Stadtentwicklungsprogramm "Zukunft Konstanz 2020"

Stadtentwicklungsprogramm "Zukunft Konstanz 2020" Stand: November 2007 Projektleitung: Christa Albrecht und Mechthild Kreis Kontakt: Christa Albrech...
Author: Arwed Biermann
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Stadtentwicklungsprogramm "Zukunft Konstanz 2020"

Stand: November 2007 Projektleitung: Christa Albrecht und Mechthild Kreis Kontakt: Christa Albrecht, Tel. 07531/900-285, [email protected]

Zukunft Konstanz 2020

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Einleitung .............................................................................................................................4 Bevölkerung – Demographischer Wandel............................................................................7 Stadt Konstanz und Region ...............................................................................................11 Siedlung und Raumstruktur ...............................................................................................25 Wohnen .............................................................................................................................35 Natur und Umwelt ..............................................................................................................41 Mobilität .............................................................................................................................48 Arbeit und Wirtschaft .........................................................................................................56 Tourismus ..........................................................................................................................63 Bildung und Wissenschaft..................................................................................................69 Familie, Jugend, Soziales und Gesundheit........................................................................78 Freizeit und Sport ..............................................................................................................84 Kultur .................................................................................................................................89 Partizipation .......................................................................................................................93 Finanzen ............................................................................................................................99

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Zukunft Konstanz 2020

Einleitung

Einleitung Konstanz ist eine lebens- und liebenswerte Stadt. Wir Bürger und Bürgerinnen sehen sie als ein weltoffenes wirtschaftsfreundliches umweltorientiertes soziales und kulturelles Zentrum am Bodensee, das sich an den Werten der Solidarität, Toleranz und Humanität für alle Bewohnerinnen und Bewohner, Jung und Alt, ausrichtet. (Leitbild Stadt Konstanz) Konstanz steht - zusammen mit der Region - vor großen Herausforderungen in der Zukunft. Zu bewältigen ist, der demographische Wandel, die strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft, die wachsende Mobilität, die soziale Integration von zugewanderten Bürgern und Bürgerinnen mit begrenzten öffentlichen Finanzmitteln. Zentrale Aufgabe ist, die hohe Lebensqualität der Stadt zu bewahren und weiter zu entwickeln. Vor allem gilt es die Wirtschaftskraft in Verbindung mit unserem hohen Bildungspotenzial weiter zu entfalten, unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen zu erhalten und die Umweltsituation sowie den Klimaschutz zu verbessern, wo immer es möglich ist. Die Orientierung am Grundsatz der Nachhaltigkeit muss Priorität in allen politischen Entscheidungen besitzen. Zukunftsaufgabe ist, die Balance zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Aufgaben zu finden.

Das bisherige Stadtentwicklungsprogramm aus dem Jahre 1984 ist umgesetzt. Grundsätzlich ist die Stadtentwicklungsplanung (STEP) kein gesetzlich vorgeschriebenes oder geregeltes sondern ein informelles Planinstrument. Sie stellt einen mittel- und langfristigen Ziel- und Maßnahmenplan mit zeitlichen und finanziellen Prioritäten dar. Der Stadtentwicklungsplan integriert die vorhandenen Fachplanungen in eine Gesamtplanung. Er bildet die Grundlage als kommunalpolitischer Selbstbindungsplan für die zukünftige städtische Entwicklung. Damit ist der Stadtentwicklungsplan ein von Verwaltung und Stadtrat abgestimmter Handlungsrahmen, der die Entwicklung der Gemeinde steuert. 4

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Einleitung

Das neue Stadtentwicklungsprogramm nennt sich „Zukunft Konstanz 2020“. Zwei breit angelegte Beteiligungsprozesse der Bürger und Bürgerinnen bildeten den Auftakt (siehe Ablaufgraphik): 1998/99 entwickelten Hunderte Bürger und Bürgerinnen im Stadtmarketingprozess das Leitbild der Stadt Konstanz und 1999 im Agendaprozess und in Zukunftswerkstätten stadtteilbezogene Visionen und Projekte. Aus diesen beiden Prozessen entstanden themenbezogene Projektgruppen, die z.T. bis heute aktiv sind. 2003/04 führte der Gemeinderat auf der Grundlage eines Arbeitsbuches (Bestandsanalyse) in zwei Klausurtagungen Strategiediskussionen durch. Diese Ergebnisse sind in einem „Entscheidungsbuch“ festgehalten. Inhalt sind konsensfähige Leitbilder und Ziele zu allen wesentlichen Fragen der Stadtentwicklung. In einem weiteren Schritt entwickelte er ein Handlungsprogramm. 19 Leitprojekte geben wichtige Impulse für die Stadtentwicklung und haben strategische Bedeutung für die Positionierung der Stadt Konstanz. 2006 beschloss der Gemeinderat folgende Leitprojekte:                   

LP 1 LP 2 LP 3 LP 4 LP 5 LP 6 LP 7 LP 8 LP 9 LP 10 LP 11 LP 12 LP 13 LP 14 LP 15 LP 16 LP 17 LP 18 LP 19

Kooperation Bodensee Dichtemodell und Freiraumkonzept Wohnungsentwicklungskonzept Nachhaltigkeitsbereicht- Nachhaltigkeitsscheck Umwelt- und Handlungsziele Mobilitätsmanagement Kompetenz- und Innovationszentrum Gewerbeflächenentwicklungskonzept Konzeption Wirtschaftsförderung Städtisches Liegenschaftsmanagement Stärkung Einzelhandelsfunktion der Stadt Konstanz Tourismus- und Beherbergungsentwicklungskonzept Familie, Jugend, Soziales Konzept zur kulturellen Stadtentwicklung Bildung und Wissenschaft Konzert- und Kongreßzentrum Entwicklungskonzept Zentrum Horn Bäderkonzept Stärkung bürgerschaftliches Engagement

Der nun vorliegende Entwurf des Stadtentwicklungsprogramms - der Masterplan - fasst die entwickelten Grundlagen, Ziele und Handlungsansätze aus allen Schritten des STEPProzesses zusammen und beinhaltet die strategische Ausrichtung der Stadt Konstanz bis 2020. Die Ideen und Anregungen der Bürger und Bürgerinnen, Verbände, Vereine und Institutionen flossen in das Stadtentwicklungsprogramm ein. Die formulierten Ziele und Maßnahmen des Masterplanes sind in einem jeweils dreijährigen Turnus auf ihren Stand und ihre Aktualität zu überprüfen.

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1996 Stadtmarketing - Prozess

1998 Agenda 21 - Prozess Zukunftswerkstätten

1999 Leitbild - Prozess

Stadtentwicklungsprogramm "Zukunft Konstanz 2020" 2003 Bestandsaufnahme Erstellung Arbeitsbuch 1. Klausurtagung Gemeinderat

2004

Gemeinderat Steuerung und Kontrolle

Stadtverwaltung

Erstellung Entscheidungsbuch

Initiator und Motor Lenkungsgruppe Projektgruppe Externe/KE

2. Klausurtagung: Arbeitsauftrag für Leitprojekte

BürgerInnenbeteiligung

2005 Erarbeitung Leitprojekte

Zukunftswerkstätten Anhörung Träger öffentlicher

2006 Verabschiedung Leitprojekte

Belange Foren BürgerInnengespräche

2007 Fertigstellung: Stadtentwicklungsprogramm Masterplan

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Bevölkerung – Demographischer Wandel

Bevölkerung – Demographischer Wandel Grundlagen Seitherige demographische Entwicklung in Konstanz Die Bevölkerung der Stadt Konstanz ist in den letzten zehn Jahren (1995 bis 2005) um 6,9 % gewachsen. Das Wachstum der Stadt Konstanz lag um 2,9 % höher als im Land Baden-Württemberg. Zum Ende des Jahres 2006 besaß Konstanz 81.800 wohnberechtigte EinwohnerInnen. Seit Jahren überwiegen in Konstanz bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung die Sterbefälle gegenüber den Geburten. Das starke Bevölkerungswachstum der letzten Jahre ist ausschließlich auf Zuwanderung zurückzuführen. Neben der Zuwanderung verzeichnet die Stadt auch Abwanderungen bzw. Abwanderungsbewegungen: • Ausbildungs-/Studiumswanderung (18 bis 25-Jährige) Diese Altersgruppe ist bestimmend für die Wanderungsgewinne der Stadt. Während in den anderen Altersgruppen Wanderungsdefizite zu verzeichnen sind, bringt die Zuwanderung der StudentInnen einen insgesamt positiven Wanderungssaldo. • Arbeitsplatzwanderung (25 bis 45-Jährige) Die Wanderungsdefizite dieser Altersgruppe sind beträchtlich. Studenten verlassen Konstanz nach dem Studium im Zusammenhang mit der Arbeitsplatzwahl. Aber auch Familien mit kleineren Kindern verlassen Konstanz und ziehen weg.

Seit 1990 ist die Bevölkerung gewachsen. Von dem Wachstum profitieren die Altersstrukturen unterschiedlich stark. Am stärksten gewachsen sind die 65- bis 80jährigen. Einen ähnlich hohen Zuwachs verzeichneten sowohl die 30 bis 45jährigen und wie auch die 6 bis 18jährigen. Im Landesvergleich liegt die Gruppe der 18 bis 25jährigen aufgrund des hohen Studentenanteils deutlich über dem Durchschnitt. Demgegenüber liegt die Gruppe der über 65- jährigen sowie die Gruppe der unter 15jährigen geringfügig unter dem Landesdurchschnitt. 7

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Bevölkerung – Demographischer Wandel

Ziele Konstanz gehört zu den Wachstumsregionen In den kommenden Jahrzehnten sinkt die Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Prozess verläuft nicht einheitlich: Es gibt Regionen, die weiterhin stark überdurchschnittliche Bevölkerungsverluste verzeichnen. Und Regionen, die entgegen des bundesweiten Trends einen Zuwachs an Bevölkerung verbuchen können, da bessere Beschäftigungsmöglichkeiten, höhere Löhne und attraktivere Lebensbedingungen Wanderungen auslösen. Konstanz und die Region zählen zu den Wachstumsregionen Deutschlands. Allerdings macht der demographische Wandel in Europa langfristig vor keiner Region halt. Auch in Konstanz wird sich die umfassende Veränderung der Bevölkerungsstruktur bemerkbar machen. Nach der aktuellen 11. Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg wird die EinwohnerInnenzahl der Stadt Konstanz zwischen 2005 bis 2020 um knapp 800 EinwohnerInnen (1,1 %) anwachsen, wobei der Scheitelpunkt im Jahr 2018 liegt, danach sinkt die Bevölkerung.

Quelle: Stat. Landesamt Baden Württemberg 11. Bevölkerungsprognose

Die 10. Bevölkerungsvorausberechnung aus dem Jahre 2004 ging für den Zeitraum zwischen 2005 bis 2020 von einem Zuwachs bis 4.246 Einwohnern (5,2 ) aus. Das abgeflachte prognostizierte Bevölkerungswachstum begründet sich in den stark rückläufigen Wanderungsgewinnen Baden-Württembergs in den letzten vier Jahren. Unberücksichtigt in der vorliegenden Prognose des Statistischen Landesamtes bleiben Entwicklungsplanungen vor Ort, wie beispielsweise der Ausbau der Hochschule, Ansiedlung von Gewerbe, Ausweisungen von Wohngebieten und besondere Infrastrukturmaßnahmen. Nach der neuen Prognose des Landes geht die Stadt Konstanz von einem Wachstumskorridor zwischen 82.000 bis 83.000 EinwohnerInnen bis 2020 aus. Das entspricht einem Bevölkerungswachstum zwischen 2006 bis 2020 von 800 bis 1.200 zusätzlichen EinwohnerInnen. Ein Bevölkerungswachstum über diese Werte hinaus bis zu einem Wert von 85.000 Einwohnern wird nur möglich sein, durch lokale Maßnahmen und eine entsprechend offensive Wohnungspolitik.

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Bevölkerung – Demographischer Wandel

Die Bevölkerungsentwicklung wird nicht in allen Altersgruppen gleichmäßig verlaufen.

Nach den Prognosen des Landes zeichnet sich ab, dass die Altergruppe der Kinder und Jugendlichen bis 2020 um rund 1,5 % zurückgeht, die Altersgruppe der jüngeren Erwerbstätigen (30 bis 45-Jährigen) ebenfalls um 4,7 % zurückgeht, die älteren Erwerbstätigen (45 bis 65-Jährigen mit 5,5 % zulegen, während die Zahl der Hochbetagten mit 1,8 % ebenfalls zunimmt. Bis 2025 bildet sich die Alterung der Bevölkerung noch stärker aus. Im Ver9

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Bevölkerung – Demographischer Wandel

gleich zum Land Baden-Württemberg wird die Anzahl der Kinder und Jugendlichen der Stadt Konstanz mit rund 2 % unter dem Landesdurchschnitt, die mittleren Jahrgänge über dem Durchschnitt und die älteren Erwerbstätigen und RentnerInnen unter dem Landesdurchschnitt liegen. Zunehmende Alterung der Konstanzer Bevölkerung Der gegenwärtige Altenquotient liegt bei 28 (Baden-Württemberg 31). Bis 2020 steigt dieser Quotient auf 33 an. Ohne Zuwanderung würde dieser Alterungsprozess stärker ausfallen. Mit Zuwanderungsgewinnen, die über dem Minimalwert von 82.000 EinwohnerInnen liegen, könnte der Altenquotient zugunsten ausgewogener Bevölkerungsstrukturen positiv beeinflusst werden. Durch die Alterung der Bevölkerung steigt der Anteil der Ein- und Zweipersonenhaushalte. Damit verbindet sich ein weiterer Flächenverbrauch und ein Anwachsen des Wohnflächenkonsums. Die Förderung von Wohngemeinschaften im Alter (siehe Kapitel „Familie, Jugend, Soziales) könnte eine Strategie sein um dem entgegen zu wirken. Strategien zur Verhinderung von Abwanderung Die gegenwärtigen Abwanderungen in die Schweiz nehmen voraussichtlich noch zu. Die Abwanderungen in den Landkreis Konstanz haben sich 2006 erstmals umgekehrt, d.h. es sind 65 Personen mehr aus Gemeinden des Landkreises nach Konstanz gezogen als umgekehrt. Der Wettbewerb um einkommensstarke junge Personen wird sich voraussichtlich verschärfen. Dieser Entwicklung muss die Stadt Konstanz mit einer qualitativen und ausgewogenen Wohnungsbaupolitik begegnen. Sowohl die Eigentumsbildung durch Immobilienerwerb, wie auch einem qualitätsvollen Mietwohnungsbau welche dem Grundsatz der Innenentwicklung folgen – und der Erhöhung der Stadtattraktivität kommt eine besondere Bedeutung zu. Nicht zuletzt bedarf es einer aktiven Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden. Ziel muss die gemeinsame umweltschonende Siedlungsentwicklung und die bessere Ausnutzung von Synergieeffekten sein. Auch in Konstanz: Weniger – älter – bunter Langfristig kann der demographische Wandel mit den Begriffen „weniger – älter – bunter“ umrissen werden. Den absehbaren Entwicklungen und Umbrüchen muss die Stadt Konstanz, damit sich diese verträglich gestalten mit nachhaltigen Konzepten begegnen. Neben attraktiven Wohnungsangeboten und der Stabilisierung der Arbeitsmarktsituation, sind Angebote gefragt, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Nicht zuletzt erhält die Integration der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen aus bildungsund arbeitsmarktpolitischen, wie auch sozialen Gründen einen zunehmend höheren Stellenwert.

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Stadt Konstanz und Region

Stadt Konstanz und Region Die Stadt Konstanz versteht sich als weltoffenes, umweltorientiertes, wirtschaftsförderndes, soziales und kulturelles Zentrum am Bodensee, das sich an den Werten Solidarität, Toleranz und Humanität für alle BewohnerInnen ausrichtet. Die zentrale Herausforderung bei der zukünftigen Stadtentwicklung besteht darin, die Lebensqualität der Stadt in all ihren Teilen zu bewahren und zu verbessern. Die Orientierung erfolgt am Grundsatz der Nachhaltigkeit. Konstanz strebt eine enge Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden aller Bodenseeanrainer an. Sie hat eine besondere Verantwortung als verbindende Stadt zwischen Deutschland und der Schweiz, zwischen Baden- Württemberg und dem Kanton Thurgau. Konstanz und Kreuzlingen betreiben eine gemeinsame Stadtentwicklung nach dem Grundsatz „zwei Städte – ein Weg“. (Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Lage im europäischen Raum Die Stadt Konstanz liegt in der Regio Bodensee. Die Verflechtungen der Stadt liegen im wesentlichen in dieser Region. Überragendes Strukturmerkmal der Region ist der See und die vielfältig strukturierte Landschaft mit regionaler und europäischer Erholungsfunktion. Diese Region ist ein grenzüberschreitender Lebens-, Wirtschafts- und Kulturraum. Seit Eingliederung des Kantons Zürich, ist die Region ein europäischer Verflechtungsraum mit teilmetropolitaner Funktion im Dreieck zwischen den Metropolen Zürich, Stuttgart und München. Konstanz fühlt sich der Metropolregion Zürich zugehörig (Karte Konstanz im Raum). Der Bodenseeraum ist nicht einheitlich strukturiert: Während Teilgebiete des Bodensees deutliche Verdichtungsansätze aufweisen, sind die übrigen Gebiete in der Regel eher ländlich/peripher geprägt. Aufgrund der vorhandenen Verdichtungsansätze weist der Landesentwicklungsplan 2002 die entsprechend strukturierten Gebiete, zu denen auch Konstanz zählt, als Verdichtungsraum mit besonderer struktureller Prägung aus. Die Entwicklung dieses Raumes soll im Spannungsfeld zwischen Erhaltung der naturräumlichen Qualitäten (Raumschutzfunktionen) und der Weiterentwicklung der sozialen und ökonomisch vorhandenen Standortqualitäten (Raumnutzungsansprüche) erfolgen. Die größeren Städte wie Konstanz, Friedrichshafen, St. Gallen und Winterthur, aber auch andere weniger bevölkerungsstarke Städte, bilden einzelne Zentren in der Region. Mit dem Raum „Zürich“ liegt im grenznahen Bereich ein Zentrum mit europäisch bedeutsamer Metropolfunktion. Zürich ist Finanz- und Handelsplatz, Medienzentrum, Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsstandort sowie Verkehrsknotenpunkt. Zürich ergänzt das kulturelle Angebot der Stadt Konstanz durch spezielle Kultureinrichtungen wie Oper, Kunstmuseen usw. Zürich übernimmt durch seine Verkehrsinfrastruktur, insbesondere den Flughafen eine wichtige Gateway-Funktion für die Stadt Konstanz: Neben den touristischen Branchen profitieren die national und international tätigen Betriebe, wie auch die Konstanzer Bevölkerung von diesem in 60 km Entfernung gelegenen Flughafen.

Der Bodenseeraum ist ein „Raum an den Grenzen“. Die zahlreichen administrativen Grenzen erfordern eine komplexere Form der Zusammenarbeit zwischen den Anrainerstaaten, Ländern, Kantonen und Landkreisen. Mittig verläuft die EU-Außengrenze, die den 11

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Stadt Konstanz und Region

Austausch und die Durchlässigkeit innerhalb der Region aufgrund unterschiedlicher politischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen einschränkt. Die EUAußengrenze trennt administrativ Konstanz und Kreuzlingen, die räumlich eine Einheit bilden. Für die soziökonomische Entwicklung von Konstanz ergeben sich Nachteile aber auch Vorteile (gegenwärtiges Währungsgefälle, Nachfrage qualifizierter Arbeitskräfte, Gründung von Filialen für europäische Märkte). Mit dem gemeinsam verabschiedeten Bodenseeleitbild setzen sich die Anrainerländer das Ziel, die Regio Bodensee als Lebensraum in Europa dauerhaft umweltgerecht zu sichern, Grenzen zu überwinden und das Wirtschafts- Sozial- und Bildungsgefüge zu harmonisieren. Insbesondere beim Gewässerschutz ist dieses Ziel gelungen, aber auch zahlreiche andere Einzelprojekte tragen inzwischen zur besseren inneren Vernetzung der Region bei. In der Betrachtung auf europäischer Ebene liegen Konstanz und die Region innerhalb der zentralen europäischen Nord-Südentwicklungsachse zwischen London und Mailand. Sie profitieren in Abhängigkeit zur Entwicklung der räumlichen Vernetzung von den zukünftigen Entwicklungspotenzialen, die sich in dieser Achse bündeln. Die Regio Bodensee zählt zu den Wachstumsregionen Europas. Trends der räumlichen Entwicklung Die wirtschaftlichen Standortvorteile der Städte und Regionen verändern sich durch die zunehmende Verflechtung der Weltwirtschaft, die Internationalisierung der Finanzmärkte und der fortschreitenden Integration Europas. Im Zuge der Globalisierung zeichnen sich folgende Tendenzen ab: • • •

Verstärkte Konkurrenz auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene Strukturschwache Regionen profitieren nicht von der Globalisierung Entscheidend sind die Wirtschaftsregionen und weniger die einzelnen Standorte.

Die Auswirkungen der Globalisierung sind in der Stadt Konstanz deutlich spürbar. Die ehemals größeren produzierenden Unternehmen haben ihre Produktion ausgelagert oder den Unternehmensstandort aufgegeben, während die Produktentwicklung z.T. am Standort geblieben ist. Verbunden damit hat ein sektoraler Strukturwandel stattgefunden. Konstanz als Standort mit ehemaliger Güterproduktion (Textilbranche) wandelte sich zu einem Dienstleistungsstandort. Neben diesen ökonomischen Rahmenbedingungen sind folgende Trends für die zukünftige Entwicklung der Stadt Konstanz mitbestimmend: • Angespannte Haushaltssituation von Bund, Land und Kommune • Wachsender Flächenverbrauch und seine negativen Auswirkungen auf die Umwelt, • Wachsende Mobilität • Demographische Veränderungen • Soziale Segregation • Integration von Zugewanderten und MigrantInnen Diese Faktoren erfordern gezielte Handlungskonzepte, um eine ausgewogene soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung der Stadt dauerhaft zu ermöglichen. Zentralörtliche Funktion und Entwicklungsachsen Konstanz ist mit rund 82.000 EinwohnerInnen die größte Stadt am Bodensee. Nach Zürich und Winterthur ist Konstanz drittgrößte Stadt in der Bodenseeregion. Konstanz und 12

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Stadt Konstanz und Region

Kreuzlingen zusammen bilden die sechstgrößte Stadt der Schweiz. Konstanz besitzt zentrale Bedeutung im Bereich Wissenschaft, Bildung, Kultur, Wirtschaft und Handel. Universität und Hochschule, zahlreiche weiterbildende Schulen und spezialisierte Bildungsangebote heben die zentrale Funktion der Stadt im Bereich Bildung und Wissenschaft hervor. Theater, Symphonieorchester, eine virulente freie Kulturszene, das Archäologische Landesmuseum und die Städtischen Museen dokumentieren ihre regionale Bedeutung im kulturellen Bereich. Behörden wie Polizeidirektion, Landratsamt, Justizbehörden sowie die örtlichen Unternehmen ,Handwerksbetriebe, Verbände und Institutionen bilden einen wesentlichen Dienstleistungs- und Arbeitsplatzschwerpunkt in der Region. Hinzu kommt die Bedeutung als Einkaufs- und Tourismusstadt. Angesichts dieser zentralen Bedeutung innerhalb der Region ist die Stadt Konstanz als Oberzentrum ausgewiesen. Sie übernimmt wesentliche Versorgungsaufgaben für die Region. Die Stadt Konstanz ist über Entwicklungsachsen mit den überregionalen Städten und den Metropolregionen Stuttgart, München und Zürich verbunden: • • •

Konstanz – Radolfzell – Singen - und weiter Richtung Stuttgart und Basel Konstanz - Friedrichshafen und weiter Richtung München Konstanz – Kreuzlingen - Winterthur – Zürich.

Neben diesen Entwicklungsachsen ist für Konstanz die Beziehung Richtung St. Gallen/ Ostschweiz wichtig. Diese Entwicklungsachsen sind bedeutsam für die regionale und überregionale Vernetzung, als eine wesentliche Grundlage für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Oberzentrums. Diese Verbindungen gewährleisten keine zufrieden stellende Vernetzung, da sie für nicht ausreichend für den Individualverkehr, aber insbesondere für den öffentlichen Verkehr ungenügend ausgebaut wurden. Stadt - Umland Beziehungen/regionale Beziehungen Das Oberzentrum Konstanz hält Leistungen nicht nur für die eigenen sondern auch für die umliegenden Gemeinden vor. In seiner Funktion als regionaler Arbeitsplatz- und Dienstleistungsschwerpunkt hat die Stadt 2006 einen Pendlersaldo von ca. 4.500 Personen. Neben den Arbeitsplätzen hält die Stadt Versorgungs-, Sport- und Freizeiteinrichtungen, hochqualifizierte Bildungs-, Kultur- und Behördeneinrichtungen sowie spezialisierte Handelseinrichtungen vor. Mit rund 5.200 AuspendlerInnen haben andererseits zahlreiche KonstanzerInnen ihren Arbeitsplatz im deutschen und Schweizer Umland. Auch Konstanz wird durch die umliegende Region mit Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen und einem umfangreichen Erholungsangebot versorgt. Die Stadt verfügt über einen positiven Wanderungssaldo. In der Altersgruppe der 25 bis 45jährigen bestehen jedoch deutliche Wanderungsverluste. Neben der Arbeitsplatzwanderung nach dem Studium sind es vorwiegend Familien mit ihren Kindern, die aufgrund eines günstigeren Preis/Leistungsangebotes verbunden mit einer Wohnflächenvergrößerung in das Umland (Landkreis und Schweiz) ziehen. Die Zielorte liegen nicht unbedingt in den Entwicklungsachsen, sodass diese Wanderungen die Entwicklung disperser Siedlungsstrukturen begünstigen.

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Stadt Konstanz und Region

Kooperationen und Vernetzung Konstanz kooperiert in den verschiedenen Bereichen der Daseinspflege mit den umliegenden Gemeinden und Städten. Diese Zusammenarbeit bündelt die finanziellen und natürlichen Ressourcen und stärkt die Entwicklung von Konstanz und der Region. Siedlung Die kommunale Zusammenarbeit bei der Siedlungsentwicklung erstreckt sich primär auf die angrenzenden umliegenden Gemeinden. • Zusammenschluss mit Allensbach und Reichenau zur Verwaltungsgemeinschaft Bodanrück Untersee, gemeinsame Abstimmung der Siedlungs- und Landschaftsplanung (Flächennutzungsplan/Landschaftsplan) sowie Abstimmung raumbedeutsamer Vorhaben • Informelle Abstimmung grenzüberschreitend mit Kreuzlingen und Tägerwilen bei siedlungs- und verkehrsplanerischer Themen (Grenzlandkonferenz, verwaltungsinterne Arbeitsgruppen zu einzelnen Projekten, regelmäßiger Austausch der Bauverwaltungen) • Zentrale grenzüberschreitende Zukunftsprojekte 2020; Internationale Gartenausstellung 2017, das Agglomerationsprogramm Kreuzlingen/Konstanz, Konzert- und Kongresshaus mit Hotel und Casino und Wohnen. Verkehr Die Lage der Stadt an der EU- Außengrenze und am Bodensee erfordert eine intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Verkehrsträger von Bus, Bahn und Schiff auf kommunaler, regionaler und Landesebene. Nur so ist das bestehende ÖV-Netz zu optimieren, zu verknüpfen und zu ergänzen. Die Stadt Konstanz kooperiert bei verschiedenen Verkehrslinien mit Partnern. • Stadtwerke betreiben im Auftrag der Stadt Konstanz ergänzend zum städtischen Busnetz mit Kooperationspartnern regional bedeutsame öffentliche Verkehrslinien • Schnittstellenoptimierung zwischen Bus, Bahn und dem Katamaran und sonstigen seequerenden Linien erfolgt über Fahrplanabstimmung Euregio Bodensee und Verkehrsverbund Hegau-Bodensee • Konstanz/Kreuzlingen gemeinsame Buslinie 908 • Beteiligung Stadt Konstanz an privater Schiffslinie Konstanz-Überlingen • Stadtwerke Konstanz betreiben mit den Technischen Werken Friedrichshafen den Katamaran • Vereinigte Schifffahrtunternehmen (VSU) stimmen gemeinsam Fahrpläne der Bodenseeschifffahrtsbetriebe und Anschlüsse an die Bahn ab Wirtschaft Der regionale und internationale Wettbewerb erfordert zunehmend mehr Aktivität bei der wirtschaftlichen Verflechtung der Unternehmen untereinander sowie der Vernetzung mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen innerhalb der Region. In dieses Aufgabenfeld fällt u.a. der gemeinsame Wissensaustausch zwischen Verwaltungen, Betrieben, Forschungsund Bildungseinrichtungen und das gemeinsame Marketing zugunsten einer verbesserten Außendarstellung der Region. Konstanz ist an Initiativen mit dieser Zielsetzung aktiv beteiligt. Schwerpunktmäßig liegen diese Kooperationen im Landkreis Konstanz und im Kanton Thurgau. Hervorzuheben aus den zahlreichen Initiativen sind die BodenseeStandortmarketing GmbH, Clusterinitiative Bodensee, BioLago, Kooperation der Technologiezentren (Thurgau/ Landkreis Konstanz), Gallileo, Living Lap, Venture Lap sowie die grenzüberschreitende Gewerbemesse GEWA (Konstanz/Kreuzlingen). 14

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Stadt Konstanz und Region

Umwelt und Ökologie Die Zusammenarbeit beim Umweltschutz obliegt dem Landkreis und den übergeordneten Gremien wie der Internationalen Gewässerschutzkommission. Eine zentrale Rolle nimmt die IBK und die Bodenseestiftung ein. Die Stadt Konstanz beteiligt sich an einzelnen Projekten. Kultur Konstanz übernimmt im kulturellen Bereich eine zentrale Versorgungsfunktion in der Region. Die Stadt unterhält vielfältige Kooperationen im kulturellen Schaffen, die sich sowohl über den See nach Friedrichshafen und Überlingen sowie grenzüberschreitend in den Thurgau wie auch in Richtung Singen erstrecken. • Internationales Bodenseefestival mit Friedrichshafen und zahlreichen Städten in der Region • Ausrichtung Kunstnacht, Kulturbühne, Kulturfest, Konzertreihe Wiener Klassik und Erzählkunstfestival mit Kreuzlingen • Zuschuss des Kantons Thurgau für Südwestdeutsche Philharmonie und Theater, und Mitgliedschaft in der Führungskommission der Intendanz • Zuschuss der Stadt Überlingen für das Sommertheater in Überlingen. Bildung und Wissenschaft Wissen gilt als die wichtigste Ressource. Die Sicherung und Weiterentwicklung des Bildungsangebotes schafft eine der wesentlichen Grundlagen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und Region. Die Stadt kooperiert im Bereich der spezialisierten Bildungsangebote mit den umliegenden Kommunen und grenzüberschreitend mit der Stadt Kreuzlingen. • Internationale Schule mit Kreuzlingen und verschiedenen Unternehmen als Basisinfrastruktur für Familien mit häufigen berufsbedingten internationalen Standortwechseln über Interreg Mittel gefördert • Hegau – Bodensee - Seminar (Gymnasien aus Konstanz, Singen, Engen) fördert besonders begabte SchülerInnen als Plattform zur Vorbereitung auf wissenschaftliches Arbeiten • Volkshochschulangebot und Abendschule mit Singen, Radolfzell und Stockach • Rudolf Steiner Schule in Kreuzlingen, privat organisierte Schule, ergänzt Spezialangebot für Kinder beiderseits der Grenze • „Lernende Region Bodensee“ und Lebenslanges Lernen; Projekt mit Friedrichshafen und Singen, Projekt bündelt Wissen und Kompetenzen in der Region, Entwicklung gemeinsamer Lernangebote und zeitgemäßer Lernformen • Kooperation der Hochschulen - Internationale Bodenseehochschule - fördert gegenseitige Anerkennung Studienabschlüsse und Wissensaustausch innerhalb der Region Tourismus Der Tourismus ist für Konstanz und rund um den See ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die Zusammenarbeit erstreckt sich im wesentlichen auf das Ziel Vermarktung der Euregio Bodensee. In der Internationalen Bodensee Tourismus (IBT) haben sich die einzelnen Verkehrsbetriebe zusammengeschlossen. Neben dem Marketing übernimmt die IBT die Organisation von Messen, das Destinationsmanagement und diverse Presseaktionen.

