to release = loslassen, freigeben, herausgeben

to release = „loslassen“, „freigeben“, „herausgeben“ release Jahresbericht 2016 release-u21@ release-stuttgart.de Fax 0711 – 60 17 37–31 release-...
Author: Hertha Meyer
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to release = „loslassen“, „freigeben“, „herausgeben“

release Jahresbericht 2016

release-u21@ release-stuttgart.de

Fax 0711 – 60 17 37–31

release-mitte@ release-stuttgart.de

Fax 0711 – 26 84 32–31

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SEKRETARIAT Beate Schob

Faruk Özkan

Dieter Szczendzina

Christina Koutalakidou

Natalie Andraschko

Jonathan Ries

Mo: 9 – 12 13 – 17 Di: 13 – 17 Mi: 9 – 12 Do: 9 – 12 13 – 18

Offene Sprechstunde: Do. 14 – 16:30

Erstgespräche: Do. 16 – 17:30

Philipp Weber

André Kuhn

Maren Schusser

Julia Hoffmann

Paula Marinovic

SEKRETARIAT Evi Schneider

LEITUNG Bernd Klenk

Mo: 9 – 12 13 – 16 Di: 9 – 12 13 – 16 Mi: 9 – 12 Do: 9 – 12 13 – 18 Fr: 9 – 12

Praktikantenbüro 33

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LEITUNG Dieter Kolb

60 17 37 –

Villastr. 11 70190 Stuttgart

Kriegsbergstr. 40 70174 Stuttgart

0711 – 26 84 32 –

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Phlipp Weber 0151 / 16815619

Maren Schusser 0175 / 5678166

Jasmin Elsaßer 0175 / 5678166

Juliane Blanck 0160 / 97270888

Nicole Benz 0160 / 97270888

mobil:

www.take-stuttgart.de

Villastr. 11 70190 Stuttgart

[email protected]

Villastr. 11 70190 Stuttgart Tel. 0711 – 60 17 37-35

Ulrich Binder

Stefan Raschinsky (angestellt beim Caritas Verband Stuttgart)

Farid Hässelbarth (angestellt beim Caritas Verband Stuttgart)

Christine Scherb

Lisa Friedrich

LEITUNG Dr. Andrea Ackermann-Siegle

26 26 774

Fax 0711 – 26 26 790

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Rieckestr. 15 70190 Stuttgart

GESCHÄFTSFÜHRENDER VORSTAND:

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Micha Lohmüller

Öffnungszeiten: Mo – Fr: 7:45 – 13 Mo – Do: 16:45 – 18

Café SUB Kriegsbergstr. 40 Tel.: 0711 – 65 86 45-10

Café SUB 10

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Hannah Nieberle

Sabrina Peignard 15 mobil 0175 / 9138257

Diana Kiess

Ulrike Simon 13 mobil 0175 / 9122331

LEITUNG Uwe Collmar

65 86 45 –

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Rolf Berger

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0151 / 12057220 Christine Scherb

mobil

Tamara Darkashly

Leyla Yilmaz

LEITUNG Uwe Collmar

50 53 9 88 –

Fax 0711 – 50 53 9 88–20

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release-direkt@ release-stuttgart.de Fax 0711 – 65 86 45–20

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Kriegsbergstr. 40 70174 Stuttgart

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IMPRESSUM

HERAUSGEBER Release Stuttgart e.V. Villastraße 11 70190 Stuttgart (Mitglied im Diakonischen Werk Württemberg – DWW) BW Bank IBAN DE12 6005 0101 0002 4812 94 BIC/SWIFT SOLADEST600 FOTOS Nicole Benz Michael Braun Jasmin Elsaßer Marco Franzese Julia Hoffmann André Kuhn Evi Schneider Matthes Schrof Uwe H. Seyl Ulrike Simon Ulrike Wiesehütter

Wikipedia Commons (lizenzfrei)

GRAFIK Der WeberFink GbR, Büro für grafische Gestaltung Stefan Kaulbersch V.i.S.d.P. Christoph Werkmann, Ulrich Binder

Wegen der besseren Lesbarkeit verwenden wir in unseren Texten nur die männliche Form.

INHALT

06 Vorwort 07 Danke! 08 09 10 13 14 16 18 19 20 21 22 24 25

RELEASE U21 Mehrstufige Suchtprävention bei Release U21 Release Netzpause FreD Statistik Prävention 2016 Exkursion nach Zürich Open House – die offene Sprechstunde bei Release U21 Beratung von Jugendlichen im Vollzug Information, Beratung und Begleitung von Angehörigen Selbsthilfegruppe für Angehörige suchtgefährdeter Kinder (SAsuK) Statistik Beratung 2016 Ausblick Die Mitarbeitenden

26 27 28 28 30 30

take: Das aufsuchende Partydrogenprojekt für die elektronische Musikszene Hauptsächlich guuude Infos Neuzugang bei take Ein heißer Sommer take und die Welt der Medien Zahlen und Fakten



RELEASE MITTE Ambulante Beratung Beratung von Cannabiskonsumenten Drogenberatung von Erwachsenen im Vollzug Drogenberatung für Migranten Statistik 2016 Die Mitarbeitenden

31 32 33 34 36 38 41

42 44 45 46 47 48 49 50 52 53 54 56

RELEASE DIREKT Gruppenangebote in der Senefelderstraße 51 Ambulant Betreutes Wohnen (ABW) Der erste Eindruck zählt PSBS-Sprechstunde in Arztpraxen STAR - STundenweise ARbeit Mein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) Streetwork – Brauchen wir Konsumräume? Diamorphinbehandlung Psychosoziale Betreuung von Substituierten in der JVA Stuttgart Statistik 2016 Die Mitarbeitenden

58 TAGWERK 59 Auswertung 2016 60 Die Mitarbeitenden 51 62 64 66

Elternkreis Release und Kunst Statistik gesamt 2015 Aufsichtsrat und Geschäftsführender Vorstand

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VORWORT VERÄNDERUNGEN

Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte. Gustav Heinemann

Liebe Leserin, lieber Leser, wer die Jahresberichte von Release Stuttgart e.V. regelmäßig gelesen hat, weiß über die vielen Veränderungen in den verschiedenen Dienststellen und immer wieder neu erschlossenen Arbeitsfeldern und Projekten bestens Bescheid. Diese ganzen Neuerungen und Veränderungen sind für einen Verein wie Release nicht nur spannende Herausforderungen, sondern auch unerlässlich, wenn man den Anspruch hat, auf dem Gebiet der Sucht- und Drogenarbeit zeitgemäß, kundenorientiert und innovativ zu sein. Die Aufgaben sind gerade in den letzten Jahren immer vielschichtiger geworden. Damit natürlich auch der Haushalt und die Finanzierung. Der Vorstand von Release beschäftigt sich schon seit Jahren mit seiner Aufgabe und Rolle in diesem immer komplexer werdenden Arbeitsfeld. Die Grenzen des finanziellen Risikos und der zeitlichen Inanspruchnahme von ehrenamtlich agierenden Vorstandsmitgliedern sind erreicht. Also höchste Zeit, sich mit „eigenen“ Veränderungen auseinander zu setzen. Nun hat sich 2016 nach externer Beratung und intensiven Diskussionen die Vereinsstruktur von Release. verändert. Die Mitgliederversammlung als höchstes Gremium bleibt erhalten. Aus dem ehrenamtlichen Vorstand wurde ein Aufsichtsrat und aus dem bisherigen Geschäftsführer ein hauptamtlicher Vorstand. Für Außenstehende vielleicht eine kaum wahrnehmbare Veränderung, für die Akteure aber spürbare Entlastungen und klare Zuständigkeiten.

So kann sich der neue Aufsichtsrat jetzt intensiv mit der inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung und ihrer Finanzierbarkeit beschäftigen und muss sich deutlich weniger mit Themen und Fragen des Alltags einer Sucht- und Drogenberatungsstelle beschäftigen, was für einen extern agierenden Vorstand in der Vergangenheit zunehmend schwieriger wurde. Gemeinsam mit Uli Binder und den Mitarbeitenden der vier Dienststellen von Release sind wir sehr gespannt auf das vor uns liegende Jahr und die zu erwartenden Herausforderungen. Beim Studium dieses Jahresberichts bekommen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, wieder einen guten Überblick über die vielfältigen Aufgabengebiete und die große Fachlichkeit der Mitarbeitenden von Release und damit ein Gefühl für das große Angebotsspektrum einer doch eher kleinen Sucht- und Drogenhilfeeinrichtung. Seien Sie auch im Namen von Sabine Henniger, Dr. Christiane Tödter, Rolf Ahlrichs, Matthias Appelt, Karl-Eugen Fischer, Franz Friedel und Florian Karsten ganz herzlich gegrüßt,

Ihr Christoph Werkmann Vorsitzender des Aufsichtsrats

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DANKE!

Die Finanzierung unserer Arbeit erfolgt durch Zuschüsse der Stadt Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg. Dafür sagen wir vielen Dank. Darüber hinaus müssen wir einen erheblichen Teil unseres Etats über die Zuweisung von Geldbußen, durch Spenden und durch die Erwirtschaftung von Eigenmitteln bestreiten. Der Anteil derjenigen Mittel, der sich aus Geldbußen, Spenden und erwirtschafteten Mitteln, wie aus Release und Kunst, zusammensetzt, lag auch letztes Jahr bei fast 250.000 Euro. Wir danken an dieser Stelle ganz ausdrücklich und sehr herzlich all denen, die durch ihre wertvolle und engagierte Hilfe unsere Arbeit erst möglich gemacht haben. Wir sind auf Sie alle angewiesen.

Unser Dank gilt: > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

allen Privatpersonen für ihre persönliche und finanzielle Unterstützung allen Richterern, die Release durch die Zuweisung von Geldbußen unterstützt haben allen Staatsanwälten, die Release durch die Zuweisung von Bußgeldern unterstützt haben den Künstlern, die mit ihren Werken Release und Kunst gefördert haben allen Personen und Firmen, die durch den Kauf eines Kunstwerkes unsere Arbeit unterstützt haben der Aktion "Hilfe für den Nachbarn" der Stuttgarter Zeitung der „Aktion Weihnachten“ der Stuttgarter Nachrichten der Brücke e. V. – Verein für Menschen am Rande der BW Bank, Stuttgart dem Diakonie-Spendenfonds der Dr. Cantz'schen Druckerei, Ostfildern der EnBW Energie Baden-Württemberg AG der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Untertürkheim der Evangelischen Kirchengemeinde Zuffenhausen dem Grafikstudio Frank Kicherer der Firma Hochland Kaffee, Stuttgart der Hoppe-Ritter Stiftung der Klingele Papierwerke GmbH & Co. KG, Remshalden dem Kulturwerk, Stuttgart dem Land Baden-Württemberg der Landesbank Baden-Württemberg der Landeshauptstadt Stuttgart der Lechler Stiftung, Stuttgart dem Lions Club Stuttgart der Markement GmbH, Steinenbronn der Firma Mende, Buchbinderei, Stuttgart dem Referat Sucht des Diakonischen Werkes Württemberg der Rotary Stiftung Stuttgart der Stiftung Diakonie Württemberg der Stiftung Landesbank Baden-Württemberg dem Studierendenwerk Stuttgart der Stuttgarter Babbelrunde dem Verein Bewährungshilfe Stuttgart e.V., Stuttgart dem Verein „Frauen helfen helfen“, Stuttgart dem Verein zur Hilfe in außerordentlichen Notfällen e.V., Stuttgart der Firma Wörwag-Pharma GmbH, Böblingen

8_ Release U21

Release U21 Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand. Das Besondere ihren Wert. Oscar Wilde

Der Jahresbericht 2015 endet mit dem Ausblick auf ein alltägliches, durchschnittliches, kommendes Jahr. Weit gefehlt – 2016 war wieder besonders – im guten und im anstrengenden Sinne. Dreimal gab es einen Wechsel im Team von Release U21, mit unbesetzten Zeiten. Wenn erfahrene und routinierte Mitarbeiterinnen gehen, dauert es eine Weile, bis die Lücken gefüllt sind. Erfreulich war, dass wir schnell Nachfolgerinnen finden konnten und durch gemeinsame Anstrengungen keines unserer Angebote aussetzen mussten. Gemeinsam mit den Kollegen der Fachgruppe Prävention des Suchthilfeverbundes Stuttgart haben wir an einem Konzept zur Suchtprävention bei geflüchteten Menschen weitergearbeitet und erste Veranstaltungen durchgeführt – in Unterkünften, in Vorbereitungsklassen, mit Dolmetscher und ohne. Wir haben dabei Jugendliche getroffen, die überrascht waren, wie selbstverständlich hier Alkohol getrunken wird oder erstaunt, dass Shisharauchen nur Erwachsenen erlaubt ist. Mancher ist auf seinem – oft jahrelangen – Weg hierher mit Drogenkriminalität konfrontiert worden oder hat als kleines Kind im Mohnfeld der Großeltern gespielt. Angestiegen sind unsere gemeinsamen Veranstaltungen mit Berufsschulen. Suchtprävention ist nicht nur ein Thema der Mittelstufe – auch Heranwachsende (und Erwachsene) müssen sich über den Umgang mit Rausch und Risiko Gedanken machen.

Neu und für beide Seiten sehr positiv war eine Schulungsreihe für Mitglieder des Cannabis Social Club Stuttgart (CSC), einem Zusammenschluss von Menschen, die sich für einen legalen Zugang zu Marihuana für Erwachsene einsetzen. Früherkennung und Intervention bei problematischem Konsum waren die Themen und die Grundlage für zum Teil kontroverse Diskussionen. Eine Zusammenarbeit, die wir auch 2017 weiterführen wollen. Als Moderatoren und Referenten haben wir uns bei Fachtagen der Aktion Jugendschutz, der Landesstelle für Suchtfragen und dem Diakonischen Werk engagiert und in den Netzwerken für Beratung und Suchtprävention mitgearbeitet. Viele Menschen haben bei uns hospitiert, um von unserer Erfahrung zu profitieren und die Arbeit kennenzulernen. Wir haben Anfragen von Journalisten beantwortet, eine Lesung mit der Mutter eines ehemaligen Drogenabhängigen organisiert, neues fachliches Know-how bei dem Besuch der Fachstelle für Suchtprävention in Zürich kennengelernt, die Kooperation mit der Ambulanz für Internetabhängigkeit der Uni Tübingen intensiviert ... Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Kollegen, Beratern, Referenten, Unterstützern, Besuchern, Studierenden, Ehrenamtlichen, Praktikanten, Spendern und Kooperationspartnern für den Austausch, die Rückmeldung, offene Türen und das gemeinsame Arbeiten und hoffen auf Fortsetzung im Jahr 2017. Bernd Klenk

_9 Release U21

MEHRSTUFIGE SUCHTPRÄVENTION BEI RELEASE U21

Das Angebot besteht aus einem dreistufig angelegten Präventionsprogramm, welches Release U21 für die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 7, 9 und 10 entwickelt hat. Entstanden ist dieses Angebot aufgrund der Überlegung, dass junge Menschen während der Schulzeit verschiedene Entwicklungsaufgaben durchlaufen. Im gesamten Zeitraum der Veranstaltungsreihe erhalten die Schüler eine Vielzahl von Informationen zu unterschiedlichen Substanzen. Wir thematisieren den Umgang mit schwierigen Situationen im Laufe der Entwicklungsjahre und regen eine Selbstreflexion in jeder Klassenstufe an. ÜBERBLICK ÜBER DAS KONZEPT Klasse 7 / 3 Stunden Themen: Freundschaft, Selbstbild und Fremdbild Substanzen: Alkohol, Tabak, Cannabis Klasse 9 / 4 Stunden Themen: Risiko, Risikobewertung und Selbsteinschätzung Substanzen: Alkohol, Tabak, Cannabis, Ecstasy Klasse 10 / 4 Stunden Themen: Anforderungen, Belastungen und Stress Substanzen: Amphetamine, Kokain, Doping, Biogene Drogen

„Seit mehreren Jahren bereits besteht unsere Kooperation mit Release U21 und gehört fest zum Schuljahresablauf unseres Gymnasiums. In jedem Schuljahr besuchen unsere Klassenstufen 7 und 9 die Räumlichkeiten von Release U21 in der Villastraße und begegnen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort. Die dreistündige Arbeit mit unseren Jugendlichen gestalten die Expertinnen und Experten in Sachen „Suchtprävention“ in jeder Altersstufe altersgemäß etwas anders und mit anderen Schwerpunkten. Spannend sind die Verknüpfungen über die Stufen hinweg, zum Beispiel Abfragen aus Klasse 7 in Klasse 9 erneut anzusehen und Veränderungen in der Einstellung wahrzunehmen und zu besprechen. In der Klassenstufe 10 gibt es dann vor dem Eintritt in die Kursstufe noch einmal eine Begegnung mit den Release U21-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern in den Räumlichkeiten der Schule, um die Überlegungen aus der Sicht der Fast-Erwachsenen abzuschließen. Wir hoffen, dass die Schülerinnen und Schüler durch die Begegnungen mit Release U21 mehr erfahren zum Thema Gefährdungen, Abhängigkeiten und Sucht – und dass sie, wenn sie jemals in eine solche Situation kommen, wissen, an wen sie sich wenden können (…). Für diese Offenheit, für die Angebote an sachkundiger Information und bedarfsorientierter Unterstützung schätzen wir unsere Kooperation mit Release U21 sehr und hoffen auf viele weitere Jahre fruchtbarer Zusammenarbeit!“ Susanne Heß, Schulleiterin Neues Gymnasium

Was die Schülerinnen und Schüler (Klasse 7) meinen:

„Ich finde es gut, dass Leuten mit Suchtproblemen geholfen wird. Ich finde gut, dass kein Lehrer dabei war und dass wir Zettel ausfüllen durften, die wir in der neunten Klasse wieder aufmachen.“ „Ich fand es gut, dass vieles mit Spielen und Bildern erklärt wurde, und dass man, wenn man ein Problem hat, einfach da hinkommen kann, ohne dass die Eltern etwas davon erfahren, wenn man das nicht will.“ „Ich fand es gut, die Spiele und die Gemeinschaft. Den Leiter fand ich auch gut und dass man jetzt so viel über das Thema weiß.“ André Kuhn Ausarbeitung einer 9. Klasse zu Anforderungen, Belastungen und Stress

10_ Release U21

WAS IST DENN NUN OK, PROBLEMATISCH ODER SÜCHTIG?

Diese eine Frage taucht bei Release Netzpause immer wieder auf, ganz egal ob bei Schulklassen, bei FSJ-Gruppen oder bei Elternabenden: Was ist denn nun „in Ordnung“ oder „normal“? Was ist „zu viel“ oder „gefährlich“? Und wann sagt man, dass jemand „süchtig“ ist? Da wir diese Fragen nicht einfach mit einer Präsentation beantworten wollen, entwickelten wir im letzten Jahr eine neue Methode: DIE NETZPAUSE-AMPEL

Diese Ampel wird auf dem Boden ausgelegt und soll von den Teilnehmenden gefüllt werden. Ziel ist, gemeinsam zu überlegen, was denn nun unproblematisch (grün), riskant (orange) oder krankhaft/süchtig (rot) ist. Diese Frage diskutieren wir zu unterschiedlichen Themenbereichen, wie beispielsweise der Nutzungsdauer, dem Freundeskreis, möglichen Auswirkungen oder den Gründen für die Nutzung. Wenn ein Thema durch die Gruppe diskutiert wurde, geben wir von Netzpause unsere Einschätzung ab und fassen die genannten Punkte noch einmal zusammen. Diese Themenbereiche sind folgendermaßen aufgebaut (am Beispiel der Nutzungsdauer und dem Freundeskreis): Einschätzung der Nutzungsdauer Wie lange täglich sollte das Internet in der Freizeit genutzt werden? Dabei ist egal, ob am Smartphone oder an der Konsole gespielt wird, oder ob die Zeit mit WhatsApp, Youtube oder Facebook verbracht wird. Die Gruppe soll sich darauf einigen, welche Zeitspanne in welches Feld gehört.

Zur Auswahl stehen: 30 Minuten bis 2 Stunden, 2 Stunden bis 4 Stunden, 5 Stunden bis 7 Stunden, über 8 Stunden Dabei wird teils heftig diskutiert, die Meinungen reichen von „Nach Schule, Hausaufgaben und Training hat doch keiner mehr drei Stunden Zeit, das geht doch nur bei Suchtis“ hin zu „Ich spiele am Wochenende locker acht Stunden, das ist gar kein Problem“. Dabei wird klar, dass die Zeitangabe allein nicht ausreicht. Was hat die/derjenige ansonsten noch zu tun? Wie alt ist sie/er?

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Kontakt Release Netzpause: [email protected] www.release-netzpause.de

Freundeskreis Immer mehr Menschen kommunizieren sowohl online als auch offline mit ihren Freunden. Einige haben zusätzlich Online-Freunde, denen sie offline noch nie begegnet sind. Doch wie sieht ein unproblematischer Freundeskreis aus? Welcher Freundeskreis begünstigt eine Sucht? Sind Online-Freunde weniger wert als Offline-Freunde? Wie ist es, wenn jemand voneinander getrennte (Online/Offline)-Freundeskreise hat? Was sind die Gefahren, wenn es keine Überschneidungen zwischen Online- und Offline-Freunden gibt? Dabei erklären wir zum Beispiel, dass nur wer getrennte Freundeskreise hat, sich eine auf Lügen basierende Parallelwelt aufbauen kann. Überschneiden sich die Freundeskreise, so ist dieses Risiko geringer: Wenn ein 12-jähriges Mädchen sich online als eine 18-jährige junge Frau ausgibt, so werden deren reale Freundinnen sie hierauf höchstwahrscheinlich ansprechen.

