Hans-Werner Wahl Clemens Tesch-Römer Jochen Philipp Ziegelmann (Hrsg.)

Angewandte Gerontologie Interventionen für ein gutes Altern in 100 Schlüsselbegriffen

2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage

Verlag W. Kohlhammer

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2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2012 Alle Rechte vorbehalten © 2000/2012 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Umschlag: Gestaltungskonzept Peter Horlacher Umschlagabbildung: © istockphoto.com/Dieter Hawlan Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart Printed in Germany ISBN 978-3-17-021402-6

Inhalt

Inhalt

Bewährte Interventionen und neue Entwicklungen: Zur zweiten Auflage der »Angewandten Gerontologie« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Werner Wahl, Clemens Tesch-Römer und Jochen P. Ziegelmann

12

Teil I

19

Grundlagen und Basiskonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Grundlagen und Herausforderungen gerontologischer Intervention 1

Stellenwert und Ziele von Interventionsforschung und -praxis . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Werner Wahl

21

2

Multi- und interdisziplinäre Perspektiven. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermann Brandenburg

28

3

Epidemiologische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Weyerer

34

4

Neurowissenschaftliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Claudia Voelcker-Rehage

41

5

Multimorbidität als Interventionsherausforderung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Holzhausen und Christa Scheidt-Nave

48

6

Schwierige Lebenslagen als Interventionsherausforderung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Schmidt

54

7

Ethische Fragen und Grenzen von Intervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Kruse und Eric Schmitt

60

Interventionsgerontologische Basiskonzepte 8

Interventionsrelevante Konzepte der lebenslangen Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . Frieder R. Lang und Roland Rupprecht

66

9

Plastizität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias Kliegel, Katharina Zinke und Alexandra Hering

72

10

Gesundheit und Krankheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Susanne Wurm

78

11

Autonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Diehl

84 5

Inhalt

12

Krise und Bewältigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Leipold und Werner Greve

90

13

Generationenzugehörigkeit und individuelle Intervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pasqualina Perrig-Chiello

96

14

Sozialer Wandel und gesellschaftliche Rahmenbedingungen von Intervention . 102 Andreas Motel-Klingebiel

15

Ressourcen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Christina Röcke und Mike Martin

16

Geriatrisches Assessment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Andreas E. Stuck

Sozialpolitische Rahmenbedingungen 17

Arbeit und Erwerbsbeteiligung im höheren Lebensalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Christoph Behrend

18

Armut im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Britta Bertermann, Gerhard Naegele und Elke Olbermann

19

Alterssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Gerhard Naegele und Katrin Schneiders

20

Gesundheitsversorgung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Ulla Walter, Martin Stolz und Nils Schneider

21

Pflegeversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Thomas Klie

22

Höchstaltersgrenzen im Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Gerhard Igl

Teil II Interventionszugänge auf individueller Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Prävention im Lebenslauf 23

Formen und Bedeutung von Prävention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Benjamin Schüz und Jochen P. Ziegelmann

24

Entwicklungsberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Horst Gräser

25

Prävention körperlicher Erkrankungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Paul Gellert und Wolfram J. Herrmann

26

Prävention dementieller Erkrankungen im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 Christine Sattler, Britta Wendelstein und Johannes Schröder

27

Prävention psychischer Krankheiten im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Elzbieta Kuzma, Johannes Pantel und Johannes Schröder

28

Prävention von Pflegebedürftigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Hans-Werner Wahl und Andreas Kruse

6

Inhalt

29

Präventive Hausbesuche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 Stephan Born und Andreas E. Stuck

30

Suizidprävention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 Eva-Marie Kessler

Unterstützung bei Herausforderungen des Alterns und Lebensendes 31

Lebensgestaltung im höheren Alter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 Alexandra M. Freund und Marie Hennecke

32

Vorbereitung auf und Umgang mit Pensionierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 Wolfgang Clemens

33

Krankheit und Krankheitsmanagement. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Matthias Kliegel, Sarah S. Brom, Marlen Melzer und Canan Akgün

34

Umgang mit Verwitwung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 Kathrin Boerner

35

Vorbereitung auf das Lebensende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 Sabine Engel

36

Hospizbewegung und Sterbebegleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 Andreas Kruse und Eric Schmitt

37

Sterben bei Demenzkranken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 Karin Wilkening

Körperliche Aktivität, Alltagskompetenz und Freizeit 38

Verbesserung der Gehirnfunktion und der kognitiven Leistungsfähigkeit durch körperliche Aktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 Kirk I. Erickson, Destiny L. Miller und Andrea M. Weinstein

39

Einfluss körperlichen Trainings auf dementielle Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . 261 Oliver Huxhold

40

Erhalt und Wiedergewinnung von Alltagskompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 Hans-Werner Wahl

41

Freizeitgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 Franz Kolland

Kognitive Gesundheit und Krankheit 42

Kognitives Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Anne Eschen, Jacqueline Zöllig und Mike Martin

43

Kognitives Training bei leichter kognitiver Beeinträchtigung und Demenz. . . . . 285 Elke Ahlsdorf

44

Medikamentöse Intervention bei Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 Lucrezia Hausner und Lutz Frölich

45

Nicht-medikamentöse Interventionen und Lebensqualitätsverbesserung bei Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 Martina Schäufele 7

Inhalt

46

Lebensqualitätsverbesserung bei alten Menschen mit geistiger Behinderung . . . 304 Andreas Kruse und Christina Ding-Greiner

Emotionale Gesundheit, Depression und verwandte Erkrankungen 47

Selbstmanagement und psychisches Wohlbefinden bei älteren Menschen . . . . . . 310 Nardi Steverink

48

Intervention bei Depression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 Martin Hautzinger

49

Intervention bei Ängsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324 Annette Kämmerer

50

Intervention bei posttraumatischer Belastungsstörung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 Simon Forstmeier und Andreas Maercker

51

Somatoforme Erkrankungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336 Anja Born und Elmar Brähler

52

Psychopharmakaintervention bei primär affektiven Störungen . . . . . . . . . . . . . . . 342 Tarik Karakaya und Johannes Pantel

Psychotherapie 53

Wirkung von Psychotherapie im Alter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 Martin Pinquart

54

Psychoanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 Gereon Heuft

55

Verhaltenstherapie im Alter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362 Ilga Opterbeck und Susanne Zank

56

Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 Ingrid Heimbach

57

Paartherapie mit älteren Paaren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376 Astrid Riehl-Emde

58

Familientherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382 Johannes Johannsen

Rehabilitation 59

Geriatrie und geriatrische Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 Rahel Eckardt und Elisabeth Steinhagen-Thiessen

60

Schlaganfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395 Peter Oster und William Micol

61

Sturz und Motorik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401 Clemens Becker und Simone Nicolai

62

Seh- und Höreinbußen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 Clemens Tesch-Römer und Hans-Werner Wahl

8

Inhalt

63

Umgang mit Schmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413 Thomas Fischer und Kirsten Kopke

64

Ernährungsintervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 Cornel C. Sieber

Teil III Interventionen in der Nahumwelt älterer Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 Interventionen zur Förderung sozialer Beziehungen und sozialer Eingebundenheit 65

Die Gestaltung sozialer Beziehungen im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 Frieder R. Lang und Margund K. Rohr

66

Einsamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435 Clemens Tesch-Römer

67

Sexualität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441 Sonja Heidenblut und Susanne Zank

68

Möglichkeiten der Förderung von Generationenbeziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 447 François Höpflinger

