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DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST.GALLEN

www.kirchenbote-sg.ch

THEMA:

Seelsorge – der Seele Sorge tragen SEITE 4 – 5

SEITE 7

Hausbesuche

Neue Dimension All Souls

MODERN ODER VERALTET? SPIRITUAL CARE

SEITE 15

EINE GEMEINDE ENTSTEHT WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH

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EDITORIAL

IM ANFANG

Liebe Leserin, lieber Leser Schon zu Zeiten, als die Existenz der menschlichen Seele (griechisch: psyche, lateinisch: anima) noch nicht in Frage gestellt wurde, fiel es nicht leicht, über ihr Wesen intellektuell eine akzeptable Auskunft zu geben. Zwar war man bis zur Aufklärung bemüht, ihre Unsterblichkeit nachzuweisen, doch es stellte sich immer wieder Verlegenheit ein. Zu viele Vorstellungen wurden unter einem Begriff zusammengefasst: Die Seele als Schattenbild des Verstorbenen, die freie Seele, die in Träumen begegnet, die Körperseele, welche das Prinzip von Leben und Bewusstsein verkörpert … Eine entscheidende Änderung erhielt der Begriff Seele mit der Überarbeitung des Traktats «De anima» von Aristoteles im Mittelalter. Unter Seele wurde ein unvergängliches Wesen bzw. eine Kraft oder Macht, ein Seiendes verstanden, das einerseits den Körper eines Lebewesens zu einem lebendigen macht, andererseits den jeweiligen Menschen zu einem individuellen Selbst macht und als Weltseele ein Totales herstellt, wo alles mit allem in Beziehung steht. In andern Worten: Erkenntnis-, Willens- und Gefühlsvermögen bilden das Prinzip, das den Körper belebt, zur Umwelt in Beziehung setzt und den Körper überlebt. Die Schwierigkeiten, den Begriff Seele zu umreissen, sind bis heute geblieben. Wo er unzureichend ist, leistet(e) oft ein Bild Ersatz, wie es unsere Illustrationen in dieser Ausgabe zeigen, wo Kinder sich zeichnerisch der Seele annahmen (Mehr dazu S. 8). Gerät ihr Gleichgewicht ins Wanken, nimmt sie Schaden (S. 2), ist der Einklang zwischen Körper, Geist und Seele gestört. Dann bedarf es der Hilfe und des Beistands, jemanden, der sich um die Seele des Menschen sorgt. Dabei geht es nicht nur um Fragen des Glaubens oder um die religiöse Lebensgestaltung. Vielmehr entscheiden auch soziale, psychische, spirituelle, körperliche, aber auch materielle Aspekte, die Lebensumstände schlechthin, über das Wohl jeder einzelnen Persönlichkeit. Daraus entwickelte sich ein differenziertes Seelsorgeverständnis. Dies zeigen nicht nur Pfarrpersonen (S. 4 und 5), Psychiatrie- und Spitalseelsorger (S. 3 und 7), sondern auch ein Pilgerpfarrer (S. 14), Internetseelsorger (S. 6) sowie Freiwillige (S. 9). Ihre Achtsamkeit hilft ihrem Gegenüber, wieder mehr Kraft zu erlangen.

Katharina Meier

2 AUSGABE 11/2016

Wer diese Lebendigkeit nicht verlieren will, sollte Sorge zu sich tragen, zwischendurch die Seele baumeln lassen und das Hier und Jetzt geniessen.

Ramona, Zweitklässlerin in Krinau, sieht die Seele als Engel.

Nimmt die Seele Schaden?

Text: Brigitta Schmidt, Pfarrerin in Ganterschwil – Kirchgemeinde Unteres Toggenburg | Zeichnung: Ramona

«… Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne, und nähme Schaden an seiner Seele ...» Mat. 16,26 (Luther, Übersetzung 1903)

sein Leiden ankündigt; er versucht, Jesus von diesem Weg abzuhalten. Genau da widerspricht Jesus Petrus deutlich. Er sagt ihm den berühmten Satz: «Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.» (Mat. 16,24) Ich bin überzeugt, dass das nicht bedeutet, dass wir künstlich Leiden suchen sollten – aber umgekehrt ist es eine Lebenswahrheit, dass wir oft, wenn wir dem Leiden ausweichen wollen, Schaden anrichten.

Es gibt wenige Verse der Bibel, die ich ausserhalb des kirchlichen Umfelds kennengelernt habe. Aber diesen Satz prägte eine tüchtige Sekundarlehrerin ihren Schülern in der Grammatikstunde ein. Er sollte ein Beispiel für den Konjunktiv II, den Irrealis sein. TÜCHTIGKEIT RETTET DIE SEELE NICHT Können wir Schaden an unserer Seele nehmen? In der Seelsorge ganz allgemein geht es oft darAls Gemeindepfarrerin und Seelsorgerin im Unum zu unterscheiden, wo ist eine Lebenssituatitersuchungsgefängnis erlebe ich unterschiedlion schwierig und muss akzeptiert werden, und che Seelsorgesituationen. Im Gemeindepfarramt wo sind eigene Taten und Vorstellungen, die findet Seelsorge oft bei grossen familiären EreigNot und Probleme bringen. Das Besondere am nissen statt. Da steht sie häufig in Verbindung christlichen Glauben nämlich ist: Unser Tüchmit der Vorbereitung für einen Gottesdienst. Die tig- und Gutsein kann unEmotionen wie Freude, «Oft, wenn wir dem Leiden ausweisere Seele nicht retten, Ängste oder Trauer sind präsent, und wir Pfarrper- chen wollen, richten wir Schaden an.» sondern der Glaube, dass letztlich jeder von uns sonen versuchen mit unGottes Gnade braucht. Diese Haltung den Mitseren biblischen und spirituellen Grundlagen, menschen gegenüber hat im Gefängnis eine bedie Menschen zu begleiten. sondere Note. Hier sind Menschen von der JusLASTEN MITTRAGEN, KLAGE ERTRAGEN tiz angeklagt und müssen für ihre Taten geradeIm Untersuchungsgefängnis kenne ich die Menstehen. So sind die Gespräche mit dem Seelsorschen zuvor kaum. Sie suchen jemanden, der ger manchmal nur ein einfaches Erzählen und erst einmal ihrer Geschichte zuhört, der ein Ordnen – manchmal ist die Klage das HaupttheStück weit die Last der Einsamkeit und Ungema. Von meiner Seite geht es nicht darum, Ratwissheit mitträgt, der Klage erträgt, der hilft, in schläge zu geben oder Erfahrungen auszutauihrer Welt, die aus den Fugen geraten ist, einen schen, sondern das Gegenüber sprechen zu lasroten Faden zu finden. sen, Verständnisfragen zu stellen, Ohnmacht Menschen haben ein ganz natürliches Bedürfauszuhalten. Nicht immer schliesst ein Gebet nis, dem Leiden auszuweichen. Wir möchten das Gespräch ab; eine andere Möglichkeit, ein gerne Freunde haben, gesund sein, eine gute ArFenster für die Seele zu öffnen, sind Bilder. Ich beit haben und Mittel, um unser Leben zu behabe eine Sammlung von Postkarten mit Bibelstehen. In den Evangelien ist es der Jünger Peversen oder religiöser Symbolik bei mir. Die trus, der seine menschlichen Wünsche und VorSorgfalt, mit der die Insassen ihre Karte ausstellungen ausspricht. Das tut er auch, als Jesus wählen, berührt mich immer wieder neu. Ŷ

IM BRENNPUNKT

Seelsorge als «bildgebendes Verfahren» Innere Bilder erkennen, hilft der Psychiatrie-Seelsorge, den Patienten zu helfen und sie besser zu verstehen Text: Reinhold Meier, Psychiatrie-Seelsorger und Journalist BR, Wangs | Zeichnungen: Jasmin, Remo, Pascal

Jeder Tag in der Psychiatrie ist randvoll von Begegnungen mit Menschen, die kämpfen und hoffen, die mutig sind, enttäuscht und zweifelnd. Es sind Menschen, die in eine tiefe Blockade geraten sind oder umgekehrt keinerlei Grenzen mehr zu kennen scheinen, Menschen, denen Teile ihrer Persönlichkeit entgleiten oder die von Furcht gesteuert sind. Ich sehe Menschen, die früh etwas lernen mussten, das ihnen heute schadet und Menschen, die verzweifelt konsumierten, obwohl sie es nicht wollten. BEGEGNUNG AUF AUGENHÖHE Ein beeindruckendes Team steht diesen Menschen zur Seite, medizinisch, pflegerisch, psychologisch, sozialarbeiterisch. Küche, Reinigung, Verwaltung und Haustechnik sind genauso wichtig. Auch die Seelsorge leistet ihren Beitrag und weist auf etwas ganz Besonderes hin, auf die spirituelle Dimension jeder einzelnen Biografie. Diese liegt zuweilen versteckt. Und doch erlebe ich sie als Bezugsrahmen, der ein Leben einbettet. Oder eingebettet hat! Denn seelische Störungen sind oft verbunden mit äusseren Krisen wie Trennung, Trauer oder Arbeitslosigkeit. Wenn aber Lebenspläne, die lange zu tragen schienen,

zerbrechen, steht auch der Bezugsrahmen, der dem Leben Sinn gab, in Vollbrand. Ich finde, da zählt nur Begegnung auf Augenhöhe. Es ist ja ein Unterschied, mit Depressiven die Tiefe ihres Erlebens auszuhalten, statt sie mit flottem Trost zu verhöhnen.

glaubwürdig in den Rätseln einer Biografie zu spiegeln vermag. Oder mir gerät ein Psalm vor Augen, der behauptet, Gott sei die Quelle des Lebens. Wenn das stimmte, wäre auch ein Suchtmittel entthront, das doch alle Macht an sich reisst. Ich habe dann schon Tränen gesehen.

BILDER VERBINDEN MENSCHEN Solche Bilder wahrzunehmen, hat einen grossen Manchmal fehlen mir dabei die Worte. Doch ich Vorteil. Sie kommen nicht von aussen, sind nicht bleibe achtsam für die Bilaufgepfropft und darum «Diese Bilder verbinden Menschen, und keine Zumutung. Sie sind der, die mir Patienten ansie knüpfen oft an uralte biblische bieten. Jenes vom Fluss bereits da und ruhen, zuBilder an, die durch die Zeiten grosse etwa, der ins Stocken geweilen verborgen, im Geraten ist, jenes vom stillen Tragkraft bewiesen.» genüber – wie auch im See, in dem sich ihr Leben Seelsorger. Sie miteinander spiegelt oder von der Quelle, die sie suchen. Diezu entdecken, ist also ein soziales Geschehen, etse Bilder verbinden Menschen, und sie knüpfen was Dynamisches, etwas Inspirierendes. Es ist oft an uralte biblische Bilder an, die durch die Leben im Hier und Jetzt. Zeiten grosse Tragkraft bewiesen. C. G. Jung BILD DER AUFERWECKUNG nannte sie Archetypen, also Muster, die unserem Ich betrachte Seelsorge darum, ein wenig augenHandeln und Verhalten die Basis geben. zwinkernd, als bildgebendes Verfahren. Denn im Idealfall gelingt es ihr, im Dialog sichtbar zu maDer Exodus gehört dazu, als Menschen die fetten, chen, welche Erleichterung in der Seele ruht. Sie aber beengenden Fleischtöpfe verliessen und in unterstützt ihr Gegenüber, diese Seelenbilder die Wüste zogen. Was für ein Bild für den Mut wahrzunehmen, zu wecken. Manchmal fühle sich zum Risiko, Leben neu zu lernen. Ich denke auch das ein bisschen an wie Ostern, sagen mir Patienan das Bild vom verborgenen Gott, dessen dunkten, dieses tiefe Bild der Auferweckung. Ŷ le Seite ein Rätsel bleibt, und der sich darum so

Von links: Seelenvogel von Jasmin; die Seele als Feuer und Licht von Remo; die Seele sitzt im Brustkorb von Pascal, alle 4. Klasse in Krinau.