Diskussionsbedarf und Abwechslung Bei keiner anderen Methode bei Release Netzpause wird so viel diskutiert wie bei der Netzpause-Ampel. Wir sind froh, dass wir nun einen Weg gefunden haben, um gemeinsam mit den Teilnehmenden zu klären, wo denn nun die Grenzen verlaufen und auf was sie achten sollten. Gleichzeitig können wir zeigen, dass es nur sehr wenige harte Grenzen gibt, sondern immer die persönliche Situation betrachtet werden muss. Die Netzpause-Ampel verläuft dabei jedes Mal ein wenig anders . Wir freuen uns auf weitere Diskussionen! Michael Braun

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„NETZPAUSE TRIFFT WILDNISPÄDAGOGIK“ - EIN PROJEKT DER KLASSENSTUFE 7

„In der letzten Woche fand für die Klassen 7a und 7b das Projekt „Netzpause trifft Wildnispädagogik“ statt. Am Vormittag erhielten die Schülerinnen und Schüler durch unseren Kooperationspartner Release Einblicke in die Suchtgefahr von Medien und PC, sie reflektierten ihren eigenen Medienkonsum und tauschten sich über die Gefahren der digitalisierten Angebote aus. Im Anschluss gab es ein gemeinsames Vesperpäuschen im Klassenzimmer, dann ging es los in den Wald: Die Wildnis erleben, ohne Handy, ohne Standortbestimmung, ohne Nachrichten – das war das Ziel des zweiten Teils des „Netzpause“-Tages. Wie macht man Feuer, wie hackt man Holz, was kann man im Wald hören und spüren, welche Tiere, welche Pflanzen kann man finden ... ? Viele Themen und Fragen fanden Raum an dem Nachmittag, wie der Natur mit Respekt gegenüber zu treten und ungewohnte Welten zu erfahren – und am Ende gab es noch selbst gepflückten und gekochten Brennesseltee und gegrillte Schokobananen vom offenen Feuer. Ulrike und Stefan von Release bzw. von der Mobilen Jugendarbeit hatten ein tolles Programm entwickelt und die Klasse 7a war bis 17 Uhr engagiert und begeistert dabei. Am Mittwoch geht die 7b mit unserem Kooperationspartner in den Wald zur „Netzpause“. Und auch sie werden merken: Es geht auch einmal ohne Handy!“ 15. April 2016, Susanne Heß – Schulleitung Neues Gymnasium Stuttgart

_13 Release U21

FreD – FRÜHINTERVENTION BEI ERSTAUFFÄLLIGEN DROGENKONSUMENTEN

STATISTIK 2016

Anzahl der Kurse Anzahl der Teilnehmenden Gesamt Männlich Weiblich Davon in Form von Einzelgesprächen Neumeldungen für 2017 Kein Interesse oder nicht gekommen

7 Kurse 70 Personen 60 Personen 10 Personen 6 Personen 14 Personen 5 Personen

Ulrike Wiesehütter

Es dürfte niemandem entgangen sein, dass der DJ in den letzten Jahren auf der Liste der Traumberufe von Kids nach ganz oben gerutscht ist. Da wollen Firmen wie HARIBO, die ihr Geld mit Leckereien aus Zucker für Kinder verdienen, am Kuchen natürlich beteiligt sein und erweitern ihre Produktpalette dementsprechend. Herausgekommen ist die “DJ Brause”. Kleine saure Pillen, äh Fruchtgummis, die lustig machen sollen. Also wenn das nicht verdammt nah dran ist an den kleinen bunten Pillen aus dem Club, dann weiß ich es auch nicht. Aber irgendwann musste die Schokoladenzigarette ja auch mal abgelöst werden ...

14_ Release U21

STATISTIK PRÄVENTION 2016 DIE FOLGENDEN ZAHLEN ERGEBEN SICH AUS DER ZUSAMMENFÜHRUNG DER NUTZERZAHLEN UNSERER ANGEBOTE: SUCHTPRÄVENTION RELEASE U21, RELEASE NETZPAUSE – PRÄVENTION VON INTERNETABHÄNGIGKEIT UND AUS DEM NEUEN PRÄVENTIONSANGEBOT TAKE. 1. Gesamtzahl der Veranstaltungen und Zielrichtung Im Jahr 2016 haben wir wieder viele verschiedene Suchtpräventionsveranstaltungen und -projekte mit den unterschiedlichsten Gruppen und Kooperationspartnern durchgeführt. Ein abwechslungsreiches Jahr, ein anstrengendes Jahr. Unsere Zählungen ergaben 5.259 Nutzer in 301 Veranstaltungen. Die Palette der dokumentierten Angebote reicht vom Informationsgespräch bis hin zum mehrtägigen Videoprojekt, enthält Veranstaltungen mit Schulen, Betrieben, Jugendgruppen, Eltern und Multiplikatoren. Die über Jahre gewachsene Erfahrung und das große Engagement unserer Mitarbeitenden legen einen Grundstein für viele erfolgreiche Kooperationen. Routine hilft uns, die große Zahl der Anfragen zu bewältigen. Dennoch sind wir neugierig auf neue Ideen, Ansätze und Zielgruppen in der Suchtprävention. Neben der direkten Arbeit mit den Endadressaten ist es uns wichtig, ein fester Ansprechpartner für Multiplikatoren zu sein und zu bleiben .„Vor Ort“ können sie Probleme frühzeitig erkennen und Unterstützung anbieten.

Veranstaltungen

Erreichte Personen

2016: 301 2015: 312 2016: 5.259 2015: 5.731 238 238

Endadressaten

242

44 48

Multiplikatoren

29

17

2016

26

Öffentlichkeitsarbeit

2015

4

2014

2. Endadressaten (Mehrfachnennungen möglich) Wen erreichen wir direkt mit unseren Suchtpräventionsangeboten? Release U21 wendet sich an Jugendliche und junge Erwachsene und ihre Angehörigen. Das Thema Drogen greifen wir mit Schülern ab der 7. Klasse auf, bei „Netzpause“ sind Veranstaltungen ab der 6. Klasse möglich. (da die regelmäßigen Internetnutzer, Chatter und Spieler immer jünger werden und sehr früh unterschiedlichste digitale Endgeräte mit Internetzugang besitzen.). Mit manchen Angeboten erreichen wir gleichzeitig mehrere Zielgruppen, deshalb sind in dieser Rubrik Mehrfachnennungen möglich – so können in einer Jugendgruppe oder einer Schulklasse gleichzeitig Jugendliche sein, die Rauscherfahrung haben, andere, die neugierig sind oder wieder andere, die Drogenkonsum ablehnen. Wer zu welcher Gruppe gehört, wird oft erst in den Programmteilen deutlich, die ohne die Begleitpersonen stattfinden.

54%

Kinder und Jugendliche

Auszubildende

Eltern

7%

3%

Konsumerfahrene Jugendliche

Probierkonsumenten

Straffällige

Studierende

Sonstige

18%

8%

3%

4%

3%

_15 Release U21

3. Schwerpunktthemen in den Veranstaltungen mit den Endadressaten (Mehrfachnennungen möglich) Alkohol und Cannabis sind die „gesetzten“ Substanzen in den Infoteilen unserer Präventionsangebote. Es ist überaus wahrscheinlich, dass Jugendliche damit in Kontakt kommen. Kontakt bedeutet nicht gleichzeitig auch Konsum, doch wir halten es für unerlässlich, dass man sich früh darüber informiert und eine eigene Haltung dazu entwickelt. Dabei wollen wir unsere Zielgruppen unterstützen. Andere Substanzen tauchen etwas seltener als Thema auf, hierbei spielt es mehr eine Rolle, mit welchen Altersstufen und Zielgruppen wir es in der jeweiligen Gruppe zu tun haben. Veranstaltungen mit dem Schwerpunktthema Lebenskompetenz zielen auf Förderung von Faktoren, die erwiesenermaßen suchtpräventiv wirksam sind: Soziale Kompetenzen, Kommunikation, Selbstwirksamkeit, Hilfe suchen und annehmen können ...

4. Lobmanagement

In unserem Qualitätsmanagement sammeln wir Kritik und Beschwerden, um unsere Arbeit zu verbessern – aber auch positive Rückmeldungen und Lob. Hier ein paar Auszüge aus E-Mails, die uns 2016 erreicht haben ... „Hallo,… Eine kleine Rückmeldung an Ihren Kollegen: Gestern war ich im Vortrag von einem Ihrer Mitarbeitenden im Gymnasium zum Thema Alkohol, Nikotin und illegale Drogen. Es war eine sehr gute Veranstaltung, ich fühlte mich sehr gut informiert und meine Fragen wurden beantwortet. Bitte leiten Sie Ihm doch dieses Feedback weiter“ „Hallo, gestern hat zunächst die Projektgruppe „Film“ und dann ein großer Teil des Jahrgangs den Film „Endstation“ gesehen. Die Aufmerksamkeit, mit der der Film geschaut wurde, sagte schon alles – interessant und fesselnd!! Großes Lob von der Filmgruppe an euch für den Schnitt, Ideen wie die wiederholte Einblendung des Treppenhauses, das verzerrte Gesicht des „Lehrers“ und den Chuck Norris Witz

Lebenskompetenz

77 207

Alkohol

218

Cannabis Tabak

56

Ecstasy

56 47

Amphetamine

41

Kokain Opiate Internet

13 28

Habe den Gute-Laune-Tee heute acht statt vier Minuten ziehen lassen. Heute eskaliere ich so richtig! Twitter-Spruch, unbekannt

am Ende :-) Fanden sie (und ich) sehr zum Lachen!!Ich persönlich fand es den besten Film seit Jahren!! Weg von den „wir wollen cool spielen und so tun als rauchen/ trinken wir Szenen“ hin zu tieferen Charakteren und parallelen Konflikten (Brüder, Eltern, Mädchen). Mir scheint, dass etliche der Kids ... sich selbst und wie sie im Extremfall sein könnten, gespielt haben. Das machte den Plot authentisch und die Gefühle der Charaktere überzeugend. Vielen, vielen Dank. Beste Grüße A.L.“ „Hallo,… vielen Dank für die schnelle Zusendung. Ich finde die Ergebnisse wirklich gelungen und möchte mich für die tollen gemeinsamen Veranstaltungen der vergangenen Jahre herzlich bedanken. Mit freundlichem Gruß A.F.“ „Hallo,… hier noch eine nette Rückmeldung. Bei der Evaluation des Schuljahres wurde auf die Frage, was von diesem Schuljahr mitgenommen wird, mehrfach die Exkursion zu Release genannt. Obwohl die meisten Schüler nach eigenen Angaben bereits mehrfach Kontakt mit

Release hatten, war diese Exkursion aufgrund der Gespräche mit den Betroffenen und der Erstellung eines Filmes ein besonderes Ereignis. Dir und Deinem Team vielen Dank dafür. C.V.“ „Hallo, ….warum ich Ihnen eigentlich schreibe: Ich habe ihn ausführlich zu seinen Erfahrungen mit FRED und seiner Einschätzung befragt. Er äußerte sich sehr positiv und lobte die Herangehensweise (Drogen nicht nur schlecht machen, sondern neutral Vor- und Nachteile kennen lernen). Er schätzt den Kurs als nachhaltig ein und meinte, dass ihm der Kurs viel gebracht habe und er viel Neues gelernt habe. Betont hat er auch, dass das Gruppensetting hilfreich war und er gesehen hat, wie es anderen Jugendlichen damit geht und wie die damit umgehen. Ich dachte mir Sie freuen sich vielleicht über das Feedback oder sammeln ganz einfach solche Rückmeldungen. S.G.“ Bernd Klenk

16_ Release U21

EXKURSION NACH ZÜRICH

Bei strahlendem Sonnenschein kamen wir um die Mittagszeit in Zürich an, bezogen unser Hotel und hatten nun ein paar Stunden Zeit zum Flanieren. Abends gingen wir gemeinsam Essen und ließen uns das Schweizer Raclette schmecken. Am nächsten Tag waren wir zum fachlichen Austausch mit den Kollegeninnen und Kollegen der Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich verabredet. Wir erfuhren vieles über die Drogen- und Suchtpolitik der Schweiz und speziell der Stadt Zürich. Uns wurden Ziele, Strategien und Grundsätze der Suchtprävention erläutert und anhand von Praxisbeispielen verdeutlicht. Am Nachmittag lernten wir Zürich mit anderen Augen kennen. Wir genossen die historische Stadtführung: „Von der Riviera zum Letten: Auf den Spuren der Suchtprävention“. Gemeinsam gingen wir anhand von symbolträchtigen Orten in Zürich, wichtige Etappen der Suchtprävention ab und erhielten viele interessante Informationen. Es war eine spannende Zeitreise, die Einsicht in die lokale Drogengeschichte und städtische Suchtpolitik bot. André Kuhn

_17 Release U21

MEIN NAME IST JULIA HOFFMANN ...

Die Gründe, warum Jugendliche nicht zu vereinbarten Terminen kommen, sind vielfältig ... Ich konnte nicht kommen, weil: Es hat geregnet Hatte keine Fahrkarte Oma in der Türkei ist gestorben Ich werde gerade verhaftet Haben in der Schule noch eine Arbeit geschrieben Musste auf meine kleinen Geschwister aufpassen ... und ich arbeite seit 01.01.2017 als Sozialarbeiterin bei Release U21. 2011 habe ich begonnen, Soziale Arbeit in Weingarten an der Fachhochschule zu studieren. Das Studium habe ich 2015 mit dem Bachelor abgeschlossen. Ich hatte durch ein Praktikum in der Villastraße bereits die Möglichkeit, die verschiedenen Dienststellen und deren Schwerpunkte und Aufgabenbereiche kennenzulernen. Nach meinem Studium habe ich in der stationären Jugendhilfe in Stuttgart gearbeitet. Meine zukünftige Arbeit bei Release U21 wird zu 50% Prävention und zu 50% Beratung umfassen. Ich freue mich darauf, meinen Erfahrungsschatz zu erweitern und mich in die für mich neuen Gebiete einzuarbeiten.

Habe ständig angerufen – NIE jemand erreicht Der Berater ist immer im Urlaub oder krank Musste mit der Oma einkaufen gehen Bin gerade im Krankenhaus War schon unterwegs und mir ist schlecht geworden Mein Vater hat keine Zeit mich zu bringen Mussten ein Sofa kaufen gehen Meine Mutter hat mich nicht geweckt (Termin 15 Uhr) Habe verschlafen Ich musste mit dem Hund Gassi gehen Die S-Bahn ist nicht gefahren Ich musste ja erst einmal etwas essen

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OPEN HOUSE DIE OFFENE SPRECHSTUNDE VON RELEASE U21

13:30

Das Büro wird vorbereitet

14:00

Es klingelt an der Tür. Zwei junge Frauen stehen in der Tür, die entscheidenden Eingangsfragen („Sind Sie unter 21? Leben Sie in Stuttgart?) bejahen beide, es geht aber nur um Annabel*, ihre Freundin ist zur moralischen Unterstützung dabei. Sie nimmt im Wartezimmer Platz, während Annabel ins Büro des Beraters kommt und ihr Anliegen vorträgt.

14:10

Noch im ersten Gespräch höre ich schon, dass es wieder geklingelt hat. Evi gibt mir telefonisch Bescheid, dass zwei junge Männer gekommen seien.

14:30

Annabels Anliegen konnte geklärt werden, sie bricht mit ihrer Begleiterin wieder auf. Silas und Sedat sitzen gelangweilt im Wartezimmer und schrecken von ihren Smartphones hoch, als ich frage, wer als nächster dran sei. „Ich, wegen Gericht,“ rufen sie mir unisono zu. Ich rede zuerst mit Sedat: Er wurde vor ein paar Monaten mit Marihuana erwischt und muss 5 Auflagengespräche führen. Wir vereinbaren einen Termin für das erste Gespräch und ich wende mich Silas zu. Auch er hat vom Gericht die Auflage bekommen Beratungsgespräche bei Release wahrzunehmen. Da es sich bei ihm um den Besitz einer größeren Menge „Gras“ gehandelt hat, sind es bei ihm 10 Gespräche.

15:15

Das Wartezimmer ist leer, ich halte mich in Bereitschaft

15:30

Leon kommt in Begleitung seines Vaters. Der Jugendliche war am vergangenen Wochenende wegen einer Alkoholvergiftung im Klinikum – sein Vater hat ihn deshalb heute in die offene Sprechstunde gebracht. Da aktuell niemand mehr wartet, nehme ich mir für Leon etwas Zeit und spreche mit ihm ausführlich. Leon und sein Vater scheinen zufrieden, beide verlassen die Beratungsstelle wieder.

16:20

Noch zehn Minuten. Ich verharre gespannt, ob denn da noch jemand kommt.

16:31

Niemand mehr gekommen, die offene Sprechstunde für heute ist beendet. Ich schicke an meine Kolleginnen eine E-Mail, in der ich sie über die neuen Klienten informiere. * Alle Namen geändert Philipp Weber

_19 Release U21

BERATUNG JUGENDLICHER UND HERANWACHSENDER IN DER JVA STUTTGART

JVA STATISTIK 2016 Auch im Jahr 2016 wäre die aufsuchende Suchtberatung in der JVA Stuttgart ohne die gute Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Kooperationspartnern nicht möglich gewesen. Unser Dank geht daher an die Mitarbeitenden der JVA Stuttgart, die Richter der Amts- und Landgerichte, Rechtsanwälte, Jugendgerichtshelfer, die Sachbearbeiter der Kostenträger, die Rehabilitationseinrichtungen und an alle weiteren Personen und Institutionen, die ihren Teil dazu beitragen, dass junge Menschen eine zweite Chance bekommen! Philipp Weber

Mein Gefängnis – Erich Mühsam Auf dem Meere tanzt die Welle nach der Freiheit Windmusik. Raum zum Tanz hat meine Zelle siebzehn Meter im Kubik.

Hinterm Auge wohnt die Träne, und sie weint zu ihrer Zeit. Eingesperrt sind meine Pläne namens der Gerechtigkeit.

Tausend Rätsel, tausend Fragen machen manchen Menschen dumm. Ich hab eine nur zu tragen: Warum sitz ich hier? Warum?

Liebe tupft mit bleichen leisen Fingern an ein Bett ihr Mal. Meine Pforte ist aus Eisen, meine Pritsche hart und schmal.

Aus den blauen Himmeln zittert Sehnsucht, die die Herzen stillt. Meine Luke ist vergittert und ihr dickes Glas gerillt.

Wie ein Flaggstock sind Entwürfe, den ein Wind vom Dache warf. Denn man meint oft, dass man dürfe, was man schließlich doch nicht darf.

NACHFRAGE Gesamtnachfrage

50 Personen

Davon Neuanmeldungen 2015

45 Personen

BETREUUNGEN Gesamtbetreuungen 2016 mit dem Ziel Therapievermittlung

50 Personen

Davon Betreuungen mit 5 und mehr Kontakten

15 Personen

Davon Betreuungen mit 3-4 Gesprächen

4 Personen

Davon Betreuungen mit 2 Gesprächen

7 Personen

Davon Einmalkontakte

24 Personen

THERAPIEVERMITTLUNGEN Betreuungen mit 5 und mehr Gesprächen mit dem Ziel Therapievermittlung

15 Personen

Davon Therapie tatsächlich angetreten

5 Personen

Davon Therapie nicht realisiert (Entlassung aus Haft, Verlegung, rechtliche Hindernisse)

7 Personen

Davon Weiterbetreuung 2017

3 Personen

20_ Release U21

INFORMATION, BERATUNG UND BEGLEITUNG VON ANGEHÖRIGEN

ANGEHÖRIGE VON SUCHTMITTEL KONSUMIERENDEN MENSCHEN SIND EMOTIONAL BELASTET. DER VERDACHT UND DAS WISSEN ÜBER DEN KONSUM LÖSEN VIELE FRAGEN UND OFT AUCH VORWÜRFE AUS. DIE FASZINATION DER MODERNEN MEDIEN SORGT EBENFALLS BEI VIELEN ANGEHÖRIGEN FÜR FRAGEN UND HILFLOSIGKEIT. WIR BIETEN FÜR ANGEHÖRIGE IN DIESEN SITUATIONEN BERATUNG AN.