Interventionen in der professionellen und informellen sozialen Pflegewelt 69

Pflegende Berufe in der Altenhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 Eva-Maria Neumann

70

Fort- und Weiterbildung in Altenarbeit und Altenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 459 Sabine Kühnert

71

Belastung, Beanspruchung und Burnout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 466 Andreas Zimber und Siegfried Weyerer

72

Pflegende Angehörige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472 Hanneli Döhner und Susanne Kohler

73

Pflege und Erwerbstätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 479 Monika Reichert

Interventionen in der räumlichen und technischen Nahumwelt 74

Arbeitsgestaltung für ältere Beschäftigte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486 Karlheinz Sonntag

75

Wohnen, Wohnraumanpassung und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492 Hans-Werner Wahl und Frank Oswald

76

Technik im Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 499 Katrin Claßen

77

Technik in Pflege und Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 507 Clemens Becker und Klaus Pfeiffer

78

Automobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 Heinz Jürgen Kaiser 9

Inhalt

Teil IV Interventionen im Quartier und in der kommunalen Umwelt älterer Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521 Quartier- und gemeindebezogene Interventionszugänge 79

Zugehende Altenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523 Fred Karl

80

Bildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529 Ines Himmelsbach

81

Gemeindebezogene gerontopsychiatrische Intervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 Hans Gutzmann und Uwe Klein

82

Selbsthilfe – Organisationen und Formen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 Peter Zeman

83

Ältere mit Migrationshintergrund. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 Helen Baykara-Krumme

Wohnen und Infrastruktur 84

Aktuelle und zukunftsträchtige Wohnformen für das Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554 Ursula Kremer-Preiß

85

Bauliche Gestaltung in Alten- und Pflegeheimen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562 Lothar Marx

86

Umzug im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569 Frank Oswald

87

Infrastruktur und Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576 Georg Rudinger und Kristina Kocherscheid

Partizipation und Engagement: Chancen und Risiken 88

Mediennutzung und Partizipation an der modernen Medienwelt . . . . . . . . . . . . . 582 Michael Doh

89

Ältere Menschen als Konsumenten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589 Carolin Eitner und Gerhard Naegele

90

Alternde Singles. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 596 Marina Schmitt und Hans-Werner Wahl

91

Ehrenamtliches Engagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 602 Gertrud M. Backes und Christian Dirb

92

Kriminalität und Gewalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 Werner Greve und Thomas Görgen

93

Veränderung von Altersbildern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 614 Eva-Marie Kessler

10

Inhalt

Teil V Methodenfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 621 Interventionsinstrumente und Datenanalyseverfahren 94

Kriterien entwicklungsorientierter Interventionsforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 623 Jochen Philipp Ziegelmann

95

Auswahl von Erhebungsinstrumenten für Interventionsstudien . . . . . . . . . . . . . . . 631 Bernhard Leipold und Susanne Zank

96

Bedeutung systematischer Reviews und Meta-Analysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 637 Martin Pinquart

Gesundheitsökonomie 97

Gesundheitsökonomische Aspekte von Interventionsprogrammen . . . . . . . . . . . . 643 Frank Schulz-Nieswandt

Evaluationsmethodologie und Implementierungsforschung 98

Qualitätssicherung und Evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 648 Stefan Görres, Rosa Mazzola und Markus Zimmermann

99

Vom Modellprojekt zur Regelversorgung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 654 Martina Schäufele und Maria Feuerhack-Conrad

100

Prinzipien der Übersetzung und Implementierung in die Praxis . . . . . . . . . . . . . . . 660 Manfred Diehl und Hans-Werner Wahl

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 667 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 677

11

Einführende Überlegungen zur Angewandten Gerontologie

Bewährte Interventionen und neue Entwicklungen: Zur zweiten Auflage der »Angewandten Gerontologie« Hans-Werner Wahl, Clemens Tesch-Römer und Jochen P. Ziegelmann

Gerontologie – auch eine angewandte Wissenschaft Es ist wohl einer der ältesten Menschheitsträume, Altern als gestaltbar, ja, gar als potentiell umkehrbar zu betrachten, wie dies sinnbildlich in dem bekannten Gemälde »Der Jungbrunnen« von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Jahre 1546 zum Ausdruck kommt. Bisweilen hat man den Eindruck, dass derartige »Jungbrunnen-Phantasien« heute aktueller denn je sind, und die mittlerweile recht etablierte »AntiAging«-Medizin gehört zum alltäglichen Versorgungsbild, etwa im Bereich des »sichtbaren« Alterns, adressiert von der Dermatologie und Kosmetikindustrie. Die Gestaltung eines guten und »aktiven« Alterns ist angesichts der weiter steigenden Lebenserwartung sicher für alternde Individuen und unsere Gesellschaft als Ganzes zu einem zentralen Anliegen geworden (Kruse & Wahl, 2010). Merkmale von Lebensqualität wie ein hohes subjektives Wohlbefinden, soziale Integration und gesellschaftliche Partizipation sind ebenso angesprochen wie die mit dem langen Leben verbundenen Kosten, sei es im Bereich der sozialen Sicherungssysteme oder im Bereich des Gesundheitswesens. Es geht offensichtlich weniger um Quantität im Sinne einer sich stetig weiter verlängernden mittleren Lebensspanne, als um die Qualität einer noch nie in der Menschheitsgeschichte so weit ausgedehnten Altersphase mit vielen neuen Potentialen, aber auch neuen Risiken. Dabei 12

sind einseitige Sichtweisen und Zerrbilder des Alterns, wie etwa die ausschließliche Wahrnehmung von Defiziten oder Potentialen, oder Vorstellungen permanenter »Anti-Aging-Maßnahmen« oder gar Phantasien einer »Alterslosigkeit« des menschlichen Erwachsenenlebens wohl nicht sehr hilfreich. Ursula Lehr (1979) umriss bereits vor über drei Jahrzehnten das Feld der Interventionsgerontologie als das »Insgesamt der Bemühungen, bei psychophysischem Wohlbefinden ein hohes Lebensalter zu erreichen«. Diese Anwendungskomponente gerontologischen Wissens wurde und wird als ein essentieller Bestandteil der Gerontologie und sogar zunehmend als Bewertung von Forschungsqualität betrachtet (Stichworte sind hier Implementierung und »Translation«). Baltes und Baltes (1992) haben Gerontologie definiert als »Beschreibung, Erklärung und Modifikation von körperlichen, psychischen, sozialen, historischen und kulturellen Aspekten des Alterns und des Alters, einschließlich der Analyse von alternsrelevanten und alternskonstituierenden Umwelten und sozialen Institutionen« (S. 8). In dieser Definition ist erstens die Modifikation von Altern und Alter (also von Prozess und Ergebnis) ausdrücklich erwähnt, es wird zweitens herausgestellt, dass diese Modifikationsbestrebungen nicht nur körperlicher Art und

