Selbstpflegedefizit und dbewegungsdiagnostik. Von der Theorie zur Praxis

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Selbstpflegedefizit undd B Bewegungsdiagnostik di tik Von der Theorie zur Praxis Universitätsklinik Ulm Pfl...
Author: Meike Möller
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Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion

Selbstpflegedefizit undd B Bewegungsdiagnostik di tik

Von der Theorie zur Praxis

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion

Klinik für Innere Medizin Abteilung I Gastroenterologie, Endokrinologie, Stoffwechsel, Nephrologie Ernährungswissenschaften Pflegedienstleiter: Stationsleiterin:

Lutz Freybott Monika Dittrich

© Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Aufgabe der Prozessverantwortlichen Pflegekraft (PPV) Auszug g aus dem Betriebliches Pflegekonzept g p ((A. M. Eisenschink,, 2004))  Differenzierte Anamnese – basierend auf dem diagnostischen P Prozess der d S Selbstpflegedefizit lb t fl d fi it – Theorie Th i  Anwendung, Ausführung und Weiterentwicklung erarbeiteter und ausformulierter situativer Problematiken g g und Entwicklung g des erforderlichen Pflegebedarfes g wie  Festlegung z.B. Schulung, Anleitung, Beratung, Übernahme von Selbstpflegetätigkeiten. © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Aufgabe der Prozessverantwortlichen Pflegekraft (PPV) Auszug g aus dem Betriebliches Pflegekonzept g p ((A. M. Eisenschink,, 2004))  Verantwortung für die Planung  Kontrolle in Bezug auf Effektivität und Kontinuität der Maßnahmen z. B. durch Teilnahme bei der Übergabe am Bett, der Durchführung einer Pflegevisite und der Überprüfung der Pflegedokumentation  Regelmäßige Kommunikation mit den Mitgliedern des Behandlungsteams

© Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Aufgabe der Prozessverantwortlichen Pflegekraft (PPV) Auszug g aus dem Betriebliches Pflegekonzept g p ((A. M. Eisenschink,, 2004))  Entlassungsplanung  Erstellung eines schriftlichen Verlegungsbericht bzgl. des Situativen Selbstpflegebedarfes  Zusammenstellung aller pflegerischen Unterlagen und V Verordnungen d di die von einer i nachfolgenden hf l d Pfl Pflegeeinrichtung i i ht benötigt werden. © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion

Pflegerische Diagnostik auf der Basis der Selbstpflegedefizittheorie von D. Orem (Bekel, 2005)

1. 2. 3.

4.

Stammdaten, Zeitraum der Versorgung, Diagnosen g g – Aufnahmeanlass Ausgangssituation Situationsbeeinflussende Aspekte der g – Relevante GBF,, pflegerischer p g Pflegesituation Vorbefund Selbst-/Dependenzpflegesituation Selbst /Dependenzpflegesituation – SIP, SSPB, SPK, SPD, Pflegeinterventionen © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion

Pflegerische Diagnostik auf der Basis der Selbstpflegedefizittheorie von D. Orem (Bekel, 2005)

5. Ziele des Patienten/Dependenzpflegenden 6. Festlegung der zentralen Problematik g für das weitere Vorgehen g und Planung g 7. Vorschlag der pflegerische Versorgung

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Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Zusätzliche Instrumente für die pflegerische Diagnostik

 Schmerzerhebungsbogen  Dekubitus - Risikoeinschätzung incl. BradenSk l Skala  Bewegungsdiagnostik n. Bauder-Mißbach  Mini Mental Status g  Wunddokumentationsbogen  BMI (body mass index) © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Eine stationäre „Routineaufnahme“ Aufnahme aus einem externen Krankenhaus Anlass der Aufnahme: Fortführung der immunsuppressiven Therapie Einweisungsdiagnose: g Abszess an der Ellenbeuge Gefahr einer Shuntinfektion Weitere relevante Diagnosen: Nierentransplantation Ni l i 1985 198 und d 199 1995 Präterminale Niereninsuffizienz bei Transplantatabstoßung Zustand nach mehrfacher Shuntanlage am rechten/linken Arm Z t d nach Zustand hC Cardiopulmonaler di l l R Reanimation i ti A Augustt 2006 b beii A Asystolie t li unklarer kl G Genese