Aus dem Tagebuch einer Mutter:

17.04.2016 Ich mache mir Sorgen um Max – wieder, aber jetzt andere als früher. Er ist jetzt 16 Jahre alt. Früher war er nur zu Hause, hat sich nie mit Freunden getroffen, war fast nur am Computer. Wie sehr habe ich mir gewünscht, dass er, wie andere Jugendliche raus geht, unterwegs ist. Genau das macht er jetzt. Seit etwa 5 Monaten ist er viel unterwegs. Er sagt, er treffe sich mit Freunden. Ich kenne diese Freunde nicht, er bringt sie nicht mit nach Hause. 28.04.2016 Was passiert mit meinem Sohn? Heute hat mich die Lehrerin angerufen. Max hat jetzt mehrmals unentschuldigt gefehlt. In der Schule ist er unauffällig, wirkt aber oft abwesend. Er macht nicht mehr gut mit im Unterricht, die Leistungen gehen runter. Als ich Max vorhin darauf angesprochen habe, hat er zuerst versucht, sich raus zu reden. Dann ist er ausgeflippt, hat rumgebrüllt und ist Türe knallend aus dem Haus gerannt. So kenne ich ihn gar nicht. 29.04.2016 Heute hat Max sich wegen gestern entschuldigt, hat irgendwas von einem Mädchen gemurmelt. Ist er unglücklich verliebt? 13.05.2016 Unsere kleine Nina merkt mit ihren 9 Jahren auch, dass mit Max etwas nicht stimmt – sie sagt, er sei komisch. Dabei liebt sie ihren großen Bruder heiß und innig. Ich bin unruhig und unsicher. Wenn ich Max frage was los ist, höre ich nur, ich soll mir keine Sorgen machen, er sei schon groß. Mein Mann sagt auch, ich würde überreagieren, das ist halt so in der Pubertät. Ich weiß nicht … 31.05.2016 Ich bin total geschockt. Die Ferien waren der Horror. Jetzt ist es klar. Max kifft. Er kam in den Ferien oft viel zu spät nach Hause, sah merkwürdig aus, hat rum gekichert, sich dann aber schnell ins Zimmer verzogen. Und dann letzten Freitag – er kam morgens um 02:00 Uhr nach Hause. Das Handy hatte er abgestellt. Wir waren kurz davor, ihn vermisst zu melden. Dann kam er in völlig desolatem Zustand. Für meinen Mann war sofort klar, dass Max total zugekifft war. Ich kenne mich mit sowas nicht aus. Aber ich weiß jetzt, warum ich so unruhig war. Am nächsten Tag haben wir ihn damit konfrontiert. Zunächst hat er alles abgestritten, dann kamen Ausflüchte. Alle würden kiffen, er habe das nur ein paarmal

gemacht, es sei überhaupt nicht schlimm, wir trinken Alkohol, der sei viel schlimmer, außerdem würde Cannabis ja sowieso bald legalisiert. Dann ist mein Mann ausgerastet, die beiden haben sich nur noch angebrüllt. 22.06.2016 Was haben wir falsch gemacht? Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Wir wissen jetzt, er kifft schon seit Anfang des Jahres. Max lässt wenig raus, verschließt sich immer mehr. Nina hat Angst, mein Mann ist total wütend und spricht kaum mit Max, und ich, ich bin verzweifelt. Die ganze Familie leidet. Wie glücklich wär ich jetzt, wenn er wie früher, seine Freizeit zuhause am Computer verbringen würde … 05.07.2016 Das ist das Ende – unser Leben ist ein einziger Scherbenhaufen. Wir haben in Max Zimmer einen größeren Haufen Gras, viele leere Tütchen und eine Feinwaage gefunden. Unser Sohn dealt, er ist kriminell … Ich habe Angst, bin wütend, mache mir Vorwürfe, fühle mich so hilflos, ich schäme mich … Wie sollen wir das überstehen? 07.07.2016 Ich habe im Internet recherchiert und eine Beratungsstelle gefunden, Release U21. Vorhin habe ich dort angerufen und konnte gleich kurz mit einer Beraterin sprechen. Das Telefonat war nicht lange, vielleicht 15 Minuten, aber ich bin jetzt schon ein bisschen ruhiger und entlastet. Was für mich bisher unvorstellbar war, scheint bei Release U21 Alltag zu sein. Nächsten Montag haben mein Mann und ich dort einen Termin. Dann können wir in aller Ruhe und persönlich die ganze Situation besprechen. Ich weiß, es gibt auch dort nicht das endgültige Rezept oder die eine Lösung für unser Problem. Aber es gibt dort jemanden, der uns zuhört, uns in dieser Zeit begleitet und mit uns gemeinsam Lösungen erarbeitet. Wir sind nicht allein und das ist doch schon eine ganze Menge.

Anmerkung: Dieses Tagebuch ist frei erfunden, bildet aber Teile unserer Angehörigenberatung so bzw. so ähnlich ab. Paula Marinovic

_21 Release U21

SELBSTHILFEGRUPPE FÜR ANGEHÖRIGE SUCHTGEFÄHRDETER KINDER (SAsuK) STUTTGART

Das nunmehr fünfte Jahr seit Gründung unserer Gruppe war geprägt von intensiven Gesprächen bei unseren Treffen, aber auch außerhalb der festen Termine, wann immer es nötig wurde. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass jeder, der sich äußert, auf eine Atmosphäre der interessierten und mitfühlenden Anteilnahme trifft und darauf vertrauen kann, dass alles Gesagte im Raum bleibt.

Im Juli besuchten wir die Therapiestätte „Das Brückle“ südlich von Freiburg, eine Einrichtung für die stationäre Rehabilitation von drogenabhängigen Männern (THC-, Partydrogen- oder Opiatabhängigkeit). Dies erfolgt durch einen individuellen Behandlungsplan mit suchtspezifischen, beruflichen und persönlichen Zielen, um einem erneuten Konsum vorzubeugen und positive Lebensziele zu erreichen.

An unseren monatlichen Treffen (jeweils am dritten Samstag im Monat) in den Räumen von „Release U21“ nahmen regelmäßig zwischen 10 und 16 Menschen teil. Je nach Redebedarf und Teilnehmerzahl variiert die Länge der Treffen. In der Regel sind wir wenigstens drei Stunden zusammen. Auch dieses Jahr kamen einige Menschen neu hinzu. Es ist für die meisten eine etwas unerwartete aber erfreuliche Erfahrung, von außen so viel Verständnis für die eigene schwierige Situation zu erleben. Das ist es, was sie in der Regel in ihrem eigenen sozialen Umfeld vermissen.

Wir wurden zuerst von der Leitung informiert und dann von Therapieteilnehmern durch die Einrichtung geführt. Es war eine sehr offene Führung, uns wurden alle Möglichkeiten der Betätigung und Beschäftigung, auch der Freizeitgestaltung gezeigt. Noch mehr hat uns die Offenheit der Teilnehmer überrascht, wie sie über sich selbst, ihre Vergangenheit, ihre Entwicklung und ihre Ziele berichtet haben. Obwohl manches uns auch aus Elternsicht bereits bekannt war, haben uns die Aussagen der Jugendlichen doch sehr beeindruckt. Die ihrerseits an uns gerichteten Fragen beantworteten wir offen und ausführlich. Einige gaben darauf die Rückmeldung, dass ihnen dadurch auch so manche Reaktion ihrer eigenen Eltern besser verständlich geworden sei. Uns bleibt ein sehr guter Eindruck von der Therapiestätte und wir glauben, auch unsere Kinder wären dort sehr gut aufgehoben. In den Gesprächen mit den Teilnehmern gewannen wir die Einsicht, dass Rehabilitation ein langer Weg sein kann, aber auch die Gewissheit, dass es doch erfolgreiche und gute Lösungen gibt. Die Veranstaltung war für uns alle aus der Gruppe rundum eine Bereicherung.

Die Gruppe wird, als jederzeit verfügbares Netzwerk, als sehr hilfreich empfunden. Ohne den Anspruch, professionelle Unterstützung ersetzen zu wollen, geben wir aus unserem eigenen Erfahrungshintergrund heraus Hinweise und Tipps etwa bei der Suche nach Therapiemöglichkeiten und Hilfsangeboten. Wir legen großen Wert darauf, dass jeder genügend Raum bekommt, die eigenen Sorgen, Ängste und Nöte im Umgang mit der Sucht und den zum Teil dramatischen Begleiterscheinungen und schwer zu ertragenden Ereignissen vorzutragen und das Verständnis der Gruppe zu spüren. Nur allzu oft müssen wir ja alle im persönlichen Umfeld mit Unverständnis und Vorurteilen rechnen, wenn wir dort die Probleme ansprechen. Als selbst Betroffene wissen wir vieles besser als Außenstehende einzuordnen und einzuschätzen. Die Gruppe ermöglicht dadurch einen offenen und vertrauensvollen Austausch. Gemeinsam sind wir besser in der Lage als jeder für sich alleine, Perspektiven für das jeweils eigene Handeln zu entwickeln. Sich gegenseitig zu ermutigen und zu stärken ist ein wichtiger Leitgedanke unserer Arbeit. Wir achten darauf, dass wir die Anregungen für die Gruppenarbeit aus der Supervision mit Frau Rutsch von KISS im vorletzten Jahr, so wie es die jeweilige Situation erfordert, in unsere Arbeit einbringen. Aufgaben und Grenzen einer Gruppenleitung der Gruppe gegenüber immer wieder bewusst zu machen ist ebenso wichtig, wie klar zu machen, dass jeder einzelne Teilnehmende die Verantwortung für sich selbst auch innerhalb der Gruppe übernehmen muss.

Auch 2016 haben einige von uns wieder die von der Landesvereinigung angebotenen und stark nachgefragten Seminare besucht. Diese Gelegenheiten, etwas für sich selbst zu tun, werden von unseren Gruppenmitgliedern sehr gerne wahrgenommen. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden sind auch dank der kompetenten Seminarleiter durchweg positiv. Für sehr gute Unterstützung bei allen Fragen, die wir nicht selbst beantworten konnten, sorgten wie jedes Jahr die engagierten Fachleute von „Release U21“.

22_ Release U21

STATISTIK BERATUNG 2016

DIE ZAHLEN ERGEBEN SICH AUS DEN ARBEITSBEREICHEN AMBULANTE BERATUNG BEI RELEASE U21, BERATUNG UND BETREUUNG IN DER JUSTIZVOLLZUGSANSTALT STUTTGART STAMMHEIM UND DER BERATUNG BEI RELEASE NETZPAUSE.

1. KLIENTEN IM JAHR 2016 Im Jahr 2016 haben wir 531 Menschen mit unseren unterschiedlichen Beratungsangeboten unterstützt – exakt dieselbe Anzahl wie 2015 – auch die Verteilung von Einzelkontakten und längerfristigen Beratungsverläufen ist nahezu identisch mit dem Vorjahr. 531 Mal Probleme, Sorgen, Fragen, Hoffnungen, Enttäuschungen, Wünsche, Ergebnisse. Die Beratung bei U21 ist für viele Klientinnen und Klienten eine Unterstützung und Hilfe in schwierigen Lebensphasen.

Betroffene Einmalkontakte

Angehörige

Gesamt

104 weiblich 23 männlich 81

98 weiblich 80 männlich 18

202 weiblich 103 männlich 99

2 und mehr Kontakte

254 weiblich 49 männlich 205

75 weiblich 65 männlich 10

329 weiblich 114 männlich 215

Gesamt

358 weiblich 72 männlich 286

173 weiblich 145 männlich 28

531 weiblich 217 männlich 314

2. ALTERSVERTEILUNG DER KLIENTEN MIT EIGENER PROBLEMATIK (INKL. EINMALKONTAKTE N=358) Das Interesse an Drogen wächst mit Beginn der Pubertät. Gründe dafür gibt es vielfältige: Neugierde bzw. neue Erfahrungen sammeln, Rauscherfahrung, Suche nach Genuss, positive Schilderungen von Freunden, Gruppenzwang bzw. Anpassung an die Gruppe, Außenseiter – Angst vor dem Alleinsein, Flucht vor Alltagsproblemen, Überforderungen (z.B.: Schulprobleme/Lernschwierigkeiten), passive Freizeitgestaltung (viel Fernsehen, Computerspiele etc.) „Ersatzkick“ nötig, Nachahmung, Mittel der Selbstdarstellung, Alltagsdoping, Unsicherheit, fehlende Konfliktfähigkeit, Beziehungsstörung, persönliche Schicksale ... wie bei den Erwachsenen auch.

bis 13 Jahre

4 173

13 – 17 Jahre

177

18 – 21 Jahre über 21 Jahre

4

3. VERMITTLUNG DER KLIENTEN MIT EIGENER BETROFFENHEIT (OHNE EINMALKONTAKTE; N = 257) Der Zugang zu unseren Beratungsangeboten läuft über verschiedene Kanäle. Durch Öffentlichkeitsarbeit (Flyer, Veranstaltungen, Homepage) informieren wir über unsere Angebote, bei Präventionsveranstaltungen und Elternabenden weisen wir auf die Beratung hin, es gibt Beratungsangebote „vor Ort“ – in der JVA Stammheim und im Olgäle; man kann sich telefonisch melden, per E-Mail oder ohne Termin jeden Donnerstagnachmittag in die offene Sprechstunde kommen. Viele Klientinnen und Klienten werden von anderen Einrichtungen zu uns vermittelt, begleitet oder mit einer Auflage zu uns geschickt.

Keine Vermittlung / Selbstmelder

121

47,2%

Justizbehörden

88

34,3%

Familie, Freunde, Bekannte

24

9,4%

Arbeitgeber, Betrieb, Schule

11

4,2%

Reha-Einrichtungen

3

1,1%

Jugendhilfe

3

1,1%

Sonstige: Ärzte, Betreutes Wohnen, Krankenhaus ..

7

2,7%

257

100%

Gesamt

_23 Release U21

Wochenende ist dann, wenn die Maßeinheit von Stunden auf Liter geändert wird. Twitterspruch, unbekannt

4. HAUPTDIAGNOSE KLIENTEN MIT EIGENER BETROFFENHEIT (OHNE EINMALKONTAKTE N = 257) Schwierigkeiten im Umgang mit Cannabis sind seit der Gründung von Release U21 im Jahr 2005 der Hauptgrund für die Beratung. So auch im Jahr 2016. Auch bei den Klienten ohne Hauptdiagnose spielt oft der Haschischund Marihuanakonsum eine Rolle und ist Teil des Beratungsanlasses. Allerdings ist deren Konsum noch nicht so verfestigt oder es fehlen zum aktuellen Zeitpunkt noch Informationen, so dass keine Diagnose gestellt werden kann.

22

Ohne Hauptdiagnose

Alkohol schädl. Gebrauch

7 5 0

Alkoholabhängigkeit

6 101

Cannabis schädl. Gebrauch

90 84 89

Cannabis Abhängigkeit

18 13

Stimulanzien Abhängigkeit

Stimulanzien schädl. Gebrauch

2 4

Kokain Abhängigkeit

3 2

Andere Substanzen

4 4

Opioide Abhängigkeit

2 5

Tabak Abhängigkeit

2015 2016

37

2 2

5. KLIENTEN IM BERATUNGSANGEBOT „RELEASE NETZPAUSE“ Einmalkontakte

2 und mehr Kontakte

Gesamt

0

6 relevant 1 ausschließlich 5

6 relevant 1 ausschließlich 5

Angehörige

18 relevant 4 ausschließlich 14

18 relevant 7 ausschließlich 11

36 relevant 11 ausschließlich 25

Gesamt

18 relevant 4 ausschließlich 14

24 relevant 8 ausschließlich 16

42 relevant 12 ausschließlich 30

Betroffene

Die Begriffe „ausschließlich“ oder „relevant“ in der Tabelle bedeuten, dass die Beratungsanfrage entweder zielgerichtet auf das Beratungsangebot Release Netzpause gerichtet war oder sich als ein relevantes Nebenthema bei anderen Problematiken gezeigt hat.

Einen leichten Anstieg gibt es bei den Klientenzahlen von Release Netzpause (2015: 38). Seit 2012 bieten wir Beratung bei problematischer Internetnutzung für Betroffene und Angehörige an. Seit dem Ende der Projektzeit 2014 als trägerfinanziertes Angebot ohne öffentliche Finanzierung. Wir wissen, dass es bei dieser Problematik schon jetzt ein großes Dunkelfeld gibt und das „Abtauchen“ oder die „Flucht“ in virtuelle Welten durch rasant wachsende technische Möglichkeiten der Endgeräte, Spiele und Programme (Virtual Reality Brillen, Verschmelzung von digitaler und realer Welt …) noch zunehmen werden. „Werbung“ für Netzpause, Suche nach neuen Zugangsmöglichkeiten zu den Betroffenen, Ausbau der Hilfen für die Angehörigen und Weiterentwicklung der Angebote können wir mit den bisherigen Kapazitäten nicht leisten. Bernd Klenk

24_ Release U21

AUSBLICK

Je größer der Dachschaden, desto schöner der Ausblick zum Himmel. Karlheinz Deschner

Die Kalender des ersten Halbjahres 2017 sind schon gut gefüllt – umso wichtiger ist es, die neuen Kolleginnen schnell einzuarbeiten. Einige administrative Neuerungen warten auf uns und müssen umgesetzt werden – der neue Kerndatensatz in der Beratungsdokumentation und eine grundlegende Überarbeitung des Dokumentationssystems der Suchtprävention dot.sys. Im Qualitätsmanagement müssen wir das QM-System und das zugehörige Handbuch an die Veränderungen der neuen ISO-Norm 9001:2015 anpassen, damit die Rezertifizierung gelingt. Bei den diesjährigenen Beratungen zum Doppelhaushalt der Stadt Stuttgart beantragen wir eine Stelle mit dem Schwerpunkt Release Netzpause – Prävention von Internetabhängigkeit und die regelfinanzierte Fortsetzung unseres Partydrogenprojektes Take. Dokumentation, QM, Finanzierung, Organisation bilden das Gerüst, an dem hilfreiche Beratung und erfolgreiche Suchtprävention geplant und umgesetzt wird. Das wollen wir auch im neuen Jahr in erster Linie tun. WIE JEDES JAHR: Wir werden Bewährtes fortsetzen und die Augen für neue Entwicklungen und Aufgaben offen halten. Über Anregungen freuen wir uns sehr. Wir denken gerne mit Ihnen über Angebote und Ansätze für die jeweiligen Zielgruppen nach und wir freuen uns auf Ihren Anruf, Ihre E-Mail oder ein persönliches Gespräch mit Ihnen. Bernd Klenk

Das Team von Release U21 hat sich 2016 von zwei sehr erfahrenen und engagierten Kolleginnen verabschiedet. Friede Kimuli war 4 ½ Jahre hier beschäftigt. Sie hat mit großer Begeisterung suchtmittelkonsumierende Jugendliche in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart und in der Beratungsstelle betreut. Sie war federführend an der Planung und Entwicklung unseres Partydrogenprojekts Take beteiligt. Ulrike Wiesehütter war 7 ½ Jahre im Team von Release U21. Neben Einzelberatungen führte sie zahlreiche Gruppenveranstaltungen mit konsumerfahrenen Jugendlichen durch. In der Prävention begleitete sie Schulklassen und Jugendgruppen mit großem Fachwissen und vielfältigen Methoden wie Wildnispädagogik und Deeskalationstraining. Beiden Kolleginnen ein herzliches Dankeschön, für die Unterstützung, das herausragende Engagement, für die vielen Anregungen und Impulse und alles Gute für ihre berufliche Neuorientierung. Jasmin Elsaßer hat von Juli 2016 bis Januar 2017 die Arbeit von Release U21 unterstützt. Zum 1. April haben wir Maren Schusser als neue Mitarbeiterin bei Release U21 begrüßt. Ebenfalls zum Team U 21 gehören die geringfügig beschäftigten Mitarbeitenden Jeanette Pohl (Beratung) und Michael Braun (Prävention Netzpause). Beide sind erreichbar über das Sekretariat. Ulrich Binder

_25 Release U21

DIE MITARBEITENDEN

BERND KLENK Dienststellenleitung Prävention und Beratung, Qualitätsmanagement Tel. 0711 - 60 17 37-33 [email protected]

EVI SCHNEIDER Sekretariat Tel. 0711 - 60 17 37-30 [email protected]

JULIA HOFFEMANN Prävention und Beratung Tel. 0711 - 60 17 37-34 [email protected]

ANDRÉ KUHN Prävention und Beratung Tel. 0711 - 60 17 37-37 [email protected]

PAULA MARINOVIC Beratung, Angehörigenarbeit und Prävention Tel. 0711 - 60 17 37-32 [email protected]

MAREN SCHUSSER Prävention und Beratung Partydrogenprojekt Take Tel. 0711 - 60 17 37-36 [email protected]

PHILIPP WEBER Beratung im Vollzug (Jugendliche), Partydrogenprojekt Take Tel. 0711 - 60 17 37-38 [email protected]

26_ TAKE

DAS AUFSUCHENDE PARTYDROGENPROJEKT FÜR DIE ELEKTRONISCHE MUSIKSZENE

Man muss das Leben tanzen. Friedrich Nietzsche Das Jahr 2016 war für Take ein ereignisreiches mit vielen Veränderungen und Entwicklungen. Wir sind so langsam in der Szene angekommen und konnten dieses Jahr bei 12 Veranstaltungen präsent sein. Unsere Peers haben uns auch im Jahr 2016 tatkräftig unterstützt und waren auf allen Events stark vertreten.

In puncto Netzwerkarbeit war das absolute Highlight die dreitägige „Stadt nach Acht“-Tagung in Berlin im November. Hier haben sich, in dieser Form erstmals in Deutschland, Menschen aus der Partyszene, Peers, Partydrogenprojekte und Kreative getroffen, um sich auszutauschen und Impulse für die eigene Arbeit zu erhalten.

Im März 2016 hat sich unsere geschätzte Kollegin Friede Kimuli verabschiedet, um sich beruflich neu zu orientieren. Dafür konnten wir Jasmin Elsaßer begrüßen, die Take bereits bei der Bedarfsanalyse 2013 unterstützt hatte und nun das Take-Team komplettiert.

Den Abschluss des Jahres bildete wie im vergangenen Jahr die größte elektronische Musikveranstaltung Stuttgarts: Das SEMF in der Neuen Messe. Während mehr als 12.000 Besucher zu Top-DJs feierten, war Take mit Info-Stand und Chill-Out-Area vor Ort. Hier konnten auch die „neuen“ Peers die Schulungsinhalte das erste Mal in der Praxis anwenden.

