Monatsberichte 2/1975
Prognose des Nahrungsmittelverbrauches bis 1985/86 Starke Verteuerungen w i c h t i g e r Nahrungsmittel auf den W e l t m ä r k t e n haben in den westlichen Industriestaaten den Glauben an eine gesicherte Nahrungsmittelversorgung erschüttert, Auch die jüngsten Hungerkatastrophen sowie die Bevölkerungsexplosion in Ländern der Dritten Weit fördern pessimistische Erwartungen. Es mehren s i c h daher auch in Österreich S t i m m e n , die eine weitestgehende Autarkie in der Ernährung fordern Dem stehen Meinungen gegenüber, die für die nächsten 15 Jahre in der Beseitigung der Agrarüberschüsse ein Hauptproblem der Industriestaaten sehen. Ob nun das Ziel der nationalen Ernährungswirtschaftspolitik in einer Erhöhung des Selbstversorgungsgrades o d e r im A b b a u struktureller Agrarüberschüsse liegt, in beiden Fällen bedarf es Prognosen über die langfristige Entwicklung der Nahrungsmittelnachfrage. Die vorliegende Prognose des Nahrungsmittelverbrauches in Österreich ) baut auf einer Analyse der Bestimmungsgründe der Nachfrageentw i c k l u n g seit 1956/57 auf Sie geht davon aus, daß die Entwicklungstendenzen der v e r b r a u c h s b e s t i m menden Faktoren: Einkommen, Verhaltensweisen der Verbraucher und Nahrungsmittelpreise im Prognosezeitraum im wesentlichen anhalten w e r d e n (Variante l). Gleichzeitig w i r d geprüft, wie sich der Nahrungsmittelverbrauch unter ungünstigen Verhältnissen e n t w i c k e l n w i r d , w e n n sich das Wirtschaftsw a c h s t u m a b s c h w ä c h t oder einzelne Nahrungsmittel f ü h l b a r verteuern (Variante II). 1
Entwicklungstendenzen brauch seit 1945
im
Nahrungsmittelver-
Die Ernährungsgewohnheiten haben sich seit Kriegsende deutlich gewandelt. Die unmittelbaren N a c h kriegsjahre waren d u r c h eine ernährungswirtschaftliche Mangelsituation gekennzeichnet. Der physiologische Mindestbedarf an Nahrungsmitteln konnte kaum g e d e c k t werden.. Die erste Ernährungsbilanz des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft (1947/48) weist einen Verbrauch von 2.298 Kalorien je Kopf und Tag aus. Durch eine Forcierung der S c h w e i n e - und M i l c h p r o d u k t i o n gelang es bis Beginn der fünfziger Jahre, die Versorgungslage wesentlich zu bessern. Bereits im Wirtschaftsjahr 1950/51 w u r d e n täglich 2.786 Kalorien verbraucht. Fünf J a h r e später entsprach die Struktur des Nahrungsmittelverbrauches wieder dem Vorkriegsstand, *) Diese Arbeit w u r d e im Auftrag des für L a n d - und Forstwirtschaft erstellt
52
Bundesministeriums
auch der Kalorienverbrauch war 1956/57 gleich h o c h wie im Durchschnitt der Jahre 1934 bis 1938. In d e n folgenden Jahren beschleunigten s i c h verschiedene soziologische V e r ä n d e r u n g e n , die s i c h auf die Verbrauchsstruktur stark auswirkten. Der landwirtschaftliche Bevölkerungsanteil ging zwischen 1951 und 1971 um die Hälfte zurück. Der Anteil der A n g e s t e l l ten an den unselbständig Beschäftigten stieg von 32 /o (1955) auf 4 5 % (1972).. Mit diesen U m s c h i c h tungen war ein Rückgang der körperlichen A r b e i t und damit auch des Kalorienbedarfes v e r b u n d e n , der sich j e d o c h in den Ernährungsbilanzen nicht s o f o r t spiegelte.. Dank der günstigen W i r t s c h a f t s e n t w i c k lung erhöhte sich in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre die Kaufkraft beträchtlich. Das erlaubte einen kostspieligeren Speisezettel, w o b e i vorerst die Betonung eher auf der Quantität als auf der Q u a l i tät lag Insbesondere der Fleischverbrauch stieg, da tägliche (oder nahezu tägliche) Fleischspeisen nun auch in den unteren Einkommensschichten Regel wurden. Der Verbrauch an kalorienreichen Nahrungsmitteln nahm j e d o c h nur s c h w a c h ab. Diese als „Freßwelie" zu charakterisierende Periode e r r e i c h t e ihren Höhepunkt in einem Rekordverbrauch v o n 3.067 Kalorien je Kopf und Tag im Wirtschaftsjahr 1958/59 D
In den folgenden Normalisierungsjahren, als der „ N a c h h o l b e d a r f " an Nahrungsmitteln gestillt war, ging der Kalorienverbrauch wieder zurück, und d i e Struktur verschob sich von Grundnahrungsmitteln zu teureren Produkten. So nahm der Verbrauch von Schmalz, Mehl und Kartoffeln stark ab Auch T r i n k milch w u r d e ab 1958/59 w e n i g e r konsumiert, weil die Haushalte immer weniger M i l c h für Hauptmahlzeiten v e r k o c h t e n und andere Getränke in Verbindung mit Fleischspeisen besser harmonieren. Der Bier- und Weinverbrauch w u r d e auch durch das A u f k o m m e n des Fernsehens und das damit geänderte Freizeitverhalten gefördert. in den letzten zehn Wohlstandsjahren verstärkten die Vollbeschäftigung und der hohe Lebensstandard die Nachfrage nach bequem zubereitbaren Speisen.. Die steigende Bekanntheit von ausländischen Gerichten weitete den Speiseplan aus. Ein Teil der d a r a u s resultierenden V e r b r a u c h s v e r l a g e r u n g e n , wie z. B. die vermehrte Nachfrage nach v e r s c h i e d e n a r t i g e n Obst- und Gemüsesorten, höherwertigen Fisch- und Fleischqualitäten sowie nach Nahrungsmitteln mit höherem Verarbeitungsgrad, geht aus den E r n ä h rungsbilanzen nicht hervor.