Arztbrief liegt vor Fehlender pflegerischer Verlegungsbericht © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

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Was kann aus diesen Informationen im Vorfeld abgeleitet werden? Welcher akute pflegerische g Handlungsbedarf resultiert aufgrund der vorliegenden Information? Verbandswechsel? © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion

Stationäre Aufnahmesituation: Liegendtransport auf die Station

E t Erkenntnisse: Erste Ek t i   

Verwaschene Sprache p Positionswechsel an die Bettkante Fast gestürzt!! © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Durchführung einer differenzierte Bewegungsdiagnostik Gründe:  Sprachvermögen  Störung in der Koordination  Defizit in der Kontrolle der Körperhaltung

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Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Interaktion

Sensorik und Psyche

23.9.

Körperbewusstsein

4

g Motorische Lähmung

4

Sprechvermögen - Aphasie

5

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Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Funktionale Anatomie Muskulatur

23 9 23.9.

Hypotonus

4

Muskelmasse

5

Dysphagie

5

Haut Hautdefekte Hämatome Operationswunden

4

Pergamenthaut

5

Menschliche Bewegung Rhythmus der Bewegung Ruckartig

4

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Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Menschliche Funktion Selbstkontrolle in Fortbewegung

23 9 23.9.

Im Bett nach oben bewegen

3

Hinsetzen

2

Aufstehen

3

Gehen mit Gehhilfe

3

F i Gehen Freies G h

4

Mögliche Positionen F i Sitzen Freies Sit

2

Stehen mit aufgestützten Armen

3

F i Stehen Freies St h

5

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Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion

Anstrengung Kopfkontrolle

2

Rumpfkontrolle

2

Stützen & Halten mit den Beinen

4

Stützen & Halten mit den Armen

4

Kraft

4

Nierenfunktion

4

Ernährung

4

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Kernproblematik Störung g im Sprachvermögen p g Dysphagie Störung der Körperwahrnehmung und der Koordination © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion

Förderziel  Förderung der Sprache und Therapie der S hl k tö Schluckstörung d durch hL Logopädie ädi  Verbesserung g der Koordination  Förderung der Stützfunktion der Beine  Kontinuierlicher K ti i li h llangsamer A Aufbau fb d der Kondition © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Pflegerisches Handlungsschema Warm - Up: • Bei allen Pflegetätigkeiten Extremitäten in 4 Richtungen bewegen • In zentrierter Rückenlage Haltungsebenen der Beine bewegen 1 mal täglich • Anbahnen der Druckkontrolle zur Förderung der Stütz- und Haltefunktionen der Beine Merkpunkte für Positionswechsel: • Leichte Unterstützung g in der Haltungsebene g bei Positionswechseln: Im Bett nach oben, zum Sitzen, ins Stehen • Unterstützung beim Gehen: D k Druckverstärkung tä k am B Becken k von Hi Hinten t Ri Richtung ht Füß Füße Cool - Down: • Selbstständige Positionsgestaltung © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion

• • • •

Verlauf W Wurm - up verbesserte b t d das G Gangbild bild Zunahme der Fähigkeiten und Fertigkeiten des Positionswechsels an die Bettkante Z Zunahme h der d St Stabilität bilität iim Sit Sitzen Verbesserung der Dysphagie (was ist mit der Sprache?????unter Einbeziehung externer Logopädie sollte als erstes auftauchen © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Verlauf der Bewegungsförderung 23.9.

25.9.

27.9.

1.10.

Körperbewusstsein

4

4

2

2

Motorische Lähmung

4

4

3

3

Sprechvermögen

5

5

4

4

Hochrutschen

3

2

1

1

Hinsetzen

2

2

1

1

Aufstehen

3

3

2

2

Gehen mit Gehhilfe

3

3

2

2

Freies Gehen

4

4

4

4

Dysphagie noch eintragen!!!! Selbstkontrolle in Fortbewegung

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Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Verlauf e au de der Bewegungsförderung e egu gs ö de u g Mögliche Positionen

23.9.