Zu den Highlights des vergangenen Jahres zählt die wissenschaftliche Begleitung des Projekts durch das Institut für angewandte Sozialwissenschaften Stuttgart (IfaS), die im Juni begonnen hat. Ziel der bis März 2017 dauernden Evaluation ist die Überprüfung des Projektes im Hinblick auf Akzeptanz und Wirksamkeit innerhalb der Dialoggruppe. Ebenfalls im Juni haben wir zur Halbzeit des Projekts zu einem Pressegespräch eingeladen. Gemeinsam mit unseren Förderern und Peers haben wir eine erfolgreiche Zwischenbilanz gezogen. Nachdem wir im Sommer auf verschiedenen Festivals im Einsatz waren, konnten wir im September die zweite Peers-Schulung beginnen. Dabei sind wir auf junge kreative Menschen getroffen, die unsere Arbeit vom ersten Tag an bereichert haben.

Nicht minder spannend dürfte das letzte Projektjahr für Take werden. Neben den auch für 2017 anvisierten zwölf Veranstaltungen, bei denen wir präsent sein wollen, planen wir für Juni 2017 einen Fachtag zum Thema „Safer Nightlife“ auf dem Gelände der Kulturinsel in Bad Cannstatt. Mit Spannung erwarten wir auch die Ergebnisse des städtischen Doppelhaushalts 2018/2019, weil wir hoffen, dass Take auch über die Projektlaufzeit hinaus finanziert werden kann. Bis dahin danken wir unseren Förderern, die das Projekt überhaupt erst möglich gemacht haben. Nicole Benz Philipp Weber

_27 TAKE

www.take-stuttgart.de

Podiumsdiskussion zum Thema Drugchecking auf dem Stadt nach Acht– Kongress in Berlin. Es diskutieren (v.l.n.r.): Astrid Leicht (Fixpunkt Berlin), Tibor Harrach (Drug-checking-Initiative Berlin Brandenburg), Alex Bücheli (NewNet), Volker Auwärter (Uni Freiburg)

Take-Stand auf dem SEMF 2016

HAUPTSÄCHLICH GUUUDE INFOS Wer Zugang zu einer Szene sucht, braucht Türöffner. Wer Zugang zur Techno-Szene in Stuttgart haben möchte, braucht Uwe „Lexe“ Legleiter. In der Welt der hiesigen elektronischen Musik ist Uwe das, was man getrost als Urgestein bezeichnen kann. Emsig und umtriebig widmet er sich seit Jahrzehnten verschiedensten Projekten – unter anderem betreibt er seit ca. 4 Jahren das 24-Stunden-Webradio „HGM – Hauptsäschlisch Guude Mussik“. Dort gibt es neben jeder Menge Techno auch Talk-Formate, in denen über den Tellerrand hinausgeblickt wird. Wir haben uns sehr gefreut, als Take im April 2016 zum „HGM Schontag“ eingeladen wurde, um dort das Projekt und dessen Ziele vorzustellen. Nach positivem Feedback und dem Einstieg von Jasmin Elsaßer wurden wir im September erneut ins „Casa HGM“ eingeladen, um über unsere Erfahrungen auf den Festivals des Sommers zu sprechen. Dabei wurde auch die Idee einer monatlichen Gesprächsrunde geboren, in der aktuelle Pillenwarnungen und Safer-Use-Themen besprochen werden können. Im November haben wir in den Räumlichkeiten von Take dann die erste Folge „Safer Use! – Der Konsumententalk“ aufgenommen. Die Folgen werden immer samstags ausgestrahlt und sind online unter www.hearthis.at/hgmstuttgart abrufbar. Philipp Weber

Uwe Legleiter (li.) mit Philipp im Gespräch.

28_ TAKE

NEUZUGANG BEI TAKE

Mein Name ist Jasmin Elsaßer und ich begann im Juli 2016 zu 50% beim Partydrogenprojekt Take in der Projektkoordination zu arbeiten. Zu Release kam ich während meines Studiums der sozialen Arbeit in Ludwigsburg. Dort war eine Honorarkraftstelle ausgeschrieben, in der Release U21 für das City Streetwork Projekt Mitarbeitende suchte. Ich fand das Projekt sehr spannend, arbeitete das letzte Projektjahr mit und ging jedes Wochenende mit den Kollegen vom Schlupfwinkel, der Mobilen Jugendarbeit und der Caritas raus auf die Straßen Stuttgarts, um mit jungen Menschen in Kontakt zu treten. Meine Bachelorthesis behandelte die Technoszene und junge Erwachsene im Umgang mit Partydrogen, sowie die Präventionsarbeit in diesem Bereich. Ich kam schnell mit Friede Kimuli, Nicole Benz und dem Projekt in Berührung, unterstützte die beiden ehrenamtlich und lernte das Partydrogenprojekt Take gut kennen. Ich empfinde das Projekt als eine große Bereicherung in der Szene und freue mich sehr, dabei sein zu können! Auf ein tolles Jahr 2017, interessante Begegnungen und viele neue Erfahrungen bin ich sehr gespannt!

*** Transfer-Ticker *** Juliane Blanck wechselt zum 01.03.17 von den Peers ins Take-Team *** Transfer-Ticker *** Maren Schusser steigt zum 01.04.17 mit 25% bei Take ein *** Transfer-Ticker *** Take-Team heißt die Neuzugänge herzlich willkommen! ***

EIN HEISSER SOMMER

Im Sommer 2016 waren wir gut beschäftigt. Innerhalb von drei Monaten waren wir auf sechs verschiedenen Veranstaltungen zu Gast. Vom großen Festival bis zur kleinen Goa im Club war alles vertreten. Im folgenden Bericht möchten wir Ihnen einen kleinen Einblick in unseren Sommer geben.

Die nächste Veranstaltung war eine kleinere Goa in einem Stuttgarter Club, in dem wir öfters zu Gast sind. Unser Standort war mitten im Club, zwischen zwei Floors, was für uns immer super ist, weil wir so als Teil der Veranstaltung wahrgenommen werden.

JULI 2016 Zum ersten Mal fand das Festival „Tanz im Park“ im Rahmen des Stuttgarter Lichterfestes mit 20.000 Besuchern statt und wir waren eingeladen. Die Veranstaltung war für uns eine tolle Möglichkeit, unser Projekt einem breiten Publikum vorzustellen. Es kam viel szenefremdes Publikum mit uns in Kontakt, das unserem akzeptierenden Ansatz sehr offen gegenüber stand. Wir haben positive Rückmeldungen bekommen. Drei Peers haben uns tatkräftig unterstützt.

Der krönende Abschluss im Juli war das Wet Festival in Gärtringen, bei dem wir bereits letztes Jahr waren. Das Festival hatte rund 6.000 Besucher. Wir waren mit zwei Peers am Start und eine Hospitantin begleitete uns. Unser Stand war super besucht, so dass wir 535 Kontakte hatten und 101 Beratungen durchgeführt haben. Alle unsere GiveAways und das Obst waren weg – ein Erfolg! Besonders schön war, dass der Bürgermeister unseren Stand besuchte, um sich für unseren Einsatz zu bedanken.

_29 TAKE

AUGUST 2016 Wieder einmal waren wir in einem Stuttgarter Club bei einem Rave. Der Eintritt war frei, so war die Veranstaltung gut besucht. Wir waren dieses Mal nur zu zweit und kamen etwas ins Schwitzen, aber so wird einem nicht langweilig. Der August ging weiter mit einem Besuch bei einem Electro Open Air in Stuttgart. Solch eine Veranstaltung hatten wir noch nie. Die Menschen waren anfangs etwas zurückhaltend, doch je mehr sich der Park füllte, desto mehr Menschen kamen zu uns an den Stand. Unter unserem Pavillon war es bei 35 Grad sehr heiß und wir waren froh, als die Sonne unterging. Selbstverständlich hatten wir Sonnencreme und Magnesium für die hitzegeplagten Gäste dabei.

SEPTEMBER 2016 Der Sommer endete für uns mit dem Electrique Baroque Festival in Ludwigsburg. Dieses Festival hatte seine Premiere und wir durften dabei sein – Vielen Dank! Von den 6.000 Besuchern haben 470 Menschen unseren Stand besucht und 59 kamen mit uns ins Gespräch. Vier unserer Peers waren dabei und arbeiteten in Schichten, da wir bei strahlendem Sonnenschein 12 Stunden vor Ort waren. Das Festival geht 2017 in die zweite Runde und Take wird wieder mit dabei sein. Wir bedanken uns bei den Veranstaltern für ihr Vertrauen und für ihr Engagement. Es ist schön, wenn offen und ehrlich mit dem Thema Konsum umgegangen wird und unser Projekt als Dienstleistung für die Gäste begriffen wird. Nicole Benz

30_ TAKE

TAKE UND DIE WELT DER MEDIEN

Das Jahr 2016 war für Take das Jahr der Öffentlichkeitsarbeit und des Umschwungs. Um uns breiter aufzustellen und mehr Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, befassten wir uns intensiv mit dem Thema „social media“. Wir überarbeiteten und gestalteten aktiv unsere Homepage (www. take-stuttgart.de) weiter. In der Kategorie take Information haben wir die neue Sparte Beratung und Hilfe hinzugefügt. Hier können die Besucher unserer Seite die verschiedenen Beratungsstellen von Release mit einem Klick erreichen. Zusätzlich haben wir unsere Bekanntheit in den sozialen Medien weiter ausgebaut. Unsere Facebook Seite (www.facebook.com/take.stuttgart/) hat durch gute Pflege an Bekanntheit zugelegt. Wir haben dieses Jahr detailliert über neueste Gesetze, Pillenwarnungen und anstehende Partys informiert. Durch die Zunahme der Likes und Freundschaften, die auf Facebook entstanden, sind auch Veranstalter verstärkt auf uns aufmerksam geworden. Das Jahr 2016 bescherte uns im Laufe des gesamten Jahres 107 neue Likes. Take Stuttgart hat auf Facebook nun 194 „Gefällt Mir Angaben“ und zusätzlich 67 Freunde.

Wir haben schnell bemerkt, dass die Aufmerksamkeitsspanne bei unserem social media Publikum bei Bildern höher als bei Texten ist. Deshalb haben wir uns einen Instagram Account (Take Stuttgart) eingerichtet. Hierüber können wir nun schneller und breitgefächerter unsere Einsätze teilen und finden noch mehr Beachtung. Wenn wir draußen unterwegs sind und einen Einsatz haben (und das natürlich mit den Veranstaltern abgeklärt ist) machen wir ein Foto und posten dieses mit Hashtags über Instagram und automatisch auch über Facebook. So sind die Leute informiert und Menschen, die uns noch nicht kennen, werden neugierig gemacht. Weiterhin nutzen wir WhatsApp und E-Mail, vor allem mit unseren Veranstaltern und Peers halten wir dadurch Kontakt. Jasmin Elsaßer

ZAHLEN UND FAKTEN TAKE 2016

EVENTEINSÄTZE Eventeinsätze davon Clubeinsätze davon nicht öffentliche Veranstaltungen davon Festivaleinsätze Kontakte (erreichte Personen) Beratungen

2016 2015 12 13 6 8 1 2 5 3 3.138 3.280 519 621

Im Jahr 2016 waren wir im Raum Stuttgart auf 12 elektronischen Musikveranstaltungen präsent. Durch den Personalwechsel und die dadurch zeitweise verringerten Personalkapazitäten war es uns nicht möglich, auf mehr Partys vor Ort zu sein. Wir sind jedoch zufrieden und haben unser angestrebtes Jahressoll von 12 Einsätzen erfüllt. Es hat sich gezeigt, dass wir in der Zwischenzeit gute Kooperationen haben und Veranstalter vermehrt von sich aus auf uns zukommen, um uns auf ihre Events einzuladen. Insgesamt haben 3.138 Personen unser Angebot genutzt. Damit sind Menschen gemeint, die z.B. unseren Chill Out Bereich zum Ausruhen nutzen, die Pillenwarnungen lesen oder einen Flyer mitnehmen. Wir sind vor Ort auf den Veranstaltungen präsent, halten uns dabei jedoch im Hintergrund. Dies bedeutet, dass die Gäste der Veranstaltungen aktiv auf uns zukommen müssen, um mit uns in persönlichen Kontakt zu treten. Im Jahr 2016 haben sich 519 Menschen von uns Hauptamtlichen sowie unseren Peers zu unterschiedlichen Themen rund um den Konsum beraten lassen. Nicole Benz

_31 Release Mitte

Release Mitte Wir berichten über die Entwicklungen im Jahr 2016 in der Beratungsstelle Release Mitte. Release Mitte bietet beratende, therapeutische und soziale Hilfen für Menschen mit einem problematischen oder abhängigen Konsumverhalten an und steht auch Angehörigen und weiteren Bezugspersonen mit Rat und Hilfe zur Seite. Wie letztes Jahr werten wir die Zugangswege unserer Klienten über unsere Erstgesprächsliste aus. Die größte Gruppe bei unseren Erstgesprächen, die jeweils donnerstags von 16:00-17:30 Uhr stattfinden, waren mit 39% die Wiederaufnahmen. Über andere Beratungsdienste und Arbeitshilfeträger fanden ca. 15% den Zugang zu unserem Beratungsangebot. Über Freunde/Bekannte, unsere Homepage und die Bewährungshilfe fanden jeweils 10% der Ratsuchenden den Weg in unsere Beratungsstelle. Klienten, die nicht am Donnerstagnachmittag zu uns kommen können, bekommen ein Gesprächsangebot zu einem anderen Termin. Mit ca. 50% der Ratsuchenden in der Altersgruppe der 21-30-jährigen erreichen wir unsere Zielgruppe gut. Dadurch können wir frühzeitig einem chronischen Drogenverlauf von jungen Menschen durch Beratung und Vermittlung in eine Behandlung entgegenwirken. Unser Cannabis-Flyer, den wir in verschiedenen Einrichtungen und in Lokalen im Jahr 2015 verteilten, brachte nicht die gewünschte Resonanz. Mit 29 Klienten, die 2016 unser Cannabis-Modul nutzten, hatten wir fast die gleiche Anzahl Personen wie im Vorjahr. Wir haben Ideen, wie wir diese Zielgruppe besser erreichen können entwickelt und werden diese im Jahr 2017 umsetzen. Eine weitere Säule unserer Beratung ist die Arbeit mit Angehörigen von Drogen konsumierenden Menschen. Unser Angebot wird zunehmend von diesem belasteten Personenkreis angenommen. 95% der Beratung von Angehörigen waren Einmalkontakte. In diesen kurzen Beratungssequenzen konnten wir immer wieder feststellen, wie lange Angehörige Suchtentwicklungen beobachten und erheblich darunter leiden, ohne einen Schritt der Veränderung anstoßen zu können. Ein telefonisches oder persönliches Gespräch mit einem Berater ist meist eine große Erleichterung für diese Menschen und der Anfang, weitere Schritte zur Veränderung der „Sucht-Beziehung“ anzugehen. Bei der nachfolgenden Abbildung der Hauptdiagnosen im ambulanten Bereich sind diejenigen Klienten aufgeführt, bei denen wir eine Hauptdiagnose erheben konnten. Bei 25 Personen mit eigener Problematik lag keine aktuelle Suchtproblematik vor, weil sie in den letzten 12 Monaten vor Betreuungsbeginn keinen abhängigen oder problematischen Konsum hatten oder die Informationen für eine Suchtdiagnose nicht ausreichten.

Im Jahr 2016 nahmen wir 41% (Vorjahr 46%) der Ratsuchenden mit der Diagnose Cannabisabhängigkeit neu auf. Eine Veränderung um minus 5% gegenüber dem Vorjahr. Erneut einen Zuwachs gab es in der Gruppe der Abhängigen von Stimulanzien (vor allem Amphetamine) um 2% auf 8%. Damit ist diese Gruppe mit den 7% (Vorjahr 8%) Kokainabhängigen inzwischen größer als die der Opiatabhängigen mit 13% (Vorjahr 16%). Die Wahl der Suchtmittel zeigt in der Tendenz das Streben der Menschen nach mehr Leistungsfähigkeit in der Leistungsgesellschaft. Wir werden immer wieder gefragt, ob wir Crystal-Meth Konsumenten in der Beratung haben. Ja, wir haben Klienten, die auch Chrystal-Meth konsumieren, jedoch in sehr überschaubarer Anzahl. Die voraus gesagte Verbreitung dieser Droge spielt mehr in den ostdeutschen Bundesländern sowie in Bayern eine große Rolle. Ausschlaggebend dafür war bisher die Nähe zu Tschechien, wo seit Jahren in Laboren diese Droge hergestellt wird. Konnten wir 2015 nur wenige Einzelfälle dokumentieren, waren es im Jahr 2016 schon mehrere Personen, die bei uns über ihren Meth Konsum bzw. ihre Abhängigkeit berichteten. Eine Tendenz können wir heute schon feststellen: Drogen aus Laboren und über das Internet vertrieben, scheinen jungen Menschen den Drogenbezug und Konsum zu erleichtern. No risk, no fun mit erheblichen Nebenwirkungen. Aufklärung ist dringend erforderlich, dazu mehr in unserem Artikel von unserem Projekt „TAKE“. Wir, die Mitarbeitenden von Release Mitte, freuen uns auf die Aufgaben und Ergebnisse unserer Arbeit und werden hoffentlich die Angebote vorhalten können, die von den Betroffenen benötigt werden. Dieter Kolb

Hauptdiagnose Zugänge ambulant 2016 Cannabinoide Abhängigkeit 41% Opioide Abhängigkeit 13% Stimulantien Abhängigkeit 8% Kokain Abhängigkeit 7% Alkohol Abhängigkeit 3% Sedativa / Hypnotika Abhängigkeit 1% Flüchtige Lösungsmittel Abhängigkeit 1% Cannabinoide schädlicher Gebrauch 8% Kokain schädlicher Gebrauch 2% Stimulantien schädlicher Gebrauch 1% Alkohol schädlicher Gebrauch 1% Pathologisches Spielen 1% Ohne Hauptdiagnose 12%

32_ Release Mitte

AMBULANTE BERATUNG

Die ambulante Beratung ist ein Hilfsangebot für Gefährdete und Abhängige von illegalen Suchtmitteln sowie für deren Angehörige, Freunde, Kollegen und Bezugspersonen. Die Beratungsarbeit orientiert sich an der aktuellen Situation der Hilfesuchenden. Sie hat prozesshaften Charakter und ist darauf ausgerichtet, dass ratsuchende Menschen ihre Verhaltensweisen verändern und eigene Lösungswege für ihre Problematik erarbeiten können. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Beratungsarbeit ist eine vertrauensvolle und angstfreie Beziehung zwischen Klienten und Beratern. Die Hilfesuchenden brauchen eine Atmosphäre, in der sie ihre Probleme und Belastungen sowie ihre Wünsche äußern können und dabei eine persönliche Akzeptanz erfahren. Die Zahl der Zugänge von 211 Betreuungen (180) ist mit 31 Klienten höher als im Vorjahr. Erfreulich war dabei, dass 89 Klienten erstmals eine suchtbezogene Hilfe in Anspruch nahmen und unter 30 Jahre alt waren. Bei diesen Zugängen lag die Zahl der Berufstätigen bei ca. 37% (30%). Ein Zuwachs von 7%. Entsprechend fiel die Zahl der Erwerbslosen (ALG I+II) mit 48% (55%) niedriger aus als im Vorjahr.

nach ihrer Rückkehr nach Stuttgart wieder unsere Unterstützung im Rahmen der Nachsorge oder mit entsprechend anderen Beratungsangeboten. Die Nachfrage nach dem Angebot der Nachsorge bewegte sich auf dem Niveau des Vorjahres. Die Nachsorge konnten 11 Personen nutzen. Mehrere Personen zeigten Interesse an einer ambulanten Therapie. Die Indikation für eine ambulante Rehabilitation konnte im letzten Jahr jedoch nur ein Klient erfüllen. Einmalkontakte 180 (126) waren die telefonischen und persönlichen Gespräche mit 73 Angehörigen und 107 Personen mit eigener Problematik. Die Zunahme dieser Kontakte gegenüber dem Vorjahr sehen wir als eine erfreuliche Entwicklung an, dass unser Beratungsangebot auch von dem direkten Umfeld der drogenkonsumierenden Menschen nachgefragt und angenommen wird.

ART DER BEENDIGUNG 2016

Unsere Beratungsarbeit ist zeitlich und inhaltlich sehr unterschiedlich ausgeprägt. In der vorliegenden Grafik über die Art der Beendigung (N= 216) sind die verschiedenen Ergebnisse von Beratung abgebildet. 57% (56%) aller beendeten Betreuungen wurden planmäßig abgeschlossen.

regulär nach Beratung/ Behandlungsplan

38%

vorzeitig ohne therapeutisches Einverständnis

39%

außerplanmäßig

Bei 36 Beratungsprozessen konnten wir eine Vermittlung in stationäre / teilstationäre Therapieeinrichtungen erfolgreich abschließen. Klienten, die wir in eine stationäre / teilstationäre Therapie vermitteln, erhalten

planmäßiger Wechsel in andere Einrichtung

4%

19%

DIE NACHFOLGENDE GRAFIK IST EINE DARSTELLUNG UNSERER ARBEIT IM AMBULANTEN BEREICH Zugänge mit Hauptdiagnose eigener Suchtproblematik N=211 (N=180)

Einmalgespräche (einschließlich telefonische Beratung)

180 (126)

Lebensunterhalt erstmals suchtbezogene Hilfe beansprucht wiederholt suchtbezogene Hilfe beansprucht

89 (60)

121 (120)

erwerbstätig Krankengeld

68 (48) 9 (6)

ALG I ALG II Schüler/Student Sozialhilfe Sonstige Rente Angehörige

5 (6) 97 (93) 14 (5) 4 (2) 8 (17) 1 (0) 5 (3)

davon wiederholt Hilfe bei Release beansprucht

86 (65)

aus Vorjahr übernommen

104 (117)

Frauen 42 (43)

Männer 264 (254)

in regelmäßiger Beratung mit zwei und mehr Kontakten 315 (297)

Beratung bei gleichzeitiger Substitution

Beratung ohne Substitution

13 (16)

293 (281)

Vermittlung in teilstationäre und stationäre Therapie

36 (29)

*in Klammern Vorjahreszahlen

_33 Release Mitte

BERATUNG VON CANNABISKONSUMENTEN

Cannabis ist, über alle Altersstufen und Bildungsschichten verteilt, die am häufigsten konsumierte Droge in Deutschland. Das spiegelt sich auch in unserem Arbeitsalltag wider. Der größte Teil der Klienten, die uns aufsuchen, konsumieren Cannabis – manche von ihnen problematisch. Im Jahr 2016 waren dies 103 Klienten (49%). Zwei Drittel der Klienten kommen zu uns auf Grund gerichtlicher Auflagen, dem Wunsch nach Therapievermittlung oder dem Verlust des Führerscheins. Ein Drittel der Klienten – und die sind in unserem ambulanten Beratungsangebot für Cannabiskonsumenten genau richtig – haben einen Veränderungswunsch bzgl. ihres Konsums und verfügen über eine hohe Eigenmotivation. Das Beratungsangebot sieht 6 Einzelsitzungen vor. Selbstverständlich werden Klienten auch danach noch unterstützt, wenn sie es wünschen.

