wettbewerb ist solidarischer als teilen

Moral ist eine Ressource im „Wettbewerb“, sagt Professor Karl Homann. Der Wirtschaftsethiker plädiert an die Unternehmen, auch die häufig vernachlässi...
Author: Rainer Böhmer
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Moral ist eine Ressource im „Wettbewerb“, sagt Professor Karl Homann. Der Wirtschaftsethiker plädiert an die Unternehmen, auch die häufig vernachlässigten moralischen Risiken in ihre Kalkulationen einzubeziehen. Unternehmen sieht er in der Pflicht, Verantwortung für die Rahmenordnung der Wirtschaft zu übernehmen. Innerhalb dieser Rahmenordnung diene das Gewinn­ streben auch dem Wohl der Allgemeinheit, so seine These. Wettbewerb sei unter diesen Prämissen solidarischer als Teilen.

Das Gespräch führte maximilian g. burkhart

„wettbewerb ist solidarischer als teilen“

Einsichten: Herr Professor Homann, die Welt erlebt gerade eine beispiellose Finanzkrise, die bereits auf die Real­ wirtschaft durchschlägt. Die Autobauer drosseln oder stoppen die Produktion. Worauf müssen wir uns gefasst machen?­Steht wieder eine große Depression bevor wie in den 1930er-Jahren? Karl Homann: Ich hoffe, dass das nicht der Fall sein wird. Mich ermutigt aber, dass es ein Krisenmanagement der Politik national und international gegeben hat, wie wir dies noch nicht gesehen haben. Ich denke, dieses Krisen­ management hat gut funktioniert, sodass die schlimmsten Folgen abgefangen werden können. Einsichten: Dennoch sinkt in Deutschland die Zustimmung zum kapitalistischen Wirtschaftssystem auf ein histori­ sches Tief. Wer hat eigentlich Schuld an dieser Krise? Homann: An der jetzigen Krise sind so viele Akteure beteiligt, dass man von individueller Schuld fast gar nicht mehr reden kann. Außerdem ist die moderne Gesellschaft durch Strukturen gekennzeichnet, die systematisch uner­ wünschte und schlimme Ergebnisse produzieren – die aber keiner will. Keiner der Bankmanager wollte diese Krise, keiner will Arbeitslosigkeit, Umweltverschmutzung, Kindersterblichkeit, Armut oder Hunger in dieser Welt. Da stellt sich die Frage, wieso wir all diese negativen Dinge systematisch produzieren, ohne dass dahinter entsprechende Motive stehen. Wir leben vom Wettbewerb auf den Märkten. In diesem Wettbewerb produzieren die Anbieter immer bessere und innovativere Produkte zu immer günstigeren Preisen. Darauf gründet unser Wohlstand. Die Anbieter aber wollen nicht den Wohlstand der Menschen, sondern sie wollen ihre Gewinne maximieren. Aber weil sie im Wettbewerb stehen, ermöglichen sie einen Massenwohlstand und – verglichen mit dem Jahr 1820 – auch eine mehr als verdoppelte Lebenserwartung. Einsichten: Momentan müssen für den Zusammenbruch auf den Märkten vor allem die sogenannten kleinen Leute aufkommen – sofern sie überhaupt Arbeit haben. Manager und Banker hingegen bekommen auch bei völligem Ver­ sagen noch den „Goldenen Handschlag“. Zudem haben sie in den letzten 20 Jahren, im Gegensatz zu Arbeitern und Angestellten, ihren Verdienst vervielfacht. Ist das noch gerecht? Homann: Wenn wir Marktwirtschaft wollen, können wir Preise nicht staatlich festsetzen. Die Managergehälter sind der Preis für die Arbeit der Manager. Die knappste Ressource ist das Humankapital. Wenn Sie gute Manager wollen, dann müssen Sie den Marktpreis bezahlen. Es stellt sich allerdings die Frage: Funktioniert der Markt für Manager richtig? Derzeit funktioniert er nicht richtig. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass der Markt für Manager – auch ­international – richtig in Gang kommt.