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THEMA

«Der Hausbesuch hat ausgedient – oder nicht?» Seelsorge – zwischen Tradition und Moderne

Pfarrer Markus Lohner, Wil

Pfarrerin Andrea Hofacker, Rebstein-Marbach

Was ist Seelsorge und welches Seelsorgeverständnis haben Sie?

Ich besuche im Spital eine jüngere Frau. Wir kennen uns nicht. Rasch wird klar, sie befindet sich in einer Lebenskrise: Alkoholprobleme, Trennung vom Partner, Suizidversuch und die Frage: Werde ich wieder einmal für meine Kinder sorgen können? Ich habe Zeit und ein offenes Ohr, das muss jetzt genügen. Gegen Ende des Gesprächs denke ich, ein Gebet wäre gut. Sie findet das auch. Spontan bete ich auch für den Ehemann. Das, so sagt sie beim nächsten Besuch, habe in ihr etwas verändert.

Mir ist es wichtig, dass Menschen in Krisen sich ihrer Stärken und Ressourcen bewusst werden. Das kann alle Bereiche betreffen: ihre christliche Spiritualität, ebenso soziale Aspekte, manchmal Materielles. Durch gezieltes Fragen und gutes Zuhören kann man diese Ressourcen wieder aufzeigen und so zu einer Stärkung in der Krise beitragen. Seelsorge betrifft dabei nicht nur die Seele, sondern den ganzen Menschen. Das sollte man immer im Blick behalten.

Braucht der autonome, selbstbestimmende Mensch überhaupt noch eine Hilfe mittels Seelsorge?

Ich glaube, wer im Leben weiterkommen möchte, sucht sich einen guten Gesprächspartner, mit dem er über Schwächen, Zweifel und Versagen reden kann und der ohne Zurückhaltung heikle Punkte anspricht. Dieses Gegenüber kann der eigene Bruder oder eine gute Freundin sein. Oder die Seelsorgerin, die das Gegenüber auch mit Schuld und Versagen nicht alleine lässt, sondern ermutigt, Schuld zu benennen, zu bekennen und den Weg der Vergebung zeigt. Und das hat jeder Mensch nötig.

Christliche Religion, so wie ich sie verstehe, will den Menschen nicht entmündigen, sondern befreien. Aber sie sagt auch: Du kannst nicht alles im Griff haben in deinem Leben. Diese Erfahrung ist nicht gerade populär, aber häufig in Zeiten, in denen Privates und Berufliches von vielen Abbrüchen und Neuanfängen geprägt ist. Darum steigt ja gerade die Nachfrage nach Spiritualität und einer sinnvollen Deutung des eigenen Lebens, um damit verbundene Ängste besser bewältigen zu können.

Früher gab es die Hausbesuche. Haben diese ausgedient und sich entsprechende Alternativen aufgetan?

Eine alte Frau erzählte mir, früher sei der Pfarrer jeweils einmal im Jahr zu ihrem Vater gekommen und hätte mit ihm eine Flasche Rotwein getrunken. Heute, wer weiss damals auch schon, ist das vernünftigerweise die Ausnahme. Aber der Hausbesuch ist keinesfalls ein Auslaufmodell. Manchmal geht es nicht anders und man schreibt wenigstens eine Karte, telefoniert oder bestellt die Leute zu sich. Aber einen Menschen besuchen, ist wohl das grösste Zeichen von Wertschätzung, Interesse und Anteilnahme.

Oft ist es für Menschen einfacher, auf der Strasse oder nach der Kirche kurz anzudeuten, was sie besonders belastet. Dort haben sie die Freiheit, ein Gespräch niederschwellig zu beginnen, sich aus diesem aber bei Bedarf auch wieder zurück zu ziehen. Das ist eine Frage des Raumes. Wenn die Pfarrerin auf der Couch in der Stube hockt, ist das nicht so einfach. Trotzdem werden aus solchen Gelegenheiten oft Hausbesuche, weil ich dann zu einem späteren Zeitpunkt nachfrage oder anrufe.

Wie kann der Mensch in seinem Alltag seiner Seele Sorge tragen?

Zu diesem Thema gibt es zahlreiche Ratgeber auf dem Markt. Und weil man schlecht aus seiner eigenen Haut fahren kann und Veränderungen anstrengend sind, nur dies: Das Beste, was man für seine Seele tun kann ist, das uralte Bekenntnis im Herzen zu tragen: Jesus Christus ist der Herr. So gibt man dem Leben ein Fundament. Und weil wir auch im Glauben unsere Mühen und Zweifel haben, ist es zudem gut, wenn wir eine Handvoll Menschen haben, die für uns beten.

Manchen Menschen hilft es, Psalmen zu beten, anderen hilft es, täglich einen Spaziergang zu machen, den Alltag hinter sich zu lassen, und sich zu öffnen für das, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist. Ich persönlich frage mich: Wenn ich heute sterben müsste, was würde ich am meisten bereuen? Die Antwort ist nie: Ich habe zu wenig gearbeitet, sondern immer: Ich habe mich zu selten den Menschen gewidmet, die mir wirklich viel bedeuten. Dann weiss ich, was ich für meine Seele tun sollte.

4 AUSGABE 11/2016

THEMA

Pfarrer Hanspeter Aschmann, Rapperswil-Jona

Pfarrer und Klinikseelsorger Markus Walser, Wil

Seelsorge ist für mich grundsätzlich jedes Gespräch, in dem Persönliches zur Sprache kommt und eine gegenseitige Anteilnahme spürbar wird. Sie ereignet sich also nicht nur im Gespräch mit Pfarrer, Diakon oder Psychologen, sondern auch – sogar meistens – im Bereich ganz alltäglicher Kommunikation. Im engeren Sinn geht es dabei um wohltuenden Austausch (offenes Ohr), ein Beratungsgespräch zur Lösung von Problemen oder einfach um stärkende, stützende Impulse, um schwierige Situationen erträglich zu machen.

Seelsorge bedeutet für mich: einen Menschen auf einem Wegabschnitt seines Lebens begleiten, ihm zuhören und ungeachtet seiner Herkunft und Geschichte auf ihn eingehen, ein Ohr für vorhandene religiöse und spirituelle Beheimatung haben und dazu beitragen, diese Beheimatung als Quelle für Gesundung und Heilung fruchtbar zu machen.

Davon bin ich fest überzeugt, weil auch dieser Mensch ein soziales Wesen bleibt und sich nicht, wie Baron Münchhausen, am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen kann. Und es gibt wohl auch keinen noch so autonomen Menschen, der im wirklichen Leben nicht früher oder später einmal in eine schwierige Lage gerät, in der er auf Hilfe durch andere angewiesen ist. Dafür ist das menschliche Wesen zu unvollkommen und das Sein des Menschen zum Tod zu absolut.

Er kann sich auch anderswo Hilfe holen – es gibt eine reiche Angebotspalette – oder sagen «Hilf dir selbst, so hilft dir Gott». Aber im Angesicht der Erfahrung von Scheitern, Schicksalsschlag oder Erkrankung beginnt mancher Mensch dann doch zu fragen: «Woher komme ich? – Wer bin ich? – Wohin gehe ich?» Für die Begleitung (nicht Beantwortung!) in solchem Fragen ist hellhörige und respektvolle Seelsorge kompetent.

Natürlich gibt es heute die Internet-, SocialMedia- und Telefonseelsorge, die in ihrer Bedeutung durchaus nicht zu unterschätzen sind. Doch deswegen sind die traditionellen Hausbesuche keineswegs überflüssig geworden. Ja ich denke, gerade durch die ganzheitliche Wahrnehmung von Angesicht zu Angesicht hat die Seelsorge in physischer Präsenz nach wie vor die besten Voraussetzungen, auch zu gelingen. Letztlich führt daran nichts vorbei. Und das ist gut so, auch wenn damit mehr Aufwand verbunden ist.

Menschen verschiedener Altersstufen beantworten mir die Frage nach dem Hausbesuch mit «sehr erwünscht!». In der Umsetzung des Jesus-Wortes «Ich war krank und ihr habt mich (nicht) besucht» (Matthäus 25,43) ist es urseelsorgerliches Handeln, Menschen da zu besuchen, wo sie leben und gerade sind: zuhause, in Spital oder Gefängnis, auf dem Fest, bei der Arbeit. Moderne Lebens- und Arbeitsformen bringen es mit sich, dass Besuche weniger spontan und mehr verabredet erfolgen.

Mit genau dieser Frage beschäftigt sich die moderne Forschung zu Resilienz (von lat. resilire: abprallen, zurückspringen) und Salutogenese (Gesundwerdung) – hier ist also noch vieles offen. Aus praktischer Erfahrung rate ich zu einem kritischen Umgang mit «Unterhaltungselektronik» im weitesten Sinn, der ich mich aussetze, und zum Streben nach einem Gleichgewicht zwischen Eindruck und Ausdruck, Fülle und Leere, Spiritualität und Profanität, Aktivität und Passivität, sozialem Leben und Selbstsein.

Wer achtsam ist für die Tatsache, dass er als geschöpflicher Mensch ein unendlich wunderbares und auch wundersames, beseeltes Wesen darstellt, trägt seiner Seele in ihrer Einheit mit Geist und Körper Rechnung. Wer erkennt, dass Leben Geschenk ist, in Zeit und Raum, ist sorgsam auf das Zusammenspiel bedacht und so auch sein eigener «Seel-Sorger».

