Transfer von Personen im Rollstuhl

Transfer von Personen im Rollstuhl Eine praktische Anleitung für Hilfspersonen RESPEKTIERUNG DER INTIMEN ZONEN DES KÖRPERS VORWORT Diese Broschüre...
Author: Sophia Hase
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Transfer von Personen im Rollstuhl

Eine praktische Anleitung für Hilfspersonen

RESPEKTIERUNG DER INTIMEN ZONEN DES KÖRPERS

VORWORT Diese Broschüre wurde im Rahmen einer Masterarbeit erstellt. Sie basiert auf Informationen, welche in Interviews mit Betroffenen und mit Krankenschwestern, Physio­ therapeuten und Ergo­therapeuten des Schweizer Paraple­ giker-Zentrums Nottwil zusammengetragen wurden. Die Broschüre zeigt verschiedene bebilderte Anleitungen, wie Personen im Rollstuhl korrekt und sicher transferiert werden können. Die ersten Kapitel beinhalten Empfeh­ lungen und Ratschläge für einen sicheren Transfer, ohne dabei die Würde der zu transferierenden Person zu verletzen. Dann enthält sie wichtige Grundregeln, die bei ­jedem Transfer befolgt werden sollten. Es gibt verschiedene Transfertechniken, die verwendet werden können. Sie hängen stark von den eigenen ­Erfahrung und den Präferenzen der Rollstuhlfahrer ab. Trotzdem muss man sich bewusst sein, dass nur das ­wiederholte Üben einer Technik den sicheren Transfer gewährleistet. Eine klare Kommunikation, das gegenseitige Vertrauen von Hilfsperson und Rollstuhlfahrer und das Befolgen der hier gezeigten Grundregeln erleichtern einen erfolgreichen Transfer. Ich hoffe, dass diese Broschüre wichtige Informationen, Anregungen und Ideen liefert, um die Hilfestellung beim Transfer erfolgreich umzusetzen und wünsche mir, dass dieses Wissen zu Gunsten der Rollstuhlfahrer angewendet wird.  Katerina Salficka

In der Kinästhetik wird zwischen privaten (intimen) und äusseren (nicht-intimen) Körperzonen unterschieden. An einer «privaten Zone», einem persönlichen Bereich des Körpers, wird man nicht gerne von unbekannten oder fremden Personen angefasst. Normalerweise sind nur Familienmitglieder, Lebensgefährten oder medizinisches Personal befugt, in die intimen Zonen des ­Körpers einer anderen Person einzugreifen. Im Gegensatz dazu werden die «äusseren Zonen» oft unbewusst oder ungewollt von fremden Menschen berührt. Dies geschieht vor allem in der Gesellschaft, im Bus oder im Gedränge von Grossanlässen usw. und erzeugt meist kein ungutes Gefühl. Die Theorie besagt, dass Berührungen zwischen Körperregionen, die als äussere Zonen de­fi­ niert sind (z. B. der Rücken berührt den Rücken eines Anderen) oder ein Kontakt zwischen den äusseren und den privaten Zonen des Körpers durch eine unbekannte Person (man wird mit der Brust auf den Rücken einer anderen Person geschoben) noch als erträglich empfunden werden. Körperlicher Kontakt im Bereich der privaten, intimen Stellen des Körpers hingegen wird als unangenehm, störend oder gar als lästig, respektlos oder entwürdigend empfunden. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, wie man selbst Berührungen an den verschieden ­Körperregionen empfindet und wahrnimmt. Dies hilft bei der Unterscheidung, welche ­Regionen sensibel und welche eher weniger empfindlich sind. Es gibt im Alltag häufig Situationen, wo Körperkontakt kaum vermieden werden kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, klar miteinander zu kommunizieren was, wie und welche Körperstellen berührt werden dürfen. Eine respektvolle Haltung und klare Kommunikation sind deshalb unerlässlich. Sie stellen einen wichtigen Bestandteil bei der Hilfestellung beim Transfer einer Person im Rollstuhl dar.