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Stadt Konstanz und Region

Gesundheit Der Landkreis Konstanz und Kanton Thurgau verfügen über ein breites Angebot an Gesundheitseinrichtungen. Die medizinische Daseinfürsorge ist kostenintensiv und zwingt zur Kooperation zugunsten der Optimierung von Kosten und Leistung. Das Klinikum kooperiert mit verschiedenen Kliniken im Landkreis, mit Friedrichshafen aber auch grenzüberschreitend. • Im Bereich Orthopädie mit dem Krankenhaus Stockach • Im Bereich Tumorchirurgisches Zentrum und Brustzentrum mit dem Krankenhaus Friedrichshafen • Im Bereich Schlaganfallversorgung und Geriatrie mit den Schmieder Kliniken • Im Suchtbereich mit dem Zentrum für Psychiatrie Reichenau • Im Bereich Kardiologie mit dem Herz-Zentrum-Bodensee • Im Bereich Onkologie und Urologie mit dem Hegau-Bodensee-Hochrhein Klinikum in Singen. Chancengleichheit der Geschlechter: Gender-Mainstreaming In der Bodenseeregion gibt es seit Ende der 80er Jahre eine rege Zusammenarbeit und Austausch der Gleichstellungsstellen zunächst über drei und dann vier Länder. Daraus entstanden zwei Frauenkonferenzen „Vernetzen – Verbinden – Verbünden“. Kooperationen kamen auch im Bereich der Wirtschaft zustande. 1998 wurde das erste grenzüberschreitende Unternehmerinnenforum in Konstanz durchgeführt; 2003 das Interrreg-Projekt „VOLL SCHLANK“ im Bereich der grenzüberschreitenden Suchtprävention für Jugendliche. Die Bodenseeregion profitiert von der Vernetzung im Bereich der Frauenpolitik und im Bereich des Gender-Mainstreaming. Ver- und Entsorgung Die intensive regionale Zusammenarbeit bei der Ver- und Entsorgung ist für die beteiligten Gemeinden sowie Konstanz vorteilhaft und schafft Synergieeffekte . Ziel der Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden im Bereich der Trinkwasser-, Gas-, und Stromversorgung ist die Überbrückung von Ausfallzeiten, wirtschaftliche Gewinngenerierung beim Verkauf (an andere Kommunen) und Kosteneinsparung beim gemeinsamen Einkauf von Gas und Strom. • Einkauf Strom mit 46 Gemeinden Baden Württembergs • Einkauf Gas mit vier Gemeinden auf der gegenüberliegenden Seeseite • Sicherung der gegenseitigen Notwasserversorgung mit Kreuzlingen • Einrichtung einer gemeinsamen Netzleitwarte mit Stadtwerken Friedrichshafen Die Kooperation bei der Abwasserversorgung über die Stadtgrenzen hinaus dient dem Schutz des Bodensees und bringt wirtschaftliche Vorteile. • Zentrale Reinigung der Abwässer aus dem östlichen Bodanrück und Kreuzlingen in der Kläranlage Konstanz Die Abfallentsorgung im Landkreis ist ein exemplarisches Beispiel einer Länder übergreifenden effektiven Arbeitsteilung. • Transport der Abfälle im Landkreis über gemeinsames Logistikkonzept der Kommunen • Verbrennung des Abfalls erfolgt durch Landkreis Konstanz, Bodenseekreis und Kanton Thurgau • Kompostierung für den gesamten Kreis bewerkstelligt gegenwärtig das Kompostwerk Singen im Auftrag des Landkreises. 16

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Stadt Konstanz und Region

Ziele Stärkung der Vernetzung und Kooperation Die mit dem demographischen und wirtschaftlichen Wandel einhergehenden Herausforderungen bei der Daseinsfürsorge lassen sich zunehmend weniger nur allein von der Stadt Konstanz bewältigen. Die Umsetzung der landesplanerischen Ordnungsund Entwicklungsziele, die drängenden kommunalen Probleme beim Verkehr, die Sicherung ausreichender Beschäftigungsmöglichkeiten und der Infrastruktur, die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen und der flächenschonenden Siedlungsentwicklung sowie die Entlastung des kommunalen Haushaltes erfordern eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Konstanz und den umliegenden Gemeinden in der Region. Kooperationen sind eine wesentliche Voraussetzung für die regionale und kommunale Entwicklung (kommunale Regionalplanung), da kommunale Arbeitsteilung Synergieeffekte nutzt und Ressourcen schont. Regio Bodensee - europäischer Verflechtungsraum mit teilmetropolitaner Funktion Neben Zürich verfügt der Bodenseeraum über einzelne Zentren, die je nach Standort funktionale Aufgabenschwerpunkte im Bildungs-, Kultur- und Wirtschaftsbereich als Basis für die soziökonomische Entwicklung der einzelnen Städte und der Region innehaben. Diese Funktionen ergänzen die regionale und europäisch bedeutsame Landschafts- und Erholungsfunktion des Bodenseeraumes. Aus Sicht der Stadt Konstanz übernimmt die Regio Bodensee die Funktion als europäischer Verflechtungsraum mit teilmetropolitaner Funktion. Konstanz sieht sich als Teil der Metropolregion und strebt eine engere Verflechtung mit der Metropolregion Zürich an. Mitbestimmend für die zukünftige Innovations- und Wettbewerbsfunktion, die von Konstanz und den größeren Zentren im Bodenseeraum ausgeht, ist die Vernetzung der Standorte und Funktionen miteinander (Verkehrsinfrastruktur aber auch Projekte wie z.B. Internationale Bodenseehochschule, div. Clusterentwicklungen). Die vorhandene polyzentrische Struktur bietet ideale Voraussetzungen einer nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit ausgerichteten Siedlungsstruktur. Um der Entwicklung disperser Siedlungsstrukturen entgegenzuwirken ist eine auf die vorhandenen Zentren, Haupterschließungsachsen und die ÖV Haltestellen abgestützte Raumordnungskonzeption für den gesamten Bodenseeraum als Vertiefung zum Bodenseeleitbild zu entwickeln. Kooperationsraum Im Bodenseeleitbild geben sich die Länder der Region einen übergeordneten Handlungsrahmen. Die Bodenseeregion bildet für Konstanz insofern einen übergeordneten Kooperationsraum mit den auf das Bodenseeleitbild abgestützten Entwicklungszielen (Karte Kooperation/ Regionale Beziehungen) Innerhalb dieser Region arbeitet Konstanz - wie eingangs dargestellt - auf den verschiedenen Ebenen der Daseinsfürsorge mit zahlreichen umliegenden Gemeinden zusammen. Die begonnene Zusammenarbeit hat sich bewährt und ist fortzusetzen.

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Zukunft Konstanz 2020

Stadt Konstanz und Region

Aus diesen Beziehungen lässt sich ein engerer Kooperationsraum, der sich auf die Gemeinden im Uferbereich des Bodensees und die rückwärtigen Gemeinden entlang der Entwicklungsachsen abbilden: Die Vernetzung mit diesen Gemeinden stärkt die ökologische, soziale und ökonomische Entwicklung der Stadt und Region. Hervorzuheben sind vier Entwicklungsachsen, die aufgrund der verkehrlichen Infrastruktur (ÖV und MIV) die Verbindung zu den übergeordneten Zentren in der Region herstellen. Folgende differenzierten Aufgabenbereiche sind zu erhalten, zu stärken und zu vermarkten: 1. Entwicklungsachse Konstanz - Singen Wirtschaft/ Arbeit, Gesundheit, Bildung, Verkehr, und Entsorgung, Tourismus, GenderMainstreaming 2. Entwicklungsachse Konstanz - Friedrichshafen Wirtschaft/Arbeit, Kultur, Gesundheit, Verkehr, Tourismus, Ver- und Entsorgung, Gender-Mainstreaming 3. Entwicklungsachse Konstanz - Zürich Wirtschaft/Arbeit, Kultur, Verkehr, Wissenschaft/Forschung, Entsorgung, Tourismus Gesundheit, Gender-Mainstreaming, 4. Entwicklungsachse Konstanz - St. Gallen Verkehr, Kultur, Wissenschaft, Tourismus, Gender-Mainstreaming Bildung von Gewerbepools Die Gewerbeflächenentwicklung der Stadt Konstanz ist durch die EU-Außengrenze und die naturräumlichen Gegebenheiten begrenzt. Die Stadt Konstanz orientiert sich bei ihrer Siedlungsentwicklung am Grundsatz der Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Die Standortgunst im engeren regionalen Umfeld von Konstanz ist unterschiedlich. Die Bildung von interkommunalen Gewerbepools und Regelung des Lastenausgleichs sowie ein aktives Gewerbeflächenmanagement/Vermarktung bringen Wirtschaftsentwicklung und Flächenschonung in Einklang. Über dieses Steuerungsinstrument können Gewerbeflächen dort ausgewiesen werden, wo sie qualitativ und quantitativ vertretbar sind. Investoren erhalten ein attraktives und bedarfsgerechtes Baulandangebot. Innerhalb der Kooperation können Schwankungen und Krisen einzelner Branchen und die hiermit verbundenen Steuereinnahmen ausgeglichen werden. Die Region wird durch ein breites aufeinander abgestimmtes Gewerbeflächenangebot insgesamt gestärkt und ihre Konkurrenzfähigkeit im überregionalen Wettbewerb steigt. Konstanz strebt die Bildung regionaler Gewerbepools an und sucht entsprechende Kooperationspartner in der Region. Stärkung der Zentrenverbindungen im Fernverkehr Die Fernverkehrsverbindungen vom Oberzentrum Konstanz Richtung Stuttgart, Zürich, St. Gallen/Ostschweiz und München sind mit Ausnahme der MIV-Verbindung Richtung Zürich nicht in ausreichendem Maße ausgebaut. Das gilt für den MIV aber – entscheidender – auch für den öffentlichen Verkehr. Ziel ist, getaktete und direkte Fernverkehrszugverbindungen von der Ostschweiz Chur/St. Gallen, Konstanz nach Singen und Stuttgart einzuführen. Außerdem soll die bestehende Linie nach Zürich – Bern – Biel beschleunigt werden. Die Lücke im Schnellstraßennetz Richtung Singen schließt der Ausbau der B33. Diese verbesserten Fernverkehrsanbindungen stärken die Bedeutung des regionalen Zentrums Konstanz/Kreuzlingen.

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Zukunft Konstanz 2020

Stadt Konstanz und Region

Die regionalen Verkehre sind überwiegend im Konzept Bodanrail 2020 zusammengefasst. Das Konzept beinhaltet im Wesentlichen die Bodensee-Gürtel-S-Bahn (Umsteigefreie Ringschlussverbindung um den gesamten Bodensee), und mindestens stündliche möglichst umsteigefreie regionale Zugverbindungen in die nächstgelegenen Zentren St. Gallen, Zürich und Stuttgart. Fernverkehrsverbindungen Schiene 2020 Nach dem Wegfall der zweistündlichen Fernverkehrslinie von Konstanz nach KarlsruheFrankfurt-Kassel-Hamburg wurde kein adäquater Ersatz für die einstmals schnelle (und kostengünstige) Fernverkehrsverbindung geschaffen. Ebenfalls entfielen sämtliche direkte Verbindungen von Konstanz über die Gäubahn nach Stuttgart. Das Fernverkehrskonzept sieht nach dem Prinzip der Modulzüge eine stündliche Schnellzugverbindung von Konstanz aus in Richtung Norden und Süden vor. Ziel ist eine möglichst umsteigefreie Direktverbindung mit europäischem Format. Die bestehenden Linienverbindungen werden im Bestand beibehalten und sind im Detail zu optimieren. Zusätzlich ist der Aufbau eines durchgängigen „Produktprofils“ nach einheitlich bestimmten Qualitätskriterien vorgesehen. Völlig neu ist die Schnellverbindung von Chur/St. Gallen über Konstanz nach Stuttgart. (siehe Karte Einbindung ins Schienennetz) Fernverkehrsverbindungen Straße 2020 Im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung im Verkehr ist kein wesentlicher Ausbau der vorhandenen Straßeninfrastruktur anzustreben. Entwicklungspotenziale liegen vor allem im Detail. Die Straßeninfrastruktur steht im Spannungsfeld zwischen Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben, Tourismusförderung und Schutz der sensiblen BodenseeraumLandschaft. Daher sind nur die nötigsten Ausbauten vorzuschlagen. Der Neubau von Hochleistungsstraßen im Bodenseeraum ist aufgrund des Landschaftsschutzes abzulehnen. Dennoch ist für eine ausreichend funktionsfähige Logistikkette, für bessere Vernetzung mit Stuttgart und darüber hinaus nach Norden sowie eine leistungsfähige Bedienung in Ost-West-Richtung der Ausbau einiger Straßenabschnitte notwendig. (Karte Einbindung ins Straßennetz) Stärkung der Agglomeration Konstanz/ Kreuzlingen Die Abgrenzung der Agglomeration Konstanz/Kreuzlingen erstreckt sich auf die engeren Verflechtungsbereiche des Oberzentrums Konstanz und des kantonalen Zentrums Kreuzlingen. Initiiert durch die Regionalplanungsgruppe Kreuzlingen beschlossen die Gemeinden der Agglomeration mit dem Zeithorizont 2020, ein grenzüberschreitendes Siedlungs- und Verkehrsprogramm zu erstellen. Dieses Konzept stimmt die Siedlungsund Verkehrsentwicklung grenzüberschreitend aufeinander ab. Den Schwachstellen soll mit geeigneten Maßnahmen entgegen gewirkt werden. Der Schweizer Bund stellt die Mitfinanzierung einzelner geplanter Verkehrsmaßnahmen in Aussicht. (Karte Konstanz im Raum) Das Agglomerationsprogramm ist als Chance für eine bessere Vernetzung und verbindlichere Abstimmung bei der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung der Gemeinden und Kernstädte Konstanz/Kreuzlingen zu nutzen. Themen, wie die Etablierung eines behördenverbindlichen Agglomerations-Entwicklungsplans, Verkehrsentlastung des Zentrums, die Stärkung des Modal Splits, die flächenschonende Steuerung der Binnenwanderungen wie auch die effiziente Infrastrukturauslastung unter Berücksichtigung von Lastenausgleichsmodellen stehen im Blickfeld der zu lösenden Probleme und Aufgaben. 19

Zukunft Konstanz 2020

Stadt Konstanz und Region

Konstanz und Kreuzlingen – „Zwei Städte - ein Weg“ Konstanz und Kreuzlingen bilden eine gemeinsame räumliche Einheit. Sie haben innerhalb der Region zentrale Versorgungsaufgaben für die umliegenden Gemeinden. Zusammen bilden die Städte einen Schwerpunkt mit rund 100.000 EinwohnerInnen. Beide Städte bedürfen einer verstärkten räumlichen Vernetzung beim Verkehr, der Siedlung und der Landschaft um dieses Zentrum als einen Motor innerhalb der Region zu stärken. Beim Verkehrsaufkommen innerhalb der Kerngebiete bedarf es gemeinsam greifender umfeldfreundlicher Maßnahmen zur Minderung des Verkehrsdrucks innerhalb der Kernstädte.

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Zukunft Konstanz 2020

Siedlung und Raumstruktur

Siedlung und Raumstruktur Konstanz ist eine lebens- und liebenswerte Stadt. (Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Lage Die Stadt Konstanz liegt am südlichen Rand der Halbinsel Bodanrück am Bodensee. Bei Konstanz verengt sich der Bodensee auf eine Länge von rund vier Kilometern zu einem schmalen Band. Das ist der Bereich, wo der Rhein aus dem Konstanzer Trichter vom Obersee in den Untersee fließt. Dieser Abschnitt, der so genannte Seerhein teilt den Siedlungskörper in ein links- und rechtsrheinisches Stadtgebiet, das zusammen die Kernstadt bildet. Außerhalb und nördlich dieses großen überwiegend zusammenhängenden Siedlungskörpers gruppieren sich die fünf Ortsteile Dettingen, Wallhausen, Dingelsdorf, Litzelstetten und Egg als kleinere deutlich ablesbare Einzelsiedlungen auf der Hügellandschaft des Bodanrück. Mit Ausnahme von Dettingen liegen diese Ortsteile direkt am Überlingersee. In südlicher Richtung geht das linksrheinische Stadtgebiet in den Siedlungskörper der Stadt Kreuzlingen über, der sich in seiner räumlichen Struktur zum linksrheinischen Stadtgebiet unterscheidet. Die naturräumliche Lage am Bodensee auf einer Halbinsel, das attraktive Landschaftsund Stadtbild, das reichhaltige kulturelle Erbe und die kulturellen Einrichtungen kombiniert mit einem umfangreichen Hochschul-, Bildungs- und Dienstleistungsangebot verleihen Konstanz als Wohn- und Arbeitsort sowie für den Tourismus eine hohe Attraktivität und Anziehungskraft. Nutzungsstruktur Das historische Zentrum, die Altstadt hat nach wie vor die zentrale Funktion für die Stadt und die Region. Die Altstadt bildet einen Einzelhandels-, Dienstleistungs-, Kultur-, Wohnungs- und Arbeitsplatzschwerpunkt. Neben der Altstadt jedoch abgeschwächt verfügt nur Petershausen über diese Vielfalt an Nutzungsschwerpunkten. Die Wohnungsschwerpunkte liegen im links- und im rechtsrheinischen Gebiet der Kernstadt; neben den genannten Stadtteilen Paradies und Petershausen, in Fürstenberg, Königsbau und Allmannsdorf. Ergänzend zur Altstadt und Petershausen West bildet die Universität einen Arbeitsplatzschwerpunkt im Dienstleistungsbereich, während das Industriegebiet neben Dienstleistungsbetrieben Standort für das emittierende Gewerbe ist. Die anderen Stadt- und Ortsteile im Stadtgebiet verfügen weitgehend über eigene Nahversorgungszentren. Die soziale Grundversorgung mit Kindergärten ist in allen Stadt- und Ortsteilen gegeben. Die Distanz zwischen den Arbeits- und Wohnungsschwerpunkten liegt im Durchschnitt zwischen 1.000 bis 4.000 m. Das sind Distanzen, die zu Fuß mit dem Rad und dem ÖPNV gut zu erreichen sind. Auch die publikumsintensiven Infrastruktureinrichtungen – ausgenommen einzelner Sport- und Freizeiteinrichtungen - liegen innerhalb dieser Distanzen. Das Stadtgebiet ist mit den ÖV- Haltestellen gut abgedeckt. Lücken bestehen im Industriegebiet, Petershausen Ost, Staad und Egg. Die Einwohner- und Arbeitsplatzschwerpunkte sind in der Regel zu 100% erschlossen. 25

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Siedlung und Raumstruktur

Konstanz ist in seiner Nutzungsstruktur eine Stadt der kurzen Wege mit einer guten Zuordnung der Versorgungseinrichtungen und Arbeitsstätten zu den Wohngebieten. Dichte Die Stadt Konstanz verfügt über sehr kompakte Strukturen. Die baulichen Dichten im linksrheinischen Stadtteil und Teilen von Petershausen, Königsbau und Fürstenberg entsprechen denen typischer Oberzentren. Die übrigen Stadtteile und Ortsteile sind demgegenüber durch deutlich niedrigere Dichten geprägt. Die höchsten Einwohnerdichten befinden sich im linksrheinischen Stadtteil, Petershausen West und Fürstenberg. Die höchsten Arbeitsplatzdichten in der Altstadt, östliches Paradies und Petershausen Süd sowie Industriegebiet. Das nachhaltige Qualitätsmerkmal dieser kompakten Strukturen ist, dass die technischen (z.B. ÖV- Einrichtungen) und sozialen Infrastrukturen (z.B. Schulen) gut gebündelt und ausgenutzt werden können. Landschaft und Freiräume Konstanz verfügt über hochwertige Landschaftsräume. Eines der vorrangigen landschaftsgliedernden Elemente bildet der Bodensee. Die Landschaft besitzt einen großen Strukturreichtum durch das Wechselspiel zwischen Bodensee und Bodanrück mit seinen Hügeln und Senken, Wald und Feldfluren sowie Restbeständen historischer Landnutzungsformen (z.B. Riedflächen, Streuobstwiesen). Diese Landschaftselemente gliedern die Siedlungsräume und tragen entscheidend zur Verteilung der Siedlungsfläche bei. Die Landschaft hat neben ihrer ökologischen Funktion wesentliche Bedeutung für die Erholung und die Landwirtschaft. Die Wertigkeit der Landschaft spiegelt sich auch in der hohen Anzahl von Schutzgebietskategorien wieder, die insgesamt 60% der Gemarkungsfläche einnehmen. Durch die Besonderheit des Landschaftsraumes und den hohen Anteil an Schutzgebieten, hat der sparsame Umgang mit Siedlungsfläche traditionsgemäß für Konstanz eine hohe Bedeutung. Die begünstigte Lage am Bodensee und die vielfältig strukturierte Landschaft verleihen der Gemarkung Konstanz wesentliche regionale aber auch überregionale Erholungsfunktion. Der Regionalplan sichert die Landschaftsanteile durch Festlegung regionaler Grünzüge. Die Ortsteile bleiben als eigene Siedlungskörper deutlich ablesbar. Darüber hinaus sichern diese Grünzüge den Biotopverbund zwischen See und Land. Während die Siedlung im Bereich der Ortsteile gut gegliedert ist, bestehen hinsichtlich der Vernetzung innerhalb der Siedlungsgebiete der Kernstadt und zu Kreuzlingen noch Defizite. In Konstanz besteht eine enge Verzahnung zwischen freier Landschaft und Siedlungsfläche. Nur wenige Flächen sind nicht vorrangig für die Erholung bestimmt. Die Erholungsflächen sind aus der Kernstadt gut und vielseitig zu erreichen, die maximalen Distanzen aus der Kernstadt zur Landschaft /zum See betragen ca. 1000 m (entspricht 12 bis 15 Min. Gehzeit). Die Freiräume am Seeufer besitzen eine hervorragende Bedeutung für Feierabend- und Tageserholung, für den Fremdenverkehr sowie für einrichtungsbezogene Erholungsaktivitäten, wie z.B. Strandbäder, Sportflächen. Parkanlagen, Dauerkleingartengebiete. Mit Ausnahme des Stadtteils Wollmatingen ist in den Stadt- und Ortsteilen eine gute Versorgung mit öffentlichen/ halböffentlichen Grünflächen gegeben. Dieses Defizit fängt Wollmatingen durch kurzen Distanzen in die freie Landschaft jedoch auf. 26

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Siedlung und Raumstruktur

Den genannten Qualitäten steht insgesamt ein Defizit bei der innerörtlichen Freiraumvernetzung und siedlungsgliedernden Freiräumen insbesondere im Bereich des rechtsrheinischen Stadtgebietes gegenüber. Zum Teil ist dort eine Verbesserung der gestalterischen Qualität der vorhandenen halböffentlichen und öffentlichen Freiraumnutzungen erforderlich. Siedlungskonzept Der Flächennutzungsplan und der Landschaftsplan wurden parallel fortgeschrieben und 2000 rechtswirksam. Dem Grundsatz folgend, die Raumschutzfunktionen und die Raumnutzungsanforderungen gleichrangig zu behandeln, sind alle siedlungsrelevanten Flächen landschaftsökologisch auf ihre Bebaubarkeit hin bewertet. Das im Flächennutzungsplan festgelegte Siedlungskonzept folgt dem Leitbild der kompakten Stadt. Zum Schutz des Bodanrücks und des Uferbereichs des Bodensees soll die Siedlungsentwicklung seeabgewandt erfolgen. Ziel ist, die Kultur- und Erholungslandschaft zu erhalten. Die Siedlungsentwicklung in den seezugewandten Ortschaften Wallhausen, Dingelsdorf, Oberdorf und Litzelstetten ausschließlich am Eigenbedarf orientieren. Siedlungsbedingte zusätzliche Belastungen durch Individualverkehre in den Ortschaften sollen über diesen Siedlungsansatz vermieden werden. Schwerpunktmäßig soll die Siedlungsentwicklung in der Kernstadt mit ihren vorhandenen Infrastrukturen und ÖPNV-nah erfolgen. Zentrenkonzept Einzelhandelsnutzungen prägen unsere Innenstädte und Stadtteilzentren entscheidend mit. Die Bündelung von Einzelhandelsnutzungen in den Zentren schafft die Grundlage für eine verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung. Sie tragen auch zu einer Belebung der Zentren bei. Verschiedenste Faktoren führten in der Vergangenheit in vielen Städten dazu, dass sich der Handel aus den Zentren zurückzog. Er siedelt stattdessen zunehmend an der Peripherie. Diese Veränderungen haben negative Auswirkungen auf die Stadtentwicklung. Die integrierten Lagen verarmen. Der Individualverkehr und die Belastungen auf die Umwelt nehmen zu, da weite Wege zu den Handelseinrichtungen erforderlich werden. Für den nicht motorisierten Anteil der Bevölkerung (Kinder, Jugendliche, ältere und Menschen mit Behinderung) sind diese Einrichtungen ungünstig zu erreichen. Auch die Stadt Konstanz ist tendenziell von diesen Entwicklungen betroffen, wenngleich der Verkaufsflächenschwerpunkt nach wie vor in integrierten Lagen liegt. Um die Versorgungsqualitäten der Stadt Konstanz zu sichern und auszubauen sowie Fehlentwicklungen vorzubeugen bzw. zu korrigieren hat der Gemeinderat das Zentrenkonzept beschlossen. Die Stärkung der zentralen Lagen erfolgt durch Ausschluss innenstadtrelevanter Einzelhandelsnutzungen in den dezentral gelegenen Gewerbegebieten. Konzept zur Sicherung von Gewerbeflächen Aufgrund der geographischen Einbindung der Stadt Konstanz inmitten von landschaftlich hochwertigen Gebieten ist die Entwicklung von Gewerbeflächen sehr begrenzt und das Gewerbeflächenangebot knapp bemessen. Der Einzelhandel, wie auch Vergnügungsstätten stehen in Konkurrenz zu anderen Gewerbenutzungen. Diese Nutzungen erzielen in der Regel erheblich höhere Grundstücksrenditen, so dass das klassische Gewerbe (Produktions-, Handwerks- und Dienstleistungsgewerbe) verdrängt wird. 27

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Siedlung und Raumstruktur

Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, schränkt das Konzept zur Sicherung von Gewerbeflächen standortbezogen die Ansiedlung von Einzelhandelsnutzungen und Vergnügungsstätten im Stadtteil Industriegebiet ein.

Ziele Leitbild kompakte Stadt Das Leitbild der kompakten Stadt stützt eine ökologisch, sozial und ökonomisch ausgewogene Stadtentwicklung. Das an diesem Leitbild ausgerichtete Siedlungskonzept der Stadt Konstanz beinhaltet die Beibehaltung bzw. Umsetzung verschiedener Ziele. (Plan Leitziele Siedlung) Im Vordergrund steht die Ausrichtung der Siedlungsentwicklung auf die Kernstadt mit ihren Zentren, ihren Versorgungseinrichtungen, ihren Arbeitsstättenschwerpunkten sowie ihrem gut ausgebauten ÖPNV- Netz. Demgegenüber sind in den seezugewandten Ortsteilen, im Wesentlichen keine Siedlungserweiterungen vorgesehen. Zum einen stärken die vorhandenen Nutzungen eine dauerhafte Auslastung der technischen und sozialen Infrastruktur. Zum anderen erhält die hochwertige Landschaft einen angemessenen Schutz durch Minimierung der Siedlungsansprüche. Die Erhaltung und Weiterentwicklung der vorhandenen Nutzungsmischung von Wohnen, Arbeiten, Versorgung, Bildung, Erholung und Freizeit – die Stadt der kurzen Wege - muss weiterhin im Blickfeld bei der Bestandspflege und Erschließung neuer Siedlungsgebiete stehen. Angesichts der Veränderung der Gesellschaft - älter, weniger, bunter– gewinnt die Integration der unterschiedlichen Generationen und sozialen Gruppen mit ihren Bedürfnissen im Stadtviertel, aber auch auf der Quartiersebene zunehmend an Bedeutung. In den zukünftigen Planungskonzepten ist diesen Entwicklungen durch die Bereitstellung adäquater Gebäudetypologien (z.B. Mehrgenerationenhaus, gemeinschaftlich organisierte Wohnformen) Rechnung zu tragen. Die Standortwahl von Arbeitstättenschwerpunkten und Infrastruktureinrichtungen mit großem Einzugsbereich ist auf die intensiv getakteten ÖV- Haltestellen abzustimmen. Zugleich sind die Einzugsbereiche dieser ÖV- Haltestellen die zukünftigen Verdichtungsstandorte. Grundsätzlich ist eine strukturverträgliche Verdichtung unter Nutzung von Brach- und Konversionsflächen sowie Baulücken anzustreben. Flächen- und energiesparende Bauformen sind eine Grundvoraussetzung für nachhaltige Siedlungsformen und insofern Bedingung für zukünftige Planungskonzeptionen. Kompakte Strukturen verlieren an Qualität, wenn der Verkehr sich nicht umfeldgerecht organisiert. Eine auf Innenentwicklung ausgerichtete Siedlungsentwicklung erfordert gleichzeitig die Stärkung des Umweltverbundes (Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV, ruhender Verkehr), die Etablierung eines aktiven Mobilitätsmanagements sowie eine konsequente auf Verkehrsvermeidung ausgerichtete Konzipierung des ruhenden Verkehrs. Innenentwicklung vor Außenentwicklung Im Dichtemodell der Stadt Konstanz sind die Siedlungsreserven der Stadt Konstanz unter Berücksichtigung der vorhandenen baulichen Strukturen in den einzelnen Quartieren untersucht. Die einzelnen Siedlungsreserven sind im Potenzialplan zum Dichtemodell 28

Zukunft Konstanz 2020

Siedlung und Raumstruktur

festgehalten. Ergebnis der Untersuchung ist, dass die verschiedenen Flächenbedarfe (Wohnen, Gewerbe, Handel, Freizeit usw.) im Innenbereich gedeckt werden können. Die im Flächennutzungsplan nördlich von Wollmatingen gelegene große Siedlungsreserve „nördlich Hafner“ ist zur Deckung des Bedarfs bis 2020 grundsätzlich nicht erforderlich. Bei den einzelnen Reserven handelt es sich um Baulücken, Brach- und Konversionsflächen sowie um kleinere im Flächennutzungsplan vorgesehene Siedlungserweiterungen. Ziel ist, durch Etablierung eines aktiven Flächenmanagements der Entwicklung dieser Siedlungsreserven im Innenbereich den Vorrang zu geben. Bei der Wohnungsentwicklung wurde der Gesamtbedarf bis 2020 auf ein jährliches Fertigstellungskontingent herunter gebrochen. In einem Turnus von drei bis fünf Jahren ist über ein Monitoring zuprüfen, ob diese Ziele erreicht wurden. Bei der Wohnungsentwicklung soll genau beobachtet werden, inwieweit das Ziel der Innenentwicklung dauerhaft mit einer sozialverträglichen Entwicklung vereinbar ist. Grünversorgung, Grünvernetzung und Freiräume Konstanz ist trotz seiner kompakten Strukturen eine grüne Stadt. Eine auf Qualität ausgerichtete Innenentwicklung erfordert - bei enger werdenden Räumen - die Bereitstellung hochwertig nutzbarer und gut vernetzter Freiräume. Nur so kann die Wohn- und Lebensqualität weiterhin gesichert werden. Um im Zuge der Innenentwicklung die Freiraumqualitäten zu sichern, wurde parallel zum Dichtemodell ein Freiraumkonzept entwickelt. (Plan: Leitziele Freiraum) In diesem Freiraumkonzept sind die verbindenden Freiraumelemente festgelegt. Darüber hinaus beinhaltet diese Konzeption, die punktuell erholungswirksamen Elemente (Aussichtspunkte, Treffpunkte/ Plätze, Feuerstellen, Spielplätze, Bolzplätze, usw.). Diese Elemente sind in Bezug auf ihre Wirksamkeit bewertet. Defizite sind im Zuge von Neubaumaßnahmen zu beseitigen. Die Grünversorgung besitzt einen hohen Stellenwert. Unterschiedliche Nutzungsansprüche erfordern abgestimmt auf die örtliche Situation eine differenzierte Grünausstattung in den Stadt- und Freiräumen. Nachhaltiges Flächenmanagement Entscheidend für eine erfolgreiche Innenentwicklung ist eine Aktivierung der vorhandenen Siedlungsreserven. Nur durch konsequente Anwendung folgender Steuerungsinstrumente lässt sich der aktuelle Wohnungsbedarf über die Innenbereichsflächen decken: Festlegung von Sanierungsgebieten, vorhabenbezogene Bebauungspläne mit zeitlicher Vorgabe zur Realisierung, Rahmenpläne, Forcierung des Grunderwerbsmodells und ggf. Festlegung städtebaulicher Entwicklungsmaßnahmen. Darüber hinaus erfordern die Aktivierungsmaßnahmen eine intensive Zusammenarbeit mit den jeweiligen GrundeigentümerInnen. Durch das vorhandene Gewerbeflächenpotenzial ist der Bedarf bis 2020 grundsätzlich gedeckt. Da sich jedoch nur 2,7 ha der Gewerbeflächenreserven in städtischem Besitz befinden, sind die Steuerungsmöglichkeiten zur Ansiedlung neuer Unternehmen wie auch bei Expansion und Umsiedlung etablierter örtlicher Unternehmen in Konstanz sehr begrenzt.

