ZWISCHEN TRADITION UND WOHLLEBEN

Siegburger Studien Neue Folge Herausgegeben durch den Verein der Freunde und Förderer des Michaelsberges e.V. Band 2 Beiträge der Tagung am 12.-13. ...
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Siegburger Studien Neue Folge Herausgegeben durch den Verein der Freunde und Förderer des Michaelsberges e.V. Band 2

Beiträge der Tagung am 12.-13. September 2014

ZWISCHEN TRADITION UND WOHLLEBEN DIE SIEGBURGER BENEDIKTINER ABTEI ST. MICHAEL VOM HOCHMITTELALTER BIS ZUR AUFKLÄRUNG

Die den Tagungsband zusätzlich illustrierende Bildfolge Reinhard Zados entstand anlässlich der Ausstellungsfortsetzung FUNDSTÜCKE Fragmente aus der Siegburger Abtei Sankt Michael (1064-2011) Ausstellungsfortsetzung 20. Februar 2014 bis 27. April 2014 9 1/2 Kapitel Stadtgeschichte Fundstücke aus der Abtei & Reinhard Zado – Bilder aus der Siegburger Stadtgeschichte

Anschrift des Herausgebers und der Redaktion: Verein der Freunde und Förderer des Michaelsberges e.V., Brunnenweg 3, 53721 Siegburg Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Andrea Korte-Böger, Stadtarchiv Siegburg, Rathaus, 53719 Siegburg Umschlagbild: Reinhard Zado, Öl auf Nessel 2014, „Roter Anno“ nach einer Bildvorlage auf einem Sakristeischrank, 15. Jahrhundert Verlag Rheinlandia Verlag Klaus Walterscheid, Siegburg 2016 www.rheinlandia.de e-mail: [email protected] ISBN: 978-3-945953-09-9

Siegburger Studien Neue Folge Band 2 Beiträge der Tagung

ZWISCHEN TRADITION UND WOHLLEBEN DIE SIEGBURGER BENEDIKTINER ABTEI ST. MICHAEL VOM HOCHMITTELALTER BIS ZUR AUFKLÄRUNG

INHALTSVERZEICHNIS DES TAGUNGSBAND DER VORTRÄGE, GEHALTEN IM JUBILÄUMSJAHR VOM 12.-13. SEPTEMBER 2014 DIE SIEGBURGER BENEDIKTINER ABTEI ST. MICHAEL VOM HOCHMITTELALTER BIS ZUR AUFKLÄRUNG Veranstaltet durch den Geschichts- und Altertumsverein für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis e.V. (GAV) und dem Katholisch-Sozialen Institut, Bad Honnef (KSI). Der Tagungsband wird herausgegeben durch den Verein Freunde und Förderer des Michaelsberges e.V. in der neuen Reihe Siegburger Studien NF

Grußwort Prof. Bergold, Mitveranstalter der Tagung, KSI

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Grußwort Bgm. Franz Huhn als Vorsitzender des Geschichtsvereins, GAV

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Grußwort zum zweiten Band, Andrea Korte-Böger

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ANDREA KORTE-BÖGER Die Tagung ZWISCHEN TRADITION UND WOHLLEBEN vom 12.- 13. September 2014

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ANDREA KORTE-BÖGER 947 Jahre im Zeitraffer - Die Abtei St. Michael

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MARCEL ALBERT Der Kölner Nuntius Francesco Buonvisi und die Abtei Siegburg (1670-1672)1

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MICHAEL SCHROEDER Adam Christoph Zolner von Brandt (1712 - 1767) Kapitular und Prior der Abtei Siegburg

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MARC STEINMANN Kontextabhängige Deutung des Siegburger Anno-Schreins

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HELMUT FISCHER Die Abtei St. Michael in Siegburg als Gestalterin der Kulturlandschaft Untere Sieg

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BERND HABEL Mittelalterlicher Bergbau am Beispiel der Abtei Siegburg – ein Beitrag zur Montangeschichte