Die Abbildung stellt die beiden Körperzonen dar: private Körperzone äussere Körperzone

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Schweizer Paraplegiker-Vereinigung, Nottwil

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I N H A LT S V E R Z E I C H N I S

A GRUNDREGELN

A Grundregeln 5 1. Voraussetzungen für den Transfer einer Person im Rollstuhl  5 2. Was man beim Transferieren beachten sollte 5 3. Verhaltensregeln gegenüber einer Person im Rollstuhl5 4. Wie schütze ich meinen Rücken 6 5. Den Rollstuhltransfer vorbereiten 7 6. Die Verwendung des Rutschbrettes 7 B Transfertechniken im Alltag 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Transfer Rollstuhl – Bett  Transfer Bett - Rollstuhl Transfer mit zwei Hilfspersonen Transfer Boden – Rollstuhl Transfer Rollstuhl – Badewanne Transfer Rollstuhl – Duschklappsitz Transfer Rollstuhl – Toilette Transfer Rollstuhl – Fahrzeug

C Universelle Transfertechnik

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D Wie werden die Kleider nach dem Transfer gerichtet25

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E Transfer im Sport

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F Transfer am Flughafen

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G FAQ – Häufig gestellte Fragen

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1. Voraussetzungen für den Transfer einer Person im Rollstuhl 1. Die Hilfsperson kennt die physischen und körperlichen Grenzen eines querschnitt­ gelähmten Patienten. Die Denkweise, die Handlungen und die individuelle Wahr­ nehmung sind ebenfalls zu beachten und zu respektieren. 2. Die Hilfsperson gibt der zu transferierenden Person klare Anweisungen bezüglich des Transfers. 3. Die Hilfsperson kennt die Transfertechniken und kann diese korrekt anwenden. Das wiederholte Üben einer Transfertechnik ist essentiell. Falls es nicht auf Anhieb klappt, darf man nicht den Mut verlieren oder gar aufgeben. 2. Was man beim Transferieren beachten sollte 1. Bin ich auf Hilfe anderer (dritter) angewiesen oder nicht? 2. Welche Hilfsmittel sollen beim Transfer verwendet werden? – Rutschbrett – Rutschmatte – Hebegeräte 3. Habe ich genügend Zeit oder bin ich in Zeitnot? 4. Versteht die zu transferierende Person was mit ihr geschieht? 5. Welchen Eindruck macht der Rollstuhlfahrer auf mich? (besorgt, verwirrt) 3. Verhaltensregeln gegenüber einer Person im Rollstuhl 1. Niemals den Rollstuhl von hinten anfassen ohne vorher den Rollstuhlfahrer gefragt zu haben! 2. Dem Rollstuhlfahrer möglichst von vorne begegnen. 3. Dem Rollstuhlfahrer Hilfe anbieten (z. B. bei Sturz aus dem Rollstuhl). Nicht enttäuscht sein, wenn die Hilfe abgelehnt wird. 4. Erfragen, welche Transfertechnik bevorzugt wird. Jeder Rollstuhlfahrer weiss am besten, welche Transfertechnik für ihn am ungefährlichsten und angenehmsten ist. 5. Den Rollstuhlfahrer ermutigen und aktiv in den Transfer einbeziehen.

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A GRUNDREGELN

A GRUNDREGELN

6. Wenn möglich, sollte sich der Rollstuhlfahrer nach vorne beugen und die Beine im Bereich der Knie stabilisieren – dies vereinfacht den Transfer. 7. Den nächsten Schritt immer mitteilen: «Ich werde Sie/dich jetzt aus diesem Grund hier berühren.» 8. Beim Transfer geduldig sein und der zu transferierenden Person Zeit lassen: «Bitte bewege dich bis zum Rand der Sitzfläche».

