Schall und Hören. Wie wir Schall wahrnehmen und wie das Ohr funktioniert

Schall und Hören Wie wir Schall wahrnehmen und wie das Ohr funktioniert. 1 Diese Broschüre ist die erste in einer Reihe, die Widex über die Themen...
Author: Bastian Bieber
3 downloads 6 Views 398KB Size
Schall und Hören

Wie wir Schall wahrnehmen und wie das Ohr funktioniert.

1

Diese Broschüre ist die erste in einer Reihe, die Widex über die Themen Hören und HörSysteme herausgibt.

Was ist Schall? Schall ist ein wichtiger Bestandteil unseres modernen Alltags. Bei der Arbeit, im Verkehr, in der Freizeit, in der Tagesstätte und in der Schule. Dank Schall können wir mündlich mit anderen Menschen kommunizieren, Informationen erhalten und in der Natur vorkommende Klänge genießen. Zudem kann Schall auch eine Alarm- oder Warnfunktion haben (z. B. die Telefonklingel oder Sirenen). Jeder Schall fängt mit einer Bewegung an. Und jede Bewegung klingt anders. Sei es ein Blatt im Wind, ein Stuhl, der über den Boden gezogen wird, das Anstoßen der Gläser beim Zuprosten oder der Anschlag einer Klaviersaite. Durch diese Bewegungen wird die Luft in Schwingungen versetzt. Diese Schwingungen können stark oder schwach, kurz oder lang sein. Eine heftige Bewegung ruft einen hohen Schalldruck (ein lautes Schallsignal) hervor, während eine kleine Bewegung einen niedrigen Schalldruck (ein leises Schallsignal) hervorruft. Kurze Schwingungen ergeben hohe Töne, lange Schwingungen tiefe Töne. Das Ohr nimmt die Schwingungen wahr und wandelt sie um, damit wir sie als Schall hören können.

Dezibel-Barometer dB (SPL)

140

140

130

130

120

120

110

110

100

100

90

90

80

80

70

70

60

60

50

50

40

40

30

30

20

20

10

10

0

0

Lautstärke und Hörschwelle Der Schalldruck wird in dB SPL gemessen (siehe Abb.). Normale Sprache erreicht durchschnittlich 65 dB SPL. Die Hörschwelle wird in dB HL gemessen. Eine Hörschwelle zwischen 0 und 20 dB HL wird als normal betrachtet. Zusätzlich zur Messung der Hörschwelle wird oft auch die Unbehaglichkeitsschwelle gemessen. Die meisten empfinden Unbehagen bei Schallpegeln zwischen 120 und 140 dB HL. Hohe Lautstärken über längere Zeit sollten vermieden werden, da dies dem Gehör schaden kann. Bei sehr großen Lautstärken besteht die Gefahr, dass das Trommelfell platzt.

Frequenz Wenn es um Schall geht, wird sehr oft der Begriff Frequenz verwendet. Die Frequenz gibt die Schallhöhe an und wird in Hertz (Hz) gemessen, was die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde ausdrückt. Hohe Töne haben eine hohe Frequenz, d. h. viele Schwingungen pro Sekunde; entsprechend haben tiefe Töne eine niedrige Frequenz, also weniger Schwingungen pro Sekunde. Das menschliche Ohr ist in der Lage, Schallsignale zwischen 20 und 20.000 Hz wahrzunehmen. Unsere Sprache beinhaltet im Normalfall hauptsächlich Frequenzen zwischen 100 und 6.000 Hz.

Das menschliche Ohr Das Ohr ist ein hochentwickeltes, feinfühliges und kompliziertes Organ, das aus drei Hauptbereichen aufgebaut ist: Das Außenohr Das Außenohr besteht aus dem äußeren knorpeligen Teil des Ohrs und dem Gehörgang. Der Gehörgang endet mit dem Trommelfell, das den Übergang zum Mittelohr bildet. Das Außenohr fungiert als eine Art „Parabolantenne“, welche die Schallwellen auffängt und zum Trommelfell leitet, das durch diese in Schwingungen versetzt wird. Das Mittelohr Das Mittelohr ist mit Luft gefüllt. Die Eustachische Röhre, die das Mittelohr mit dem Nasenrachenraum verbindet, sorgt im Mittelohr für neutrale Luftdruckverhältnisse (d. h. der Luftdruck im Mittelohr entspricht dem Luftdruck der äußeren Umgebung). Im Mittelohr befinden sich drei kleine Knöchelchen: Hammer (Malleus), Amboss (Incus) und Steigbügel (Stapedius). Diese Gehörknöchelchen bilden zusammen ein „Hebelsystem“, welches die Bewegungen des Trommelfells aufnimmt und sie auf das Innenohr überträgt, das auch Schnecke genannt wird. Zwei kleine Muskeln sind mit den Knöchelchen verbunden. Diese Muskeln werden reflexartig aktiviert, wenn lauter Schall auf das Ohr trifft. Dieser Abwehrmechanismus reduziert den Schalldruck im Innenohr. Das Innenohr Das Innenohr hat zwei Teile: das Hörorgan und das Gleichgewichtsorgan, welches aus drei mit Flüssigkeit gefüllten Bogengängen besteht. Das Hörorgan ist eine knöcherne, ebenfalls mit Flüssigkeit gefüllte Struktur, die wie ein Schneckenhaus geformt ist. Den Übergang zwischen dem Mittelohr und dem Innenohr bildet das sogenannte ovale Fenster. Die Fußplatte des Steigbügels führt eine kolbenartige Bewegung auf das ovale Fenster aus, welche wiederum die Innenohrflüssigkeit in der Schnecke in Bewegung versetzt.

