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Neujahrsansprache 2016

Wir schaffen das! Überleitung vom Totengedenken Es fällt immer schwer, von liebgewonnenen Menschen Abschied nehmen zu müssen. Manchmal fällt auch der Abschied vom alten Jahr schwer, wenn es persönlich ein Besonderes gewesen ist. Wie war 2015 für Sie? War es ein besonderes Jahr, war es nur arbeitsreich oder auch erfolgreich, war es ein gutes Jahr? Auf jeden Fall war es das Heißeste seit langem. Selbst dem Sommer fiel der Abschied schwer und ein wunderbarer Altweibersommer endete quasi erst am Weihnachtswochenende. Altweibersommer – darf man das heute in Zeiten der auch sprachlich geforderten Gleichberechtigung noch sagen? Ja, sagt der Deutsche Wetterdienst. Er teilte mit: Die Bezeichnung Altweibersommer erscheint aus meteorologischer Sicht weder frauenfeindlich noch despektierlich. Diese Ansicht wurde inzwischen von einem deutschen Gericht bestätigt. Na, das beruhigt uns doch und macht uns mutig, denn…

Einleitung … Apropos Altweiber: Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde von der Times zur Person des Jahres erkoren! Sorry, Frau Merkel! Man muss die Frau tatsächlich bewundern, Ihr Arbeitspensum ist nahezu unmenschlich! Trotzdem ist sie zu Hause umstritten wie nie in ihrer Amtszeit, in der Welt aber anerkannt wie keine andere Person. Zwei Sätze werden im Rückblick auf ihre Kanzlerschaft in Erinnerung bleiben:

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„Es gibt keine Alternative“ – ein Satz, dem nur das Wort „bessere“ fehlt um richtiger zu sein. Und der Satz des Jahres 2015: Wir schaffen das!

Wir schaffen das

Deutschland zeigt nach der harten Haltung in der Griechenland-Krise sein

freundliches

Gesicht

und

öffnet

unter

Hintanstellung

des

Grundgesetzes und des internationalen Rechts seine Grenzen für die Flüchtlinge, vor allem aus Syrien. Täglich kommen mehr als 5000 Menschen über die bayerischen Grenzen nach Deutschland. 5000 Menschen - das entspricht in etwa der Einwohnerzahl der Stadt Wörth. Kritik wird laut, aber die Kanzlerin sagt: Wir schaffen das!

Was für ein kurzes Statement, was für weitweitreichende Folgen! International Verwunderung über die „Kanzlerin der freien Welt“ (so die Times) und Bewunderung für die sagenhafte und beeindruckende Welle der ehrenamtlichen Hilfsbereitschaft in ganz Deutschland - vor allem in Bayern. National nach der ersten Hilfsbereitschaft die bange Frage von Vielen - vor allem in Bayern: Schaffen wir das wirklich?

Wir schaffen das, meine Damen und Herren! Denn in erster Linie geht es darum, den Menschen auf der Flucht zu helfen. Helfen ist Christenpflicht - dazu gibt es, ganz im merkelschen Sinn, für Christen und Menschen, die in unserem christlichen Wertesystem erzogen worden sind, in welches wir die Neuankömmlinge integrieren möchten, keine Alternative

Und natürlich, meine Damen und Herren, schaffen wir das - denn wenn es ein Land auf der Welt schafft, dann wir Deutsche! Wir schaffen das, weil es unsere Mentalität ist, den Fakten ins Auge zu schauen, uns den

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Aufgaben zu stellen, sie anzunehmen, sie zu analysieren - und zu lösen. Das Ganze hat auch mit harter Arbeit zu tun und hart arbeiten können wir halt, da wird nicht auf die Uhr geschaut. Wie damals unser Kaiser Franz Beckenbauer, der gesagt hat: „In einem Jahr habe ich mal 15 Monate durchgespielt!“ -

Wir schaffen das, weil wir schaffen was!

Alles andere, was über die Hilfe hinausgeht, das können wir aber nur unter bestimmten Voraussetzungen schaffen:

Wir schaffen das, wenn wir unsere eigenen Gesetze beachten: Asylrecht und Flüchtlingsstatus sind zeitlich begrenzte Rechte. Das müssen wir den Menschen sagen, die zu uns kommen. Für die allermeisten wird ihre Zeit hier bei uns nur begrenzt sein. Das sollte auch kein Problem sein, denn kein Mensch verlässt gerne seine Heimat, aber die allermeisten Menschen möchten gerne wieder in ihre Heimat zurück, wenn dort die Gefahr vorüber ist.

