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3/2015 • 68. Jahrgang Baden-Württemberg zieht Verpflichtungszusage zurück Kartellverfahren 䊏 Jahr des Bodens / Seite 8 und 9 䊏 Hessen – Tarifrunde ...
Author: Damian Beltz
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3/2015 • 68. Jahrgang

Baden-Württemberg zieht Verpflichtungszusage zurück

Kartellverfahren 䊏 Jahr des Bodens / Seite 8 und 9

䊏 Hessen – Tarifrunde / Seite 15

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Forstliche Mitteilungen • 3/2015

Impressum • Inhalt

Impressum

Herausgeberin Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Olof-Palme-Straße 19 60439 Frankfurt am Main

Foto: © Peco-Institut (Lisa Bauch)

Hartmut Brügel (verantwortlicher Redakteur) Am Forstacker 4 68623 Lampertheim Telefon 06256 858866 E-Mail [email protected]

UN-Klimakonferenz 2014 in Lima Seite 6

Redaktion

Manuskripte und redaktionelle Hinweise nur an die Schriftleitung. Für unverlangt eingegangene Manuskripte wird keine Gewähr für Rücksendung oder Veröffentlichung übernommen.

Gestaltung

Ausgabe 3/2015 Auch Thema beim Winterkolloquium der Universität Freiburg: Kartellrechtsverfahren Holzvermarktung Baden-Württemberg

Jahresarten 2015 Seite 12 – 13

Der Nachdruck von Texten ist, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet. Die mit Namenszeichen versehenen Beiträge geben nicht immer die Meinung der IG BAU oder der Schriftleitung wieder. Kürzungen der Artikel bleiben vorbehalten. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Frankfurt am Main.

Foto: Martin Schwenninger

Die FM sind eine bundesweit verbreitete Zeitschrift für die Beschäftigten in Forst und Naturschutz im Organisationsbereich der IG Bauen-Agrar-Umwelt.

Quelle: FM 3/2015

Barbro Wegmann IG Bauen-Agrar-Umwelt E-Mail [email protected] Druck und Anzeigen alpha print medien AG E-Mail [email protected] Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier (TCF, FSC, PEFC). Bitte recyceln. Erscheinungsweise monatlich (zehn Ausgaben im Jahr, Doppelausgaben Juli/August, Dezember/ Januar) beigeheftet in „Der Grundstein / Der Säemann“. Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Beihefter PGH Media E-Mail [email protected]

Letzte Meldungen

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APP’s unabhängige Bewertung seiner Waldschutzpolitik durch Rainforest Alliance Moderate Fortschritte Der World Wide Fund For Nature (WWF) ist da anderer Ansicht Zum Kahlschlag-Stopp von APP 7 Der Boden und Biokraftstoffe Fahrt in die falsche Richtung

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Anschriftenänderung bitte mitteilen: Mitglieder an den zuständigen Bezirksverband. Externe Bezieher an Gisela Dohm Telefon 069 95737-126 Fax 069 95737-139 E-Mail [email protected]

Aus den Regionen • Baden-Württemberg • Bayern • Hessen • Nordrhein-Westfalen • Rheinland-Pfalz / Thüringen

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Informationen / Interview

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Literatur

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Foto: Kalle Meyer

Zur Sache

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser, Lima in Peru ist weit weg und die Klimakonferenz 2014 auch schon einige Wochen her. Aber das Thema ist ein Dauerbrenner. Klima, die Behandlung der Wälder und der Böden wirken aufeinander und auf uns, auch wenn die exakte Zukunft kaum greifbar ist. Es gibt im Klimaabkommen die Verbindung zwischen Umwelt und sozialen Themen. Ohne gesunde Umwelt wird es keine gesunde Gesellschaft geben, die benötigten Nahrungsmittel nicht produziert werden, und die Grundlagen unseres Lebens werden gefährdet. Aufgabe der Gewerkschaften ist es, dabei soziale Gerechtigkeit einzubringen. Die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre hat die Gewinne ungleich verteilt – die Reichen sind reicher geworden, die Realeinkommen von immer mehr Bürgern abgerutscht. Die daraus entstehende Unzufriedenheit macht die Glosse aus Hessen deutlich. Immer mehr wird durch den Dienstherrn verlangt, immer weniger im Vergleich zur Wirtschaft gegeben. Das Gleiche trifft die Tarifbeschäftigten. Beide müssen sich wehren. Auch das Kartellverfahren in Baden-Württemberg ist in eine neue Phase getreten. Das Land wehrt sich gegen die weitgehende Auslegung des Wettbewerbsrechts. Viele Dienstleistungen aus dem Forstrecht heraus gehören zur hoheitlichen Tätigkeit des Staates, nicht zum Holzverkauf und nicht ins Wettbewerbsrecht. Das Land ist auch willens, die Organisation daraufhin auszurichten. In Nordrhein-Westfalen hat das Kabinett jetzt die Biodiversitätsstrategie beschlossen. Sie gilt für das ganze Land und nicht nur für den verhältnismäßig kleinen Staatswaldanteil. Dessen Leistungen und auch die der anderen Eigentümer sind geldwert und müssen beziffert werden, um den Wert und die Kosten des Naturschutzes darzustellen und abzuwägen.

Es grüßt sehr herzlich

Harald Schaum

Stellvertretender Bundesvorsitzender der IG BAU

Harald Schaum

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Letzte Meldungen

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Weitere Informationen, Bewerbungsunterlagen und Kontaktadressen ebenfalls unter www.dprp.de. 䊏 DGB und Bund-Verlag

fühl zu beobachten und aus Entwicklungen möglichen Handlungsbedarf abzuleiten. Insgesamt hat es im Durchschnitt aller Baumarten nur geringe Veränderungen bei den deutlichen Kronenverlichtungen (26 Prozent; 2013: 23 Prozent) gegeben. So ist der Kronenzustand der Kiefer unverändert geblieben, der der Fichte weist eine leicht negative Tendenz auf. Der auffällige Anstieg bei der Kronenverlichtung bei den Buchen von 35 auf 48 Prozent lässt sich durch die starke Eckernbildung (Fruktifikation) erklären. In Jahren, in denen die Buchen viele ihrer Früchte tragen, werden weniger Blätter gebildet, und die Kronen sind entsprechend schütter. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 ist eine gegenläufige Entwicklung bei Laub- und Nadelbäumen zu beobachten. Während es bei den Laubbäumen einen Anstieg bei den deutlichen und mittleren Kronenverlichtungen gibt, hat sich der Kronenzustand von Kiefern und anderen Nadelbäumen verbessert. Bei der Fichte gibt es keinen deutlichen Trend. Insgesamt dient die Bewertung der Baumkrone als Indikator für den Zustand des Waldes. Die Abweichung von einem voll benadelten beziehungsweise voll belaubten gesunden Baum der jeweiligen Art (Kronenverlichtung) wird in mehreren Stufen ermittelt. Die Schadstufen 2, 3 und 4 werden der Kategorie „deutliche Kronenverlichtungen“ zugeordnet. Das entspricht einer Kronenverlichtung von mehr als 25 Prozent. Schadstufe 1 mit Kronenverlichtungen zwischen elf und 25 Prozent gilt als Warnstufe. Schadstufe 0 umfasst alle Bäume mit bis zu zehn Prozent Kronenverlichtung. Die mittlere Kronenverlichtung ist der Mittelwert der Kronenverlichtung aller untersuchten Bäume.

+++ Viel Laub auf Deutschlands Eichen

Schöneberger Forum 2015 vorbereiten

Projekte zum PersonalrätePreis vorschlagen Das Schöneberger Forum 2015 greift unter dem Titel „Demokratie in der Dienststelle“ die zeitgemäße Weiterentwicklung des Personalvertretungsrechts auf.

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ngesichts der Herausforderungen, vor denen der öffentliche Dienst in den nächsten Jahren steht, soll die Arbeit der Personalräte nach Auffassung von HansBöckler-Stiftung und DGB wieder stärker als Ressource für die Dienststellen gesehen werden. Aus diesem Grund wird am 25. und 26. November das Thema „Mitbestimmung“ im Zentrum der zwei Veranstaltungstage stehen. Anmeldungen zum Schöneberger Forum 2015 sind ab Mai 2015 auf der Homepage www.schoeneberger-forum.de möglich. Zudem wird mit der Verleihung des Deutschen Personalräte-Preises 2015 erneut innovative Personalratsarbeit geehrt. Bewerbungen über Initiativen und Projekte aus den Jahren 2013 bis 2015 können bis zum 31. Mai 2015 unter www.dprp.de eingereicht werden. Zugelassen sind einzelne Personalratsmitglieder, Personalratsgremien und Arbeitsgruppen aber auch Dienststellen übergreifende PersonalratsKooperationen. Nicht zu vergessen: Jugend- und Auszubildendenvertretungen.

Gute Nachricht für die deutsche Eiche: Die jüngste Waldzustandserhebung, die das Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlicht hat, zeigt, dass bei den Eichen der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 42 Prozent auf 36 Prozent gesunken ist.

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ugleich erhöhte sich der Anteil der Eichen ohne Kronenverlichtung um fünf Prozent auf 24 Prozent. „Es freut mich, dass es der Eiche besser geht“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse. „Grade die Eiche verkörpert für viele Menschen DEN deutschen Wald schlechthin. Daher ist es schön, sagen zu können, ,Viel Laub auf Deutschlands Eichen‘“, so der Minister. Dies entbinde aber nicht, so Schmidt, von der Verantwortung, den gesamten Bestand des Waldes mit großem Verantwortungsge-

Tauersche Eichen

Foto: J.-H. Janßen CC BY-SA 3.0 Wikimedia Commons

Die Preis-Pokale 2015

Foto: bund-verlag.de

BMEL veröffentlicht die Zahlen zum Zustand des Waldes

Hintergrund: Ein Drittel der Landesfläche in Deutschland besteht aus Wald (11,4 Millionen Hektar). Die häufigsten Baumarten in Deutschland sind die Nadelbäume Fichte (26 Prozent) und Kiefer (23 Prozent), gefolgt von den Laubbäumen Buche (16 Prozent) und Eiche (elf Prozent). Für weitere Einzelheiten klicken Sie auf www.bmel.de. 䊏 BMEL

Letzte Meldungen

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Neuauflage aid-Heft 1588

Änderung Bundeswaldgesetz

Verkehrssicherungspflicht der Waldbesitzer

Forstliche Leistungen für das Gemeinwohl „Das Kartellrecht ist ein hohes Gut der Marktwirtschaft, das wir nicht infrage stellen. In der Forstwirtschaft muss der Wettbewerb jedoch dort seine Grenzen finden, wo forstliche Leistungen für das Gemeinwohl erbracht werden“, sagte die rheinland-pfälzische Forstministerin Ulrike Höfken am 3. Februar in Berlin.

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Foto: AID

ie Entwicklung des gesamtgesellschaftlich wichtigen Lebensraums Wald dürfe nicht allein unter Markt- und Wettbewerbsgesichtspunkten betrachtet werde. Höfken hatte anlässlich der aktuellen Gesetzesinitiative der Bundesregierung zur Änderung des Bundeswaldgesetzes zum

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as Rechtsproblem „Verkehrssicherungspflicht“ ist komplex, und nicht in allen Bereichen ist der gleiche Maßstab an die Kontroll- und Sicherungspflichten anzulegen, nicht zuletzt aufgrund der sehr unterschiedlichen Umstände des Einzelfalles. Was Waldbesitzer beachten müssen, wird in diesem Heft beschrieben. Das Heft enthält außerdem eine Übersicht wichtiger Urteile und Vorschläge zur Gestaltung von Vereinbarungen sowie für Formblätter, soweit diese zur Dokumentation erforderlich sind. Bestell-Nummer: 1588, ISBN/EAN 9783-8308-1172-5. Preis: 4,50 Euro zuzüglich einer Versandkostenpauschale von drei Euro. aid infodienst e. V., Heilsbachstraße 16, 53123 Bonn, Telefon 038204 66544, Telefax 0228 8499-200, E-Mail: [email protected], Internet: www.aid-medienshop.de. 䊏 aid

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Parlamentarischen Abend in die Landesvertretung Rheinland-Pfalz geladen. „Im Bundeswaldgesetz muss klargestellt werden, dass die Holzvermarktung erst nach der Bereitstellung des Holzes an der Waldstraße beginnt. Nur so kann sichergestellt werden, dass die staatliche Forstverwaltung die nachhaltige Forstwirtschaft im Privat- und Kommunalwald auch weiterhin flächendeckend unterstützen kann“, forderte Höfken. Die vorgelagerten forstlichen Maßnahmen, wie zum Beispiel die Holzauszeichnung oder die Holzernte, dienten hingegen ebenso wie die Forstplanung vorrangig dem Waldbau und damit auch dem Interesse der Allgemeinheit. Rheinland-Pfalz habe diese Änderung des Bundeswaldgesetzes auf der Agrarministerkonferenz angestoßen, um die gewachsenen länderspezifischen Strukturen der Waldbewirtschaftung im Sinne aller Waldbesitzenden für die Zukunft zu sichern. 䊏 mulewf.rlp

+++ Waldwegenetz dem Klimawandel anpassen

Extreme Wetterereignisse schaden den Forststraßen Mit der Zunahme von extremen Wetterereignissen steigt die Belastung nicht nur von Straßen, Schienen und Schifffahrtskanälen, sondern auch von Forstwegen. Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gehen für das Jahr 2050 von Straßenoberflächentemperaturen um die 65 Grad Celsius aus, die zum Aufsprengen von Fahrbahnen führen können.

