Beteiligung in der Erziehungshilfe

Christophorus Jugendwerk Oberrimsingen Beteiligung in der Erziehungshilfe 4. Mainzer Werkstattgespräche 17.09.2010 Beteiligung als Schlagwort in den...
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Christophorus Jugendwerk Oberrimsingen

Beteiligung in der Erziehungshilfe 4. Mainzer Werkstattgespräche 17.09.2010

Beteiligung als Schlagwort in den Rahmenbedingungen von Erziehungshilfe • (Selbst)Verständnis: Soziale Dienstleistung

Christophorus Jugendwerk Oberrimsingen

EVAS-Ergebnisse Lt. EVAS Highlights 2009-01:

• Hilfen verlaufen umso erfolgreicher, je stärker die Adressaten sich als aktive Ko-Produzenten in den Hilfeprozess einbringen. • Die Befunde zeigen eine schlechtere Kooperation der dissozialen Jugendlichen. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Kooperation in Schule oder Berufsausbildung, der Akzeptanz der Hilfeplanziele, der aktiven Mitarbeit an der Hilfeplangestaltung sowie der Beziehung zu den Bezugsbetreuern.

Beteiligung als Schlagwort in den Rahmenbedingungen von Erziehungshilfe • • • •

(Selbst)Verständnis: Soziale Dienstleistung Bildungsdiskussion Kinderrechte Befähigungsgerechtigkeit und Beteiligungsgerechtigkeit

Ein partizipatives Gruppen – Bildungs – Konzept in der stationären Erziehungshilfe

Ein Konzept des ChristophorusJugendwerks Oberrimsingen

Ziele • Gruppenpädagogik arbeitet qualifiziert und qualifizierend • Vermittlung von Kernkompetenzen • Alltagslernen • einfache Strukturierung des Alltags • Vom „Looser“ zum selbstbewussten Jugendhilfejugendlichen (auch eine Veränderung des Selbstbildes von jungen Menschen)

Die Lernfelder Lernfeld Hauswirtschaft und Atmosphäre Hauswirtschaftsmanager

+ Coach

Aufgaben - Sauberkeit und Ordnung - Umgang mit Mobiliar - Verschönert - Setzt in Stand - Kontrolliert -…

Ein Konzept des ChristophorusJugendwerks Oberrimsingen

Die Lernfelder Lernfeld Finanzen

Finanzmanager

+ Coach

Aufgaben • Gruppengelder • Hauswirtschaftliche Gelder • Anschaffungen •Aktionen •…

Die Lernfelder Lernfeld Kochen und Versorgung Kochmanager

+ Coach

Aufgaben • Essensplan • Einkauf • Gesunde Ernährung • Menge • Ersatz •…

Die Lernfelder Lernfeld Gruppensprecher Gruppensprecher

+ Coach

Aufgaben • Patenschaft für neue Jugendliche • Streitschlichter • Freizeit • Jahresplanung • Vertretung nach außen •…

Grundhaltung: Wertschätzung, mit den Kompetenzen der Jugendlichen arbeiten, Aufgaben- und Zielorientierung

Mindestens 3 Monate pro Lernfeld

Lernfeld Hauswirtschaft und Atmosphäre

Lernfeld Finanzen

Lernfeld Kochen und Versorgung

Lernfeld Gruppensprecher

Hauswirtschaftsmanager

Finanzmanager

Kochmanager

Gruppensprecher

Die regelmäßigen Fachkonferenzen dienen als fachspezifische Reflexion-, Kommunikations-, und Bewertungsplattform Fachkonferenz: • alle Manager • alle Coaches • Leitung: Fr. Schmidt (Ausbilderin Hauswirtschaft)

Fachkonferenz: • alle Manager • alle Coaches • Leitung: Hr. Zöllin (Verwaltungsleiter)

Fachkonferenz: • alle Manager • alle Coaches • Leitung: Hr. Weltle (Ausbilder Küche)

Fachkonferenz: • alle Manager • alle Coaches • Leitung: Hr. Scheiwe (Gesamtleiter)

Ein Konzept des ChristophorusJugendwerks Oberrimsingen

Stand der Dinge • Seit Beginn des Jahres 2006 sind alle SoLiGManagerämter in unseren Gruppen besetzt. • Bis heute waren oder sind 74 Jugendliche als SoLiGManager in den einzelnen Bereichen tätig. • Bisher konnten - 31 Zertifikate im Bereich des Gruppensprechers, - 24 im Bereich „Hauswirtschaft und Atmosphäre“, - 22 im Bereich „Finanzen“ und - 29 im Bereich „Kochen und Versorgung“ ausgestellt werden

Effekte I.