Einführende Überlegungen zur Angewandten Gerontologie

somit etwa rein medizinische Veränderungszugänge nicht hinreichend sind, um die Bandbreite einer Interventionsgerontologie zu beschreiben. Drittens wird gesagt, dass Altern und Alter im Hinblick auf Beschreibung, Erklärung und Modifikation auch den Einbezug von Umweltbedingungen bis hin zu sozialen Institutionen voraussetzen. Hintergrund der Interventionsgerontologie ist demnach nicht zuletzt die Überzeugung, dass sich auch der Verlauf des sogenannten normalen Alterns durch geeignete Maßnahmen verbessern lässt. Der klassische Begriff des »environmental enrichment«, der sich nur schwer übersetzen lässt, scheint, nicht zuletzt aufgrund neuer Befunde, eine Renaissance zu erfahren (Hertzog et al., 2008). Negative Entwicklungen des Alterns sowie pathologische Prozesse im Alter, wie beispielsweise Demenz werden nicht länger als unbeeinflussbares »Naturgeschehen« oder als erblich determinierte Abläufe gesehen, sondern als Wirkungen eines ganzen Bündels von Faktoren, von denen zumindest einige nachhaltig beeinflussbar sind und damit zu dauerhaften Verbesserungen von Alternsverläufen führen können (Rowe & Kahn, 1998). Solche Vorstellungen waren in der Gerontologie allerdings nicht immer selbstverständlich, und ein gewisser Interventionspessimismus ist auch heute alles andere als eine Seltenheit (Wahl & Zank, 2006). In den 1950er und 1960er Jahren beherrschte ein Defizitbild des Alters das Forschungsgeschehen und das Feld der praktischen Altenhilfe, das relativ wenig Raum für positive Veränderungen bot. In den 1970er und 1980er Jahren hat sich dann vor allem in den USA ein regelrechter »Interventionskult« des Alters entwickelt, der von der Hoffnung getragen wurde, einen Großteil der Verlustphänomene des Alter(n)s vermeiden oder rückgängig machen zu können. Als Grundlage für diesen Interventionsoptimismus konnte auf

Forschungsbefunde und Trainingsstudien rekurriert werden, in denen die hohe Plastizität des Alters im Bereich der geistigen Leistungsfähigkeit und im Bereich alltäglicher Handlungsfertigkeiten belegt wurde. Es folgte eine Distanzierung von einer allzu biologisch determinierten Sicht des Alters; stattdessen wurde die Umweltabhängigkeit von Alternsverläufen und damit auch die Veränderbarkeit des Alterns durch Veränderungen in der sozialen und räumlichen Umwelt in den Vordergrund gerückt. Im gleichen Atemzug fand auch eine Aufwertung der Interventionsforschung statt. »Gero-Interventionen« wurden nun verstanden als zielgerichtete und planmäßige Einflussnahme auf den Alternsverlauf, die unabdingbar einer theoretischen Orientierung, einer empirischen Prüfung und auch einer ethischen Reflexion bedürfen. War diese Neuorientierung sehr stark durch Arbeiten aus der psychologischen und sozialen Gerontologie geprägt, so erhielt zeitlich parallel auch die Rehabilitationsperspektive innerhalb der Geriatrie starken Auftrieb. Insgesamt wirken beide Impulse der interventionsgerontologischen Forschung und Praxis der 1970er und 1980er Jahre, der eher psychologische und sozialwissenschaftliche sowie der eher medizinisch-geriatrische, bis heute positiv nach. Allerdings hat sich in den 1990er Jahren das Bild weiter ausdifferenziert und das »Janusgesicht« des Alters (Baltes, 1989) hat auch im Bereich der Anwendung seinen Niederschlag gefunden. Auf der einen Seite steht spätestens seit den 1990er Jahren ein breites Spektrum von auf die Veränderung des Alterns zielenden Interventionsmöglichkeiten zu Verfügung, die auf einer fundierten theoretischen Grundlage basieren und sich auch empirisch bewährt haben. Auf der anderen Seite zeichnen sich Grenzen der Intervention ab, etwa im Bereich der geriatrischen Rehabilitation bei ausgeprägter somatischer Multimorbidität, bei dementi13

Einführende Überlegungen zur Angewandten Gerontologie

ellen Erkrankungen oder bei lebenslang wirksamen ungünstigen Lebenslagemerkmalen (z. B. niedrige Bildung, lange Pha-

sen der Arbeitslosigkeit im Erwerbsleben, fehlende Alltagskompetenzen). Wo stehen wir heute?

Angewandte Gerontologie gestern, heute und morgen: Neue Einsichten Im Jahre 2000 erschien das Buch »Angewandte Gerontologie in Schlüsselbegriffen« (hrsg. von Hans-Werner Wahl und Clemens Tesch-Römer) mit der Zielsetzung, den Stand der Forschung und Praxis zu Beginn des 21. Jahrhunderts möglichst vollständig zu beleuchten. Dieses Buch entwickelte sich zu einem vielzitierten und vielgebrauchten Nachschlagewerk der gerontologischen Interventionsforschung und -praxis im deutschsprachigen Raum. Allerdings wird die Halbwertzeit neuen Wissens und neuer Erkenntnisse auch im Bereich der gerontologischen Interventionen zunehmend kürzer, und zudem treten neue Konzepte und Sichtweisen immer rascher auf die Bühne der wissenschaftlichen Diskussion. So wurde das Aktualisierungsbedürfnis immer dringlicher, und es wurde auch schnell deutlich, dass auch das Gesamtkonzept des Buches im Sinne einer »völlig neubearbeiteten Neuauflage« fortzuschreiben bzw. zu optimieren war. Warum? Im Bereich der gerontologischen Interventionsforschung ist es in den zurückliegenden zehn Jahren in vielfacher Hinsicht zu Fortschritten gekommen. Einige Beispiele: In Bezug auf kognitive Trainings sind große randomisierte Studien auf den Weg gebracht worden, von denen nunmehr auch Ergebnisse vorliegen. Die Thematik der Verbesserung der Lebensqualität von alten Menschen mit dementiellen Erkrankungen ist intensiv bearbeitet worden und hat heute einen gegenüber der Situation im Jahr 2000 deutlich erweiterten Erkenntnis- und Praxis14

stand erreicht. Studien zur Rolle physischer Aktivität im Alter unterstreichen deren Bedeutung nicht nur im Hinblick auf die Prävention von körperlichen Erkrankungen, sondern auch bezüglich Wohlbefinden und vor allem kognitiven Leistungen. Es sind zwischenzeitlich auch zu praktisch allen wesentlichen Bereichen der Interventionsforschung im Laufe der zurückliegenden zehn Jahre systematische Reviewarbeiten bzw. Meta-Analysen erschienen. Ferner besitzen wir heute zum ersten Mal substantielle Evidenz dafür, dass und wie Interventionen hirnorganisch »wirken«. Auch die Methodologie der Interventionsforschung hat sich erheblich verbessert, und damit ist die Belastbarkeit von Ergebnissen bedeutsam angewachsen. Schließlich hat sich auch auf der Ebene der praktischen Anwendung von Interventionen viel getan. So werden neue Versorgungswege und -formen beschritten (Beispiele: präventiver Hausbesuch, Wohngemeinschaften für Demenzkranke, Technik in der Pflege), und Kohorteneffekte auf der Seite der alten Menschen rücken Interventionsformen und deren Inanspruchnahme in ein neues Licht (Beispiele: Kundenorientierung in der Pflege, veränderte Einstellungen gegenüber Psychotherapie, Nutzung des Internet als Medium zur Gesundheitsvorsorge). Für die Interventionsgerontologie halten wir die bereits erwähnte Unterscheidung von Interventionen, die das normale Altern unterstützen und Interventionen, die eher das pathologische Altern adressieren, für

Einführende Überlegungen zur Angewandten Gerontologie

nach wie vor überaus bedeutsam. Gerade in einer Zeit, in der zwar immer mehr Menschen alt und sehr alt werden, jedoch vielfach Anlass zu der Annahme besteht, dass die Potentiale des Alterns nicht ausreichend genutzt werden, sind Interventionen in Richtung des »normativen« Alterns, das deutlich weiter optimiert werden kann (bisweilen wird von erfolgreichem Altern gesprochen), hoch aktuell geworden. Andererseits sind die Gruppen mit schwerwiegenden Einbußen (prototypisch: Demenzerkrankungen) und gravierende Formen von Multimorbidiät vor allem aufgrund des schnellen Anstiegs der Hochaltrigen quantitativ in starkem Maße angewachsen und verlangen nach neuen Interventionsantworten. Nicht zuletzt ist es jedoch auch wichtig, auf das immer wieder vernachlässigte und tabuisierte Thema »Sterben und Tod als eine Herausforderung des Alterns« einzugehen und auch hier aufzuzeigen, welche Möglichkeiten der Intervention es gibt.