Monatsberichte 2/1975
Übersicht Durchschnittlicher
1
faßte Haushaltslager (Reis, Zucker) und die I n h o m o genität (Fische, Gemüse, Obst) der Gruppen.
Ernährungsverbrauch
(Ausgewählte Produkte) Mehl
Karlöffeln
Fleisch
T r i n k - Felle') Z u c k e r milch
Bier
Kalorien je Kopf und T a g insgesamt
kg je Kopf und Jahr 1934/1938
120 0
96 3
48 7
174 7
173
24 1
37 0
2 936
1947/48
126 1
113 1
19 7
78 6
9 1
117
21 2
2 298
1950/51
117 1
107 1
37 7
151 4
167
23 6
37 9
2 786
1958/59
107 0
92 7
53 3
161 9
18 3
34 5
69 0
3 067
1960/61
98 9
87 7
56 9
159 0
18 1
35 4
75 3
2 995
1970/71
85 9
67 4
70 9
132 7
25 7
37 0
100 8
3.020
1973/74
79 6
64 9
76 3
1301
26 6
41 3
108 8
3 071
Q : Ernährungsbilanzen des Bundesministeriums für L a n d - und Forstwirtschaft — ') Feite und Öle in Remfeft
Ursachen der Nachfrageverschiebungen Die e m p i r i s c h e Analyse der wichtigsten Bestimm u n g s g r ü n d e für die Ä n d e r u n g des Nahrungsmittelverbrauches im Zeitraum 1956/57 bis 1972/73 setzte den j ä h r l i c h e n Pro-Kopf-Verbrauch in Abhängigkeit von • • •
Einkommen, Verbraucherpreisen und v e r s c h i e d e n e n s o z i o ö k o n o m i s c h e n Größen ), 1
Z w e c k dieser Analyse w a r es, die Einflußgrößen für die mittelfristige Verbrauchsentwicklung zu erfassen, die auch für die Projektion auf die künftige Entwicklung gelten Die Nachfrageelastizitäten w u r d e n auf Grund von halblogarithmischen Funktionen geschätzt Für einige w i c h t i g e V e r b r a u c h s g r u p p e n , wie Reis, Zucker, Fische, Gemüse und Frischobst, konnten allerdings keine brauchbaren Nachfragefunktionen gefunden werden. M ö g l i c h e Erklärung hiefür sind Verzerrungen der Verbrauchsmengen durch nicht erÜbersicht
2
Elastizitäten der Nachfrage nach Nahrungsmitteln
(Durchschnitt 1956/57 bis 1972/73) 1
In bezgg auf E i n k o m m e n s ä n d e r u n g e n o
', = —0'13) sehr nahe Vgl. J. Hohenecker: Analysen der Bestimmungsgründe der mengenmäßigen Nachtrage nach Milch und Milchprodukten in Österreich und Möglichkeiten der Auswertung für die Vorhersage des Verbrauches, Institut für Agrarokonomik der Hochschule für Bodenkultur, Wien 1973 :i
53
Monatsberichte 2/1975
gut gesicherte Einkommensbeziehung konnte auch für den S c h w e i n e f l e i s c h v e r b r a u c h errechnet w e r d e n . Für Rindfleisch und Geflügel konnte kein direkter Einkommenseinfluß festgestellt w e r d e n Der Süßmost- und Fruchtsäfteverbrauch reagiert dagegen auf E i n k o m m e n s ä n d e r u n g e n sehr stark. Bier- und W e i n k o n s u m w e r d e n davon nicht so stark berührt
die Angestelltenquoten ) geprüft. Mit steigender A n gestelltenquote kann ein T r e n d von kalorienreicher zu eiweißreicher sowie zu einer von der Medizin als gesünder bezeichneten Ernährung erwartet werden. Nach den Untersuchungsergebnissen steigt insbesondere der Verbrauch von Rindfleisch und Pflanzenfetten mit w a c h s e n d e r Angestelltenquote. Dieser Zusammenhang w i r d auch durch die Konsumerhebung 1964 bestätigt, die in Angestelltenhaushalten einen ü b e r d u r c h s c h n i t t l i c h e n Pro-Kopf-Verbrauch an Margarine und Rindfleisch feststellte 1
Preise A u c h in bezug auf Preisänderungen reagiert der Nahrungsmittelverbrauch sehr unterschiedlich Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln mit g e r i n g e n Subs t i t u t i o n s m ö g l i c h k e i t e n w i r d von Preisänderungen nur w e n i g beeinflußt. So liegen die Preiselastizitäten für Kartoffeln, Mehl und M i l c h z w i s c h e n — 0 1 und — 0 3 Der Fleisch- und Fettverbrauch hingegen orientiert s i c h , abgesehen von diätetischen Überlegungen, sehr stark an der relativen Preiswürdigkeit. Insbesondere Kalbfleisch, pflanzliche ö l e und Fette, Butter und Geflügel haben eine hohe Preiselastizität Z w i schen pflanzlichen ö l e n und Butter sowie z w i s c h e n Geflügel und Rindfleisch bestehen gesicherte Kreuzpreisbeziehungen Die klassische Substitutionsbeziehung zwischen dem „weißen F l e i s c h " von Kalb und Geflügel hat s i c h nicht bestätigt Sie galt offens i c h t l i c h nur, solange die Preise beider Fleischarten ungefähr auf g l e i c h e m Niveau lagen. In den letzten Jahrzehnten lief aber die Preisentwicklung so weit auseinander, daß Kalbfleisch zum Luxusdiätnahrungsmittel und Geflügelfleisch zu einem der billigsten Fleischgerichte w u r d e .