Ein Konzept des ChristophorusJugendwerks Oberrimsingen

Christophorus Jugendwerk Oberrimsingen

Jugendlichenbefragung 2010 • Fragebogen mit 15 Fragen • Rücklauf: knapp 60%

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Felder möglicher Mitbestimmung: Gruppenalltag als zentrales Thema: Essen, Freizeit, Verbesserung des Zusammenlebens, Verschönerung der Gruppe usw. • „Wenn ein neuer Jugendlicher kommt und man weiß, dass er klaut, darf man sagen, dass man ihn nicht will“ • „Meist nirgends, außer bei bestimmten Sachen die nötig sind“

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Felder fehlender Mitbestimmung wenige Antworten, beziehen sich auf Recht auf Privatsphäre: • „wenn ein Fremder auf die Gruppe kommt“ • „Übergabe, über uns“ • „bei sehr, sehr vielem“

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Felder möglicher Mitbestimmung Viele und gute Antworten: • „Heimleitung“ • „Über Konsequenzen die es für Jugendliche gibt, wenn sie etwas verbrochen haben“ • „Dienstplan“ • „Frauenübernachtungsrecht“ • „Bei Geldern“ • „Bei Änderungen von Betreuern“ • „Bei Freizeitaktivitäten und-planungen“ • „Überall“ (Mehrfachnennung)

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Nutzeffekte von Mitbestimmung Persönlicher Nutzen: • • •

„Dass es mir dann besser geht“ „Meine Rechte werden gewahrt“ „Man gefällt sich selbst und den anderen, wenn man etwas richtig macht“

Genereller Nutzen • • • • •

„Einfach besseres Klima auf der Gruppe und im Jugendwerk von Jugendlichen und Betreuern“ „Auf der Gruppe, bessere Stimmung“ „Sonst kommt nix raus, es endet sonst in einer Diktatur“ „Dass alle zufrieden sind“ „Dann fühlt sich der Jugendliche einfach besser“

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Wenn du eine Beschwerde hast, hört man dir zu?

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Kannst du deine Hilfe beeinflussen?

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Hypothesen • Hypothese I: Eine längere Verweildauer begünstigt die Zufriedenheit mit der Einrichtung, verbessert die Beschwerde- und Beeinflussungsmöglichkeiten. • Hypothese II: Jugendliche, die für einen längeren Zeitraum mit und in der Einrichtung planen, sind zufriedener und schätzen die Beschwerde- sowie die Beeinflussungsmöglichkeiten besser ein.

Effekte II. • Subjektiv: Verbesserung der allgemeinen Atmosphäre, weniger Bereitschaftseinsätze, … • Objektiv: Entwicklung der Zahlen in und

• Quote der Abbrecher im ersten Hilfejahr ist halbiert • Positive Entwicklung Ressourcenindex

• Deutlicher Abbau von Defiziten:

Bericht 2006: Kosten-Nutzen-Relation: 1,03 Bericht 2008: Kosten-Nutzen-Relation: 3,66

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Fazit für die Praxis • Kooperative Grundhaltung: – Zutrauen in die Fähigkeiten des jeweils anderen – Bereitschaft, „Souveränität“/Macht abzugeben

• Strukturen und Instrumente • Zeit -> Entwicklung einer Beteiligungskultur

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Kohärenz Das Kohärenzgefühl ist ein zentraler Aspekt in der Salutogenese von Aaron Antonovsky (1923-1994). Nach Antonovsky ist Kohärenz: • Die Fähigkeit, dass man die Zusammenhänge des Lebens versteht. (Sense of Comprehensibility) • Die Überzeugung, dass man das eigene Leben gestalten kann. (Sense of Manageability) • Der Glaube, dass das Leben einen Sinn hat. (Sense of Meaningfulness)

Kohärenz und Beteiligung

Verstehen

Kohärenz

Informiert sein Was? Wer? Mit wem? Warum?

Beeinflussen

Mitgestalten und Mitbestimmen im Alltag

Sinn sehen

Ziele und die Richtung mitbestimmen

Beteiligung

Wo will ich hin? Wo wollen wir hin?

Partizipationsmöglichkeiten nutzen

Kohärenz aufbauen

Studie Dr. Sierwald/Sozialpädagogisches Institut SOS Kinderdorf e.V.: Je höher das Kohärenzgefühl, desto • größer ist die Zufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation und mit dem Heim, • wohler fühlen sich die Jugendlichen in der Gruppe, • zufriedener sind sie mit ihren Freundschaftsbeziehungen, • mehr Anerkennung „erfahren“ sie von ihren Erzieher/-innen, • besser fühlen sie sich über ihre Rechte informiert, • positiver bewerten sie die Beteiligungsmöglichkeiten im Heim.

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IKJ Mainz:

• „Für die Praxis bedeutet dies, dass vermehrt Anstrengungen unternommen werden müssen, dissoziale Kinder und Jugendliche aktiv in den Hilfeverlauf einzubinden und sie zur Kooperation zu bewegen, da dieses Prozessmerkmal ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine gelingende Hilfe ist.“ • „Die Hilfen bei dissozialen Jugendlichen erweisen sich als effektiv, wobei besonders die breite Förderung von wichtigen Ressourcen hervorgehoben werden kann.“