Wachstumsmarkt Brasilien

Luiz Alberto Moniz-Bandeira

Wachstumsmarkt Brasilien Der deutsche Wirtschaftsund Handelsbeitrag in Geschichte und Gegenwart 2. Auflage

Luiz Alberto Moniz-Bandeira Wiesbaden Deutschland Übersetzung Marie-Louise Sangmeister-Plehn (1. Aufl.) Gilberto Calcagnotto (2. Aufl.: Revision der 1. Auflage und Übersetzung der 3 neuen Kapitel)

1. Aufl.: © Vervuert Verlag 1995, unter folgendem Titel: „Das deutsche Wirtschaftswunder und die Entwicklung Brasiliens: Die Beziehungen Deutschlands zu Brasilien (1949–1994)“ ISBN 978-3-658-02201-3     ISBN 978-3-658-02202-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-02202-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Lektorat: Anna Pietras, Imke Sander Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Gabler ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer-gabler.de

„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ David Ben Gurion, Israels erster Regierungschef 1948–1953 und 1955–1963

Für Margot, auch diesmal.

Vorwort zur zweiten deutschen Auflage

Prof. Luiz Alberto Moniz-Bandeira ist einer der bekanntesten und renommiertesten brasilianischen Wissenschaftler auf dem Gebiet der brasilianischen Außenpolitik und der internationalen Beziehungen innerhalb der Westlichen Hemisphäre überhaupt. Er hat über dreißig Fachbücher sowohl zu der Dreiecksdiplomatie Brasilien-USA-Lateinamerika und zur Entwicklung Lateinamerikas generell als auch über Deutschland veröffentlicht, darunter einen bereits in der dritten Auflage vorliegenden Band in portugiesischer Sprache mit Interviews von ost- und westdeutschen Protagonisten der deutschen Wiedervereinigung. Mit vorliegendem Werk zeigt der brasilianische Historiker und Politikwissenschaftler Luiz Alberto Moniz-Bandeira, wie durch den Aufstieg Deutschlands zur Industriemacht ein größerer Verhandlungsspielraum für Brasilien gegenüber den USA entstand, weil sich Deutschland nicht nur als neue Handelsoption sondern vor allem auch als zuverlässiger Investitions- und Technologiepartner erwies. Trotz der Verwüstungen auf Grund des Zweiten Weltkriegs und der intensiven Wiederaufbauaktivitäten im eigenen Land floss im Laufe des Wirtschaftsbooms der Bundesrepublik ein Großteil der deutschen Auslandsinvestitionen nach Brasilien. Brasiliens Eisenerzvorkommen, die größte Stahlhütte von Lateinamerika Volta Redonda und eine hoch entwickelte Konsumgüterindustrie waren für deutsche Unternehmen Anreiz genug, und dieser Kapitalzustrom förderte in Brasilien ebenfalls die Entwicklung der Kapitalgüterindustrie und damit auch die selbsttragende Entwicklung des Kapitalismus im eigenen Land. Der brasilianische Industrialisierungsprozess der 50er Jahre erhielt damit einen außergewöhnlichen Impuls, der wiederum auch US-amerikanische Firmen unter Druck setzte, ihre Investitionen in Brasilien auszuweiten, um nicht ihren Marktanteil (vor allem in der Automobilindustrie) zu verlieren. Hier hat Prof. Moniz-Bandeira ein ganz außergewöhnliches Buch vorgelegt, das an Hand der ungewöhnlich engen Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland die grundlegenden Veränderungen im internationalen Süd-Nord Verhältnis nachvollzieht. Nicht nur weil Prof. Moniz-Bandeira sicherlich der beste brasilianische Kenner Deutschlands ist, sondern auch weil er – wie nur sehr wenige Historiker – in der Lage ist die Komplexität und Verwundbarkeit bilateraler Beziehungen nicht nur durch eine detaillierte Aufarbeitung der Ministeriumsakten auf beiden Seiten darzustellen, sondern auch weil IX

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Vorwort zur zweiten deutschen Auflage

er die Interdependenz von wirtschaftlicher Entwicklung und außenpolitischer Strategie so anschaulich zu schildern weiß. Seine Fallbeispiele von der Rolle deutscher Investitionen in den verschiedenen Phasen der Industrialisierung Brasiliens und der internationalen Brisanz des Deutsch-Brasilianischen Nuklearvertrags sind besonders erhellend, weil hier auch die unterschiedlichen politischen Kulturen beider Staaten ebenso klar erkennbar werden, wie die prägende Rolle verschiedener Persönlichkeiten bei der Ausgestaltung einer für beide Länder sicher unterschiedlich relevanten Beziehung. Der nun in revidierter Übersetzung vorgelegten zweiten deutschen Auflage dieses Buches wurden drei neue Kapitel hinzugefügt, um die intensive deutsch-brasilianische Zusammenarbeit in der Außen-, Investitions- und Technologiepolitik (hier insbesondere der Nuklearpolitik) auf den Stand von 2011 zu bringen. Die Rolle Brasiliens als aufstrebende Globalmacht wird damit ebenso überzeugend dargestellt wie Deutschlands Rolle als bereits etablierte globale Macht, die bei der Sicherung seiner globalen Interessen auch auf die strategische Partnerschaft mit dem BRIC-Land Brasilien zählen kann. Genau diese erfolgreiche Nord-Süd Kooperation auf den Punkt zu bringen ist das Verdienst dieser aktuellen und revidierten Neuauflage eines Standardwerkes über die weitgefächerte deutsch-brasilianische Zusammenarbeit. Das vorliegende Werk kann einem breiten Publikum wichtige Informationen und Einschätzungen vermitteln, zumal es wissenschaftliche Akribie mit einer leicht leserlichen, stets spannenden Schreibweise verbindet. Dr. h. c. Wolf Grabendorff Gastprofessor der Johns-Hopkins University (EUA)

