Anlass genommen, die Politik der Bundesländer für den Ökologischen Landbau einer umfassenden Bewertung zu unterziehen.. Denn es ist Aufgabe der Bundesländer, die sogenannte zweite Säule der europäischen Agrarpolitik umzusetzen, innerhalb derer die Öko-Förderung verankert ist. Spitzenreiter des Rankings ist Bayern, gefolgt von Baden-Württemberg und Sachsen. Ihre hohe Punktzahl ergab sich aus guten Werten bei der Bereitstellung ausreichender Flächenprämien für die Umstellung und Beibehaltung von Öko-Landbau, beim Stellenwert des Öko-Landbaus im 26

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Fördergefüge sowie bei den Angeboten zu Ausbildung, Beratung, Information und Vermarktung. Die Schlusslichter Brandenburg und Schleswig-Holstein fallen mit dem Aussetzen der Umstellungs- (Brandenburg) bzw. Umstellungs- und Beibehaltungsförderung (Schleswig-Holstein) zurück. „Das Öko-Ranking zeigt deutlich, dass nicht nur beim Bund sondern auch bei etlichen Bundesländern der politische Wille fehlt, die Chancen, die der wachsende Biomarkt bietet, für die deutschen Landwirte nutzbar zu machen,“ so BÖLW-Vorstandsvorsitzender Felix Prinz zu Löwenstein. „Zwar formulieren Bundesministerin Aigner und ihre Kollegen in den Ländern hochgesteckte

Ziele. Wenn es um Boden-, Gewässer, Klima-, Tierschutz oder die Ausweitung des Öko-Landbaus gehe, lassen sie diesen Worten aber keine zielgerichtete Politik folgen“, sagt er. Eine unspezifische und wenig effiziente Förderpolitik sei die Folge. „Wir kritisieren deshalb, dass sich die Bundesregierung in den laufenden Verhandlungen zur Reform der europäischen Agrarpolitik nicht dafür einsetzt, die Agrarzahlungen konsequent an die gewünschten Umweltleistungen der Landwirtschaft zu binden“, so Alexander Gerber, Geschäftsführer des BÖLW. „Die Umwelt braucht ÖkoLandbau, die Verarbeiter suchen händeringend heimische Ware und der BioMarkt wächst“, sagt Gerber. BÖLW

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Biokreis Ährlich bio!

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Um Verbrauchern einen Einblick zu geben und besonders engagierte Landwirte zu belohnen, hat der Biokreis den Wettbewerb Ährlich bio! gestartet, bei dem ausgewählte Höfe bewertet und hier vorgestellt werden. Die drei Erstplatzierten erhalten Geldpreise, gestiftet von Greenpeace Energy. Die Energie-Genossenschaft bietet Biokreis-Mitgliedern 30 Euro Startguthaben an, wenn sie im Internet unter www.greenpeace-energy.de auf Ökostrom umsteigen (Aktionskennwort: „AKBNBK11“).

Der Pionier aus dem Sauerland Josef Heer baute Ende der 70er Jahre die Vermarktung für Fleischrinder auf und profitiert noch heute davon. Text und Bilder: Simone Kuhnt

Auf was es bei den Heers ankommt – Mutterkuhhaltung Um Punkt 17 Uhr ist Kaffeezeit bei Marlies und Josef Heer in Lennestadt-Kirchveischede (Sauerland, NRW). Da wird im Sommer auf der Terrasse des Fachwerkhauses selbstgebackener Kuchen serviert, und es kommen ein paar Nachbarn und Sohn Andreas mit Familie. Fast jeden Tag, dafür sorgt Marlies Heer. 42 Jahre arbeitete sie als Hauptschullehrerin, heute kümmert sie sich um den Haushalt, den großen Garten und ihre Ehrenämter. Ihr Mann Josef Heer (61), genannt Jüppe, ist derweil auf dem Betrieb unterwegs. Neben zehn eigenen und acht Pensionspferden hält der gelernte Landwirt auf seinen bergigen Weiden Mutterkühe der Rasse Limousin. Für deren Fleisch hat er vor Jahrzehnten extra eine neue Selbst-Vermarktungsschiene aufgebaut. Engagiert zu sein, Verant- Halten sich gerne im Garten auf: Marlies und Josef Heer. wortung zu übernehmen, musste Jüppe schon früh lernen: Als sein Vater Nachzucht bzw. Färsenmast. 10 bis 12 1968 starb, war er als ältester von drei dieser Färsen verkauft Heer pro Jahr an Söhnen gerade mal 18 Jahre alt. Privatleute. Die übrigen weiblichen Tiere werden über eine BiofleischWie der Ökolandbau gestaltet ist – schiene abgesetzt. Männliche werden Limousin und Pferde in der Regel über die Auktionen des Gehörten damals 25 Hektar landwirtFleischrinderherdbuchs Bonn vermarkschaftliche Nutzfläche zum Betrieb, tet. 1983 baute Josef Heer einen Stall sind bis heute viele weitere gepachtete aus eigenem Rundholz. Die LandFlächen hinzugekommen. Insgesamt wirtschaftskammer nutzte das Vorhaumfasst der Hof 165 Hektar, davon 70 ben zu Baulehrgängen, so dass die Hektar Forst und 95 Hektar Gründland, Baustelle immer gut mit Arbeitswilverteilt auf viele Flächen. Mittlerweile ligen besetzt war. lasse er viele von Lohnunternehmern mähen, erzählt Jüppe, „wir brauchen Die Tiere, mit denen Josef Heer schon dann nur noch wenden, schwaden, seit seiner Kindheit und Jugend verpressen und wickeln. Eine Wickeltraut ist, sind aber nicht die Fleischmaschine haben wir stationär am Hof.“ rinder, sondern seine rheinisch-deutJüppe hält 45 bis 50 Limousinkühe und schen Kaltblutpferde: „Mein Vater hatKälber, dazu kommt die weibliche te keinen Führerschein, deshalb muss28

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ten meine zwei Brüder und ich bis 1966 mit den Pferden arbeiten“, erklärt er. Zwar hielt dann der Trecker Einzug, doch noch heute setzt Jüppe seine Kaltblüter zum Holzrücken ein, und bestellt mit ihnen eine 1 ha große Ackerfläche mit Kartoffeln und Getreide als Projekt „Historische Landwirtschaft“. Außerdem werden die „Dicken“ als Planwagen und Kutschpferde eingesetzt. Seit nunmehr 18 Jahren veranstalten die Heers zu Pfingsten ein „Kutschertreffen“, und in jedem zweiten Jahr findet ein „Schlütertreffen“ mit Brennholztagen statt. Was den Betrieb besonders macht – Aufbau der Vermarktung Für Fleischrinder organisierten die Heers früher Auktionen: „Weil ich zu den Pionieren der Mutterkuhhaltung in der Gegend zählte, hat es zunächst noch keine Vermarktungsmöglichkeit für die Fleischrinder gegeben“, erklärt Jüppe. Zusammen mit dem bei der Landwirtschaftskammer NRW beschäftigten Dr. Jürgen Schulte aus Finnentrop machte er sich Ende der 70er Jahre daran, eine Vermarktung für Absetzer aufzubauen. „Wir putzten Klinken auf den Höfen, suchten Herden“, berichtet Josef Heer, „im ersten Jahr konnten wir 100 Tiere vermarkten, im dritten Jahr veranstalteten wir mit 120 Kälbern eine Auktion bei uns auf dem Hof. Im folgenden Jahr zogen wir aus Platzgründen in die Versteigerungshalle in Meschede.“ Der Hauptteil der Absetzer wird heute vom FHB (Bonn) in Krefeld und Meschede vermarktet: jährlich etwa 6000 Stück. Die Schiene sei preisbildend für den Absetzermarkt in NRW und qualitativ führend, erklärt Heer.

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Was die Heers sonst noch so treiben: Soziales Engagement und Reisen Die eigene Landwirtschaft ist zwar aufwändig, doch nicht das einzige, was Marlies und Josef Heer beschäftigt. Marlies Heer ist Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins, arbeitet an der Dorfzeitung mit, ihren prächtigen Garten öffnet sie am „Tag des offenen Gartens“ und zusätzlich noch an drei Sonntags im Juli zum „Kaffeeklatsch im Bauerngarten“. Die Erlöse der gesamten Hofveranstaltungen kommen verschiedenen Hilfsorganisationen zugute. „Wir leben ja hier auf einer Insel der Glückseeligkeit“, sagt Marlies Heer. Vor 34 Jahren lebte sie drei Jahre in Chile, und sie reist noch heute für ihr Leben gern, mit einer Freundin oder in der Gruppe. Josef hält es derweil auf dem Betrieb. Er war eine Zeit lang Vorstand im Fleischrinderherdbuch Bonn. Von 2001 bis 2004 war er erster Vorsitzender im Biokreis NRW, seit 2009 ist er erneut im Vorstand aktiv. Zudem ist er Vorstandsmitglied z.B. in Schützenverein, Forstbetriebsvereinigung und Pferdeversicherung. Wie alles anfing: Vom Ackerbau zur Bio-Mutterkuhhaltung „Früher war das Sauerland kleinbäuerlich geprägt, angebaut wurden Getreide, Hackfrüchte, Grünland“, berichtet Jüppe Heer, „doch die Böden hier sind nicht gut für den Ackerbau geeig-

net. Ab Anfang der 80er Jahre gaben die meisten hier auf.“ Seitdem werden die Flächen für Fleischrinder genutzt. Heer hatte schon Anfang der 70er Jahre auf Mutterkuhhaltung umgestellt.

sanierung erfolgen. In einem prämierten Fachwerkdorf wie Kirchveischede, ist es zudem schwierig, da große Anlagen das Ortsbild negativ beeinflussen können.

Später lief in NRW ein Extensivierungsprogramm. Um die Förderprämien zu bekommen, sollte man aber einem ökologischen Anbauverband beitreten. „Bioland hatte gesalzene Preise und keinen Schwerpunkt in der Fleischrinderhaltung, deshalb gründeten wir mit Verbündeten den Verein für extensive Gründlandwirtschaft. Wir machten eigentlich das gleiche wie die Biobauern“, erzählt Jüppe. Aus dem Verein wurde später „Bergweide Sauerland“. Unter dieser Marke wollten Heer und seine Kollegen ihre ökologisch erzeugten Produkte als Bioprodukte verkaufen, doch das ließ sich nicht realisieren. So wechselten vor 12 Jahren fast alle Mitglieder der Bergweide Sauerland zum Biokreis NRW.

Welche Ziele sie noch haben – der Sohn soll den Betrieb weiterführen „Den Betrieb in der derzeitigen Form zu erhalten, wird auf die Dauer schwierig“, bekennt Josef Heer. Zu gegebener Zeit werde der Hof von Sohn Andreas weitergeführt, der momentan auf dem Hof bereits mit Brennholz und Holzprodukten handelt. Sein Bruder Peter ist Tierarzt und sorgt u.a. für das gesundheitliche Wohlergehen der Tiere.

Wie es mit der Energieversorgung aussieht – Heizen mit Hackschnitzeln Beim Thema Energie kommt den Heers ihr Wald zugute: Seit 25 Jahren betreiben sie mit dem eigenen Holz eine Hackschnitzelheizung. Für Solarund Photovoltaikanlagen sind momentan noch keine geeigneten Flächen vorhanden, dazu müsste erste eine Dach-

Welche Werte wichtig sind – Bodenständigkeit und Bauerngarten Jüppe ist sich seiner nicht immer familienfreundlichen Arbeit in der Landwirtschaft zwar bewusst. Trotzdem wollte er nie „in einer Firma an der Stanze arbeiten.“ Die Landwirtschaft sei vielfältig und habe den Reiz der freien Entfaltung. Störend sei nur die viele Dokumentationsarbeit. Er und seine Frau legen bei allem, was sie erreicht haben, Wert auf Bodenständigkeit und Achtung vor der Natur. Das sieht man auch im Bauerngarten: Dieser wird biologisch und naturnah bewirtschaftet, Schiefertafeln regen mit kurzen Sprüchen zum Nachdenken an.

Impressionen

Limousin und Kaltblut – damit kennt sich Josef Heer aus. Während seine Frau Marlies in Haus und Garten werkelt, schaut er nach seinen Tieren auf den Weiden. Saftiges Grün, Blumen in allen Farben, Gemüse und Kräuter prägen im Sommer den Hof Heer. Regelmäßig finden dort auch Veranstaltungen statt, vom Kaffeeklatsch bis zum Kutschertreffen. Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Bit te bedienen Sie sich selbst! Bei Katja und Reinhold Mang gibt es Milch vom Automaten und Eier auf Vertrauensbasis Text und Bilder: Simone Kuhnt

Ein weiterer Betriebszweig ist seit sechs Jahren die Eierproduktion: 12000 Euro haben die Mangs in Hühneraufstallungen investiert. Momentan halten sie 240 Hühner, zweimal 200 sind das Ziel. „Nachfrage wäre da für Eier von 3000 Hühnern.“, ist Reinhold Mang überzeugt.

Zufrieden mit ihrem Milchautomaten: Reinhold und Katja Mang.

Auf was es ankommt bei den Mangs: Effiziente Arbeitsweise Anfangs verkauften sie 50 Eier pro Woche, mittlerweile sind es 1000, und die Nachfrage ist steigend – Katja (30) und Reinhold Mang (32) aus Tronetshofen fahren gut mit ihrer Direktvermarktung. Zumal diese so zeitsparend wie möglich läuft: Per Selbstbedienung. Neben Eiern verkaufen die Mangs auch Milch – unter anderem am Automaten. Das junge Ehepaar steht voll hinter dem Ökolandbau, will aber auch Zeit für Freizeit haben. Wie die Landwirtschaft gestaltet ist – Milchvieh, Ackerbau und Hühner Vor sechs Jahren ist Biokreis-Landwirt Reinhold Mang neben seinem Beruf als Schreiner in den Biomilchviehbetrieb seiner Eltern eingestiegen und erledigt seither die meisten Arbeiten selbst. Seine Frau Katja, die Teilzeit als Krankenschwester arbeitet, versorgt bei Arbeitsspitzen zusammen mit ihrer Schwiegermutter (70) die Kälber, und auch Mang Senior (71) hilft, wo man ihn braucht. 45 Milchkühe sind zu versorgen, 70 Tiere insgesamt. Gefüttert werden Heu und Silage, Kartoffeln und 30

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Cobs, alles vom eigenen Betrieb. Im Winter gibt es GPS und Luzerne, im Sommer wird Kleegras eingegrast. Um die Milchleistung zu steigern, setzt Reinhold Mang Kraftfutter ein, und in der Zucht Samen von amerikanischen und kanadischen Bullen. Momentan gibt eine Kuh im Schnitt 6200 Liter im Jahr. „Zufrieden wäre ich mit 7000 bis 8000 Liter“, sagt der Betriebsleiter, der die Rassen Schwarzbunt und Fleckvieh hält. Weitere Zuchtziele: Langlebigkeit „unsere älteste Kuh ist 16 Jahre alt“ – und Eignung für die Weidehaltung. 6 Hektar seiner Flächen liegen direkt am Hof, 52 Hektar sind es insgesamt. Davon sind 2,5 Hektar Wald, um den sich Mang senior kümmert. Der Junior experimentiert derweil im Ackerbau: Wintergetreide säht er schon Mitte August, und als Untersaat nimmt der abfrierende Erbsen: „So entsteht eine Fläche, die Unkraut unterbindet. Mit dem Ertrag bin ich zufrieden.“ Zudem baut Mang Ackerbohnen, Triticale und Hafer an. Die Milch liefert er zum Großteil an die Andechser Molkerei Scheitz, männliche Kälber mästet er für die Fleischrinderproduktion.