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ber vor allem zunehmende Starkregen, Sturm, Hangrutschungen und Überschwemmungen machen den Forstleuten und ihrer Verkehrsinfrastruktur zu schaffen. Knapp 5000 Kilometer Waldwege allein im thüringischen Staatswald müssen widerstandsfähig gegen die Auswirkungen des Klimawandels gemacht werden. Hauptpunkt ist dabei die Dimensionierung von Entwässerungssystemen, die Straßenbefestigung sowie die Häufigkeit der Wegeunterhaltung. Da der forstliche Ökowegebau ausschließlich auf natürlichen, regional verfügbaren Baustoffen basiert und keine chemischen Zusatzstoffe wie Bitumen oder Asphalt kennt, ist dies für die Forstleute eine ingenieurtechnische Herausforderung. 䊏 Extreme Wetterereignisse schaden zunehmend den Forststraßen. ThüringenForst Foto: ThüringenForst

Im Wald gilt grundsätzlich „Betreten auf eigene Gefahr“. Allerdings sind einige wichtige Ausnahmen von dieser Regel zu beachten, die für die Waldbesitzer von Bedeutung sind. Das Heft geht auf wichtige Problembereiche ein und gibt Tipps und Hinweise.

Forstliche Mitteilungen • 3/2015

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Forstliche Mitteilungen • 3/2015

Umwelt

„Somos todos Saweto“ – „Wir sind alle Saweto“

UN-Klimakonferenz 2014 in Lima Der erste Tag der UN-Klimakonferenz 2014 in Lima beginnt mit einem traurigen Anlass. Gewerkschaften und indigene Gruppen finden sich in einer gemeinsamen Solidaritätsaktion zusammen, um zwei Witwen mit ihren Kindern zu unterstützen. Sie gehören den Ashinka an und kommen aus der Region Saweto im Amazonas. Sie fordern die peruanische Regierung auf, die Morde an ihren Ehemännern und Brüdern Quincima Leoncio Melendez, Jorge Rios Perez und Francisco Pinedo aufzuklären und endlich gegen illegale Abholzung im Amazonasregenwald Perus vorzugehen. mehr von den Pflanzen aufgenommen wird, sondern in der Atmosphäre verbleibt und somit das Klima aufheizt. Zum anderen ist die Nicht-Anerkennung der Rechte der Menschen, die seit Jahrhunderten in Einklang mit dem Regenwald leben, und die Zerstörung des Regenwalds stark miteinander verwoben. Ein Saweto-Vertreter erklärt: „Die Regierung erkennt unseren Kampf um die Anerkennung von Landrechten nicht an. Sie behandeln uns wie Tiere. Sie verkaufen unser Land an multinationale Unternehmen.

Die Frauen von Saweto wollen Gerechtigkeit für ihre ermordeten Ehemänner.

Foto: © Peco-Institut (Lisa Bauch)

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uincima, Jorge und Francisco dokumentierten die illegalen Aktivitäten von Unternehmen, um sie den Behörden vorzulegen. Eine äußerst gefährliche Tätigkeit, die sie mit ihrem Leben bezahlten. Nicht alle ihrer Leichen sind bisher gefunden. Die peruanischen Behörden ignorieren die Aufklärungsarbeit der indigenen Bevölkerungen und tun auch nichts, um die Morde aufzuklären. Was soll das auf der Klimakonferenz? Nun zum einen trägt die massive Abholzung des Regenwalds stark dazu bei, dass CO2 nicht

Aber wir leben dort. Unsere Großeltern lebten und starben hier. Ich bin so traurig. Leute hier in Lima reden über das Klima und wie man es schützen kann. Aber es sind die multinationalen Unternehmen und die Regierung, die sie lässt, die unsere Umwelt zerstören. Wir kämpfen um Landrecht, damit wir unsere Wälder beschützen können.“ Die Abholzungsmafia bewegt sich straflos in Peru. Oftmals sind es Ketten von SubUnternehmen, sodass es schwierig ist, die Verbindungen zu den eigentlichen Auftraggebern nachzuverfolgen. Ein ausgewachsener Mahagoni-Baum bringt 11 000 Dollar auf dem illegalen Markt. Nach der UNUmweltorganisation belaufen sich die Gewinne aus illegaler Abholzung weltweit auf 30 bis 100 Milliarden Dollar jährlich. Die WHO schätzt, dass in Peru 80 Prozent des Holzexports auf illegales Schlagen zurückgehen. Die peruanische Gesellschaft hat oft mit unverantwortungsvollen Praktiken beim Ressourcenabbau zu kämpfen. Es sind vor allem die armen Menschen, die darunter leiden und von ihrem Land vertrieben werden, damit Unternehmen und kleine Eliten maximalen Gewinn aus den natürlichen Ressourcen (Holz, Gold) des Landes ziehen können. Quincima, Jorge und Francisco und ihre Hinterbliebenen geben den oft sehr abstrakten Klimaverhandlungen ein Gesicht. Doch zeigt es auch, dass selbst wenn ein Abkommen auf internationaler Ebene zustande kommt, die Länderebene enorm wichtig bleibt, um eine klimafreundliche, gerechte, nachhaltige Entwicklung zu realisieren. Die peruanischen Gewerkschaften unterstützen die indigenen Communities, deren führende Persönlichkeiten oft selbst gewerkschaftlich organisiert sind. ILO 169 definiert, dass indigene Gemeinschaften das Recht haben, frei, rechtzeitig und informiert zu bestimmen, ob ein Entwicklungsprojekt, welcher Art auch immer, realisiert wird, wenn es Auswirkungen auf ihr Land oder Territorien hat. 䊏 Ein Beitrag von Lisa Bauch, Peco-Institut / IG BAU

Tropenholz

Forstliche Mitteilungen • 3/2015

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APP’s unabhängige Bewertung seiner Waldschutzpolitik durch Rainforest Alliance

Moderate Fortschritte Asia Pulp and Paper (APP) hat am 5. Februar die unabhängige Bewertung seiner Waldschutzpolitik (Forest Conservation Policy – FCP) durch die Rainforest Alliance begrüßt. Die Bewertung kommt zu dem Ergebnis, dass das Unternehmen moderate Fortschritte bei der Erfüllung seiner Zusagen gemacht hat.

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ie Waldschutzpolitik wurde am 5. Februar 2013 bekannt gegeben und markierte die dauerhafte Beendigung der Rodung aller Naturwälder entlang der gesamten Lieferkette sowie eine Reihe weiterer Maßnahmen. APP hat erkannt, dass die Einbindung der international anerkannten Organisation Rainforest Alli-

ance bei der Bewertung der Unternehmensfortschritte zusätzlich wertvolle Einblicke über die bisherige Arbeit bietet und die Transparenz dieser Maßnahme erhöht. Der Bewertungsbericht deckt den Zeitraum vom 5. Februar 2013 bis zum 15. August 2014 ab, zeigt die Fortschritte des Unternehmens in den vier Bereichen seiner Waldschutzpolitik

auf und beinhaltet zusätzliche für die FCP relevante Einschätzungen. Aida Greenbury, Direktorin für Nachhaltigkeit bei APP, sagte: „Die Waldschutzpolitik – entwickelt von APP, The Forest Trust (TFT) und Greenpeace – ist eine beispiellose Initiative. Sie setzt Maßstäbe, um ein neues Geschäftsmodell zur Umsetzung von Zero Deforestation entlang der Lieferkette zu erreichen. Rainforest Alliance erkennt unsere Fortschritte an, worüber wir uns freuen. Wir sind davon überzeugt, mit unserem Streben nach Zero Deforestation auf dem richtigen Weg zu sein – wie auch der heutige Bericht zeigt. 䊏 Auszug der PM von APP

Der World Wide Fund For Nature (WWF) ist da anderer Ansicht

Zum Kahlschlag-Stopp von APP

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in Audit der Rainforest Alliance hat jetzt die Ergebnisse von WWF und lokalen Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) bestätigt, dass es APP nicht gelingt, in den Konzessionengebieten die Entwaldung und illegalen Aktivitäten durch andere Beteiligten zu stoppen, auch nicht in Bereichen, die bereits von der Gesellschaft als besonders schützenswert und kohlenstoffreich identifiziert sind. „APP hat seine eigenen Kahlschläge gestoppt und eine breite Palette von Beurteilungskriterien eingeführt“, sagte Aditya Bayunanda, Wald Commodity Leiter WWF-Indonesien. „Aber auf dem Boden hat sich nicht viel verändert – Wälder verschwinden weiterhin, Torfböden werden

dit bestätigt und sollten die APP-Zentrale weiterhin entwässert und soziale Konflikte warnen. WWF hatte die Ankündigung von bleiben ungelöst. Das Unternehmen hat APP 2014 begrüßt, eine Million Hektar troauch versäumt, die Wälder zu schützen, zu pischer Ökosysteme über die gesetzlichen deren Erhaltung sie gesetzlich verpflichtet Anforderungen hinaus wieder herzustellen sind.“ und zu erhalten als die richtige Ausgleichs„Es gibt keine konkreten Pläne, wo Wälder maßnahme für die Abholzung von schätwieder aufgeforstet oder erhalten werden, zungsweise zwei Millionen Hektar Tropenund mit welcher Finanzierung.“ wald. Es gibt auch keinen Fortschritt bei den Maß„Nach zwei Jahren der Bewertungen und nahmen, um die Auswirkungen auf das Klider Planung muss APP seine Maßnahmen ma durch die großen Zugeständnisse von verstärken. Jetzt verspricht APP den WanAPP beim Torf zu reduzieren. Die Rainfodel, und der WWF verspricht, die nächsten rest Alliance-Prüfung ergab, dass APP außer Schritte zu überwachen, um zu dem Baustopp für neue Entwässehen, wie ernst es um die Retserungkanäle keine weiteren tung der Wälder ist“, sagte Rod Maßnahmen traf, um die TreibTaylor, Direktor des Forstprohausgasemissionen bei der Trogramms bei WWF Internatiockenlegung von über einer Milnal. „APP-Kunden sollten die lion Hektar Moorland zu verGefahren des Geschäfts mit eiringern. ner Firma beachten, die noch Der WWF ist auch sehr besorgt nicht die Entwaldung und über den fehlenden Fortschritt Kohlenstoffemissionen aus bei der Lösung von Hunderten Rücksichtslose Rodungen sind nur Torf in ihren Holzversorsozialer Konflikte. Die Ergebunter hohen Kosten gungsgebieten beseitigt hat. 䊏 nisse der lokalen NGOs wurauszugleichen. WWF International den im Rainforest Alliance AuFoto: © Eyes on the Forest

Zwei Jahre nach der Ankündigung von Asia Pulp & Paper (APP) mit dem Versprechen einer neuen „Waldschutz“-Politik Stopp der Kahlschläge verschwinden die Wälder noch immer.

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Forstliche Mitteilungen • 3/2015

Umwelt

Der Boden und Biokraftstoffe

Fahrt in die falsche Richtung Der Anbau von Pflanzen für Biokraftstoffe verdrängt die Nahrungsmittelproduktion, belastet die Natur und ist wenig effizient – ein Kapitel aus dem Bodenatlas.

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öden bergen Energie. Auf ihnen wächst Biomasse, sie sind die Lagerstätten der fossilen und geothermischen Energiereserven, und schließlich bieten sie Flächen für Solar- und Windenergieanlagen. Mit dem globalen Energieverbrauch steigt auch der Flächenverbrauch dafür. Zu den klassischen fossilen Energieträgern Kohle, Erdöl und Erdgas sind in den vergangenen zwanzig Jahren neue hinzugekommen, vor allem Teersand, Schiefergas und zuletzt die Bioenergie. In Kanada umfasst das Abbaugebiet von Teersand 15 Millionen Hektar. Zum Vergleich: Ostdeutschland ist zehn Millionen Hektar groß. Die Förderung von Öl daraus lag 2012 bei 1,9 Millionen Barrel pro Tag. Bei einem Welterdölverbrauch von 90 Millionen Barrel pro Tag verfügt Kanada schon heute über einen beträchtlichen Marktanteil.

Der Abbau von Teersanden verbraucht Flächen, Energie und Wasser. Um an die 30 Meter tief liegende Schicht zu gelangen, muss zunächst meist Wald gerodet und der Mutterboden abgetragen werden. Bei der Trennung von Boden und Öl entsteht die vierfache Menge an Treibhausgasen wie bei der Raffinierung konventionellen Öls. Für je 159 Liter Öl (ein Barrel) aus Teersand fallen 636 Liter toxisches Abwasser an. Die genutzte Fläche sieht aus wie eine Mondlandschaft. Die Gewinnung von Schiefergas mittels Fracking machte 2010 in den USA bereits 20 Prozent der Erdgasförderung aus. 2035 sollen es 46 Prozent sein. In Betracht kommt dafür rund ein Zehntel des Staatsgebiets. Die hierfür genutzten Böden sind von Förderanlagen, der petrochemischen

Bodenatlas 2015: Land wird zur knappsten Ressource der Welt Warum wird Land immer teurer? Wie viel Boden verbrauchen wir? Und wem gehört der Großteil des Landes? Diese Fragen beantwortet der zum Jahresanfang herausgegebene Bodenatlas 2015 – mit einer erschreckenden Bilanz.

