STERNSTUNDEN IM ADVENT Meine Reise nach Betlehem Unterwegs 14. Dezember 2015

Ein grünes Tuch am Anfang des Weges - Bilder der Heimat, des Zuhauses. Ein braunes Tuch als Weg – endend vor der Schwärze einer Wand – im Ungewissen.

Musik erklingt in der Kirche und stimmt in den Abend ein.

Eine Stimme spricht: Wir begrüßen Sie alle ganz herzlich zur dritten Sternstunde im Advent und freuen uns, dass Sie heute den Weg hierher gefunden haben. Gemeinsam machen wir in dieser Adventszeit eine Reise nach Bethlehem, sind wie Maria und Josef, unterwegs auf dem Weg. Eine Reise, die für Maria und Josef beschwerlich war, die Gefahren und Unwegsamkeiten beinhaltete. Genauso wie für die Menschen, die heute auf der Flucht sind, die auch mit vielen Unwegsamkeiten kämpfen müssen auf ihrem Weg über Meere und durch viele Länder. Auch wir sind jetzt auf dem Weg durch den Advent. Einem Weg, der uns manchmal vielleicht auch an unsere Grenzen führt? Unseren Glauben herausfordert? Ein Weg der auch steinig sein kann?

Meditative Musik Maria balancierte mühsam ihr Körpergewicht auf dem Rücken des Esels. Der Ritt dauerte nun schon Stunden. Mit stetem Schritt ging Joseph auf dem langen Weg nach Bethlehem voran. Und schon wieder spürte Maria, wie sich das Kind bewegte. Nicht mehr lange, und es würde zur Welt kommen. Denn Maria war zu der Zeit schon „hochschwanger“. Als das Paar an den Feldern entlang zog, schauten wahrscheinlich einige Bauern – die dort pflügten oder säten – auf und fragten sich, warum eine Frau in diesem Zustand eine solche Reise auf sich nahm. Was hatte Maria hierhergeführt — so weit weg von ihrem Zuhause in Nazareth? Warum ging sie diesen Weg? Eine Stimme erhebt Kritische

Anmerkungen:

Vielleicht fragt Maria sich selber auch: Warum mache ich das eigentlich? Und das in meinem Zustand. Werde ich es schaffen bis Bethlehem? Wird mein Kind gesund geboren, oder sterben wir unterwegs und erreichen unser Ziel niemals? War unsere Entscheidung richtig uns auf den Weg zu machen? Stille Was wäre, wenn Maria und Josef tatsächlich nicht losgegangen wären? Wenn sie nicht der Prophezeiung durch die Engel geglaubt hätten? Wenn sie Gott nicht vertraut hätten? Gäbe es dann keine Weihnachtsgeschichte? Keinen Stall? Keine Krippe? Keine Tiere? Keine Hirten? Keine Hoffnung?

Aber Maria und Josef haben sich auf den Weg gemacht, sie haben den Aufbruch gewagt. So sollten auch wir im Advent den Aufbruch wagen!

Der Chor sing ein Lied Wir stehen am Anfang eines Weges, der uns nach Bethlehem führen will. Dorthin, wo für uns Bethlehem sein wird, führt keine Landkarte, kein Wegweiser. Aus unserem Inneren kommt die Stimme, die uns führt. Wir können noch andere Menschen mitnehmen. Manchmal ist es gut, dass uns jemand begleitet, so wird uns der Weg leichter. Manchmal reicht auch das nicht. Wir müssen getragen werden, jemand muss uns auf die Schulter nehmen. Zuweilen können wir selbst jemanden tragen auf dem langen Weg nach Bethlehem. Manchmal sind wir skeptisch, zweifelnd – möchten vielleicht ausscheren aus der Weggemeinschaft, alleine oder gar nicht weitergehen, sind müde – erschöpft. Doch da, wo wir hingehen; da, wo unser Ziel ist, gelten andere Ordnungen: Da ist der Letzte der Erste. Da werden wir erwartet. Da sind wir willkommen, ganz gleich ob wir alt oder jung, zweifelnd oder mitreißend sind. Machen wir uns also auf, auf nach Bethlehem. Gehen wir, bis Gott in uns Mensch wird.