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Einsichten: Wir verdanken unseren Lebensstandard der Marktwirtschaft. Movens dieser Marktwirtschaft ist die menschliche Gier, für viele Menschen eine negative Eigenschaft, mit der sie sich nicht identifizieren wollen. Sie sagen hingegen, Gier ist notwendig und ethisch neutral. Wie meinen Sie das? Homann: Zunächst muss ich Ihnen widersprechen: Die Gier ist nicht das Movens der Marktwirtschaft, sondern eine Folge des Wettbewerbs. Die Wettbewerbslogik zwingt auch den gutwilligsten und humansten Unternehmer in einen Wettlauf. Er muss seine Ressourcen präventiv vermehren, da er nie weiß, ob ihn nicht morgen schon der nächste überholt. Thomas Hobbes hat das schon 1651 glasklar erkannt. Der Wettbewerb als Systemimperativ ist das Movens der Marktwirtschaft. Das heißt im Klartext: Das Gewinnstreben der Unternehmen ist eine Folge und nicht die Voraussetzung des Wettbewerbs. Ich weiß dies auch erst seit einem Jahr. Früher habe ich immer gesagt: Marktwirtschaft mit Gewinnstreben und Wettbewerb. In dieser Reihenfolge erscheint das Gewinnstreben wie eine anthropologische Konstante. Das ist es aber nicht. Deswegen drehe ich heute die Wortfolge um: Marktwirtschaft mit Wettbewerb und Gewinnstreben. Das Gewinnstreben folgt aus der Wettbewerbslogik. Karl Marx hat den Wett­ bewerb genau deswegen abgelehnt. Wenn wir den Wettbewerb und seine Wohltaten wollen, müssen wir auch das Gewinnstreben akzeptieren. Einsichten: Dennoch: Das Gewinnstreben gerät außer Rand und Band. Der italienische Schriftsteller und Journa­ list Roberto Saviano hat eine eindrückliche Studie über die kalabrische Camorra vorgelegt, wofür er mit dem Tode bedroht wird. In Gomorrha beschreibt Saviano die Camorra als perfektes marktwirtschaftliches Unternehmen. Wie können wir uns vor einem Abgleiten in mafiöse Strukturen schützen und dabei gleichzeitig die Marktwirtschaft erhalten? Homann: Das ist die Kernfrage von Wirtschaftsethik. Ich plädiere keineswegs für ein unbegrenztes Gewinnstreben. In der Marktwirtschaft wird das Gewinnstreben unter zwei wesentliche Restriktionen gesetzt. Dazu gehört allerdings nicht die individuelle Mäßigung. Die erste Restriktion ist die Rahmenordnung: Ich muss mich an die Gesetze und an die Spielregeln halten. Spielregeln erlassen bedeutet, dass über bestimmte Wettbewerbsparameter wie Erpres­ sung, Raub, Diebstahl, Umweltverschmutzung oder mangelnder Arbeitsschutz kein Wettbewerb zulässig ist. Den Wettbewerb entfesseln hingegen wollen wir über Parameter wie Innovation, bessere und preisgünstigere Produkte, günstigere und umweltschonendere Produktionsverfahren. Das heißt: Eine Marktwirtschaft funktioniert nur unter einem Regelsystem. Auch der Fußball würde zu einem catch as catch can verkommen, wenn man die Spielregeln abschaffen und den Schiedsrichter vom Feld nehmen würde. Die Marktwirtschaft bringt die erwünschten Folgen wie den allgemeinen Wohlstand nur unter bestimmten Regeln hervor. Das Problem in der aktuellen Finanzkrise ist, dass wir innovative Finanzprodukte haben, aber keine Rahmenordnung dafür. Im Nachhinein ist daher keineswegs überraschend, dass es zum Zusammenbruch dieses Systems gekommen ist. Die Rahmenordnung ist also die eine Grenze des Gewinnstrebens. Die zweite Grenze ist der Wettbewerb mit seiner Drohung des Verlustes an Marktanteilen. Das konnte man gut vor 15 Jahren bei der Liberalisierung der Deutschen Post beobachten. Heute haben wir Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt, die Gebühren sinken. Erst heute­wissen wir, wie viel Geld der Monopolist Deutsche Post den Kunden aus der Tasche gezogen hat – auch und vor allem den armen Menschen! Heute wissen wir also, welche Kosten mangelnder Wettbewerb für jeden Einzelnen bedeutet. Wir forcieren das Gewinnstreben, setzen ihm aber gleichzeitig die Grenzen: Durch die Rahmenordnung, indem wir bestimmte Parameter verbieten, und durch den Wettbewerb, damit die Bäume nicht in den Himmel wach­ sen und die Tätigkeit der Unternehmen auf die Präferenzen der Menschen ausgerichtet wird.