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um internationalen Jahr des Bodens präsentiert der Bodenatlas Daten und Fakten über die Bedeutung und den Zustand von Land, Böden und Ackerflächen in Deutschland, Europa und weltweit. In bewährter Tradition bietet der Bodenatlas in zahlreichen Grafiken und

Textbeiträgen einen aktuellen Einblick in den Zustand und die Gefährdung der Böden, von denen wir leben. Der Bodenatlas wird kostenlos herausgegeben von der Heinrich-BöllStiftung in Zusammenarbeit mit BUND, IASS und Le Monde diplomatique. Der Bodenatlas liegt in einer gedruckten Version vor, als PDF und als Online-Dossier. Nähere Infos unter www.boell.de/de/tags/bodenatlas. 䊏 Heinrich-Böll-Stiftung, IASS, BUND, Le Monde diplomatique

Infrastruktur und Verschmutzung geprägt; die in der Tiefe eingesetzten Chemikalien sind nicht abbaubar. Auch die Förderung konventioneller Energieträger zerstört die Böden: Bereits 40 Prozent der Braunkohletagebaue in Deutschland sind geflutet und oftmals nur noch für Wassersportler interessant. Eine Rekultivierung scheitert meist an den Kosten und wäre ohnehin kein gleichwertiger Ersatz für die ursprüngliche Qualität der Ökosysteme, besonders des Bodens. Vonseiten der Politik werden Erneuerbare Energien, etwa solche aus Biomasse, stark gefördert. Sie sollen das Klima entlasten und die Abhängigkeit von endlichen Ressourcen mindern. In Europa sieht die EURichtlinie für Biokraftstoffe vor, dass im Jahr 2020 mindestens zehn Prozent der für den Transport verwendeten Kraftstoffe mit erneuerbaren Rohstoffen produziert werden sollen. In Deutschland wird mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz die Produktion von Biomasse und Biogas für die Stromund Wärmeerzeugung gefördert. Hierfür werden meist energiehaltige Pflanzen, wie Mais oder Raps, angebaut. Doch die Entlastung des Klimas durch Biokraftstoffe und Biogas ist gering. Die „geerntete“ Energie pro Quadratmeter liegt im Jahresdurchschnitt bei einem Zehntel derjenigen von Wind- oder Solaranlagen. Die energetische Verwendung von Biomasse erscheint zunächst klimaneutral: Sie entzieht der Atmosphäre während ihres Wachstums durch Fotosynthese Kohlenstoffdioxid. Die gleiche Menge des Treibhausgases wird dann bei der Energieerzeugung mit dieser Biomasse wieder freigesetzt. Diese Betrachtung vernachlässigt jedoch drei Punkte: 䊉 Die Produktion der Biomasse erfordert zusätzliche Energie, sei es für Wachstum, Ernte, Verarbeitung oder den Transport. Wenn Gülle als Dünger eingesetzt wird, wird Methan emittiert, ein Treibhausgas mit der 25-fachen Treibhausgaswirkung von CO2. Beim Einsatz von chemischen, stickstoffhaltigen Düngemitteln entweicht ein Teil des Stickstoffs als

Umwelt

Quellen und weitere Informationen: • IEA, Energy Technology Perspectives 2012: Technology Roadmap: Biofuels for Transport – Foldout • Leopoldina. Stellungnahme Bioenergie – Möglichkeiten und Grenzen, 2013 (PDF, S. 23) • US Energy Information Administration: International Energy Statistics

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Auf Feldern wachsen Pflanzen für täglich fast 300 Millionen Kubikmeter Biokraftstoff. Bei täglich fast 800 Millionen Hungernden ein ethischer Konflikt.

Welche Kriterien bei der Erzeugung von Energie auch angelegt werden – im Effizienzvergleich schneidet Bio oft schlecht ab.

Grafiken: Creative Commons (CC-BY-SA) – Heinrich-Böll-Stiftung, BUND, IASS und Le Monde diplomatique

Lachgas; es hat die 300-fache Treibhausgaswirkung von CO2. Diese Emissionen müssen auf die Biomasse angerechnet werden. Erst so kann auch die EnergieRentabilität verschiedener Produkte verglichen werden. 䊉 Der Produktion von Biomasse geht in der Regel eine andere Bodennutzung voraus. Bei Umwidmung von Land können Emissionen entstehen, die ebenfalls der Biomasse zuzurechnen sind. Erst recht gilt dies, wenn dafür Wald gerodet oder Weideland umgebrochen werden muss. 䊉 Wie viele Emissionen durch indirekte und direkte Produktionsverfahren und Änderungen der Landnutzung entstehen, ist noch nicht sicher geklärt. Neben der Treibhausgasbilanz von Biomasse sind auch die Auswirkungen der Produktion auf Biodiversität, Wasserhaushalt und Bodenqualität ungenügend erforscht. Ungeachtet dessen expandieren weltweit die Monokulturen und bringen neue, ebenfalls die Umwelt belastende globale Handelsströme hervor, sei es für Holzpellets, Biodiesel oder Ethanol. Durch die Monokulturen der Herkunftsländer sinkt die Biodiversität, der Verbrauch von Wasser und der Einsatz von Chemikalien steigt. Und: Böden, auf denen energetische Biomasse produziert wird, können nicht für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden. Bei derzeit weltweit 800 Millionen hungernden Menschen zeigt sich hier auch ein ethischer Konflikt. Biomasse kann energetisch sinnvoll genutzt werden, wenn dazu landwirtschaftliche Reststoffe und Abfälle eingesetzt werden. Die UN-Landwirtschaftsorganisation und die Weltbank empfehlen mit Blick auf die Zahl der Hungernden, alle staatlichen Anreize für Agrartreibstoffe zu beenden. Das Fördersystem der energetischen Biomasseproduktion mit seinen Fehlanreizen sollte jedenfalls grundlegend überarbeitet werden, um weitere soziale und ökologische Schäden zu vermeiden. 䊏 Hannes Peinl und Karolina Tomiak

Forstliche Mitteilungen • 3/2015

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Forstliche Mitteilungen • 3/2015

Aus den Regionen

Auch die Landkreise müssen sich kritischen Fragen stellen

Die Neuorganisation braucht ih Entsprechend der Jahreszeit glichen im Februar mancherorts die Aktionen in Sachen Kartellverfahren in Baden-Württemberg einem bunten fastnächtlichen Treiben. Doch der Ernst der Lage brachte vor Ort niemanden zum Lachen.

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m 26. Januar unterrichtete MD Wolfgang Reimer vom MLR die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und andere Verbände in einer Besprechung darüber, dass mit sofortiger Wirkung das Land Baden-Württemberg seine Verpflichtungszusage gegenüber dem Kartellamt zurückgenommen habe. Begründet wurde dieser Schritt damit, dass das Kartellamt in einer rechtlichen Würdigung die abgegebene Verpflichtungserklärung in wesentlichen Punkten konterkariert und das Verhandlungsergebnis auf den Kopf gestellt habe. So bewertete das Bundeskartellamt die Periodische Betriebsplanung, die forsttechnische Betriebsleitung im Körperschaftswald und den Revierdienst als wirtschaftliche Tätigkeiten, die dem Wettbewerb zu öffnen wären. Auch forderte das Bundeskartellamt weiterhin kostendeckende Entgelte für sämtliche Betreuungsleistungen, also neben der reinen Wirtschaftsverwaltung auch für die oben angeführten Aufgaben. Die Landesregierung ist der Auffassung, dass auf dieser Grundlage und der

damit verbundenen Rechtsunsicherheit es nicht möglich gewesen wäre, den notwendigen parlamentarischen Gesetzgebungsprozess, unter anderem zu einer Änderung des Landeswaldgesetzes, zu initiieren und eine neue flächendeckende und zukunftsfähige Forstorganisation aufzubauen. Die Rücknahme der Verpflichtungszusage erfolgte in enger Abstimmung mit den Kommunalen Landesverbänden. Die IG BAU und andere haben kritisiert, dass das Land sowohl über die neue Sachlage wie auch die eingeleiteten Abstimmungsprozesse weder die IG BAU noch den Landesforstwirtschaftsrat unterrichtet und eingebunden hat. Wie soll der Landesforstwirtschaftsrat seiner Beratungsaufgabe für die Politik nachkommen können, wenn er vor vollendete Tatsachen gestellt wird und auch nicht über die notwendigen Informationen verfügt? Hier hat die propagierte grüne Beteiligungspolitik auf hohem Niveau versagt. Da davon auszugehen ist, dass das Bundeskartellamt nunmehr mit einer Anweisung eine entsprechende Neuordnung des Verkaufs von Nadelstammholz regeln wird, hat die IG BAU gefordert, dass hier das Land mit seinem Fachwissen den Stadtund Landkreisen bei Organisationsfragen behilflich ist. „Es kann nicht sein, dass die 44 Stadt- und Landkreise jeweils für sich das Rad neu erfinden“, verdeutlichte Martin Schwenninger seine Befürchtung, dass nach dieser Sachlage dort unmittelbar ein wildes Chaos des Neuorganisierens ausbre-

chen könnte. Zumindest Blaupausen, die adaptierbar sind, und eine enge Zusammenarbeit mit den Kreisen hat MD Reimer als Selbstverständlichkeit gesehen. Der Präsident des Bundeskartellamts hat beim Winterkolloquium an der Universität Freiburg (29. und 30. Januar) angekündigt, dass bald ein neuerlicher Beschlussentwurf des Bundeskartellamts als drittes Anhörungsschreiben zu erwarten wäre und dazu dann als nächster Schritt das Land und die Beigeladenen dann nochmals Stellung nehmen könnten. Obwohl damit eindeutig klar ist, dass niemand genau wissen kann, wie die Rahmenbedingungen vonseiten des Kartellamts für die Zukunft der Forstwirtschaft in Baden-Württemberg sein werden, laufen auf den unteren Forstbehörden Planungen für eine Neuorganisation in alle möglichen Richtungen. „Widersprüchlicher und chaotischer als im Moment könnten die vorbereiteten Organisationsplanungen gar nicht sein“, beschreibt Martin Schwenninger die Sachlage bei einer Vorstandssitzung. Die IG BAU erwartet, dass bei aller Ungeduld erst einmal die Reaktion des Kartellamts abgewartet wird. Noch hat das Bundeskartellamt die Türen für weitere Verhandlungen nicht zugeschlagen. Auch konnte niemand sagen, ob es nicht möglich gewesen wäre, mit dem Kartellamt auf der Grundlage der Verpflichtungsermächtigung zu annehmbaren Ergebnissen zu kommen. Manch einer, der beim Winterkolloquium an der Universität

Auf großes Interesse stieß das Winterkolloquium der Universität Freiburg, das sich unter dem Thema „Abschied und Aufbruch“ auch mit dem laufenden Kartellrechtsverfahren in Sachen Holzvermarktung gegen das Land Baden-Württemberg befasste.

Baden-Württemberg

Aus den Regionen

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Landesregierung kneift beim Personal

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Waldnaturschutz

Freiburg die Vorträge verfolgte, äußerte die Befürchtung, dass hier nur die halbe Wahrheit auf den Tisch gekommen sei und die Beschäftigten gänzlich zum Spielball von politischen Interessen geworden seien. Martin Schwenninger ist denn auch überrascht und ein Stück weit verärgert, dass bei der jetzigen Diskussion so getan wird, als ob die bestehende Organisation der Forstverwaltung in Baden-Württemberg optimal sei. Aus seiner persönlichen Sicht, die sich nicht unbedingt mit der Mehrheitsmeinung der Mitgliedschaft deckt, hat die bestehende Organisationform erhebliche Mängel, weil unter anderem Personal und Betrieb getrennt sind. Immer noch sind die Landkreise nur eingeschränkt bereit, den Aufgaben als Arbeitgeber in der Arbeitssicherheit nachzukommen. Personalentwicklung findet nicht mehr statt, im Revierdienst gibt es keine Spitzenämter mehr, Beförderungen wurden zwar schnell umgesetzt, doch gibt es so gut wie keine Aufstiegsperspektiven für Revierleiterinnen und Revierleiter, und vielerorts endet die forstliche Welt des Denkens abrupt an der Landkreisgrenze. Zehn Jahre nach der Kommunalisierung und bei der anstehenden Reformierung gehört aus Sicht von Schwenninger auch eine sachliche Bilanzierung der jetzigen Organisationsform auf den Tisch, die nicht schöngeredet wird, weil aus guten Gründen sich jeder vor Veränderung fürchtet. 䊏 Martin Schwenninger

Bereits im Herbst 2014 hat das Land Baden-Württemberg für den Staatswald eine Gesamtkonzeption Waldnaturschutz verabschiedet. Die Waldnaturschutzstrategie wurde unter breiter Beteiligung von Fachgremien, Praxis und Öffentlichkeit in den Jahren 2011/12 erarbeitet und ist in die Naturschutzstrategie des Landes aus dem Jahr 2013 eingebettet.

Fotos: Martin Schwenninger

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an hat sich darauf verständigt, die zehn dringlichsten Handlungsschwerpunkte als primäre Ziele im Waldnaturschutz herauszustellen. Damit sind andere Naturschutzziele aber nicht beiseitegeschoben, stehen aber nicht so prominent im Fokus. Die IG BAU hat sich aktiv an der Erarbeitung der Konzeption beteiligt und begrüßt diese von den Inhalten her. Allerdings weist die Konzeption zwei grundlegende Mängel auf, die deren Erfolg schon bei Verabschiedung infrage stellen: 1. Die Waldnaturschutzkonzeption berücksichtigt nicht, dass zur Umsetzung ein erhöhter Personalbedarf entsteht. 2. Die zusätzlichen Kosten für die Umsetzung der Konzeption und die Mindereinnahmen gehen zulasten von

ForstBW und werden nicht als Leistungen der Daseinsvorsorge für die Allgemeinheit aus dem Landeshaushalt erstattet. Bei beiden Fragen hat die rot-grüne Landesregierung gekniffen und die Last und eventuellen Misserfolg auf die Beschäftigten verschoben. Gerade Aus- und Fortbildung in Naturschutzfragen, Beteiligung von Bürgern und Naturschutzgruppen, Umsetzung, erweiterte Dokumentationspflichten bedeuten einen erheblichen Mehraufwand für Försterinnen und Förster vor Ort und benötigen mehr Personal. Darauf haben auch die Naturschutzverbände hingewiesen. Auch sie sehen die Försterinnen und Förster vor Ort als Erfolgsgaranten für eine gut gelebte Naturschutzarbeit. 䊏 Martin Schwenninger

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Forstliche Mitteilungen • 3/2015

Jahresarten

2015

Tiere, Pflanzen und Flusslandschaft des Jahres 2015

Die Vielseitigkeit der Natur

Jedes Jahr rufen verschiedene Naturschutzverbände und Institutionen besondere Pflanzen, Tiere, Landschaften und Biotope aus. Wir veröffentlichen eine Zusammenstellung.