KLIENTEN UNSERES CANNABISMODULS UND VERLAUF IM JAHR 2016 Regulär beendet ( = 6 Gespräche) Abbruch Einvernehmlich beendet Weitere Beratung ( > 6 Gespräche) Aktuell im Projekt Summe

5 (6) 7 (12) 5 (1) 9 (7) 3 (5) 29 (31)

Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Vorjahr

UM EINEN EINBLICK IN UNSER BERATUNGSANGEBOT ZU BEKOMMEN, STELLEN WIR ZWEI FALLBEISPIELE VOR. 1. FALLBEISPIEL

2. FALLBEISPIEL

Frau X, 30 Jahre alt, fand unseren Cannabis-Flyer in einer Kneipe und kontaktierte unsere Beratungsstelle. Sie ist beruflich selbständig und wohnt mit ihrem Partner und der gemeinsamen Tochter in einer eigenen Wohnung. Frau X konsumiert seit 14 Jahren täglich Cannabis, zuletzt ca. 4 g/Tag. Die Klientin hatte eine hohe Eigenmotivation und bereits zu Beginn der Beratung das klare Ziel der Abstinenz. Das Problem bestand für sie darin, dass sie es nicht schaffte, länger als 5 Tage abstinent zu sein. Sie nahm sich der Herausforderung an und reflektierte ihren Konsum sehr ausführlich. Frau X konsumierte, um beruflich zu funktionieren sowie eine positive Grundstimmung zu haben. Nach 4 Beratungsgesprächen startete Frau X einen Versuch, den Konsum zu beenden. Nach 6 Beratungsgesprächen war Frau X 4 Wochen abstinent und stolz, dass sie ihre bisherige maximale Cleanzeit gesteigert hatte. Um die Abstinenz zu halten und eine gewisse Stabilität herzustellen, nahm Frau X weitere 2 Beratungsgespräche in einem Abstand von jeweils 4 Wochen wahr. In dieser Zeit nahm Frau X einmalig einige Züge eines Joints, die nicht die gewohnte Wirkung hatten und somit für sie uninteressant waren. Nach insgesamt 8 Beratungsgesprächen wurde die Beratung erfolgreich beendet. Zu diesem Zeitpunkt war Frau X 3 Monate abstinent und fühlte sich stabil.

Herr Y, 24 Jahre alt, wurde durch ein Familienmitglied auf unsere Beratungsstelle aufmerksam. Herr Y arbeitet in Vollzeit, ist ledig und konsumiert seit 13 Jahren regelmäßig Cannabis. Zuletzt konsumierte er 1g/Tag. Es gab bereits mehrere Versuche von Herrn Y, den Konsum zu reduzieren. Dies gelang ihm bisher nicht. Der Klient konnte sich nicht vorstellen, den Konsum komplett einzustellen und formulierte das Ziel, den Konsum unter der Woche einzustellen und nur noch am Wochenende zu konsumieren. Er konsumierte hauptsächlich, um abschalten und entspannen zu können. Herr Y war zu Beginn der Beratung wegen einer Depression in medikamentöser Behandlung, welche nach 3 Beratungsgesprächen von seinem Psychiater beendet wurde. Im Verlauf der Beratung reflektierte Herr Y ausführlich die Funktion seines Konsums, lernte worauf es bei einem reinen Wochenendkonsum ankommt und bereitete sich mit unterschiedlichen Methoden darauf vor, seinen Konsum zu reduzieren. Nach 6 Beratungsgesprächen war Herr Y bereit, seinen Konsum unter der Woche einzustellen. Es war ihm wichtig, weitere Gespräche wahrzunehmen, um bei seinem Weg der Reduktion begleitet zu werden. Nach 3-wöchigem Wochenendkonsum äußerte Herr Y positive Erfahrungen, was seine Motivation steigerte, dies durchzuhalten. Da Herr Y sich von unserer Unterstützung ablösen wollte, sich aber noch unsicher wegen seiner Stabilität war, empfahlen wir ihm, sich eine Unterstützungsperson in seinem Umfeld zu suchen. Wir planten ein gemeinsames Gespräch mit seinem besten Freund, um die Aufgaben der Unterstützungsperson zu besprechen. Herr Y erreichte das Ziel des Wochenendkonsums, lernte Cannabis als Genussmittel kennen und hatte keinen weiteren Beratungsbedarf. Nach insgesamt 9 Gesprächen konnte die Beratung regulär abgeschlossen werden.

AUSBLICK Unser Ziel für das Jahr 2017 ist es, unser ambulantes Beratungsangebot für Cannabiskonsumenten erneut zu bewerben, um gezielt noch mehr Menschen mit Veränderungswunsch und einer hohen Eigenmotivation zu erreichen. Christina Koutalakidou, Natalie Andraschko

34_ Release Mitte

DROGENBERATUNG VON ERWACHSENEN IM JUSTIZVOLLZUG

DIE ZAHL DER NEUANMELDUNGEN FÜR EINE DROGENBERATUNG IST, WIE SCHON VERGANGENES JAHR, AUCH 2016WEITER ANGESTIEGEN.

(Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Vorjahr)

NACHFRAGE Neuanmeldungen

283 (245)

Es ist uns dennoch gelungen, mit den meisten Inhaftierten, die nach einer Beratung angefragt haben, nach Vorabklärungen der medizinischen und strafrechtlichen Voraussetzungen, zeitnah einen Beratungsprozess in Gang zu setzen. Unterstützung in der Arbeit im Vollzug gab es Anfang des Jahres durch unsere Release Direkt Kollegin Diana Kiess. Sie übernahm die Beratung der Substituierten in Haft (siehe Seite 53 Release Direkt). Dies trug einerseits zur Entlastung des bisherigen Teams bei und optimierte zugleich die Betreuungsmöglichkeiten zu Gunsten der Inhaftierten. Positiv verbuchen wir auch Kooperationstreffen mit der AOK Ludwigsburg und der AOK Stuttgart, in denen wir neben einem guten Austausch auch nachhaltige, unsere Arbeit erleichternde Ergebnisse erzielen konnten. Wir haben an Hand von diversen Fällen aus der Praxis veranschaulicht, von welcher immensen Bedeutung eine Gültigkeit der Kostenzusage von sechs Monaten im Vergleich zu nur wenigen Wochen für unsere Klienten ist. Wir hoffen, dass sich die AOK diesbezüglich an die Standards der Deutschen Rentenversicherung angleicht. Im Rahmen unseres Qualitätsmanagements haben wir 2016 auch wieder eine Befragung von Kooperationspartnern durchgeführt, dieses Mal unter Rechtsanwälten. Durch die durchweg positiven Rückmeldungen fühlen wir uns in unserer Arbeit bestärkt und geschätzt. Durch die sehr hohe Belegung der JVA Stuttgart 2016 und die damit einhergehende schnellere Verlegung der Inhaftierten in Strafhaft einer anderen Justizvollzugsanstalt, konnten wir manche Therapievermittlung nicht bis zum Therapieantritt abschließen. Dies war oftmals mit Mehraufwand verbunden. Ein weiteres Ziel unserer Arbeit war es, die Angehörigen der Inhaftierten mit in den Prozess der bevorstehenden Therapiemaßnahme einzubeziehen. Die Anzahl der Angehörigen, die unser Angebot angenommen haben lag zwar noch im einstelligen Bereich, doch soll die Zahl 2017 durch aktive Bewerbung weiter steigen.

Der Neubau der JVA Stuttgart soll voraussichtlich 2018 bezogen werden. Ab diesem Zeitpunkt planen wir eine Therapievorbereitungsgruppe in den dann neuen Gruppenräumen. Ein Konzept dafür haben wir bereits erarbeitet. BETREUUNGEN Gesamtbetreuung 2016 davon Betreuungen mit 2 und mehr Gesprächen davon Einmalkontakte

173 (156) 162 (141) 11 (15)

77 Klienten konnten wir erfolgreich in eine Entwöhnungstherapie vermitteln. Bezogen auf 98 beantragte Kostenübernahmen ist das eine Quote von 75% und somit eine weitere Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (71%).

THERAPIEVERMITTLUNGEN Betreuung mit 2 und mehr Gesprächen mit dem Ziel Therapievermittlung 162 (141) davon Antragstellung auf Kostenübernahme für Therapie 98 (77) davon Therapie tatsächlich angetreten 77 (55) davon Therapie nicht realisiert* 21 (22) * (Verlegung oder Entlassung während der Therapievorbereitung, keine Kostenzusage erteilt, Freiheitsstrafe höher als erwartet, im Maßregelvollzug nach § 64 StGB untergebracht, Therapie aus eigenem Entschluss nicht angetreten) Von den insgesamt 77 (55) Vermittlungen haben wir: 7 (28) 4 27 (23) 2 (2) 1 (2)

Personen in eine stationäre Behandlung, Personen in eine teilstationäre Behandlung, Personen in eine Kombitherapie stationär / teilstationär und Personen in eine ambulante Behandlung vermittelt.

_35 Release Mitte

KOSTENTRÄGER 2016 Hauptkostenträger der zu Stande gekommenen Therapievermittlungen waren im letzten Jahr die Rentenversicherungen.

DRV Bund 17% andere Rententräger, Sozialamt, Selbstzahler 4%

DRV BW 53%

Krankenkassen 26%

HAUPTDIAGNOSEN Der Prozentsatz der betreuten Opiatabhängigen in Haft blieb 2016 auf Vorjahresniveau. Überrascht hat uns jedoch der enorme Anstieg von Kokainabhängigen und die Verdopplung der Personen, die von Stimulantien (oftmals Amphetamine) abhängig sind. Wir sind gespannt, ob die Anzahl, der Abhängigen von „aufputschenden Substanzen“ in den kommenden Jahren auf ähnlichem Niveau bleiben wird. Signifikant ist auch der Rückgang von Personen, die als Hauptdiagnose eine Cannabisabhängigkeit angaben. Auch hier sind wir gespannt, wie sich die Zahlen in den kommenden Jahren entwickeln werden. Als Zusatz sei noch angemerkt, dass im letzten Jahr über 50% aller ín Haft Betreuten eine Mehrfachabhängigkeit angaben. Als Mehrfachabhängig (Polytoxikomanie) werden Personen bezeichnet, die von drei oder mehr Substanzen abhängig sind. Es könnte also sein, dass sich viele dieser Polytoxikomanen als von Cannabis und Stimulantien/ Kokain abhängig bezeichneten, sich bei der Hauptdiagnose jedoch auf eine der genannten Substanzen festlegten. Der Erfolg unserer Arbeit hängt auch von der Unterstützung ab, die wir in der JVA und vor allem von den Organen der Justiz und den Rehabilitationseinrichtungen erfahren, ohne deren Unterstützung die Arbeit nicht in dieser Qualität durchführbar wäre. Die Zusammenarbeit mit den Gerichten und den Staatsanwaltschaften war stets sehr kooperativ und von einem großen Vertrauen geprägt. Dafür danken wir, auch im Namen unserer Klienten. Jonathan Ries

(Hauptdiagnose nach ICD 10. ICD engl.: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems = Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme)

35% opioide Abhängigkeit

35% 23%

Cannabisabhängigkeit

41% 24%

Kokainabhängigkeit

Stimulantien

andere

16% 16% 7% 2% 1%

Diagnosen 2016 Diagnosen 2015

36_ Release Mitte

DROGENBERATUNG FÜR MIGRANTEN

„Das Suchtverhalten ist unabhängig von Herkunft und Nationalität. Bei der Beratung und Therapie spielt die Herkunft als Sozialisationserfahrung jedoch eine wichtige Rolle, nicht zuletzt um mögliche Ressourcen zu nutzen. Dabei ist es nicht ausreichend, Kenntnisse über das Herkunftsland zu haben oder Beratung in einer anderen Sprache anbieten zu können. Interkulturelle Suchthilfe muss Sozialisationsgründe und Lebenskontext der Personen

berücksichtigen, gerade weil diese sich von deutschen Klienten durch ethnische Zugehörigkeit, kultureller Kontext, rechtlicher Status unterscheiden kann. D.h. es müssen verstärkt BeraterInnen mit Migrantionshintergrund eingestellt werden, sowie interkulturelle Kompetenz bei MitarbeiterInnen gefördert werden.“

MIGRANTENANTEIL DER KLIENTEN VON RELEASE MITTE

Die Ausländerbeauftragte der Stadt Stuttgart im Handbuch Drogenhilfe, 1999

Jahr Gesamt

Deutsche

Migranten

2014

436

280 (64%)

156 (36%)

2015

452

291 (64%)

161 (36%)

2016

477

296 (62%)

181 (38%)

Aufgrund unserer Erfahrung mit Eingliederungsprozessen von Migranten gehen wir davon aus, dass Anfragen von „Flüchtlingen“ an unsere Beratungsstelle in den nächsten Jahren zunehmen werden. Unsere Aufgabe wird es sein, die Herausforderung anzunehmen, Flüchtlinge zu erreichen und sie an das Hilfesystem anzubinden. 2016 haben wir zwei Multiplikatorenschulungen mit Mitarbeitern in Flüchtlingsunterkünften der Arbeiterwohlfahrt durchgeführt.

Die Betreuung und die Beratung von Migranten bleibt weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Suchtarbeit bei Release Mitte.

Unsere Statistik zeigt auch, dass unser muttersprachliches Angebot für türkeistämmige Klienten in Stuttgart gut angenommen wird:

Die Gründe dafür sind vielfältig: >> 40% der Stuttgarter Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund >> Sucht wird zum Risiko bei Jugendlichen bzw. Heranwachsenden mit Migrationshintergrund, wenn die Eingliederung in die Gesellschaft nicht gelungen ist >> Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz haben für viele Migranten häufig weitreichende Konsequenzen (z. B. Verlust des Aufenthaltsstatus, Einleitung eines Ausweisungsverfahren)

Mail von Klient

Jahr

Migranten (Gesamt)

Türkeistämmig

2014

156

70 (45%)

2015

161

66 (41%)

2016

178

70 (39%)

_37 Release Mitte

Im Jahr 2016 waren wir in zwei Projekten beteiligt

PROJEKT MIGRATION UND SUCHT Das seit 2013 in Kooperation mit dem Arbeitsträger „Kulturwerk“ laufende Arbeitsprojekt „Migration und Sucht“ bildete 2016 einen Schwerpunkt meiner Arbeit. Ziel dieses Projektes ist es, suchtmittelkonsumierende Migranten beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu begleiten und sie psychosozial zu unterstützen. Beratung, Betreuung und Begleitung sind die wichtigsten Arbeitsansätze für das Projekt vor Ort. Im Rahmen des Projektes „Migration und Sucht“ konnten wir über Release in dem Zeitraum von 2013 bis 2016 über 69 suchtmittelkonsumierende Migranten für dieses Arbeitsprojekt interessieren und davon 44 (63%) für eine Teilnahme gewinnen. Durch das Projekt konnte die Akzeptanz dieser Zielgruppe für die Förderangebote im Arbeitsträger „Kulturwerk“ deutlich verbessert werden.

PROJEKT TROTZALTER Im Rahmen des Projektes „TrotzAlter“ Gesundheitsamt Stuttgart werden Menschen ab 55 Jahren, die im Stadtbezirk Vaihingen leben und arbeiten, für die Themen Suchtprävention und Gesundheitsförderung sensibilisiert. Das Projekt ist für zwei Jahre angelegt. Sucht kann gerade auch mit dem zunehmenden Alter eine Gefahr für viele Menschen darstellen. Die Gründe für einen ausgeprägten Konsum können unterschiedlich sein. Häufige Faktoren sind einschneidende Veränderungen im Leben älterer Menschen: Übergang ins Rentenleben, gesundheitliche Einschränkungen oder soziale Isolation. Diese Gründe spielen bei älteren Migranten eine besondere Rolle. Um die Zielgruppe der älteren Migranten zu erreichen, habe ich verschiedene Migrantenvereine aufgesucht, um das Projekt vorzustellen. Für die Sensibilisierung dieser Thematik habe ich Flyer in deutscher und in türkischer Sprache zu den Themen „Alkohol“ und „Medikamentenmissbrauch“ erstellt. Wir planen 2017 mehrere Infoveranstaltungen zum Thema „Alter und Sucht“, bei Bedarf auch muttersprachlich vor Ort in den Migrantenvereinen. Faruk Özkan

38_ Release Mitte

STATISTIK 2016

1. ANZAHL DER KLIENTEN Die Klientengruppe mit „zwei und mehr Kontakten“ ist mit 477 (463) Personen etwas höher als im Vorjahr. Die Zahl der Einmalkontakte ist ebenfalls leicht gestiegen. 2016 2015 477

463 180

167

1 x Kontakt

2 und mehr Kontakte

2. ALLE KLIENTEN MIT ZWEI UND MEHR KONTAKTEN (N=477) Der prozentuale Anteil der Neuaufnahmen ist um 5% auf 37% zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Wiederaufnahmen um 8% erhöht.

aus Vorjahr übernommen

30% 33%

Wiederaufnahmen

37%

Neuaufnahmen

4. SUCHTPROBLEMATIK UND GESCHLECHT (MEHRFACHNENNUNGEN) a.) problematischer Konsum (N=326) Frauen (N=28)

Männer Gesamt (N=298) (N=326)

Alkohol

5

47

52

Heroin (Opioide)

0

14

14

Cannabis

3

44

47

Sedativa / Hypnotika (z.B. Schlafmittel)

0

18

18

Kokain

2

45

47

Ecstasy, MDMA

1

19

20

Amphetamine

2

29

31

Halluzinogene (z.B. LSD)

0

8

8

b.) Abhängigkeit von ... (N=326) Frauen (N=28)

Männer Gesamt (N=298) (N=326)

1

52

53

Heroin (Opioide)

10

101

111

Cannabis

16

168

184

Sedativa / Hypnotika (z.B. Schlafmittel)

2

12

14

Kokain

3

83

86

Ecstasy, MDMA

2

5

7

Amphetamine

5

41

46

Halluzinogene (z.B. LSD)

0

2

2

Alkohol

3. ZUGÄNGE NACH ALTER UND GESCHLECHT (N=326 MIT HD) Die 20-29jährigen mit 161 (Vorjahr 133) Beratenen und die 30-39jährigen mit 123 (Vorjahr 91) Beratenen waren die größten Altersgruppen bei den Zugängen. 42 (Vorjahr 46) Personen, die wir 2016 beraten haben, waren über 40 Jahre alt. 139

20 bis 29 Jahre

22 118

30 bis 39 Jahre

40 bis 49 Jahre

über 50 Jahre

Frauen Männer

5 32 1 9 0

32

Bei den Einzeldiagnosen ist zu beachten, dass die aufgeführten Suchtmittel in vielen Fällen parallel konsumiert werden. Die Klassifizierung mit Hauptdiagnosen fordert die Auswahl eines Suchtmittels. Die männlichen Klienten waren wie im Vorjahr zu 41% opiatabhängig. Bei den Frauen betrug dieser Anteil wie im Vorjahr 29%. Bei 56% (Vorjahr 61%) der Klienten lag eine Abhängigkeit von Cannabinoiden vor. Die Diagnose Kokainabhängigkeit traf für 26% (Vorjahr 27%) unserer Ratsuchenden zu. Bei den Amphetaminen gab es mit 12% (Vorjahr 13%) ebenfalls einen Rückgang um 1%. Bei Konsumenten von illegalen Drogen ist Alkoholabhängigkeit ein Bestandteil des Suchtverhaltens; 16% (Vorjahr 15 %) der Klienten waren alkoholabhängig.

_39 Release Mitte

5. GESAMTZAHL DER KONTAKTE 2016 Gesamt

Die größte Gruppe bei den Kontaktzahlen bildet die Gruppe mit „zwei und mehr Gesprächen“ mit 2.760 Einzelgesprächen ab. In der hohen Anzahl der Behördenkontakte (2.258) spiegelt sich wider, wie sehr unsere Klienten unsere Unterstützung bei der Beantragung von Leistungen und der Formulierung von Schreiben mit unterschiedlichsten Anliegen in Anspruch nehmen.

