Wohnanlage St. Bernardin gestern heute morgen?

Wohnanlage St. Bernardin gestern – heute – morgen? 100 Jahre Gründung 1852 Kulturkampf 1876 Der Kapellener Bauer Dominikus Hacks bittet mehrfach ...
Author: Hansi Klein
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Wohnanlage St. Bernardin gestern – heute – morgen?

100 Jahre

Gründung 1852

Kulturkampf 1876

Der Kapellener Bauer Dominikus Hacks bittet mehrfach die Oberin Maria Bernardine vom Kloster Heythuysen, in seiner Heimat ein Kloster zu gründen. Franz Egon Reichsgraf von Hoensbroech auf Schloss Haag bei Geldern stiftet das Grundstück.

Während des Kulturkampfes müssen alle katholischen Einrichtungen ihre Schulen schließen. Dies gilt auch für St. Bernardin. Im März 1876 verlässt die letzte Schwester St. Bernardin. Das Haus steht mehrere Jahre leer. Ab 1882 wird das Gebäude von den Schwestern wieder genutzt. Es ist jetzt ein „Institut für die Pflege weiblicher Idioten“. „Unsere Aufgabe wird sein, durch liebevolle Pflege, sorgfältige Behandlung, Unterweisung und Beschäftigung da, wo immer möglich, Heilung herbeizuführen – und den Unheilbaren ein sicheres und freundliches Asyl zu gewähren.“ In dieser Zeit entsteht auch eine Schule für geistig behinderte Menschen. Das Kloster ist zu einem landwirtschaftlichen Großbetrieb und Selbstversorger geworden.

Die Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Heythuysen gründet dann 1852 das Kloster St. Bernardin als „wissenschaftliches Pensionat“ für Mädchen aus Kapellen und Umgebung. Zitat: „Die vorzüglichste Tätigkeit ist die Erziehung der Jugend des weiblichen Geschlechts und Krankenpflege in den Wohnungen der Kranken.“

1910 und später

1939 – 1946:

1947 – 1992:

Oberstes Ziel St. Bernardins ist es, den Mädchen „einen angenehmen Aufenthalt und die für ihren Stand und ihre Fähigkeiten mögliche Erziehung und Bildung zu geben“. „Dementsprechend wird nach Kräften dahin gestrebt, die leibliche Pflege der Kinder auf das Beste zu besorgen, ihre schwachen Anlagen durch Unterricht und dergleichen zu entwickeln und sie mittels religiöser Erziehung recht gesittet zu machen“.

Viele Kinder und Erwachsene der Wohnanlage werden in andere Einrichtungen verlegt, da St. Bernardin erst deutsches, dann englisches Lazarett wird. Den Schwestern gelingt es, trotz Euthanasie-Gesetze den überwiegenden Teil der behinderten Bewohnerinnen zu retten.

In den 1950 Jahren wird der Schulbereich ausgebaut. In der Folgezeit leben teilweise bis zu 400 Schwestern und Kinder in dem Kloster. 1956 entsteht eine neue Kirche. 1978 entstehen die Schwimm- und Sporthalle sowie die Kegelbahn zur Gesundheitsförderung, Entspannung und Freude. Im gleichen Jahr feiert St. Bernardin das 125jährige Bestehen. Musik, Chor, Theateraufführungen und viele Feste gehören stets zum Alltag der Kinder. Das religiöse Leben mit den kirchlichen Festtagen und Wallfahrten ist ebenfalls wichtiger Bestandteil. Mitte der 70er Jahre gehen die ersten Frauen in die Werkstätten für behinderte Menschen der Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein.

St. Bernardin ist zur festen Größe von insgesamt 21 Anstalten im Rheinland geworden. Die Bewohnerinnen arbeiten, so gut es geht, mit. Wiederholung und Gewöhnung erbringen gute Arbeitsergebnisse und stärken das Selbstbewusstsein der Frauen.

Jedoch rücken am 24.7.1941 Lastwagen der Nazis an und bringen 19 überwiegend stark behinderte Mädchen gegen ihren Willen in die Rheinische Heilanstalt Bedburg-Hau. Sie kehren nie zurück. Ab Mitte 1946 wird St. Bernardin wieder als Einrichtung für behinderte Menschen genutzt.