Sozioökonomische Einflüsse Außer E i n k o m m e n und Preise beeinflussen insbesondere die körperliche B e a n s p r u c h u n g , der Bildungsstand und der Grad der Frauenbeschäftigung den N a h r u n g s m i t t e i v e r b r a u c h . Höhere körperliche Beanspruchung, sei es in Beruf o d e r Freizeit, steigert den Kalorienbedarf. Daraus kann man aber nicht unbedingt schließen, daß etwa der Rückgang des Kohlehydrat- und Schmalzverbrauches d u r c h die Verringerung der körperlichen Arbeit verursacht w u r d e Es dürfte nämlich w e n i g e r eine Frage der körperlichen Leistung als vielmehr eine Frage des Lebensstandards und der K o n s u m g e w o h n h e i t e n sein, ob der Kalorienbedarf durch billige fett- und stärkereiche oder d u r c h h o c h w e r t i g e eiweißreiche Nahrungsmittel gedeckt wird Der Bildungsstand w i r k t s i c h insofern auf die Kons u m g e w o h n h e i t e n aus, als mehr Informationen über die moderne Ernährungswissenschaft und Kenntnisse über ausländische Gerichte Art und Z u s a m m e n setzung der Mahlzeiten beeinflussen. Der Einfluß von Ä n d e r u n g e n in der Berufsstruktur und im Bildungsniveau auf die V e r b r a u c h s e n t w i c k l u n g w u r d e über 54
Die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen, vor allem von verheirateten, bringt zwangsläufig b e s o n dere K o n s u m g e w o h n h e i t e n mit s i c h : zunächst ist die für die Haushaltsführung zur Verfügung stehende Zeit eingeschränkt. Das erhöht die Nachfrage nach vorgefertigten Nahrungsmitteln und Speisen mit g e ringerem Zubereitungsaufwand. Weiters w i r d das Mittagessen meist a m Arbeitsplatz e i n g e n o m m e n . „Kaltes A b e n d e s s e n " und häufigeres Restaurantessen in der Freizeit g e w i n n e n an Bedeutung Außerdem erhöht die Berufstätigkeit der Frau das Famil i e n e i n k o m m e n . Wenn die Berufstätigkeit nicht d u r c h ein sehr niedriges E i n k o m m e n des Familienvorstandes o d e r d u r c h größere geplante Anschaffungen bedingt ist, kann eine Ä n d e r u n g der Ausgabenstruktur zugunsten kostspieligerer Nahrungsmittel erwartet w e r d e n . Zur Prüfung des Einflusses der Berufstätigkeit von Frauen auf die Nachfrage diente in der vorliegenden Arbeit der Anteil der Frauen an der S u m m e der unselbständig Beschäftigten Die Ergebnisse der Analyse bestätigen, daß berufstätige Frauen Nahrungsmittel, die sich besonders für S c h n e l l g e r i c h t e eignen (Eier), bevorzugen Es w e r d e n auch m e h r Süßwaren konsumiert. Die A u s w i r k u n g e n von Ä n d e r u n gen des Anteiles der bäuerlichen Bevölkerung konnten mangels entsprechender Zeitreihen nicht geprüft werden.
Prognose des Pro-Kopf-Verbrauches für 1980/81 und 1985/86 Die Prognose ging von folgenden aus:
Voraussetzungen
•
Die Nachfrage w i r d längerfristig nicht d u r c h das Nahrungsmittelangebot begrenzt Das i n l ä n d i sche A n g e b o t folgt vielmehr der Nachfrageentwicklung
•
Abgesehen von kürzerfristigen V e r k n a p p u n g e n w i r d die heimische Versorgung mit Nahrungsmitteln durch eventuelle Krisen in der W e l t e r n ä h rungswirtschaft nicht nachhaltig beeinträchtigt.
) Anteil der Angestellten an der Gesamtzahl der u n s e l b ständig Beschäftigten l
Monatsberichte 2/1975
•
Die E n t w i c k l u n g des Nahrungsmittelverbrauches w i r d daher ausschließlich von der nationalen Eink o m m e n s - und Preisentwicklung sowie den soziologischen V e r ä n d e r u n g e n abhängen.
Die Prognosewerte für die v e r b r a u c h s b e s t i m m e n d e n Faktoren w u r d e n in die N a c h f r a g e g l e i c h u n g eingesetzt. Zeitliche Ä n d e r u n g e n der Elastizitäten w u r d e n d u r c h die Wahl des halbiogarithmischen Funktionstyps berücksichtigt, Die Lösung der N a c h f r a g e g l e i chungen ergibt den voraussichtlichen Pro-KopfV e r b r a u c h in den Z i e l j a h r e n ) . Die Prognose für Prod u k t e , für die keine b r a u c h b a r e n N a c h f r a g e f u n k t i o nen geschätzt w e r d e n konnten, mußten auf Grund von T r e n d e x t r a p o l a t i o n e n erstellt w e r d e n . Die Ergebnisse w e r d e n mit früheren Prognosen der FAO (für 1980) und der OECD (für 1985) v e r g l i c h e n . Größere A b w e i c h u n g e n der hier ermittelten Prognosen von den FAO- und OECD-Werten w e r d e n k o m m e n t i e r t Die Plausibilität der Prognosen w i r d auf G r u n d des derzeitigen Verbrauchsniveaus in verschiedenen OECD-Staaten überprüft )
Von mehreren m ö g l i c h e n Prognosevarianten w e r d e n zwei zur Diskussion gestellt:
1
Variante I ist die „ w a h r s c h e i n l i c h s t e " ; sie geht davon aus, daß sich die n a c h f r a g e b e s t i m m e n d e n Faktoren im großen und ganzen in gleicher Weise wie in den sechziger J a h r e n w e i t e r e n t w i c k e l t w e r d e n . Der Private Konsum w i r d nach vorläufigen Institutsprognosen im Zeitraum 1970/1980 um 4 8 % , 1980/1985 um 4 5 % pro Jahr steigen. Die Variante II nimmt eine A b s c h w ä c h u n g des realen W i r t s c h a f t s w a c h s t u m s und damit auch des Privaten Konsums auf d u r c h s c h n i t t l i c h 2 % pro Jahr an. Sie w u r d e durchgerechnet, um die Sensitivität des Nahrungsmittelverbrauches auf W a c h s t u m s v e r l a n g s a m u n g e n zu testen. Weiters w i r d unterstellt, daß s i c h die importierten Nahrungsmittel sowie die Nahrungsmittel, die im Inland aus hauptsächlich importierten Produktionsmitteln erzeugt w e r d e n , strukturell verteuern. Mit dieser Variante soll die Untergrenze der K o n s u m e n t w i c k l u n g abgesteckt w e r d e n .