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3  „Heute, unter den Bedingungen des Wettbewerbs, ist die Gewinnmaximierung die unmittelbar handlungsleitende Motivation“, stellt Karl Homann fest. „Gewinnmaximierung ist der Systemimperativ der Marktwirtschaft und dient unter einer Rahmenordnung dem Wohl der Allgemeinheit.“ Im Bild: Die Deutsche Börse in Frankfurt am Main.

Einsichten: Am Energiemarkt aber zeigt sich ein Problem: Die Energieressourcen sind endlich, und sie befinden sich in der Hand Weniger. Russland zum Beispiel verfügt über die größten Gasreserven der Welt und betreibt ­damit ganz offenkundig Politik. Wie kann man Russland dazu bewegen, sich an marktwirtschaftliche Gesetze wie das ­Monopolverbot zu halten. Stößt der globalisierte Energiemarkt hier nicht an nationalstaatliche Grenzen? Homann: In Deutschland hatten wir ähnliche Verhältnisse, wie sie derzeit in Russland herrschen, im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. In der Zeit des industriellen Aufschwungs waren Kartelle und Staatsmonopole erlaubt. Nach drei Anläufen bekamen wir 1958 ein Antikartellgesetz und haben damit den Wettbewerb stabilisiert. Wettbe­ werb ist kein Naturprodukt und er fällt nicht vom Himmel. Der Wettbewerb braucht die Unterstützung durch die Rahmenordnung, in der er stattfindet. Wir müssen Kartelle verbieten, genau wie wir Absprachen auf dem Fußball­ feld verbieten, denn staatliche Monopole führen zu gravierenden Ineffizienzen. Die ersten Banken, die bei uns zu­ sammengebrochen sind, sind die staatlich kontrollierten Banken gewesen. Der Staat ist ein schlechter Wirtschafter. Irgendwann wird Russland seine Monopole auflösen müssen, weil Monopole weniger Innovationen hervorbringen, ineffizient wirtschaften und ungünstige Kostenstrukturen haben. Aber man muss berücksichtigen: In Deutschland hatten wir staatlich erlaubte Kartelle von 1870/71 bis 1958. Der Bundesverband der Deutschen Industrie hat Ludwig Erhards Pläne zum Kartellrecht über Jahre massiv bekämpft. Herausgekommen ist 1958 ein Zwitter, der einiges an Wettbewerb befördert hat, aber der sicherlich nicht die reine Lehre wiedergibt. Hier hilft uns heute die EU weiter. Es braucht also Zeit. Einsichten: Sie fordern Wettbewerb innerhalb bestimmter Grenzen. Doch wir leben in einer globalisierten Welt, die für das Kapital keine Grenzen kennt. Die Unternehmer ziehen immer dahin, wo es die wenigsten Regeln und die geringsten Einschränkungen gibt. Italien, immerhin Mitglied der G8 und EU-Gründungsmitglied, ist nicht in der Lage, essentielle Wirtschaftsregeln im eigenen Land durchzusetzen: Steuern werden im großen Stil nicht bezahlt, weite Teile des Staatsapparates sind korrupt, die Mafia triumphiert. Wie kann auf globaler Ebene ein Rahmen im­ plementiert werden, der einen funktionierenden Kapitalismus überhaupt erst ermöglicht? Homann: Für einen einigermaßen funktionierenden Kapitalismus haben wir gut 200 Jahre gebraucht. Nimmt man als Rahmenbedingung die Menschenrechte hinzu, sind es sogar 500 Jahre und mehr. Jetzt haben wir eine globale Wirtschaft, aber keine globale Rahmenordnung. Es existieren Bruchstücke dazu in der UN-Charta, in der WTO (World Trade Organisation) und in der ILO (International Labor Organisation). Wir haben Bruchstücke, mehr nicht! Es wird eine der Aufgaben dieses Jahrhunderts werden, eine vernünftige Rahmenordnung für die globalisierte Wirt­ schaft zu erstellen. Was aber machen wir in der Zwischenzeit, und wie verhalten sich internationale Unternehmen in der globalen Wirtschaft ohne globale Rahmenordnung? Die Unternehmen können eines nicht: im Wettbewerb