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Zukunft Konstanz 2020

Siedlung und Raumstruktur

Zur Verbesserung wird folgende Vorgehensweise angestrebt: • • •

Ausschöpfen der planungsrechtlichen Steuerungsinstrumentarien des BauGB Vorhalten des Landeplatzgelände als Optionsfläche für höherwertige Gewerbenutzungen Bildung von Gewerbepools mit umliegenden Gemeinden unter Anwendung des Lastenausgleichsmodells

Der Aufbau eines nachhaltigen Flächenmanagements ist erforderlich. Für die potentiellen Standorte ist eine Entwicklungsstrategie festzulegen, übereine internetgestützte Informationsplattform sind die Entwicklungspotenziale der einzelnen Standorte mit jeweiligen städtebaulichen Rahmenbedingungen zu publizieren. Ein regionales Gewerbeflächenmanagement ist erstrebenswert. Stadtteile- und Quartiere Die vorhandenen Stadtteilquartiere sind identitätsstiftend für die hier wohnenden Bürgerund Bürgerinnen und als solche zu erhalten und aufzuwerten. Die städtebauliche Sanierung kann sich nicht nur auf die Altstadt beschränken, sondern muss auch dezentral, die Aufwertung der einzelnen Ortsteil- und Quartierszentren im Blickfeld haben. Die Zentrenbildung in den einzelnen Stadtteilen erstreckt sich neben der Handelsfunktion auf soziale Einrichtungen, wie BürgerInnentreff und sonstige kleinere Dienstleistungsbetriebe. Erst in dieser Summe von Nutzungen erfüllen die Stadtteilzentren ihre Funktion. Die Fortschreibung des beschlossenen Zentrenkonzeptes unter Berücksichtigung dieser erweiterten Nutzungen ist erforderlich. In Rahmenplänen sind qualitätsverbessernde gestalterische Maßnahmen zu erarbeiten. Einzelprojekte in den Stadtteilen Folgende räumlichen Projekte bilden Maßnahmen, die sich aus den angestrebten entwicklungsplanerischen Zielen ableiten und deren Umsetzung bis 2020 angestrebt wird. (Karte räumliche Handlungsschwerpunkte) Altstadt/Paradies 1. Sanierung Bahnhof und Bahnhofsumfeld 2. Sanierung/ Ausbau Grüngürtel, Einzelprojekte: Umgestaltung Gondelhafen, Sanierung Stadtgarten, Umgestaltung Seerheinufer Süd, Vernetzung/ Übergänge ins Tägermoos, Sport- und Bolzplatz Schänzle 3. Realisierung Konzert- und Kongresszentrum mit Casino und Hotel -KKCH- grenzüberschreitend mit Kreuzlingen (Klein Venedig) 4. Vorhaltung Dienstleistung, Parken und Wohnen (Döbele) 5. Sanierung Niederburg und Umgestaltung Stephansplatz 6. Umgestaltung Laube 7. Grenzüberschreitende Umgestaltung der Kreuzlinger Strasse Petershausen/Allmannsdorf/Staad 8. Sanierung, Ausbau Grüngürtel, Einzelprojekte: Aufwertung Freizeit- und Landschaftspark Horn, Umgestaltung Teilabschnitte Uferweg, Herosé Park, Ausbau Uferpromenade Seerhein Nord 9. Umbau Sternenplatz 10. Realisierung Hotel / Park (Büdingen) 11. Sanierung und Umnutzung Bahnhofsumfeld Petershausen 30

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Siedlung und Raumstruktur

12. Realisierung Radweg entlang Bahn (Lückenschließung) 13. Realisierung Wohnen (Stadt am Seerhein) 14. Realisierung Kompetenz- und Innovationszentrum (Stadt am Seerhein) 15. Option Festplatz (Schänzlebrücke Nord) 16. Realisierung Vollsortimenter und Wohnen(Great Lakes Nord) 17. Realisierung von vier Hotelprojekten (Great Lakes Süd, Benediktinerplatz, Horn, Line Eid Straße 18. Umgestaltung William-Graf-Platz 19. Realisierung Dementenheim (Jungerhalde) 20. Renaturierung Hockgraben Industriegebiet 22. Realisierung B33 neu westlicher Abschnitt 23. Vorhaltung Optionsfläche für höherwertiges Gewerbe (Landeplatz) Königsbau 24. Stärkung Studentenwohnen (Sonnenbühl) Fürstenberg/Wollmatingen 25. Umgestaltung Radolfzeller-/ Wollmatinger-/Fürstenbergstraße 26. Umgestaltung Schwaketenstrasse 27. Realisierung Umfahrung Wollmatingen (Westtangente) 28. Realisierung Nahversorgung (Zergle) 29. Realisierung Wohnen (Zergle und Gerstäcker) 30. Verlagerung Sportplatz, Realisierung Wohnen (Fürstenberg) 31. Bau Sportfelder (Schwaketental) 32. Realisierung Wohnen (Litzelstetter Straße, Bereich Homberg) 33. Umsetzung Förderprojekt Soziale Stadt (Berchengebiet) Egg 34. Realisierung Wohnen (Egg Ost) 35. Realisierung Wohnen (Egg West) Litzelstetten 36. Verkehrsberuhigung Martin- Schleyer-Straße Dingelsdorf 37. Aufwertung der südlichen Ortseinfahrt Höllbarth Wallhausen 38. Ortsarrondierung Wohnen (Linzgaublick) 39. Aufwertung Grünverbindung Tobelbach/ Umfeld Kapelle Dettingen 40. Realisierung Wohnen (Schmidtenbühl) 41. Ortsrandgestaltung( Moosweg) 42. Aufwertung Dorfplatz und Grünfläche 45 Realisierung Wohnen (Hofäcker)

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Leitziele Siedlung 2020 Siedlungsfläche

A

W

A

A

A

Innenentwicklung

A=>

=> Arrondierung W

langfristige Reservefläche

A

A=>

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innerstädtische Freizeit- und Erholungsachse Erhaltung und Aufwertung Stadtteil

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Entwicklungsstandorte mit hoher Priorität

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Deckung Wohnungsfehlbedarf

Interkommunale Zusammenarbeit

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Reichenau

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Tägerwilen

W





Kreuzlingen 30

A

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Leitziele Freiraum 2020 Siedlungsfläche

regionaler Grünzug innerstädtische Freizeit- und Erholungsachse innerörtliche Grünvernetzung und Grüngliederung

Reichenau

Tägerwilen Kreuzlingen 33

Räumliche Handlungsschwerpunkte 2020 Wohnen

39 Tobelbach

Infrastruktur/Handel/Zentrales Parken

38 Linzgaublick

Mischnutzung Gewerbe

43 Hofäcker 40 Schmidtenbühl 42 Dorfplatz

Sanierung/Aufwertung

41 Moosweg

37 Ortseingang

Grünvernetzung Umweltverbund Motorisierter Individualverkehr

36 Martin-Schleyer-Straße

27 Westtangente

35 Egg West

32 Litzelstetter Straße 29 Gerstäcker

34 Egg Ost 31 Sportplatz Wollmatingen 26 Schwaketenstraße

28/ 29 Zergle 33 Berchengebiet

25 Radolfzeller-/ Fürstenberg-/ Wollmatingerstraße

30 Sportplatz Wollmatingen

22 B33 neu

24 Sonnenbühl

23 Landeplatz

12 Bahnhof Petershausen

16 Schänzlebrücke Nord

18 Great Lakes Süd

9 Uferpromenade u. Herosépark

14/ 15 Stadt am Seerhein

18 Benediktinerplatz 10 Sternenplatz

2 Seeufer

2 Schänzle

11 Büdingen 5 Niederburg

2 Grünvernetzung Tägermoos

5 St. Stephansplatz 6 Lutherplatz 7 Laube 4 Döbele

4 Bodanstraße

8 Kreuzlinger Straße

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19 Fähre

21 Hockgraben

13 Petershausen

18 Line-Eid-Straße 17 Great Lakes Nord

20 Jungerhalde

2 Rheinsteig 2 Stadtgarten/ Gondelhafen 1 Bahnhof/ Bahnhofsumfeld 2 Klein Venedig 3 KKCH

18 Horn

9 Horn

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Wohnen

Wohnen Grundlagen Entwicklung des Konstanzer Wohnungsmarktes Der Wohnungsmarkt unterliegt – wie alle Märkte – zyklischen Schwankungen. Wesentlich beeinflusst ihn, die demographische und wirtschaftliche Entwicklung. Zuwanderungen und die verstärkte Haushaltsbildung der geburtenstarken Jahrgänge führten Anfang der 90er Jahre in Konstanz zu einem deutlichen Bevölkerungszuwachs (6.000 Personen). Dem hiermit verbundenen Nachfrageschub auf dem Konstanzer Wohnungsmarkt stand kein entsprechendes Angebot gegenüber. Daher wurde 1992 das Programm zur Aktivierung des Wohnungsbaus beschlossen. Mit der Zielvorgabe, den Bau von insgesamt 1.700 Wohnungen in den Gebieten Öhmdwiesen, Urisberg, Büscheläcker, Tannenhof, Egg, Werkhof, Weiherhof-Nord, Kuhmoos und Cherisy-Kaserne zu realisieren. Diese Gebiete sind inzwischen so gut wie bebaut. Nach der deutlichen Zunahme stagnierte die Bevölkerungszahl zwischen 1992 bis 1995. Seitdem ist sie wieder kontinuierlich gestiegen, mit der Folge einer zunehmenden Nachfrage nach Wohnungen.

Fertigstellungen seit 1990 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0

Wohngebäude Wohnungen

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

2004

2006

Markteinschätzung durch ExpertInnen Zur Untersuchung des Wohnungsmarktes (2006) wurden Akteure am Wohnungsmarkt (Immobilenvermarkter, Baugesellschaften, Wohnungsunternehmen, Baugenossenschaften) befragt. Aus Sicht der Experten stellt sich der Wohnungsmarkt für Konstanz insgesamt angespannt dar, das gilt sowohl für Wohnungsvermietungen, Wohnimmobilien aber besonders für den Grundstücksmarkt. Mangelnde Verfügbarkeit von Bauland und/oder die hohen Bodenpreise werden als das Haupthindernis für Wohnungsinvestitionen in Konstanz gesehen. In den umliegenden Gemeinden und der Schweiz wird die Marktsituation für Käufer gegenwärtig als günstiger bewertet.

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Zukunft Konstanz 2020

Wohnen

Miet- und Baulandpreise Beim Mietpreisniveau befindet sich Konstanz unter den attraktivsten deutschen Oberzentren. In einem Vergleich mit dem Mietspiegel 2004/2005 von Frankfurt am Main, Freiburg im Breisgau, Stuttgart und München liegt die Stadt im Mittelfeld. Auch die Preise für baureife Grundstücke befinden sich in Konstanz auf einem Vergleichsweise hohen Niveau. Umlandwanderungen und Motive Die Stadt Konstanz verzeichnete 2006 erstmals ein positives Wanderungssaldo seit 2001 gegenüber dem Landkreis Konstanz. Gleichzeitig haben in diesen fünf Jahren die Abwanderungen in die Schweiz zugenommen, insofern verzeichnet die Stadt insgesamt nach wie vor einen Negativsaldo gegenüber dem Umland. 2005 führte die Stadt eine Befragung der WegzüglerInnen durch. Diese Wanderungsmotivuntersuchung kam im Wesentlichen zu folgenden Ergebnissen: • ausschlaggebend für den Wegzug waren „persönliche Gründe“, sowie das hohe Miet/Preisniveau in Konstanz • wichtigster Wegzugsgrund für diejenigen, die gerne in Konstanz geblieben wären und Familien war das hohe Miet/Preisniveau • der durchschnittliche Wohnflächenzuwachs betrug 37 %, Miet- bzw. Gesamtbelastung nahmen durch Wegzug zu, durchschnittliche Belastung je Quadratmeter lagen nach dem Umzug deutlich niedriger • vielfach war mit dem Wegzug die Bildung von Wohneigentum verbunden • 50 % der Befragten Wegzügler hatten zunächst in Konstanz gesucht • rund 50 % haben ihre Arbeitstelle weiterhin in Konstanz, die meisten nutzen Konstanz immer noch zum Einkaufen, Besuch von FreundInnen, Essen gehen und für kulturelle Veranstaltungen Gesamtwohnungsbedarf Unter der Annahme, dass die Bevölkerung bis 2020 auf 85.000 EinwohnerInnen wächst, ergibt sich für Konstanz ein Wohnungsbedarf bis zu 5.000 Wohnungen. Das entspricht einem jährlichen Bedarf von ca. 300 Wohneinheiten (Bezugsjahr 2004). Dieser Bedarf setzt sich aus dem aktuellen Wohnungsdefizit und dem Wohnungsneubedarf zusammen. Das aktuelle Wohnungsdefizit ist hauptsächlich auf die Singularisierung der Haushalte und dem damit verbundenen Wohnflächenzuwachs zurückzuführen. So lag die durchschnittliche Haushaltsgröße in Konstanz 1970 noch bei 2,4, während sie heute auf 1,9 Personen pro Haushalt gesunken ist. Gegenwärtig liegt die Wohnfläche je EinwohnerIn in der Region Hochrhein Bodensee bei 41,7 qm. Bis 2020 wird ein weiterer Rückgang der Haushaltsgrößen und ein Wohnflächenzuwachs erwartet. Gegenwärtig deckt der Wohnungsbestand die vorhandene Anzahl an Privathaushalten nicht ab. Konstanz verzeichnet ein Defizit von rund 3.100 Wohneinheiten. Der flächenwirksame Wohnungsneubedarf ergibt sich durch das Bevölkerungswachstum und der Annahme, dass sich die Privathaushalte weiter verkleinern und beträgt rund 1.900 Wohneinheiten. Spezielle Wohnungsbedarfe StudentInnenwohnungen Für die rund 14.000 Studierenden stehen in Konstanz etwa 2.050 Wohnheimplätze zur Verfügung. Soll dieser Versorgungsgrad bei steigenden Studentenzahlen erhalten bleiben, sind bis 2020 mindestens 300 zusätzliche Wohnheimplätze speziell für Studierende erforderlich. 36

Zukunft Konstanz 2020

Wohnen

Pflegeheimplätze /barrierefreie Wohnungen Von den rund 14.000 über 65jährigen sind etwa 1.000 pflegebedürftig. Rund zwei Drittel betreffen die 3.800 Personen starke Altergruppe über 80 Jahren. Bis 2020 wird die Zahl der Pflegebedürftigen weiter ansteigen. Diese benötigen entsprechende Pflegeplätze oder barrierefreie Wohnungen. Miet- und Sozialwohnungen Die Zahl der Wohnungssuchenden für eine Miet- oder Sozialwohnung hatte sich infolge der fertiggestellten Wohnungen im Rahmen des Wohnungsprogramms Mitte der 90er Jahre etwas entspannt, ist danach kontinuierlich wieder angestiegen. 2005 wurde der Rekordwert von 3.624 Wohnungssuchenden Haushalten erreicht. 42 % suchten nach einer Wohnung für einen Einpersonenhaushalt. Seit 1990 hat sich der Anteil der Wohnungssuchenden mit Migrationshintergrund verdoppelt und liegt heute bei 26 %. Demgegenüber ist gesamtstädtisch - in diesem Zeitraum - das Wachstum des MigrantInnenanteils deutlich geringer.

Wohnungssuchende 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 1991

1993

1995

1997

1999

2001

2003

2005

2007

Wohnungspotenziale Im Leitprojekt Dichtemodell wurden unter Berücksichtigung der vorhandenen räumlichen Strukturen und baulichen Dichten die innerstädtischen Potenziale erhoben. Im Ergebnis verfügt die Stadt Konstanz über Potenzial von über 5000 Wohnungen im Innenbereich. Die potenziellen Schwerpunkte im Geschosswohnungsbau liegen vor allem in Petershausen West. Die Potenziale für den verdichteten Einfamilienhausbau in Kombination mit dem Geschosswohnungsbau in Wollmatingen und Dettingen. In der folgenden Abbildung sind die Potenziale der einzelnen Stadtteile dargestellt.

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Wohnen

Wohnungspotenziale Stand 2007 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern Einfamilienhäuser 1500

Studentenwohnungen

1000 500 0 Altstadt

Paradies

Peters- Peters- Königs- Almanns- Fürsten- Wollmahausen hausen bau dorf/ berg tingen West Ost Staad

Egg

Litzel- Dingels- Dettinstetten dorf/ gen Oberdorf

Wallhausen

Ziele Ausgewogene Wohnungsentwicklung Die ausgewogene Zusammensetzung der Bevölkerungsstruktur stärkt den sozialen Zusammenhalt der Stadtbevölkerung und die Wirtschaftskraft. Sie ist Grundvoraussetzung für zukünftige Investitionen in die städtische Infrastruktur. Ziel der Stadtentwicklung ist, positiven Einfluss auf die demographische Struktur der Stadt Konstanz zu nehmen. Der Anteil der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter soll sich trotz Zunahme der Lebensdauer auch langfristig am heutigen Niveau orientieren. Dazu ist eine Steigerung der Geburtenzahlen, Minderung der Abwanderung dieser Gruppe ins Umland sowie eine Zuwanderung jüngerer Erwachsener erforderlich. Eine ausgewogene Wohnungsentwicklung erfordert die Berücksichtigung der vielfältigen Anforderungen der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen am Wohnungsmarkt. Der Abbau des Wohnungsdefizits ist erforderlich, um den Wohnungsmarkt zu entspannen. Im Einzelnen sollen folgende Ziele zu einer ausgewogenen Wohnungsentwicklung beitragen. Ausrichtung des Grunderwerbsmodells an den wohnungspolitischen Zielen Seit 1985 wendet die Stadt Konstanz das Grunderwerbsmodell an. Im Vorfeld von Baulanderschließung im Innen- und Außenbereich erwirbt die Stadt Konstanz 60 % der Grundstücksflächen oder einen entsprechenden finanziellen Betrag. Damit diese Grundstücke oder der finanzielle Betrag speziellen Bedarfsgruppen wieder zur Verfügung gestellt wird. Diese vorsorgende Bodenpolitik ist zukünftig verstärkt für die Bereitstellung der ermittelten Bedarfe und Qualitätsanforderungen für Studierende, junge Erwerbstätige mit Familien, SeniorInnen und Hochbetagte abzustimmen. Das heißt, an die Wiederveräußerung der erworbenen städtischen Grundsstücke sind Bedingungen zur Deckung dieser Bedarfsdefizite zu knüpfen. Sicherung des mietpreisgebundenen Wohnungsbau In den letzten Jahren ist der Anteil der Wohnungssuchenden mit Wohnberechtigungsschein stark angestiegen. Angesichts des hohen Preisniveaus ist die Fortsetzung des geförderten Mietwohnungsbaus für diese Bevölkerungsgruppe von großer Bedeutung. Mit den Planungen in Petershausen West ist zwar eine Entspannung zu erwarten, doch muss die Stadt im Rahmen ihrer Daseinsfürsorge auch weiterhin für die Schaffung mitpreisgebundener Wohnungen sorgen. Neben der Subjektförderung im sozialen Wohnungsbau werden Investoren zukünftig auch in die Pflicht genommen, einen Anteil mietpreisgebundenen Wohnungsbaus mit zu realisieren (analog „Münchner Modell“). Des

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Wohnen

weiteren ist auch die Objektförderung im Mietwohnungsbau durch konkrete Programme umzusetzen. Stärkung freifinanzierten Mietwohnungsbau Für den Wohnungsmarkt gewinnt der freifinanzierte Mietwohnungsbau ebenfalls an Bedeutung und muss Berücksichtigung finden. Neben dem unteren/mittleren Preissegment hat auch das obere Gewicht. Die zunehmende Unsicherheit der Arbeitsverhältnisse und die wachsenden Anforderungen an die Mobilität veranlassen auch Besserverdienende, eine Immobilie eher zu mieten als zu kaufen. Förderung Wohnungsbau für Familien Die relativ hohen Miet- und Baulandpreise sind für viele Familien unerschwinglich. Diese Tatsache begünstigt die Umlandwanderungen oder den Wegzug. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und eine ausgewogene demographische Zusammensetzung der Konstanzer Bevölkerung zu erhalten, ist für Familien ein spezielles Bauprogramm auf zu stellen. Marketing für einzelne Wohnstandorte Um bestimmte Bevölkerungsgruppen anzuwerben, ist zielgruppenorientiertes Marketing erforderlich. Auch wenn der Konstanzer Wohnungsmarkt ein Nachfragermarkt ist, schließt sich eine aktive, angebotsorientierte Werbung nicht aus. Vorrang Innenentwicklung Die Herausforderungen auf dem Wohnungssektor allein durch rein quantitative Maßnahmen zu bewältigen, ist angesichts schwindender Flächenressourcen und der Beeinträchtigung der landschaftlichen Qualität des Standortes Bodensee nicht vertretbar. Die Grundsätze ausgewogene Bevölkerungsentwicklung und nachhaltige Siedlungsentwicklung dürfen sich nicht gegenseitig behindern. Beiden Grundsätzen gemeinsam, ist das Ziel einer Erhöhung der Lebensqualität für alle EinwohnerInnen der Stadt. Innenentwicklung ist Klimaschutz. Deshalb ist der Flächenverbrauch durch den Wohnungsneubau einzuschränken und der Innenentwicklung der Vorzug vor Entwicklungen im Außenbereich zu geben.

Aktivierung der innerstädtischen Wohnungspotenziale Das Dichtemodell mit Freiraumkonzept (Leitprojekt 1) weist nach, dass Konstanz unter Berücksichtigung der vorhandenen baulichen Strukturen über ein innerstädtisches Potenzial von über 5.000 Wohneinheiten verfügt. Zur Deckung des Wohnungsdefizits sind diese Reserven zu aktivieren und zu nutzen. Den einzelnen Flächenressourcen werden standortbezogen, die erforderlichen planerischen Maßnahmen zugeordnet. Stärkung der baulichen und sozialen Vielfalt in den Quartieren Vielfältig geprägte Stadtquartiere sind weniger anfällig für krisenhafte Entwicklungen in ihrer sozialen Struktur. Vor allem in baulich uniform geprägten Siedlungsbereichen besteht die Gefahr, dass einzelne Alters- und Gesellschaftsgruppen so dominieren, dass sie die verbleibenden anderen Bevölkerungsgruppen verdrängen. Ein gemischtes Angebot an Wohnungstypologien steuert dieser Entwicklung entgegen. Auch wenn in Konstanz die soziale Segregation weniger stark ausgeprägt ist, als in verschiedenen Großstädten der Bundesrepublik, ist durch eine Vielfalt von Bau- und Wohnformen, die Durchmischung der Bevölkerungsgruppen eines Viertels auf lange Sicht sicherzustellen.

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Wohnen

Förderung eines breiten Spektrums von Bau- und Wohnformen Die Stadt fördert neue Wohnkonzepte: Hierzu zählen Baugemeinschaften, Hausvereine, Baugenossenschaften, gemeinschaftsorientiertes Wohnen, Studentenwohngemeinschaften, Mehrgenerationenhäuser, urbane Wohnformen, Nischenwohnkonzepte, ökologisches Bauen, „Wohnen und Arbeiten unter einem Dach“ und experimentelles Wohnen bezogen auf Typologie und Energieverbrauch. Diese Wohnungskonzepte unterstützen die Nachbarschaft im Quartier.

Eine Stärkung der Nachbarschaft erfolgt auch durch die Planung von überschaubaren räumlichen Einheiten in Neubaugebieten sowie die Anlage, Erhalt und Aufwertung von Quartiersplätzen. Im Rahmen der Förderung übernimmt die Stadt die Aufgabe der Information der Öffentlichkeit, Zusammenführung von Interessensgruppen, Beratung der Interessierten und Beteiligten sowie Begleitung durch den Entwicklungs-, und Baugenehmigungsprozess. Neue Tendenzen am Wohnungsmarkt berücksichtigen Der Wohnungsmarkt der Zukunft differenziert sich zunehmend weiter. Es gibt immer unterschiedlichere Haushaltskonstellationen und immer weniger Konsens darüber, wie Einzelne leben sollen. Konstanz liegt im Zentrum der Staatengemeinschaft Europas. Schon heute ist die Stadtgesellschaft international geprägt. Die Internationalität nimmt weiter zu. Die europäische Gesellschaft ist stolz auf ihre kulturelle Vielfalt. Dies betrifft sämtliche Bereiche des täglichen Lebens, wie auch den Bereich des Wohnens. Der Wohnungsmarkt steht vor der Herausforderung, auf diese Mischung der Nachfragenden und ihrer Wünsche mit einer erweiterten Wohnungsangebotspalette zu antworten. Grundsätzlich gibt es traditionsorientiert–vorsichtige, nutzenorientiert–aufgeschlossene und trendorientiert–experimentierfreudige Nachfragergruppen.

Neben der Förderung eines breiten Spektrums an Bau- und Wohnformen gilt es daher auch alternative Wohnformen, die in Konstanz bisher weniger vertreten sind, zu fördern: wie Stadthaus, Gartenhofhaus, Leanhaus, oder Neubaulofts. Verbesserung der durchschnittlichen baulichen Qualität Angesichts knapper Siedlungsflächenressourcen für den Neubau ist es ein Anliegen der Stadt, dass sämtliche neu errichteten Gebäude über die bisherigen Qualitätsmaßstäbe hinaus weisen. Dies betrifft alle Aspekte des Bauens; darunter fallen insbesondere die städtebauliche Einbindung, die Objektgestaltung, die Freiraumgestaltung, die Funktionalität, die Stellplatzorganisation, die Bauphysik (Wärmeschutz/ CO2-Minderung), die Bauökologie und das barrierefreie Bauen. Seitens der Stadt sind durchweg hohe Ansprüche an die Qualität von Neubauten einzufordern. Beobachtung der Wohnungsentwicklung Die Stadt Konstanz setzt sich das Ziel einen ausgewogenen Wohnungsmarkt unter Berücksichtigung der verschiedenen Bevölkerungs- und Nachfragergruppen bis 2020 zu schaffen. Die Wohnungsbedarfe sollen vorrangig über die Innenentwicklung gedeckt werden. Damit verbunden sind umfangreiche Maßnahmen. Es ist zu beobachten, inwiefern diese Maßnahmen zu einer Entspannung führen und die gewünschten Ziele sich umsetzen lassen. In einem fünfjährigen Turnus ist über ein Monitoring die jeweilige Entwicklung und ihre Auswirkungen zu beobachten und zu bewerten, um ggf. rechtzeitig korrigierend eingreifen zu können.

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Natur und Umwelt

Natur und Umwelt Die zentrale Herausforderung besteht für uns darin, die Lebensqualität der Stadt in all ihren Teilen zu bewahren und zu verbessern. Wir orientieren uns dabei an dem Grundsatz der Nachhaltigkeit. Es gilt, (...) unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen zu erhalten und die Umweltsituation zu verbessern, wo immer es möglich ist. (Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Stadtökologie in Konstanz Umweltpolitik erlangte im Verlauf der letzten 25 Jahren in allen Kommunen große Bedeutung. Heute ist Umweltschutz aus dem Aufgabenkatalog der Städte und Gemeinden nicht mehr weg zu denken. Durch die Verabschiedung der Agenda 21 auf der UNKonferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio hat der Umweltbegriff auch in der öffentlichen Diskussion eine erhebliche Erweiterung erfahren und ist um die Dimension der Nachhaltigkeit ergänzt worden. Die Herausforderung der lokalen und globalen Umweltpolitik liegt nicht mehr allein in der einfachen Schadstoffreduktion, sondern zielt auf ein dauerhaft zukunftsbeständiges Niveau der Nutzung und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen. Soziale und ökonomische Entwicklungen gehen somit in die Zielfindung des kommunalen Umweltschutzes ein und umgekehrt. Die Antworten auf eine nachhaltige Entwicklung greifen daher über die bisherigen Konzepte im Umweltschutz hinaus. Die verschiedenen, (scheinbar) konkurrierenden Einzelinteressen sind zu einer Gesamtschau sich wechselseitig bedingender Aktionsfelder zusammen zu fügen. Aus dem traditionellen medialen Umweltbegriff, der sich an den einzelnen Schutzgütern orientiert, entwickelt sich ein ganzheitlich stadtökologisch ausgerichteter Ansatz, der vernetztes Denken einfordert. In diesem Sinne ist Stadtökologie als Leitbild einer vorausblickenden kommunalen Umweltvorsorgepolitik zur langfristigen Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen und des Wohn- und Wirtschaftsstandortes zu verstehen. Eine nachhaltige Entwicklung ist Chance für die regionale Wirtschaft und stärkt den Standort Konstanz.

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Natur und Umwelt

Belastungen des Sees, seiner Ufer und des Einzugsgebiets

Funktionen des Sees und des EInzugsbereichs

Die Stadt und der See: Gewässer- und Naturschutz Konstanz ist auf Grund seiner natürlichen Lage am äußersten Rand der Halbinsel Bodanrück als Oberzentrum in besonderem Maße durch den Bodensee und die Besonderheiten einer Jahrtausende alten Kulturlandschaft geprägt. Der Bodensee ist für die Stadt Konstanz die wichtigste natürliche Ressource. Er liefert Trinkwasser für die Menschen in der Stadt, reguliert das Kleinklima und ist Lebensraum für Fauna und Flora. Er ist direkt und indirekt Grundlage für Tourismus, Handel, Dienstleistung, für die Fischerei und Landwirtschaft. Hinzu kommt auch die Funktion des Sees als wichtige Verkehrsverbindung. Der Gewässer- und Naturschutz am und im See – mit seiner herausragenden Bedeutung als zweitgrößter Trinkwasserspeicher Europas für ca. 4,5 Mio. Menschen sowohl für die Seeanrainer wie für die Fernwasserversorgung in Baden-Württemberg - steht dabei im Spannungsverhältnis konkurrierender Nutzungen zwischen Wirtschaftsentwicklung, Flächeninanspruchnahme für Siedlung, Verkehr und Freizeit, Tourismus und landwirtschaftlicher Nutzung. Die Bevölkerungsdichte im Uferbereich mit bis zu 500 EinwohnerInnen pro m², ca. 8 Mio. Übernachtungen im Jahr im Tourismusbereich der deutschen Bodenseeregion und ca. 55 000 registrierten Booten auf dem See stehen dem Schutz der Landschaft und dem Erhalt der Ressourcen gegenüber. Aus den vielfältigen Funktionen des Sees und seines Einzugsbereichs ergeben sich Belastungen stofflicher und struktureller Art.

Trinkwasserentnahme

Erholungsraum

Lebensraum für Flora und Faun

Verkehrsweg Schifffahrsweg

Siedlungsraum

Landwirtschaft Forstwirtschaft Wirtschaftsraum

Fischerei

AbwasserVorfluter

Strukturelle Einflüsse

Stoffliche Einflüsse Nährstoffe

Siedlung

Schadstoffe

Landbau Fischerei

Industrie Tourismus Verkehr

Schifffahrt

(Quelle: Zukunftsvision „Bodensee aktiv“, Modellprojekt Konstanz GmbH) Die Anforderungen des Ökosystems Bodensee bestimmen wesentlich die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung der Stadt Konstanz. So wie in der Vergangenheit können die Zukunftsfragen nur gemeinsam durch eine seeweite, nationale und internationale Kooperation am Kondominium (keine Staatsgrenzen) Bodensee bewältigt 42

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Natur und Umwelt

werden. Das 1994 von der Internationalen Bodenseekonferenz verabschiedete „Bodenseeleitbild“ und die darin vorgeschlagenen Maßnahmen zur Umsetzung sind handlungsleitend für den Umweltschutz und die Stadtentwicklung „Zukunft Konstanz 2020“. Kommunale Aufgabe: Umweltschutz und Nachhaltigkeit Seit 1985 berichtet die Stadt Konstanz kontinuierlich über die Situation des Umweltschutzes in Konstanz: Aufgabe der Berichte ist zu bilanzieren und zu analysieren. Zielvorstellungen zu entwickeln, Maßnahmen und Handlungen auf Einhaltung der Ziele zu überprüfen, frühzeitig einzugreifen um im Vorfeld Umweltbeeinträchtigungen zu vermeiden bzw. zu minimieren und als Kommune vorbildlich zu handeln. Diese Bemühungen ergänzte 2004 ein im Auftrag des Gemeinderates erstellter erster Nachhaltigkeitsbericht.

Ziele Umweltberichte und Umweltziele Mit dem 10. Umweltbericht im April 2004 verabschiedete der Konstanzer Stadtrat grundlegende Umwelt- und Handlungsziele, als Bestandteil einer nachhaltigen Stadtentwicklung: Leitziel einer kommunalen Umweltvorsorgepolitik und dauerhaft umweltverträglichen Stadtentwicklung ist die langfristige Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen Wasser, Boden, Luft, Klima, Natur und Landschaft. Sie orientiert sich an dem Leitbild der „Nachhaltigen Entwicklung“ der Agenda 21 der UNKonferenz für Umwelt und Entwicklung und an den in der „Charta von Aalborg“ benannten Handlungsfelder. Dazu zählt eine haushälterische Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen, die Rücksicht auf die Lebensqualität für gegenwärtige und künftige Generationen nimmt. Als Oberzentrum am Bodensee ist das „Bodenseeleitbild“ der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) handlungsleitend für alle Bereiche der Stadt Konstanz. Zur nachhaltigen Sicherung des Wohn- und Wirtschaftsstandorts Konstanz ist die Umweltsituation zu erhalten und schrittweise zu verbessern. Dazu zählt die Förderung der umweltbewussten Mobilität und Reduzierung der Belastungen durch den motorisierten Individualverkehr ebenso wie die Sicherung der Versorgung mit möglichst regenerativen Energien und einer geordneten Entsorgung auf höchstem Umweltstandard im Bereich Abwasser- und Abfall. Der schonende Umgang mit Boden, Natur und Landschaft orientiert sich an der Tatsache, dass es sich um nicht vermehrbare Güter handelt. Die biologische Vielfalt ist als Grundlage der menschlichen Existenz zu sehen und muss erhalten bleiben.

Nachhaltigkeitsbericht Die Fortführung der Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung der Stadt Konstanz führten innerhalb des Stadtentwicklungsprozesses zum Leitprojekt 4 „Nachhaltigkeitsbericht und Nachhaltigkeitscheck“ Ziele des Nachhaltigkeitsberichtes sind die Orientierung, die Evaluierung, die Kontrolle, die Information und Vernetzung. Er gliedert sich in vier Nachhaltigkeitsdimensionen wie Ökologie, Ökonomie, Gesellschaft/Soziales/Chancengleichheit und Partizipation/Bürgerbeteiligung und misst 29 Zielbereiche. Der erste Nachhaltigkeitsbericht beschreibt 31 Kern- und 21 Ergänzungsindikatoren. Ziel ist in einem drei- bis fünfjährigem Abstand jeweils einen Umwelt- und Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen.

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Umwelt- und Handlungsziele Die Ausarbeitung des Leitprojektes 5 „Entwicklung von Umwelt-/Handlungsziele“ formuliert Ziele zu den Bereichen Gewässerschutz, Boden- und Grundwasserschutz, Luftreinerhaltung, Lärmschutz, Klima und Energie, Natur und Landschaft und Verkehr. Nachfolgend sind die Leitziele und Maßnahmen für die jeweiligen Bereiche einzeln aufgeführt. Gewässerschutz Die nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressource Wasser erfordert den • Schutz des Bodensees als Trinkwasserspeicher und Lebensraum einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt. • Gewährleistung der natürlichen Regenerationsfähigkeit des Gewässerökosystems Bodensee sowie der Fließ- und stehenden Gewässer.