Auch die in der Neuauflage noch stärker hervortretende Lebenslauforientierung in der Interventionsforschung und -praxis ist keineswegs neu, hat jedoch durch das heute immer normativer werdende »lange Leben und Altern« zusätzlich an Brisanz gewonnen. So muss sich heute die Interventionsgerontologie immer mehr an einer lebenslangen Entwicklungsperspektive orientieren, beispielweise durch frühzeitige Interventionen in den Bereichen körperlichen und kognitiven Trainings; aber auch im Sinne einer bereits früh im Leben anzusiedelnden Beratung im Hinblick auf Lebensplanung und -gestaltung, welche sich den Veränderungen, die sich im Lebenslauf der Menschen ergeben, anpasst. Gleichzeitig darf angesichts der Notwendigkeit, sich möglichst früh im Leben auf das Alter vorzubereiten, das Thema Hochaltrigkeit nicht aus dem Blick gelassen werden. Insofern werden in verschiedenen Kapiteln des vorliegenden Bandes besondere Aspekte der Intervention bei Hochaltrigen diskutiert.

Die »neue« Angewandte Gerontologie Mit der Veränderung des Titels des Buches »Angewandte Gerontologie: Interventionen für ein gutes Altern in 100 Schlüsselbegriffen« möchten wir deutlicher als in der Erstauflage die grundlegende Ambition von Gero-Interventionen zum Ausdruck bringen: Altern zu verbessern und zu optimieren. Damit kommt der Angewandten Gerontologie eine zentrale Rolle im Rahmen einer stark alternden Gesellschaft wie der deutschen zu. Die Zahl 100 in unserem Titel weist darauf hin, dass wir die Beitragsanzahl deutlich erhöht haben (Erstauflage: 68). Der Hauptgrund liegt darin, dass aus unserer heutigen Sicht eine Behandlung des weiten Felds der Interventionsgerontologie eines solch umfassenden Zugangs bedarf,

um für ein Maximum an unterschiedlichen Zielgruppen attraktiv zu sein. Grundsätzlich war es unser Ziel, die gute Substanz der ersten Auflage zu erhalten, diese jedoch auch in bedeutsamer Weise fortzuschreiben. In der Konsequenz stellt sich das Konzept der zweiten Auflage deutlich anders als jenes der ersten dar. Neu sind die folgenden Aspekte: Eine wichtige Zielrichtung der Neuauflage besteht darin, die Interventions- und Anwendungsrelevanz der Beiträge noch weiter zu erhöhen. Gleichzeitig ist es uns sehr wichtig, die notwendige Lebenslauforientierung der Interventionsgerontologie sowie die bereits angesprochene Unterscheidung von Interventionen in Richtung des normalen versus 15

Einführende Überlegungen zur Angewandten Gerontologie

pathologischen Alterns noch deutlicher als in der ersten Auflage zu machen. Noch stärker als in der Erstauflage ist es uns ferner ein Anliegen, den Blickwinkel unterschiedlicher Disziplinen (z. B. Psychologie, Teil I

Soziologie, Geriatrie, Pflege, Epidemiologie, Pädagogik, Sozialrecht und Politik) auf die Interventionsgerontologie einzubringen. Das Buch gliedert sich in die folgenden Abschnitte und inhaltlichen Schwerpunkte:

Grundlagen und Basiskonzepte Grundlagen und Herausforderungen gerontologischer Intervention Interventionsgerontologische Basiskonzepte Sozialpolitische Rahmenbedingungen

Teil II Interventionszugänge auf individueller Ebene Prävention im Lebenslauf Unterstützung bei Herausforderungen des Alterns und Lebensendes Körperliche Aktivität, Alltagskompetenz und Freizeit Kognitive Gesundheit und Krankheit Emotionale Gesundheit, Depression und verwandte Erkrankungen Psychotherapie Rehabilitation Teil III Interventionen in der Nahumwelt älterer Menschen Interventionen zur Förderung sozialer Beziehungen und sozialer Eingebundenheit Interventionen in der professionellen und informellen sozialen Pflegeumwelt Interventionen in der räumlichen und technischen Nahumwelt Teil IV Interventionen im Quartier und in der kommunalen Umwelt älterer Menschen Quartier- und gemeindebezogene Interventionszugänge Wohnen und Infrastruktur Partizipation und Engagement: Chancen und Risiken Teil V Methodenfragen Interventionsinstrumente und Datenanalyseverfahren Gesundheitsökonomie Evaluationsmethodologie und Implementierungsforschung

In den Beiträgen der zweiten Auflage haben wir stärker darauf geachtet, ob und wie die behandelten Interventionsmethoden im deutschen Versorgungssystem umsetzbar und finanzierbar sind. Ganz bewusst haben wir für die Neuauflage auch einen jüngeren Kollegen und Experten der gerontologischen Interventionsforschung, Jochen P. Ziegelmann, als dritten Herausgeber hinzugenommen. Wir möchten auf diesem Wege unseren Anspruch unterstreichen, dass in der Neuauflage alle wesentlichen Entwicklungen der neueren und neuesten Interventionsforschung sowie deren kritische Einschätzung zum Zuge kommen. 16

Wir ziehen im Übrigen den Begriff der Angewandten Gerontologie dem der Interventionsgerontologie vor, weil wir denken, dass damit das Spektrum potentiell interventionsrelevanter Befunde und Erkenntnisse besonders weit umrissen werden kann. Interventionsgerontologie geht eher von den verfügbaren Maßnahmen aus und beschreibt deren theoretische Begründung und empirische Bewährung. Angewandte Gerontologie dagegen geht eher von der Befundlage der klassischen grundlagenwissenschaftlichen Bereiche und Disziplinen der Gerontologie aus und fragt nach deren Veränderungspotential.

Einführende Überlegungen zur Angewandten Gerontologie

Anvisierte Leserschaft Wir möchten mit diesem Buch in gewisser Weise einen Spagat zwischen Wissenschaft, Lehre und Anwendung wagen. So soll das Buch grundlagenwissenschaftlich tätigen Wissenschaftlern in den unterschiedlichsten Bereichen der Alterns- und Lebenslaufforschung Hilfestellungen bieten, sich umfassend über die gerontologische Interventionsforschung zu informieren sowie, wie dies zunehmend geschieht, Interventionskomponenten in eigene Forschungsprojekte (seien sie experimentell oder korrelativ) einzubauen. Das Buch richtet sich auch an Studierende der Gerontologie und pflegewissenschaftlichen Studiengänge an Universitäten und Fachhochschulen im deutschsprachigen Raum und ist insbesondere durch seine klare Strukturierung und knappen Beiträge dazu auch sehr gut geeignet. Ansprechen möchten wir ferner mit dem Buch auch Professionelle, die in der gesamten Bandbreite von Interventionsaufgaben tätig sind und die den Anspruch haben, ihr praktisches Handeln in einen breiteren Kontext der Verbesserung von Alternsverläufen einzuordnen und zu reflektieren. Angesprochen werden sollen beispielsweise Personen in einschlägigen Funktionen (z. B. Stadtplanung, Gesundheitsplanung, Pflegeplanung, Verkehrsplanung) in Gemeinde, Bund und Land, Akteure in Wohlfahrtsverbänden und Gesundheitskassen und Professionelle auf unterschiedlichen Ebenen in Pflegeeinrichtungen sowie geriatrischen und psychiatri-

