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Deutschlandradio Kultur Länderreport

" ... kam ich zu Grimm" - HC Andersen in Berlin. Ein Streiflicht zur Preußen- & Berlin-Geschichte -

Autor Red. Sdg. Länge

Claus Stephan Rehfeld Claudia Perez 25.07.2012 - 13.07 Uhr akt. WH vom 04.04.2005 - 13.05 Uhr 19.12 Minuten

Sprecher A/B

Christian Gaul (Gesamt: 17.19 Minuten) (A = 12.10 / B = 5.09)

Moderation Lang ist`s her, Anno 1847 war es, da erschienen HC Andersen's Gesammelte Werke erstmals in deutscher Sprache. Vor 165 Jahren also, aber berühmt war er da schon Deutschland. Ja, Berlin hatte ihn berühmt gemacht. Zwar kam er mit der Stadt irgendwie nicht zurecht, aber : vor dem Ruhm stand die preußische Metropole. Über das Wie und Warum gibt es einiges zu erzählen, wir hören.

1

- folgt Script Beitrag Script Beitrag

Part 01

"etc."

Vorspiel

M 01: Musik Z: 1.30 REGIE: Geräusch kurz hoch & unter Text legen

Sprecher A

Die erste Nennung von Berlin kommt bei Andersen mehr beiläufig als ein "etc." (et cetera) daher.

Sprecher B

"Skyggebilleder af en Reise til Harzen, det sachsiske Schweitz etc. etc i Sommeren 1831".

"Schattenbilder von einer Reise in den Harz, die Sächsische Schweiz etc. etc. im Sommer 1831" Und so weiter, und so weiter. Der Titel des Buches ist poetisch

und

bei

Heine

entliehen.

Der

Harz

ist

"grandios" (1), teilt er in einem Brief 1831 mit, aber Berlin ...

(6") Berlin ist eine langweilige Stadt, ich fahre nicht wieder hin. Das sind ja bloß Theaterdekorationen" (2)

Er wird wiederkommen. Denn Berlin wird wichtig ... für Hans Christian Andersen.

(6") Ich strebe nach dem Ruhm wie der Geizige nach dem Klang des Goldes. (3)

Und das ist die Geschichte vom "etc." Berlin und von einem, der auszog, berühmt zu werden.

REGIE: Musik langsam weg

Part 02

Anfahrt

Anreise

2

G 01: Kutsche - rumpelnd Z: 2.08 REGIE: Geräusch kurz hoch & unter Sprecherin legen

Sprecher A

Rückblende. Die erste Auslandsreise. Den 26jährigen Hans Christian Andersen treibt es nach Deutschland. In Dänemark ist er umstritten, im Ausland unbekannt. Außerdem leidet er unter einer unerwiderten Liebe. Sein Gemütszustand ist angeschlagen.

REGIE: Geräusch kurz hoch

Deutschland

also.

Als

Kind

besucht

er

in

seiner

Heimatstadt Odense Theaterstücke einer deutschen Schauspieltruppe. Daheim spielt Andersen mit Puppen Komödien in einem selbsterfundenen Deutsch. Zwei Drittel der Texte, die er während der Schulzeit in sein Poesiealbum

schreibt,

stammen

von

deutschen

Dichtern. E.T.A. Hoffmann und Heinrich Heine sind seine großen Anreger.

REGIE: Geräusch kurz hoch

1831. Berlin ist Preußens Hauptstadt und ein Magnet. Wissenschaftler, Künstler und Schriftsteller reisen an, einige lassen sich hier zeitweise nieder. Die Kontakte mit Skandinavien sind besonders intensiv. Deutsch ist eine verbreitete und geachtete Sprache im Ausland.

