Teil 5. Eine kosmische Katastrophe in der Eifel

Teil 5. Eine kosmische Katastrophe in der Eifel a. Tektite: Dieses Wort ist ein aus dem Griechischen stammender übergeordneter Begriff, der von tektos...
Author: Minna Brahms
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Teil 5. Eine kosmische Katastrophe in der Eifel a. Tektite: Dieses Wort ist ein aus dem Griechischen stammender übergeordneter Begriff, der von tektos= geschmolzen stammt. Und damit ist gleich der Ursprung benannt. Es sind geschmolzene Teile aus der Erdoberfläche, die durch die Masse und Geschwindigkeit beim Eintreffen eines kosmischen Körpers durch den hohen Druck und die abnorme Hitze entstehen. Es ist also ein Schmelzvorgang an Gesteinen. Die Tektite sind immer an eine Einschlagstelle und deren nähere und weitere Umgebung gebunden. Damit ist schon eine grundsätzliche Aussage gemacht, die zwar oft bei Funden in Frage gestellt wird, an denen man aber wissenschaftlich nicht vorbeikommt, wenn man einmal die schon nachgewiesenen und somit anerkannten Treffer auf der Erde betrachtet. Also die Fundorte sind an Einschlagskrater gebunden, können aber sehr weit reichend sein, wenn der Einschlagskörper groß und demnach auch entsprechend schnell war, als er auf unserem Planeten niederging. Dabei können wir den lange nicht erkannten und vor ca. 14,5 Millionen Jahren entstandenen Krater im Nördlinger Ries als Beispiel nehmen. Man muss davon ausgehen, dass die Erde von nicht viel weniger so genannten Impakten in ihrem 4,5 Milliarden Alter getroffen wurde wie der Mond und die Nachbarplaneten. b.

Hier sind aber die sichtbaren Zeichen eines solchen Geschehens nur nicht so deutlich zu sehen und nachweisbar wie zum Beispiel auf dem Mond. Das hat mehrere Gründe, die ich auch schon in den vorherigen Arbeiten nannte. Die Erde besitzt eine dichte Atmosphäre, welche die herankommenden Teile, wenn sie zu 1

klein sind, in dieser dichten Umgebung nicht nur abbremst, sondern auch bis zu einer bestimmten Größe des Objektes verglühen lässt. Wenn man in einen klaren Nachthimmel schaut, dann muss man sich wundern, wie viele „Sternschnuppen“ zu sehen sind, die alle nichts anderes bedeuten als zerschmelzende Meteorite. Sie müssen verglühen, wenn sie, wie oben gesagt, zu klein sind. Ab einer bestimmten Größe durchschlagen sie die Atmosphäre und treffen auf, sodass man die Bröckchen davon jeden Tag finden kann. Kleine Meteorite werden von entsprechenden Geschäften ständig angeboten. Diese Steine können die unterschiedlichsten Formen und Farben aufweisen, da sie unterschiedliche Grundelemente und Mineralien enthalten.

Dieses Exemplar zeigt eine Fülle von Farben, daher enthält es auch vielerlei Grundstoffe.

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Sternschnuppen, die in die Erdatmosphäre eindringen

Dort, wo die großen Meteoriten einschlagen, bilden sie an der Kruste der Erde einen Krater, aus dem das getroffene Material ausgeschleudert und, durch die Reibungshitze, glasartig verändert wird. Der riesige Brocken, der beim heutigen Nördlinger Ries einschlug, hatte noch eine Besonderheit, die wissenschaftlich als ein Doppelimpakt beschrieben wurde. Es bildeten sich gleichzeitig das Nördlinger Ries und das Steinheimer Becken. Man spricht auch davon, dass der Hauptmeteorit vielleicht einen kleinen Mond mitzog. Bei der Schwere und Größe des Doppelimpaktes waren die Streufelder, an denen die Tektite heute nachzuweisen sind, riesig. Man findet in Tschechien davon im oberen Moldaubereich grüne glasartige Stücke, die man dem Fundort entsprechend Moldavite nennt. Es bildeten sich aber auch an anderen Stellen solche Felder, z.B. in Ostböhmen, im Waldviertel Österreichs und in der Lausitz (Deutsche Landschaft). Es wird in den erdbetrachtenden Schriften gesagt, dass alleine der neben dem Meteoriten fliegende Mond etwa 150 Meter Durchmesser hatte, und dass beiden Teile zusammen mit geschätzter Geschwindigkeit von 70.000 km pro Stunde einschlugen. Die Tektite wurden bis etwa 450 Kilometer weit geschleudert. Man nennt sie Moldavite, da der Fundort in der Nähe der Moldau lag. 3