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ANDREA KORTE-BÖGER Der Abt als Friedensstifter Sein Bild in den Siegburger Schöffenprotokollen im 16. Jahrhundert

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WINFRIED WEICK Das Siegburger Sendgericht im 16.-17. Jahrhundert

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VITEN

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GRUSSWORT

Mit Blick auf das Zeitbewusstsein der Menschen in der heutigen Zeit sprechen Zeitsoziologen von einer „Gegenwartsschrumpfung“ (Hermann Lübbe). Damit ist zum einen gemeint, dass angesichts der Beschleunigungsprozesse die Gegenwart immer kürzer wird. Was heute gilt, galt gestern noch nicht und wird morgen nicht mehr gelten. Im Hier und Jetzt muss möglichst viel und gleichzeitig geschehen.

Da bieten Anlässe wie Gedächtnisfeiern oder Jubiläen sowie Orte wie Museen oder geschichtsträchtige Einrichtungen eine heilsame Unterbrechung an und lassen Zwischenräume in diesen Schrumpfungstendenzen entstehen. Solch eine Unterbrechung bot die erste Tagung zur Geschichte der Siegburger Benediktinerabtei St. Michael. Das KSI als Akademie und Bildungshaus der Erzdiözese Köln wird 2017 in die ehemalige Abtei einziehen. Dabei trifft eine 70jährige Geschichte des KSI auf eine 950jährige Abteigeschichte. Das KSI wird die Abteigeschichte nicht weiterschreiben, aber sie sieht sich als neuer Nutzer in der Verpflichtung, die Erinnerung an die Abtei und das Leben und Wirken der Benediktiner auf dem Michaelsberg zu bewahren.

Gegenwartsschrumpfung meint aber auch, dass Vergangenheit und Zukunft zunehmend auf die Jetzt-Zeit schrumpfen bzw. zusammengezogen werden. Wurde früher berufliche und persönliche Identität aus der Vergangenheit, aus der Herkunft begründet und mit der Renaissance der forschende Blick in die Zukunft gerichtet, so konzentriert sich die heutige Aufmerksamkeit und Bezogenheit auf das Heute. Heute soll und muss sich alles Entscheidende erweisen und eine Bedeutung haben. Erinnerungen an die Vergangenheit sowie das mitunter lange Warten auf Zukünftiges verliert hierbei seine Bedeutung. Das Zeitbewusstsein schrumpft auf das immer kürzer und ständig veränderbare Hier und Heute.

Aus diesem Grunde war das KSI gern bereit, bei dieser Tagung zur Geschichte der Abtei mitzuwirken und zusammen mit dem Geschichts- und Altertums-Verein für Siegburg und dem Rhein-Sieg-Kreis e.V. in eine Kooperation zu treten.

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Mit dem KSI beginnt eine weitere Zukunft auf dem Michaelsberg und das Leben in dem ehemaligen Abteigebäude. Das KSI ist eine vom damaligen Erzbischof Josef Kardinal Frings gegründete Stätte der Erwachsenenbildung auf der Grundlage der katholischen Soziallehre. Der Generalvikar des Erzbistums Köln Dr. Dominik Meiering hat in seiner Rede bei der Grundsteinlegung des KSI im Mai 2015 auf dem Michaelsberg auf die Verwurzelung der christlichen Soziallehre im abendländischen Mönchtum hingewiesen. „Es ist kein Zufall, dass gerade in den Klöstern und Orden die grundsätzlichen Probleme der Lebensform und Gesellschaftsordnung aufgeworfen werden. Hält doch das Leben in einer ‚vita communis‘ ständig dazu an, über die schwierige Balance von Eigen- und Gemeinschaftsbesitz, von individueller Lebensgestaltung und gemeinschaftlicher Verantwortung und Rücksichtsnahme, von zeitlicher Übertragung der Ämter und Achtsamkeit beim Umgang mit den Brüdern und Schwestern nachzudenken.“ Der Blick in die Geschichte macht uns für die Gegenwart sensibel. Und dieser Blick zeigt auch, dass alles, was ist, geworden ist. Mit dieser Tagung ist die