schen Institutionen, bis hin zu einer Reihe von zunehmend auch altersrelevanten Berufen und Feldern wie z. B. Architekten, Psychotherapeuten, Personalchefs und Tourismusunternehmen. Dabei geht es uns allerdings nicht um die Vermittlung von detailliertem Interventionshandlungswissen, sondern darum, Grundlagen der Angewandten Gerontologie so zu vermitteln, dass in den unterschiedlichsten Bereichen konkrete Interventionen hoch informiert geplant, durchgeführt und bewertet werden können. Es ist der Ansatz des Buchs, all diesen Akteuren und sonstigen Buchinteressenten einen ganzheitlichen Zugang zum Thema Intervention zu vermitteln und damit auch die notwendige, aber immer noch zu wenig stattfindende Vernetzung zwischen Disziplinen und Professionen zu befördern. Das Buch nimmt auch Bezug auf die Beobachtung, dass alte Menschen wie Professionelle heutzutage einer großen Zahl von Veränderungsoptionen gegenüberstehen und dass sich das Bild vom Älterwerden ständig wandelt. Die »neuen Alten« von heute und erst recht die alten Menschen von morgen und übermorgen haben andere Erwartungen an Unterstützung, Hilfe und gesundheitliche Versorgung, die ernst genommen werden müssen. Zu all diesen Aspekten will das Buch eine kritische Orientierung für unterschiedliche Gruppen von Professionellen und vielleicht auch für ältere Menschen selbst bieten.

Danksagung Wir möchten abschließend dem Kohlhammer Verlag, speziell Dr. Ruprecht Poensgen und Ulrike Merkel, sehr herzlich für die

überaus angenehme Kooperation und exzellente fachliche Beratung danken. Ohne diese Unterstützung wäre dieses Projekt 17

Einführende Überlegungen zur Angewandten Gerontologie

mit Sicherheit nicht zustande gekommen. Dr. Jochen P. Ziegelmann wurde während der Entstehungszeit dieses Werkes mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (Fostering Lifelong Autonomy and Resources in Europe: Behaviour and Successful Aging: FLARE-BSA) geför-

dert. Bedanken möchten wir uns ferner bei Ursula König und Rebecka Andrick für das hochkompetente, etwa zwei Jahre dauernde Management bei der Entstehung des Buches. Schließlich danken wir auch allen Autorinnen und Autoren, die bei diesem Buch mitgewirkt haben, sehr herzlich.

Literatur Baltes, P. B. & Baltes, M. M. (1992). Gerontologie: Begriff, Herausforderung und Brennpunkte. In P. B. Baltes & J. Mittelstraß (Hrsg.), Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Forschungsbericht 5 (S. 1–34). Berlin: de Gruyter. Baltes, P. B. (1989). Das Doppelgesicht des Alterns. In Jahrbuch 1989 der Max-Planck Gesellschaft (S. 41–60). München: Vandenhoeck & Ruprecht. Hertzog, C., Kramer, A. F., Wilson, R. S. & Lindenburger, U. (2008). Enrichment effects on adult cognitive development: Can the functional capacity of older adults be preserved and enhanced? Psychological Science in the Public Interest, 9 (1), 1–65. Kruse, A. & Wahl, H.-W. (2010). Zukunft Altern. Individuelle und gesellschaftliche Wei-

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chenstellungen. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. Lehr, U. M. (1979). Gero-Intervention – das Insgesamt der Bemühungen, bei psychophysischem Wohlbefinden ein hohes Lebensalter zu erreichen. In U. Lehr (Hrsg.), Interventionsgerontologie (S. 1-49). Darmstadt: Steinkopff. Rowe, J. W. & Kahn, R. L. (1998). Successful aging. New York: Pantheon Books. Wahl, H.-W. & Tesch-Römer, C. (Hrsg.). (2000). Angewandte Gerontologie in Schlüsselbegriffen. Stuttgart: Kohlhammer. Wahl, H.-W. & Zank, S. (2006). Interventionsgerontologie. In W. D. Oswald, U. Lehr, C. Sieber & J. Kornhuber (Hrsg.), Gerontologie. Medizinische, psychologische und sozialwissenschaftliche Grundbegriffe (3. Auflage; S. 225–230). Stuttgart: Kohlhammer.

I Grundlagen

Einführende Überlegungen zur Angewandten Gerontologie

Teil I Grundlagen und Basiskonzepte

1

I Grundlagen

Grundlagen und Herausforderungen gerontologischer Intervention Stellenwert und Ziele von Interventionsforschung und -praxis Hans-Werner Wahl

Zusammenfassung Gero-Interventionen können als »Härtetest« des Erfolgs der Alternswissenschaft angesehen werden. Sie zeigen die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten ihrer Befunde, aber auch die bedeutsame Plastizität des alternden menschlichen Systems in seinen physischen, psychischen und sozialen Bereichen. Interventionen unterstreichen ferner die Gestaltbarkeit (auch) des späten Lebens, sie unterstützen Bemühungen um ein gutes Leben im Alter und sie nähren damit auch

Utopien dessen, was im Alter, selbst im sehr hohen Alter, möglich ist. Vor diesem Hintergrund werden in diesem Kapitel die Bedeutsamkeit von Interventionen für die Alternswissenschaft, für alternde Menschen, für ihre Angehörigen, für eine ganze Reihe von Professionen und für die Gesellschaft aufgezeigt, definitorische Klärungen angeboten, Ziele und Strategien von Interventionen erläutert sowie wesentliche Anwendungsfelder der Interventionsgerontologie umrissen.

Einführung Für die Alternswissenschaft sind Interventionen mehrfach bedeutsam. Erfolgreiche und effiziente Interventionen zeigen etwa die große Plastizität des alternden menschlichen Systems, und sie spiegeln gleichzeitig das Potential der Alternswissenschaft, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu transferieren – ein hehres Ziel aller Wissenschaften (Willis, 2001). In gewisser Weise ist, wie auch Salthouse (2006) schreibt, der Erfolg in der Praxis der »Härtetest« für die Gültigkeit alternswissenschaftlicher Befunde bzw. von Alternstheorien, insbesondere der dort getroffenen Kausalitätsannahmen

hinsichtlich dessen, was in welcher Weise und in welchen Konstellationen »wirkt«. Auch alte Menschen selbst profitieren von Interventionen, zeigen sie doch, was alles »trotz Alters« bzw. trotz altersabhängiger Einbußen und Verluste möglich bzw. wieder erreichbar ist. Es ist in diesem Zusammenhang eine der zentralen Errungenschaften der modernen Alternsforschung und ihrer Befunde, Altern nicht als einen nur biologisch determinierten »Abbauvorgang« zu betrachten. Eine solche Sichtweise hat im Übrigen auch dazu geführt, neben der Altersmedizin und Alterspsychiatrie auch Fä21