Gefährdete Nutztierrasse des Jahres

Baum des Jahres

Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH), Am Eschbornrasen 11, 37213 Witzenhausen, Telefon 05542 1864, Internet: www.g-e-h.de

Der Habicht Der Habicht ist eine Greifvogelart, die zur Familie der Habichtartigen gehört. Das Verbreitungsgebiet der Art umfasst die arktischen bis subtropischen Zonen der Holarktis. Habichte ernähren sich überwiegend von kleinen bis mittelgroßen Vögeln und Säugetieren. Naturschutzbund Deutschland (NABU), 10108 Berlin, Telefon 030 284984-0, Fax 030 284984-2000, Internet: www.nabu.de

Foto: Rennfahrersepp, Wikimedia Commons

Reptil des Jahres

Europäische Sumpfschildkröte Sie ist eine kleine bis mittelgroße, fleischfressende und überwiegend im Wasser lebende Schildkröte, außerdem die einzige Schildkrötenart, die – wenn auch selten – in Mitteleuropa (auch Deutschland) natürlich vorkommt. Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DHGT), Postfach 120433, 68055 Mannheim, Telefon 0621 86256490, E-Mail: [email protected]

Der Feldahorn (Maßholder) eine Pflanzenart aus der Gattung der Ahorne in der Familie der Seifenbaumgewächse. Maßholder leitet sich von der früheren Verwendung der Pflanze als Speisebaum ab, Holder bezieht sich auf den holunderartigen Wuchs. Kuratorium „Baum des Jahres“, Dr. Silvius Wodarz, Kneippstraße 15, 95615 Marktredwitz, Telefon 09231 985848, E-Mail: [email protected]

Fisch des Jahres

Der Huchen Foto: Liquid Art, Wikimedia Commons

Foto: Norbert Kenntner, Wikimedia Commons

Vogel des Jahres

Der Huchen, auch Donaulachs oder Rotfisch, aber auch ‚Donauzalm‘ genannt, besiedelt die Äschen- und Barbenregion von Flüssen, vor allem der oberen und mittleren Donau. Der Huchen ist auch ein Speisefisch. Er ist allerdings selten und stark vom Aussterben bedroht. Deutscher Angelfischerverband (DAFV), Weißenseer Weg 110, 10369 Berlin, Telefon 030 97104379, E-Mail: [email protected]

Blume des Jahres Foto: Christian Fischer, Wikimedia Commons

Foto: Milerski

Das Deutsche Karakul ist ein Steppenschaf mittlerer Größe. Es kommen mehrere Farbschläge vor. Schwarz (arabi) ist am häufigsten, graue (schiras) und braune (kombar) Tiere sind seltener. Lämmer werden in der jeweiligen Grundfarbe geboren.

Der Feldahorn Foto: Rosenzweig, Wikimedia Commons

Deutsches Karakulschaf

Gewöhnlicher Teufelsabbiss Der Gewöhnliche Teufelsabbiss, auch einfach Abbiss oder Teufelwurz und Teufelsbiss genannt, ist eine Wiesenstaude aus der Unterfamilie der Kardengewächse. Innerhalb der Gattung Succisa sind noch zwei weitere Arten bekannt. Stiftung Naturschutz Hamburg, Steintorweg 8, 20099 Hamburg, Telefon 040 243443, E-Mail: [email protected]

Jahresarten

Der Silbergrüne Bläuling

Der Pilz wächst auf abgestorbenen Bäumen. Die zunehmende Nutzung von Totholz aus den Wäldern, unter anderem zum Heizen, schone zwar die Vorräte an fossilen Brennstoffen, reduziere aber den Lebensraum für viele Organismen.

Der Silbergrüne Bläuling ist ein Schmetterling (Tagfalter) aus der Familie der Bläulinge. Die Art besiedelt trockene und sonnige, schwach bewachsene Habitate und kommt trotz des Rückgangs solcher Lebensräume meist noch häufig und in großen Individuenzahlen vor.

Die Vierfleck-Zartspinne ist eine Spinnenart aus der Familie der Zartspinnen. Sie ist in Mitteleuropa weit verbreitet und häufig und unverwechselbar durch die markanten vier kleinen schwarzen Dreiecke am Hinterleib charakterisiert. Arachnologische Gesellschaft, c/o Christoph Hörweg, Naturhistorisches Museum, Burgring 7, A-1010 Wien, Telefon +43 1 52177-515, E-Mail: [email protected]

Foto: Albert Herring, Wikimedia Commons

Arzneipflanze des Jahres

Fleischfarbenes Knabenkraut Das Fleischfarbene Knabenkraut ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimetern erreicht. Der Geophyt bildet handförmig geteilte Knollen als Überdauerungsorgane. Arbeitskreise Heimische Orchideen (AHO), Richard Lorenz, Leibnizstraße 1, 69469 Weinheim, Telefon 06201 17583, E-Mail: [email protected]

Flusslandschaft des Jahres

Das echte Johanniskraut

Die Argen

Volkstümlich wird es auch als Herrgottsblut bezeichnet. Es findet Anwendung als Heilpflanze. Schon die Germanen verehrten das Johanniskraut als Lichtbringer und Symbol für die Sonne.

Die Argen ist mit einer mittleren Wasserführung von rund 20 m³/s der drittgrößte Zufluss in den Bodensee und somit ein Nebenfluss des Rheins.

Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen“, Dr. Johannes G. Mayer, Oberer Neubergweg 10 a, 97074 Würzburg, Telefon 0170 1667036, E-Mail: [email protected]

Staude des Jahres

Foto: Corradox (wikimedia.org)

Foto: $Mathe94$, Wikimedia Commons

Vierfleck-Zartspinne

BFA Entomologie im NABU, c/o Werner Schulze, Samlandweg 15a, 33719 Bielefeld, Telefon 0521 336443, E-Mail: [email protected]

Orchidee des Jahres Foto: Bernd Haynold, Wikimedia Commons

Deutsche Gesellschaft für Mykologie, c/o Peter Karasch, Taubenhüller Weg 2a, 82131 Gauting, Tel. 089-89357350, E-Mail: [email protected]

Foto: Kulac, Wikimedia Commons

Die Becherkoralle

Spinne des Jahres

Foto: Christian Fischer, Wikimedia Commons

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Insekt des Jahres

Naturfreunde Deutschlands, Warschauer Straße 58a, 10243 Berlin, Telefon 030 29773260, E-Mail: [email protected] Deutscher Angelfischerverband (DAFV), Weißenseer Weg 110, 10369 Berlin, Telefon 030 97104379, E-Mail: [email protected]

Schmetterling des Jahres

Die Segge

Das Rote Ordensband

Seggen sind eine Gattung aus der Familie der Sauergrasgewächse mit bis zu etwa 2000 Arten, die meist in den kalten und klimatisch gemäßigten Zonen vorkommen. Einige wenige Arten können schon im ersten Jahr blühen und fruchten und überdauern dann nicht.

Das Rote Ordensband ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Eulenfalter und erreicht eine Flügelspannweite von 78 bis 84 Millimeter. Die Hinterflügel sind rot und weisen zwei breite, schwarze Bänder auf.

Bund deutscher Staudengärtner, Godesberger Allee 142–148, 53175 Bonn, Telefon 0228 8100251, E-Mail: [email protected]

Foto: Opuntia, Wikimedia Commons

Foto: Dan Molter, Wikimedia Commons

Pilz des Jahres

Forstliche Mitteilungen • 3/2015

BUND NRW Naturschutzstiftung, Merowingerstraße 88, 40225 Düsseldorf, Telefon 0211 302005-14, E-Mail: [email protected]

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Aus den Regionen

Forstliche Mitteilungen • 3/2015

Bayern

LV Bayern und bayerische Fachgruppen Forstwirtschaft treffen sich

Terminankündigung Seminar der IG BAU-Landesvertretung Bayern und der Fachgruppen am 17. und 18. April 2015 in Bernau am Chiemsee, Hotel „Farbinger Hof“.

17. April 12 Uhr Impulsreferate: „BaySF 2005 – 2015: Wo sind wir gestartet, wo stehen wir jetzt?“ NN, Hubert Babinger, Petra Neugebauer. 14 Uhr Seminar zu den Themen: „Gerechte Verteilung der Arbeit“, „Berufsperspektiven“, „Gerechte Entlohnung“. 18. April 10 Uhr Diskussion der Ergebnisse mit dem Vorstand der BaySF, Martin Neumeyer und Reinhard Neft.

Tagungsort ist das GEW-Seminarhotel „Farbinger Hof“ in Bernau am Chiemsee.

Mehr Informationen und Anmeldeunterlagen im Internet unter www.igbau-forst-natur-bayern.de.

Anmeldung: Andreas Schlegel, Telefon 08082 948019. 䊏 LV Bayern

Forstinspektorenprüfung 2014 in Bayern In der Zeit vom 8. bis 16. Oktober fand die Forstinspektorenprüfung an der Forstschule Lohr am Main statt.

Ort der Handlung: Forstschule Lohr am Main

Foto: Kristina Rupprecht

A

n der Prüfung nahmen wie 2013 63 junge Kolleginnen und Kollegen teil. Folgende Ergebnisse wurden erzielt: 䊉 5 x die Note Gut, 䊉 40 x die Note Befriedigend, 䊉 13 x die Note Ausreichend, 䊉 5 x die Note Mangelhaft. Wir wünschen allen Absolventinnen und Absolventen einen guten Start in ihr Berufsleben! 䊏 LV Bayern

Foto: GEW

„Bayerische Staatsforsten 2025 – Wo wollen wir stehen?“

Hessen

Aus den Regionen

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Hessische Forstbeschäftigte in der Tarif- und Besoldungsrunde

Gemeinsam für Mehr!

F

ür die Arbeitnehmer (Arbeiter und Angestellte) regeln sich die Entgelte und die Arbeitsbedingungen durch das Tarifvertragsgesetz somit letztlich per Tarifvertrag. Für die Beamtinnen und Beamten werden die Besoldungen und Arbeitsbedingungen in Gesetzen festgelegt. Unser Wirtschaftssystem und unsere Gesetze sehen vor, dass die Gewerkschaften und die Arbeitgeber im Rahmen von Tarifverhandlungen zu einem Ergebnis, also zu einem Tarifabschluss, kommen. Ein für die Arbeitnehmer erreichtes Tarifergebnis wurde dann meist 1:1 auf die Beamtinnen und Beamten übertragen. Die Übertragung 1:1 erfolgte aus Fürsorgepflicht des Landes gegenüber seinen Beamtinnen und Beamten (Alimentationsgrundsatz). Dieser Grundsatz sollten und dies hat das Bundesverwal-

tungsgericht bestätigt, die Beamtinnen und Beamten nicht von der tariflichen Entwicklung abkoppeln. Eine Tarifrunde kann sich immer zu einem Arbeitskampf entwickeln, wenn sich die Tarifvertragsparteien nicht einigen. Arbeitnehmer können ihrer Forderung durch (Warn-)Streik Nachdruck verleihen und gegebenenfalls so zu einem annehmbaren Ergebnis gelangen. Ob Beamtinnen und Beamte ein Streikrecht haben, damit auch sie ihre Forderungen durchsetzen können, ist mittlerweile umstritten und wird zurzeit auf dem gerichtlichen Weg geklärt. Die Frage „Haben Beamte ein Streikrecht?“ ist aus zwei Gründen aufgetreten. Erstens, hat die Europäische Menschenrechtskonvention den Beamten ein Streikrecht zugestanden außer, wenn sie hoheitliche Aufgaben haben und zweitens, haben sich Landesregierungen, wie das Land Hessen, nicht mehr an die 1:1Übertragung gehalten. Die Koalitionsparteien der hessischen Landesregierung haben vertraglich vereinbart, dass die Besoldung der Beamtinnen und Beamten unverändert bleibt, also eine Nullrunde und für den Rest der Legislaturperiode pro Jahr nur ein Prozent Besoldungserhöhung. Will die Landesregierung nicht weiter gegen den Alimentationsgrundsatz verstoßen und gegen die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, muss sie

deshalb einen Tarifabschluss vereinbaren, der für das Jahr 2015 eine Null vorsieht und für die weiteren Jahr jeweils ein Prozent. Mit solch einem Ergebnis werden sich aber die Tarifbeschäftigten auf keinen Fall zufriedengeben, weil die Forderung für die Tarif- und Besoldungsrunde 2015 schon 5,5 Prozent beträgt. Auch die Beamten als die größte Beschäftigungsgruppe lehnen dies ab. Die beschriebene Problematik kann zu einer Tarifauseinandersetzung führen und dabei ist (Warn-) Streik nicht ausgeschlossen. Die forstlichen Arbeitnehmer können nach einem entsprechenden Aufruf der IG BAU streiken. Die Forstbeamtinnen und Forstbeamten nicht, da sie hoheitliche Aufgaben besitzen. Aber ihre solidarische Unterstützung in anderer Form, außer Streik, ist gefordert. Das Motto für die in der Forstwirtschaft Beschäftigten muss lauten: Um in dieser problematischen Tarif- und Besoldungsrunde 2015 zu einem befriedigenden Ergebnis zu gelangen, stehen Arbeitnehmer und Beamtinnen und Beamte zusammen und werden sich nicht auseinanderdividieren lassen. Wir beteiligen uns gemeinsam an den Aktionen der Gewerkschaft. 䊏 Landesvertretung Forsten und Naturschutz und Fachgruppe Forstwirtschaft Hessen

Foto: IG BAU

In gewissen Abständen finden Tarif- und Besoldungsrunden für die Beschäftigten beim Land Hessen statt. Davon betroffen sind im Forstbereich die Waldarbeiter, welche unter dem Geltungsbereich des TV-Forst Hessen fallen, die Angestellten bei HESSEN-FORST, welche dem Geltungsbereich des TV-H unterliegen und die Beamtinnen und Beamten in Forsten.