Was den Betrieb besonders macht: Natürliche Werbung auf der Weide Die Eier werden zu 24 Cent pro Stück ab Hof verkauft. Die Kunden können rund um die Uhr den Selbstbedienungsladen besuchen, das Eiergeld legen sie in eine Kasse. „Die Bezahlung auf Vertrauensbasis funktioniert bis jetzt gut“, erzählt Katja Mang. Wenn die Legehennen geschlachtet werden, werden sie als Suppenhühner verkauft. „Sie werden eher von älteren Menschen nachgefragt, aber die nehmen dann teilweise gleich zehn Stück und frieren sie ein“, berichtet Reinhold Mang. Auch mit der Anschaffung eines Milchautomaten 2009 ist das Paar zufrieden. Die Idee hatte Mang Senior. „Es kamen gleich zu Anfang viele Leute, um sich das Gerät anzuschauen, und in der Süddeutschen Zeitung erschien ein kleiner Artikel“, sagt Reinhold Mang, „mittlerweile boomt´s“, fügt seine Frau hinzu. 6400 Euro haben die beiden dafür investiert. Nach drei Jahren soll sich die Anschaffung amortisiert haben, bei einem Preis von 70 Cent pro Liter Rohmilch. Wer in das Schweizer Fabrikat Brunimat eine 1Euro-Münze einwirft, bekommt allerdings kein Wechselgeld heraus, sondern dementsprechend mehr Milch. „Das hat anfangs regelmäßig zu Milchbädern geführt, weil die Leute nur 1-Liter-Flaschen dabei hatten“, berichtet Katja. Gerade Berufstätigen komme der Automat zugute. „Sie fahren auf dem Weg zur Arbeit nach Augsburg an unserem Hof vorbei und können zu jeder Tages- und Nachtzeit „tanken“.“ Ein guter Tag sei auch der Sonntag: Im Sommer kommen dann

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viele junge Familien mit dem Rad vorbei und schauen sich den Hof an. „Die besten Kunden sind die, die ich durch den Betrieb geführt hab, die sehen, dass der Stall sauber ist“, so Mang. Die Lage des Hofes an einer Durchgangsstraße ist hier von Vorteil. Ein Schild an der Straße weist auf den Milch- und Eierverkauf hin. Werbewirksam seien aber auch seine Kühe auf der Weide, sagt Reinhold Mang. Auch im Winter dürfen sie raus „das ist gut für die Klauengesundheit.“ Was die Mangs sonst noch so treiben – Ski- und Motorradfahren Bei aller Liebe zur Landwirtschaft: Zweimal im Jahr fahren Katja und Reinhold Mang in den Urlaub, zum Beispiel mit dem Motorrad oder zum Skifahren nach Südtirol. „Das muss drin sein, sonst würden wir was verkehrt machen“, sagen sie. Reinhold Mang ist auch ehrenamtlich engagiert – als Beirat im Vorstand des BiokreisErzeugerrings Bayern. Zudem ist er stellvertretender Ortsobmann im Bayerischen Bauernverband, Beisitzer bei der FFW und stellvertretender Vorstand der Jagdgenossenschaft. Wie alles anfing: Als Kind wegen Bio gehänselt Mit dem ökologischen Landbau ist der

Betriebsleiter schon seit seiner Kindheit vertraut: 1989 stellten seine Eltern den Hof auf Bio um. „Das war damals sehr exotisch. Ich wurde deswegen oft ausgelacht, das war schwer für mich“, erinnert sich Mang. Mittlerweile ist er längst überzeugter Biobauer. Als sein Vater den Betrieb vor sechs Jahren aufgeben wollte, entschloss er sich, ihn weiterzuführen. Doch nicht alleine: Katja, die seit 2003 mit ihm zusammen ist, redete natürlich ein Wörtchen mit. „Meine Oma hatte einen Hof, deshalb war mir die Landwirtschaft nicht fremd. Ich brauchte aber trotzdem Zeit zum Überlegen“, erklärt die 30-Jährige Krankenschwester, die heute von Milchautomat und Eierverkauf genauso überzeugt ist wie ihr Mann. Dass sie sich wirklich mit dem Leben auf dem Hof identifizieren kann, zeigt das neu errichtete Wohnhaus der beiden am Betrieb. Wie es mit der Energieversorgung aussieht – ökologisches Blockhaus Alpinfichte aus Österreich – das ist das Material, aus dem das komplett ökologische Blockhaus gebaut ist. Auf dem Dach befindet sich eine Solaranlage, und am Stall eine Photovoltaik-Anlage. Langfristig möchte Reinold Reinhold Mang bei Energie und Wasser komplett unabhängig sein.

Welche Ziele die Mangs haben: Alte Sorten, Heumilch und Kinder Was ihm und Katja zudem vorschwebt: Ein Gewächshaus im Garten, eine Hecke und eine Streuobstwiese als Naturschutzelement. Reinhold Mang findet alte Getreidesorten reizvoll, möchte einmal Emmer anbauen. „Er will immer alles auf einmal, ich bremse ihn dann wieder ein“, schmunzelt Katja. Ein Melkroboter würde ihren Mann auch interessieren, und das Thema Heumilch ebenfalls. „Bisher hab ich dafür zu wenig Flächen, und auch die Vermarktung wäre schwierig“, meint er. „aber erst einmal haben wir jetzt Häusle gebaut.“ Was er und seine Frau außerdem noch vorhaben: eine Familie gründen. Welche Werte wichtig sind – Beziehung und Freundschaften pflegen Ihre Beziehung zu pflegen und gemeinsam die Freizeit zu verbringen, ist dem jungen Paar sehr wichtig, zudem legen die beiden viel Wert auf gute Freundschaften, Traditionen und gutes Essen: „Wir gehen zwar auch gern mal normal essen“, sagen die Mangs, aber ansonsten legen sie Wert auf biologische Ernährung. Fleisch kommt entweder aus eigener Schlachtung oder von Biobetrieben aus der Region.

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Bild: Mang

Bild: Mang

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Die Kühe von Reinhold Mang dürfen Sommer wie Winter auf die Weide. „Das ist eine gute Werbung“, sagt der BiokreisLandwirt, der auch Legehennen hält. Die Eier werden genauso wie ein Teil der Milch im Selbstbedienungsraum verkauft. Ein Schild an der Straße macht Auto- und Radfahrer darauf aufmerksam. Das neue Blockhaus ist voll ökologisch gebaut. Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Bild: Simone Kuhnt

Titel Biogas im Ökolandbau

Biogas – Fluch oder Segen? Vielerorts brodelt’s, und so manchem Biobauern stinkt’s: Biogasanlage um Biogaslange wird gebaut, doch nicht jede wird so betrieben, dass es ökologisch Sinn macht. Steigende Pachtpreise heizen die Diskussionen in den Dörfern an, die Vielfalt der Arten ist in Gefahr. Doch Biogaserzeugung kann auch nachhaltig sein.

Biogas – Chancen und Risiken Von Dr. Rüdiger Graß, Universität Kassel-Witzenhausen

Wiesengras, Gülle, Mist und ein kleiner Teil Silomais – damit befüttert Biokreis-Mutterkuhhalter Anton Knaus aus Freyung (Bayerischer Wald) seine Biogasanlage mit 150 kW. Sie wurde 2009/2010 gebaut. Mit ihrer Abwärme versorgt Anton Knaus sieben umliegende Haushalte. Die Artenvielfalt werde nicht gestört, sagt Knaus, im Bayerischen Wald werde ohnehin sehr wenig Mais angebaut.

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m Ökologischen Landbau sind in Deutschland derzeit rund 180 Biogasanlagen mit einer Durchschnittsleistung von 210 Kilowatt in Betrieb – mit einer Spannbreite von 20 bis über 500 Kilowatt. Die kleineren Anlagen werden häufig von Biogaspionieren betrieben, die maßgeblich aus dem Ökolandbau stammen. Deren Motivation war der Anspruch, dass ein „wahrhaft ökologischer Landbau auch eine ökologische Energieversorgung haben sollte“. Angesichts der zuletzt ausgerufenen Energiewende war diese Einstellung sehr vorausschauend. Mittlerweile wird neben der Energie zur Eigenversorgung auch zunehmend Energie zum Verkauf produziert und somit eine neue Einkommensquelle erschlossen. Wo es aus Sicht des Ökolandbaus gehörig hakt Während die Anlagen anfangs nur zur Vergärung von Gülle und Mist dienten, hat mittlerweile aufgrund der technischen Weiterentwicklung und der Vergütung des Erneuerbaren Energiegesetzes (EEG) die Vergärung von Energiepflanzen zugenommen. Folge davon ist im konventionellen Landbau 32

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eine massive Ausweitung des Maisanbaus mit einem Flächenanteil am Energiepflanzenanbau für Biogasanlagen von ca. 80 Prozent. Auch viele Biobetriebe kaufen zur Vergärung konventionellen Mais zu, was vielfach sehr kritisch gesehen wird und daher in einigen Verbänden ab 2020 verboten sein wird. Ein weiterer Kritikpunkt ist die entstehende Konkurrenz zwischen Flächen für Futtermittel-/Lebensmittelanbau und Flächen für Energiepflanzen. Diese Konkurrenz hat die Pachtpreise in die Höhe schnellen lassen und eine Tank-Teller-Diskussion entfacht, in der die Maisbauern mit ihren Lieferungen für die Biogasanlagen wirtschaftlich oft besser fahren. Ein weiteres Problem ist die Etablierung von Großanlagen, die oft von Investoren außerhalb der Landwirtschaft betrieben werden und selten zur regionalen Wertschöpfung beitragen. Werden konventionelle Substrate zugekauft, könnte die Gefahr der Verunreinigung mit gentechnisch veränderten Organismen bestehen, falls das derzeitige Verbot einmal fällt. Viele Landwirte befürchten auch, dass durch die Biogas-Gülle der Humushaushalt gefährdet wird und die erhöhte Stickstoffzufuhr die Pflanzengesundheit be-

einträchtigt. Außerdem gibt es keine Öko-Sondervergütung. Über diese und weitere Kritikpunkte werden im Ökolandbau intensive Diskussionen hinsichtlich der Chancen und Risiken bei der Nutzung von Biogas geführt. Biogas als Baustein der Energiewende Dabei bildet die Energieerzeugung durch Biogas einen wichtigen Baustein in der 2011 in Deutschland beschlossenen Energiewende. Biogasenergie ist im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energieträgern, etwa Windkraft, sehr gut speicherbar und kann damit immer dann ins Energienetz eingespeist werden, wenn sie nachgefragt wird. Grundlegend ist, dass die Energieerzeugung und die Verwertung effizient gestaltet werden müssen. Daher sollte Biomasse primär nicht zur Treibstoffsondern zur Wärme- und Stromproduktion genutzt werden. Dort werden die höchsten Substitutionseffekte erzielt. Ertragssteigerungen durch Gärreste Mittlerweile ist auch im Ökologischen Landbau die Vergärung von Energiepflanzen interessant. So können Kleegras oder andere Futterleguminosen

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besonders in viehlosen oder in Schweine bzw. Geflügel haltenden Betrieben sinnvoll genutzt werden. Bisher werden diese häufig gemulcht, wodurch zusätzliche Kosten ohne Ertrag, geringere Stickstoff-Fixierungsleistungen sowie Stickstoffverluste durch Auswaschung und gasförmige Entweichungen (klimaschädliches Lachgas) entstehen. Bei der Ernte der Aufwüchse werden diese Probleme reduziert. Zugleich können die Gärreste samt Nährstoffen als Dünger auf die Felder zurückfließen. Gärreste mit erhöhtem Stickstoffanteil nach der Leguminosenvergärung können gezielt zu anderen Kulturen ausgebracht werden und dort zur Ertragsbzw. Qualitätsverbesserung führen. Aus der Praxis des Ökolandbaus wird berichtet, dass so Ertragssteigerungen von bis zu 30 Prozent zu verzeichnen sind. Dies hängt auch mit der schnelleren Verfügbarkeit des Stickstoffs zusammen. Dieser liegt in der Biogasgülle in größeren Anteilen in mineralischer Form vor, was zur Folge hat, dass er bedarfsgerechter ausgebracht werden kann. Gleichzeitig müssen aber durch eine emissionsreduzierende Ausbringtechnik gasförmige Verluste vermindert werden.

wirtschaft – mit vielen negativen ökologischen Folgen: Bodenerosion, Nitratauswaschung, Krankheiten und Schädlinge. Aber es gibt auch ökonomische Aspekte, die gegen diese Fixierung auf den Mais sprechen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist vermehrt mit sehr unsicheren Witterungsbedingungen zu rechnen. Das vergangene Jahr 2011 hat mit Frühsommertrockenheit sowie Starkregen dafür zahlreiche Beispiele geliefert. Es kam regional zu erheblichen Ertragseinbußen, deren Risiko durch die Fixierung auf eine Pflanzenart erheblich gesteigert wurde. Denn während der Mais unter Trockenstress leidet, können andere Pflanzen wie Sonnenblumen oder Hirse mit einem geringeren Wasserbedarf weiter wachsen. Hier sind in den nächsten Jahren von den Züchtern neue, für die hiesigen klimatischen Bedingungen angepasste Sorten zu erwarten. Mischanbau im Energiepflanzenanbau

heits- bzw. Unkrautdruck und eine bessere Bodenbedeckung auszeichnet. Die geernteten Energiepflanzengemenge werden gemeinsam siliert (z.B. Roggen mit Wintererbsen, Mais und Sonnenblumen, etc.). Förderlich ist dabei, dass an diese Biomasse keine besonderen Qualitätsanforderungen bestehen. Ferner ist die Nutzung und Entwicklung innovativer Anbausysteme interessant, die kostengünstig und ertragreich sind, wie z.B. Zweikulturnutzungssysteme mit dem direkt aufeinander folgenden Anbau von Winterungen und Sommerungen. Diese stellen wichtige Perspektiven dar, die hohe Flächenerträge mit einer hohen ökologischen Verträglichkeit kombinieren. Dabei muss jeder Betrieb prüfen, welches System und welche Strategie zu ihm passen. Interessant ist dabei, dass im Rahmen der EEG-Novellierung für 2012 die Vergütungsklasse II mit 8 ct/kWh für ökologisch wertvollere Substrate wie Kleegras, Wildpflanzenmischungen, usw. sowie Gülle und Mist gezahlt wird. Ferner darf in Zukunft auch Bioabfall in solchen Anlagen mitvergoren werden, was eine Verbreiterung der Substratgrundlage ermöglicht. Bild: Rüdiger Grass

Bild: Simone Kuhnt

Biogas im Ökolandbau Titel

Humusgehalt nicht gefährdet Es wird befürchtet, dass durch die verstärkte Abfuhr von PflanÖkolandbau als Motor für zenmaterial und die Verwertung umweltgerechte Energie in einer Biogasanlage dem Die Biogaserzeugung passt Kreislauf viel Kohlenstoff entzoprinzipiell gut in den Ökologen wird, der dann nicht mehr für gischen Landbau und zu seidie Humusreproduktion zur Vernen Zielsetzungen. Mit eifügung steht. Allerdings sind in nem innovativen und vielfälden Gärresten die für die Humustigen Energiepflanzenanbau bildung verantwortlichen schwer und einer effektiven Enerabbaubaren KohlenstofffraktioSonnenblumen und Mais bilden ein gutes Energiepflanzengemenge. gieerzeugung ergeben sich für nen nahezu komplett erhalten. Oft ist es auch sinnvoll, verschiedene den Gesamtbetrieb viele Chancen. Bisherigen Untersuchungen und Pflanzen mit unterschiedlichen NutzAllerdings liefert die Entwicklung der Praxisberichten zufolge ist deshalb ungszeiträumen anzubauen, um das Biomasseerzeugung der letzten Jahre nicht mit einem Absinken des HumusRisiko von Ertragseinbußen durch TroAnlässe zur Kritik. Daher müssen die gehaltes zu rechnen, wobei hier noch ckenheit zu streuen. Getreide-Ganzderzeitigen Entwicklungen weiterhin wenige Langzeituntersuchungen vorliepflanzensilagen können z.B. die Winkritisch betrachtet und aktuelle Fehgen. Dennoch sollten auch weiterhin terfeuchte sehr gut zur Ertragsbildung lentwicklungen benannt werden. Zuregelmäßig Zwischenfrüchte und nutzen und werden oft vor der immer gleich darf sich aber der Ökologische Erntereste eingearbeitet werden, um häufiger einsetzenden FrühsommerLandbau den gesellschaftlichen AnforBodenstruktur und Bodenleben aktiv trockenheit geerntet. Dies bewirkt auch derungen hin zu einer regenerativen zu fördern. eine Erweiterung der Fruchtfolgen, was Energiewende nicht verschließen. Er in vielen Betrieben positive Auswirsollte Alternativen und innovative Mais-Fixierung kungen hätte. Besonders interessant ist Konzepte (weiter-) entwickeln und wirtschaftlich nicht sinnvoll der Mischanbau beim EnergiepflanzenMotor sein bei der zukünftigen GestalDie derzeitige Fixierung auf Mais im anbau, der sich oft durch höhere Ertung einer umweltgerechten regeneratikonventionellen Energiepflanzenanbau träge, geringeren Schädlings-, Krankven Energieerzeugung. widerspricht einer vielfältigen LandBionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Bild: Geiß

Titel Biogas im Ökolandbau

Und es geht doch! Biogasler und Biobauern können voneinander profitieren – Die „Bioenergie Reimlingen“ macht`s vor. Von Marc Boehnke

Gemeinsam stark beim Spatenstich 2006: Die Investoren der Bioenergie Reimlingen v.l. Josef Kohnle (+), Thomas Hurler, Karl-Heinz Geiß, Klaus Schnehle und Jürgen Wörle.