Die Seele: von Jasmin (oben), Robert, beide 3. Klasse Krinau

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FOKUS

Von links: «Die Seele ist im ganzen Körper», von Finn und «Die Seele ist immer neben mir» von Sonja, beide 3. Klasse, Ebnat-Kappel

Sexualität, Einsamkeit und Suizid Seelsorge.net der reformierten und katholischen Kirche der Schweiz gehört zu den Pionieren im Internet – Junge nutzen das Angebot häufig Text: Katharina Meier | Zeichnungen: Finn und Sonja

Als Jakob Vetsch 1996 als reformierter Pfarrer von Gretschins nach Zürich zog, hinterliess er einen grossen Fussabdruck: Die Gründung der Internetseelsorge. Zusammen mit dem Informatiker Stefan Hegglin sah der Rheintaler 1995 im neuen Medium Internet eine Chance, Menschen seelsorgerlich zu unterstützen. Sie gründeten den Verein Internet-Seelsorge und schalteten das Pilotprojekt «Regional Networks Rheintal» auf. 1996 konnte weltweit das erste kirchliche OnlineSeelsorgeangebot über «Vorarlberg Online» aufgerufen werden, und ein Jahr später baute Vetsch ein Netzwerk unter Pfarrern auf, die sich dem Projekt anschlossen und fortan unter www.seelsorge.net erreichbar sind. EIN TEAM AUS EXPERTEN Es bietet den Ratsuchenden einen leichten Zugang zur kirchlichen Seelsorge. Sie wird auf der Basis des christlichen Glaubens geleistet und steht allen Menschen, unabhängig ihrer Herkunft und Religionszugehörigkeit, offen. «Mittlerweile ist unsere Dienstleistung auch für Italienisch- und Französischsprachige zugänglich», erklärt die Koordinatorin Claudia Kriesi von seelsorge.net. Ziel sei es, möglichst rasch Hilfe zu leisten, in Kontakt zu treten mit der ratsuchenden Person. Das ehrenamtlich tätige, 6 AUSGABE 11/2016

18-köpfige Seelsorgeteam greift dabei auf die Erfahrung von Theologinnen und Pfarrern der katholischen und reformierten Kirche zurück, aber auch auf das Wissen von Psychologinnen, Diakonen oder Jugendarbeitern.

dankbar dafür!» Die in seelische Not Geratenen gehören laut Auskunft der Koordinatorin meist den reformierten und katholischen Kirchen an. «Es gibt aber auch freikirchliche und konfessionslose ‹User›, aber selten Menschen anderer Religionen, wobei sich die Anfragen vielfach um Lebenssorgen drehen und weniger mit der Religion verbunden sind.»

JÜNGERE SCHÄTZEN DAS ANGEBOT Und das Angebot wird seit Beginn weg gut genutzt. Jährlich kontaktieren durchschnittlich NATIONALES ANGEBOT 800 Personen seelsorge.net. In den vergangenen Bei seelsorge.net handelt es sich um ein natio21 Jahren nahmen fast 20 000 Hilfesuchende die nales Angebot der katholischen und evangeliDienstleistung in Anspruch. «Der grösste Anteil schen Kirchen der der Nutzer sind Menschen «Der grösste Anteil der Nutzer Schweiz. Trägerschaft ist zwischen 16 und 40 Jahren, sind Menschen zwischen 16 und der reformierte und kathoalso gerade jene Generati40 Jahren, jene Generation lische Stadtverband on, welche die herkömmlialso, welche die herkömmlichen Zürich, die evangelische chen kirchlichen Angebote kirchlichen Angebote unterLandeskirche Zürich und an ihren Wohnorten unterdurchschnittlich nutzen.» die katholischen Kirchen durchschnittlich nutzen. des Kantons Zürich. Die Vermehrt haben wir auch St. Galler Kantonalkirche leistet einen Beitrag noch jüngere Nutzer, bis zu 13-Jährige», sagt über die Deutschschweizer Kirchenkonferenz Kriesi. Oft gelangen jüngere Generationen im (KIKO). «Und einzelne Kirchgemeinden erheben Schutz des anonymen Internets mit Sorgen und gelegentlich eine Kollekte oder machen eine grossen Nöten ans Seelsorgeteam. Intime und Spende», weiss Claudia Kriesi. Auf Rosen gebetgerade in religiösen Kreisen häufig schamhaft tet ist die Internetseelsorge trotzdem nicht, besetzte Themen werden offen angesprochen: musste die Institution doch 2015 die KoordinaBeziehungen, Sexualität, Einsamkeit, Suizidgetionsstelle von 50 auf 30 Stellenprozente kürzen danken. Reaktionen bleiben nicht aus: «Ich denund die zwei Stellen eines Mail- und SMS-Maske ab und zu an Deine Worte, die mich über ein ters von zehn auf fünf Prozent reduzieren. Ŷ halbes Jahr begleitet haben. Ich bin Dir so

FOKUS

Spiritualität – die vierte Dimension In Palliative Care ist die Berücksichtigung von religiös-spirituellen Aspekten sehr wichtig – Dieser Seelsorgegrundsatz soll nun mehr Raum erhalten Text: Katharina Meier, pd | Zeichnungen: Bruno, Nadine, Manuel

Spirituelle Bedürfnisse eines Patienten werden bei der Behandlung häufig zu wenig berücksichtigt. Doch seit kurzem findet ein Umdenken statt. Spiritual Care (Sorge um die spirituell-religiösen Aspekte) etabliert sich zusehends als Behandlungsansatz. Der professionellen kirchlichen Seelsorge kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

ge in Palliative Care der St. Galler Kantonalkirche sowie Mitglied der Fachgruppe Seelsorge bei palliative ch. Mittlerweile eignen sich verschiedene Berufsgruppen Kompetenzen in Spiritual Care an und seit Herbst 2015 fördert die an der theologischen Fakultät der Universität Zürich beheimatete Professur für Spiritual Care das Wissen angehender Mediziner im Umgang mit spirituellen Fragen. Denn: Spiritualität wird seit der Beschreibung durch die WHO als die vierte Dimension von Gesundheit verstanden.

Pflegefachleute, Ärzte und Psychotherapeuten sind oft unsicher mit dem Umgang mit der Spiritualität des Patienten, Spiritualität ist eine wichtige INTERDISZIPLINÄR betrachten sie nicht als Quelle in der Krankheitsverarbeitung. Der Ansatz, verstärkt inihren Zuständigkeitsbeterdisziplinär zu arbeireich oder finden aufgrund ten, so Aebi, sei aus der Palliative Care herausdes Spardrucks schlicht keine Zeit, sich des gewachsen, die für Schwerst- und Chronischgeistig-spirituellen Innenlebens des Bettlägerikranke sowie Sterbende mit ihren Angehörigen gen anzunehmen. eine ganzheitliche Unterstützung biete und daAUFGABE ALLER GESUNDHEITSBERUFE bei auch bewusst die religiös-spirituellen AsDoch eine Trendwende hat eingesetzt. «Davon pekte miteinbeziehe. Wie dies in der Praxis ausausgehend, dass die Spiritualität eine wichtige sehen kann, zeigt ein Beispiel aus dem SeelsorQuelle in der Krankheitsverarbeitung sein kann, gealltag der 49-Jährigen in einer Langzeitpflegeinstitution. Ein teilgelähmter, künstlich ernährter wird die Sorge um spirituelle Bedürfnisse, Mögund kommunikativ beeinträchtigter Patient mit lichkeiten und Wünsche von Patientinnen und einer fortgeschrittenen Hirnatrophie (SchrumpPatienten zunehmend auch als Aufgabe aller Gefung) forderte beim Eintritt das Betreuungsteam sundheitsberufe verstanden», sagt Renata Aebi, sehr stark. Er verweigerte Therapien und zog Seelsorgerin und Projektbeauftragte für Seelsor-

Die Seele geht rauf und runter: Bruno, 2. Klasse, Krummenau

Die Seele wie Blutbahnen: Nadine, 3. Klasse, Krummenau

sich stark zurück. Die Seelsorgerin initiierte in enger Zusammenarbeit mit der Bezugspflegenden eine Biographiearbeit. Der Patient entwickelte zunehmende Präsenz, erzählte aus seinem Leben, – persönliche Ressourcen wurden sichtbar. Die Angehörigen zeichneten allmählich seine Geschichte nach und in einem Buch mit Fotos auf. Darin enthalten waren auch Wünsche und Hoffnungen des Mannes für den weiteren Lebensweg. Das «Lebensbuch» wurde dem Betreuungsteam vorgestellt. Dieses machte den Inhalt für den Patienten gezielt fruchtbar, indem die Musiktherapie intensiviert und die Physiotherapie für den ehemaligen Taucher ins Wasser verlegte wurde. EXPERTIN UNTER DEN GENERALISTEN Braucht es die Seelsorge noch, wenn die medizinischen Berufe neues Wissen aneignen? «Im Gegenteil, ihr kommt eine Schlüsselrolle zu! Sie ist Expertin der spirituellen Begleitung unter den Generalisten der übrigen Gesundheitsberufe.» Sie müsse sich in die interprofessionelle Zusammenarbeit einbringen. Unabdingbar sei dafür bestausgebildetes Personal, das über spezialisiertes Wissen verfüge, so Aebi. Dazu gehöre auch, ein Verständnis von Spiritualität, welche nicht unbedingt an Religion oder Konfession gebunden sei. Ŷ

Die Seele befindet sich vermutlich im Bein: Manuel, 2. Klasse, Krummenau

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IN EIGENER SACHE

PANORAMA GEMEINDEN

Verantwortung: Neue Impulse setzen Gossau: Ein festlicher Abend für Frauen mit Denkanstössen zum Thema Verantwortung heute Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Wirtschaft und Bildung formulieren am 20. Januar in Gossau ihre Sichtweisen zum Thema Verantwortung heute. Ein Abend unter dem Titel «Sinn und Genuss». Die evang. Kirchgemeinde Gossau-Andwil, die kath. Kirchgemeinde Gossau und das Frauennetz laden mit den Frauenorganisationen zu einem festlichen Abend ein. Er findet am 20. Januar 2017 im Restaurant Werk 1 statt. Angeregt durch das Jubiläum 500 Jahre Reformation, geht es um die Frage, was es in der heutigen Zeit bedeutet, öffentlich Verantwortung zu

Die Geschichte «Der Seelenvogel» war Bestandteil des Religionsunterrichts.

Schulklassen nahmen sich zeichnerisch der Seele an Text: meka | Bild: Robert, 3. Klasse, Krinau

Was ist die Seele, wo befindet sie sich und wie sieht sie aus? Diesen und weiteren nicht alltäglichen Fragen stellten sich die 2. bis 4. Klasse aus Krinau, eine 3. Klasse aus Ebnat-Kappel und die 2. und 3. Klasse aus Krummenau im Religionsunterricht von Monika Züst-Wehrle, Nesslau. DISKUTIERT, PHILOSOPHIERT, GEZEICHNET Die Schülerinnen und Schüler nahmen nicht nur diese Herausforderungen an, sondern machten sich auch zeichnerisch auf die Spur der Seele. «Wir haben philosophiert, diskutiert, und im Wissen um den Wunsch des Kirchenboten gezeichnet», sagt die Katechetin Monika Züst. Sie liess ihre Klassen malen und skizzieren. Es sei spannend gewesen, zu beobachten, welch unterschiedlichen Vorstellungen die Kinder aufs Papier brachten, so Züst. Gleichzeitig widmeten sich die Klassen der Geschichte «Der Seelenvogel» von Michal Snunit und Na’ama Golomb, die ebenfalls in die gestalterische Umsetzung einfloss. Nach drei Wochen galt es für einige Klassen nochmals, die Seele zu zeichnen. «Und: Die Vorstellungen haben sich hier wie dort teilweise geändert», erklärt die Lehrerin.