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7  „Der Staat ist ein schlechter Wirtschafter“, sagt Karl Homann. Gleichzeitig betont er jedoch die Wichtigkeit gesetzlicher Rahmenordnungen für die globalisierte Wirtschaft. Die Politik habe in der derzeitigen Krise national und international Handlungsfähigkeit bewiesen. Im Bild: Der Deutsche Bundestag.

aus moralischen Gründen ihre eigene Existenz riskieren. Wir können keine moralischen Vorleistungen und Mehr­ leistungen von ihnen verlangen, die nicht mindestens kompensiert werden durch Erträge. Sonst werden sie durch weniger moralische Konkurrenten ausbeutbar. Was aber kann ein moralisch gesinntes Unternehmen tun? Es kann beispielsweise prüfen, ob sich nicht auf lange Sicht ein korrektes und integeres Verhalten auszahlt. Reputation ist eine der wichtigsten Kapitalformen am Weltmarkt: Moral ist also eine Ressource im Wettbewerb. Unternehmen haben in dieser globalisierten Wirtschaft ökonomische, technische, politische Risiken zu kalkulieren. Was sie lange nicht gesehen haben und was beispielsweise Siemens übersehen hat: Es gibt auch moralische Risiken. Die Korrup­ tionsaffäre wird Siemens mindestens drei Milliarden Euro kosten. Das steckt auch Siemens nicht einfach weg. Diese moralischen Risiken muss man aktiv managen. Aber die Risiken sind immer auch Chancen. Wenn man sie richtig managt, wird Moral zu einem Produktionsfaktor. Ein weiteres kommt hinzu: Seit langem plädiere ich dafür, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen müssen für die Rahmenordnung der Wirtschaft. Die Unternehmen in den Industrienationen sind verwöhnt. Hier haben wir eine funktionierende Rahmenordnung. In den Entwicklungsländern aber fehlt sie, und hier sind die Unternehmen in der Pflicht. Denn Unternehmen verfügen über zwei Ressourcen, über die die dortigen Regierungen nicht verfügen: Kapital und Know-how. Sie wissen, wie man komplexe Interaktionsprozesse effizient organisiert. Das müssen sie einsetzen, und das kommt den Ländern dann auch zugute. Einsichten: Wie sollen denn diese noch zu schaffenden internationalen Regeln auf Basis der Wirtschaftsethik kon­ kret aussehen? Homann: Die grundlegenden Bestimmungen der traditionellen christlichen Ethik wie auch der Ethik Kants sind Intentionalität, moralische Motivation und Gewissen. Heute, unter den Bedingungen des Wettbewerbs, ist die ­Gewinnmaximierung die unmittelbar handlungsleitende Motivation. Gewinnmaximierung ist der Systemimperativ der Marktwirtschaft und dient unter einer Rahmenordnung dem Wohl der Allgemeinheit. Die Ethik liegt also in der Rahmenordnung und nicht in der individuellen Handlungsmotivation. So kommt es dann zu ethischen Sätzen wie etwa von Adam Smith, der sagt: „Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers oder Bäckers erwarten wir unsere Mahlzeit, sondern von deren Bedachtnahme auf ihr eigenes Interesse.“ Das führt zu kontra-intuitiven Sätzen, die mit unseren Moralvorstellungen auf den ersten Blick nicht kompatibel sind. Erstens: Wettbewerb ist solidarischer als Teilen – nicht nur effizienter, sondern solidarischer! Zweitens: Der Wohl-Stand hängt nicht vom Wohl-Wollen der Marktakteure ab. In einer Marktwirtschaft dienen die Unternehmen den Menschen aus Eigeninteresse und nicht aus moralischem Interesse. Die traditionelle Ethik, die sich an den einzelnen Handelnden richtet, muss die­ se kontra-intuitiven Sätze als Widerspruch verstehen, weil sie die Struktur des Wettbewerbs nicht berücksichtigt.