5. Den Rollstuhltransfer vorbereiten

4. Wie schütze ich meinen Rücken? Keine rohe Kraft anwenden, es geht auch mit dosiertem Kraftaufwand! – Die Füsse in Schulterbreite positionieren, den einen Fuss (je nach Situation) etwas weiter vorgeschoben, so dass das Gewicht der Person einfacher übernommen werden kann. – Auf eine gerade Rücken- und Nackenhaltung achten. – Ein Hebemanöver niemals mit einer gebeugten oder verdrehten Wirbelsäule versuchen. – Vor dem Transfer in die Hocke gehen und die Knie beugen. Dabei die Beinmuskulatur benutzen um das Gewicht gleichmässig zu verteilen. – Mit beiden Füssen flach auf dem Boden stehen und auf geeignetes Schuhwerk achten. – Niemals mit der Rückenmuskulatur heben, sondern immer die Bauchmuskulatur benützen. – Immer ausatmen beim Heben. – Darauf achten, dass der Schwerpunkt der zu transferierenden Person so nahe wie möglich am eigenen Körper ist. – Auf den eigenen Körper achten. Sich eine Pause gönnen, wenn man müde wird oder wenn etwas schmerzt. – Die Hilfsmittel einsetzen.

Beim Transfer auf Schmerzen achten. Schmerzen dürfen nicht unterschätzt oder ignoriert werden. Schmerzen können Anzeichen einer Verletzung sein und diese kann eine folgenschwere körperliche Beeinträchtigungen verursachen.  ie folgenden Transfertechniken beschreiben nur eine Richtung des Transfers (z. B. vom D Rollstuhl ins Bett), diese können aber auch in umgekehrter Richtung angewandt werden.

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1. Die Hilfsperson sollte beim Transfer rutschfestes Schuhwerk tragen. 2. Den Rollstuhl möglichst nahe an die Oberfläche positionieren, auf die transferiert werden soll (etwa in einem Winkel von 30°). 3. Die Höhe der Oberfläche gegenüber dem Rollstuhls anpassen (z. B. Elektrobett). Eventuell das Bett mit Unterlageblöcken anheben. 4. Die Bremsen des Rollstuhls müssen immer angezogen sein. Die Laufrollen des Rollstuhls nach vorne ausrichten. So kann das Kipprisiko des Rollstuhls verringert werden. Die Laufrollen sind um 360° drehbar. 5. Die zu transferierende Person muss auf der Sitzfläche möglichst nahe an den Rand des Rollstuhls rutschen. Frage: «Sind Sie genügend Nahe am Rand? Ist das in Ordnung für Sie?» 6. Beide Füsse des Rollstuhlfahrers müssen den Boden berühren (nicht auf der Fussstütze aufgelegt). 7. Die Seiten- und Beinlehnen sollten ausgeklappt sein und alle möglichen Hindernisse wie Kissen und Decken müssen entfernt werden. 8. Sich dem Rollstuhlfahrer gegenüberstellen, um die Sturzgefahr zu verringern. 9. Sich nach dem Transfer vergewissern, dass die Person in der Mitte des Rollstuhls positioniert ist und dass sie nicht auf Kleiderfalten sitzt – Druckgeschwüre können so vermieden werden. Füsse sollten mitten auf dem Fussbrett stehen. 6. Die Verwendung des Rutschbrettes Die zu transferierende Person auf eine Seite neigen. Die Hosen nach oben ziehen um mögliche Falten in den Kleidern zu verhindern. Das eine Ende des Rutschbrettes unter das Gesäss der Person schieben. Bei Männern besondere Vorsicht, dass keine Geschlechtsteile eingeklemmt werden! Nachdem die Person auf dem Rutschbrett sitzt, kann sie vorsichtig über das Brett geschoben werden. Nach dem Transfer sollte immer gefragt werden: «Fühlen Sie sich wohl?» A  nmerkung: Die Hilfsperson übernimmt das Kommando für den Transfer und zählt bis drei. So kann die zu transferierende Person im richtigen Moment mithelfen.