Geschichte der Abtei wieder lebendig geworden. Wenn das KSI nun im Jahre 2017 auf den Michaelsberg zieht, dann werden auch zukünftig dort Tagungen zur Geschichte der Abtei durchgeführt; denn das KSI will seine inhaltlichen und methodischen Schwerpunkte traditionsbewusst, zeitgenössisch wach und mit Weitblick setzen. Damit erfolgt eine Verzahnung von Tradition und Aufbruch, wie sie auch auf der Tagung unter dem Titel „Zwischen Tradition und Wohlleben“ thematisiert wurde.

Prof. Dr. Ralph Bergold Direktor des KatholischSozialen Instituts

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GRUSSWORT TAGUNGSBAND „950 JAHRE ABTEI MICHAELSBERG – ZWISCHEN TRADITION UND WOHLLEBEN“ AM 12. UND 13. SEPTEMBER 2014

Sehr geehrte Damen und Herren,

sich unsere Sehenswürdigkeit adäquat zu Eigen machen, wird geistige Leuchtsignale aussenden, so wie dies seit 1064 geschah.

die Siegburger Abtei ist Geschichte. Als der letzte Mönch 2012 unseren Michaelsberg verließ, war dieser Satz häufig zu lesen. Für die meisten Siegburger bedeutete dies einen schmerzlichen Verlust, formten doch die Benediktiner über Jahrhunderte das Gesicht und den Charakter unserer Stadt.

Wie vielschichtig der historisch Boden ist, auf dem das KSI gründet, das stellte die Tagung „Zwischen Tradition und Wohlleben“ eindrucksvoll heraus. Da ging es um den AnnoSchrein, das Skriptorium, den Michaelsberg als Kulturlandschaft. Viele Scheinwerfer warfen ihr Licht auf jeweils andere Facetten der Abteigeschichte. Moderiert wurde die Veranstaltung durch Prof. Ralph Bergold, Direktor des KSI. Ihm fiel die Scharnierfunktion zwischen dem Gestern um dem Morgen zu.

Im 950. Jubiläumsjahr blieb dieses Riesengebäude, in dem man wörtlich und im übertragenen Sinne dem Himmel ein Stück näher ist, verwaist. Dennoch stand die Abtei als Ausgangspunkt der Stadtgeschichte natürlich im Mittelpunkt. Schüler malten sie, sprachen über das Leben und Wirken des Abteigründers Anno. Spaziergänger überwanden in hoher Zahl die 50 Höhenmeter, um in der Stille der Abteikirche (Kindheits-)Erinnerungen nachzuspüren. Interesse zeigten die Siegburger auch an den Unbeschuhten Karmeliten, die sich im Gästehaus der Abtei niederließen und die mönchische Tradition fortsetzen.

Ich danke allen Beteiligten für ihre Forschungen, ihre Vorträge, den vorliegenden Band.

Ihr

(Franz Huhn) Bürgermeister

Fortsetzung folgt – das gilt auch in anderer Hinsicht. Im Jahre 2014 fiel der Startschuss für das Großprojekt Michaelsberg des Erzbistums. 40 Millionen wendet die Diözese auf, um die ehemalige Abtei umzubauen, ihr einen modernen Anbau als „kleinen Bruder“ zu schenken, einen modernen Tagungsort zu schaffen. Das Katholisch-Soziale Institut (KSI) wird

Vorsitzender Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis e.V.

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GRUSSWORT ZUM ZWEITEN BAND DER SIEGBURGER STUDIEN NF

te gewinnen, sondern mit der Herausgabe seiner Arbeit auch einen, nach den Buchbesprechungen, in der Wissenschaftswelt ausschließlich positiv beurteilten Auftakt setzen.