Vorwort zur zweiten Auflage

Wie können die Beziehungen zwischen zwei großen Ländern mit derart wesentlich unterschiedlichen Entwicklungsniveaus sein? Welche ist die reale Möglichkeit zur Zusammenarbeit zwischen ihnen, wenn man aus der Geschichte weiß, dass reiche und mächtige Länder in ihren Beziehungen zu Entwicklungsländern sich fast immer auf imperiale Art und Weise verhalten haben? Natürlich werden erstere immer behaupten, unter Einsatz ihres Kapitals und ihrer Technologie zur Zusammenarbeit bereit zu sein. Und tatsächlich sind aus dieser Zusammenarbeit immer auch einige positive Ergebnisse entstanden. Doch bis zum 19. Jahrhundert bestand die Politik der entwickelten Länder darin, andere Länder in Kolonien zu verwandeln. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Aufrechterhaltung von Kolonien auf Grund des zunehmenden Widerstands der beherrschten Bevölkerungen ökonomisch nicht mehr machbar. So veränderte sich die imperialistische Strategie dahingehend, die Industrialisierung dieser Länder zu neutralisieren. Wie bereits von Friedrich List hervorgehoben, haben diejenigen, die bereits das Dach erreicht hatten, die Leiter unter sich abgeworfen – und damit meinte der Klassiker die von England verwendeten Argumente sowie den entsprechenden Druck gegen die Industrialisierung Deutschlands. Ohne Kolonien wird diese Strategie gegenwärtig viel intensiver angewandt. Zum Einsatz kamen dabei als die zwei wichtigsten Waffen zum einen das Gesetz der komparativen Vorteile im internationalen Handel, mit dem die Entwicklungsländer überredet wurden, ihre Ökonomien für die Exportgüter der zentralen Länder zu öffnen; und zum anderen die These, dass die peripheren Volkswirtschaften nur dann über die Bedingungen für ihr Wachstum verfügen könnten, wenn sie Auslandskapital (die sogenannte „Auslandsersparnis“) aufnehmen und sich verschulden würden. Ab den 1980er Jahren, nachdem bereits viele Länder das Gesetz der komparativen Vorteile ignoriert und sich selbst industrialisiert hatten, verlagerte sich der Nachdruck auf die Öffnung des Finanzsektors und auf die Auslandsersparnis als Kernkomponenten des ‚Washingtoner Konsenses‘. Die Logik dieser Art Imperialismus bestand darin, die inzwischen erlangte Wettbewerbsfähigkeit der Entwicklungsländer beim Export von Industriegütern zu neutralisieren. Drei Ziele wurden dabei verfolgt: die Entwicklungsländer sollten als Lieferanten von Rohstoffen und tropischen Nahrungsmitteln und als Markt für Fertigprodukte aus Zentrumsländern gehalten werden; schließlich sollten sie daran gehindert werden, zu Konkurrenten der Zentrumsländer bei solchen Gütern zu avancieren, deren ExportvorteiXI

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le auf der Grundlage ihrer billigeren Arbeitskraft erzielt wurden. Die Strategien zu dieser Zielerreichung waren dreierlei: die klassische Allianz mit den Handels- und Rentiers-Eliten der Entwicklungsländer; die ideologische Hegemonie als Instrument zur Überredung der übrigen Bevölkerung; und die Hochschulausbildung liberaler Ökonomen, die als wissenschaftlich legitimierte Transmissionsriemen ihrer (der Eliten) Thesen fungieren sollten. Der hervorragende brasilianische Historiker des 20. Jahrhunderts, Luiz Alberto Moniz Bandeira, ist ein ökonomischer (niemals ethnischer) Nationalist, der sich in dem, was ich gerade geschrieben habe, sehr gut auskennt. Wie könnte er also in einem Buch, das die Beziehungen Brasiliens zu Deutschland seit der Unabhängigkeit untersucht, mit diesem Problem zufriedenstellend umgehen? Mein Freund Moniz hat in all seinen Büchern und erneut in dem vorliegenden seine enorme Forschungsfähigkeit und eine ausgezeichnete Kompetenz in der Auswahl der wichtigsten historischen Fakten unter Beweis gestellt. Er ist immer informativ und sachlich; er schreibt klar und prägnant; und selten äußert er auch seine Meinung. Doch seine patriotischen Gefühle und moralischen Werte schimmern zwischen den Zeilen deutlich durch. Wie kann er also uns eine positive Sicht der Beziehungen Brasiliens zu Deutschland während dieser zweihundert Jahre bieten? Die Tatsache, dass er mit einer deutschen Frau verheiratet ist und in den letzten Jahren in Deutschland lebt, spielt sicher eine Rolle bei der Beantwortung dieser Frage, doch freilich eine geringe, denn Moniz‘ kritischer Geist ist sehr scharfsinnig und sein Festhalten an den historischen Fakten ist definitiv verbindlich. Die eigentliche Antwort kommt an verschiedenen Stellen dieses Buchs auf unterschiedliche Art und Weise, doch immer klar zum Ausdruck: Deutschland war schon immer der „tertius“, aber nicht als die dritte intervenierende Partei, die bei einem Konflikt zwischen zwei anderen dazwischen fährt, um eigene Interessen zu vertreten, sondern als eine dritte Partei, die von einer der beiden anderen Parteien hinzugerufen wird, um die eigene Verhandlungsmacht zu vergrößern. Deutschland hat in der Geschichte Brasiliens auch andere Rollen innegehabt. Im 19. Jahrhundert war es das Herkunftsland einer bedeutenden und qualifizierten Einwanderung; während eines Großteils des 20. Jahrhunderts war es das wichtigste Herkunftsland von Direktinvestitionen; und zu jeder Zeit war es das Land, das im Bereich Wissenschaft und Technologie mit Brasilien am meisten zusammengearbeitet hat. Eins bleibt stets in meiner Erinnerung: Als ich für kurze Zeit Brasiliens Minister für Wissenschaft und Technologie war (1999), traf ich bei dem von der UNESCO veranstalteten Wissenschaftskongress in Budapest den entsprechenden deutschen Bundesminister. Wir führten ein herzliches Gespräch und in einem bestimmten Augenblick sagte ich ihm, dass Brasilien nicht länger intensiv an Hilfe interessiert sei, sondern an wissenschaftlicher Zusammenarbeit. „Wer weiß“, sagte ich mitten in der Unterhaltung, „ob nicht ein deutsch-brasilianisches Wissenschaftsteam eines Tages einen Nobelpreis bekommt!“ Der Deutsche gab dazu keinen Kommentar, doch beim Abschied sagte er mit großer Sympathie: „Was Ihre Idee einer Zusammenarbeit auf Exzellenzniveau angeht, so finde ich, sie ist eine gute Idee.“ In dieser Rolle als tertius, der dem jeweils herrschenden Land (zunächst England, dann die USA) als eine mögliche Alternative für den Fall dargestellt wurde, dass die stärkere Konfliktpartei den Forderungen Brasiliens nicht zustimmte, hat Deutschland in bedeu-