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1. Transfer Rollstuhl – Bett Erste Möglichkeit: Transfer mit einer Hilfsperson und Rutschbrett

Zweite Möglichkeit: Transfer ohne Rutschbrett (Knietransfer)

1 An den Beinen des Rollstuhlfahrers ziehen, bis er am Rand der Sitzfläche sitzt.

2 Das Rutschbrett unter das Gesäss legen.

1 Die Beine des Rollstuhlfahrers auf den eigenen Oberschenkel legen.

4 Die Hilfsperson stabilisiert während des Transfers die Knie des Rollstuhlfahrers.

3 Das Gesäss des Rollstuhlfahrers anheben und es in Richtung Bett drehen …

3 Das Gesäss entlang des Rutschbretts rutschen.

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2 Den Oberkörper des Rollstuhlfahrers nach vorne kippen, so dass sein Körpergewicht auf den Oberschenkel der Hilfsperson verlagert wird. 4 … dabei sollte das Gewicht immer auf beiden Oberschenkeln der Hilfsperson liegen.

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B T R A N S F E R T E C H N I K E N I M A L LTA G 2. Transfer Bett – Rollstuhl Um eine weitere Transfertechnik zu zeigen, kniet hier die Hilfsperson am Boden, um den Rücken zu schützen und zu entlasten. Das Beispiel zeigt den Transfer vom Bett in den Rollstuhl. Falls zwei Hilfspersonen anwesend sind, kann die zweite Person Unterstützung von hinten bieten (siehe auch «Transfer mit zwei Hilfspersonen»).

5 Den Rollstuhlfahrer wieder in eine aufrechte Position bringen.

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6 Den Rollstuhlfahrer sicher aufrecht sitzen lassen (abstützen lassen). Die eigenen Beine wieder zurückziehen.

1 Das Rutschbrett unter das Gesäss legen und das Gewicht des Rollstuhlfahrers auf die eigenen Schultern verlagern. 3 Den Rollstuhlfahrer in Sitz­position bringen, das Rutschbrett entfernen. Kleiderfalten beachten.

2 Das Gesäss des Rollstuhlfahrers dem Rutschbrett entlang auf den Rollstuhl schieben.

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3. Transfer mit zwei Hilfspersonen

4. Transfer Boden – Rollstuhl

Für einen reibungslosen Ablauf beim Transfer ist eine klare Kommunikation aller Beteiligten erforderlich. Sind zwei Hilfspersonen anwesend, müssen die Aufgaben klar verteilt werden. Eine weitere Möglichkeit dieser Transfertechnik eröffnet sich, wenn eine zweite Hilfsperson auf dem Boden kniet (siehe auch «Transfer mit einer Hilfsperson» und «zweite Möglichkeit»).

Diese Transfertechnik ist bei einem Sturz aus dem Rollstuhl hilfreich. Zuerst sollte der Betroffene nach möglichen Verletzungen untersucht werden. Querschnittgelähmte empfinden keinen Schmerz bei Verletzungen, auch bei einem Beinbruch nicht. Bei einer schweren Verletzung muss der Krankenwagen/Rettungsdienst gerufen werden.

1 Die Füsse des Rollstuhlfahrers sind am Boden, dieser verlagert sein Gewicht auf die Schultern der ersten Hilfsperson. 3 Die zweite Hilfsperson wechselt die Position und hebt jetzt das Gesäss auf das Bett.

1 Sich hinter den Rollstuhlfahrer stellen. Der Oberkörper des Rollstuhlfahrers wird so weit nach vorne geschoben, bis er auf seinen Füssen hockt. 3 … den Rollstuhl fassen, die Hilfsperson kann sein Gesäss auf den Rollstuhl heben.

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2 Die zweite Hilfsperson hebt unterstützend das Gesäss des Rollstuhlfahrers, das bis zum Rand der Sitzfläche des Rollstuhls geschoben wird. 4 Der Rollstuhlfahrer wird in eine aufrechte Position gebracht und die Sitzposition stabilisiert.

2 Der Rollstuhlfahrer balanciert jetzt quasi auf seinen Füssen. Dabei sollte der Rollstuhlfahrer jetzt … 4 Die Person so weit nach hinten rutschen, bis der Rücken an der Rückenlehne anliegt.