übernehmen. Ziel des Abends ist ein angeregter Austausch zur Zukunft unserer Gesellschaft. Was damals befreite, kann auch heute neue Impulse setzen. Der Anlass beginnt um 19 Uhr mit einem Apéro. Es folgt ein Nachtessen. Zwischen den Gängen des Menüs werden drei Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Wirtschaft und Bildung Gedankenimpulse geben und Akzente setzen. Im Anschluss: gemütlicher Ausklang. Das Vorbereitungsteam freut sich, viele Teilnehmerinnen begrüssen zu dürfen. (pd) Ŷ Kosten: Fr. 55.– exkl. Getränke. Anmeldung: 071 577 09 40, [email protected]

Freude am wiederkehrenden Klang Text | Foto: Lukas Bolt

Seit 50 Jahren ist Marcel Schmid Organist der evangelischen Kirche Heiligkreuz, St. Gallen. Am Jubiläumskonzert kommt es zu zwei Uraufführungen des Musikers. Schon früh war der Organist gut ausgerüstet. Er erwarb an der Musikakademie Zürich das Orgellehr- und Orgelkonzertdiplom und ergänzte sein Studium an der Musikhochschule Wien. Er stellte sein Können auch international unter Beweis, holte sich Preise in Brügge und am Musikwettbewerb in Genf. Doch trotz reger Konzerttätigkeit galt Schmids eigentliches Bemühen dem Musizieren in «seiner» Heiligkreuzkirche. Früh erkannte er, dass die Orgel aus dem Jahr 1913 nicht mehr den Anforderungen entsprach. Auf dem neuen Instrument (Orgelbau Mathis, Näfels) spielte nun Organist Schmid ein vielfältiges Repertoire, sowohl im Gottesdienst wie im Konzert, von den alten Meistern wie

Frescobaldi oder Buxtehude bis hin zu den Werken von Franck und Reger und modernen Kompositionen. Den Schwerpunkt des Schaffens aber bildete das Orgelwerk von J. S. Bach. Überdies gründete Marcel Schmid den «Tablater Konzertchor», später das «BachCollegium». Schmid entdeckte schliesslich als Musikdozent an der Pädagogischen Hochschule seine Leidenschaft fürs Komponieren, schuf die «Johannes-Passion». Und am Jubiläumskonzert werden wiederum zwei seiner Werke uraufgeführt. Des Organisten unerschöpflich scheinende Kraft und Energie hat eine Quelle: «Es ist die Freude am stets wiederkehrenden Klang, am Spielen und Bewegen und am gemeinsamen Musizieren.» Ŷ Sonntag, 13. November, Kirche Heiligkreuz 10 Uhr: Fest-Gottesdienst 17 Uhr: Konzert mit Solisten und BachCollegium

WUNDERBAR ERFRISCHEND, EHRLICH Ob frisch von der Leber weg oder nach dreiwöchigem Unterricht erneut gezeichnet und aufs Papier gebracht: Die Resultate sind überwältigend. Sie zeugen von einer grossen Phantasie und Vorstellungskraft, zeichnerischem Geschick und einer Ehrlichkeit, Intensität und Inbrunst sowie unverkrampften Herangehensweise, wie sie nur Kinder innewohnen. Hier wurde versucht, Unfassbares fassbar zu machen. Es bleibt uns nur, den Hut zu ziehen! Ŷ Alle Zeichnungen unter: www.kirchenbote-sg.ch

8 AUSGABE 11/2016

Das Musizieren, das Orgelspiel und Komponieren geben dem Organisten Marcel Schmid immer wieder Kraft.

PANORAMA GEMEINDEN

PANORAMA GEMEINDEN

30 Jahre im Dienste der Kirche Die Kirchenvorsteherschaft Unteres Neckertal durfte am Mitarbeiteressen zwei Personen speziell ehren. Sowohl Berti Roth aus Mogelsberg als auch Georg Roth aus Oberhelfenschwil setzen sich seit 1986 tatkräftig für das Funktionieren der Kirchgemeinde ein. Berti Roth ist seit 30 Jahren als Mesmerin in der Kirche Mogelsberg tätig und übt engagiert und pflichtbewusst ihren Dienst aus. Daneben ist sie Mitglied der Kirchkreisgruppe Mogelsberg und mitverantwortlich für die Planung und Organisation der Seniorenarbeit. Zudem war Berti Roth für die Reinigung des Kirchgemeindesaales verantwortlich. Georg Roth pflegt und bewirtschaftet seit 30 Jahren den gemeindeeigenen Höghwald. Während dieser Jahre war er auch einige Jahre Mitglied der Kirchenvorsteherschaft Oberhelfenschwil. (kivo). Ŷ

Renate Sidler besucht jeden Samstag Patientinnen und Patienten im Haus 04 im Kantonsspital.

«Es braucht Mut, die Tür zu öffnen» Die Spitäler des Kantons St. Gallen zählen auf Freiwillige – so auch das Kantonsspital Text | Foto: Stephan Sigg, Pfarreiforum

Jeden Samstagvormittag klopft Renate Sidler an sechzig Türen. Als eine von sechs Freiwilligen ist sie einmal pro Woche im Kantonsspital St. Gallen unterwegs, um abzuklären, welche Patientinnen und Patienten am Sonntagsgottesdienst in der Spitalkapelle teilnehmen möchten und ob sie für den Weg dorthin den Bettendienst benötigten. «Eine Aufgabe, die herausfordert», so Renate Sidler, «sie hat aber auch meinen Horizont enorm erweitert.» «Ich habe jedes Mal Bammel vor dem, was mich erwartet», bekennt Renate Sidler beim Gespräch in der Spitalcafeteria. Seit acht Jahren ist sie für IDEM (siehe Fussnote) im Einsatz. Trotz Routine heisse es immer wieder neu, den Mut zu haben, die Tür zu öffnen und die Frage zu stellen. Sie wisse nie, was sie erwarte, wenn sie ein Patientenzimmer betrete und die Patienten mit der Frage konfrontiere: «Möchten Sie am Sonntag in den Gottesdienst?» «Junge Patienten lachen oft laut heraus, wenn sie meine Frage hören. Durch mich wird ihnen erst bewusst, dass in der Spitalkapelle Gottesdienste angeboten werden.» ZUM MITAGESSEN EINGELADEN «Natürlich gibt es auch Patienten, die ablehnend reagieren und mich sofort wegschicken oder mit Vorwürfen gegenüber der Kirche konfrontieren.» Es gebe aber sehr wohl auch Patienten, die auf sie warten und sich über ihren Besuch freuen. Da kann es sogar passieren, dass sie eingeladen wird, zum Mittagessen zu bleiben. «Ich erlebe oft, dass mein Besuch ein wichtiger Moment im Alltag mancher Patienten ist, auch wenn nur ein kurzes Gespräch mög-

lich ist.» Wenn Renate Sidler von ihren Erfahrungen erzählt, ist herauszuhören, wie wichtig die Aufgabe für sie ist, dass ihr die Erlebnisse manchmal auch nahe gehen: «Einige Begegnungen sind intensiv. Es ist manchmal schwer auszuhalten, mit welchen Schicksalen die Menschen konfrontiert sind.» «AUSHÄNGESCHILD» DER KIRCHE Auch wenn sie nur den Auftrag hat, das Bedürfnis nach der Gottesdienstteilnahme abzuklären, ist sie so etwas wie ein «Aushängeschild» der Kirche. «Mir kommt sicher zugute, dass ich keine Mühe habe, mit anderen ins Gespräch zu kommen», so Sidler. «Dazu kommt: Ich vertrete zwar die Kirche, aber ich bin keine Seelsorgerin. Das erlaubt mir, anders auf Patienten zuzugehen.» Sie werde von ihnen anders wahrgenommen. Nach etwa neunzig Minuten hat Renate Sidler ihren Rundgang absolviert. Die Liste mit den Anmeldungen für den Gottesdienst und den Bettenschiebedienst wird weitergeleitet. Oft trifft sie sich mit einer anderen IDEM-Freiwilligen in der Cafeteria, um sich über die Erlebnisse auszutauschen. «Das hilft mir, das Erlebte zu verarbeiten. Doch ich kann gut abschalten. Es kommt praktisch nie vor, dass ich etwas Belastendes mitnehme.» Ŷ «IDEM – Im Dienste eines Mitmenschen» ist eine Gruppe Freiwilliger, die einen Teil ihrer Freizeit in den Dienst kranker Menschen im Kantonsspital stellt. Eine Untergruppe davon klärt das Interesse an der Teilnahme am Sonntagsgottesdienst ab. Freiwillige werden gesucht. Sie werden in den Dienst eingeführt und professionell betreut. Kontakt: [email protected] Tel. 071 494 14 20

Wartau: Pfarrehepaar als Verweser Text: Reto Neurauter | Foto: pd

Seit 1. Oktober ist in der evangelischen Kirchgemeinde Wartau das Pfarrehepaar Petra und Dirk Lehner als Verweser tätig. Sie haben in Potsdam und Berlin Theologie und Pädagogik studiert. Ihre ersten Pfarrstellen befanden sich im Süden Brandenburgs. «Mit dem Wechsel in die Schweiz verbinden sich Interesse und Lust, Menschen in einer anderen Lebenswelt kennenzulernen», sagen sie. Die beiden Kinder sind erwachsen. Dirk Lehner bildete sich noch zum Gemeindeberater/ Organisationsentwickler und Coach aus, Petra Lehner in Gestalttherapie und Beratung. Ŷ

Das Pfarrehepaar Dirk und Petra Lehner

Turmkugel wieder eingesetzt Am Mittwoch, 5. Oktober, ist die Turmkugel wieder auf den Spitz der Kirche St. Laurenzen gebracht worden, nachdem sie ist in der Werkstatt überholt und mit den gesichteten Dokumenten und solchen aus unserer Zeit (auch über den Zusammenklang der 118 Kirchenglocken der 29 Türme) versehen worden war. Die handschriftlichen Dokumente aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind vom Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde transkribiert worden. Sie enthalten unter anderem die Lebensgeschichte des damaligen Präsidenten der Ortsbürgergemeinde Johann Michael Scheitlin. Fotografien und Transkriptionen können unter www.stadtarchiv.ch eingesehen werden. (chk) Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9

IN KÜRZE

PANORAMA KANTON

«Nahe sein bis zuletzt» – GratisRatgeber für pflegende Angehörige Die Begleitung eines schwerkranken Menschen ist für (pflegende) Angehörige und Freunde eine Herausforderung. Die ökumenische Fachstelle Begleitung in der letzten Lebensphase (BILL) erarbeitete dazu einen speziellen Ratgeber. Es geht um Fragen der Pflege, der Sterbebegleitung, aber auch um Anregungen im Umgang mit der eigenen Trauer. Das Buch zeigt, wie Angehörige sich selbst Sorge tragen und wo sie um Unterstützung nachfragen können. Der Ratgeber wird kostenlos an Interessierte und Betroffene via Kirchen und der Gesundheitsversorgung verteilt oder kann unter www.nahesein.ch bezogen werden. (pd) Ŷ

Fokuspreis an Klaus Stahlberger Pfarrer Klaus Stahlberger, Straubenzell / St. Gallen West, hat von der Schweizerischen Alzheimervereinigung St. Gallen / Appenzell Anfang September den Fokuspreis erhalten. Er wird an Leute verliehen, die sich in besonderer Weise für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen einsetzen. Mit dem Preis wird das Engagement Stahlbergers im Bereich Spiritualität und Gottesdienste mit Menschen mit Demenz gewürdigt. (kgstw) Ŷ