Vorwort zur zweiten Auflage

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tendem Ausmaß zur Entwicklung unseres Landes beigetragen. An mehreren Stellen lässt Moniz dies sehr deutlich werden. Es war Getúlio Vargas, der als erster diese Strategie angewandt hat, zunächst für die Einrichtung der ersten Stahlhütte in Brasilien, in der Stadt Volta Redonda. Die United Steels weigerte sich wiederholt, zusammenzuarbeiten und so spielte Krupp eine wichtige Rolle dafür, dass die Investition doch zustande kam. Anfang der 1950er Jahre ging es dann um die Automobilindustrie. Vargas wünschte in Brasilien eine echte Fabrik, keine bloßen Montagewerke wie die großen Unternehmer jener Zeit (General Motors und Ford), die sich hier niederlassen wollten. So wurde Deutschland dann herbeigerufen und nach dem Tod des erwähnten Staatsmannes, bereits in der Regierung Juscelino Kubtischek, wurden die ersten drei Automobilfabriken Brasiliens eingeweiht, und es waren nicht zufällig drei deutsche Marken dabei: Mercedes Benz (LKW), DKW und Volkswagen. In den 1970er Jahren kam die Atomtechnologie an die Reihe. Brasilien beschloss den Bau eines ersten Atomkraftwerks in Angra dos Reis, aber die US-amerikanische Regierung verbot dem Vertragsunternehmen Westinghouse, Brasilien die entsprechende Technologie zu übertragen. Auch Frankreich weigerte sich. Nur Deutschland war dazu bereit. Und so wurde ein großes Abkommen mit Deutschland unterschrieben, aber die große Verschuldungskrise der 1980er Jahre verhinderte eine Baufortführung der beiden bereits vertraglich vereinbarten Kernkraftwerke. Seit den 1990er Jahren verringerte sich Deutschlands Anteil am Bestand der ausländischen Direktinvestitionen in Brasilien ganz beträchtlich; er hatte in der vorausgegangenen Dekade bereits 17 % betragen und machte so Deutschland zu dem Land mit den meisten Direktinvestitionen in Brasilien überhaupt. Es gab dafür zwei Gründe. Die deutsche Vereinigung führte selbstverständlich dazu, dass Deutschland seine volle Aufmerksamkeit den osteuropäischen Ländern zuwandte, und die damit verbundene steuerliche Überlastung führte zur Kürzung der Haushaltszuwendungen an die Stiftungen der vier größten Parteien, deren Beiträge immer sehr erheblich waren. Aber der wichtigere Grund war die Tatsache, dass Deutschland sich nicht an dem beklagenswerten Prozess der Privatisierung öffentlicher Monopol-Dienstleistungsunternehmen und brasilianischer Handelsbanken beteiligte. Die Länder, die diese Privatisierungen in den Bereichen Energie, Telefon-Festnetz und Handelsbanken zunutze zogen – darunter vor allem Spanien – erhielten Privilegien, nahezu Renten ohne Gegenleistung für das Land. Es überrascht deshalb nicht, dass die spanische Regierung ihre Unternehmen dazu anspornte, bei den Versteigerungen mitzubieten. Die deutschen Unternehmen, die immer in den industriellen Sektor, hier zumeist technologieintensive Aktivitäten, investiert hatten, nahmen an diesen Privatisierungen nicht teil und verloren damit an relativer Bedeutung bezogen auf den Bestand an Auslandskapital in Brasilien. Sie büßten aber nicht die strategische Rolle ein, die sie in diesem Bereich in Brasilien schon immer hatten. Seit 2005 gab es Missverständnisse zwischen Brasilien und Deutschland auf Grund einer irrtümlichen Entscheidung seitens der deutschen Regierung, nämlich der Kündigung des Doppelbesteuerungsabkommens mit Brasilien. In den letzten Jahren indessen, das zeigt Moniz Bandeira auf, wendet sich Deutschland erneut Brasilien zu. Selbstverständlich ist

