Prüfung von neuen Pflaumen- und Zwetschgensorten auf Anbaueignung und Marktwert, insbesondere im Hinblick auf Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten
Das Jahr 2005
Die Jahre mit extremen Witterungsbedingungen setzten sich auch 2005 fort. Dies begann schon mit relativ tiefen Temperaturen mit bis zu – 20 °C im Februar. Diese führten erstmals auch in Hohenheim zu Frostschäden an den Blütenknospen. Auch in anderen Landesteilen wurde dies in tieferen Lagen und Senken beobachtet. Die Knospen entwickelten sich nicht weiter und fielen zur Zeit der Aufblüte ab. Der Schädigungsgrad einzelner Sorten ergibt sich aus Tab. 1. Durch die tiefen Temperaturen wurden z. T. auch junge Bäume stärker geschädigt.
Tab. 1: Winterfrostschäden bei Zwetschgenknospen (Bonitur 25.04.2005) Sorte
%
Sorte
%
Ariel
100
Königsbacher Frühzwetschge
90
Black Diamond
100
Laxtons Utility
95
C. Frühe
90
Myrobalane
100
C. Schöne
100
P 9048
95
Centenar
50
Prof. Columbien
90
Elsässer Pflaume
90
Saure Zwetschge
90
Ersinger
90
Scoldus
95
Gilbert
100
Unica
100
Große Katharinenpflaume
90
WJ 27
90
Ive
90
Zuckerpflaume
95
K4-Hybride
100
Zwintschers Frühe
100
Durch den anfangs sehr milden Januar hatte die Vegetation ca. 20 Tage Vorsprung. Die ersten Schneeglöckchen blühten schon am 09.02. Der kalte und schneereiche Februar und auch März verzögerten aber die Vegetationsentwicklung (Abb. 1). Ende März begann dann in Stuttgart die Myrobalane zu blühen und am 3. April war dies bei Temperaturen von 15 – 20 °C auch auf den Fildern der Fall.
Abb.1. Temperaturverlauf Februar 2005
Im badischen Anbaugebiet setzte die Zwetschgenblüte am 31.03. mit der Sorte 'Zwintschers Frühe' ein. Die Japanischen Pflaumen (P. salicina) standen zu dieser Zeit schon in Vollblüte. Am 7. April setzte kühleres und regnerisches Wette ein und am 10.04. sank die Temperatur nachts in 2 m Höhe auf – 1,3 °C, in Bodennähe sogar auf – 5,9 °C. Ein weiterer Kälteeinbruch erfolgte am 22.04. mit bis zu – 2 °C in ausgesetzten Lagen. Dies führte zu leichten Frostschäden bei Zwetschgen in Höhe von 10 bis 20 %. Das kühle und regnerische Wetter war auch die Ursache eines verstärkten Auftretens der Narrentaschenkrankheit (Taphrina deformans). Diese Krankheit war auch bei Myrobalanen und sogar bei Traubenkirschen zu finden (Abb. 2).
Abb. 2. Narrentaschenkrankeit an Traubenkirsche
2
Der Mai begann extrem warm, mit Temperaturen von 31,7 °C in Stuttgart. Dies war die höchste jemals gemessene Temperatur zu diesem Zeitpunkt. Ein Gewitter am 07.05. führte zu Hagelschäden an den noch sehr kleinen Früchten (Abb. 3). Darauf folgend kühlte es zu den Eisheiligen stark ab. Es gab leichte Nachtfröste, die auch vereinzelt zu Schäden an den Früchten führten. Die durchschnittliche Maitemperatur lag bei 7 °C und damit über dem langjährigen Mittel, der Vegetationsverlauf wurde dadurch beschleunigt und am 28.06. waren in Baden die ersten Zwetschgen reif. An diesem Tag wurden dort Temperaturen von bis zu 36 °C gemessen. Am folgenden Tag kam es zu lokalen Unwettern mit Hagel. Der Juni war der sechstwärmste seit dem Beginn der Temperaturmessung und überschritt das langjährige Mittel um 2,7 °C.
Abb. 3. Hagelschäden an sehr kleinen Früchten
Der Juli war sehr wechselhaft, etwas zu warm und auch verregneter als normal. Am 29.07. gab es kräftige Unwetter mit Wolkenbrüchen und Hagel (Abb. 4), leider wurde auch die Hohenheimer Anlage getroffen (Abb. 5). Noch stärker traf es allerdings das Herrenberger Anbaugebiet Im Raum Mönchberg-Kayh waren z. T. die Bäume völlig entlaubt und an den Früchten gab es Totalschaden. Der August war etwas zu kühl und vor allem niederschlagsreich. Dies führte zu Qualitätsmängeln an den Früchten und Moniliaproblemen. Erfreulicherweise zeigte sich der September von seiner freundlichen Seite. Er war wärmer und trockener als im Durchschnitt der Jahre. Dies brachte dann auch eine sehr gute Qualität bei den Spätsorten.
3
Abb. 4. Gewitterfront über Hohenheim (29.07.2005)
Abb. 5. Hagelschäden an 'Tipala'
Die Preise bei Zwetschgen können im Durchschnitt der Saison als gut bezeichnet werden. Für 'R. Gerstetter' gab es 2,00 – 2,20 €/dt am 08.07. Der Preis ging dann relativ schnell zurück, die erste 'Katinka' am 14.07. erzielte noch 1,00 – 1,10 €/dt. Für 'Ersinger' wurde am 27.07. nur noch 0,45 – 0,55 €/dt bezahlt. Auf diesem Niveau hielt sich der Preis recht lange und stieg erst am Ende der Saison wieder an. So wurde für 'Presenta' am 08.09. 0,60 – 0,70 €/dt und am 23.09. 0,70 – 0,80 €/dt bezahlt. Betrachtet man den Umsatz an den Erzeugermärkten im Durchschnitt der Jahre 200 bis 2004, so zeigt sich, dass 'Hauszwetschge' und 'Bühler' immer noch die größten Umsätze bringen. Als neue Sorte folgt 'Hanita' auf dem 6., im Jahr 2004 allerdings schon auf dem 5. Platz (Tab. 2).