2
*) Die P r o - K o p f - Z a h l e n beziehen sich auf die W o h n b e v ö l k e r u n g Ö s t e r r e i c h s Die Zahl der t a t s ä c h l i c h e n V e r b r a u c h e r w a r beispielsweise 1970 um 1'5% höher als die W o h n b e v ö l k e r u n g (Saldo der N ä c h t i g u n g e n von A u s l ä n d e r n im I n land u n d der von i n i ä n d e r n im Ausland) ) OECD Food C o n s u m p t i o n Statistics 1955—1971. Paris 1973.
2
Übersicht
3
Prognosen des Pro-Kopf-Nahrungsmittelverbrauches für 1980/81 und 1985/86 Nahrungsmittel
Verbrauch 1956/57
1972/73
1980/81 W I F O !')
1985/86
W I F O II»)
FAO )
W I F O I')
53 6
43 8
49 2
49 4
13 9
187
25 8
ä
W I F O II ) 2
OECD ) 4
kg Weizenmehl
67 9
55 5
47 8
50 9
Roggenmehl
36 7
24 7
18 2
20 9
7 0
2 6
09
Nährmittel Reis
. .
1 6
-
1 2
41
4 1
41
41
34
4 3
4 3
4 1
Kartoffeln
95 3
60 0
44 0
51 5
67 6
331
46 4
69 0
Zucker
32 8
36 5
38 2
38 2
41 4
39 1
39 1
39 5
1 2
24
34
31
38
33
Nüsse und Kastanien Kakaobohnen
1 1
2 3
27
25
Rindfleisch
133
20 6
23 7
23 7
Kalbfleisch
35
2 5
24
Schweinefleisch
2 0
2 3 j>
21 8
2 9
2 6
25 9
25 9
2 1
1 5
j>
22 9
25 3
38 4
43 7
401
45 0
47 3
40 5
42 1
Geflügelfleisch
1 3
9 2
126
100
11 9
14 4
9 9
11 9
A n d e r e s Fleisch
2 1
1 3
OS
0 8
2 2
0 2
0 6
Eier
94
15 1
167
15 1
14 7
17 6
148
Fische
33
38
4 2
42
87
4 5
4 5
148 0
97 5
106 7
11 6
5 5
7 0
Kuhmilch
159 9
132 3
12 2
7 9
O b e r s und R a h m
1 2
Kondensmilch
03
Kdse Topfen
Magermilch
Butler
.
.
Pflanzliche Ö l e und Fette
109 2
110 8
67
76
3 1
39
35
4 4
37
1 9
3 0
2 5
3 7
2 8
2 9
4 3
5 1
4 8
5 7
5 0
1 2
2 4
2 9
26
4 2
5 8
64
64
5 8
67
67
6 6
12 3
17 2
14 7
12 4
198
157 10 1
}
»
32
2 8
Schlachtfette
11 8
9 4
61
91
4 5
48
Gemüse ,
64 3
72 8
74 3
74 3
82 3
76 8
76 8
Frischobst
644
64 0
76 6
76 6
78 6
78 6
Zitrusfrüchte .
8 1
18 1
20 9
17 5
231
17 5
Süßmost und Fruchtsäfte
1 8
101
120
104
14 3
11 4
55 5
52 3
125 3
115 5
Wein
172
43 3
50 2
48 4
Bier
69 8
108 1
1184
112 8
') V o r l i e g e n d e Prognose *) OECD:
Variante I
— *) V o r l i e g e n d e Prognose
A g r i c u l l u r a l Projecfions for 1975 and 1985
45 3
V a r i a n t e II. — ') FAO: Agricultu r a l C o m m o d i t i e s Projections
1 9 7 0 -- 1 9 8 0
160 1361
} » 6 3
Rome 1971.
-
Paris 1968
55
Monatsberichte 2/1975
Übersicht Nahrungsmittel verbrauch 1971 in OECD-Ländern und Prognosewerte für Osterreich 1980/81 und 1985/86 Getreide Kar(einschl. Reis) toffeln
Zucker
Fleisch
Fische
Eier
Kuhmilch
Butter')
Pflanzliche Ole u Fette')
Wein
4
Bier
kg pro Kopf Bundesrepublik Deutschland
67 7
102 2
33 5
88 7
73
16 3
Däremark
70 3
76 9
47 3
63 3
35 3
109
Frankreich
67
12 8
7 2
7 0
20 8
144 6
130
106 9
42 8
. .
76 4
971
37 4
95 6
16 9
12 5
69 4
6 9
Großbritannien
72 3
101 0
49 7
75 2
8 3
15 0
140 7
67
Italien
134 5
39 7
28 2
56 5
9 7
106
68 6
1 6
21 6
102 3
12 4
Jugoslawien
174 4
65 2
26 9
35 6
2 6
69
72 1
07
9 9
26 9
29 7
Niederlande
66 5
85 1
46 0
61 6
11 6
11 2
103 3
1 9
17 4
6 5
62 2
Schweden
61 2
84 0
40 6
52 2
20 6
12 5
111 3
4 4
11 6
7 0
57 2
Schwei?
80 8
53 6
46 4
72 4
5 0
11 4
134 4
5 8
141
38 0
75 0
USA
64 4
46 2
53 8
115 7
65
18 5
117 2
1 9
Ö s t e r r e i c h 1971
90 0
63 1
37 9
69 2")
3 8
15 2
142 5
44
12 2
42 3
1071
Variante
I 19B0/81
71 0
44 0
38 2
82 9 )
4 2
16 7
109 2
5 4
172
50 2
118 4
V a r i a n t e II 1960/81
72 5
51 5
38 2
76 6 )
4 2
15 1
1108
5 4
14 7
48 4
112 8
Variante
I 1985/86
62 1
331
39 1
89 9 )
45
176
97 5
5 6
198
55 5
125 8
V a r i a n t e II 1985/86
73 4
46 4
39 1
7 8 4=)
45
14 8
108 0
5 6
15 7
52 3
115 5
Q : OECD
Food Consumption Statistics 1 9 5 5 - 1 9 7 1
!