Grundlagen und Herausforderungen gerontologischer Intervention

cher wie Gerontopsychologie, Alterssoziologie und Geragogik, also einen psychologischen, sozialen und erziehungswissenschaftlichen Zugang zu Alter und Altern, in den Mittelpunkt des Wissenschaftsfelds Gerontologie zu rücken (Wahl & Heyl, 2004). Angehörige sind oft durch die mit dem Altern eintretenden Veränderungen ihrer Partner oder Eltern, prototypisch dementielle Veränderungen, stark gefordert und nicht selten psychisch und physisch sehr belastet. Hilfreiche Interventionen, bei den älteren Menschen selbst, aber auch bei Angehörigen, können hier zu Entlastungen und zu einem besseren Umgang mit der Pflegesituation, aber auch mit eigenen Lebenszielen führen. Interventionen führen zudem stetig zu einer weiteren Verbesserung der Profilierung unterschiedlichster Professionen. Beispielsweise hat international der Berufsstand der Ergotherapeuten gerade durch Interventionserfolge bei alten Menschen signifikante Profilierungen mit heute, gegenüber der Situation etwa noch in den 1990er Jahren, deutlich anderen, eben auch auf ältere Menschen bezogenen Ausbildungs- und Tätigkeitsinhalten erfahren. Interventionen sind schließlich auch für die Gesellschaft insgesamt von großer Be-

deutung. Sie können beispielsweise durch den Nachweis dessen, was »noch« spät im Leben möglich ist, negativen Altersstereotypen entgegenwirken, aber sie können auch, ganz handfest, Gesundheitskosten sparen, etwa wenn gezeigt werden kann, dass die Unterstützung und Edukation im »Disease-Management« von chronischen Krankheiten zu deutlichen Einsparungen im Psychopharmakaverbrauch bei älteren Menschen führen kann. Historisch hat sich das Feld der Interventionsgerontologie seit den 1970er Jahren dynamisch entwickelt. Die Entwicklung ist eng verbunden mit Namen wie Paul und Margret Baltes, Louis Burgio, Ellen Langer, Ursula Lehr, Judith Rodin, Richard Schulz, Sherry Willis und Robert Rubenstein. Nachdem in den 1980er Jahren erste eher begrenzte Interventionsforschungsprojekte (wie z. B. das »Adult Development and Enrichment Project«/ ADEPT Programm zum kognitiven Training von Baltes und Kollegen) erfolgreich abgeschlossen wurden, sehen wir seit den 1990er Jahren große kontrollierte Studien wie beispielsweise die kognitiv orientierte Interventionsstudie »Advanced Cognitive Training for Independent and Vital Elderly« (ACTIVE; Ball et al., 2002).

Definition von Intervention und wichtige Unterscheidungen Gemäß einer heute klassischen Definition von Lehr (1979) beinhaltet Interventionsgerontologie das »Insgesamt der Bemühungen, bei psychophysischem Wohlbefinden ein hohes Lebensalter zu erreichen«. In Anlehnung an einen Vorschlag von Smyer, Zarit und Qualls (1990) kann man Interventionen verstehen als Prozess geplanter Verhaltensveränderung (mit einem sehr weit gefassten Begriff von Verhalten), der auf der systematischen An22

wendung von Prinzipien, Theorien und Befunden aus unterschiedlichen Gebieten der Alternswissenschaft beruht. Gero-Interventionen sollten demnach stets wissenschaftlich fundiert sein, auch wenn sie sicherlich in ihrer praktischen Anwendung »Übersetzungen« (translation, implementation) erfahren müssen (vgl. Kapitel 100 von Diehl & Wahl »Prinzipien der Übersetzung und Implementierung in die Praxis«).

Interventionen haben per se eine deutliche interdisziplinäre Konnotation, und dies gilt vielfach sowohl hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Fundierung, ihrer praktischen Umsetzung und ihrer Wirkungen. Beispielsweise wird immer deutlicher, dass effiziente kognitive Intervention nicht nur Befunde der psychologischen Trainingsforschung, sondern auch der Gehirnphysiologie und der inneren Medizin (z. B. HerzKreislaufsystem) benötigt. Praktisch sind viele Interventionen multiprofessionell angelegt, d. h. ihre effiziente Durchführung legt multiprofessionelle Zusammenarbeit nahe. Präventive Interventionen auf sportwissenschaftlicher Grundlage im Bereich der körperlichen Fitness können beispielsweise auch sehr von Erkenntnissen der Gesundheitspsychologie profitieren bzw. sie benötigen die Unterstützung durch Pflegefachwissen, wenn sie sich an bereits fragiler gewordene Ältere richten. Ferner verfügen wir heute über hochwertiges und reichhaltiges Wissen zu den multidimensionalen Auswirkungen von praktisch jeglicher Intervention. Körperliche Trainingsprogramme beispielsweise führen nicht nur zu vermehrter Muskelkraft, besserer Balancefähigkeit und erhöhter kardio-vas-

kulärer Fitness; sie fördern auch überraschend stark die kognitive Leistungsfähigkeit, sie gehen mit Steigerungen des Wohlbefindens und einer Reduktion depressiver Verstimmung einher, und sie können zu neuen Aktivitäten führen. Vor diesem Hintergrund ist auch die heute in der Interventionsforschung allgemein übliche Unterscheidung von primären und sekundären Wirkungen (»outcomes«) von erheblicher Bedeutung. Auf der einen Seite sollen bestimmte Interventionen zu bestimmten, theoretisch erwartbaren Veränderungen führen; eine antidepressive Medikation soll beispielsweise primär den Verlauf einer depressiven Erkrankung positiv beeinflussen. Auf der anderen Seite mag eine solche Wirkung beispielsweise auch die berufliche Leistungsfähigkeit, das Aktivitätsprofil oder die Partnerzufriedenheit verändern. Diese sekundären Wirkungen kann man allerdings nur feststellen, wenn man in Studien auch eine entsprechende Bandbreite an »outcomes« erfasst (das könnte in unserem Beispiel bedeuten: Berücksichtigung von Indikatoren der beruflichen Leistungsfähigkeit wie Krankheitstage, aber auch von Aktivitäten und der Partnerzufriedenheit).

Ziele und Strategien von Interventionen Als primäre Ziele bzw. Strategien von Interventionen werden traditionell Optimierung, Prävention, Rehabilitation/Therapie und Erhaltung und Management eines nicht weiter verbesserbaren Zustands unterschieden (Lehr, 1979). Intervention als Optimierung bezieht sich auf die Herstellung allgemein günstiger Entwicklungsbedingungen, die Schwächen ausgleichen und Stärken fördern sollen. Unter Prävention als Interventionsstrategie werden gesundheitliche, körperliche, geistige und psycho-

soziale Vorbeugemaßnahmen verstanden, die den altersbedingten Abbau verzögern, mildern oder verhindern sollen. Intervention als Rehabilitation und Therapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten bzw. deren Auswirkungen und das gezielte Training verlorener Fähigkeiten. Intervention im Sinne von Erhaltung und Management bedeutet Akzeptanz irreversibler Verluste und den Versuch, mit den vorhandenen Einschränkungen so gut wie möglich zurechtzukommen. Erfolgreiche Interventi23