Als wir vor nunmehr über zwei Jahren im Vorstand unseres Vereins der Freunde und Förderer des Michaelsberges e.V. darüber berieten, benediktinisches Gedenken umzusetzen, nahmen wir recht schnell die Überlegung einer eigenen Publikationsreihe in den Blick, einer Reihe, die sich im Schwerpunkt mit der Aufarbeitung der Geschichte unserer aufgelösten Abtei Michaelsberg zu beschäftigen hätte. Dass das sinnvoll, sicherlich auch wünschenswert sein würde, stand für uns außer Frage, auch dass es mehr als genug Themen gäbe, aber würden wir auch „Lieferanten“, sprich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler finden, die sich unseres Themenkomplexes annehmen würden?

Jetzt folgt, wie üblich, der Tagungsband, der seinerseits zeigt, welch breites, qualitätsvolles Spektrum auf dieser ersten, offenen Tagung zur Benediktinergeschichte Siegburgs angeboten wurde. Und wir brauchen als Vorstand auch keine Sorgen mehr zu haben, wie es denn mit der jungen Reihe in alter Tradition weitergehen wird: Drei weitere Bände wurden bereits mit Autorinnen und Autoren angesprochen und ihre Herausgabe zugesagt.

Wir gingen hoffnungsfroh das Risiko ein und vergrößerten es dadurch, dass wir der neuen Reihe einen Reihentitel gaben, der untrennbar mit der alten Abtei verbunden ist und es auf die stattliche Anzahl von 30 Bänden bringen konnte. Die Siegburger Studien sollten im Namen nicht untergehen, sondern als Siegburger Studien Neue Folge (NF) weiterleben.

Die Siegburger Studien NF sind dabei in die Fußstapfen der „alten Siegburger Studien“ zu treten – und die Leserschar kann sicher sein, dass die Fußstapfengröße und die Schrittlänge der Abteireihe gewahrt werden wird. Dr. Andrea Korte-Böger

Wir wollen und wollten damit einen unserer inhaltlichen Arbeitsschwerpunkt betonen, nämlich die Aufarbeitung der benediktinischen Seite der Siegburger Geschichte.

Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Michaelsberges e.V. und Stadtarchivarin

Für den ersten Band, der zur Tagung ZWISCHEN TRADITION UND WOHLLEBEN im Jubiläumsjahr 2014 erschien, konnten wir mit dem Autor P Dr. Marcel Albert OSB nicht nur den renommiertesten Wissenschaftler benediktinscher Geschich9

DIE TAGUNG ZWISCHEN TRADITION UND WOHLLEBEN VOM 12.-13. SEPTEMBER 2014 ANDREA KORTE-BÖGER

Im Jubiläumsjahr der Stadt Siegburg anlässlich „950 Jahre Stadt und Abtei Siegburg“ lud der Geschichts- und Altertumsverein für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis e.V. zusammen mit dem Katholisch Sozialen Institut zu einer offenen Tagung zur Geschichte der Benediktinerabtei St. Michael ein, die sich drei Jahre zuvor aufgelöst hatte. Die Schirmherrschaft dieser ersten Tagung zur benediktinischen Geschichte Siegburgs hatte der damalige Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, übernommen.

gründung ab 1914 wurden aus Gründen personen- und datenschutzrechtlicher Sperrfristen ausgeschlossen.