Hansueli statt Jakob Grubenmann In der Oktoberausgabe des Kirchenboten, auf Seite 4, in der Bildlegende zur Kirche Oberuzwil, wütete der Fehlerteufel, wofür wir uns entschuldigen. Erbauer ist nicht Jakob, sondern Hansueli Grubenmann, und dieser kaufte die alte Turmuhr mit der Jahreszahl 1538 von Wädenswil und nicht jene von Oberrieden und montierte sie am Turm der ref. Oberuzwiler Kirche. Sie feiert dieses Jahr ihr 250-Jahr-Jubiläum. (meka) Ŷ

Neuer Domkapellmeister gewählt Andreas Gut (geb. 1968), Kirchenmusiker der Pfarrei Küsnacht-Erlenbach ZH, ist vom Administrationsrat per 1. Februar 2017 als neuer St. Galler Domkapellmeister gewählt worden. Ŷ

Jugendmagazin «d(ich)!» Von «Jungen für Junge» heisst das Konzept des neuen Magazins «d(ich)!» des Bistums St. Gallen. Es berichtet aus ihrer Sicht und auf ihre Art über das Leben, die Kirche und den Glauben. Es wurden Jugendliche, die gerne schreiben, fotografieren, filmen und sich grafisch betätigen, gesucht. Über ein Dutzend Interessierter meldete sich. Sie werden von Richa Huber, Journalismus-Studentin und Projektleiterin Jugendmagazin, und vom Redaktor Stephan Sigg betreut. (dh) Ŷ 10 AUSGABE 11/2016

National und doch regional: Der neue Internetauftritt des St. Galler Kirchenboten unter www.kirchenbote-sg.ch.

Per Klick zum Kirchenboten Text und Screenshot: Katharina Meier

Den Kirchenboten in jeder Ecke der Welt online lesen, die Gemeindeseiten ausdrucken, aktuelle nationale Themen vertiefen: Der Internetauftritt des neuen reformierten Medienportals ist mehr als nur ein Facelifting. Denn der ganze Kirchenbote kann mit dem E-Readerprogramm einfach bedient, leicht gelesen und durchgeblättert werden. Wer einen früheren Artikel oder eine Ausgabe ab 2002 sucht, findet dies problemlos mit der Suchmaschine des elektronischen Lesegeräts. Und auch die aktuellen Gottesdienstpläne der einzelnen Gemeinden sind auf der Serviceseite immer einsehbar. Seit der Lancierung des neuen Portals

Reise nach Berlin Text: Pascal D. Bazzell

Kirche in einem anderen Kontext erleben und Impulse mitnehmen. Das waren die Erfahrungen der Teilnehmenden der letzten Reise zum Deutschen Kirchentag. 2017 organisiert die Kantonalkirche wieder eine Reise dorthin. Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag findet in Berlin und Wittenberg vom 24. bis 28. Mai 2017 statt. Die Reise geht per Car nach Berlin. Abfahrt ist am Mittwoch, 24. Mai, sehr früh in St. Gallen und St. Margrethen. Die Rückreise erfolgt am Sonntag, 28. Mai, in Wittenberg. Der Kirchentag steht unter der Losung «Du siehst mich» (1. Mose, 16,13) und ist ein Höhepunkt

im Frühjahr kann der St. Galler Kirchenbote auch Aktuelles und Hintergrundberichte anbieten. Dies ist dank der Zusammenarbeit mit den Partnern aus dem Appenzellischen, den Kantonen Thurgau und Glarus sowie dem interkantonalen Kirchenboten möglich, die ebenfalls per Klick erreichbar sind. Mehrmals in der Woche werden zuoberst auf der Startseite im grossen, bebilderten Fenster tagesaktuelle Artikel aufgeschaltet, die Nationales thematisieren oder interessante Persönlichkeiten im Fokus haben. Wer die kantonalen Beiträge sucht, findet sie gleich unter dem Newsfenster. Sie sind im Netz abrufbar, bevor die Printversion bei Ihnen zu Hause im Briefkasten zum Lesen bereitliegt. Ŷ

der Feiern zum 500-Jahr-Reformationsjubiläum. Neu dabei ist: Es wird ein «Kirchentag auf dem Weg». Die Städte Erfurt, Weimar und Jena, Magdeburg, Dessau, Halle und Leipzig wollen ein Programm anbieten, welches das Programm des Kirchentages in Berlin ergänzt. Die Berliner Veranstaltungen, darunter der Markt der Möglichkeiten und die Messe im Markt, werden sich auf dem Messegelände am Funkturm und verteilt über die Berliner und Potsdamer Innenstadt abspielen. Alle Veranstaltungsorte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Ŷ Weitere Informationen und Anmeldung bis am 10. Januar 2017 über die Arbeitsstelle Kirche im Dialog (OeME), Pascal Bazzell, [email protected] oder 071 227 05 50.

PANORAMA SCHWEIZ / WELT

Bildung stärkt den Menschen

IN KÜRZE

So viele Spenden wie noch nie

Text: pd

Unter dem Motto «Bildung stärkt Menschen» lanciert Mission 21 die Herbstkampagne 2016. Bis zum ersten Advent macht das Hilfswerk verstärkt auf Menschen aufmerksam, die kaum Zugang zu Bildung haben. Mission 21 unterstützt Bildungsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika – denn Bildung leistet einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung und fördert Grundrechte, wie das Hilfswerk mitteilte. EIN LEBEN IN WÜRDE ERMÖGLICHEN Den Menschen soll ein Leben in Würde ermöglicht werden, wie es weiter heisst. Auf diesem Grundsatz fusst die gesamte Projektarbeit. Denn durch Kenntnisse und Fähigkeiten werden die Menschen so gestärkt, dass sie damit

ihr eigenes Leben gestalten können. In vielen Partnerländern von Mission 21 bleibt der Zugang zu Schule und Ausbildung einem Grossteil der Bevölkerung verwehrt. SÜDSUDAN: NUR EIN VIERTEL KANN LESEN Das extremste Beispiel ist der Südsudan, wo nur ein Viertel der Menschen lesen und schreiben kann. Dies hat zur Folge, dass sich auch nur wenig qualifiziertes Personal um die Gesundheit der Menschen kümmert. Mission 21 unterstützt darum und mit der Kampagne «Bildung stärkt Menschen» im Südsudan eine Hebammenschule, aber auch gleichgelagerte Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika und bietet Kirchgemeinden in der Schweiz Informationen, wie sie Menschen in Unterricht und Gottesdienst für das Thema sensibilisieren können. Ŷ

Noch nie haben Hilfswerke, die in der Schweiz sammeln, so viel Geld erhalten wie im Jahr 2015. Insgesamt waren es 1,8 Milliarden Franken. Sechs von zehn Franken gingen an Hilfswerke mit Zewo-Gütesiegel, dies geht aus der Zewo-Spendenstatistik hervor. Der grösste Teil der Spenden ging an humanitäre Organisationen, die im Ausland tätig sind. Sie erhielten im Jahr 2015 über eine halbe Milliarde Franken Spenden. Mit einem Wachstum von 32 Millionen Franken haben sie auch den grössten Teil der zusätzlichen Spenden erhalten. Ŷ

Nachfolge für Schwester Benedikta Die Vakanz in der Einsiedelei St. Verena bei Solothurn geht zu Ende. Der Bürgerrat der Bürgergemeinde Solothurn hat Michael Daum als neuen Einsiedler gewählt. Der ehemalige Polizist aus Deutschland folgt auf Schwester Benedikta, welche die Einsiedelei am 27. Februar verlassen hatte. (kath.ch) Ŷ

«Bin ich ungerecht zu euch?» – Vorbereitungstreffen zum Weltgebetstag Der Weltgebetstag WGT ist eine Basisbewegung christlicher Frauen. Alljährlich am ersten Freitag im März feiern Menschen weltweit den WGT mit einem Gottesdienst. Er findet am 3. März 2017 statt und wird von philippinischen Frauen vorbereitet. Sie gestalten ihre Liturgie zum Thema «Bin ich ungerecht zu euch?» Auch im Kanton St. Gallen wird dieser ökumenische Anlass gefeiert. Dazu gibt es Vorbereitungstreffen. Anmelden via www.wgt.ch («Feiern» auswählen). Anmeldeschluss ist der 9. Januar. Ŷ

Christoph Möhl, Theologe, Pfarrer und Journalist

«Er war Pionier und Visionär» Text: Matthias Böhni, ref.ch

Vor kurzem ist der Pfarrer und Journalist Christoph Möhl (1933 – 2016) gestorben. Pfarrer Thomas Schaufelberger hat ihn gut gekannt.

Mittwoch, 17. Januar: Kirchgemeindehaus Lachen

kommen konnten. Er hat auch immer wieder zur Ökologie publiziert. Andererseits haben ihn früh alternative Formen des Gottesdienstes interessiert. Zum Beispiel hat er als Pfarrer in Vaduz Schriftsteller zur Predigt eingeladen und viele Gottesdienste mit einem gemeinsamen Essen verbunden.

Woher kannten Sie Christoph Möhl? Thomas Schaufelberger: Er war beim Informationsdienst der Zürcher Landeskirche mein Chef, als ich dort arbeitete. Später schrieb er für das «Reformierte Forum», das Vorgängerorgan der Reformierten Presse. Dort bin ich ihm wieder begegnet, weil ich während meines Studiums dort geschrieben habe.

Wie war er als Theologe? Auch als Theologe war er herausragend, originell und akribisch. Er konnte sich vertiefen und entdeckte immer wieder Neues, zum Beispiel in seinem Buch über den Theologieprofessor Fritz Blanke. Und er war begeisterungsfähig und konnte begeistern. Er war auch politisch aktiv und verbunden mit kirchlich-politischen Bewegungen.

Was zeichnete ihn aus? Er war in doppelter Hinsicht ein Pionier und Visionär. Einerseits bewegten ihn bereits in den 80er-Jahren ökologische Fragen. Als er noch als Pfarrer tätig war, hat er die Konfirmation zeitlich so angesetzt, dass alle mit dem Zug

Und wie war der Mensch Christoph Möhl? Er war ein ausgezeichneter Mentor und Seelsorger. In seiner Gegenwart fühlte man sich wohl. Er konnte zuhören, war ganz beim Gegenüber, hatte einen feinen Humor. Er hat mich und sicher viele andere geprägt. Ŷ

St. Gallen, 8.30 – 16.45 Uhr, Fr. 70.– Donnerstag, 18. Januar: siehe 17. Januar Samstag, 21. Januar: Saal im Untergeschoss der ev. Kirche Lichtensteig, 9 – 16 Uhr, Fr. 60.–

WGT-Plakat von Rowena «Apol» Laxamana

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PALETTE GELASSENER UND SELBSTBESTIMMTER IM ALLTAG – SCHATTENARBEIT Mittwoch, 9. November und 25. Januar 2017: 18.30 – 21.15 Uhr KGH Heiligkreuz, Lettenstr. 18, St. Gallen Immer wieder bringen uns dieselben Kleinigkeiten in Aufregung. Mit einer verblüffend einfachen Übung, die wir an zwei Abenden anwenden lernen, integrieren wir Teile unserer Persönlichkeit, die wir lieber nicht hätten. Anmeldung und Auskunft: [email protected], www.meditation-sg.ch

Schweizer Reformation und Wirren im Appenzellerland Peter Opitz, Reformationshistoriker und Professor an der Universität Zürich, hält am 19. November von 16 bis 18 Uhr, in der evang. Kirche Teufen AR ein Referat über «Schweizer Reformation und Wirren im Appenzellerland». Geschichtliches und Gegenwärtiges kommt zur Sprache. Anschliessend gibt es Gelegenheit zu Fragen und zur Diskussion. Der Eintritt ist frei. Organisatoren sind die reformierten Kirchgemeinden Hundwil, Rehetobel, Stein Speicher und Teufen.