Im Gepäck hat der junge Andersen mehrere Gedichte, ein Prosawerk und: Empfehlungsschreiben. Ein Brief des dänischen Wissenschaftlers und Mäzens H.C.Orsted soll ihm die Bekanntschaft mit Adelbert von Chamisso in Berlin "verschaffen". (4)

REGIE: Geräusch kurz hoch & langsam weg Part 03

Erster & zweiter Besuch

Chamisso

3

G 02: Tür, läutend Z: 11"

Sprecher B

(21") "Der ernste, große Mann mit den langen Haaren bis über die Schultern und den ehrlichen Augen öffnete selbst

die

Tür,

als

ich

klingelte.

Er

las

den

(Empfehlungs)Brief, - ich weiß nicht, wie es geschah, aber wir verstanden uns sofort. Ich fühlte ein Vertrauen zu ihm, sagte, wie mir zumute war, wenn auch in schlechtem Deutsch." (5)

Sprecher A

Wir schreiben den 12. Juni 1831.

(18") "Chamisso konnte Dänisch lesen; ich schenkte ihm meine Gedichte, und er wurde der erste, der mich übersetzte, der mich in Deutschland einführte." (6)

Tatsächlich. Nur zwei Monate später, am 15. August 1831, veröffentlicht Chamisso in der Zeitschrift "Der Gesellschafter - Blätter für Herz und Geist" seine Übersetzung von Andersens Gedicht "Der Spielmann". (7)

Und am 04.März 1833 geht Adelbert von Chamisso noch einen großen, den entscheidenden Schritt weiter. Im "Morgenblatt für Gebildete Stände" verwendet er sich als erster für HC Andersen als Biograph, Förderer und Übersetzer. Erstmals erscheinen "Drei Gedichte, aus

dem

Dänischen

des

H.C.Andersen"

"Der

(8):

Soldat", "Muttertraum" und "Märzveilchen". (9)

G 03: Gesellschaft ARCHIV Z: 1.21 REGIE: kurz hoch & unter Text legen Am 14.Juni 1831, zwei Tage nach Begegnung,

führt

Chamisso

den

der

ersten

unbekannten

HC

Andersen in die literarische Gesellschaft Berlins ein.

4

(6") "Chamisso stellte mich einer großen Menge - wie er

sagte

-

ausgezeichneter

Männer

als

dänischer

Dichter vor." (10)

Der "dänische Dichter" - Andersen ist im gesuchten Kreis angekommen. Gezielt sucht er die Bekanntschaft für ihn nützlicher Personen - Schriftsteller, Übersetzer, Künstler, Verleger, Redakteure. Bei Tisch sitzt er ...

(7") " ... zwischen Chamisso und dem Redakteur Curtius. Genau gegenüber saß Simrock, ein junger Dichter, ( ... ) und Willibald Alexis ..." (11)

REGIE: Geräusch weg

Andersen saugt die Berliner Kulturszene auf. Fast schon penibel genau führt er Tagebuch darüber, wen er wann aufsucht

oder

nicht

antrifft,

in

welchem

Theater

welches "Spektakelstück grassiert" (12), was er im Museum sieht, wie ihn die Stadt nervt.

G 04: Tür, schließend Z: 9"

Part 04

ARCHIV

Gestörtes Verhältnis

Berlin

G 05: Schritte / Straße Z: 2.34 REGIE: kurz hoch & unter Text legen

Sprecher A

Zur Stadt mag er keine rechte Zuneigung entwickeln. Sieht ihm bei seiner Ankunft "alles so vornehm aus" (13),

beklagt er schon am zweiten Tag die ungeheure 5

Größe der Stadt. Das Pflaster ermüde die Beine, die einförmige Architektur das Auge. (14)

Dem Aufstrebenden sind die Kontakte zu berühmten Zeitgenossen wichtig. Chamisso ragt da während der ersten beiden Berlin-Besuche 1831 und 1834 heraus. Der Spätromantiker französischer Herkunft erkennt im jungen Andersen das poetische Talent. Und einen geistigen

Verbündeten

in

der

Abgrenzung

zur

französischen Schule eines Hugo und Balzac. Chamisso lobt die "Naivität" und "Unschuld" des Dänen und setzt damit ein konservatives Gegenzeichen zur rebellischen Literatur des "Jungen Deutschland" eines Heine und Herwegh.