25.9.

27.9.

1.10.

Freies Sitzen

2

2

1

1

Stehen mit aufgestützten Armen

3

3

2

2

Freies Stehen

5

4

4

4

Anstrengung

23.9.

25.9.

27.9.

1.10.

Kopfkontrolle

2

2

-

-

R Rumpfkontrolle fk t ll

2

2

-

-

Stützen & Halten mit den Beinen

4

4

3

3

Stützen & Halten mit den Armen

4

4

2

2

Kraft

4

4

3

3

Summe korrigieren!!!!

51

47

30

30

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Situationsbeeinflussende Aspekte der Pflegesituation

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Grundlegende Bedingungsfaktoren Gruppe 1: Merkmale der Person die gepflegt wird

Hr. K. 62 Jahre alt Witwer 2 Kinder Enkelkinder wie viel? Rentner ((Schlosser von Beruf)) © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

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Grundlegende Bedingungsfaktoren Gruppe 2: Lebensstil Hat einen großen Garten – mag und liebt die Gartenarbeit die frische Luft Gartenarbeit, Hat mit der Züchtung von Rosen begonnen Pflegt regen Kontakt mit den Nachbarn, Kindern und Enkelkindern

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Grundlegende Bedingungsfaktoren Gruppe 3: Gesundheitszustand und Gesundheitspflegesystem Kontinuierliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes durch die Vorerkrankungen Zunehmende Schwierigkeiten bei der Einstellung der I Immunsuppressiva i Wundheilungsstörungen durch die Gabe der I Immunsuppressiva i Zunahme der Folgeerkrankungen Zunahme der Krankenhausaufenthalte f und Besuche beim Hausarzt © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

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Selbstpflegesituation Zusätzliche situative Problematiken (SIP) – aktive • Ernährung – Zufuhr von Eiweiß, Vitaminen, Spurenelementen • Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes • Störungen in der Regulierung der Abwehr (hohe Infektanfälligkeit) • Wundheilungsstörungen • Geringe Hautelastizität (Cortison) – Pergamenthaut • Allmählicher Verl Verlust st der Fähigkeiten und nd Fertigkeiten für sich selbst zu sorgen © Martin Krauss – Uniklinik Ulm Pflegedienst

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Erforderliches Pflegesystem für den Patienten

Handlung der Pflegekraft g

Kompensieren K i d der S Selbstpflegelb t fl Einschränkungen des Patienten Durchführen einiger Selbstpflege Maßnahmen für den Patienten Unterstützen des Patienten bei Bedarf Durchführen einiger Selbstpflegemaßnahmen Regulieren der Selbstpflegekompetenz Akzeptieren der Pflege und Unterstützung g der Pflegekraft g

D. Orem: Strukturkonzepte der Pflegepraxis (1995)

Handlung des P ti t Patienten

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Medizin

Logopädie

Pflege Steuerung der Problematiken des Patienten

Sozialdienst

Physiotherapie

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Überleitung am 4. 10. 2006 in Rehabilitationsklinik Ziel: Konditions- und Krafttraining Konditions Training der Koordination Training der Vitalfunktionen

Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Nach der Rehabilitationsklinik Hilf t ll Hilfestellungen d der T Tochter ht b beii Allt Alltagshandlungen, h dl Ernährung und Haushalt Stationäre Wiederaufnahme am 13 13.10. 10 2006: Einweisungsdiagnosen: Pneumonie Exsikkose Dysphagie

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Bericht der Tochter: „Mein Vater saß den ganzen Tag im Rollstuhl und es machte niemand Gehübungen mit ihm“ „Hilfestellung bei der Nahrungsaufnahme war nicht gegeben“ Am 21.10. 2006 verstorben Todesursache: Sepsis, Sepsis Aspirationspneumonie

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Universitätsklinik Ulm Pflegedirektion Fazit: Herr K. und seine Tochter hatten durch die Bewegungsförderung in der Klinik wieder Hoffnung geschöpft Herr K. K war in der Klinik sehr motiviert und lernfreudig S i schwierige Seine h i i gesundheitliche dh itli h P Problematik bl tik gaben ihm trotzdem Hoffnung

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