1
1
P aris 1973 — ') kg Reinfett
Ergebnisse nach einzelnen Gruppen Mehl, Reis, Kartoffeln
Der steigende Lebensstandard hatte zur Folge, daß G e t r e i d e p r o d u k t e und Kartoffeln nicht mehr den Hauptinhalt von Mahlzeiten bilden, sondern auch in den unteren E i n k o m m e n s s c h i c h t e n nur noch als B e i lage zur fast täglichen Fleischspeise auf den T i s c h k o m m e n . Der Rückgang des Kartoffehexb rauch es w i r d d u r c h die Verteuerung dieses transport- und lagerintensiven Gutes in Relation zu Substitutionsp r o d u k t e n wie Weizenmehl und Reis beschleunigt Selbst bei g e r i n g e r e m Wirtschaftswachstum {Variante II) w i r d künftig ein viel stärkerer Rückgang des Kartoffelverbrauches in Österreich a n g e n o m m e n , als FAO und OECD prognostizierten. Schon der Verbrauch 1972/73 lag deutlich unter d e n Prognosewerten dieser Organisationen für 1980 und 1985. Nach der Prognosevariante I w i r d der Kartoffel v e r b r a u c h 1985/86 mit 3 3 1 kg nur noch knapp die Hälfte von 1972/73 erreichen. Der Prognosewert 1980/81 der Variante I für Getreide insgesamt (71 kg) ist um 2 0 % niedriger als 1972/73, liegt aber noch über dem Verbrauchsniveau 1971 der Bundesrepublik Deutschland (67 7 kg), der Niederlande (66 5 kg) und Schwedens (61 2 kg) A l l e r d i n g s w e r d e n in diesen Ländern mehr Kartoffeln gegessen Die Nachfrageeinbußen w e r d e n für Weizenmehl w e n i g e r hoch sein als für Roggenmehl, da weißes G e b ä c k zum Teil Roggenbrot ersetzt. A u ß e r d e m w i r d die Nachfrage nach Feinbackwaren zunehmen Der /?e/sverbrauch w i r d nur n o c h leicht erhöht w e r d e n ( + 5 % bis 1985/86). Zucker, Nüsse und Kastanien, Kakaobohnen
Mit zunehmendem Wohlstand steigt der V e r b r a u c h von Süßwaren. Dennoch hat der Z u c k e r v e r b r a u c h im Stützbereich nur s c h w a c h z u g e n o m m e n Das kann 56
75 6 121 9
-
=
) O h n e Innereien
zum Teil auf die in den letzten Jahren aus d i ä t e t i schen G r ü n d e n starke Verbreitung von künstlichen Süßstoffen zurückgeführt w e r d e n Das für 1985/86 prognostizierte Verbrauchsniveau von 3 9 1 kg ( + 7 % g e g e n ü b e r 1972/73) liegt unter dem g e g e n w ä r t i g e n Niveau Dänemarks (1971: 47 3 kg) und anderer westeuropäischer Staaten. Eine beträchtliche V e r b r a u c h s zunahme kann für Nüsse und Kastanien sowie Kakaobohnen erwartet w e r d e n Daraus läßt sich ein T r e n d zu den höherwertigen Süßwaren ableiten.
Fletsch, Fisch
Die V e r b r a u c h s e n t w i c k l u n g der einzelnen Fleischarten w i r d auf Grund des hohen Substitutionsgrades w e s e n t l i c h von deren Preisentwicklung beeinflußt., Die a b w e i c h e n d e n Trends der Fleischpreise spiegeln die unterschiedliche Produktivitätsentwicklung innerhalb der tierischen Produktion und der V e r a r b e i tung Der größte züchterische und t e c h n i s c h - o r g a n i satorische Fortschritt konnte in der Gef/uge/haltung erzielt w e r d e n . Mit der Einführung von automatischen Schlachtstraßen w u r d e a u c h die Verarbeitung ents c h e i d e n d rationalisiert Da die Reserven für Produktivitätssteigerungen nicht mehr allzu hoch sein dürften, w i r d in der Prognosevariante I a n g e n o m m e n , daß die Geflügelpreise in Relation zu den anderen Fleischpreisen nicht mehr so stark z u r ü c k b l e i b e n . Dennoch w e r d e n relativ hohe Z u n a h m e n im Geflügelfleischverbrauch prognostiziert (1985/86: 14 4 kg g e g e n 9 2 kg 1972/73). Rindfleisch hat s i c h im Untersuchungszeitraum stärker verteuert als Schweinefleisch.. Bei ähnlichen Verarbeitungs- und Verteilungskosten ist dies auf die größere Produktivitätssteigerung in der S c h w e i n e p r o d u k t i o n zurückzuführen. In der Schweinehaltung läßt s i c h auf Grund der kürzeren Generationsfolge
Monatsberichte 2/1975
viel rascher ein züchterischer Fortschritt erreichen als in der Rinderzucht. In der Prognosevariante I w u r d e d a h e r eine weitere V e r b i l l i g u n g von S c h w e i n e g e g e n ü b e r Rindfleisch a n g e n o m m e n . Der Rindfleischkonsum w i r d aber v o r a u s s i c h t l i c h trotzdem stärker steigen (bis 1985/86 + 2 5 % ) als der Schweinefleischkonsum ( + 2 0 % ) . Der Grund dafür liegt zunächst in der w e i t e r h i n starken A b n a h m e der bäuerlichen Bev ö l k e r u n g mit ihrem traditionell ü b e r d u r c h s c h n i t t l i c h hohen S c h w e i n e f l e i s c h k o n s u m . Laut K o n s u m e r h e bung 1964 verbrauchten die bäuerlichen Haushalte 29 kg Schweinefleisch und 3 kg Rindfleisch pro Kopf und Jahr, w o g e g e n in den städtischen Haushalten 12 kg Schweinefleisch und 7 kg Rindfleisch verzehrt w u r d e n ) . Rindfleisch genießt zudem in vielen Haushalten dank seiner mannigfaltigen Zubereitungsm ö g l i c h k e i t e n ( K o c h e n , Dünsten, Braten) und seinen günstigeren diätetischen Eigenschaften immer stärker w e r d e n d e Präferenzen. 1