Als Sponsoren für die Durchführung dieser Tagung hatten sich die Stadt, der Verein der Freunde und Förderer des Michaelsberges e.V. sowie der Verkehrsverein Siegburg e.V. gewinnen lassen. Ihnen allen sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt. In den Vorplanungen zu der Tagung war festgelegt worden, Themen ausschließlich aus der Zeit des Alten Reiches aufzunehmen. Themen aus der Zeit nach der Wiederbe-

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DIE SIEGBURGER STUDIEN NF Am Vormittag des Tagungsbeginns wurde in der Stadtbibliothek der Stadt Siegburg der erste Band der „Siegburger Studien NF“ vorgestellt: Die Benediktinerabtei Siegburg in der Berichterstattung der Kölner Nuntien (15841794) von P. Dr. Marcel Albert OSB, Abtei Gerleve Mit der Auflösung der Abtei hatte es sich ein weiterer Siegburger Verein, der Verein der Freunde und Förderer des Michaelsberges e.V., unter anderem zur Aufgabe gemacht, speziell Publikationen zur Benediktinergeschichte Siegburgs herauszugeben. Um hier keine Konkurrenz zu den bestehenden Publikationsreihen des Geschichtsvereins aufzubauen, so die Absprache zwischen den Vorständen, sollten und werden nunmehr auch, die Publikationen zu dieser Tagung als „Siegburger Studien NF [Neue Folge]“ erscheinen.

Bewusst wurde dazu auch der Reihentitel gewählt und sich in die Tradition der „alten“ Siegburger Studien gestellt, um das Lebenswerk von P. Mauritius Mittler OSB fortzuführen.

v.l.: Dr. Andrea Korte-Böger, P. Dr. Marcel Albert OSB, Vizebürgermeisterin Dr. Susanne Haase-Mühlbauer

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Prof. Dr. Ralph Bergold, Moderation. Im Hintergrund: Darstellung des hl. Anno von Reinhard Zado

DIE TAGUNG Tagungsort war die Aula des Stadtmuseums Siegburg. Nach der Verlesung des Grußwortes von Kardinal Meisner wurde die Tagung durch Bürgermeister Franz Huhn und Prof. Dr. Ralph Bergold eröffnet. Drei Beiträge füllten dann den Zeitrahmen des zur Verfügung stehenden Nachmittags aus. Sie alle versuchten eine Übersicht zur Geschichte der Abtei zu geben und gingen dabei von unterschiedlichen Gesichtspunkten aus, um die Tagungsbesucherinnen und -besucher mit verschiedenen Fassetten in das Tagungsthema einzuführen. Der vorliegende Tagungsband umfasst die auf der Tagung gehaltenen Vorträge, allerdings fehlen zwei. Frau Prof. Dr. Cora Dietl sah sich nicht in der Lage, ihren Vortrag in 12

P. Dr. Marcel Albert OSB

Dr. Andrea Korte-Böger

Prof. Dr. Helmut Fischer

eine publikationsfähige Fassung weiterzubearbeiten, da ihre Arbeitsschwerpunkte derzeit völlig anders liegen. Frau Dr. Katrin Janz-Wenig wird ihre wesentlich umfangreicheren Forschungsergebnisse, als im Vortrag vorgestellt, in einem eigenen Band der Siegburger Studien NF publizieren. Die Referentinnen und Referenten waren gebeten worden, ihre Themen in maximal 30 Minuten vorzustellen. Insgesamt gab es für jeden Vortrag ein Zeitfenster von 45 Minuten, so dass auch noch nach jedem Vortrag eine kurze Zeit zur Diskussion, aber natürlich auch zur Klärung von Fragen blieb. Prof. Dr. Bergold führte als Moderator souverän durch die Tagung und hatte, dank der Disziplin der Vortragenden, keinerlei Schwierigkeiten in den vorgegebenen Zeitabläufen zu bleiben.

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Festmesse, beim Einzug v.l.: P. Austin Thayamattuparambil OCD, P. Dr. Marcel Albert OSB, P. Linson Marottickal OCD, P. Thaddeus Mundenchery OCD

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P. Austin Thayamattuparambil OCD, P. Rockson Chullickal OCD, Dr. Andrea Korte-Böger, P. Linson Marottickal OCD, P. Wilson Antony Kapattil OCD und P. Thaddeus Mundenchery OCD