Dazu ist die Flachwasserzone in Ausdehnung, natürlichem Zustand und Funktionsfähigkeit zu erhalten, zu pflegen bzw. wiederherzustellen. Sie ist von nachteiligen Nutzungen und Einflüssen freizuhalten. Renaturierungen beeinträchtigter Uferbereiche sind, wo möglich und in Zusammenhang mit der umliegenden Nutzungsform geeignet, durchzuführen. Die umweltrelevanten Belastungen durch die Schifffahrt sind zu verringern, z.B. durch Einsatz neuer Antriebs- und Motorentechnik und Verringerung des Einsatzes von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen. Die Zahl der Liegeplätze ist auf der Basis des jetzigen Bestand zu begrenzen. Für Fließgewässer und stehenden Gewässer als Bestandteil des Naturhaushalts ist durch geeignete Renaturierungsmaßnahmen ein naturnaher Zustand anzustreben. Boden- und Grundwasserschutz Die nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource Boden erfordert • Erhaltung bzw. die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit des Bodens im Naturhaushalt. • Vermeidung bzw. Minimierung von Stoffeinträgen in Boden und Grundwasser. • Sparsamer Umgang mit Grund und Boden als unvermehrbarer Bestandteil der natürlichen Umwelt. • Begrenzung der Bodenversiegelung • Erhaltung einer dauerhaften landwirtschaftlichen Nutzbarkeit von Böden und als Lebensraum für Fauna und Flora • Sozialgerechte Bodennutzung als Beitrag zur Sicherung einer menschenwürdigen Umwelt und zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen

Dazu müssen die im Flächennutzungsplan 2010 (FNP) ausgewiesenen Flächen einer möglichst langfristigen über das Jahr 2010 weit hinausgehenden Bedarfssteuerung gerecht werden. Eine Stadtentwicklung soll insbesondere durch Umbau und Veränderung im Bestand erreicht werden. Die Flächenentsiegelung ist im Rahmen der gesplitteten Abwassergebühr auf gewerblichen und privaten Flächen gezielt zu fördern. Klimaschutz und Energiepolitik Die Emission von Kohlendioxid ist der Hauptverursacher der globalen Erwärmung durch den Treibhauseffekt und der daraus resultierenden Klimaänderung. Der überwiegende Anteil stammt aus der Verbrennung fossiler Energien. Nur durch drastische Reduktion des Energieverbrauchs und die Umstellung der Energieversorgung auf regenerative Energien ist das Ziel der deutlichen Senkung der CO2-Emissionen zur Vermeidung bzw. Verringerung der dramatischen Folgen der Erderwärmung zu erreichen.

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Zukunft Konstanz 2020

Natur und Umwelt

Ziele der Klimaschutz- und Energiepolitik: • Senkung der CO2-Emissionen und Vermeidung der Emissionen anderer klimarelevanter Spurengase zum Schutz der Erdatmosphäre um 50 % bis spätestens 2030 (Basisjahr 1990). Dabei sind jeweils in Fünfjahresschritten die CO2-Emissionen um 10 % zu reduzieren. Langfristig wird ein nachhaltiges Niveau von 2,5 Tonnen CO2Äquivalent pro EinwohnerIn und Jahr angestrebt. • Reduzierung des Primärenergieverbrauchs und des Anteils der fossilen Energien und der Atomenergie • Reduzierung der Energieverluste bei der Umwandlung von Primärenergie in Nutzenergie und Erhöhung der Energieeffizienz • Erhöhung des Anteils der regenerativen Energien Bis 2020 müssen erhebliche Teile der Energieversorgung (Strom und Wärme) in Konstanz ohne fossile Energien und Atomstrom auskommen. Die bisher eingeleiteten Maßnahmen im Rahmen des CO2- Minderungskonzeptes der Stadt bei der Steigerung der Energieeffizienz durch Reduzierung des Raumwärmebedarfs, Optimierung der Umwandlung von Brennstoffen in Nutzwärme bei der dezentralen Strom- und Wärmeerzeugung und den Einsatz regenerative Energien müssen konsequent weiterentwickelt und erheblich ausgebaut werden. Als regenerative Energiequellen kommen in Konstanz neben der Solarenergie vor allem die Biomasse und Geothermie in Frage. Für eine Wasserkraftnutzung sind keine wirtschaftlich erschließbare Potentiale vorhanden.. Ebenso gibt es für die Windenergie-Nutzung auf der Gemarkungsfläche keine geeignete ertragreichen Standorte. Hier ist die Kooperation mit regionalen Partner zu suchen. Insbesondere für die kommunalen Liegenschaften muss in der Vorbildfunktion der Energieverbrauch reduziert und die Versorgung mit regenerativen Energien bis 2010 auf 25 % und bis 2020 auf 60 % gesteigert werden. Die technischen Maßnahmen allein reichen nicht aus, die zur Abwendung der Klimaänderung notwendige Reduktion der Treibhausgase zu erreichen, sondern müssen durch verhaltensbedingte Effekte zur Senkung des Energieverbrauchs ergänzt werden (Stichwort Suffizienz).

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Natur und Umwelt

Dazu sind folgende Maßnahmen erforderlich: • Der Energieverbrauch ist durch Sanierung des Gebäudebestandes in Kooperation mit lokalen Akteuren wie Handwerksbetriebe, Architekten und Ingenieure flächendeckend bis 2020 auf das Niveau der Energieeinsparverordnung (ENEV) zu reduzieren. Die energetische Sanierung der kommunalen Liegenschaften hat Vorbildfunktion. • Durch energiesparende, ökologische Bauformen im Siedlungsbereich (Niedrigenergie-, Passiv- oder Plusenergiehäuser) ist im Neubaubereich ein möglichst minimaler Energieverbrauch zu erreichen. Im Rahmen städtebaulicher Planungen sind Maßnahmen zur Energieoptimierung und rationellen, umweltfreundlichen Energieverwendung und –versorgung darzustellen. • Steigerung der Energieeffizienz und Ausbau der dezentralen Energieversorgung durch Kraft-Wärme-Kopplung. Ausbau des Wärmeservice und des Energiecontracting durch die Stadtwerke GmbH auf Basis der Nutzung der dezentralen Potentiale durch KraftWärme-Kopplung in Verbindung mit der Nutzung regenerativer Energien (z.B. Biomasse, Erdwärme/Oberflächenwärme). • Entwicklung eines Szenariums und Umsetzungskonzepts zur Erhöhung des Anteils der lokal erzeugten regenerativen Energien auf insgesamt 5 % des Gesamtstromverbrauchs in Konstanz bis 2010 (zur Zeit ca. 1 %). Darstellung des Entwicklungspotenzials für eine weitere Steigerung der regenerativen Energieanteile bis 2020. • Festlegung einer Quote für den Anteil regenerativer Energien (zertifiziert) am Gesamtstrombezug der Stadtwerke für das Versorgungsgebiet der Stadt Konstanz. • Reduktion des Energieverbrauchs durch Ausbau des kommunalen Gebäudeenergiemanagements durch Gebäudeleittechnik und Aufbau eines Energiecontrollings; Änderungen des Nutzerverhaltens im Rahmen des kommunalen Gebäudemanagements. Energiestandards bei Neubau und Sanierung kommunaler Gebäude. Verstärkte Nutzung regenerativer Energien (Biomasse, Geothermie, Solarthermie) zur Deckung des Wärmebedarfs der kommunalen Liegenschaften. • Steigerung des Ökostrom-Anteils am Strombezug für die kommunalen Liegenschaften um je 5 % pro Jahr bis 2010 (Ist-Zustand 2006 ca. 6,5 % Ökostrombezug; Ziel 2010 40 % Ökostrombezug). Gleichzeitig sind im Rahmen des kommunalen Gebäudeenergiemanagements die Stromsparpotentiale zu identifizieren, verbunden mit dem Ziel den Stromverbrauch um 1 % pro Jahr bis 2010 zu reduzieren. Natur und Landschaft Der Natur- und Landschaftsraum in Konstanz ist Teil der Jahrtausende alten, artenreichen Natur- und Kulturlandschaft des Bodensees. Die landschaftliche Vielfalt spiegelt sich in den unterschiedlichen Biotoptypen von der Flachwasserzone und den Rieden am See, über die Trockenrasen an den Hängen der Drumlins bis zu den Mooren und Buchenhochwäldern des Bodanrück wieder. Durch diese Biotopausstattung hat der Naturraum in Konstanz neben seiner Funktion als Erholungsraum für den Menschen eine herausragende, regionale, nationale und internationale Bedeutung für den Artenschutz und die Biodiversität. Das Wollmatinger Ried und die Mooswiese gehören zu den ältesten Naturschutzgebieten Baden-Württembergs. Seit 1967 ist das Wollmatinger Ried als eines von 66 Gebieten in Kontinentaleuropa mit dem Europa-Diplom des Europarates für herausragende Schutzgebiete von europäischer Bedeutung. Ca. 55 % der Gemarkungsfläche sind Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes NATURA 2000. Die Erhaltung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und die Bewahrung des regionalen, nationalen und europäischen Naturerbes für kommende Generationen ist wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Entwicklung.

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Zukunft Konstanz 2020

Natur und Umwelt

Zur Erhaltung dieser Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts und zum nachhaltiger Schutz und Erhaltung der gewachsenen Kulturlandschaft Bodensee als Naturerbe in seiner überregionalen Bedeutung für die Biodiversität und als Erholungsraum bedarf es der • dauerhaften Sicherung der Tier- und Pflanzenwelt einschließlich ihrer Lebensstätten und Lebensräume. • dauerhaften Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie dem Erholungswert von Natur und Landschaft durch qualifizierte Schutzgebiete und der Entwicklung einer an die biologische Vielfalt angepassten Landschaftspflegekonzeption. • Sicherung und Entwicklung von Landschaftsbereichen und innerstädtischen Grünflächen für eine ruhige, landschaftsbezogene und siedlungsnahe Erholung. • flächendeckenden Biotopvernetzung zur Sicherung und Entwicklung des Arten- und Biotopschutzpotentials. • Erhaltung und Entwicklung innerstädtischer Grünzüge und Freiräume und deren Vernetzung mit der freien Landschaft. Luftreinhaltung Die Vermeidung bzw. Verminderung von Schadstoffemissionen zum Schutz der Luft vor weiteren Belastungen verfolgt die Stadt Konstanz im Rahmen des integrierten Verkehrskonzeptes durch Förderung des ÖPNV und Verringerung der Individualverkehrs. Lärmschutz • Schutz der Wohnungs- und Erholungsgebiete vor Lärm von Verkehr, Industrie, Gewerbe und ein verträgliches Miteinander der verschiedenen Nutzungsformen. • Die Bevölkerung soll in den Wohngebieten tagsüber keinem Schallpegel von im Mittel über 65 dB(A) ausgesetzt sein. Langfristig wird ein Zielwert von max. 55 dB(A) bei Tag angestrebt. Nachts wird langfristig ein Dauerschallpegel von max. 45 dB(A) angestrebt. Ein vorbeugender Lärmschutz erfolgt im Rahmen des integrierten Verkehrskonzeptes und durch Verkehrsberuhigung und Förderung des ÖPNV. Verkehr Zur Verringerung und Vermeidung der verkehrsbedingten Umweltbelastungen (Lärmminderung, Luftreinhaltung, CO2-Emissionen und Treibhauseffekt) sind alle umwelt- und stadtverträglichen Verkehrsarten zu fördern. Insbesondere ist der Fußgänger- und Radverkehrs sowie der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) durch entsprechende Angebote und Erleichterungen weiterzuentwickeln und zu verbessern. Das Leitbild der kompakten Stadt schafft durch die verkehrsmindernde Siedlungs- und Erschließungsplanung und durch eine Bündelung auf die Hauptverkehrsstraßen und Verlagerung aus den Siedlungsbereichen entsprechende Entlastungen. (siehe Kapitel „Mobilität“) Abfallwirtschaft Zur Verwirklichung der Ziele der Verminderung des realen Abfallaufkommens (Abfallvermeidung) und umweltschonenden Verwertung der Wertstoffe ist der Erhalt der unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten effizient arbeitenden Entsorgungsbetriebe und der kommunalen Strukturen in der Abfallwirtschaft unbedingt anzustreben.

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Mobilität Das interne und externe Verkehrssystem ist so zugestalten, dass es den vitalen Belangen der Umwelt Rechnung trägt und zugleich den Mobilitätsbedürfnissen der Bevölkerung, der Gäste sowie der Wirtschaft entgegenkommt. Die verkehrliche Infrastruktur ist entsprechend den Bedürfnissen so auszubauen, dass die zentralen Funktionen der Stadt Konstanz optimal erfüllt werden können. Es ist eine aufeinanderabgestimmte Koordination aller Verkehrsplanungen erforderlich, um die Erreichbarkeit der Stadt zu gewährleisten. (Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Die derzeitige Verkehrssituation in Konstanz fußt auf einer konsequenten Förderung nichtmotorisierter Verkehrsarten und öffentlicher Verkehrsmittel über Jahrzehnte hinweg. Konstanz ist gegenüber vielen Mittelstädten, was die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen angeht, auf einem guten Weg. Nichtsdestotrotz ist das gesamte Verkehrsgeschehen noch lange nicht im Sinne dieser Ziele verändert. Vor allem die unveränderte Steigerung der Fahrleistung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) in den letzten Jahren macht weitere verhaltensändernde Maßnahmen notwendig. Unter Berücksichtigung struktureller Einflussparameter und Mobilitätsentwicklung wurden 2002 die Verkehrsprognosen für den Raum Allensbach - Konstanz fortgeschrieben und für das im Planjahr 2015 zu erwartende Verkehrsaufkommen ermittelt. Demnach ist davon auszugehen, dass sich das Verkehrsaufkommen im Untersuchungsraum, incl. des grenzüberschreitenden Verkehrs, bis 2015 um 27% (Lkw-Anteil 28%) erhöht von 199.000 auf 252.600 Kfz/24h. Überdurchschnittlich steigt der Anteil des grenzüberschreitenden Verkehrs, um 46 % (Lkw-Anteil 50%) von 23.700 auf 34.600 Kfz/24h an. Diese neueste Untersuchung enthält keine Differenzierung nach Binnenverkehr, Ziel- und Quellverkehr und Durchgangsverkehr. (B 33 neu Allensbach-Konstanz Fortschreibung 2002 - Modus Consult Ulm, Aug. 2002). Eine Analyse im Rahmen des Agglomerationsprogramms Konstanz-Kreuzlingen (Zwischenbericht 2007) hat ergeben, dass innerhalb des Agglomerationsraumes (Konstanz, Allensbach, Reichenau, Kreuzlingen und umliegende Schweizerische Gemeinden) der Binnenverkehr 72% am Verkehrsaufkommen ausmacht. 26% des Verkehrs beginnt oder endet im Agglomerationsraum, lediglich 2% sind Durchgangsverkehr. In einer Studie zur Mobilität in Konstanz (Socialdata1995 / 96) wurde für die Kernstadt von Konstanz und das nähere Umland die Verkehrsmittelwahl (Modal-Split) der Bevölkerung ermittelt: In der Kernstadt ist im Vergleich zu anderen Mittelstädten der Anteil „zu Fuß“ (28%) und „Fahrrad“ (23%) auffallend hoch. Auch der „ÖPNV“ Anteil ist mit 10% höher als in vergleichbaren Städten, in denen der ÖPNV mit Bussen abgewickelt wird. Der PkwAnteil beträgt 38% (29% Selbstfahrer und 14% Mitfahrer), das ist ca. 15% unter der PkwNutzung vergleichbarer Mittelstädte. Bei der Verkehrsmittelwahl der Umlandgemeinden sind im Vergleich zu anderen Stadtregionen keine erheblichen Abweichungen zu erkennen. Über 50% der Umlandbewohner nutzen den PKW bzw. sind Mitfahrer. Der ÖPNV-Anteil liegt mit 9%, um 2% höher als in vergleichbaren Stadtregionen.

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Mobilität

Ziele Die verkehrspolitischen Leitziele des Bundes, der Länder und Kommunen also auch der Stadt Konstanz sind seit Jahrzehnten unverändert und leiten sich direkt von den Nachhaltigkeitszielen ab. Das Stadtentwicklungsprogramm formuliert die vorrangigen verkehrlichen Ziele, im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes sind diese Ziele im einzelnen zu verfeinern und die Maßnahmen festzulegen. Vorrangige Förderung der Umwelt- und Umfeldverträglichkeit des Verkehrs An erster Stelle steht die Vermeidung von umwelt- und umfeldunverträglichem Verkehr (insbesondere des MIV). Dieses Ziel ist nur über eine integrierte Landschaft-, Siedlungs-, Nutzungs-, und Erschließungsplanung zu erreichen (Nutzungsmischung, Nachverdichtung, auf ÖV abgestimmte Siedlungsentwicklung). Durch die Methoden von Verkehrs/Mobilitätsplanung bzw. -management ist die Verlagerung von Verkehr auf umweltverträgliche Verkehrsmittel zu nutzen. Für die übrig bleibenden MIV-Restverkehre ist dann eine umwelt- und umfeldgerechte Steuerung und Verteilung auf das Verkehrsnetz erforderlich. Stärkung des Umweltverbundes im Modal Split Der prognostizierten Verkehrszunahme des MIV ist planerisch entgegen zu treten. Die (vergleichsweise) guten Modal-Split-Werte von 1996 sollen nicht nur gehalten sondern noch weiter übertroffen werden. Anzustreben ist im Binnenverkehr eine Verteilung von 30% Fußverkehr, 25% Radverkehr, 20% ÖPNV inklusive CarSharing und 25% Rest-MIV. Im Tourismus-Fernverkehr ist eine Verteilung von 50% Zug/Reisebus und 50% MIV anzustreben. Um diese weitere Verlagerung und insgesamt eine Reduzierung der Verkehrsleistung zu erreichen, bedarf es dem Aufbau eines Mobilitätsmanagements sowie der Umsetzung folgender Planwerke bis 2020: • • •

Stärkung von Zentrenverbindungen im Fernverkehr (siehe Kapitel Stadt und Region) Stärkung des Umweltverbundes (Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV, car sharing, ruhender Verkehr) Aufwertung der Straßenräume.

Aufbau Mobilitätsmanagement Ziel und Aufgabe des Mobilitätsmanagements ist es, durch Information, Kommunikation, Organisation, Koordination und ein umfassendes Marketing, eine effiziente, umwelt- und sozialverträgliche Mobilität zu fördern. Möglichst vielen VerkehrsteilnehmerInnen ist der Zugang zum Umweltverbund (öffentlicher Verkehr, Rad, Fußgänger) zu schaffen bzw. zu verbessern. Das Mobilitätsmanagement orientiert sich an folgenden Grundsätzen: NutzerInnen sollen in ihren Einstellungen und Verhaltensweisen so motiviert werden, dass die Verkehrsmittelwahl zugunsten des Umweltverbundes ausfällt. Zwangsmaßnahmen sind kontraproduktiv, die Freiwilligkeit der NutzerInnen steht im Vordergrund. Angebote müssen verkehrsmittelübergreifendend sein, d.h., einerseits eine Kombination mehrerer Verkehrsmittel für einen Weg (= Intermodalität ), andererseits auch keine Beschränkung auf ein einziges Verkehrsmittel für immer wiederkehrende Wege (= Multimodalität). Nicht die Konkurrenz, sondern die besseren Nutzungsmöglichkeiten durch Kombination der unterschiedlichen Verkehrsmittel sollen die Entscheidung bestimmen. Im Rahmen des Mobilitätsmanagements ist insbesondere die Umsetzung folgender Projekte erforderlich: Mobilitätszentrale, Verkehrsmanagement, betriebliches Mobilitätsmanagement sowie Mobilitätserziehung für Kinder.

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Zukunft Konstanz 2020

Mobilität

Stärkung des Umweltverbundes In Zeiten knapper Ressourcen, Klimawandel und Feinstaubproblematik ist es besonders wichtig, die drei Kernsäulen des Umweltverbundes Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV zu fördern und die dafür notwendigen räumlichen Strukturen vorzusehen. Hinzu kommt die vierte Säule des Umweltverbundes, das professionell organisierte CarSharing. Konstanz strebt die Einführung eines stadtumfassenden komfortablen Radwegeachsennetzes parallel zu den wichtigsten MIV-Achsen unter Berücksichtigung des Zentrenkonzepts an. In Teilen bestehen schon Radwegeachsen, ein stringent umgesetztes Gesamtnetz fehlt hingegen noch.

Die Förderung des Fußverkehrs ist an vielen Stellen noch nicht umgesetzt. Vor allem eine durchgängige Barrierefreiheit des öffentlichen Straßenraums, der Zuwegung von ÖPNVHaltestellenbereichen, der Zugänge zu öffentlichen Gebäuden ist herzustellen. Außerdem müssen Hauptverkehrsstraßen durchlässiger werden. Querungsmöglichkeiten in ausreichender Quantität und Qualität müssen insbesondere an den Hauptausfallstraßen noch hergestellt werden. Das bestehende ÖPNV-System in Konstanz erfüllt bereits sehr hohe Qualitätsstandards, Defizite und Handlungsbedarf besteht neben der Bedienungsqualität einiger weniger Siedlungsflächen bei der zu komplexen Linienstruktur und bei der Bedienung der peripheren Ortschaften im Bodanrück. Maßnahmen zur Erreichung solcher Standards werden Teil der Verkehrsentwicklungsplanung sein. Als vierte Säule des Umweltverbundes soll in Konstanz ein professionelles CarSharing eingeführt werden, so dass Anwohner wie Touristen an möglichst vielen Orten auf ein eigenes Fahrzeug verzichten können. Das CarSharing-Konzept ist auch ein Teil des Gesamtkonzepts ruhender Verkehr, welches sich derzeit erst in der Entwicklung befindet. Fußwegeleitsystem 2020 Touristisch geprägte Städte benötigen neben einer ausreichend qualitätsvollen Touristeninformations-Dienstleistung eine barrierefreie und selbsterklärende Fußwegeleitung. Dabei sind sowohl touristische als auch stadtstrukturelle Inhalte zu berücksichtigen. In Konstanz sieht das Konzept eine Kombination aus axialer Fußwegeleitung entlang ausgewiesener „Promenaden“ und punktueller Hinweise auf bestimmte Gebäude (Kirchen, Denkmäler, öffentliche Gebäude usw.) vor. Die Anbindung des Fußwegeleistsystems an die ÖPNV-Haltestellen rund um den Altstadtring bzw. innerhalb der angrenzenden Quartiere und an die Bahnstationen Hauptbahnhof und Sternenplatz ist hierbei von großer Bedeutung. Das Konzept umfasst die gesamte Altstadt, Stadelhofen, einen Teil vom Paradies, den Petershauser Uferbereich, und die gründerzeitlichen Gebiete um den Benediktinerplatz, St. Gebhard und die westliche Seestraße. Das Fußgängerleitsystem sieht optional den Wiederaufbau der historischen Brücke am Rheintor als Fußgängerbrücke vor. Radachsennetz 2020 Mit dem Radverkehrsplan von 1982 besitzt in der Stadt Konstanz eine nachhaltige Grundlage für eine äußerst fahrradfreundliche Stadtstruktur . Der Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur hat das Radfahren im Stadtgebiet, als Alternative zur Nutzung des privaten Kfz, gefördert. Die Belange des Radverkehrs sind bei der Verkehrs- und Straßenplanung weitgehend berücksichtigt. Der Ausbau darf sich jedoch nicht ausschließlich am Bedarf orientieren, er muss darauf ausgerichtet sein, dem Radfahrer ausreichende Infrastruktur anzubieten und somit zum Radfahren anreizen.

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Mobilität

Daher werden – ausgehend vom Bestand – hochqualitative innerstädtische Radverkehrsverbindungen (sog. Vorrangradwegeachsen) definiert. Es geht dabei weniger um die Art der Infrastruktur (Radweg, Radstreifen, Fahrradstraße, Tempo-30-Zone etc.) als vielmehr um eine stringente Wegweisung und eine Vernetzung wichtiger Aufkommensschwerpunkte (Wohnstandorte, Einkaufsstandorte, Bildungseinrichtungen, öffentliche Einrichtungen und Gewerbestandorte). Ziel ist, den Radverkehr sofern möglich auf parallelen Achsen zu den Hauptverkehrsstraßen zu führen. Wichtig ist der weitgehende Verzicht auf einen Ausbau der Infrastruktur. Die Förderung des Fahrradverkehrs soll überwiegend durch verkehrsregelnde Maßnahmen, durch Beschilderungen und Markierungen im Bestand erfolgen. Verbindungen, welche nicht als Radwegeachse definiert sind, sind ebenfalls für RadfahrerInnen sicher und komfortabel zu gestalten.(Karte Radwegeachsennetz 2020) Vereinfachtes Liniennetz ÖPNV 2020 In der ÖPNV-Planung werden nach und nach konventionelle Bemessungsstandards (sog. konstruktive Leistungsbeschreibung) basierend auf konkreten ausformulierten Liniennetzkonzeptionen zu Gunsten qualitativer Bemessungsstandards (sog. funktionale Leistungsbeschreibung) basierend auf Angebots- und Nachfragevorgaben aufgegeben.

Für die Stadt Konstanz gelten sieben grundlegende Bemessungsstandards, anhand derer sich das städtische Netz selbst, aber auch das der angrenzenden Gemeinden messen lässt. Bei Nicht-Erreichen eines Standards werden im Masterplan Mobilität Maßnahmen entwickelt, die die gewünschte Qualität gewährleisten. Folgende Standards werden empfohlen: 1. Der ÖPNV umfasst im Selbstverständnis ein gemeinsames ÖPNV-Netz mit den umliegenden Gemeinden Allensbach, Reichenau und Kreuzlingen. 2. 100%-Erschließung des gesamten Siedlungskörpers innerhalb eines Radius von 400 Metern um eine ÖV-Haltestelle mit Ausnahme der SPNV-Haltepunkte, hier gilt ein Erschließungsradius von 600 Metern. 3. Festlegung von wenigen, fixen Haltepunkten als Orientierungs- und Anschlusspunkte. Geeignet hierfür sind die bestehenden Bahnhaltepunkte, Ortskerne der peripheren Ortsteile, prominente Aufkommensschwerpunkte. 4. Festlegung eines festen Kernliniennetzes, von dem ausgehend sich das weitere Liniennetz erstreckt. 5. Festlegung von Verbindungskorridoren, innerhalb welcher sich das Liniennetz erstrecken soll. 6. Festlegung von Taktdichten für die Erschließungszonen, die fixen Haltepunkte und die festen und flexiblen Linienverläufe. 7. Neueinführung einer flexiblen Bedienform für die peripheren Ortschaften im Bodan rück mit 100%-Abdeckung der Siedlungsgebiete.

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Zukunft Konstanz 2020

Mobilität

Unabhängig von einer grundsätzlichen Evaluierung des ÖPNV-Netzes anhand der o.g. Standards sind jedoch folgende Maßnahmen notwendig: 1. Einführung eines dynamischen Fahrgastinformationssystems an Haltestellen des Altstadtrings (Schottenplatz, Bürgerbüro, Schnetztor, Bodanplatz, Konzilstraße) sowie an den Haltestellen Sternenplatz und Zähringerplatz: Am Bahnhof ist das Informationssystem um die Zugabfahrten zu ergänzen 2. Betriebliche Optimierung der Schnittstellen zwischen Bahn, Bus und Schiffahrtslinien CarSharing 2020 Das professionelle CarSharing ist mittlerweile als vierte Säule des Umweltverbundes anerkannt. Es gibt zahlreiche professionelle CarSharing-Anbieter (z.B. StattAuto, Deutsche Bahn CarSharing) in Deutschland, welche nach und nach auch kleine Großstädte und Mittelstädte versorgen. Die großen Mobilitätsdienstleister bieten einheitliche CarSharing-Konditionen für alle Teilnehmerstädte an. Für die Stadt Konstanz bedeutet das: Touristen, die Kunden des künftigen Unternehmens sind, erhalten automatisch Zugriff auf die hiesige CarSharing-Flotte, sofern dieses Unternehmen weitere Standorte betreibt oder entsprechende Kooperationen vereinbart wurden. Umgekehrt erhalten Konstanzer Bürger und Bürgerinnen, die in einer anderen Stadt zu Gast sind, über den hier abgeschlossenen Nutzungsvertrag bundesweit Zugriff auf CarSharingFahrzeuge. Ruhender Verkehr Neben den vier Kernsäulen des Umweltverbundes (Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV und car sharing) ist die Organisation des ruhenden Verkehrs mitentscheidend für eine umfeldund stadtverträgliche Verkehrsgestaltung. Die Parkstandortwahl ist mitbestimmend für die Verkehrsbelastungen auf den umliegenden Straßen und im Gesamtstraßennetz. Darüber hinaus sind Art und Weise, wie die Stellplätze organisiert sind, mitbestimmend für die Qualität des näheren Wohnumfeldes.

Der ruhende Verkehr ist so zu konzipieren, dass er zur Stärkung des Umweltverbundes im modal Split beiträgt. Diese Zielsetzung gilt für alle VerkehrsteilnehmerInnen, einschließlich KundInnen und Touristen. Aufwertung und Neuordnung des Hauptbahnhofs Konstanz Der Hauptbahnhof ist zentraler Halte- und Verknüpfungspunkt für Bahn, Bus und Schiff. Gleichzeitig bildet er den wesentlichen räumlichen Handlungsschwerpunkt zur Stärkung des Umweltverbundes. Der Hauptbahnhof befindet sich funktional und gestalterisch in einem sehr desolaten Zustand und bedarf angesichts seiner zentralen Bedeutung für die Stadt einer umfassenden Neuordnung und Aufwertung. Aufwertung der Straßenräume Die derzeitige Struktur der Straßenräume und Knotenpunkte ist über Jahrzehnte gewachsen. Angepasst wurde jeweils im Detail, wobei diese Anpassungen wiederum weitere Defizite ( z.B. komplexe Abbiegesituationen) zur Folge hatten. Um diese Entwicklung aufzubrechen sind ausgewählte Bereiche nach dem Prinzip des „Shared Space“ als Mischverkehrsflächen umzugestalten. Besonders geeignet hierfür sind Straßenzüge und Knotenpunkte mit ausgeprägter Aufenthaltsfunktion und einer

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Mobilität

Verkehrsbelastung von weniger als 10.000 Kfz/24h. Für Straßenzüge mit einer Verkehrsbelastung von bis zu 12.000 Kfz/24h kann ebenfalls das Prinzip „Shared Space“ angewandt werden, jedoch ist der Straßenraum (beispielsweise durch unterschiedliche Pflasterungen) zu gliedern, ohne das Prinzip der gemeinsamen Verkehrsfläche aufzuheben. Weiterhin soll an einigen Straßenzügen und Knotenpunkten (z.B. Rheinsteig, Wollmatinger Straße, Zähringerplatz, Sternenplatz) der Flächenanteil der Kfz-Fahrbahnen zu Gunsten der Seitenräume reduziert werden, wodurch eine Aufwertung der Qualität des Rad- und Fußverkehrs, der Grüngestaltung und der Homogenität des Fließenden PkwVerkehrs herstellbar ist.

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Radwegeachsennetz 2020 Radwegeachse Vorzugs - Radwegeachse Ergänzungsachse

Reichenau

Tägerwilen Kreuzlingen 54

Öffentliches Verkehrsnetz 2020

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Zukunft Konstanz 2020

Arbeit und Wirtschaft

Arbeit und Wirtschaft Wir entwickeln Konstanz zu einem Zentrum für innovative Impulse: Weiterentwicklung des Technologieschwerpunktes, Kommunikations- und Informationstechnologien; Bio- und Umwelttechnologien. Konstanz wird zu einer High-Tech-Stadt am Bodensee ausgebaut, die industrielle Entwicklung und hohe Lebensqualität miteinander verbindet. (Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Wirtschaftsstandort Konstanz Die internationale Bodenseeregion gilt als eine der europäischen Zukunftsregionen. Als Oberzentrum ist Konstanz ambitioniert seine zentrale Funktion im Wirtschaftssektor auszubauen. Die Stadt beherbergt zwei Hochschulen und zahlreiche innovative Unternehmen. Der Wirtschaftsstandort ist in der Strukturveränderung vom Produktionsstandort zum Standort für Neue Technologien und unternehmensnahe Dienstleistungen bereits weit fortgeschritten. Durch den Niedergang bzw. die Restrukturierung von Produktionsunternehmen wie Stromeyer, AEG, Rieterwerke, Degussa, CGK, Herosé wurden seit den 70er Jahren viele Arbeitsplätze abgebaut. Gleichzeitig sind durch positive Entwicklungen im Dienstleistungssektor neue Arbeitsplätze entstanden. Der hohe Anteil an flexiblen und spezialisierten Technologieunternehmen stärkt zusammen mit der Dienstleistungsbranche die gesamte Region und bietet damit optimale Bedingungen für Gegenwart und Zukunft. Annähernd 75 % der Beschäftigten arbeiten im Dienstleistungssektor. Insgesamt zeigt sich bei den Unternehmen und am Arbeitsmarkt eine positive wirtschaftliche Entwicklung für die Stadt Konstanz und die Region.