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Vorwort zur zweiten Auflage

dies auch der besseren Wirtschaftsleistung Brasiliens seit 2005 geschuldet. Doch muss man auch darauf hinweisen, dass – trotz einiger politischer Initiativen der Regierung Lula da Silva, die von den Deutschen mit Missfallen aufgenommen wurden, darunter das zusammen mit der Türkei erzielte und später den USA als Vorschlag unterbreitete Abkommen mit dem Iran (die USA lehnte es später ab) – nach dem Deutschland-Besuch des brasilianischen Präsidenten im Dezember 2009 eine deutliche Verbesserung der deutsch-brasilianischen Beziehungen erreicht wurde. Und so, wie unser Autor zum Abschluss seines Buchs vermerkt, fanden Eingang in die bilaterale Agenda beider Länder Themen wie die größere Zusammenarbeit auf ökologischem Gebiet – schon immer von großem Interesse für die Deutschen –, die Reform der globalen Gouvernanz, wo gemeinsame Interessen bestehen, und die Notwendigkeit einer festeren Regulierung der Finanzsysteme, so dass die „Möglichkeiten zur Verstärkung des politischen Dialogs auf hohem Niveau sowie die Zusammenarbeit beim Umgang mit den enormen Herausforderungen der Globalisierung“ größer geworden sind. Luiz Carlos Bresser-Pereira

Einleitung und Danksagungen zur ersten Auflage

Viele Deutsche empfinden es als unangebracht, den raschen wirtschaftlichen Wiederaufstieg Westdeutschlands nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs als „deutsches Wunder“ oder „Wirtschaftswunder“ zu bezeichnen. Ein Wunder hat es in der Tat auch nicht gegeben. Aber wie sonst sollte man das bezeichnen, was sich in jener Zeit ereignete, in der Westdeutschland zur BRD wurde und einem Phönix gleich aus der Asche emporstieg. Abgesichert wurde dieser Aufschwung zwar durch die Währungsreform von 1948 und durch konjunkturelle Bedingungen begünstigt, doch zu erklären ist er vor allem durch die Arbeitsmoral des deutschen Volkes, seinen hohen Bildungsstand und dessen beträchtliches technisches Wissen. Der Marshallplan ( European Recovery Program) hatte für diesen wirtschaftlichen Wiederaufstieg Deutschlands eigentlich keine besonders große Bedeutung. Zwischen 1945 und 1952 stellten die USA für die Länder Westeuropas US$ 32 Mrd. als Wirtschaftshilfe bereit, wovon die BRD lediglich US$ 4,5 Mrd. erhielt, davon zwei Drittel als Schenkung1. Für Ludwig Erhard – in den Jahren des Wiederaufbaus Wirtschaftsminister – hatte der Marshallplan weniger eine materielle als vielmehr eine moralische und politische Bedeutung. Auch Prof. Charles Kindleberger – seinerzeit im amerikanischen Außenministerium an der Ausarbeitung des Marshallplans beteiligt – räumte ein, dass die Hilfeleistungen der USA für die westeuropäischen Länder zwar notwendig gewesen seien, aber keineswegs ausgereicht hätten, um deren raschen wirtschaftlichen Wiederaufbau zu gewährleisten; zwischen 1946 und 1953 habe die BRD lediglich US$ 3,6 Mrd. erhalten2. Auch nach Einschätzung des damaligen brasilianischen Botschafters in Bonn war die im Rahmen des Marshallplans geleistete Hilfe der USA zwar notwendig, habe aber lediglich sechs Prozent der seinerzeit in der BRD getätigten Investitionen ausgemacht3. Der große Verdienst der USA lag darin, dass sie – anders als die UdSSR – Deutschland weder durch Reparationsleistungen ausplünderten, noch die deutsche Industrie demontierten; dadurch ermöglichten die USA – mit Unterstützung Großbritanniens – den drei Westzonen eine schnelle Wiederherstellung ihrer Produktionskapazitäten, um sich am Wiederaufbau Erhard 1988, S. 848. Kindleberger 1987, S. 196–246. 3  Dienstliches Schreiben Nr. 200, Botschafter Luiz de Faro Jr.an Außenminister Vicente Rao, Bonn, 24.8.1953, AHI-MDB 7/5/6. 1  2 

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Einleitung und Danksagungen zur ersten Auflage

Westeuropas beteiligen zu können. Dem nordamerikanischen Steuerzahler sollten auf diese Weise höhere finanzielle Lasten für die Politik der Eindämmung des Kommunismus erspart bleiben. Es ist selbstverständlich nicht Ziel der vorliegenden Untersuchung, die Ursachen und Bestimmungsfaktoren des wirtschaftlichen Aufschwungs in Westdeutschland zu erörtern. Vielmehr soll gezeigt werden, dass Brasilien durch den Wiederaufstieg der BRD zur wirtschaftlichen Großmacht in den fünfziger Jahren mit dem notwendigen Kapital für die Fortführung seines Industrialisierungsprozesses rechnen konnte. Oder mit anderen Worten: Ziel dieses Buches ist die Bewertung der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen der BRD zu Brasilien und Lateinamerika in der Zeit von 1949 bis zur deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990. Dieses Thema ist bislang kaum untersucht worden, so dass es galt, eine Lücke zu schließen, zumal Deutschland bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als einer der wichtigsten strategischen Partner Brasiliens hervorgetreten war. Brasilien entwickelte zur BRD Beziehungen besonderer Art, die über die sonst zwischen zwei Nationen üblichen Bereiche hinausgingen. Diese besonderen Beziehungen sind, wie Prof. Hermann M. Görgen hervorhob, selbst durch den Zweiten Weltkrieg nicht wesentlich beeinträchtigt worden4. Abgesehen von den Untersuchungen, die sich mit der deutschen Einwanderung in Brasilien beschäftigen, gibt es bislang nur wenige Arbeiten über die Beziehungen zwischen beiden Ländern, zumal nach dem Zweiten Weltkrieg. 1958 legte Klaus Wyneken an der Universität Köln eine Dissertation über die Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Brasilien bis zu dem genannten Jahr vor. Über die Zeit von 1889 (Ausrufung der Republik in Brasilien) bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges hat Prof. Gerhard Brunn ein interessantes Buch veröffentlicht ( Deutschland und Brasilien [1889– 1914], Böhlau Verlag 1971), in dem er sich mit einer Dissertation kritisch auseinandersetzte, die 1966 an der Universität Rostock/DDR vorgelegt worden war (Jürgen Hell, Der Griff nach Südbrasilien: Die Politik des Deutschen Reiches zur Verwandlung der drei brasilianischen Südstaaten in ein überseeisches Neudeutschland [1890–1914]). Über dieselbe Periode hat auch Maria da Guia Santos eine Dissertation an der Universität Erlangen-Nürnberg angefertigt ( Außenhandel und industrielle Entwicklung Brasiliens unter besonderer Berücksichtigung derBeziehungen zu Deutschland, Wilhelm Fink Verlag 1984). Die von Albene Miriam Ferreira Menezes an der Universität Hamburg vorgelegte Dissertation trägt den Titel Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Brasilien in den Jahren 1920–1950 unter besonderer Berücksichtigung des Kakaohandels (Hamburg 1987). Außer den Arbeiten von Jürgen Hell und Gerhard Brunn, die auch diplomatische Aspekte behandeln, befassten sich die genannten Untersuchungen mit den Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Brasilien, und zwar in erster Linie mit den Zeitspannen vor den beiden Weltkriegen. Die besten Bücher über politische Aspekte der außenwirtschaftlichen Beziehungen Brasiliens in den dreißiger Jahren schrieb der nordamerikanische Historiker Stanley E. Hilton (O Brasil e as Grandes Potências – Os Aspectos Políticos da Rivalidade Comercial – 1930– 4 

