Zanderaquakultur am Standort Hohen Wangelin

Zanderaquakultur am Standort Hohen Wangelin Gregor Schmidt, Klaus Kerschefski, Robert Holtmann, Carsten Kühn Landesforschungsanstalt für Landwirtsch...
Author: Jens Martin
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Zanderaquakultur am Standort Hohen Wangelin

Gregor Schmidt, Klaus Kerschefski, Robert Holtmann, Carsten Kühn

Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV, Institut für Fischerei Informationsveranstaltung des IfF; Rostock, den 29.09.2015

Zander, hochpreisige einheimische Fischart Zanderfänge Dtschl.: > 200 t Mittlere Preise für Zander (frisch):

Mittlere Preise für Zanderfilet (frisch):

Absatz

€ / kg

Absatz

€ / kg

Direktvermarktung

10 - 18

Direktvermarktung

13 - 28

Einzelhandel/Gastronomie

8 - 14

Einzelhandel/Gastronomie

13 - 20

(Großhandel

8 – 11)

Großhandel

Satzfisch (fangfähig)

12 - 20

Aber: 95 % wird als TK-Ware importiert • • • •

kleine Filets (100 – 175 g) saisonabhängige Produktqualität Nachhaltigkeit nicht gesichert nicht als Frischware erhältlich

Konsumentenwünsche: • Frische • Regionalität • Hohe Qualität • Nachhaltigkeit

-

„Aufbau und Entwicklung einer Zanderaquakultur in Mecklenburg - Vorpommern “

Drittmittelprojekt gefördert durch:



Europäische Union (Europäischer Fischereifond, EFF)



Land Mecklenburg-Vorpommern: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz

Informationsveranstaltung des IfF; Rostock, den 29.09.2015

Standort Hohen Wangelin • •

Müritzkreis an der A19; 70 km Rostock, 150 km Berlin in einen landwirtschaftlichen Betrieb integriert (3 000 ha Fläche; Rind, Schwein, Biogas)

Projektziel 1. Aufbau einer Zanderaquakultur in MV 2. Bereitstellung eines optimierten industriellen Verfahrens zur Zanderaufzucht Schwerpunkte • Entwicklung einer geeigneten Aufzuchtanlage • Optimierung von Haltungsumwelt und Fütterungsregime • Erbrütung, Anfütterung und Aufzucht bis zur einer Marktgröße von > 1 kg • Wohlbefinden • Ermittlung wirtschaftlicher Kennzahlen

Informationsveranstaltung des IfF; Rostock, den 29.09.2015

Standort Hohen Wangelin Besonderheit: hintereinander geschaltete Systeme mit Wasserdesinfektion

I.

II.

III.

Biogas anlage

Pflanzenkläranlage

Kaltwasserkreislaufanlage

Zander Warmwasser Kreislaufanlage

Zulauf

Krebsteiche

Ablauf in Oberflächen gewässer Informationsveranstaltung des IfF; Rostock, den 29.09.2015

Pilotanlage

Projektschritte:

1. Projektierung und Bau der Pilotanlage in Hohen Wangelin (2009-2011) 2. Besatz mit Satzzandern, Aufzucht bis zur Speisefischgröße (1-2,5kg) (Beginn 2011) 3. Überprüfung der Eignung verschiedener Stämme (Beginn 2011) 4. Erbrütung, Anfütterung und Aufzucht (Beginn 2012) 5. Außersaisonale Reproduktion, geschlossener Produktionszyklus (2014)

Informationsveranstaltung des IfF; Rostock, den 29.09.2015

I. Pilotanlage Laichfischhaltung 3 Kühlräume

• • • • • • •

Gesamtvolumen: 400 m3 208 m3 Produktionsvolumen 11 separate Kreisläufe 22 - 25 °C Wassertemperatur 0,3 l/sec. Frischwasserbedarf Arbeitsbedarf: 3 AK O2, Pumpen, Gebläse redundant

Modul F

Mast

Modul D

Reproduktion

Erbrütung

Modul E

F u t t e r l a g e r

Erbrütung

Modul A Modul C

Aufzucht

Informationsveranstaltung des IfF; Rostock, den 29.09.2015

Modul B

Vorstrecken

Anfütterung

Außersaisonale Reproduktion

kontinuierliche Verfügbarbeit von Satzfischen notwendig für wirtschaftlichen Betrieb

Aktuell



Wegfall wesentlicher Satzfischproduzenten



nur kleine Mengen auf dem Markt, selten verfügbar



Große Nachfrage in Europa (Stückmasse: 10 bis 100 g)



Satzzanderrekrutierung nahezu ausschließlich aus TF-adaptierten Teichzandern Satzzander aus Teichwirtschaften: Vorteile

Nachteile

preiswert

einmalige Verfügbarkeit

frei von Deformationen

keine Zuchtarbeit möglich Umstellung auf TF erforderlich Überträger von Krankheiten

Saisonunabhängige Reproduktion Technische Ausstattung

Laichfische

• • • • •

• • • •

Mindestens 2 Jahre alt Mehrmalige Verwendung Herkunftsgetrennte Reproduktion Zuchtziele: allg. Fitness, Wachstumsleistung