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B T R A N S F E R T E C H N I K E N I M A L LTA G 5. Transfer Rollstuhl – Badewanne (mit Badewannenbrett) Ob der Transfer mit einem Bein oder mit beiden Beinen gleichzeitig erfolgt, hängt stark von der Statur und der Körperspannung des Rollstuhlfahrers ab. Man kann ein Bein nach dem anderen oder beide Beine miteinander in die Badewanne transferieren. Beide Möglichkeiten sollten ausprobiert werden.

5 Den Körper des Rollstuhlfahrers in eine aufrechte Sitzposition bringen und auf die Kleider achten (nicht auf Falten sitzen lassen).

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Zu beachten: Bei einem Transfer vom Rollstuhl auf den Boden sollten die Füsse des Rollstuhlfahrers auf eine Seite gestellt werden, so dass man ihn von der anderen Seite unterstützen kann.

1 Beginne mit dem ersten Bein oder …

2 … mit beiden Beinen gleichzeitig.

3 Die Person wird bis zum Rand der Sitzfläche des Rollstuhls geschoben.

4 Dann den Rollstuhlfahrer seitwärts auf das Badewannenbrett rutschen.

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Rückweg: Badewanne – Rollstuhl

6. Transfer Rollstuhl – Duschklappsitz

1 Die Beine aus der Badewanne legen: Das erste … 3 D  ann den Rollstuhlfahrer in den Rollstuhl zurück schieben.

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2 … dann das zweite Bein aus der Badewanne heben.

1 Den Rollstuhl richtig positionieren.

2 Den Rollstuhlfahrer zum Rand der Sitzfläche des Rollstuhls bewegen.

3 Der Rollstuhlfahrer fasst den Rand des Klappsitzes.

4 Die Hilfsperson hebt das Gesäss des Rollstuhlfahrers und bewegt es auf den Duschklappsitz.

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B T R A N S F E R T E C H N I K E N I M A L LTA G 7. Transfer Rollstuhl – Toilette

5 Sich vergewissern, dass die Person sicher sitzt.

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6 Der Duschvorhang soll den Rollstuhl vor Spritzwasser schützen.

1 Der Rollstuhlfahrer rutscht bis zum vorderen Rand der Sitzfläche des Rollstuhls. Der Rollstuhlfahrer greift die Toilettenschüssel mit einer Hand. 3 Die Hilfsperson ist beim Anheben und Platzieren des Gesässes auf der Toilette behilflich.

2 Wenn man die Ellenbogen auf den eigenen Knien abstützt, erleichtert das den Transfer. 4 Die Knie des Rollstuhlfahrers müssen für eine sichere Sitzposition auf der Toilette etwas gespreizt werden.

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8. Transfer Rollstuhl – Fahrzeug Erste Möglichkeit: Für diesen Transfer wird das Bananenrutschbrett empfohlen. Dieses Rutschbrett hat durch seine gebogene Form und mehr Länge Vorteile gegenüber herkömmlichen Rutschbrettern. Der Bogen und die Länge überbrücken grössere Lücken.

1 Den Körper zum vorderen Rand der Sitzfläche des Rollstuhls rutschen, die Füsse ins Auto heben.

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2 Das Rutschbrett unter das Gesäss des Rollstuhlfahrers schieben.

1 Die Person mit den Händen am Becken (oder am Gürtel) fassen und auf dem Rutschbrett …

2 … sorgfältig ins Auto schieben.

3 Das Rutschbrett vorsichtig entfernen.

4 Auf Falten der Kleider unter dem Gesäss achten.

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Zweite Möglichkeit: Die Hilfsperson assistiert von der Seite. Diese Möglichkeit wird angewandt, falls vorne nicht genügend Platz vorhanden ist oder wenn der Rollstuhlfahrer grösser und schwerer ist als die Hilfsperson.