REGIE: Geräusch weg

10 Jahre später. Andersen ist eine Bekanntheit in Berlin, als er im Juli 1844 die Stadt wieder besucht. In Dänemark

von

der

Kritik

heftig

attackiert,

wird

Andersen in Deutschland vor allem als Autor von Romanen

und

lyrischen

Prosastücken

wie

dem

"Bilderbuch ohne Bilder" geschätzt. Seine Märchen treten gerade ihren Siegeszug in berliner Salons an.

REGIE: Geräusch hart weg

Part 05

Der unbekannte Bekannte

Grimm

G 06: Schreibfeder Z: 17" REGIE: kurz hoch & unter Text Sprecher B

(13") "Ging zu Bettina (von Arnim), sie war höchst geistreich,

keck,

politisch,

interessant;

sagte

mir,

Könige läsen meine Märchen und täten gut daran, würden sie doch die Wahrheit erfahren." (15)

Sprecher A

6

... notiert Andersen begeistert am 31.Juli 1844 in seinem Tagebuch. Es hilft über eine Enttäuschung hinweg, die ihn wahrlich nicht amüsiert. Die liegt fünf Tage zurück, ist im Tagebuch zwei Sätze lang und endet mit einem Ausrufezeichen der Verzweiflung.

(10") "Ohne Empfehlungsschreiben kam ich zu Grimm. Er kannte mich nicht, hatte noch nie meinen Namen gehört, wusste überhaupt nichts von mir!" (16)

Wer sind Sie? hatte Jakob Grimm den Besucher gefragt. Ich bin der Andersen! Doch Grimm hatte den Namen noch nicht gehört. Und was haben Sie geschrieben?

(23") "Nun wurde ich verlegen, nannte jedoch meine Märchen. Ich kenne diese Märchen nicht! sagte er. Nennen Sie mir andere Schriften von Ihnen, vielleicht habe ich von diesen etwas gehört. Ich nannte den Improvisator und noch ein paar meiner Bücher. Er schüttelte den Kopf, und mir wurde ganz ungemütlich dabei. ( ... ) Aber Sie müssen mich doch kennen!" (17)

Es half nichts. Als Jakob Grimm dem Besucher anbot, ihn zu seinem Bruder Wilhelm zu führen, winkte Andersen verunsichert ab, wünschte nur fortzukommen, drückte dem Hausherren die Hand und eilte davon. Andersen ist bekannt, aber gerade dem Bekannten, den er aufsucht, dem ist er unbekannt. Andersen fühlt sich schwer gekränkt. Noch 1855 kommt er in seiner dritten Autobiographie darauf zu sprechen.

(14") "Dass Grimm mich ... nicht gekannt, hatte mich so verstimmt, dass ich, wenn man davon sprach, wie gut ich in dieser Stadt aufgenommen worden war, zweifelnd mit dem Kopfe schüttelte und sagte: Grimm kannte mich aber nicht!" (19)

7

Auch der dritte Berlin-Aufenthalt dient dem einen Ziel: Kontakte erhalten, Beziehungen knüpfen, Netzwerke spannen. Die Liste der Aufgesuchten ist lang und prominent, reicht von Minister Savigny über Humboldt und

Meyerbeer

bis

zu

Glaßbrenner.

Dazwischen

Theaterbesuche und rege Korrespondenz, schickt ein Buch an den König. (20)

Part 06

Vor dem Triumph

Werk

M 02: Musik - märchenhaft Z: 2.30 REGIE: kurz hoch & unter Text Sprecher A

Die romantische Selbstinszenierung seines Lebens in biedermeierlicher Zeit trifft in Deutschland auf eine außerordentliche Resonanz. Hinzu kommt Andersens Geschick, sich als Person effektvoll "zu gruppieren". Auch dazu hat er das Talent.