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icht alle Biogasanlagen werden nachhaltig und im Sinne einer ökologischen Landwirtschaft betrieben. Es gibt jedoch auch Beispiele, die zeigen, dass sich Biogasanlagen und Ökolandbau durchaus ergänzen können. Wenn man es richtig angeht – so wie bei der Zusammenarbeit zwischen den Biobetrieben im Donau-Ries und der Biogasanlage „Bioenergie Reimlingen“ in Nordschwaben. Einerseits können dort mittlerweile mehr als 15 Biokreis-Betriebe ihr Kleegras als Marktfrucht wirtschaftlich verwerten und brauchen es nicht mehr zu mulchen. Andererseits können die Nährstoffe auf düngerbedürftigen Kulturen wie Qualitätsweizen ausgebracht und damit Ertrag und Qualität verbessert werden. Die Biogasanlage richtet sich auf möglichst ökologisch produzierte Ausgangsstoffe und eine möglichst hohe Energie-Effizienz im Betrieb aus. 34

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Abwärme heizt Krankenhaus Gebaut 2006, ist die „Bioenergie Reimlingen“ eine Gemeinschaftsanlage, die von fünf Landwirten aus der Ortschaft betrieben wird. Darunter ist auch der Biokreis-Betrieb Biohof GbR, ein Gemeinschaftsbetrieb der Familien Geiß und Kohnle. Sie bewirtschaften zusammen ca. 100 ha reine Marktfruchtfläche. Angebaut werden neben 35 ha Kleegras 50 ha Getreide (Weizen, Dinkel, Hafer, Roggen) und als Hackfrüchte Zuckerrüben und Zwiebeln entsprechend jeweiliger Marktlage. „In der „Bioenergie Reimlingen“ verwerten wir insgesamt ca. 300 ha Kleeund Wiesengras aus dem ökologischen Landbau“, erklärt Miteigentümer KarlHeinz Geiß, „da das Kleegras in der Fruchtfolge der Biobetriebe zur Unkrautregulierung und Stickstoffbindung ohnehin notwendig ist, wird damit der Nahrungsmittelproduktion keine Fläche entzogen.“ Ab und zu würden auch verunkrautete oder wie in 2011 hagelgeschädigte Bestände energetisch ge-

nutzt, die anderweitig nicht mehr verwertet werden können. Das „Futter“ für die Biogasanlage kommt zur Hälfte aus den Gesellschafterbetrieben und wird zu zwei Dritteln aus einem Umkreis von 3 km um die Biogasanlage geerntet. Der Substratmix setzt sich aus 50 % konventionellem Mais und 25 % GetreideGPS, sowie 25 % Bio-Kleegras zusammen. Die „Bioenerige Reimlingen“ hat eine Leistung von 2000 kW elektrisch und erzeugt Strom für ca. 4000 Haushalte. Die Abwärme verpufft nicht in der Luft: Sie versorgt das Krankenhaus im nahegelegenen Nördlingen vollständig mit Wärme, was zur Folge hat, dass dort pro Jahr rund 300.000 Liter Heizöl eingespart werden können. Den Dorffrieden geschickt gewahrt Nach anfänglichen Problemen mit der Gärbiologie in dem neuen System der liegenden Fermenter läuft die Biogasanlage mittlerweile sehr stabil. Insgesamt hat die Gemeinschaft 6 Millionen

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Biogas im Ökolandbau Titel

Wegen Biogas auf Ökolandbau umgestellt Seit Inbetriebnahme der Biogasanlage Reimlingen haben im Umkreis ca. 10 Betriebe mit einer Fläche von ca. 500 ha Fläche auf den ökologischen Landbau umgestellt, da sie in der Zusammenarbeit mit der Biogasanlage eine bessere wirtschaftliche und ökologische Perspektive sehen. Sehr positiv sehen die Lieferanten des Öko-Substrates und Biokreis-Erzeugerring-Vorstand Hansjörg Beck die Überlegungen, den Bioanteil weiter zu erhöhen und für das Biofutter eine eigene Gärstrecke einzurichten, um reinen Öko-Dünger zu erzeugen. „Es wird

aber schwierig werden, Kleegras als Monosubstrat zu vergären. Wir erwarten hier prozesstechnische Probleme bei der Homogenisierung und hinsichtlich des Nitratgehaltes. Andererseits ist natürlich die Investition für die separate Gärstrecke eine große zusätzliche finanzielle Belastung“, erklärt KarlHeinz Geiß von der Bioenergie Reimlingen. Weitere Optimierungen geplant Um den ökologischen Wirkungsgrad der Biogasanlage weiter zu erhöhen, erwägt die Gemeinschaft die Ergän-

zung um eine Gasaufbereitungsanlage. Ziel ist es, im Winter vornehmlich Kraft-Wärme-Kopplung zu betreiben, d.h. Strom und Wärme zu erzeugen und gleichzeitig zu nutzen. In den Sommermonaten hingegen, wo wenig Wärmenutzung möglich ist, sollen die Motoren stehen und das produzierte Biogas auf Erdgas-Qualität aufbereitet und zur Speicherung in das öffentliche Gasnetz abgegeben werden. Dieses Gas könnte dann zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort bedarfsgerecht wieder aus dem Netz entnommen werden. Bild: Geiß

Euro in das Projekt investiert. „Indem man jedem Landwirt aus dem Dorf die Beteiligung an dem Gemeinschaftsbetrieb angeboten hat, wurde der Wettbewerb um Fläche und Futter von Anfang an eingeschränkt. Die vielfachen Verbindungen durch Vereine und Verwandtschaften sind auch die Basis für eine optimale Integration der Anlage ins Dorfleben“, berichtet KarlHeinz Geiß. Bei der letzten öffentlichen Verpachtung der Gemeinde Reimlingen boten er und die anderen vier Gesellschafter bewusst nicht mit, so dass ein konventioneller Milchviehbetrieb und ein Öko-Marktfruchtbetrieb die Chance zum Pachten hatten. Den Zuschlag hat der Milchviehbetrieb bekommen.

Per Radlader wird die Fütterung mit Kleegras und Mais beladen, eine Schnecke beschickt damit den liegenden Fermenter.

So stehts`s in den Richtlinien des Biokreis: gelmist aus konventioneller Tierhaltung ist untersagt. Das Gleiche gilt für die Verwendung von Klärschlamm und Biomüllkompost. Der Anlagenbetreiber muss auch hier dem Biokreis schriftlich bestätigen, dass keine der oben genannten Stoffe in seiner Biogasanlage fermentiert werden. Ziel des Biokreis ist es, den Öko-Substrat-Anteil auf 100 Prozent zu steigern. Gegebenenfalls sind die abweichenden Bestimmungen der Länderbehörden zu beachten. Nähere Informationen finden Sie im Leitfaden für die Nutzung von Biogas in der ökologischen Landwirtschaft des Biokreis. es

Bild: Graß

Als Biokreis-Betrieb ist es möglich, die Gärreste einer Biogasanlage als Dünger einzusetzen. Die Befüllung mit ausschließlich konventionellen Fermentationsstoffen bzw. gentechnisch veränderten Zuschlagstoffen ist verboten. Ist eine reine Belieferung mit ökologischen Fermentationsstoffen nicht gegeben, so sollten über 50 Prozent der Substrate aus dem ökologischen Landbau stammen. Dies gilt für eigene, fremde sowie für Gemeinschaftsanlagen. Der Betreiber der Anlage muss dem Biokreis e.V. schriftlich bestätigen, dass alle konventionell eingesetzten Fermentationsstoffe frei von GVO sind. Der Einsatz von Gülle, Jauche, Schweine- und Geflü-

Wintererbsen-Roggen-Gemenge eignen sich gut für Biogasanlagen. Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Titel Biogas im Ökolandbau

Biogasgärung beeinflusst Bodenleben kaum Klimaemissionen werden reduziert – Energieertrag nicht überschätzen Von Dr. Kurt Möller Schön ist sie nicht, aber wertvoll: Biogasgülle.

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it der Errichtung von Biogasanlagen werden vielfältige positive und negative Begleitwirkungen verbunden. Zu den genannten positiven Begleitwirkungen zählen niedrigere N-Verluste, sowie eine höhere direkte N-Düngewirkung. Darüber hinaus wird eine geringere Emission von Klimagasen, eine zusätzliche Energieerzeugung und damit eine Substitution fossiler Energieträger erwartet. Zugleich wird durch Biogasgärung die Möglichkeit einer alternativen Nutzung für Kleegrasaufwüchse, Grünland, etc. gesehen. Was passiert während der Vergärung? Während des Vergärungsprozesses wird ein erheblicher Anteil der Hemicellulosen, der Cellulose und des Eiweißes unter Bildung von Methan und Kohlendioxid abgebaut. Lignin kann nicht abgebaut werden. Ein Großteil der Nährstoffe verbleiben im System. Aus einem offenen Güllelager oder einer Stallmistmiete entweichen dagegen erhebliche N-Mengen, und es entstehen zugleich klimawirksame Gase wie Methan und Lachgas, die bei einer Gesamtbetrachtung des Betriebes die Klimagasbilanz erheblich belasten. Wirkungen der Güllevergärung auf die Nährstoffverfügbarkeit nicht überschätzen! Die vorliegenden Versuche belegen, dass sich die direkte Nährstoffwirkung von vergorener Gülle bei einer Kopfdüngung kaum von der einer unvergo36

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renen Vergleichsgülle unterscheidet. Eine signifikante Verbesserung der NDüngewirkung lässt sich nur bei einer sofortigen Einarbeitung der Biogasgülle nach Ausbringung (innerhalb weniger Minuten) nachweisen. Starke Nährstoffwirkungen bei Einbeziehung von Kleegras und anderen Reststoffen! Die Vergärung von Zwischenfrüchten oder Kleegras ermöglicht eine Erhöhung der mobilen N-Düngerengen, ein höherer Anteil des Stickstoffs kann nach pflanzenbaulichen Gesichtspunkten (Ausbringungszeitpunkt, gedüngte Kultur) innerhalb des Fruchtfolgesystems (um)verteilt werden. Einer ortsfesten Gründüngung meist im Spätsommer oder Herbst steht eine Gärrestdüngung (=mobil einsatzbare Dünger) gegenüber, die überwiegend zu optimalen Ausbringungszeitpunkten im Frühjahr erfolgen kann, zu den Kulturpflanzen mit dem höchsten Nährstoffbedarf. Was ist mit dem Humushaushalt? Bei der Biogasgärung werden die leicht-abbaubaren Stoffe aus den eingesetzten Substraten abgebaut. Lignin wird im Fermenter nicht abgebaut, einer der wichtigsten Ausgangsstoffe für die Reproduktion der organischen Bodensubstanz. Bisherige Versuche belegen, dass sich die „Humuswirkung“ einer vergorenen Gülle nicht von der einer unvergorenen Gülle unterscheidet. Bei einer unvergorenen Gülle werden die leicht-abbaubaren Bestandteile nach Ausbringung innerhalb sehr kurzer Zeit von den Mikroorganismen im Boden abgebaut. Wird

nur Gülle vergoren, so sind kurz- und langfristige Effekte auf die Humusreproduktion im Boden schon deshalb unwahrscheinlich, weil die Gülle nur einen gewissen Anteil des Gesamt-CInputs in den Boden ausmacht. Von viel größerer Bedeutung sind die Wurzelreste, die Stoppeln, die Gründüngung, etc., die bei einer reinen Güllevergärung auf der Fläche bleiben. Was ist mit dem Bodenleben? Die geringere Zufuhr an leicht abbaubaren organischen Bestandteilen soll negative Auswirkungen auf das Bodenleben bewirken. Die vorliegenden Untersuchungen hierzu sind teilweise widersprüchlich und lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: bei Inkubationsversuchen ohne Pflanzen wurden bislang Unterschiede in der mikrobiellen Aktivität zwischen Böden gemessen, die mit vergorener bzw. unvergorener Gülle gedüngt wurden. Bei Versuchen mit bewachsenen Böden wurden bislang keine Unterschiede festgestellt. Wurzelausscheidungen und Erntereste können offenbar die Wirkung des C-Abbaus im Fermenter kompensieren. Daher ist davon auszugehen, dass die alleinige Vergärung von Gülle/Stallmist kaum Auswirkungen auf das Bodenleben auslösen dürfte, da ein großer Anteil der Inputs von organischer Substanz in den Boden ohnehin von den Wurzeln, den Stoppeln und anderen Ernteresten sowie der Gründüngung erbracht werden. Ob aber eine Reduzierung/Veränderung des Bodenlebens langfristig die Nachhaltigkeit des Systems wirksam beeinflusst, ist zu bezweifeln. In ÖkoSystemen stellen sich stets nach einer

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Biogas im Ökolandbau Titel

gewissen Übergangs- bzw. Umstellungszeit neue Gleichgewichte zwischen dem Angebot an Futter und der darin lebenden Lebewesen ein (sofern diese Veränderungen nur durch eine Änderung des Nahrungsangebotes, und nicht durch die regelmäßige Einwirkung toxischer Substanzen ausgelöst werden). Durch die Biogasgärung wird ein Teil der Abbauprozesse, die sonst im Boden ablaufen, unter kontrollierten Bedingungen im Biogasfermenter vorweggenommen. Gut für die Klimabilanz, bescheidener Beitrag zur Energieversorgung Untersuchungen und Berechnungen weisen nach, dass die Klimabilanz des gesamten Anbausystems je Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche in Stallmistsystemen am schlechtesten ist. Dies liegt vorrangig an den starken Emissionen (Lachgas, Methan) aus Stallmiststapeln. Für Güllesysteme wiesen die Berechnungen eine deutlich bessere Klimagasbilanz aus. Die Vergärung von Gülle führt zu einer weiteren Verbesserung der Klimagasbilanz durch eine Vermeidung von Spurengasemissionen während der Güllelagerung (z.B. Methan) und aufgrund der Gutschriften als Folge der Einsparung von fossilen Energieträgern. Noch günstiger ist die Klimagasbilanz, wenn weitere Reststoffe wie Zwischenfrüchte und Erntereste in das Vergärungskonzept integriert werden (Halbierung

der Klimaemissionen im Vergleich zur Stallmistvariante). Allerdings ist der Beitrag zur Energieversorgung insgesamt bescheiden, die Reststoffe (Gülle/Stallmist) von ca. 1 GV/ha sind nötig, um den gesamten Energiebedarf der landwirtschaftlichen Produktion (einschließlich der notwendigen Energie zur Erzeugung von Produktionsmitteln wie z.B. Maschinen, Transporte, etc.) abzudecken. Auch der Beitrag zur Energieversorgung durch gezielten Anbau von Energiepflanzen zur Vergärung in Biogasanlagen ist unter Effizienzgesichtspunkten im Vergleich zu anderen Verfahren eher bescheiden, Kurzumtriebsplantagen haben etwa den doppelten Netto-Energieertrag. Besonders stark ist der Unterschied zu Freiflächen-Photovoltaikanlagen, die einen 20- bis 30 fachen höheren Nettoenergieertrag aufweisen, zusätzlich eine extensive Grünlandnutzung und durch die ständige Bodenbedeckung eine langfristige Humusanreicherung und die Verhinderung von Erosion ermöglichen. Schlussfolgerungen Die Biogasgärung ist eine sinnvolle Ergänzung in der landwirtschaftlichen Nutzung und passt sehr gut zum ökologischen Landbau. Durch Biogasgärung können Klimagasemissionen reduziert werden, ein bescheidener Beitrag zur

Biogaserzeugung kann eine sinnvolle Ergänzung zum Ökolandbau sein.