Meditative Musik: Heute sehen wir in den Medien jeden Tag Menschen, die tatsächlich aufbrechen und unterwegs sind, auf der Flucht sind. Diese Menschen haben Träume, sie möchten mit ihrem Leben erreichen, was ihnen in ihrer Heimat verwehrt wurde. Sie haben den Mut, etwas Neues zu wagen. Sie wollten eine Veränderung in ihrem Leben herbeiführen. Es ist menschlich, etwas Besseres im Leben zu wollen.

Diese Menschen sind voller Hoffnungen. Sie haben ihre Ängste überwunden und begeben sich auf den Weg in ein unbekanntes Land. Was sie antreibt ist die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in der Freiheit. Was sie antreibt ist ihr Glaube an eine bessere Welt, denn wir alle sind Kinder Gottes, wir alle sind Brüder und Schwestern.

Der Chor singt ein Lied Auf dem Weg sein in diesem Advent kann auch heißen, nicht nur mich selber anzunehmen und den Weg zur Krippe zu gehen, es kann auch heißen, dem Anderen den Weg zu zeigen, ihm helfen, den Weg auf sein Ziel hin zu gehen. Ganz konkret kann die Frage lauten: Nehme ich die heutige Herausforderung der Not zu begegnen an? Kann ich damit umgehen und bringe den Mut auf mit anzufassen? Strecke ich dem Mitmenschen die Hand entgegen, um ihn aus der Not herauszuziehen? Bin ich bereit, zu teilen, was ich habe, mit dem der nichts hat? Nicht nur in finanzieller Hinsicht! Bin ich bereit, meinen Horizont zu erweitern – über meinen Schatten zu springen? Kann ich da sein für die, die mich brauchen?

Wenn wir nur eine dieser Fragen mit „ja“ beantworten können, dann sind wir gemeinsam auf dem Weg nach Bethlehem, auf dem Weg zur Krippe, auf dem Weg zur Menschlichkeit, die Jesus uns vorgelebt hat.

Der Chor singt ein Lied. Während des folgenden Gebetes werden Lichter auf dem Weg entzündet: Guter Vater, beschütze alle Menschen, die auf der Flucht vor Gewalt, Verfolgung und Hunger sind. Sei Du ihnen Zuflucht und Heimat, wenn sie nicht mehr wissen wohin. (1. Licht) Deinen Gläubigen aber gib Kraft und Mut, Heimatlosen Heimat und Stummen eine Stimme zu geben. (2. Licht) Öffne unsere Herzen für all jene, die bei uns ihre Zuflucht suchen. Denn in Deiner Familie gibt es keine Fremden, sondern nur Brüder und Schwestern. (3. Licht)

Meditative Musik:

Mit dem Segen endet die Sternstunde: Der Herr, der unsere Erdeund uns Menschen als seine Ebenbilder erschaffen hat, segne dich, für all die großen und kleinen Aufgaben, die auf dich warten in der Herausforderung, unsere Welt gerechter zu gestalten, und behüte dich vor der leichtfertigen Ausrede, allein könne man doch nichts bewirken. Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten, und über all denen, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, und sei dir gnädig, weil er in jeder deiner Handlungen den guten Willen erkennt. Der Herr wende sein Angesicht dir zu, so hast du all das, was du für die nächste Zeit brauchst, und gebe dir Frieden, als Maßstab deines Handelns und als Geschenk: für dich und für alle Menschen dieser Erde. Mögen wir so Gottes Schöpfung bewahren, mit Seiner und mit deiner Hilfe, – damit alle leben können! Das gewähre Euch der gerechte, der Leben spendende Gott, + der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. A: Amen

Auf der Basis des Konzepts zur dritten Sternstunde 2015 von Heike Wegmann. Redaktionell bearbeitet von Jesaja Michael Wiegard