4
Tab. 2: Verkaufserlöse von Pflaumen und Zwetschgen an deutschen Erzeugergroßmärkten (in EURO) Sorte 2000 2001 2002 2003 2004 Durchschnitt Hauszwetschge 2.425 2.210 2.174 4.434 1.597 2.568 Bühler 1.739 4.090 1.146 1.287 843 1.821 Cacaks Schöne 1.304 753 1.362 2.722 1.655 1.559 Auerbacher 740 1.482 1.490 1.238 952 1.180 Ortenauer 1.166 1.656 1.128 1.410 487 1.169 Hanita 333 534 944 1.539 659 802 Ersinger 1.005 907 637 678 381 721 Cacaks Fruchtbare 324 286 895 751 436 538 Hermann 355 298 499 540 750 488 Elena 198 274 876 642 316 461 Top 257 52 786 757 444 459 Presenta 368* President 477 284 395 500 192 370 Katinka 149 223 284 617 448 344 * Durchschnitt von 2004 und 2005 Frühsorten in Hofweier
Die erste Probenahme im badischen Anbaugebiet im Jahr 2005 erfolgte am 28.06. Zu diesem Zeitpunkt war die Sorte 'Zwintschers Frühe' reif und bei der Hohenheimer Kreuzung Nr. 1394 konnten die ersten Früchte gepflückt werden. Diese Kreuzung aus 'Ersinger' × 'R. Gerstetter' wurde in den letzten Jahren immer recht gut bewertet, sie reift allerdings, wie alle Frühsorten, etwas ungleichmäßig und die Früchte werden schnell weich. Die letzten Früchte dieser Sorte wurden zwei Wochen später am 12.07. geerntet, sie waren aber schon leicht überreif. Das traf auch auf die Geisenheimer Frühsorte 'Topfirst' zu. Eine Bewertung war damit schwierig. Einen optimalen Reifegrad zu diesem Zeitpunkt hatten die Kreuzungen Nr. 5870 und Nr. 5757. Beide Selektionsnummern waren geschmacklich gut, hatten allerdings Kavernen im Fruchtfleisch. Große Probleme mit Kavernenbildung und Gummifluss hatten auch Früchte der Sorte 'Herman'. In manchen Partien war das bei fast 90 % der Früchte der Fall. Die Sorte wurde daraufhin nicht mehr vom Markt angenommen. Am gleichen Tag konnten die ersten Früchte bei der Selektion Nr. 5099 und 5131 geerntet werden. Beide 'Hanita × 'Katinka'-Kreuzungen überzeugten durch festes Fruchtfleisch, gute Steinablösbarkeit und den Geschmack. Die frühreifen Hohenheimer Kreuzungen wurden geschmacklich deutlich besser bewertet als die Hauptsorte 'Herman'. Die zweite Probenahme bei Nr. 5099 und 5131 erfolgte eine Woche später. Die Sorten waren jetzt vollreif. Dies zeigte 5
sich auch in dem höheren Zuckergehalt und dem größeren Fruchtgewicht (Tab. 3). Bei Frühsorten lässt sich immer wieder beobachten, dass das Gewicht in den letzten Wochen noch deutlich zulegt, trotzdem werden die Fürchte auf Grund des höheren Preises immer sehr "frisch" geerntet. Mit der Probenahme am 19.07. wurden die Standardsorten 'Katinka' und 'C. Frühe' geerntet. Insgesamt wurden 9 Fruchtproben genommen. Am besten bewertet wurden die Kreuzungen Nr. 5131 und 5099 (Tab. 3). Die letzten frühreifen Sorten wurden am 26.07. geerntet. Es konnten Proben von 24 Sorten bzw. Kreuzungen genommen werden, einige davon müssen allerdings schon zum mittelfrühen Reifebereich gezählt werden. Als Kontrollsorten dienten die Sorten 'Ersinger' und 'Tegera'. Seit Jahren ist 'Ersinger' eine Problemsorte, da sie wenig transportfest ist und daher meist unreif geerntet wird. In scharkafreien Gebieten kann sie durch 'Tegera' ersetzt werden, eine Schwester von 'Katinka'. Sie hat alle Vorteile dieser Sorte und ist sogar noch etwas größer. Von den neuen Kreuzungen wurden Nr. 5102, 5192 und 5114 geschmacklich sehr gut bewertet. Alle drei haben ein Fruchtgewicht zwischen 30 und 40 g, ein relativ festes Fleisch und lösen gut vom Stein. Die besten Bewertungen von allen bekam in den vergangenen Jahren Nr. 5114, vor allem auf Grund des regelmäßig hohen Ertrags und der schönen Fruchtfarbe (Abb. 6). Tab. 3: Untersuchungsdaten frühreifer Kreuzungen in Hofweier im Jahr 2005 Nr.
Kreuzung / Sorte
Ernte
Ertrag
Gewicht in g
Zucker °Oe.
Geschmack
Herman
12.07.
6
34
52
gut
Fruchtfleischfestigkeit fest – mittel
12.07.
6
40
61
gut
5131
Zw. Frühe × C. Frühe Hanita × Katinka
12.07.
7
32
59
5131
Hanita × Katinka
19.07.
5
39
61
5099
Hanita × Katinka
12.07.
7
28
57
5099
Hanita × Katinka
19.07.
5
28
69
Katinka
19.07.
7
35
Tegera
26.07.
8
Ersinger
26.07.
5102
Hanita × Katinka
5192 5114
1981
fest
Steinablösbarkeit gut – sehr gut gut
mittel – gut gut
gut
mittel
gut
gut
fest
sehr gut
fest
gut
gut – sehr gut gut
fest – mittel
gut
gut
63
gut – sehr gut gut – sehr gut gut – sehr gut gut
mittel
sehr gut
gut
38
58
gut
fest – mittel
sehr gut
gut
7
35
54
mittel
sehr gut
26.07.
6
31
73
mittel
26.07.
5
35
76
Hanita × Katinka
26.07.
7
34
75
gut – sehr gut gut – sehr gut sehr gut
mittel – gut gut
Hanita × Tegera
mittel – gut gut – sehr gut gut – sehr gut gut – sehr gut
fest – mittel mittel
Gesamt
gut – sehr gut sehr gut
6
Abb. 6. Früchte der Kreuzung Nr. 5114
Frühsorten in Hohenheim
Die ersten Früchte in Hohenheim konnten am 20. Juli geerntet werden. Von den beiden Kreuzungen Nr. 5757 und Nr. 5185 (Abb. 7) überzeugte vor allem die letztere durch guten bis sehr guten Geschmack (Tab. 4).