Die Prognosevariante II geht nicht nur von einem s c h w ä c h e r e n W i r t s c h a f t s w a c h s t u m , sondern auch von einer relativen Verteuerung der Eiweißfuttermittel aus. Sie nimmt an, daß stärker steigende Futterkosten in der Schweine- und Geflügelhaltung die geringere Produktivitätszunahme in der Rinderhaltung aufwiegen. Als Leitpreis w i r d der Rindfleischpreis betrachtet, da Rindfleisch auch ausschließlich auf inländischer Futterbasis erzeugt w e r d e n kann. Bei gleichzeitig s c h w ä c h e r e r Steigerung der Einkommen w ü r d e eine parallele Preisentwicklung eine Stagnation des Schweine- und Geflügelfleischverbrauches, aber eine g l e i c h starke Erhöhung des Rindfleischverbrauches wie in Variante I bewirken Von allen Nahrungsmitteln hat sich Kalbfleisch im Zeitraum 1956 bis 1972 am stärksten verteuert, Die unmittelbare Ursache liegt in der V e r k n a p p u n g des Schlachtkälberangebotes. Die steigende Rindfleischp r o d u k t i o n macht bei s i n k e n d e n Kuhbeständen eine Erhöhung der Kälberaufzuchtquoten n o t w e n d i g . Trotz E i n k o m m e n s e r h ö h u n g e n w i r d daher langfristig der Kalbfleischverbrauch weiter a b n e h m e n . In der Position anderes Fleisch ist Pferde-, Schaf-, Ziegen- und Wildfleisch zusammengefaßt. Eine a n haltende Verteuerung des Eiweißfutters hätte auch eine Verbilligung der Schaffleischproduktion im Verg l e i c h zur S c h w e i n e - und Geflügelfleischproduktion zur Folge. Der Schafhaltung w i r d in letzter Zeit vom Gesichtspunkt der Landschaftspflege Bedeutung beigemessen. Um die Nachfrage nach Schaffleisch a l l gemein zu beleben, müßte aber erst das breite Interesse der Konsumenten g e w e c k t w e r d e n . Die jüngsten Nachfragesteigerungen sind auf die Gastarbeiter aus den Baikanstaaten zurückzuführen. Die Variante II der l
) Nur frisches u n d tiefgekühltes Fleisch.
Prognose ergibt g e g e n ü b e r der Variante I nur eine leichte Verlangsamung des rückläufigen Trends. Der gesamte Fleischverbrauch wird nach der Prognosevariante I auch 1985/86 mit 89 9 kg noch unter dem g e g e n w ä r t i g e n Niveau der USA und Frankreichs liegen Im Vergleich zu S c h w e d e n und Dänemark ist der Fleischverbrauch in Österreich bereits jetzt höher; allerdings ist der heimische Fischverbrauch viel niedriger und wird in den nächsten Jahren nur geringfügig zunehmen (von 3 8 kg 1972/73 auf 4 5 kg 1985/86). Eier, Milch, Molkereiprodukte
Der 5/erkonsum ist im Stützbereich kräftig gestiegen. Dazu trug zum Teil die günstige Entwicklung der Eierpreise bei, zum Teil die z u n e h m e n d e Berufstätigkeit der Frauen Sie hat zur Folge, daß mehr Eiergerichte konsumiert w e r d e n , die s i c h rasch zubereiten lassen, und mehr Konditorwaren gekauft w e r d e n . Der Verbrauch w i r d nach der Variante I bis zum Jahre 1980/81 weiter auf 16 7 kg steigen (gegenüber 1972/73 + 1 0 % ) und damit das g e g e n w ä r t i g e Niveau der Bundesrepublik Deutschland {1971: 16 3 kg) übertreffen. Ein stärkerer Preisanstieg (Variante II), der durch eine anhaltende Verteuerung von Futtereiweiß zu erwarten wäre, w ü r d e eine Stagnation des V e r b r a u c h e s auf d e m gegenwärtigen Niveau nach sich ziehen Der Verbrauch von Kuhmilch geht bei E i n k o m m e n s erhöhungen leicht zurück. Diese Eigenschaft führte in der Stützperiode zusammen mit den starken Preissteigerungen zu einem beträchtlichen V e r b r a u c h s rückgang. Auch die A b n a h m e der bäuerlichen Bevölkerung d r ü c k t den M i l c h v e r b r a u c h . Nach der Konsumerhebung 1964 verbrauchten bäuerliche Haushalte 281 I, städtische Haushalte nur 115 1 M i l c h pro Kopf und Jahr. Der derzeitige österreichische ProKopf-Verbrauch ist im internationalen Vergleich noch ziemlich h o c h . Erst im Jahre 1985/86 w i r d der Verbrauch nach der Prognosevariante I auf w e n i g e r als 100 kg (gegenüber 1972/73 — 2 5 % ) sinken Ein schwächeres E i n k o m m e n s w a c h s t u m (Variante II) w ü r d e den V e r b r a u c h s r ü c k g a n g mildern. OECD und FAO prognostizierten einen viel höheren Verbrauch. Der tatsächliche Konsum 1972/73 lag jed o c h bereits unter dem Prognosewert für 1985/86. Die übrigen M o l k e r e i p r o d u k t e w e r d e n mit w a c h s e n dem E i n k o m m e n stärker nachgefragt (Ausnahme Magermilch). K o n d e n s m i l c h ersetzt dabei zum Teil Vollmilch. Fette
Die V e r b r a u c h s s c h w a n k u n g e n von Butter sowie pflanzlichen ölen und Fetten sind großteils auf Preisänderungen zurückzuführen. In der Prognose-
57
Monatsberichte 2/1975
Variante l wird trotz der jüngsten Preiserhöhungen längerfristig mit einem weiteren relativen Sinken der Preise für pflanzliche Fette gerechnet, da die A u s weitung der Produktion von pflanzlichen Eiweißfuttermitteln zwangsläufig das Angebot des K u p p e l p r o d u k t e s (pflanzliche Fette) erhöht Dadurch w i r d der Verbrauch von pflanzlichen Fetten und ö l e n (1972/73 bis 1985/86: + 6 0 % ) w e s e n t l i c h stärker steigen als der Butterverbrauch (bis 1985/86: + 1 6 % ) Hält der Preisauftrieb für Pflanzenfette auf den Weltmärkten an, so w i r d a n g e n o m m e n , daß die Preise für Pflanzenfette dem Butterpreis folgen (Variante II). Damit w ü r d e die Nachfrage nach pflanzlichen ö l e n und Fetten viel s c h w ä c h e r wachsen (bis 1985/86: + 28%) Die Prognosewerte für den Verbrauch an pflanzlichen Fetten scheinen aus e r n ä h r u n