Früherer Warnstreik

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Forstliche Mitteilungen • 3/2015

Aus den Regionen

Verantwortlich für Hessen – Ministerpräsident Volker Bouffier – Blindflug in Hessen

Glosse zur Posse

U

nser oberster Regent hier im Land ist gewissen Traditionen politischer Handlungsweisen verpflichtet und versucht nun, uns schon wieder über den Tisch zu ziehen und uns die dabei entstehende Reibungshitze als Nestwärme zu verkaufen. Es reicht nicht mehr, dass man uns die Arbeitszeit auf 42 Stunden erhöht hat, dass die neu eingestellten Förster im Angestelltenverhältnis rund 500 Euro pro Monat weniger verdienen, dass die Übertragung der Tarifabschlüsse regelmäßig verschleppt wurde, dass wieder Hunderte von Stellen abgebaut werden, deren Arbeit man auf die Restmannschaft verteilt. Nein, man muss diesen Rest auch noch gleichzeitig von der allgemeinen Gehaltsentwicklung mit Nullrunden abhängen und mit Beihilfekürzungen zusätzlich abstrafen. Für diese Vorstellung von Fairness schlage ich den Begriff „Alternierende Lohnerhöhung“ vor, das klingt besser als das Wort Beschiss! Denn das ist nicht fair! Da stellt sich die Frage, ob die Landesregierung die richtige Prioritäten setzt? Für Hessen erinnere ich an den Flughafen KasselCalden. Der kostete 271 Millionen bei Vorausschätzung 151 Millionen Euro, im zweiten Betriebsjahr 2014 wurde die Passagierplanzahl mit nur 14 Prozent erfüllt. Weil dort jetzt so gut wie nichts fliegt, sollen wohl wenigstens Beamte beziehungsweise „öffentliche Dienst-Beschäftigte“ fliegen. Die vorangegangenen Verluste bei Frankfurt-Hahn hätten als Warnung ausreichen können. Hieran ist Hessen zwar nur mit 17,5 Prozent beteiligt. Aber als Mitbesitzer

Regionalflughafen Kassel: Baukosten 271 Millionen Euro, Betriebsgesamtverlust 6,81 Millionen Euro in 2013, für 2014 geschätzte 8,1 Millionen Euro

der Fraport an deren hohen Investitionsverlusten beteiligt. So teure und viele Fehlinvestitionen kann sich einfach keiner leisten. Möglicherweise kostet uns die Korrespondenz mit der RWE auch noch mal 235 Millionen Euro. Geld, das dann versiebt ist, und das wir bezahlen müssen. Oder beträgt das Risiko gar 890 Millionen? Erklärt dies den tarifpolitischen Vandalismus? Diäten und Kostenpauschalen steigen automatisch und ohne Debatten und richten sich nach den allgemeinen Lohnerhöhungen und der Preissteigerung. Klar, das muss man erst wieder irgendwo reinholen. Die Steigerungen der Besoldung wurden von vornherein begrenzt. Na ja, ich will mich nicht beschweren. Für meine privat beschaffte Dienstwaffe krieg’ ich ja auch eine Kostenpauschale von 36 Euro, und das jedes Jahr. Damit habe ich dann schon nach gut 100 Jahren das Teil abbezahlt. Guckt mal nach, vielleicht kann man da ja auch noch was kürzen. Falls nicht, es gibt ja auch noch andere Ansätze,

wie zum Beispiel bei den Kilometerpauschalen für das Zuschandenfahren von privaten Kfz im Wald, et cetera. Das Land nimmt seine Verantwortung gegenüber seinen Bediensteten nicht richtig wahr, knebelt den öffentlichen Dienst, fährt mit ihm unbedenklich Schlitten. Es darf nicht verkennen, dass die relative Ruhe in unseren Reihen kein Einverständnis dieser Politik ist, sondern ein Abwenden von der Politik allgemein. Es hat auch keinen Sinn, über die unerklärliche Politikmüdigkeit beim Wähler zu jammern. Der hat ganz einfach die Schnauze voll von solchen Eskapaden und glaubt auch nicht an Glücksfälle, wie zum Beispiel die Einkehr von Vernunft. Und wenn der Wähler sich einfach nur abwendet, den Rücken zudreht und sich nicht die Hose runterzieht und den Allerwertesten zeigt, dann liegt das an der Jahreszeit: Es ist einfach zu kalt dafür. Eine Glosse aus der Stimmungslage der Kolleginnen und Kollegen. red. HB

Foto: Th123 / Wikimedia Commons

Ach, nun kennen wir uns doch schon so lange, da darf ich doch was sagen, nicht wahr? Was haben wir nicht alles zusammen erlebt hier in Hessen: jüdische Vermächtnisse, brutalstmögliche Aufklärungen, die härteste Opposition Deutschlands.

Hessen

Aus den Regionen

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GPR überwacht Personal- und Organisationsentwicklung bei HESSEN-FORST

Zum Konzept H-F 2025

KVP greift um sich Begleitet wird das Konzept H-F 2025 durch einen extern unterstützten sowie intern moderierten kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP), der seit 2013 in fünf sogenannten Pilotbetrieben (vier Forstämter und Landesbetriebsleitung) erprobt wird und in Staffeln sukzessive in allen Dienststellen von H-F bis Ende 2017 über einen Zeitraum von jeweils zwei Jahren mit nebenberuflicher Unterstützung von je zwei zu sogenannten KVP-Trainern fortgebildeten Mitarbeiter dauerhaft etabliert werden soll. Ziel des KVP ist es unter anderem, in jeder Dienststelle unter aktiver Einbeziehung der Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen die aktuellen Aufgaben und sämtliche Abläufe sowie Aufwendungen zur Aufgabenerledigung mit dem Ziel einer einzel- und gesamtbetrieblichen Effizienzsteigerung (LeanManagement) sowie höherer Mitarbeiterund Kundenzufriedenheit selbstkritisch zu hinterfragen, gegebenenfalls neu zu modellieren sowie zu erproben. Dabei werden alle Effizienz- und Zufriedenheitsgewinne konkret erfasst und die individuellen Arbeitsbelastungs- und Stressfaktoren der Beschäftigten in besonderem Maße berücksichtigt.

Erste Erfolge werden erlebbar Bei den Pilot-FÄ zeichnen sich bereits Erfolge auch zum Nutzen des Gesamtbetriebs ab. Gleich zwei FÄ haben das „Belastungsthema“ Brennholz ins Visier genommen. Bei der in Erprobung befindlichen Neustrukturierung der Ablaufprozesse einschließlich Massenermittlung sowie der vor- beziehungsweise nachgelagerten ITProzesse (unter anderem Natural- und Einnahmeverbuchung, Online-Kundenportal) konnte dieser für alle RL bedeutsame „Zeitfresser“ erheblich verbessert werden. Auch der Probeeinsatz moderner Technik, zum Beispiel zur Massenermittlung über Kranwaage und fotooptische Poltervermessung, lässt erhebliche Effizienzgewinne erwarten. Mit Ausdehnung des KVP auf weitere FÄ und damit größerer Bandbreite der „Baustellen“ werden sich alsbald weitere Erfolge einstellen, die dazu beitragen, die Aufgaben bei mindestens gleicher Qualität mit deutlich weniger Aufwand eventuell sogar kundengerechter zu erledigen. Projekt Verwaltung 2025 noch im Dornröschenschlaf Das schon in 2013 angelaufene Projekt „Verwaltung H-F 2025“ wurde von der Betriebsleitung vorerst ausgesetzt, weil der damalige Projektauftrag nicht zu der jetzt angewandten KVP-Vorgehensweise passt. Wie festzustellen ist, tun sich die Forstämter schwer damit, sich mit grundlegenden betrieblichen Vorgaben intensiv auseinanderzusetzen. Trotzdem ist es einem Forstamt bei der komplizierten Waldarbeiterentlohnung erfolgreich gelungen, unsinnige Doppelarbeit der Revierleitungen und Lohnbüro zu eliminieren, wenngleich dies

leider nur zur Entlastung des Lohnbüros anstatt der Revierleitungen geführt hat. Da aber auch in den FA-Büros Personal einzusparen ist, passt das Ergebnis letztlich doch in das Gesamtkonzept. Aufgabe des Projekts Verwaltung 2025 wäre es gewesen, diesen Ansatz aufzugreifen und die „Notwendigkeitsfrage“ wegen der viel zu aufwendigen Waldarbeiterentlohnung zu stellen. Was aber nicht ist, das kann und soll ja noch werden. Es bleibt daher unsere Aufgabe, betriebsweite Veränderungen einzufordern, die mittels Umfrage vom Projekt „Verwaltung 2025“ von der Basis aus bereits angeregt wurden. Erfreulich ist, dass wir jetzt mit H-F 2025 gegenüber bisher politisch verordneten Umstrukturierungen (Personalabbau und Organisationsstrukturreformen) nach der Rasenmäher- und Vereinheitlichungsmethode einen großen strategischen Vorteil haben. Bei uns steht die in 2025 zu erreichende Organisationsstruktur (Vergrößerung der Reviere um circa 18 Prozent) sowie Anpassung der Personalstärke und -struktur bei verstetigter Nachwuchsgewinnung bereits fest. Dies erlaubt es uns, mit den bislang funktionierenden Instrumenten der Aufgabenkritik, des Lean-Managements und des KVP sowie den gezielt daran ausgerichteten Personalentwicklungsmaßnahmen (unter anderem Aufstockung des FWM-Potenzials) die notwendigen Veränderungen von der Basis aus „in Ruhe“ anzugehen. Diese Chance gilt es, zielorientiert von allen und für die Beschäftigten zu nutzen. Wir achten darauf, dass die Erwartungen der Beschäftigten weder einseitigen politischen noch betrieblichen Interes䊏 sen geopfert werden. Harry Trube

Der HPR Hessen zur Zeit der Personalvereinbarung

Foto: HPR

Die Landesregierung stützt das Konzept HESSEN-FORST 2025 Das unter heftigen Wehen abgeschlossene und teilweise noch heute kontrovers diskutierte Personal- und Organisationsentwicklungskonzept H ESSEN-F ORST 2025 wurde von der neuen schwarz-grünen Landesregierung bestätigt. Damit ist H ESSEN-F ORST (H-F) zwar nicht von ihrer rigiden Personal- und Kosteneinsparungspolitik ausgenommen, jedoch können die vereinbarten Einstellungskorridore durch Einstellung von Nachwuchskräften zielgerichtet umgesetzt werden. Dieses ist im vergangenen Jahr auch ausnahmslos gelungen. Andere Verwaltungen beneiden uns sehr darum, sie dürfen teilweise nicht einmal mehr Ausbildungsplätze besetzen und „vergreisen“ fortschreitend. Wie geht es aber mit der Personal- und Organisationsentwicklung bei H-F voran?

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Aus den Regionen

Hessen

Foto: R. Oberländer-Simanavicius

Die bunte Welt der IG BAU in Forst und Naturschutz

Der Gebietsbeauftragte Nach dem Studium der Forstwissenschaften im wunderschönen Freiburg und dem zweiten Staatsexamen bekam ich die Gelegenheit, Forstbeamter in der Hessischen Staatsforstverwaltung zu werden. „Beamter“ galt in meiner vom Widerspruchsgeist gegen die Obrigkeit geprägten südhessischen Verwandtschaft damals fast schon als Schimpfwort und auch „Förster“ waren und sind in meinem Stammbaum nicht auffindbar. Die Aussicht, in diesem für mich wunderbaren Berufsfeld unter gesicherten Rahmenbedingungen arbeiten zu können, war so verlockend, dass ich die Gelegenheit wahrnahm.