Energieversorgung geleistet und eine gewisse Verbesserung der Nutzung der im Anbausystem erzeugten Fruchtbarkeit durch eine höhere Nährstoffverwertung erreicht werden. Sie ist in gewissem Sinne eine Weiterentwicklung des Kreislaufgedankens, denn durch geschickte Zwischenschaltung einer Biogasanlage können Nährstoffverluste aus organischen Düngern vermieden und die zirkulierenden Nährstoffe durch eine gezieltere N-Düngung (zeitlich wie räumlich) effizienter genutzt werden. Durch die Möglichkeit zur Vergärung von Gründüngungspflanzen besteht ein höherer Anreiz, höhere Anteile an Kleegras und Zwischenfrüchten in das Anbausystem zu integrieren. Werden bei Einbeziehung einer Biogasanlage auf den Ackerflächen keine grundlegenden Veränderungen von Fruchtfolge und Bewirtschaftung vorgenommen, dürften – nach allem was bislang wissenschaftlich gesichert ist – die langfristigen Auswirkungen auf Humushaushalt und auf das Bodenleben eher gering sein. Allerdings sollten die positiven Effekte auf Erträge einschließlich Energieerträge auch nicht überschätzt werden. Dr. Kurt Möller ist Wissenschaftler am Institut für Kulturpflanzenwissenschaften, Universität Hohenheim (Email: [email protected])

Bild: pixelio.de

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Titel Biogas im Ökolandbau

Hirschgras – eine gute Ergänzung zu Mais Versuch in Triesdorf: „Szarvasi 1“ leistungsfähigste Biogaspflanze Von Sepp Moosbauer

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Aussaat von März bis September Das mehrjährige Hirschgras „Szarvasi1“ wird in einer Aussaatstärke von ca. 20-25 kg/ha gesät. Die Aussaat kann von März bis September in unkrautfreies, feinkrümeliges Saatbeet erfolgen (Erfahrungsgemäß wird die Aussaat im Spätsommer empfohlen). Hirschgras „Szarvasi1“ stellt nur geringe Ansprüche an die Bodenart und ist somit auch für Grenzstandorte besonders gut geeignet. Außerdem hat es aufgrund seiner Herkunft keine großen Ansprüche an das Klima und kann deshalb sowohl in Trockengebieten als auch in niederschlagsreichen Regionen angebaut werden. Wichtig ist der richtige Umgang – eine flache Aussaat, organische Düngung und der richtige Erntezeitpunkt. Wegen der langsamen Jugendentwicklung muss im Aussaatjahr das Unkraut mit Schröpfschnitten in Schach gehalten werden. Die erste Ernte erfolgt im darauffolgenden Jahr Ende Juni und im September. Wenn eine gute Wasserversorgung gegeben ist, kann auch noch ein 3. Schnitt abgefahren werden. Die Ernte kann bei ca. 35 %TS direkt mit dem Maishäcksler und mit dem entsprechenden Vorsatz erledigt werden. Verschiedene Nutzungsmöglichkeiten Je nach Schnittzeitpunkt kann das Energiegras als Wiederkäuerfutter, als

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Bild: screw-press

eit mehreren Jahren untersuchen die Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA) in Triesdorf Energiepflanzen auf ihre Verwertbarkeit in Biogasanlagen. Seit dem Frühjahr 2008 ist auch das aus Ungarn stammende Hirschgras „Szarvasi 1“ in das Versuchsprogramm aufgenommen. Dieses zeigte in den beiden Erntejahren 2009 und 2010 gute Ergebnisse und einen höheren Methanertrag pro Hektar als Mais und andere Energiepflanzen.

So sieht das Hirschgras aus. Saatgut kann vom Generalimporteur für Deutschland und Österreich, der screw-press GmbH in 84367 Reut, und der Bayerischen Futtersaatbau in 87737 Ismaning, bezogen werden. Weitere Informationen unter www.hirschgras.de

Gärsubstrat, Heizmaterial oder Zelluloserohstoff verwendet werden. Es kann bis ca. 2,5 m hoch wachsen und eignet sich besser zur Energiegewinnung als zum Verfüttern, da der elastische Halm eher zum Verholzen neigt. Wie sich eine mehrschnittige Nutzung (4-5 Schnitte) zur Fütternutzung auf die Lebensdauer des Bestandes auswirkt, ist noch nicht ausreichend erprobt. Bei einschnittiger Nutzung mit ausschließlicher organischer Düngung (100–150 kg N/ha* Aufwuchs) wurde in Ungarn eine Nutzungsdauer ohne Ertragsrückgang von 10 Jahren erreicht. Im Trockenmasseertrag übertraf Hirschgras „Szarvasi1“ mit 19,3 t/ha

(2009) und 18,5 t/ha (2010) bisher ganz klar den Mais und die anderen untersuchten Energiepflanzen. Zusammen mit der höheren Methanausbeute von rund 350 l/kg erreichte das Hirschgras „Szarvasi1“ mit 6.757 m3/ha im Jahr 2009 den höchsten Wert aller Versuchskandidaten und lag um 38 % höher als Mais. Im Jahr 2011 wurden in Deutschland und Österreich bereits ca. 4000 ha Hirschgras ausgesät. Im Erntejahr 2012 werden deshalb reichlich Praxisergebnisse erwartet. Für den Landwirt von Vorteil ist, dass für Aussaat und Ernte keine Spezialmaschinen notwendig sind, sondern die im Betrieb vorhanden Geräte eingesetzt werden können.

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Biogas-Gülle unterliegt dem Abfallrecht Gülle, die energetisch in Biogasanlagen genutzt werden soll, war bisher dem Veterinär- und dem Düngerecht unterworfen. Jetzt haben die Regierungsfraktionen von Union und FDP beschlossen, dass Gülle zur Vergärung in Biogasanlagen zukünftig zusätzlich dem Abfallrecht unterliegt. Ob es sich bei Gülle zur Vergärung in Biogasanlagen tatsächlich um Abfall handelt, muss künftig von den zuständigen Behörden von Fall zu Fall abhängig von der konkreten Sachlage festgestellt werden. Mit diesen Änderungen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes kommt die Bundesregierung einer Auf-

forderung der EU-Kommission nach, die auf eine entsprechende Auslegung der Abfallrahmenrichtlinie beharrt. „Das ist Rechtsunsicherheit pur“, kritisiert Cornelia Behm, Sprecherin für Ländliche Entwicklung der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen. Eine Verwaltungsvorschrift oder Verordnung, die hier klare Kriterien festlege, müsse die Bundesregierung erst noch erarbeiten und mit den Ländern abstimmen. Ab wann hier Klarheit bestehen wird, bleibe offen. Gülle, die nicht in Biogasanlagen verwertet werden soll, wird aber auch zukünftig in keinem Fall Abfall sein.

„Ein sachlicher Grund für diese unterschiedliche Behandlung von Gülle ist bisher nicht zu erkennen“, kritisiert Behm. Reinhild Benning, Leiterin Agrarpolitik beim BUND, teilte mit, „nach einer ersten Einschätzung könnte die Umsetzung der EU-Abfallrahmenrichtline in Deutschland für Großanlagen eine begrüßenswerte Erschwernis der Gülletransporte nach sich ziehen. Für Anlagen bis 500 KW, die sich aus nachbarschaftlicher Gülle speisen, hieße das voraussichtlich Mehraufwand, aber kein Untergang.“ sk

Greenpeace Energy setzt auf Windgas Werden Biogasanlagen im großen Stil und wenig nachhaltig betrieben, sind häufig Intensivlandwirtschaft und Massentierhaltung damit verbunden, dieser Meinung ist auch die Energie-Genossenschaft Greenpeace Energy, Kooperationspartner der Biokreis-Kampagne „Ährlich bio“ (S. 26 bis 29). Green-

peace Energy hält Biogas deshalb aus ökologischer Sicht nur für begrenzt sinnvoll und setzt stattdessen auf „Windgas“. Dabei wird in einem Elektrolyse-Verfahren Ökostrom – insbesondere überflüssiger Windstrom, der nicht gespeichert werden kann – eingesetzt, um Wasser in seine Bestandteile

Sauerstoff und Wasserstoff zu trennen. Der Wasserstoff kann dann ins Erdgasnetz eingespeist und wie gewohnt für die Wärmeversorgung oder Rückverstromung verwendet werden. Zunächst erhielten die Kunden reines Erdgas, dem ab diesem Jahr nach und nach Wasserstoff beigemengt wird. hd

Windkraf t: Vogelhäcksler vermeiden Bei der Erzeugung von Windenergie spielt die Wahl des Standorts eine entscheidende Rolle. Dabei sollten die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Biodiversität möglichst gering gehalten werden. Zu Wohnbebauung muss entsprechender Abstand gehalten werden. Besonders bieten sich Flächen an, die naturschutz-

fachlich weniger bedeutsam sind, z.B. entlang von Autobahn- und Bahntrassen. Ungeeignet sind Standorte mit Vorkommen seltener und durch Windenergieanlagen gefährdeter Brut- oder Rastvögel. Rotmilane beispielsweise sind typische Opfer. Auch auf Zugrouten der Zugvögel und in Waldgebieten mit (größeren) Fledermausvorkommen

sollten keine Windkraftanlagen gebaut werden. Die wenig liebevollen Bezeichnungen „Vogelhäcksler“ und „Fledermausschredder“ kommen nicht von ungefähr. Zur koordinierten Ausweisung geeigneter Vorrangzonen sind die Flächennutzungs- und Regionalplanung geeignete Instrumente. el

Stromsparen nicht vergessen Ganz wichtig – und in der derzeitigen Diskussion um regenerative Energien allzu häufig vernachlässigt – sind die Potenziale durch Energieeinsparung. Energie, die nicht gebraucht wird, braucht gar nicht erst erzeugt zu werden. Und muss vom Verbraucher natürlich auch nicht bezahlt werden. Doch nur jeder dritte Deutsche kennt die genaue Höhe seiner Stromkosten. Das ergab eine repräsentative Umfrage

unter 2000 Bundesbürgern im Auftrag der Initiative EnergieEffizienz der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena). Ein Drittel hat nur eine ungefähre, ein weiteres Drittel gar keine Vorstellung von den jährlichen Ausgaben für Strom. Auch wenn die Strompreise in der Vergangenheit gestiegen sind, weiß die Mehrheit nicht, wie viel Geld sie überhaupt für Strom ausgibt.

Die Initiative EnergieEffizienz unterstützt Verbraucher mit dem OnlinePortal www.stromeffizienz.de dabei, Strom zu sparen. Geboten werden ein Online-Rechner, Informationsbroschüren und Auswahlhilfen für den Kauf sparsamer Elektrogeräte. Mit einem kostenlosen Online-Stromsparcheck lässt sich der eigene Haushalt in rund fünfzehn Minuten auf Einsparpotenziale hin untersuchen. el/sk Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Beim Ochs dreht sich immer was Biokreis-Landwirt Franz-Josef Ochs ist energetisch bestens aufgestellt und auch sonst energisch bei der Sache Text und Bilder Jörn Bender

Sonne und Wind sorgen hier für Energie: Photovoltaik und Windräder am Betriebsstandort von Franz-Josef Ochs.

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ragt man in der Gemeinde Wenden (Landkreis Olpe, NRW) oder im Biokreis NRW nach einem Landwirt, der sprichwörtlich immer „unter Strom“ steht, neun von zehn Gefragten würden mit „der Ochs“ antworten. Gemeint ist Biokreis-Landwirt und Viehhändler Franz-Josef Ochs (55). Mit Biogas ist er bisher vorsichtig, aber bei Windkraft und Photovoltaik ist er voll dabei. Wenn der Ochs was im Schilde führt „Der Ochs“ ist der Idealtyp eines „selfmade-man“. Seit den 80er Jahren hat er sich quasi aus dem Nichts nicht nur einen umfangreichen Viehhandel (besonders Kälber und Altkühe aus der Milchviehhaltung) und einen gut 100 ha großen Ökobetrieb mit LimousinZucht aufgebaut. Der Bio-Landwirt ist vor zwölf Jahren auch in die Energieerzeugung eingestiegen. Dabei sind die Dimensionen beachtlich: 9 Millionen kWh Strom produzieren seine Windkraftanlagen jedes Jahr – genug für ca. 2.500 Privathaushalte – und seine Stalldächer sind bedeckt von rund 800

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Quadratmetern Photovoltaik-Modulflächen. Darunter stehen ca. 250 Köpfe Rindvieh, davon etwa zwei Drittel hochwertige Limousin-Zuchttiere. Etwa 200 Nutzkälber werden wöchentlich im Viehhandel umgeschlagen. Wenn Franz-Josef Ochs in der Landwirtschaft oder seinen Unternehmungen im Energiesektor eine neue Idee im Kopf hat, dann ist er an 18 Stunden des Tages zu 200 % damit beschäftigt. Kaum jemand vermag es wie er, sich innerhalb kürzester Zeit ein so großes Wissen anzueignen – und das fast ausschließlich durch eine unablässige Befragung von Freunden, Bekannten und Experten aller Art. Egal ob Windkraftanlage, Solartechnik, Stallbau oder Limousinzucht – wenn der Wendener Landwirt loslegt, gehört er schnell zu den Bestinformierten 1% der jeweiligen Szene. Allerdings weiß zeitgleich auch die ganze Gemeinde, dass „der Ochs“ wieder was im Schilde führt. Viel in Windkraft investiert Den Einstieg in die Windkraft fand Franz-Josef Ochs über Anregungen eines befreundeten Viehhändlers – heu-

te im Übrigen Mitstreiter der TV-Serie „Bauer sucht Frau“. Im Jahr 2000 wurde die erste eigene Anlage unweit des Hofes aufgestellt, eine Enercon E 44 mit 600 kW Maximalleistung. 2001 folgte eine zweite „Windmühle“ des gleichen Typs ebenfalls in Hofnähe. Besonderes Glück hatte Ochs, als er 2002 eine 50 % Beteiligung an einer überdurchschnittlich gut laufenden neuen 1 MW-Anlage (E 58) im Westwald einkaufen konnte, die mit sehr hoher Rentabilität arbeitet. Im selben Jahr noch folgte eine 25 % Beteiligung an einer großen 1,6 MW-Vestas V 66 Windkraftanlage mit Gittermastturm an der Kreisgrenze Olpe/Siegen. Dann kehrte zunächst ein wenig Ruhe in diesbezügliche Investitionen ein. Im Jahr 2008 allerdings legte FranzJosef Ochs nochmals richtig nach. Als einer von zwei Geschäftsführern und Mitgesellschafter des Hilchenbacher Bürgerwindparks setzte er unter maßgeblicher Koordination seines Windkraft-Kompagnons Günter Pulte nach fünfjähriger Planungsphase ein in Südwestfalen einmaliges Projekt um: Trotz eines ungünstigen Windkrafterlasses der damaligen rot-grünen