Tab. 4: Untersuchungsdaten frühreifer Kreuzungen in Hohenheim (Erntedaten 20.07.2005) Nr.
Kreuzung
Ertrag
Gewicht in g
Zucker °Oe.
Geschmack
5185
Hanita × Tegera Katinka × Zw. Frühe
4
28
72
2
23
68
gut – sehr gut gut
5757
Fruchtfleischfestigkeit fest
Steinablösbarkeit sehr gut
weich
gut – sehr gut
Gesamt
gut – sehr gut mittel – gut
Abb. 7. Kreuzung Nr. 5185 (Hanita × Tegera)
7
Am zweiten Erntetermin am 28.07. wurden Früchte von 6 Kreuzungen gepflückt (Tab. 5). Geschmacklich ragten vor allem die Nr. 5131 und Nr. 5102 heraus. Anfang August wurden die letzten frühreifen Sorten und Kreuzungen geerntet. Gut bewertet wurden Nr. 5192 und vor allem, wie auch schon in Hofweier, die Nr. 5114. Bei gutem Ertrag hatten die Früchte ein Gewicht von über 30 g und einen für eine Frühsorte außerordentlich hohen Zuckergehalt von 79 ° Oechsle. Die Geschmacks- wie auch die Gesamtbewertung war gut bis sehr gut.
Tab. 5: Untersuchungsdaten frühreifer Kreuzungen in Hohenheim (Erntedaten 28.07.2005) Nr.
Kreuzung
Ertrag
Gewicht
Zucker
Ge-
Frucht-
Steinab-
in g
°Oe.
schmack
fleisch-
lösbarkeit
Gesamt
festigkeit
5099 Hanita × Ka-
6
27
59
tinka 5102 Hanita × Ka-
fest
gut 6
25
70
tinka 5131 Hanita × Ka-
mittel –
gut –
mittel
2
41
-
gut
fest
3
28
56
wird gut
fest
gut
gut
gut –
gut – sehr
gut –
gut
sehr gut
mittel –
wird gut
gut 2
23
68
mittel
mittel
Hanita 5766 Katinka ×
gut
sehr gut
gera 5217 C. Schöne ×
mittel –
sehr gut
tinka 5192 Hanita × Te-
gut – sehr
3
20
66
mittel
mittel
gut – sehr
mittel -
gut
gut
gut
mittel
Zw. Frühe
Die neuen frühreifen Kreuzungen aus der Hohenheimer Züchtung stellen eine interessante Bereicherung im Frühbereich dar. Sie überzeugen nicht nur optisch, sondern vor allem auch durch ihre inneren Werte mit festem Fruchtfleisch, guter Steinablösbarkeit und bestem Geschmack. Vor allem die 'Hanita' × 'Katinka'-Kreuzung Nr. 5114 wurde in allen Jahren an beiden Standorten immer gut bewertet (Tab. 6). Die scharkatolerante Sorte könne die 'Ersinger' ersetzen, die sich immer mehr zu einer Problemsorte entwickelt. Es ist deshalb vorgesehen, sie als neue frühreife Sorte auf den Markt zu bringen. Die Selektionsnummer überzeugte schon als Sämling (Tab. 7). Sie kommt sehr früh in Ertrag, so brachten Bäume in der 2. Selektionsprüfung in Hohenheim im zweiten Jahr schon bis zu 8 kg Früchte pro Baum (Abb. 8). 8
Tab. 6: Ergebnisse der 2. Selektionsprüfung bei Nr. 5114 Jahr
Ernte
Hofweier 2003 22.07. 2004 2005
27.07. 26.07.
Hohenheim 2003 29.07. 2004 10.08. 2005 04.08.
Ertrag
Gewicht Zucker Gechmack in g °Oe.
Fruchtfleischfestigkeit
Steinablösbarkeit
Gesamt
7–8
22
96
gut
fest
sehr gut
7 7
24 32
80 75
gut gut – sehr gut
fest mittel
gut gut – sehr gut
gut – sehr gut gut gut – sehr gut
6–7 7 6–7
25 35 30
80 70 79
gut gut gut – sehr gut
fest fest fest
gut gut gut – sehr gut
gut gut gut – sehr gut
Tab. 7: Untersuchungsdaten der Selektions-Nr. 5114 (Hanita × Katinka), Sämlingsbaum Jahr
Ernte
Ertrag
2000
23.07.
7
Gewicht in g 19
Zucker Gechmack °Oe. 82 gut
Fruchtfleischfestigkeit fest – mittel
Steinablösbarkeit sehr gut
Gesamt
2001
06.08.
6
32
67
gut
fest – mittel
gut
gut
2002
31.07.
1
37
68
gut
fest
gut
gut
2003
31.07.