g s p h y s i o l o g i scher Sicht etwas zu hoch zu liegen. Es muß j e d o c h berücksichtigt w e r d e n , daß Speisefett zunehmend als Hilfsstoff für die Zubereitung von Mahlzeiten (Braten, Grillen) dient, der dann nicht verzehrt w i r d . Des w e i teren geht man, sowohl in privaten Haushalten als auch in Großküchen und Gastbetrieben immer mehr davon ab, Backfette mehrmals zu v e r w e n d e n . A u c h im internationalen Vergleich erscheinen die Prognoseergebnisse nicht unplausibel Der nach der Variante I prognostizierte Verbrauch für 1980/81 von 17 2 kg Pflanzenfett w u r d e in den Niederlanden bereits 1971 erreicht Der hohe V e r b r a u c h in Italien (21 6 kg) ist auf landesspezifische K o n s u m g e w o h n heiten zurückzuführen Der Schlachtfettverbrauch wird nach Variante I kräftig sinken (von 9 4 kg 1972/73 auf 4 8 kg 1985/86) Hier w i r k e n sich zweifellos auch medizinische Erkenntnisse aus, die sich gegen einen zu hohen Verb r a u c h von tierischen Fetten aussprechen. Es ist d a her kaum zu erwarten, daß — wie in Variante IE unter der Voraussetzung eines s c h w ä c h e r e n E i n k o m menswachstums prognostiziert w i r d — das g e g e n w ä r t i g e Verbrauchsniveau gehalten wird.. Gemüse
Gemüse umfaßt eine Produktgruppe, in der sich der Verbrauch der einzelnen Produkte sehr u n t e r s c h i e d lich entwickelt. Der Gesamtverbrauch hat einen steigenden T r e n d ; die w a c h s e n d e Beliebtheit der vers c h i e d e n e n Feingemüsesorten kann v o r a u s s i c h t l i c h auch künftig den Rückgang des G r o b g e m ü s e v e r b r a u ches ü b e r k o m p e n s i e r e n . Der Verbrauch w i r d 1985/86 mit 76 8 kg um 4 kg über d e m g e g e n w ä r t i g e n Verbrauchsniveau liegen
starken j ä h r l i c h e n V e r b r a u c h s s c h w a n k u n g e n (bis über 100%) weitestgehend von alternanz- und witterungsbedingten Ernteschwankungen ab. Nach den T r e n d b e r e c h n u n g e n ist eine leichte Z u n a h m e des Obstkonsums zu erwarten (1972/73 bis 1985/86: + 23%) Der Konsum an Z i t r u s f r ü c h t e n , der eng mit der Preisentwicklung zusammenhängt, w i r d bei w e i terhin günstigen Preisen (Variante I) etwas stärker e x p a n d i e r e n (bis 1985/86: + 2 8 % ) , K o m m t es zu keiner weiteren V e r b i l l i g u n g (Variante II), w i r d das g e g e n w ä r t i g e Verbrauchsniveau beibehalten
Getränke
Der G e t r ä n k e v e r b r a u c h w u r d e im S t ü t z b e r e i c h vorw i e g e n d d u r c h die E i n k o m m e n s e n t w i c k l u n g bestimmt, Die hohe Substitutionsmöglichkeit bewirkte die Preisabhängigkeit für den V e r b r a u c h von Wein und B/er. Die Prognosewerte der Variante I (1985/86: 55 5 I Wein und 118 41 Bier) erscheinen sehr hoch, o b w o h l der Stützbereich für die Prognose des Bierkonsums auf die Jahre 1965/66 bis 1972/73 eingeschränkt w u r d e ) Im internationalen Vergleich wurden in keinem Land beide Werte zugleich überschritten (Frankreich 1971: 106 9 1 Wein, BRD 1971: 144 6 1 Bier). Bei der Prognoseerstellung w u r d e nicht berücksichtigt, daß A u f k l ä r u n g s k a m p a g n e n aus volksgesundheitlichen G r ü n d e n oder Steuererhöhungen die starke Zunahme des A l k o h o l k o n s u m s e i n d ä m m e n könnten Ein schwächeres W a c h s t u m des Privaten Konsums (Variante II) hätte einen viel geringeren Z u w a c h s des A l k o h o l k o n s u m s zur Folge Dasselbe gilt für nichtalkoholische Getränke, deren Konsum in der Stützperiode sprunghaft stieg (von 1 8 kg 1956/57 auf 1 0 1 kg 1972/73). Nach der Variante I w i r d der Konsum von Süßmost und Fruchtsäften a u c h von 1972/73 bis 1985/86 b e a c h t l i c h steigen ( + 40%). 1
Rückläufiger Tageskaloriensatz und Veränderungen im Gehalt an ernährungsphysiologischen Grundstoffen Der errechnete Kalorienverbrauch wird in den n ä c h sten zehn bis fünfzehn Jahren nach Variante I leicht abnehmen (1985/86: 2 865 Kalorien) Tatsächlich dürfte er aber viel stärker z u r ü c k g e h e n , da wie bereits erwähnt ein z u n e h m e n d e r Teil des statistisch ausgewiesenen Speisefettverbrauches nicht verzehrt wird Ebenso w i r d im Zuge der W o h l s t a n d s e n t w i c k lung der Speiseabfall immer größer (fette Fleischstücke, kalorienreiche Beilagen u. a.).
Frischobst, Zitrusfrüchte ) Mitte der sechziger Jahre war der „ F e r n s e h s p r u n g " beendet, der a u ß e r g e w ö h n l i c h kräftige Z u w a c h s r a t e n des Alkoholkonsums brachte ]
Da der Großteil des Obstverbrauches auf Massenobst aus extensivem Obstbau entfällt, hängen die 58
Monatsberichte
Tageskaloriensatz
2/1975
Abbildung
Übersicht 5 und Gehalt an ernährungsphysiologischen Grundstoffen )
2
Täglicher Eiweißverbrauch
1
1972/73
1980/81
1985/86
K a l o r i e n je Kopf und T a g
D e r durchschnittliche Lebensmillelverb r a u c h ohne G e m ü s e , Obst und Fruchtsäfte ergibt als K a l o r i e n s a t z 2 760
Variante
V a r ante
I
1
II
2 682
2 760
II
2 703
2 734
153
174
170
183
175
K a l o r i e n w e r l des gesamten d u r c h schnittlichen Lebensmitlelverbrauehes 2 913
2 877
2 907
2 865
2 935
Kaiarienwert des durchschnittlichen V e r b r a u c h e s v o n Gemüse Obst und Fruchtsäften .
