Die Spree im Berliner Osthafen

SPREE2011 Baden im Fluss. Mitten in Berlin Eine Reihe europäischer Städte hat in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um aus ihren ehemals hoch belasteten Gewässern klare Flüsse und Seen zu machen. Schon vor 20 Jahren schloss Zürich die Sanierung des Zürichsees ab; in Kopenhagen kann man seit 2003 wieder im Fluss baden; Hamburg hat seit vier Jahren eine saubere Alster; die Münchener springen seit vergangenem Jahr wieder ohne Bedenken in die Isar. Sicherlich haben sich die Verantwortlichen dieser Städte mit der Frage auseinandergesetzt, wie kommunale Gelder in Zeiten knapper Kassen am sinnvollsten eingesetzt werden können. Die Entscheidung, Finanzmittel in die Reinigung der Gewässer zu investieren war Ergebnis eines sorgfältigen Abwägungsprozesses zwischen Kosten und Nutzen. Die positive Resonanz in der Bevölkerung und die Zunahme der Lebensqualität in den Gemeinden bestätigen den eingeschlagenen Weg. Auch in Sachsen, Brandenburg und Berlin ist in den vergangenen Jahren viel unternommen worden, um die Spree zu säubern. Der Wiederanschluss von Altarmen, die Durchführung des Sanierungsbescheids für die Mischkanalisation und die Umstellung der Pumpwerke auf das System LISA sind Beispiele dafür.

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Nutzung der Moduloberflächen als Badeplattform

Es gilt noch einige Schwierigkeiten zu lösen, bevor Berlin in der Liste der Gemeinden mit sauberen Gewässern aufgenommen werden kann. Dazu gehören die Reduzierung der Düngemitteleinträge aus der Brandenburger Landwirtschaft in die Spree, die Einrichtung der vierten Reinigungsstufe im Klärwerk Münchehofe und die Sanierung der Trennkanalisation. Ein entscheidendes und bisher kaum zu lösendes Problem stellt die Mischkanalisation in der Berliner Innenstadt dar. Aus dieser wird bei starken Regenereignissen jährlich zwischen 20 und 30 Mal ungeklärtes Abwasser in die Spree eingeleitet. Geringe Sichttiefen, Fischsterben und die Sperrung der Strände am Wannsee sind die Folge – im Jahr 2008 in der Hauptstadt einer der reichsten Nationen der Welt ein untragbarer Zustand. Bereits vor fünf Jahren entstand deshalb die Idee für das Projekt SPREE2011. Zusammen mit der Technischen Universität Berlin hat die LURI.watersystems nun eine neue Technologie zur Vermeidung dieser Einleitungen entwickelt. Diese ist preiswerter und schneller einsetzbar als die bisher angewendete konventionelle Methode der Mischwasserspeicherung in unterirdischen Stahlbetonbecken. Die Idee: Modular aufgebaute Auffangbehälter aus Hochleistungswerkstoffen werden vor den Einleitungspunkten der Kanalisation in der Spree installiert. Das Mischwasser, das bislang ungeklärt in den Fluss geleitet wurde, wird zukünftig von dem System aufgenommen und nach Ende der Regenfälle wieder in die Kanalisation gepumpt.

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Nutzung der Oberflächen als schwimmender Garten

Auf den Auffangbehältern sind vielfältige Aufbauten und Nutzungen denkbar. Die Anlagen erfüllen damit nicht nur wasserwirtschaftliche Zwecke, sondern werten die Stadt und die Spree auch städtebaulich, ökologisch und ökonomisch auf. Die Entwicklung der Technologie wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, den Berliner Wasserbetrieben und dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin finanziell unterstützt. Seit April 2007 wird das Projekt mit zwei Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Mit den Mitteln des BMBF wird derzeit eine erste Pilotanlage geplant und noch in diesem Herbst im Osthafen gebaut. Auf dem Prototyp soll etwas Besonderes entstehen. Zusammen mit dem Berliner Unternehmen SolarWaterWorld hat LURI.watersystems ein wegweisendes Konzept für die Stadt entwickelt: ein Solarbootverleih mit -tankstelle, öffentlich zugängliche schwimmende Gärten, Cafés, eine Wassertaxihaltestelle und Aussichtsplattformen. Zwei Unternehmen, zwei innovative Technologien, ein Ort der erlebbaren Nachhaltigkeit. Die Anlage wird der Prototyp für ein Produkt made in Berlin sein, für das es schon jetzt Interessenten aus anderen Städten gibt. Die Technologie soll weltweit Absatz finden, denn das Problem der Mischwasserkanalisation besteht in allen Großstädten.

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Der Bau der Pilotanlage im Berliner Osthafen lenkt den Fokus auf die Spree und ist ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der Wasserqualität. Die Idee des Badens im Fluss wird damit greifbar. Berlin hat sämtliche Potentiale, neben der politischen Hauptstadt auch eine „Wasserhauptstadt“ zu werden. Die Reinigung des Flusses ist sicht- und erlebbarer Ressourcenschutz für die Berliner mit internationaler Signalwirkung. Eine Bündelung der Kräfte, die enge Zusammenarbeit der Akteure, die Erhöhung der Mittel für das Sanierungsprogramm, eine Beschleunigung der beschlossenen Maßnahmen, die Erschließung von neuen Finanzquellen und ein eindeutiges Bekenntnis der Politik können diese Vision zur Realität werden lassen.

Die Insel mit einem Solarbootverleih, Solartankstelle, Wassertaxihaltestelle, Cafes, Aussichtplattformen und einem schwimmenden Garten

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Projektpartner: - Technische Universität Berlin: FG Siedlungswasserwirtschaft (Prof. Matthias Barjenbruch) FG Baustoffe und Baustoffprüfung (Prof. Bernd Hillemeier) FG Grundbau und Bodenmechanik (Prof. Stavros Savidis) FG WAWI und Hydroinformatik (Prof. Reinhard Hinkelmann) - Kompetenzzentrum Wasser Berlin - AKUT Umweltschutz Ingenieure Burkard und Partner - UBC Umwelt- und Landschaftsplanung – GmbH - HEG Beratende Ingenieure Berlin GmbH - cet-01 architekten/heike könig architekten - Huber AG - WEDECO AG - Krüger-Wabag GmbH - KSB - SolarWaterWorld - Amitech - Architekturforum Aedes

Kontakt: LURI.watersystems.GmbH Dipl.Ing.R.Steeg Köpenicker Straße 48/49 10179 Berlin Tel: 030.84710698-0 Fax: 030.84710698-9 Funk: 0173.2345652 [email protected]

Berlin, 15. Mai 2008

Ralf Steeg

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