7
23
85
sehr gut
fest
sehr gut
sehr gut
gut
Abb. 8. Kreuzung Nr. 5114 ('Hanita' × 'Katinka')
9
Mittelfrühe Sorten und Kreuzungen in Hofweier
Die Erntezeit der mittelfrühen Sorten liegt zwischen Anfang und Mitte August. Die Hauptsorte neben der 'Bühler Frühzwetschge' ist 'Cacaks Schöne'. Leider bereitet diese Sorte durch Moniliabefall immer größere Probleme. Die Klagen im Handel nehmen ständig zu. Es ist deshalb sinnvoll nach Ersatzsorten zu suchen, zumal die Sorte geschmacklich auch nicht überzeugt, wie sich auch im Jahr 2005 wieder herausstellte. Bei der geschmacklichen Bewertung der Proben vom 02.08. nahm sie den 17. Rang ein. insgesamt wurden an diesem Tag Proben von 33 Sorten bzw. Kreuzungen genommen. Die Daten der am besten bewerteten Sorten und Kreuzungen sind im Vergleich zu 'C. Schöne' aus Tabelle 8 zu entnehmen. Sehr gut bewertet wurden die Hohenheimer Sorten 'Felsina' und die Kreuzung 80/I/37. Es folgten die Nr. 2058, 3749, 5444 und 3424b, bei denen es geschmacklich kaum Unterschiede gab. Beachtenswert das gute Ergebnis der Nr. 2058, da sie einen sehr hohen Ertrag hatte und Ertrag und Geschmack in der Regel negativ korreliert sind. Außer Konkurrenz bewertet wurden die farbigen Sorten 'Colora' und 'Avalon'. Geschmacklich war die Hohenheimer Sorte 'Colora' deutlich besser. Überraschte die hohe Anzahl gut bewerteter Sorten und Kreuzungen am 02.08. noch, so war am 08.08. das Gegenteil der Fall. Von den 30 Zwetschgenproben bekamen in der Geschmackbewertung nur 2 Kreuzungen eine gute bzw. gut bis sehr gute Note (Tab. 9). Relativ schlecht bewertet wurden auch die Vergleichssorten 'Dabrowice' und 'Gabrowska'. Vor allem die letztere war geschmacklich nicht zufriedenstellend. Die beste Bewertung bekam Nr. 3823, eine 'Hanita' × 'C. Schöne'-Kreuzung, die eine gute Fruchtgröße brachte, sehr gut vom Stein löst und auch geschmacklich überzeugte. Vor allem hatte sie keinerlei Harzfluss im Fruchtfleisch. Dies wurde bei 'Topfive' bemängelt, die mittelgut eingestuft wurde. Diese Sorte hatte auch öfters einen zerbrochenen Stein. Schlecht bewertet wurde die Geisenheimer 'Topstar Plus'. Diese sehr große Sorte (61 g) faulte stark, hatte ungleiche Hälften und zeigte im Fruchtfleisch Kavernen mit Harzfluss, zudem wurde sie geschmacklich nur mit mittel bewertet. Gut bewertet wurde dagegen die Hohenheimer Nr. 3424, die große Frucht (51 g) überzeugte geschmacklich und ging sehr gut vom Stein. Sie darf allerdings nicht zu früh geerntet werden, da sie sehr viel Säure enthält. Die bisher immer gut bewertete großfrüchtige Sorte 'Jubileum' hatte einen Überbehang. Die Früchte waren deshalb fade. Dies zeigt, wie wichtig eine Fruchtbehangsregulierung ist.
10
Tab. 8: Mittelfrühe Sorten und Kreuzungen in Hofweier (Probenahme 02.08.2005) Nr.
Kreuzung / Sorte
Ertrag
Gewicht
Zucker
in g
° Oechsle
Geschmack
Fruchtfleisch-
Steinablös-
festigkeit
barkeit
Gesamt
Colora
7
41
65
gut
mittel
sehr gut
gut
Felsina
6
43
66
gut
fest – mittel
gut – sehr gut
gut
C. Schöne
7
42
61
mittel – gut
mittel
gut – sehr gut
mittel – gut
3423
Hanita × C. Beste
4
48
59
mittel – gut
fest – mittel
gut – sehr gut
gut
3424 b
Hanita × C. Beste
6
38
65
gut
mittel
gut – sehr gut
gut
3424 a
Hanita × C. Beste
6
57
66
gut
mittel
gut
gut
3747
Hanita × C. Schöne
6–7
30
73
gut
mittel
gut – sehr gut
gut
3749
Hanita × C. Schöne
5
39
77
gut – sehr gut
fest – mittel
gut – sehr gut
gut
3823
Hanita × C. Schöne
7
39
58
gut
mittel
gut
gut
2058
Hanita × (Tir × Stan 2)
8
26
67
gut
mittel
sehr gut
gut
5128
Hanita × Katinka
2
29
63
gut – sehr gut
fest – mittel
gut – sehr gut
gut
5444
(Ort × Gerst17) × Hanita
6
35
78
gut
fest
gut – sehr gut
gut
1754
C. Schöne × Valor
2
41
87
gut
mittel
gut – sehr gut
gut
11
Tab. 9: Mittelfrühe Sorten und Kreuzungen in Hofweier (Probenahme 08.08.2005) Nr.
Kreuzung / Sorte
Ertrag
Gewicht
Zucker
in g
° Oechsle
Geschmack
Fruchtfleisch-
Steinablös-
festigkeit
barkeit
Gesamt
Dabrowice
7
47
58
mittel – gut
fest – mittel
gut – sehr gut
mittel – gut
Topfive
5
38
106
gut
fest
gut
mittel – gut
Gabrowska
4
38
69
schlecht – mittel
fest – mittel
gut
schlecht – mittel
Jubileum
9
72
55
schlecht – mittel
fest – mittel
gut – sehr gut
mittel
3823
Hanita × C. Schöne
7
38
65
gut
mittel
sehr gut
gut – sehr gut
3424
Hanita × C. Beste
6–7
51
65
gut – sehr gut
mittel
gut – sehr gut
gut
3499
Hanita × C. Beste
5
37
100
gut
mittel – weich
mittel
mittel – gut
3514
Hanita × C. Beste
8–9
49
75
gut – sehr gut
fest
schlecht
mittel – gut
459
Ort × Gerst 17
7
56
65
gut
mittel
mittel – gut
mittel – gut
12
Mittelfrühe Sorten und Kreuzungen in Hohenheim
Die erste Probenahme bei mittelfrühen Sorten erfolgte in Hohenheim am 11.08. Bedingt durch die Winterfrostschäden war der Ansatz in dem Quartier, in dem diese Kreuzungen stehen, nur in den etwas höher stehenden Reihen gut. Von den insgesamt 22 Kreuzungen, bei denen Fruchtproben am 11.08. genommen wurden, hatten bei den gut bewerteten SelektionsNummern nur drei einen ausreichend hohen Ertrag. Hervorzuheben bei der Bewertung ist, wie auch schon in Hofweier, die Nr. 2058. Gut bewertet wurden auch noch Nr. 5444 und 1754, eine 'C. Schöne × 'Valor'-Kreuzung (Tab. 10). Am 15.08. wurde die Sorte 'Felsina' geerntet. Sie hatte einen guten Ertrag und überzeugt, wie jedes Jahr, durch ihre Fruchtqualität. Am 23.08. konnten die letzten mittelfrühen Kreuzungen in Hohenheim gepflückt werden. Von den 19 Kreuzungen konnten nur zwei in der Gesamtbewertung als gut eingestuft werden. Die beiden Selektionen Nr. 3423 und Nr. 3823 (Abb. 9) wurden auch in Hofweier als gut bewertet. (siehe Tab.8).
Abb. 9. Früchte der Selektion Nr. 3823 (Hanita × C. Schöne)
13
Tab.10: Mittelfrühe Sorten und Kreuzungen in Hohenheim im Jahr 2005 Nr.