Ökum. Kampagne Theater ST. GALLEN, CENTRUM ST. MANGEN Samstag, 21. Januar: 8.15 – 12 Uhr Impulsveranstaltung, halber Tag (neu!) mit zwei Referaten, Workshops Religionsunterricht alle Stufen, Gottesdienst- und Vertiefungsworkshop; Kontakt und Anmeldung: [email protected] WATTWIL, KATH. PFARREIHEIM Dienstag, 25. Januar: 14.15 – 17.15 Uhr Impulsveranstaltung halber Tag, Vertiefungsreferat, Workshops alle Unterrichtsstufen und Vertiefungsworkshop Referat, Kontakt und Anmeldung: [email protected] WALENSTADT, RÄGABOGÄ-TREFF Dienstag, 7. Februar: 17 – 20 Uhr Impulsveranstaltung halber Tag, Vertiefungsreferat, Workshop alle Unterrichtsstufen und Vertiefungsworkshop Referat, Kontakt und Anmeldung: [email protected] oder Pfrn. Anne Dietrich, Walenstadt, [email protected] TEUFEN AR, PFARREIZENTRUM STOFEL Mittwoch, 8. Februar: 13.35 – 16.45 Uhr Appenzeller Impulstag zur Kampagne, nachmittags, Vertiefungsreferat, Workshops alle Unterrichtsstufen und Vertiefungsworkshop Referat, Kontakt und Anmeldung: [email protected]

Singen HEILSINGEN IN DER GALLUSKRYPTA 1. Donnerstag im Monat: 3. November: von 18 bis 18.35 Uhr (Ausfall im Dezember) Die Galluskrypta des St. Galler Doms wird geöffnet. Hildegard Aepli, Pastoralassistentin, lädt zum Heilsingen ein: Einfache Lieder, Gebet, Lesung, Stille, Zuspruch und Segen. Mithilfe Marianne Kundt, Pfarrerin, St. Gallen. Eingang rechtes Chorgitter. Info: [email protected] 12 AUSGABE 11/2016

LUST AUF THEATER? Dann sind Sie bei uns richtig. Wir machen ein Theater um die Reformation! Unter professioneller Anleitung entwickeln wir gemeinsam ein Theater zum Thema «Freiheit», das im August / September 2018 aufgeführt wird. Dafür suchen wir Schauspieler, Sänger und weitere Helferinnen. Das erste Treffen für Spielende ist am Dienstag, 24. Januar 2017. Die Schauspielenden erhalten an zehn Samstagvormittagen Einblick in die Kunst des Theaterspielens und proben ab Januar 2018 einmal pro Woche. Interessiert? Melden Sie sich bei Pfarrerin Kathrin Bolt, [email protected], Kirchgemeinde Straubenzell

Gottesdienste ÉGLISE FRANÇAISE Cultes du dimanche à 10 h à l’église de St-Mangen, sauf le premier dimanche du mois. Cultes du soir mensuels à Rorschach, Rapperswil et Glaris. Renseignements auprès de Rédouane Es-Sbanti, pasteur, tél. 071 801 96 02 ou www.eglisefrsg.ch

Meditieren MEDITATION IN DER STILLE (ZAZEN) NACH VIA INTEGRALIS Mittwoch, 2 und16. November: 18.00 – 20.30 Uhr KGH Heiligkreuz, Lettenstr. 18, St. Gallen Regelmässiges Sitzen in der Stille (Zazen) ist ein persönlicher Erfahrungsweg, der zeigt, wie Sie konkret im Alltag echter leben können. Schulung auf Wunsch. Schnuppern möglich. Anmeldung und Auskunft: [email protected], www.meditation-sg.ch

MEDITIEREN FÜR EINE FRIEDLICHE WELT Täglich: 7 – 8 Uhr und 19.15 – 20.15 Uhr Offene Friedensmeditation in der Kapelle Fernblick, Bündtstrasse 20a, Teufen www.fernblick.ch / 071 335 09 19

Jung + erwachsen ICH BIN EIN TEIL DER SCHWEIZ Montag, 5. und 12. November: 10 – 17 Uhr Offene Kirche, St. Gallen Was macht Schweizer Identitäten in all ihrer Vielfalt aus? Zu diesem Thema finden an zwei Tagen Workshops mit Diskussionen, Kunst, Musik, Theater und Tanz statt. Information und Anmeldung: www.safranblau.ch GO2BE – DER ABENDGOTTESDIENST FÜR JUNGE ERWACHSENE Sonntag, 6. und 27. November: 18.30 – 19.30 Uhr Evang. Kirche Buchs, Kirchgasse 1, Buchs Eine frische Form des Feierns! Im Mittelpunkt steht das Lob Gottes (mit modernen, populären, englisch- und deutschsprachigen Liedern), die Zeit zum Beten und Hören auf Gottes Wort. Information: www.go2be.ch GOTTESDIENST MIT BAND Sonntag, 13. und 27. November: ab 10 Uhr Kreuzkirche Wil, Toggenburgerstrasse 50, Wil Gottesdienst mit Lobpreis, Kreativteil, Themenpredig, Apéro. Veranstalter: Kirchgemeinde Wil FEIER FÜR MENSCHEN, DIE UM EIN KIND TRAUERN Samstag, 12. November: ab 16 Uhr Ort: kath. Kirche St. Peter und Paul, Rotmonten Eine Feier für Menschen, die um ein Kind trauern. Sie steht unter dem Motto «Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände». Veranstalter: Bistum St. Gallen; Information: www.ref-sg.ch/v/gedenkfeier WORKSHOP LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE Samstag und Sonntag, 26. und 27. November: 13.30 – 17.30 Uhr Nach dem Erfolg des ersten Workshops im Sommer gibt es eine zweite Auflage! Willst du deine Skills vertiefen? Dann schnapp dir deine Kamera und mach dich mit dem Profi Cyrill Schlauri auf die Socken! Mit ihm findest Du das passende Sujet. – Info: www.safranblau.ch

PALETTE IMPRO THEATER WORKSHOP Sechs Mal mittwochs ab 2. November und am Samstag den 17. Dezember 2016 Der erste Abend gilt als Schnupperabend. Du tauchst in die Welt des Theaters ein, als König und Heldin. Theatererfahrung ist nicht erforderlich. Info: www. safranblau.ch

Film / Kino BEING THERE – DA SEIN Im Film von Thomas Lüchinger «being there – da sein» werden vier Menschen aus verschiedenen Kulturen porträtiert, die Sterbende begleiten. St. Gallen, KinoK: ab 2. November, Premiere Wil, Ciné Wil: ab 6. November Herisau, Cinetreff: ab 3. /4. /11./17./18./24. und 25. November Heerbrugg, Kino Madlen: noch offen

Gebet ST. GALLER STADTGEBET Donnerstag, 10. und 24. November: 19.30 Uhr Das Stadtgebet für junge Leute, im Chorraum der Kathedrale, ist eine Ermutigung zur Begegnung mit der eigenen Spiritualität. Eine halbe Stunde gehen wir der Sehnsucht nach Kraftquellen nach. Wenige Worte, Zeit für Stille und Musik zeichnen es aus. Musikalische Begleitung von Andreas Hausammann und Sabrina Sauder. Einsingen: 19.15 Uhr.

TIPPS DES MONATS

GESUNDES ST. GALLEN: ÄRZTE, HEILER, HEBAMMEN Mittwoch, 16. November: 14.30 – 16 Uhr Altstadtwanderung, Treff: Gallusplatzbrunnen WIE DER KAFFEE NACH ST. GALLEN KAM Donnerstag, 24. November: 14.30 – 16 Uhr Altstadtwanderung. Treff beim Turm der Kirche St. Laurenzen GESCHICHTEN VON JUDEN IN ST. GALLEN Montag, 28. November: 14.30 – 16 Uhr Alte Judengasse, Gemeindegründung, Judenkrawall, Wienercafé Neumann etc. Stadtwanderung. Treff an Ecke Metzgergasse / Kirchgasse. Bei jedem Wetter. Keine Anmeldungen nötig. Textblätter. Kollekte. www.stgaller-geschichten.org Walter Frei, 071 278 12 64, [email protected], Charlie Wenk, 071 288 65 88, [email protected]

Musik, Konzerte KONZERT VOM MUSICAL BIS ZUR WEIHNACHTSMUSIK Samstag, 12. November: 16 Uhr Ref. Kirche Wülflingen, Lindenplatz 12, Sopranistin und Mezzosopranistin Maja Schmid, Oberuzwil; Organist und Pianist Martin Schläpfer KLANG UND STILLE Freitag 18. November: 20.00 Uhr Chorraum der Kathedrale St. Gallen, Solokonzert mit Paul Giger, Violine, Eintritt frei, Kollekte

Die Nacht der Lichter erfährt ihre zehnte Auflage.

Nacht der Lichter 2016 in St. Gallen Die Nacht der Lichter wird bereits zum zehnten Mal durchgeführt und zwar in St. Gallen, am Samstag, 26. November, um 19.30 Uhr. Bischof Markus Büchel und Kirchenratspräsident Martin Schmidt laden zur grossen ökumenischen Gebetsnacht ein. Ab 17 Uhr ist der Fackelmarsch Richtung Klosterplatz und um 19.30 Uhr öffnen die Türen zum Gebet in der Kathedrale und der Kirche St. Laurenzen. Die Organisatoren suchen noch Erwachsene und Jugendliche, die bei der Durchführung mitarbeiten möchten (Einrichten, beim Fackelmarsch, Infostand, Gebet oder bei der Verpflegung). Interessierte melden sich bei Linus Brändle: [email protected]. Ŷ www.nachtderlichter.ch

Führungen

Wanderung

Lichtfeiern im Gedenken an Verstorbene

DIE ST. GALLER TÄUFERBEWEGUNG IN DER REFORMATIONSZEIT Montag, 31. Oktober: 18 – 19.30 Uhr Bibelglaube, staatsfreie Kirche. Täuferprediger wie Hans Krüsi und Wolfgang Uelimann. Ein Brudermord. Treff: Vadian-Denkmal, Marktplatz.