Die Moldavite aus Tschechien und Böhmen zeigen eine Grünfärbung

c. Die Moldavite: Sie sind heute die Bezeichnung für alle von diesem Impakt herrührenden Tektite, die, wie vorher beschrieben, weit gestreut, in den verschiedensten Ländern östlich des Einschlages gefunden wurden. Ich frage mich, warum die Streuung eigentlich fast nur in östlicher Richtung stattfand, weil eben dort bis zum heutigen Tag die meisten Funde beschrieben werden. Ich kann mir vorstellen, dass der Doppeleinschlag, mit dem schwereren Brocken nach Osten, die östliche Streunung auslöst und daher nur kleine Fundstellen in den anderen Richtungen zu finden sind. d. Die Belemnite: Diese Versteinerungen aus den unterschiedlichsten Fundorten wurden auch im Nördlinger Ries entdeckt, wo sie aber eine andere Form zeigten, die als geschockte Belemnite bezeichnet wird, weil hier die Versteinerung eines Tieres durch den Impakt unter einen

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enormen Druck in Form von Schockwellen gesetzt wurde.

Belemnit aus dem Nördlinger Ries

Bei diesem Vorgang werden die Teile eines versteinerten, dem Tintenfisch verwandten, Lebewesens durch den Druck verändert und in kleine Einzelteile geschnitten. e. Australite: Diese Tektite wurden in einem riesigen Streufeld immer wieder gefunden, Hierbei handelte es sich wahrscheinlich um die Folgen des größten bisher nachgewiesenen Einschlaggeschehens. Das Feld für diese Funde nimmt etwa 10 % der Erdoberfläche ein. Ein Krater von diesem Himmelskörper konnte noch nicht gefunden werden, der vermutlich vor etwa 7 Millionen Jahren einschlug. Zu diesem sehr großen Streufeld gehören auch die Funde von so genannten Indochiniten aus Südostasien, die meist eine schwärzliche Färbung haben. Von der gleichen schwarzen Farbe sind auch die Chinite, die wie der Name es sagt, in China gefunden wurden, aber dem Einschlag in oder um Australien zugerechnet werden müssen. Hier erinnere ich noch einmal an die Oberfläche der Erde, bei der mit den Meeren 71 % bedeckt sind. So kann man durchaus vermuten, dass dieser Einschlag also außerhalb des Festlandes von Australien lag. f..Bediasite und Georgiaite: Sie stammen aus den Einschlagfeldern von Meteoriten aus USA- Ländern. Schwarz sind die Funde aus den Bereichen um den Chesapeake- Bay- Krater, dessen Entstehung auf ca. 34 Millionen Jahre eingeschätzt wird. Grün sind die Tektite aus Georgia. Ivorite: Von dem Einschlagsgebiet „Lake Bosumtwi- Krater in Ghana, der etwa eine Million Jahre alt ist, stammen in dessen Umkreis liegende schwarze Tektite Es gibt unter Anderen noch in Libyen ein großes Streufeld, das so genannte Nordafrikanische St., aus dem das als Libysches Wüstenglas bezeichnete honiggelbe Tektit geborgen wird. 5

f. Der Köfelsit: Im direkten Zusammenhang mit dem angenommenen Eifel- Impakt- Geschehen muss man den Einschlag im Ötztal betrachten. Die Entstehung ist zeitgleich mit der Geschichte der Maare und des Laacher Sees.