1993 – 2001 (Umbauphase):

2002 – 2016:

Marktplatz

1993 erfolgt die Übernahme der Trägerschaft der Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein. Die Außenwohngruppe in Kamp-Lintfort wird 1994 für 13 Frauen errichtet. Mit diesem Wohnmodell sind weitere Schritte zur selbstbestimmten Lebensgestaltung der Bewohner umgesetzt. Die letzten Ordensschwestern verlassen 1995 St. Bernardin. Von 1995 bis 2001 wird das Gebäude grundlegend saniert. Die Gruppen werden verkleinert und die Sanitäranlagen umgebaut. Es entstehen neue Wohnformen. Das pädagogische Konzept wird überarbeitet. Das Gruppenleben bleibt erhalten, aber die Förderung des Einzelnen wird in Bezug auf Integration, Selbstbestimmung und Eigenständigkeit gestärkt.

Seit 2002 erfolgt die Aufnahme von männlichen Bewohnern in die Wohnanlage St. Bernardin. Ziel ist es, ein differenziertes Wohnangebot für unterschiedliche Behinderungsformen anzubieten und sowohl jungen als auch älteren behinderten Menschen ein Zuhause zu bieten. Dabei steht der behinderte Mensch im Mittelpunkt.

Im Mai 2009 wird nach zweijähriger Bauzeit der Marktplatz eröffnet. Entstanden ist ein kreativer Ort der Begegnungen für Senioren von St. Bernardin und Menschen aus der Umgebung für ein soziales Miteinander im Alltag. Ganz nach den eigenen Fähigkeiten und Vorlieben wählt jeder individuell seine Beschäftigung: von A wie Ausruhen bis W wie Wandern. Ein Jugendraum ergänzt mit Unterstützung der Angehörigen das Angebot. Im Marktplatz wird durch die Zusammenarbeit von Mitarbeitern und Ehrenamtlern die Entwicklung von Fähigkeiten und Ressourcen bei Menschen mit Behinderung gefördert. Verschiedenheit ist kein Problem, sondern eine Chance. Besucher können vielfältige Erzeugnisse des Marktplatzes im Hofladen erwerben.

In Erinnerung an die Euthanasie-Opfer von St. Bernardin verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig am 9.11.2014 19 Stolpersteine. Diese sollen bewirken, dass die Namen der Opfer nicht in Vergessenheit geraten.

Entwicklung Landschaftspark 2009 bis heute Die vorhandene Parkanlage wird nach den Plänen des Konzeptes „Nahe an den Menschen sein“ neu gestaltet und den Bedürfnissen der Bewohner entsprechend geplant und umgesetzt. Gleichzeitig ist der Park für Besucher tagestouristisch aufgewertet worden und fördert damit den Dialog zwischen den Menschen. Allen Nutzern bietet er Entspannung und Aktivität. Der Landschaftspark ist mittlerweile über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt und trägt zur Attraktivität der Ortschaften bei. Mit der Neugestaltung des Vorplatzes und dem Ausbau des barrierefreien Weges nach Sonsbeck-Hamb ist das Projekt Landschaftspark abgeschlossen.

Leben in der Gemeinschaft Die enge Zusammenarbeit zwischen der Wohnanlage, den Gemeinden Geldern und Sonsbeck, den Kirchengemeinden und den Vereinen schafft neue Kontakte. Der Park und die Wohnanlage mit seinen vielen Freizeitmöglichkeiten (Bewegungsbad, Saal, Minigolfanlage, Bauerngarten) ist Treffpunkt von Bürgern und Bewohnern. Inklusion wird hier gelebt und Vielfalt als Bereicherung in einer wertschätzenden Atmosphäre umgesetzt.

Wohnanlage St. Bernardin St. Bernardin-Straße 65 47665 Sonsbeck Telefon: 02838.911- 0 Telefax: 02838.24 03 E-Mail: [email protected] Besuchen Sie uns auch im Internet: www.cwwn.de