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Zukunft Konstanz 2020

Arbeit und Wirtschaft

Strukturdaten der Unternehmen/Betriebe/Arbeitsstätten

Entwicklung der Umsätze in 1.000 Euro nach Wirtschaftszweigen 2003 bis 2006 Stadt Konstanz 1.161 958 1.081 1.638

Kredit- u. Versicherungsgewerbe

3.531 2.935 2.878 4.604 10.053 9.156 12.778 12.739

2003 2004 2005 2006

Erziehung u. Unterricht

Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen

71.283 68.637 68.448 76.845

Gastgewerbe

65.638 73.349 71.789 119.574 93.460 85.604 81.675 79.150

Erbringung v.sonst. öff. u. persönl.Dienstleistg.

Baugewerbe 270.828 335.203

Verkehr u. Nachrichtenübermittlung

251.745 130.780 303.645 309.150 284.738 280.910

Grundst.-, Wohnungswesen, Vermietung bewegl. Sachen usw. 606.507 769.270 717.313

Handel; Instandh. u. Rep. v. Kfz u. Gebrauchsgütern

621.378

Verarbeitendes Gewerbe

1.176.674 1.377.707

1.479.758 1.658.043

0

200.000

400.000

600.000

800.000

1.000.000

1.200.000

1.400.000

1.600.000

1.800.000

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg - Unternehmensregister





Die Anzahl der Unternehmen/Arbeitsstätten ist in Konstanz seit 1961 um ca. 850 auf rund 3.600 (2006) angewachsen. Fast ein Drittel (1.109) aller Unternehmen sind im Bereich von Grundstücks- und Wohnungswesen tätig. Danach folgen Handel und Instandhaltung, Gastgewerbe, Gesundheit und Sozialwesen sowie die öffentlichen und privaten Dienstleistungen. Von 2003 zu 2006 sind die Umsätze dieser Unternehmen und ihrer Betriebe von 2,7 auf 3,1 Mrd. Euro, d.h. um 405 Mio. Euro angewachsen (siehe Abb. oben). Dies entspricht einer Steigerung um 15 %. Größenmäßig erreicht der Bereich Verarbeitendes Gewerbe mit 1,7 Mrd. Euro den größten Umsatz. Danach folgen Handel mit 621 Mio. Euro (einschl. KFZ-Gebrauchsgüter) und das Grundstücksund Wohnungswesen mit 281 Mio. Euro. Die höchsten Zuwächse gegenüber 2003 finden sich bei den sonstigen öffentlichen und privaten Dienstleistungen mit einem Plus von 82 % sowie im Kredit- und Versicherungswesen und im Verarbeitenden Gewerbe mit jeweils über 40 %.

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Arbeit und Wirtschaft

Strukturdaten des Arbeitsmarktes Konstanz • Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Konstanz weist 2006 den höchsten Wert seit 2003 auf. Sie liegt aber immer noch unter dem hohen Ergebnis aus dem Jahr 2001 (siehe Abb. unten). In Relation zum Bundestrend ist die Entwicklung der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in Tendenz und Höhe positiv. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Konstanz seit 1990 (jeweils zum 30.6.)

26.350

26.002

26.106

26.341

27.010

27.040 26.126

25.983

25.500

26.505

26.121

26.000

26.624

26.500

26.899

27.167

27.000

27.220

27.500

27.817

27.994

28.000

27.232

28.500

25.000 24.500 19

• • • •



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90

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19

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Die Anzahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten in Konstanz nahm von 2000 (4.620) zu 2005 (8.533) überproportional (84,7 %) zum Bundesgebiet (60,5 %) zu. Die Zahl der Berufseinpendler ist 2006 gegenüber 2000 um knapp 640 auf 9.700 gewachsen (+ 7 %). Gleichzeitig nahm auch die Zahl der Berufsauspendler um fast 490 auf nun 5.220 zu. Ein Blick auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Branchen zeigt von 2000 bis 2005 eine leichte Abnahme im Produzierenden Gewerbe bei gleichzeitigem Zuwachs im Dienstleistungsbereich. Die Zahl der Arbeitslosen ist deutlich gesunken – bedingt durch den bundesweiten Konjunkturaufschwung So lag die Zahl der Arbeitslosen in Konstanz im Mai 2007 mit 2.040 knapp 20 % unter dem Wert des Vorjahresmonats. Gegenüber 2005 hat sich die Arbeitslosenquote im Geschäftsbezirk (Konstanz, Allensbach, Reichenau) im Jahresdurchschnitt um 1 % verringert auf 6,0 % (2006). Gleichzeitig hat sich der Bestand an offenen Stellen von 495 (2005) auf 895 (2006) fast verdoppelt. Ein Blick auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Branchen zeigt von 2000 bis 2005 eine leichte Abnahme im produzierenden Gewerbe bei gleichzeitigem Zuwachs im Dienstleistungsbereich.

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Arbeit und Wirtschaft

Einzelhandelsstandort Konstanz Durch eine aktive Einzelhandelspolitik ist seit 1996 eine deutliche Steigerung der Kaufkraftbindung erfolgt. Die Bevölkerung und das einzelhandelsrelevante Kaufkraftvolumen in Konstanz und im überörtlichen Marktgebiet haben sich kontinuierlich erhöht. So war die Ansiedlung des LAGO für die übrige Innenstadt eine belebende Komponente. Die Integration des Shopping Centers ist gelungen. Eine positive Entwicklung der Rahmenbedingungen für den Einzelhandel ist festzuhalten und gleichzeitig erfolgte eine Veränderung hinsichtlich des Angebotes (Flächenzunahme Innenstadt). Im Marktgebiet des Konstanzer Einzelhandels leben ca. 300.000 EinwohnerInnen, 82.000 Personen entfallen auf die Stadt Konstanz. Eine deutliche Verschiebung der Verflechtungen des Konstanzer Einzelhandels lässt sich erkennen: Einerseits eine Erweiterung des Marktgebietes in die benachbarte Schweiz durch eine neue Angebotsstruktur, andererseits eine Reduzierung der Marktanteile im westlichen Umland sowie die räumliche Ausdehnung in die östlichen Region. Tourismusstadt Konstanz Konstanz ist nicht nur Stadt der neuen Technologien und unternehmensnahen Dienstleistungen, Hochschulstandort, Einkaufsstadt sondern auch eine touristische Stadt. Als Wirtschaftsfaktor prägt der Tourismus mit vielfältigen Angeboten wie Tagestourismus, Beherbergung, Schifffahrt, Therme, Gesundheit/Wellness das Image der Stadt. Mit dem Ausbau der Therme entsteht die Voraussetzung vom wachsenden Trend im Bereich Gesundheitstourismus/Wellness zu profitieren und neue Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen. (siehe Kapitel „Tourismus“)

Ziele Förderung einer stabilen Wirtschaftsentwicklung Konstanz zielt auf eine stabile Wirtschaftsentwicklung, die ein breites Arbeitsplatzangebot für unterschiedliche Qualifikationen der Bevölkerung sichert. Gleichzeitig richtet die Stadt die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Wirtschaften an den Erwartungen und Notwendigkeiten der Unternehmen aller Branchen aus. Damit sichert sie die Standortentwicklung. Die Stadt Konstanz benötigt ein dynamisches mittel- und langfristiges Gesamtkonzept. Standortfaktoren der Zukunft Die Globalisierung und der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie veränderten den Wirtschaftssektor in fundamentaler Weise: Gebündeltes Wissen und Informationen gelten als Zukunftsfaktor. Konstanz muss deshalb den Bildungs- und Wissensstandort weiter entwickeln. Innovative Unternehmen werden durch die Bereitstellung klassischer Standortfaktoren (Verfügbarkeit von Arbeitskräften) als auch weicher Standortfaktoren (Natur-, Kultur- und Freizeitangebot) sowie durch Innovationsfaktoren (z.B. durch ein Kompetenzzentrum) an Konstanz gebunden.

Ausbau des Innovationsstandortes Die positive wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ist mit der Ausrichtung auf den Dienstleistungsbereich und seinen zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen mit den Neuen Technologien und unternehmensnahen Dienstleistungen verbunden. Im Zuge der Sicherung des Wirtschaftsstandortes gilt es, die Positionierung gegenüber Unternehmen sowohl regional wie auch international - zu festigen. Dies kann aufgrund der Wirtschafts59

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struktur hauptsächlich durch die Förderung des Dienstleistungssektors geschehen. Durch die Besetzung von Marktnischen lässt er Chancen für neue Arbeitsplätze erwarten. Innovation ein Qualitätsmerkmal des Standortes Innovationen in Forschung und Entwicklung von Produkten gelten als Schlüssel für nachhaltige Beschäftigungssicherung und Wachstum. Neben den klassischen Dienstleistungen (Bestandspflege, Existenzgründerberatung, Ansiedlungsmanagement) sind deshalb neue Maßnahmen, welche die Stärkung des Wirtschaftsstandortes durch Unterstützung von neuen Technologien und Verfahren zum Ziel haben, umzusetzen. Sie verschaffen der Stadt einen wichtigen Vorteil im interkommunalen Wettbewerb. Ausbau des Wissensstandortes Die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft ist voranzutreiben. Synergieeffekte können im Technologietransfer durch den guten Ruf der Hochschulen, die Unterstützung von Gründerinitiativen an den Hochschulen und zum Ausbau des vorhandenen Potenzials genutzt werden. Hierzu müssen Angebote entstehen, die es sowohl den forschungsbezogenen als auch den entwicklungsbezogenen Unternehmen ermöglicht, den Transfer als Dienstleistung zu erhalten. Die Bewerbung zur Stadt der Wissenschaft unterstützt diese notwendigen Prozesse. Konstanz stärkt seine Unternehmen Neben der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer ist die Wirtschaftsförderung Dienstleister und Impulsgeber zur Stärkung der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Das Handwerk stellt eine wichtige Säule für die Wirtschaft dar. Als Dienstleister für Konstanzer Firmen tragen sie zur Entwicklung von Unternehmen bei. Gleichzeitig bieten sie Chancen für eine Vielzahl unterschiedlicher Ausbildungsrichtungen an. Um die Position des Wirtschaftsstandortes Konstanz im Wettbewerb der Standorte (national und international) zu fördern, baut Konstanz seine Rolle als Impulsgeber der Bodenseeregion weiter aus. Für diese Wirtschaftsperspektive aktiviert die Stadt Innovationsprojekte mit langfristiger Wirkung.

Neue Infrastruktur: • Kompetenzzentrum Konstanz (Bündelung von Unternehmen gleicher Branchen) • Kultur- und Kongresszentrum (Tourismusstärkung, Unternehmensförderung) Netzwerke: • Qualitativer Ausbau des Einzelhandels • InnovationsForum (Förderung der Entwicklung des Standortes durch den Transfer von Wissenschaft zur Wirtschaft) • Venture Lab Bodensee (Unternehmensunterstützung für Nachwuchstalente) • Living Lab Bodensee (Teilnahme am europäischen Netzwerk für mobile Kommunikationstechnologien) • Stadt der Wissenschaft • Einbindung/Unterstützung von kreativen Potenzialen

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Qualitativer Ausbau des Einzelhandels Für die Stadtentwicklung ist die Profilierung des Einzelhandels in der Innenstadt von zentraler Bedeutung. Daher gilt es das Zentrenkonzept konsequent anzuwenden und damit die Lebendigkeit und Vielfalt der Innenstadt zu bewahren (siehe Kapitel „Siedlung und Raumstruktur“). Auf diesem Weg kann Konstanz sein Image als attraktiver Einkaufsstandort weiter verbessern. Dazu bedarf es starker Strukturen sowohl im inhabergeführten Einzelhandel wie auch in den Filialgeschäften. Trotz der Fokussierung der Einzelhandelsversorgung in der Innenstadt muss die wohnortnahe Versorgung in den Stadtteilen gewährleistet sein.

Ziele sind: • Fortführung der erfolgreiche Vernetzung und verlässlichen Kooperation von Stadtmarketing, Treffpunkt Konstanz und Einzelhandelsverband • Qualitative Verbesserungen der Serviceleistungen des Einzelhandels, wie z.B. Holund Bringdienste • Sicherung der dezentralen Versorgung, d. h. die Stärkung des Einzelhandels in der Innenstadt bei gesicherter Versorgung in den Stadtteilen. Kompetenzzentrum Konstanz Zur Steigerung der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit plant die Stadt Konstanz die Realisierung des Kompetenz- und Innovationszentrum. Der strukturelle und organisatorische Aufbau eines Kompetenzzentrums ist aus einer Weiterentwicklung der Anfang der 80er Jahre ins Leben gerufenen Technologiezentren/Gründerzentren entstanden. Gründerzentren richten sich ausschließlich an ExistenzgründerInnen als Zielgruppe. Die in ihnen beheimateten Unternehmen decken eine große Bandbreite an Branchen ab. Kompetenzzentren konzentrieren sich auf innovative, wissensintensive Branchen wie die Lebenswissenschaften, Mikroelektronik, Optik-/Erkennungstechnologien, regenerative Energien, Information und Kommunikation und unternehmensnahe Dienstleistungen. Dabei profitieren die Unternehmen von der Kompetenzbündelung vor Ort, (Forschungsinstitutionen, Branchenbündelung) und nutzen die sich daraus ergebenden Synergieeffekte. Kultur- und Kongresszentrum Der Kongress- und Tagungsmarkt gehört zu einer umsatzstarken und schnell wachsenden Branche in Deutschland. Die Planung des Kultur- und Kongresszentrums bildet einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Erhöhung touristischer Wertschöpfung und zur langfristigen wirtschaftlichen Werterhaltung der bereits vorhandenen touristischen Leistungsträger (siehe Kapitel „Tourismus“ und „Kultur“). Das grenzüberschreitende Projekt der Städte Konstanz und Kreuzlingen auf Klein Venedig verschafft beiden Städten in der Region einen deutlichen Attraktivitäts- und Wettbewerbsvorteil. Netzwerksbeispiele InnovationsForum Das InnovationsForum dient der Förderung der Standortattraktivität: In diesem Forum verständigen sich die VertreterInnen aus Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft über die Entwicklung und Optimierung des Standortes. Sie bieten Technologieforen und Veranstaltungen an, um gezielt Netzwerkkontakte zu fördern.

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Arbeit und Wirtschaft

Das InnovationsForum umfasst beispielsweise die Zielgruppe der Studierenden als zukünftige Arbeitgeber, alle Maßnahmen im Bereich Wissenschaftsstadt, die NetzwerkInitiativen BioLAGO und Galileo, lokale wie regionale Innovationsveranstaltungen und die Erarbeitung eines Innovationsleitbildes. Venture Lab Bodensee Auch in der Region Bodensee sind die Folgen des demografischen Wandels spürbar. In der Wirtschaft besteht ein Mangel an Fachkräften und gut ausgebildeten Personal. Daran knüpft das VentureLab innerhalb der Bodenseeregion an: es stellt einen internationalen Talentwettbewerb im Verbund von Unternehmen, Hochschulen und Kommune dar. Teilnehmen können bei den unternehmensfinanzierten Aufenthalten alle HochschulabgängerInnen weltweit. Das Unternehmen erhält für seine komplexe Aufgabe hervorragende Talente. Diese profitieren bei der Aufgabenbewältigung von der Zusammenarbeit zwischen erfahrenen WirtschaftsmentorInnen und Forschungsgruppen. Damit fördert das Venture Lab den Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen. Living Lab Bodensee Das Living Lab ist ein europaweit aktives Netzwerk aus Städten und Stadtregionen, die sich aktiv mit der mobilen Technologieanwendung befassen und einen speziellen, vorstrukturierten Anwendungsmarkt für Innovationen anbieten. Den Unternehmen der Region stellt das Netzwerk für Pilotprojekte Testmöglichkeiten zur Verfügung, und sorgt für europaweite Absatzmöglichkeiten. Anwendungsbereiche sind Tourismus, Studierende, Transport, Marketing, BürgerInnenschaft u.a. Wissenschaftsstadt Die Vernetzung von Unternehmen mit den wissenschaftlichen Institutionen, ist eine zentrale Herausforderung für den Standort um Wissen nutzbar zu machen. Gleichzeitig dient der Prozess der Versorgung von Unternehmen mit wissenschaftlicher und entwicklungsbezogene Expertise aus der Forschung. Durch den Prozess werden die Synergien effizienter nutzbar (siehe Kapitel „Bildung und Wissenschaft“). Es gilt Plattformen zu schaffen, die in der Kooperation von Geistes- und Naturwissenschaften zu neuen Erkenntnissen gelangen und damit verbunden neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen.

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Tourismus

Tourismus „Die Stadt Konstanz am Bodensee und Rhein, zusammen mit der Insel Mainau und der benachbarten Insel Reichenau, zeichnet sich durch ihre zentrale Lage in der Ferienregion Bodensee aus und bietet eine ausgeprägte touristische Angebotsvielfalt mit hohem Entwicklungspotenzial. Wir sehen den Tourismus als wichtige Wirtschaftsbranche und bauen Konstanz als führende Tourismus- und Bäderstadt am Bodensee aus. Dabei ermöglichen wir insbesondere Formen des sanften Tourismus. Die Aufenthaltsqualität in unserer historisch gewachsenen Stadt wird in den nächsten Jahren durch die Anhebung des Angebotes und die Optimierung der Dienstleistungen aller am Tourismus Beteiligten verbessert“. (Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Tourismusstandort Konstanz Als wirtschaftliches und kulturelles Oberzentrum verfügt Konstanz aufgrund seiner Unternehmen, Betriebe, öffentlichen Verwaltungen, der Universität und der Hochschule über einen beachtlichen Geschäftsreiseverkehr. Eine starke Nachfrage an Urlaubs- und Kurzreisen, Seminar- und Tagungsreisen sowie Individual- und Gruppenreisen führt zu einem günstigen Nachfrage-Mix. Für KurzurlauberInnen besitzt Konstanz eine hohe Attraktivität. Nachteilig ist die Konzentration der Saison auf ca. sieben Monate. Trotz der derzeit schwierigen Situation für die Entwicklung von Hotelprojekten (Zurückhaltung der Banken, schwierige Betreibersuche) besteht im Vergleich zu anderen Tourismusorten eine gute Ausgangslage: Dies sind die positiven Standortfaktoren und die stetige Aufwärtsentwicklung der Übernachtungszahlen. Tourismus als bedeutender Wirtschaftsfaktor Urlaubsgäste übernachten, tätigen Einkäufe, benutzen Verkehrsmittel, besuchen Bäder und vieles mehr. Diese direkten Umsätze betragen in Konstanz ca. 120 Mio. € im Jahr. Zwei Drittel resultieren aus dem Tagestourismus, ein Drittel aus dem Übernachtungstourismus. Diese direkten touristischen Umsätze ergänzen sich um indirekte Umsätze: Das Einzelhandelsgeschäft, das an Gaststätten Waren liefert, oder der Handwerksbetrieb, der dort Reparaturen ausführt. Aus direkten und indirekten Umsätzen resultieren Einkommen, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Der Tourismus sichert rund 2100 Vollzeitarbeitsplätze und schafft damit in der Universitätsstadt Konstanz Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze unterhalb der Hochschulebene. Tagestourismus – Magnet Konstanz Die Attraktivität einer Region spielt für den Tagestourismus eine entscheidende Rolle. In der EUREGIO-Bodensee ist Konstanz ein Tagestourismus-Magnet. Der Charme der historischen Altstadt, die Lage am Bodensee, gute Ausflugsmöglichkeiten, ein hervorragendes Kulturangebot, sehr gute Radfahrmöglichkeiten, Natur, Einkaufs- und Gastronomieangebote sowie die Bäder sprechen unterschiedliche Zielgruppen an. Tagesausflügler aus der Schweiz kommen vor allem mit dem Hauptmotiv „Shopping“ in Verbindung mit dem Erlebniswert der Stadt am See. Zwischen Einzelhandel und Tourismus bestehen bezüglich des Tagestourismus beachtliche Synergien. Nicht zuletzt ist Konstanz für Bodensee UrlauberInnen eine beliebte Schlechtwetter-Alternative.

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Tourismus

Schifffahrt – fester Bestandteil des Bodensee-Tourismus Nicht wegzudenken ist das Angebot für Konstanzer TouristInnen, den Bodensee vom Schiff aus zu erleben. Von Konstanz und den Ortsteilen können Gäste mit den Schiffen der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), der Fähre Konstanz - Meersburg oder mit dem Katamaran den See genießen und andere Städte und ihre touristischen Highlights erkunden. Dieses breite Spektrum an Schifffahrtsmöglichkeiten stellt einen erheblichen touristischen Vorteil für Konstanz dar. Die BSB ermöglicht TouristInnen, die an anderen Orten am Bodensee und in der Region Urlaub machen, nach Konstanz zu gelangen. Dies ist mit zusätzlicher potentieller Kaufkraft und einer großen Anzahl an TouristInnen verbunden, die touristische Attraktionen vor Ort (Sea-Life, Insel Mainau usw.) besuchen. Entwicklung der Beherbergung Im Rahmen des Tourismusentwicklungskonzepts (2004) und der Stadtentwicklung wurde die Beherbergungsentwicklung betrachtet: Angebot und Nachfrage Von 1985 bis 1990 hat die Bettenkapazität – ohne Camping - stark abgenommen (-19 %) und von 1990 bis 2006 wieder stark zugenommen (+20 %). Gleichzeitig erfolgte eine erhebliche Steigerung der Übernachtungen mit einer entsprechend verbesserten Kapazitätsauslastung. 1993 eröffnete ein Rehabilitationszentrum mit 190 Betten. Das Angebot der „reinen“ Hotellerie hat um ca. 11 % abgenommen – von 2.336 (1985) auf 2070 (2005) Betten. Einer steigenden Nachfrage steht somit ein abnehmendes Angebot gegenüber. Diese Entwicklung wird als Indikator für den Bedarf an zusätzlichen Beherbergungskapazitäten gewertet. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2,4 Tagen (2006) ist für einen Standort mit „Städtetourismus“ untypisch – dort beträgt sie 1,5 bis 1,7 Tage. Es ist anzunehmen, dass das Rehabilitationszentrum sowie die für die Bodenseeregion typischen Freizeitreisen (verlängerte Wochenenden, Kurzurlaube etc.) Ursache für die erhöhte Aufenthaltsdauer sind. Übernachtungen nach Betriebsarten An den Gesamtübernachtungen von 485.146 (2006) entfallen auf die 13 Vollhotels 37 % (178.283 Übernachtungen), 24 % auf die 25 Hotels Garni, Gasthöfe und Pensionen. Die sonstigen Beherbergungsbetriebe einschließlich der fünf Campingplätze decken fast 40 % der Übernachtungen ab. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Hotellerie (Hotels, Hotel Garni, Gasthöfe und Pensionen) beträgt 1,9 Tage und liegt über derjenigen in der typischen Stadthotellerie von 1,5 bis 1,7 Tagen. Hotels Garni und Gasthöfe sowie Pensionen haben eine deutlich schlechtere Kapazitätsauslastung als Vollhotels. Struktur der Hotellerie Aufgrund der in Konstanz vorhandenen Kapazitäten und Betriebsstrukturen entspricht der Beherbergungsmarkt nur in geringem Maße den heutigen Anforderungen zur Unterbringung von größeren Tagungs- und Gruppenreisen. Das Marktsegment Großtagungen/Kongresse kann in Konstanz nicht direkt bedient werden. Es muss auf die Kapazitäten in der umliegenden Region zurückgreifen. Nur acht von 38 Betrieben sind klassifiziert, nur drei Betriebe sind Mitglied einer Kooperation bzw. einer Marke zuzuordnen. 13 von 38 Betrieben sind Vollhotels – in diesen stehen ca. 522 Gästezimmer zur Verfügung. Drei Vollhotels verfügen über eine Kapazität von mehr als 50 Zimmern. Das Tagungsangebot ist auf vier Hotels begrenzt. 13 % der Übernachtungskapazität (Gästezimmer) liegt in den Teilorten (Dettingen, Wallhausen, Dingelsdorf und Litzelstetten). Nur ein Hotel in Konstanz hat mehr als 100 Zimmer. Die Markenhotellerie,

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die ihre Belegung durch Anschlüsse an internationale Reservierungssysteme absichert, ist bisher in Konstanz nur in geringer Anzahl im vier bis fünf Sternebereich vertreten. Im zwei bis drei Sternebereich gibt es bisher in Konstanz und im übrigen deutschen Bodenseegebiet kein Markenhotel (z.B. Ibis, Express by Holiday Inn). Erfahrungsgemäß besteht Nachfrage nach preisgünstigen Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels mit einfacherem Standard, aber zeitgemäßer Ausstattung im Zimmer und Sanitärbereich, d.h. moderne funktionale „Budget Hotels“. Neben der Zielgruppe der preisbewussten Geschäftsreisenden (einschließlich Tagungs- und Seminarbereich) kommt die Gruppe der Ferienreisenden hinzu, wo z.B. Familien oder Radtouristen als Nachfrager auftreten. Bei Anfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten für preisgünstige Gruppenreisen muss derzeit häufig auf das „Hinterland“ des Bodensees verwiesen werden. Preissituation Die Preise zeigen große Schwankungsbreiten: Einzelzimmer 32 bis 177 €, Doppelzimmer 56 bis 264 €. Insgesamt ist das Angebot in Konstanz als relativ hochpreisig einzustufen. Das Angebot an preisgünstigen Übernachtungsmöglichen ist gering und auf Betriebe mit wenigen Zimmern beschränkt – diese liegen oft in den Teilorten. Auch im mittleren Preissegment bestehen geringe Kapazitäten.

Ziele Qualitative, umweltverträgliche touristische Entwicklung Neben dem Leitziel einer qualitativen, umweltverträglichen touristischen Entwicklung formuliert das Tourismusentwicklungskonzept qualitative und quantitative Ziele: Qualitative Ziele: • Optimierung der touristischen Infrastruktur • Neuprofilierung des Angebotsegments Tagungs- und Kongressstadt • Verbesserung der Serviceleistungen vor Ort zur Verbesserung der Gästebindung und Gästezufriedenheit • Steigerung des Bekanntheitsgrades • Aufbau von klar definierten, eigenständigen Images (Profilierung) • Entwicklung und Stärkung einer Corporate Identity • Weiterentwicklung der Angebotsstruktur mit hohem Qualitätsanspruch • Qualitative Verbesserung des bestehenden Hotelangebots • Stärkung der Nebensaison Quantitative Ziele: • Steigerung der Übernachtungs- und Tagesgäste in Konstanz • Steigerung der Tagesausgaben • Verlängerung des Aufenthalts • Ausbau der Beherbergungskapazität

Die Urlaubsregion Bodensee zählt zu den beliebtesten deutschen Ferienzielen. Bodenseegäste sind vielschichtig: Vom Naturliebhaber über Kulturinteressierte bis hin zu den sportlich Aktiven (Radfahren/Wandern), Gesundheits- und Familienurlauber. Zielgruppen sind bisher Tagestouristen, Kurzurlauber, Feriengäste und Gruppenreisende. Nach Realisierung des Konzert- und Kongresszentrums käme die Zielgruppe der Kongress- und Tagungsgäste hinzu. Die Positionierung der Stadt erfolgte bisher über „Konstanz – die historische Stadt am Bodensee“. Neue Profilierung sind: Konstanz die Fahrradstadt, die Wissensstadt, Tagungen und Kongresse und Gesundheit/Wellness. 65

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Chancen für eine Profilierung bietet ebenso das Konzilsjubiläum in den Jahren 2014 bis 2018. Der Internationalen Gartenausstellung (IGA) kommt Bedeutung zu, wenn sie die touristische Infrastruktur und die umweltverträgliche Verkehrsinfrastruktur verbessert (z.B. Bodensee-Gürtel-S-Bahn). Die Kooperation mit Verantwortlichen aus Tourismus, Kultur, Verwaltung, Unternehmen und der Bevölkerung in der Stadt Konstanz sowie überörtlich mit anderen Orten bzw. den übergeordneten Verbänden und Marketingorganisationen muss also Marketing-Strategie sein. Die Weiterentwicklung des Tourismus in Konstanz hängt vor allem vom Ausbau der folgenden touristischen Infrastruktur ab. Grenzüberschreitendes Konzert- und Kongresszentrum Das Tourismusentwicklungskonzept sieht entscheidende Impulse durch den Bau eines Konzert- und Kongresszentrums, das mit einem Hotel verbunden ist. Dies bewirkt langfristig eine Erhöhung der touristischen und wirtschaftlichen Umsätze. Auch der sehr nötige Investitionsschub in den Hotellerien könnte so voran kommen. Als grenzüberschreitendes Vorhaben bildet das Konstanzer Konzert- und Kongresszentrum eine wichtige Ergänzung der bereits vorhandenen Infrastrukturen in Konstanz und Kreuzlingen als Kernstädte der Agglomeration. Eine stärkere Profilierung von Konstanz/Kreuzlingen im Bereich des Tagungs-, Bildungs- und Seminartourismus wäre möglich. Um die überregional vorhandene Zielgruppe zu erreichen, muss die vorgehaltene Infrastruktur ein multifunktional ausgerichtetes und privatwirtschaftlich finanziertes und betriebenes Kongresszentrum einschließen. Zur Multifunktionalität dieses Zentrums gehören auch Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen sowie ein hochwertig ausgestatteter Hotel- und Gastronomiebetrieb. Bildungsträger in der Region, die Universität und die Hochschulen Konstanz und Kreuzlingen könnten ebenfalls davon profitieren. Nach Realisierung eines Kongresszentrums sollte das Konzil vorwiegend für kongress-begleitende und kleinere Veranstaltungen sowie für Ausstellungszwecke genutzt werden. Unabhängig davon muss das Konzilgebäude saniert und besser ausgestattet werden. Wellness-Angebot in der Konstanzer Bucht Sämtliche Trenduntersuchungen im Tourismus räumen dem Gesundheitstourismus (Wellness, medizinische Versorgungszentren) für die Zukunft eine noch zunehmende Bedeutung ein. Aus der Potenzialanalyse und Urlaubernachbefragung „Bodenseetourismus 2000“ ergibt sich, den Gesundheitsurlauber zeichnet eine besondere Affinität zum Bodensee aus. Wer im Urlaub etwas für seine Gesundheit tun will, die Natur erleben, in Thermal-/Wellnessbäder gehen, empfiehlt in überdurchschnittlichem Anteil, am Bodensee Urlaub zu machen. Ein bedeutendes infrastrukturelles Tourismusziel ist deshalb die Sanierung und Angebotserweiterung der Bodensee-Therme als Gesundheits- und Wellnessbad. Angebote im Bereich Wellness schließen eine bestehende Angebotslücke. Die Konstanzer Bucht gehört aufgrund ihrer landschaftlichen Anziehungskraft bereits heute zu den touristischen Stärken von Konstanz. Durch die Schaffung der Therme steigt ihre Attraktivität. Magnet Tagestourismus Einkaufen gehört zum Urlaub. Die Qualität des Einzelhandels und insbesondere der Erhalt von Spezialgeschäften ist von hoher Bedeutung für den Tourismus. Auch die Bestandssicherung der Industrie- und Dienstleistungsunternehmen ist nötig, da sie mit Geschäftskunden für eine wichtige Grundauslastung in der Hotellerie gerade außerhalb der touristischen Saison sorgen.

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Tourismus

Neugestaltung und Aufwertung des Bahnhofes Die Erreichbarkeit von Konstanz mit der Bahn ist für den Tourismus von großer Bedeutung. Für Gäste, die mit der Bahn oder dem Schiff anreisen, prägt der Bahnhofsbereich den ersten Eindruck. Gestalterisch besteht erheblicher Handlungsbedarf, sowohl was den Bahnhof selbst als auch das Umfeld angeht. Planungen zur Sanierung des Bahnhofs sowie zur städtebaulichen und architektonischen Aufwertung des Bahnhofumfeldes sind im Entstehen. Neben der neuen Mobilitätszentrale im Hauptbahnhofsgebäude entstehen hier neue Gebäude, die Raum für einen innerstädtischen Nutzungsmix bieten. Eine neue Bahnquerung soll zudem die Altstadt mit der Hafenpromenade verbinden. Neue Hotelkonzepte und Standorte „Budget-Hotels“ - Zwei bis Drei Sterne Hotels

Für die Realisierung eines zwei bis drei Sterne Hotels (ca. 100 – 120 Zimmer) stehen verschiedene Standorte im Stadtgebiet zur Verfügung. Bisher scheiterten die Projekte entweder an der Betreibersuche oder der Finanzierung. Gute Chancen auf Realisierung eines zwei bis drei Sterne Hotels bestehen derzeit in Stromeyersdorf. Die Planungen im Bereich Great Lakes sehen ebenfalls ein Hotel vor. Diesen Standort zeichnet die attraktive Lage am Rhein aus. Vorteil dieser Hotelkonzeption ist eine stärkere Ausrichtung auf eine mögliche touristische Nutzung gegenüber den Hotelstandorten „Stromeyersdorf“ und „Benediktinerplatz“. Hochwertige Hotelstandorte: Büdingen, Horn und Klein Venedig „Büdingen-Park“ zählt zu den attraktivsten Standorten für ein Hotelprojekt in Deutschland. Zahlreiche Investoren, Hotelketten und Projektentwickler beschäftigten sich seit Anfang der 90er Jahre mit diesem Grundstück und versuchten, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Die für ein Hotel überdurchschnittlich hohen Grundstücks- und Baukosten und vor allem die eingeschränkten baulichen Nutzungsmöglichkeiten verhinderten bisher die Realisierung eines Hotelprojektes an diesem Standort.