I Grundlagen

1 Stellenwert und Ziele von Interventionsforschung und -praxis

Grundlagen und Herausforderungen gerontologischer Intervention

onsmaßnahmen müssen also nicht zwangsläufig eine Verbesserung zur Folge haben, sondern können insbesondere in der Arbeit mit Älteren auch beinhalten, dass keine Verschlechterung des Zustands eintritt oder eine Verlangsamung von nicht vermeidbaren Verlusten erreicht wird. Auf einer grundsätzlicheren Ebene zielt Interventionsforschung darauf ab, die vorhandene (und lange Zeit unterschätzte) Plastizität des Alters in den unterschiedlichsten Bereichen (grob: körperlich, psychisch, sozial) abzuschätzen bzw. nachzuweisen bzw. auszuschöpfen (Brehmer & Lindenberger, 2007; Salthouse, 2006). Interventionsforschung kann zudem zeigen, welche Strategien erfolgversprechender und effizienter als andere sind, um die Plastizität des alternden menschlichen Systems auszunutzen. Zunehmend ist deshalb nicht zuletzt dank des vielfachen Nachweises der bedeutsamen Plastizität bzw. der vorhandenen Reservekapazitäten älterer, selbst hochaltriger Menschen das lange Zeit vorherrschende Defizitbild des Alters zurückgedrängt und durch ein differenziertes Altersbild ersetzt worden, das die Schwächen, aber eben auch die verbliebenen Stärken des Alters, selbst des sehr hohen Alters, herausstellt. Allerdings scheint es auch so zu sein, dass die Plastizität vor allem im hohen und sehr hohen Alter auch deutliche Einbußen erfährt, was aber keineswegs bedeutet, Interventionen seien nicht mehr möglich oder effizient. Wir wissen heute beispielsweise, dass selbst bei über 90-jährigen Menschen Muskelaufbautraining die Lebensqualität vielschichtig verbessern kann,

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aber wir wissen auch, dass selbst hochintensive Interventionen und Trainings im Bereich der geistigen Leistungsfähigkeit bei Hochaltrigen nicht das Rad der kognitiven Entwicklung mit Verlustdynamik aufhalten, geschweige denn zurückdrehen können. Interventionen verfolgen ferner auch das Ziel, zu einem »guten« Leben im Alter beizutragen, d. h. sie zeigen für alternde Individuen und für die Gesellschaft auf, was alles selbst im deutlich fortgeschrittenen Leben noch machbar bzw. erlebbar ist. Interventionen sind insofern auch immer wichtiger Teil von Argumenten für Optimierungen von lebenslangen Entwicklungsverläufen bis ins höchste Alter (Brandtstädter, 2007). Sie können deshalb auch Utopien des im Alter Möglichen in fruchtbarer Weise befördern, und sie unterstützen die prinzipielle Offenheit und Unvollkommenheit des menschlichen Entwicklungssystems. Gleichzeitig stecken sie einen Möglichkeitshorizont in Bezug auf Gestaltungen des Alterns heute und morgen ab und wirken damit auch einem nicht selten vorhandenen Zeitgeist von »Anti-Aging« Euphorien und von »Forever Young« Phantasien entgegen. Diese Überlegung bedeutet auch, dass Interventionsgerontologie unmittelbar der Verschränkung mit Modellvorstellungen von Adaptation und »guter« Entwicklung und damit auch eines Lebensspannenzugangs bedarf (s. dazu insbesondere auch die Beiträge unter »Interventionsgerontologische Basiskonzepte« in diesem Buch).

1 Stellenwert und Ziele von Interventionsforschung und -praxis

Tabelle 1.1 gibt, modifiziert und erweitert nach Wahl und Zank (2006), einen Über-

blick über Problembereiche, Interventionsformen und Anbieter/Institutionen.

Tab. 1.1: Anwendungsbereiche der Interventionsgerontologie Bereich

Beispielhafte Interventionsformen

Beispielhafte Anbieter/Institutionen

Verlust von Alltagskompetenz zur selbstständigen Lebensführung (z. B. Nahrungsaufnahme, Körperpflege, An- und Auskleiden nach Schlaganfall)

Training von Alltagskompetenz, Verhaltensmodifikation, Beratung, Optimierung der gebauten und sozialen Umwelt, Nutzung von Technologien

Ergotherapie, Physiotherapie, Sozialdienst, Tagesklinik, ambulante und stationäre Rehabilitationsteams, Wohnberatung, Betreutes Wohnen

Depression, Ängste, psychosomatische Störungen, posttraumatisches Belastungssyndrom

Psychotherapie (vor allem psychodynamische Ansätze, Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie), Pharmakotherapie

Psychotherapeuten, Klinische Psychologen, Psychiater, entsprechende Kliniken und Beratungsstellen

Allgemeine körperliche Fitness, Bewegungsunsicherheit, Sturzängste

Bewegungswissenschaftlich fundierte Interventionen, Krafttraining

Selbsthilfegruppen (z. B. Koronarsportgruppen), Volkshochschulen, Angebote der Krankenkassen

Bedeutsame/krankhafte kognitive Defizite

Differenzierte Diagnostik der Ursachen, ggf. kognitives Training, auch körperliches Training

Memory Clinic, Gedächtnissprechstunde, Neurologen, Psychiater

Normale mit dem Altern verbun- Kognitives Training, MehrkomÄrzte, Freizeitstätten, Tagespfledene kognitive Verluste ponenten-Interventionen einge, Volkshochschulen, neue schließlich körperlichem Training, Wohnformen Schaffung von neuen Anregungsbedingungen Dementielles Syndrom

Biographieorientierte AktivieHäusliche Pflege, Tagesklinik, rung, Realitätsorientierungsthe- Tagespflege, Heime rapie, kognitives Training (vor allem in Frühstadien), Validation, Erinnerungstherapie, Mal- und Musiktherapie, Anpassung der räumlichen Umgebung

Kritische Lebensereignisse (wie Multimorbidität, Verwitwung, Umgang mit Sterben und Tod)

Disease-Management Programme, psychosozial orientierte Gruppenarbeit und Beratung, Trainings in sozialen Fertigkeiten, Trauergruppen

Fachkliniken, Krankenkassen, Träger psychosozialer Beratungsangebote, Bestattungsinstitute

Belastung pflegender Angehöriger

Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige, Psychoedukation, Entlastungsinterventionen, Psychotherapie

Selbsthilfegruppen (z. B. Alzheimer Gesellschaft), Sozialstationen, Kurzzeitpflege, Tagespflege, Psychotherapeuten

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I Grundlagen

Wesentliche Anwendungsfelder der Interventionsgerontologie

Grundlagen und Herausforderungen gerontologischer Intervention

Hierbei zeigt sich unmittelbar, dass das Feld der Interventionsgerontologie in dynamischer Entwicklung begriffen ist und stetig neue Interventionszugänge und -anbieter auf die Bühne treten. Zudem verändert sich durch nachfolgende Kohorten stetig

das Erwartungsspektrum der älteren Menschen selbst, was etwa an der wachsenden Inanspruchnahme von Psychotherapie auch durch Ältere und sogar Hochbetagte zu erkennen ist.

Ausblick Interventionsgerontologie verfolgt, mit wachsendem Erfolg, eine Vielfalt bedeutsamer Ziele, die nicht nur die Lebensqualität alternder Menschen unterstützt, sondern auch das Ansehen und den »Impact« der Alternswissenschaft zunehmend festigt und stärkt. Weiterhin unbefriedigend ist, dass das Potential der heute verfügbaren Interventionsangebote und -möglichkeiten mit großer Wahrscheinlichkeit noch längst nicht ausgeschöpft wird. Verantwortlich hierfür ist wahrscheinlich ein Konglomerat von Faktoren wie fehlende Information auf Seiten der älteren Menschen, ihrer Angehö-

rigen, aber auch von Professionellen, in Verbindung mit einem wohl immer noch weit verbreiteten Interventionspessimismus. Sträflich unterschätzt werden wohl bis heute auch die Anforderungen, die eine erfolgreiche und nachhaltige Implementierung von nachgewiesenermaßen effizienten Interventionen mit sich bringt. Es ist an der Zeit, die »Translation« von Interventionen bei Älteren auch als Forschungsaufgabe und als ein noch vernachlässigtes Evaluationskriterium für »gute Interventionsforschung« zu begreifen.