Kreuzung / Sorte
Ernte
Ertrag
Gewicht
Zucker
in g
° Oechsle
Geschmack
Fruchtfleisch-
Steinablös-
festigkeit
barkeit
Gesamt
2058
Hanita × (Tir × Stan 2)
11.08.
7
31
74
gut
mittel
mittel – gut
gut
3436
Hanita × C. Beste
11.08.
3
64
71
gut
fest
gut
gut
3747
Hanita × C. Schöne
11.08.
2
34
85
gut
fest
gut
gut
5128
Hanita × C. Schöne
11.08.
4
26
68
mittel – gut
fest
gut
gut
1754
C. Schöne × Valor
11.08.
7
54
81
gut
mittel
gut
gut
5444
(Ort × Gerst 17) × Hanita
11.08.
5–6
21
81
gut
fest
gut – sehr gut
gut
1583
Chrudiemer × C. Schöne
11.08.
4
42
79
gut (lecker)
fest – mittel
gut – sehr gut
gut
5097
Hanita × Katinka
11.08.
2
39
73
gut
fest
mittel
gut
Felsina
15.08.
7
39
77
gut – sehr gut
mittel
gut – sehr gut
gut – sehr gut
3423
Hanita × C. Beste
23.08.
2
55
60
gut
fest – mittel
mittel
gut
3823
Hanita × C. Schöne
23.08.
2
24
87
gut
fest
mittel
gut
14
Mittelspäte Sorten und Kreuzungen in Hofweier
Am 16.08. begann die Ernte der mittelspäten Sorten. Die Vergleichssorte in diesem Reifebereich ist 'Hanita', die als eine der wenigen von den 39 Proben mit gut bewertet wurde. Eine gute Gesamtbewertung bekamen auch die hypersensiblen Kreuzungen Nr. 3465, 4465 und 5392 (Tab. 11). Die Früchte der Nr. 4465 schmeckten gut bis sehr gut. Dies deckt sich mit den Ergebnissen der Vorjahre. Ein Problem bei dieser hoffnungsvollen Kreuzung ist die Neigung zur Bildung von Zwillingsfrüchten, die im Jahr 2004 extrem ausgeprägt war. Im Jahr 2005 waren aber keine Zwillingsfrüchte zu beobachten (Abb. 10). Untersuchungen bei Kirschen ergaben, dass die Bildung von Zwillingen durch hohe Temperaturen während der Blüteninduktion und der beginnenden –differenzierung ausgelöst wird. Am 23.08. wurden noch einmal mittelspäte Sorten geerntet. Als Vergleichssorten dienten 'Ortenauer' und 'C. Fruchtbare' (Tab. 11). Eine gute Gesamtbewertung bekamen die Selektionen Nr. 1594, 1350, 1450, 4510 und 5361. Die Geisenheimer Sorte 'Topend' wurde ebenfalls zu diesem Zeitpunkt geerntet, allerdings muss die Sortenechtheit noch einmal überprüft werden, da die Reifezeit nicht mit den Züchterangaben übereinstimmt. In der Rangliste der geschmacklichen Bewertung lagen die Nr. 1594, 3318 und 1350 an der Spitze, gefolgt von den Nummern 1450, 4510 und 5361.
Abb. 10. Früchte der hypersensiblen Kreuzung Nr. 4465 ([Ort x Stan 34] × Hanita)
15
Tab.11: Mittelspäte Sorten und Kreuzungen in Hofweier im Jahr 2005 Nr.
Kreuzung / Sorte
Ernte
Ertrag
Gewicht
Zucker
in g
° Oechsle
Geschmack
Fruchtfleisch-
Steinablös-
festigkeit
barkeit
Gesamt
Hanita
16.08.
7
43
68
gut
fest
gut
gut
2053
Hanita × (Tir × Stan 2)
16.08.
8
26
61
mittel – gut
fest
gut – sehr gut
mittel – gut
4465
(Ort × Stan 34) × Hanita
16.08.
6
38
94
gut – sehr gut
fest
gut
gut
5392
Jojo × Felsina
16.08.
7
44
84
gut
fest – mittel
gut
gut
3465
Hanita × (Ort × Stan 34)
16.08.
3
42
80
sehr gut
fest
schlecht – mittel
mittel – gut (Stein)
C. Fruchtbare
23.08.
7
-
70
gut
fest
sehr gut
gut
Ortenauer
23.08.
6
34
71
mittel
fest
gut
mittel
1594
Bühler × Ersinger
23.08.
5
44
91
gut – sehr gut
fest
sehr gut
gut
1450
President × Auerbacher
23.08.
5
48
86
gut – sehr gut
fest
sehr gut
gut
4510
(Ort × Stan 34) × Hanita
23.08.
6
36
89
gut
fest
gut – sehr gut
gut
5361
Jojo × Presenta
23.08.
6
42
88
gut
fest
gut – sehr gut
gut
1350
C. Beste × Valor
23.08.
6
65
95
gut – sehr gut
fest
gut
gut
3318
Verity × Hanita
23.08.
6
26
99
gut
fest
mittel
mittel - gut
16
Mittelspäte Sorten und Kreuzungen in Hohenheim
Vom 29. bis 31.08. wurden die ersten Früchte dieser Reifegruppe in Hohenheim geerntet. Unter den 10 Proben zeichneten sich drei als besonders beachtenswert aus. Zum Teil war allerdings die Steinablösbarkeit nicht befriedigend (Tab. 12). Nr. 4437 hat eine bunte Fruchtfarbe und ist deshalb nur begrenzt verwertbar. Am 06.09. wurden 16 Proben aus der 2. Selektionsprüfung untersucht. Sieben davon verdienen Beachtung (Tab. 12). Beim Ertrag ist zu berücksichtigen, dass die Proben aus zwei verschiedenen Quartieren stammen, die unterschiedlich vom Winterfrost betroffen waren. So steht z. B. auch 'Haroma' in dem stark betroffenen Quartier. Auffallend ist der hohe Zuckergehalt der Früchte. Besondere Beachtung verdient Nr. 4571, da sie stark hypersensibel (HK 3) auf Scharkabefall reagiert und eine gute Fruchtqualität hat. Die Selektionsnummer lässt sich zudem recht gut durch Steckholz vermehren und kann daher als wurzelechter Baum gepflanzt bzw. auch als Unterlage verwendet werden.