Einzelkontakte mit Klienten Gruppenkontakte mit Klienten Angehörige Klienten und Angehörige Einmalkontakte Klienten und sonstige Personen* Behördenkontakte

Vorjahr

2.760

2.633

0

140

229

127

30

26

180

167

15

42

2.258

1.690

* Gespräche mit Ärzten im Rahmen der psychosozialen Betreuung

6. THERAPIEVERMITTLUNGEN freiwillig 17%

Wir haben 113 Menschen (Vorjahr 85) in eine tagesklinische Therapie (31), eine stationäre Therapie (78), ambulante Therapie (1) und in eine Kombitherapie (3) vermittelt. Der Anteil, der nach § 35 BtmG vermittelten Menschen mit 79% (79%), der „Freiwilligen“ mit 17% (14%) und der mit einer gerichtlichen Auflage vermittelten Menschen von 4% (7%), hat sich bei den „Freiwilligen“ um 3%Punkte erhöht.

Auflage Gericht 4% § 35 BtmG 79%

7a. AIDS (N=468 ALLE MIT HD)

7b. N=468 (ALLE MIT HD)

Der Anteil der uns bekannten HIV-Positiven lag bei 1% (2%). Bei 77% (66%) aller Klienten mit einer Hauptdiagnose ist uns kein Testergebnis bekannt. Testergebnisse liegen uns in der Regel nur bei Therapievermittlungen durch den ärztlichen Bericht vor.

Der Anteil der negativ Getesteten war 17% (Vorjahr 21%). Der Anteil der Hepatitis C Infizierten lag mit 7% (9%) um 2% niedriger als im Vorjahr. Die Zahl der Nicht-Getesteten (Unbekannten) war mit 76% (70%) um 6% höher als im Vorjahr. Auch hier liegen uns Testergebnisse in der Regel nur bei Therapievermittlungen durch den ärztlichen Bericht vor.

unbekannt 77%

Test negativ 22%

Test negativ 17%

Test positiv 1%

Test poitiv 7% unbekannt 76%

40_ Release Mitte

8. LEBENSUNTERHALT DROGENABHÄNGIGER MENSCHEN (ZUGÄNGE MIT HD*) a) Familienstand (N=326) 89% der Frauen und 83% der Männer, die mit einem Suchtproblem zu uns kamen, waren ledig. Keine der Frauen und 7% der Männer waren verheiratet. 7% der Frauen und 9% der Männer waren geschieden.

verheiratet

0% 7%

verheiratet, getrennt lebend

SGB XII 1%

89%

ledig

geschieden

b) überwiegender Lebensunterhalt (N=326) Die Zahl derer, die von ihrer Erwerbstätigkeit leben, betrug 29% (19%). Die Zahl der SGB II Empfängern (Arbeitslosengeld II) lag mit 30% gleich hoch wie im Vorjahr. Diejenigen, die keine 3 Stunden am Tag arbeiten können, sind unter der Bezeichnung SGB XII (Sozialhilfe) zu finden. Von Sozialhilfe lebt 1% unserer Ratsuchenden.

Erwerbstätigkeit 29%

83% sonstiges 36%

7% 9% 4% 1%

ALG I 2% Frauen Männer

c) Problematische Schulden (N=326) In dieser Kategorie wird nach der problematischen Verschuldung gefragt. Dies bedeutet, dass bestehende Schulden durch die aktuellen Einnahmen und Vermögenswerte nicht mehr gedeckt werden können. Die Rubrik „keine Verschuldung“ weist 65% (Vorjahr 68%) auf. Ein Rückgang um 3%. Von 27% (29%) unserer Klienten wissen wir, dass eine Unterstützung bei der Entschuldung erforderlich ist.

bis 50.000 3%

bis 10.000 22%

keine Angaben 8%

Angehörige 2%

SGB II (Hartz IV) 30%

d) Überwiegende Wohnsituation (N=326) Die Anzahl von Haftbetreuten bildet sich auch in der Statistik der Wohnsituation ab. 35% (Vorjahr 46%) der Neuzugänge in der Beratung waren „überwiegend in einer Haftanstalt“ untergebracht. Eine Mietwohnung hatten 33% (Vorjahr 29%) der Klienten.

Heim / Klinik 2%

Notunterkunft, sonstiges je 1%

bis 25.000 2% Haftanstalt 35% keine Verschuldung 65%

betreutes Wohnen 5%

Mietwohnung 33% in anderer Wohnung 23%

9. ART DER BEENDIGUNG (N=327) Bei 63% (Vorjahr 59%) der Klienten konnten wir unsere Beratungsarbeit im Jahr 2016 planmäßig beenden. Bei weiteren 3% haben wir die Beratung im gegenseitigen Einverständnis vorzeitig beendet. Bei den Vermittlungen in eine andere Behandlungsform wurde mit 36% (27%) ein um 9% höherer Abschluss verzeichnet. 26% (Vorjahr 25%) der Klienten brachen den Kontakt zu uns ohne Angabe von Gründen ab.

planmäßiger Wechsel in andere Einrichtung 36%

außerplanmäßiger Wechsel in andere Einrichtung 8%

regulär nach Beratung/ Behandlungsplan 27% vorzeitig mit therapeutischem Einverständnis 3% vorzeitig, Abbruch durch Klient 26%

* Eine Hauptdiagnose (HD) wird bei problematischem oder abhängigem Konsum bei den Klienten, die zu uns kommen gestellt. Angehörige werden in unseren Auswertungen statistisch nur in der Tabelle 1 abgebildet. Dieter Kolb

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DIE MITARBEITENDEN RELEASE MITTE

DIETER KOLB Dienststellenleitung Beratung, Therapie, Beratung im Vollzug Statistik, Qualitätsmanagement Tel. 0711 - 26 84 32-35 [email protected]

BEATE SCHOB Sekretariat Tel. 0711 - 26 84 32-30 [email protected]

NATALIE ANDRASCHKO Beratung, Cannabiskonsumenten Tel. 0711 - 26 84 32-40 [email protected]

CHRISTINA KOUTALAKIDOU Beratung, Beratung im Vollzug, Cannabiskonsumenten Tel. 0711 - 26 84 32-37 [email protected]

FARUK ÖZKAN Streetwork, Beratung und Migrantenarbeit Tel. 0711 - 26 84 32-34 [email protected]

JONATHAN RIES Beratung im Vollzug, Beratung Tel. 0711 - 26 84 32-38 [email protected]

DIETER SZCZENDZINA Beratung im Vollzug, Beratung und Therapie Tel. 0711 - 26 84 32-36 [email protected]

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Release Direkt

PSYCHOSOZIALE BETREUUNG VON SUBSTITUIERTEN

Die Beratungsstelle Release Direkt ist an den zwei Standorten Senefelderstraße 51 (S 51) und Kriegsbergstraße 40 (K 40) auf psychosoziale Angebote für Substituierte (PSBS) spezialisiert. Sie bildet an beiden Standorten eine Kooperationseinrichtung mit der Schwerpunktpraxis für Suchtmedizin.

In solchen Momenten freuen wir uns über die Atmosphäre einer „therapeutischen Gemeinschaft“ beziehungsweise über Effekte, die man aus Selbsthilfegruppen kennt. Bisher kommen wir gut ohne Verbotsschilder aus.

Seit nunmehr 16 Jahren sind wir zusammen mit der Schwerpunktpraxis am Standort S 51 vertreten. Mit der Eröffnung des Standorts K 40 haben wir unterschiedliche konzeptionelle Schwerpunkte an beiden Stellen. Die S 51 ist auf die Behandlung von stabil Substituierten ausgerichtet. In der K 40 haben wir seit Mitte 2014 eine neue Dependance mit verschiedenen Angeboten aufgebaut. Die Schwerpunktpraxis und Release Direkt sind hier konzeptionell auf Substituierte ausgerichtet, die in ihrer psychosozialen Situation weniger stabil und dem Konsum psychoaktiver Substanzen näher sind.

Niemand hier möchte Dich rauswerfen müssen. Wir wollen Dir dabei helfen Dich so zu verhalten, dass es gar nicht so weit kommt. Hilf Du uns bitte auch dabei!

Mit dem Café SUB ist es uns gelungen, ein tagesstrukturierendes Angebot für weniger stabile Substituierte zu etablieren. Inzwischen zählen wir an einem durchschnittlichen Vormittag zwischen 7:45 und 13 Uhr rund 65 Besucher. Zur abendlichen Öffnungszeit waren es bei einer Besucherzählung im Dezember nochmal rund 20 Besucher. Mit Snacks und Getränken, und immer häufiger einem warmen Mittagessen zum Selbstkostenpreis, bieten wir eine attraktive Alternative zum Aufenthalt an Szeneplätzen.

Das Café SUB wird auch zur Kontaktaufnahme für neue Klienten genutzt. Gerade zu Beginn der Substitutionsbehandlung informieren sich Klienten hier gegenseitig über die Behandlung und über die Abläufe im Haus. Oder Klienten stellen ihre Erwägungen zum weiteren Vorgehen zur Diskussion. Und für dringende Anliegen und kurze Fragestellungen nutzen sie niedrigschwellig die anwesenden Mitarbeiter anstelle einer gesonderten Terminverabredung mit dem zuständigen Berater. Ergänzend zur fallverantwortlichen Betreuung etabliert sich hier zunehmend eine Betreuung durch das Team.

Auf vielfachen Wunsch luden wir gemeinsam mit der Schwerpunktpraxis im Herbst zu einem Grillnachmittag ein. Angemeldet waren rund 60 Personen. Am Ende des Abends war vom reichhaltigen Buffet NICHTS mehr übrig! Genauso gut besucht war die diesjährige Weihnachtsfeier. Rund 50 Liter Eintöpfe und Suppen wurden in nur drei Stunden ausgegeben. Zu zählen waren die Besucher nicht – zu unübersichtlich war das Gewusel, das Kommen und Gehen. Wir gehen an beiden Veranstaltungen von weit mehr als hundert Personen aus. Natürlich erleben wir im Café Drogengespräche und beobachten verdächtiges Verhalten. Nach Kräften schreiten wir dabei ein und versuchen in Gesprächen, bei den Betroffenen Verständnis dafür zu bewirken, warum solch Verhalten im Café deplatziert ist. Dabei setzen wir auf Pädagogik anstelle von einfachen Verboten und Sanktionen. Häufig beobachten wir auch, wie die Besucher selbst einschreiten und sich gegenseitig dabei helfen, sich „wohl zu verhalten“.

Mitarbeiter zu Klient

Das Team hat ein weiteres Jahr großartige Arbeit geleistet. Am Stichtag 31.12.2016 betreuten unsere 9 Sozialarbeiter 532 Personen. Ergänzt wird das Team ganzjährig durch einen geringfügig beschäftigten Studenten, eine Praktikannten- und eine FSJ-Stelle, sowie ab Januar 2017 durch einen Arbeitserzieher. Damit leisten wir die psychosoziale Betreuung an unseren beiden Standorten, in der JVA und bei zwei weiteren Arztpraxen, führen verschiedene Gruppenangebote durch, bieten Suchtakupunktur an, machen an zwei Tagen Streetwork, vergeben sterile Spritzen, machen Infoveranstaltungen für Interessierte, führen ambulante Wohnbetreuung durch, beteiligen uns bei Gremien, betreiben ein Café und bauen ein Arbeitsprojekt auf. Für die Geduld, den Mut, die Kraft, die Kreativität, den Zusammenhalt, die Flexibilität, die Spontanität, die Anstrengung und die Leistungsbereitschaft möchte ich allen Mitarbeitenden ganz herzlich danken! Im kommenden Jahr freuen wir uns auf die Fertigstellung der Werkstatt im Untergeschoß und auf den Aufbau des Arbeitsprojektes. Es bleibt bestimmt sportlich. Uwe Collmar

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S 51 Senefelderstraße 51

K 40 Kriegsbergstraße 40 Telefon Café SUB: 658645-10 Öffnungszeiten Mo. bis Fr. von 07:45 – 13:00 Uhr Mo. bis Do. von 16.45 bis 18.00 Uhr

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GRUPPENANGEBOTE IN DER SENEFELDERSTRASSE 51

Am Standort Senefelderstraße 51 fanden auch 2016 zwei laufende Gruppenangebote statt. Jeweils dienstags im Zweiwochenrhythmus finden „FreiSpiel“ und „Die Ausstiegsgruppe“ statt. Beide Gruppen stellen mittlerweile im Leben der Teilnehmenden eine feste Größe dar. Die nun mehrjährige Erfahrung zeigt, dass Gruppenangebote die Einzelfallarbeit nicht ersetzen können, aber eine wertvolle Ergänzung und einen wichtigen zusätzlichen Unterstützungsfaktor bieten.

DIE AUSSTIEGSGRUPPE Die Ausstiegsgruppe wird pro Sitzung von 4-5 Klienten besucht und findet nach wie vor im Gruppenraum der Senefelderstraße 51 statt. Das Angebot richtet sich an Klienten, die abstinent leben oder stabil substituiert sind. Im Frühjahr 2016 verabschiedete sich Leyla Yilmaz in die Elternzeit und Christine Scherb übernahm ihre Vertretung. Die Gruppenatmosphäre ist offen, vertrauensvoll und von einer großen Fürsorge unter den Teilnehmenden geprägt. Das inhaltliche Angebot ist meist zweigeteilt. Zum einen dreht sich viel um die tagesaktuelle Befindlichkeit der Gruppenmitglieder. Hier geben sich die Klienten gute Rückmeldungen, helfen einander durch Erfahrungsaustausch und übernehmen ein hohes Maß an Verantwortung füreinander. Dieses „Wir-Gefühl“ zeigt sich auch außerhalb der Gruppe, so stehen die Teilnehmenden im Whatsapp-Kontakt und gestalten zum Teil auch ihre Freizeit miteinander. Christine Scherb

FREISPIEL In Kooperation mit der Wilden Bühne e.V. haben wir seit 2012 das Gruppenangebot Freispiel etabliert. Im Januar 2016 sind wir mit Freispiel von der Beratungsstelle Mitte an den Standort Senefelderstraße 51 umgezogen. Nachdem das Angebot bisher an Menschen gerichtet war, die clean leben, haben wir am neuen Standort das Angebot zusätzlich für Menschen geöffnet, die sich in einer stabilen Substitutionsbehandlung befinden. Unsere positive Praxiserfahrung hat die anfänglichen Bedenken gegenüber dieser Veränderung rasch in den Hintergrund gerückt. Im Jahr 2016 haben insgesamt 12 Personen das Angebot wahrgenommen. 5 Personen waren noch im Substitutionsprogramm. Mit den Mitteln des Theater- und Psychodrama-Spiels haben wir bei den Teilnehmenden Kreativität und Spontaneität gefördert, Raum für neue Begegnung geschaffen, wir haben uns auf die Suche nach den individuellen Mustern, die eine Sucht entstehen lassen, gemacht, haben Entwicklungsprozesse unterstützt, nach Ressourcen gesucht und nicht zuletzt auch persönliche Grenzen erweitert. Abschließend möchte ich mich bei allen Teilnehmenden und bei meiner Kollegin Carina Weirather von der Wilden Bühne e.V. für die vielen ereignisreichen, intensiven und humorvollen Begegnungen bei Freispiel bedanken. Es hat auch dieses Jahr wieder sehr viel Spaß gemacht mit Euch! Susanne Jäger

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AMBULANT BETREUTES WOHNEN (ABW)

In unserer täglichen Arbeit haben wir es immer wieder mit Menschen zu tun, die aufgrund von multiplen Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen einen erhöhten Unterstützungsbedarf aufweisen. Dieser Begebenheit können wir seit Mitte 2015 durch das sogenannte „Ambulant Betreute Wohnen“ gezielter begegnen.

Der Anspruch jener Leistung ist im §53 SGB XII begründet und wird u.a. Menschen mit chronisch psychischen Erkrankungen bzw. einer „seelischen Behinderung“ gewährt. Die Kosten sind über das Sozialamt refinanziert. Ziel dabei ist es, durch schrittweise gesellschaftliche Wiedereingliederung eine drohende Behinderung zu verhüten, deren Folgen zu beseitigen oder zu mildern. Eine Eingruppierung findet, je nach Bedarf, in einer von drei Hilfebedarfsgruppen statt. Aktuell betreuen wir 5 Klienten über die reguläre PSBS hinaus zusätzlich im ABW. Hierbei sind alle drei Bedarfsgruppen vertreten. So individuell und vielschichtig die Menschen, so die Problemlagen, so auch die Ziele und Aufgaben: Schuldensanierung, Wohnraumsicherung, Tagesstrukturierung, Kochschule, Ämterbegleitung etc..

Doch die großen Ziele bleiben bei allen Klienten und in allen Angeboten gleich: Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Gesundung. Es ist gewinnbringend, diese Kapazität und zeitliche Ressource aufbringen zu können, um somit über die Grenzen des Beratungszimmers hinaus agieren und in vertiefte Prozesse mit den Betroffenen einsteigen zu können. Diese zusätzliche Hilfe nehmen die betreuten Klienten sehr gut an, was uns bestärkt, diesen Weg auch weiterhin zu beschreiten. Tamara Darkashly

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DER ERSTE EINDRUCK ZÄHLT

Im Bewerbungsverfahren hatte ich die Gelegenheit zu einer halbtägigen Hospitation. Dabei beeindruckte mich vor allem die vorherrschende Atmosphäre im Cafè SUB: positiv, wertschätzend, auf Augenhöhe. Ich spürte sofort: hier wird gute Arbeit geleistet! Mein Name ist Tamara Darkashly und als Sozialarbeiterin / Sozialpädagogin (B. A.) bin ich seit Juni 2016 als neue Mitarbeiterin bei Release in der Dienststelle Release Direkt, tätig. Mein Studium der Sozialen Arbeit schloss ich im Jahr 2012 in Jena ab. Durch mein Berufspraktikum bei der dortigen ambulanten Drogenhilfe schnupperte ich das erste Mal Luft im Arbeitsfeld der Suchthilfe. Dieses Praktikum ebnete meinen weiteren Berufsweg: Auf das Studium folgten drei lehrreiche Jahre bei der Drogenhilfe Freiburg (AWO). Hier lernte ich sowohl was es heißt „Platte zu machen“ als auch den Umgang mit besorgten Eltern, die sich erstmalig mit dem Cannabiskonsum ihres Kindes konfrontiert sahen. Für eine weitere theoretische Vertiefung sorgt schließlich ein Master-Studium „Suchthilfe“ an der Katholischen Hochschule Köln. Hier stehe ich kurz vor dem Abschluss. Nach fast neun Monaten kann ich sagen: Ich freue mich, in einem sehr bunten und lebendigen Team meinen Platz gefunden zu haben und bin gespannt, welche Erfahrungen noch auf mich warten. Tamara Darkashly

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PSBS-SPRECHSTUNDE IN EXTERNEN PRAXEN

Wir bieten in zwei großen substituierenden Arztpraxen eine PSBSSprechstunde an (PSBS = Psychosoziale Beratung, Betreuung und Behandlung Substituierter). Für unsere Arbeits stellen die beiden Praxen ein Büro und die Infrastruktur zur Verfügung. Neben der Sprechstunde vor Ort nutzen die Klienten, zusätzlich oder auch alternativ, unsere Angebote an den beiden Standorten unserer Beratungsstelle. In der Arztpraxis Schwabstraße 57-59 gibt es derzeit 220 Substitutionsplätze und sechs substituierende Ärzte: Herr Dr. Schaffert, Herr Schnaitmann, Herr Dr. Trein, Herr Beck und konsiliarisch Herr Dr. Timur und Herr Dr. Egetemeyr. Ulrike Simon ist montagnachmittags und Sabrina Peignard ganztägig donnerstags für Klienten zu sprechen. Die Praxis führt an sieben Tagen die Woche die Sichtvergabe des Substituts selbst durch. Zwei Mitarbeitende des Caritasverbandes Stuttgart und eine Mitarbeiterin des Klinikum Stuttgart sind zu anderen Zeiten ebenfalls vor Ort. Im Jahr 2016 betreuten Sabrina Peignard und Ulrike Simon 43 Substituierte vor Ort in der Praxis. Die Gemeinschaftspraxis Schwabstraße 26 behandelt 120 Substituierte mit den vier Substitutionsärzten Dres. Frietsch, Müller, Roll und Ulmer. Rolf Berger ist dienstagnachmittags, eine Kollegin von der Beratungsstelle Lagaya an zwei weiteren halben Tagen vor Ort. Der Sichtbezug des Substitutionsmittels wird in einer Apotheke durchgeführt. Rolf Berger betreute 2016 in dieser Praxis 32 Substituierte. Ulrike Simon

PSB = Psychosoziale Beratung, Betreuung und Behandlung Substituierter

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STAR – STUNDENWEISE ARBEIT

EIN NEUES PROJEKT: STUNDENWEISE ARBEITSÄHNLICHE TÄTIGKEITEN NACH §67 SGB XII Der Stuttgarter Gemeinderat hat Ende 2015 in den Haushaltsberatungen für 2016/2017 die Einführung von „niedrigschwelligen arbeitsähnlichen Tätigkeiten für Suchtkranke“ beschlossen. Durch den Abschluss der Leistungsvereinbarung zwischen der Landeshauptstadt Stuttgart und Release Stuttgart e.V. im Mai 2016 konnte bereits im Juli der erste Klient die ersten Stunden in unserem neuen Projekt STAR arbeiten.

Bisher konnten Klienten im Rahmen von STAR bereits verschiedene Aufgaben im Haus übernehmen. Reinigungsarbeiten, Einkäufe, Thekendienst und Kochen im Café SUB zum Beispiel. Mit der Fertigstellung des Werkraums im Februar 2017 sollen einfache Montagetätigkeiten dazu kommen. Hierzu suchen wir nun nach geeigneten Aufträgen aus Gewerbe und Industrie.