1 Das Rutschbrett unter das Gesäss des Rollstuhlfahrers stecken.

2 Den Rollstuhlfahrer ins Fahrzeug schieben.

3 Den Rollstuhlfahrer in die Mitte des Autositzes rutschen.

4 Den Oberkörper aufrichten, damit er stabil im Auto sitzt.

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5 Die Beine in das Auto heben und das Rutschbrett vorsichtig entfernen.

6 Die Kleider richten, auf Falten unter dem Gesäss achten.

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C UNIVERSELLE TRANSFERTECHNIK

D WIE WERDEN DIE KLEIDER GERICHTET?

Transfer mit zwei Hilfspersonen. Diese Technik ist einfach und kann in jeder Situation des täglichen Lebens durchgeführt werden.

Nach jedem Transfer ist es wichtig, die Kleider des Rollstuhlfahrers so zu richten, dass nicht durch die Kleiderfalten Druckstellen (Dekubitus) der Haut entstehen können.

Da es sich um eine passive Technik handelt, kann oder darf der Rollstuhlfahrer beim Transfer nicht mithelfen, auch wenn er dies möchte! Er kann sich darum unsicher, unwohl oder gar minderwertig fühlen. Diese Technik sollte nur im Einverständnis mit dem Rollstuhlfahrer angewendet werden. Der allgemeine Transfer wird bei Zeitmangel angewandt, bei mangelnder Erfahrung und Übung der Hilfspersonen und auch in «Notfallsituationen», wo ein Rollstuhlfahrer schnellstmöglich transferiert werden muss (z. B. Herausfallen aus dem Rollstuhl auf offener Strasse). Anmerkung: Bei dieser Technik sind zwei Hilfspersonen nötig, wobei eine klare Kommunikation zwischen allen Beteiligten unabdingbare Voraussetzung ist. Eine Person übernimmt das Kommando.

1  Die Hilfsperson steht vor dem Rollstuhl und zieht die Hosen zu sich und zur Seite bis alle Falten glatt gestrichen sind.

Weitere Möglichkeiten:

1  Wenn möglich sollten die Oberarme des Rollstuhlfahrers nach unten hängen. Die erste Hilfsperson greift unter den Schultern des Rollstuhlfahrers durch und fasst ihn an den verschränkten Unterarmen.

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2  Die zweite Hilfsperson packt an den Knien an und hebt die Beine des Rollstuhlfahrers, so dass das Körpergewicht von beiden Personen getragen wird.

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3  Der Rollstuhlfahrer wird angehoben und sorgfältig in den Rollstuhl gesetzt. Auf mögliche Falten der Kleider unter dem Gesäss achten.

1 Dieselbe Technik kann angewandt werden, wenn der Rollstuhlfahrer seinen Kopf auf die Schulter der Hilfsperson legt. Dabei wird das Gesäss gehoben und die Hosen können hinten mit geringen Aufwand straffgezogen werden. 2 Der Rollstuhlfahrer legt seinen Oberkörper nach vorn und zur Seite während die Hilfsperson die Hosen auf der einen, dann auf der anderen Seite und hinten richtet.

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E TRANSFER IM SPORT

F TRANSFER AM FLUGHAFEN

Alle Transfertechniken, die hier gezeigt wurden, werden auch im Sport verwendet.

Spezialisierte Firmen am Flughafen bieten Dienstleistungen für Passagiere mit eingeschränkter Mobilität an, wie z. B. die Firma «Careport AG» am Flughafen Zürich in der Schweiz.