E

iner zweijährigen Übungsphase an der Bergstraße folgten 20 Jahre Forstamtsleitung in drei verschiedenen, laubholzgeprägten Forstämtern mit Kommunalwaldschwerpunkt an und in der Wetterau. Im Alter von fünfzig Jahren, eine neue Herausforderung suchend, wurde ich dann Leiter der oberen Forstbehörde beim Regierungspräsidium in Darmstadt. Die Erfahrungen dort, was Vertretung hoheitlicher Belange gegenüber potenziellen Nutzern, Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen und Umsetzung von Forstlicher Förderung anbelangt, möchte ich nicht missen. Es zog mich jedoch nach dreieinhalb Jahren zurück in die Fläche: Ich wollte wieder ein Forstamt leiten und so bewarb ich mich. Und dann ist es passiert! „Lieber Kollege, ich brauche Sie als Gebietsbeauftragten“, so mein jetziger Chef. „Menschen mit Ihrer langjährigen, praktischen Erfahrung und Ihrem beruflichen Werdegang werden in der Landesbetriebszentrale in Kassel dringend benötigt!“ Da hatte ich den Salat! Mein Forstamtsleiterhirn ließ sämtliche Inspektionsbeamte (das frühere Pendant zum heutigen Gebietsbeauftragten), mit denen ich je zu tun hatte, Revue passieren. Fast durchweg honorige, ältere Herren, denen ich in „meinen Forstämtern“ meist das gezeigt habe, was ich sie sehen lassen wollte. Es gab aber auch solche, von denen man etwas lernen konnte, die meinen Teams und mir in kritischen Situationen geholfen haben. Für mich stellte sich die Frage, ob eine Tätigkeit als Gebietsbeauftragter in unserer

Organisation H ESSEN-F ORST“ überhaupt notwendig und sinnvoll ist? Nach nunmehr fünf Jahren in dem Job beantworte ich diese Frage mit einem klaren: Ja! Und natürlich kommt es – wie beim Beton – darauf an, was man daraus macht! Gestützt auch auf die Erfahrungen aus der Reform 2005 will ich mithilfe zweier Hypothesen die Tätigkeit eines Gebietsbeauftragten verdeutlichen: Hypothese 1: Jedes Forstamt entwickelt eine eigene Kultur, mit Rahmenbedingungen und Problemstellungen umzugehen. Sie wird geprägt durch die Forstamtsleitung und das jeweilige Team. Diese Kultur ist in erster Linie abhängig vom Potenzial der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forstamtsteams, deren Können, Erfahrung, Leistungsfähigkeit, Motivation und Teamfähigkeit. Führungsaufgabe der Forstamtsleitung ist es, dieses Potenzial zu erkennen, zu entwickeln und möglichst optimal einzusetzen. Und jetzt kommt der Gebietsbeauftragte ins Spiel. Bei aller notwendigen Individualität in den Forstämtern hilft er den Dienststellenleitungen, die gesamtbetrieblichen Ziele und Strategien nicht aus den Augen zu verlieren und entsprechend umzusetzen. Er berät in Fragen der Personalführung und des Personaleinsatzes. Er berät aber auch fachlich und methodisch in Fragen des betrieblichen Managements. Und falls er als Controller aus dem vielfältigen Datenmaterial heraus Wunden entdeckt, die sich in der Realität vor Ort als echte Wunden erweisen, so legt er den Finger hinein und

hilft bei der Heilung. Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten zusammen mit der Amtsleitung nennt man das. Er ist, was die gesamtbetrieblichen Belange betrifft, Botschafter, Übersetzer und Beauftragter der Landesbetriebsleitung in den Forstämtern. Umgekehrt ist er, was die Belange der Forstämter betrifft, Botschafter und Übersetzer für die Forstämter in der Landesbetriebsleitung. Und das macht den Job richtig spannend und anspruchsvoll. Hypothese 2: Die Landesbetriebsleitung schafft durch schriftliche Vorgaben die Grundlage für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in einem immer komplexer werdenden Umfeld zielgerichtet und rechtssicher arbeiten zu können. Der Gebietsbeauftragte ist das Mitglied in der Leitung, das die Abläufe und Belastungen in den Forstämtern mit am besten kennt. Auch wenn alle in der Zentrale tätigen Spezialisten bemüht sind, nur die Vorgaben an die Basis zu bringen, die aus ihrer Sicht tatsächlich notwendig sind, ist es oft von Vorteil, wenn die durch den Gebietsbeauftragten eingebrachten Belange der Forstämter nochmals verstärkt Berücksichtigung finden. Die Freude auf den Forstämtern über das, was dann schlussendlich in die Fläche kommt, hält sich naturgemäß oft in Grenzen, weil die vorgegebenen Rahmenbedingungen auf den Forstämtern im Detail nicht bekannt sind oder einfach nicht akzeptiert werden. Weiterhin gibt es viele Entscheidungen in der Zentrale, beispielsweise über Personal oder Verteilung finanzieller Ressourcen, bei denen die Beratung durch den Gebietsbeauftragten als „Kenner der örtlichen Verhältnisse“ gefragt und auch gehört wird. Es ist leicht vorstellbar, dass eine gute körperliche und psychische Konstitution bei diesem anstrengenden Job hilft. Der Umgang mit der in ihren Talenten und Charaktereigenschaften so vielfältigen Mitarbeiterschaft bereitet mir jedoch meistens viel Freude, vor allen Dingen dann, wenn der Erfolg sichtbar wird. Und ja, das passiert tatsächlich … gar nicht so selten! 䊏 Rigobert Oberländer-Simanavicius

Nordrhein-Westfalen

Aus den Regionen

Forstliche Mitteilungen • 3/2015

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Kritik an Stilllegung der Waldflächen

Durch den Sturm Kyrill im Januar 2007 entstand erheblicher Schaden an alten Fichten-Beständen. Hier bei Schwerte-Ergste.

Die Mittelständischen Sägebetriebe im Sauerland kritisieren die gerade veröffentlichte Biodiversitätsstudie der NRW-Landesregierung. Insbesondere der Plan, rund 50 Prozent des NRW-Staatswalds (nämlich 60 000 von 120 000 Hektar) aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen, ruft Fassungslosigkeit hervor. Auch die Verfahrensweise wird von den Sägern kritisiert. „Jedem, der sich mit der Lage in Südwestfalen auch nur halbwegs auskennt, ist klar, dass die Sägewerke hier im Lande schwer zu kämpfen haben, weil die Rohstoffversorgung seit dem Sturm Kyrill im Jahr 2007 prekär ist“, erläutert Hans-Georg Pieper von der Initiative Holz und Arbeit NRW. Sein Betrieb in Olsberg musste in den vergangenen Jahren deswegen bereits Personal abbauen. Vielen anderen holzverarbeitenden Betrieben geht es ähnlich, weil Rundholz aus der Heimat zu knapp und damit zu teuer wurde. Immer mehr Betriebe sind daher gezwungen, den Bedarf durch Bezug aus entfernten Regionen und Importe zu decken. Holz

ist aber nahezu überall zu knapp. Importe können daher keinen Ausgleich schaffen. Auch rechnen sich Importe nicht wegen der hohen Transportkosten und sind ökologisch nachteilig. „Unsere Forstwirtschaft arbeitet mit den weltweit höchsten ökologischen und sozialen Standards. Es ist ein Irrsinn, wenn die Landesregierung durch Stilllegungen einen Beitrag dazu leistet, dass eventuell zukünftig Holz aus Ländern mit deutlich geringeren Standards importiert werden muss“, sagt Pieper. Das Vorhaben der NRW-Landesregierung setzt die Branche nun von einer ganz neuen Seite zusätzlich unter Druck.

Initiative Holz und Arbeit Die Initiative Holz und Arbeit NRW (ein Zusammenschluss von mehr als 30 Unternehmen der Säge- und Holzindustrie) legt die Biodiversitätsstudie so aus, als wolle das Land von seinen 120 000 Hektar Staatswald die Hälfte aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herausnehmen. Der Pressesprecher des Landesumweltministeriums, Frank Seidlitz, sagt dazu auf Anfrage der IG Bauen-Agrar-Umwelt: „An keiner Stelle der Biodiversitätsstrategie ist von 60 000 Hektar Flächenstilllegung die Rede. Das stimmt so nicht.“ Allerdings beabsichtige die Landesregierung, die landeseigenen Naturschutzflächen in eine Naturerbe-Stiftung einzubringen, wie schon lange im Koalitionsvertrag vereinbart. Die Form solch einer Stiftung soll mit allen Beteiligten – auch mit Waldbauern, Naturschützern und Sägewerkern – diskutiert werden.“ 䊏 red. HB

Foto: Günter Wieschendahl / Wikipedia Commons

Wie viel Urwald und wo?

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Aus den Regionen

Forstliche Mitteilungen • 3/2015

Nordrhein-Westfalen

Kabinettsbeschluss zur Biodiversitätsstrategie NRW

„Rauschen im Blätterwald“ Ende Januar hat die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen (NRW) die Biodiversitätsstrategie NRW verabschiedet. Damit werden die Pläne der nordrhein-westfälischen Landesregierung zum Schutz der Arten- und Lebensraumvielfalt in verbindliche Regelungen umgesetzt. Diese Strategie soll den derzeitigen Zustand der Natur- und Landschaftsräume darstellen und darüber hinaus die Entwicklung und Maßnahmenkataloge für die nächsten Jahre festschreiben.

Verblieben sind in der Biodiversitätsstrategie NRW rund 150 Ziele und Maßnahmen. Für den Wald sind unter anderem folgende Inhalte relevant: 䊉 Die Novellierung des Landschaftsgeset-

Foto: mkulnv.nrw

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eider gab es auf dem Weg zu dieser Strategie nur eine sehr selektive Beteiligung der Verbände. Erst kurz vor knapp wurde auch die Landesvertretung Forst der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in Nordrhein-Westfalen mit der Bitte um Abgabe einer Stellungnahme bis zum 30. September 2014 gebeten. Diese „Möglichkeit“ einer kurzfristigen Stellungnahme sehen wir als grobe Missachtung der IG BAU als eine der maßgeblichen Interessenvertretungen fur die Beschäftigten im Wald. Eine fundierte Stellungnahme war in dem nur sehr kurzen zur Verfügung stehenden Zeitraum (Zustellung des Entwurfs am 4. September 2014) schlichtweg nicht möglich. Trotz der viel zu kurz bemessenen Beteiligungsmöglichkeit wurden durch die Landesvertretung die aus unserer Sicht relevanten Inhalte kritisch hinterfragt und in der Stellungnahme zur Strategie unsere Bedenken dargestellt. Diese kritischen Punkte waren unter anderem die Anhebung der Totholzmenge auf bis zu 40 Festmeter je Hektar, die Festlegung der Douglasie als invasive Art, das Verbot einer Weiterentwicklung der Erschließungsinfrastruktur, zusätzliche Schutzgebietsausweisungen ohne finanziellen Ausgleich. Letztendlich wurde die Endfassung der Biodiversitätsstrategie in den meisten der für uns relevanten Punkte nachgebessert.













zes hin zu einem Landesnaturschutzgesetz, Ausweisung eines zweiten Nationalparks in Nordrhein-Westfalen, Erhöhung des Waldflächenanteils mit natürlicher Waldentwicklung auf circa fünf Prozent der Gesamtwaldfläche in Nordrhein-Westfalen (Wildniswälder), ökologische Entwicklung von Gewässern und Auen mit dem NRW-Programm „Lebendige Gewässer“, Schutzprogramme für besonders gefährdete Arten, wie Äschen, Wiesenvögel und Wildkatze, deutliche Reduzierung des täglichen Flächenverbrauchs bis zum Jahr 2020, Erhöhung des Biotopverbundes, also die Durchgängigkeit von Lebensraum zu

Lebensraum, von derzeit elf auf mindestens 15 Prozent der Landesfläche, 䊉 Erarbeitung einer landesweiten Konzeption zur Wiederherstellung von Heidegebieten, Magerrasen und Mooren, 䊉 Vervollständigung des Schutzgebietssystems inklusive Qualitätsoffensive in den Schutzgebieten, 䊉 Erhöhung des Anteils standortgerechter Buchenwälder von heute 19 auf über 20 Prozent, 䊉 Schutz des Grünlandes einschließlich der Entwicklung beziehungsweise Wiederherstellung von naturnahen Strukturen in der Agrarlandschaft, 䊉 Ausweitung des Vertragsnaturschutzes und des ökologischen Landbaus, 䊉 Förderung der Umweltbildung von der Kita bis zur Hochschule. Die Umsetzung im Sinne einer Vorbildfunktion der diversen naturschutzfachlichen Waldkonzepte übernimmt im Staatswald selbstverständlich der Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Gerade die Beschäftigten von Wald und Holz NRW haben über viele Jahrzehnte hinweg bewiesen, dass sie die Anforderungen an einen multifunktionalen Wald berücksichtigen und umsetzen können. Die besondere Bedeutung des Staatswalds für die Biodiversität, und seine pure Existenz in NRW ist ein Ergebnis dieser langfristigen und nachhaltigen Bewirtschaftung. Nicht zufällig stellt der Wald heute das naturnächste großflächige Ökosystem in Deutschland dar. Dem Landesbetrieb Wald und Holz kommt aus Sicht der IG BAU in der nachhaltigen Umsetzung des „Waldnaturschutzes und der naturnahen Waldbewirtschaftung“ daher nicht nur eine besondere Rolle zu, sondern wir sehen hier die maßgebliche Verantwortung bei den Beschäftigten des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. Die verlässliche Verantwortung auf der Fläche für alle den Wald betreffenden Fragen muss auch in Zukunft bei den engagierten Kolleginnen und Kollegen beim Landesbetrieb verbleiben. 䊏 Landesvertretung Forst und Naturschutz Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz / Thüringen

Aus den Regionen

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So gut wie noch nie!

Berufliche Perspektiven

Personalentwicklung bis 2022 Bezogen auf das Jahr 2022 steht die Personalzielzahl 1461 (ohne Ausbildungsverhältnisse) fest. Aufgrund der Altersstrukturen, werden die zweifellos günstigeren Einstellungskorridore (35,5 pro Jahr, FM 10/2014) zu einem Abbau von insgesamt 169 Stellen führen. IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU): Verbindliche Potenzialgruppen Der weiterhin anstehende Personalabbau bedingt die notwendige Weiterqualifizierung des vorhandenen Personals. Für Kollege Siegfried Rohs, stellvertretender Vorsitzender des BPR-/HPR-Forsten, war es daher unumgänglich, die vorgesehenen Maßnahmen im Rahmen der Dienstvereinbarung zur Personalentwicklung verbindlich festzuhalten und zu regeln.