WANDERN FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ Mittwoch, 9. und 23. November, 7. und 21. Dezember: jeweils um 13.30 Uhr Treff: Eingang FHS St. Gallen, Rosenbergstr. 59 Die Fachstelle Demenz der FHS St.Gallen führt wieder begleitete Wanderungen für Menschen mit Demenz im Raum St. Gallen durch. Für die von Pflegefachpersonen begleiteten Wandergruppen sind noch freiwillige Helferinnen und Helfer gesucht: [email protected] oder [email protected] 071 226 15 21 oder 071 226 15 23

Am Samstag, 19. November, 17 Uhr, laden die Seelsorgeteams sowie die Geschäftsleitung des Kantonsspitals St. Gallen zur Lichtfeier im Gedenken an Verstorbene in den Spitälern Flawil, Rorschach und St. Gallen ein. Angesprochen sind alle Angehörigen und Freunde, die zwischen dem 1. Oktober 2015 bis 30. September 2016 jemanden verloren haben, ebenso Angehörige und Freunde von verstorbenen Mitarbeitenden. Die Feiern sind offen für alle und werden musikalisch umrahmt und gestaltet vom jeweiligen Seelsorgeteam. Im Anschluss: Apéro. Ŷ

POLIZEIKOMMANDANT PAUL GRÜNINGER Dienstag, 8. November: 14.30 – 16 Uhr Wo in St. Gallen lebte und wirkte er, wie half er den Flüchtlingen? Altstadtwanderung. Treff beim Vadian-Denkmal am Marktplatz.

Spital St. Gallen: Spitalkapelle, Haus 21, 1. Stock Spital Flawil: erweiterter Andachtsraum, Erdgeschoss Spital Rorschach: Spitalkapelle, 4. Stock

Reformationsfeier mit Franz Kreissl

Wie der Kaffee nach St. Gallen kam: Donnerstag, 24. November: 14.30 – 16 Uhr, Altstadtwanderung (siehe Führungen).

Die gesamtstädtische St. Galler Reformationsfeier wird in ihrer bald 100-jährigen Geschichte zum fünften Mal von einem Katholiken bestritten. Am Montag, 7. November, 19.30 Uhr, spricht in der Kirche St. Mangen Franz Kreissl, Pastoralamtsleiter des Bistums St. Gallen, über seine Erfahrungen und Visionen in der Ökumene. Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13

AKTUELL

BÜCHERTIPPS

Globi und die Energie

Unterwegs mit minimaler Ausrüstung, aber maximaler Funktion: Pilgerpfarrer Andreas Bruderer beim Winterpilgern den Rhein entlang.

Beim Gehen fliesst das Gespräch Andreas Bruderer, der einzige reformierte Pilgerpfarrer geht in Pension Text: Raphael Kummer, ref.ch | Foto: zVg

Die Gemeinde von Pfarrer Andreas Bruderer ist verstreut vom Boden- bis zum Genfersee: Er ist der einzige reformierte Pilgerpfarrer der Schweiz und sieht im Pilgern grosses Potenzial für die Kirchen. Nun geht er in Pension. Drei Dinge, die ein Pilger zwingend im Rucksack haben sollte? Andreas Bruderer überlegt nicht lange: «Eine Wasserflasche, ein guter Regenschutz und Fusspflaster.» Zwar bekomme er selber keine Blasen beim Pilgern. Sie aber im Fall der Fälle dabeizuhaben, sei nie schlecht, meint er. AUS DER GANZEN SCHWEIZ Bruderer war 34 Jahre Pfarrer, die letzten fünfeinhalb Jahre an der reformierten Kirche St. Jakob in Zürich. Hier hat er das reformierte Pilgerzentrum weitergeführt, welches sein Vorgänger vor 20 Jahren aufzubauen begann. Darum kommen die meisten Pilger noch heute aus der Region Zürich, mittlerweile aber aus der ganzen Schweiz. «Wir haben über tausend Adressen in unserer Kartei», erzählt der 65-Jährige stolz. «Meine Gemeinde entstand, weil sich Leute fürs gemeinsame Pilgern interessierten.» UNTERWEGS SIND MENSCHEN OFFENER Bruderer selbst hat vor 20 Jahren mit Pilgern angefangen: Er lief während einer Weiterbildung über die Pyrenäen. Eine Erleuchtung, wie sie sich viele Pilger erhoffen, habe er nicht gehabt, dafür sei er viel zu nüchtern, offenbart er. Gepackt hat es ihn dennoch. So begann er zuhause, sich mit Leuten in Goldach und später in Urdorf «auf den Weg zu machen», wie er sagt. Pilgern ermögliche eine «erfahrungsbezogene Religiosität», versucht Bruderer zu erklären, warum es vor allem auch Kirchenferne anzieht. «Das ist ein Zugang zum Glauben, den die refor14 AUSGABE 11/2016

Das neue GlobiWissen-Buch «Globi und die Energie» ist erschienen. Es dreht sich um die Themen Klimawandel und Energiewende. Darf man noch ungeniert seine elektrische Zahnbürste verwenden? Oder versinkt dann eine kleine Insel auf der anderen Seite der Welt? Was hat unser Energieverbrauch mit dem Klimawandel zu tun?, fragt sich Globi. Was für Erwachsene vielleicht klar ist, macht Globi auch für Kinder anschaulich. Globi greift ein aktuelles Thema auf und erklärt, welche Energien es gibt und mit welchen Folgen wir diese nutzen. Er erklärt, was sich hinter erneuerbaren Energien oder Suffizienz verbirgt. Er besucht Orte alter und neuer Energiegewinnung und lässt sich erklären, wie ein AKW oder Solarzellen funktionieren. Er hört von den Vor- und Nachteilen verschiedener Energien. Ein lehrreiches Buch, auch für Erwachsene. Ŷ Globi und die Energie – Globis Reise in die Energiezu-

mierte Kirche zu lange nicht beachtet hat.» Seine Erkenntnis ist, dass beim Unterwegssein die Leute offener sind. «Seelsorgerlich ist da mehr möglich, als wenn man sich gegenübersitzt.» ALLE VIERZEHN TAGE EINEN ABSCHNITT Am Montag zog er jeweils los. Dieses Jahr ganz klassisch auf dem Jakobsweg: In 18 Etappen von Konstanz nach Lausanne, alle 14 Tage einen Abschnitt. Weil sich die Leute nicht anmelden müssen, wusste Bruderer nie, wie viele kommen werden. Unterwegs leitete der Pfarrer die Pilger an und setzte spirituelle Impulse: Er las einen Text, stimmte ein Lied an, verordnete eine Schweigezeit oder liess die Pilger einen Bibelvers ziehen, über den sie meditieren konnten. Kamen sie unterwegs an einer Kirche vorbei, gingen sie hinein. «Der spirituelle Hintergrund der Teilnehmer ist breit», sagt Bruderer. Seine Anregungen seien christlich, «aber nicht im engen Sinn». SELBER LOSPILGERN Die Kirche kommt mit dem Pilgern an Menschen heran, die der Institution sehr kritisch gegenüberstehen, ist Bruderers Erfahrung. Er wünscht sich, dass die Kirchen dieses Potenzial noch stärker sehen. «Nicht weil es eine tolle missionarische Gelegenheit ist, sondern weil die Arbeit mit Randsiedlern der Kirche auch zu unserer Aufgabe gehört». Nun gibt Bruderer den Pilgerstab weiter an seinen Nachfolger. Er selbst tritt in den Ruhestand, und er freut sich darauf. Wobei Ruhestand das falsche Wort ist für seinen nächsten Plan: «Wahrscheinlich laufe ich einfach mal los», vermutet Bruderer. Wie so viele, die vor einem Umbruch im Leben stehen. Garantiert mit dabei sind jedenfalls Wasserflasche, Regenschutz und Fusspflaster. Ŷ

kunft: Atlant Bieri (Text) / Daniel Müller (Bild), Globi Verlag (Orell Füssli Verlag), Zürich, 2016; 96 Seiten, ab 7 Jahren, ca. Fr. 29.90

Herzfehler – Ernst und Scherz aus vier Jahrzehnten Der Rorschacher Theologe Max Schär ist wahrlich kein Monothematiker. In der neu erschienenen Textsammlung stehen denn auch geschichtliche Abhandlungen neben erzählenden Texten, es steht Esoterisches neben Philosophischem und Geistliches neben Politischem. Die Beiträge umfassen Stationen, Situationen, Reflexionen und sorgfältig recherchierte historische Beiträge eines feinsinnigen Menschen, der lebensklug die ihn umgebende Welt erfasst und dabei geschmeidig und geschickt das Werkzeug der Sprache benutzt. Daraus entsteht ein reiches Kaleidoskop, das einen lesenswerten Überblick über Schärs Schaffen bietet. So wird dieser Sammelband wohl auch in erster Linie Menschen ansprechen, die ihrerseits das Verschiedenartige, das Widersprüchliche und Unerwartete suchen. Diese Leserinnen und Leser werden den teils vergnüglichen, teils informativen, teils besinnlichen Charakter der einzelnen Beiträge und der ganzen Kollektion zu schätzen wissen. Was die Beiträge verbindet, sind die Liebe zu den Menschen, eine gewisse augenzwinkernde Heiterkeit und das Bemühen um die genaue Form.» Ŷ Verlag Petri, gebundene Ausgabe für Fr. 31.90, ISBN 978-3-03784-109-9

NACHGEFRAGT

MONATSPORTRÄT

Swingen mit Zwingli Pfarrer Scotty Williams baut in St. Gallen eine internationale Gemeinde auf Text | Foto: Daniel Klingenberg, St. Gallen, Pfarrer Kirchgemeinde Mittleres Toggenburg

Der Mann ist eine Wucht: 185 Zentimeter lang, ein Body wie ein Basketballspieler. In der ehrwürdigen Kirche St. Mangen in St. Gallen predigt er mit dem ganzen Körper. Arme, Hände und Oberkörper sind in dauernder Bewegung, die kräftige Stimme hat viel Schwung und die Dynamik eines Rap. Er zitiert Dietrich Bonhoeffer mit der «billigen Gnade» (cheap grace) und streicht später einem Jugendlichen das Taufwasser sanft über den Kopf. Stolz und verlegen steht der Junge da, als die Gemeinde nach der Taufe klatscht, beschützend hält der Pfarrer den Arm um seine Schulter. Nach über einer Stunde Gottesdienst lädt er zum «Baptize-Icecream» ein.

gung geworden. Schon als Kind fühlt er sich in der Liturgie, dem Ablauf des Gottesdienstes, zu Hause. Damit er später Pfarrer wird, braucht es zwei weitere Schlüsselerlebnisse. Das eine ist eine Robin-Hood-Verfilmung, in der er Mönch Bruder Tuck sieht. Das soziale Engagement des «Königs der Vagabunden» macht ihm dermassen Eindruck, dass der junge Scotty wie Tuck sein Gehilfe werden möchte. Dann, bereits auf dem College als Kunststudent, diskutiert er oft mit einer Theologiestudentin. Er kritisiert die ausgrenzende Haltung und das enge Bibelverständnis der Kirchen hart. Schliesslich sagt sie zu ihm: «Ich bin dein Gejammer über die Kirchen müde, tu’ etwas!»