Hermann Görgen, “Relações Especiais”, in: Deutsch-Brasilianische Hefte,4–5/1985, S. 201–211.

Einleitung und Danksagungen zur ersten Auflage

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1939, Rio de Janeiro, Civilização Brasileira, 1977; Suástica sobre o Brasil: a História da Espionagem Alemã no Brasil, Rio de Janeiro, Civilização Brasileira, 1977). Über die deutsch-brasilianischen Beziehungen während der Jahre 1949 bis 1990 – von dem Zeitpunkt also, als Deutschland sich in zwei Staaten aufteilte, bis zur Wiedervereinigung – gibt es bislang kein Buch, weder im Portugiesischen noch im Deutschen. Abgesehen von einigen Artikeln, die entweder eher allgemein gehalten sind oder sehr spezifische Themen behandeln, fehlt bislang ein Buch, das für den Zeitraum 1949–1990 nicht nur die wirtschaftlichen Beziehungen sowie die Außenhandelsverflechtungen zwischen beiden Ländern darstellt, sondern auch die diplomatischen und politischen Beziehungen. Die brasilianisch-deutschen Beziehungen zu untersuchen, also die Beziehungen zu zwei Staaten einer Nation, der BRD und der DDR, stellt eine große Herausforderung dar. Mir genügt es nicht, an Hand von bereits veröffentlichten Statistiken zu zeigen, dass Deutschland immer einer der wichtigsten Wirtschafts- und Handelspartner Brasiliens war, oder dass ungefähr 1.400 Unternehmen in deutschem Besitz oder deutschen Ursprungs in Brasilien tätig sind, ein Land, auf das 70 % aller privaten deutschen Direktinvestitionen in Lateinamerika entfallen. Mein Hauptanliegen ist, die Bedeutung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten aufzuzeigen, indem ich die Bedingungsfaktoren und Ursachen benenne, welche die BRD zu einem der drei wichtigsten strategischen Partner Brasiliens werden ließen; diesen Prozess bewusst werden zu lassen und ihn zu verstehen, könnte dazu beitragen, Leitlinien der Außenpolitik zu formulieren. Ich habe die Methode historischer Analyse gewählt, da wirtschaftliche und politische Verhältnisse und Ereignisse nicht zufällig zustande kommen, sondern sich im Laufe von Jahren oder Jahrhunderten entwickeln und heranreifen. Ausgehend von den folgenden Hypothesen habe ich versucht, die internen wirtschaftlichen und politischen Bestimmungsfaktoren der Außenbeziehungen zwischen den beiden Ländern zu benennen und zu erklären: 1. Deutschland besaß weder ein Kolonialreich wie Großbritannien und Frankreich, noch verfügte es über ein so großes Territorium mit so reichen Naturschätzen wie die USA; es wandte sich daher Brasilien zu, das ihm Absatzmärkte für seine Industrieprodukte bieten sowie Rohstoffe und Agrarerzeugnisse liefern konnte. 2. In Konkurrenz zu Großbritannien und den USA hat Deutschland es Brasilien möglich gemacht, seine internationale Autonomie zu vergrößern und seine Verhandlungsmacht zu stärken; es hat dem Lande neue Märkte geöffnet sowie alternative Bezugsquellen für Kapital und Technologie erschlossen, die für die brasilianische Entwicklung notwendig waren. 3. Alles deutet daraufhin, dass diese Situation weder durch die Bildung der EU noch durch die deutsche Wiedervereinigung grundsätzlich verändert worden ist; auch wegen der Beendigung des Ost-West-Konfliktes wird die Konkurrenz der Industrieländer, zu denen auch Brasilien zählt, zu den USA wieder stärker werden. 4. Deutschland kann für Brasilien das wichtigste Eingangstor zu den Märkten der EU und Osteuropas darstellen, zumal beide Staaten nicht nur gegenseitige Wirtschaftsinteressen haben, sondern auch enge Beziehungen zwischen den politischen Parteien - sowohl