Wir schaffen das, wenn das WIR klar ist. WIR in Erlenbach, das sind vor allem unsere vielen ehrenamtlichen Helfer, die einen tollen Job machen. Hierfür ein herzliches Dankeschön. Bisher gibt es keine Probleme. 70 Asylbewerber sind bis dato nicht aufgefallen, ein paar mehr werden es auch nicht tun. In Bayern und Deutschland kommen wir allerdings vor allem an den Grenzen an die Grenzen dessen, was staatliche Stellen und Ehrenamtliche leisten können. Hier ist europäische Hilfe bitter notwendig, aber Europa liefert ein Trauerspiel. Insbesondere Ungarn, Polen und England. Die Engländer sind tatsächlich bereit 10.000 Flüchtlinge aufzunehmen. 10.000 = 2x die Stadt Wörth scheint denen genug zu sein. Aber nein, das hat nichts mit britischem Humor zu tun, das ist einfach lächerlich!

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Wir schaffen das, aber wir müssen auch die Ängste der Bürger ernst nehmen, die sich Sorgen machen, wie das alles weitergehen soll. Vor allem dürfen wir diese Menschen nicht mit dem braunen Sumpf gleichsetzen, der sich leider gerade wieder breit macht. Diese NaziIdioten müssen wir bekämpfen, genau wie alle anderen Extremisten, egal ob rechts, links oder religiös-fanatisch. Das sind die Dumpfen, die die eigentliche Gefahr für unser Land darstellen. Denen kann man raten, einen Ratschlag aus dem FB zu folgen und sich einen heißen Herd zu suchen: Denn wenn man sein Ohr ganz leicht an eine heiße Herdplatte drückt, dann kann man riechen wie blöd man ist! Die anderen Themen, die wir schaffen müssen OK, so weit zu den Flüchtlingen - wir schaffen das! Wobei man sich manchmal schon die Frage stellt: Warum wollen die eigentlich alle ausgerechnet zu uns? Wo es uns doch nach eigenem Bekunden so schlecht geht? Zumindest, hört und liest man das regelmäßig. Grundsätzlich geht es uns so gut, wie es noch nie jemandem vor uns gegangen ist. Wir haben von allem reichlich, manches sogar im Überfluss. Oder wie man im Spessart sagt: „Is die Worscht dicker wie’s Brot, is

worscht wie dick’s Brot ist“. Trotzdem

gibt es noch einige

Zukunftsaufgaben zu lösen, die nur aktuell nicht mehr im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen. Auch für die gilt: Wir schaffen das!

Auf europäischer Ebene Deutschland

bleibt die Griechenlandkrise ungelöst. In

tauchen die Themen Energiezukunft, Finanzierung der

Pflege- und Rentenversicherung, sowie die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft in einer globalisierten digitalen Welt kam noch in den

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Schlagzeilen auf. Achtung! In jeder tunesischen Wüstenkneipe ist der Handyempfang besser als in unseren Stadtteilen Mechenhard und Streit!

Wenn die Themen tatsächlich einmal angesprochen werden, dann wird nur rumgejammert, wie schwierig alles bei uns ist. Jammern hilft nix! Machen wir es wie echte Männer: Echte Männer jammern nicht über ihre Erkältung. Sie legen sich aufs Sofa und sterben - tapfer, still und leise.

Aber wir werden nicht sterben, sondern wir werden das alles schaffen, so wie wir schon vieles andere geschaffen haben. Manches vielleicht langsam und in kleinen Schritten und manchmal gegen große Widerstände, wie z.B. die Gleichberechtigung. Seit dem 1.1.2016 gibt es eine Frauenquote in Aufsichtsräten von Dax-Unternehmen. Wir sind also schon fast so weit wie in Frankreich. Allerdings nur fast, denn wie bemerkte der von dort stammende Komiker Alfons: In Deutschland habt ihr Frauenparkplätze vor dem Supermarkt. Das haben wir in Frankreich nicht. Wir nehmen unsere Frauen mit rein.

Zumindest in FB scheint allerdings schon klar zu sein, wer das neue „starke Geschlecht“ ist. Dort stand die Frage: Was machst du, wenn ein Bär deine Frau angreift? Die Antwort: Nichts! Wenn er sie schon angreift, dann soll er sich auch verteidigen!