1837 beschwört er in seinem nicht sehr märchenhaften Roman "Kun en Spillemand" (Nur ein Geiger") im 4.Kapitel die "übernatürliche" Kraft des Märchens in einer ungeordneten Zeit. Ein Jahr später bezeichnet Andersen in einem Brief an Henriette Hanck seinen Lebenslauf als ein "Lebensmärchen".

8

Ebenfalls 1838 erscheint in Deutschland "Nur ein Geiger", die biedermeierlich-konservative Inszenierung des eigenen Lebens. Es ist sein dritter Roman, er übt entscheidenden Einfluß aus auf die Rezeption seines Werkes in Deutschland.

"Das Märchen meines Lebens ohne Dichtung" macht 1847 die Geschichte vom wundersamen Aufstieg eines armen Menschen zu großem Ruhm perfekt. Gekonnte Selbstinszenierung des Mythos Andersen. Die dänische Fassung

wird

erst

1855

erscheinen.

Aber

im

19.Jahrhundert war die deutsche Fassung die weltweit einflussreichste.

Sie

wurde

sofort

ins

Englische

übersetzt und erzählte nun jedem die Geschichte vom "Odenser Wunderkind". (21)

REGIE: Musik weg

Und also auch die Geschichte seiner Triumphreise 1845/46 durch Europa. Stolz berichtet er jedem von seinen

Begegnungen

mit

Königen,

Fürsten,

Großherzögen und Dichtern, dem Lobgesang in Salons und Gesellschaften.

REGIE: Musik kurz hoch & weg

9

Part 07

TriumphReise

Der Orden

Sprecher B

(4") "Das neue Jahr ist aufgegangen, schön wie ein Mährchen ( ... )" (22)

Sprecher A

... beginnt Andersen seinen auf Deutsch verfassten Brief an Lina von Eisendecher. Datiert ist auf den 14. Januar 1846.

(9") "Sylvester-Abend bin ich bei die Lind gewesen, sie hatte für mich ein Weihnachts-Baum angesteckt, wir saßen beide da wie frohe Kinder ( ... )" (23)

Mehr

wird

es

nicht

werden.

Die

schwedische

Opernsängerin in Berlin hat in den Tagen davor Andersen deutlich spüren lassen, dass sie ihn nicht liebt. Die Umworbene schenkt ihm ein Stück Seife, das wie ein Käse aussieht. Trost erfährt er von anderer Stelle.

(28") "( ... ) der König und die Königinn haben mir, in der Stadt (Berlin), zur Tafel eingeladen und auch nach Potsdam, da habe ich ´Tannenbaum`, ´Kreisel und Bal`, ´häsliche junge Ente` und ´Der Schweinehirt`, dem König vorgelesen, er war sehr heiter und gnädig, es war in einem sehr engen Kreis, und der König, die Königinn,

Humboldt,

zwei

Kammerherrn

und

zwei

Hofdamen waren da." (24)

10

Das Essen bei König Friedrich Wilhelm IV. findet am 26.Dezember 1845 im Berliner Stadtschloß statt. Der König zeigt sich, laut Andersen, "tief gerührt" über den Roman "Nur ein Geiger". Die Märchen kennt er nicht.

Am 3.Januar 1846 dann die Einladung des Königs nach Potsdam. Dazwischen Salons, Empfänge, Besuche ... (28") "Die Gemahlin Fürst Ratzewill ist mir sehr gut und liebevoll gewesen, ich war zweimal eingeladen und fühlte mich recht heimisch; ach, wie bin ich herum gewesen bei Tieck, bei Rauch, Savigny, Graf Bohlen, Schlessinger, Freulein

dem

dänischen

Frohmann,

Statskalender

Olfers

werden,

Gesant, -

sollte

ja ich

es alle

Jenny

Lind,

wird

einen

die

Namen

aufschreiben bei wem ich mehrmahls gewesen bin ( ... )" (25)

... und Märchen vorgelesen habe. In den Salons fühlt man

sich

gut

unterhalten,

Andersens

niedlicher

dänischer Akzent tut ein übriges. Vor allem die Damen sind hingerissen.