9
r Pflanzliches Eiwetss
G r a m r n je Kopf und T a g D e r durchschnittliche brauch enthält a n : tierischem Eiweiß
Lebensmittelver-
.
53
56
53
59
pflanzlichem Eiweiß
33
28
30
25
29
131
142
139
149
145
Fett
54
') A u f G r u n d des V e r b r a u c h e s d e r in Übersicht 3 angeführten Produkte
Abbildung 1 Kalorienwert des durchschnittlichen Verbrauches von Mehl, Kartoffeln und Fleisch WlfO ?
|
) N u r in Übersicht 3 a n g e f ü h r t e P r o d u k t e d e r Prognosevariante I
i M f h l und Kartoffeln
E^FIeisch
5 9 g pro Kopf und Tag steigen ( + 15%), an pflanzlichem Eiweiß auf 25g absinken (—25%).
Zusammenfassung und Ausblick
! sco-
Ol
c O. O
c -Sscc-
1934/38
47/48
56/57
72/73 ) 1
8D/8l ) !
85/86
11
' ) N u r in Übersicht 3 angeführte P r o d u k t e d e r P r o g n o s e v a r i a n t e I
Der g e s a m t e Eiweißverbrauch w i r d nicht, wie v i e l leicht erwartet w i r d , steigen, sondern praktisch unverändert bleiben (1972/73: 86 g, 1985/86: 84 g) A l l e r d i n g s w i r d s i c h der V e r b r a u c h w e i t e r h i n von pflanzlichem zu tierischem Eiweiß verlagern. Der Verb r a u c h an tierischem Eiweiß w i r d bis 1985/86 auf
Unter der A n n a h m e eines anhaltenden Wirtschaftsw a c h s t u m s (Prognosevariante I) ist in den nächsten zehn Jahren weiterhin mit kräftigen U m s c h i c h t u n g e n im Nahrungsmittelverbrauch zu rechnen. Gemessen am Kalorienwert w i r d sich bis 1985/86 der Brotgetreide- und Kartoffelverbrauch gegenüber 1972/73 um 3 0 % v e r r i n g e r n d e r Fleischverbrauch um 2 5 % erhöhen Im Fettkonsum w i r d das S c h w e r g e w i c h t noch mehr auf pflanzliche Fette ( + 60%) verlegt w e r d e n Die zu e r w a r t e n d e A b n a h m e des T r i n k m i l c h v e r b r a u ches (—25%) w i r d d u r c h die steigende Nachfrage nach M i l c h p r o d u k t e n überkompensiert w e r d e n , so daß die gesamte K u h m i l c h n a c h f r a g e (ausgedrückt in Vollmilchäquivalenten) im Zeitraum 1972/73 bis 1985/86 um 5 % zunehmen w i r d . Beträchtliche Verbrauchsausweitungen können für Wein ( + 3 0 % ) , Süßmost und Fruchtsäfte ( + 50%) sowie für Obst vorausgesagt w e r d e n . Im Obst- und Gemüsekonsum ist vor allem ein Trend zu feineren Sorten zu erwarten. Ein Großteil der N a c h f r a g e d y n a m i k ist eng mit Einkommens- und Preisentwicklungen verknüpft. Eine A b s c h w ä c h u n g des Wirtschaftswachstums und strukturelle Verteuerungen von importierten Nahrungsund Futtermitteln (Prognosevariante II) w ü r d e n den Umschichtungsprozeß stark bremsen Das gilt insbe59
Monatsberichte 2/1975
sondere für die Steigerung des Verbrauches von Schweinefleisch und Geflügel, Eiern und Pflanzenfetten . Außer E i n k o m m e n s - und Weltmarkteinflüssen könnte die V e r b r a u c h s e n t w i c k l u n g auch d u r c h andere, u n vorhersehbare Ereignisse, Verschiebungen der Preisstrukturen durch neue P r o d u k t i o n s t e c h n o l o g i e n oder Präferenzenänderungen d u r c h medizinische Erkenntnisse über die Gesundheitsschädlichkeit bestimmter Nahrungsmittel e n t s c h e i d e n d geändert w e r d e n In der jüngsten Vergangenheit waren j e d o c h noch keine Symptome derartiger Entwicklungen erkennbar. Selbst die Cholesterindiskussion hat den Butter- und Eierkonsum nicht getroffen. In früheren Prognosearbeiten w u r d e n die Entwicklungstendenzen der N a h r u n g s m i t t e l n a c h f r a g e eher
60
unter- als überschätzt ) Vielfach s c h w ä c h t e n die Prognostiker die zu steil e m p f u n d e n e n „ e r s t e n " Projektionsvarianten d u r c h die Wahl anderer Funktionstypen ab. Die tatsächliche Entwicklung verlief aber d a n n in den meisten Fällen w e s e n t l i c h d y n a m i s c h e r als in der „ e n d g ü l t i g e n " Variante prognostiziert Gestützt auf diese Erfahrung und bestärkt d u r c h die kräftige V e r b r a u c h s d y n a m i k in den letzten J a h r e n des Basiszeitraumes w u r d e in der v o r l i e g e n d e n „ w a h r s c h e i n l i c h s t e n " Prognosevariante für alle Nahrungsmittel bewußt der gleiche Funktionstyp apgewandt 1
Wilfried
Puwein
*) H. KÖttet, F. Glinsner, W.. Puwein: V e r g l e i c h e n d e Studie über Prognosen v o n Erzeugung und V e r b r a u c h l a n d w i r t schaftlicher P r o d u k t e in Ö s t e r r e i c h , Institut für A g r a r Ökonomik der H o c h s c h u l e für Bodenkultur, Wien 1972