So wie der Bär, so werden auch wir die Zukunft nur meistern, wenn wir nicht immer nur reagieren, sondern auch agieren. Wir dürfen uns nicht von den Ereignissen treiben lassen, definieren und die Weichen richtig stellen. Die Erlenbacher Themen

wir müssen selbst die Ziele

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Das gilt auch bei uns in Erlenbach. Wir müssen versuchen, unserer Zeit voraus und schnell zu sein. Auch wenn heute viele Entscheidungen unter hohem Zeitdruck fallen müssen - alles muss trotzdem gut überlegt und durchdacht sein. Der Kabarettist Vince Ebert hat dies wunderbar ausgedrückt: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Aber erst die zweite Maus bekommt den Käse. Und wir wollen auch in Zukunft Wurm und Käse haben, so wie in der Vergangenheit!

Das 20. Jahrhundert war das Erlenbacher Jahrhundert, wie es unser Historiker Dietmar Andre zu Recht beschreibt. Wir hatten in den letzten 100 Jahren die dynamischste Entwicklung aller Gemeinden im Landkreis. Vor allem durch die Glanzstoff, aber lange Jahre auch durch die Kleiderfabriken und die Schiffswerft ging es uns besser als allen anderen und die Worscht war tatsächlich dicker als das Brot.

Das ist schon lange anders und obwohl wir in den letzten Jahren quasi von der Hand den Mund gelebt haben, schienen unsere Probleme überschaubar. So stellte z.B. eine Leserbriefschreiberin unseren Slogan „Einfach wohlfühlen“ in Frage – weil ihrer Meinung nach zu wenig Hundetoiletten aufgestellt sind. Na Bravo!

Tatsächlich haben wir heute durch die Rahmenbedingungen, wie z.B. der Lage auf der „falschen“ Mainseite, andere Probleme. Besser gesagt andere Aufgaben, denn nur ungelöste Aufgaben werden zu Problemen. Auf die sind wir inzwischen eingestellt und haben das Heft des Handelns in die Hand genommen, gemäß dem Wortspiel: Sagt der Walfisch zum Thunfisch: Was tun, Fisch? Sagt der Thunfisch zum Walfisch: Du hast die Wahl, Fisch!

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Bei Pflichtaufgaben haben wir keine Wahl, da müssen wir handeln- siehe Barbarossaschule. Hier hatten wir nur die Wahl zwischen Sanierung und Neubau. Wir haben uns zum Neubau entschlossen und investieren mit 12,3 Mio € mehr Geld in ein Projekt, als jemals zuvor. Gerne hätten wir erst dieses Projekt abfinanziert, um dann die Dr.-Vits-Schule in Angriff zu nehmen. Dies müssen wir vorziehen und so wird die Schule letztlich vom gegenüber

geplanten Bau des neuen Gesundheitszentrums

profitieren, obwohl es zu Veränderungen im Pausenhofbereich kommen wird. Dieses Gesundheitszentrum ist dringend notwendig, um Hausund Fachärzte in Erlenbach halten zu können und es ist gleichzeitig Schlüsselprojekt und

Einstieg in den lange geplanten Umbau des

Zentrums. Scheitert dieses Vorhaben, dann werden wir um Jahre zurück geworfen!

Ein ähnliches Schlüsselprojekt ist der sogenannte Terroir-f-Punkt des Fränkischen Weinbaus, der zusammen mit der Stadt Klingenberg als eines

von

nur

ca.

15

fränkischen

Leuchtturmprojekten

am

Rotweinwanderweg gebaut werden soll. Er provoziert mit seinem architektonischen Entwurf, aber er wird unseren Winzern neue Vermarktungsmöglichkeiten eröffnen. Es sind die Winzer, die dort oben die Weinterrassen pflegen und erhalten und damit unsere einzigartige Kulturlandschaft, auf die wir alle sehr stolz sind. Es wird nur einen solchen Punkt am ganzen Untermain geben. Bauen wir ihn nicht, dann werden in andere bauen und davon profitieren! Und dann – „Ein Loch ist im Eimer, oh Henry, oh Henry“, - ja dann geht auch noch das Schwimmbad kaputt und muss saniert werden. Und es wird saniert werden! Kein Punkt! Ausrufezeichen!

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Das alles hat seinen Preis - Ein Anstieg der Schulden wird unvermeidbar sein – die Projekte waren es aber auch. Und – Wir schaffen das! WIR schaffen das! WIR, das sind die vielen Ehrenamtlichen, die tatkräftig in den Vereinen und Organisationen mitarbeiten, ob mit Ehrenamtskarte belohnt oder nicht. Sie sind die Stützen unseres gesellschaftlichen Lebens!