Der Abend wurde mit der Einladung zu einem Konzert in der ehemaligen Abteikirche, der Kirche St. Michael auf dem Michaelsberg, beschlossen. Es gastierte das Ensemble Nu:n. „Nu:n folgt der Idee, frühe Musik aus einer gegenwärtigen Perspektive improvisatorisch zu bearbeiten und möchte so einen Bogen spannen von den Wurzeln abendländischer Musik in das Hier und Jetzt – in das „Nun“. (Text aus der Vorankündigung) Samstag, der 13. September 2014, stand ganz in der Folge von Einzelthemen, unterbrochen durch Mittags- und Kaffeepause. Mit der Schlussmoderation sprach Prof. Bergold die Einladung nach oben auf den Berg zum Karmel Michaelsberg aus, wo, beginnend mit einer Festmesse, der erste Geburtstag der „Gemeinschaft der unbeschuhten Karmeliten“ gefeiert wurde. 15

947 JAHRE IM ZEITRAFFER DIE ABTEI ST. MICHAEL ANDREA KORTE-BÖGER

Nach der Eroberung des Berges und der Vertreibung der dort seit dem 10. Jahrhundert residierenden lothringischen Pfalzgrafen, gründete Erzbischof Anno II. 10642 die Benediktinerabtei zu Ehren des hl. Michael und Mauritius nebst Gefährten auf dem Michaelsberg, der damals noch Sigeberg hieß. Bauzeugnisse aus pfalzgräflicher Zeit fanden sich zwar bei Umbauarbeiten 1923, wurden aber nicht erhalten, ebenso wenig, wie die beim Neubau der Treppenanlage zur Kirche 1948 aufgefundenen Reste fränkischer Gräber.

Der erste Vortrag der Tagung „Zwischen Tradition und Wohlleben. Die Siegburger Benediktinerabtei St. Michael vom Hochmittelalter bis zur Aufklärung“ stellte im Rahmen der Bildüberlieferung sowohl das sich ändernde Aussehen des Michaelsberges als auch in einer stark gerafften Form die Entwicklung des Konventes dar.1 Der Vortrag war als einführender Bildvortrag konzipiert, so dass sich bei seiner Umsetzung in die Druckfassung des Tagungsbandes die Literaturnachweise auf einführende Werke mit weiterführender Literatur beschränken. Hier stehen die Bilder im Vordergrund.

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Die Geschichte des Konventes beginnt sogleich mit einem Eklat. Ohne genaue Zuschreibung auf ein bestimmtes Jahr, aber auf den Zeitraum zwischen 1065-1071 festzulegen, schickte der Gründer die ursprünglich aus St. Maximin in Trier stammenden Mönche des Gründungskonvents wieder in ihr Heimatkloster zurück und besetzte den Konvent neu mit 12 Mönchen aus Fruttuaria (Piemont), einem Kloster, das ihm, dem entschiedenen Förderer der strengen Observanz, durch seinen strengen, den Regeln gemäßen Lebenswandel beeindruckt hatte. Denn, so hält Abt Reginhard in der Vita Annonius fest, befürchtete Anno II., „… da er in allen deutschen Klöstern den Eifer für die Regel erkalten sah, …, daß ihm für seine ungeheuren Auslagen keine Gott würdige Leistung angerechnet würde.“3 Nunmehr lebte man 17

auf dem Berg nach einer strengen Observanz und gehörte zu den Klöstern der Bursfelder Reformbewegung.4 Im 12. Jahrhundert erlebt die Siegburger Abtei ihre Blütezeit. Der Höhepunkt ist die Heiligsprechung ihres Gründers am 29. April 1183. Doch trotz des herrlichen Schreins und ausgestattet durch reiche, zum Teil noch vom Gründer herrührende weitere Reliquienschätze5, gelingt es nicht, eine Wallfahrt zum Grab Annos zu installieren. Damit kommt eine mögliche, reiche Einnahmequelle nicht zum Tragen. In den Quellen finden sich ab dem Jahre 1310 Nachweise über größere und kleinere Schulden. 1350 übernimmt mit Nikolaus von Lülsdorf erstmalig ein Abt aus dem in der Region ansässigen Adel die Leitung des Klosters.6 So tritt die Siegburger Abtei in die Entwicklung ein, die fast alle

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Benediktinerabteien in dieser Zeit beschreiten: Man macht Schulden, es zieht der Adel ein, die Entwicklung zu einem Adelsstift beginnt.