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Leute Titel

NRW-Landesregierung unter Ministerin Bärbel Höhn, nach dem Anlagen im Wald „in der Regel nicht zu genehmigen waren“, konnte ein heute oftmals als Vorzeigeanlage präsentierter Windpark mit 5 Windrädern entstehen. Bei diesen handelt es sich um spezielle Bauformen des Typs E 82 mit je 2.000 kW Maximalleistung, 138 m Nabenhöhe (fast 180 m bis zur höchsten Flügelspitze) und mehr als einem halben Hektar von den Rotorblättern „überstrichener“ Fläche je Anlage. Die Windräder stellen zweifellos die höchsten Windkraftanlagen in Nordrhein-Westfalen dar, zumal die Standorte bereits auf ca. 560 bis 590 m Meereshöhe liegen. In einem durchschnittlichen Windjahr werden in Hilchenbach unweit der BiokreisGeschäftsstelle ca. 24 Mio. kWh an Strom produziert – dafür wurden gut 15 Mio. € in die Anlagen investiert! FranzJosef Ochs, der auch heute immer wieder auf Windkraft setzen würde, rät jedoch auch zur Vorsicht: „2011 war mit 71 % des langjährigen Windertrages ein sehr hartes Jahr, da muss man die Liquidität des Unternehmens gut im Blick halten“ so der risikofreudige aber nicht waghalsige Geschäftsmann. Bei der Photovoltaik dem Trend gefolgt Die noch junge Geschichte der Photovoltaik im Betrieb Ochs liest sich dagegen beinahe langweilig. Weil die Dächer der alten Ställe und eines neuen Stalles eine gute Ausrichtung und Neigung aufwiesen, folgte der Biokreis-Landwirt dem Trend der letzten Jahre und installierte ca. 110 kW Leistung mit einem Produktionsvolumen von ca. 120.000

kWh pro Jahr. Auch dafür musste zunächst kräftig investiert werden, da alleine der notwendige Trafo und die Zuleitung zur nächsten Hauptstromleitung mit ca. 30.000 € zu Buche schlugen. Wenn Biogas, dann klein Auch über Biogas hat Franz-Josef Ochs bereits mehrfach nachgedacht. Da sein Sohn Marcel ebenfalls eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert und in den Betrieb einsteigen möchte, drehen sich ohnehin viele Gedanken um die zukünftige Betriebsausrichtung. Hähnchenmast mit kombinierter Biogasanlage – dies schien Ochs vor wenigen Jahren eine Überlegung wert zu sein. Letztlich entschied er sich jedoch dagegen, zu abhängig schienen ihm die Strukturen der konventionellen Geflügelmast und zu blauäugig die als sehr unkompliziert angepriesene Kombination mit einer Biogasanlage. Heute würde er nur noch eine kleinere Anlage (max. 75 kW) bauen, die zum eigenen Betrieb passt und die im Wesentlichen auf dem dort anfallenden Wirtschaftsdünger aufbaut. Alles andere ist er sich sicher, bleibt nicht ohne erhebliche Auswirkungen auf die Pachtpreise in der Region. Limousinzucht als seelischer Ausgleich Vor etwa 5 Jahren besuchte das Fleischrinderjournal den Betrieb Ochs und berichtete damals über Pläne zu einer umfangreichen Limousinzucht. Heute stehen etwa 60 Herdbuchkühe auf den Wendener Weiden, darunter Nachkommen bedeutender französischer Bullen sowie deutscher Hornlosgenetik aus Müttern, deren Ursprung meist in Frankreich oder Luxemburg liegt. Bereits dreimal wurden Bullen

Gewaltige Ausmaße: 14 m Sockeldurchmesser sorgen für die notwendige Stabilität der knapp 140 m hohen Türme in Hilchenbach.

auf der renommierten JanuarVersteigerung in Haus Düsse angeboten, in diesem Jahr unter anderem mit dem besten Zuchtwert für tägliche Zunahme aller Limousin-Vererber. Was für andere ein Vollerwerb ist, bedeutet für Franz-Josef Ochs vor allem seelischen Ausgleich. „Ich bin inzwischen ein wenig müde geworden“ räumt „Vollgas-Mann“ Ochs denn doch ein. Er sieht in der Betreuung der Limousinkälber und –kühe eine angenehme Erholung von den hektischen und kommerziell orientierten Belastungen des Viehhandels und der sonstigen Betriebsführung. Und in der Tat: In der „Ox-Limousinherde“ kann man gut entspannen, strahlt diese von der Galerie des Mutterkuhstalles aus betrachtet doch eine Ruhe aus, die manchen Kritiker des Limousin-Temperaments eines Besseren belehren würde. Verhandlungen live auf Biokreis-Exkursion Bei all seinen (land)wirtschaftlichen Erfolgen ist Franz-Josef Ochs dennoch „auf dem Teppich“ geblieben, pflegt seinen örtlichen Bekanntenkreis und bereichert mit seiner lustigen Art regelmäßig die Treffen und Stammtische des Biokreis NRW, mit dessen Vorsitzenden Gottfried Erves ihn eine alte Bekanntschaft noch aus der Meisterschule verbindet. Auch an den Auslandsreisen des Biokreis, etwa nach Frankreich und Schottland, nimmt der Viehhändler gerne teil – ganz zum Leidwesen der Mitreisenden, die etliche seiner Preisverhandlungen am Mobiltelefon dann live miterleben dürfen. Eines ist klar: Franz-Josef Ochs hat in mehrfacher Hinsicht mehr Energie als gewöhnliche Menschen. Doch manchmal, so räumt der Landwirtschaftsmeister ein, hat er neben Arbeit auch ein wenig Glück

Genießt die Nähe und Ruhe seiner Limousin-Rinder: Biokreis-Landwirt Franz-Josef Ochs. Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Biowelt Serie

Kämpfer ohne Kompromisse Teil 2 Immer wieder gibt es sie: Menschen, die sich bedingungslos einer Sache verschreiben, die nicht aufhören, über Missstände aufzuklären, auch wenn viele die Kritik schon nicht mehr hören können oder die Zeit dafür noch nicht reif ist. In unsere Serie stellen wir einige dieser Kämpfer vor.

Wenn viele kleine Leute…

Elisabeth Koch und ihr Einsatz für eine gentechnikfreie Landwirtschaft

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Jahre lang war sie Ortsbäuerin im Bayerischen Bauernverband von Kimratshofen, 15 Jahre davon stellvertretende Kreisbäuerin im Landkreis Oberallgäu. Ihr Engagement galt besonders einer gentechnikfreien Landwirtschaft. Am Erfolg des Bündnisses GENial, einer Initiative für ein Allgäu ohne Grüne Gentechnik, war sie maßgeblich beteiligt. Jetzt hat die Milchbäuerin Elisabeth Koch (54) ihren Hut genommen und ihre Ehrenämter abgelegt. Im Interview mit den Bionachrichten spricht die Biokreis-Landwirtin über Erfolge, Tiefpunkte und weitere Ziele. Dem Bauernverband wird immer wieder vorgeworfen, die Lobby einer industrialisierten Landwirtschaft zu sein. Warum fühlen Sie sich dem Bauernverband so verbunden? Hier wird stark polarisiert. Der BBV ist der größte Verband in der landwirtschaftlichen Interessensvertretung, es gibt hier nach meiner Erfahrung viele gute Leute. Die meisten sind nicht für Gentechnik. Es war mir wichtig, bei den Versammlungen im Verband etwas zu bewegen, kritische Diskussionen anzustoßen. Das hat funktioniert: Die gentechnikfreien Landkreise in Bayern wurden mit den aktiven Menschen im BBV gegründet. Als BBV müssen wir uns mit Gentechnik beschäftigen. So wie Biokreis-Vorstand Hans Meier sich auf der Seite der Männer engagiert, wirkte ich unter den Frauen. Welche Erfahrungen haben Sie als Frau in der Überzeugungsarbeit gemacht? Frauen sind empfindsamer. Sie fragen sich, wie sich bestimmte Veränderungen auswirken und spüren die

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Verantwortung für das Leben oft intensiver. Die Bewegung GENial, eine Initiative für ein Allgäu ohne Grüne Gentechnik, ist aus der Frauenseite heraus entstanden. Die Verantwortlichen sind Frauen. Wir sind anerkannt und haben längst die Männer als Mitstreiter gewonnen. Was sind ihre Argumente gegen Agro-Gentechnik? Seit 1986 die erste gentechnisch veränderte Pflanze (GVO) auf den Markt kam, wurden keine neuen „Vorteile“ mehr entdeckt. Diese Technologie führt zu Abhängigkeiten von Saatgut-Konzernen, da gentechnisch verändertes Saatgut patentierbar ist. Eine Koexistenz zwischen GVO-Anbau und anderen ist nicht möglich. Auch die Meinung, dass der Hunger auf der Welt mit GVO-Pflanzen zu besiegen sei, ist ein Irrweg: GVO-Saatgut ist teuer, die Menschen in Armut können es sich gar nicht leisten. Sie müssen Zugang zu Land bekommen, damit sie ihre Pflanzen anbauen können. Weltweit werden nur ca. acht Prozent der landwirtschaftlichen Fläche mit GVO bebaut. Wir müssen dafür sorgen, dass es so bleibt. Jetzt können wir noch mitgestalten. Was waren Ihre größten Erfolgsmomente? Als wir am 2. März 2009 den Landkreis Oberallgäu als Agrogentechnikfreie Region ausrufen konnten, war das ein ganz großer Tag. 72 Prozent der Landwirte unterschrieben den freiwilligen Verzicht auf GVO in Anbau und Fütterung, 66 Prozent wären nötig gewesen. Am gleichen Tag ließ die EU die Klage gegen Österreich und Ungarn fallen, die mit ihrem Anbauverbot von MON810 gegen die EUVorgaben verstoßen hatten. Am 14.

April 2009 wurde auch in Deutschland der Anbau von MON810 verboten. Unsere Arbeit und die vieler weiterer Gentechnikgegner hat sich gelohnt. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept? Es nutzt nichts, in der Überzeugungsarbeit auf stur zu schalten. Ich kann einen harten Standpunkt vertreten, aber das Gespräch muss respektvoll geführt werden, so dass es jederzeit weitergeführt werden kann. Wir haben viele Politiker besucht und darauf hingewiesen, dass ein Großteil der Verbraucher keine GVO-Lebensmittel will. Irgendwann musste die Politik reagieren. Da fällt mir ein altes Sprichwort ein: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern. Wichtig für meine Arbeit war auch die Erkenntnis, dass es ohne die Landwirte mit ihrer Überzeugung keine gentechnikfreien Regionen gibt, da 80 Prozent der GVO-Pflanzen zu Tierfutter verarbeitet werden. Wie haben Sie Ihr Ehrenamt mit der Arbeit auf dem Betrieb vereinbart? Mein Mann und mein Sohn haben viel aufgefangen und mir den Rücken frei gehalten, wenn ich unterwegs war. Sie mussten sich auch selbst mit dem Kochen behelfen, aber das hat gut geklappt. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Hat es auch Tiefpunkte während Ihres Engagements gegeben? Ja. Für mich als Verbandsmensch waren die Jahre 2007 bis 2009 schwer zu ertragen. Vor und nach dem Milchstreiks mussten wir viel Zeit in aussichtslose Gespräche investieren, die mir im privaten Bereich und in einer positiven Öffentlichkeitsarbeit

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Serie Biowelt

versammlung der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung Niederbayern/ Oberpfalz/Schwaben sind mir die guten Präventionsangebote große Anliegen, die wir gerne im neuen Bundesträger wiederfinden möchten. Meine Arbeit im Bündnis GENial und im BBV wird von Monika Mayer als neue Kreisbäuerin und einer weiteren Person der Kreisvorstandschaft sicher gut fortgeführt.

Bild: Spitzl

Steht in Betrieb und Gesellschaft ihre „Frau“: Biokreis-Landwirtin Elisabeth Koch.

fehlte. Manche Landwirte haben ihre Situation schlechter geredet, als sie war. Die negative Stimmung übertrug sich auf die bäuerliche Jugend, die künftigen Hofnachfolger, was die Landwirtschaft an sich gefährdet. Viele Frauen pflegten eine Kultur des Jammerns, die meiner Auffassung von einer modernen Bäuerin zuwiderläuft. Das hat mich belastet. Am Ende stand ein gesundheitliches Tief. Wie sind Sie aus dem Tief wieder herausgekommen? Ich erkannte, dass mir meine Familie und meine Ehe wichtiger sind als alles andere. Und dass ich zu jeder Zeit großen Wert auf einen respektvollen Umgang miteinander lege. Doch ich merkte auch, dass ich im Bündnis GENial gebraucht wurde. Das Landratsamt Oberallgäu, das die Initiative personell und finanziell unterstützt, wünschte sich eine gute Präsenz des BBV in der Bewegung. So schlug ich zusammen mit Monika Mayer (Bäuerin u. Leiterin des Arbeitskreises Öffentlichkeitsarbeit im BBV Oberallgäu, Anm. d. Red.). einen zielorientierten Weg ein. Allerdings bin ich seit dem achtsamer mit mir selbst.

Warum beenden Sie Ihr Engagement im Bündnis GENial und im BBV? Die Themen und Aufgaben wurden immer umfangreicher, so dass ich jetzt an einem Punkt bin, an dem ich wieder mehr Zeit für die Familie, meinen Mann, den Betrieb und für mich haben will. Ich möchte walken, radfahren, skifahren und ab und zu verreisen. Außerdem werde ich mich als Vorsitzende in der Dorfhelferinnen- und Betriebshelferstation weiter engagieren. Als Mitglied in der Vertreter-

Die Initiative GENial! wird von einem Bündnis bäuerlicher Organisationen im Allgäu getragen, darunter auch der Biokreis. Ziel ist es, eine gentechnikfreie Anbau- und Fütterungsregion für das Allgäu und die angrenzende Bodenseeregion zu erreichen. Unterstützt wird die Arbeit von den Landkreisen Lindau, Oberallgäu und Ostallgäu mit ihren Gemeinden sowie der Stadt Kempten. Auch mit dem Landkreis Unterallgäu, den oberschwäbischen Nachbarn und dem österreichischen Bundesland Vorarlberg sowie der dortigen Bodensee Akademie arbeitet

Was hat sie zu der Frau gemacht, die sie heute sind? Prägend war, dass ich mit einer kranken Mutter aufgewachsen bin: Es hat mich gelehrt, dankbar zu sein für die Gesundheit und für alles, was ich machen darf. Trotz ihrer schweren Krankheit war meine Mutter ein positiv gestimmter Mensch. Ich denke, ich habe von dieser Einstellung ein gutes Stück mitbekommen. Wichtig sind auch mein Mann, unsere Kinder und die Menschen, denen ich auf meinem Weg begegnen durfte. Sie waren und sind mir mit ihrer Geradlinigkeit ein Beispiel und geben mir Kraft, für meine Ziele einzustehen. Auf was wird es im Ökolandbau künftig ankommen? Essenziell ist unter anderem das Thema der Enthornung. Wir sind darauf angewiesen, enthornen zu dürfen. Müssen wir denn wieder zurück zu den Grundsatzdebatten, ob denn nun Leben und Gesundheit von Landwirten und deren Familien weniger wert ist, als ein verantwortungsvoller Tierschutz. Ich denke, beides geht. Wenn sich die Verbände nicht an den Interessen der Landwirte orientieren, säbeln sie massiv an ihren eigenen Stühlen. GENial zusammen. www.genial-allgaeu.de

Internet:

Bild: Landkreis Oberallgäu

Leistete echte Überzeugungsarbeit: Elisabeth Koch mit dem ehemaligen Umweltminister Markus Söder (l.) und Landrat Gebhard Kaiser. Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

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Biowelt Haus & Garten

Ein Beet für jeden Geschmack Frühbeet, Mistbeet & Co. – worauf Hobbygärtner achten Text und Bild: Ariane Herrmann sollten

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er Anbau von Obst und Gemüse im eigenen Garten erlebt in letzter Zeit ein wieder erwachtes Interesse. Die Selbstversorgung liegt im Trend, z.T. geschürt durch diffuse Ängste vor Finanzkrisen, Lebensmittelskandalen, Warnungen vor EHEC – Erregern, Meldungen von Spritzmittelrückständen, etc. Ob diese Ängste zum Teil überzogen sind oder nicht, auf jeden Fall ist die Beschäftigung an der frischen Luft und das Erleben von Säen und Ernten ein Beitrag zur Lebensqualität und zur Gesundheit.

Bild: Ariane Herrmann

Da das mühsam selbst gezogene Gemüse vor Unbilden wie Wetterkapriolen und Mitessern geschützt sein will, leben auch alte Kulturtechniken wie Frühbeetkasten, Mistbeet, Hügelbeet und Hochbeete wieder auf. Die Anlage von solchen „Spezialbeeten“ ist mit Arbeit und Kosten verbunden, jede Technik hat ihre Vor- und Nachteile, also sollte für jeden Garten entschieden werden, welche Art der Anlage Sinn macht. Nach dem langen Winter mit Gemüse aus dem Supermarkt freut man sich schon wieder auf Vitamine aus dem Garten. Mit einem Frühbeet kann man die Anbauzeit nach vorne ziehen, schon Ende Februar mit den ersten Aussaaten beginnen, um dann auch mit dem Ernten früher dran zu sein. Sie haben mit dem Frühbeet ein geschütztes Plätzchen, wo es Ihnen möglich ist, schon zu säen, wenn draußen der Frühling auf sich warten lässt und der Boden vor lauter Nässe nicht zu bearbeiten ist. Später im Sommer kann der Kasten zum geschützten Anbau von wärmebedürftigen Kulturen dienen, z. B. Gurken und Basilikum. Und im Winter kann man hier Wintergemüse wie Karotten, Kohl, rote Bete und Sellerie einschlagen und knackig halten. Dazu werden die Gemüse ungewaschen gestapelt und mit Stroh und Erde bedeckt. Das Frühbeet ist auch dann nützlich, wenn Sie selbst Pflanzen vermehren. Stecklinge, Steckhölzer und Aussaaten finden hier einen windgeschützten Platz mit hoher Luftfeuchte, ideal für die Jungpflanzenanzucht. Bei der Wahl des Materials für Ihr Frühbeet sind Sie frei zu entscheiden, was Ihrem Geschmack und ihrem Geldbeutel entspricht. Ob alte Ziegel, Holzbalken, Bretter oder ein fertig gekauftes Frühbeet verwendet werden, ist egal, wenn Sie folgende Punkte beachten: Der Boden des Kastens soll offen sein und Kontakt zum gewachsenen Boden haben. Wollen Sie auf Balkon oder Terrasse gärtnern, so ist auch eine unten geschlossene Kiste möglich, diese muss aber auf jeden Fall Abzugslöcher für überschüssiges Wasser haben.