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Die abendländische Ethik ist eine Ethik des Maßes und der Mäßigung. Wer sich allerdings heute daran hält, wird im Wettbewerb von der Konkurrenz übernommen. Und dieser Wettbewerb ist kein Betriebsunfall, sondern Programm. Deswegen muss die traditionelle Ethik weiterentwickelt werden unter den Bedingungen der Marktwirtschaft. Die philosophische und die theologische Ethik haben das bislang nicht geleistet, hier ist die Wirtschaftsethik in der Pflicht. Einsichten: Sie sagen, vormoderne Gesellschaften spielen ein „Nullsummenspiel“. Da die Güter nicht vermehrt wer­ den, bedeutet Akkumulation von Reichtum immer Ausbeutung der anderen. Daher sind vormoderne Gesellschaften in ihrer Ethik auf Ausgleich und Umverteilung bedacht. Dies jedoch gilt nicht für die moderne Wettbewerbsgesell­ schaft. Sie muss nicht mehr umverteilen, da sie vom Wachstum lebt. Wachstum aber lebt von Ressourcen, und die Ressourcen sind endlich und damit auch das Wachstum. Heißt das nicht, dass eine Wirtschaftsethik, die auf der Wachstumsannahme des Kapitalismus beruht, irgendwann obsolet sein wird? Homann: In vormodernen Gesellschaften ist eine Ethik des Maßes vollkommen plausibel und der Zeit angemes­ sen. In der Wachstumsgesellschaft aber können die Armen auch dadurch besser gestellt werden, dass die Reichen reicher werden. In den Entwicklungsländern gilt: Es wird den armen Menschen nur besser gehen, wenn dort inves­ tiert wird. Investieren werden die Kapitalisten aber nur dann, wenn sie eine vernünftige Rendite erwarten können. Die urbane Gesellschaft ist eine Nicht-Nullsummen-Gesellschaft. Langfristig können auch Einbußen die bessere Alternative sein. Nehmen wir das Beispiel Erdöl: In den nächsten 50 Jahren werden wir dramatische Einbußen im Erdölkonsum hinnehmen müssen. Wir haben nur die Wahl: Verlaufen diese Prozesse in geordneten politischen Bahnen, oder bekommen wir Erdölkriege? Die Verschlechterung gegenüber dem Status Quo in Frieden und durch Verhandlungen ist allemal besser, als ein durch Kriege erzwungener Rückgang. Auch eine allgemeine Verschlech­ terung kann also alle besser stellen im Vergleich zu der relevanten Alternative.

Prof. Dr. Dr. Karl Homann war von 1999 bis 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie und Ökonomik an der LMU. Er ist Mitherausgeber der Schriftenreihe „Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften“ und war Gutachter für die DFG, die VolkswagenStiftung und die Fritz-Thyssen-Stiftung. http://www.philosophie.uni-muenchen.de/fakultaet/lehreinheiten/wirtschaftsethik/personen/homann/index.html

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