Mit dem Eintritt ins 16. Jahrhundert beginnt die Bildüberlieferung für Stadt und Abtei. Die älteste Ansicht im sogenannten Bödinger Fundationsbild, entstanden um 19

1500, gefolgt vom Merian-Stich, um 1642, zeigt auf dem Berg ein Konglomerat von Gebäuden, gut gesichert durch eine umlaufende Festungsmauer. Die Ausschnittsvergrößerung beider Bilder zeigt die Kirche teilweise in ihrer ersten Gestalt als gedrungenen romanischen Bau mit einem kleinen Turm, eher einem Dachreiter. Das Kirchenschiff samt Turm wird überragt von einer hochaufragenden Choranlage. Abt Pilgrim von Drachenfeld (1388-1411) hatte mit dem Neubau der Kirche in gotischer Formensprache begon-

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P. DR. MARCEL ALBERT OSB Marcel Albert OSB, geb. 1959 in Berlin, Studium in Bonn und Paris, ist Mönch der Benediktinerabtei Gerleve. Zahlreiche Veröffentlichungen v. a. im Gebiet der Kirchenund Ordensgeschichte.

PROF. DR. HELMUT FISCHER Geboren 1934, Dr. phil., Lehrer und Schulleiter, Studium der Germanistik, Volkskunde und Geschichte an der Universität Bonn, 1967 Promotion, Wissenschaftlicher Assistent, 1969 Dozent, 1972 Habilitation, 1972 – 1996 Professor für Germanistik/Literaturwissenschaft und Didaktik an der Universität Duisburg-Essen. Veröffentlichungen zur empirischen und historischen Erzählforschung, zur Rezeption und Verbreitung von Volksliteratur, zur Kinderfolklore und Kinderliteratur, zur Vermittlung durch populäre Medien sowie zur Geschichte und Volkskunde des Rheinlandes und des Rhein-Sieg-Kreises und zur Dialektologie.

DR. BERND HABEL, *1940 in Reichenberg (CZ). 1961-68 Studium der Geschichte, Germanistik, Geografie und Volkskunde an der Universität München, 1968 Promotion. 1967-68 freie Mitarbeit beim dtv-Verlag in München, 1968-99 Tätigkeit beim Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: Referatsleiter/Gruppenleiter in den Bereichen Dokumentation (1979), Informationstechnik (1987), Umweltschutz/Landwirtschaft/ Entwicklungshilfe (1997) 1999-2000 Projektleiter beim Bundesinstitut für Berufsbildung (Bonn). Seit 2003 im Ruhestand. Oberstleutnant d. R. 2015 Verleihung des Rheinlandtalers (Landschaftsverband Rheinland) 174