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Die Autorin Ariane Herrmann ist Dipl.-Gartenbauingenieurin und freiberufliche Gartenplanerin im Landkreis Deggendorf. Tel.: 08547-914670, Internet: www.nie-mehr-umgraben.de.

Wer sich beim Gartenarbeiten nicht bücken will, ist mit einem Hochbeet gut beraten.

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Haus & Garten Biowelt

Als Abdeckung können alte Fenster oder stabile Rahmen mit Folienbespannung verwendet werden. Wichtig ist, dass die Abdeckung gut lichtdurchlässig ist und gut schließt, aber auch einfach zum Lüften geöffnet werden kann. Die Abdeckung ist idealerweise zur Sonne hin abgeschrägt, das heißt, die hintere Wand des Kasten soll höher sein als die vordere.

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Der Boden sollte mit Kaninchengitter gegen Mäuse gesichert werden, diese freuen sich sonst über die extragemütliche Futterstation.

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Wird nässeempfindliches Material wie Holz verwendet, dann kleiden Sie den Kasten innen mit haltbarer Folie, z. B. Teichfolie aus.

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Die klassischen Frühbeetkulturen sind eher niedrig, daher reichen oft schon 30 bis 40 cm hohe Kästen aus, wenn Sie allerdings auf der Terrasse oder dem Balkon gärtnern, muss der Kasten entsprechend höher sein, um genügend Wurzelraum bieten zu können. Stellen Sie das Frühbeet auf jeden Fall vollsonnig auf, im Frühjahr muss jeder Sonnenstrahl genutzt werden!

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Bevor Sie den Kasten aufstellen, bereiten Sie den Boden darunter vor. Er muss unkrautfrei und gut gelockert sein, dann wird er verbessert, am besten mit eigenem Kompost, bitte nicht mit gekaufter Blumenerde oder Torf. Wenn Sie keinen eigenen Kompost zur Verfügung haben, dann fragen Sie bei der Kompostierungsanlage. Ideal wäre es, wenn diese die sogenannte Gartenerde anbietet, das ist ein fertig gemischtes Substrat aus Humus, Kompost und Sand, sehr gut geeignet für die Neuanlage von Beeten und torffrei. Wenn es diese fertige Mischung nicht gibt, dann nehmen Sie Kompost, mischen diesen mit Sand und heben die Mischung unter Ihren eigenen Boden. Der Sand dient zur Lockerung und Verbesserung der Durchlässigkeit, wichtig vor allem bei lehmigen Böden. Frühbeetkästen ohne Bodenanschluss werden mit einer Mischung aus Humus, Kompost und Sand befüllt, idealerweise in einer mindestens 30 cm starken Schicht. Zur Vorratsdüngung eignen sich Hornspäne, die unter die Erde gemischt werden.

Dann kann gesät und gepflanzt werden. Nutzen Sie den knappen Platz überlegt aus, z.B. mit ein paar vorgezogenen Salatpflanzen vom Gärtner, Radieschen und Rettichen, Kresse, Rucola und Schnittsalat. Das Wichtigste in der nächsten Zeit ist maßvolles Gießen und konsequentes Lüften, wenn die Sonne scheint. Die Temperaturen steigen sonst schnell zu hoch an. Am Nachmittag werden die Fenster wieder geschlossen, um die Wärme über Nacht besser zu halten. Bei gekauften Frühbeeten sind manchmal automatische Hebel zum Lüften eingebaut, die die Fenster öffnen, wenn die Temperatur im Kasten zu hoch steigt. Geschickte Bastler können solche automatischen Fensterheber auch am selbstgebauten Frühbeet anbringen, der Deckel sollte dann nicht zu schwer konstruiert sein. Eine Sonderform des Frühbeets ist das Mistbeet, in dem noch höhere Temperaturen und somit schnelleres Wachstum erreicht werden können. Wenn Sie leicht an Pferdemist kommen, können Sie diesen als Heizung für Ihr Frühbeet nutzen. Dafür müssen Sie schon im Herbst den Boden unter ihrem Frühbeet ca. 40 cm tief ausheben. Im Februar ist der Boden oft durchgefroren, da brechen Sie sämtliche Stiele ab, wenn Sie jetzt versuchen, ein Loch zu graben. Ab Mitte Februar können Sie eine 20- 30 cm dicke Mistpackung einbringen, die Sie gut festtreten. Darüber kommt eine Schicht von 20 cm guter Gartenerde mit Kompost, in die gesät und gepflanzt wird. Der Mist erwärmt sich durch die Bakterien, die beginnen, ihn zu „verdauen“, und gibt so eine Fußbodenheizung für ihr Gemüse ab. Eine weitere Möglichkeit, Gemüse verbesserte Bedingungen zu bieten, ist das Hügelbeet. Diese Anbaumethode eignet sich vor allem dann, wenn ein neuer Garten angelegt wird, in dem der Boden noch nicht gut geeignet ist für den Gemüseanbau. Bei verdichteten Böden, Bauschutt im Boden, Staunässe und anderen schwierigen Bedingungen ist es eine Möglichkeit, gleich mit dem Gärtnern starten zu können und gleichzeitig Humus zu bilden. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie größere Mengen an Gartenabfällen zur Hand haben, da

der Hügel Schicht für Schicht aus diesen aufgebaut wird. Ist auf der vorgesehen Fläche Rasen oder Wiese vorhanden, dann stechen Sie die Soden zunächst ab. Die Breite sollte 1,80 m betragen, damit die Hügelwände später nicht zu steil werden. Die Länge ist dagegen beliebig. Richten Sie das Beet in Nord- Süd- Richtung aus, damit Sie später nicht eine sonnige und eine schattige Seite haben, sondern beide Seiten gleich nutzen können. Der Kern des Hügels besteht aus groben, holzigen Abfällen wie Gehölzschnitt und Staudenstängeln. Dieser Kern soll etwa einen halben Meter hoch werden. Darauf können Sie nun, soweit vorhanden, die Grassoden mit der Grasseite nach unten legen. Ansonsten verwenden Sie Erde, z.B. aus dem Aushub der Baugrube. Die nächste Schicht besteht aus buntgemischten Gartenabfällen wie Laub, Gemüseresten, Grasschnitt, Stroh, etc. Idealerweise mischen Sie etwas Kompost darunter, da dieser aber in einem frisch angelegten Garten meist nicht vorhanden ist, ist es auch hilfreich, etwas Kompoststarter unterzumischen, da auch dieser Bakterienkulturen enthält, die die Verrottung im Haufen ankurbeln. Die oberste Schicht, in der die Pflanzen wurzeln, besteht wie beim Frühbeet aus guter Erde mit reifem Kompost. Sie sollte ca. 20 cm dick sein. Da der Hügel durch die Verrottungsprozesse vor allem im ersten Jahr sehr viele Nährstoffe enthält, sollten Sie nährstoffhungrige Pflanzen wie Zucchini, Kohl, Sellerie, Kartoffeln oder Gurken anbauen. Mit Schwachzehrern wie Salaten oder Radieschen laufen Sie Gefahr, dass Ihr Gemüse überdüngt wird. Solche Kulturen werden besser in den Folgejahren angebaut. Bedenken Sie auch, dass durch den lockeren Aufbau das Wasser leicht abläuft, und Sie in trockenen Zeiten mehr gießen müssen als auf den ebenen Beeten. Das Hochbeet ist eigentlich eine Mischung aus Hügelbeet und Frühbeet, sozusagen ein Hügelbeet im Kasten. Es eignet sich besonders bei beengter Fläche, schlechten Bodenverhältnissen und für Menschen, die sich nicht gut bücken können und dankbar sind, wenn Ihnen die Anbaufläche „entgegenkommt“.

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Biowelt Reise

Gemeinschaf tssinn und Demut vor Got t Vom einfachen Leben der Amish People – Verzicht auf Strom und Eitelkeit Text und Bilder: Kirsten Edinger

Hut, Bart, blaues Hemd und Hosenträger: das macht das Erscheinungsbild eines Amish-Mannes aus.

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chtung Kutschen!“ kündigt ein Schild an, das sich an einer Straße mitten in Lancas„ ter County, Pennsylvania, befindet – eine nur drei Autostunden von New York entfernte Idylle, in der die Bauernhöfe ohne Elektrizität und moderne Maschinen auskommen. Hier leben die Amish People, eine christliche Glaubensgemeinschaft, die sich überwiegend im Nordosten der USA und einigen Gebieten Ontarios, Kanada, ansiedeln. Was die Amish ausmacht, ist vor allem ihre Ablehnung von allem „Weltlichen“: technische Erfindungen wie Autos und Traktoren, jegliche Elektrizität und modische Kleidung sind tabu. Die Familie, die oft mehr als zehn Kinder groß zieht, hat eine hohe Priorität, genauso wie die Gemeinschaft unter gläubigen Gleichgesinnten. Lange Bärte, dunkle Kleider Statt mit Autos zu fahren, spannen die Amish People Pferde vor ihre schwarz lackierten Kutschen. Ihre Kinder besuchen eigens für die Glaubensgemeinschaft gegründete Schulen. Und auch 46

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im Aussehen der Amisch spiegelt sich die Schlichtheit, die die strenge Tradition fordert, wider. Verheiratete Männer tragen lange Vollbärte, Strohhüte mit breiten Krempen und Hosen mit Hosenträgern. Die Frauen tragen unauffällige Kleider, meistens dunkel, ohne Muster, und dazu immer eine Haube, als Zeichen der Demut vor Gott. Der uniforme Kleidungsstil stärkt das Gemeinschaftsgefühl und setzt alle auf eine gleiche soziale Ebene. Partnersuche beim Singen Es gibt ca. 90 amische Schulen, an die jede Familie einen Anteil abhängig von ihrem Einkommen zahlt. Vom Staat werden die Schulen selten überprüft, und er mischt sich auch nicht ein. Lesen, Schreiben, Rechnen, künstlerisches Gestalten, Singen, und Spielen wird von jungen Frauen unterrichtet. Eine High School kennen amische Kinder nicht: Nach dem 15. Lebensjahr, bzw. der 8. Klasse erhalten eine landwirtschaftliche und hauswirtschaftliche Ausbildung. Die Kinder durchleben wie die Erwachsenen Versuchungen, Zweifel und Rebellion, doch trotz

der strengen Regeln entscheidet sich die Mehrheit, amisch zu bleiben. Manche möchten den Familienzusammenhalt nicht missen, andere wollen nicht verbannt werden. Die Jugendlichen haben bis zum 16. Lebensjahr, in dem sie getauft werden, relativ viele Freiheiten. Sie treffen sie sich regelmäßig zum Singen, wo sie die Möglichkeit haben, ihren zukünftigen Ehepartner kennenzulernen. Hilfe von außen lehnen sie ab Die Gemeinschaftssinn ist bei den Amisch stark ausgeprägt. Wenn jemand Hilfe braucht beim Bau eines Hauses, bei der Ernte, den Hochzeitsvorbereitungen oder nach dem Brand einer Scheune – Familienmitglieder und Nachbarn sind füreinander da. Kinder sind die Rentenversicherung der vorangegangenen Generationen, die Großeltern leben ebenfalls auf dem Grundstück und werden von der Familie mitversorgt. Der Beitritt zur Krankenkasse und Sozialhilfe vom Staat werden abgelehnt. Nur in Notfällen wird ein Arzt gerufen oder ein Krankenhaus in Anspruch genommen.

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Reise Biowelt

Krankenkosten werden aus Spenden finanziert Um Krankenkosten, die ein enormes Maß erreichen können, zu decken, haben die Amish eigene Selbsthilfeorganisationen wie Amisch Aid gegründet. Alle Kosten werden durch Spenden getragen. Zuerst versuchen die Familien, die Behandlungskosten selbst zu tragen. Wenn sie zu hoch werden, trägt man sein Anliegen dem Diakon der Gemeinde vor. Dieser verkündet die anstehenden Kosten an einem Sonntag öffentlich und sammelt in der folgenden Woche die Spenden ein. Reicht dies nicht, werden eventuell Nachbargemeinden angesprochen. Nachbarschaftliche Hilfe wird aber nicht nur durch Geld, sondern besonders durch emotionale Unterstützung geleistet. Bisher hat diese Subsidiarität gut funktioniert. Die Sprache klingt wie der Pfälzer Dialekt Gründer der Amish People war Jakob Ammann, ein Mennoniten-Ältester aus der Schweiz, dessen radikale Forderungen nach einem Leben in Schlichtheit und Bescheidenheit Ende des 17. Jahrhunderts zu einer Spaltung der mennonitischen Gemeinde führte. Weil sie verfolgt wurden, wanderten viele ihrer Mitglieder Anfang des 18. Jahrhunderts aus der Schweiz, dem Rheinland und der Pfalz nach Pennsylvania in Nordamerika aus. Heute leben sie jedoch weit verstreut in vielen Staaten der USA und Kanada. An der Sprache, dem sogenannten Pennsylvania-Dutch, das an einen den pfälzischen Dialekt erinnert, lassen sich ihre Wurzeln erkennen.

einem Lied aus dem Ausbund, dem ältesten täuferischen Gesangbuch. Nach einer kurzen Ansprache hält der Prediger die zweistündige Hauptpredigt, dann folgen Kommentare der Gemeinde und ein Segensgebet. Anschließend waschen sich alle gegenseitig die Füße wie Jesu in Joh. 13, um damit Demut, Liebe und die Bereitschaft, einander zu dienen auszudrücken, bevor sie sich zu einem von der Gastfamilie bereiteten Essen zusammenfinden. Man lebt stark nach Glaubensprinzipien und Traditionen. Es findet kein privates Bibelstudium statt, es wird aber jeden Tag aus der Bibel gelesen, beispielsweise beim Frühstück. Haushalte haben keinen Strom Beim Blick in die Landschaft sieht man sich weit dahinziehende, hügelige Wiesen und Felder, aus denen Scheunen, Windräder, die typischen hohen silberfarbenen Silos und die dazugehörigen weiß gestrichenen Farmhäuser herausragen. Die Inneneinrichtung besteht aus einfachen, blau, grün oder grau gestrichenen Wänden, Jalousien, handgemachten Patchworkdecken, geknüpften Teppichen und einem Kohle- Öl- oder Gasofen in der Küche, weshalb die Wärme nicht in alle Zimmer dringen kann. Da sie Elektrizität ablehnen, verwenden die Amisch Gaskühlschränke, Gas-, Benzin- oder Dieselmotoren für Melkmaschinen und Milchkühlanlagen, Windmühlen, Wasserräder und fußbetriebene Nähmaschinen, während Petroleumlampen und Gaslaternen Licht geben.

Gegenseitiges Füße waschen Jeden zweiten Sonntag wird im Wohnzimmer eines ausgelosten Gemeindemitglieds ein Gottesdienst auf Hochdeutsch abgehalten. Dieser beginnt mit

Traditionelle Berufe in Handwerk und Landwirtschaft Die meisten Berufe der Amish haben mit der Landwirtschaft zu tun. Die Feldarbeit wird mit Pferden erledigt, die Amish haben dafür hocheffiziente Geräte entwickelt. Besondere Spezia-

Autos gibt es nicht, dafür Kutschen.