Tab. 12: Mittelspäte Sorten und Kreuzungen in Hohenheim im Jahr 2005 Nr.
Kreuzung / Sorte
Ernte
Ertrag
Gewicht in g
Zucker °Oe.
Geschmack
4757
Elena × Hanita
29.08.
6
23
99
gut – sehr
Fruchtfleischfestigkeit fest
gut 4437
(Ort×Stan34)
Steinablösbarkeit schlecht –
Gesamt
mittel – gut
mittel
(Stein)
31.08.
3
34
100
gut
fest
sehr gut
gut (bunt)
31.08.
6
39
91
gut
fest
schlecht –
mittel – gut
× Hanita 4561
(Ort×Stan34) × Hanita
4540
mittel
Haroma
06.09.
1
37
90
gut
fest
gut
gut
Elena ×
06.09.
4
33
07
gut
fest
mittel –
gut
(Ort×Stan34) 3438
Hanita ×
gut 06.09.
6
35
100
gut
fest
mittel
gut
06.09.
6
32
78
gut
fest
gut
gut
(Ort×Stan34) 4571
(Ort×Stan34)
(HK 3)
× Hanita 4671
Elena ×
06.09.
7
30
98
gut
sehr fest
(Ort×Stan34) 1415
President
mittel – gut
06.09.
3
44
77
gut
fest
gut
× HZ Wolff 3318
Verity × Hanita
gut
mittel – gut (Farbe)
06.09.
3
28
115
gut
fest
schlecht
mittel – gut (Stein)
17
Spätreife Sorten und Kreuzungen in Hofweier
Am 30.08. wurde die erste spätreife Zwetschgensorte geerntet. Als Vergleichssorte diente 'Hauszwetschge Wolff', die zu diesem Zeitpunkt allerdings erst knapp reif war. Insgesamt konnten von 40 Sorten und Kreuzungen Fruchtproben genommen und untersucht werden. In der geschmacklichen Bewertung wurden 6 Proben als sehr gut eingestuft, 9 mit gut bis sehr gut, 6 mit gut und 6 mit gut minus bewertet. In der Rangliste der geschmacklichen Bewertung wurde Nr. 4560 auf den 1. Platz gesetzt, dicht gefolgt von 'Harbella', Nr. 4913, Nr. 4437 mit gelbroter Fruchtfarbe, Nr. 4517 und Nr. 5636, die jedoch sehr kleine Früchte hatte. Die 'Hauszwetschge Wolff' wurde mit gut minus bewertet und nahm den 26. Platz ein, direkt vor 'Cacaks Beste'. Es muss aber berücksichtigt werden, dass die Früchte "sehr frisch" geerntet wurde. Den höchsten Zuckergehalt hatten Früchte von 'Harbella' mit 103 ° Oechsle. Die Sorten 'Haroma' und 'Haganta' wurden geschmacklich mit gut bis sehr gut bewertet, 'Jojo' und 'Top 2000' mit gut. Die Geisenheimer Sorte 'Topper' war geschmacklich mittel bis gut und kam nicht unter die ersten 25 Sorten bzw. Kreuzungen. Unter den geschmacklich mit gut bzw. sehr gut bewerteten Sorten sind drei als hypersensibel zu betrachten. Es sind die Kreuzung Nr. 4517, 4571 sowie die Sorte 'Jojo' (Tab. 13). Die zweite Probenahme spätreifer Sorten erfolgte am 06.09. Hier wurden Früchte von 30 Sorten bzw. Kreuzungen untersucht. In der geschmacklichen Bewertung innerhalb einer Ranglistenerstellung konnten 4 Kreuzungen mit sehr gut bewertet werden, 8 wurden als gut bis sehr gut eingestuft, 3 mit gut plus und 6 mit gut. Geschmacklich die besten Früchte hatten 'Harbella' und Nr. 4517, gefolgt von Nr. 4437 und 4756. Die großfrüchtigen Sorten 'Haganta', 'Tophit' und 'President' wurden mit gut bewertet. Die Geisenheimer Sorte 'Topstar Plus' hatte auffallend viele zerbrochene Steine
Abb. 11. Topstar Plus
(Abb. 11). Ein Phänomen, das bei großfrüchtigen Sorten immer häufiger auftritt. Beachtenswert ist, dass eine als stark hypersensibel reagierende Sorte in der geschmacklichen Bewertung mit auf den 1. Platz kam. Schon in der Vorwoche war diese Kreuzung mit sehr gut bewertet worden. Mit der Kreuzung Nr. 5381, eine ('Ort × Stan 34') × 'Felsina'-Kreuzung, und Nr. 4571 (('Ort × Stan 34') × Hanita) wurden zwei weitere hypersensible Kreuzungen als geschmacklich gut bewertet. Der Zuckergehalt der Früchte war meist hoch bis sehr hoch, so wurden 124 °Oechsle bei Nr. 4517 und 101 ° bei 'Harbella' gemessen (Tab. 14).