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Einleitung und Danksagungen zur ersten Auflage

zwischen den Regierungsparteien als auch zwischen den Parteien der Opposition -, den Kirchen und den Gewerkschaften bestehen. Für meine Untersuchung habe ich hauptsächlich Primärquellen ausgewertet, d. h., unveröffentlichte diplomatische Korrespondenz – größtenteils geheim odervertraulich – aus den Archiven des Itamaraty, des brasilianischen Außenministeriums, in Rio de Janeiro und Brasilia sowie des deutschen Auswärtigen Amtes. Diese Quellen beziehen sich überwiegend auf die Jahre zwischen 1949 und 1964, da die Gesetzgebung beider Länder den Zugang zu geheimen Dokumenten erst nach 30 Jahren gestattet. In der BRD und in Brasilien habe ich auch Informationen aus den Archiven anderer Institutionen genutzt sowie aus Dokumenten, die ich bei früheren Forschungsarbeiten in den USA, in Großbritannien und in Frankreich ausgewertet habe. Für die Periode nach 1964 habe ich mich hauptsächlich der Methode bedient, Geschichte durch mündliche Übertragung zu rekonstruieren: durch Gespräche und gründliche Interviews mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Diplomaten und Politikern, die direkt an den Ereignissen beteiligt waren. Mein Dank gilt folgenden Personen, die mir Informationen geliefert haben: dem Journalisten João Dantas, mit dem ich die Ehre und das Vergnügen hatte, bis zum Militärputsch von 1964 als Politik-Herausgeber des Diário de Notícias in Rio de Janeiro zusammenzuarbeiten, dessen Direktor und Eigentümer er war; dem Kommandanten Renato Archer, ebenfalls seit vielen Jahren meinem Freund, dessen Bereitschaft zur Zusammenarbeit für mehrere meiner Bücher sehr wertvoll war; dem ehemaligen Minister für Bergbau und Energie in der Regierung des Präsidenten Ernesto Geisel, Shigeaki Ueki; und dem Botschafter Paulo Nogueira Batista, dem Verantwortlichen für die Verhandlungen über den Atomvertrag mit der BRD. Für andere meiner Bücher wurde das Interview mit dem ehemaligen Außenminister Antônio Azeredo da Silveira bereits 1987 geführt. Meine Arbeit wurde auch durch die kontinuierliche Unterstützung des Conselho Nacional de Desenvolvimento Científico e Tecnológico (CNPq) ermöglicht; dies gilt ebenso für das Instituto Latino-Americano de Desenvolvimento Econômico e Social (ILDES) der Friedrich-Ebert-Stiftung; seit Beginn meiner Untersuchung erhielt ich auch von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) Unterstützung, von Dezember 1990–März 1991 in Bonn durch Peter Hengstenberg, den Leiter der Lateinamerika-Abteilung, und durch Berndt Dienelt vom FES-Forschungsinstitut sowiedurch Klaus Schubert, seinerzeit Leiter des FES-Büros in São Paulo. Meinen Dank möchte ich auch für die Unterstützung durch die Konrad-Adenauer-Stiftung aussprechen, vertreten von ihrem Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Kraft, von Dr. Peter R. Weilemann und vom Leiter des Archivs für Christlich-Demokratische Politik, Dr. Felix Becker. Mein Dank gilt auch der Ludwig-Erhard-Stiftung e.  V., deren Verwaltungsdirektor Dr. Horst Friedrich Wünsche und Andreas Schirmer mir für meine Forschungsarbeit den Zugang zu ihrem Archiv ermöglichten. In der Bundesrepublik Deutschland erhielt ich, wie immer, die volle Unterstützung von Dr. Stephan Wegener, der mir zahlreiche Kontakte vermittelte, so zum Beispiel mit den Archiven der Gruppen Mannesmann und Thyssen. Professor Dr. Hermann M. Görgen gab mir wichtige und aufschlussreiche Interviews; er ermöglichte

Einleitung und Danksagungen zur ersten Auflage

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mir auch das Studium der Veröffentlichungen der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft, die von ihm 1960 gegründet wurde und deren Präsident er bis zu seinem Tode im Mai 1994 blieb. Auch Botschafter a. D. Gerhard Moltmann, der zweimal als Berater in Brasilien tätig war, gab mir freundlicherweise ein Interview über seine Dienstjahre in der deutschen Botschaft, die bis in die sechziger Jahre ihren Sitz in Rio de Janeiro hatte. Wertvoll war für mich auch die Zusammenarbeit mit Dr. Freiherr von Boeselager und Dr. Freifrau von Boeselager, beide Mitarbeiter des Politischen Archivs des Auswärtigen Amtes. Genauso wertvoll war die Unterstützung, die ich durch die brasilianische Botschaft in Bonn sowohl 1990–1991 als auch 1993–1994 erfuhr, als ich dort am zweiten Teil meiner Untersuchung arbeitete; ich danke daher den beiden Botschaftern João Carlos Pessoa Fragoso und Francisco Thompson Flores sowie den Ministerialräten Stélio Marcos Amarante und Elim Dutra, Botschafter Sérgio Rouanet, Generalkonsuln in Berlin, Cesário Melantônio Neto, Generalkonsuln in Frankfurt, und Geraldo Miniuci Ferreira Jr., verantwortlich für das brasilianische Handelsbüro in Köln. Mein geschätzter und langjähriger Freund Mário Calábria, von 1978 bis 1984 Botschafter Brasiliens in der Deutschen Demokratischen Republik, gab mir zahlreiche Auskünfte über die bilateralen Beziehungen zur DDR, ebenso wie Günter Severin und Heinrich März, beide Botschafter a. D. der Deutschen Demokratischen Republik in Brasilien. In Brasilien war die Öffnung der Geheimarchive des Itamaraty von grundlegender Bedeutung. Dafür danke ich den Professoren Celso Lafer und Fernando Henrique Cardoso sowie ihrem Nachfolger im Amt des Außenministers, Botschafter Celso Amorim. Mein Dank gilt auch dem Leiter der Kommunikations- und Dokumentationsabteilung des Itamaraty, Adolf Libert Westphalen, dessen außergewöhnliche Hilfsbereitschaft und großzügige Unterstützung entscheidend für den Erfolg meiner Forschung waren. Freundliche Unterstützung erfuhr meine Arbeit auch durch Vortragende Legationsrätin Almerinda Augusta de Freitas Carvalho, Leiterin des Dokumentationszentrums, und Vortragenden Legationsrat Josal Luiz Pellegrino, Leiter des Archivs im Itamaraty, sowie von Jayme Antunes, Direktor des Nationalarchivs in Rio de Janeiro. Natürlich ist es unmöglich, die Namen aller zu nennen, die mit mir in der brasilianischen Botschaft in Bonn und im Itamaraty in irgendeiner Weise zusammengearbeitet haben; aber auch ihnen allen gilt mein Dank. Ich nutze diese Gelegenheit, meine tiefe Dankbarkeit Theodor Wallau auszusprechen, Botschafter a. D. der BRD in Brasília, der mir seit 1990 äußerst entschlossene Unterstützung gewährt hat. Dies gilt auch für Botschafter Herbert Limmer und für den Wirtschaftsattaché der deutschen Botschaft, meinen Freund Wolfgang G. Müller, dessen Mitarbeit unschätzbar war, denn er las und revidierte freundlicherweise die Kapitel dieses Buches, so wie er es auch zuvor schon mit dem Manuskript meines Buches Do Ideal Socialista ao Socialismo Real – A Reunificação da Alemanha getan hatte, das 1992 im Verlag Editora Ensaio erschienen ist. Abschließend möchte ich an dieser Stelle auch meiner Frau, Margot Elizabeth Bender, für ihre Beiträge danken ebenso wie Gisele Tona Soares, die hingebungsvoll und effizient mehr als 5 Jahre lang mit mir zusammengearbeitet hat. Und schließlich danke ich auch meinen beiden Forschungsassistentinnen, Victória von Heuss Bloesst und Adriana Costa