Kinder auf dem Schulweg.

lisierungen gibt es auch für Milchproduktion, Geflügel-, Schweine-, oder Rinderhaltung, Kartoffel-, oder Tomatenanbau. Das auf dem 10- 50 ha großen Feld angebaute Gemüse versorgt die Märkte in den umliegenden Städten. Die Amish handeln aber auch mit Vieh, Stroh, Mais und Heu. Manche arbeiten in traditionellen Berufen als Zimmermänner oder Maler, in Baufirmen und der Holzindustrie, oder selbständig als Kutschenbauer, Schmiede, Drucker, Maurer, Bauunternehmer, Schreiner, Uhrmacher oder Schuster. Die Zeitung als wichtiges Medium Die sozialen Kontakte halten die Amish People aufgrund der großen Entfernungen und ohne Telefon durch die örtliche Amische Zeitung aufrecht. Dort sind viele persönliche Nachrichten zu lesen, wie z.B. wer welche Operation hatte, wer wohin verreist, wer umgezogen, geboren oder gestorben ist, oder wer geheiratet hat. Bis zu 16 Kinder pro Familie Der Zuwachs der Amish beläuft sich im Jahr auf etwa 6 Prozent, alle 18 bis 20 Jahre verdoppelt sich ihre Mitgliederzahl. Einige Amish-Gemeinden verdoppeln sich schon alle 15 Jahre. Sie haben 12 bis 16 Kinder pro Familie, das sind etwa 57 Geburten auf 1.000 Einwohner. Zum Vergleich: Deutschland hat 9 Geburten auf 1.000 Einwohner. Die Autorin Kirsten Edinger ist eine Bekannte von Biokreis-Berater Roland Weber und lebt mit ihrer Familie seit 1998 in Ontario, Kanada. Sie kauft gerne auf dem „Farmers Markt“ nördlich von Kitchener in St. Jacobs ein. Dort bieten viele Amish People ihre Ware an, von frischem Gemüse über Ahornsirup bis hin zu selbst gemachten Kuchen und 'Apple Butter'. Da die Edingers aus Baden kommen, können sie sich mit den Amish in ihrem breitesten Dialekt unterhalten.

Verkäufer auf dem Markt.

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Biowelt Marktplatz

Warenbörse-Angebote

Baden-Württemberg

Futter

Heu; Jörg Schneider, 72250 Freudenstadt; Tel.; 07442 122369

Bayern

Futterkartoffeln; größere Mengen, lose.; Reinhard und Lebrecht Schneider, 79224 Umkirch; Tel.; 07665 940160

Baden-Württemberg

Andere Regionen

Speisekartoffeln; Speisekartoffeln der Sorten Nicola, Melina, Selma, Talent, Rosara; Gerhard Noller, 74427 Fichtenberg; Tel.; 07971-5650;

Silomais-Rundballen; Geerntet im Oktober 2011; Johann Bichler, 82281 Egenhofen OT Wenigmünchen; Tel.; 08134 17 44; Maissilage 25 t; Johann Wagner, 86558 Freinhausen; Tel.; 08446/1450 od.0175/5122198; Erbsen/Triticale Gemenge 60/40 ca. 8 to; Stephan Kunert, 92259 Neukirchen; Tel.; 09663 /1735; Futter- oder Saftkarotten; Wir haben frisch geerntete Bio-Futterkarotten oder Karotten zum Saften.; Hofmann, 90425 Nürnberg; Tel.; 0173/3674499; *Biokreis 50 Silage-Rundballen (1. und 3. Schnitt); Top Qualität, ampferarm; Markus Blenk, 87497 Wertach; Tel.; 0162/4261892 Heu zu verkaufen; Willibald Walter GdbR, 92331 Parsberg; Tel.; 94925390; *Biokreis Ganzpflanzen Maiscobs mit Lieferung; Schöne Kolbenreiche Maiscobs im Bigpack Je 1100Kg. Lieferung nach BW und BY. Gerne auch Stroh und Grummet. Tel. 01713338098; Baur und Leimer, 86751 Mönchsdeggingen; *Biokreis 10 DZ A-Bio Soja, nicht geröstet.; Andreas Berg, 84149 Velden; Tel.; 98742/1089 od. 448; *Biokreis Kleegrascobs; Martin Pallauf, 83623 Baiernrain; Tel.; 1736875154; 4 to Hafer-Ackerbohnengemenge; Michael Härterich, 97532 Ebertshausen; Tel.; 09724/1479;

Bio-Silageballen; 1,30 m, 2ter und 3ter Schnitte 2011; Hubert Groß, 36157 Ebersburg; Tel.; 06656-9110999

Biete Speisekartoffeln der Sorten Ditta, Laura und Agria. Lose oder gepackt (2,5kg, 5,0kg, 12,5 kg oder 25,0kg). Weitere Informationen unter www.grabendorfer.de. Grabendorfer, 85053 Ingolstadt; Tel.; 0841/88197929; *Biokreis

Ziegenfleisch und Wurst; Bio Wurst und Fleisch von junge Ziegen laufend zu verkaufen; Bihler Josef, 88260 Argenbühl; Tel.; 07566-907790

Bio-Silageballen; Silageballen 1,30m, 2.+3. Schnitt 2011; Hubert Groß, 36157 Ebersburg; Tel.; 06656/9110999; *Biokreis

Andere Regionen

Süßlupinen; Sorte: HAAGS BLAUE, ca. 8 to; Arnold Kröger, 29581 Barnsen; Tel.; 05808 220;

Speisekartoffeln; Sorte Rosara, Allians, Agria, Prima Donna, Anuschka in 2,5kg, 5kg, 12,5kg, 25kg, lose; Gerhard Gros, 65232 Taunusstein; Tel.; 0170-3840060

Konsumware Bayern Wir haben Bio-Karotten zum saften. Gemüse Hofmann, 90425 Nürnberg; Tel.0911 343161 *Biokreis Dünge-Kompost; habe ca. 400 kbm abgelagerten Kompost abzugeben. Abholung ab Lkr. Erlangen. Lademöglichkeit vorhanden.; Gerhard Fischer, 91090 Effeltrich; Tel.; 01714408634; *Biokreis Buchweizen; gereinigt, zu verkaufen; Gottfried Prähofer, 84371 Triftern; Tel.; 8574483; *Biokreis Dinkel; ca. 20 Tonnen zu verkaufen; Ferdinand Fürmann, 84529 Tittmoning; Tel.; 86831346; *Biokreis Rote Beete; 5 to; Kübler Tobias, 91334 Hemhofen *Biokreis

Speisekartoffeln; 1 to Kartoffeln Solara, ca. 400 kg Ditta, Agria, Rosara abgepackt in 25kg; Jörg Schaupeter, 55758 Allenbach; Tel.; 06786/2640; Speisekartoffeln Agria; ca. 4 t; Gerhard Gerster, 06632 Balgstädt; Tel.; 034465-21005

Mensch & Land Bayern Wir suchen Gemüseanbautalent für Demeterhof mit 12 Tierarten westlich von Augsburg Tel.; 08257-8672; Stelle; Leitung Gärtnerei; Gabriele Niedermeier, 85244 Schönbrunn; Tel.; 08139/800-8331 Wir bieten; unkomplizierten Familien im Raum Nördlingen bis Augsburg, interessantes Einkommen mit Nachhaltigkeit. Tel. Mobil 0170 5712337 Gerhard Steinmeyer, 86739 Ederheim; Tel.; 0908122679; *Biokreis

Andere Regionen Gärtner/in; Soziale Landwirtschaft sucht vornehmlich Gemüsegärtner für Selbstversorgergarten in Anbindung an bestehenden Hofladen. Erfahrungen im Baumschnitt und Garten- und Landschaftsbau wären vorteilhaft.; Sina Reichenbach, 36318 Schwalmtal; Tel.; 06638/961145

sonstige Betriebsmittel Bayern Westfalia Milchwanne, 300 l mit Aggregat; Franz Floßmann, 83646 Wackersberg-Oberfischbach; Tel.; 08041 59 16;

Andere Regionen Milchpumpe; Milchpumpe 1 " Durchmesser 400,-€ Verkauf wegen Aufgabe Käserei; Tim + Judith Treis, 34326 Neumorschen; Tel.; 05664/930 968

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BISO Bürstenwaschmaschine für Bundgemüse. guter zustand VB 500 €; Förster, 64295 Darmstadt; Tel.; 1712137810;

Zwei BV Kuhkälber; mit Horn; Waltraud Högner, 87663 Lengenwang; Tel.; 08364-8668; *Biokreis

Orig.Deuz Frontgewichte; Original Deuz Frontgewichte, 14 Stück à 43kg, mit Anbauzugmaul u. Zugpendel komplett; Hubert Groß, 36157 Ebersburg 6 *Biokreis

Heidschnucken; kleinere Herde, trächtige Muttertiere und Jungtiere, abzugeben; Ferdinand Fürmann, 84529 Tittmoning; Tel.; 086831346; *Biokreis

Traktor MF 254S; gepflegter Schlepper von Kleinlandwirt, 5180St., Frontlader, 2X DW Steuergeräte, optisch und technisch guter Zustand, Preis VB, Besichtigung erwünscht.; Heinz-Georg Dienst, 57319 Bad Berleburg; Tel.; 02750734 oder 0160/2506012; *Biokreis

Baden-Württemberg

Tiere Bayern 2 Absetzer; Angus Bullen, Alter: 8 Monate, sowie 1 Jungbulle, Fleisch-Angus-Charolais, Alter: 1 Jahr zu verkaufen Tel. 0160 457 34 16; Anton Bauer, 94327 Bogen; Tel.; 99622274; *Biokreis zwei genetisch hornlose FV-Jungkühe aus TopAbstammung mit guter Milchleistung abzugeben. Weide- und Laufstallgewohnt.; Anton Daxenbichler, 83104 Tuntenhausen; Tel.; 08065596; *Biokreis genetisch hornlose FV-Bullenkälber; Top Abstammung mit genomischer Zuchtwertschätzung, Laufstall-gewohnt, menschenbezogen.; Anton Daxenbichler, 83104 Tuntenhausen; Tel.; 08065596; *Biokreis Angus-Absetzer; Wunderschöne Angus-Absetzer aus ganzjähriger Weidehaltung abzugeben.; Peter Eder, 83451 Piding; Tel.; 086561655; *Biokreis Angus-Mutterkühe; Wunderschöne AngusMutterkühe mit oder ohne Kalb aus ganzjähriger Weidehaltung abzugeben.; Peter Eder, 83451 Piding; Tel.; 86561655; *Biokreis 2 Absetzer Fleckvieh männl. /Weibl.; Georg Ziegler, 83253 Rimsting; Tel.; 08051/5350; *Biokreis Mutterkuh mit Kalb; Jungkuh,frisch gekalbt, mit Blond-Stierkalb zu verkaufen.; Georg Hagspiel, 87549 Rettenberg; Tel.; 08379-7424; männliches BV-Kalb; BV-Kalb männlich, genetisch hornlos mit LN zu verkaufen; Stefan Schreyer, 87675 Stötten; Tel.; 08349/976337 Fleckvieh-Jungkühe; Die Tiere sind enthornt, laufstall- und weidegewohnt; Bartholomäus Kronast, 83549 Eiselfing; Tel.; 0172 567 88 32 oder 08071 904 535; Hinterwälder Ochsenabsetzer zur Weidemast abzugeben; Jürgen Kreps, 63863 Eschau; Tel.; 0160 720 87 52 2 Fleckviehabsetzer männl. weibl.; Ziegler, 83253 Rimsting/Chiemsee; Tel.; 08051/5350; *Biokreis

Gesunde kräftige Ferkel; Ferkel Bentheimer Duroc Mix abzugeben, 10 Wochen alt; Lothar Maute, 78628 Rottweil; Tel.; 0741 334 34; 20 Ferkel Schwäbisch Hällisch; 20x SchwäbHällische Ferkel ca. 20-25kg.; Sven Maier, 72 401 Haigerloch; Tel.; 07474- 1312; 3 Hinterwälder mit Kalb; Biete 3 HinterwälderMutterkühe jeweils mit männl. Kalb; Joachim Lange, 88521 Ertingen; Tel.; 07371-44437;

Andere Regionen Shropshire Schafe; 3 Tiere (2 x weiblich, 1 x männlich), 2 - 3 Jahre alt; Franz Laimer, 39019 Dorf Tirol; Tel.; 0039/0473/923540 GV Kuh; Erste Laktation, Versteigeung am 12.01.2012 in Bozen; Hannes Schwienbacher, 39016 St. Walburg; Tel.; 0039/0473/795386 Großrahmig abgekalbte sbt-Färse zu verkaufen; Großrahmig abgekalbte sbt-Färse für modernen Laufstall zu verkaufen; Bernhard Kaemena, 28357 Bremen; Tel.; 1732089833;

Gesuche Futter Andere Regionen Futtergetreide; Brömmelsiek, 33829 Borgholzhausen; Tel.; 05425-1561; Grassilage, Maissilage, Heu; Suche ggf. für 2012 o.g. Silagen; Hubert Frohn, 52152 Simmerath; Tel.; 02473/5121; Suche Heu; ; 05483/77053;

Hollands, 49536 Lienen; Tel.;

Suche Grassilage; Tel.; 05483/77053;

Hollands, 49536 Lienen;

Heu/Heulage; Suche 10 Rundballen schimmelfreies Heu, oder Heulage.; Sören Kötting, 24376 Kappeln; Tel.; 04642/9658220

Konsumware Bayern Sommeremmer ca 1 Tonne für Aussaat gesucht!; Oehler, 82431 Kochel; Tel.; 8851614633;

Bio-Wirtshaus "Zum Fliegerbauer" Freitag, 9. März, 19 Uhr Krimi mit Dinner – Mördernacht „Die verrückte Entführung des - dicken - Mr. Stone“ Wir bieten Platz für bis zu 90 Gäste an. Menüs – Buffets – Catering in Bio-Qualität. Auch außer Haus oder zur Abholung. Bitte reservieren Sie rechtzeitig für Ihre Familien- oder Firmenfeier. Geöffnet Mo., Mittw. u. Do. 16 - 1 Uhr Fr.-So. & Feiertage 10 - 1 Uhr und auf Anfrage Bitte reservieren Sie unter: Tel. 0851 - 988 34 39 www.biowirtshaus.de

Ökologisches Zentrum Passau Stelzlhof Samstag, 24. März, 9 – 14 Uhr Haus- u.Textilpflege: Wieviel Chemie ist nötig? Informationen, Tipps und Herstellung von natürlichen Alternativen zu herkömmlichen Haushalts-, Reinigungs- und Pflegemitteln, die durch ihre zweifelhaften Inhaltsstoffe unsere Umwelt und Gesundheit gefährden. Ort: Stelzlhof 1, 94034 Passau Referentinnen: Birgit Hofer, Barbara Alt Teilnahmegebühr 40 Euro. Diese beinhalten die Vortrags-Unterlagen, Material für während des Tages herzustellende Produkte (zur Mitnahme vorgesehen) sowie eine Kaffe/Teepause mit Imbiss. Weitere Infos und Anmeldung unter: [email protected]

Ökologisches Zentrum Passau-Stelzlhof e.V. Ökostation des Bund Naturschutz für Niederbayern Stelzlhof 1 · 94034 Passau Telefon 08 51 / 9 66 93 66 Stadtbus-Linie 6/Stelzlhof www.stelzlhof.de

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Biowelt Marktplatz

Mensch & Land Bayern

Lehrling für Mlchviehbetrieb (70 Kühe) mit Martkfrucht; Jochen Wack, 66399 Ommersheim; Tel.; 1796746257;

Nach Verlust der Fläche an die Baulobby sucht Betriebsleiterin, erfahren in 10 -jährigem 3 ha Gemüse und Getreideanbau, Betrieb oder Teilbetrieb, für Beerenobst, Kräuter, Gemüseanbau, nach Permakulturrichtlinien. Fläche muss nicht Bio sein, stelle ich um. Vermarktung in Form eines Lieferdienstes 50 km um Rechtmehring 10 Jahre aufgebaut. Telefon: 08076-887464 oder [email protected]. *Biokreis

Wohnung; Unkonventionelle 3-4 Zimmerwohnung mit Garten/ Balkon in Kiel und Umgebung von Dipl.Ing.agr.+ Hund gesucht. Bitte in der Geschäftsstelle melden.; Geschäftsstelle, 24768 Rendsburg; Tel.; 4331;