Die Mehrheit der querschnittgelähmten Personen ist in der Lage, sich alleine zu ­transferieren. Es ist dennoch wichtig, die Transfertechniken zu kennen, denn in einigen Sportarten braucht es trotzdem Unterstützung. Beim Basketballspiel sind die grossen Rollstuhlräder zur Verbesserung der Stabilität unten nach aussen schräggestellt. Damit der Rollstuhl nicht nach hinten kippen kann, sind zwei weitere kleinere Räder vorhanden. Es ist daran zu denken, dass Basketball-Rollstühle keine Bremsen besitzen (dies würde gegen die Spielregeln verstossen), daher muss der Transfer immer an einer Wand erfolgen, wo der Rollstuhl angelehnt werden kann, um ein Wegrollen während des Transfers zu verhindern. Der Transfer kann danach genau wie oben beschrieben erfolgen. Die Hilfsperson steht vor dem Rollstuhl. Die zu transferierende Person beugt sich nach vorne und ihr Gesäss wird von der Hilfsperson in den Basketballstuhl manövriert. Dieselbe Technik gilt auch bei einem Rugby-Rollstuhl. Beim Schwimmen erfolgt der Transfer ins Schwimmbecken über den Beckenrand. Diese Transfertechnik ist ähnlich wie oben beschrieben. Der Rollstuhl wird so nahe wie möglich an den Beckenrand gestellt und die Hilfsperson kann von vorne Hilfe leisten. Bei diesem Transfer ist es wichtig rutschfestes Schuhwerk zu tragen, da der Boden häufig nass ist und das Unfallrisiko so minimiert werden kann. Darüber hinaus, ist es unerlässlich, die nackte Haut mit einem Badetuch oder mit einer Matte auf dem Beckenrand vor Verletzungen zu schützen. Im Alpinsport wird der Monoskibob verwendet. Dieser steht nicht von selbst und muss beim Transfer an einer Wand angelehnt werden. Viele Rollstuhlfahrer sind in der Lage, diesen Transfer selbst zu meistern, Anfänger ­brauchen aber Hilfe. In diesem Fall sind zwei Hilfspersonen nötig, da die Sitzschale am Monoskibob sehr eng ist. Bei falscher Handhabung können Hautverletzungen ­entstehen.

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Diese Firmen sind Bestandteil des Flughafenbetriebs und bieten auf der ganzen Welt ihre Dienste für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen an. Sie garantieren eine sichere und bequeme Betreuung zum Zielort. Das Betreuungspersonal begleitet sie vom Check-in am Flughafen bis zum Flugzeug und umgekehrt. Das Personal ist für die Hilfe bei Transfers geschult. Nach Aufgabe des Gepäcks und bei der Sicherheitsschleuse sind zwei, manchmal drei Rollstuhl-Transfers nötig. Als erstes werden hohe Tetraplegiker in einen Flughafen-Rollstuhl transferiert, da der elektrische Rollstuhl bei der Sicherheitskontrolle überprüft werden muss. Als zweites erfolgt der Transfer in einen Boarding-Rollstuhl. Damit er im Mittelgang des Flugzeugs Platz hat ist der Boarding-Rollstuhl sehr schmal konzipiert. Ausserdem ist er mit Hosenträger-Sicherheitsgurten ausgerüstet. Der letzte Transfer erfolgt dann im Flugzeug, wo die Person vom Boarding-Rollstuhl auf den zugewiesenen Sitzplatz transferiert wird. Anmerkung: Alles, was während der Reise benötigt werden könnte und alles, was nicht fest mit dem Rollstuhl verbunden ist, muss abgenommen und im Handgepäck mitgführt werden (sonst geht es verloren)! Der Rollstuhlfahrer sollte im Flugzeug auf seinem Rollstuhlkissen sitzen. Dabei darauf achten, dass die Beine nicht in der Luft hängen. Deshalb eine geeignete Unterlage unter die Füsse legen. Der Luftdruck im Sitzkissen jeweils vor und nach dem Flug kontrollieren. Ein zu hoher Druck im Sitzkissen kann Druckstellen verur­sachen. Das Sitzkissen und anderes medi­ zinisches Material gelten nicht als Handgepäck (= dürfen zusätzlich mitgenommen werden). Die Betreuungspersonen verwenden meistens die allgemeine Transfertechnik (siehe oben). Die zu trans­ferierende Person teilt dem Personal mit, welche ­Transferart sie bevorzugt.