Die Ansiedlung eines Hotels mit ergänzenden Angeboten im Bereich Medical Wellness im Freizeit- und Erholungszentrum Horn und unmittelbarer Nähe zu der Bodensee Therme stellt eine attraktive Entwicklungsperspektive dar. Synergien für beide Seiten sind zu erwarten. So könnte die Bodensee-Therme mit zusätzlichen Gästen rechnen und das Hotel in einem außergewöhnlichen Naturraum die nötigen Wellness Angebote offerieren. Der Standort Klein Venedig bietet ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für ein hochwertiges Hotelprojekt in Verbindung mit einem Konzert- und Kongresshaus: direkt am Bodensee mit Blick auf die Alpen, am Rande der historischen Altstadt, Einkaufsmöglichkeiten sowie Hotels und andere Tagungsstätten wie Konzert- und Kongresszentrum in fußläufiger Entfernung. Anbindung an die Bahn, gute Erreichbarkeit von Schweizer und deutscher Seite. Der Vorteil vom Kongresshaus zum Hotel „trockenen Fußes“ zu gelangen. Eine enge Abstimmung mit der Nachbarstadt Kreuzlingen ist sinnvoll und erforderlich. Leistungsträger des Tourismus am See: die Bodensee Schifffahrt Durch vielseitige Kooperationen zwischen der Schifffahrt und anderen touristischen Attraktionen erhalten die Touristen interessante Gesamtpakete, die das touristische Angebot attraktiver gestalten. Die steigenden Ansprüche der Touristen erfordern neue kreative Ideen. Die „Erlebnisflotte“ schafft mit zielgruppenorientierten Angeboten zusätzliche touristische Anreize.

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Tourismus

Bodensee – Kreuzfahrtschiff Hochsee- und Flusskreuzfahrten gehören allgemein zu einem seit Jahren steigenden Marktsegment im Tourismus. Da der Anteil der über 60jährigen in der Bevölkerung auch in den kommenden Jahren steigt, wird mit weiteren Zuwächsen gerechnet. Bisher existieren Kreuzfahrten auf Seen noch nicht, wobei auch nur wenige Seen dafür geeignet erscheinen. Der Bodensee mit seinen vielfältigen Ausflugsmöglichkeiten bietet hierfür gute Voraussetzungen. Mit einem Kreuzfahrtschiff könnte ein innovatives Angebot entstehen, das eine neue und zahlungskräftige Zielgruppe für den Bodensee erschließt und gleichzeitig das Image des Bodensees als Reiseziel um eine weitere Facette bereichert. Einig sind sich die Experten auch darin, dass ein Kreuzfahrtschiff auf dem Bodensee der Region nachhaltig Impulse verleihen würde.

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Bildung und Wissenschaft

Bildung und Wissenschaft „Konstanz versteht sich als führender Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsstandort mit einer Fülle an wissensbasierten Dienstleistungen, die in den nächsten Jahren qualitativ erheblich ausgebaut werden sollen.“ (Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsstandort Konstanz zeichnet ein umfangreiches Bildungs-, Aus- und Fortbildungs- sowie Hochschulangebot aus. Diese erhöhen die Bildungsmöglichkeiten und -teilhabe der Menschen in Konstanz und in der Region und fördern die Chance zur persönlichen und beruflichen Entwicklung. Das Standortprofil ist eng mit dem Konzept des Lebenslangen Lernens verbunden, es stärkt die Gesellschaft und vermeidet Ausgrenzung. Spezielle Bildungsangebote erleichtern vor allem Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und ermöglichen die Rückkehr in das Berufsleben. Die Universität Konstanz ist Exzellenzuniversität und genießt mit ihrer Forschung internationale Anerkennung. Ihre Leitziele sind Interdisziplinarität und internationale Zusammenarbeit, Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Praxisorientierung in der Forschungskooperation mit Firmen und die enge Verflechtung von Forschung und Lehre. Gleichzeitig ist sie die internationalste und drittmittelstärkste Universität Deutschlands: Bereits fünf Mal erhielten WissenschaftlerInnen den Gottfried Leibnitz Preis – er ist der höchst dotierte deutsche Förderpreis (1,55 Mio. Euro). Die Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung – HTWG – ist mit 3.600 Studierenden eine der größeren Fachhochschulen Baden-Württembergs. Die 1906 in Konstanz gegründete Hochschule im Stadtteil Paradies stellt mit ihrer praxisorientierten Lehre, angewandter Forschung und Technologietransfer eine wesentliche Quelle für die Entwicklung der Wirtschaft der Region dar. Die Weiterbildungsinstitute der Hochschule bringen mit ihren Angeboten internationale Führungskräfte in die Stadt. Gastaufenthalte von WissenschaftlerInnen und Austauschstudierenden aus 49 Hochschulen in aller Welt bereichern die internationalen Projekte der HTWG. Angebote der Konstanzer Bildungslandschaft Qualitätsvolle Kindertageseinrichtungen sind Voraussetzung für den schulischen Erfolg der jungen KonstanzerInnen, vor allem aber auch der Kinder aus sozial benachteiligten Familien und Migrantenfamilien. Vorschulische Einrichtungen:

31 Kindergärten und Kindertagesstätten mit 1.936 Plätzen in Gruppen mit Regel-, verlängerten und Ganztagsöffnungszeiten zur Betreuung von Kindern von 2 bzw. 3 Jahren. Sechs Kinderhäuser mit 460 Plätzen in Gruppen Ganztagsbetreuung von Kindern von 2 bis 10 Jahren.

zur

Sieben Kinderkrippen oder Krippengruppen mit 148 Plätzen in Gruppen zur Ganztagsbetreuung von Kindern unter 3 Jahren. Drei Horteinrichtungen mit 120 Plätzen (Schulkinder). Drei Sozialpädagogische Tagesgruppen mit 132 Plätzen zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Hilfe zur Erziehung. 69

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Bildung und Wissenschaft

Eine Grundschulförderklasse mit drei Gruppen (vom Grundschulbesuch zurückgestellte Kinder) sowie ein Sonderschulkindergarten für Sprachbehinderte. Allgemeinbildende Schulen:

13 Grundschulen (davon eine private, zwei mit integrativen Schulentwicklungsprojekten), sechs Hauptschulen mit Werkrealschulen (davon zwei in Schulverbünden und zwei mit 10. HS-Jahr), drei Realschulen (davon zwei in Schulverbünden), vier Gymnasien (davon eine im Schulverbund) und eine Förderschule.

Sonderschulangebote: Eine Schule für Körper-/Geistigbehinderte sowie eine Schule für Erziehungshilfe. Berufliche und Zwei berufliche Schulen (jeweils mit Fachgymnasien), die berufsbegleitende Gewerbeakademie, die Frauenakademie, die Kontaktstelle Bildungseinrichtungen: „Frau und Beruf“ (Bildungseinrichtungen der Handwerkskammer Konstanz), die Bildungseinrichtungen der Industrieund Handelskammer, eine Krankenpflegeschule und die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie. Hinzu kommen bei den berufsbildenden Einrichtungen sieben private Schulen. Hochschulangebote:

Die Universität mit ihren drei Sektionen (mathematischnaturwissenschaftlich, geisteswissenschaftlich, rechts-, wirtschafts- und verwaltungswissenschaftlich), 13 Fachschaften sowie die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) mit 31 Studiengängen in den sechs Fakultäten Architektur und Gestaltung, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik und Informationstechnik, Informatik, Maschinenbau, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Sonstige Bildungsangebote:

Die Musikschule, die Volkshochschule, die Stadtbücherei, die Schule für Kranke, das katholische Bildungswerk, drei Sprachschulen, vier Tanzschulen und fünf „Sportschulen“ (Segeln, Tennis etc.) sowie weitere Angebote wie Yoga, Eurythmie, etc.

Regionale Bildungsangebote:

In Kreuzlingen/Schweiz die Rudolf-Steiner-Schule (Waldorfschule), die Internationale Schule Konstanz/Kreuzlingen und die Pädagogische Hochschule Thurgau. Neben weiteren Bildungseinrichtungen in Winterthur und Zürich besteht im nahe gelegenen Kanton St. Gallen die Universität St. Gallen (Hochschule für Wirtschafts-, Rechtsund Sozialwissenschaften) und in Friedrichshafen die private Zeppelin University.

Entwicklung der SchülerInnenzahlen Entgegen dem Landestrend ergeben sich in Konstanz weder dramatisch zurückgehende SchülerInnenzahlen im Grundschul- noch im weiterführenden Bereich. Bei den dargestellten Entwicklungen (siehe Abbildungen) handelt es sich um langfristige Prognosen.

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3.600 3.400 3.200 3.000 2.800 2.600 2.400 2.200 2.000 1.800 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 2021/22

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Entwicklung GesamtschülerInnenzahlen

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Schuljahr

Entwicklung der SchülerInnenzahlen nach Schularten

ab hier Prognose

Grundschulen

Hauptschulen

Realschulen

Gymnasien

Förderschulen

Schuljahr

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Bei den Grundschulen macht sich der Geburtenrückgang in einem Absinken der GesamtschülerInnenzahlen um ca. 300 bis etwa 2014/15 bemerkbar, um sich dann wieder auf dem Stand Anfang der 90er Jahre einzupendeln. In den Hauptschulen bleiben die Zahlen mittelfristig fast durchgängig gleichbleibend auf dem Niveau des Jahres 2005/06. Bei den Realschulen bleiben die SchülerInnenzahlen weitgehend stabil, sofern G 8 nicht weitere SchülerInnen vom Gymnasium an die Realschulen abgibt. An den Gymnasien ergeben sich noch Steigerungen bis zum Schuljahr 2010/11 von rd. 330 zusätzlichen SchülerInnen, ehe dann ein Rückgang einsetzt, der am Ende des Prognosezeitraums dem heutigen Niveau entspricht. Allerdings lässt sich die Auswirkung des achtjährigen Gymnasiums auf die SchülerInnenzahlen an den Realschulen in den nächsten Jahren noch nicht abschließend beurteilen. Veränderungen ergeben sich, wenn G 8 Wahlverhalten oder die Rückläuferquote die Schülerzahlen bei den Realschulen erhöhen sollte. Anzahl der Studentinnen und Studenten Die Zahl der Studierenden an der Universität und der Hochschule liegt derzeit bei 14.000 und hat in der Universität die seitherige Struktur- und Entwicklungsplanung erheblich übertroffen. Die Universität sah sich gezwungen, dieser Überschreitung der räumlichen und personellen Kapazitätsgrenzen mit Aufnahmebeschränkungen zu begegnen. Die HTWG Konstanz hat in allen Studiengängen Aufnahmebeschränkungen. Der mittelfristige Ausbau der HTWG soll von 3.600 Studierenden (2007) auf 4.000 erfolgen. Der Anstieg der Studierenden wirkt sich auch auf die Stadt Konstanz aus. Erhöhten Finanzzuweisungen des Landes stehen u. a. auch Unterbringungsprobleme gegenüber. Schulentwicklungsplanung, SchülerInnenzahlen und Raumsituation In 2001/02 begann der Prozess der Schulentwicklungsplanung unter Einbeziehung des Beratungsbüros „Projektgruppe Bildung und Region“ Bonn. Zunächst erfolgte eine Analyse der Konstanzer Schulen im Ist-Zustand. Der Arbeitskreis Schulentwicklungsplanung begleitete diesen Prozess. Schulbegehungen ergänzten diese Analyse. Aus einem Bündel von 100 Alternativen folgten Empfehlungen für Lösungsvorschläge sowie Kostenschätzungen und Stellungnahmen mit Zielsetzung zur konzeptionellen Entwicklung der jeweiligen Schule. Die zweite Phase des Schulentwicklungsprozesses (ab 2003) erhielt durch das Förderprogramm IZBB des Bundes (Investition Zukunft Bildung und Betreuung 2004-2007) eine neue Ausrichtung. Zugunsten des Ausbaus des Ganztagesbereiches erfolgte eine Rückstellung des Ausbaus der Klassen- und Fachräume. In der dritten Phase der Schulentwicklungsplanung entstand die modulare Bauplanung. Das heißt, es sind sowohl Klassen- und Fachräume als auch multifunktional zu nutzende Räume in zwei Bauabschnitten vorgesehen, um die bestehenden Raumengpässe abzubauen. Im Rahmen des Landesprogramms „Chancen durch Bildung – Investitionsoffensive Ganztagesschulen“ wurden im Februar 2006 entsprechende Förderanträge für drei Gymnasien und den Ausbau der Ganztagesbereiche für die künftige Ganztagesgrundschule Gebhard gestellt. Räumliche Situation der Hochschulen Anders als der wissenschaftliche Ausbau der Universität stagniert der räumliche Ausbau seit vielen Jahren. Dabei hat sich die Nutzungsfrequenz der Gebäude in den Bereichen Lehre und Forschung über alle Planungsannahmen hinaus kontinuierlich erhöht. Die Raumreserven der Universität sind erschöpft. Für herausragende neue Vorhaben, zum Beispiel durch Forschungsprojekte im Rahmen der Exzellenzinitiative, sind neue 72

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Bildung und Wissenschaft

Arbeitsbereiche einzurichten. Die Unterbringungssituation wird noch dadurch prekär, dass auf Jahre hinaus gravierende Sanierungsmaßnahmen zur Erhaltung des Baubestandes anstehen. Die HTWG Konstanz erweiterte sich in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich an ihrem Standort am Seerhein. Der mittelfristige Ausbau der Hochschule macht weitere Gebäude notwendig. Die beiden Hochschulen benötigen zur Lösung ihrer Raumprobleme Unterstützung seitens der Stadt Konstanz.

Ziele: Bildung Sicherung und Ausbau der Grundstruktur Die Stadt Konstanz versteht sich als führender Bildungsstandort und versorgt die umliegenden Gemeinden und die Region durch die Vorhaltung einer Infrastruktur (Bildungseinrichtungen), die mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist. Die Grundstruktur dieser Angebote ist zu sichern und auszubauen.

Themenfelder der Zukunft sind • Bedarfsgerechter Ausbau und Weiterentwicklung von vorschulischen Tageseinrichtungen • Ausbau der Kernzeiten- und Ganztagesbetreuung für Schulkinder • Schulbezirksprinzip bei den Grundschulen • Kooperation Tageseinrichtungen für Kinder – Grundschulen • Gleichmäßige Ausstattung der Schulen mit Klassen- und Fachräumen und Ausbau der Ganztagesräume • Schulzuteilung der Kinder mit Migrationshintergrund • Neue Kooperationen (Ehrenamt, Vereine, Institutionen etc.) • Internationale Vorbereitungsklassen (IVK) • Sonder-/Reformpädagogische Konzepte • Montessori-Pädagogik • Weiterentwicklung der Internationalen Schule • Motivation der Schulen zur Förderung innovativer Projekte • Einrichtung eines Hochbegabtenzuges Aktive Rolle und bildungspolitischer Fortschritt Anzustreben ist, die Rolle der Schulträgerin Stadt Konstanz aktiv zu gestalten und die innere und äußere Schulentwicklung zu profilieren. Insbesondere sind die Grundschulstandorte in den Stadtteilen und in den Vororten zu sichern. Lebensraum Schule Schule ist ein Ort des Lernens und Wissenserwerbs, aber auch ein Lebensraum, an dem soziale, kommunikative und sportliche Kompetenzen zu erwerben sind. Schülerinnen und Schüler sollen sich durch zusätzliche Freizeitangebote dort gerne aufhalten. Schwerpunktmäßig ist in der Nachmittagsbetreuung ein Freizeitangebot im Bewegungsbereich anzubieten, um dem wachsenden Bewegungsmangel von Kindern entgegen zu wirken. Dazu ist die geeignete räumliche, aber auch personelle Infrastruktur zu schaffen. In Ganztagesschulen und bei verlängerter Kernzeitenbetreuung ist auf ein vollwertiges, frisches Mittagessen mit vorzugsweise regionalen Produkten zu achten. Mit dem zunehmenden Bedarf und Ausbau von Ganztagesangeboten, insbesondere an Standorten mit besonderer sozialer und pädagogischer Aufgabenstellung, ist die Ausweitung der Schulsozialarbeit zu prüfen.

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Bildung und Wissenschaft

Integration durch Bildung und Ausbildung Integration ist für die Gesellschaft die Herausforderung der kommenden Jahre. Deshalb sind alle Anstrengungen zur Intensivierung der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund auch in Konstanz zu unternehmen. Von den SchülerInnen der fünften Klassen besitzen 24 % (2006) einen Migrationshintergrund. Damit liegt Konstanz 5 % (2005) unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. (Weitere Maßnahmen zur Integration siehe Kapitel „Familie, Jugend und Soziales“) Insbesondere Kinder aus sozial schwachen Migrantenfamilien benötigen Unterstützung in Bildung und Ausbildung, damit sie keine soziale Benachteiligung erfahren. Zur Erzielung von nachhaltigen Ergebnissen sind zusätzliches Personal und eine entsprechende Infrastruktur erforderlich. Förderung der Mobilität zwischen den Schularten Die Förderung der Übergangsmöglichkeiten in höhere Schularten ist ein zentrales Anliegen der Stadt Konstanz. Deshalb ist die Durchlässigkeit von den Hauptschulen zu den Realschulen und von den Realschulen zu den Gymnasien durch geeignete Analyseund Fördermaßnahmen zu erhöhen. Diese Maßnahmen erfordern zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen seitens der Stadt Konstanz, sofern sie nicht im Zusammenhang mit der Neukonzeption „Ganztagesschule“ durch zusätzliche Deputatsstunden des Lehrkörpers abgedeckt sind. Gerechtere Bildungschancen für alle Die politischen VertreterInnen setzen sich durch geeignete Maßnahmen dafür ein, dass eine möglichst späte Differenzierung aller SchülerInnen erfolgt, um dadurch gerechtere Bildungschancen für alle SchülerInnen zu erreichen. Stärkere Berufsorientierung der Schulen Im Hinblick auf die Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler ist eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben notwendig. Die im Rahmen der Netzwerkarbeit bereits geleistete Vorarbeit (Teilprojekt 3 der Lernenden Region „Kooperation Schulen Konstanz“) ist weiter zu führen und zu intensivieren. Hierzu sind personelle und finanzielle Ressourcen für Projektarbeit notwendig. Förderung von gesellschaftlichen Schlüsselkompetenzen Die Stadtbücherei ermöglicht für ein nicht-akademisches Publikum und für alle sozialen Schichten, die Förderung der Medien- und Informationskompetenz. Mit ihrem Angebot bietet sie die Voraussetzung für die kulturelle Teilhabe aller auch im Hinblick der Integration von MigrantInnen (siehe Kapitel „Kultur“). Ihre Bemühungen als Partnerin für Eltern, Kindertagesstätten und Schulen im Hinblick auf die Entwicklung der Lesekompetenz als gesellschaftliche und kulturelle Schlüsselqualifikation sind auszubauen. Im Kontext des „Lebenslangen Lernens“ ist das Engagement zu verstärken, allen Altersgruppen insbesondere älteren Menschen einen Zugang zur Entwicklung der Informations- und Recherchekompetenz (z. B. Internetrecherche) zu schaffen. Stärkung der Fort- und Weiterbildung Die Fort- und Weiterbildung von im Beruf stehenden Bürgerinnen und Bürgern sichert die Zukunftschancen der Stadt sowie ihrer Unternehmen und Institutionen. Insbesondere im Bereich der postgradualen Fort- und Weiterbildung unterstützt die Stadt Konstanz die Hochschulen.

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Bildung und Wissenschaft

Zusammenarbeit aller Bildungsträger Die Zusammenarbeit aller Bildungsträger ist zu fördern und zu unterstützen. Lebenslanges Lernen im Sinne von Erleichterung von Bildungszugängen und Erhöhung von Bildungschancen ist nur durch Transparenz und Vernetzung von Angeboten möglich.

Ziele: Wissenschaft Ausrichtung der Stadt Konstanz auf die Wissenschaft Wissenschaft ist als Motor für die Stadtentwicklung zu nutzen. Die Stadt übernimmt eine aktive Rolle für die Stärkung des Transfers zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und der BürgerInnenschaft. Der ökonomischen Relevanz und der Bedeutung des Standortfaktors Wissenschaft ist Rechnung zu tragen, so wird Wissenschaft zum Standortvorteil für Konstanz. Der Bedeutung der Wissenschaft für die zukünftige Entwicklung trägt die Stadt Rechnung, in dem sie diesen Aspekt in der Verwaltung verstärkt bearbeitet. Die Wirtschaftsförderung stellt den Transfer von Hochschulen zu den Unternehmen als Transmissionsriemen sicher. In Technologiebereichen, die von der Stadt als besonders zukunftsträchtig und wachstumsstark angesehen werden, bildet die Stadt Netzwerke aus Wissenschaft und Wirtschaft. Beabsichtigt ist im vorwettbewerblichen Bereich Kompetenzen in der Region auszubilden. Hierzu zählen beispielsweise neue Dienste im Kontext des Satellitennavigationssystems GALILEO. Den Fokus auf den Bereich Wissenschaft bildet die Stadt Konstanz auch im Medienbereich ab, in dem sie auf ihrer Homepage eine Plattform zum Thema Wissenschaft einrichtet. Anstieg der Studienberechtigten Mit hohen Studierendenzahlen ist aufgrund der demographischen Entwicklung noch auf Jahre hinaus zu rechnen. Gleichzeitig sind die Hochschulen im Rahmen des internationalen Austauschs daran interessiert und verpflichtet, vermehrt Studierende anderer Länder auszubilden. Die Universität plant neue Studiengänge in den Bereichen Biologie, Chemie, Mathematik, Mathematische Finanzökonomie, Wirtschaftsrecht, sportpsychologische Studiengänge, evtl. auch Tourismus, modernisierte Lehramtsausbildung und Life Science und damit insgesamt ca. 700 neue Studienplätze. Die HTWG Konstanz plant den Ausbau des Wirtschaftsingenieurwesens, die Einrichtung einer neuen Vertiefungsrichtung im Maschinenbau (Verpackungsmaschinen) sowie neue Studiengänge der Automobilinformatik und des Tourismusmanagements für Studierende aus Ostasien mit insgesamt 400 neuen Studienplätzen bis 2012 (siehe Kapitel „Wohnen“). Die Stadt Konstanz bemüht sich, die erforderliche Infrastruktur zu schaffen. Denn Studierende, die keine Unterkunft finden, beginnen ihr Studium an Hochschulen in anderen Städten. Ausbau der Hochschulräumlichkeiten Zur Lösung ihrer Raumprobleme unterstützt die Stadt Konstanz die beiden Hochschulen. Für Veranstaltungen, internationale Begegnungen, Symposien und weitere Formen des wissenschaftlichen Austauschs wird ein Gebäude benötigt. Weiterhin ist ein Gästehaus mit Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für GastprofessorInnen und NachwuchswissenschaftlerInnen erforderlich. Ausbau der Kinderbetreuung Die Attraktivität des Standortes Konstanz für GastwissenschaftlerInnen und Studierende sowohl der Universität als auch der HTWG hängt u. a. von den familiengerechten Rahmenbedingungen ab. An vorderster Stelle steht dabei die Nachfrage nach preiswerter Kinderbetreuung in geeigneten Räumlichkeiten in der Nähe der Hochschulen. Bei der 75

Zukunft Konstanz 2020

Bildung und Wissenschaft

Bereitstellung bzw. Planung von Kinderbetreuungsangeboten leistet die Stadt Konstanz Unterstützung. Entwicklung der Forschung Förderung exzellenter Forschung: Die Hochschulen bauen den Umfang ihrer Forschungsaktivitäten mit Mitteln Dritter aus. Sie beteiligen sich an landes-, bundes- und europaweiten Wettbewerben und pflegen ihre internationalen Partnerschaften. Die Erhöhung der Attraktivität der Stadt leistet dazu einen wertvollen Beitrag. Die Stadt Konstanz unterstützt das Ziel (z. B. durch den jährlichen Förderpreis) der Ansiedlung von Einrichtungen der außerhochschulischen Forschung, wie beispielsweise FraunhoferInstitute. Forschungstransfer: Moderne Universitätsforschung findet nicht im Elfenbeinturm statt. Sie sucht neben dem wissenschaftlichen Wettbewerb den Transfer in die Unternehmen, wie auch die breite gesellschaftliche Reflektion ihrer Erkenntnisse. Die praxisorientierte Forschung der HTWG führt traditionellerweise zum Technologietransfer in die Unternehmen. Städtische Beteiligung: Das Technologiezentrum Konstanz ist ein wichtiger Baustein in der Prozesskette des Technologietransfers. Es ist auszubauen und in der Erscheinung attraktiver zu gestalten. Den Prozess des Wissens- und Technologietransfers soll ein Konstanzer Innovationsforum begleiten. Aufgabe ist, die Prozesse des Wissens- und Technologietransfers von den Hochschulen zu den Unternehmen zu unterstützen. (siehe InnovationsForum in Kapitel „Arbeit und Wirtschaft“) Kompetenzzentrum Konstanz Bei örtlichen und regionalen Unternehmen und den in Konstanz angesiedelten Hochschulen – Universität und HTWG – besteht die Nachfrage, weitere Unternehmen, Institute und Dienstleistungen in einem Kompetenzzentrum in Konstanz anzusiedeln und mit vorhandenen leistungsfähigen Unternehmen zu vernetzen. Der zentrale und landschaftlich ansprechende Standort am Seerhein drückt die Bedeutung aus, die das Kompetenzzentrum erhält. Schwerpunkte sind wissensintensive Branchen wie Bio- und Umwelttechnologie, Life Science, etc. Ausgegliederte Forschungsund Entwicklungsbereiche der Hochschulen, offene Experimentallabore und die Initiative BioLAGO sind Bestandteile der Konzeption. Ausbau des Career Service Wichtig für die Attraktivität des Wissenschaftsstandortes Konstanz ist die konsequente Unterstützung der jungen WissenschaftlerInnen bei der Vermittlung von Arbeitsstellen, damit sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auch zum Nutzen von Volkswirtschaft und Wissenschaft einbringen. Aus diesem Grund unternimmt die Universität Konstanz alle Anstrengungen, die AbsolventInnen auf einen Einstieg in das Berufsleben vorzubereiten. Sie leistet Unterstützung bei der Vermittlung von Stellen und trägt dazu bei, den Nachwuchsbedarf von Wissenschaft, Wirtschaft und Dienstleistung zu decken. Die Universität verstärkt diese Bemühungen zu Gunsten von AbsolventInnen und DoktorandInnen weiter. Die Stadt Konstanz unterstützt diese Bemühungen. Die Absolventinnen und Absolventen der HTWG sind auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragt. Die Hochschule Konstanz betreibt – am gesellschaftlichen Bedarf orientiert - Maßnahmen zur Erhöhung der Studierneigung. Die Stadt unterstützt diese Bemühungen.

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Bildung und Wissenschaft

Kooperationen auf regionaler Ebene Die Universität ist im überregionalen und internationalen Bereich über die von der HTWG Konstanz ins Leben gerufene Internationale Bodensee-Hochschule in ein dichtes Netzwerk eingebunden. Dem Ausbau der Kooperationen auf regionaler Ebene ist erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Wissen gilt als die wichtigste Ressource: Zu ihrer Erschließung bedarf es Bildung im Rahmen eines lebenslangen Prozesses, der gleichermaßen von der Neugierde junger Menschen und der Erfahrung der Älteren getragen wird. Letztere sind durch die demographische Entwicklung in besonderem Maße Zielgruppe für die Ausrichtung der Wissensgesellschaft. Daraus folgt, sämtliche Träger des Bildungsbereichs müssen stärker miteinander kooperieren und Aktivitäten und Aufgaben aufeinander abstimmen. Kommunale Angebote/Aktionen für StudentInnen Die Stadt Konstanz hat sich zum Ziel gesetzt, neue Aktionen speziell für die Zielgruppe der Studentenschaft im sportlichen Bereich, im kulturellen Bereich als auch in der Verwaltung der Stadt Konstanz zu entwickeln. Neben der regulären Ausbildung an den Hochschulen könnte ein kommunales Angebot die Vermittlung von Zusatzqualifikation und Weiterbildung sein. Die Volkshochschule, Unternehmen und Betriebe sind zu nutzen um geistige Potentiale zu Gunsten eines Modernisierungsprozesses zu erschließen und in einen Dialog mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft einzutreten. Wissenschaftliche Veranstaltungen für die BürgerInnenschaft An der Universität Konstanz haben BürgerInnen in einigen Bereichen die Möglichkeit an Veranstaltungen, Führungen, Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen: beim „Studium Generale“ die spannende Welt der Wissenschaft kennen zu lernen, den Botanischen Garten in fachkundigen Führungen zu entdecken, Konzerte und Theateraufführungen zu erleben und im Hochseilgarten die eigene Fitness zu testen. Neben dem regulären Lehrangebot finden an der Universität Konstanz zahlreiche Vorträge oder andere Veranstaltungen statt, bei denen wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt werden. Zielsetzung dieser Veranstaltungen ist es, den Studierenden aller Fachbereiche Gelegenheit zu geben, sich mit wesentlichen kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen und Gegenwartsproblemen außerhalb des Fachstudiums zu beschäftigen. Darüber hinaus richten sich diese Veranstaltungen auch an die interessierte Öffentlichkeit der Bodenseeregion. Zu diesem Angebot gehört auch das "Studium Generale" der naturwissenschaftlichen Fachbereiche der Universität. Die Vorträge mit Gesprächsrunden sind für ein Publikum gedacht, das sich gleichermaßen aus SchülerInnen der gymnasialen Oberstufe wie aus Berufstätigen außerhalb der Universität und SeniorInnen zusammensetzt. Gemeinsame wissenschaftliche Veranstaltungen von Hochschulen und Stadt In Zusammenarbeit mit der Universität und der Hochschule Konstanz hat die Stadt Konstanz die Veranstaltungsreihe „Transfer. Rathaus Forum für Wissenschaft und Wirtschaft“ ins Leben gerufen. Erfahrene ReferentInnen aus der Praxis präsentieren zukunftsweisende Themen aus Forschung und Entwicklung und zeigen Chancen für Unternehmen der Region auf. Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft“ Konstanz beteiligt sich am bundesweiten Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft". Mit den Partnern Universität, Hochschule und PH Thurgau ist für 2009 die Bewerbung auf den Weg gebracht. Die lokalen Gegebenheiten, wie grenzüberschreitende Zusammenarbeit, innovative Netzwerke, Talentsuche u.a. sind als besondere Stärken präsentiert. 77

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Familie, Jugend, Soziales und Gesundheit

Familie, Jugend, Soziales und Gesundheit „Konstanz ist eine soziale und tolerante Stadt mit dem Selbstverständnis, alle gesellschaftlichen Gruppen der Bevölkerung zusammenzuführen und eine möglichst hohe Lebensqualität zu erhalten. Dabei stehen vor allem die Interessen von Kindern, Jugendlichen, Familien, behinderten Menschen und SeniorInnen im Mittelpunkt.“(Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Konstanz - eine familienfreundliche, soziale und tolerante Stadt Konstanz verfügt über eine gut ausgebaute soziale Infrastruktur mit einem vielfältigen Begegnungs-, Beratungs-, Betreuungs- und Freizeitangebot. Die Stadt mit ihrer Spitalstiftung sowie dem Klinikum Konstanz und freie Träger (Kirchen, Verbände, Vereine und Initiativen) versorgen mit unterschiedlichsten Einrichtungen (Altenheime, Kliniken, Kindertagesstätten usw.) und Beratungsangeboten die Bürger und Bürgerinnen:

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Die Betreuung der Kinder in Tageseinrichtungen und ein vielfältiges Angebot verschiedenster Träger der Kinder- und Jugendarbeit. Eigene qualitativ hochwertige Einrichtungen wie das Kinder-Kulturzentrum, das Jugendzentrum, der Jugendtreff Berchen, die Mobile Jugendarbeit, die Jugendsozialarbeit an Schulen und Angebote für Kinder und Jugendliche in Stadtteilzentren. In der Kinder- und Jugendarbeit setzt die Stadt vor allem auf stadtteil- und lebensweltorientierte Konzepte.



Mit nicht unerheblichen Zuschüssen fördert die Stadt freie Träger mit ihren Einrichtungen, Initiativen und Beratungsstellen. So existieren Beratungsangebote in der Sexualpädagogik, für Schwangere, junge Mütter, Frauen, Migranten und Migrantinnen, Familien und allgemeine Lebenshilfeberatung. Beratung bei häuslicher Gewalt (Opfer, TäterIn, Kinder), für misshandelte/missbrauchte Kinder, für Menschen mit Behinderung, für Suchtkranke und Nichtsesshafte.



Für alte Menschen besteht eine differenzierte Angebotsstruktur von der Altenhilfeberatung über das Seniorenzentrum bis hin zu ambulanten und stationären Angeboten der Altenhilfe.



Lebendige Stadtteilzentren (Treffpunkt Petershausen, Familienzentrum Stockacker, Treffpunkte Berchen, Öhmdwiesen und Cherisy) verzahnen die soziale Infrastruktur, erhöhen die Lebensqualität in den einzelnen Stadtteilen und führen langfristig zu einer höheren Identifikation der BewohnerInnen mit ihrem Wohngebiet.



Das Klinikum Konstanz garantiert eine hochwertige leistungsfähige Versorgung der Bürger und Bürgerinnen dieser Stadt und der umliegenden Gemeinden unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse in Medizin und Pflege.