Gehörgang

Hammer

Trommelfell

Gleichgewichtsorgan

Schnecke

Steigbügel

Amboss

3 1

1. Außenohr

2

2. Mittelohr

3. Innenohr

In der Schnecke gibt es etwa 20.000 Haarzellen („Sinneszellen“), die durch die Wellenbewegungen der Flüssigkeit aktiviert werden. Wenn die Haarzellen aktiviert werden, übermitteln sie Impulse ans Gehirn, das diese Impulse als Schall wahrnimmt. Auf diese Weise kann das Ohr auf verwunderlichen und gewundenen Wegen Schallwellen auffangen, sie in Bewegungen in Knöchelchen umsetzen, sie in Wellenbewegungen im Wasser umwandeln, um schließlich als Nervenimpulse zu enden, die vom Gehirn gedeutet werden. Die kleinste Änderung in Teilen dieses sehr komplexen Systems ist mit einer Verringerung des Gehörs verbunden.

Hörnerv

Hörschädigung Hörverluste, Hörschädigungen und Tinnitus (Rauschen oder Pfeifen im Ohr) sind heute ein sehr weitverbreitetes Problem auf der ganzen Welt – mehr als 500 Millionen Menschen leiden darunter. 2015 werden schätzungsweise über 700 Millionen Menschen hörgeschädigt sein. Dieser riesige Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass wir im Alltag immer mehr Lärmbelastungen ausgesetzt werden. Eine Hörschädigung hängt deshalb nicht nur mit dem Alter zusammen. Auch immer mehr junge Leute haben Hörprobleme. Die meisten Hörgeschädigten haben Probleme, in schwierigen Hörsituationen Sprache zu verstehen. Dies kann z. B. in Situationen mit Hintergrundgeräuschen oder Nachhalleffekten der Fall sein. Auch Fernsehen kann problematisch sein, wenn das Sprachsignal mit Musik und Geräuscheffekten gemischt wird oder die Lautstärke des Sprachsig­ nals sehr variiert. Genau in solchen Situationen wünschen sich die meisten Hilfe durch Hörgeräte. Um in dieser Situation dem Hörgeschädigten zu helfen, können nicht alle Schallsignale einfach nur verstärkt werden. Die Verstärkung der Schallsig­ nale muss die Sprachverständlichkeit optimieren, aber gleichzeitig die Hintergrundgeräusche unterdrücken. Nur so wird die allgemeine Klangqualität eines HörSystems möglichst gut.

Sowohl für Kinder als auch für Ältere ist ein Hörverlust nicht nur eine Frage des Hörens. Hörprobleme bedeuten oft, dass es schwierig ist, den Zusammenhang eines Gesprächs zu verstehen, und die Konsequenz mag sein, dass der Schwerhörige müde wird, sich isoliert oder einsam fühlt. Ein anderes Problem ist, dass Hörverluste irrtümlich mit dem Altwerden und einer schlechten Auffassungsgabe verbunden werden. Das kann sowohl die Schule als auch das Berufsleben, die sozialen Kontakte und die Lebensqualität beeinträchtigen. Es ist deshalb sehr wichtig, möglichst früh etwas zu unternehmen, denn moderne Hilfsmittel wie HörSysteme sind heute weit entwickelt und damit von unschätzbarem Wert für die Lebensqualität.

Abhilfe bei Hörverlusten Eine chirurgische oder medizinische Behandlung kann in einigen Fällen einem Hörverlust abhelfen. In vielen Fällen ist jedoch die Versorgung mit modernen HörSystemen die zu empfehlende Lösung. Moderne HörSysteme können ein normales Gehör noch nicht ersetzen, sie können jedoch den Hörverlust kompensieren und fehlende Wahrnehmung wiederherstellen. Die HörSysteme werden dazu entsprechend den individuellen Bedürfnissen des Hörgeräte-Trägers präzise angepasst. Weitere Informationen über Hörgeräte finden Sie in dem Heftchen „Was ist ein Hörgerät?“.

www.widex.com www.hear-it.org

¡9 502 0781 002?¤ ¡#01v¤

Printed by FB / 05-08 9 502 0781 002 #01