Gerade auch um den gewaltigen Erdrutsch, der von einem wahrscheinlich großen Splitter des Kometen mit vielen Teilen in der Zeit um 10000 Jahre entstanden ist, gibt es heute noch ständige Debatten. Die früheren Erdwissenschaftler haben diese Katastrophe nicht mit einem Einschlag in Verbindung bringen wollen. Aber es gibt auch Wissenschaftler, besonders in Österreich, also dem Land des Geschehens, die das sehr deutlich beschrieben und bewiesen haben. In den 30-iger Jahren hat besonders Eduard Suess den gefundenen Bims im Ötztal als eine Entstehung aus dem Einschlag und damit Köfelsit bezeichnet. Dieser Erdwissenschaftler hat das genau wie sein späterer Kollege um 1993, Prof. Alexander Tollmann, gedeutet. Bis heute wird es von vielen Kollegen dieses Faches abgelehnt. Aber das kennen wir aus allen Teilen der Welt, dass die Wissenschaftler sich schwer daran tun, etwas anzuerkennen, das andere entdeckt haben. Die Funde beim Ötztal sind nun mal wie bei dem anerkannten Krater in Arizona oder von Wabar in Süd- Arabien viel zu eindeutig, als dass sie noch länger unbeachtet blieben. Man könnte noch viele ähnliche Regionen auf der Erde ausfindig machen, denn, wie ich schon oben 6

sagte, ist unser Planet von sicher zahllosen Meteoriten oder Kometen getroffen worden, aber mir geht es darum, einmal zu sagen, dass, wenn am Laacher See und im benachbarten Gebiet von Niedermendig blaue Tektite mit einer glasartigen Substanz gefunden wurden und werden, dann kann es sich hier nur um Impaktite dieser Region handeln und von dem großen Einschlag im daraus entstandenen Laacher See herkommen. Um es noch einmal zu formulieren: Die in der gerade genannten Region gefundenen Tektite müssen aus dieser Gegend stammen. Der Laacher See und die Maare können dem Aussehen nach unmöglich anders gedeutet werden wie andere Impaktkrater. So wäre es gut, diese Forschung einmal ernsthaft aufzunehmen, um das Wort Laachite zu erfinden.

Eine kleine Sammlung von Laachiten in meinem Besitz

Der oben schon benannte österreichische Wissenschaftler Franz Eduard Suess beschrieb den vermeintlich dort nachweisbaren Bimsstein als Köfelsit. Er sagte, dass offensichtlich Gneis (ein 7

Gestein) bei sehr hohen Temperaturen zu einer blasigen Schlacke umgewandelt wurde, und dass dieser Prozess eine Veränderung wie in einem Schmelzofen schuf. Er meinte, dass damit etwas entstand wie in Arizona die Gesteinsgläser. Ähnliche Funde wurden auch in den Einschlagsgebieten von Saudi- Arabien, Argentinien und Australien gemacht. Die glasartigen schönen blauen Mikrotektite (kleine Einschmelzsteine) vom Laacher See müssen also in diese Steinveränderungen einbezogen werden.

Geschliffener Laachit aus Niedermendig

Die Laachite werden auch (nach einem französischen Mineralogen Hauynite genannt. Dieses ganze Thema der Tektite der Eifel, dass ja die Deutung der Entstehung der Maare und des Laacher Sees beinhalten soll, wird wahrscheinlich noch einige Zeit in Frage gestellt werden. Es ist nun mal für Wissenschaftler, und das nicht nur im Bereiche der Geologie, eine ungeheure Überwindung, neue Erklärungen (Hypothesen) anzuerkennen. Das darf aber nicht die nötige weitergehende Forschung behindern oder lähmen. Man muss das Gebiet Eifel mit all seinen wunderbaren Landschaftsbildern neuen eingehenden Untersuchungen unterziehen. Welche Deutung wäre eigentlich entstanden, wenn die Krater der Eifel am Niederrhein lägen? Im November 2007

Dr. Wilhelm Pilgram

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