(5") "Ich bin ein Löwe, ich bin ein Berliner Löwe ... geworden, ich bin in Mode!" (26)

Die wenigsten Damen haben den hellen Geist einer Bettina von Arnim. Die "Kaffeter", ein literarischer Damensalon, ernennt den "ungefährlichen" Herrn zu ihrem Ehrenmitglied: "Anderlein". (27) Und endlich. Der König gibt ihm am 6.Januar, wonach er schon lange und heftig begehrt.

(16") "Bei dieser Gelegenheit denke ich daran, ich habe ein Orden bekommen, der rothe Adler, dritter Klasse, der König von Preußen hat mir zum Ritter gemacht. Es macht mir Freude, es ist mein erster Orden ... " (28)

11

Den Abend des 6.Januar 1846 beschließt er in Berlin in Gesellschaft,

(5")

"wo

ein

Trinkspruch

auf

mich,

´der

Märchenkönig`, ausgebracht ... wurde." (29)

Part 08

weiter

Nachspiel

G 07: Droschke / Landstraße Z: 23" / 4.22 / 48" REGIE: kurz hoch & unter Text Sprecher A

Am nächsten Tag reist "der Märchenkönig" aus Berlin ab, setzt seinen Triumphzug durch Europa fort. Er arbeitet bereits an seiner Autobiographie "Das Märchen meines Lebens ohne Dichtung". 1847 erscheint sie wie

einige

andere

Wohlwollender

als

Werke in

-

zuerst

seinen

auf

Deutsch.

Tagebüchern

und

ausführlicher als in den "Schattenbildern" schildert er darin

Sprecher B

(5") "einen Teil der Beweise von Gnade und Güte, die ich in Berlin empfing." (30)

REGIE: Geräusch kurz hoch

Berlin war mehr als nur ein "etc. etc." in Andersens Leben. Chamisso ist der erste in Deutschland, der ihn fördert - als Übersetzer und Biograph. Chamissos Übersetzungen werden von Robert Schumann vertont. Das Gedicht "Der Soldat" bekommt "den Rang eines Volksliedes" und wird lange Chamisso zugeschrieben. (31)

REGIE: dito

12

Und Berlin erzählt auf eigene Art die Geschichte von einem, der auszog, um berühmt zu werden. Die preußische Hauptstadt war sein erster wichtiger Schritt in Deutschland und damit in die Welt hinaus.

(11")

"Von

Deutschland

erscholl

die

erste

entscheidende Anerkennung ... meiner Arbeit. Ich beugte mich dankbar froh gleich einem Kranken nach Sonnenschein." (32)

REGIE: dito

Gleichwohl, Berlin hat ihn nicht inspiriert. In seinen Stücken, Gedichten und Romanen wimmelt es von Motiven aus aller Welt, aber: kein berliner Stoff. Hat die Stadt ihm nichts zu bieten? Andersen kann sich mit der Stadt wahrlich nicht anfreunden. Ist es die Größe der Stadt? Der Geist des Ortes? Der Menschenschlag? Oder ist

es

seine

eigene

sexuelle

Verklemmtheit?

Die

fehlende Idylle?

G 08: Straße / Schritte Z: 4.11 REGIE: Geräusch kurz hoch & unter Text

Schon am dritten Tag seiner ersten Berlin-Reise dichtet er ironisch in sein Tagebuch:

(1.07) "Schnurgerade Straßen, Palais an Palais, Füße und Augen tun einem hier weh. Hübsche Soldaten - der erste schien mir Mitten durchs Herze zu gehen schier. "Nie sah ich Schöneres!" rief ich laut, "Gott, wie ist er doch prächtig gebaut!" Unter den Linden ging alle Welt (Am schönsten als Kupferstich dargestellt). Schmutzig die Straßen, die Jungen sind, Ach, dafür wäre man lieber blind! Echten Berliner Witz finden man kann, 13

Und der ist kostbar, insonderheit dann, Wenn er per Schnellpost reiset fürbaß, Ist er, weil zu schwer, ein teurer Spaß! R wird gerollt hier, man sagt: "Mein Jott!" Sonst aber sind diese Leute sehr gut. Sieht man die Stadt jedoch kreuz und quer, Paßt ihre Größe in Verse nicht mehr. Moral Merk dir: Berlin ist mitnichten klein Und die Moral davon ist überaus fein." (34)

Die Stadt lag ihm nicht. Aber was sagt das schon? Andersen war ja auch bereit, Kopenhagen mitsamt London und Berlin gegen Paris einzutauschen.