WIR, das ist unsere fleißige Verwaltung, die stellenweise an der Grenze des Zumutbaren gearbeitet hat und nie nach dem Motto einer natürlich nicht hier ansässigen Bäckerei. Die betritt ein Kunde und sagt: Ich hätte gerne ein Brot von heute. Haben wir nicht. Wenn Sie Brot von heute wollen, dann müssen Sie morgen kommen!

Und WIR, das ist auch der von Ihnen gewählte Stadtrat, der bereit ist, den oftmals vorhandenen Zeitdruck anzunehmen und entsprechend schnell zu entscheiden. Ihnen allen ein herzliches Vergelt´s Gott und ein tausendfaches Dankeschön!

Wir, das sind auch unsere ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Viele sind gut integriert, bei machen wäre mehr möglich. Erstes Merkmal von Integration ist immer die Sprache! Meine Bitte an alle: Nach 50 Jahren sollte es in der dritten Generation kein Kind mehr geben, das ohne Deutschkenntnisse in den Kindergarten kommt! Lernt den Kindern Deutsch, denn wir werden nicht türkisch lernen! Oder wie der ehemalige Fußballer Mario Basler sagte: „Ich lerne nicht extra französisch für die Spieler, wo unsere Sprache nicht mächtig sind“

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Wir verlangen keine Perfektion, nicht einmal von Mario Basler, denn wir wissen wie schwierig die deutsche Sprache ist. Sie oftmals vieldeutig. Was bedeutet es z.B. wenn eine Schwangere beim Bäcker steht und sagt: „Ich bekomme ein Schwarzbrot“? (Frei nach Dieter Nuhr). Oder z.B. der Ruf „Komm wir essen, Opa!“ – er bekommt ohne Komma eine ganz andere Bedeutung. Vor allem für den Opa!

Unsere Zielsetzung ist, dass sich alle Menschen in Erlenbach und seinen Stadtteilen wohlfühlen, gerade auch die Asylbewerber, -

Und eine

Heimat finden! „Heimat ist keine Bezeichnung, Heimat ist ein Gefühl“, dies sagt Frau Timea Fecser bei ihrer Einbürgerungsfeier 2013 im Landratsamt. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass sich dieses Gefühl „Heimat“ bei allen in unserer Stadt einstellt. Bei den Menschen, die von auswärts zu uns kommen, auch bei den Wörthern, (Gratulation zum Stadtjubiläum 2016!) mit denen wir durch den Main verbunden und nicht getrennt sind. Bei denen, die hier leben und weiterhin die Hundetoiletten vermissen. Bei denen, für die terroir-f eher nach Terror klingt. Und bei denen, für die die Wurst nie dick genug sein kann, egal wie dick das Brot auch ist.

Schluss Wir schaffen das! Aber prüfen wir immer, wie weit unser eigenes Ohr von der Herdplatte entfernt ist. Und vor allem: Bleibt geduldig, Ihr starken Frauen mit uns schwachen Männern. Verzagt nicht, wenn wieder mal etwas ein wenig länger dauert als besprochen. Wenn ein Mann sagt, er macht das, dann macht er das! Man muss ihn nicht alle 6 Monate daran erinnern!

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„Wir schaffen das!“,

denn wie lautete der dritte merkens-, bzw.

merkelswerte Satz unsere Kanzlerin der Freiheit, der Person des Jahres 2015, im Zuge eines wieder einmal auslaufenden Ultimatums in der Griechenlandkrise: „Nach jedem letzten Tag kommt ein neuer Tag. Und an jedem neuen Tag scheint wieder die Sonne“. Vielleicht 2016 am Himmel etwas weniger als im Ausnahmesommer 2015 - in unseren Herzen hoffentlich noch mehr als im letzten Jahr. Das ist die Voraussetzung schlechthin: Mit Freude und Sonne im Herzen die Aufgaben anzugehen.

Nur wer Freude im Herzen hat, kann auch Freude bei den Menschen schaffen. Oder wie es Detmar Cramer ausgedrückt hat: „Alles hängt irgendwo mit allem zusammen. Wenn du dir am Hintern ein Haar ausreißt, dann tränen dir die Augen“. Genießen Sie ihr Leben! Halten Sie es wie die legendären Peanuts-Comic-Figuren Snoopy und Charlie Brown. Sagt Snoopy: „ Du, Charlie, eines Tages werden wir sterben“. „Richtig, Snoopy, aber alle anderen Tage leben wir“!

Leben Sie! Sie schaffen das!