DR. ANDREA KORTE-BÖGER 1953 in Wuppertal geboren. Wiss. Archivarin, Leiterin historisches Archiv der Kreisstadt Siegburg. Studium der Rechtswissenschaften Universität Marburg, Promotion 1981 in deutscher Rechtsgeschichte, 1980-81 Mitarbeit DFG Forschungsprojekt Reichskammergerichtsakten, 1984-85 Dozentur Rechtsgeschichte Inst. für Archivwissenschaft Marburg, 1986-88 Dozentur LVR Archivberatung in Rechtsgeschichte, Urheberrecht, Archivwissenschaft. Seit 1984 Stadtarchivarin in Siegburg, 1984-2002 Leitung Siegwerkmuseum im Torhaus, 1984-2007 Leitung Untere Denkmalbehörde Stadt Siegburg. Zahlreiche Publikationen zur Stadtgeschichte, Quellenedition, Redaktion der Heimatblätter des Rhein-Sieg-Kreises, der Siegburger Blätter und der Siegburger Studien NF MICHAEL SCHROEDER 1949 in Dormagen geboren und auf den Namen Horst-Willi getauft. Ostern 1972 Abitur am Norbert Gymnasium Knechtsteden 1. Juni 1972 Eintritt in die Benediktinerabtei Sankt Michael auf dem Michaelsberg, am 11. Juli 1972 Aufnahme ins Noviziat. Ich erhielt den Ordensnamen „Michael“, den ich nach meinem Austritt beibehielt. 11. Juli 1973 zeitliche Gelübde ab, Studium in Theologie und Philosophie an den philosophisch-theologischen Hochschulen in Hennef-Geistingen und Sankt Augustin. Feierliche Profess am 11. Juli 1976 und am 1. Mai 1978 in der Abteikirche Sankt Michael Weihe zum Diakon. Priesterweihe am 3.März 1979, danach Tätigkeit auf verschiedenen Aushilfsstellen der Abtei, Schwerpunkt bei Trauungen und Hochzeitsmessen 1. Januar 1988 Ernennung zum Kaplan an Sankt Servatius. Am 20.6.1988 schied ich aus der Abtei aus und wurde im Oktober zur priesterlichen Tätigkeit im katholischen Bistum der Alt-Katholiken zugelassen. Im Januar 1989 schloss ich die Ehe mit Birgit Schlee. Von 1990 bis 1992 Ausbildung zum Kaufmann im Möbelhandel. Neben der Tätigkeit als Möbelkaufmann weiter Priester mit Nebenberuf bei den Alt-Katholiken (Pfarrei Bonn – Pfarrei Koblenz – Pfarrei Köln und an der Bistumskathedrale Namenjesu Kirche in Bonn). Seit Februar 2016 bin ich Rentner, versehe aber weiterhin noch meinen priesterlichen Dienst. 175

MARC STEINMANN Geboren 1965 in Köln. Studium der Kunstgeschichte, der Mittleren- u. Neueren Geschichte sowie der Rheinischen Landesgeschichte in Frankfurt a. M., Köln und Bonn. Magisterarbeit über das Grabmal Erzbischofs Friedrich von Saarwerden im Kölner Dom. Promotion mit einer Arbeit über den großen Fassadenplan F des Kölner Domes. Tätigkeit in der Dombauverwaltung Köln. Seit 2001 wiss. Mitarbeiter am Erzbischöflichen Diözesanmuseum Köln (seit 2004 Kolumba). Ab 2008 dort in der Funktion als Kurator tätig. 2011 Ernennung zum stellvertretenden Direktor von Kolumba.

WINFRIED WEICK Winfried Weick wurde am 7.6.1937 in Werbachhausen/ Baden-Württemberg geboren. Nach dem Abitur trat er 1957 als Berufsoffizieranwärter in die Bundeswehr ein. Von 19681970 nahm er am Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr teil. In seinen letzten Verwendung war er Kommandeur einer Panzerdivision, Chefs des Stabes des Führungsstabes des Heeres und Stellvertreter des Inspekteurs des Heers. 1996 schied er im Dienstgrad Generalleutnant aus dem aktiven Dienst aus. Anschließend begann er and er Universität Bonn ein Studium der Mittelalterlichen und Neueren Geschichte im Hauptfach sowie der Politischen Wissenschaft und der Katholischen Theologie in den Nebenfächern. Von 1998-2003 war er ehrenamtlicher Vorsitzender des Vorstands der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS). Nach dem Magisterexamen 2006 schloss sich ein Promotionsstudium an. Winfried Weick beschäftigt sich in seiner Dissertation mit dem Thema „Religiössittliche Delinquenz in der älteren Frühen Neuzeit im Spiegel der Protokolle des Siegburger Sendgerichts 1556-1646“. 176

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