Foto: zplusz

Landesforsten Rheinland-Pfalz wird mit immer weniger Personal auskommen müssen. Die Dienstvereinbarung zur Entwicklung der Personalstruktur sichert jedoch neben den zweifellos verbesserten Einstellungskorridoren sowie einer erstmals festgelegten Personaluntergrenze (Personalzielzahl) umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen. Perspektive: Qualifizierungslinien Bis zum Jahr 2022 sind insgesamt folgende Stellen vereinbart: Potenzialgruppen FW 䊉 bis zu 15 als Beschäftigte im FA-Büro; 䊉 bis zu zehn als Jagdassistenten; 䊉 bis zu 150 zur Fortbildung FWM; 䊉 bis zu 40 zur Fortbildung GNL. Potenzialgruppe TV-L-Beschäftigte 䊉 bis zu 25, Qualifikation zur Büroleitung. Potenzialgruppe 3. Einstiegsamt (gD): 䊉 bis zu 20, Qualifikation für das 4. Einstiegsamt (hD). Potenzialgruppe Einstiegsamt Forstamtsleitung 䊉 bis zu 30 Personen. Einsatzbereiche: Veränderungen Mit den Qualifikationsperspektiven werden zum Teil neue Tätigkeitsfelder verbun-

Die nächste Fachexkursion der LV Beamte und Angestellte in Forst und Naturschutz Thüringen soll in der Zeit vom 1. bis 4. Oktober ins Allgäu führen.

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Foto: Oliver Gärtner / Wikimedia Commons

Fachexkursion 2015 der LV Thüringen

eben einer Stadtführung durch München sind eine Wanderung durch die EistoWasserfall im Eistobel belschlucht sowie ein Ausflug zum Bodensee geplant. Fahrt mit und meldet Euch schnellstmöglich bei Rolf Nusche: Telefon und Fax 03647 428323 oder E-Mail [email protected] an. 䊏 LV Forst Thüringen

den sein; etwa in der Produktleitung und im Revierdienst. Die bestehende Altersstruktur sowie der vorprogrammierte Personalabbau lassen keine andere Schlussfolgerung zu. Berufsbilder: realisieren Seitens der IG BAU wird seit Jahren die Position vertreten, dass persönliche Qualifikationen auch genutzt werden sollen. Im Rahmen der letzten Strukturreform (2002/ 2003) wurde daher eingefordert, bestimmte Funktionen ausdrücklich mit Zusätzen (FWM, GNL, FW) zu versehen. Diese IG BAU-Forderung konnte damals auch umgesetzt werden! Entgeltordnung: TV-Forst Der IG BAU ist es in den vergangenen Jahren immer wieder gelungen, die bestehende Entgeltordung zum TV-Forst zu verbessern: etwa im Bereich der GNL. Gegenüber der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) fordern wir eine verbesserte Eingruppierung – insbesondere für Beschäftigte, die über das klassische Berufsbild hinaus eingesetzt werden. In der FM 6/2014 wurde darüber berichtet. Die TdL hat sich im Laufe des vergangenen Jahres mit den Forderungen der IG BAU auseinandergesetzt – und uns noch im Dezember 2014 ihre grundsätzlich ablehnende Position überbracht. Es ist nicht die IG BAU, die untätig ist, sondern die TdL, die eine Weiterentwicklung der EGO erschwert! 䊏 IG BAU Rheinland-Pfalz

Forstliche Mitteilungen • 3/2015

Informationen

Aus den daraus gewonnenen Samen wachsen in einer Baumschule bei Bindlach im nächsten Jahr kleine Spirken-Bäumchen, die später in Mooren in Nordbayern wieder angepflanzt werden und dort die Artenvielfalt erhöhen sollen. Das Spirken-Projekt ist Teil des Aktionsjahrs Waldnaturschutz des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung Landwirtschaft und Forsten, das in diesem Jahr die Leistungen des Waldes für den Naturund Artenschutz in den Mittelpunkt stellt. Unter dem Motto „Schützen und Nutzen“ soll deutlich werden, dass eine verantwortungsbewusste Nutzung die Artenvielfalt erhalten oder sogar erhöhen kann und damit dem ökologischen Zustand des Waldes zugutekommt. 䊏 Bayerische Staatsforsten

„Bestverfahren“

Zukunftsvorsorge HESSEN-FORST

KLIMWALD soll Kommunalwälder fit machen Am 6. Februar fand in WolfhagenIppinghausen unter reger Beteiligung der Öffentlichkeit die Auftaktveranstaltung zum KLIMWALDProjekt statt. Wir wollen, dass unsere Wälder ihre wichtigen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen auch in Zukunft erfüllen können – trotz des zu erwartenden Klimawandels. Sie sollen den steigenden Temperaturen, häufigeren Stürme und Trockenperioden im wahrsten Sinne des Wortes „gewachsen sein“. Besonders stabil sind stufige, ungleichaltrige und strukturreiche Wälder mit einer Mischung aus standortgemäßen Baumarten. Zu den waldbaulichen Strategien, die den Wald stabilisieren sowie die Risiken senken und verteilen können, besteht unter Forstwissenschaftlern ein breiter Konsens. Neben den waldbaulichen Maßnahmen ist ein angepasstes Wild- und Jagdmanagement ein entscheidender Erfolgsfaktor. In dem vom BMUB geförderten Modellvorhaben „KLIMWALD – Erfolgreiche Klimaanpassung im Kommunalwald“ erarbeitet H ESSEN-F ORST gemeinsam mit der Universität Kassel und der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt am Beispiel der Kommunalwälder in Calden, Naumburg, Wolfhagen und Zierenberg zukunftsweisende Konzepte: Der Wald soll gut gerüstet sein für die kommenden Herausforderungen. Übergeordnetes Ziel des Vorhabens ist es, tragfähige Lösungen zur Klimaanpassung im Kommunalwald zu etablieren. Diese Lösungen werden konsensorientiert mit den beteiligten Akteuren entwickelt und sollen dauerhaft umsetzbar sein. Dazu arbeiten Wissenschaft, Forstpraxis und -verwaltung, kommunale Waldbesitzer, Hegegemeinschaften und weitere Stakeholder in bislang so nicht erprobter Weise zusammen. 䊏 H ESSEN-F ORST

Am 29. und 30. April findet im Forstlichen Bildungszentrum Königsbronn (Baden-Württemberg) ein bundesweites REFA-Seminar zum Optimieren von Arbeitsverfahren der motormanuellen Holzernte hin zum „Bestverfahren“ statt. Es soll dabei helfen, die Vielzahl von Arbeitsverfahren, die nicht als „Bestverfahren“ bezeichnet werden können, zu minimieren. Das Seminar richtet sich an Revierleiter, Forstwirtschaftsmeister, Forstliche Dienstleister sowie alle Mitarbeiter von Forstbetrieben, die mit dem Gestalten von Holzerntesystemen betraut sind. Nicht alle derzeit anzutreffenden Arbeitsverfahren können als „Arbeitsbestverfahren“ bezeichnet werden. Daher ist es notwendig und sinnvoll, die in der betrieblichen Praxis vorgefundenen Arbeitsverfahren mithilfe der Arbeitssystemgestaltung zu optimieren. Die Teilnahmegebühr beträgt 150 Euro. Die Anzahl der Teilnehmer ist aus organisatorischen Gründen auf circa 25 Personen beschränkt. Übernachtungsmöglichkeiten bestehen im Forstlichen Bildungszentrum Königsbronn. Die Anmeldung zum Seminar kann per EMail bis zum 2. April an Helga Schoolmann-Hax ([email protected]) gesendet werden. Der volle Text der Pressemitteilung ist unter www.kwf-online.org nachzulesen. 䊏 KWF

16. Säge- und Wertholzsubmission

Jahrelange Waldpflege zahlt sich aus Ergebnisse der 16. Säge- und Wertholzsubmission von Sachsenforst: Insgesamt 1166 Kubikmeter wertvollstes Holz kamen im Rahmen der diesjährigen Säge- und Wertholzsubmission am 21. Januar 2015 „unter den Hammer“. Die Submission erbrachte einen Gesamterlös von 332 096 Euro. Der Durchschnittspreis über alle Baumarten hinweg lag bei 292 Euro/Kubikmeter und stellte damit den dritthöchsten Preis seit Beginn der Submissionen in Sachsen dar. Spitzenstamm war in diesem Jahr eine Schwarznuss, die 2540 Euro, umgerechnet 1789 Euro/Kubikmeter, erlöste. 䊏 Sachsenforst

Artenvielfalt

Zapfenernte an den Spirken im Fichtelsee-Moor Jetzt im Winter pflücken Mitarbeiter des Forstbetriebs Fichtelberg im Fichtelsee-Moor die Zapfen von den Spirken, einer sehr seltene Kiefernart.

Forstwirt Peter Buchbinder bei der Ernte von Spirkenzapfen

Forstwirtschaft

„Aktionsjahr Waldnaturschutz 2015“ ausgerufen

Foto: baysf

Volker Diefenbach

Foto: H ESSEN-F ORST

REFA-Seminar im April

Die bayerische Staatsregierung will die vielfältigen Leistungen der Forstwirtschaft für den Natur- und Artenschutz stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Forstminister Helmut Brunner hat dazu ein „Aktionsjahr Waldnaturschutz 2015“ ausgerufen – und das Konzept dazu in der Sitzung des Bayerischen Kabinetts in München vorgestellt. „Wir wollen deutlich machen, dass Holznutzung und Naturschutz in Bayern keine Ge-

Ein Dreizehenspecht frisst bis zu 2500 Borkenkäfer am Tag. gensätze sind, sondern sich hervorragend ergänzen“, sagte der Minister. Schließlich werde im Freistaat schon seit Jahrzehnten nachhaltige und naturnahe Waldwirtschaft praktiziert, die Holznutzung und Naturschutz miteinander in Einklang bringt. „Wir wollen nicht Urwälder auf der einen und Holzplantagen auf der anderen Seite des Waldwegs“, so Brunner. Ziel seien ökologisch wertvolle Wälder auf ganzer Fläche. Wie erfolgreich das bayerische Konzept ist, zeigen laut Brunner die Ergebnisse der aktuellen Bundeswaldinventur: Danach werden Bayerns Wälder immer älter, laubholzreicher und ökologisch wertvoller. Trotzdem hat der Wald im Bundesvergleich eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung: Rund 190 000 Arbeitsplätze sind in Bayern direkt oder indirekt mit dem Wald verbunden. Um das Thema Waldnaturschutz möglichst vielen Menschen zu vermitteln, sind heuer landesweit Veranstaltungen und Aktionen geplant. Einen Überblick gibt es im Internet unter www.waldnaturschutz.bayern.de. Darüber hinaus will Brunner auch neue Akzente setzen. Unter anderem soll es künftig Zuschüsse für bestimmte Naturschutzleistungen in den privaten und kommunalen Wäldern geben. Die Renaturierung von Mooren im Staatswald soll beschleunigt werden, bei der Aus- und Fortbildung von Waldbesitzern und Forstleuten sind gezielte Schwerpunkte im Naturschutz geplant. Ein landesweiter Fotowettbewerb soll auf das Thema aufmerksam machen, besonders vorbildlich wirtschaftende Waldbesitzer werden mit Staatspreisen ausgezeichnet. Und auch die traditionelle „Woche des Waldes“ wird heuer mit landesweiten Aktionen ganz im Zeichen des Waldnaturschutzes stehen. 䊏 StMELF

Foto: Sgbeer, Wikimedia Commons

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Im Gespräch mit dem Verleger Dr. Norbert Kessel aus Remagen