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Einleitung und Danksagungen zur ersten Auflage

de Miranda, die mit großer Disziplin und sehr wirkungsvoll bei der Organisation der Dokumente und bei der Vorbereitung der Manuskripte dieses Buches mitgearbeitet haben. Die Unterstützung, die mir alle Institutionen und Personen gewährten, erfolgte freiwillig und ohne Eigeninteresse, ohne Bedingungen; sie bedeutete gleichzeitig auch nicht notwendigerweise Übereinstimmung mit meinen Meinungen, für die ich alleine verantwortlich bin. Brasília, im Juni 1994

Luiz Alberto Moniz Bandeira

Danksagungen zu der zweiten Auflage

Bei der Revision und Aktualisierung des Buchs „Das deutsche Wirtschaftswunder und die Entwicklung Brasiliens“ konnte ich auf die Mitarbeit vieler Freunde zählen. Ich kann nicht alle namentlich erwähnen, doch möchte ich ihnen allen sehr herzlich danken. Einen besonderen Dank gilt dem Atomingenieur Guilherme Camargo, Verfasser des wichtigen Buchs „O fogo dos deuses – uma história da energia nuclear“ (Das Feuer der Götter – eine Geschichte der Kernenergie); dem Minister Roberto Colin, Minister bei der brasilianischen Botschaft in Berlin; Amtsrat Alexandre Barboza, Leiter der Handelsabteilung des brasilianischen Generalkonsulats in Frankfurt; dem Ökonomen Milton Quadros, Handelsabteilung der brasilianischen Botschaft in Berlin; dem Ersten Sekretär Paulo Santana, Leiter der Presseabteilung der brasilianischen Botschaft in Berlin; dem Soziologen Gilberto Calcagnotto, ehemals zuständig für Brasilienstudien am Institute of Latin American Studies/German Institute of Global and Area Studies (ILAS/GIGA) in Hamburg; Roberto Dias, Direktor für Institutionelle Beziehungen der Construtora Norberto Odebrecht S.A.; und Artur Bernardes do Amaral, Professor für Internationale Beziehungen an der Päpstlichen Universität von Rio de Janeiro (PUC-Rio), der mich bei der Forschungsarbeit unterstützte. Die Mitarbeit, die sie mir großzügig gewährten, bedeutet keine Übernahme meiner Einschätzungen oder Meinungen, wie sie in diesem Werk zum Ausdruck kamen. St. Leon 30. Mai 2011

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Inhaltsverzeichnis

1 Deutsche in Brasilien: Von der Kolonisation bis zur Weimarer Republik . . . .   1 2 Von der Krise der dreißiger Jahre bis zum Zweiten Weltkrieg . . . . . . . . . . . . . .  19 3 Vom deutschen Wirtschaftsaufschwung bis zur Wiederaufnahme der deutsch-brasilianischen Beziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  31 4 Handel und Investitionen in den ersten Nachkriegsjahren . . . . . . . . . . . . . . . .  45 5 BRD als Handelsoption und Lieferant von Kapital und (Atom-) Technologie in den 1950er Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  61 6 Deutsches Kapital und Wirtschaftsboom in São Paulo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  77 7 Brasilien als prioritärer Partner für Direktinvestitionen aus Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  87 8 Brasiliens Handelsanbahnung zur DDR und die Hallsteindoktrin . . . . . . . . . .  103 9 Kontroversen um Entwicklungshilfe-Fonds und Hallsteindoktrin . . . . . . . . . .  117 10 Das brasilianische Gewinntransfer-Gesetz und die steigenden deutschen Investitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  133 11 Staatsstreich in Brasilien, Ostpolitik, Verhandlungen über atomare Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  149 12 Der deutsch-brasilianische Atomvertrag 1975, die Krise der 1980er Jahre und die außenpolitischen Verhandlungen der 1990er Jahre . . . . . . . . . .  167 13 Abnehmender Anteil deutscher Investitionen in Brasilien seit 1995, Gespräche über Biodiesel und Ethanol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  191 14 Weltfinanzkrise, Kauf französischer U-Boote durch Brasilien, Bau des AKW Angra III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  203