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G FA Q – H Ä U F I G G E S T E L LT E F R A G E N

G FA Q – H Ä U F I G G E S T E L LT E F R A G E N

1. Wann benütze ich ein Rutschbrett?

5. Welches ist der Hauptfehler bei einem Rollstuhltransfer?

Ein Transfer mit einem Rutschbrett ist dann sinnvoll, wenn die Hilfsperson oder der ­Rollstuhlfahrer sich nicht sicher fühlen oder aber, wenn die Distanz zwischen den beiden Transferflächen zu gross ist.

Die häufigsten Fehler entstehen durch die Unachtsamkeit der Hilfspersonen. Wenn die ­Hilfspersonen ihre Aufmerksamkeit bezüglich der Sicherheit der Betroffenen vernachlässigen, geschehen Unfälle mit möglichen Verletzungen. Darum immer wachsam, konzentriert und sorgfältig transferieren. Es ist wichtig, die erwähnten Grundregeln und die einzelnen Schritte der Transfertechnik zu kennen und diese auch zu befolgen.

2. Kann ich zur Hilfe an die Hosen des Rollstuhlfahrers greifen? JA und NEIN. Es wird empfohlen den Rollstuhlfahrer zu fragen. Falls keine andere ­Möglichkeit besteht Halt zu finden, ist das Greifen an den Hosen möglich. Es darf nicht ­vergessen werden, dass die Kleider am Ende jedes Transfers gestreckt werden müssen. ­Kleiderfalten zwischen Gesäss und der Sitzfläche können Druckgeschwüre verursachen! ­Solche Hautverletzungen können für den Rollstuhlfahrer bis zu 3 Monate Spitalaufenthalt bedeuten! 3. Wieviel Personen werden für den Transfer benötigt? Die benötigte Anzahl an Hilfspersonen hängt stark von der Erfahrung und dem Selbst­ vertrauen der Hilfsperson ab. Die Lähmungshöhe (Höhe der Verletzung am Rückenmark) und die Mobilität der querschnittgelähmten Person sind ausschlaggebend für die notwendige Anzahl der Beteiligten. Am Anfang ist es besser, den Transfer mit zwei ­Hilfspersonen durchzuführen. 4. Wie können Druckstellen (Decubitus) beim Transfer vermieden werden? Druckstellen können vermieden werden, indem man die Haut vor Verletzungen schützt. Eine falsche Handhabung des Rutschbretts oder falsche Transfertechnik (z. B. Reiben von nackter Haut auf dem Rutschbrett oder an der Armlehne des Rollstuhls). Weitere Infor­ma­ tionen über Druckgeschwüre finden sich auf: www.dekubitus.de/dekubitusprophylaxe.htm. Es ist wichtig, dass der querschnittgelähmte Rollstuhlfahrer regelmässig sein ­Gesäss von der Unterlage abhebt oder seine Sitzposition verändert (z. B. durch Beugen des Oberkörpers nach vorne, durch Zurücklehnen oder indem er die ­Sitzseite wechselt. Eine Positionsveränderung sollte möglichst alle 20 Minuten ­erfolgen!

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Schweizer Paraplegiker-Vereinigung, Nottwil

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DANKE Speziellen Dank an: Hans Georg Koch Franziska Reding Nicole Andres Ines Bersch Monika Schachschneider Jessica Decker Christa Schwager Angelika Lusser-Gantzert Tim Shelton Erwin Zemp Beat Bösch Martina Meyer Martin Senn Catherine Debrunner John Leen Walter Eggenberger Fabian Aggeler Physiotherapie des SPZ, Nottwil Ergotherapie des SPZ, Nottwil

Auf den Fotos: Nicole, Martin, Katerina, Franziska, Catherine, Martina Fotografiert von: Fabian Aggeler, Katerina Salficka Locations: Ergotherapie Schweizer Paraplegiker-Zentrum, Fotostudio im SPZ, Nottwil, und in Sörenberg Layout: Tina Achermann, Schweizer Paraplegiker-Vereinigung, Nottwil

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