Der Letzte seines Fachs In den vergangenen Jahren ist der Verlag Kessel in Remagen immer stärker mit zum Teil spektakulären „grünen“ Buchtiteln in Erscheinung getreten. Inzwischen kann man ihn als den letzten verbliebenen deutschen Forstfachbuchverlag bezeichnen. Informationen unter www.forstbuch.de und www.verlagkessel.de. Am Nikolaustag 2014 trafen sich der Forstdirektor a. D. Klaus Olischläger, ein ausgezeichneter Kenner der Forstliteratur, Autor zahlreicher Aufsätze und in vielen Bereichen des hessischen Forstwesens erfahren, und der langjährige Betreuer der Literaturseiten in den „Forstliche Mitteilungen“ (FM), HermannJosef Rapp, in Reinhardshagen mit dem Verleger Dr. Norbert Kessel, um die offensichtlich erfolgreiche Arbeit des Verlags zu hinterfragen. FM: Wer ist Dr. Norbert Kessel? Kessel: 1960 geboren (südlich von Karlsruhe: Rheinstetten), 1980 Abitur, zwei Jahre Soldat auf Zeit (Fallschirmjägertruppe), Studium 1982 bis 1987, Diplomarbeit über Holztechnologie bei Buche (Professor Dr. Grammel), Dissertation über den Einfluss von Konkurrenzregelungen, Pflanzverband, Beschattung, Wurzelund Sproß-Schnitt bei Buche. FM: Hätte es auch das klassische Berufsbild des Forstakademikers werden können? Kessel: Durchaus, aber die Arbeitsmarktlage war nicht besonders gut, und eigentlich wäre ich lieber in den Entwicklungsdienst (nach einem zusätzlichen Abschluss: Weltforstwirtschaft) gegangen. FM: Wie kam es zu Ihrer Annäherung an das Verlagswesen? Kessel: Nach einigen Jahren in der Erwachsenenbildung hatte ich selbst ein paar Bücher geschrieben (vor allem Einführungen in die Arbeit mit EDV, Schwerpunkt Datenbanken). Schließlich war ein umfangreiches Lehrbuch fertig geworden (SQLWindows). Dafür fand ich keinen Verlag, so habe ich es selbst verlegt (recht erfolgreich). FM: Bei etwa 200 Titeln vermutet man ein personalintensives Verlagsgebilde. Wie ist der Betrieb organisiert, was unterscheidet ihn von herkömmlichen Verlagen? Kessel: Wir sind schnell: Wenn ich ein fertiges Manuskript erhalte,

dann kann das Buch (wenn es nur Text ist, ohne Bilder) am gleichen Tag in Druck gehen. Bei kompliziertem Layout dauert es länger. Aber Bücher sind durchaus in wenigen Tagen fertiggestellt. FM: Wie ist Ihre Themenbreite? Kessel: Neben der forstlichen Literatur habe ich auch ein paar Titel für Kinder und Jugendliche, Schwerpunkt ist aber Forstwissenschaft (keine Jagdliteratur). FM: Sie setzen auf Langzeitkontakte zur Druckerei, auf eine extrem niedrige Lagerhaltung und einen effizienten Versand und haben deshalb das Ganze stets im Blick. Wo bleiben Ihre Bücher? Kessel: Wir verschicken unsere Bücher in die ganze Welt, das ist kein Witz: von Portugal bis Japan, Nord-, Mittel und Südamerika, Australien. Aber die meisten bleiben in Deutschland, Österreich und der Schweiz. FM: Müssen Ihre Autoren Druckkostenhilfen organisieren? Kessel: Es gab noch nie Druckkostenzuschüsse vonseiten der Autoren, und es wird keine geben. Was wir schon mal machen: Wir teilen Kosten und Gewinn bei größeren Projekten. Leider liegt auch hier kein Geld herum. Im Gegenteil: Die Autoren verdienen mit: 20 Prozent vom Gewinn wird an die Autoren ausgeschüttet. FM: Finden die Titel auch außerhalb der traditionellen Forstwirtschaft Beachtung? Kessel: Ja. Alnatura hat zum Beispiel die „Sylvicultura oeconomica“ vorgestellt.

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Forstgeschichte in den neuen Bundesländern. Stoßen diese Titel auf breites Interesse? Kessel: Einige Titel laufen sehr gut. Viele Forstleute aus Ostdeutschland freuen sich, dass sie mit mir einen unkomplizierten Verleger gefunden haben, bei dem das Ergebnis im Vordergrund steht, nicht der Gewinn. FM: Zu einem Juwel auf dem forstlichen Büchermarkt entwickelt sich die Reihe „Forstliche Klassiker“ mit nun schon 18 Bänden. Sie haben die bibliophilen Grundlagen des Forstwesens förmlich wachgeküsst. Dabei stechen die fundierten Einleitungen durch Dr. Bernd Bendix besonders hervor. Eine erfolgreiche Langzeit-Liaison mit welchem Geheimnis? Und wie bekommt man die Rechte und druckfähigen Originalexemplare? Kessel: Ja, das ist in der Tat ein Glückstreffer, dass Dr. Bendix diese Reihe herausgibt. Wir bekommen manche Bücher von Herrn Scharbach aus Trierweiler als Vorlage, auch die UB in Freiburg und die Bibliotheken in Eberswalde und Göttingen sind sehr hilfsbereit. Seltsamerweise nicht die in München. FM: Das Internet bereitet den Verlegern fundamentale Probleme, die junge Generation ändert ihr Leseverhalten und hält sich beim Erwerb von Fachliteratur merklich zurück. Was tun Sie gegen diesen Trend? Wie erreichen Sie Ihre Kundschaft? Kessel: Ich glaube, dass die Zeit der großen Auflagen (10 000 Stück und mehr) zu Ende geht. Es gibt bereits die ersten Print-on-Demand-Druckmaschinen, die das gewünschte Buch anfertigen, während man einen Kaffee trinkt. Für die klassischen Verleger, die mit Offset-Druckereien zusammenarbeiten, ist das sicher ein Problem. Aber auch die

beginnen, mit digitalen Druckereien Bücher als Print-on-Demand herzustellen. FM: Wie sieht es mit E-Books aus? Kessel: Da zuckt bei mir leider gar nichts. Ich kann als Leser nichts mit den Geräten anfangen, obwohl ich durchaus den Reiz erkenne, dass man zum Beispiel dadurch viele Bücher in den Urlaub mitnehmen kann. Oder dass man bei einem Umzug praktisch alle Bücher in der Tasche hat. Da bin ich vielleicht doch eher konservativ. Ich mag Papier, egal ob Buch, Zeitung oder Manuskript. FM: Was ist zu Ihrem Lieblingsbuch geworden? Kessel: Eigentlich sind es zwei: Ein Jugendbuch, das ich einer meiner älteren Schwestern „gestohlen“ habe („Die gefesselten Gespenster“), das vergriffen war und von mir neu aufgelegt wurde, ein wunderbares Buch. Und: Die „Wildökologie“ von Gossow, eines der ersten Bücher, das ich gemacht habe. Auch das war vergriffen und ist nun seit rund 13 Jahren wieder lieferbar. FM: Wir befinden uns hier im Märchenland der Brüder Grimm. Was wünscht sich ein engagierter Verleger für die nächsten Jahre? Kessel: Ich arbeite gerne mit Autoren zusammen. Mein Wunsch wäre, dass die Menschen nicht aufhören zu lesen. Einen technischen Wunsch habe ich auch noch: Farbdruck ist bei Printon-Demand noch immer recht teuer. Das wäre schön, wenn sich das bald ändern würde. FM: Herzlichen Dank für das anregende Gespräch und alles Gute für eine erfolgreiche Arbeit des Verlages. 䊏

FM: Sie haben im Carlowitz-Jahr 2013 mit dem Nachdruck der Originalausgabe und der Transkription einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Diskussion des Themas geleistet. Haben Sie das auch verlegerisch gespürt? Kessel: Ja. Da wurden mehrere Hundert Exemplare abgesetzt. FM: Ein auffallend wichtiger Teil des Buchprogramms beschäftigt sich mit dem Wald und der

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Ein Glanzstück der Verlagsarbeit: die Edition „Forstliche Klassiker“

Foto: Hermann-Josef Rapp

Interview

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Franz Josef Dorn

Berge, die im Wasser träumen Wo sich Himmel und Erde berühren 28 x 24 cm, gebunden mit Schutzumschlag, 168 Seiten, vollständig farbig bebildert. 29,99 Euro. ISBN 978-3222-13482-1. Verlagsgruppe Styria, Wien, 2014. Durch großformatige, prächtige Fotos der Gipfel und Seen zu allen Jahreszeiten, knappe Texte und Interviews mit Persönlichkeiten aus Kirche und Staat bietet dieses außergewöhnliche Buch, das, unterlegt mit zahlreichen Texten bekannter Persönlichkeiten aus der Philosophie und Dichtkunst, auch zum Nachdenken anregt, den Einstieg in die Erinnerung an eigenes Erleben und den Lockstoff für neue Unternehmungen. 䊏

Helmut Opitz

Die Vögel des Jahres 1970 – 2013 Rückblick – Status – Perspektiven

Buch-Tipps

samtbeurteilung der Langzeitwirkung des jeweiligen Vogels ist recht persönlich gefärbt und hätte selbstkritisch distanzierter erfolgen können. 䊏

Eric Chaline

50 Tiere, die unsere Welt veränderten 17 x 23 cm, Halbleinen gebunden, 224 Seiten, über 150 Abbildungen. 29,90 Euro. ISBN 978-3-258-07855-7. Haupt Verlag, Bern, 2014. Die Autorin unternimmt eine Zeitreise durch alle Kontinente und präsentiert fünfzig Tierarten, die unsere Zivilsation besonders geprägt haben. Mit sorgfältig ausgesuchten Abbildungen unterlegt werden interessante Beschreibungen aus der Geschichte, der Literatur und Kunst sowie der Forschung geliefert, die sich nicht nur auf die breite Palette der Haustierarten beschränken, sondern auch auf zum Beispiel Regenwürmer, die Malariamücke, die Honigbiene, den Karpfen, die Darwinfinken, den Seidenspinner, die Perlmuschel und die Ratte eingehen. Ein gutes Buch. 䊏

15 x 21 cm, kartoniert, 176 Seiten, 247 Abbildungen. 19,95 Euro. ISBN 978-389104-783-5. AULA-Verlag, Wiebelsheim, 2014. Hans-Dieter Pfannenstiel Einer der Verantwortlichen für die Kampagne „Vogel des Jahres“ stellt alle 44 Arten vom Wanderfalken 1971 bis zur Bekassine 2013 vor und gibt noch einen Ausblick auf den Grünspecht als Hauptdarsteller des Jahres 2014. Informationen über das Drumherum der eingeführten und viel beachteten Aktion beleuchten den Hintergrund. Die mehrseitigen Einzelporträts liefern einen ausführlichen Steckbrief, Bestandszahlen, die Begründung der Wahl und die Botschaft, die man vermitteln wollte, die mediale Resonanz und die Akzeptanz innerhalb der Gruppen. Man erfährt etwas über besondere Aktivitäten, Veranstaltungen und Materialien. Die Ge-

Sauen allgemein, zu den Körpermerkmalen und den -funktionen, zur Ernährung, der Bestandsentwicklung, dem Populationsaufbau und der Reproduktion, die praktizierte und zeitgemäße Bejagung einschließlich der Drückjagden und einige kleinere Dinge, die man wissen sollte. 䊏

Michael Groß

Die Invasion der Waschbären – und andere Expeditionen in die wilde Natur 14 x 22 cm, Hardcover, 245 Seiten, zehn Abbildungen. 24,90 Euro. ISBN 978-3-527-33668-5. WILEY-VCH Verlag, Weinheim, 2014. Kein neues Waschbärbuch. Da täuscht der Buchtitel, sondern eine Sammlung höchst unterschiedlicher Geschichten aus allen Bereichen der Ökologie weltweit, bei denen es um die Störung des ökologischen Gleichgewichts und deren Folgen geht. Der Autor führt uns zum Beispiel zu den Ameisen, Darmbakterien, den Fischen, Walen, Kieselalgen, Krokodilen, den europäischen Wildtieren, die Entstehung der Landwirtschaft, den Bienen und Katzen. Eine anregende Lektüre auf hohem Niveau. 䊏

Schwarzwild Biologie und Bejagung – ein Leitfaden für die Praxis Christian Oehlschläger 17 x 25 cm, laminierter Pappband, 137 Seiten, 126 Abbildungen. 26,99 Euro. ISBN 978-3-440-14484-8. FranckhKosmos Verlag, Stuttgart, 2014. Gefüllt mit fundierter Information und ausgezeichnet illustriert liefert dieses Buch das richtige Handwerkszeug, um in der heißen Diskussion des Schwarzwildproblems bestehen und um die entscheidende Funktion bei der Schwarzwildbejagung effizient wahrnehmen zu können. Man erfährt alle wichtigen Dinge zu den

nicht verändert. Präzise und phantasiereich beschreibt er die Örtlichkeiten in Wald und Feld, das Milieu der Jäger und Förster um Celle, die Charaktere anderer Mithandelnder, die Stimmungslage bei der Polizei und lässt die beiden Ermittler überzeugend in den Vordergrund treten. Ein finnischer Waldabeiter ist von einem Harvester enthauptet worden. Das hat es in der Geschichte der deutschen Waldarbeit noch nicht gegeben. Kein Wunder, dass sich die Handlung des Buchs bis nach Finnland erstreckt. Spannend. 䊏

Das Hirschluder Kriminalroman 14 x 21 cm, gebunden, 296 Seiten. 14,95 Euro. ISBN 978-3-7888-1671-1. Verlag J. Neumann-Neudamm AG, Melsungen, 2014. Mord liegt unserem Forstkollegen aus der Lüneburger Heide im Blut. Die Schar seiner Leser wird den neuen Fall sehnlichst erwartet haben. Sie wird nicht enttäuscht. Sein Modus Operandi hat sich

Heike Leitschuh, Gerd Michelsen, Udo E. Simonis, Jörg Sommer und Ernst U. von Weizsäcker als Herausgeber

Jahrbuch Ökologie Re-Naturierung Gesellschaft im Einklang mit der Natur 15 x 23 cm, kartoniert, 256 Seiten, 33 Abbildungen. 21,90 Euro. ISBN 978-37776-2455-6. S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2014. In den Kapiteln „Sehnsucht nach Natur“, „Renaturierung – Konzepte und Projekte“, „Naturzerstörung zwingt zum Handeln“, „Persistente Mensch-Natur-Konflikte“ und „Vordenker und Vorreiter“ beleuchten anerkannte Autoren vielfältige Projekte an unterschiedlichsten Orten aus verschiedensten Gründen, den Stellenwert der Naturerhaltung und auch die Wünsche nach mehr Wildnis. Das Buch widmet sich dem Disput um ein neues Naturverständnis und einen größeren gesellschaftlichen Einklang mit der Natur. Es beflügelt die Fantasie, regt zum Mitmachen an und vermittelt neue Freude an der Natur. 䊏

Literaturkritik, wenn nicht anders bezeichnet: Hermann-Josef Rapp, Reinhardshagen