Hofstelle oder Einliegerwohnung auf Hof im südl. Bayern gesucht; mind. 7 ha umliegender Grund, Pacht auf Lebenszeit, Mitarbeit und Betreuung gerne möglich; Ursula Kerscher, 87448 Waltenhofen; Tel.; 08379/7289629 Weide oder Wiese für Jungvieh zu pachten gesucht. Otto Weinberger, 84568 Pleiskirchen Tel. 08635/888 *Biokreis Suche einen Azubi zum Landwirt bzw. Pferdewirt, Schwerpunkt: Zucht und Haltung; Voraussetzung: Erfahrung im Umgang mit Pferden und Reitabzeichen IV; Emil Menig, 97717 Sulzthal; Tel.; 09704 13 77;

Andere Regionen Lehrling oder Gesellen (w/m) für Gemüsebau, Gemüsezüchtung und Züchtungsforschung; Christina Henatsch, 22926 Ahrensburg; Tel.; 04102-469430 junge Familie sucht Arbeits- u. Lebensort; Wir (Beide Ende 20, er Techniker/sie Landwirtin) mit unseren 3 kleinen Kindern (3,5 und Zwillinge 1,5 Jahre alt) suchen Betriebsgemeinschaft / Betrieb mit mehren Angestellten als neuen Arbeits- und Lebensort. Erfahrungen im Stall, Ackerbau und Gemüsebau vorhanden. Suchen eine neue langfristige Heimat ab Anfang Juli 2012.; Herr Niedermann, 47533 Kleve; Tel.; 02821/7609174 Hof; Hof zur Übernahme gesucht - nur Obst/Gemüse- bzw. Kräuter- und Heilpflanzenanbau möglichst im Raum Oberbayern, Schwaben oder Mittelfranken; Heike Bahr-Luther, 45470 Mülheim/Ruhr; Tel.; 0208-431211;

Tiere

Milchkühe gesucht; Suchen zum Bestandsaufbau Milchkühe der Rasse Fleckvieh oder Braunvieh.; Karl Hummel, 79252 StegenEschbach; Tel.; 07661-981107

Bayern

2 Schlachtschweine; Stefan May, 73491 Neuler; Tel.; 07366/922858

Kalbinnenaufzucht Betrieb; Helmut Schmidt, 90552 Haimendorf; Tel.; 09120 180 96 96

Vorrangig Braunvieh; Berthold König, 88299 Leutkirch; Tel.; 07561/72798;

Suche Betrieb für Jungviehaufzucht; Suche Betrieb der unser Jungvieh aufnimmt und aufzieht; Alfons und Anne Weinhart, 87488 Betzigau; Tel.; 0831/75471; *Biokreis

Andere Regionen

Zwei weibliche Lämmer; Zwei weibliche Lämmer für kleinen Streichelzoo auf BiolandHof gesucht. Bevorzugt Flaschenlämmer aus Handaufzucht. Bitte alle Rassen anbieten, bevorzugt Shropshire; Katharina Mayer, 86368 Gersthofen; Tel.; 1,5156E+10; Suche guten Piemonteser-Altzuchtbullen zur Zucht; Roman Zängerlein, 97453 Schonungen/Forst; Tel.; 0171 340 99 62 ml Absetzer 8-12 Monate; möglichst Angus oder Kreuzung, evtl auch Gelbvieh; Elke und Günter Stadelmann, 97340 Martinsheim; Tel.; 09332/9486; freie Milchquote; suche für Februar - April ca. 20 Milchkühe zum Melken. Laufstall mit Melkstand sowie freie Milchquote vorhanden. Tel. 0170 5712337; Gerhard Steinmeyer, 86739 Ederheim; Tel.; 0908122679; *Biokreis Suche gekörten Bergschaftbock zur Zucht; Elisabeth Berneder, 83233 Bernau; Tel. *Biokreis

Baden-Württemberg Ferkel; dauerhaft in Baden-Württemberg; BioLandgut Fleisch-EZG, 72108 Rottenburg; Tel.; 07472-984422

der Bioladen auf Achse w w w.frisches-biogemuese.de

Tel.: 08726/1686 52

Bionachrichten 1 | Februar/März 2012

Pensionsrinder-Plätze für; 4-6 weibliche Rinder 1-2 Jahre, ganzjährig.; Philadelphia Verein e.V., 71229 Leonberg; Tel.; 07152-28556; BV-Zuchtbulle; Ca 12 Monate, weidegewohnt, für Jungrinder geeignet; Florian Kathan, 88279 Amtzell; Tel.; 7520956664;

Tel.: + 49 (0) 81 45 / 93 08 - 30 E-Mail: [email protected] www.oekoring.com www.bioregional.de

1-2 Ziegen, Walliser, Toggenburger oder Angora; auch Kreuzung, kastrierte Böcke bevorzugt; Fred Schumacher, 57632 Giershausen; Tel.; 02685/ 1266; FV-Zuchtbulle, horntragend; Suche jährigen Fleckviehzuchtbullen, horntragend, gekört, weidegewohnt, zum Einastz ab April 2012.; Anne Koch, 66440 Blieskastel; Tel.; 06842-9238-0 (AB)/ 12 (ab 19 Uhr); Suche Fresser; Als reiner Mastbetrieb sind wir auf der Suche nach Fressern zur Bestandsergänzung. Damit diese nach dem 25.07.2013 als Biofleischrinder verkauft werden können, sollten diese um die 4-7 Monate alt sein. Die Bullen maximal 6 Monate da wir diese als Ochsen zu Feneberg verkaufen möchten. Rassen halten wir viele vom Fleckvieh, Limousine, Charolais über alle Fleischrassenkreuzungen, nicht Schwarzbunte und Holsteinische. Yvonne Duttlinger, 78194 Immendingen; Tel.; 0151 25217290

BioNachrichten Anzeigen/Heidi Scheitza Stelzlhof 1, 94034 Passau Tel. 0851/7 56 50-15 Fax 0851/7 56 50-25 [email protected] Die nächste Ausgabe der BioNachrichten erscheint am 02. April 2012 Anzeigenschluss: 21. März 2012

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Marktplatz Biowelt

Warenbörse Biokreis NRW / Mit te

Angebote · Rotes Höhenvieh, Mutterkühe, Färsen u. Absetzer, Tel. 02723-3132

· Limousin-Herdbuchtiere: mehrere männliche u. weibliche Absetzer, 6-7 Mon., französische Abstammung, ab sofort, Tel. 01709224052 · Limousin-Herdbuchbetrieb bietet ständig sehr ruhige, genetisch hornlose sowie enthornte Deckbullen der aktuellen französischen, luxemburgischen und deutschen Spitzenvererber, teilweise neutral in Eickelborn geprüft, Tel. 02762-3000 · Angus-Herdbuchtiere, Kühe mit und ohne Kalb, gekörte Bullen, Tel. 05643-488

Anzeige

· Futtergetreide, neue Ernte; LimousinHerdbuchbulle; Heu und Kleegras- Silage RB 1,25 m, neue Ernte; Rau Rototiller mit Amazone Sämaschine, 2,50m Arbeitsbreite, top Zustand, Raum Vogelsberg/ Rhön, Tel. 06054-6113 o. 0170-3102636 · Biokartoffeln „Granola“ o. „Anuschka“; Traktor MF 254S, gepflegter Schlepper von Kleinlandwirt, 5180 St., Frontlader, 2 x DW Steuergeräte, optisch und technisch guter Zustand, Preis VB, Besichtigung erwünscht, Tel. 02750-978066 o. 0160-250 60 12 · Limousin-Kuh mit Kalb sowie 1 Herdbuchkuh kalbend Ende Nov.; Siloblockschneider Strautmann, Hydrofox FH, Maschinentyp 244 Raum Brilon, Tel. 05632-7441

· Bio-Silageballen D: 1,30 m, 2. u. 3. Schnitt 2011; Original Deutz Frontgewichte, 14 Stück a 43 kg, mit Anbauzugmaul und Zugpendel komplett, Tel. 06656-9110999

· Stroh (Ernte 2011), regenfrei, ca. 40 Rundballen Tel. 0175-9992014

Gesuche · Ständig gute weibl. Absetzer, gängige Fleischrassen von Biokreis-Betrieb gesucht, Tel. 0170-4579972 Bezüglich aller o.g. Angebote und zur Abgabe von Angeboten für die nächste Ausgabe können sie sich auch unter 02733-124455 an die Biokreis Geschäftsstelle NRW wenden!

· Angus: 2 tragende Rinder, Tel. 05643-8229 o. - 8214

Freiland Puten Fahrenzhausen GmbH ist ein dynamisches Unternehmen in der Bio-Geflügelerzeugung. Wir brauchen Vestärkung durch eine/einen

Ökotrophologen oder Fleischtechnologen (m/w) Sie haben ein abgeschlossenes Studium oder einen vergleichbaren Abschluss und möchten in einem jungen Team den Bio-Markt mitgestalten. Ihre Aufgaben reichen von Dokumentationen und QS im Verpackungsmaterialbereich bis hin zu Rezepturüberwachung bzw. -neuentwicklung. Bitte schicken Sie Ihre aussagekräftige Bewerbung mit Gehaltsvorstellung und nächstmöglichen Eintrittstermin an: Freiland Puten Fahrenzhausen GmbH, Gewerbering 5, 85777 Fahrenzhausen, [email protected] – Wir freuen uns auf Sie!

Wir verlosen zwei umweltfreundliche Fotoalben aus 100 Prozent Recyclingpapier und zwei umweltfreundliche Stifteboxen aus Holz von der Werkhaus pop edition. Schicken Sie uns einfach eine Postkarte mit dem Stichwort „Verlosung“ an: Redaktion Bionachrichten, Biokreis e.V., Stelzlhof 1, 94034 Passau, oder senden Sie uns eine E-Mail an [email protected]. Viel Glück! Die Bücher der Dezemberverlosung haben gewonnen: Hermann Kreitner, 81477 München, und Sonja Nies, 26802 Moormerland. Herzlichen Glückwunsch!

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Biowelt Bücher / Vorschau / Impressum

Bücher

Der Kritische Agrarbericht 2012

Hecken – neu gemacht

Biogas in der Landwirtschaft

Seit 1993 veröffentlicht das Agrar Bündnis jährlich mit dem „Kritischen Agrarbericht“ eine Zusammenfassung der agrarpolitischen Debatte, wie sie sonst nirgendwo in dieser Breite behandelt wird. In 47 Beiträgen von Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Praxis sowie aus Verbänden und Politik werden die agrarpolitischen Geschehnisse im Jahr 2011 analysiert und die Weichenstellung für die Zukunft diskutiert. „Der kritische Agrarbericht“ bietet Informationen und Argumentationshilfen für alle agrarpolitisch interessierten Laien und Praktiker, Entscheidungsträger und Multiplikatoren. Das AgrarBündnis ist ein Zusammenschluss von derzeit 24 unabhängigen Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Naturund Tierschutz sowie Verbraucher- und Entwicklungspolitik mit insgesamt mehr als einer Million Einzelmitgliedern.

In seinem neuem Buch »Hecken – Lebensräume in Garten und Landschaft«, erschienen im pala-verlag, zeigt der Vogelstimmenexperte und Biologe Dr. Uwe Westphal, wie sich Schönheit und Naturnähe in der Vielfalt der Hecke ergänzen.Hecken strukturieren und verbinden Landschaft und Garten, schützen vor Sonnenhitze und Wind. Mit fundiertem Hintergrundwissen, kreativen Denkanstößen und praktischem Rat weist Uwe Westphal in seinem Buch den Weg zum Lebensraum Hecke. Detailliert stellt er Heckenbewohner wie Haselmaus und Goldammer sowie geeignete Gehölzarten vor. Standortgerechte Pflanzenwahl, Platzbedarf und Schnitt werden praxisnah erklärt und ökologische Zusammenhänge erläutert. Mit konkreten Gestaltungsbeispielen wird so der Traum von Wildrosenhecke, Naschhecke oder Vogelschutzhecke im Garten wahr.

Der Tagungsband des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) e.V. enthält die Fachbeiträge des zweiten FNR/KTBL-Kongresses „Biogas in der Landwirtschaft – Stand und Perspektiven“. Er wendet sich an Vertreter aus Wissenschaft, Beratung, Planung, Verwaltung sowie Biogasanlagenbetreiber und die, die es werden wollen. Dargestellt wird der aktuelle Stand des Wissens zu biologischen, verfahrens- und betriebstechnischen Maßnahmen zur Stabilisierung und Verbesserung des Anlagenprozesses. Neue Konversionsmethoden, Auswirkungen von Anlagenschäden und rechtliche Neuerungen für die Biogaserzeugung werden vorgestellt. Ergänzend finden sich die schriftlichen Kurzfassungen der ausgestellten wissenschaftlichen Poster in diesem Tagungsband.

AgrarBündnis: Der kritische Agrarbericht 2012, ABL-Verlag 2012, Bestelladresse: Bahnhofstraße 31, 59065 Hamm, Tel: 02381/492288. Fax: 02381/492221. [email protected], www.bauernstimme.de, 22 Euro

Uwe Westphal: Hecken – Lebensräume in Garten und Landschaft, Ökologie, Artenvielfalt, Praxis, pala-verlag, Darmstadt, 2011, 200 Seiten, 14 Euro

Biogas in der Landwirtschaft – Stand und Perspektiven, KTBL-Schrift 488, Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V., Darmstadt 2011, Bestelladresse: [email protected], Tel.: 06151/7001 189, Bestellnummer: 11488, 406 Seiten, 25 Euro.

Vorschau Bionachrichten April/Mai: Frauen in der Landwirtschaft Wie hat sich das Bild der Frau in der Landwirtschaft im Laufe der Zeit gewandelt? Wie gestalten Bäuerinnen heute Öko-Betrieb, Familie und Gesellschaft mit? Diesen Fragen gehen wir im Titelthema der kommenden Ausgabe nach. Dazu stellen wir Ihnen eine Auswahl von starken Biokreis-Bäuerinnen vor. Wir berichten über den Messeauftritt des Biokreis auf der BioFach, porträtieren die regional & fair-Preisträger 2012 sowie einen weiteren Kandidaten unseres Wettbewerbs Ährlich bio! Dazu kommt natürlich wieder Wissenswertes aus der Fachberatung.

Bild: Simone Kuhnt

Impressum Herausgeber: Biokreis e.V. Stelzlhof 1 D-94034 Passau Tel.: +49 (0) 851 / 7 56 50 - 0 Fax: +49 (0) 851 / 7 56 50 - 25 eMail: [email protected] www.biokreis.de

Auflage: 5000 Gründer: Heinz Jacob Redaktion: Simone Kuhnt Josef Brunnbauer

Autoren: Simone Kuhnt Sepp Brunnbauer Hans Meier Christa Zeitlmann Marc Boehnke Eva Schuster Jörn Bender Eva Lisges Regina Schenuit Andrea Helmer Hubert Dietrich

Ariane Herrmann Kirsten Edinger Dr. Kurt Möller Dr. Rüdiger Grass Sepp Moosbauer Heidi Kelbetz Anzeigen: Heidi Scheitza Tel.: +49 (0) 851 / 7 56 50 - 15 Fax: +49 (0) 851 / 7 56 50 - 25 eMail: [email protected]

Satz und Layout: Inocentiu Fron Titelbild: Simone Kuhnt. Motiv: Anton und Brigitte Knaus mit ihren Töchtern Steffi und Lisa; Biokreisbetrieb mit Mutterkuhhaltung und Biogasanlage in Freyung im Bayerischen Wald. Druck: Druckerei Tutte, Salzweg

Gedruckt auf umweltfreundlichem, FSC-zertifiziertem Papier Alle namentlich gekennzeichneten Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder, die nicht verbindlich ist für die Meinung der Redaktion. Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion möglich. Für unverlangt eingesandte Texte oder Fotos usw. wird keine Haftung übernommen. Bei Leserbriefen behält sich die Redaktion vor, die Texte zu kürzen. Die Redaktion ist nicht für den Inhalt der veröffentlichten Internet-Adressen verantwortlich. Der Bezug von sechs Ausgaben Bionachrichten pro Jahr ist im Mitgliedsbeitrag für den Biokreis/Erzeugerring e.V. enthalten.

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