(4") "Mein Leben ist ein hübsches Märchen ... " (35)

REGIE: Geräusch langsam hoch & weg

- ENDE Beitrag-

folgt Quellenverzeichnis & Zitatenachweis Quellenverzeichnis

(kursiv in Klammern steht Gesamtzeit Zitate)

Zitierte Literatur

14

AnEi

Hans Christian Andersen - Lina von Eisendecher. Briefwechsel Hrg.: Paul Raabe & Erik Dal Erste Auflage 2003 Wallstein Verlag, Göttingen, 2003 ISBN 3-89244-648-2

AiB

Hans Christian Andersen in Berlin von Heinz Barüske Reihe "Im Spiegel der Zeit", Band 3 1.Auflage 1999 Bäßler verlag, berlin, 1999 ISBN 3-930388-18-9

AWiE

Hans Christian Andersen. Ausgewählte Werke in Einzelausgaben. Die frühen Reisebücher Hrg. Gisela Perlet Erste Auflage Kiepenheuer Verlag, Leipzig & Weimar, 1984

(1.25)

DDDM "Der deutsche Andersen" Johan de Mylius in "Dänisch-deutsche Doppelgänger", S. 157ff Reihe "Grenzgänge", Band 3 Wallstein Verlag, Göttingen, 2001 ISBN 3-89244-356-4 D&W

Der Dichter und die Welt. Briefe von Hans Christian Andersen Hrg.: E. von Hollander 1.-6.Tausend Kiepenheuer Verlag, Weimar, 1917

(0.12)

Glück

Hans Christian Andersen - Wem das Glück lacht. Ein Märchendichter erzählt sein Leben Nachwort: Walther Steuckart Reihe "Persönliche Berichte" Heliopolis Verlag, Tübingen, 1955

(0.23)

Grenz

"Hans Christian Andersens Durchbruch in Deutschland: ein wahres Märchen" von Ivy Möller-Christensen in Reihe "Grenzgänge", Bd. 1 Hrg. Heinrich Detering Wallstein Verlag, Göttingen, 1996 ISBN 3-89244-249-5

(0.39)

HCA

Hans Christian Andersen. Biographie von Jens Andersen Erste Auflage 2005 Insel Verlag, Ffm & Lzg., 2005 ISBN 3-458-17251-3

(0.05)

MGB

Hans Christian Andersen. Märchen Geschichten Briefe Ausgewählt von Johan de Mylius Erste Auflage 1999 Insel Verlag, Ffm & Lzg., 1999 ISBN 3-458-16973-3

(0.13)

MmL

Märchen meines Lebens Nachwort von Johan de Mylius insel taschenbuch 2738 / Erste Auflage 2004 Insel Verlag Ffm & Lzg., 2004 ISBN 3-458-34438-1

(0.23)

TaWa

"Ja, ich bin ein seltsames Wesen ... " / Hans Christian Andersen - Tagebücher 1825 - 1875 2 Bände Hrg.: Gisela Perlet Wallstein Verlag, Göttingen, 2000 ISBN 3-89244-401-3

(1.07)

TbBa

Aus Andersens Tagebüchern (2 Bände) Hrg. Heinz Barüske Fischer Taschenbücher 2071-72 / Originalausgabe Fischer, Ffm., Dezember 1980

(0.23)

15

ISBN 3-596-22072-6 (8) TbPe

Hans Christian Andersen. Tagebücher 1825 - 1875 Hrg. Gisela Perlet insel taschenbuch 2886 / Erste Auflage 2003 insel, Ffm & Lzg., 2003 ISBN 3-458-34586-8

