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Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern Sempacherstrasse 10, 6002 Luzern www.zhbluzern.ch 041 228 53 44 adresse homepage telefon Ingo Höhn. Zweimal ...
Author: Jan Albrecht
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Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern Sempacherstrasse 10, 6002 Luzern www.zhbluzern.ch 041 228 53 44

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Ingo Höhn. Zweimal hundertfünfundsiebzig. Nahaufnahmen.

Die Ausstellung dauert bis einschl. 3.1.2015 und ist zu den üblichen Öffnungszeiten der ZHB frei zugänglich.

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Die ZHB Luzern zeigt Arbeiten des Theaterfotografens Ingo Höhn.

INGO HÖHN im Gespräch Du fotografierst fast nur Theaterinszenierungen, wie bist du dazu gekommen? Ich fotografiere zwar in erster Linie für das Theater, allerdings auch Klassik- und Chorkonzerte und andere Musikgenre. Der Weg dahin war etwas kompliziert. Ich habe früh begonnen, hatte aber nie vor, aus dem Fotografieren einen Beruf zu machen. Erst nach dem ich einige Jahre als Techniker am Theater arbeitete, habe ich mich wieder mit diesem Metier beschäftigt, eine Theaterpause eingelegt und einige Zeit als Fotograf gearbeitet. Das war aber nicht das, was ich gesucht habe. Ich hatte einfach keine Zeit mehr, die Dinge zu fotografieren, die mir Spass gemacht haben. Ausserdem hat mir das Theater, das wie mein zu Hause war, gefehlt. Also bin ich wieder zurück gegangen. Du bezeichnest dich als digitalen Quereinsteiger. Was bedeutet das genau? Wie viele meines Jahrgangs –, ich bin 1952 geboren – stand ich mit dem Aufkommen der Digitalfotografie plötzlich vor völlig neuen Aufgaben. Der fotografische Workflow veränderte sich schlagartig. Es ist kein Geheimnis, dass Mitte der 1990er Jahre viele Berufsfotografen das Handtuch geworfen haben. Man war plötzlich nicht nur Fotograf, sondern auch Softwarespezialist, Bildbearbeiter, Layouter, Kameratechniker etc. Das hat viele überfordert. Heute, da jeder irgendeine Digiknipse zu Hause hat, mag das komisch klingen, aber damals, also vor knapp 20 Jahren, war das eine kleine Revolution. Da ich als Techniker im Theater auch konstruktive Arbeit mache, habe ich schon sehr früh, noch unter DOS, am Computer zu zeichnen begonnen. Mir war das alles nicht so fremd. Ich habe dann sofort mit den ersten digitalen Kameras gearbeitet und mir so einen gewissen Vorsprung erarbeitet. Wenn auch mit einer Auflösung, die heute weit über der

Schmerzgrenze liegt. Ein Regisseur fand, was ich machte, sehr interessant, liess mich seine Inszenierung fotografieren und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Du fotografierst in erster Linie für das Luzerner Theater? Genau betrachtet, ja. Und dafür bin ich auch sehr froh und dankbar. Man nimmt sich ja nicht einfach eine Kamera, stellt sich an die Orchesterrampe und legt los. Daran sind schon einige gescheitert. Es braucht sehr viel Erfahrung und die muss man sich erarbeiten können. Da ist es sehr, sehr wichtig, dass man Leute um sich hat, die Vertrauen und Geduld aufbringen und genau die Leute habe ich hier. Im Laufe der Zeit bin ich etwas bekannter geworden und wurde auch von anderen Häusern gebucht, etwa vom Opernhaus Zürich, dem Badischen Staatstheater Karlsruhe, dem Theater Heidelberg. Was charakterisiert Deiner Ansicht nach ein gutes Theaterfoto? Ein Theaterfoto hat mehrere Aufgaben. Es muss komprimiert das wiedergeben, was auf der Bühne geschieht. Es soll den potentiellen Zuschauer neugierig machen. Der Theaterfotograf muss also in wenigen Bildern zeigen, was das Publikum von der Inszenierung erwarten kann. Idealerweise ergänze ich das, was die Zuschauer sehen mit Bildern, die die Zuschauer nicht sehen oder nicht sehen können, weil alles so schnell und so flüchtig ist: ungewöhnliche Blickwinkel etwa, oder Momente, in denen die Darsteller ganz bei sich sind, in ihrer Rolle völlig aufgehen. Das kann sich in jeder Probe, in jeder Vorstellung ändern. Hinzu kommt, dass der Theaterraum, die Bühne und das Licht, von besonderer Bedeutung für eine Inszenierung sind. Das Fotografieren im wechselnden und oft komplizierten Bühnenlicht ist mitunter sehr schwierig. Ich versuche jedoch, möglichst nahe am Originallicht zu bleiben und nicht das Licht nachträglich in Photoshop zu ma-

nipulieren. In gelungenen Inszenierungen springen mich die Bilder förmlich an, da läuft es flüssig und ich kann sehr ruhig arbeiten. Da ist dann beinahe jede Auslösung ein Treffer und ich kann mich mit der Anzahl der Bilder zurückhalten. Wieviel Bilder machst du gewöhnlich und wie verläuft der weitere Arbeitsprozess? Das kann ich generell nicht genau beantworten. Aber in der Regel kaum mehr als 300 bis 400 Bilder. Da sind dann auch noch genügend Ausschussbilder dabei, so dass ich in der Endauswahl so um die 50-100 Fotos bereit habe. Ich schaue mir vorher Proben an und ich kenne das Bühnenbild. Ausserdem habe ich während der Hauptproben ausreichend Zeit zu fotografieren. Nach der Probe bin ich dann allerdings wieder unter Zeitdruck, weil das Programmheft von unserer Grafikerin layoutet werden muss und dann schnell in den Druck geht. Nach der ersten Komplettprobe werden noch in der Nacht die Bilder ausgewählt und diskutiert, damit keine Zeit verloren geht. Auch unsere Medienabteilung will natürlich so früh wie möglich mit Fotos die Inszenierung bewerben und an die Presse verteilen. Wer wählt die Bilder für die Veröffentlichung aus? Da ist die Dramaturgie, die für das Programmheft verantwortlich zeichnet und vorher die wissenschaftliche Arbeit für die Produktion erledigt hat. Dann schaut die Regisseurin, der Regisseur, ob ich der Intentionen entsprochen habe und die Inszenierung gut abgebildet ist. Die Ausstatter/innen geben dann auch noch ihre Anmerkungen dazu. Da wird manchmal heftig um ein Bild gefeilscht. Aber bisher konnten wir uns immer einigen. Nach welchen Kriterien hast du die Bilder für diese Ausstellung ausgewählt? Die Bilder auszusuchen war ein ziemlicher Akt. Ich habe

‚etliche‘ Fotos auf den Festplatten. Zunächst habe ich Inszenierungen gesichtet, die mir in besonderer Erinnerung geblieben sind und dann immer weiter verdichtet und sortiert, bis diese Bilder ‚übrig geblieben‘ sind. Es hätten weitaus mehr sein können, aber der der zur Verfügung stehende Raum in der ZHB lässt nicht mehr zu. Andererseits bin ich auch froh darüber, die Qual der Wahl war auch so anstrengend genug. Schliesslich wollte ich Bilder, die auch unabhängig von den Inszenierungen eine Geschichte erzählen. Das war anspruchsvoll. Ich hoffe sehr, dass mir das gelungen ist. Im November 2014

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