Erfahrungsgemäß ist ein großer Teil der Suchtmittelabhängigen zwar theoretisch arbeitsfähig und deshalb auch im SGB II-Leistungsbezug (ALG II / Hartz 4), gleichzeitig besteht aber oft eine krankheitsbedingte Leistungsminderung, so dass Arbeitsgelegenheiten oder andere Maßnahmen nach SGB II/III nicht geeignet sind.

Schon ausgeführte einzelne Kuvertierungsaufträge (Jahresberichte, Ausstellungskataloge und Versandaktionen der benachbarten BW-Stiftung) zeigten eine positive Wirkung auf die arbeitenden Klienten, da es sich um „reale Aufträge“ vom ersten Arbeitsmarkt und nicht um reine Arbeitsbeschaffungstätigkeiten handelte. Die Arbeit wird den Klienten mit einer Aufwandsentschädigung von 1,50 EUR vergütet und kann auf Wunsch sofort nach getaner Arbeit ausbezahlt werden. Das als Leistungsträger zuständige Sozialamt erstattet uns zusätzlich 6,10 EUR für die Regiekosten. Für eine Anschubfinanzierung konnten wir die Vector-Stiftung gewinnen. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich. Dank der Projektmittel konnten wir zum 1.1.2017 Ludwig Wieland für drei Jahre als Arbeitserzieher anstellen. Unser Ziel ist, dass sich das Projekt nach drei Jahren selbst trägt. Von Juli bis Dezember 2016 arbeiteten vier Klienten in unterschiedlichen Anteilen durchschnittlich 65 Stunden pro Monat im Projekt STAR.

Die niederschwelligen arbeitsähnlichen Tätigkeiten sollen für Suchtkranke zur Verbesserung der sozialen und beruflichen Teilhabe beitragen, die Tagesstrukturierung unterstützen und eine Lücke zu den bestehenden Angeboten (insbesondere des Jobcenters) schließen. Das höchste Ziel ist natürlich die Heranführung an weitergehende Maßnahmen und den ersten Arbeitsmarkt. STAR zielt mit den sozialtherapeutischen Effekten aber auch auf chronisch mehrfachbeeinträchtigte Abhängigkeitskranke, bei denen eine Stabilisierung im Vordergrund steht und eine Integration in das Erwerbsleben unrealistisch erscheint. Seit Oktober 2016 hatten wir wieder eine Baustelle im Gebäude K 40: Das Untergeschoß wurde ausgebaut und erhielt einen Werkraum.

Uwe Collmar

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MEIN FREIWILLIGES SOZIALES JAHR (FSJ)

Alisa Stauch im Cafe SUB

2016 habe ich mein Abitur gemacht und absolviere jetzt seit 1. September 2016 mein FSJ bei Release Direkt. Ich arbeite hauptsächlich im Cafe SUB und bin dort hinter der Theke zu finden. Während die Sozialarbeiter mal in diesem oder jenem Büro, oder bei Außenterminen sind, bin ich als Ansprechpartnerin für unsere Klienten immer vor Ort. Ich wollte schon immer im sozialen Bereich arbeiten, war mir dabei unsicher wo genau und habe mich deshalb für ein FSJ entschieden. Über die Diakonie kam ich auf Release Direkt und habe dort zwei Tage hospitiert. Meine Entscheidung war sofort klar: Hier möchte ich mein FSJ machen! Glücklicherweise konnte mir das Team auch gleich eine Zusage geben. Ich freue mich jeden Tag zur Arbeit zu kommen, meine Kollegen und unsere Klienten anzutreffen. Neben der interessanten und abwechslungsreichen Tätigkeit liegt dies bestimmt auch daran, dass mich sowohl das Team als auch die Klienten sehr herzlich aufgenommen haben.

Mich hat es sehr überrascht, dass ich von unseren Klienten so schnell akzeptiert wurde. Schon nach wenigen Tagen habe ich so selbstverständlich dazu gehört, als wäre ich schon ewig da. Überraschend war dies auch deshalb für mich, weil ich ca. 20 Jahre jünger bin als der Durchschnitt der Klienten. Zusätzlich hat mich die Offenheit der Klienten mir gegenüber überrascht. Ich fühle mich hier sehr wohl und werde als vollwertige Mitarbeiterin behandelt. Ich kann diese FSJ Stelle jedem empfehlen, der einen Einblick in die Arbeit von Sozialarbeitern und in die Lebenswelt von Drogensüchtigen erhalten möchte. An dieser Stelle möchte ich mich für die Unterstützung, Offenheit und Empathie bedanken, die mir vom ganzen Team entgegen gebracht wird. Ich freue mich darauf, die nächsten 8 Monate mit Euch verbringen zu dürfen! Alisa Stauch

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STREETWORK – BRAUCHEN WIR KONSUMRÄUME?

Auch in diesem Jahr waren wir 1-2 Mal wöchentlich im Streetworkeinsatz. Wie gewohnt suchten wir diejenigen Orte auf, an denen sich eine kleine aber stetige Drogenszene aufhält: am Cityplaza, unter der Paulinenbrücke und in der Elisabethenanlage im Stuttgarter Westen.

Dieses Jahr beschäftigten uns zum normalen Streetworkalltag unterschiedliche Themen: Halten sich unsere Klienten auch an anderen Plätzen regelmäßig auf? Wandert die Drogenszene nach Bad Cannstatt ab oder erweitert sie sich nach Bad Cannstatt? Warum nimmt die Anfrage nach sterilem Spritzenbesteck zu? Brauchen wir in Stuttgart Drogenkonsumräume? Einige Male besuchten wir die Wächterstaffeln, das Züblinparkhaus und den Marienplatz, um festzustellen, dass zumindest an den Staffeln und im Parkhaus zwar offensichtlich konsumiert wird, sich jedoch keine feste Szene aufhält. Wir haben Spritzenutensilien gefunden, nicht jedoch die Konsumenten. Am Marienplatz haben wir nur wenige Konsumenten angetroffen, die bewusst abwandern – entweder, weil es ihnen an der „Paule“ zu laut ist oder weil ihnen die Polizeipräsenz zu viel wird. Auf Anfrage der Mitarbeiter der Tagesstätte Café 72 von der Ambulanten Hilfe in Bad Cannstatt haben wir uns Szeneplätze in Bad Cannstatt, die überwiegend durch eine Trinkerszene etabliert wurden, angesehen. Auslöser hierfür waren Beobachtungen von Verkauf und Konsum von illegalen Drogen, aber auch von steigender Nachfrage steriler Spritzen in Apotheken. Unser bisheriges Resumée: die Konsumenten illegaler Drogen bewegen sich

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Halten sich unsere Klienten auch an anderen Plätzen regelmäßig auf? Wandert die Drogenszene nach Bad Cannstatt ab oder erweitert sie sich nach Bad Cannstatt? Warum nimmt die Anfrage nach sterilem Spritzenbesteck zu? Brauchen wir in Stuttgart Drogenkonsumräume?

in Bad Cannstatt, halten sich bisher jedoch nicht gesammelt und nicht über längere Zeit an bestimmten Plätzen auf. Wir bleiben mit den Betroffenen und den professionellen Helfern in regelmäßigem Kontakt, um die Präsenz von Konsumenten illegaler Drogen zu beobachten. Bisher bedarf es in Bad Cannstatt aus unserer Sicht keiner Streetwork von Release Direkt. In Stuttgart wurden 2016 von der Suchthilfe (Caritas und Release) insgesamt 92.114 Spritzen ausgegeben. Das sind rund 10% mehr als im Vorjahr. Damit setzt sich ein Anstieg fort, der seit 2014 zu beobachten ist. Im Jahr 2013 wurden noch 37.261 Spritzen in Stuttgart ausgegeben. Allein Release Direkt hat bei der Streetwork und im Café SUB 2016 rund 22.800 Spritzen ausgegeben. Das sind etwa 11.000 Spritzen mehr als 2015.

Mögliche Gründe für den Anstieg könnten sein: Die Sensibilisierung für Safer Use gelingt heute besser, die Abhängigen nutzen mehr steriles Besteck und vermeiden Mehrfachnutzung und Needle-Sharing. Befragte Klienten bestätigen dies. Der Zugang zu sterilem Besteck hat sich durch die Ausgabe im Café SUB verbessert.

Substitutionsmittel und andere Medikamente werden häufiger gespritzt. Es wird wieder vermehrt Heroin oder Kokain intravenös konsumiert. Es gibt Hinweise auf zunehmenden intravenösen Konsum von Amphetaminen und anderen Drogen. Fakt ist jedoch, dass dieser Konsum nicht unter professioneller Aufsicht geschieht. Damit ist es nur ein kleiner Schritt bis hin zur Frage, ob Stuttgart einen Drogenkonsumraum braucht. In Deutschland gibt es aktuell 25 Konsumräume in 16 Städten und 6 Bundesländern. Drogenkonsumräume bieten die Möglichkeit zu vorrangig intravenösem Konsum und zur inhalativen (Rauchkonsum) und nasalen Applikation mitgebrachter Substanzen. Drogenkonsumräume leisten einen entscheidenden Beitrag zur Überlebenshilfe und Risikominimierung beim Konsum illegaler Drogen. Darüber hinaus bieten sie mit ihren niederschwelligen und akzeptanz-orientierten Kontaktmöglichkeiten eine Brückenfunktion in weiterführende Angebote gesundheitlicher und psychosozialer Unterstützung. Konsumräume leisten einen wesentlichen Beitrag bei der Reduzierung von Problemen durch offene Drogenszenen in den Städten.

STREETWORKKONTAKTE Jahr Einsätze Kontakte

Kontakte Kontakte

insgesamt männlich weiblich

2015 63

849

638

211

2016 61

822

631

191

Neben dem individuellen Gesundheitsschutz tragen sie wesentlich dazu bei, die Ausbreitung von infektiösen Krankheiten wie Hepatitis und HIV einzudämmen. Ob Stuttgart einen Drogenkonsumraum braucht, soll in einem anderen Rahmen eruiert und erörtert werden. Um den Stuttgarter Bedarf herauszufinden, beschäftigt sich eine Gruppe, bestehend aus Mitarbeitenden der Stadt Stuttgart, der Selbsthilfeinitiative JES, des Caritasverbandes für Stuttgart und Release Direkt mit der Thematik. Es liegen noch keine abschließenden Ergebnisse vor. Sabrina Peignard

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DIAMORPHINBEHANDLUNG

Kombination verschiedener Substitutionsmittel. Wenn der psychische Belastungsdruck oder schlicht das Konsumverlangen zu hoch ist, kann auch die zusätzliche Methadongabe eine Lösung sein.

Inzwischen sind die Plätze für die Diamorphinbehandlung auf 80 Patienten erhöht und auch gleich wieder voll belegt! Und auch die Warteliste muss weiter geführt werden, da die Nachfrage ungebrochen ist. Damit scheint die anfangs weit verbreitete Ansicht, dass die Diamorphinbehandlung die Endstation für hoffnungslose Fälle sei, inzwischen überholt. Unsere Patienten und Klienten zeigen uns täglich, dass dem mitnichten so ist. Bereits das Behandlungsprocedere mit bis zu drei Vergaben pro Tag ist recht anspruchsvoll. Vor allem das medizinische Team ist hier intensiv in den Tagesablauf der Patienten involviert. Die überwiegende Mehrheit nutzt diese Behandlung sehr gut für sich. Die Effekte übertreffen mehrheitlich unsere Erwartungen. So haben bereits mehrere Klienten die Behandlung mit dem Ziel der Abstinenz wieder verlassen. Interessanterweise sind die Klienten mit Beginn der Diamorphinbehandlung im Vergleich zu vorher sehr viel klarer und beginnen Pläne zu schmieden. Dies liegt mit an der Reduktion des Beigebrauchs, aber auch an der fehlenden sedierenden Wirkung von Methadon und der euphorisierenden Wirkung von Diamorphin. Die Behandlung mit Diamorphin bewirkt bei den Patienten eine Entmystifizierung und Entglorifizierung des Heroins, wodurch die Veränderungsmotivation sicher ebenfalls begünstigt wird. Gleichzeitig machen wir aber auch die Erfahrung, dass nicht jeder von der Diamorphinbehandlung profitiert. Manche Patienten kommen gerade mit dem „klareren Kopf“ nicht so gut zurecht. Während bei manchen dadurch auch der Blick auf die Komorbiditäten „klarer“ und die psychiatrische Behandlung somit erst möglich wird, wechseln andere in die Methadonbehandlung zurück, um die sedierende Wirkung von Methadon wieder zu haben. Gute Erfahrungen machen wir auch mit der

Eine weitere Errungenschaft in der Substitutionsbehandlung ist das inzwischen zugelassene retardierte Morphin. Durch seine Wirkähnlichkeit zu Diamorphin eignet es sich gut als Kombinationspräparat um die tägliche Anreise und Vergabe auf einmal zu begrenzen. Auch kann es bei stabilen Patienten als Take Home rezeptiert werden. Gerade für die Arbeitsaufnahme bei Diamorphinpatienten hat es sich daher bewährt. Dennoch bleibt die Substitution eine überregulierte medizinische Behandlung. Es ist wissenschaftlich nicht begründbar, warum die ärztliche Therapiefreiheit derart eingeschränkt ist (z.B. Aufnahmekriterien für Diamorphin) und die Zahl zugelassener Medikamente an einer Hand abgezählt werden kann. Wir brauchen einen entspannteren Umgang mit der Opiatabhängigkeit, mehr Behandlungsfreiheit bei gerechterer Finanzierung und mehr Medikamente in unterschiedlichen Verabreichungsformen! Eine Besonderheit bietet die Diamorphinbehandlung noch im Bereich des §35 Betäubungsmittelgesetz (BtMG), Therapie statt Strafe. Es gelang uns in mehreren Einzelfällen, die Staatsanwaltschaft davon zu überzeugen, dass im entsprechenden Fall eine Zurückstellung der Strafvollstreckung zugunsten der Diamorphinbehandlung sinnvoll ist. Denn oft haben mehrjährige Haftstrafen keine Wirkung bezüglich des delinquenten Verhaltens gezeigt. Das Konzept des engen Behandlungssettings aus Medizin, Pflege und Sozialarbeit, sowie die darin enthaltene Kontrollwirkung bezüglich des Beikonsums, in Verbindung mit den Erfolgschancen hinsichtlich der Legalbewährung, bieten so große therapeutische Potentiale. Denn mit mindestens zwei Besuchen pro Tag ist die Behandlung an sich bereits eine tagesstrukturierende Maßnahme. Dabei entfaltet sich schon im geordneten Sozialkontakt in der Praxis und im Café ein sozialtherapeutischer Effekt. Dieser wird individuell ergänzt durch ärztliche, pflegerische und sozialarbeiterische Gespräche, Einzel- und Gruppenpsychotherapie, bis hin zu Beschäftigungsmöglichkeiten im Arbeitsprojekt STAR (STundenweise ARbeit). Doch auch hier ist Diamorphin natürlich kein Wundermittel. Bei einigen Klienten wurde die Behandlung durch erneute Straffälligkeit und Inhaftierung, oder auch auf unsere Veranlassung wegen fehlender Erfolgsaussicht beendet. Nicht jeder kann die Chance für sich nutzen, aber einen Versuch ist es wert! Ende 2016 befanden sich 11 Klienten nach unserem Konzept für §35 in der Diamorphinbehandlung und nicht in der JVA! Uwe Collmar

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PSYCHOSOZIALER BETREUUNG VON SUBSTITUIERTEN IN DER JVA STUTTGART Ende 2015 bekamen wir die Anfrage, ob wir in der JVA Stuttgart für ein Jahr probeweise psychosoziale Betreuung Substituierter anbieten wollen. Angeregt hat dies die Anstaltsleitung, da es zunehmend mehr substituierte Inhaftierte in der JVA gibt und diese auch im Gefängnis ein Recht auf psychosoziale Betreuung haben. Ermöglicht hat das Angebot die Evangelische Gesellschaft, weil sie wegen des Umbaus in der JVA ihre Kapazitäten nicht voll auslasten konnte und diese nun befristet zur Verfügung stellt. Dem Auftrag entsprechend wurden substituierte Klienten in der Vergangenheit von den Kollegen der Dienststelle Release Mitte nur dann betreut, wenn sie einen realistischen Therapiewunsch hatten. Seit Januar 2016 können wir nun mit einer 25%-Stelle an einem halben Tag in der Woche vor Ort Substituierte beraten und betreuen. Vorrangige Aufgaben und Ziele der Arbeit sind die Begleitung der Substitutionsbehandlung in Haft, Kooperation mit den Ärzten, Vermittlungen in medizinische (substitutionsgestützte) Rehabilitation und die Vermittlung zu Substitutionsärzten nach der Haftentlassung. Schwierigkeiten zeigen sich bei Klienten mit hohem Beigebrauch am Tag der Inhaftierung. Diese werden in der JVA zumeist aus der Substitution genommen. Hier zeigt sich, dass die Anstaltsärzte die Behandlungsrichtlinien anders interpretieren als allgemein üblich und vermutlich ein grundlegend anderes Suchtverständnis haben. Dadurch stellt die Arbeit in der JVA eine besondere Herausforderung dar. Des Weiteren gab es sehr häufig Schwierigkeiten bei der Suche nach Substitutionsplätzen nach der Haftentlassung, da es in Stuttgart und Umgebung praktisch keine freien Substitutionsplätze mehr gibt. Die Arbeit in der JVA unterscheidet sich inhaltlich nicht viel von der Arbeit in der Beratungsstelle. Abgesehen von den Belastungen der Inhaftierung und der Therapievermittlung zur Haftvermeidung bringen die Klienten zumeist ähnliche Themen mit, die auch in der Freiheit eine Rolle spielen. Dabei geht es häufig um Fragen, wie es nach der Haft weitergehen kann, welche Veränderungen möglich sind und wie sie ihr Leben weiter gestalten wollen. Zurückblickend war das Jahr 2016 für die substituierten Klienten in der JVA Stuttgart ein Gewinn. So konnte ich beispielsweise mit einigen Klienten, die ich bereits vor der Inhaftierung kannte, an ihren Themen in der JVA weiterarbeiten. So mancher Bruch in der Behandlungskontinuität, mit allen Gefahren und Risiken für Leib und Leben, ließ sich durch eine organisierte Anschlussbehandlung vermeiden. Vieles verlief rückblickend sehr gut und Verbesserungspotenziale sind erkannt und werden bearbeitet. Diese gute Arbeit in der JVA Stuttgart wäre ohne das Zutun einer Vielzahl von Kooperationspartnern nicht möglich gewesen. Für die gute Kooperation möchte ich mich im Namen meiner Klienten bei den Mitarbeitenden der JVA Stuttgart, den Richtern und Staatsanwälten, den Rechtsanwälten, den Kostenträgern, den Rehabilitationseinrichtungen und Substitutionsärzten, sowie allen weiteren Unterstützern bedanken. Ich freue mich, dass die psychosoziale Betreuung von Substituierten in der JVA Stuttgart auch im Jahr 2017 weiter gehen kann. Diana Kiess

JVA STATISTIK 2016

NACHFRAGE Neuanmeldungen

48 Personen

BETREUUNGEN Betreuungen mit 2 und mehr Gesprächen

37 Personen

Einmalkontakte (Entlassung, Verlegung, etc.)

6 Personen

Kein Kontakt wegen Verlegung

5 Personen

VERMITTLUNG ZUM SUBSTITUTIONSARZT Nach Haftentlassung

8 Personen

THERAPIEVERMITTLUNGEN Antragstellung auf Kostenübernahme 19 Personen für die Therapie Davon Therapie tatsächlich angetreten

7 Personen

Davon Therapie nicht realisiert (Entlassung aus Haft, Verlegung, rechtliche Hindernisse)

7 Personen

Davon Weiterbetreuung 2017

5 Personen

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STATISTIK 2016

(Alle Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Vorjahr)

FALLZAHLEN

GESAMTZAHL DER KONTAKTE

Im Jahr 2016 haben wir insgesamt 666 Betreuungen (610) durchgeführt. Zudem waren 68 Personen einmalig bei uns zur Beratung. Zum Stichtag 31.12.2016 befanden sich 532 Personen (492) in Beratung. Davon waren 493 Personen (454) aktuell in Substitutionsbetreuung, 39 Personen befanden sich in Nachbetreuung oder wegen anderer Suchtprobleme in Beratung. 298 Substitutionspatienten der Schwerpunktpraxis sind in unserer Betreuung. 195 Substitutionsklienten verteilen sich auf andere Arztpraxen. 2016 2015 Aus Vorjahr übernommene Klienten 493 464 Zugänge 173 146 davon Wiederaufnahmen 44 37 davon Neuaufnahmen 129 109 Betreuungen insgesamt 666 610 davon Beender 134 118

Die Einzelkontakte mit Klienten hatten eine durchschnittliche Dauer von 29 Minuten. 2016 2015 Einzelkontakte mit Klienten 5.540 5.475 Gruppenkontakte mit Klienten 418 152 Angehörige 62 97 Klienten und Angehörige 41 84 Klienten und sonstige Personen 246 263 Sonstige Personen (Behörden, Kooperationspartner, etc.) 3.603 3.695 Gesamt 9.910 9.766

In der Schwerpunktpraxis für Suchtmedizin werden an beiden Standorten zusammen am Stichtag 31.12.2016 329 Personen substituiert. Davon sind 80 Personen in der Diamorphinbehandlung.

BETREUUNGSDAUER

ALTERSVERTEILUNG DER ZUGÄNGE (N = 173)

Der größte Teil der im Suchthilfesystem bekannten Opioidabhängigen schafft es trotz intensiver Bemühungen nicht, dauerhaft abstinent zu leben (vgl. PREMOS-Studie 2011). Bei der psychosozialen Betreuung Substituierter sind daher sehr lange Beratungsprozesse zu beobachten. Auch neu aufgenommene Klienten müssen aufgrund der Vielzahl der Vorbehandlungen im gesamten Suchthilfesystem bereits als „langzeitbetreut“ verstanden werden.