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Familie, Jugend, Soziales und Gesundheit

Familienfreundliches Unternehmen – Stadt Konstanz Auch als Arbeitgeberin ist die Stadt Konstanz ein familien- und frauenfreundliches Unternehmen. Damit strebt sie Vorbildfunktion für die privaten Arbeitgeber in Unternehmen und Betrieben an. Ein fortschrittliches Personalentwicklungskonzept (seit 2005) schreibt Chancengleichheit, „Führen in Teilzeit“, flexible Arbeitszeiten (70 verschiedene Modelle), Telearbeit und die Strategie Gender Mainstreaming fest. Als familienfreundliche Arbeitgeberin zeichnet sie eine hohe Frauen- und Teilzeitquote aus. Frauenförderung ist Thema und Aufgabe des Konzerns Stadt Konstanz (2.800 Beschäftigte) in allen Bereichen. Angebote für Kinder und Jugendliche Als familien- und kinderfreundliche Stadt richtet Konstanz seine Kinderbetreuungsangebote nach den gegenwärtigen Familienstrukturen aus. Diese veränderten sich in den letzten Jahren: Heute arbeiten häufig beide Elternteile und Alleinerziehende sind auf Teilzeitarbeitsplätze angewiesen. Somit muss die Kinderbetreuung anderweitig abgesichert sein. Deshalb fand in den vergangenen Jahren in den Tageseinrichtungen ein bedarfsgerechter Ausbau statt. Kindertageseinrichtungen sind heute ein unentbehrlicher Teil des öffentlichen Bildungswesens. Unter Berücksichtigung entwicklungspsychologischer Erkenntnisse, dem ganzheitlichen Förderauftrag, ihrem lebensweltorientierten Arbeiten und ihrer guten Beteiligungsmöglichkeiten sind sie wichtige Orte für kindliche Bildungsprozesse.

Kinderbetreuungsangebote: • 31 Kindergärten und Kindertagesstätten mit 1.936 Plätzen in Gruppen mit Regel-, verlängerten und Ganztagsöffnungszeiten zur Betreuung von Kindern ab zwei bzw. drei Jahren bis zum Schuleintritt • Sechs Kinderhäuser mit 460 Plätzen in Gruppen zur Ganztagsbetreuung von Kindern zwischen zwei und zehn Jahren • Sieben Kinderkrippen bzw. Krippengruppen mit 148 Plätzen zur Ganztagsbetreuung von Kindern unter drei Jahren • Drei Horteinrichtungen mit 120 Plätzen zur Betreuung von Schulkindern • Drei Einrichtungen mit 132 Plätzen in Sozialpädagogischen Tagesgruppen zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Hilfe zur Erziehung • 14 Spielgruppen mit insgesamt 272 Plätzen Zusammenarbeit Schule und Jugendhilfe Zunehmend besteht die Notwendigkeit einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen den Institutionen Jugendhilfe und Schule. In Form der Jugendsozialarbeit an Schulen hat sie sich bereits bewährt. Die Erweiterung der schulspezifischen Aufgaben um den Aspekt des „sozialen Lernens“ können nur beide Institutionen gemeinsam bewältigen. Deswegen arbeiten seit 2003 sozialpädagogische Fachkräfte an den Schulen Berchen, Gebhard und Theodor-Heuss. Im Gebiet Berchen/Öhmdwiesen besteht ein Angebotsdefizit an sozialer Infrastruktur insbesondere für Kinder und Jugendliche. Durch Aufnahme in das Bund-LänderProgramm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt“ 2004 geht die Stadt die Aufarbeitung dieses Defizits an. In den Jahren 2004/05 fanden die „Vorbereitenden Untersuchungen“ statt. Bereits im Juli 2005 eröffnete der Jugendtreff Berchen.

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Familie, Jugend, Soziales und Gesundheit

Versorgung und Betreuung älterer Menschen Bis 2020 sinkt in Konstanz der Anteil der unter 15-Jährigen voraussichtlich von 12,1 % auf 10,2 %. Gleichzeitig steigt der Anteil der über 65-Jährigen von 17,1 % auf 19,3 %. Diese demografische Entwicklung hat einen Anstieg der hilfs- und pflegebedürftigen Menschen zur Folge. Auch die Erwartungshaltung der älteren Menschen ist gestiegen. Seniorinnen und Senioren möchten möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und wünschen sich Betreuungs- und Versorgungsstrukturen, welche ihnen dies ermöglichen. Durch den Anstieg des Bevölkerungsanteils der über 65-Jährigen steigt auch die Anzahl der Demenzerkrankten. Bis 2020 wird ein Anstieg von ca. 1500 auf knapp 2000 Erkrankte prognostiziert. Bereits heute besteht ein gut ausgebautes Angebot an Diensten und Einrichtungen der Bildung, Kultur, Freizeit, Beratung sowie der stationären, teilstationären und ambulanten Versorgung und Betreuung für ältere Bürgerinnen und Bürger. Das alles macht Konstanz schon jetzt zu einer seniorenfreundlichen Stadt.

Ziele Schwerpunkte der Zielentwicklung Die gute Ausgangslage bzw. der Standortvorteil „Konstanz eine familienfreundliche, soziale und tolerante Stadt“ ist auszubauen: • Mehr Imagepflege „Familienfreundliche Stadt“ • Stärkung und Förderung der kinder- und familienfreundlichen Strukturen • Ausbau der Ganztagsversorgung für Kinder • Förderung der ganzheitlichen kindlichen Entwicklung im vorschulischen Bereich • Gleiche Startchancen durch Sprachförderung im vorschulischen Bereich für Kinder aus Migrantenfamilien • Weiterentwicklung der Versorgungs- und Betreuungsstrukturen für SeniorInnen • Schaffung von weiteren speziellen Betreuungsangeboten für die steigende Anzahl demenzkranker Menschen. • Stetige Sicherung und Ausbau des Klinikums Konstanz im Hinblick auf die Qualität der medizinischen Versorgung, den zeitgemäßen baulichen Standard im Einklang mit der Wirtschaftlichkeit. Konstanz ist lebenswerte Familienstadt Familienfreundlichkeit macht sich bezahlt - nicht nur für Unternehmen auch für Standorte! Die Stadt Konstanz achtet darauf, bis 2020 mehr bezahlbaren Wohnraum und attraktive Baugebiete zur Verfügung zu stellen (siehe Kapitel „Wohnen“), um die Abwanderung von Familien in die umliegenden Gemeinden zu bremsen. Konstanz muss gezielt um Familien werben und die Angebote im Vorschulbereich und in der Kinder- und Jugendhilfe dazu nutzen. Dies gilt auch für Aktionen/Angebote wie den Bäderpass für Familien und das Sommerferienprogramm. In Fragen der Kindererziehung, des Jugendschutzes und bei Problemen der Alltagsbewältigung steht Familien in Konstanz ein breites Beratungsangebot im städtischen Jugendamt und bei freien Trägern zur Verfügung.

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Familie, Jugend, Soziales und Gesundheit

Bessere Ganztagsversorgung für Kinder Ziel ist, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch den schrittweisen Ausbau der Ganztagsversorgung bis 2013 in den Tageseinrichtungen für Kinder von unter drei bis zehn Jahren zu erreichen. •

• •

Die Versorgung von mindestens 35 % für Kleinkinder vom vollendeten ersten Lebensjahr bis unter drei Jahre mit einem wöchentlichen Betreuungsumfang von mehr als 20 Stunden ist angestrebt. Dies bedeutet, über die bisherigen Planungen hinaus sind zusätzlich noch ca. 200 Krippenplätze und 50 Tagespflegeplätze einzurichten. Dafür erfolgt - entsprechend der gegenwärtigen politischen Planung - von Bund und Land sowohl im Bereich der Investitionen (ab 2008) als auch bei den Betriebskosten (ab 2009) eine Bezuschussung. Versorgungsziel für die Kinder der Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen mit Plätzen über 35 Wochenstunden bis 2012 ist ca. 42 %. Dies soll insbesondere durch weitere Ausweitung von Öffnungszeiten verfolgt werden. In der Altersgruppe der Sechs- bis unter Zehnjährigen beträgt das Versorgungsziel 20 %. Zur Gewährleistung dieser Versorgungsquote sind zusätzliche Betreuungsplätze zu schaffen. Dieser Ausbau findet erst ab 2008 statt, weil dies die Einbeziehung der konzeptionelle Weiterentwicklung der Schulen in die Ausbauplanung erfordert. Durch die Konzeption von Ganztagsschulen und deren Umsetzung sind eventuell weniger Schulkindplätze in Tageseinrichtungen nötig. Darum ist das Betreuungsangebot für Schulkinder in Tageseinrichtungen in enger Absprache mit der Schulverwaltung zu planen und regelmäßig zu prüfen.

Die Anzahl der Kinder von unter drei bis unter sechs Jahren wird bis 2020 in etwa konstant bleiben. Das bedeutet für die Planungen der Stadt, dass der im Jahre 2013 erreichte Ausbaustand für Kinder bis unter sechs Jahren daraufhin zu überprüfen ist, ob ausreichend Plätze vorhanden oder weitere Plätze vor dem Hintergrund der ab 2013 neuen Rechtslage zu schaffen sind. Die Anzahl der Sechs- bis unter Zehnjährigen wird als leicht rückläufig prognostiziert. Ob das Einfluss auf die ab 2010 zur Verfügung stehenden Plätze hat, hängt davon ab, wie sich die schulische Ganztagsversorgung über das Jahr 2010 hinaus entwickelt. Förderung der kindlichen Entwicklung Der Bildungsaspekt in den Konstanzer Kindertageseinrichtungen ist von zentraler Bedeutung. In den nächsten Jahren kommt es trägerübergreifend in einer intensiven Zusammenarbeit zur Umsetzung des „Orientierungsplans für Bildung und Erziehung“. Die Stärkung frühkindlicher Bildung und Erziehung in Familie und Kindergarten ist die Voraussetzung für mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung von Bildungschancen, für eine stärkere Entkoppelung von sozialer Herkunft und schulischer Leistung und damit auch der Schlüssel dazu, dass keine Begabung ungenutzt bleibt. Schwerpunkte des Bildungsauftrages sind: Frühzeitige Stärkung der individuellen Kompetenzen und Lerndispositionen, Erweiterung, Unterstützung und Herausforderung des kindlichen Forscherdranges. Werteerziehung, die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes um das Lernen zu lernen. Zur Umsetzung begleitet eine trägerübergreifende Projektgruppe den Prozess.

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Familie, Jugend, Soziales und Gesundheit

Vor diesem Hintergrund kommt sowohl der Kooperation zwischen den Tageseinrichtungen für Kinder und den Grundschulen als auch einer intensiven Zusammenarbeit mit den Eltern eine immer größere Bedeutung zu. Zielsetzung muss sein, allen Kindern die besten Voraussetzungen mitzugeben, den Übergang zur Schule nicht als Bruch, sondern als Brücke zu erleben. Schule und Tageseinrichtung müssen sich gleichermaßen von dem Grundsatz gegenseitigen Lernens leiten lassen und eine Kooperation „auf Augenhöhe“ verfolgen. Ausbau der Jugendsozialarbeit Die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule ist in den kommenden Jahren zu verstärken. So kann eine neue Qualität der Zusammenarbeit zweier unterschiedlicher Systeme entstehen, die teilweise verschiedene Sichtweisen und Interessen haben. Der Begriff „ganzheitliche Bildung“ ist dabei von zentraler Bedeutung. Schulspezifische Aufgaben sind um die Aspekte des sozialen Lernens und der Persönlichkeitsbildung zu erweitern. Dies erfordert weitere Stellen für Jugendsozialarbeit an Schulen. Soziale Stadt „Berchen“ Mit dem Projekt „Soziale Stadt Berchen/Öhmdwiesen“ sind Ziele zur Verbesserung der Integrationschancen von Jugendlichen in die Erwachsenen-Gesellschaft beabsichtigt. Vor allem der Ausbau der Kinder- und Jugendarbeit, die Weiterentwicklung und Festigung der zielgruppenspezifischen Projekte sowie Angebote für Kinder, Schüler und Jugendliche. Die bereits umgesetzten und noch geplanten Einrichtungen verbessern die Kommunikationsstrukturen und Integrationskontakte. Bereits eröffnet sind der Jugendtreff Berchen und die neuen Räume für die mobile Jugendarbeit. Im Spätsommer 2007 nimmt die neue Kindertagesstätte Montessori mit veränderter Konzeption ihren Betrieb auf. Noch ausstehende Maßnahmen sind: der Neubau des Kindertreffs Berchen und der Kindertagesstätte Öhmdwiesen sowie der Neubau des Bewohnerzentrums Öhmdwiesen und die Einführung eines Quartiersmanagements. Mehr Lebensqualität für alte und pflegebedürftige Menschen • Auch im Alter sollen Bürgerinnen und Bürger in ihrer eigenen Wohnung/ ihrem eigenen Haus leben und zugleich wohnortnah betreut und versorgt werden. Die nötige Pflege erbringen ambulante Strukturen. Dadurch erhalten ältere Menschen, trotz pflegerischer Bedürftigkeit, Alltagsnähe und Kontinuität zum bisherigen Lebenszusammenhang und –umfeld. • Die Stadt unterstützt die Einrichtung stadtteilbezogener seniorengerechter Hausund Wohngemeinschaften mit kompetenter Betreuung und Pflege. Auf familienähnliche Wohnstrukturen, die den Menschen Vertrautheit und Wohnlichkeit bieten, ist zu achten. Individualwohnraum in Form eines eigenen Zimmers muss vorhanden sein. • Ambulante, teilstationäre und stationäre Pflegeeinrichtungen sind weiter zu entwickeln. Dabei sollten Generationen übergreifende Aktivitäten, insbesondere mit Schulen und Tageseinrichtungen für Kinder gefördert werden. • In Zukunft erreichen verstärkt Migranten und Migrantinnen die hilfs- und pflegerelevante Altersgruppe. Die Weiterentwicklung der Versorgungsstruktur ist deshalb kultursensibel zu gestalten. • Von besonderer Bedeutung im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Altenhilfe ist die Betreuung und der Umgang mit Demenzkranken. Dafür muss zum einen eine demenzspezifische ambulante und teilstationäre Betreuungsinfrastruktur für die Versorgung der Erkrankten am Wohnort bestehen. Zum anderen müssen geeignete

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Familie, Jugend, Soziales und Gesundheit

und demenzgerechte Lebensbedingungen in vorhandenen stationären Pflegeeinrichtungen geschaffen werden. Das erfordert teilweise bauliche Maßnahmen, die Qualifizierung von Fachpersonal und die Schaffung hausinterner Beschäftigungsangebote. Gastfamilienprojekt und „betreutes Wohnen zu Hause“ Vorhandene Unterstützungsangebote für hilfs-/pflegebedürftige ältere Menschen und deren Familien sind zu erweitern und zusätzlich neue Angebote zu installieren. Ein Schwerpunkt liegt auf der persönlichen Begleitung und Betreuung älterer Menschen und deren Angehörigen. Neben dem Ausbau des laufenden Gastfamilienprojekts soll ein neues Angebot „betreutes Wohnen zu Hause“ (AlltagsbegleiterInnen) erreichen, dass Hilfebedürftige so lange wie möglich in der eigenen Wohnung leben können. Information und Öffentlichkeitsarbeit Sowohl die Bevölkerung als auch Angehörige/Betroffene müssen über den Verlauf der Demenzerkrankung und den Umgang mit Erkrankten besser informiert sein. Das fördert den Abbau von Hemmschwellen und das Verständnis für diese Erkrankung. Unter dem Titel „Demenz im Blick“ finden jährlich Informations- und Vortragsveranstaltungen statt. Zusätzlich informiert die Stadt über Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige und fördert das bürgerschaftliche Engagement in diesem Bereich. Um das Verständnis und den Austausch zwischen den Generationen zu fördern, finden Veranstaltungen zum Thema „Generationen im Dialog“ statt.

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Freizeit und Sport

Freizeit und Sport Konstanz verfügt durch die geographische Lage und die vorhandenen Sportmöglichkeiten über einen hohen Freizeit- und Erlebniswert für alle Altersgruppen. Dieses hohe Niveau ist qualitativ fortzuentwickeln, grenzüberschreitende Kooperationen sind zu nutzen. Konstanz legt großen Wert auf ein vielfältiges Begegnungs- und Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche. (Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Freizeit- und Erlebnispotenzial Konstanz verfügt über ein breites Infrastrukturangebot, um die freizeitbestimmenden Funktionen wie Entspannung, persönliche Entfaltung und Kommunikation zu befriedigen.

Landschaft, Lage am See, Alpennähe, kulturelle Einrichtungen, Einrichtungen der Soziokultur, spezialisierte Bildungsangebote, Sport- und Spieleinrichtungen, Handels- und Gastronomieangebote und sonstige touristische Angebote bieten ein quantitativ und qualitativ gutes Angebot zur Freizeitgestaltung. Der hohe Freizeitwert der Stadt ist auch als weicher Standortfaktor für die Wirtschaft zu sehen. Freizeitverhalten im Wandel Nach dem 2. Weltkrieg bis in die 50er Jahre galt Freizeit ausschließlich der Erholung nach der Arbeit. Die Konsumgesellschaft der 60er und 70er Jahre sah in der Freizeit primär die Befriedigung der sozialen Selbstdarstellung. In den 80er Jahren galt das Interesse der Bevölkerung nicht mehr so sehr der Bewältigung des Wohlstandkonsums, sondern verlagerte sich auf die Bedürfnisse des gemeinsamen Erlebens und der Entwicklung eines eigenen Lebensstils. Die hektische Phase der 80er wurde in den 90er Jahren von einem Bedürfnis nach Ruhe und innerer Muße abgelöst und äußert sich in der heutigen Zeit durch einen regelrechten „Wellnessboom“. Das Freizeitverhalten ist durch eine zunehmende Individualisierung gekennzeichnet. Damit verbunden ist eine Abkehr von gemeinschaftlich organisierten Institutionen und Vereinen. Durch die Lage in der europäisch bedeutsamen Erholungsregion Bodensee und den umfangreichen Naherholungsangeboten besitzt Konstanz Grundvoraussetzungen, diesem Trend zu begegnen.

Die geschilderten Trends lassen sich in Konstanz bestätigen:. Im Rahmen der Sportstudie (2001) wurde festgestellt, dass 3/4 der sportlichen Aktivitäten privat organisiert sind, entweder auf frei zugänglichen oder gemieteten Anlagen. Seit 2001 bleibt der Anteil an Mitgliedern in Konstanzer Sportvereinen relativ konstant und beträgt rund 30 % an der Gesamtbevölkerung. Angestiegen ist der Anteil der jugendlichen Vereinsmitglieder (2002/28 %, aktuell 30 %). Die Sportförderung in Konstanz, die sich in erster Linie auf die Vereine bezieht, ist damit weiterhin gerechtfertigt, auch wenn der weitaus überwiegende Anteil sportlicher Aktivitäten in Konstanz privat und ungebunden stattfindet. Sport Sportverhalten und Angebote Der Anteil der Konstanzer Bevölkerung, die in ihrer Freizeit sportlich- und bewegungsaktiv sind liegt bei 72 %. Im Vergleich zu anderen Städten ist das eine Aktivitätsquote im oberen Bereich.

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Freizeit und Sport

Radfahren und Schwimmen sind die mit Abstand am häufigsten betriebenen Sportarten. Nahezu jede zweite KonstanzerIn geht regelmäßig schwimmen, was im bundesweiten Vergleich den Spitzenwert darstellt. Weitere Sportaktivitäten schließen sich in folgender Reihenfolge an: Gymnastik/ Fitness, Laufsport, Wandern. Ein Großteil dieser Aktivitäten erfolgt ungebunden von einer Vereinszugehörigkeit und wird über das Naherholungsangebot sowie die Konstanzer Bäderlandschaft abgedeckt. Bei den im Verein organisierten Sportarten dominieren Turnen/ Gymnastik, Fußball, Bergsport/Klettern, Ski/Snowbord, Segeln /Surfen. Ein kleiner Teil der sportlich aktiven KonstanzerInnen betreibt Wettkampfsport. Handball, Fußball und Volleyball zählen zu den führenden Wettkampfsportarten. Konstanz verfügt über Sportangebote in rund 60 Sportarten. Neben 95 Vereinen und den Hochschulen existieren zahlreiche kommerzielle Anbieter. Darüber hinaus Quelle: Grundlagen der Sportentwicklung in Konstanz ergänzen frei zugängliche Einrichtungen, hierzu zählen die vier Strandbäder, sechs Skateanlagen und zahlreiche freie Spielanlagen (überwiegend auf Schulhöfen und Spielplätzen) das umfangreiche Sportangebot. Sportflächenbedarf Laut Sportstudie finden in Konstanz 2/5 des Sporttreibens bzw. der bewegungsaktiven Erholung an den Orten „Park, Wald, Wegen“ und „Straßen“ statt. 2/5 der Sportaktivitäten erfolgen in Sportstätten der Grundversorgung (Sporthallen, Sportplätze, Bäder), wobei die Bäder davon 1/5 einnehmen. Die restlichen 20 % verteilen sich auf sonstige Sport- und Bewegungsstätten (offene Gewässer, Fitnessstudios, Wohnbereich, Berge, Tanzschulen, Reithallen usw.). Die Konstanzer Sportstätten sind mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem ÖPNV gut erreichbar. Sie liegen wohngebietsnah mit durchschnittlichen Entfernungen zwischen vier bis sechs km zwischen Wohnort und Sportstätte.

Die Sportstudie berechnet den Flächenbedarf für den Fußballsport mit einem zusätzlichen Fußballfeld. Empfohlen wurde, Engpässen vor Ort mit einer effektiven Kooperation sowie dem Einbau von Kunstrasenfeldern bei zukünftigen Sanierungsmaßnahmen zu begegnen. Weiterer Bedarf wurde im Hallenbereich ermittelt. Der Tennisbereich verzeichnet ein Überangebot. Im Bereich der Jägerkaserne fehlt eine öffentliche Schulsportanlage, die durch eine Verlagerung des Boule Clubs Richtung Rheinbrücke zur Verfügung gestellt werden könnte.

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Freizeit und Sport

Bäderkonzept Konstanz Die Konstanzer Bäder bilden in ihrer Summe, im Vergleich zu anderen Einrichtungen in der Region, das größte räumliche Angebot am Bodensee und in Südbaden. Nach Inbetriebnahme der neuen Bodensee -Therme werden die Konstanzer Bäder jährlich zwischen 800.000 bis 900.000 BesucherInnen verzeichnen und sind somit der größte regionale Anbieter für Freizeitsport, Erholung und Gesundheit.

Die einzelnen Bäder übernehmen unterschiedliche Funktionen. Kur- und Hallenbad: Schul-, Vereinsbad sowie Kursangebote Bodensee-Therme: Thermal-, Wellness-, Gesundheits-, Therapie-, Feizeit-, Jugend- und Familienbad Schwaketenbad: Familien-, Sport-, Schul-, Jugend-, Vereins-, Universitätsbad Seefreibäder: Erholungs- und Freizeitbäder Mit dem Bäderkonzept wurden diese Bäder entsprechend ihrer Funktionen saniert und modernisiert. Mit Fertigstellung der Bodensee-Therme ist das Sanierungs- und Investitionsprogramm im Wesentlichen abgeschlossen. Kleinere Investitionen stehen in den kommenden Jahren noch in der Strandbadgastronomie an. Diese Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen der Bäder tragen zur Stärkung der Stadt Konstanz im Freizeit-, Erholungs- und Gesundheit/Wellnessbereich bei. Bolz- und Spielplätze Die Stadt Konstanz besitzt 47 öffentliche Spielplätze, 18 öffentliche Bolzplätze, drei Skateanlagen sowie neun Schulhöfe, welche seit vielen Jahren in der unterrichtsfreien Zeit als öffentliche Spielflächen zur Verfügung stehen. An keinem Punkt in der Stadt ist die umgebende Landschaft bzw. ein größerer innerstädtische Grünzug weiter als maximal einen Kilometer entfernt, sodass im Vergleich zu anderen Städten für ältere Kinder noch gute natürliche Spielflächen vorhanden sind. Dies gilt für den Bereich Altstadt / Paradies wegen der Landesgrenze zur Schweiz noch nicht. Als Spielraum stehen darüber hinaus private Flächen, Grünzüge, Spielstrassen, angrenzende forstwirtschaftliche und landwirtschaftliche Flächen zur Verfügung. Spielraumdefizite existieren in den stärker verdichteten Stadtteilen Paradies, Altstadt und Petershausen West. In den drei Vororten stehen 13 öffentliche Spielplätze, vier öffentliche Bolzplätze, drei Skateanlagen und drei Schulhöfe zur Verfügung; hier bestehen keine Defizite.

Ziele Synergien – Zusammenspiel - nutzen Durch die zentralen Angebote der Stadt im Kultur-, Bildungs-, Einkaufs- und Tourismusbereich sowie im Freiraum- und Sportangebot ergeben sich vielfältige Möglichkeiten der Freizeitnutzung. Diese Nutzungsqualitäten kommen sowohl den EinwohnerInnen wie auch den Gästen in der Stadt zugute. Zur Stärkung dieses Freizeitpotenzials sind die einzelnen Bereiche effektiver zu vernetzen, Synergien optimal zu nutzen und die Zusammenarbeit mit kommerziellen Partnern zu suchen. TouristInnen nutzen das Sportangebot, mit Ausnahme der Bädern eher wenig. Das Image als Urlaubsort für Sport und Erholung ist wenig ausgeprägt. Durch eine stärkere Kooperation zwischen Vereinen, Sport- und Tourismusanbietern und der Stadt könnte die vorhandene Sportinfrastruktur auch den Touristen besser zugänglich gemacht werden.

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Freizeit und Sport

Qualitativer Ausbau des Sportangebotes Im Rahmen der Sportentwicklungsplanung wurden seit 2001 in Konstanz umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Freizeit- und Sportangebotes realisiert: • Bau einer Großsporthalle für den Trainings-, und Wettkampfsport (Schänzlehalle als Ersatz für die Rheinguthalle) • Bau einer Mehrzweckhalle, die den Schul-, Trainings-, und Wettkampfsport entlastet (Wollmatinger Halle) • Sanierung einer Sporthalle (Halle Petershausen) • Umsetzung des Bäderkonzeptes mit einer Investitionssumme von insgesamt 28 Mio. € • Bau eines Sportplatzes (Oberlohn) • Sanierung von zwei Sportanlagen (Sportpark Schänzle, Sportzentrum Wollmatingen, • Sanierung von drei Sportplätzen (Dettingen, Litzelstetten, Tannenhof) • Erweiterung eines Sportplatzes (Hockgraben)

Diese Investitionen verbessern den Bedarf für die am häufigsten betriebenen Sportarten Schwimmen, Fittness/Gymnastik und den Schul-, Vereins- und Wettkampfsport. Zukünftig steht der qualitative und nicht quantitative Ausbau des Freizeit- und Sportangebotes im Vordergrund (z.B. Konzeptentwicklung für gemeinsam abgestimmten Zugriff auf Sportplätze und Hallen, Umnutzung vorhandener Liegenschaften im Bestand für sportliche Zwecke). Grundsätzlich fördert Konstanz den Breitensport vor dem Leistungssport. Die Sportverhaltensstudie hebt die Beliebtheit von Parkanlagen, Wegen, Straßen wie auch offenen Gewässern als Orte der Konstanzer Bewegungsaktiven hervor. Zur Unterstützung dieser Sportaktivitäten sind im Rahmen der Innenentwicklung entsprechend qualitativ gut vernetzte Freiräume zu erhalten und zu schaffen. Die Bedarfsanalyse zur Sportentwicklungsplanung (2001) berücksichtigt nicht die Umstrukturierungen im Zusammenhang mit G8 und den Ausbau der Ganztageseinrichtungen in den Schulen. Diese Rahmenbedingungen schränken den Zugriff auf die vorhandene Schulsportinfrastruktur deutlich ein. Hinzu kommt die Wirkung des demographischen Wandels auf die Versorgung der Senioren mit bewegungsgerech-ten Anlagen. Es ist daher eine Fortschreibung der damaligen Studie unter Berücksichtigung dieser veränderten Rahmenbedingungen erforderlich. Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche Freiräume für Kinder sind zu reservieren und anzulegen: Durch genügend Freiraum erhalten Kinder Möglichkeiten ihre Fähigkeiten kennen zu lernen. Zu langes Sitzen vor Computern, Spielkonsolen und Fernsehen führt zu Entwicklungseinschränkungen. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Entwicklung der kindlichen Motorik die geistigen Fähigkeiten fördert. Deshalb ist in der Gesellschaft das Bewusstsein und das Verständnis für die Spiel- und Bewegungsbedürfnisse zu stärken. Die Toleranz für den damit verbundenen „Kinderlärm“ bzw. „Kinderbelustigung“ muss wachsen. Spielen im Freiraum darf sich nicht nur auf speziell zugewiesenen Standorte beschränken. Es reicht auch nicht aus, die Versorgung bespielbarer Freiräume nur unter dem Gesichtspunkt der Ausstattung und Möblierung möglichst vieler Flächen zu beurteilen. Damit steigt auch die Lebensqualität der Erwachsenen.

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Freizeit und Sport

Während die Versorgung mit öffentlichen Spiel- und Bolzplätzen in den Ortsteilen aufgrund ihrer baulichen Struktur und der landschaftlichen Einbindung gedeckt ist, erfordern insbesondere die verdichteten Stadtteile Paradies/Altstadt und Teilbereiche von Petershausen die Bereitstellung zusätzlicher innerstädtischer Spiel- und Bolzplätze für Kinder und Jugendliche. Standorte bilden beispielsweise Herosépark, Schänzle Brückenkopf Nord und Süd sowie der Grüngürtel entlang Seerhein und Seeufer. Desweiteren verbessern Übergänge ins Tägermoos, wie auch die Einrichtung von Spielstrassen, die Entfaltungsmöglichkeiten für Kinder. Grundsätzlich sind in allen größeren Neubaugebieten Spielräume und nach Möglichkeit auch Bolzplätze vorzusehen. Sozial integrative Funktion der Freiräume fördern Sport und Freizeitanlagen tragen mit ihrer integrativen Wirkung wesentlich zur Stabilisierung der Stadtgesellschaft bei. In den Quartieren sind Freiräume und Treffpunkte zu erhalten und zu schaffen, um Aktivität und Kommunikation der BewohnerInnen zu fördern. Neben Sportinfrastruktureinrichtungen unterstützen offene Angebote wie Streetballturniere oder ähnliche Aktionen die soziale Entwicklung von Jugendlichen. Ausbau Gesundheitsregion Bodensee Konstanz und die umliegenden Gemeinden verfügen über zahlreiche Gesundheitseinrichtungen. Zusammen mit der Landschaft, dem See, den Tourismus- und Sportangeboten ergeben sich gute Voraussetzungen das vorhandene Gesundheitscluster auszubauen und durch Wellnessangebote zu ergänzen. Prädestiniert für derartige Nutzungen ist das Freizeit- und Erholungszentrum Horn. Aufgrund der vorhandenen Infrastrukturen; Schmiederklinik, Bodenseetherme, Strandbad, Lorettowald, Sport- und Gastronomieangebot soll dieses innenstadtnahe Naherholungsgebiet zum größten Landschafts- und Erholungsgebiet der Stadt Konstanz entwickelt werden. Die Nutzungen Gesundheit/Wellness bieten am Standort Konstanz vielfältige Nutzungssynergien und Standortvorteile, so dass die Etablierung eines Sportleistungszentrums insgesamt weniger Vorteile bringt und nicht weiter verfolgt wird.

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Zukunft Konstanz 2020

Kultur

Kultur „Die kulturelle Bedeutung der historischen Stadt prägt die Identität der Stadt Konstanz. Sie bewahrt gewachsene Traditionen. Als lebendige Universitätsstadt, als kultureller Mittelpunkt und als Stätte geistigen Leistungsaustausches gewinnt die Stadt Konstanz im Bodenseeraum an Bedeutung. Dies erfordert eine zukunftsorientierte und ideenreiche Kulturpolitik.“ (Leitbild der Stadt Konstanz)

Grundlagen Kultur: Spannungsfeld von Tradition und Innovation Stadt und Kultur bedingen einander. Kultur stiftet Identität und gibt der Stadt ihre Lebendigkeit und Ausstrahlung. Herausragende Kultur- und Bildungsangebote sind weiche Standortfaktoren für Unternehmen, vor allem im unternehmensbezogenen Dienstleistungsbereich, in Forschung und Hochtechnologie. Konstanz, die alte Bischofsstadt, ist durch seine Geschichte gefordert, Überliefertes zu pflegen und Neues zu fördern. Das Spannungsfeld von Tradition und Innovation, Vergangenheit und Gegenwart, ist prägend für das kulturelle Profil der Stadt. Ein facettenreiches Bild von Geschichte entsteht erst aus der Vielfalt von Themen, Formen und Institutionen, die sich mit der Geschichte der Stadt, aber auch mit lokalen zeitgeschichtlichen Fragestellungen befassen. Gerade in Zeiten der Globalisierung, des Informationsüberflusses und der Vielfalt der Kulturen sind das kulturelle Gedächtnis und die Geschichtskultur wichtige Integrationsfaktoren für die Stadtgesellschaft. Städtische, freie und stadtteilbezogene Kulturarbeit Zahlreiche freie und städtische Kultureinrichtungen sichern die kulturelle Vielfalt in Konstanz. Mit dem Stadttheater, der Philharmonie und seinen Museen verfügt die Stadt Konstanz über leistungsfähige, eigenständige Kultureinrichtungen. Die freie Kultur ist eine tragende Säule der Kulturpolitik der Stadt. Nahezu 200 Kulturvereine und -initiativen (2005) spiegeln das vielfältige kulturelle Engagement der Konstanzer BürgerInnen wieder. 56 Kulturvereine wie beispielsweise der Kulturladen, das Kommunale Kulturzentrum (k9), das Zebrakino, Neuwerk und Theatergruppen sind zu verzeichnen. Im Bereich Musik, die Musikvereine, Orchester und Chöre - allein 54 Musikgruppen aus Rock, Pop, Jazz etc. existieren. Mehr als 50 Vereine beschäftigen sich mit Geschichte und Brauchtum, zum Beispiel Narrenvereine und Fanfarenzüge. Mit der Übernahme von Mietzuschüssen für Proberäume, Notenbeihilfen, Zuschüsse für die Musikausbildung von Jugendlichen usw. unterstützt die Stadt Konstanz diese Aktivitäten. Stadtteilkulturarbeit ergänzt dies und setzt - wie die freie Kulturarbeit - auf die Kräfte der Beteiligten. Beispiele sind der Treffpunkt Petershausen, der Treffpunkt Berchen (SKF) und Chèrisy (AWO). Sie übernehmen Impuls- und Brückenfunktion, wirken nachhaltig und leisten in den einzelnen Stadtteilen integrative Arbeit in verschiedenen Milieus und ethnischen Gruppen. Spannungsfeld: Kulturelle Partizipation und Integration Die kulturelle Teilhabe aller beinhaltet auch die Menschen, die zugewandert sind. Rund 10.000 Bürger und Bürgerinnen ausländischer Herkunft aus rund 140 Ländern der Erde leben in Konstanz; mehrheitlich bereits in der zweiten und dritten Generation. Die Anzahl der Bürger und Bürgerinnen mit einem Migrationshintergrund ist auch in Konstanz höher (z.B. Spät-Aussiedler). Lt. Mikrozensus (2005) besitzt in Baden-Württemberg ein Viertel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund.