VuD

Der dänische Dichter Hans Christian Andersen und sein Verhältnis zu Deutschland Alexander Drews / HUB, 1996

Nachweis Zitate Seite 2 1 - D&W, 63 2 - D&W, 63 3 - D&W, 141

(0.11)

(kursive Zahlen in Klammern geben die Zitatlänge in der Sendung an)

(6") (6")

Seite 3 4 - MmL, 73 Seite 4 5 - hca: märchen meines lebens / Grenz, 134 6 - dito (18”) 7 - AiB, S.42 / AWiE, 345 8 - AiB, 41 9 - AnEi, 345

(21")

Seite 5 10 - hca - tagebuch 14.06.1831 / TbBa, 33 (6") 11 - hca - tagebuch 14.06.1831 / TbBa, 33 (7") 12 - D&W, 63 Seite 6 13 - "Schattenbilder von einer Reise" / (AWiE, 266 14 - dito Seite 8 15 - MGB, 39 16 - TbBa, II/419 17 - Glück , 61-62 Seite 9 18 - Glück, 62 19 - MmL, 184 20 - TbBa, II/421

(13”) (10”) (23")

(14")

16

Seite 10/11 21 - DDDM, 157ff Seite 12 22 - AnEi, 173 23 - AnEi, 173 24 - AnEi, 173-74

(4") (9") (28")

Seite 13 25 - AnEi, 174 26 - JAndersen: Andersen/HCA, 401 27 - HCA, 399-400 28 - AnEi, 174 Seite 14 29 - TbPE, 236

(28") (5") (16")

(5")

Seite 15 30 - MmL, 189 (5") 31 - dito, 345 / Perlet, 2.2.05 Seite 16 32 - VuD, 5 33 - AWiE, 8 Seite 17 34 - TaWa, 43/44 35 - MmL, 9

(11")

(1.07) (4")

weitere Literatur

AD

Hans Christian Andersen und Deutschland Juliane Steffen / Dänische Botschaft

ALB

Hans Christian Andersen - Lebensbuch Hrg.: Gisela Perlet Diederichs Verlag, München, 1993 ISBN 3-424-01171-1

ASM

Andersen Schräge Märchen Auswahl: Heinrich Detering / Essay: Michael Maar 141. Band der ANDEREN BIBLIOTHEK Eichborn Verlag, Ffm, 1997 ISBN 3-8218-4457-4

Basis

"Hans Christian Andersen" von Gisela Perlet Reihe "Suhrkamp BasisBiographie" / Originalausgabe, Erste Auflage Suhrkamp Verlag, Ffm, 2005

DDDD

"Dänemark und Deutschland einander gegenüber" Heinrich Detering in "Dänisch-deutsche Doppelgänger", S. 174ff Reihe "Grenzgänge", Band 3 Wallstein Verlag, Göttingen, 2001 ISBN 3-89244-356-4

GM

"H.C.Andersen - Gesammelte Märchen" Herausgegeben und z.T. neu übersetzt von Floriana Storrer-Madelung Zwei Bände / Manesse Bibliothek der Weltliteratur Mannesse Verlag, Zürich, 2002 ISBN 3-7175-1016-9

KA

Hans Christian Andersen. Ein Kalender für das Jahr 2005 Dänisches Kulturinstitut, Bonn, 2005

LiB

Hans Christian Andersen. Sein Leben in Bildern von Heinz Rusch 1.-10.Tausend

17

Bibliographisches Institut, Leipzig, 1957 Poet

"Landschaft mit Poet" - Gedichte von Hans Christian Andersen Ausgewählt und übertragen von Heinrich Detering Wallstein Verlag, Göttingen, 2005 ISBN 3-89244-889-2

RK

Hans Christian Andersen. Seine Reisen und Kontakte im deutschsprachigen Raum Juliane Steffen / Dänische Botschaft - 2005

-ENDE-

18