• •

Besatz: max. 20 kg/m3 gemischtgeschlechtliche Haltung

Kühlkreisläufe Huckepack-Aggregate zur Luftkühlung bis 4 °C Wasserkühlung bis 2 °C Gesamtvolumen: 8 m3 UV – Wasserdesinfektion

Saisonunabhängige Reproduktion

Wassertemperatur

25



Auswahl der Laichfische (4 Herkünfte)



Künstliche „Winterung“ (ca. 6 Monate)

„Sommer“

„Herbst“

„Winter“

„Frühling“

20 15

10 5 0

1

21

41

61

81

101Tage 121

141

161

181

201

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Saisonunabhängige Reproduktion

Reifestadium 1

Reifestadium 2

Reifestadium 3

Anpaarung 1 : 1 in Anpaarungsbecken

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Produktion

Anfütterung 0 - 0,2 g

Vorstrecken 0,2 - 10 g Informationsveranstaltung des IfF; Rostock, den 29.09.2015

Aufzucht 10 - 1 000 g

Wachstumsleistung

Mittlere Stückgewichte nach 3 Monaten: 1. 10 g

900 800 700 600

nach 12 Monaten: 1. Sortierung: 0,8 kg 2. Sortierung: 0,6 kg

500 400 300 200 100

nach 15 Monaten: 1. Sortierung: 1,0 kg 2. Sortierung: 0,75 kg

0 1

32

60

91

121

152

182 213 Alter (d)

244

274

Produktionsdauer Setzling (10 g) – Speisezander: 12 - 15 Monate

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305

335

Maximale Besatzdichten

Stadium

max. Besatzdichte (kg/m3)

Anfütterung

1

Umstellung

2

Aufzuchtphase (bis 10 g)

10

Aufzuchtphase (bis 100 g)

30

Aufzuchtphase (bis 300 g)

70 - 80

Mastphase ( bis 1 000 g)

70 - 95

Mastphase (bis 2 000 g)

60 - 70

Laichfischhaltung

20 - 30

Bei höheren Besatzdichten steigt das Produktionsrisiko an • Anstieg des Keimgehalts • Mechanische Verletzungen nehmen zu • Interaktionen Informationsveranstaltung des IfF; Rostock, den 29.09.2015

Fütterung • • • • • •

Verwendung hochqualitativer Futtermittel (RP > 50 % (Vorstrecken), > 45 % (Mast); RF < 20 %) Futtergrößen an Wachstum anpassen Gewöhnung an Schwimmfutter möglich (frühzeitig), aber geringere Wachstumsleistung langsame Fütterung, mit gleichmäßiger Verteilung im Becken geringe Frequenz Futterquotient (gesamt): 1,1 Stadium (g)

FQ

FI (%/d)

Partikelgrößen

0,01 - 0,1

ca. 0,5

ad libitum

100; 200; 300 µm

0,2 - 3

0,6

10 - 4

300; 500; 800; 1 000 µm

3 - 20

0,7

4-3

1,0; 1,5; 2,0 mm

20 - 40

0,8

3-2

2,0; 3,0 mm

40 - 100

0,9

2 - 1,5

3,0; 4,5 mm

100 - 700

1,4

1,5 - 0,8

4,5; 6; 8; 11 mm

700 - 1 500

1,8 - 2

0,8 - 0,5

11 mm

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Sortierung

• •



Sortierungen besonders in Juvenilstadien wichtig (Kannibalismus)! Zander reagieren empfindlich - Stress und mechanische Verletzungen (Augen!) vermeiden Handarbeit, handelsübliche Sortiermaschinen i d R ungeeignet

Intervall Sortierung 1.- 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Stückgewicht (g) 0,1 - 1 2 4 8 30 100

10.

250

11. 12.

600 900

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Gitterabstand (mm) 2, 3, 4, 5 6 8 10 15 20 25 - 30, Handsortierung Handsortierung Handsortierung

Zanderaquakultur in Kreislaufanlagen

100 t Mastanlage: • Produktionskosten: 6,3 €/kg • Vollkosten (inkl. Personal, AFA etc.): 9,65 €/kg Absatz Zander (frisch)

€ / kg

Direktvermarktung

10 - 18

Einzelhandel/Gastronomie

8 - 14

(Großhandel

8 – 11)

Satzfisch (fangfähig)

14 - 20

Rentable Produktion möglich, aber weiterer Forschungsbedarf bei: 1. sicherer und regelmäßiger Versorgung mit vitalen Satzfischen 2. Reduzierung des Energie- und Wasserbedarfs 3. Senkung der Investitionskosten 4. preisgünstige Mastsysteme

Informationsveranstaltung des IfF; Rostock, den 29.09.2015

Fazit



Umsetzung der Grundlagen in praxistaugliche Verfahren erfolgreich



Integration in landwirtschaftlichen Betrieb sinnvoll - Nutzung von Synergieeffekten (Wasserversorgung, Biogasanlage, Gülleverwertung, Ablaufwasser)



hohe Investitions- und Betriebskosten bei Kreislaufsystemen



Effektives Hygienemanagement notwendig



geschlossene Produktion gewährleistet pathogenfreie Haltungsumwelt



Situation auf dem Satzfischmarkt steht Aufbau großer Mastanlagen entgegen

Informationsveranstaltung des IfF; Rostock, den 29.09.2015

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!