XXIII

XXIV

Inhaltsverzeichnis

15 Änderung deutscher Umweltnormen und Atompolitik, deutsch-brasilianisches Verteidigungsabkommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  217 Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  231 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  239

Abkürzungsverzeichnis

ABACC Agência Brasileiro-Argentina de Controle e Contabilidade de Materiais Nucleares ACC Allied Control Council (Alliierter Kontrollrat) ACESITA Companhia de Aços Especiais ltabira ADLAF Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerika-Forschung AEC [United States] Atom Energy Commission AHC Allied High Commission (Alliierte Hohe Kommission) ARAMAR Centro Experimental de Aramar (CNEN und Bundesmarine) BRD Bundesrepublik Deutschland CDU Christlich-Demokratische Union CEMIG Centrais Elétricas de Minas Gerais CIA Central Intelligence Agency CIME Zwischenstaatliches Kommitee für Europäische Migration CNEN Comissão Nacional de Energia Nuclear CNPq Conselho Nacional de Pesquisa (jetzt: Conselho Nacional de Desenvolvimento Científico e Tecnológico) COPESP Coordenadoria de Projetos Especiais da Marinha (Koordinierungsstelle für besondere Projekte der Bundesmarine) CSN (  Der) Conselho de Segurança Nacional ( Die) Companhia Siderúrgica Nacional CSU Christlich-Soziale Union DBA Doppelbesteuerungsabkommen DDR Deutsche Demokratische Republik DFVLR Deutsche Forschungs-und Versuchsanstalt für Luft-und Raumfahrt EMFA Estado Maior das Forças Armadas ERP European Recovery Program EU Europäische Union EURATOM Europäische Atomgemeinschaft EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft FDP Freie Demokratische Partei XXV

XXVI

Abkürzungsverzeichnis

GATT General Agreement on Tariffs and Trade ( Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen) GEIA Grupo Executivo da Indústria Automobilística IAEA  International Atomic Energy Agency (Internationale AtomenergieOrganisation) IBRD International Bank for Reconstruction and Development (Weltbank) IMF lnternational Monetary Fund (lnternationaler Währungsfonds) IPES Instituto de Pesquisas e Estudos Sociais KFA Kernforschungsanlage Jülich KFK Kernforschungszentrum Karlsruhe KPD Kommunistische Partei Deutschlands MDB Missões Diplomáticas Brasileiras MRE Ministério das Relações Exteriores NATO North Atlantic Treaty Organization PDT Partido Democrático Trabalhista PSD Partido Social-Democrático PTB Partido Trabalhista Brasileiro SATIPEL Sociedade Anônima Taquariense de Papel SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands SEPRO Serviço de Promoção Comercial SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschlands SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands SUMOC Superintendência da Moeda e do Crédito TNP Non-Proliferation-Treaty UDN União Democrática Nacional UdSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken UNO United Nations Organization USA United States of America USAEC United States Atomic Energy Commission

Abkürzungsverzeichnis der Archive AA-PA ADA AGV AHI AHMRE ALES AMAE-F AN-APSTD AO

Auswärtiges Amt – Politisches Archiv Arquivo Doutel de Andrade Arquivo de Getúlio Vargas Arquivo Histórico do ltamaraty (Rio de Janeiro) Arquivo Histórico do Ministério das Relações Exteriores – Brasília Archiv der Ludwig Erhard-Stiftung e. V. Archive du Ministère des Affaires Étrangères de France Arquivo Nacional – Arquivo Particular de San Tiago Dantas Arquivo Oswaldo Aranha

Abkürzungsverzeichnis der Archive

XXVII

ARA Arquivo Renato Archer HSTL Harry S. Truman Library NA National Archives PRO-FO Public Record Office – Foreign Office RA-L Rothschild Archives – LondonEinleitung und Danksagungen zur Ersten Auflage

Über den Autor

Luiz Alberto Moniz Bandeira  Luiz Alberto de Vianna Moniz-Bandeira, Baron von São Marcos (portugiesischer Adel) hat ein abgeschlossenes Studium der Rechtswissenschaft, promovierte in Politikwissenschaft an der Universidade de São Paulo (USP), und war als ordentlicher Professor Inhaber des Lehrstuhls für ‚Geschichte der brasilianischen Außenpolitik‘ an der Geschichtswissenschaftlichen Fakultät der Universidade de Brasília (UnB), heute ist er emeritiert. Er erhielt den Titel eines Dr. h. c. von der UniBrasil/Faculdades Integradas vom Bundesstaat Paraná und der Universidade Federal da Bahia. Für sein Werk Formação do Império Americano (Da guerra contra a Espanha à guerra no Iraque) (zu Dt.: Entstehung des US-amerikanischen Imperiums – Vom Krieg gegen Spanien bis zum IrakKrieg) erhielt er im Jahr 2006 den Titel „Intellektueller des Jahres 2005“ und die Trophäe Juca Pato von dem Brasilianischen Schriftsteller-Verband (União Brasileira de Escritores). Er verfasste über 20 Werke, etliche davon sind in Russland, Deutschland, Argentinien, Chile, Portugal, Chile, Kuba und China erschienen. Er war Gastprofessor u.a. an den Universitäten Heidelberg, Köln, Stockholm, Buenos Aires, Córdoba (Argentinien) und Lissabon. Außerdem hielt er Vorträge an verschiedenen Universitäten Brasiliens und anderer Länder Südamerikas, Europas und der USA. Er ist Inhaber vom Bundesverdienstkreuz – Erster Klasse – der Bundesrepublik Deutschland, vom Ordem do Rio Branco – Grande Oficial sowie vom Ordem do Mérito Cultural - Komtur in Brasilien und vom Orden de Mayo in Argentinien. Seit vielen Jahren lebt Luiz Alberto Moniz-Bandeira in Deutschland.

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