KIRCHENPFLANZEN IN DER OSTSCHWEIZ ROBIN HOOD UND DIE LITURGIE Williams tat etwas. Er studiert Theologie, wird Das ist Scotty Williams. Mit seinen 33 Jahren Pfarrer, zieht von Louisiana in den Norden nach steht er gerade im «Jesus-Jahr», wie man in den Minnesota und lernt dort eine skandinavische USA scherzhaft zu Menschen sagt, die gerade so Frömmigkeit kennen. 2010 kommt er in die alt sind, wie Jesus wohl bei seiner Passion war. Schweiz und wird für fünf Jahre Assistent ReveAn Ostern ist er als englischsprachiger Pfarrer rend in der International Protestant Church in St. Gallen angekommen. Sein auf drei Jahre (IPC) in Zürich. In dieser Zeit doktoriert er über befristeter Auftrag von der Kantonalkirche lauZwingli (englisch «Swingli» ausgesprochen), tet: Eine internationale dessen Theologie er frülandeskirchliche Gemein- «Ich bin Dein Gejammer über die her langweilig fand und Kirchen müde, tu’ etwas!» de aufbauen. nun durch die OriginaltexScotty Williams kommt te neu entdeckt. Hierher aus dem US-Südstaat Louisiana, der dreimal so zieht es ihn wegen der Liebe: An Silvester 2006 gross wie die Schweiz und wegen New Orleans kommt er mit einem Freund in die Schweiz und bekannt ist. Scotty ist in dem 3000-Einwohlernt seine spätere Frau kennen. Heute wohnen ner-Flecken Sarepta in einer kreolischen Familie die beiden in Wittenbach in der St. Galler Aggloaufgewachsen. Die «Kreolen» sind die Nachfahmeration. ren spanischer oder französischer Einwanderer Nach der IPC-Zeit will Williams eine neue Herin der Kolonialzeit, teils mit afrikanischen Wurausforderung. Er findet sie in St. Gallen, und er zeln. In diesen Familien werden die Enkel nach nennt sie «Church Planting», zu Deutsch etwa der Konfession der Grossmutter mütterlicher«Kirchenpflanzen». Die Gemeinde heisst «All seits (Scotty: «She loved Calvin») erzogen: DarSouls» – «alle Seelen» sind willkommen. Die um ist er Presbyterianer calvinistischer PräPflanze wächst. Ŷ

«Gott segnet, damit wir segnen» Scotty Williams, wieso heisst die internationale Gemeinde St. Gallen «All Souls»? Ich hatte die Idee, dass sie «All Saints» heissen solle. Meine Frau sagte zurecht: Das wäre nicht einladend. So kam ich auf «All Souls Protestant Church» wie der Feiertag «Allerseelen». Alle Menschen haben eine Seele, alle sind eingeladen. Wie muss man sich diese Gemeinde vorstellen? Wir feiern abwechselnd 14-täglich Gottesdienst sowie den Anlass «Soul Food». Dabei kommen wir zu einem Bibelgespräch zusammen und danach essen wir – Nahrung für Seele und Körper. Gibt es im Raum St. Gallen ein Bedürfnis für diese Gemeinde? An der Universität hat es englischsprachige Lehrpersonen und Studierende, die dabei sind. In die Gottesdienste kommen aber auch Leute aus Asien und Flüchtlinge. Und Schweizer. Ich bin mit rund 35 Personen regelmässig in Kontakt, in die Gottesdienste kommen gegen 20. Wie gross soll die All-Souls-Gemeinde werden? Es geht für mich nicht um möglichst viele Mitglieder. Es geht um ein gutes Fundament und darum, dass Beziehungen wachsen. Sie haben über Zwingli doktoriert. Um was geht es? Aus der Arbeit ist eine neue Abendmahl-Liturgie entstanden, ein Mix aus Calvin und Zwingli. Wir haben sie in der Helferei Grossmünster in Zürich, wo Zwingli wohnte, ausprobiert. Für mich ist die Zwingli-Entdeckung, dass er den Segen Gottes in die Gesellschaft trug. Das ist unsere Aufgabe: Gott segnet uns, damit wir segnen. In den USA ist gerade Wahlkampf. Was halten Sie von Clinton und Trump? Was ich in den USA und bei beiden Kandidierenden vermisse, ist der Respekt gegenüber Andersdenkenden. Aber wer immer gewählt wird: die Welt geht nicht unter. Ein Reizthema in den USA ist die Haltung zur Homosexualität. Wo stehen Sie? Als das schreckliche Attentat in Orlando geschah, haben wir die Kollekte für den Nachtclub gesammelt. Es geht nicht darum, heterooder homosexuell zu sein, sondern darum, Jesus nachzufolgen. Man muss nicht Hetero sein, um Jesus nachzufolgen. Wie ist es für Sie, als Schwarzer hier zu leben? Ich fühle mich hier nicht als Schwarzer. Die Menschen sehen mich hier in der Schweiz, mehr als in den USA, als Person. Wenn Du dich hier integrieren willst, dann helfen dir die Leute, dich zu integrieren. Gibt es typisch Schweizerisches, das Sie mögen? Ich gehe gerne an eine «Metzgete». Dadurch wurde ich Mitglied eines Vereins zur Förderung des Ansehens der Blut- und Leberwürste. (kl) Ŷ

Scotty Williams vor der Kirche St. Mangen in St. Gallen, wo er eine internationale landeskirchliche Gemeinde aufbaut.

www.allsouls.ch

WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 15

BIBLISCHE NAMEN

Der Erleuchtete

welche die ebenfalls zu Schlangen gewordenen Stäbe der ägyptischen Weisen verschlingt. Anschliessend werden mit seinem Stab die drei ersten Plagen erwirkt.

Text: meka | Foto: Rabanus Flavus, wikimedia

Ob als Bruder Moses, dessen Sprecher, Gefährte und prophetischer Stellvertreter, als Wundermann, charismatischer Führer und Ahnherr der levitisch-aaronitischen Priesterschaft: Aaron ist mannigfaltig dargestellt. Die Herkunft seines Namens aber ist ungeklärt.

erzählung die Überlegenheit Jahwes. Es ist Aaron, der sich hier zunächst als Wundertäter hervortut. Sein Stab wird zu einer Schlange,

DAS GOLDENE KALB Dem positiven Aaron-Bild steht die Erzählung vom goldenen Kalb gegenüber. Während Mose auf dem Berg die Weisungen Gottes erhält, bringt Aaron im Tal Sünde über das Volk. Unter seiner Leitung baut man das goldene Kalb als Bild Jahwes und verstösst damit gegen die zehn Gebote, die Gott eigenhändig auf steinerne Tafeln geschrieben und Mose gerade erst auf dem Berg gegeben hat. Im Buch Numeri zeichnet sich dann wieder ein positives Bild von Aaron ab. Als sich Männer aus einem Geschlecht der Leviten gegen Aaron auflehnen und das Priestertum fordern, lässt Jahwe sie vom Erdboden verschlingen und sichert damit die Privilegien des aaronitischen Priestertums. Die Erwählung Aarons zeigt sich dann daran, dass von zwölf Stäben, welche die zwölf Stämme repräsentieren, nur der Stab, der den Namen Aarons trägt und sich damit nur auf sein Geschlecht bezieht, über Nacht erblüht. Ŷ

AARON BECKFORD, JONA Meine Mutter und mein Vater suchten nach einem biblischen Namen, der in englischer wie deutscher Sprache schön klingt. In einem Namensbuch stiessen sie als erstes auf Aaron. Der Entscheid auf ihn fiel sofort. Seine Bedeutung und biblische Geschichte kenne ich. Der Name passt gut zu mir und ist ausdrucksvoll. Obwohl er kurz und eindeutig ist, war ich in der Schule wohl derjenige mit den meisten Spitznamen wie Ayren, Örwen aber natürlich auch «Aaroni Marroni». Von den Erwachsenen hörte ich viel, dass ich einen schönen Namen habe. Ich halte meinen Namen in Ehre. Ŷ

AARON WOHLWEND, AZMOOS Als meine Mutter mit mir schwanger war, überlegte sie sich während der Fahrt zur Arbeit einen Namen für ihr Kind, welches immer wie wild im Bauch strampelte. Plötzlich fiel ihr der Name Aaron ein. Niemand, den ich kenne, heisst Aaron. Er bedeutet «der Erleuchtete». Das ist witzig, weil mich meine Freundin immer als strahlend bezeichnet. Ja, der Name passt sehr gut zu mir. Ich mag ihn, da er sich männlich anhört und nicht kindlich klingt. Es gibt Leute, die stellen sich unter Aaron keinen Schweizer vor, da es viele ausländische Personen mit dem Namen Aron gibt. Ŷ

Zur Diskussion steht unter anderem eine Ableitung vom Ägyptischen «gross», «Erleuchteter», «Bergmensch», «Held» und Kämpfer», andererseits könnte der Name auf den semitisch hergeleiteten «Zeltmann» zurückführen. SPRACHGEWANDT Aaron ist der ältere Bruder von Mose und Mirijam. Im alten Testament erscheint er im Buch Exodus in der Erzählung über die Berufung Moses. Er soll dessen Auftrag, die Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens zu führen, durch seine Sprachgewandtheit unterstützen. Zusammen treten Mose und Aaron dem ägyptischen Pharao gegenüber und zeigen ihm in der Plagen-

Blühender Aaronstab auf dem spätromanischen bronzenen Taufbecken im Hildesheimer Dom.

Ich heisse Aaron

AARON RIEDENER, BAZENHEID Während der Schulzeit wurde ich oft darauf angesprochen, ob ich den christlichen Unterricht denn überhaupt besuchen wolle oder nicht; und auch später hatten viele das Gefühl, ich sei Jude. Allein, meine Namensgebung Aaron hat einen ganz andern Ursprung und nicht im Glauben. Vielmehr war meine Mutter eine grosse Anhängerin von Elvis Presley. Und weil er den Zweitnamen Aaron trug, tauften meine Eltern mich nach ihrem grossen Idol. Mit diesem Vornamen war ich immer allein zur damaligen Zeit, aber er gefällt mir auch heute noch sehr gut. Ŷ

Nachrichten aus Ihrer Kirchgemeinde im Mittelbund

Zum Titelbild Das Titelbild «Seele im Hals» (Christoph, 2. Klasse in Krinau) wie auch die weiteren Bilder respektive Zeichnungen zum Thema Seele stammen von Toggenburger Schulklassen der Religionslehrerin Monika Züst-Wehrle, Nesslau.

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Impressum Herausgegeben im Auftrag der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen. www.kirchenbote-sg.ch Nächste Nummer Geburt Erscheint am 2. Dezember 2016 Redaktionsschluss: 10. November

Redaktion Pfr. Andreas Schwendener (as) Rehweidstrasse 2 9010 St. Gallen Tel. 071 244 34 64 [email protected] (Bitte keine Adressänderungen bei der Redaktion! Die Kirchgemeinden verwalten die Adressen – siehe Mittelbund)

Druck galledia ag 9442 Berneck, www.galledia.ch

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Altpapieranteil: mind. 50 %, Auflage: 71 000 Gestaltungskonzept Tomcat AG 9014 St.Gallen www.tomcat.ch Abonnementspreis 11 Ausgaben: Fr. 13.– (wird von den Kirchgemeinden bezahlt)

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