18
Tab. 13: Spätreife Sorten und Kreuzungen in Hofweier (Probenahme 30.08.2005) Nr. Kreuzung / Sorte Ertrag Gewicht Zucker Geschmack in g ° Oechsle HZ Wolff 7 26 88 mittel Harbella 6 30 103 gut – sehr gut Haroma 8–9 31 69 gut Jojo 6 65 87 mittel – gut Topper 7 41 63 mittel – gut Top 2000 5 24 90 mittel – gut 4437 (Ort × Stan 34) × Hanita 6 39 92 gut 4560 (Ort × Stan 34) × Hanita 2 30 96 gut 4571 (Ort × Stan 34) × Hanita 8 36 72 gut 1101 Italiener × Stanley 43 6 41 97 gut 4913 Verity × Valor 7 45 98 gut
Fruchtfleischfestigkeit fest – mittel sehr fest – fest mittel fest fest fest fest fest sehr fest – fest fest – mittel fest
Steinablösbarkeit gut mittel gut mittel gut – sehr gut gut – sehr gut sehr gut gut – sehr gut mittel – gut gut gut – sehr gut
Tab. 14: Spätreife Sorten und Kreuzungen in Hofweier (Probenahme 06.09.2005) Nr. Kreuzung / Sorte Ertrag Gewicht Zucker Geschmack in g ° Oechsle Elena 7 37 73 mittel – gut Haganta 7 71 102 gut Harbella 6 34 101 gut – sehr gut Tophit 7 69 77 mittel Topstar Plus 6 98 75 mittel – gut Valjevka 4 39 90 mittel – gut 4517 Elena × (Ort × Stan 34) 7 28 124 gut – sehr gut 4756 Elena × Hanita 7 34 94 gut 5381 Jojo × Felsina 3 39 95 gut
Fruchtfleischfestigkeit sehr fest – fest fest fest fest fest fest sehr fest – fest fest sehr fest – fest
Steinablösbarkeit mittel – gut gut gut gut gut gut gut – sehr gut gut – sehr gut mittel – gut
Gesamt mittel gut gut gut mittel – gut mittel - gut gut gut gut (HK 3) gut gut
Gesamt mittel – gut gut gut mittel – gut mittel mittel – gut gut (HK 3) gut gut (HK 3)
19
Spätreife Sorten und Kreuzungen in Hohenheim
In Hohenheim konnten die ersten spätreifen Kreuzungen am 12. und 15.09. in dem vom Winterfrost stark betroffen A-Quartier geerntet werden. Auf Grund des niedrigen Ertrags setzte die Reife ca. eine Woche früher ein als im C-Quartier, in dem gute Erträge zu verzeichnen waren. Die Probenahme umfasste 15 verschiedene Kreuzungen. Geschmacklich am besten bewertet wurde 'Harbella' und Nr. 5319 (Tab. 15), eine 'Jojo' × 'Presenta'-Kreuzung. Der Zuckergehalt der Früchte von 'Harbella' war mit 106 ° sehr hoch. Noch höher war er bei der Selektion Nr. 4560 mit 117 ° Oechsle. 'Haganta' brachte mit 81 g sehr große Früchte, der Ertrag war allerdings gering. 'Harbella wurde eine Woche später im C-Quartier geerntet. Der Ertrag war dort gut. Die Früchte hatten trotzdem einen Zuckergehalt von 112 ° Oechsle. Sie schmeckten gut bis sehr gut. Fast noch besser waren die Früchte der hypersensiblen Nr. 4517, die trotz eines sehr hohen Ertrags 101 ° Oechsle brachten (Tab. 15).
Tab. 15: Spätreife Sorten und Kreuzungen in Hohenheim im Jahr 2005 Nr.
Kreuzung / Sorte
Ernte
Ertrag
Gewicht in g
Zucker °Oe.
Geschmack
Fruchtfleischfestigkeit mittel
Steinablösbarkeit gut
Gesamt
Haganta
15.09.
1
81
105
gut
4515
Harbella
15.09.
2
33
106
gut – sehr gut
mittel
mittel – gut
gut
4517
Elena × (Ort×Stan34)
15.09.
1–2
33
113
gut
fest
mittel – gut
gut
4560
(Ort×Stan34) × Hanita
15.09.
2
25
117
gut
mittel
gut
gut
4756
Elena × Hanita
15.09.
3
35
89
gut
sehr fest
gut – sehr gut
gut
4913
Verity × Valor
15.09.
3
49
104
gut
fest
mittel – gut
gut
5319
Jojo × Presenta
15.09.
1
34
102
gut – sehr gut
sehr fest
gut
gut – sehr gut
4517
Elena × (Ort×Stan34)
20.09.
8
32
101
gut – sehr gut
fest
sehr gut
hervorragend
4515
Harbella
20.09.
7
31
112
gut – sehr gut
sehr fest
mittel – gut
sehr gut
5636
Elena × Presenta
20.09.
7
20
112
gut
fest
mittel
gut
gut
20
Sehr spät reife Sorten und Kreuzungen in Hofweier
Die letzte Probenahme in Hofweier erfolgte am 13.09. Drei Hybriden von den neun genommenen Proben waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz reif, es handelte sich dabei um die extrem spät reifen Kreuzungen Nr. 4922, 3040 und vor allem Nr. 4803, eine 'Verity × 'President'-Kreuzung. Einen sehr guten Eindruck machte wieder Nr. 1284, die bei hohem Ertrag ein Fruchtgewicht von 42 g hatte und geschmacklich gut bis sehr gut bewertet wurde. Leider ist diese Kreuzung in der Scharkatoleranzprüfung ausgefallen, so dass zur Scharkatoleranz keine Ergebnisse vorliegen. Dies muss jetzt nachgeholt werden. Die Vergleichssorte 'Presenta' brachte einen hohen Ertrag und geschmacklich gute Früchte. Diese Hohenheimer Spätsorte erzielt am Markt immer sehr gute Preise. Im Jahr 2005 konnten Erlöse bis zu 35000 €/ha erzielt werden und dies nach Abzug der Vermarktungskosten. Auch die noch nicht voll reife Nr. 3040, eine Kreuzung von 'Presenta' × 'Haganta' überzeugte durch hohen Ertrag und schöne, geschmacklich gute Früchte (Tab. 16).
Tab. 16: Sehr spät reifenden Sorten und Kreuzungen in Hofweier (Erntedaten 13.09.2005) Nr.
Kreuzung
Ertrag
Gewicht in g
Zucker °Oe.
Geschmack
Presenta
7
36
80
gut
1284
C. Beste × Italiener
8
42
72
3036
Presenta × Haganta
7
38
79
3040
Presenta × Haganta
8
41
79
gut
mittel
gut – sehr gut
wird gut
4922
Presenta × (Ort×Stan34)
7
54
76
mittel – gut
fest
mittel – gut
wird gut
4834
Verity × Valor
2
39
123
gut – sehr gut
mittel
mittel – gut
mittel – gut
Verity × President
1
gut
sehr fest
schlecht
noch unreif
4803
Fruchtfleischfestigkeit fest
Steinablösbarkeit
Gesamt
gut
gut
gut – sehr gut
fest
sehr gut
gut – sehr gut
gut
fest – mittel
gut
gut (ähnlich Presenta)
64
99
(wegen Farbe)
21
Sehr spät reife Sorten und Kreuzungen in Hohenheim
Kreuzungen dieser Reifegruppe wurden in Hohenheim am 26.09.geerntet. Von den fünf Proben beeindruckten vor allem Nr. 3018 und Nr. 4637 (Tab. 17). Beide Kreuzungen waren zum Zeitpunkt der Probenahme noch leicht unreif. Durch den hohen Zuckergehalt schmeckten die Früchte aber trotzdem. Die Kreuzung Nr. 4922 wurde ebenfalls gut bewertet, die Fruchtfarbe ist hier aber nicht blau sondern es handelt sich um gelbrotgrüne Früchte.