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Kultur

„Hochkultur“ – nichts für Kinder und Jugendliche Jugendliche haben gegenüber der sogenannten „Hochkultur“ Schwellenängste. Es gelingt nicht, junge Menschen für kulturelle Angebote – außerhalb des schulischen Unterrichts – zu gewinnen. Tatsache ist, die Konstanzer Studentenschaft nutzt das bestehende Kulturangebot kaum. Grenzüberschreitende Kulturkooperation Konstanz ist Zentrum für Kunst und Kultur in der Region. Grenzüberschreitende Kulturkooperationen sowie eine intensive Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten Österreich und Schweiz in der Durchführung von Kulturprojekten bestehen. Beispiele sind das Internationale Bodensee-Festival, die Kunstnacht Konstanz-Kreuzlingen, das Kulturfest und zahlreiche Einzelprojekte.

Ziele Sicherung der kulturellen Vielfalt Sowohl die freien als auch die städtischen Kultureinrichtungen benötigen Raum zur Entfaltung. Die öffentliche Kulturförderung soll keine Konkurrenz zu privat finanzierten Anbietern darstellen. Eine terminliche und inhaltliche Abstimmung sämtlicher Kulturanbieter ist wünschenswert. Bei den städtischen Kultureinrichtungen ist diese Abstimmung verpflichtend. Die Datenbank, in der alle Kulturanbieter ihre Veranstaltungen direkt eingeben, ist in der Nutzung zu optimieren. Qualität sichern, Werte erhalten und vermitteln Die öffentlich geförderten Kulturinstitute der Stadt Konstanz setzen sich hohe Qualitätsmaßstäbe: Ein qualitativ hochwertiges und vielfältiges Angebot zu sichern sowie es weiter auszubauen. Die Stadt Konstanz pflegt ein gutes kulturelles Klima: Kunstformen und kulturelle Werte sind zu bewahren, zu entwickeln und zu vermitteln. Für die Kulturinstitute besteht eine Verpflichtung zu Kreativität, Flexibilität, Effektivität und Produktivität innerhalb eines von ihnen zu setzenden verlässlichen Rahmens. Dazu sollten sie sich möglichst frei und ungestört entfalten können. Kultur stärkt Tourismus Die kulturellen Angebote sind den Besuchenden der Stadt Konstanz stärker ins Bewusstsein zu bringen. Dies ist mit einem Ausbau der Kooperation der Kultureinrichtungen und -veranstalter mit der örtlichen Hotellerie, der Gastronomie und der Tourist Information Konstanz zu befördern. Insbesondere die Angebote des Theaters und der Philharmonie sind stärker in das Bewusstsein der Gäste zu bringen. Dazu nutzen die Kulturinstitute zusätzliche Werbemaßnahmen, Kooperationen, Pauschalangebote sowie verbesserte Information und Schulung Personals der Beherbergungsbetriebe. Erweitertes Kulturangebot durch Konzert- und Kongresszentrum Die Bestrebungen der Stadt Konstanz mit der Auslobung eines Investorenwettbewerbes für ein grenzüberschreitendes Konzert- und Kongresszentrum treiben die Planung und Umsetzung dieser Idee voran. Damit würde eine deutliche Verbreiterung des Kulturangebotes in Konstanz erfolgen. Moderne Bühnentechnik und Raumnutzung erlauben ein breites Spektrum von Klassik über große Theaterkooperationen bis hin zu internationalen Bühnenshows und Ausstellungen. Der Bau eines Konzerthauses schafft geeignete Räume für die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz und könnte ihre Zukunft und Wirtschaftlichkeit verbessern.

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Kultur

Verflechtung von Kultur und Wirtschaft Konstanz ist ein Kulturstandort in der Region. Kulturelle Angebote sind für Unternehmen weiche Standortfaktoren. Gleichzeitig gehört die Kultur- und Kreativwirtschaft weltweit zu den am stärksten wachsenden Wirtschaftszweigen. Deshalb braucht es Freiräume gerade für freie Kultur. Kultur und Wirtschaft, die Stadtgesellschaft profitieren von diesem kreativen Potenzial. Kultur- Marketing und sichere Finanzen Ziel der Konstanzer Kultureinrichtungen ist ein modernes und effizientes Management und ein verantwortungsbewusster Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Dazu dienen die Umsetzung von Ideen, wie die Zusammenführung von entsprechenden Einzelbudgets und das Präsentsein mit einer einfallsreichen Werbe- und Öffentlichkeitsarbeit, alternative Finanzierungsmöglichkeiten, Nutzung von Zuschüssen und Drittmitteln und vor allem auch grenzüberschreitende Kulturfinanzierung. Die intensive Suche von potentiellen Sponsoren in einem abgestimmten Verfahren sind Zukunftsaufgaben. Kulturelle Teilhabe – ein Bürgerrecht Der Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes schließt die kulturelle Teilhabe aller Bürger und Bürgerinnen ein. Ziel ist, dass möglichst viele an kulturellen Ressourcen partizipieren. Obwohl es nicht möglich ist, das Interesse eines jeden an Kultur zu wecken bzw. die Erwartungen aller zu erfüllen, sollte die Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger an Kultur Ziel und ständiger Ansporn sein. Eine stärkere Einbindung des Hochschulbereichs bzw. der Studentenschaft als bislang ist voranzutreiben. Kultur darf gesellschaftliche Veränderungen nicht ignorieren In einer Zeit, in der das Kulturangebot so vielfältig wie noch nie ist, dürfen kulturelle Angeboten nicht nur reinen Unterhaltungswert besitzen. Steuerfinanzierte Kultur sollte den Anspruch haben, über die reine Unterhaltung hinauszugehen. Das heißt, Themen, die in der Gesellschaft präsent sind, nicht ignorieren und als kritischer Spiegel der gesellschaftlichen Veränderungen dienen. Sie soll sich Neuem öffnen. Förderung der Interkulturellen Begegnung Die interkulturelle Begegnung im Sinne des Sich kennen Lernens ist genauso Aufgabe der Zukunft wie die Garantie interkultureller Vielfalt, die sich auf gegenseitige Achtung und Respekt gründet. In dieses Aufgabenfeld investiert die Stadt Konstanz, weil es die Toleranz gegenüber anderen Kulturen stärkt. Allerdings darf sich die Begegnung nicht in interkulturellem Austausch erschöpfen, sondern muss die tatsächliche Integration im Blick behalten und damit Teilhabe an der Gesellschaft fördern. Förderung der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit Kulturelle Teilhabe setzt kulturelle Bildung voraus. Sie vermittelt die Grundlagen, die eine aktive Teilnahme am Kulturleben ermöglichen. Kulturelle Bildung schärft die Wahrnehmungsfähigkeit und stärkt die eigene Ausdrucks- und Artikulationsfähigkeit. Sie trägt zum Erwerb wichtiger Schlüsselqualifikationen bei. In Zeiten erhöhter Mobilität und Flexibilität sind diese um so wichtiger. Kulturelle Kinder- und Jugendarbeit stärkt die Toleranz gegenüber anderen Kulturen. Um diese kulturelle Bildung den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, bedarf es der Förderung und einer engen Zusammenarbeit zwischen den städtischen Kultureinrichtungen und den Schulen. Mehr zielgruppenspezifische Angebote, reduzierte oder auch kostenlose Eintritte sollen Kinder und Jugendliche stärker für die klassischen Kultureinrichtungen gewinnen.

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Kultur

Ob städtische Kulturprogramme im Sinne einer Angebotstruktur entstehen oder sich an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen orientieren, ist in Zukunft einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Gemeinsame Kulturregion Bodensee Das Bewusstsein für die gemeinsame Kulturregion Bodensee ist zu stärken. Eine gemeinsame Verantwortung aller Städte und Gemeinden der Region sowie des Kantons Thurgau für die Kultureinrichtungen der Stadt Konstanz ist anzustreben. Dabei kommt den partnerschaftlichen Beziehungen zu unseren unmittelbaren Nachbarstaaten, insbesondere dem Thurgau sowie der übrigen Schweiz und Österreich besondere Bedeutung zu. Die Kooperation mit Überlingen (Sommertheater) ist zu festigen. Eine Neustrukturierung und Profilierung des Bodensee-Festivals ist wünschenswert. Dabei ist auf die Einbeziehung des Europäischen Kulturforums und die Mitwirkung der Mainau zu achten. Kooperationen, die das Weltkulturerbe Reichenau stärken, gilt es zu vertiefen.

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Partizipation

Partizipation „Wir messen dem bürgerschaftlichen Engagement in Konstanz einen hohen Stellenwert zu. Durch eine bessere Unterstützung und Zusammenarbeit der verschiedenen Selbsthilfegruppen und eine höhere soziale Anerkennung der ehrenamtlich Mitarbeitenden werden wir die soziale Integration weiter verstärken. (Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Mehr bürgerschaftliches Engagement Eine steigende Anzahl von BürgerInnen fordern stärkere Beteiligungsmöglichkeiten, die mit begrenztem zeitlichem Aufwand wahrnehmbar sind. Hintergrund ist die höhere räumliche Mobilität, die gestiegene berufliche Beanspruchung und das multioptionale Freizeitangebot. Andererseits zieht sich eine wachsende Zahl von Personen vor allem im städtischen Umfeld aufgrund ihrer randständigen Lebenssituation aus dem öffentlichen Leben zurück. In unserer differenzierten Gesellschaft ist eine gemeinsame Identitätsbildung zunehmend schwieriger. Die unmittelbare Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Gestaltungsprozess "Stadt" wird also immer wichtiger, weil sie Gemeinschaft schafft, die Kräfte Einzelner bündelt, das gemeinsame Suchen von Lösungen sowie Eigeninitiative fördert, NeubürgerInnen integriert, der Jugend Orientierung anbietet, Sozialdienste und die Kommune entlastet, Entscheidungshilfe für den Gemeinderat liefert - und damit die Gesellschaft insgesamt stabilisiert. Nur so entsteht eine Stadtqualität, mit der sich viele identifizieren können. Große Anzahl von Vereinen, Organisationen und Initiativen Konstanzer und Konstanzerinnen engagieren sich in sozialen, kulturellen und Sportvereinen, in Initiativen, Verbänden und Organisationen. Allein in 194 verschiedenen Sportvereinen sind an die 30.000 Mitglieder aktiv, darunter knapp 9.000 Jugendliche. Zahlreiche Musikvereine, Chöre, Kunstvereine, Heimat- und Fasnachtsvereine zeugen von großer kultureller Vielfalt (insgesamt 216 Vereine und Initiativen; Kulturamt Stadt Konstanz, Stand 2005). Im schulischen Bereich existieren Fördervereine, ehrenamtliche Kernzeitenbetreuung, LesementorInnen und das Jugendbegleiterprogramm. Im sozialen Bereich sind ca. 200 Vereine, Verbände und Initiativen engagiert. Selbstorganisationen und –initiativen ergänzen das vorhandene bürgerschaftliche Engagement. Sie unterstützen Menschen mit körperlichen und seelischen Erkrankungen, geben in sozialen und persönlichen Notlagen Gelegenheit, die Isolation zu überwinden. Landkreisweit existieren 160 Selbsthilfeangebote. Bundesweit sind Bürgerstiftungen im Kommen – auch in Konstanz. Aufgrund ihrer finanziellen und politischen Unabhängigkeit können sie eine Vielfalt gemeinnütziger Aktivitäten fördern. In Konstanz gründeten sich die Bürgerstiftungen „Pro Sozial“, die „Ines und Elly Dahm Stiftung“ und die „Nachbarschaftshilfe Litzelstetten“. Bürgerschaftliche Beteiligung im Stadtmarketing und Lokale Agenda 21 Im Unterschied zu Bürgerschaftlichem Engagement setzt die Bürgerschaftliche Beteiligung ihren Schwerpunkt bei der Mitgestaltung kommunaler Entscheidungsprozesse. 1996 begann auf Initiative von Konstanzer BürgerInnen der StadtmarketingBeteiligungsprozess; innerhalb dessen gelang es, die unterschiedlichsten Kräfte zu bündeln. Unter großer Beteiligung entwickelten die BürgerInnen ein gemeinsames Leitbild für Konstanz. Es steht unter dem Motto "Mehr Lebensqualität für alle" und gibt der Stadt Konstanz eine Richtung, die auf einem breiten Konsens beruht. Zu den besonders

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Partizipation

engagierten Projektgruppen gehören die Beleuchtungsgruppe, Niederburg Vital und Grün in Konstanz. Aus dem Stadtmarketingprozess entstand die erfolgreiche Koordinationsstelle des Ehrenamtes, die Tatenbörse, mit Sitz im Verwaltungsgebäude Laube. 1999 gründete der Gemeinderat die Stadtmarketing GmbH. Heute noch registriert das Stadtmarketing ca. 200 mitwirkende Personen. Daran schloss sich der Agenda 21-Prozess an, den der Gemeinderat 1998 beschloss. Die Lokale Agenda 21 ist als gemeinsame Suche von Kommune und BürgerInnen nach neuen Wegen in die Zukunft zu verstehen. Absicht ist auch die Umsetzung von gemeinsamen Projekten. In den Stadtteilen fanden Zukunftswerkstätten statt, in denen vielfältige Ideen zur Umgestaltung der Stadtteile entwickelt wurden, die zur Verbesserung des Wohnumfeldes führten. Aus den jeweiligen Zukunftswerkstätten entstanden Agenda - Gruppen, die sich mit unterschiedlichsten Themen und Projekten befassen. Stadtmarketing und Lokale Agenda sind aufeinander abgestimmt, um ein koordiniertes Vorgehen anzustreben. Dazu dient auch das öffentliche Plenum „Nachhaltiges Konstanz“. Im Internationalen Jahr des freiwilligen Engagements 2001 wurde auf Initiative der Stadt Konstanz erstmals im Konzil der „Markt der Möglichkeiten“ durchgeführt. Er findet aufgrund des großen Anklangs nun in einem zweijährigen Turnus statt. Der Markt stellt die breite Palette des freiwilligen Engagements von Konstanzern und Konstanzerinnen vor. Seit 2003 übernimmt die Stadtmarketing Konstanz GmbH die Planung und Durchführung dieses Projektes. Um dem Bürgerschaftlichem Engagement Wertschätzung zukommen zu lassen, verleiht die Stadt im Sportbereich bereits seit 1987 eine Auszeichnung. 1997 entstand der „Tag des ehrenamtlichen Engagements“ in Form einer öffentlichen Ehrung von Engagierten durch den Oberbürgermeister. 1998 beschloss der Gemeinderat eine weitere Auszeichnung für die Ehrung verdienter Persönlichkeiten. Seitdem vergibt die Stadt Konstanz eine Ehrennadel für hervorragendes Bürgerschaftliches Engagement. Weitere Formen der Ehrung sind die Verleihung des Goldenen Ehrenrings und das Ehrenbürgerrecht.

Ziele Im Anschluss an die Klausurtagung des Gemeinderates zum Stadtentwicklungsprozess (2005) entstand aus seiner Mitte die Idee, das Leitprojekt „Bürgerschaftliche Beteiligung/Engagement“ zu entwickeln. Zentrales Ziel dieses Leitprojektes sollte die Stärkung von Bürgerschaftlichem Engagement in Konstanz sein: 1. Vorrangig die Weiterentwicklung und Stabilisierung der erfolgreichen Ansätze zu Bürgerschaftlichem Engagement. 2. Die stärkere Vernetzung der bestehenden Aktivitäten. 3. Stärkung der Eigenverantwortung und Eigenbeteiligung von BürgerInnen bei der Umsetzung der vielfältigen kommunalen Aufgaben. 4. Förderung der aktiven Mitwirkung möglichst vieler BürgerInnen an politischen Entscheidungsprozessen. Alle Zielbereiche sollten dazu dienen, die Akzeptanz von Planungen und Projekten in der Stadtentwicklung von Konstanz zu erhöhen, sie dauerhaft tragfähig zu machen (Prinzip Nachhaltigkeit) und Kontinuität bei der Beteiligung von BürgerInnen als Bestandteil der Zukunftsfähigkeit der Stadt herbeizuführen. 94

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Partizipation

Der Leitprojektauftrag sah folgende Arbeitsschritte vor: Zunächst eine StärkenSchwächen-Analyse der bestehenden Beteiligungsprozesse. Danach einen Erfahrungsaustausch und eine Ideensuche von VertreterInnen aus Stadtmarketing, Lokaler Agenda, bürgerschaftlich engagierten Gruppen und Vereinen und Mitglieder der Verwaltung an einem „Runden Tisch“. Die Ergebnisse des „Runden Tisches“ mündeten in den nachfolgenden Maßnahmenkatalog. Die vorgeschlagenen Maßnahmen der beteiligten Gruppen, Verbände und Initiativen sind auch mit Dringlichkeit (kann, soll, muss) und Verantwortlichkeit/Akteure (Verwaltung, Gemeinderat, Bürgerschaftliches Engagement) gekennzeichnet.

muss

an

VW, GR

(1) Alle MitarbeiterInnen der Verwaltung müssen kontinuierlich Transparenz und Service arbeiten und dazu Schulungen erhalten.

Dringlichkeit

Akteure (VW, GR, BE)

Maßnahmenkatalog

mus

VW

soll

(4) Bei Entscheidungen des Gemeinderates ist darauf zu achten, dass nicht institutionalisierte Gruppierungen ohne größere Lobby Gehör finden.

VW

soll

(5) Die Geschäftsordnung des Gemeinderates (§ 15, Abs. 4, Punkt 2) ist zu ändern, damit Anhörungen von BürgerInnen in allen Ausschüssen möglich sind.

VW, GR

soll

(6) Erfolge der BE - Gruppierungen sind zu kommunizieren. KompromissEntscheidungen des Gemeinderates sind in der öffentlichen Darstellung als gemeinsamer Erfolg zu werten.

VW, GR, BE

muss

VW

(3) Ziel der Verwaltung ist, kooperative Planungsprozesse umzusetzen. Bürgergruppen, die sich eingebracht und engagiert haben, erfahren durch den zuständigen Ansprechpartner von der endgültigen Entscheidung.

s

(2) Richtet sich ein Bürger oder eine Bürgerin mit einem Anliegen an die Verwaltung, erfolgt eine Eingangsbestätigung oder ein Bestätigungsrückruf. Ein verbindlicher Ansprechpartner sowie eine Bearbeitungsfrist ist anzugeben. (Konkretisierung: 1.2, 2.1 AGA)

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(8) Grundsätzlich können Gemeinschaftsstiftungen selbständig eingerichtet werden. Falls ernsthaftes Interesse besteht, kann die Stadt (VW und GR) bei der Werbung für Stiftungsgründungen unterstützen und potentielle Stifter zusammen führen. Die Gründung einer oder mehrerer Bürgerstiftungen zur Förderung von BE in Konstanz ist zu prüfen.

VW, GR, BE

(9) Zur Struktur einer möglichen Kontaktstelle für Bürgerschaftliches Engagement sind inhaltliche Schwerpunkte und die Aufgabenstellung (Grobkonzept) zu klären.

VW, GR, BE

(10) Die Stadt (VW und GR) gewährleistet die Grundqualifikation des Kontaktstellen-Teams durch die Übernahme von Schulungskosten und kostenlose Vermittlung von ExpertInnen aus Wirtschaft und Verwaltung.

VW, GR

(11) Das ehrenamtliche Team kann ständiger Repräsentant für die Konstanzer Engagierten aus den verschiedenen Bereichen sein und sich mit anderen Beauftragten für BE auf Landkreis- oder Landesebene vernetzen. Das Team nimmt die dortigen Erfahrungen auf und leitet Infos aus dem Städtenetzwerk, an die Engagierten in Konstanz weiter. So entsteht kommunal, landkreisweit und landesweit eine Vernetzung.

BE, VW, GR

soll

(12) Ein eigenständiges Infoportal zum BE soll eingerichtet und mit der Konstanzer Homepage verlinkt werden. Inhaltlich muss neben gemeinsamen Ankündigungen oder Berichterstattungen für jede Organisation die Möglichkeit bestehen, sich und ihre Arbeit zu beschreiben sowie ihren Bedarf an weiteren „Mitstreitern“. Das Infoportal soll durch geeignete Maßnahmen bekannt gemacht werden.

GR, VW, BE

soll

(13) Ein Infoportal-Arbeitskreis aus interessierten Ehrenamtlichen soll entstehen, der von den Entwicklern der Homepage entsprechend geschult wird, um eigenständig die Pflege für die Homepage zu übernehmen. Der Homepage-Arbeitskreis nimmt selbständig Neueinträge oder Änderungswünsche von Gruppierungen vor.

BE, VW, GR

soll

(14) Ergänzend soll das Infoportal auch in gedruckter Form (mit gleichem Aufbau) als Führer durch das Bürgerengagement herausgegeben und verteilt werden (in einer möglichen Zusammenarbeit mit der örtlichen Presse).

BE, GR, VW

soll

muss

(7) Die Idee des „Corporate Citizenship“ ist gegenüber Konstanzer Unternehmen zu forcieren. Die Verwaltung und der Gemeinderat entwickeln kreative Kooperationen mit und initiieren Kontakte zwischen Privatwirtschaft und Vereinen.

VW,GR, BE

muss muss muss

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Partizipation

Zukunft Konstanz 2020

Partizipation

GR, VW

soll

(16) NeubürgerInnen erhalten zur Orientierung durch das städtische Bürgerbüro Infomaterial sowie Kontaktadressen über BE in Konstanz (z. B. den Engagement-Kompass). Diese sollen von internationalen Vereinen in andere Sprachen für ausländische NeubürgerInnen übersetzt werden.

GR, VW

soll

(17) Zur Diskussion steht eine auf die Konstanzer Jugend zugeschnittene Ehrenamtskampagne. Ein Aktionsbündnis aus Stadt, Presse, Bildungseinrichtungen und anderen Sponsoren bietet sich hier an.

GR, VW, BE

(18) Die Stadt (VW und GR) unterstützt die schulischen Aktivitäten und Anreize für den „Quali-Pass“ sowie die bereits laufenden Gespräche mit den Kammern und Berufsverbänden. Dies gilt speziell für die jeweiligen Klassenstufen, die sich für eine Lehrstelle oder eine andere Ausbildung bewerben.

GR, VW

soll

(19) Verwaltung und Gemeinderat unterstützen politische Bildung (Kommunalpolitik) an Schulen und arbeiten mit Gemeinschaftskundelehrern zusammen. Die in der Stellungnahme von BE aufgeführten Ideen sollen geprüft und ausgebaut werden.

GR, VW

soll

(20) Die Teilnahme an VHS-Kursen für Ehrenamtliche, die für ihre freiwillige Tätigkeit spezielle Qualifikationen benötigen, soll gefördert werden.

GR, VW

soll

(21) Die Gemeinderäte (sowie geladene Vertreter der Verwaltung) sollen selbstverpflichtend am BE Plenum teilnehmen und die Ergebnisse in ihren Fraktionen vortragen.

GR

soll

(22) Bei Interesse seitens der engagierten Gruppen soll die Stadt (VW und GR) die Vermittlung von „Runden Tischen“ nach Interessenbereichen übernehmen und eine erste Zusammenkunft organisieren.

VW, BE

kann

(23) Es müssen neue Möglichkeiten zur öffentlichen Darstellung des BE geschaffen werden. BürgerInnen und Stadt (Stadtmarketing) entwickeln gemeinsam neue Konzepte, um die freiwillige Arbeit des BE in den Mittelpunkt zu stellen.

VW, GR, BE

soll

(15) Die Verwaltung nutzt ihre eigenen Verteilermöglichkeiten zur Werbung für das (gedruckte) Infoportal auf der Konstanzer Homepage, als Beilage zur Abfallgebührenrechnung oder anderer kommunaler Korrespondenz.

muss

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Zukunft Konstanz 2020

Partizipation

(24) Die Zusammenarbeit mit der Presse ist zu stärken, damit aktive Gruppierungen ihre Ziele, ihre Motivation und ihre Erfolge darstellen und kommunizieren können. Die Stadt (VW und GR) unterstützt bei der Vermittlung, z. B. in dem sie initiierend Presse und Repräsentanten des BE zu einem gemeinsamen Gespräch zusammen bringt.

GR, VW, BE

soll

(25) Die Stadt (VW und GR) bestätigt besonderes Engagement „offiziell“ durch ein Zertifikat. Auszeichnungskriterien sind zu erstellen, damit sie nicht inflationär erfolgen und sich der Zeit- und Arbeitsaufwand begrenzt.

GR, VW, BE

soll

(26) Die Stadt (VW und GR) prüft weitere Möglichkeiten der Würdigung und Anerkennung für engagierte BürgerInnen.

GR, kann

GR, VW, BE

soll

GR, VW

(29) In Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen kann eine Vereinbarung verfasst werden, in der Zielvorgaben von BE formuliert sind.

muss

GR, VW

(28) BE braucht Raum, um sich langfristig zu entwickeln und Gruppendynamik zu bilden. Zu prüfen ist, ob die Verwaltung (zeitweise) Räume für Zusammenkünfte, Veranstaltungen usw. für kleinere oder sich sporadisch treffende Gruppen (günstig) bereit stellen kann. Die Verwaltung engagiert sich, dass Konstanzer Firmen oder andere größere Institutionen Möglichkeiten finden, kleinere Büros mit Telefonanschluss/DSL günstig an Organisationen zu vermieten.

soll

VW

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(27) Es müssen Regelungen gefunden werden, wonach BE Ressourcen der Stadtverwaltung – in einem gewissen Rahmen – nutzen kann, wenn beispielsweise eine größere Anzahl von Kopien angefertigt oder ein Fax versendet werden muss.

Zukunft Konstanz 2020

Finanzen

Finanzen „Es gilt die Wirtschaftskraft in Verbindung mit unserem hohen Bildungspotenziale weiter zu entfalten, unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen zu erhalten und die Umweltsituation zu verbessern, wo immer es möglich ist.“ (Leitbild Stadt Konstanz)

Grundlagen Hoffnung auf positive Konjunkturentwicklung Nach Einschätzung vieler WirtschaftsexpertInnen sind die Aussichten auf eine positive Konjunkturentwicklung in Deutschland durchaus realistisch. Die Frage, wer davon profitiert, ist allerdings unbeantwortet. Dabei geht es zum einen um die Verteilungsgerechtigkeit innerhalb der sozial unterschiedlichen Bevölkerungsschichten. Aber auch darum, in welcher Form und Dimension die unterschiedlichen öffentlichen Haushalte von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden bedacht werden. Der für 2007 beabsichtigte Abschluss der Unternehmenssteuerreform wird hier Teilantworten liefern. Verbesserung der kommunalen Lage - Gemeindefinanzreform Ob daraus abgeleitet auch die seit langem diskutierte Gemeindefinanzreform einen Schritt weiter kommt und damit den Städten in ihrem Bestreben hilft, die kommunale Finanzbasis zu verbessern und abzusichern, erscheint zumindest fraglich. Die Finanzen vieler Städte befinden sich nach wie vor in einer gefährlichen Schieflage. Seit 2004 hat sich durch eine positive Entwicklung der Gewerbesteuer und die Wiederabsenkung der Gewerbesteuerumlage die Finanzlage der Städte, in denen sich prosperierende Unternehmen befinden, besser entwickelt. Situation in Konstanz Der Haushalt der Stadt Konstanz ist seit 1997 signifikant geprägt von einer enormen Steigerung der Gewerbesteuer von unter 20 auf über 50 Mio. € pro Jahr. Diese an sich positive Entwicklung stärkt die städtische Finanzkraft, beinhaltet aber auch einen gewisse Abhängigkeit von dieser Einnahmequelle.

Die Gewerbesteuereinnahmen sind in Planjahren 2007/2008 auf 50 Mio. Euro festgesetzt. Das Rechnungsergebnis 2006 liegt bei rd. 51 Mio. Euro. Der derzeitige Einnahmeansatz bleibt unter dem Rechnungsergebnis 2006, obwohl die Gewerbesteuerzahlungen aller anderen Abgabepflichtigen einen deutlichen Aufwärtstrend aufzeigen. Vor dem Hintergrund von aktuellen Zuführungsraten in Höhe von knapp 12 Mio. Euro in 2007 und rd. 7,7 Mio. Euro in 2008 und einer „freien Rücklage“ zum 31.12.2008 in Höhe von rd. 11,5 Mio. Euro ist dies finanzpolitisch vertretbar. Die Mittelfristige Finanzplanung mit einer Nettoneuverschuldung von Null bis zum Jahr 2011 und einem auf die Schwerpunkte ausgerichteten Investitionsprogramm unterstreicht unser solides Finanzkonzept. Aufgrund von Veränderungen bei einem wichtigen Gewerbesteuerzahler besteht Anlass zur Vermutung, dass in den kommenden Jahren mit erheblichen Einnahmeeinbußen zu rechnen ist. Eine verantwortungsvolle Steuerung der städtischen Finanzen erfordert, sich rechtzeitig auf mögliche Veränderungen einzulassen. Unterstellt, dass die Gewerbesteuereinnahmen in absehbarer Zeit jährlich um ca. 20 Mio. Euro zurückgehen, wirkt sich dies nach den Gesetzmäßigkeiten ab dem fünften Jahr mit ca. 7 Mio. Euro netto auf den 99

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Finanzen

städtischen Haushalt aus. Ohne Mehreinnahmen oder weniger Ausgaben könnte die Stadt diese Einnahmeverluste nur durch entsprechende weitreichende Maßnahmen ausgleichen: • • • • • • •

Erhöhung der Hebesätze der Grund- und Gewerbesteuer Höherer Beitrag der Städtischen Beteiligungen Kritische Hinterfragung aller freiwilligen Aufgaben Schaffung optimaler Voraussetzungen zur Ansiedlung von Unternehmen, die Perspektiven auf dauerhafte Einnahmen bieten. Verbesserungen der Organisationsstruktur, zum Beispiel durch FacilityManagement, um dauerhafte Aufgabenreduzierungen zu bewirken Angebot attraktiver Wohnbaugebiete – vor allem für Familien - um die Abwanderung in die Umlandgemeinden zu stoppen Erhöhung der Attraktivität des Wohnortes Konstanz für einkommensstarke Schichten

Nur wenn dies gelingt würde, können die Infrastrukturangebote und der bestehende Standart aufrecht erhalten werden.

Ziele Bereitstellung notwendiger Finanzmittel Zur Finanzierung notwendiger Infrastruktureinrichtungen wie zum Beispiel der Ausbau der schulischen Ganztagesbereiche, dringend notwendiger Klassen- und Fachräume in den Schulen und die Schaffung zusätzlicher Krippenplätze sind die erforderlichen Finanzmittel bereit zu stellen. Vorhandene Einrichtungen erhalten Das Unternehmen Stadt Konstanz mit seinen Töchtern, seinen Einrichtungen und Institutionen - vor allem das Klinikum Konstanz, das Stadttheater, die Südwestdeutsche Philharmonie und seine Museen – soll erhalten bleiben. Städtische Beteiligungen müssen Beitrag leisten Die Stadt ist unmittelbar an zwölf GmbH's beteiligt die wiederum an verschiedenen anderen Gesellschaften Beteiligungen halten. Darüber hinaus erledigen Stiftungen, Genossenschaften und Vereine Aufgaben der Stadt. Die städtischen Beteiligungen müssen sich in der Zukunft verstärkt aus ihren Überschüssen in angemessener Weise an der Finanzierung städtischer Aufgaben beteiligen. Vorsorge: Erhöhung der Rücklage Die Stadt hat begonnen Vorsorge zu treffen, um den Gewerbesteuerausfall aufzufangen. Die Allgemeine Rücklage weist einen Betrag von rd. 11 Mio. € aus, der als Erstmaßnahme helfen soll, drohende Steuerausfälle zu kompensieren. Sparmaßnahmen durch die Haushaltsstrukturkommission Die von der gemeinderätlichen Haushaltsstrukturkommission beschlossenen Ziele müssen von der Verwaltung umgesetzt werden. Insbesondere im Personalbereich führen die Stellenreduzierungen zu einer Entlastung des Personalhaushalts.

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Finanzen

Schuldenabbau und keine Neuverschuldung Der in den letzten Jahren begonnene Schuldenabbau in Höhe von ca. 10 Mio. € ist bei entsprechender Finanzsituation fortzuführen. Belebung des Stiftungsgedankens Stiftungen und Vermächtnisse haben in Konstanz Tradition. Einrichtungen, die mittlerweile zum Kernbestand der kulturellen und sozialen städtischen Infrastruktur gezählt werden, gehen auf sie zurück. Aber Stiftungen und Vermächtnisse sind keineswegs nur eine Sache vergangener Jahrhunderte. Immer wieder haben Konstanzer BürgerInnen Teile ihres Vermögens für kulturelle oder soziale Zwecke der Stadt übergeben. Seitens der Verwaltung sind kreative Ideen anzustreben, um den Stiftungsgedanken neu zu beleben.

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