Das Durchschnittsalter bei Betreuungsbeginn beträgt 39 Jahre (38). Das Verhältnis von Frauen (44) zu Männern (129) ist w: 25% / m: 75%. 3 20 – 24 Jahre

3 6 14

Die in 2016 beendeten 134 Betreuungen dauerten im Durchschnitt 23 Monate (22). Die am 31.12.2016 aktuell betreuten 532 Klienten waren bereits durchschnittlich 48 Monate (46) in Betreuung.

25 – 29 Jahre

Von allen 666 in 2016 Betreuten sind 223 Klienten (33,5%) chronisch mehrfach-geschädigte Abhängigkeitskranke. Das Behandlungsziel ist dann die größtmögliche gesundheitliche und soziale Stabilisierung, zur Not auch auf niedrigstem Niveau. Denn oft ist das prioritäre Ziel der Suchtmittelfreiheit nicht (mehr) erreichbar. Eine besondere Herausforderung sehen wir darin, möglichst frühzeitig Tendenzen zu chronischen Behandlungsverläufen zu erkennen und diesen frühzeitig entgegenzuwirken.

30 – 34 Jahre

3 17 23 7 30 33

35 – 39 Jahre

9 42 26 6

40 – 44 Jahre

32 17 45 – 49 Jahre

5 22 13

über 50 Jahre

11 24

Frauen Männer Summe

_55 Release direkt

KINDER ALLER KLIENTEN (N = 666)

Die Frage nach unserer Mitverantwortung beim Abwenden einer möglichen Kindeswohlgefährdung wird umso relevanter, je jünger die Kinder sind. Die Einrichtungen des Suchthilfeverbundes Stuttgart haben einheitliche Zusatzfragen im Dokumentationssystem entwickelt, um präzise Zahlen zu erhalten.

Unsere Klienten haben 243 leibliche Kinder (239) unter 18 Jahren. Davon leben 45% im eigenen Haushalt, 39% beim anderen Elternteil und 14% in Pflegefamilien oder Heimen. In den Haushalten aller von uns im Jahr 2016 betreuten Klienten leben insgesamt 115 leibliche und nicht-leibliche Kinder (111) unter 18 Jahren.

Altersverteilung der leiblichen und nicht-leiblichen Kinder in den Haushalten:

21

27

46

bis 2 Jahre

3-6 Jahre

7-14 Jahre

21

115

15-17 Jahre Gesamt

AUSGEWÄHLTE ZAHLEN ZU DEN ZUGÄNGEN OHNE JVA (N = 137) 30% (28%) der Neuaufnahmen hatten im Monat vor Betreuungsbeginn intravenösen Konsum 12% gaben an, noch nie intravenös konsumiert zu haben 19,8 Jahre ist das durchschnittliche Alter beim Erstkonsum von Opioiden 63% (66%) erhalten ALG II, 5% (3%) ALG I 5% (4%) Rente 14% (17)% haben ein Erwerbseinkommen 53% (46%) hatten mindestens eine stationäre Entwöhnungsbehandlung 23% (30%) haben problematische Schulden 47% (49%) wohnten bei Betreuungsbeginn selbständig 24% (29%) in betreuten Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe 36% (32%) hatten eine feste Beziehung 57% (65%) waren alleinstehend 41% (43%) sind Hepatitis C positiv getestet 7% (9%) sind HIV positiv getestet 17% (17%) haben einen Migrationshintergrund 49% (46%) haben keine Ausbildung abgeschlossen 58% (53%) haben Haupt-/Volksschulabschluss 19% (18%) Realschulabschluss 16% (12%) (Fach-) Abitur Uwe Collmar

56_ Release direkt

DIE MITARBEITENDEN RELEASE DIREKT

UWE COLLMAR Dienststellenleitung Psychosoziale Betreuung von Substituierten, Qualitätsmanagement Tel. 0711 - 65 86 45-16 [email protected]

ROLF BERGER Psychosoziale Betreuung von Substituierten, Streetwork Tel. 0711 - 50 53 988-13 [email protected]

TAMARA DARKASHLY Psychosoziale Betreuung von Substituierten Tel. 0711 - 50 53 9 88-11 [email protected]

DIANA KIESS Psychosoziale Betreuung von Substituierten Beratung im Vollzug Tel. 0711 - 65 86 45-14 [email protected]

MICHAEL LOHMÜLLER Psychosoziale Betreuung von Substituierten Tel. 0711 - 65 86 45-18 [email protected]

HANNAH NIEBERLE Psychosoziale Betreuung von Substituierten Tel. 0711 - 65 86 45-17 [email protected]

_57 Release direkt

SABRINA PEIGNARD Psychosoziale Betreuung von Substituierten, Streetwork Tel. 0711 - 65 86 45-15, mobil 0175 - 91 38 257 [email protected]

CHRISTINE SCHERB Psychosoziale Betreuung von Substituierten Tel. 0711 - 50 53 9 88-12 [email protected]

ULRIKE SIMON Psychosoziale Betreuung von Substituierten, Streetwork Tel. 0711 - 65 86 45-13, mobil 0175 - 91 22 331 [email protected]

LEYLA YILMAZ (in Elternzeit) Psychosoziale Betreuung von Substituierten Tel. 0711 - 50 53 9 88-11 [email protected]

Ebenfalls zum Team Direkt gehören die geringfügig beschäftigt Mitarbeitenden Emil Bay und Markus Knecht. Nach einjähriger Pause kehrte Christine Scherb im Mai 2016 in unser Team zurück. Im Juni 2016 begann Tamara Darkashly ihre Tätigkeit bei Release Direkt. Unsere erste FSJ-lerin Sofia Skorta beendete ihren Einsatz im August, auf ihre Stelle folgte Alisa Stauch im September. Im Mai 2016 ging Leyla Yilmaz in Mutterschutz. Sie kommt voraussichtlich im September 2017 aus der Elternzeit zurück.

Das Team von Release Direkt hat sich im Februar 2017 von Susanne Jäger verabschiedet. Susanne Jäger war 20 Jahre bei Release tätig. Sie hat drogenabhängige Frauen und Jugendliche im Vollzug beraten, war als Streetworkerin auf der Drogenszene und hat mit sehr viel Einsatz und Herzblut ein vielbeachtetes Angebot für Spätaussiedler und russisch sprechende Migranten aufgebaut. In den letzten Jahren lag ihr Schwerpunkt in der Beratung und ambulanten Rehabilitation und auch in diesem Arbeitsbereich hat sie mit dem Gruppenangebot „Freispiel“ ein neues Format entwickelt. Wir danken Susannen Jäger sehr herzlich für ihre Ideen, ihr Fachwissen, ihre Neugier, ihre Impulse und ihr großes Engagement. Wir wünschen ihr für ihr neues Arbeitsfeld bei der Suchtberatung der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart alles Gute.

Lena Lindhorst arbeitete von Januar 2015 bis Dezember 2016 als Elternzeitvertretung in den Teams von Release Mitte und Release Direkt. Dafür danken wir ihr sehr herzlich. Zum 1. März 2017 haben wir Hannah Nieberle als neue Release Direkt-Mitarbeiterin begrüßt. Ulrich Binder

58_ Tagwerk

GANZTÄGIG AMBULANTE DROGENREHABILITATION

ER IST WIEDERERÖFFNET …

... und der Blick auf die Stadt ist von keinem anderen Punkt Stuttgarts aus so beeindruckend wie vom Fernsehturm. Auch auf unserer Weihnachtskarte mit Gruß zum neuen Jahr 2017 war er zu sehen. Er ragt mit seiner schlanken und markanten Form in unser Portfolio und in unsere Herzen als Wahrzeichen Stuttgarts, unserer Region ... So blieb vom letzten Jahr kein weiser Spruch, an den wir anknüpfen können, sondern ein Symbol, das wir im Rückblick auf das vergangene Jahr gerne als aussichtsreich und richtungsgebend betrachten wollen. Was können wir richtungsweisend berichten, wo stehen wir in der komplexen Landschaft der Stuttgarter Suchthilfen? Als Grundlage unserer Arbeit und Weiterentwicklung verhalf uns das bereits im Vorjahr begonnene Gesundheitskonzept, mit gesunder Ernährung, Bewegung und hochwertigen Möglichkeiten der Entspannung und Aufmerksamkeitssteuerung mittels Neurofeedback zu einer deutlichen Verbesserung von Lebendigkeit und Achtsamkeit und damit auch zur Weiterentwicklung in anderen Bereichen: Wir entwickelten unser therapeutisches Konzept der „BIG10“ weiter als grundlegende Beurteilungsfaktoren hinsichtlich der Prognose und Selbstwahrnehmung und implementierten es als ein Selbststeuerungswerkzeug für den einzelnen Rehabilitanden, aber auch die ganze Therapiegruppe. Wir entwickelten ein neues Konzept von Gruppenregulierung im Sinne eines dynamischen Selbstregulationsmodells, das wir aus Organisationsentwicklungsprozessen von Wirtschaft und Industrie „abschauen“ durften und auf unsere Zielgruppe und Einrichtung anpassen lernten.

Wir überarbeiteten viele unserer Therapieprozesse und -abläufe, veränderten Arbeitsmittel (Stichwort „Therapie-Fahrtenschreiber“) und entwickelten die Form der Therapieplankonferenzen weiter. Wir entwickelten in Kooperation mit unseren Arbeitshilfepartnern Kulturwerk und SBR eine Erweiterung der arbeitsbezogenen Angebote in Richtung zusätzlicher Förderung von Teilhabe-Fähigkeiten unserer Rehabilitanden und einten dies in einem neuen Bereich, dem Modul „Leben & Arbeit“. Wir verbesserten deutlich unsere „medizinische“ Ausrichtung unter Berücksichtigung steigender komorbider Probleme und gesundheitlicher Fragestellungen unserer Rehabilitanden. Was ist sonst noch zu sehen und zu entdecken aus dem Vorjahr? Nicht in Zahlen auszudrücken ist eine nach wie vor vorhandene und eher noch wachsende hohe Freude, Motivation und Lebendigkeit in unserem Team. Ebenso ist eine deutliche Vorfreude spürbar bei der Entwicklung und Mitgestaltung eines neuen Zentrums, sowie die Weiterentwicklung der Kooperationen mit verschiedenen tangierenden Bereichen, um synergetische Effekte wirkbar zu machen. Maximale Begeisterung über eine ab dem ersten Drittel des Jahres 2016 beständige gute Belegung, die uns riesig freut und uns doch als wirtschaftliche Einflussgröße und damit auch Wertschätzung unserer Arbeit mehr beeindruckt, als wir dies vermutet hätten. Nähere Einblicke in „unser“ Jahr 2016 können Sie gerne unserem Jahresbericht entnehmen. Dr. rer. nat. Andrea Ackermann-Siegle

_59 Tagwerk

AUSWERTUNG 2016

Bewerber 2016: 164 Teilnehmende 2016 74 davon Neuaufnahmen 2016 61 übernommen aus 2015 13 Beendigung 2016 (N=51) 51 Im Therapieprogramm bis einschließlich 31.12.2016 23 Es werden ausschließlich die Beender 2016 ausgewertet (N=51)

ENTLASSMODUS (ALLE BEENDER, N=51) regulär vorzeitig, auf ärztliche Veranlassung disziplinarisch Abbruch durch Klient Weiterbehandlung in anderer Reha Verstorben

23 45% 9 18% 9 18% 8 16% 1 2% 1 2%

STATUS ARBEIT VOR THERAPIE (ALLE BEENDER, N=51) 1. Arbeitsmarkt/Selbständigkeit Ausbildung Arbeitslos in Haft Kombitherapie Arbeitsunfähig (z.B. Bezug von Krankengeld)

4 8% 1 2% 9 18% 32 63% 3 6% 2 4%

STATUS ARBEIT NACH THERAPIE (NUR GEPLANTE BEENDIGUNGEN) 1. Arbeitsmarkt Ausbildung Kombi-Therapie Arbeitsunfähig arbeitslos

18 55% 1 3% 1 3% 1 3% 12 36%

KOSTENTRÄGER (ALLE BEENDER, N=51)

Deutsche Rentenversicherung 35 69% Krankenkassen 12 24% Selbstzahlende 4 8%

VERMITTELNDE STELLEN

Release 33 65% Drobs Region 13 25% Suchtambulanz Klinikum Stuttgart 1 2% aus stationärer Einrichtung 1 2% ohne Drogenberatung 3 6%

THERAPIEFORM (ALLE BEENDER, N=51) Ganztags ambulante Therapie Kombitherapie SURE

36 73% 3 6% 12 22%

60_ Tagwerk

DIE MITARBEITENDEN TAGWERK

Dr. ANDREA ACKERMANN-SIEGLE Diplom-Psychologin, psychologische Psychotherapeutin VT, Einrichtungsleitung, Einzelund Gruppentherapie Tel. 0711 - 2 62 67 74

LISA-MARIE FRIEDRICH Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin (B.A.), Einzel- und Gruppentherapie, Sozialberatung, Aufnahmemanagement Tel. 0711 - 2 62 67 74

[email protected]

[email protected]

STEFAN RASCHINSKY Sozialwirt, Suchttherapeut Psychodrama, Einzel- und Gruppentherapie, Berufsbezogene Maßnahmen, MPU-Vorbereitung Tel. 0711 - 2 62 67 74

CHRISTINE SCHERB Sozialberatung Tel. 0711 - 2 62 67 74

[email protected]

[email protected]

FARID HÄSSELBARTH Fachkrankenpfleger für Psychiatrie und Psychotherapie, Einzel- und Gruppentherapie, Gesundheitsmanagement Tel. 0711 - 2 62 67 74 [email protected]

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ELTERNKREIS DROGENABHÄNGIGER UND DROGENGEFÄHRDETER TÖCHTER UND SÖHNE BEI RELEASE

KONTAKT KONTAKT Dieter Kolb Release Mitte Tel. 0711 / 26 84 32 35

>> >> >> >>

Jeden Donnerstag von 14 – 16 Uhr bei Release U21, Villastraße 11, 70190 Stuttgart Sie treffen hier Eltern, welche die gleichen Probleme haben wie Sie Sie finden Verständnis für Ihre Sorgen und Nöte Sie lernen, die Veränderung Ihrer Kinder zu verstehen und richtig zu reagieren

Im Jahr 2016 haben wir uns wöchentlich getroffen und uns Kraft, Hoffnung und Rückhalt gegeben. Betroffene Eltern sind bei uns jederzeit herzlich willkommen.

Paula Marinovic Release U21 Tel. 0711 / 60 17 37 32

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RELEASE UND KUNST

Begrüßung durch Dr. Johannes Brümmer, EnBW (rechts) und Horst Merkle (links)

Release und Kunst

Die Jahresgabenausstellung von Release und Kunst 2016 wurde am 10. November 2016 um 19 Uhr im Foyer der EnBW City, Energie Baden-Württemberg AG, in Stuttgart-Fasanenhof eröffnet. Frau Angela Brötel, die Leiterin Medienkommunikation bei der EnBW, schrieb in ihrem Vorwort zum Jahresgabenheft 2016:

„Wir freuen uns jedes Mal, wenn Release mit seinen Jahresgaben zur EnBW kommt und bei uns Werke von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern präsentiert. Release Stuttgart e.V. ist bereits zum 17. Mal Gast der EnBW und es ist schön, dass sowohl unser Foyer mit Kunst bestückt, als auch mit dem Verkauf der Kunstwerke die engagierte Arbeit der Drogenhilfeinstitution unterstützt wird.“ Bei der Ausstellung waren fast 100 Kunstwerke von 22 Künstlern zu sehen. Bilder, Collagen, Fotografien, Gouachen, Linolschnitte, Objekte, Radierungen, Lithografien, Siebdrucke und Zeichnungen. Viele davon fanden einen neuen Besitzer. Mein Dank gilt allen Mitwirkenden für ihr großes Engagement und ihre Kooperationsbereitschaft. Horst Merkle

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STATISTIK GESAMT 2016

1. ANZAHL DER BERATENEN PERSONEN Die Grafik zeigt die Entwicklung der Klientenzahlen der letzten fünf Jahre. Die Gesamtzahl lag letztes Jahr bei 1.922 Personen und damit um 5% höher als im Vorjahr (1.831). Der Anteil bei den mehrmaligen Kontakten ist mit 1.472 (Vorjahr 1.400) ebenfalls um 5% gestiegen.

450 1.332

2012

1.782 506 1.473

2013

1.979 387 1.474

2014

1.861 431 1.400

2015

1.831 1 x Kontakt 2 u. mehr Kontakte Gesamt

450 1.472

2016

1.922

2. BERATENE PERSONEN MIT ZWEI UND MEHR KONTAKTEN (N = 1.472) Die Klienten mit zwei und mehr Kontakten binden einen großen Teil unserer Beratungs- und Betreuungskapazität. Die Neuaufnahmen blieben mit 37% gegenüber dem Vorjahr (36%) fast unverändert, die Wiederaufnahmen stiegen um 3% von 13% auf 16%. Bei knapp der Hälfte der beratenen Personen haben wir den Beratungskontakt über den Jahreswechsel 2015/2016 fortgeführt. Besonders die Zahl der Personen mit zwei und mehr Kontakten zeigt eindrücklich die nach wie vor sehr starke Nachfrage unserer Angebote und das hohe Engagement unserer Mitarbeiter. aus Vorjahr übernommen 696 Wiederaufnahmen 235 Neuaufnahmen 541

47% 16% 37%

3. ZUGÄNGE DER PERSONEN MIT EIGENER SUCHTPROBLEMATIK NACH ALTER UND GESCHLECHT (N = 725) Die Jugendlichen und Heranwachsenden bis 21 Jahre stellen mit 31% (Vorjahr 32%) wieder die größte Gruppe bei den Zugängen (Neu- und Wiederaufnahmen) dar. Die 20 bis 29-jährigen liegen wie im Vorjahr bei 25%. Auch die 30 bis 39-jährigen sind mit 27 % gegenüber dem Vorjahr unverändert. Der Zahl derjenigen Klienten, die älter als 40 Jahre sind, lag bei 120 Personen (Vorjahr 99) und war mit 16% unverändert. Der Anteil der Frauen erhöhte sich von 14% auf 16%.

bis 14 15-17 18-19 20-24 25-29 30-39 40-49

Männer Frauen

> 50

10 5 75 17 61 12 103 19 91 17 174 21 75 12 22 11

_65

4. GESAMTZAHL DER KONTAKTE 2016 Unsere Kontakte mit Klienten und Bezugspersonen sind gegenüber dem Vorjahr um 4% gestiegen. Die 6.373 Behördenkontakte sind Ausdruck des hohen Kooperations- und Verwaltungsanteils, der unsere Arbeit prägt.

Einzelkontakte mit Klienten 9.038 Streetwork 822 Angehörige 643 Gruppenkontakte mit Klienten 690 KlientInnen und Angehörige 94 Einmalkontakte 469 Klienten und sonstige Personen* 267 Behördenkontakte 6.373 Gesamt 18.396 * Gespräche mit Ärzten im Rahmen der psychosozialen Betreuung

5. THERAPIEN Im Jahr 2016 haben wir 137 Menschen in eine ambulante oder Kombitherapie (4), teilstationäre (35) oder stationäre Therapie (98) vermittelt. Damit liegen wir in diesem Bereich weit über dem Niveau des Vorjahres (109). 75 % (Vorjahr 77 %) unserer Klienten haben ihre Therapie auf Grund einer gerichtlichen Auflage (3 %, Vorjahr 8 %) oder nach § 35 Betäubungsmittelgesetz (72 %, Vorjahr 69 %) angetreten.

Auflage Gericht 3% § 35 BtmG 72%

freiwillig 22% sonstige 3%

6. ART DER BEENDIGUNG (N=805) Bei 69% (Vorjahr 64%) unserer Klienten konnten wir unsere Beratungsund Therapiearbeit im Jahr 2016 planmäßig beenden. Dieser Wert ist sehr gut, weil wir wissen, dass der Erfolg einer Beratung, Betreuung und Therapie sehr wesentlich von einer planmäßigen Beendigung des Kontaktes abhängt. Weiter sehr erfreulich ist, dass nur ein knappes Viertel der Klienten den Kontakt zu uns abbricht. Letztes Jahr verstarben neun Menschen während der laufenden Betreuung. Ulrich Binder

planmäßiger Wechsel in andere Einrichtung 20%

außerplanmäßiger Wechsel in andere Einrichtung 7% vorzeitig, Abbruch durch Klient 22%

verstorben 2% Regulär nach Beratung/ Behandlungsplan 47%

vorzeitig mit therapeutischem Einverständnis 2%

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DER AUFSICHTSRAT

CHRISTOPH WERKMANN Vorsitzender des Aufsichtsrates

SABINE HENNIGER stellvertretende Vorsitzende

ROLF AHLRICHS

MATTHIAS APPELT

KARL-EUGEN FISCHER

FRANZ FRIEDEL

FLORIAN KARSTEN

CHRISTIANE TÖDTER

GESCHÄFTSFÜHRENDER VORSTAND

ULRICH BINDER Tel. 0711 - 60 17 37-35 [email protected]

release Beratung und Hilfe bei Sucht- und Drogenthemen Geschäftsstelle: Villastraße 11 70190 Stuttgart Telefon (0711) 60 17 37 30 Fax (0711) 60 17 37 31 [email protected] www.release-stuttgart.de