Tab. 17: Sehr spät reifenden Sorten und Kreuzungen in Hohenheim (Erntedaten 26.09.2005) Nr.
Kreuzung
Ertrag
Gewicht in g
Zucker °Oe.
Geschmack
4937
President ×
3
40
106
wird gut
(Ort×Stan34)
Fruchtfleischfestigkeit sehr fest –
Steinablösbarkeit
Gesamt
mittel –
gut
fest
gut
4922
President × (Ort×Stan34)
5
59
82
gut
fest
mittel – gut
mittel - gut
4941
President × C. Schöne
3
42
97
gut
sehr fest
mittel – gut
mittel – gut (unreif)
3018
Presenta × Haganta
2
51
103
wird gut
sehr fest
mittel
noch leicht unreif
Zusammenfassende Beurteilung
Neue Sorten haben auf dem Markt nur eine Chance, wenn sie zu einem Zeitpunkt auf den Markt kommen, an dem herkömmliche Sorten nicht befriedigen. Größte Priorität hat dabei die Fruchtqualität. Der deutsche Markt kann sich in Zukunft nur durch die Produktion von Qualitätsware behaupten. Notwendig wäre in diesem Zusammenhang die Entwicklung einer Markenzwetschge mit genau definierten Qualitätsansprüchen. Die Hohenheimer Zwetschgenzüchtung ist bemüht entsprechende Qualitätssorten über den ganzen Reifeverlauf hin anzubieten. Gute Sorten fehlen vor allem zu Beginn der Saison. Aus der Kreuzung von 'Hanita' × 'Katinka' bzw. 'Tegera' gingen eine Reihe von Genotypen hervor, die festes Fruchtfleisch haben, gut vom Stein lösen und hervorragend schmecken. Im Reifebereich von 'Herman' sind dies vor allem die Nr. 5185 und im Reifebereich von 'Katinka' die Nr. 5131 und 5102. Große Probleme am Markt verursacht fast alljährlich die Sorte 'Ersinger'. Als Ersatz ist die Nr. 5114 vorge-
22
sehen. Sie ist festfleischig, löst sehr gut vom Stein, schmeckt gut und hat eine Fruchtfarbe, die der Markt fordert. Diese Kreuzung soll demnächst zur Lizenzvergabe ausgeschrieben werden. Im mittelfrühen Reifebereich ist durch die großen Mengen an 'Bühler' und 'C. Schöne' der Markt preislich meist problematisch. Neue Sorten habe es schwer. Trotzdem ist es erforderlich, auch hier Qualitätssorten anzubieten, damit das anfangs erwähnte Konzept einer Markenzwetschge erfolgreich angesetzt werden kann. Auch hier haben sich einige Kreuzungen aus 'Hanita' × 'C. Beste' (Nr. 3423 und Nr. 3424) bzw. 'Hanita' × 'C. Schöne' (Nr. 3749 und Nr. 3823) recht gut bewährt. Im mittelspäten Reifebereich Mitte bis Ende August steht mit 'Hanita' eine Qualitätssorte zur Verfügung. Da sie anbaumäßig nicht immer unproblematisch ist, sind auch hier neue Sorten durchaus gefragt. Über Jahre bewährt hat sich Nr. 2053. Ab Anfang September ziehen die Preise meist wieder an. Auch die Qualität der Früchte ist wieder deutlich besser. Die neuen Hohenheimer Sorten 'Haroma' und 'Harbella' haben sich auch 2005 bewährt und können als "Markenzwetschgen" dienen. Im Übergang zu dem ganz späten Reifebereich zeichnet sich die Kreuzung Nr. 4517 ('Elena' × (Ort × Stan 34)) immer mehr aus. Sie wird im Moment mit zahlreichen Scharkastämmen aus ganz Europa auf absolute Resistenz geprüft und wäre eine sehr wichtige Sorte für das Herrenberger Anbaugebiet. Im ganz späten Bereich bekam die Kreuzung Nr. 1284 in den letzten Jahren immer eine sehr gute Bewertung. Leider liegen noch keine Untersuchungen über die Scharkatoleranz vor. Noch eine Woche später wird Nr. 3018 reif, sie kommt sehr früh in Ertrag, überzeugt geschmacklich und hat eine stahlblaue Frucht. Die Hohenheimer Züchtungsarbeiten gaben in den letzten zwei Jahrzehnten viele positive Impulse für den Zwetschgenanbau. Der größte Erfolg dabei ist die Entwicklung einer absolut scharkaresistenten Sorte durch Nutzung der Hypersensibilität. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Kreuzungen mit 'Jojo' bzw. ihrer Schwester (Ort × Stan 34) und Sorten über die ganze Reifezeit gemacht. 29 Erfolg versprechende hypersensible Kreuzungen stehen schon in der 2. Selektionsprüfung an verschiedenen Standorten im Land. Zahlreiche junge Kreuzungen sind im Zuchtquartier vorhanden, welche zum Teil die ersten Früchte brachten bzw. erst in den nächsten Jahren in Ertrag kommen. Durch die Testung der Hypersensibilität im Rahmen einer Dissertation, ist bei vielen dieser Sämlinge bekannt, ob sie hypersensibel reagieren. Die obstbauliche Eignung muss allerdings noch geprüft werden.
23
Neue Kreuzungen zur Erreichung frühreifer Sorten mit Hypersensibilität werden zurzeit im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojektes mit Weihenstephan dort auf Hypersensibilität getestet. Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie es mit der Zwetschgenzüchtung in Deutschland weitergeht, nachdem Prof. Jacob in Geisenheim in Ruhestand ging und auch in Hohenheim die Pensionierung des Züchters in zwei Jahren ansteht. Deutschland, bisher weltweit führend in der Zwetschgenzüchtung, ist dabei, den Ruf zu verlieren bzw. es besteht die Gefahr, dass die Züchtungsarbeiten auf diesem Gebiet ganz eingestellt werden. Es wäre sinnvoll entsprechende Schritte rechtzeitig einzuleiten, damit die Züchtungsarbeiten weitergeführt werden können.
24