Urbane Landwirtschaft: Plausibilitäten für Flächenvorhaltung und öffentliche Förderung aus kommunaler Sicht 6. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung Berlin 23.01.2013 Begleitveranstaltung Nr. 7: Urbane und stadtnahe Landwirtschaft nachhaltig weiterentwickeln - wie können wir voneinander lernen?

Tom Lecke-Lopatta Referent für Flächennutzungsplanung

Senator für Umwelt, Bau und Verkehr

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Bremen im Jahr 2020 ist… Eine grüne Stadt am Wasser mit hohen Erholungs- und Umweltqualitäten, eine sozial gerechtere Stadt, eine Stadt des exzellenten Wissens, ein attraktiver und innovativer Wirtschaftsraum mit einem vielfältigen vitalen Arbeitsmarkt, eine Stadt in guter Nachbarschaft mit der Region, eine Stadt voller Bürgersinn und Sinn für gemeinsam entwickelte Ziele und Projekte.

Bremen! Lebenswert – Urban – Vernetzt Das neue Leitbild der Stadtentwicklung Th.L.-L. SUBV Bremen 23.1.2013

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Wie in der vorigen Folie benannt, hat sich Bremen ein neues Leitbild gegeben. Zur Umsetzung werden der Flächennutzungsplan und das Landschaftsprogramm neu aufgestellt .

Räumliches Grundmuster aus dem Leitbild

Dabei spielt der Bremer Feuchtgrünlandring eine besondere Rolle

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Urbane Landwirtschaft: 9 Bereiche und Thesen zur Flächenvorhaltung und Dringlichkeit öffentlicher Unterstützung Blickwinkel: was trägt sich selbst und was kann/sollte mittelfristig in nennenswerten Umfang zur einer nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen : Flächenvorhaltung

Öff. Unterstützungsbedarf

1. Zwischennutzung/Urban Gardening

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2. Kleingärten/interkulturelle Gärten

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A: „Urban Gardening“

3. neue Garten- und Parklandschaften

B: urbane Stoff- und Energiekreisläufe 4. Nährstoffverwertung

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5. Biomasseverwertung (Biogas)

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6. Abwassernutzung /Fischzucht

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7. Kinder und Stadtteilfarmen

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8. Direktvermarkter/ Regionale Vermarktungskultur

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9. Landwirtschaft in Ausgleichsflächen

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C: Regionale Landwirtschaft

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1. Zwischennutzung/Urban Gardening

• Urban Gardening ist m. E. dringend erforderlich ----- wird aber in unseren Städten „hoffentlich“ eine Randerscheinung bleiben: s. deutet auch auf prekäre Lebenssituationen hin (s. Bspl. aus Kuba )

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1. Zwischennutzung/Urban Gardening

Urban Gardening im Sinne Zwischennutzung ist mittlerweile eine erprobte und unverzichtbare Strategie in der Stadtentwicklung

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2. Schrebergärten: Die neue Lust am Laubenpiepen

Trotz der neuen Lust am Laubenpiepen gibt es zumindest in Bremen noch erhebliche Leerstände in Kleingartengebieten

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2. interkulturelle Gärten • interkulturelle Gärten sind nicht nur aufgrund der Integrationsfunktion, sondern auch zum Rücktransfer von gärtnerischem Wissen dringend erforderlich; sie werden aber eine Randerscheinung bleiben

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3. neue Garten und Parklandschaften

Um eine optimale Wirksamkeit des Urban Gardening zu erzielen, sollte es in vernetzte Strukturen eingebunden sein Th.L.-L. SUBV Bremen 23.1.2013

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Zusammenfassende These zu Bereich A: Urban Gardening • Heutige Kleingartenflächen, freiwerdende Friedhöfe; Infrastrukturen etc- sind in den meisten Städten vermutlich hinreichend –es ist aber eine bessere Vernetzung und Zurverfügungstellung (öffentlicher) Flächen erforderlich (s. ungenutzte Dächer etc. etc.)