Literatur Ball, K., Berch, D. B., Helmers, K. F., Jobe, J. B., Leveck, M. D., Marsiske, M., Morris, J. N., Rebok, G. W.,Smith, D. M., Tennstedt, S. L., Unverzagt, F. W. & Willis, S. L. (2002). Effects of cognitive training interventions with older adults. A randomized controlled trial. JAMA, 288, 2271–2281. Brandtstädter, J. (2007). Konzepte positiver Entwicklung. In J. Brandtstädter & U. Lindenberger (Hrsg.), Entwicklungspsychologie der Lebensspanne. Ein Lehrbuch (S. 681–723). Stuttgart: Kohlhammer. Brehmer, Y. & Lindenberger, U. (2007). Intraindividuelle Variabilität und Plastizität. In M. Hasselhorn & W. Schneider (Hrsg.), Handbuch der Psychologie (Handbuch der Entwicklungspsychologie, S. 407–418). Göttingen: Hogrefe.

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I Grundlagen

1 Stellenwert und Ziele von Interventionsforschung und -praxis

Grundlagen und Herausforderungen gerontologischer Intervention

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Multi- und interdisziplinäre Perspektiven Hermann Brandenburg

Zusammenfassung Der Beitrag thematisiert zunächst die zentralen Begriffe und benennt die wichtigsten Barrieren für interdisziplinäre Forschung. Am Beispiel der multiprofessionellen Kooperation im Gesundheitswesen werden Möglich-

keiten und Grenzen einer Zusammenarbeit erörtert. Abschließend werden Erkenntnisse berücksichtigt, die unter dem Begriff der fairen Kooperation in der Sozialphilosophie herausgearbeitet wurden.

Einführung Theoretisch unbestritten ist die Notwendigkeit eines disziplinübergreifenden Ansatzes in der Erforschung von Alternsfragen und in der Intervention. Vier Begriffe sind voneinander abzugrenzen (vgl. Karl, 2008, S. 271): .

Der Regelfall (auch der Interventionsforschung) ist die Monodisziplinarität. Aus der wissenschaftlichen Perspektive einer Disziplin (z. B. der Gerontopsychologie) wird ein bestimmter Gegenstand analysiert und mit entsprechenden Interventionskonzepten verbunden. . Multi- und Pluridisziplinarität beziehen sich auf das Nebeneinander von mehreren Disziplinen, allerdings noch ohne tatsächliche inhaltliche Zusammenarbeit oder Wechselwirkung. Allerdings findet hier bereits eine gegenseitige Information über die unterschiedlichen Forschungszugänge statt. Dies ist ein wich28

tiger Schritt, um ein interdisziplinäres Verständnis und Vorgehen zu ermöglichen. »Sofern sich die Integration verschiedener Disziplinen nicht auf eine fundierte Auseinandersetzung mit disziplinspezifischen Inhalten stützen kann, ist Interdisziplinarität nicht mehr als unreflektierter Eklektizismus« (Kruse & Martin, 2004, S. 9). . Querdisziplinarität meint die vornehmlich von einer Disziplin initiierte, bestimmte und koordinierte Zusammenarbeit. . Interdisziplinarität schließt den »Willen und die Bereitschaft zur gleichberechtigten Kooperation, welche auch die Fähigkeiten einschließen, die eigenen Interessen – wenn erforderlich – dem gemeinsamen Ziel unterzuordnen« (Lehr, 1998, S. 54), ein. Lehr betont vier Voraussetzungen, nämlich erstens die Gemeinsamkeiten beim Forschungsgegenstand (in-

klusive der Festlegung der Stichprobe), zweitens eine Vergleichbarkeit beim methodischen Programm, drittens die Tragfähigkeit der Datenverarbeitungsmodelle (aus verschiedenen Disziplinen) sowie viertens die Notwendigkeit einer gemeinsam vorgenommenen Interpretation der Daten. Ähnlich heben auch andere Forscher der Bonner Tradition hervor, dass die Befunde der beteiligten Disziplinen am Ende aufeinander bezogen und im Kontext verschiedener theoretischer Ansätze diskutiert werden müssen (Thomae, Kruse & Olbrich, 1994, S. 3). . Transdisziplinarität ist noch nirgends in der gerontologischen Forschung verwirklicht worden. Hier geht es um die hori-

zontale und vertikale Wechselwirkung von Grundlagenforschung, angewandter Wissenschaft, Planung und Politik – bezogen auf die interdisziplinäre Alternsund Versorgungsforschung. Diese Perspektive (Mittelstraß, 2004, S. 329) rekurriert am radikalsten auf die Asymmetrie von Problementwicklungen (in Demographie, Alter, Technik) und der disziplinären Eigenlogik der Disziplinen. Deren Grenzen drohen zu Erkenntnisgrenzen zu werden, wenn es nicht gelingt, Forschungszugänge über die fachlichen und disziplinären Konstitutionen der Einzelwissenschaften hinaus weiter zu entwickeln (vgl. grundlegend den Band von Jungert et al., 2010).

Querdisziplinarität, Forschungskooperation, Interdisziplinarität In der konkreten Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen im Feld der gerontologischen Forschung hat nicht selten eine Leitdisziplin die Verantwortung für die spezifische Ausrichtung von Fragestellung, Methodik und Ergebnisinterpretation übernommen. In Deutschland (war) dies lange Jahre die Psychologie (Bonner Schule), in Österreich ist es die Soziologie (vor allem durch Rosenmayr, Amann und Kolland geprägt), im osteuropäischen Kontext ist es häufig die Medizin. Dieses Engagement ist uneingeschränkt zu würdigen, denn ohne dies wären wichtige Alternsstudien überhaupt nicht realisiert worden. In Deutschland beispielsweise ist durch die Veröffentlichung der Ergebnisse der Bonner Gerontologischen Längsschnittstudie (BOLSA) ein »Durchbruch interdisziplinärer Gerontologie« gelungen, und zwar »auf der Basis nicht-medizinischer Disziplinen« (Thomae et al., 1994, S. 10). Gleichzeitig muss jedoch

zur Kenntnis genommen werden, dass die wissenschaftlichen Zugänge vornehmlich aus der einzelwissenschaftlichen Perspektive der Entwicklungspsychologie erfolgten (Karl, 2008, S. 273). Ähnliches gilt für die »Interdisziplinäre Langzeitstudie des Erwachsenenalters« (ILSE) (vgl. Martin et al., 2000), bei der – neben der Psychologie – auch Medizin, Psychiatrie und Sportwissenschaft involviert waren. Fragestellung(en), theoretische Orientierung und Messinstrumente gründeten primär in Entwicklungspsychologie und psychologischer Biographik (vor allem vor dem Hintergrund der kognitiv-motivationalen Persönlichkeitstheorie von Hans Thomae, ergänzt durch aufgabenund lebenslauforientierte Ansätze aus der Soziologie (Havighurst, Kohli). In Anlage, Datenerhebung und Auswertung ist man in der Berliner Altersstudie (Lindenberger, Smith, Mayer & Baltes, 2010) einen Schritt weiter gegangen. Wissenschaftler aus 30 29

I Grundlagen

2 Multi- und interdisziplinäre Perspektiven