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4. Ökosystemare Betrachtung der Stadt (und ihres Umlandes) : urbane Stoff- und Energiekreisläufe Die Ansätze einer ökosystemaren Betrachtung der Stadt (und ihres Umlandes) d.h. das Denken in urbanen Stoff- und Energiekreisläufen wird schon lange gefordert, konnte sich aber (noch) nicht durchsetzen

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4. Nährstoffverwertung z.B.: Leberecht Migge: schon zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde auf die Bedeutung der Integration der städtischen Haushalte in ökosystemare Betrachtungen hingewiesen angesichts des drohenden Phosphormangels vermutlich immer noch aktuell

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4. Nährstoffverwertung:

Kompostklos blieben Sozialutopien: moderne Stadtsoziologen betonen, dass urbane Lebensweisen gerade gesucht werden, um sich vom Landleben und seinen Verpflichtungen und Gerüchen etc. zu lösen. Daher Skepsis hinsichtlich breiter Akzeptanz der Stadtbewohner hinsichtlich ruraler Verhaltensweisen

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5. Einige relevante Flächengrößenordnungen im Raum Bremen bei ökosystemarer Betrachtung der Stadt (und ihres Umlandes)

Einwohner Fläche in ha Fläche für Lebensmittelproduktion in ha annahme: Metropolregion 2720000 1374900 680000 Bremen 550000 137500 32542 ~ 550 000 Einwohner ~ 32 000 ha Fläche

Benötigte Fläche für Lebensmittelproduktion ~ 135 000 ha

http://www.stepmap.de/landkarte/bremen-umriss-ohne-bremerhaven-13228.png

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5. Urbane „ökosystemare“ Landwirtschaft bedarf mutiger Visionen, Experimente und Entwürfe und muss auch von Technologien des Agrobusiness lernen

Beispielsweise: Entwürfe für Expo Hannover Stadtplanungsmodelle in China…….

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5. Urbane „ökosystemare“ Landwirtschaft bedarf mutiger Visionen, Experimente und Entwürfe und muss auch von Technologien des Agrobusiness lernen •

Biomasseverwertung

• z.B: Ausstellung: re-designing nature



Fische im Hotel produziert....

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6. Abwassernutzung /Fischzucht : nach wie vor werden unnützerweise die Flüsse mit Kühlwasser aufgeheizt und Fische importiert: =>Forderung nach z.B.: Aquaponik: Fischzucht in WarmwasserKreislaufanlagen

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7. aktuelle künstlerische Äußerungen lassen eine zunehmende Lust an Kunstwelten vermuten: Kinder und Stadteilfarmen sind also angesichts der „Milkakuh“ unverzichtbar:

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8. Direktvermarkter / Regionale Vermarktungskultur

• Historische Anknüpfpunkte z.B: Bamberg: auch hier leider nur mit Subvention überlebensfähig

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8. Direktvermarkter / Regionale Vermarktungskultur unverzichtbar, wird aber quantitativ auf absehbare Zeit nur begrenzten Raum einnehmen liebenswertes Bremer Beispiel: Hof Kaemena

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9. Landwirtschaft in Ausgleichsflächen: in Bremen großes Thema, aber leider Integration in Vermarktungsstrukturen und ökosystemare Zusammenhänge noch gering:

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Ausblick: Nach wie vor hochaktuell: das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und dessen Weiterführung als Industrielles Gartenreich

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Vernetzung von Stadt und Land nach dem Vorbild des DessauWörlitzer Gartenreiches

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Ausblick • A: Urban Gardening erfüllt wichtige soziale Funktionen und ist ein wichtiges Stadtentwicklungsinstrument: zusätzliche Flächenvorhaltung und intensive Förderung erscheinen mir nicht vordringlich • B: der Gedanke der Stadt als Ökosystem muss sich Agraringenieuren/Ökotechnikern öffnen, nur so lassen sich wirklich langfristig umweltrelevante Veränderungen erzielen • C: Stadt- und Flächenplanung müssen vernetzter im vielfältigen Sinne denken, d.h. funktionale und räumliche Vernetzung 24 Th.L.-L. SUBV Bremen 23.1.2013

Fazit für die Berücksichtigung von Urban Gardening und urbaner Landwirtschaft im Neuentwurf für einen neuen Bremer Flächennutzungsplan: Für alle genannten Bereiche sind im Flächennutzungsplan Flächen mindestens im heutigen Umfang vorzuhalten. Für eine „ökosystemar funktionierende“ Stadt ist urbane Landwirtschaft in unterschiedlichster Form erforderlich. Für entsprechende weitere Entwicklungen sind geeignete Flächen „präventiv“ vorzuhalten.

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